.Dan Cotter !!`П!XПXXX0P Q 4 4:@ S 4:S!! П /  M #CF #CF  CF C CF  CF  CF  CF  CF C CF  CF  CF  CF K@F #CK@F #CK@F #CK@F #CK@F #CK@FHK C@F@HK C@F@HK C@F@IKC@F@ @#CF @#CFFIH BF IH BF CI  BF I  C B F F %$#@#[@&*'?+Os!18"@B#88"@B#88"R@B 088"R@B 888B088B888B`$ B %p6 7Bh- -$"" %&*$$8L !@:#@B# !@:#@B# !I@:#[@B 0 !I@:#[@B 8 :B0 :B8 9Bh- #3B p6 #347B0 ??? 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K. Rowlings 4 Bcher: Harry Potter und der Stein der Weisen Harry Potter und die Kammer des Schreckens Harry Potter und der Gefangene von Askaban Harry Potter und der Feuerkelch ~Joanne K. Rowling Harry Potter und der Stein der Weisen ~Ein Junge berlebt Mr. und Mrs. Dursley im Ligusterweg Nummer 4 waren stolz darauf, ganz und gar normal zu sein, sehr stolz sogar. Niemand wre auf die Idee gekommen, sie knnten sich in eine merkwrdige und geheimnisvolle Geschichte verstricken, denn mit solchem Unsinn wollten sie nichts zu tun haben. Mr. Dursley war Direktor einer Firma namens Grunnings, die Bohrmaschinen herstellte. Er war gro und bullig und hatte fast keinen Hals, dafr aber einen sehr groen Schnurrbart. Mrs. Dursley war dnn und blond und besa doppelt so viel Hals, wie notwendig gewesen wre, was allerdings sehr ntzlich war, denn so konnte sie den Hals ber den Gartenzaun recken und zu den Nachbarn hinbersphen. Die Dursleys hatten einen kleinen Sohn namens Dudley und in ihren Augen gab es nirgendwo einen prchtigeren Jungen. Die Dursleys besaen alles, was sie wollten, doch sie hatten auch ein Geheimnis, und dass es Jemand aufdecken knnte, war ihre grte Sorge. Einfach unertrglich wre es, wenn die Sache mit den Potters herauskommen wrde. Mrs. Potter war die Schwester von Mrs. Dursley; doch die beiden hatten sich schon seit etlichen Jahren nicht mehr gesehen. Mrs. Dursley behauptete sogar, dass sie gar keine Schwester htte, denn diese und deren Nichtsnutz von einem Mann waren so undursleyhaft, wie man es sich nur denken konnte. Was wrden blo die Nachbarn sagen, sollten die Potters eines Tages in ihrer Strae aufkreuzen? Die Dursleys wussten, dass auch die Potters einen kleinen Sohn hatten, doch den hatten sie nie gesehen. Auch dieser Junge war ein guter Grund, sich von den Potters fernzuhalten; mit einem solchen Kind sollte ihr Dudley nicht in Berhrung kommen. Als Mr. und Mrs. Dursley an dem trben und grauen Dienstag, an dem unsere Geschichte beginnt, die Augen aufschlugen, war an dem wolkenverhangenen Himmel drauen kein Vorzeichen der merkwrdigen und geheimnisvollen Dinge zu erkennen, die bald berall im Land geschehen sollten. Mr. Dursley summte vor sich hin und suchte sich fr die Arbeit seine langweiligste Krawatte aus, und Mrs. Dursley schwatzte munter vor sich hin, whrend sie mit dem schreienden Dudley rangelte und ihn in seinen Hochstuhl zwngte. Keiner von ihnen sah den riesigen Waldkauz am Fenster vorbeifliegen. Um halb neun griff Mr. Dursley nach der Aktentasche, gab seiner Frau einen Schmatz auf die Wange und versuchte es auch bei Dudley mit einem Abschiedskuss. Der ging Jedoch daneben, weil Dudley gerade einen Wutanfall hatte und die Wnde mit seinem Haferbrei bewarf Kleiner Schlingel, gluckste Mt Dursley, whrend er nach drauen ging. Er setzte sich in den Wagen und fuhr rckwrts die Einfahrt zu Nummer 4 hinaus. An der Straenecke fiel ihm zum ersten Mal etwas Merkwrdiges auf - eine Katze, die eine Straenkarte studierte. Einen Moment war Mr. Dursley nicht klar, was er gesehen hatte - dann wandte er rasch den Kopf zurck, um noch einmal hinzuschauen. An der Einbiegung zum Ligusterweg stand eine getigerte Katze, aber eine Straenkarte war nicht zu sehen. Woran er nur wieder gedacht hatte! Das musste eine Sinnestuschung gewesen sein. Mr. Dursley blinzelte und starrte die Katze an. Die Katze starrte zurck. Whrend Mr. Dursley um die Ecke bog und die Strae entlangfuhr, beobachtete er die Katze im Rckspiegel. Jetzt las sie das Schild mit dem Namen Ligusterweg - nein, sie blickte auf das Schild. Katzen konnten weder Karten noch Schilder lesen. Mr. Dursley gab sich einen kleinen Ruck und verjagte die Katze aus seinen Gedanken. Whrend er in Richtung Stadt fuhr, hatte er nur noch den groen Auftrag fr Bohrmaschinen im Sinn, der heute hoffentlich eintreffen wrde. Doch am Stadtrand wurden die Bohrmaschinen von etwas anderem aus seinen Gedanken verdrngt. Er sa im blichen morgendlichen Stau fest und konnte nicht wohin zu bemerken, dass offenbar eine Menge seltsam gekleideter Menschen unterwegs waren. Menschen in langen und weiten Umhngen. Mr. Dursley konnte Leute nicht ausstehen, die sich komisch anzogen - wie sich die Jungen Leute herausputzten! Das musste wohl irgendeine dumme neue Mode sein. Er trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad und sein Blick fiel auf eine Ansammlung dieser merkwrdigen Gestalten nicht weit von ihm. Ganz aufgeregt flsterten sie miteinander. Erzrnt stellte Mr. Dursley fest, dass einige von ihnen berhaupt nicht Jung waren; nanu, dieser Mann dort musste lter sein als er und trug einen smaragdgrnen Umhang! Der hatte vielleicht Nerven! Doch dann fiel Mr. Dursley pltzlich ein, dass dies wohl eine verrckte Verkleidung sein musste - die Leute sammelten offenbar fr irgendetwas ... Ja, so musste es sein. Die Autoschlange bewegte sich, und ein paar Minuten spter fuhr Mr. Dursley auf den Parkplatz seiner Firma, die Gedanken wieder bei den Bohrern. In seinem Bro im neunten Stock sa Mr. Dursley immer mit dem Rcken zum Fenster. Andernfalls wre es ihm an diesem Morgen schwer gefallen, sich auf die Bohrer zu konzentrieren. Er bemerkte die Eulen nicht, die am helllichten Tage vorbeischossen, wohl aber die Leute unten auf der Strae; sie deuteten in die Lfte und verfolgten mit offenen Mndern, wie eine Eule nach der andern ber ihre Kpfe hinwegflog. Die meisten von ihnen hatten berhaupt noch nie eine gesehen, nicht einmal nachts. Mr. Dursley Jedoch verbrachte einen ganz gewhnlichen, eulenfreien Morgen. Er machte fnf verschiedene Leute zur Schnecke. Er fhrte mehrere wichtige Telefongesprche und schrie dabei noch ein wenig lauter. Bis zur Mittagspause war er glnzender Laune und wollte sich nun ein wenig die Beine vertreten und beim Bcker ber der Strae einen Krapfen holen. Die Leute in der merkwrdigen Aufmachung hatte er schon lngst vergessen, doch nun, auf dem Weg zum Bcker, begegnete er einigen dieser Gestalten. Im Vorbeigehen warf er ihnen zornige Blicke zu. Er wusste nicht, warum, aber sie bereiteten ihm Unbehagen. Auch dieses Pack hier tuschelte ganz aufgeregt, und eine Sammelbchse war nirgends zu sehen. Auf dem Weg zurck vom Bcker, eine Tte mit einem groen Schokoladenkringel in der Hand, schnappte er ein paar Worte von ihnen auf Die Potters, das stimmt, das hab ich gehrt -ja, ihr Sohn, Harry - Mr. Dursley blieb wie angewurzelt stehen. Angst berkam ihn. Er wandte sich nach den Flsterern um, als ob er ihnen etwas sagen wollte, besann sich dann aber eines Besseren. Hastig berquerte er die Strae, strmte hoch ins Bro, fauchte seine Sekretrin an, er wolle nicht gestrt werden, griff nach dem Telefon und hatte schon fast die Nummer von daheim gewhlt, als er es sich anders berlegte. Er legte den Hrer auf die Gabel und strich sich ber den Schnurrbart. Nein, dachte er, ich bin dumm. Potter war kein besonders ungewhnlicher Name. Sicher gab es eine Menge Leute, die Potter hieen und einen Sohn namens Harry hatten. Nun, da er darber nachdachte, war er sich nicht einmal mehr sicher, ob sein Neffe wirklich Harry hie. Er hatte den Jungen noch nicht einmal gesehen. Er konnte auch Harvey heien. Es hatte keinen Sinn, Mrs. Dursley zu beunruhigen, sie geriet immer so auer sich, wenn man ihre Schwester auch nur erwhnte. Er machte ihr deswegen keinen Vorwurf - wenn er eine solche Schwester htte Und dennoch, diese Leute in den Umhngen ... An diesem Nachmittag fiel es ihm um einiges schwerer, seine Gedanken auf die Bohrer zu richten, und als er das Bro um fnf Uhr verlie, war er immer noch so voller Sorge, dass er beim ersten Schritt nach drauen gleich mit Jemandem zusammenprallte. Verzeihung, grummelte er, als der kleine alte Mann ins Stolpern kam und beinahe hinfiel. Erst nach ein paar Sekunden bemerkte Mr. Dursley, dass der Mann einen violetten Umhang trug. Dass er ihn fast umgestoen hatte, schien ihn gar nicht weiter zu rgern. Im Gegenteil, auf seinem Gesicht ffnete sich ein breites Lcheln, und die Leute, die vorbeigingen, blickten auf, als er mit piepsiger Stimme sagte: Heute verzeih ich alles, mein lieber Herr, heute kann mich nichts aus der Bahn werfen! Freuen wir uns, denn Du-weit-schon-wer ist endlich von uns gegangen! Selbst Muggel wie Sie sollten diesen freudigen, freudigen Tag feiern! Und der alte Mann umarmte Mr. Dursley ungefhr in Bauchhhe und ging von dannen. Mr. Dursley stand da wie angewurzelt. Ein vllig Fremder hatte ihn umarmt. Auch hatte er ihn wohl einen Muggel genannt, was immer das sein mochte. Vllig durcheinander eilte er zu seinem Wagen und fuhr nach Hause. Er hoffte, sich diese Dinge nur einzubilden, und das war neu fr ihn, denn von Einbildungskraft Welt er normalerweise gar nichts. Als er in die Auffahrt von Nummer 4 einbog, fiel sein Blick als Erstes - und das besserte seine Laune nicht gerade - auf die getigerte Katze, die er am Morgen schon gesehen hatte. Sie sa Jetzt auf seiner Gartenmauer. Gewiss war es dieselbe Katze; sie hatte dasselbe Muster um die Augen. Schhhh!, zischte Mr. Dursley laut. Die Katze regte sich nicht. Sie blickte ihn nur aus ernsten Augen an. War so etwas denn normal fr Katzen, fragte sich Mn Dursley. Er versuchte sich zusammenzureien und ffnete die Haustr. Immer noch war er entschlossen, nichts von alledem seiner Frau zu sagen. Mrs. Dursley hatte einen netten, gewhnlichen Tag hinter sich. Beim Abendessen erzhlte sie ihm alles ber Frau Nachbarins Probleme mit deren Tochter und dass Dudley ein neues Wort gelernt hatte (pfui). Mr. Dursley versuchte sich ganz wie immer zu geben. Er brachte Dudley zu Bett und ging dann ins Wohnzimmer, wo er sich das Neueste in den Abendnachrichten ansah. Und hier noch eine Meldung. Wie die Vogelkundler im ganzen Land berichten, haben sich unsere Eulen heute sehr ungewhnlich verhalten. Obwohl Eulen normalerweise nachts Jagen und tagsber kaum gesichtet werden, wurden diese Vgel seit Sonnenaufgang hunderte Male beobachtet, wie sie kreuz und quer ber das Land hinwegflogen. Die Fachleute knnen sich nicht erklren, warum die Eulen pltzlich ihre Gewohnheiten gendert haben. Der Nachrichtensprecher erlaubte sich ein Grinsen. Sehr mysteris. Und nun zu Jim McGuffin mit dem Wetter. Sind heute Abend noch weitere Eulenschauer zu erwarten, Jim? Nun, Ted, meinte der Wetteransager, das kann ich nicht sagen, aber es sind nicht nur die Eulen, die sich heute seltsam verhalten haben. Zuschauer aus so entfernten Gegenden wie Kent, Yorkshire und Dundee haben mich heute angerufen und berichtet, dass anstelle des Regens, den ich gestern versprochen hatte, ganze Schauer von Sternschnuppen niedergegangen sind! Vielleicht haben die Leute zu frh Silvester gefeiert - das ist noch eine Weile hin, meine Damen und Herren! Aber ich kann Ihnen fr heute eine regnerische Nacht versprechen. Mr. Dursley sa starr wie ein Eiszapfen in seinem Sessel. Sternschnuppen ber ganz Grobritannien? Eulen, die bei Tage flogen? Allerorten geheimnisvolle Leute in sonderbarer Kleidung? Und ein Tuscheln, ein Tuscheln ber die Potters ... Mrs. Dursley kam mit zwei Tassen Tee ins Wohnzimmer. Es hatte keinen Zweck. Er musste ihr etwas sagen. Nervs rusperte er sich. Ahm - Petunia, Liebes - du hast in letzter Zeit nichts von deiner Schwester gehrt, oder? Wie er befrchtet hatte, blickte ihn Mrs. Dursley entsetzt und wtend an. Schlielich taten sie fr gewhnlich so, als htte sie keine Schwester. Nein, sagte sie scharf. Warum? Komisches Zeug in den Nachrichten, murmelte Mr. Dursley. Eulen ... Sternschnuppen ... und heute waren eine Menge komisch aussehender Leute in der Stadt ... Und?, fuhr ihn Mrs. Dursley an. Nun, ich dachte nur . .. vielleicht ... hat es etwas zu tun mit ... du weit ... ihrem Klngel. Mrs. Dursley nippte mit geschtzten Lippen an ihrem Tee. Konnte er es wagen, ihr zu sagen, dass er den Namen Potter gehrt hatte? Nein, das konnte er nicht. Stattdessen bemerkte er so beilufig, wie er nur konnte: Ihr Sohn - er wre ungefhr in Dudleys Alter, oder? Ich nehme an, sagte Mrs. Dursley steif Wie war noch mal sein Name? Howard, nicht wahr? Harry. Ein hsslicher, gewhnlicher Name, wenn du mich fragst. O Ja, sagte Mr. Dursley, und das Herz rutschte ihm in die Hose. Ja, da bin ich ganz deiner Meinung. Bis es Zeit zum Schlafen war und sie nach oben gingen, verlor er kein Wort mehr darber. Whrend Mrs. Dursley im Bad war, schlich sich Mr. Dursley zum Schlafzimmerfenster und sphte hinunter in den Vorgarten. Die Katze war immer noch da. Sie starrte auf den Ligusterweg, als ob sie auf etwas wartete. Bildete er sich das alles nur ein? Konnte all dies etwas mit den Potters zu tun haben? Wenn es so war ... und wenn herauskme, dass sie verwandt waren mit einem Paar von - nein, das wrde er einfach nicht ertragen knnen. Die Dursleys gingen zu Bett. Mrs. Dursley schlief rasch ein, doch Mr. Dursley lag wach und wlzte alles noch einmal im Kopf hin und her. Bevor er einschlief, kam ihm ein letzter, trstender Gedanke. Selbst wenn die Potters wirklich mit dieser Geschichte zu tun hatten, gab es keinen Grund, warum sie bei ihm und Mrs. Dursley auftauchen sollten. Die Potters wussten sehr wohl, was Petunia von ihnen und ihresgleichen hielt ... Er konnte sich nicht denken, wie er und Petunia in irgendetwas hineingeraten sollten, was dort drauen vor sich ging - er ghnte und drehte sich auf die Seite -. damit wrden er und seine Frau Jedenfalls nichts zu tun haben ... Wie sehr er sich tuschte. Mr. Dursley mochte in einen unruhigen Schlaf hinbergeglitten sein, doch die Katze drauen auf der Mauer zeigte keine Spur von Mdigkeit. Sie sa noch immer da wie eine Statue, die Augen ohne zu blinzeln auf die weiter entfernte Ecke des Ligusterwegs gerichtet. Kein Hrchen regte sich, als eine Strae weiter eine Autotr zugeknallt wurde oder als zwei Eulen ber ihren Kopf hinwegschwirrten. In der Tat war es fast Mitternacht, als die Katze sich zum ersten Mal rhrte. An der Ecke, die sie beobachtet hatte, erschien ein Mann, so Jh und lautlos, als wre er geradewegs aus dem Boden gewachsen. Der Schwanz der Katze zuckte und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Einen Mann wie diesen hatte man im Ligusterweg noch nie gesehen. Er war gro, dnn und sehr alt, Jedenfalls der silbernen Farbe seines Haares und Bartes nach zu schlieen, die beide so lang waren, dass sie in seinem Grtel steckten. Er trug eine lange Robe, einen purpurroten Umhang, der den Boden streifte, und Schnallenstiefel mit hohen Hacken. Seine blauen Augen leuchteten funkelnd hinter den halbmondfrmigen Brillenglsern hervor, und seine Nase war sehr lang und krumm, als ob sie mindestens zweimal gebrochen wre. Der Name dieses Mannes war Albus Dumbledore. Albus Dumbledore schien nicht zu bemerken, dass er soeben in einer Strae aufgetaucht war, in der alles an ihm, von seinem Namen bis zu seinen Stiefeln, keineswegs willkommen war. Gedankenverloren durchstberte er die Taschen seines Umhangs. Doch offenbar bemerkte er, dass er beobachtet wurde, denn pltzlich sah er zu der Katze hinber, die ihn vom andern Ende der Strae her immer noch anstarrte. Aus irgendeinem Grunde schien ihn der Anblick der Katze zu belustigen. Er gluckste vergngt und murmelte: Ich htte es wissen mssen. In seiner Innentasche hatte er gefunden, wonach er suchte. Es sah aus wie ein silbernes Feuerzeug. Er lie den Deckel aufschnappen, hielt es hoch in die Luft und lie es knipsen. Mit einem leisen Plop ging eine Straenlaterne in der Nhe aus. Er knipste noch mal - und die nchste Laterne flackerte und erlosch. Zwlfmal knipste er mit dem Ausmacher, bis die einzigen Lichter, die in der ganzen Strae noch zu sehen waren, zwei kleine Stecknadelkpfe in der Ferne waren, und das waren die Augen der Katze, die ihn beobachtete. Niemand, der Jetzt aus dem Fenster geschaut htte, auch nicht die scharfugige Mrs. Dursley, htte nun irgendetwas von dem mitbekommen, was unten auf dem Brgersteig geschah. Dumbledore lie den Ausmacher in die Umhangtasche gleiten und machte sich auf den Weg die Strae entlang zu Nummer 4, wo er sich auf die Mauer neben die Katze setzte. Er sah sie nicht an, doch nach einer Weile sprach er mit ihr. Was fr eine berraschung, Sie hier zu sehen, Professor McGonagall. Mit einem Lcheln wandte er sich zur Seite, doch die Tigerkatze war verschwunden. Statt ihrer lchelte er einer ziemlich ernst dreinblickenden Frau mit Brille zu, deren Glser quadratisch waren wie das Muster um die Augen der Katze. Auch sie trug einen Umhang, einen smaragdgrnen. Ihr schwarzes Haar war zu einem festen Knoten zusammengebunden. Sie sah recht verwirrt aus. Woher wussten Sie, dass ich es war?, fragte sie. Mein lieber Professor, ich habe noch nie eine Katze so steif dasitzen sehen. Sie wren auch steif, wenn Sie den ganzen Tag auf einer Backsteinmauer gesessen htten, sagte Professor McGonagall. Den ganzen Tag? Wo Sie doch htten feiern knnen? Ich muss auf dem Weg an mindestens einem Dutzend Feste und Partys vorbeigekommen sein. Verrgert schnaubte Professor McGonagall durch die Nase. O Ja, alle Welt feiert, sehr schn, sagte sie ungeduldig. Man sollte meinen, sie knnten ein bisschen vorsichtiger sein, aber nein - selbst die Muggel haben bemerkt, dass etwas los ist. Sie haben es in ihren Nachrichten gebracht. Mit einem Kopfrucken deutete sie auf das dunkle Wohnzimmerfenster der Dursleys. Ich habe es gehrt. Ganze Schwrme von Eulen ... Sternschnuppen ... Nun, ganz dumm sind sie auch wieder nicht. Sie mussten einfach irgendetwas bemerken. Sternschnuppen unten in Kent - ich wette, das war Ddalus Diggel. Der war noch nie besonders vernnftig. Sie knnen ihnen keinen Vorwurf machen, sagte Dumbledore sanft. Elf Jahre lang haben wir herzlich wenig zu feiern gehabt. Das wei ich, sagte Professor McGonagall gereizt. Aber das ist kein Grund, den Kopf zu verlieren. Die Leute sind einfach unvorsichtig, wenn sie sich am helllichten Tage drauen auf den Straen herumtreiben und Gerchte zum Besten geben. Wenigstens knnten sie Muggelsachen anziehen. Dabei wandte sie sich mit scharfem Blick Dumbledore zu, als hoffte sie, er wrde ihr etwas mitteilen. Doch er schwieg, und sie fuhr fort: Das wre eine schne Bescherung, wenn ausgerechnet an dem Tag, da Du-weit-schon-wer endlich verschwindet, die Muggel alles ber uns herausfinden wrden. Ich nehme an, er ist wirklich verschwunden, Dumbledore? Es sieht ganz danach aus, sagte Dumbledore. Wir mssen fr vieles dankbar sein. Mchten Sie ein Brausebonbon? 15 Ein was? Ein Zitronenbrausebonbon. Eine Nascherei der Muggel, auf die ich ganz scharf bin. Nein, danke, sagte Professor McGonagall khl, als sei Jetzt nicht der richtige Moment fr Zitronenbrausebonbons. Wie ich schon sagte, selbst wenn Du-weit-schon-wer wirklich fort ist - Mein lieber Professor, eine vernnftige Person wie Sie kann ihn doch sicher beim Namen nennen? Der ganze Unsinn mit >Du-weit-schon-wer< - seit elf Jahren versuche ich die Leute dazu zu bringen, ihn bei seinem richtigen Namen zu nennen: Voldemort. Professor McGonagall zuckte zurck, doch Dumbledore, der zwei weitere Bonbons aus der Tte fischte, schien davon keine Notiz zu nehmen. Es verwirrt doch nur, wenn wir dauernd >Du-weit-schon-wen< sagen. ich habe nie eingesehen, warum ich Angst davor haben sollte, Voldemorts Namen auszusprechen. Das wei ich wohl, sagte Professor McGonagall halb aufgebracht, halb bewundernd. Doch Sie sind anders. Alle wissen, dass Sie der Einzige sind, den Du-weit- ... ahm, na gut, Voldemort frchtete. Sie schmeicheln mir, sagte Dumbledore leise. Voldemort hatte Krfte, die ich nie besitzen werde. Nur weil Sie zu -ja - nobel sind, um sie einzusetzen. Ein Glck, dass es dunkel ist. So rot bin ich nicht mehr geworden, seit Madam Pomfrey mir gesagt hat, ihr gefielen meine neuen Ohrenschtzer. Professor McGonagall sah Dumbledore scharf an und sagte: Die Eulen sind nichts gegen die Gerchte, die umherfliegen. Wissen Sie, was alle sagen? Warum er verschwunden ist? Was ihn endlich aufgehalten hat? Offenbar hatte Professor McGonagall den Punkt erreicht, ber den sie unbedingt reden wollte, den wirklichen Grund, warum sie den ganzen Tag auf einer kalten, harten Mauer gewartet hatte, denn weder als Katze noch als Frau hatte sie Dumbledore mit einem so durchdringenden Blick festgenagelt wie Jetzt. Was auch immer alle sagen mochten, offensichtlich glaubte sie es nicht, bis sie es aus dem Mund von Dumbledore gehrt hatte. Der Jedoch nahm sich ein weiteres Zitronenbrausebonbon und schwieg. Was sie sagen, drngte sie weiter, ist nmlich, dass Voldemort letzte Nacht in Godric's Hollow auftauchte. Er war auf der Suche nach den Potters. Dem Gercht zufolge sind Lily und James Potter - sie sind - tot. Dumbledore senkte langsam den Kopf. Professor McGonagall stockte der Atem. Lily und James ... Ich kann es nicht glauben ... Ich wollte es nicht glauben ... Oh, Albus ... Dumbledore streckte die Hand aus und klopfte ihr sanft auf die Schultern. Ich wei ... ich wei ..., sagte er mit belegter Stimme. Professor McGonagall fuhr mit zitternder Stimme fort: Das ist nicht alles. Es heit, er habe versucht, Potters Sohn Harry zu tten. Aber - er konnte es nicht. Er konnte diesen kleinen Jungen nicht tten. Keiner wei, warum, oder wie, aber es heit, als er Harry Potter nicht tten konnte, fiel Voldemorts Macht in sich zusammen - und deshalb ist er verschwunden. Dumbledore nickte mit dsterer Miene. Ist das - wahr?, stammelte Professor McGonagall. Nach all dem, was er getan hat - nach all den Menschen, die er umgebracht hat -, konnte er einen kleinen Jungen nicht tten? Das ist einfach unglaublich ... ausgerechnet das setzt ihm ein Ende ... aber wie um Himmels willen konnte Harry das berleben? Wir knnen nur mutmaen, sagte Dumbledore. Vielleicht werden wir es nie wissen. Professor McGonagall zog ein Spitzentaschentuch hervor und betupfte die Augen unter der Brille. Dumbledore zog eine goldene Uhr aus der Tasche und gab ein langes Schniefen von sich. Es war eine sehr merkwrdige Uhr. Sie hatte zwlf Zeiger, aber keine Ziffern; stattdessen drehten sich kleine Planeten in ihrem Rund. Dumbledore Jedenfalls musste diese Uhr etwas mitteilen, denn er steckte sie zurck in die Tasche und sagte: Hagrid versptet sich. brigens nehme ich an, er hat Ihnen erzhlt, dass ich hierher kommen wrde? Ja, sagte Professor McGonagall. Und ich nehme nicht an, dass Sie mir sagen werden, warum Sie ausgerechnet hier sind? Ich bin gekommen, um Harry zu seiner Tante und seinem Onkel zu bringen. Sie sind die Einzigen aus der Familie, die ihm noch geblieben sind. Sie meinen doch nicht - Sie knnen einfach nicht die Leute meinen, die hier wohnen?, rief Professor McGonagall, sprang auf und deutete auf Nummer 4. Dumbledore - das geht nicht. Ich habe sie den ganzen Tag beobachtet. Sie knnten keine zwei Menschen finden, die uns weniger hneln. Und sie haben diesen Jungen -ich habe gesehen, wie er seine Mutter den ganzen Weg die Strae entlang geqult und nach Sigkeiten geschrien hat. Harry Potter und hier leben? Das ist der beste Platz fr ihn, sagte Dumbledore bestimmt. Onkel und Tante werden ihm alles erklren knnen, wenn er lter ist. Ich habe ihnen einen Brief geschrieben. Einen Brief, wiederholte Professor McGonagall mit erlahmender Stimme und setzte sich wieder auf die Mauer. wirklich, Dumbledore, glauben Sie, dass Sie all das in einem Brief erklren knnen? Diese Leute werden ihn nie verstehen! Er wird berhmt werden - eine Legende -, es wrde mich nicht wundern, wenn der heutige Tag in Zukunft Harry-Potter-Tag heit - ganze Bcher wird man ber Harry schreiben -jedes Kind auf der Welt wird seinen Namen kennen! Genau, sagte Dumbledore und blickte sehr ernst ber die Halbmonde seiner Lesebrille. Das Wrde reichen, um Jedem Jungen den Kopf zu verdrehen. Berhmt, bevor er gehen und sprechen kann! Berhmt fr etwas, an das er sich nicht einmal erinnern wird! Sehen Sie nicht, wie viel besser es fr ihn wre, wenn er weit weg von alledem aufwchst, bis er bereit ist, es zu begreifen? Professor McGonagall ffnete den Mund, nderte ihre Meinung, schluckte und sagte: Ja-ja, Sie haben Recht, natrlich. Doch wie kommt der Junge hierher, Dumbledore? Pltzlich musterte sie seinen Umhang, als dachte sie, er verstecke vielleicht den kleinen Harry darunter. Hagrid bringt ihn mit. Sie halten es fr - klug, Hagrid etwas so Wichtiges anzuvertrauen? Ich wrde Hagrid mein Leben anvertrauen, sagte Dumbledore. >Ich behaupte nicht, dass sein Herz nicht am rechten Fleck ist, grummelte Professor McGonagall, doch Sie knnen nicht so tun, als ob er besonders umsichtig wre. Er neigt dazu - was war das? Ein tiefes Brummen hatte die Stille um sie her zerbrochen. Immer lauter wurde es, und sie schauten links und rechts die Strae hinunter, ob vielleicht ein Scheinwerfer auftauchte. Der Lrm schwoll zu einem Drhnen an, und als sie beide zum Himmel blickten - da fiel ein riesiges Motorrad aus den Lften und landete auf der Strae vor ihnen. Schon das Motorrad war gewaltig, doch nichts im Vergleich zu dem Mann, der breitbeinig darauf sa. Er war fast zweimal so gro wie ein gewhnlicher Mann und mindestens fnfmal so breit. Er sah einfach verboten dick aus, und so wild - Haar und Bart verdeckten mit langen Strhnen fast sein ganzes Gesicht, er hatte Hnde, so gro wie Mlleimerdeckel, und in den Lederstiefeln steckten Fe wie Delphinbabys. In seinen ausladenden, muskelbepackten Armen hielt er ein Bndel aus Leintchern. Hagrid, sagte Dumbledore mit erleichterter Stimme. Endlich. Und wo hast du dieses Motorrad her? Hab es geborgt, Professor Dumbledore, Sir, sagte der Riese und kletterte vorsichtig von seinem Motorrad. Der Junge Sirius Black hat es mir geliehen. Ich hab ihn, Sir. Keine Probleme? Nein, Sir - das Haus war fast zerstrt, aber ich hab ihn gerade noch herausholen knnen, bevor die Muggel angeschwirrt kamen. Er ist eingeschlafen, als wir ber Bristol flogen. Dumbledore und Professor McGonagall neigten ihre Kpfe ber das Leintuchbndel. Darin steckte, gerade eben zu sehen, ein kleiner Junge, fast noch ein Baby, in tiefem Schlaf Unter einem Bschel rabenschwarzen Haares auf der Stirn konnten sie einen merkwrdigen Schnitt erkennen, der aussah wie ein Blitz. Ist es das, wo -?, flsterte Professor McGonagall. Ja, sagte Dumbledore. Diese Narbe wird ihm immer bleiben. Knnen Sie nicht etwas dagegen tun, Dumbledore? Selbst wenn ich es knnte, ich wrde es nicht. Narben knnen recht ntzlich sein. Ich selbst habe eine oberhalb des linken Knies, und die ist ein tadelloser Plan der Londoner U-Bahn. Nun denn - gib ihn mir, Hagrid -, wir bringen es besser hinter uns. Dumbledore nahm Harry in die Arme und wandte sich dem Haus der Dursleys zu. Knnte ich ... knnte ich ihm adieu sagen, Sir?, fragte Hagrid. Er beugte seinen groen, struppigen Kopf ber Harry und gab ihm einen gewiss sehr kratzigen, barthaarigen Kuss. Dann, pltzlich, stie Hagrid ein Heulen wie ein verletzter Hund aus. Schhhh!. zischte Professor McGonagall, Sie wecken noch die Muggel auf! V-v-verzeihung, schluchzte Hagrid, zog ein groes, gepunktetes Taschentuch hervor und vergrub das Gesicht darin. Aber ich k-k-kann es einfach nicht fassen - Lily und James tot - und der arme kleine Harry muss Jetzt bei den Muggels leben - Ja, Ja, das ist alles sehr traurig, aber rei dich zusammen, Hagrid, oder man wird uns entdecken, flsterte Professor McGonagall und klopfte Hagrid behutsam auf den Arm, whrend Dumbledore ber die niedrige Gartenmauer stieg und zum Vordereingang trat. Sanft legte er Harry vor die Eingangstr, zog einen Brief aus dem Umhang, steckte ihn zwischen Harrys Leintcher und kehrte dann zu den beiden andern zurck. Eine ganze Minute lang standen die drei da und sahen auf das kleine Bndel; Hagrids Schultern zuckten, Professor McGonagall blinzelte heftig, und das funkelnde Licht, das sonst immer aus Dumbledores Augen schien, war wohl erloschen. Nun, sagte Dumbledore schlielich, das war's ... Wir haben hier nichts mehr zu suchen. Wir sollten lieber verschwinden und zu den Feiern gehen. Jaow, sagte Hagrid mit sehr dumpfer Stimme, ich bring Sirius seine Kiste zurck. Nacht, Professor McGonagall - Professor Dumbledore, Sir. Hagrid wischte sich mit dem Jackenrmel die tropfnassen Augen, schwang sich auf das Motorrad und erweckte die Maschine mit einem Fukick zum Leben; donnernd erhob sie sich in die Lfte und verschwand in der Nacht. Wir werden uns bald wieder sehen, vermute ich, Professor McGonagall, sagte Dumbledore und nickte ihr zu. Zur Antwort schnuzte sich Professor McGonagall die Nase. Dumbledore drehte sich um und entfernte sich die Strae entlang. An der Ecke blieb er stehen und holte den Ausmacher hervor. Er knipste einmal und zwlf Lichtblle huschten zurck in ihre Straenlaternen. Mit einem Mal leuchtete der Ligusterweg in Orange, und er konnte eine kleine Tigerkatze sehen, die am anderen Ende der Strae um die Ecke strich. Auf der Trschwelle von Nummer 4 konnte er gerade noch das Bndel aus Leintchem erkennen. Viel Glck, Harry, murmelte er. Er drehte sich auf dem Absatz um und mit einem Wehen seines Umhangs war er verschwunden. Eine Brise kruselte die sorgfltig geschnittenen Hecken des Ligusterwegs, der still und ordentlich dalag unter dem tintenfarbenen Himmel, und nie wre man auf den Gedanken gekommen, dass hier etwas Unerhrtes geschehen knnte. In seinen Leintchern drehte sich Harry Potter auf die Seite, ohne aufzuwachen. Seine kleinen Finger klammerten sich an den Brief neben ihm, und er schlief weiter, nicht wissend, dass er etwas Besonderes war, nicht wissend, dass er berhmt war, nicht wissend, dass in ein paar Stunden, wenn Mrs. Dursley die Haustr ffnen wrde, um die Milchflaschen hinauszustellen, ein Schrei ihn wecken wrde, und auch nicht wissend, dass ihn sein Vetter Dudley in den nchsten Wochen peinigen und piesacken wrde ... Er konnte nicht wissen, dass in eben diesem Moment berall im Land Versammlungen stattfanden, Glser erhoben wurden und gedmpfte Stimmen sagten: Auf Harry Potter - den Jungen, der lebt ~Ein Fenster Verschwindet Fast zehn Jahre waren vergangen, seit die Dursleys eines Morgens die Haustr geffnet und auf der Schwelle ihren Neffen gefunden hatten, doch der Ligusterweg hatte sich kaum verndert. Wenn die Sonne aufging, tauchte sie dieselben fein suberlich gepflegten Vorgarten in ihr Licht und lie dasselbe Messingschild mit der Nummer 4 ber der Tr erglimmen. Schlielich krochen ihre Strahlen ins Wohnzimmer. Dort sah es fast genauso aus wie in Jener Nacht, als Mr. Dursley im Fernsehen den unheilvollen Bericht ber die Eulen gesehen hatte. Nur die Fotos auf dem Kaminsims fhrten einem vor Augen, wie viel Zeit verstrichen war. Zehn Jahre zuvor hatten dort eine Menge Bilder gestanden, auf denen etwas, das an einen groen rosa Strandball erinnerte, zu sehen war und Bommelhte in verschiedenen Farben trug - doch Dudley Dursley war nun kein Baby mehr und Jetzt zeigten die Fotos einen groen, blonden Jungen, mal auf seinem ersten Fahrrad, mal auf dem Rummelplatz Karussell fahrend, mal beim Computerspiel mit dem Vater und schlielich, wie ihn die Mutter knuddelte und ksste. Nichts in dem Zimmer lie ahnen, dass in diesem Haus auch noch ein anderer Junge lebte. Doch Harry Potter war immer noch da, er schlief gerade, aber nicht mehr lange. Seine Tante Petunia war schon wach und ihre schrille Stimme durchbrach die morgendliche Stille. Aufstehen, aber dalli! Mit einem Schlag war Harry hellwach. Noch einmal trommelte seine Tante gegen die Tr. Aufstehen!, kreischte sie. Harry hrte, wie sie in die Kche ging und dort die Pfanne auf den Herd stellte. Er drehte sich auf den Rcken und versuchte sich an den Traum zu erinnern, den er gerade noch getrumt hatte. Es war ein guter Traum. Ein fliegendes Motorrad war darin vorgekommen. Er hatte das merkwrdige Gefhl, den Traum schon einmal getrumt zu haben. Drauen vor der Tr stand Jetzt schon wieder seine Tante. Bist du schon auf den Beinen?, fragte sie. Fast, sagte Harry. Beeil dich. Ich mchte, dass du auf den Schinken aufpasst. Und lass ihn Ja nicht anbrennen, an Duddys Geburtstag muss alles tipptopp sein. Harry sthnte. Was hast du gesagt?, keifte seine Tante durch die Tr. Nichts, nichts ... Dudleys Geburtstag - wie konnte er den nur vergessen haben? Langsam kletterte Harry aus dem Bett und begann nach Socken zu suchen. Unter seinem Bett fand er ein Paar, zupfte eine Spinne davon weg und zog sie an. Harry war an Spinnen gewhnt, weil es im Schrank unter der Treppe von Spinnen wimmelte. Und in diesem Schrank schlief Harry. Als er angezogen war, ging er den Flur entlang und betrat die Kche. Der ganze Tisch war ber und ber bedeckt mit Geburtstagsgeschenken. Offenbar hatte Dudley den neuen Computer bekommen, den er sich gewnscht hatte, und, der Rede gar nicht wert, auch noch den zweiten Fernseher und das Rennrad. Warum Dudley eigentlich ein Rennrad haben wollte, war Harry ein Rtsel, denn Dudley war sehr dick und verabscheute Sport - auer natrlich, wenn es darum ging, andern eine reinzuhauen. Dudleys Lieblingsopfer war Harry, doch den bekam er nicht so oft zu fassen. Man sah es Harry zwar nicht an, aber er konnte sehr schnell rennen. Vielleicht hatte es damit zu tun, dass er in einem dunklen Schrank lebte, Jedenfalls war Harry fr sein Alter immer recht klein und drr gewesen. Er sah sogar noch kleiner und drrer aus, als er in Wirklichkeit war, denn alles, was er zum Anziehen hatte, waren die abgelegten Klamotten Dudleys, und der war etwa viermal so dick wie Harry. Harry hatte ein schmales Gesicht, knubbelige Knie, schwarzes Haar und hellgrne Augen. Er trug eine Brille mit runden Glsern, die, weil Dudley ihn auf die Nase geschlagen hatte, mit viel Klebeband zusammengehalten wurden. Das Einzige, das Harry an seinem Aussehen mochte, war eine sehr feine Narbe auf seiner Stirn, die an einen Blitz erinnerte. So weit er zurckdenken konnte, war sie da gewesen, und seine allererste Frage an Tante Petunia war gewesen, wie er zu dieser Narbe gekommen war. Durch den Autounfall, bei dem deine Eltern starben, hatte sie gesagt. Und Jetzt hr auf zu fragen. Hr auf zu fragen - das war die erste Regel, wenn man bei den Dursleys ein ruhiges Leben fristen wollte. Onkel Vernon kam in die Kche, als Harry gerade den Schinken umdrehte. Kmm dir die Haare!, bellte er als Morgengru. Etwa einmal die Woche sphte Onkel Vernon ber seine Zeitung und rief, Harry msse endlich einmal zum Friseur. Harry musste fter beim Friseur gewesen sein als alle Jungen seiner Klasse zusammen, doch es half nichts. Sein Haar wucherte einfach vor sich hin - wie ein wilder Garten. Harry briet gerade Eier, als Dudley mit seiner Mutter in die Kche kam. Dudley sah Onkel Vernon auffllig hnlich. Er hatte ein breites, rosa Gesicht, nicht viel Hals, kleine, wssrige blaue Augen und dichtes blondes Haar das glatt auf seinem runden, fetten Kopf lag. Tante Petunia sagte oft, dass Dudley aussehe wie ein kleiner Engel - Harry sagte oft, Dudley sehe aus wie ein Schwein mit Percke. Harry stellte die Teller mit Eiern und Schinken auf den Tisch, was schwierig war, denn viel Platz gab es nicht. Dudley zhlte unterdessen seine Geschenke. Er zog eine Schnute. Sechsunddreiig, sagte er und blickte auf zu Mutter und Vater. Das sind zwei weniger als letztes Jahr. Liebling, du hast Tante Maggies Geschenk nicht mitgezhlt, schau, es ist hier unter dem groen von Mummy und Daddy. Na gut, dann eben siebenunddreiig, sagte Dudley und lief rot an - Harry, der einen gewaltigen Wutanfall nach Art von Dudley kommen sah, schlang seinen Schinken so schnell wie mglich hinunter, fr den Fall, dass Dudley den Tisch umkippte. Auch Tante Petunia witterte offenbar Gefahr, denn rasch sagte sie: Und heute, wenn wir ausgehen, kaufen wir dir noch zwei Geschenke. Was sagst du nun, Sptzchen? Dudley dachte einen Augenblick nach und es sah wie Schwerstarbeit aus. Schlielich sagte er langsam: Dann habe ich achtund ... achtund ... Neununddreiig, mein Ser, sagte Tante Petunia. Oh. Dudley lie sich auf einen Stuhl plumpsen und grabschte nach einem Pckchen. Von mir aus. Onkel Vernon gluckste. Der kleine Lmmel will was sehen fr sein Geld, genau wie sein Vater. Braver Junge, Dudley! Er fuhr mit der Hand durch Dudleys Haar. In diesem Moment klingelte das Telefon, und Tante Petunia ging an den Apparat, whrend Harry und Onkel Vernon Dudley dabei zusahen, wie er das Rennrad, eine Videokamera, ein ferngesteuertes Modellflugzeug, sechzehn neue Computerspiele und einen Videorecorder auspackte. Gerade riss er das Papier von einer goldenen Armbanduhr, als Tante Petunia mit zornigem und besorgtem Blick vom Telefon zurckkam. Schlechte Nachrichten, Vernon, sagte sie. Mrs. Figg hat sich ein Bein gebrochen. Sie kann ihn nicht nehmen. Unwirsch nickte sie mit dem Kopf in Harrys Richtung. Dudley klappte vor Schreck der Mund auf, doch Harrys Herz begann zu hpfen. Jedes Jahr an Dudleys Geburtstag machten seine Eltern mit ihm und einem Freund einen Ausflug, sie besuchten Abenteuerparks, gingen Hamburger essen oder ins Kino. Jedes Jahr blieb Harry bei Mrs. Figg, einer verrckten alten Dame zwei Straen weiter. Harry hasste es, dorthin zu gehen. Das ganze Haus roch nach Kohl, und Mrs. Figg bestand darauf dass er sich die Fotos aller Katzen ansah, die sie Je besessen hatte. Und nun?, sagte Tante Petunia und sah Harry so zornig an, als htte er persnlich diese Unannehmlichkeit ausgeheckt. Harry wusste, es sollte ihm eigentlich Leid tun, dass sich Mrs. Figg ein Bein gebrochen hatte, doch fiel ihm das nicht leicht bei dem Gedanken, sich Tibbles, Snowy, Putty und Tuffy erst wieder in einem Jahr angucken zu mssen. Wir knnten Marge anrufen, schlug Onkel Vernon vor. Sei nicht albern, Vernon, sie hasst den Jungen. Die Dursleys sprachen oft ber Harry, als ob er gar nicht da wre - oder vielmehr, als ob er etwas ganz Widerwrtiges wre, das sie nicht verstehen konnten, eine Schnecke vielleicht. Was ist mit Wie-heit-sie-noch-mal, deine Freundin -Yvonne? Macht Ferien auf Mallorca, sagte Tante Petunia barsch. Ihr knntet mich einfach hier lassen, schlug Harry hoffnungsvoll vor (dann konnte er zur Abwechslung mal fernsehen, was er wollte, und sich vielleicht sogar einmal aber Dudleys Computer hermachen). Tante Petunia schaute, als htte sie soeben in eine Zitrone gebissen. Und wenn wir zurckkommen, liegt das Haus in Trmmern?. raunzte sie. Ich werde das Haus schon nicht in die Luft Jagen, sagte Harry, aber sie hrten ihm nicht zu. Ich denke, wir knnten ihn in den Zoo mitnehmen, sagte Tante Petunia langsam, ... und ihn im Wagen lassen ... Der Wagen ist neu, kommt nicht in Frage, dass er alleine drinbleibt ... Dudley begann laut zu weinen. Er weinte zwar nicht wirklich, seit Jahren hatte er nicht mehr wirklich geweint, aber er wusste, wenn er eine Schnute zog und Jammerte, wrde ihm seine Mutter alles geben, was er wollte. Mein kleiner Duddybums, weine nicht, Mummy verdirbt dir den Geburtstag nicht! Ich ... will ... nicht ... dass er ... m-m-mitkommt!, schrie Dudley zwischen den markerschtterndem falschen Schluchzern. Er macht immer alles k-k-aputt! Durch die Arme seiner Mutter hindurch warf er Harry ein gehssiges Grinsen zu. In diesem Augenblick lutete es an der Tr - Ach du liebes bisschen, da sind sie, rief Tante Petunia hellauf entsetzt - und schon marschierte Dudleys bester Freund, Piers Polkiss, in Begleitung seiner Mutter herein. Piers war ein magerer Junge mit einem Gesicht wie ein Ratte. Meist war es Piers, der den anderen Kindern die Arme auf dem Rcken festhielt, whrend Dudley auf sie einschlug. Sofort hrte Dudley auf mit seinem falschen Weinen. Eine halbe Stunde spter sa Harry, der sein Glck noch nicht fassen konnte, zusammen mit Piers und Dudley hinten im Wagen, auf dem Weg zum ersten Zoobesuch seines Lebens. Onkel und Tante war einfach nichts Besseres eingefallen, doch bevor sie aufgebrochen waren, hatte Onkel Vernon Harry beiseite genommen. Ich warne dich, hatte er gesagt und war mit seinem groen purpurroten Gesicht dem Harrys ganz nahe gekommen, ich warne dich Jetzt, Junge - irgendwelche krummen Dinger, auch nur eine Kleinigkeit - und du bleibst von heute bis Weihnachten im Schrank. Ich mach berhaupt nichts, sagte Harry, ehrlich ... Doch Onkel Vernon glaubte ihm nicht. Nie glaubte ihm Jemand. Das Problem war, dass oft merkwrdige Dinge um Harry herum geschahen, und es hatte einfach keinen Zweck, den Dursleys zu sagen, dass er nichts dafr konnte. Einmal, als Harry wieder einmal vom Friseur kam und so aussah, als sei er gar nicht dort gewesen, hatte sich Tante Petunia voll berdruss eine Kchenschere gegriffen und sein Haar so kurz geschnitten, dass er am Ende fast eine Glatze hatte. Nur ber der Stirn hatte sie noch etwas brig gelassen, um diese schreckliche Narbe zu verdecken. Dudley hatte sich dumm und dmlich gelacht bei diesem Anblick, und Harry machte in dieser Nacht keine Auge zu beim Gedanken, wie es ihm am nchsten Tag in der Schule ergehen wrde, wo sie ihn ohnehin schon wegen seiner ausgebeulten Sachen und seiner zusammengeklebten Brille hnselten. Am nchsten Morgen Jedoch wachte er auf und fand sein Haar genauso lang vor, wie es gewesen war, bevor Tante Petunia es ihm abgesbelt hatte. Dafr hatte er eine Woche Schrank bekommen, obwohl er versucht hatte zu erklren, dass er sich nicht erklren konnte, wie das Haar so rasch wieder gewachsen war. Ein andermal hatte Tante Petunia versucht, ihn in einen ekligen alten Pulli von Dudley zu zwngen (braun mit orangeroten Bommeln). Je verzweifelter sie sich mhte, ihn ber Harrys Kopf zu ziehen, desto enger schien er zu werden, bis er am Ende vielleicht noch einer Babypuppe gepasst htte, aber sicher nicht Harry Tante Petunia gab sich schlielich mit der Erklrung zufrieden, er msse wohl beim Waschen eingelaufen sein, und zu Harrys groer Erleichterung bestrafte sie ihn nicht. Andererseits war er in schreckliche Schwierigkeiten geraten, weil man ihn eines Tages auf dem Dach der Schulkche gefunden hatte. Dudleys Bande hatte ihn wie blich gejagt, als er auf einmal, und zwar ebenso verdutzt wie alle ndern, auf dem Kamin sa. Die Dursleys bekamen daraufhin in einem sehr wtenden Brief von Harrys Schulleiterin zu lesen, Harry sei das Schulhaus emporgeklettert. Doch alles, was er hatte tun wollen, war (wie er Onkel Vernon durch die verschlossene Tr seines Schranks zurief), hinter die groen Abfalleimer drauen vor der Kchentr zu springen. Vielleicht, berlegte Harry, hatte ihn der Wind mitten im Sprung erfasst und hochgetragen. Doch heute sollte nichts schief gehen. Um den Tag blo nicht in der Schule, seinem Schrank oder in Mrs. Figgs nach Kohl riechendem Wohnzimmer verbringen zu mssen, nahm er sogar die Gesellschaft von Dudley und Piers in Kauf Whrend der Fahrt beschwerte sich Onkel Vernon bei Tante Petunia. Er beklagte sich gerne: die Leute im Bro, Harry, der Stadtrat, Harry, die Bank und Harry waren nur einige seiner Lieblingsthemen. Heute Morgen waren es die Motorradfahrer. ... Jagen hier lang wie die Verrckten, diese Jungen Rowdys, klagte er, als ein Motorrad sie berholte. Ich habe von einem Motorrad getrumt, sagte Harry, der sich pltzlich wieder daran erinnerte. Es konnte fliegen. Onkel Vernon knallte beinahe in den Vordermann. Er drehte sich auf seinem Sitz ganz nach hinten um, das Gesicht wie eine riesige Scheibe Rote Bete mit Schnurrbart, und schrie Harry an: MOTORRDER FLIEGEN NICHT! Dudley und Piers wieherten. Das wei ich, sagte Harry. Es war Ja nur ein Traum. Htte er blo nichts gesagt, dachte er. Wenn es etwas gab, was die Dursleys noch mehr hassten als seine Fragen, dann waren es seine Geschichten ber die Dinge, die sich nicht so verhielten, wie sie sollten, egal ob es nun in einem Traum oder in einem Comic passierte - sie glaubten offenbar, er knnte auf gefhrliche Gedanken kommen. Es war ein sehr sonniger Sonnabend und im Zoo drngelten sich die Familien. Die Dursleys kauften Dudley und Piers am Eingang ein paar groe Schoko-Eiskugeln, und weil die Frau im Eiswagen Harry mit einem Lcheln fragte, was denn der Junge Mann bekomme, kauften sie ihm ein billiges Zitroneneis am Stiel. Das war auch nicht schlecht, dachte Harry und lutschte vor sich hin, whrend sie einem Gorilla zuschauten, der sich am Kopf kratzte und der, auch wenn er nicht blond war, Dudley erstaunlich hnlich sah. Es war Harrys bester Morgen seit langem. Umsichtig ging er ein Stck hinter den Dursleys her, damit Dudley und Piers, die um die Mittagszeit anfingen sich zu langweilen, nicht wieder auf ihre Lieblingsbeschftigung verfielen, nmlich Harry zu verhauen. Sie aen im Zoorestaurant, und als Dudley einen Wutanfall bekam, weil sein Eisbecher Hawaii nicht gro genug war, bestellte ihm Onkel Vernon einen neuen, und Harry durfte den ersten aufessen. Das war des Guten zu viel, und im Nachhinein hatte Harry das Gefhl, er htte es wissen mssen. Nach dem Mittagessen gingen sie ins Reptilienhaus. Hier drin war es khl und dunkel und entlang der Wnde waren runde Sichtfenster eingelassen. Hinter dem Glas krabbelten und glitten alle Arten von Echsen und Schlangen ber ste und Steine. Dudley und Piers wollten die riesigen, giftigen Kobras und die Pythonschlangen sehen, die Menschen zerquetschen konnten. Schnell fand Dudley die grte Schlange, die es hier gab. Sie htte sich zweimal um Onkel Vernons Wagen schlingen und ihn in einen Mlleimer quetschen knnen - doch offenbar war sie dazu gerade nicht in Stimmung. Tatschlich dste sie vor sich hin. Dudley hatte die Nase gegen das Fenster gepresst und starrte wie gebannt auf die glnzenden braunen Windungen. Mach, dass sie sich bewegt, sagte er in quengelndem Ton zu seinem Vater. Onkel Vernon klopfte mit der Faust gegen das Glas, doch die Schlange rhrte sich nicht. Mach's noch einmal, befahl Dudley. Onkel Vernon trommelte behnde mit den Kncheln auf das Glas, doch die Schlange schnarchte einfach weiter. Wie langweilig, klagte Dudley und schlurfte davon. Harry trat vor die Scheibe und lie den Blick auf der Schlange ruhen. Es htte ihn nicht berrascht, wenn auch sie vor Langeweile gestorben wre - keine Gesellschaft auer doofen Leuten, die mit den Fingern gegen das Glas trommelten und sie den ganzen Tag lang strten. Das war schlimmer, als einen Schrank als Zimmer zu haben, wo der einzige Besucher Tante Petunia war, die an die Tr hmmerte, um einen aufzuwecken. Doch zumindest bekam er den Rest des Hauses zu sehen. Die Schlange ffnete pltzlich ihre kleinen Perlaugen. Langsam, ganz allmhlich, hob sie den Kopf bis ihre Augen auf einer Hhe mit denen Harrys waren. Sie zwinkerte. Harry starrte sie an. Rasch blickte er ber die Schulter, ob Jemand zusah. Niemand. Er drehte sich wieder zu der Schlange um und zwinkerte zurck. Die Schlange stie mit dem Kopf in Richtung Onkel Vernon und Dudley und rollte die Augen nach oben. Sie sah Harry mit einem Blick an, der eindeutig sagte: So was muss ich den ganzen Tag ertragen. Ich wei߫, murmelte Harry durch das Glas, wenn er auch nicht sicher war, ob die Schlange ihn hren konnte. Das muss dich wirklich auf die Palme bringen. Die Schlange nickte lebhaft. Weber kommst du eigentlich?, fragte Harry. Die Schlange stie mit ihrem Schwanz gegen ein kleines Schild nahe dem Fenster. Harry sphte auf die Inschrift. Boa constrictor, Brasilien. War es schn dort? Wieder stie die Schlange mit dem Schwanz gegen das Schild, und Harry las weiter: Dieses Exemplar wurde im Zoo ausgebrtet Oh, ich verstehe, du warst nie in Brasilien? Die Schlange schttelte den Kopf, und pltzlich erschallte hinter Harry ein ohrenbetubendes Rufen, das sie beide zusammenzucken lie: DUDLEY! MR. DURSLEY! KOMMT UND SEHT EUCH DIESE SCHLANGE AM DAS GLAUBT IHR NICHT, WAS DIE TUT! Dudley kam, so schnell er konnte, auf sie zugewatschelt. Aus dem Weg, Mann, sagte er und stie Harry in die Rippen. Harry, von dem Schlag ganz berrascht, fiel hart auf den Betonboden. Was nun kam, passierte so schnell, dass niemand sah, wie es geschah: Einen Moment lang drckten sich Piers und Dudley ganz dicht gegen das Glas und im nchsten Moment sprangen sie unter Schreckgeheule zurck. Harry setzte sich auf und nun stockte ihm der Atem. Die Glasscheibe am Terrarium der Boa constrictor war verschwunden. Die groe Schlange entrollte sich im Nu und schlngelte sich heraus auf den Boden. - Im ganzen Reptilienhaus schrien die Menschen und rannten zu den Ausgngen. Als die Schlange an Harry vorbeiglitt, htte er schwren knnen, dass eine leise, zischelnde Stimme sagte: Brasilien, ich komme . .. tschsss, Amigo. Der Obertierpfleger des Reptilienhauses stand unter Schock. Aber das Glas, murmelte er stndig vor sich hin, was ist aus dem Glas geworden? Der Zoodirektor persnlich brhte Tante Petunia eine Tasse starken, sen Tee und berschlug sich mit seinen Entschuldigungen. Piers und Dudley schnatterten nur noch. Soweit Harry es gesehen hatte, hatte die Schlange nichts getan, auer im vorbeigleiten spielerisch gegen ihre Fersen zu schlenzen, doch als sie alle wieder in Onkel Vernons Wagen saen, erzhlte ihnen Dudley, die Schlange htte ihm fast das Bein abgebissen, whrend Piers schwor, sie htte versucht, ihn totzuquetschen. Doch am schlimmsten fr Harry war, dass Piers, als er sich ein wenig beruhigt hatte, sagte: Harry hat mit ihr gesprochen, nicht wahr, Harry? Onkel Vernon wartete, bis Piers endgltig aus dem Haus war, bevor er sich Harry vorknpfte. Er war so wtend, dass er kaum ein Wort hervorbrachte. Geh - Schrank - bleib - kein Essen, konnte er gerade noch herauswrgen, bevor er auf einem Stuhl zusammensackte und Tante Petunia ihm schleunigst einen groen Cognac bringen musste. Harry lag noch lange wach in seinem dunklen Schrank. Htte er doch nur eine Uhr. Er wusste nicht, wie spt es war, und er war sich nicht sicher, ob die Dursleys schon schliefen. Bis es so weit war, konnte er es nicht riskieren, in die Kche zu schleichen und sich etwas zu essen zu holen. Fast zehn Jahre lebte er nun bei den Dursleys, solange er sich erinnern konnte, und es waren zehn elende Jahre gewesen. Schon als Baby war er zu ihnen gekommen, denn seine Eltern waren bei einem Autounfall gestorben. Er konnte sich nicht erinnern, in diesem Auto gewesen zu sein, als der Unfall passierte. Manchmal, wenn er sich whrend der langen Stunden im Schrank ganz angestrengt zu erinnern suchte, tauchte eine unheimliches Bild vor seinen Augen auf. ein blendend heller Blitz aus grnem Licht und ein brennender Schmerz auf seiner Stirn. Das musste der Unfall gewesen sein, obwohl er sich nicht erklren konnte, wo all das grne Licht herkam. Er konnte sich berhaupt nicht an seine Eltern erinnern. Onkel und Tante sprachen nie ber sie, und natrlich war es ihm verboten, Fragen zu stellen. Im Haus gab es auch keine Fotos von ihnen. Als Harry noch Jnger gewesen war, hatte er immer und immer wieder von einem unbekannten Verwandten getrumt, der kommen und ihn mitnehmen wrde, aber das war nie Wirklichkeit geworden; die Dursleys waren alles, was er noch an Familie hatte. Doch manchmal hatte er den Eindruck (oder vielleicht die Hoffnung), dass Unbekannte auf der Strae ihn zu kennen schienen. Sehr merkwrdige Unbekannte waren das brigens. Einmal, als er mit Tante Petunia und Dudley beim Einkaufen war, hatte sich ein kleiner Mann mit einem violetten Zylinder vor ihm verneigt. Tante Petunia fragte Harry ganz entsetzt, ob er den Mann kenne, und schubste ihn und Dudley hastig aus dem Laden, ohne etwas zu kaufen. Ein andermal hatte ihm eine wild aussehende, ganz in Grn gekleidete alte Frau im Bus frhlich zugewinkt. Und ein glatzkpfiger Mann mit einem sehr langen, purpurnen Umhang hatte ihm doch tatschlich mitten auf der Strae die Hand geschttelt und war dann ohne ein Wort zu sagen weitergegangen. Das Seltsamste an all diesen Leuten war, dass sie zu verschwinden schienen, wenn Harry versuchte sie genauer anzusehen. In der Schule hatte Harry niemanden. Jeder wusste, dass Dudleys Bande diesen komischen Harry Potter mit seinen ausgebeulten alten Klamotten und seiner zerbrochenen Brille nicht ausstehen konnte, und niemand mochte Dudleys Bande in die Quere kommen. ~Briefe von niemandem Die Flucht der brasilianischen Boa constrictor hatte Harry die bisher lngste Strafe eingebracht. Als er den Schrank wieder verlassen durfte, hatten die Sommerferien begonnen. Dudley hatte seine neue Videokamera schon lngst zertrmmert und sein ferngesteuertes Flugzeug zu Bruch geflogen. Bei seiner ersten Fahrt mit dem Rennrad hatte er die alte Mrs. Figg, die gerade auf ihre Krcken gesttzt den Ligusterweg berquerte, ber den Haufen geradelt. Harry war froh, dass die Schule zu Ende war, doch Dudleys Bande, die das Haus Tag fr Tag heimsuchte, konnte er nicht entkommen. Piers, Dennis, Malcolm und Gorden waren allesamt gro und dumm, doch weil Dudley der Dmmste von allen war, war er ihr Anfhrer. Die andern schlossen sich mit ausgesprochenem Vergngen Dudleys Lieblingssport an: Harry Jagen. Deshalb verbrachte Harry mglichst viel Zeit auer Haus und wanderte durch die Straen. Das baldige Ende der Ferien war ein kleiner Hoffnungsschimmer. Im September wrde er auf die hhere Schule kommen und zum ersten Mal im Leben nicht mehr mit Dudley zusammen sein. Dudley hatte einen Platz an Onkel Vernons alter Schule, Smeltings. Auch Piers Polkiss ging dorthin. Harry dagegen kam in die Stonewall High Scheel, die Gesamtschule in der Nachbarschaft. Dudley fand das sehr lustig. In Stonewall stecken sie den Neuen am ersten Tag den Kopf ins Klo, erffnete er Harry. weilst du mit hochkommen und schon mal ben? Nein, danke, sagte Harry. Das arme Klo hat noch nie etwas so Frchterliches wie deinen Kopf geschluckt - vielleicht wird ihm schlecht davon. Dann rannte er los, bevor sich Dudley einen Reim daraus machen konnte. Eines Tages im Juli nahm Tante Petunia Dudley mit nach London, um dort die Schuluniforrn fr Smeltings zu kaufen, und lie Harry bei Mrs. Figg zurck. Mrs. Figg war nicht mehr so bel wie frher. Harry erfuhr, dass sie sich den Fu gebrochen hatte, als sie ber eine ihrer Katzen gestolpert war, und inzwischen schien sie von ihnen nicht mehr ganz so begeistert zu sein. Sie lie Harry fernsehen und reichte ihm ein Stck Schokoladenkuchen, der schmeckte, als htte sie ihn schon etliche Jahre aufbewahrt. An diesem Abend stolzierte Dudley in seiner neuen Uniform unter den Augen der Eltern im Wohnzimmer umher. Die Jungen in Smeltings trugen kastanienbraune Frcke, orangefarbene Knickerbocker-Hosen und flache Strohhte, die sie Kreissgen nannten. Auerdem hatten sie knorrige Holzstcke, mit denen sie sich, wenn die Lehrer nicht hinsahen, gegenseitig Hiebe versetzten. Das galt als gute bung frs sptere Leben. Onkel Vernon musterte Dudley in den neuen Knickerbockern und grummelte etwas vom stolzesten Augenblick seines Lebens. Tante Petunia brach in Trnen aus und sagte, sie knne es einfach nicht fassen, dass dies ihr ser kleiner Dudleyspatz sei, so hbsch und erwachsen wie er aussehe. Harry wagte nicht, auch nur ein Wort zu sagen. Womglich hatte er sich schon zwei Rippen angeknackst vor lauter Anstrengung, nicht loszulachen. Am nchsten Morgen, als Harry zum Frhstck in die Kche kam, schlug ihm ein frchterlicher Gestank entgegen. Offenbar kam er von einer groen Emailschssel in der Sple. Er trat nher, um sich die Sache anzusehen. in dem grauen Wasser der Schssel schwamm etwas, das aussah wie ein Bndel schmutziger Lumpen. Was ist das denn?, fragte er Tante Petunia. Sie kniff die Lippen zusammen, wie immer, wenn er eine Frage zu stellen wagte. Deine neue Schuluniform, sagte sie. Harry warf noch einen Blick in die Schssel. Aha, sagte er, ich wusste nicht, dass sie so nass sein muss. Stell dich nicht so dumm an, keifte Tante Petunia. Ich frbe ein paar alte Sachen grau fr dich. Die sehen dann genauso aus wie die der andern. Das bezweifelte Harry ernsthaft, er hielt es aber fr besser, ihr nicht zu widersprechen. Er setzte sich an den Tisch und versuchte nicht daran zu denken, wie er an seinem ersten Schultag in der Stonewall High aussehen wrde -vermutlich wie einer, der ein paar Fetzen alter Elefantenhaut trug. Dudley und Onkel Vernon kamen herein und beide hielten sich beim Gestank von Harrys neuer Uniform die Nase zu. Onkel Vernon schlug wie immer seine Zeitung auf und Dudley knallte seinen Smelting-Stock, den er immer bei sich trug, auf den Tisch. Die Klappe des Briefschlitzes quietschte und die Post klatschte auf die Trmatte. Hol die Post, Dudley, sagte Onkel Vernon hinter seiner Zeitung hervor. Soll doch Harry sie holen. Hol die Post, Harry. Soll doch Dudley sie holen. Knuff ihn mal mit deinem Smelting-Stock, Dudley. Harry wich dem Stock aus und ging hinaus, um die Post zu holen. Dreierlei lag auf der Trmatte: eine Postkarte von Onkel Vernons Schwester Marge, die Ferien auf der Isle of Wight machte, ein brauner Umschlag, der wohl eine Rechnung enthielt, und - ein Brief fr Harry. Harry hob ihn auf und starrte auf den Umschlag. Sein Herz schwirrte wie ein riesiges Gummiband. Niemand hatte ihm Je in seinem ganzen Leben einen Brief geschrieben. Wer konnte es sein? Er hatte keine Freunde, keine anderen Verwandten - er war nicht in der Bcherei angemeldet und hatte deshalb auch nie unhfliche Aufforderungen erhalten, Bcher zurckzubringen. Doch hier war er, ein Brief, so klar adressiert, dass ein Fehler ausgeschlossen war: Mr. H. Potter Im Schrank unter der Treppe Ligusterweg 4 Little Whinging Surrey Dick und schwer war der Umschlag, aus gelblichem Pergament, und die Adresse war mit smaragdgrner Tinte geschrieben. Eine Briefmarke war nicht draufgeklebt. Mit zitternder Hand drehte Harry den Brief um und sah ein purpurnes Siegel aus Wachs, auf das ein Wappenschild eingeprgt war: ein Lwe, ein Adler, ein Dachs und eine Schlange, die einen Kreis um den Buchstaben H schlossen. Beeil dich, Junge!, rief Onkel Vernon aus der Kche. Was machst du da drauen eigentlich, Briefbombenkontrolle? Er gluckste ber seinen eigenen Scherz. Harry kam in die Kche zurck, den Blick unverwandt auf den Brief gerichtet. Er reichte Onkel Vernon die Rechnung und die Postkarte, setzte sich und begann langsam den gelben Umschlag zu ffnen. Onkel Vernon riss den Brief mit der Rechnung auf, schnaubte vor Abscheu, und berflog die Postkarte. Marge ist krank, teilte er Tante Petunia mit. Hat eine faule Wellhornschnecke gegessen ... Dad!, sagte Dudley pltzlich. Dad, Harry hat etwas! Harry war gerade dabei, den Brief zu entfalten, der aus demselben schweren Pergament bestand wie der Umschlag, als Onkel Vernon ihm das Blatt aus der Hand riss. Das ist fr mich!, rief Harry und versuchte Onkel Vernon den Brief wegzuschnappen. Wer sollte dir denn schreiben?, hhnte Onkel Vernon, schttelte das zusammengefaltete Blatt mit einer Hand auseinander und begann zu lesen. Sein Gesicht wechselte schneller von Rot zu Grn als eine Verkehrsampel. Und es blieb nicht bei Grn. Nach ein paar Sekunden war es grulich-wei wie alter Haferschleim. P-P-Petunia!, stie er keuchend hervor. Dudley grabschte nach dem Brief, um ihn zu lesen, aber Onkel Vernon hielt ihn hoch, so dass er ihn nicht zu fassen bekam. Tante Petunia nahm ihn neugierig in die Hand und las die erste Zeile. Einen Moment lang sah es so aus, als wrde sie in Ohnmacht fallen. Sie griff sich an den Hals und gab ein wrgendes Gerusch von sich. Vernon! Ach du lieber Gott - Vernon! Sie starrten einander an, als htten sie vergessen, dass Harry und Dudley immer noch in der Kche waren. Dudley war es nicht gewohnt, ignoriert zu werden. Mit dem Smelting-Stock versetzte er seinem Vater einen kurzen schmerzhaften Hieb auf den Kopf Ich will diesen Brief lesen, sagte er laut. Ich will ihn lesen, sagte Harry wtend, es ist nmlich meiner. Raus hier, beide, krchzte Onkel Vernon und stopfte den Brief in den Umschlag zurck. Harry rhrte sich nicht vom Fleck. ICH WILL MEINEN BRIEF!. rief er. Lass mich sehen!, verlangte Dudley. RAUS!, brllte Onkel Vernon, packte Harry und Dudley am Genick, warf sie hinaus in den Flur und knallte die Kchentr hinter ihnen zu. Prompt lieferten sich Harry und Dudley einen erbitterten, aber stummen Kampf darum, wer am Schlsselloch lauschen durfte. Dudley gewann, und so legte sich Harry, die Brille von einem Ohr herabhngend, flach auf den Bauch und lauschte an dem Spalt zwischen Tr und Fuboden. Vernon, sagte Tante Petunia mit zitternder Stimme, schau dir die Adresse an - wie knnen sie denn nur wissen, wo er schlft? Sie beobachten doch nicht etwa unser Haus? Beobachten - spionieren - vielleicht folgen sie uns, murmelte Onkel Vernon verwirrt. Aber was sollen wir tun, Vernon? Sollen wir vielleicht antworten? Ihnen sagen, wir wollen nicht - Harry konnte Onkel Vernons glnzende schwarze Schuhe die Kche auf und ab schreiten sehen. Nein, sagte er endlich. Nein, wir tun so, als ob nichts wre. Wenn sie keine Antwort bekommen ... Ja, das ist das Beste ... Wir tun gar nichts ... Aber - Ich will keinen davon im Haus haben, Petunia! Als wir ihn aufnahmen, haben wir uns da nicht geschworen, diesen gefhrlichen Unsinn auszumerzen? Als Onkel Vernon an diesem Abend vom Bro zurckkam, tat er etwas, was er nie zuvor getan hatte: er besuchte Harry in seinem Schrank. Wo ist mein Brief?, sagte Harry, kaum hatte sich Onkel Vernon durch die Tr gezwngt. Wer schreibt an mich? Niemand. Er war nur versehentlich an dich adressiert sagte Onkel Vernon kurz angebunden. Ich habe ihn verbrannt. Es war kein Versehen, rief Harry zornig, mein Schrank stand drauf RUHE!, schrie Onkel Vernon, und ein paar Spinnen fielen von der Decke. Er holte ein paar Mal tief Luft und zwang dann sein Gesicht zu einem recht schmerzhaft wirkenden Lcheln. Ahm -ja, Harry - wegen dieses Schranks hier. Deine Tante und ich haben darber nachgedacht ... Du wirst allmhlich wirklich etwas zu gro dafr ... Wir meinen, es wre doch nett, wenn du in Dudleys zweites Schlafzimmer ziehen wrdest. Warum?, sagte Harry. Keine dummen Fragen!, fuhr ihn der Onkel an. Bring dieses Zeug nach oben, aber sofort. Das Haus der Dursleys hatte vier Schlafzimmer: eines fr Onkel Vernon und Tante Petunia, eines fr Besucher (meist Onkel Vernons Schwester Marge), eines, in dem Dudley schlief, und eines, in dem Dudley all seine Spielsachen und die Dinge aufbewahrte, die nicht mehr in sein erstes Schlafzimmer passten. Harry musste nur einmal nach oben gehen und schon hatte er all seine Sachen aus dem Schrank in das neue Zimmer gebracht. Er setzte sich aufs Bett und lie den Blick kreisen. Fast alles hier drin war kaputt. Die einen Monat alte Videokamera lag auf einem kleinen, noch funktionierenden Panzer, den Dudley einmal ber den Hund der Nachbarn gefahren hatte. in der Ecke stand Dudleys erster Fernseher. Als seine Lieblingssendung abgesetzt wurde, hatte er den Fu durch den Bildschirm gerammt. Auch ein groer Vogelkfig stand da, in dem einmal ein Papagei gelebt hatte, den Dudley in der Schule gegen ein echtes Luftgewehr getauscht hatte. Es lag mit durchgebogenem Lauf auf einem Regal, denn Dudley hatte sich darauf niedergelassen. Andere Regale standen voller Bcher. Das waren die einzigen Dinge in dem Zimmer, die aussahen, als wren sie nie angerhrt worden. Von unten war Dudley zu hren, wie er seine Mutter anbrllte. Ich will ihn nicht da drin haben ... Ich brauche dieses Zimmer ... Er soll wieder ausziehen . - Harry seufzte und streckte sich auf dem Bett aus. Gestern noch htte er alles darum gegeben, hier oben zu sein. Heute wre er lieber wieder in seinem Schrank mit dem Brief in der Hand statt hier oben ohne ihn. Am nchsten Morgen beim Frhstck waren alle recht schweigsam. Dudley stand unter Schock. Er hatte geschrien, seinen Vater mit dem Smelting-Stock geschlagen, sich absichtlich bergeben, seine Mutter getreten und seine Schildkrte durch das Dach des Gewchshauses geworfen, aber sein Zimmer hatte er trotzdem nicht zurckbekommen. Harry dachte darber nach, was gestern beim Frhstck geschehen war. Htte er den Brief doch nur schon im Flur geffnet, dachte er voll Bitterkeit. Onkel Vernon und Tante Petunia sahen sich unablssig mit dsterer Miene an. Die Post kam, und Onkel Vernon, der offenbar versuchte nett zu Harry zu sein, lie Dudley aufstehen und sie holen. Sie konnten ihn hren, wie er den ganzen Flur entlang mit seinem Smelting-Stock mal hierhin, mal dorthin schlug. Dann rief er: Da ist schon wieder einer! Mr. H. Potter, Das kleinste Schlafzimmer, Ligusterweg 4 - Mit einem erstickten Schrei sprang Onkel Vernon von seinem Stuhl hoch und rannte den Flur entlang, Harry dicht hinter ihm - Onkel Vernon musste Dudley zu Boden ringen, um ihm den Brief zu entwinden, was schwierig war, weil Harry Onkel Vernon von hinten um den Hals gepackt hatte. Nach einem kurzen Gerangel, bei dem Jeder ein paar saftige Schlge mit dem Smelting-Stock einstecken musste, richtete sich Onkel Vernon nach Luft ringend auf und hielt Harrys Brief in der Hand. Verschwinde in deinen Schrank - ich meine, dein Zimmer, Japste er Harry zu. Dudley - geh - ich bitte dich, geh. Oben in seinem neuen Zimmer ging Harry auf und ab, auf und ab. Jemand wusste, dass er aus dem Schrank ausgezogen war, und offenbar auch, dass er den ersten Brief nicht erhalten hatte. Das bedeutete doch gewiss, dass sie es wieder versuchen wrden? Und das nchste Mal wrde er dafr sorgen, dass es klappte. Er hatte einen Plan ausgeheckt. Um sechs Uhr am nchsten Morgen klingelte der reparierte Wecker. Harry brachte ihn rasch zum Verstummen und zog sich leise an. Er durfte die Dursleys nicht aufwecken. Ohne Licht zu machen, stahl er sich die Treppe hinunter. Er wrde an der Ecke des Ligusterwegs auf den Postboten warten und sich die Briefe fr Nummer 4 gleich geben lassen. Mit laut pochendem Herzen stahl er sich durch den dunklen Flur zur Haustr - AAAAAUUUUUH! Harry machte einen Sprung in die Luft - er war auf etwas Groes und Matschiges getreten, das auf der Trmatte lag - etwas Lebendiges! Im ersten Stock gingen Lichter an, und mit einem furchtbaren Schreck wurde Harry klar, dass das groe matschige Etwas das Gesicht seines Onkels war. Onkel Vernon hatte in einem Schlafsack vor der Tr gelegen, und zwar genau deshalb, um Harry daran zu hindern, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Er schrie Harry etwa eine halbe Stunde lang an und befahl ihm dann, Tee zu kochen. Niedergeschlagen schlurfte Harry in die Kche, und als er zurckkam, war die Post schon eingeworfen worden, mitten auf den Scho von Onkel Vernon. Harry konnte drei mit grner Tinte beschriftete Briefe erkennen. Ich will -, begann er, doch Onkel Vernon zerriss die Briefe vor seinen Augen in kleine Fetzen. An diesem Tag ging Onkel Vernon nicht zur Arbeit. Er blieb zu Hause und nagelte den Briefschlitz zu. Weit du, erklrte er Tante Petunia mit dem Mund voller Ngel, wenn sie die Briefe nicht zustellen knnen, werden sie es einfach bleiben lassen. Ich bin mir nicht sicher, ob das klappt, Vernon. Oh, diese Leute haben eine ganz merkwrdige Art zu denken, Petunia, sie sind nicht wie du und ich, sagte Onkel Vernon und versuchte einen Nagel mit dem Stck Obstkuchen einzuschlagen, den ihm Tante Petunia soeben gebracht hatte. Am Freitag kamen nicht weniger als zwlf Briefe fr Harry. Da sie nicht in den Briefschlitz gingen, waren sie unter der Tr durchgeschoben, zwischen Tr und Rahmen geklemmt oder durch das kleine Fenster der Toilette im Erdgeschoss gezwngt worden. Wieder blieb Onkel Vernon zu Hause. Nachdem er alle Briefe verbrannt hatte, holte er sich Hammer, Ngel und Leisten und nagelte die Spalten an Vorder- und Hintertr zu, so dass niemand hinausgehen konnte. Beim Arbeiten summte er Bi-Ba-Butzemann und zuckte beim kleinsten Gerusch zusammen. Am Sonnabend gerieten die Dinge auer Kontrolle. Vierundzwanzig Briefe fr Harry fanden den Weg ins Haus, zusammengerollt im Innern der zwei Dutzend Eier versteckt, die der vllig verdatterte Milchmann Tante Petunia durch das Wohnzimmerfenster hineingereicht hatte. Whrend Onkel Vernon wtend beim Postamt und bei der Molkerei anrief und versuchte Jemanden aufzutreiben, bei dem er sich beschweren konnte, zerschnitzelte Tante Petunia die Briefe in ihrem Kchenmixer. Wer zum Teufel will so dringend mit dir sprechen?, fragte Dudley Harry ganz verdutzt. Als sich Onkel Vernon am Sonntagmorgen an den Frhstckstisch setzte, sah er mde und ziemlich erschpft, aber glcklich aus. Keine Post an Sonntagen, gemahnte er sie frhlich, whrend er seine Zeitung mit Marmelade bestrich, #keine verfluchten Briefe heute -e Whrend er sprach, kam etwas pfeifend den Kchenkamin heruntergesaust und knallte gegen seinen Hinterkopf Einen Augenblick spter kamen dreiig oder vierzig Briefe wie Kugeln aus dem Kamin geschossen. Die Dursleys gingen in Deckung, doch Harry hpfte in der Kche umher und versuchte einen Brief zu fangen. Raus! RAUS! Onkel Vernon packte Harry um die Hfte und warf ihn hinaus in den Flur. Als Tante Petunia und Dudley mit den Armen ber dem Gesicht hinausgerannt waren, knallte Onkel Vernon die Tr zu. Sie konnten die Briefe immer noch in die Kche rauschen und gegen die Wnde und den Fuboden klatschen hren. Das reicht, sagte Onkel Vernon. Er versuchte ruhig zu sprechen, zog Jedoch gleichzeitig groe Haarbschel aus seinem Schnurrbart. Ich mchte, dass ihr euch alle in fnf Minuten hier einfindet, bereit zur Abreise. Wir gehen. Packt ein paar Sachen ein. Und keine Widerrede! Mit nur einem halben Schnurrbart sah er so gefhrlich aus, dass niemand ein Wort zu sagen wagte. Zehn Minuten spter hatten sie sich durch die brettervernagelten Tren gezwngt, saen im Wagen und sausten in Richtung Autobahn davon. Auf dem Rcksitz wimmerte Dudley vor sich hin; sein Vater hatte ihm links und rechts eine geknallt, weil er sie aufgehalten hatte mit dem Versuch, seinen Fernseher, den Videorecorder und den Computer in seine Sporttasche zu packen. Sie fuhren. Und sie fuhren. Selbst Tante Petunia wagte nicht zu fragen, wo sie denn hinfuhren. Hin und wieder machte Onkel Vernon scharf kehrt und fuhr dann eine Weile in die entgegengesetzte Richtung. Schttel sie ab ... schttel sie ab, murmelte er immer dann, wenn er umkehrte. Den ganzen Tag ber hielten sie nicht einmal an, um etwas zu essen oder zu trinken. Als die Nacht hereinbrach, war Dudley am Brllen. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie einen so schlechten Tag gehabt. Er war hungrig, er hatte fnf seiner Lieblingssendungen im Fernsehen verpasst, und er hatte noch nie so lange Zeit verbracht, ohne am Computer einen Auerirdischen in die Luft zu Jagen. Endlich machte Onkel Vernon vor einem dster aussehenden Hotel am Rande einer groen Stadt Halt. Dudley und Harry teilten sich ein Zimmer mit Doppelbett und feuchten, niedrigen Decken. Dudley schnarchte, aber Harry blieb wach. Er sa an der Fensterbank, blickte hinunter auf die Lichter der vorbeifahrenden Autos und dachte lange nach ... Am nchsten Morgen frhstckten sie muffige Cornflakes und kalte Dosentomaten auf Toast. Kaum waren sie fertig, trat die Besitzerin des Hotels an ihren Tisch. Verzeihn Sie, aber ist einer von Ihnen Mr. H. Potter? Es ist nur - ich hab ungefhr hundert von diesen Dingern am Empfangsschalter. Sie hielt einen Brief hoch, so dass sie die mit grner Tinte geschriebene Adresse lesen konnten: Mr. H. Potter Zimmer 17 Hotel zum Bahnblick Cokeworth Harry schnappte nach dem Brief doch Onkel Vernon schlug seine Hand weg. Die Frau starrte sie an. Ich nehme sie, sagte Onkel Vernon, stand rasch auf und folgte ihr aus dem Speisezimmer. Wre es nicht besser, wenn wir einfach nach Hause fahren wrden, Schatz?, schlug Tante Petunia einige Stunden spter mit schchterner Stimme vor. Doch Onkel Vernon schien sie nicht zu hren. Keiner von ihnen wusste, wonach genau er suchte. Er fuhr sie in einen Wald hinein, stieg aus, sah sich um, schttelte den Kopf, setzte sich wieder ins Auto, und weiter ging's. Dasselbe geschah inmitten eines umgepflgten Ackers, auf halbem Weg ber eine Hngebrcke und auf der obersten Ebene eines mehrstckigen Parkhauses. Daddy ist verrckt geworden, nicht wahr?, fragte Dudley spt am Nachmittag mit dumpfer Stimme Tante Petunia. Onkel Vernon hatte an der Kste geparkt, sie alle im Wagen eingeschlossen und war verschwunden. Es begann zu regnen. Groe Tropfen klatschten auf das Wagendach. Dudley schniefte. Es ist Montag, erklrte er seiner Mutter Heute kommt der Groe Humberto. Ich will dahin, wo sie einen Fernseher haben. Montag. Das erinnerte Harry an etwas. Wenn es Montag war - und meist konnte man sich auf Dudley verlassen, wenn es um die Wochentage ging, und zwar wegen des Fernsehens -, dann war morgen Dienstag, Harrys elfter Geburtstag. Natrlich waren seine Geburtstage nie besonders lustig gewesen - letztes Jahr hatten ihm die Dursleys einen Kleiderbgel und ein Paar alte Socken von Onkel Vernon geschenkt. Trotzdem, man wird nicht Jeden Tag elf. Onkel Vernon kam zurck mit einem Lcheln auf dem Gesicht. In den Hnden trog er ein langes, schmales Paket, doch auf Tante Petunias Frage, was er gekauft habe, antwortete er nicht. Ich habe den idealen Platz gefunden!, sagte er. Kommt! Alle aussteigen! Drauen war es sehr kalt. Onkel Vernon wies hinaus aufs Meer, wo in der Ferne ein groer Felsen zu erkennen war. Auf diesem Felsen thronte die schbigste kleine Htte, die man sich vorstellen kann. Eins war sicher, einen Fernseher gab es dort nicht. Sturmwarnung fr heute Nacht!, sagte Onkel Vernon schadenfroh und klatschte in die Hnde. Und dieser Gentleman hier hat sich freundlicherweise bereit erklrt, uns sein Boot zu leihen! Ein zahnloser alter Mann kam auf sie zugehumpelt und deutete mit einem recht verschmitzten Grinsen auf ein altes Ruderboot im stahlgrauen Wasser unter ihnen. Ich hab uns schon einige Futterrationen besorgt, sagte Onkel Vernon, also alles an Bord! Im Boot war es bitterkalt. Eisige Gischt und Regentropfen krochen ihnen die Rcken hinunter und ein frostiger Wind peitschte ber ihre Gesichter Nach Stunden, so kam es ihnen vor, erreichten sie den Fels, wo sie Onkel Vernon rutschend und schlitternd zu dem heruntergekommenen Haus fhrte. Innen sah es frchterlich aus; es stank durchdringend nach Seetang, der Wind pfiff durch die Ritzen der Holzwnde und die Feuerstelle war nass und leer. Es gab nur zwei Rume. Onkel Vernons Rationen stellten sich als eine Packung Krcker fr Jeden und vier Bananen heraus. Er versuchte ein Feuer zu machen, doch die leeren Krcker-Schachteln gaben nur Rauch von sich und schrumpelten zusammen. Jetzt knnte ich ausnahmsweise mal einen dieser Briefe gebrauchen, Leute, sagte er frhlich. Er war bester Laune. Offenbar glaubte er, niemand htte eine Chance, sie hier im Sturm zu erreichen und die Post zuzustellen. Harry dachte im Stillen das Gleiche, doch der Gedanke munterte ihn berhaupt nicht auf Als die Nacht hereinbrach, kam der versprochene Sturm um sie herum mchtig in Fahrt. Gischt von den hohen Wellen spritzte gegen die Wnde der Htte und ein zorniger Wind rttelte an den schmutzigen Fenstern. Tante Petunia fand ein paar nach Aal riechende Leintcher und machte Dudley auf dem mottenzerfressenen Sofa ein Bett zurecht. Sie und Onkel Vernon gingen ins zerlumpte Bett nebenan, und Harry musste sich das weichste Stck Fuboden suchen und sich unter der dnnsten, zerrissensten Decke zusammenkauern. Die Nacht rckte vor und immer wtender blies der Sturm. Harry konnte nicht schlafen. Er bibberte und wlzte sich hin und her, um es sich bequemer zu machen, und sein Magen rhrte vor Hunger. Dudleys Schnarchen ging im rollenden Donnern unter, das um Mitternacht anhob. Der Leuchtzeiger von Dudleys Uhr, die an seinem dicken Handgelenk vom Sofarand herunterbaumelte, sagte Harry, dass er in zehn Minuten elf Jahre alt sein wrde. Er lag da und sah zu, wie sein Geburtstag tickend nher rckte. Ob die Dursleys berhaupt an ihn denken wrden?, fragte er sich. Wo der Briefeschreiber Jetzt wohl war? Noch fnf Minuten. Harry hrte drauen etwas knacken. Hoffentlich kam das Dach nicht herunter, auch wenn ihm dann vielleicht wrmer sein wrde. Noch vier Minuten. Vielleicht war das Haus am Ligusterweg, wenn sie zurckkamen, so voll gestopft mit Briefen, dass er auf die eine oder andere Weise einen davon stibitzen konnte. Noch drei Minuten. War es das Meer, das so hart gegen die Felsen schlug? und (noch zwei Minuten) was war das fr ein komisches, mahnendes Gerusch? Zerbrach der Fels und strzte ins Meer? Noch eine Minute und er war elf Dreiig Sekunden ... zwanzig ... zehn ... neun - vielleicht sollte er Dudley aufwecken, einfach um ihn zu rgern - drei ... zwei ... eine - BUMM BUMM. Die ganze Htte erzitterte. Mit einem Mal sa Harry kerzengerade da und starrte auf die Tr. Da drauen war Jemand und klopfte. ~Der Hter der Schlssel BUMM, BUMM. Wieder klopfte es. Dudley schreckte aus dem Schlaf Wo ist die Kanone?, sagte er dumpf. Hinter ihnen hrten sie ein lautes Krachen. Onkel Vernon kam hereingestolpert. In den Hnden hielt er ein Gewehr - das war also in dem langen, schmalen Paket gewesen, das er mitgebracht hatte. Wer da?, rief er. Ich warne Sie - ich bin bewaffnet! Einen Augenblick lang war alles still. Dann - SPLITTER! Die Tr wurde mit solcher Wucht getroffen, dass sie glattweg aus den Angeln sprang und mit einem ohrenbetubenden Knall auf dem Boden landete. In der Trffnung stand ein Riese von Mann. Sein Gesicht war fast gnzlich von einer langen, zottigen Haarmhne und einem wilden, struppigen Bart verdeckt, doch man konnte seine Augen erkennen, die unter all dem Haar schimmerten wie schwarze Kfer. Dieser Riese zwngte sich in die Htte, den Rcken gebeugt, so dass sein Kopf die Decke nur streifte. Er bckte sich, stellte die Tr aufrecht und setzte sie mit leichter Hand wieder in den Rahmen ein. Der Lrm des Sturms drauen lie etwas nach. Er wandte sich um und blickte sie an. Knnte 'ne Tasse Tee vertragen. War keine leichte Reise... Er schritt hinber zum Sofa, auf dem der vor Angst versteinerte Dudley sa. Beweg dich, Klops, sagte der Fremde. Dudley quiekte und rannte hinter den Rcken seiner Mutter, die sich voller Angst hinter Onkel Vernon zusammenkauerte. Und hier ist Harry, sagte der Riese. Harry blickte hinauf in sein grimmiges, wildes Gesicht und sah, dass sich die Fltchen um seine Kferaugen zu einem Lcheln gekruselt hatten. Letztes Mal, als ich dich gesehen hab, warst du noch 'n Baby, sagte der Riese. Du siehst deinem Vater mchtig hnlich, aber die Augen hast du von deiner Mum. Onkel Vernon gab ein merkwrdig rasselndes Gerusch von sich. Ich verlange, dass Sie auf der Stelle verschwinden!. sagte er. Das ist Hausfriedensbruch! Aach, halt den Mund, Dursley, du Oberpflaume, sagte der Riese. Er streckte den Arm ber die Sofalehne hinweg, riss das Gewehr aus Onkel Vernons Hnden, verdrehte den Lauf - als wre er aus Gummi - zu einem Knoten und warf es in die Ecke. Onkel Vernon gab abermals ein merkwrdiges Gerusch von sich, wie eine getretene Maus. Dir Jedenfalls, Harry, sagte der Riese und kehrte den Dursleys den Rcken zu, einen sehr herzlichen Glckwunsch zum Geburtstag. Hab hier was fr dich - vielleicht hab ich zwischendurch mal draufgesessen, aber er schmeckt sicher noch gut. Aus der Innentasche seines schwarzen Umhangs zog er eine etwas eingedellte Schachtel. Harry ffnete sie mit zitternden Fingern. Ein groer, klebriger Schokoladenkuchen kam zum Vorschein, auf dem mit grnem Zuckerguss Herzlichen Glckwunsch, Harry geschrieben stand. Harry sah zu dem Riesen auf Er wollte eigentlich danke sagen, aber auf dem Weg zum Mund gingen ihm die Worte verloren, und stattdessen sagte er: Wer bist du? Der Riese gluckste. Wohl wahr, hab mich nicht vorgestellt. Rubeus Hagrid, Hter der Schlssel und Lndereien von Hogwarts. Er streckte eine gewaltige Hand aus und schttelte Harrys ganzen Arm. Was ist nun eigentlich mit dem Tee?, sagte er und rieb sich die Hnde. Wrd nicht nein sagen, wenn er 'n bisschen strker wr, wenn du verstehst, was ich meine. Sein Blick fiel auf einen Korb mit den zusammengeschrumpften Krcker-Schachteln und er schnaubte. Er beugte sich zur Feuerstelle hinunter; sie konnten nicht sehen, was er tat, doch als er sich einen Moment spter aufrichtete, prasselte dort ein Feuer. Es erfllte die ganze feuchte Htte mit flackerndem Licht, und Harry fhlte die Wrme ber sein Gesicht flieen, als ob er in ein heies Bad getaucht wre. Der Riese setzte sich wieder auf das Sofa das unter seinem Gewicht einknickte, und begann dann alle mglichen Dinge aus den Taschen seines Umhangs zu ziehen: einen Kupferkessel, eine platt gedrckte Packung Wrstchen, einen Schrhaken, eine Teekanne, einige ineinander gesteckte Becher und eine Flasche mit einer bernsteinfarbenen Flssigkeit, aus der er sich einen Schluck genehmigte, bevor der Tee zu kochen begann. Bald war die Htte erfllt von dem Duft der brutzelnden Wrste. Whrend der Riese arbeitete, sagte niemand ein Wort, doch als er die ersten sechs fetten, saftigen, leicht angekokelten Wrste vom Rost nahm, zappelte Dudley ein wenig. Onkel Vernon fauchte ihn an: Dudley, du rhrst nichts von dem an, was er dir gibt. Der Riese gab ein dunkles Glucksen von sich. Dein groer Pudding von einem Sohn muss nicht mehr gemstet werden, Dursley, keine Panik. Er reichte die Wrstchen Harry, der so hungrig war, dass es ihm vorkam, als htte er noch nie etwas Wundervolleres gekostet, doch immer noch konnte er den Blick nicht von dem Riesen abwenden. Schlielich, da offenbar niemand etwas zu erklren schien, sagte er: Tut mir Leid, aber ich wei immer noch nicht richtig, wer du bist. Der Riese nahm einen groen Schluck Tee und wischte sich mit dem Handrcken den Mund. Nenn mich Hagrid, sagte er, das tun alle. Und wie ich dir schon gesagt hab, bin ich der Schlsselhter von Hogwarts - ber Hogwarts weit du natrlich alles. hm - nein, sagte Harry. Hagrid sah schockiert aus. Tut mir Leid, sagte Harry rasch. Tut dir Leid?, bellte Hagrid und wandte sich zu den Dursleys um mit einem Blick, der sie in die Schatten zurckweichen lie. Denen sollte es Leid tun. Ich wusste, dass du deine Briefe nicht kriegst, aber ich htt nie gedacht, dass du nicht mal von Hogwarts weit, das is Ja zum Heulen! Hast du dich nie gefragt, wo deine Eltern das alles gelernt haben? Alles was?, fragte Harry. ALLES WAS?, donnerte Hagrid. Nu mal langsam! Er war aufgesprungen. In seinem Zorn schien er die ganze Htte auszufllen. Die Dursleys kauerten sich an die Wand. Wollt ihr mir etwa sagen, knurrte er sie an, dass dieser Junge - dieser Junge! - nichts von - von NICHTS wei? Das ging Harry doch ein wenig zu weit. Immerhin ging er zur Schule und hatte keine schlechten Noten. Ich wei schon einiges, sagte er. Ich kann nmlich Mathe und solche Sachen. Doch Hagrid tat dies mit einer Handbewegung ab und sagte: ber unsere Welt, meine ich. Deine Welt. Meine Welt. Die Welt von deinen Eltern. Welche Welt? Hagrid sah aus, als wrde er gleich explodieren. DURSLEY!, drhnte er. Onkel Vernon, der ganz blass geworden war, flsterte etwas, das sich anhrte wie Mimbelwimbel. Hagrid starrte Harry mit wildem Blick an. Aber du musst doch von Mum und Dad wissen, sagte er. Ich meine, sie sind berhmt. Du bist berhmt. Was? Mum und Dad waren doch nicht berhmt! Du weit es nicht ... du weit es nicht ... Hagrid fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und fixierte Harry mit einem bestrzten Blick. Du weit nicht, was du bist?, sagte er schlielich. Onkel Vernon fand pltzlich seine Stimme wieder. Aufhren, befahl er, hren Sie sofort auf, Sir! Ich verbiete Ihnen, dem Jungen irgendetwas zu sagen! Auch ein mutigerer Mann als Vernon Dursley wre unter dem zornigen Blick Hagrids zusammengebrochen; als Hagrid sprach, zitterte Jede Silbe vor Entrstung. Du hast es ihm nie gesagt? Ihm nie gesagt, was in dem Brief stand, den Dumbledore fr ihn dagelassen hat? Ich war auch dabei! Ich hab gesehen, wie Dumbledore ihn dort hingelegt hat, Dursley! Und du hast ihn Harry all die Jahre vorenthalten? Was vorenthalten?, fragte Harry begierig. AUFHREN! ICH VERBIETE ES IHNEN!, schrie Onkel Vernon in Panik. Tante Petunia schnappte vor Schreck nach Luft. Aach, kocht eure Kpfe doch im eigenen Saft, ihr beiden. sagte Hagrid. Harry, du bist ein Zauberer. In der Htte herrschte mit einem Mal Stille. Nur das Meer und das Pfeifen des Winds waren noch zu hren. Ich bin ein was? Ein Zauberer, natrlich, sagte Hagrid und setzte sich wieder auf das Sofa, das unter chzen noch tiefer einsank. Und ein verdammt guter noch dazu, wrde ich sagen, sobald du mal 'n bisschen bung hast. Was solltest du auch anders sein, mit solchen Eltern wie deinen? Und ich denk, 's ist an der Zeit, dass du deinen Brief liest. Harry streckte die Hand aus und nahm endlich den gelblichen Umschlag, der in smaragdgrner Schrift adressiert war an Mr. H. Potter, Der Fuboden, Htte-auf-dem-Fels, Das Meer. Er zog den Brief aus dem Umschlag und las: HOGWARTS-SCHULE FR HEXEREI UND ZAUBEREI Schulleiter: Albus Dumbledore (Orden der Merlin, Erster Klasse, Groz., Hexenmst. Ganz hohes Tier, Internationale Vereinig. d. Zauberer) Sehr geehrter Mr. Potter, wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu knnen, dass Sie an der Hogwarts-Schule fr Hexerei und Zauberei aufgenommen sind. Beigelegt finden Sie eine Liste aller bentigten Bcher und Ausrstungsgegenstnde. Das Schuljahr beginnt am 1. September. Wir erwarten Ihre Eule sptestens am 31. Juli. Mit freundlichen Gren Minerva McGonagall Stellvertretende Schulleiterin Wie ein Feuerwerk expldierten Fragen in Harrys Kopf, und er konnte sich, nicht entscheiden, welche er zuerst stellen sollte. Nach ein paar Minuten stammelte er: Was soll das heien, sie erwarten eine Eule? Galoppierende Gorgonen, da fllt mir doch ein ..., sagte Hagrid und schlug sich mit solcher Wucht die Hand gegen die Stirn, dass es einen Brauereigaul umgehauen htte. Aus einer weiteren Tasche im Innern seines Umhangs zog er eine Eule hervor. eine echte, lebende, recht zerzaust aussehende Eule - wie einen langen Federkiel und eine Pergamentrolle. Mit der Zunge zwischen den Lippen kritzelte er eine Notiz. Fr Harry standen die Buchstaben zwar auf dem Kopf, dennoch konnte er sie lesen: Sehr geehrterN1r. Dumbledore, ich habe Harry seinen Brief berreicht. Nehme ihn morgen mit, um seine Sachen einzukaufen. Wetter ist frchterlich. hoffe, Sie sind wohlauf Hagrid Hagrid rollte die Nachricht zusammen, bergab sie der Eule, die sie in deren Schnabel klemmte, ging zur Tr und schleuderte die Eule hinaus in den Sturm. Dann kam er zurck und setzte sich, als htte er nur mal kurz telefoniert. Harry bemerkte, dass ihm der Mund offen stand, und klappte ihn rasch zu. Wo war ich gerade?, sagte Hagrid, doch in diesem Augenblick trat Onkel Vernon, immer noch aschfahl, doch sehr zornig aussehend, in das Licht des Kaminfeuers. Er bleibt hier. sagte c. Hagrid grunzte. Das mchte ich sehen, wie ein so groer Muggel wie du ihn aufhalten will, sagte er. Ein was?, fragte Harry neugierig. Ein Muggel, sagte Hagrid, so nennen wir Leute wie ihn, die nicht zu den Magiern gehren. Und es ist dein Pech, dass du in einer Familie der grten Muggel aufgewachsen bist, die ich Je gesehen habe. Als wir ihn aufnahmen, haben wir geschworen, diesem Bldsinn ein Ende zu setzen, sagte Onkel Vernon, geschworen, es ihm auszubluen! Zauberer, in der Tat! Ihr habt es gewusst?, sagte Harry, ihr habt gewusst, dass ich ein - ein Zauberer bin? Gewusst!, schrie Tante Petunia pltzlich auf, gewusst! Natrlich haben wies gewusst! Wie denn auch nicht, wenn meine vermaledeite Schwester so eine war? Sie hat nmlich genau den gleichen Brief bekommen und ist dann in diese - diese Schule verschwunden und kam in den Ferien Jedes Mal mit den Taschen voller Froschlaich nach Hause und hat Teetassen in Ratten verwandelt. Ich war die Einzige, die klar erkannt hat, was sie wirklich war - eine Missgeburt. Aber bei Mutter und Vater, o nein, da hie es Lily hier und Lily da, sie waren stolz, eine Hexe in der Familie zu haben! Sie hielt inne, um tief Luft zu holen, und fing dann erneut an zu schimpfen. Es schien, als ob sie das schon all die Jahre hatte loswerden wollen. e Dann hat sie diesen Potter an der Schule getroffen, und sie sind weggegangen und haben geheiratet und haben dich bekommen, und natrlich wusste ich, dass du genau so einer sein wrdest, genauso seltsam, genauso - unnormal, und dann, bitte schn, hat sie es geschafft, sich in die Luft zu Jagen, und wir mussten uns pltzlich mit dir herumschlagen! Harry war ganz bleich geworden. Sobald er seine Stimme gefunden hatte, sagte er: In die Luft gejagt? Du hast mir erzhlt, dass sie bei einem Autounfall gestorben sind! AUTOUNFALL!, donnerte Hagrid und sprang so wtend auf, dass die Dursleys sich in ihre Ecke verdrckten. Wie knnten Lily und James Potter in einem Auto ums Leben kommen? Das ist eine Schande! Ein Skandal! Harry Potter kennt nicht mal seine eigene Geschichte, wo doch Jedes Kind in unserer Welt seinen Namen wei! Warum eigentlich? Was ist passiert?, fragte Harry drngend. Der Zorn wich aus Hagrids Gesicht. Pltzlich schien er etwas zu frchten. Das htte ich nie erwartet, sagte er mit leiser, besorgter Stimme. Als Dumbledore sagte, du knntest in Schwierigkeiten geraten, hatte ich keine Ahnung, wie wenig du weit. Ach, Harry, vielleicht bin ich nicht der Richtige, um es dir zu sagen - aber einer muss es tun -und du kannst nicht nach Hogwarts gehen, ohne es zu wissen. Er warf den Dursleys einen finsteren Blick zu. Nun, es ist am besten, wenn du so viel weit, wie ich dir sagen kann - aber natrlich kann ich dir nicht alles sagen, es ist ein groes Geheimnis, manches davon Jedenfalls ... Er setzte sich, starrte einige Augenblicke lang ins Feuer und sagte dann: Es fngt, glaube ich, mit - mit einem Typen namens - aber es ist unglaublich, dass du seinen Namen nicht kennst, in unserer Welt kennen ihn alle - Wen? Nun Ja, ich nenn den Namen lieber nicht, wenn's nicht unbedingt sein muss. Keiner tut's. Warum nicht? Schluckende Wasserspeier, Harry, die Leute haben immer noch Angst. Verflucht, ist das schwierig. Sieh mal, da war dieser Zauberer, der ... bse geworden ist. So bse, wie es nur geht. Schlimmer noch. Schlimmer als schlimm. Sein Name war ... Hagrid wrgte, aber kein Wort kam hervor. Knntest du es aufschreiben?. schlug Harry vor. Nh - kann ihn nicht buchstabieren. Na gut - Voldemort. Hagrid erschauerte. Zwing mich nicht, das noch mal zu sagen. Jedenfalls, dieser - dieser Zauberer hat vor etwa zwanzig Jahren begonnen, sich Anhnger zu suchen. Und die hat er auch bekommen - manche hatten Angst, manche wollten einfach ein wenig von seiner Macht, denn er verschaffte sich viel Macht, das muss man sagen. Dunkle Zeiten, Harry. Wussten nicht, wem wir trauen sollten, wagten nicht, uns mit fremden Zauberern oder Hexen anzufreunden ... Schreckliche Dinge sind passiert. Er hat die Macht bernommen. Klar haben sich einige gewehrt -und er hat sie umgebracht. Furchtbar. Einer der wenigen sicheren Orte, die es noch gab, war Hogwarts. Vermute, Dumbledore war der Einzige, vor dem Du-weit-schon-wer Angst hatte. Hat es nicht gewagt, die Schule einzusacken, damals Jedenfalls nicht. Nun waren deine Mum und dein Dad als Hexe und Zauberer so gut, wie ich noch niemanden gekannt hab. Zu ihrer Zeit die Klassenbesten in Hogwarts! Fr mich ist es ein groes Rtsel, warum Du-weit-schon-wer nie versucht hat, sie auf seine Seite zu bringen ... Hat wohl gewusst, dass sie Dumbledore zu nahe waren, um etwas mit der dunklen Seite zu tun haben zu wollen. Vielleicht hat er geglaubt, er knne sie berreden ... Vielleicht hat er sie auch nur aus dem Weg haben wollen. Alles, was man wei, ist, dass er in dem Dorf auftauchte, wo ihr alle gelebt habt, an Halloween vor zehn Jahren. Du warst gerade mal ein Jahr alt. Er kam in euer Haus und -und - Hagrid zog pltzlich ein sehr schmutziges, gepunktetes Taschentuch hervor und schnuzte sich laut wie ein Nebelhorn die Nase. Tut mir Leid, sagte er. Aber es ist so traurig - hab deine Mum und deinen Dad gekannt, und nettere Menschen hast du einfach nicht finden knnen, Jedenfalls - Du-weit-schon-wer hat sie gettet. Und dann - und das ist das eigentlich Geheimnisvolle daran - hat er versucht, auch dich zu tten. Wollte reinen Tisch machen, denk ich, oder hatte inzwischen einfach Spa am Tten. Aber er konnte es nicht. Hast du dich nie gefragt, wie du diese Narbe auf der Stirn bekommen hast? Das war kein gewhnlicher Schnitt. Das kriegst du, wenn ein mchtiger, bser Fluch dich berhrt -hat sogar bei deiner Mum und deinem Dad geklappt - aber nicht bei dir, und darum bist du berhmt, Harry. Keiner hat es berlebt, wenn er einmal beschlossen hat, Jemanden zu tten, keiner auer dir, und er hatte einige der besten Hexen und Zauberer der Zeit gettet - die McKinnons, die Bones, die Prewetts - und du warst nur ein Baby, aber du hast berlebt. In Harrys Kopf spielte sich etwas sehr Schmerzhaftes ab. Als Hagrid mit der Geschichte ans Ende kam, sah er noch einmal den blendend hellen, grnen Blitz vor sich, deutlicher als Jemals zuvor - und er erinnerte sich zum ersten Mal im Leben an etwas anderes - an ein hhnische, kaltes, grausames Lachen. Hagrid betrachtete ihn traurig. Hab dich selbst aus dem zerstrten Haus geholt, auf Dumbledores Befehl hin. Hab dich zu diesem Pack hier gebracht ... Lauter dummes Zeug, sagte Onkel Vernon. Harry schreckte auf, er hatte fast vergessen, dass die Dursleys auch noch da waren. Onkel Vernon hatte offenbar seine Courage wiedergewonnen. Die Fuste geballt, sah er Harry mit finsterem Blick an. Jetzt hrst du mir mal zu, Kleiner, schnauzte er. Mag sein, dass es etwas Seltsames mit dir auf sich hat, vermutlich nichts, was nicht durch ein paar saftige Ohrfeigen htte kuriert werden knnen - und was diese Geschichte mit deinen Eltern angeht, nun, sie waren eben ziemlich verrckt, und die Weit ist meiner Meinung nach besser dran ohne sie. Haben's Ja nicht anders gewollt, wenn sie sich mit diesem Zaubererpack eingelassen haben - genau was ich erwartet hab, ich hab immer gewusst, dass es mit ihnen kein gutes Ende nehmen wrde - Doch in diesem Augenblick sprang Hagrid vom Sofa und zog einen zerfledderten rosa Schirm aus seinem Umhang. Wie ein Schwert hielt er ihn Onkel Vernon entgegen und sagte: Ich warne dich, Dursley - ich warne dich -noch ein Wort ... Nun, da Onkel Vernon Gefahr lief, vom Schirm eines brtigen Riesen aufgespiet zu werden, verlie ihn der Mut wieder; er drckte sich gegen die Wand und verstummte . Schon besser so, sagte Hagrid schwer atmend und setzte sich aufs Sofa zurck, das sich diesmal bis auf den Boden durchbog. Harry lagen unterdessen immer noch Fragen auf der Zunge, hunderte von Fragen. Aber was geschah mit Vol-, 'tschuldigung - ich meine Du-weit-schon-wer? Gute Frage, Harry. Ist verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt. Noch in der Nacht als er versucht hat, dich zu tten. Macht dich noch berhmter. Das ist das grte Geheimnis, weit du ... Er wurde immer mchtiger - warum htte er gehen sollen? Manche sagen, er sei gestorben. Stuss, wenn du mich fragst. Wei nicht, ob er noch genug Menschliches in sich hatte, um sterben zu knnen. Manche sagen, er sei immer noch irgendwo dort drauen und warte nur auf den rechten Augenblick, aber das glaub ich nicht. Leute, die auf seiner Seite waren, sind zu uns zurckgekommen. Manche sind aus einer Art Trance erwacht. Glaub nicht, dass sie es geschafft htten, wenn er vorgehabt htte zurckzukommen. Die meisten von uns denken, dass er immer noch irgendwo da drauen ist, aber seine Macht verloren hat. Zu schwach, um weiterzumachen. Denn etwas an dir, Harry, hat ihm den Garaus gemacht. In Jener Nacht geschah etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte - wei nicht, was es war, keiner wei es -, aber etwas an dir hat er nicht gepackt, und das war7s. Hagrid betrachtete Harry voller Wrme und Hochachtung, doch Harry fhlte sich nicht froh und stolz deswegen, sondern war sich ganz sicher, dass es sich hier um einen frchterlichen Irrtum handeln musste. Ein Zauberer? Er? Wie sollte das mglich sein? Sein Leben lang hatte er unter den Schlgen Dudleys gelitten und war von Tante Petunia und Onkel Vernon schikaniert worden; wenn er wirklich ein Zauberer war, warum hatten sie sich nicht Jedes Mal, wenn sie versucht hatten, ihn in den Schrank einzuschlieen, in warzige Krten verwandelt? Wenn er einst den grten Hexer der Welt besiegt hatte, wie konnte ihn dann Dudley immer herumkicken wie einen Fuball? Hagrid, sagte er leise, du musst einen Fehler gemacht haben. Ich kann unmglich ein Zauberer sein. Zu seiner berraschung gluckste Hagrid. Kein Zauberer, was? Nie Dinge geschehen lassen, wenn du Angst hattest oder wtend warst? Harry blickte ins Feuer. Nun, da er darber nachdachte ... Alle seltsamen Dinge, die Onkel und Tante auf die Palme gebracht hatten, waren geschehen, als er, Harry, aufgebracht oder zornig gewesen war ... Auf der Flucht vor Dudleys Bande war er manchmal einfach nicht zu fassen gewesen ... Manchmal, wenn er mit diesem lcherlichen Haarschnitt partout nicht hatte zur Schule gehen wollen, hatte er es geschafft, dass sein Haar rasch nachwuchs ... Und das letzte Mal, als Dudley ihn gestoen hatte, da hatte er doch seine Rache bekommen, ohne auch nur zu wissen, was er tat? Hatte er nicht eine Boa constrictor auf ihn losgelassen? Harry wandte sich erneut Hagrid zu und lchelte, und er sah, dass Hagrid ihn geradezu anstrahlte. Siehst du?e sagte Hagrid. Harry Potter und kein Zauberer - wart nur ab, und du wirst noch ganz berhmt in Hogwarts. Doch Onkel Vernon wrde nicht kampflos aufgeben. Hab ich Ihnen nicht gesagt, der Junge bleibt hier?, zischte er. Er geht auf die Stonewall High und wird dafr dankbar sein. Ich habe diese Briefe gelesen, und er braucht allen mglichen Nonsens - und Zauberspruchfibeln und Zauberstbe und - Wenn er gehen will, wird ihn ein groer Muggel wie du nicht aufhalten knnen, knurrte Hagrid. Lily und James Potters Sohn von Hogwarts fernhalten! Du bist Ja verrckt. Sein Name ist vorgemerkt, schon seit seiner Geburt. Er geht bald auf die beste Schule fr Hexerei und Zauberei auf der ganzen Welt. Nach sieben Jahren dort wird er sich nicht mehr wiedererkennen. Er wird dort mit Jungen Leuten seinesgleichen zusammen sein, zur Abwechslung mal, und er wird unter dem grten Schulleiter lernen, den Hogwarts Je gesehen hat, Albus Dumbled- ICH BEZAHLE KEINEN HIRNRISSIGEN ALTEN DUMMKOPF, DAMIT ER IHM ZAUBERTRICKS BEIBRINGT!, schrie Onkel Vernon. Doch nun war er endgltig zu weit gegangen. Hagrid packte den Schirm, schwang ihn ber seinem Kopf hin und her und polterte: BELEIDIGE NIE - ALBUS DUMBLEDORE - IN MEINER GEGENWART! Pfeifend sauste der Schirm herunter, bis die Spitze auf Dudley gerichtet war - ein Blitz aus violettem Licht, ein Gerusch wie das Knallen eines Feuerwerkskrpers, ein schrilles Kreischen - und schon begann Dudley einen Tanz aufzufhren, mit den Hnden auf dem dicken Hintern und heulend vor Schmerz. Gerade, als er ihnen den Rcken zuwandte, sah Harry ein geringeltes Schweineschwnzchen durch ein Loch in seiner Hose hervorpurzeln. Onkel Vernon tobte. Er zog Tante Petunia und Dudley in den anderen Raum, warf Hagrid einen letzten, angsterfllten Blick zu und schlug die Tr hinter sich zu. Hagrid sah auf den Schirm hinab und strich sich ber den Bart. Htt die Beherrschung nicht verlieren drfen, sagte er reuevoll, aber es hat ohnehin nicht geklappt. Wollte ihn in ein Schwein verwandeln, aber ich denke, er war einem Schwein so hnlich, dass es nicht mehr viel zu tun gab. Unter seinen buschigen Augenbrauen hervor blickte er Harry von der Seite an. Wr dir dankbar, wenn du das niemandem in Hogwarts erzhlst, sagte er. Ich - hm - soll eigentlich nicht herumzaubern, um es genau zu nehmen. Ich durfte ein wenig, um dir zu folgen und um dir die Briefe zu bringen und - einer der Grnde, warum ich so scharf auf diesen Job war - Warum sollst du nicht zaubern? Nun Ja - ich war selbst in Hogwarts, doch ich - hm -man hat mich rausgeworfen, um dir die Wahrheit zu sagen. Im dritten Jahr. Sie haben meinen Zauberstab zerbrochen und alles. Doch Dumbledore hat mich als Wildhter dabehalten. Groartiger Mann, Dumbledore. Warum hat man dich rausgeworfen? Es wird spt und wir haben morgen viel zu erledigen, sagte Hagrid laut. Mssen hoch in die Stadt und dir alle Bcher und Sachen besorgen. Er nahm seinen dicken schwarzen Umhang ab und warf ihn Harry zu. Kannst drunter pennen, sagte er. Mach dir nichts draus, wenn's dadrin ein wenig zappelt, ich glaub, ich hab immer noch ein paar Haselmuse in den Taschen. ~In der Winkelgasse Am nchsten Morgen wachte Harry frh auf Er wusste zwar, dass es drauen schon hell war, doch er hielt die Augen fest geschlossen. Es war ein Traum, sagte er sich entschlossen. Ich habe von einem Riesen namens Hagrid getrumt, der mir erklrt hat, von nun an werde ich eine Schule fr Zauberer besuchen. Wenn ich aufwache, bin ich zu Hause in meinem Schrank. Pltzlich hrte er ein lautes, tappendes Gerusch. Und das ist Tante Petunia, die an die Tr klopft, dachte Harry und das Herz wurde ihm schwer. Doch die Augen hielt er weiter geschlossen. Ein schner Traum war es gewesen. Tapp. Tapp. Tapp. Schon gut, murmelte Harry, Ich steh ja schon auf Er richtete sich auf und Hagrids schwerer Umhang fiel von seinen Schultern. Sonnenlicht durchflutete die Htte, der Sturm hatte sich gelegt. Hagrid selbst schlief auf dem zusammengebrochenen Sofa, und eine Eule, eine Zeitung in den Schnabel geklemmt, tappte mit ihrer Kralle gegen das Fenster. Harry rappelte sich auf Er war so glcklich, dass es ihm vorkam, als wrde in seinem Innern ein groer Ballon anschwellen. Schnurstracks lief er zum Fenster und riss es auf. Die Eule schwebte herein und lie die Zeitung auf Hagrids Bauch fallen. Er schlief Jedoch munter weiter. Die Eule flatterte auf den Boden und begann auf Hagrids Umhang herumzupicken. Lass das. Harry versuchte die Eule wegzuscheuchen, doch sie hackte wtend nach ihm und fuhr fort, den Umhang zu zerfetzen. Hagrid!, sagte Harry laut. Da ist eine Eule - Bezahl sie, grunzte Hagrid in das Sofa. Was? Sie will ihren Lohn frs Zeitungausfliegen. Schau in meinen Taschen nach. Hagrids Umhang schien aus nichts als Taschen zu bestehen: Schlsselbunde, Musketenkugeln, Bindfadenrllchen, Pfefferminzbonbons, Teebeutel ... Schlielich zog er eine Hand voll merkwrdig aussehender Mnzen hervor. Gib ihr fnf Knuts, sagte Hagrid schlfrig. Knuts? Die kleinen aus Bronze. Harry zhlte fnf kleine Bronzemnzen ab. Die Eule streckte ein Bein aus, und er steckte das Geld in ein Lederbeutelchen, das daran festgebunden war. Dann flatterte sie durch das offene Fenster davon. Hagrid ghnte laut, richtete sich auf und reckte gensslich die Glieder. Wir brechen am besten gleich auf, Harry, haben heute eine Menge zu erledigen. Mssen hoch nach London und dir alles fr die Schule besorgen. Harry drehte die Mnzen nachdenklich hin und her. Eben war ihm ein Gedanke gekommen, der dem Glcksballon in seinem Innern einen Pikser versetzt hatte. hm ... Hagrid? Mm? Hagnid zog gerade seine riesigen Stiefel an. Ich hab kein Geld - und du hast ja gestern Nacht Onkel Vernon gehrt - er wird nicht dafr bezahlen, dass ich fortgehe und Zaubern lerne. Mach dir darber keine Gedanken, sagte Hagrid. Er stand auf und kratzte sich am Kop Glaubst du etwa, deine Eltern htten dir nichts hinterlassen? Aber wenn doch ihr Haus zerstrt wurde - Sie haben ihr Gold doch nicht im Haus aufbewahrt, mein Junge! Nee, wir machen als Erstes bei Gringotts Halt. Zaubererbank. Nimm dir ein Wrstchen, kalt sind sie auch nicht schlecht - und zu 'nein Stck von deinem Geburtstagskuchen wrd ich auch nicht nein sagen. Zauberer haben Banken? Nur die eine. Gringotts. Wird von Kobolden gefhrt. Harry lie sein Wrstchen fallen. Kobolde? Jaow. Musst also ganz schn bescheuert sein, wenn du versuchst, sie auszurauben. Leg dich nie mit den Kobolden an, Harry. Gringotts ist der sicherste Ort der Welt fr alles, was du aufbewahren willst - mit Ausnahme vielleicht von Hogwarts. Muss brigens sowieso bei Gringotts vorbeischauen. Auftrag von Dumbledore. Geschftliches fr Hogwarts. Hagrid richtete sich stolz auf Meist nimmt er mich, wenn es Wichtiges zu erledigen gibt. Dich abholen, etwas von Gringotts besorgen, wei, dass er mir vertrauen kann, verstehst du. Alles klar? Na dann los. Harry folgte Hagrid hinaus auf den Felsen. Der Himmel war Jetzt klar und das Meer schimmerte im Sonnenlicht. Das Boot, das Onkel Vernon gemietet hatte, lag noch da. Viel Wasser hatte sich auf dem Boden angesammelt. Wie bist du hergekommen?, fragte Harry und sah sich nach einem zweiten Boot um. Geflogen, sagte Hagrid. Geflogen? Ja, aber zurck nehmen wir das Ding hier. Jetzt, wo du dabei bist, darf ich nicht mehr zaubern. Sie setzten sich ins Boot. Harry starrte Hagrid unverwandt an und versuchte sich vorzustellen, wie er flog. Schande allerdings, dass man rudern muss, sagte Hagrid und sah Harry wieder mit einem seiner Blicke von der Seite her an. Wenn ich ... hm ... die Sache etwas beschleunigen wrde, wrst du so freundlich und wrdest in Hogwarts nichts davon sagen? Klar, sagte Harry, gespannt darauf, mehr von Hagrids Zauberknsten zu sehen. Hagrid zog den rosa Schirm hervor, schlug ihn zweimal sachte gegen die Seitenwand des Bootes, und schon rauschten sie in Richtung Kste davon. Warum wre es verrckt, wenn man Gringotts ausrauben wollte?, fragte Harry. Magische Banne, Zauberflche, sagte Hagrid und ffnete seine Zeitung. Es heit, die Hochsicherheitsverliese werden von Drachen bewacht. Und dann musst du erst einmal hinfinden - Griingotts liegt nmlich hunderte von Meilen unterhalb von ]London. Tief unter der Untergrundbahn. Du stirbst vor Hunger, bevor du wieder ans Tageslicht kommst, auch wenn du dir was unter den Nagel gerissen hast. Harry sa da und dachte darber nach, whrend Hagrid seine Zeitung, den Tagespropheten, las. Harry wusste von Onkel Vernon, dass die Erwachsenen beim Zeitunglesen in Ruhe gelassen werden wollten, auch wenn es ihmjetzt schwer fiel, denn noch nie hatte er so viele Fragen auf dem 1-ferzen gehabt. Zaubereiministerium vermasselt mal wieder alles, wie blich, brummte Hagrid und bltterte um. Es gibt ein Ministerium fr Zauberei?, platzte Harry los. Klar, sagte Hagrid. Wollten natrlich Dumbledore als Minister haben, aber der wrde nie von Hogwarts weggehen. Deshalb hat Cornelius Fudge die Stelle bekommen. Gibt keinen greren Stmper. Schickt also Durnbledore Jeden Morgen ein Dutzend Eulen und fragt ihn um Rat. Aber was tut ein Zaubereinnisterium? Nun, seine Hauptaufgabe ist, vor den Muggels geheim zu halten, dass es landauf, landab immer noch Hexen und Zauberer gibt. Warum? Warum? Mein Gte, Harry, die wren doch ganz scharf darauf, dass wir ihre Schwierigkeiten mit magischen Krften lsen. N, die sollen uns mal in Ruhe lassen. In diesem Augenblick stupste das Boot sanft gegen die Hafenmauer. Hagrid faltete die Zeitung zusammen und sie stiegen die Steintreppe zur Strae empor. Die Menschen auf den Straen der kleinen Stadt starrten Hagrid mit groen Augen an. Harry konnte es ihnen nicht verbeln. Hagrid war nicht nur doppelt so gro wie alle anderen, er zeigte auch auf ganz gewhnliche Dinge wie Parkuhren und rief dabei laut: Schau dir das an, Harry. Solche Sachen lassen sich die Muggels einfallen, nicht zu fassen! Hagnid, sagte Harry ein wenig auer Atem, weil er rennen musste, um Schritt zu halten. Hast du gesagt, bei Griingotts gebe es Drachen? Ja, so heit es, sagte Hagrid. Mann, ich htte gern einen Drachen. Du httest gerne einen? Schon als kleiner Junge wollte ich einen - hier lang. Sie waren am Bahnhof angekommen. In fnf Minuten ging ein Zug nach London. Hagrid, der mit Muggelgeld, wie er es nannte, nicht zurechtkam, reichte Harry ein paar Scheine, mit denen er die Fahrkarten kaufte. Im Zug glotzten die Leute noch mehr. Hagrid, der zwei Sitzpltze brauchte, strickte whrend der Fahrt an etwas, das aussah wie ein kanariengelbes Zirkuszelt. Hast deinen Brief noch, Harry?, fragte er, whrend er die Maschen zhlte. Harry zog den Pergarnentumschlag aus der Tasche. Gut, sagte Hagrid. Da ist eine Liste drin mit allem, was du brauchst. Harry entfaltete einen zweiten Bogen Papier, den er in der Nacht zuvor nicht bemerkt hatte, und las: HOGWARTS-SCHULE FR HEXEREI UND ZAUBEREI Uniforin Im ersten Jahr bentigen die Schler: 1. Drei Garnituren einfache Arbeitskleidung (schwarz) 2. Einen einfachen Spitzhut (schwarz) fr tagsber 3. Ein Paar Schutzhandschuhe (Drachenhaut o. .) 4. Einen Winterumhang (schwarz, mit silbernen Schnal- len) Bitte beachten Sie, dass alle Kleidungsstcke der Schler mit Namensetiketten versehen sein mssen. Lehrbcher Alle Schler sollten Jeweils ein Exemplar der folgenden Werke besitzen: - Miranda Habicht: Lehrbuch der Zaubersprche, Band 1 - Bathilda Bagshot: Geschichte der Zauberei - Adalbert Schwahfel: Theorie der Magie - Emeric Wendel: Verwandlungenftir Anfdnger - Phyllida Spore: Tausend Zauberkruter und -pilze - Arsenius Bunsen: Zaubertrnke und Zauberbrue - Lurch Scamander: Sagentiere und wo sie zufinden sind - Quirin Sumo: Dunkle Krfte. Ein Kurs zur Selbstverteidigung Ferner werden bentigt: - 1 Zauberstab - 1 Kessel (Zinn, Normgre 2) - 1 Sortiment Glas- oder Kristallflschchen - 1 Teleskop - 1 Waage aus Messing Es ist den Schlern zudem freigestellt, eine Eule ODER eine Katze ODER eine Krte mitzubringen. DIE ELTERN SEIEN DARAN ERINNERT, DASS ERSTKLSSLER KEINE EIGENEN BESEN BESITZEN DRFEN Und das alles knnen wir in London kaufen?, fragte sich Harry laut. Ja. Wenn du weit, wo, sagte Hagrid. Harry war noch nie in London gewesen. Hagrid schien zwar zu wissen, wo er hinwollte, doch offensichtlich war er es nicht gewohnt, auf normalem Weg dorthin zu gelangen. Er verhedderte sich im Drehkreuz zur Untergrundbahn und beschwerte sich laut, die Sitze seien zu klein und die Zge zu lahm. Keine Ahnung, wie die Muggels zurechtkommen ohne Zauberei, meinte er, als sie eine kaputte Rolltreppe einporkletterten, die auf eine belebte, mit Lden gesumte Strae fhrte. lungen und Musiklden vorbei, an Schnellimbissen und Kinos, doch nirgends sah es danach aus, als ob es Zauberstbe zu kaufen gbe. Dies war eine ganz gewhnliche Strae voll ganz gewhnlicher Menschen. Konnte es wirklich sein, dass viele Meilen unter ihnen haufenweise Zauberergold vergraben war? War all dies vielleicht nur ein gewaltiger Jux, den die Dursleys ausgeheckt hatten? Das htte Harry vielleicht geglaubt, wenn er nicht gewusst htte, dass die Dursleys keinerlei Sinn fr Humor besaen. Doch obwohl alles, was Hagrid ihm bisher erzhlt hatte, schlicht unfassbar war, konnte er einfach nicht anders, als ihm zu vertrauen. Hier ist es, sagte Hagrid und blieb stehen. Zum Tropfenden Kessel. Den Laden kennt Jeder. Es war ein kleiner, schmuddelig wirkender Pub. Harry htte ihn nicht einmal bemerkt, wenn Hagrid nichts gesagt htte. Die vorbeiellenden Menschen beachteten ihn nicht. Ihre Blicke wanderten von der groen Buchhandlung auf der einen Seite zum Plattenladen auf der anderen Seite, als knnten sie den Tropfenden Kessel berhaupt nicht sehen. Tatschlich hatte Harry das ganz eigentmliche Gefhl, dass nur er und Hagrid ihn sahen. Doch bevor er den Mund aufmachen konnte, schob ihn Hagrid zur Tr hinein. Fr einen berhmten Ort war es hier sehr dunkel und schbig. In einer Ecke saen ein paar alte Frauen und tranken Sherry aus kleinen Glsern. Eine von ihnen rauchte eine lange Pfeife. Ein kleiner Mann mit Zylinder sprach mit dem alten Wirt, der vollkommen kahlkpfig war und aussah wie eine klebrige Walnuss. Als sie eintraten, verstummte das leise Summen der Gesprche. Hagrid schienen alle zu kennen; sie winkten und lchelten ihm zu, und der Wirt griff nach einem Glas: Das bliche, Hagrid? Heute nicht, Tom, bin im Auftrag von Hogwarts unterwegs, sagte Hagrid und versetzte Harry mit seiner groen Hand einen Klaps auf die Schulter, der ihn in die Knie gehen lie. Meine Gte, sagte der Wirt und sphte zu Harry hinber, ist das - kann das -? Im Tropfenden Kessel war es mit einem Schlag mucksmuschenstill geworden. Grundgtiger, flsterte der alte Barmann. Harry Potter ... welch eine Ehre. Er eilte hinter der Bar hervor, trat raschen Schrittes auf Harry zu und ergriff mit Trnen in den Augen seine Hand. Willkommen zu Hause, Mr. Potter, willkommen zu Hause. Harry wusste nicht, was er sagen sollte. Aller Augen waren auf ihn gerichtet. Die alte Frau paffte ihre Pfeife ohne zu bemerken, dass sie ausgegangen war. Hagrid strahlte. Nun ging im Tropfenden Kessel ein groes Sthlercken los, und die Gste schttelten Harry einer nach dem andern die Hand. Doris Crockford, Mr. Potter, ich kann es einfach nicht fassen, Sie endlich zu sehen. Ich bin so stolz, Sie zu treffen, Mr. Potter, so stolz. Wollte Ihnen schon immer die Hand schtteln - mir ist ganz schwindelig. Erfreut, Mr. Potter, mir fehlen die Worte. Diggel ist mein Name, Ddalus Diggel. Sie hab ich schon mal gesehen!, rief Harry, als Ddalus Diggel vor Aufregung seinen Zylinder verlor. Sie haben sich einmal in einem Laden vor mir verneigt. Er wei es noch!, rief Ddalus Diggel und blickte in die Runde. Habt ihr das gehrt? Er erinnert sich an mich! Harry schttelte Hnde hier und Hnde dort - Doris Crockford konnte gar nicht genug kriegen. 78 Ein blasserjunger Mann bahnte sich den Weg nach vorne. Er wirkte sehr fahrig; sein linkes Auge zuckte. Professor Quirrell!(x, sagte Hagrid. Harry, Professor Quirrell ist einer deiner Lehrer in Hogwarts. P-P-Potter, stammelte Professor Quirrell und ergriff Harrys Hand, ich kann Ihnen nicht sagen, wie ich mich freue, Sie zu treffen. Welche Art von Magie lehren Sie, Professor Quirrell? V-Verteldigung gegen die dunklen Knste, murmelte Professor Quirrell, als ob er lieber nicht daran denken wollte. Nicht, dass Sie es ntig htten, oder, P-Potter? Er lachte nervs. Sie besorgen sich Ihre Ausrstung, nehme ich an? Ich muss auch noch ein neues Buch ber Vampire abholen. Schon bei dem bloen Gedanken daran sah er furchtbar verngstigt drein. Doch die anderen lieen nicht zu, dass Professor Quirrell Harry allein in Beschlag nahm. Es dauerte fast zehn Minuten, bis er von allen losgekommen war. Endlich konnte sich Hagnid in der allgemeinen Aufregung Gehr verschaffen. Wir mssen weiter - haben eine Menge einzukaufen. Komm, Harry. Doris Crockford schttelte Harry ein letztes Mal die Hand. Hagrid fhrte ihn durch die Bar auf einen kleinen, von Mauern umgebenen Hof hinaus, wo es nichts als einen Mlleimer und ein paar Unkruter gab. Hagrid grinste Harry zu. Hab's dir doch gesagt, oder? Hab dir doch gesagt, dass du berhmt bist. Sogar Professor Quirrell hat gezittert, als er dich sah - nunja, er zittert fast stndig. Ist er immer so nervs? O Ja. Armer Kerl. Genialer Kopf. Ging ihm gut, als er nur die Bcher studierte, doch dann hat er sich ein Jahr freigenommen, um ein wenig Erfahrung zu sammeln ... Es 79 heit, er habe im Schwarzwald Vampire getroffen und er soll ein bles kleines Problem mit einer Hexe gehabt haben - ist seitdemjedenfalls nicht mehr der Alte. Hat Angst vor den Schlern, Angst vor dem eigenen Unterrichtsstoff -wo istietzt eigentlich mein Schirm abgebliebenN Vampire? Hexen? Harry war leicht schwindelig. Unterdessen zhlte Hagrid die Backsteine an der Mauer ber dem Mlleimer ab. Drei nach oben ... zwei zur Seite ..., murmelte er. Gut, einen Schritt zurck, Harry Mit der Spitze des Schirms klopfte er dreimal gegen die Mauer. Der Stein, auf den er geklopft hatte, erzitterte, wackelte und in der Mitte erschien ein kleiner Spalt. - Der wurde immer breiter und eine Sekunde spter standen sie vor einem Torbogen, der selbst fr Hagrid gro genug war. Er fhrte hinaus auf eine gepflasterte Gasse, die sich in einer engen Biegung verlor. Willkommen in der Winkelgasse, sagte Hagrid. Harrys verblffter Blick lie ihn verschmitzt lcheln. Sie traten durch den Torbogen. Harry blickte rasch ber die Schulter und konnte gerade noch sehen, wie sich die Steinmauer wieder schloss. Die Sonne erleuchtete einen Stapel Kessel vor der Tr eines Ladens. Kessel - Alle Gren - Kupfer, Messing, Zinn, Silber - Selbst umrhrend - Faltbar, hie es auf einem Schild ber ihren Kpfen. Jaow, du brauchst einen, sagte Hagrid, aber erst mssen wir dein Geld holen. Harry wnschte sich mindestens vier Augenpaare mehr. Er drehte den Kopf in alle Himmelsrichtungen, whrend sie die Strae entlanggingen, und versuchte, alles auf einmal zu sehen: die Lden, die Auslagen vor den Tren, die 80 Menschen, die hier einkauften. Vor einer Apotheke stand eine rundliche Frau, und als sie vorbeigingen, sagte sie kopfschttelnd: Drachenleber, siebzehn Sickel die Unze, die mssen verrckt sein ... Gedmpftes Eulengeschrei drang aus einem dunklen Laden. Auf einem Schild ber dem Eingang stand: Eeylops Eulenkaujhaus - Waldkuze, Zwergohreulen, Steinkuze, Schleiereulen, Schneeeulen. Einige Jungen in Harrys Alter drckten ihre Nasen gegen ein Schaufenster mit Besen. Schau mal, hrte Harry einen von ihnen sagen, der neue Nimbus Zweitausend, der schnellste berhaupt - Manche Lden verkauften nur Umhnge, andere Teleskope und merkwrdige silberne Instrumente, die Harry noch nie gesehen hatte. Es gab Schaufenster, die voll gestopft waren mit Fssern voller Fledermausmilzen und Aalaugen, wacklig gestapelten Zauberspruchfibeln, Pergamentrollen, Zaubertrankflaschen, Mondgloben ... Gringotts, sagte Hagrid. Sie waren vor einem schneeweien Haus angelangt, das hoch ber die kleinen Lden hinausragte. Neben dem blank polierten Bronzetor, in einer scharlachroten und goldbestickten Uniform stand ein - Tja, das ist ein Kobold, sagte Hagrid leise, als sie die steinernen Stufen zu ihm hochstiegen. Der Kobold war etwa einen Kopf kleiner als Harry. Er hatte ein dunkelhutiges, kluges Gesicht, einen Spitzbart und, wie Harry auffiel, sehr lange Finger und groe Fe. Mit einer Verbeugung wies er sie hinein. Wieder standen sie vor einer Doppeltr, einer silbernen diesmal, in die folgende Worte eingraviert waren: 81 Fremder, komm du nur herein, Hab Acht jedoch und blu's dir ein, Wer der Snde Gier will dienen, Und will nehmen, mcht verdienen, Der wird voller Pein verlieren. Wenn du suchst in diesen Hallen Einen Schatz, dem du verfallen, Dieb, sei gewarnt und sage dir, Mehr als Gold harrt deiner hier. Wie ich gesagt hab, du musst verrckt sein, wenn du den Laden knacken willst, sagte Hagrid. Ein Paar Kobolde verbeugte sich, als sie durch die silberne Tr in eine riesige Marmorhalle schnitten. Um die hundert Kobolde saen auf hohen Schemeln hinter einem langen Schalter, kritzelten Zahlen in groe Folianten, wogen auf Messingwaagen Mnzen ab und prften Edelsteine mit unter die Brauen geklemmten Uhrmacherlupen. Unzhlige Tren fhrten in anschlieende Rume, und andere Kobolde geleiteten Leute herein und hinaus. Hagrid und Harry traten vor den Schalter. Moin, sagte Hagrid. Wir sind hier, um ein wernig Geld aus Mr. Harry Potters Safe zu entnehmen. Sie haben seinen Schlssel, Sir?, fragte der Kobold. Hab ihn hier irgendwo, sagte Hagrid und begann seine Taschen zu entleeren und ihren Inhalt auf dem Schalter auszubreiten, wobei er eine Hand voll krmellger Hundekuchen ber das Kassenbuch des Kobolds verstreute. Dieser rmpfte die Nase. Harry sah dem Kobold zu ihrer Rechten dabei zu, wie er einen Haufen Rubine wog, die so gro waren wie Eierkohlen. Hab ihn, sagte Hagnid endlich und hielt dem Kobold einen kleinen goldenen Schlssel vor die Nase. 82 Der Kobold nahm ihn genau in Augenschein. Das scheint in Ordnung zu sein. Und ich habe auerdem einen Brief von Professor Dumbledore, sagte Hagrid, sich mit gewichtiger Miene in die Brust werfend. Es geht um den Du-weit-schon-was in Verlies siebenhundertundneunzehn. Der Kobold las den Brief sorgfltig durch. Sehr gut, sagte er und gab ihn Hagrid zurck. Ich werde veranlassen, dass man Sie in beide Verliese fhrt. Griphook! Auch Griphook war ein Kobold. Sobald Hagrid alle seine Hundekuchen in die Taschen zurckgestopft hatte, folgten er und Harry Griphook zu einer der Tren, die aus der Halle hinausfhrten. Was ist der Du-weit-schon-was in Verlies siebenhundertundneunzehn, fragte Harry. Darf ich nicht sagen, meinte Hagrid geheimnistuerisch. Streng geheim. Hat mit Hogwarts zu tun. Dumbledore vertraut mir. Lohnt sich nicht, meinen Job zu riskieren und es dir zu sagen. Griphook hielt die Tr fr sie auf Harry, der noch mehr Marmor erwartet hatte, war berrascht. Sie waren nun in einem engen, steinernen Gang, den lodernde Fackeln erleuchteten. In den Boden waren schmale Bahngeleise eingelassen, die steil in die Tiefe fhrten. Griphook pfiff, und ein kleiner Karren kam auf den Schienen zu ihnen hochgezockelt. Sie kletterten hinauf und setzten sich - Hagrid mit einigen Schwierigkeiten - und schon ging es los. Zuerst fuhren sie durch ein Gewirr sich berkreuzender Gnge. Harry versuchte sich den Weg zu merken, links, rechts, rechts, links, durch die Mitte, rechts, links - doch es war unmglich. Der ratternde Karren schien zu wissen, wo es langging, denn es war nicht Griphook, der ihn steuerte. 83 Harrys Augen schmerzten in der kalten Luft, durch die sie sausten, doch er hielt sie weit geffnet. Einmal meinte er am Ende eines Durchgangs einen Feuersto zu erkennen und wandte sich rasch um, denn vielleicht war es ein Drache - aber zu spt. Sie drangen weiter in die Tiefe vor und passierten einen unterirdischen See, bei dem riesige Stalaktiten und Stalagmiten von der Decke und aus dem Boden wucherten. Ich kann mir nie merken, rief Harry durch das lrmende Rattern des Karrens Hagrid zu, was der Unterschied zwischen Stalaktiten und Stalagmiten ist. Stalagmiten haben ein >in< in der Mitte, sagte Hagrid. Undjetzt keine Fragen mehr, mir ist schlecht. Er war ganz grn im Gesicht, und als die Karre endlich neben einer kleinen Tr in der Wand des unterirdischen Ganges hielt, stieg Hagrid aus und musste sich gegen die Wand lehnen, um seine zitternden Knie zu beruhigen. Griphook schloss die Tr auf Ein Schwall grnen Rauchs drang heraus, und als er sich verzogen hatte, stockte Harry der Atem. Im Innern lagen hgelweise Goldmnzen. Stapelweise Silbermnzen. Haufenweise kleine bronzene Knuts. Alles dein, sagte Hagrid lchelnd. Alles gehrte Harry - das war unglaublich. Die Dursleys konnten davon nichts gewusst haben, oder sie htten es ihm schneller abgenommen, als er blinzeln konnte. Wie oft hatten sie sich darber beschwert, wie viel es sie kostete, fr Harry zu sorgen? Und die ganze Zeit ber war ein kleines Vermgen, das ihm gehrte, tief unter Londons Straen vergraben gewesen. Hagrid half Harry dabei, einen Teil der Schtze in eine Tte zu packen. Die goldenen sind Galleonen, erklrte er. Siebzehn 84 Silbersickel sind eine Galleone und neunundzwanzig Knuts sind eine Sickel. Nichts einfacher als das. Gut, das sollte fr ein paar Schuljahre reichen, wir bewahren den Rest fr dich auf, Er wandte sich Griphook zu. Verlies siebenhundertundneunzehn Jetzt, bitte, und knnen wir etwas langsamer fahren? Nur eine Geschwindigkeit, sagte Griphook. Sie fuhren nun noch tiefer hinunter und wurden allmhlich schneller. Whrend sie durch scharfe Kurven rasten, wurde die Luft immer klter. Sie ratterten ber eine unterirdische Schlucht hinweg, und Harry lehnte sich ber den Wagenrand, um zu sehen, was tief unten auf dem dunklen Grund war, doch Hagrid sthnte und zog ihn am Kragen zurck. Verlies siebenhundertundneunzehn hatte kein Schlsselloch. Zurcktreten, sagte Griphook mit achtungheischender Stimme. Mit einem seiner langen Finger streichelte er sanft die Tr - die einfach wegschmolz. Sollte Jemand dies versuchen, der kein Kobold von Gringotts ist, dann wird er durch die Tr gesogen und sitzt dort drin in der Falle, sagte Griphook. Wie oft schaust du nach, ob Jemand dort ist?, fragte Harry. Einmal in zehn Jahren vielleicht, sagte Griphook mit einem ziemlich gemeinen Grinsen. In diesem Hochsicheffieitsverlies musste etwas ganz Besonderes aufbewahrt sein, da war sich Harry sicher, und er steckte seine Nase begierig hinein, um zumindest ein paar sagenhafte Juwelen zu sehen - doch auf den ersten Blick schien alles leer. Dann bemerkte er auf dem Boden ein schmutziges, mit braunem Papier umwickeltes Pckchen. Hagrid hob es auf und verstaute es irgendwo in den Tiefen 85 seines Umhangs. Harry htte zu gern gewusst, was es war, aber ihm war klar, dass er besser nicht danach fragte. Los komm, zurck auf diese Hllenkarre, und red auf dem Rckweg nicht. Es ist besser, wenn ich den Mund geschlossen halte, sagte Hagrid. Nach einer weiteren haarstrubenden Fahrt auf dem Karren standen sie endlich wieder drauen vor Gringotts und blinzelten in das Sonnenlicht. Nun, da Harry einen Sack voll Geld besa, wusste er nicht, wo er zuerst hinlaufen sollte. Er musste nicht wissen, wie viel Galleonen ein englisches Pfund ausmachten, um sich bewusst zu sein, dass er noch nie im Leben so viel Geld besessen hatte - mehr Geld, als selbst Dudieyjemals gehabt hatte. Knnten Jetzt eigentlich mal deine Uniform kaufen, sagte Hagrid und nickte zu Madam Malkins Anzge fr alle Gelegenheiten hinber. Hr mal, Harry, wrd es dir was ausmachen, wenn ich mir einen kleinen Magenbitter im Tropfenden Kessel genehmige? Ich hasse die Fuhrwerke bei Gringotts. Er sah immer noch etwas bleich aus. Und so betrat der ein wenig nervse Harry allein Madam Malkins Laden. Madam Malkin war eine stmmige, lchelnde Hexe, die von Kopf bis Fu malvenfarben gekleidet war. Hogwarts, mein Leber?, sagte sie, kaum hatte Harry den Mund aufgemacht. Hab die Sachen hier - brigens wird hier gerade noch ein Junger Mann ausgestattet. Hinten im Laden stand aufeinem Schemel ein Junge mit blassem, spitzem Gesicht, und eine zweite Hexe steckte seinen langen schwarzen Umhang mit Nadeln ab. Madam Malkin stellte Harry auf einen Stuhl daneben, lie einen langen Umhang ber seinen Kopf gleiten und steckte mit Nadeln die richtige Lnge ab. 86 Hallo, sagte derjunge. Auch Hogwarts? Ja, sagte Harry. MeinVater ist nebenan und kauft die Bcher, und Mutter ist ein paar Lden weiter und sucht nach Zauberstben, sagte der Junge. Er sprach mit gelangweilter, schleppender Stimme. Danach werd ich sie mitschleifen und mir einen Rennbesen aussuchen. Ich seh nicht ein, warum Erstklssler keinen eigenen haben drfen. Ich glaub, ich geh meinem Vater so lange auf die Nerven, bis er mir einen kauft, und schmuggel ihn dann irgendwie rein. Der Junge erinnerte Harry stark an Dudley. Hast du denn deinen eigenen Besen?, fuhr er fort. Nein, sagte Harry. Spielst du berhaupt Quidditch? Nein, sagte Harry erneut und fragte sich, was zum Teufel Quidditch denn sein klinte. Aber ich - Vater sagt, es wre eine Schande, wenn ich nicht ausgewhlt werde, um fr mein Haus zu spielen, und ich muss sagen, er hat Recht. Weit du schon, in welches Haus du kommst? Nein, sagte Harry und fhlte sich mit Jeder Minute dmmer. Na Ja, eigentlich wei es keiner, bevor er hinkommt, aber ich wei, dass ich im Slytherin sein werde, unsere ganze Familie war da. - Stell dir vor, du kommst nach Hufflepuff, ich glaub, ich wrde abhauen, du nicht? Mmm, sagte Harry und wnschte, er knnte etwas Intercssanteres sagen. Ach herrje, schau dir mal diesen Mann an!, sagte der Junge pltzlich und deutete auf das Schaufenster. Drauen stand Hagrid, grinste Harry zu und hielt zwei groe Tten mit Eiskrem hoch, um zu zeigen, dass er nicht hereinkonimen konnte. 87 Das ist Hagrid, sagte Harry, froh, dass er etwas wusste, was derjunge nicht wusste. Er arbeitet in Hogwarts. Oh, sagte der Junge, ich hab von ihm gehrt. Er ist ein Knecht oder so was, nicht wahr? Er ist der Wildhter, sagte Harry. Er konnte den Jungen mitjeder Sekunde weniger ausstehen. Ja, genau. Ich hab gehrt, dass er eine Art Wilderer ist - lebt in einer Htte auf dem Schulgelnde, betrinkt sich des fteren, versucht zu zaubern und steckt am Ende sein Bett in Brand. Ich halte ihn fr brillant, sagte Harry khl. Tatschlich?, sagte derjunge mit einer Spur Hme. Warum ist er mit dir zusammen? Wo sind deine Eltern? Sie sind tot, sagte Harry knapp. Er hatte keine groe Lust, mit diesem Jungen darber zu sprechen. Oh, tut mir Leid, sagte der andere, wobei es gar nicht danach klang. Aber sie gehrten zu uns, oder? Sie war eine Hexe und er ein Zauberer, falls du das meinst. Ich halte berhaupt nichts davon, die andern aufzunehmen, du etwa? Die sind einfach anders erzogen worden als wir und gehren eben nicht dazu. Stell dir vor, manche von ihnen wissen nicht einmal von Hogwarts, bis sie ihren Brief bekommen. Ich meine, die alten Zaubererfamillen sollten unter sich bleiben. Wie heit du eigentlich mit Nachnamen? Doch bevor Harry antworten konnte, sagte Madam Malkin: So, das wr's, mein Lieber, und Harry, froh ber die Gelegenheit, von dem Jungen loszukommen, sprang von seinem Schemel herunter. Gut, wir sehen uns in Hogwarts, nehme ich an, sagte derjunge mit der schleppenden Stimme. 88 Recht wortkarg schleckte Harry das Eis, das Hagrid ihm gekauft hatte (Schokolade und Himbeere mit Nussstckchen). Was ist los?, sagte Hagrid. Nichts, log Harry. Sie traten in einen Laden, um Pergament und Federkiele zu kaufen. Harrys Laune besserte sich etwas, als sie eine Flasche Tinte kauften, die beim Schreiben ihre Farbe vernderte. Als sie wieder drauen waren, sagte er: Hagrid, was ist Quidditch? Mein Gott, Harry, ich vergess immer, wie wenig du weit - kennst nicht mal Quidditch! Mach's nicht noch schlimmer, sagte Harry. Er erzhlte Hagrid von dem blassen Jungen bei Madam Malkin. ... und er sagte, Leute aus Muggelfamilien sollten gar nicht aufgenommen werden ... Du bist nicht aus einer Muggelfamilie. Wenn er wsste, wer du bist - wenn seine Eltern Zauberer sind, dann hat er deinen Namen mit der Muttermilch eingesogen - du hast die beiden brigens im Tropfenden Kessel gesehen. Und auerdem, was wei er schon, manche von den Besten waren die Einzigen in einer langen Linie von Muggels, die das Zeug zum Zaubern hatten - denk an deine Mum! Denk mal daran, was sie fr eine Schwester hatte! Also was istjetzt Quidditch? Das ist unser Sport. Zauberersport. Es ist wie - wie Fuball in der Muggelwelt - alle fahren auf Quidditch ab -man spielt es in der Luft auf Besen und mit vier Bllen -nicht ganz einfach, die Regeln zu erklren. Und was sind Slytherin und Hufflepuff? Schulhuser. Es gibt vier davon. Alle sagen, in Hufflepuff sind'ne Menge Flaschen, aber - ich wette, ich komme nach Hufflepuff, sagte Harry bedrckt. Besser Hufflepuff als Slytherin, sagte Hagrid mit dsterer Stimme. Die Hexen und Zauberer, die bse wurden, waren allesamt in Slytherin. Du-weit-schon-wer war einer davon. Vol-, 'tschuldigung - Du-weit-schon-wer war in Hogwarts? Das ist ewig lange her, sagte Hagrid. Sie kauften die Schulbcher fr Harry in einem Laden namens Flourish & Blotts, wo die Regale bis an die Decke voll gestopft waren mit in Leder gebundenen Bchern, so gro wie Gehwegplatten; andere waren klein wie Briefmarken und in Seide gebunden; viele Bcher enthielten merkwrdige Symbole, und es gab auch einige, in denen gar nichts stand. Selbst Dudley, der nie las, wre ganz scharf auf manche davon gewesen. Hagrid musste Harry beinahe wegziehen von Werken wie Flche und Gegenflche (Verzaubern Sie Ihre Freunde und verhexen Sie Ihre Feinde mit den neuesten Racheakten: Haarausfall, Gummibeine, Vertrocknete Zunge und vieles, vieles mehr) von Professor Vindictus Viridian. Ich mchte rausfinden, wie ich Dudley verhexen kann. Keine schlechte Idee, wrd ich meinen, aber du sollst in der Muggelwelt nicht zaubern, auer wenn's brenzlig wird, sagte Hagrid. Und du knntest mit diesen Flchen ohnehin noch nicht umgehen, du musst noch sehr viel lernen, bis du das kannst. Hagrid wollte Harry auch keinen Kessel aus purem Gold kaufen lassen (auf der Liste steht Zinn), aber sie fanden eine praktische kleine Waage, um die Zutaten fr die Zaubertrnke abzumessen, und ein zusammenschiebbares Messingteleskop. Danach schauten sie in der Apotheke vorbei. Hier stank es zwar frchterlich nach einer Mischung aus faulen Eiern und verrottetem Kohl, doch es gab viele interessante Dinge zu sehen. Auf dem Boden standen Fsser, die mit einer Art Schleim gefllt waren; die Regale an den Wnden waren voll gestellt mit Glsern, die Kruter, getrocknete Wurzeln und hellfarbene Pulver enthielten; von der Decke hingen Federbschel, an Schnren aufgezogene Reizhne und Krallenbndel. Whrend Hagrid den Mann hinter der Theke um eine Auswahl wichtiger Zaubertrankzutaten fr Harry bat, untersuchte Harry selbst die silbernen Einhorn-Hrner zu einundzwanzig Galleonen das Stck und die winzigen glnzend schwarzen Kferaugen (fnf Knuts der Schpflffel). Drauen vor der Apotheke warf Hagrid noch einmal einen Blick auf Harrys Liste. Nur dein Zauberstab fehlt noch - ach Ja, und ich hab immer noch kein Geburtstagsgeschenk fr dich. Harry sprte, wie er rot wurde. Du musst mir kein - Ich wei, ich muss nicht. Weit du was, ich kauf dir das Tier. Keine Krte, Krten sind schon seit Jahren nicht mehr angesagt, man wrde dich auslachen - und ich mag keine Katzen, von denen muss ich niesen. Ich kauf dir eine Eule. Alle Kinder wollen Eulen, die sind unglaublich ntzlich, besorgen deine Post und so weiter. Zwanzig Minuten spter verlieen sie Eeylops Eulenkaufhaus. Dunkel war es dort gewesen, aus der einen oder andern Ecke hatten sie ein Flattern gehrt, und gelegentlich waren diamanthelle Augenpaare aufgeblitzt. Harry trug Jetzt einen groen Kfig, in dem eine wunderschne Schneeeule sa, tief schlafend mit dem Kopf unter einem Flgel. Unablssig stammelte er seinen Dank und klang dabei genau wie Professor Quirrell. Nicht der Rede wert, sagte Hagrid schroff. Kann mir denken, dass du von diesen Dursleys nicht allzu viele Geschenke bekommen hast. Mssen Jetzt nur noch zu Ollivander, einem Laden fr Zauberstbe, und du brauchst den besten. Ein Zauberstab ... darauf war Harry am meisten gespannt. Der Laden war eng und schbig. ber der Tr hie es in abbltternden Goldbuchstaben: Ollivander - Gute Zauberstbe seit 382 v. Chr. Auf einem verblassten purpurroten Kissen im staubigen Fenster lag ein einziger Zauberstab. Sie traten ein und von irgendwo ganz hinten im Laden kam das helle Luten einer Glocke. Der Raum war klein und leer mit Ausnahme eines einzigen storchbeinigen Stuhls, auf den sich Hagrid niederlie, um zu warten. Harry fhlte sich so fremd hier, als ob er eine Bibliothek mit sehr strenger Aufsicht betreten htte. Er schluckte eine Menge neuer Fragen hinunter, die ihm gerade eingefallen waren, und betrachtete stattdessen tausende von lnglichen Schachteln, die fein suberlich bis an die Decke gestapelt waren. Aus irgendeinem Grund kiibbelte es ihm im Nacken. Allein der Staub und die Stille hier schienen ihn mit einem geheimen Zauber zu kitzeln. Guten Tag, sagte eine sanfte Stimme. Harry schreckte auf. Auch Hagrid musste erschrocken sein, denn ein lautes Knacken war zu hren, und rasch erhob er sich von den Storchenbeinen. Ein alter Mann stand vor ihnen, seine weit geffneten, blassen Augen leuchteten wie Monde durch die Dsternis des Ladens. Hallo, sagte Harry verlegen. Ah Ja, sagte der Mann. Ja, Ja. Hab mir gedacht, dass Sie bald vorbelkommen. Harry Potter. Das war keine Frage. Sie haben die Augen Ihrer Mutter. Mir kommt es vor, als wre sie erst gestern selbst hier gewesen und htte ihren ersten Zauberstab gekauft. Zehneinviertel Zoll lang, geschmeidig, aus Weidenholz gefertigt. Hbscher Stab fr bezaubernde Arbeit. Mr. Ollivander trat nher. Harry wnschte, er wrde einmal blinzeln. Diese silbernen Augen waren etwas gruslig. Ihr Vater hingegen wollte lieber einen Zauberstab aus Mahagoni. Elf Zoll. Elastisch. Ein wenig mehr Kraft und hervorragend geeignet fr Verwandlungen. Nun Ja, ich sage, Ihr Vater wollte ihn - im Grunde ist es natrlich der Zauberstab, der sich den Zauberer aussucht. Mr. Ollivander war Harry so nahe gekommen, dass sich beider Nasenspitzen fast berhrten. Harry konnte in diesen nebligen Augen sein Spiegelbild sehen. Und hier hat ... Mr. Ollivander berhrte die blitzfnnige Narbe auf Harrys Stirn mit einem langen, weien Finger. Leider muss ich sagen, dass ich selbst den Zauberstab verkauft habe, der das angerichtet hat, sagte er sanft. Dreizehneinhalb Zoll. Tja. Mchtiger Zauberstab, sehr mchtig, und in den falschen Hnden... Nun, wenn ich gewusst htte, was dieser Zauberstab drauen in der Welt anstellen wrde ... Er schttelte den Kopf und bemerkte dann zu Harrys Erleichterung Hagrid. Rubeus! Rubeus Hagrid! Wie schn, Sie wieder zu sehen ... Eiche, sechzehn Zoll, recht biegsam, nicht wahr? Ja, Sir, das war er, sagte Hagrid. Guter Stab, muss ich sagen. Aber ich frchte, man hat ihn zerbrochen, als Sie ausgestoen wurden?, sagte Mr. Ollivander pltzlich mit ernster Stimme. hm - Ja, das haben sie, Ja, sagte Hagrid und scharrte mit den Fen. Hab aber immer noch die Stcke, fgte er strahlend hinzu. Aber Sie benutzen sie nicht, oder?, sagte Mr. Ollivander scharf. O nein, Sir, sagte Hagrid rasch. Harry bemerkte, dass er seinen rosa Schirm fest umklammerte, whrend er sprach. Hmmm, sagte Mr. Ollivander und sah Hagrid mit durchdringendem Blick an. Nun zu Ihnen, Mr. Potter. Schauen wir mal. Er zog ein langes Bandma mit silbernen Strichen aus der Tasche. Welche Hand ist Ihre Zauberhand? hm - ich bin Rechtshnder, sagte Harry. Strecken Sie Ihren Arm aus. Genau so. Er ma Harry von der Schulter bis zu den Fingerspitzen, dann vom Handgelenk zum Ellenbogen, von der Schulter bis zu den Fen, vom Knie zur Armbeuge und schlielich von Ohr zu Ohr. Whrend er mit dem Maband arbeitete, sagte er: Jeder Zauberstab von Ollivander hat einen Kern aus einem mchtigen Zauberstoff, Mr. Potter. Wir benutzen Einhornhaare, Schwanzfedern von Phnixen und die Herzfasern von Drachen. Keine zwei Ollivander-Stbe sind gleich, ebenso wie kein Einhorn, Drache oder Phnix dem andern aufs Haar gleicht. Und natrlich werden Sie mit dem Stab eines anderen Zauberers niemals so hervorragende Resultate erzielen. Harry fiel pltzlich auf, dass das Maband, welches gerade den Abstand zwischen seinen Nasenlchern ma, dies von selbst tat. Mr. Ollivander huschte zwischen den Regalen herum und nahm Schachteln herunter. Das wird reichen, sagte er, und das Bandma schnurrte zu einem Haufen auf dem Boden zusammen. Nun gut, Mr. Potter. Probieren Sie mal diesen. Buchenholz und Drachenherzfasern. Neun Zoll. Handlich und biegsam. Nehmen Sie ihn einfach mal und schwingen Sie ihn durch die Luft. Harry nahm den Zauberstab in die Hand und schwang ihn ein wenig hin und her (wobei er sich albern vorkam), doch Mr. Ollivander riss ihm den Stab gleich wieder weg. Ahorn und Phnixfeder. Sieben Zoll. Peitscht so richtig. Versuchen Sie's! Harry versuchte es, doch kaum hatte er den Zauberstab erhoben, entriss ihm Mr. Ollivander auch diesen. Nein, nein - hier, Elfenbein und Einhornhaare, achteinhalb Zoll, federnd. Nur zu, nur zu, probieren Sie ihn aus. Harry probierte. Und probierte. Er hatte keine Ahnung, worauf Mr. Ollivander eigentlich wartete. Der Stapel mit den abgelegten Zauberstben auf dem storchbeinigen Stuhl wuchs immer hher, doch Je mehr Zauberstbe Mr. Ollivander von den Regalen zog, desto glcklicher schien er zu werden. Schwieriger Kunde, was? Keine Sorge, wir werden hier irgendwo genau das Richtige finden. Ich frage mich Jetzt - Ja, warum eigentlich nicht - ungewhnliche Verbindung - Stechpalme und Phnixfeder, elf Zoll, handlich und geschmeidig. Harry ergriff den Zauberstab. Pltzlich sprte er Wrme in den Fingern. Er hob den Stab ber den Kopf und lie ihn durch die staubige Luft herabsausen. Ein Strom roter und goldener Funken schoss aus der Spitze hervor wie ein Feuerwerk, das tanzende Lichtflecken auf die Wnde warf Hagrid Johlte und klatschte, und Mr. Ollivander rief. Aah, bravo. Ja, in der Tat, oh, sehr gut. Gut, gut, gut ... Wie seltsam ... Ganz seltsam ... Verzeihung, sagte Harry, aber was ist seltsam? Mr. Ollivander sah Harry mit blassen Augen fest an. Ich erinnere mich an Jeden Zauberstab, den ich Je verkauft habe, Mr. Potter. An Jeden einzelnen. Es trifft sich nun, dass der Phnix, dessen Schwanzfeder in Ihrem Zauberstab steckt, noch eine andere Feder besa - nur eine noch. Es ist schon sehr Seltsam, dass Sie fr diesen Zauberstab bestimmt sind, whrend sein Bruder - nun Ja, sein Bruder Ihnen diese Narbe beigebracht hat. Harry schluckte. Ja, dreizehneinhalb Zoll. Tja. Wirklich merkwrdig, wie die Dinge zusammentreffen. Der Zauberstab sucht sich den Zauberer, erinnern Sie sich ... Ich denke, wir haben Groartiges von Ihnen zu erwarten, Mr. Potter ... Schlielich hat auch Er-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf Groartiges getan - Schrecklichesja, aber Groartiges. Harry schauderte. Er war sich nicht sicher, ob er Mr. Ollivander besonders gut leiden mochte. Er zahlte sieben goldene Galleonen fr seinen Zauberstab und Mr. Ollivander geleitete sie mit einer Verbeugung aus der Tr. Die spte Nachmittagssonne stand tief am Himmel, als sich Harry und Hagrid auf den Rckweg durch die Winkelgasse machten, zurck durch die Mauer, zurck durch den Tropfenden Kessel, der nun menschenleer war. Harry schwieg, whrend sie die Strae entlanggingen; er bemerkte nicht einmal, wie viele Menschen in der U-Bahn sie mit offenem Munde anstarrten, beladen wie sie waren mit ihren merkwrdigen Pckchen und mit der schlafenden Schneeeule auf Harrys Scho. Wieder fuhren sie eine Rolltreppe hoch, und hinaus ging es auf den Bahnhof Paddington. Harry erkannte erst, wo sie waren, als Hagrid ihm auf die Schulter klopfte. Haben noch Zeit fr einen Imbiss, bevor dein Zug geht, sagte er. Er kaufte fr sich und Harry zwei Hamburger und sie setzten sich auf die Plastiksitze, um sie zu verspeisen. Harry sah sich unablssig um. Alles kam ihm irgendwie fremd vor. Alles in Ordnung mit dir, Harry? Du bist Ja ganz still, sagte Hagrid. Harry wusste nicht recht, wie er es erklren konnte. Gerade hatte er den schnsten Geburtstag seines Lebens verbracht. Und doch, er kaute an seinem Hamburger und versuchte die richtigen Worte zu finden. Alle denken, ich sei etwas Besonderes, sagte er endlich. All diese Leute im Tropfenden Kessel, Professor Quirrel, Mr. Ollivander ... Aber ich wei berhaupt nichts von Zauberei. Wie knnen sie groartige Dinge von mir erwarten? Ich bin berhmt und ich kann mich nicht einmal daran erinnern, wofr ich berhmt bin. Ich wei nicht, was passiert ist, als Vol-, tut mir Leid - ich meine, in der Nacht, als meine Eltern starben. Hagrid beugte sich ber den Tisch. Hinter dem wilden Bart und den buschigen Augenbrauen entdeckte Harry ein licbevolles Lcheln. Mach dir keine Sorgen, Harry. Du wirst alles noch schnell genug lernen. In Hogwarts fangen sie alle ganz von vorne an, es wird dir sicher gut gehen. Sei einfach du selbst. Ich wei, es ist schwer. Du bist auserwhlt worden und das ist immer schwer. Aber du wirst eine tolle Zeit in Hogwarts verbringen - wie ich damals - und heute noch, um genau zu sein. Hagrid half Harry in den Zug, der ihn zu den Dursleys zurckbringen wrde, und reichte ihm dann einen Umschlag. Deine Fahrkarte nach Hogwarts, sagte er. Am 1. September Bahnhof King's Cross - steht alles drauf. Wenn du itrgendwelche Schwierigkeiten mit den Dursleys hast, schick mir deine Eule, sie wei, wo sie mich findet ... Bis bald, Harry. Der Zug fuhr aus dem Bahnhof hinaus. Harry wollte Hagrid beobachten, bis er auer Sicht war; er setzte sich auf und drckte die Nase gegen das Fenster. Doch er blinzelte und schon war Hagrid verschwunden. ~Abreise von Gleis neundreiviertel Harrys letzter Monat bei den Dursleys war nicht besonders lustig. Gewiss, Dudley hatte nun so viel Angst vor Harry, dass er nicht im selben Zimmer mit ihm bleiben wollte, und Tante Petunia und Onkel Vernon schlossen Harry nicht mehr in den Schrank ein, zwangen ihn zu nichts und schrien ihn nicht an - in Wahrheit sprachen sie kein Wort mit ihm. Halb entsetzt, halb wtend taten sie, als ob der Stuhl, auf dem Harry sa, leer wre. So ging es ihm in mancher Hinsicht besser als zuvor, doch mit der Zeit wurde er ein wenig niedergeschlagen. Harry blieb gerne in seinem Zimmer in Gesellschaft seiner Eule. Er hatte beschlossen, sie Hedwig zu nennen, ein Name, den er in der Geschichte der Zauberei gefunden hatte. Seine Schulbcher waren sehr interessant. Er lag auf dem Bett und las bis spt in die Nacht, whrend Hedwig durchs offene Fenster hinaus - oder hereinflatterte, wie es ihr gefiel. Ein Glck, dass Tante Petunia nicht mehr mit dem Staubsauger hereinkam, denn andauernd brachte Hedwig tote Muse mit. Harry hatte einen Monatskalender an die Wand geheftet, und Jede Nacht, bevor er einschlief, hakte er einen weiteren Tag ab. Am letzten Augusttag fiel ihm ein, dass er wohl mit Onkel und Tante darber reden msse, wie er am nchsten Tag zum Bahnhof King's Cross kommen sollte. Er ging hinunter ins Wohnzimmer, wo sie sich ein Fernsehquiz ansahen. Als er sich rusperte, um auf sich aufmerksam zu machen, schrie Dudley auf und rannte davon. Ahm - Onkel Vernon? Onkel Vernon grunzte zum Zeichen, dass er hrte. hm - ich muss morgen nach King's Cross, um ... um nach Hogwarts zu fahren. Onkel Vernon grunzte erneut. Wrde es dir etwas ausmachen, mich hinzufahren? Ein Brummen. Harry nahm an, dass es Ja hie. Danke. Er war schon auf dem Weg zur Treppe, als Onkel Vernon tatschlich den Mund aufmachte. Komische Art, zu einer Zaubererschule zu kommen, mit dem Zug. Die fliegenden Teppiche haben wohl alle Lcher, was? Harry schwieg. Wo ist diese Schule berhaupt? Ich wei es nicht, sagte Harry, selbst davon berrascht. Er zog die Fahrkarte, die Hagrid ihm gegeben hatte, aus der Tasche. Ich nehme einfach den Zug um elf Uhr von Gleis neundreiviertel, las er laut. Tante und Onkel starrten ihn an. Gleis wie viel? Neundreiviertel. Red keinen Stuss, sagte Onkel Vernon, es gibt kein Gleis neundreiviertel. Es steht auf meiner Fahrkarte. Total verrckt, sagte Onkel Vernon, vollkommen bergeschnappt, das ganze Pack. Du wirst sehen. Wart's nur ab. Gut, wir fahren dich nach King's Cross. Wir mssen morgen ohnehin nach London, sonst wrd ich mir die Mhe Ja nicht machen. Warum fahrt ihr nach London?, fragte Harry, um das Gesprch ein wenig freundlich zu gestalten. Wir bringen Dudley ins Krankenhaus, knurrte Onkel Vernon. Bevor er nach Smeltings kommt, muss dieser vermaledeite Schwanz weg. Am nchsten Morgen wachte Harry um fnf Uhr auf viel zu aufgeregt und nervs, um wieder einschlafen zu knnen. Er stieg aus dem Bett und zog seine Jeans an, weil er nicht in seinem Zaubererumhang auf dem Bahnhof erscheinen wollte - er wrde sich dann im Zug umziehen. Noch einmal ging er die Liste fr Hogwarts durch, um sich zu vergewissern, dass er alles Ntige dabei hatte, und schloss Hedwig in ihren Kfig ein. Dann ging er im Zimmer auf und ab, darauf wartend, dass die Dursleys aufstanden. Zwei Stunden spter war Harrys riesiger, schwerer Koffer im Wagen der Dursleys verstaut, Tante Petunia hatte Dudley berredet, sich neben Harry zu setzen, und los ging die Fahrt. Sie erreichten King's Cross um halb elf. Onkel Vernon packte Harrys Koffer auf einen Gepckwagen und schob ihn in den Bahnhof Harry fand dies ungewhnlich freundlich von ihm, bis Onkel Vernon mit einem hsslichen Grinsen auf dem Gesicht vor den Bahnsteigen Halt machte. Nun, das war's, Junge. Gleis neun - Gleis zehn. Dein Gleis sollte irgendwo dazwischen liegen, aber sie haben es wohl noch nicht gebaut, oder? Natrlich hatte er vollkommen Recht. ber dem Bahnsteig hing auf der einen Seite die groe Plastikziffer 9, ber der anderen die groe Plastikziffer 10, und dazwischen war nichts. Na dann, ein gutes Schuljahr, sagte Onkel Vernon mit einem noch hsslicheren Grinsen. Er verschwand ohne ein weiteres Wort zu sagen. Harry wandte sich um und sah die Dursleys wegfahren. Alle drei lachten. Harrys Mund wurde ganz trocken. Was um Himmels willen sollte er tun? Schon richteten sich viele erstaunte Blicke auf ihn - wegen Hedwig. Er musste Jemanden fragen. Er sprach einen vorbeigehenden Wachmann an, wagte es aber nicht, Gleis neundreiviertel zu erwhnen. Der Wachmann hatte nie von Hogwarts gehrt, und als Harry ihm nicht einmal sagen konnte, in welchem Teil des Landes die Schule lag, wurde er zusehends rgerlich, als ob Harry sich absichtlich dumm anstellen wrde. Schon ganz verzweifelt fragte Harry nach dem Zug, der um elf Uhr ging, doch der Wachmann meinte, es gebe keinen. Eine mrrische Bemerkung ber Zeitverschwender auf den Lippen ging er schlielich davon. Harry versuchte mit aller Macht, ruhig Blut zu bewahren. Der groen Uhr ber der Ankunfttafel nach hatte er noch zehn Minuten, um in den Zug nach Hogwarts zu steigen, und er hatte keine Ahnung, wie er das anstellen sollte. Da stand er nun, verloren mitten auf einem Bahnhof, mit einem Koffer, den er kaum vom -Boden heben konnte, einer Tasche voller Zauberergeld und einer groen Eule. Hagrid musste vergessen haben, ihm zu sagen, dass er etwas Bestimmtes tun sollte, so wie man auf den dritten Backstein zur Linken klopfen musste, um auf die Winkelgasse zu kommen. Sollte er vielleicht seinen Zauberstab herausholen und auf den Fahrkartenschalter zwischen Gleis neun und Gleis zehn klopfen? In diesem Augenblick ging eine Gruppe von Menschen dicht hinter ihm vorbei und er schnappte ein paar Worte ihrer Unterhaltung auf. ... voller Muggel, natrlich ... Harry wandte sich rasch um. Gesprochen hatte eine kugelrunde Frau, um sie herum vier Jungen, allesamt mit flammend rotem Haar. Jeder der vier schob einen Koffer, so gro wie der Harrys, vor sich her - und sie hatten eine Eule dabei. Mit klopfendem Herzen schob Harry seinen Gepckwagen hinter ihnen her. Sie hielten an, und auch Harry blieb stehen, dicht genug hinter ihnen, um sie zu hren. So, welches Gleis war es noch mal?, fragte die Mutter der Jungen. Neundreiviertel, piepste ein kleines Mdchen an ihrer Hand, das ebenfalls rote Haare hatte. Mammi, kann ich nicht mitgehen ... Du bist noch zu klein, Ginny, und Jetzt sei still. Percy, du gehst zuerst. Der offenbar lteste Junge machte sich auf den Weg in Richtung Bahnsteig neun und zehn. Harry beobachtete ihn, angestrengt darauf achtend, nicht zu blinzeln, damit ihm nichts entginge - doch gerade als der Junge die Absperrung zwischen den beiden Gleisen erreichte, schwrmte eine groe Truppe Touristen an ihm vorbei, und als der letzte Rucksack sich verzogen hatte, war der Junge verschwunden. Fred, du bist dran, sagte die rundliche Frau. Ich bin nicht Fred, ich bin George, sagte der Junge. Ehrlich mal, gute Frau, du nennst dich unsere Mutter? Kannst du nicht sehen, dass ich George bin? Tut mir Leid, George, mein Liebling. War nur'n Witz, ich bin Fred, sagte der Junge, und fort war er. Sein Zwillingsbruder rief ihm hinterher, er solle sich beeilen, und das musste er getan haben, denn eine Sekunde spter war er verschwunden - doch wie hatte er es geschafft? Nun schritt der dritte Bruder zgig auf die Bahnsteigabsperrung zu - er war schon fast dort -, und dann, ganz pltzlich, war er nicht mehr zu sehen. Er war spurlos verschwunden. Entschuldigen Sie, sagte Harry zu der rundlichen Frau. Hallo, mein Junge, sagte sie. Das erste Mal nach Hogwarts? Ron ist auch neu. Sie deutete auf den letzten und Jngsten ihrer Shne. Er war hoch gewachsen, dnn und schlaksig, hatte Sommersprossen, groe Hnde und Fe und eine krftige Nase. Ja, sagte Harry. Die Sache ist die ... ist nmlich die, ich wei nicht, wie ich ... Wie du zum Gleis kommen sollst?, sagte sie freundlich, und Harry nickte. Keine Sorge, sagte sie. Du lufst einfach schnurstracks auf die Absperrung vor dem Bahnsteig fr die Gleise neun und zehn zu. Halt nicht an und hab keine Angst, du knntest dagegen knallen, das ist sehr wichtig. Wenn du nervs bist, dann renn lieber ein bisschen. Nun geh, noch vor Ron. hm -ja, sagte Harry. Er drehte seinen Gepckwagen herum und blickte auf die Absperrung. Sie machte einen sehr stabilen Eindruck. Langsam ging er auf sie zu. Menschen auf dem Weg zu den Gleisen neun oder zehn rempelten ihn an. Harry beschleunigte seine Schritte. Er wrde direkt in diesen Fahrkartenschalter knallen, und dann htte er ein echtes Problem. Er lehnte sich, auf den Wagen gesttzt, nach vorn und strzte nun schwer atmend los - die Absperrung kam immer nher - anhalten konnte er nun nicht mehr -der Gepckkarren war auer Kontrolle - noch ein halber Meter - er schloss die Augen, bereit zum Aufprall - Nichts geschah ... Harry rannte weiter ... er ffnete die Augen. Eine scharlachrote Dampflok stand an einem Bahnsteig bereit, die Waggons voller Menschen. Auf einem Schild ber der Lok stand Hogwarts-Express, 11 Uhr. Harry warf einen Blick ber die Schulter und sah an der Stelle, wo der Fahrkartenschalter gestanden hatte, ein schmiedeeisernes Tor und darauf die Worte Gleis neundreiviertel. Er hatte es geschafft. Die Lok blies Dampf ber die Kpfe der schnatternden Menge hinweg, whrend sich hie und da Katzen in allen Farben zwischen den Beinen der Leute hindurchschlngelten. Durch das Geschnatter der Wartenden und das Kratzen der schweren Koffer schrien sich Eulen gegenseitig etwas mrrisch an. Die ersten Waggons waren schon dicht mit Schlern besetzt. Einige lehnten sich aus den Fenstern und sprachen mit ihren Eltern und Geschwistern, andere stritten sich um Sitzpltze. Auf der Suche nach einem freien Platz schob Harry seinen Gepckwagen weiter den Bahnsteig hinunter. Er kam an einem Jungen mit rundem Gesicht vorbei und hrte ihn klagen: Oma, ich hab schon wieder meine Krte verloren. Ach, Neville, hrte er die alte Frau seufzen. Ein kleiner Auflauf hatte sich um einen Jungen mit Rastalocken gebildet. Lass uns nur einmal gucken, Lee, komm schon Der Junge hob den Deckel einer Schachtel, die er in den Armen hielt, und die Umstehenden kreischten und schrien auf, als ein langes, haariges Bein zum Vorschein kam. Harry schob sich weiter durch die Menge, bis er fast am Ende des Zuges ein leeres Abteil fand. Dort stellte er erst einmal Hedwig ab, dann begann er seinen Koffer in Richtung Waggontr zu wuchten. Er versuchte ihn die Stufen hochzuhieven, doch er konnte den Koffer kaum auch nur an einer Seite anheben. Zweimal fiel er ihm auf die Fe und das tat weh. Brauchst du Hilfe? Das war einer der rothaarigen Zwillinge, denen er durch den Fahrkartenschalter gefolgt war. Ja, bitte, keuchte Harry Hallo, Fred! Pack mal mit an! Mit Hilfe der Zwillinge verstaute er seinen Koffer schlielich in einer Ecke des Abteils. Danke, sagte Harry und wischte sich die schweinassen Haare aus der Stirn. Was ist denn das?, rief einer der Zwillinge pltzlich und deutete auf Harrys Blitznarbe. Mensch!, sagte der andere Zwilling. Bist du -? Er ist es, sagte der erste Zwilling. Oder etwa nicht?, fgte er an Harry gewandt hinzu. Wer?, sagte Harry. Harry Potter, riefen die Zwillinge im Chor. oh, der, sagte Harry. Ja, allerdings, der bin ich. Die beiden Jungen starrten ihn mit offenen Mndern an, und Harry sprte, wie er rot wurde. Dann kam, zu seiner Erleichterung, eine Stimme durch die offene Waggontr hereingeschwebt. Fred? George? Seid ihr dadrin? Wir kommen, Mum. Mit einem letzten Blick auf Harry sprangen die Zwillinge aus dem Zug. Harry setzte sich ans Fenster, wo er, halb verdeckt, die rothaarige Familie auf dem Bahnsteig beobachten und ihrem Gesprch lauschen konnte. Die Mutter hatte soeben ein Taschentuch hervorgezogen. Ron, du hast was an der Nase. Der Jngste versuchte sich loszureien, doch sie packte ihn und fing an seine Nase zu Putzen. Mum - hr auf, Er wand sich los. Aaah, hat Ronniesptzchen etwas an der Nase?, sagte einer der Zwillinge. Halt den Mund, sagte Ron. Wo ist Percy?, fragte die Mutter. Da kommt er. Der lteste Junge kam angeschritten. Er hatte bereits seinen wogenden schwarzen Hogwarts-Umhang angezogen, und Harry bemerkte ein schimmerndes Silberabzeichen mit dem Buchstaben V auf seiner Brust. Kann nicht lange bleiben, Mutter, sagte er. Ich bin ganz vorn, die Vertrauensschler haben zwei Abteile fr sich. Oh, du bist Vertrauensschler, Percy?, sagte einer der Zwillinge und tat ganz berrascht. Httest du doch etwas gesagt, wir wussten Ja gar nichts davon. Warte, mir ist, als htte er mal was erwhnt, sagte der andere Zwilling. Einmal - Oder auch zweimal - So nebenbei - Den ganzen Sommer ber - Ach, hrt auf, sagte Percy der Vertrauensschler. Warum hat Percy eigentlich einen neuen Umhang?, fragte einer der Zwillinge. Weil er ein Vertrauensschler ist, sagte die Mutter vergngt. Nun gut, mein Schatz, ich wnsch dir ein gutes Schuljahr - und schick mir eine Eule, wenn du angekommen bist. Sie ksste Percy auf die Wange und er verabschiedete sich. Dann wandte sie sich den Zwillingen zu. Und Jetzt zu euch beiden. Dieses Jahr benehmt ihr euch. Wenn ich noch einmal eine Eule bekomme, die mir sagt, dass ihr - dass ihr ein Klo in die Luft gejagt habt oder - Ein Klo in die Luft gejagt? Wir haben noch nie ein Klo in die Luft gejagt. Ist aber eine klasse Idee, danke, Mum. Das ist nicht lustig. Und passt auf Ron auf. Keine Sorge, Ronniesptzchen ist sicher mit uns. Haltet den Mund, sagte Ron erneut. Er war schon fast so gro wie die Zwillinge, und seine Nase war dort, wo die Mutter sie geputzt hatte, immer noch rosa. He, Mum, weit du was? Rate mal, wen wir im Zug getroffen haben! Harry lehnte sich rasch zurck, damit sie nicht sehen konnten, dass er sie beobachtete. Weit du noch, dieser schwarzhaarige Junge, der im Bahnhof neben uns stand? Weit du, wer das ist? Wer? Harry Potter! Harry hrte die Stimme des kleinen Mdchens. Oh, Mum, kann ich in den Zug gehen und ihn sehen? Mum, bitte .. . Du hast ihn schon gesehen, Ginny, und der arme Junge ist kein Tier, das man sich anguckt wie im Zoo. Ist er es wirklich, Fred? Woher weit du das? Hab ihn gefragt. Hab seine Narbe gesehen. Es gibt sie wirklich - sieht aus wie ein Blitz. Der Arme - kein Wunder, dass er allein war. Er hat Ja so hflich gefragt, wie er auf den Bahnsteig kommen soll. Schon gut, aber glaubst du, er erinnert sich daran, wie Du-weit-schon-wer aussieht? Ihre Mutter wurde pltzlich sehr ernst. Ich verbiete dir, ihn danach zu fragen, Fred. Wag es Ja nicht. Das hat ihm gerade noch gefehlt, dass er an seinem ersten Schultag daran erinnert wird. Schon gut, reg dich ab. Ein Pfiff gellte ber den Bahnsteig. Beeilt euch, sagte die Mutter, und die drei Jungen stiegen in den Zug. Sie lehnten sich aus dem Fenster fr einen Abschiedskuss, und ihre kleine Schwester begann zu weinen. Nicht doch, Ginny, wir senden dir kistenweise Eulen. Wir schicken dir eine Klobrille aus Hogwarts. George! War nur 'n Witz, Mum. Mit einem Ruck fuhr der Zug an. Harry sah die Mutter der Jungen und die kleine Schwester halb lachend, halb weinend zum Abschied winken. Sie rannten mit, bis der Zug zu schnell wurde, dann blieben sie stehen und winkten. Der Zug ging in eine Kurve und Harry verlor das Mdchen und seine Mutter aus den Augen. Vor dem Fenster zogen Huser vorbei. Pltzlich war Harry ganz aufgeregt. Er wusste nicht, was ihn erwartete - doch besser als das, was er zurcklie, musste es allemal sein. Die Abteiltr glitt auf und der Jngste der Rotschpfe kam herein. Sitzt da Jemand?, fragte er und deutete auf den Sitz gegenber von Harry. Der ganze Zug ist nmlich voll. Harry schttelte den Kopf und der Junge setzte sich. Er warf Harry einen schnellen Blick zu und sah dann schweigend aus dem Fenster. Harry sah, dass er immer noch einen schwarzen Fleck auf der Nase hatte. He, Ron. Da waren die Zwillinge wieder. Hr mal, wir gehen weiter in die Mitte. Lee Jordan hat eine riesige Tarantel. Macht nur, murmelte Ron. Harry, sagte der andere Zwilling, haben wir uns eigentlich schon vorgestellt? Fred und George Weasley. Und das hier ist Ron, unser Bruder. Bis spter dann. Tschau, sagten Harry und Ron. Die Zwillinge schoben die Abteiltr hinter sich zu. Bist du wirklich Harry Potter?, kam es aus Ron hervorgesprudelt. Harry nickte. Aah, gut, ich dachte, es wre vielleicht wieder so ein Scherz von Fred und George, sagte Ron. Und hast du wirklich ... du weit schon ... Er deutete auf Harrys Stirn. Harry strich sich die Haare aus dem Gesicht und zeigte ihm die Blitznarbe. Ron machte groe Augen. Also hier hat Du-weit-schon-wer ... Ja, sagte Harry, aber ich kann mich nicht daran erinnern. An nichts?, fragte Ron netigienig. Naja, ich erinnere mich noch, dass berall grnes Licht war, aber an sonst nichts. Mensch, sagte Ron. Er sa da, starrte Harry einige Zeit lang an und dann, als sei ihm pltzlich klar geworden, was er da tat, wandte er seine Augen rasch wieder aus dem Fenster. Sind alle in eurer Familie Zauberer?, fragte Harry, der Ron genauso interessant fand wie Ron ihn. hm - ja, ich denke schon, sagte Ron. Ich glaube, Mum hat noch einen zweiten Vetter, der Buchhalter ist, aber wir reden nie ber ihn. Dann musst du schon viel vom Zaubern verstehen. Die Weasleys waren offensichtlich eine dieser alten Zaubererfamilien, von denen der blasse Junge in der Winkelgasse gesprochen hatte. Ich hab gehrt, dass du bei den Muggeln gelebt hast, sagte Ron. Wie sind die? Frchterlich - naja, nicht alle. Meine Tante, mein Onkel und mein Vetter Jedenfalls. Ich wnschte, ich htte auch drei Zaubererbrder. Fnf, sagte Ron. Aus irgendeinem Grund verdsterte sich seine Miene. Ich bin der sechste in unserer Familie, der nach Hogwarts geht. Und das heit, in mich setzt man hohe Erwartungen. Bill und Charlie sind schon nicht mehr dort - Bill war Schulsprecher und Charlie war Kapitn der Quidditch-Mannschaft. Und Percy ist jetzt Vertrauensschler. Fred und George machen zwar eine Menge Unsinn, aber sie haben trotzdem ganz gute Noten und sind beliebt. Alle erwarten von mir, dass ich so gut bin wie die andern, aber wenn ich es schaffe, ist es keine groe Sache, weil sie es schon vorgernacht haben. Auerdem kriegst du nie etwas Neues, wenn du fnf Brder hast. Ich habe den alten Umhang von Bill, den alten Zauberstab von Charlie und die alte Ratte von Percy. Ron schob die Hand in die Jacke und zog eine fette, graue, schlafende Ratte hervor. Ihr Name ist Krtze und sie ist nutzlos, sie pennt immer. Percy hat von meinem Dad eine Eule bekommen, weil er Vertrauensschler wurde, aber sie konnten sich keine - ich meine, ich habe stattdessen Krtze bekommen. Rons Ohren frbten sich rosa. Offenbar glaubte er, er habe jetzt zu viel gesagt, denn er sah jetzt wieder aus dem Fenster. Harry fand es berhaupt nicht schlimm, wenn jemand sich keine Eule leisten konnte. Schlielich hatte er bis vor einem Monat keinen Penny gehabt, und er erzhlte Ron auch, dass er immer Dudleys alte Klamotten tragen musste und nie ein richtiges Geburtstagsgeschenk bekommen hatte. Das schien Ron ein wenig aufzumuntern. ... und bis Hagrid es mir gesagt hat, wusste ich berhaupt nicht, dass ich ein Zauberer bin, und auch nichts von meinen Eltern und Voldemort. Ron stockte der Atem. Was ist?, fragte Harry. Du hast Du-weit-schon-wer beim Namen genannt!, sagte Ron, entsetzt und beeindruckt zugleich. Ich htte nicht gedacht, dass ausgerechnet du - Ich mchte nicht so tun, als ob ich besonders mutig wre, wenn ich den Namen sage, antwortete Harry. Ich habe einfach nie gewusst, dass man es nicht tun sollte. Verstehst du? Ich hab noch eine Menge zu lernen ... Ich wette, fuhr er fort und redete sich etwas von der Seele, das ihm seit kurzem viel Sorge bereitete, ich wette, ich bin der Schlechteste in der Klasse. Das glaube ich nicht. Es gibt eine Menge Leute aus Muggelfamilien und sie lernen trotzdem schnell. Whrend sie sich unterhielten, hatte der Zug London hinter sich gelassen. Wiesen mit Khen und Schafen zogen nun schnell an ihnen vorbei. Eine Weile schwiegen sie und schauten hinaus auf Felder und Wege. Um halb zwlf drang vom Gang ein lautes Geklirre und Geklapper herein, und eine Frau mit Grbchen in den Wangen schob die Tr auf und sagte lchelnd: Eine Kleinigkeit vom Wagen gefllig, ihr Sen? Harry, der nicht gefrhstckt hatte, sprang auf, doch Rons Ohren liefen wieder rosa an. Er habe Stullen dabei, nuschelte er. Harry trat hinaus in den Gang. Bei den Dursleys hatte er nie Geld fr Sigkeiten gehabt, und nun, mit den Taschen voll klimpernder Gold- und Silbermnzen, hatte er groe Lust, so viele Schokoriegel zu kaufen, wie er nur tragen konnte, doch die Frau hatte keine Schokoriegel. Es gab Bertie Botts Bohnen in allen Geschmacksrichtungen, Bubbels Besten Blaskaugummi, Schokofrsche, Krbispasteten, Kesselkuchen, Lakritz-Zauberstbe und einige andere seltsame Dinge, die Harry noch nie gesehen hatte. Damit ihm auch nichts entginge, nahm er von allem etwas und zahlte der Frau elf Silbersickel und sieben Bronzeknuts. Ron machte groe Augen, als Harry mit all den Sachen ins Abteil zurckkam und sie auf einen leeren Sitz fallen lie. Bist wohl ziemlich hungrig? Ich verhungere gleich, sagte Harry und nahm einen groen Bissen von einer Krbispastete. Ron hatte ein klobiges Papierbndel herausgeholt und es aufgewickelt. Drin waren vier belegte Brote. Er zog eins davon auseinander und sagte: Sie vergisst immer, dass ich kein Corned Beef inag. Ich tausch es fr eine hiervon, sagte Harry und hielt eine Pastete hoch. Na los - Das Brot magst du sicher nicht, es ist ganz trocken, sagte Ron. Sie hat nicht viel Zeit, fgte er rasch hinzu, mit gleich fnfen von uns, du weit ja. Ach, komm schon, nimm dir eine Pastete, sagte Harry, der noch nie etwas zu teilen gehabt hatte oder auch nur jemanden, mit dem er etwas htte teilen knnen. Es war ein gutes Gefhl, hier mit Ron zu sitzen und sich durch all seine Pasteten und Kuchen zu futtern (die Stullen hatten sie lngst vergessen). Was ist das?, fragte Harry und hielt eine Schachtel Schokofrsche hoch. Das sind keine echten Frsche, oder? Allmhlich hatte er das Gefhl, dass ihn nichts mehr berraschen vrrde. Nein, sagte Ron. Aber schau nach, was auf der Karte ist, mir fehlt noch Agrippa. Was? Ach, das weit du natrlich nicht! In den Schokofrscheu sind Bildkarten von berhmten Hexen und Zauberern zum Sammeln. Ich habe ber fnfhundert, aber mir fehlen noch Agrippa und Ptolemus. Harry wickelte den Schokofrosch aus und entnahm die Karte. Sie zeigte das Gesicht eines Mannes. Er trug eine Lesebrille, hatte eine lange, krumme Nase, wehendes Silberhaar und einen mchtigen Vollbart. Unter dem Bild stand der Name Albus Dumbledore. Das ist also Dumbledore, rief Harry. Sag blo, du hast noch nie von Dumbledore gehrt!, rief Ron. Kann ich einen Frosch haben? Vielleicht ist Agrippa drin. - Danke. Harry drehte seine Karte um und las: Albus Dumbledore, gegenwrtig Schulleiter von Hogwarts. Gilt bei vielen als der grte Zauberer derjngeren Geschichte. Durnbledores Ruhm beruht vor allem auf seinem Sieg ber den schwarzen Magier Grindelwald imjahre 1945, auf der Entdeckung der sechs Anwendungen fr Drachenmilch und auf seinem Werk ber Alchernie, verfasst zusammen mit seinem Partner Nicolas Flamel. In seiner Freizeit hrt Professor Dumbledore mit Vorliebe Kammermusik und spielt Bowling. Harry drehte die Karte wieder um und stellte verblfft fest, dass Durnbledores Gesicht verschwunden war. Er ist weg! Tja, du kannst nicht erwarten, dass er den ganzen Tag hier rumhngt, sagte Ron. Er wird schon wieder kommen. Ach nein, ich hab schon wieder Morgana; von der hab ich doch schon sechs Stck ... willst du Sie? Du knntest anfangen zu sammeln. Rons Augen wanderten hinber zu dem Haufen Schokofrsche, die nur darauf warteten, ausgewickelt zu werden. Bedien dich, sagte Harry. Aber in der ... in der Muggelwelt bleiben die Leute einfach sichtbar. Wirklich? Soll das heien, sie bewegen sich berhaupt nicht? Ron klang verblfft. Komisch! Harry machte groe Augen, als Dumbledore wieder ins Bild auf seiner Karte huschte und ihn kaum merklich anlchelte. Ron war mehr daran interessiert, die Frsche zu verspeisen, als die Karten mit den berhmten Hexen und Zauberern zu betrachten, doch Harry konnte seine Augen nicht von ihnen abwenden. Bald besa er nicht nur Dumbledore und Morgana, sondern auch Hengis von Woodcroft, Alberich Grunnion, Circe, Paracelsus und Merlin. Schlielich wandte er mit Mhe die Augen von der Druidin Cliodna ab, die sich gerade an der Nase kratzte, und ffnete eine Tte Bertie Botts Bohnen aller Geschmacksrichtungen. Sei blo vorsichtig mit denen, warnte ihn Ron. Wenn sie sagen jede Geschmacksrichtung, dann meinen sie es auch. - Du kriegst zwar alle gewhnlichen wie Schokolade und Pfefferminz und Erdbeere, aber auch Spinat und Leber und Kutteln. George meint, er habe mal eine mit Popelgeschmack gehabt. Ron nahm sich eine grne Bohne, studierte sie sorgfltig und biss sich ein Stck ab. hhh - siehst du? Sprsslinge. Die Bohnen jeder Geschmacksrichtung zu essen machte ihnen Spa. Harry hatte Toast, Kokosnuss, gebackene Bohnen, Erdbeere, Curry, Gras, Kaffee und Sardine und war sogar khn genug, um das Ende einer merkwrdigen grauen Bohne anzuknabbern, die Ron nicht einmal anfassen wollte. Sie schmeckte nach Pfeffer. Die Landschaft, die nun am Fenster vorbeiflog, wurde zunehmend wilder. Die ordentlich bestellten Felder waren verschwunden. Jetzt sahen sie Wlder, verschlungene Flsse und dunkelgrne Hgel. An der Abteiltr klopfte es, und derjunge mit dem runden Gesicht, an dem Harry auf dem Bahnsteig vorbeigegangen war, kam herein. Er sah ganz verweint aus. Tut mir Leid, sagte er, aber habt ihr vielleicht eine Krte gesehen? Als sie die Kpfe schttelten, fing er an zu klagen: Ich hab sie verloren. Immer haut sie ab! Sie wird schon wieder auftauchen, sagte Harry. Ja, sagte derjunge verzweifelt. Gut, falls ihr sie seht ... Er verschwand wieder. Wei nicht, warum er sich so aufregt, sagte Ron. Wenn ich eine Krte mitgebracht htte, dann wr ich sie so schnell wie mglich losgeworden. Doch was soll's, hab ja Krtze mitgebracht, ich sollte also lieber den Mund halten. Die Ratte dste immer noch auf Rons Scho. Sie knnte inwischen gestorben sein, ohne dass ich es gemerkt htte, sagte Ron voller Abscheu. Gestern hab ich versucht, sie gelb zu frben, damit sie interessanter aussieht, aber der Spruch hat nicht gewirkt. Ich zeig's dir, schau mal ... Er stberte in seinem Koffer herum und zog einen arg in Mitleidenschaft genommenen Zauberstab hervor. An manchen Stellen war er angeschnitten und etwas Weies glitzerte an der Spitze. Das Einhornhaar kommt schon fast raus. Egal - Gerade hatte er seinen Zauberstab erhoben, als die Abteiltr erneut aufgeschoben wurde. Wieder war es der krtenlose Junge, doch diesmal war ein Mdchen bei ihm. Sie trug schon jetzt ihren neuen Hogwarts-Umhang. Hat jemand eine Krte gesehen? Neville hat seine verloren, sagte sie mit gebieterischer Stimme. Sie hatte einen ppigen braunen Haarschopf und recht lange Vorderzhne. Wir haben ihm schon gesagt, dass wir sie nicht gesehen haben, erklrte Ron. Doch das Mdchen hrte nicht zu, sondern betrachtete den Zauberstab in seiner Hand. Aha, du bist gerade am Zaubern? Dann lass mal sehen. Sie setzte sich. Ron sah verlegen aus. hm - na gut. Er rusperte sich. Eidotter, Gnsekraut und Sonnenschein, Gelb soll diese fette Ratte sein. Er wedelte mit dem Zauberstab durch die Luft, doch nichts passierte. Krtze blieb bei seiner grauen Farbe und schlief munter weiter. Bist du sicher, dass das ein richtiger Zauberspruch ist?, sagte das Mdchen. Jedenfalls ist er nicht besonders gut. Ich hab selbst ein paar einfache Sprche probiert, nur zum ben, und bei mir hat's immer geklappt. Keiner in meiner Familie ist magisch, es war ja so eine berraschung, als ich meinen Brief bekommen hab, aber ich hab mich unglaublich darber gefreut, es ist nun einmal die beste Schule fr Zauberei, die es gibt, wie ich gehrt hab - ich hab natrlich alle unsere Schulbcher auswendig gelernt, ich hoffe nur, das reicht. brigens, ich bin Hermine Granger, und wer seid ihr? Das alles sprudelte in atemberaubender Geschwindigkeit aus ihr heraus. Harry sah Ron an und war erleichtert, in seinem verblfften Gesicht ablesen zu knnen, dass auch er nicht alle Schulbcher auswendig gelernt hatte. Ich bin Ron Weasley, murmelte Ron. Harry Potter, sagte Harry. Ach tatschlich?, sagte Hermine. Natrlich wei ich alles ber dich, ich hab noch ein paar andere Bcher, als Hintergrundlektre, und du stehst in der Geschichte der modernen Magie, im Aufstieg und Niedergang der dunklen Knste und in der Groen Chronik der Zauberei des zwanzigstenjahrhunderts. Nicht zu fassen, sagte Harry, etwas schwurbelig im Kopf Meine Gte, hast du das nicht gewusst, ich jedenfalls htte alles ber mich rausgefunden, wenn ich du gewesen wre, sagte Hermine. Wisst ihr eigentlich schon, in welches Haus ihr kommt? Ich hab herumgefragt und hoffentlich komme ich nach Gryffindor, da hrt man das Beste, es heit, Dumbledore selber war dort, aber ich denke, Ravenclaw wr auch nicht schlecht ... Gut denn, wir suchen jetzt besser weiter nach Nevilles Krte. brigens, ihr beide solltet euch lieber umziehen, ich glaube, wir sind bald da. Den krtenlosen Jungen im Schlepptau zog sie von dannen. Egal, in welches Haus ich komme, Hauptsache, die ist woanders, sagte Ron. Er warf seinen Zauberstab in den Koffer zurck. Blder Spruch, ich hab ihn von George. Wette, er hat gewusst, dass es ein Blindgnger ist. In welchem Haus sind deine Brder?, fragte Harry. Gryffindor, sagte Ron. Wieder schienen ihn dstere Gedanken gefangen zu nehmen. Mum und Dad waren auch dort. Ich wei nicht, was sie sagen werden, wenn ich woanders hinkomme. Ravenclaw wre sicher nicht allzu schlecht, aber stell dir vor, sie stecken mich nach Slytherin. Das ist das Haus, in dem Vol-, ich meine, Du-weitschon-wer war? Ja, sagte Ron. Er lie sich mit trbseliger Miene in seinen Sitz zurckfallen. Weit du was, mir kommen die Spitzen von Krtzes Schnurrhaaren doch etwas heller vor, sagte Harry, um Ron abzulenken. Und was machen jetzt eigentlich deine lteren Brder, wo sie aus der Schule sind? Harry war neugierig, was ein Zauberer wohl nach der Schule anstellen mochte. Charlie ist in Rumnien und erforscht Drachen und Bill ist in Afrika und erledigt etwas fr Gringotts, sagte Ron. Hast du von Gringotts gehrt? Es kam ganz gro im Tagespropheten, aber den kriegst du wohl nicht bei den Muggeln: Jemand hat versucht ein Hochsicherheitsverlies auszurauben. Harry starrte ihn an. Wirklich? Und weiter? Nichts, darum hat die Sache ja Schlagzeilen gemacht. Man hat sie nicht erwischt. Mein Dad sagt, es muss ein mchtiger schwarzer Magier gewesen sein, wenn er bei Gringotts eindringen konnte, aber sie glauben nicht, dass sie etwas mitgenommen haben, und das ist das Merkwrdige daran. Natrlich kriegen es alle mit der Angst zu tun, wenn so etwas passiert, es knnte Ja Du-weit-schon-wer dahinter stecken. Harry dachte ber diese Neuigkeit nach. Inzwischen sprte er immer ein wenig Angst in sich hochkribbeln, wenn der Name von Du-weit-schon-wer fiel. Das gehrte wohl dazu, wenn man in die Welt der Zauberer eintrat, doch es war viel einfacher gewesen, Voldemort zu sagen, ohne sich deswegen zu beunruhigen. Fr welche Quidditch-Mannschaft bist du eigentlich?, fragte Ron. hm - ich kenne gar keine, gestand Harry. Was? Ron sah ihn verdutzt an. Ach, wart's nur ab, das ist das beste Spiel der Welt - Und dann legte er los und erklrte alles ber die vier Blle und die Positionen der sieben Spieler, beschrieb berhmte Spiele, die er mit seinen Brdern besucht hatte, und den Besen, den er gerne kaufen wrde, wenn er das Geld dazu htte. Gerade war er dabei, Harry in die raffinierteren Zge des Spiels einzufhren, als die Abteiltr wieder aufging. Doch diesmal waren es weder Neville, der krtenlose Junge, noch Hermine Granger. Drei Jungen traten ein und Harry erkannte sofort den mittleren von ihnen: Es war der blasse Junge aus Madam Malkins Laden. Er musterte Harry nun viel interessierter als in der Winkelgasse. Stimmt es?, sagte er. Im ganzen Zug sagen sie, dass Harry Potter in diesem Abteil ist. Also du bist es? Ja, sagte Harry. Er sah die anderen Jungen an. Beide waren stmmig und wirkten ziemlich fies. Wie sie da zur Rechten und zur Linken des blassenjungen standen, sahen sie aus wie seine Leibwchter. Oh, das ist Crabbe und das ist Goyle, bemerkte der blasse Junge lssig, als er Harrys Blick folgte. Und mein Name ist Malfoy. Draco Malfoy. Von Ron kam ein leichtes Husten, das sich anhrte wie ein verdruckstes Kichern. Draco Malfoy sah ihn an. Meinst wohl, mein Name ist komisch, was? Wer du bist, muss man ja nicht erst fragen. Mein Vater hat mir gesagt, alle Weasleys haben rotes Haar, Sommersprossen und mehr Kinder, als sie sich leisten knnen. Er wandte sich wieder Harry zu. Du wirst bald feststellen, dass einige Zaubererfamillen viel besser sind als andere, Potter. Und du wirst dich doch nicht etwa mit der falschen Sorte abgeben. Ich knnte dir behilflich sein. Er streckte die Hand aus, doch Harry machte keine Anstalten, ihm die seine zu reichen. Ich denke, ich kann sehr gut selber entscheiden, wer zur falschen Sorte gehrt, sagte er khl. Draco Malfoy wurde nicht rot, doch ein Hauch Rosa erschien auf seinen blassen Wangen. Ich an deiner Stelle wrde mich vorsehen, Potter, sagte er langsam. Wenn du nicht ein wenig hflicher bist, wird es dir genauso ergehen wie deinen Eltern. Die wussten auch nicht, was gut fr sie war. Wenn du dich mit Gesindel wie den Weasleys und diesem Hagrid abgibst, wird das auf dich abfrben. Harry und Ron erhoben sich. Rons Gesicht war nun so rot wie sein Haar. Sag das noch mal, sagte er. Oh, ihr wollt euch mit uns schlagen?, hhnte Malfoy. Auer ihr verschwindet sofort, sagte Harry, was mutiger klang, als er sich fhlte, denn Crabbe und Goyle waren viel krftiger als er und Ron. Aber uns ist berhaupt nicht nach Gehen zumute, oder, Jungs? Wir haben alles aufgefuttert, was wir hatten, und bei euch gibt's offenbar noch was. Goyle griff nach den Schokofrschen neben Ron. Ron machte einen Sprung nach vorn, doch bevor er Goyle auch nur berhrt hatte, entfuhr diesem ein frchterlicher Schrei. Krtze, die Ratte, baumelte von Goyles Zeigefinger herab, ihre scharfen kleinen Zhne tief in seine Knchel versenkt - Crabbe und Malfoy wichen zur Seite, als der Jaulende Goyle Krtze weit im Kreis herumschwang. Als Krtze schlielich wegflog und gegen das Fenster klatschte, verschwanden alle drei auf der Stelle. Vielleicht dachten sie, noch mehr Ratten wrden zwischen den Sigkeiten lauern, oder vielleicht hatten sie Schritte gehrt, denn einen Augenblick spter trat Hermine Granger ein. Was war hier los?, sagte sie und blickte auf die Naschereien, die auf dem Boden verstreut lagen. Ron packte Krtze am Schwanz und hob ihn hoch. Ich denke, er ist k. o. gegangen, sagte Ron zu Harry gewandt. Er besah sich Krtze nher. Nein - doch nicht. Ist wohl wieder eingeschlafen. Und so war es. Hast du Malfoy schon einmal getroffen? Harry erzhlte von ihrer Begegnung in der Winkelgasse. Ich hab von seiner Familie gehrt, sagte Ron in dsterem Ton. Sie gehrten zu den Ersten, die auf unsere Seite zurckkehrten, nachdem Du-weit-schon-wer verschwunden war. Sagten, sie seien verhext worden. Mein Dad glaubt nicht daran. Er sagt, Malfoys Vater brauchte keine Ausrede, um auf die dunkle Seite zu gehen. Er wandte sich Hermine zu. Knnen wir dir behilflich sein? Ich schlage vor, ihr beeilt euch ein wenig und zieht eure Umhnge an. Ich war gerade vorn beim Lokfhrer, und er sagt, wir sind gleich da. Ihr habt euch nicht geschlagen, oder? Ihr kriegt noch Schwierigkeiten, bevor wir berhaupt da sind! Krtze hat gekmpft, nicht wir, sagte Ron und blickte sie finster an. Wrdest du bitte gehen, damit wir uns umziehen knnen? Schon gut. Ich bin nur reingekommen, weil sich die Leute drauen einfach kindisch auffhren und stndig die Gnge auf und ab rennen, sagte Hermine hochnsig. Und brigens, du hast Dreck an der Nase, weit du das? Unter dem zornfunkelnden Blick von Ron ging sie schlielich hinaus. Harry sah aus dem Fenster. Es wurde langsam dunkel. Unter einem tief purpurrot gefrbten Himmel konnte er noch Berge und Wlder erkennen. Der Zug schien langsamer zu werden. Die beiden legten die Jacken ab und zogen ihre langen schwarzen Umhnge an. Rons Umhang war ein wenig zu kurz fr ihn, man konnte seine Trainingshosen darunter sehen. Eine Stimme hallte durch den Zug: In fnf Minuten kommen wir in Hogwarts an. Bitte lassen Sie Ihr Gepck im Zug, es wird fr Sie zur Schule gebracht. Harry sprte ein Ziehen im Magen und Ron sah unter seinen Sommersprossen ganz blass aus. Sie stopften sich den letzten Rest Sigkeiten in die Taschen und traten hinaus auf den Gang, der schon voller Schler war. Der Zug bremste und kam zum Stillstand. Alles drngelte sich durch die Tr und hinaus auf einen kleinen, dunklen Bahnsteig. Harry zitterte in der kalten Abendluft. Pltzlich erhob sich ber ihren Kpfen der Schein einer Lampe und Harry hrte eine vertraute Stimme: Erstklssler! Erstklssler hier rber! Alles klar, Harry? Hagrids groes, haariges Gesicht strahlte ihm ber das Meer von Kpfen hinweg entgegen. Nu mal los, mir nach - noch mehr Erstklssler da? Passt auf, wo ihr hintretet! Erstklssler mir nach! Rutschend und stolpernd folgten sie Hagrid einen steilen, schmalen Pfad hinunter. Um sie her war es so dunkel, dass Harry vermutete, zu beiden Seiten mssten dichte Bume stehen. Kaum jemand sprach ein Wort. Neville, der Junge, der immer seine Krte verlor, schniefte hin und wieder. Augenblick noch, und ihr seht zum ersten Mal in eurem Leben Hogwarts, rief Hagrid ber die Schulter, nur noch um diese Biegung hier. Es gab ein lautes Oooooh!. Der enge Pfad war pltzlich zu Ende und sie standen am Ufer eines groen schwarzen Sees. Drben auf der anderen Seite, auf der Spitze eines hohen Berges, die Fenster funkelnd im rabenschwarzen Himmel, thronte ein gewaltiges Schloss mit vielen Zinnen und Trmen. Nicht mehr als vier in einem Boot!, rief Hagrid und deutete auf eine Flotte kleiner Boote, die am Ufer dmpelten. Harry und Ron sprangen in eines der Boote und ihnen hinterher Neville und Hermine. Alle drin?, rief Hagrid, der ein Boot fr sich allein hatte. Nun denn - VORWRTS! Die kleinen Boote setzten sich gleichzeitig in Bewegung und glitten ber den spiegelglatten See. Alle schwiegen und starrten hinauf zu dem groen Schloss. Es thronte dort oben, whrend sie sich dem Felsen nherten, auf dem es gebaut war. Kpfe runter, rief Hagrid, als die ersten Boote den Felsen erreichten; sie duckten sich, und die kleinen Boote schienen durch einen Vorhang aus Efeu zu schweben, der sich direkt vor dem Felsen auftat. Sie glitten durch einen dunklen Tunnel, der sie anscheinend in die Tiefe unterhalb des Schlosses fhrte, bis sie eine Art unterirdischen Hafen erreichten und aus den Booten kletterten. He, du da! Ist das deine Krte?, rief Hagrid, der die Boote musterte, whrend die Kinder ausstiegen. Trevor!, schrie Neville selig vor Glck und streckte die Hnde aus. Dann stiefelten sie hinter Hagrids Lampe einen Felsgang empor und kamen schlielich auf einer weichen, feuchten Wiese im Schatten des Schlosses heraus. Sie gingen eine lange Steintreppe hoch und versammelten sich vor dem riesigen Eichentor des Schlosses. Alle da? Du da, hast noch deine Krte? Hagrid hob seine gewaltige Faust und klopfte dreimal an das Schlosstor. ~Der Sprechende Hut Sogleich ffnete sich das Tor. Vor ihnen stand eine groe Hexe mit schwarzen Haaren und einem smaragdgrnen Umhang. Sie hatte ein strenges Gesicht, und Harrys erster Gedanke war, dass mit ihr wohl nicht gut Kirschen essen wre. Die Erstklssler, Professor McGonagall, sagte Hagrid. Danke, Hagnid. Ich nehm sie dir ab. Sie zog die Torflgel weit auf. Die Eingangshalle war so gro, dass das ganze Haus der Dursleys hineingepasst htte. Wie bei Gringotts beleuchtete das flackernde Licht von Fackeln die Steinwnde, die Decke war so hoch, dass man sie nicht mehr erkennen konnte, und vor ihnen fhrte eine gewaltige Marmortreppe in die oberen Stockwerke. Sie folgten Professor McGonagall durch die gepflasterte Halle. Aus einem Gang zur Rechten konnte Harry das Summen hunderter von Stimmen hren - die anderen Schler mussten schon da sein -, doch Professor McGonagall fhrte die Erstklssler in eine kleine, leere Kammer neben der Halle. Sie drngten sich hinein und standen dort viel enger beieinander, als sie es normalerweise getan htten. Aufgeregt blickten sie sich um. Willkommen in Hogwarts, sagte Professor McGonagall. Das Bankett zur Erffnung des Schuljahrs beginnt in Krze, doch bevor ihr eure Pltze in der Groen Halle einnehmt, werden wir feststellen, in welche Huser ihr kommt. Das ist eine sehr wichtige Zeremonie, denn das Haus ist gleichsam eure Familie in Hogwarts. Ihr habt gemeinsam Unterricht, ihr schlaft im Schlafsaal eures Hauses und verbringt eure Freizeit im Gemeinschaftsraum. Die vier Huser heien Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin. Jedes Haus hat seine eigene, ehrenvolle Geschichte und jedes hat bedeutende Hexen und Zauberer hervorgebracht. Whrend eurer Zeit in Hogwarts holt ihr mit euren groen Leistungen Punkte fr das Haus, doch wenn ihr die Regeln verletzt, werden eurem Haus Punkte abgezogen. Am Ende des Jahres erhlt das Haus mit den meisten Punkten den Hauspokal, eine groe Auszeichnung. Ich hoffe, jeder von euch ist ein Gewinn fr das Haus, in welches er kommen wird. Die Einfhrungsfeier, an der auch die anderen Schler teilnehmen, beginnt in wenigen Minuten. Ich schlage vor, dass ihr die Zeit nutzt und euch beim Warten so gut wie mglich zurechtmacht. Ihre Augen ruhten kurz auf Nevilles Umhang, der unter seinem linken Ohr festgemacht war, und auf Rons verschmierter Nase. Harry mhte sich nervs, sein Haar zu gltten. Ich komme zurck, sobald alles fr euch vorbereitet ist, sagte Professor McGonagall. Bitte bleibt ruhig, whrend ihr wartet. Sie verlie die Kammer. Harry schluckte. Wie legen sie denn fest, in welche Huser wir kommen?, fragte er Ron. Es ist eine Art Prfung, glaube ich. Fred meinte, es tut sehr weh, aber ich glaube, das war nur ein Witz. Harrys Herz fing frchterlich an zu pochen. Eine Prfung? Vor der ganzen Schule? Aber er konnte doch noch gar nicht zaubern - was um Himmels willen wrde er tun mssen? Als sie hier angekommen waren, hatte er mit so etwas nicht gerechnet. ngstlich blickte er sich um und sah, dass auch alle anderen entsetzt schauten. Kaum Jemand sagte etwas, auer Hermine Granger. Hastig flsterte sie alle Zaubersprche vor sich hin, die sie gelernt hatte, und fragte sich, welchen sie wohl brauchen wrde. Harry versuchte angestrengt wegzuhren. Noch mie war er so nervs gewesen. Auch damals nicht, als er einen blauen Brief zu den Dursleys heimbringen musste, in dem es hie, dass er auf unbekannte Weise die Percke seines Lehrers blau gefrbt habe. Er blickte unablssig auf die Tr. Jeden Augenblick konnte Professor McGonagall zurckkommen und ihn in den Untergang fhren. Dann geschah etwas, das ihn vor Schreck einen halben Meter in die Luft springen lie - mehrere Schler hinter ihm begannen zu schreien. Was zum -? Er hielt den Atem an. Die andern um ihn her ebenfalls. Soeben waren etwa zwanzig Geister durch die rckwrtige Wand hereingeschwebt. Perlwei und fast durchsichtig glitten sie durch den Raum, wobei sie sich unterhielten und den Erstklsslern nur gelegentlich einen Blick zuwarfen. Sie schienen sich zu streiten. Einer, der aussah wie ein fetter Mnch, sagte: Vergeben und vergessen, wrd ich sagen, wir sollten ihm eine zweite Chance geben. Mein lieber Bruder, haben wir Peeves nicht alle Chancen gegeben, die ihm zustehen? Er bringt uns alle in Verruf, und du weit, er ist nicht einmal ein echter Geist - ach du meine Gte, was macht ihr denn alle hier? Ein Geist, der eine Halskrause und Strumpfhosen trug, hatte pltzlich die Erstklssler bemerkt. Keiner antwortete. Neue Schler, sagte der fette Mnch und lchelte in die Runde. Werdet gleich ausgewhlt, nicht wahr? Ein paar nickten stumm. Hoffe, wir sehen uns in Hufflepuff!, sagte der Mnch. Mein altes Haus, wisst ihr. Verzieht euch Jetzt, sagte eine strenge Stimme. Die Einfhrungsfeler beginnt. Professor McGonagall war zurckgekommen. Die Geister schwebten einer nach dem andern durch die Wand ge- genber. Und ihr stellt euch der Reihe nach auf, wies Professor McGonagall die Erstklssler an, und folgt mir. Harry, dessen Beine sich anfhlten, als seien sie aus Blei, reihte sich hinter einem Jungen mit rotblondem Haar ein, Ron stellte sich hinter ihn, und im Gnsemarsch verlieen sie die Kammer, gingen zurck durch die Eingangshalle und betraten durch eine Doppeltr die Groe Halle. Harry hatte von einem so fremdartigen und wundervollen Ort noch nicht einmal getrumt. Tausende und abertausende von Kerzen erleuchteten ihn, ber den vier langen Tischen schwebend, an denen die anderen Schler saen. Die Tische waren mit schimmernden Goldtellern und -kelchen gedeckt. Am anderen Ende der Halle stand noch ein langer Tisch, an dem die Lehrer saen. Dorthin fhrte Professor McGonagall die Erstklssler, so dass sie schlielich mit den Rcken zu den Lehrern in einer Reihe vor den anderen Schlern standen. Hunderte von Gesichtern starrten sie an und sahen aus wie fahle Laternen im flackernden Kerzenlicht. Die Geister, zwischen den Schlern verstreut, glnzten dunstig silbern. Um den starrenden Blicken auszuweichen, wandte Harry das Gesicht nach oben und sah eine samtschwarze, mit Sternen berste Decke. Er hrte Hermine flstern: Sie ist so verzaubert, dass sie wie der Himmel drauen aussieht, ich hab darber in der Geschichte Hogwarts' gelesen. Es war schwer zu glauben, dass es hier berhaupt eine Decke geben sollte und dass die Groe Halle sich nicht einfach zum Himmel hin ffnete. Harry wandte den Blick rasch wieder nach unten, als Professor McGonagall schweigend einen vierbeinigen Stuhl vor die Erstklssler stellte. Auf den Stuhl legte sie einen Spitzhut, wie ihn Zauberer benutzen. Es war ein verschlissener, hie und da geflickter und ziemlich schmutziger Hut. Tante Petunia wre er nicht ins Haus gekommen. Vielleicht mussten sie versuchen einen Hasen daraus hervorzuzaubern, schoss es Harry durch den Kopf, darauf schien es hinauszulaufen. Er bemerkte, dass inzwischen aller Augen auf den Hut gerichtet waren, und so folgte er dem Blick der andern. Ein paar Herzschlge lang herrschte vollkommenes Schweigen. Dann begann der Spitzhut zu wackeln. Ein Riss nahe der Krempe tat sich auf, so weit wie ein Mund, und der Spitzhut begann zu singen: Ihr denkt, ich bin ein alter Hut, mein Aussehen ist auch gar nicht gut. Dafr bin ich der schlauste aller Hte, und ist's nicht wahr, so fress ich mich, du meine Gte! Alle Zylinder und schicken Kappen sind gegen mich doch nur Jammerlappen! Ich wei in Hogwarts am besten Bescheid und bin frieden Schdel bereit. Setzt mich nur auf, ich sag euch genau, wohin ihr gehrt - denn ich bin schlau. Vielleicht seid ihr Gryffindors, sagt euer alter Hut, denn dort regieren, wie man wei, Tapferkeit und Mut. In Hufflepuff dagegen ist man gerecht und treu, man hilft dem andern, wo man kann, und hat vor Arbeit keine Scheu. Bist du geschwind im Denken, gelehrsam auch und weise, dann machst du dich nach Ravenclaw, so wett ich, auf die Reise. In Slytherin wei man noch List und Tcke zu verbinden, doch dafr wirst du hier noch echte Freunde finden. Nun los, so setzt mich auf, nur Mut, habt nur Vertrauen zum Sprechenden Hut! Als der Hut sein Lied beendet hatte, brach in der Halle ein Beifallssturm los. Er verneigte sich vor Jedem der vier Tische und verstummte dann. Wir mssen also nur den Hut aufsetzen!, flsterte Ron Harry zu. Ich bring Fred um, er hat groe Tne gespuckt - von wegen Ringkampf mit einem Troll. Harry lchelte mde. Ja, den Hut anprobieren war viel besser als einen Zauberspruch aufsagen zu mssen, doch es wre ihm lieber gewesen, wenn nicht alle zugeschaut htten. Der Hut stellte offenbar eine ganze Menge Fragen; Harry fhlte sich im Augenblick weder mutig noch schlagfertig, noch berhaupt zu irgendetwas aufgelegt. Wenn der Hut nur ein Haus fr solche Schler erwhnt htte, die sich ein wenig angematscht fhlten, das wre das Richtige fr ihn. Professor McGonagall trat vor, in den Hnden eine lange Pergamentrolle. Wenn ich euch aufrufe, setzt ihr den Hut auf und nehmt auf dem Stuhl Platz, damit euer Haus bestimmt werden kann, sagte sie. Abbott, Hannah Ein Mdchen mit rosa Gesicht und blonden Zpfen stolperte aus der Reihe der Neuen hervor, setzte den Hut auf, der ihr sogleich ber die Augen rutschte, und lie sich auf dem Stuhl nieder. Einen Moment lang geschah nichts - HUFFLEPUFF!, rief der Hut. Der Tisch zur Rechten johlte und klatschte, als Hannah aufstand und sich bei den Hufflepuffs niederlie. Harry sah, wie der Geist des fetten Mnchs ihr frhlich zuwinkte. Bones, Susan! HUFFLEPUFF!, rief der Hut abermals, und Susan schlurfte los, um sich neben Hannah zu setzen. Boot, Terry! RAVENCLAW! Diesmal klatschte der zweite Tisch von links; mehrere Ravenclaws standen auf, um Terry, dem Neuen, die Hand zu schtteln. Brocklehurst, Mandy kam ebenfalls nach Ravenclaw, doch Brown, Lavender wurde der erste neue Gryffindor, und der Tisch ganz links brach in Jubelrufe aus. Harry konnte sehen, wie Rons Zwillingsbrder pfiffen. Bulstrode, Millicent schlielich wurde eine Slytherin. Vielleicht bildete Harry es sich nur ein, nach all dem, was er ber Slytherin gehrt hatte, aber sie sahen doch alle recht unangenehm aus. Ihm war allmhlich entschieden bel. Er erinnerte sich, wie in seiner alten Schule die Mannschaften zusammengestellt wurden. Immer war er der Letzte gewesen, den man aufrief, nicht weil er schlecht in Sport gewesen wre, sondern weil keiner Dudley auf den Gedanken bringen wollte, dass man ihn vielleicht mochte. Finch-Fletchley, Justin! HUFFLEPUFF! Granger, Hermine! Hermine ging eilig auf den Stuhl zu und packte sich den Hut begierig auf den Kopf, GRYFFINDOR!, rief der Hut. Ron sthnte. Pltzlich berfiel Harry ein schrecklicher Gedanke, so pltzlich, wie es Gedanken an sich haben, wenn man aufgeregt ist. Was, wenn er gar nicht gewhlt wrde? Was, wenn er, den Hut auf dem Kopf, eine Ewigkeit lang nur dase, bis Professor McGonagall ihm den Hut vom Kopf reien und erklren wrde, offenbar sei ein Irrtum geschehen und er solle doch besser wieder in den Zug steigen? Neville Longbottom wurde aufgerufen, der Junge, der stndig seine Krte verlor. Auf dem Weg zum Stuhl stolperte er und wre fast gestrzt. Bei Neville brauchte der Hut um sich zu entscheiden. Als er schlielich GRYFFINDOR rief, rannte Neville mit dem Hut auf dem Kopf los, und er musste unter tosendem Gelchter zurcklaufen um ihn McDougal, Morag bergeben. Malfoy stolzierte nach vorn, als sein Name aufgerufen Wurde, und bekam seinen Wunsch sofort erfllt: Kaum hatte der Hut seinen Kopf berhrt, als er schon SLYTHERIN! rief. Malfoy ging hinber zu seinen Freunden Crabbe und Goyle, offensichtlich zufrieden mit sich selbst. Nun waren nicht mehr viel Neue brig. Moon ..., Nott ..., Parkinson ... , dann die Zwillingsmdchen, Patil und Patil ... , dann Perks, Sally-Anne ... und dann, endlich - Potter, Harry! Als Harry vortrat, entflammten pltzlich berall in der Halle Feuer, kleine, zischelnde Geflsterfeuer. Potter, hat sie gesagt? Der Harry Potter Das Letzte, was Harry sah, bevor der Hut ber seine Augen herabsank, war die Halle voller Menschen, die die Hlse reckten, um ihn gut im Blick zu haben. Im nchsten Moment sah er nur noch das schwarze Innere des Huts. Er wartete. Hmm, sagte eine piepsige Stimme in seinem Ohr. Schwierig. Sehr schwierig. Viel Mut, wie ich sehe. Kein schlechter Kopf auerdem. Da ist Begabung, du meine Gteja - und ein krftiger Durst, sich zu beweisen, nun, das ist interessant ... Nun, wo soll ich dich hinstecken? Harry umklammerte die Stuhllehnen und dachte: Nicht Slytherin, blo nicht Slytherin. Nicht Slytherin, nein?, sagte die piepsige Stimme. Bist du dir sicher? Du knntest gro sein, weit du, es ist alles da in deinem Kopf und Slytherin wird dir auf dem Weg zur Gre helfen. Kein Zweifel - nein? Nun, wenn du dir sicher bist - dann besser nach GRYFFINDOR! Harry hrte, wie der Hut das letzte Wort laut in die Halle rief, Er nahm den Hut ab und ging mit zittrigen Knien hinber zum Tisch der Gryffindors. Er war so erleichtert, berhaupt aufgerufen worden und nicht nach Slytherin gekommen zu sein, dass er kaum bemerkte, dass er den lautesten Beifall berhaupt bekam. Percy der Vertrauensschler stand auf und schttelte ihm begeistert die Hand, whrend die Weasley-Zwillinge riefen: Wir haben Potter! Wir haben Potter! Harry setzte sich an einen Platz gegenber dem Geist mit der Halskrause, den er schon vorhin gesehen hatte. Der Geist ttschelte ihm den Arm, und Harry hatte pltzlich das schreckliche Gefhl, den Arm gerade in einen Eimer voll eiskalten Wassers zu tauchen. Er hatte jetzt eine gute Aussicht auf den Hohen Tisch der Lehrer. Am einen Ende, ihm am nchsten, sa Hagrid, der seinen Blick erwiderte und mit dem Daumen nach oben zeigte. Harry grinste zurck. Und dort, in der Mitte des Hohen Tischs, auf einem groen goldenen Stuhl, sa Albus Dumbledore. Harry erkannte ihn von der Karte wieder, die er im Zug aus dem Schokofrosch geholt hatte. Dumbledores silbernes Haar war das Einzige in der ganzen Halle, was so hell leuchtete wie die Geister. Harry erkannte auch Professor Quirrell, den nervsen Jungen Mann aus dem Tropfenden Kessel. Mit seinem groen purpurroten Turban sah er sehr eigenartig aus. Jetzt waren nur noch drei Schler brig, deren Haus bestimmt werden musste. Turpin, Lisa wurde eine Ravenclaw. Dann war Ron an der Reihe. Mittlerweile war er blassgrn im Gesicht. Harry kreuzte die Finger unter dem Tisch, und eine Sekunde spter rief der Hut GRYFFINDOR Harry klatschte wie die andern am Tisch laut Beifall, als Ron sich auf den Stuhl neben ihm fallen lie. Gut gemacht, Ron, hervorragend, sagte Percy Weasley wichtigtuerisch ber Harrys Kopf hinweg, whrend Zabini, Blaise zu einer Slytherin gemacht wurde. Professor McGonagall rollte ihr Pergament zusammen und trug den Sprechenden Hut fort. Harry blickte hinab auf seinen leeren Goldteller. jetzt erst berkam ihn auf einmal gewaltiger Hunger. Die Krbispasteten schien er schon vor einer Ewigkeit verspeist zu haben. Albus Dumbledore war aufgestanden. Mit einem strahlenden Lcheln blickte er in die Runde der Schler, die Arme weit ausgebreitet, als ob nichts ihm mehr Freude machen knnte, als sie alle hier versammelt zu sehen. Willkommen! , rief er. Willkommen zu einem neuen Jahr in Hogwarts! Bevor wir mit unserem Bankett beginnen, mchte ich ein paar Worte sagen. Und hier sind sie: Schwachkopf! Schwabbelspeck! Krimskrams! Quiek! Danke sehr! Er nahm wieder Platz. Alle klatschten und jubelten. Harry wute nicht recht, ob er lachen sollte. Ist er ... ist er ein bisschen verrckt?, fragte er Percy unsicher. Verrckt?, sagte Percy unbekmmert. Er ist ein Genie! Der beste Zauberer der Welt! Aber ein bisschen verrckt ist er, ja. Kartoffeln, Harry? Harry staunte mit offenem Mund. Die Platten vor ihm auf dem Tisch waren berladen mit Essen. Er hatte noch nie so vieles, das er mochte, auf einem einzigen Tisch gesehen: Roastbeef, Brathhnchen, Schweine- und Lammkoteletts, Wrste, Schinken, Steaks, Pellkartoffeln, Bratkartoffeln, Pommes, Yorkshire-Pudding, Erbsen, Karotten, Ketchup und, aus irgendeinem merkwrdigen Grund, Pfefferminzbonbons. Die Dursleys hatten Harry nicht gerade hungern lassen, aber er hatte nie so viel essen drfen, wie er wollte. Dudley hatte Harry immer das weggenommen, was er wirklich mochte, selbst wenn Dudley schlecht davon wurde. Harry hufte von allem etwas auf seinen Teller, nur die Pfefferminzbonbons lie er aus. Er begann zu essen und es schmeckte kstlich. Das sieht wahrhaft gut aus, sagte der Geist mit der Halskrause traurig, whrend er Harry dabei zusah, wie er sein Steak zerschnitt. Knnen Sie nicht -? Ich habe seit fast vierhundert Jahren nichts mehr gegessen, sagte der Geist. Ich muss natrlich nicht, aber man vermisst es ja doch. Habe ich mich eigentlich schon vorgestellt? Sir Nicholas de Mimsy-Porpington, zu Ihren Diensten. Hausgeist von Gryffindor; ich wohne im Turm. Ich wei, wer Sie sind, platzte Ron los. Meine Brder haben mir von Ihnen erzhlt. Sie sind der Fast Kopflose Nick! Ich zge es doch vor, wenn Sie mich Sir Nicholas de Mimsy nennen wrden -, erwiderte der, Geist leicht pikiert, doch der rotblonde Seamus Finnigan unterbrach sie. Fast kopflos? Wie kann man fast kopflos sein? Sir Nicholas sah hchst verdrossen drein, als ob diese kleine Unterhaltung berhaupt nicht in seinem Sinne verliefe. Eben So, sagte er leicht verrgert. Er packte sein linkes Ohr und zog daran. Sein ganzer Kopf kippte vom Hals weg, als ob er an einem Scharnier hinge, und fiel ihm auf die Schulter. Offensichtlich hatte jemand versucht ihn zu kpfen, aber das Geschft nicht richtig erledigt. Der Fast Kopflose Nick freute sich ber die verdutzten Gesichter um ihn herum, klappte seinen Kopf zurck auf den Hals, hustete und sagte: So - die neuen Gryffindors! Ich hoffe, ihr strengt euch an, dass wir die Hausmeisterschaft dieses Jahr gewinnen? Gryffindor war noch nie so lange ohne Sieg. Slytherin hat den Pokal jetzt sechs Jahre in Folge! Der Blutige Baron wird langsam unertrglich; - er ist der Geist von Slytherin. Harry blickte hinber zum Tisch der Slytherins und sah dort einen frchterlichen Geist sitzen, mit leeren, stierenden Augen, einem ausgemergelten Gesicht und einem mit silbrigem Blut bespritzten Umhang. Er sa auf dem Platz neben Malfoy, der, wie Harry vergngt feststellte, ber die Sitzordnung nicht gerade glcklich war. Wie hat er sich so mit Blut bespritzt?, fragte Seamus mchtig interessiert. Ich habe ihn nie gefragt, sagte der Fast Kopflose Nick taktvoll. Als alle gegessen hatten, so viel sie konnten, verschwanden die Reste von den Tellern und hinterlieen sie so funkelnd sauber wie zuvor. Einen Augenblick spter erschien der Nachtisch: ganze Blcke von Eiskrem in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen, Apfelkuchen, Zuckergusstorten, Schoko-Eclairs und marmeladegefllte Donuts, Biskuits, Erdbeeren, Wackelpeter, Reispudding ... Whrend Harry eine Zuckergusstorte verspeiste, wandte sich das Gesprch ihren Familien zu. Ich bin halb und halb, sagte Seamus. Mein Vater ist ein Muggel. Mum hat ihm nicht erzhlt, dass sie eine Hexe ist, bis sie verheiratet waren. War doch ein kleiner Schock fr ihn. Die andern lachten. Und wie steht's mir dir, Neville?, fragte Ron. Meine Oma hat mich aufgezogen und sie ist eine Hexe, sagte Neville, aber die Familie hat die ganze Zeit geglaubt, ich sei mit Haut und Haaren ein Muggel. Mein Groonkel Algie wollte mich immer erwischen, wenn ich nicht auf der Hut war, um ein wenig Magie aus mir herauszupressen. Einmal, in Blackpool, hat er mich vom Ende des Piers ins Wasser gestoen, ich bin fast ertrunken. Aber bis ich acht war, ist nichts passiert. Dann kam Groonkel Algie eines Tages zum Tee vorbei, und er lie mich gerade an den Fugelenken aus einem Fenster im oberen Stock baumeln, als Grotante Enid ihm ein Stck Kuchen anbot. Da hat er einfach aus Versehen losgelassen. Doch ich bin gehpft wie ein Ball - durch den Garten hindurch bis auf die Strae. Sie waren alle ganz aus dem Huschen. Oma hat geheult, so glcklich war sie. Und du httest ihre Gesichter sehen sollen, als ich hier aufgenommen wurde. Sie dachten, ich sei vielleicht nicht Zauberer genug. Groonkel Algie hat sich so gefreut, dass er mir eine Krte geschenkt hat. Zu Harrys anderer Seite sprachen Percy Weasley und Hermine ber den Unterricht (Ich hoffe doch, sie fangen gleich an, es gibt so viel zu lernen. Mich interessieren besonders Metamorphosen, weit du, etwas in etwas anderes verwandeln, natrlich soll es sehr schwer sein. - Ihr fangt mit ganz einfachen Sachen an, Streichhlzer in Nadeln verwandeln zum Beispiel ... ). Harry, der sich allmhlich warm und schlfrig fhlte, sah erneut zum Hohen Tisch hinber. Hagrid nahm einen tiefen Schluck aus seinem Kelch. Professor McGonagall sprach mit Professor Dumbledore. Professor Quirrell mit seinem komischen Turban unterhielt sich mit einem Lehrer mit fettigem schwarzem Haar, Hakennase und fahler Haut. Es geschah urpltzlich. Der hakennasige Lehrer blickte an Quirrells Turban vorbei direkt in Harrys Augen und ein scharfer, heier Schmerz schoss pltzlich durch Harrys Narbe. Autsch! Harry schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. Was ist los mit dir?, fragte Percy. N-nichts. Der Schmerz war so schnell abgeklungen, wie er gekommenen war. Schwerer abzuschtteln war das Gefhl, das der Blick des Lehrers in Harry ausgelst hatte, ein Gefhl, das Harry berhaupt nicht mochte. Wer ist der Lehrer, der sich mit Professor Quirrell unterhlt?, fragte er Percy. Aha, du kennst Quirrell also schon? Kein Wunder, dass er so nervs aussieht. Das ist Professor Snape. Er lehrt Zaubertrnke, ist aber damit nicht zufrieden. jeder wei, dass er scharf ist auf die Arbeit von Professor Quirrell. Wei eine Unmenge ber die dunklen Knste, dieser Snape. Harry beobachtete Snape eine Weile, doch Snape blickte nicht mehr herber. Schlielich verschwand auch der Nachtisch und noch einmal erhob sich Professor Dumbledore. hm - jetzt, da wir alle gefttert und gewssert sind, nur noch ein paar Worte. Ich habe ein paar Mitteilungen zum Schuljahresbeginn. Die Erstklssler sollten beachten, dass der Wald auf unseren Lndereien fr alle Schler verboten ist. Und einigen von den lteren Schlern mchte ich nahe legen, sich daran zu erinnern. Dumbledores zwinkernde Augen blitzten zu den Weasley-Zwillingen hinber. Auerdem hat mich Mr. Filch, der Hausmeister, gebeten, euch daran zu erinnern, dass in den Pausen auf den Gngen nicht gezaubert werden darf Die Quidditch-Auswahl findet in der zweiten Woche des Schuljahrs statt. Alle, die gerne in den Hausmannschaften spielen wollen, mgen sich an Madam Hooch wenden. Und schlielich muss ich euch mitteilen, dass in diesem Jahr das Betreten des Korridors im dritten Stock, der in den rechten Flgel fhrt, allen verboten ist, die nicht einen sehr schmerzhaften Tod sterben wollen. Harry lachte, aber nur wenige lachten mit ihm. Er meint es doch nicht etwa ernst?, flsterte er Percy zu. Muss er wohl, sagte Percy und sah mit einem Stirnrunzeln zu Dumbledore hinber. Merkwrdig, denn normalerweise sagt er uns den Grund, warum wir irgendwo nicht hindrfen. Der Wald ist voller gefhrlicher Tiere, das wissen alle. Ich denke, er htte es zumindest uns Vertrauensschlern sagen sollen. Und nun, bevor wir zu Bett gehen, singen wir die Schulhymne, rief Dumbledore. Harry bemerkte, dass das Lcheln der anderen Lehrer recht steif geworden war. Dumbledore fuchtelte kurz mit seinem Zauberstab, als o b er eine Fliege von der Spitze verscheuchen wollte, und ein langer goldener Faden schwebte daraus hervor, stieg hoch ber die Tische und nahm, sich windend wie eine Schlange, die Gestalt von Worten an. jeder nach seiner Lieblingsmelodie, sagte Dumbledore, los geht's! Und die ganze Schule sang begeistert: Hogwarts, Hogwarts, warzenschweiniges Hogwarts, bring uns was Schnes bei, Ob alt und kahl oder jung und albern, wir sehnen uns Wissen herbei. Denn noch sind unsre Kpfe leer, voll Luft und voll toter Fliegen, wir wollen nun alles erlernen, was du uns bisher hast verschwiegen. Gib dein Bestes - wir knnen's gebrauchen, unsere Kpfe, sie sollen rauchen! Kaum einmal zwei von ihnen hrten gleichzeitig auf Am Ende hrte man nur noch die Weasley-Zwillinge nach der Melodie eines langsamen Trauermarsches singen. Dumbledore dirigierte ihre letzten Verse mit seinem Zauberstab, und als sie geendet hatten, klatschte er am lautesten. Aah, Musik, sagte er und wischte sich die Augen. Ein Zauber, der alles in den Schatten stellt, was wir hier treiben. Und nun in die Betten! Die Erstklssler von Gryffindor folgten Percy durch die schnatternde Menge hinaus aus der Groen Halle und die Marmortreppe empor. Harrys Beine waren wieder bleischwer, diesmal jedoch nur, weil er sich den Bauch so voll geschlagen hatte und todmde war. Er war sogar zu schlfrig, um sich darber zu wundern, dass die Menschen auf den Portrts entlang der Korridore flsterten und auf sie deuteten, als sie vorbeigingen, oder dass Percy sie zweimal durch Trbgen fhrte, die versteckt hinter beiseite gleitenden Tfelungen und Wandteppichen lagen. Noch mehr Treppen ging es empor, ghnend und schlurfend, und Harry fragte sich gerade, wie lange es noch dauern wrde, als sie pltzlich Halt machten. Ein Bndel Spazierstcke schwebte in der Luft vor ihnen, und als Percy einen Schritt auf sie zutrat, begannen sie, sich auf ihn zu werfen. Peeves, flsterte Percy den Erstklsslern zu. Ein Poltergeist. Er hob seine Stimme: Peeves, zeige dich. Ein lautes, grobes Gerusch, wie Luft, die aus einem Ballon gelassen wird, antwortete. Willst du, dass ich zum Blutigen Baron gehe? Es machte Plopp und ein kleiner Mann mit bsen dunklen Augen und weit geffnetem Mund erschien. Die Beine ber Kreuz schwebte er vor ihnen in der Luft und packte die Spazierstcke. Ooooooooh!, sagte er mit einem gehssigen Kichern. Die sen kleinen Erstklssler! Welch ein Spa! Pltzlich rauschte er auf sie zu. Sie duckten sich. Verschwinde, Peeves, oder der Baron erfhrt davon, ich meine es ernst, bellte Percy. Peeves streckte die Zunge heraus und verschwand, nicht ohne die Stcke auf Percys Kopf fallen zu lassen. Sie hrten ihn abziehen, an jeder Rstung rttelnd, an der er vorbeikam. Nehmt euch lieber in Acht vor Peeves, sagte Percy, als sie sich wieder auf den Weg machten. Der Blutige Baron ist der Einzige, der ihn im Griff hat, er hrt nicht einmal auf uns Vertrauensschler. Da sind wir. Ganz am Ende des Ganges hing das Bildnis einer sehr dicken Frau in einem rosa Seidenkleid. Passwort?, fragte sie. Caput Draconis, sagte Percy. Das Portrt schwang zur Seite und gab den Blick auf ein rundes Loch in der Wand frei. Sie zwngten sich hindurch - Neville brauchte ein wenig Hilfestellung - und fanden sich in einem gemtlichen, runden Zimmer voll weicher Sessel wieder: dem Gemeinschaftsraum von Gryffindor. Percy zeigte den Mdchen den Weg durch eine Tr, die in ihren Schlafsaal fhrte und geleitete die Jungen in ihren. Sie kletterten eine Wendeltreppe empor - offensichtlich waren sie in einem der Trme - und fanden nun endlich ihre Betten: fnf Himmelbetten, die mit tiefroten samtenen Vorhngen verkleidet waren. Ihre Koffer waren schon hochgebracht worden. Viel zu mde, um sich noch lange zu unterhalten, zogen sie ihre Pyjamas an und lieen sich in die Kissen fallen. Tolles Essen, was?, murmelte Ron durch die Vorhnge zu Harry hinber. Hau ab, Krtze! Er kaut an meinem Laken. Harry wollte Ron noch fragen, ob er von der Zuckergusstorte gekostet habe, doch in diesem Moment fielen ihm die Augen zu. Vielleicht hatte Harry ein wenig zu viel gegessen, denn er hatte einen sehr merkwrdigen Traum. Er trug Professor Quirrells Turban, der stndig zu ihm sprach. Er msse sofort nach Slytherin berwechseln, das sei sein Schicksal; der Turban wurde immer schwerer; Harry versuchte ihn vom Kopf zu reien, doch er zog sich so eng zusammen, dass es wehtat. Und da war Malfoy, der ihn auslachte, jetzt verwandelte sich Malfoy in den hakennasigen Lehrer Snape, dessen Lachen spitz und kalt wurde - grnes Licht flammte auf und Harry erwachte zitternd und in Schwei gebadet. Er drehte sich auf die andere Seite und schlief wieder ein, und als er am nchsten Morgen aufwachte, erinnerte er sich nicht mehr an den Traum. ~Der Meister der Zaubertrnke Da ist er. Wo? Neben dem groen rothaarigen Jungen. Der mit der Brille? Siehst du seine Narbe? Ein Flstern verfolgte Harry von dem Moment an, da er am nchsten Morgen den Schlafsaal verlie. Drauen vor den Klassenzimmern stellten sie sich auf Zehenspitzen, um einen Blick auf ihn zu erhaschen. Andere machten auf dem Weg durch den Korridor kehrt und liefen mit neugierigem Blick an ihm vorbei. Harry mochte das nicht, denn er war noch viel zu sehr damit beschftigt, den Weg in die Klassenzimmer zu finden. Es gab einhundertundzweiundvierzig Treppen in Hogwarts: breite, weit ausschwingende; enge, kurze, wacklige; manche fhrten freitags woandershin; manche hatten auf halber Hhe eine Stufe, die ganz pltzlich verschwand, und man durfte nicht vergessen sie zu berspringen. Dann wiederum gab es Tren, die nicht aufgingen, auer wenn man sie hflich bat oder sie an genau der richtigen Stelle kitzelte, und Tren, die gar keine waren, sondern Wnde, die nur so taten, als ob. Schwierig war es auch, sich daran zu erinnern, wo etwas Bestimmtes war, denn alles schien ziemlich oft den Platz zu wechseln. Die Leute in den Portrts gingen sich stndig besuchen und Harry war sich sicher, dass die Rstungen laufen konnten. Auch die Geister waren nicht besonders hilfreich. Man bekam einen frchterlichen Schreck, wenn einer von ihnen durch eine Tr schwebte, die man gerade zu ffnen versuchte. Der Fast Kopflose Nick freute sich immer, wenn er den neuen Gryffindors den Weg zeigen konnte, doch Peeves der Poltergeist bot mindestens zwei verschlossene Tren und eine Geistertreppe auf, wenn man zu spt dran war und ihn auf dem Weg zum Klassenzimmer traf Er leerte den Schlern Papierkrbe ber dem Kopf aus, zog ihnen die Teppiche unter den Fen weg, bewarf sie mit Kreidestckchen oder schlich sich unsichtbar von hinten an, griff sie an die Nase und schrie: HAB DEINEN ZINKEN! Noch schlimmer als Peeves, wenn davon berhaupt die Rede sein konnte, war Argus Filch, der Hausmeister. Harry und Ron schafften es schon am ersten Morgen, ihm in die Quere zu kommen. Filch erwischte sie dabei, wie sie sich durch eine Tr zwngen wollten, die sich unglcklicherweise als der Eingang zum verbotenen Korridor im dritten Stock herausstellte. Filch wollte nicht glauben, dass sie sich verlaufen hatten, und war fest davon berzeugt, dass sie versucht hatten, die Tr aufzubrechen. Er werde sie beide in den Kerker sperren, drohte er, gerade als Professor Quirrell vorbeikam und sie rettete. Filch hatte eine Katze namens Mrs. Norris, eine drre, staubfarbene Kreatur mit hervorquellenden, lampenartigen Augen. Sie patrouillierte allein durch die Korridore. Brach man vor ihren Augen eine Regel oder setzte auch nur einen Fu falsch auf dann flitzte sie zu Filch, der zwei Sekunden spter keuchend vor einem stand. Filch kannte die Geheimgnge der Schule besser als alle andern (mit Ausnahme vielleicht der Weasley-Zwillinge) und konnte so pltzlich auftauchen wie sonst nur ein Geist. Die Schler mochten ihn alle nicht leiden und htten Mrs. Norris am liebsten einen gepfefferten Futritt versetzt. Und dann, wenn man es einmal geschafft hatte, das Klassenzimmer zu finden, war da der eigentliche Unterricht. Wie Harry rasch feststellte, gehrte zum Zaubern viel mehr als nur mit dem Zauberstab herumzufuchteln und ein paar merkwrdige Worte von sich zu geben. jeden Mittwoch um Mitternacht mussten sie mit ihren Teleskopen den Nachthimmel studieren und die Namen verschiedener Sterne und die Bewegungen der Planeten lernen. Dreimal die Woche gingen sie hinaus zu den Gewchshusern hinter dem Schloss, wo sie bei einer plumpen kleinen Professorin namens Sprout Kruterkunde hatten. Hier lernten sie, wie man all die seltsamen Pflanzen und Pilze zchtete und herausfand, wozu sie ntze waren. Der bei weitem langweiligste Stoff war Geschichte der Zauberei, der einzige Unterricht, den ein Geist gab. Professor Binns war wirklich schon sehr alt gewesen, als er vor dem Kaminfeuer im Lehrerzimmer eingeschlafen und am nchsten Morgen zum Unterricht aufgestanden war, wobei er freilich seinen Krper zurckgelassen hatte. Binns leierte Namen und Jahreszahlen herunter, und sie kritzelten alles in ihre Hefte und verwechselten Emmerich den Bsen mit Ulrich dem Komischen Kauz. Professor Flitwick, der Lehrer fr Zauberkunst, war ein winzig kleiner Magier, der sich, um ber das Pult sehen zu knnen, auf einen Stapel Bcher stellen musste. Zu Beginn der ersten Stunde verlas er die Namensliste, und als er zu Harry gelangte, gab er ein aufgeregtes Quieken von sich und strzte vom Bcherstapel. Professor McGonagall wiederum war ganz anders. Harry hatte durchaus zu Recht vermutet, mit dieser Lehrerin sei nicht gut Kirschen essen. Streng und klug, hielt sie ihnen eine Rede, kaum hatten sie sich zur ersten Stunde hingesetzt. Verwandlungen gehren zu den schwierigsten und gefhrlichsten Zaubereien, die ihr in Hogwarts lernen werdet, sagte sie. )Jeder, der in meinem Unterricht Unsinn anstellt, hat zu gehen und wird nicht mehr zurckkommen. Ihr seid gewarnt. Dann verwandelte sie ihr Pult in ein Schwein und wieder zurck. Sie waren alle sehr beeindruckt und konnten es kaum erwarten, loslegen zu drfen, doch sie erkannten bald, dass es noch lange dauern wrde, bis sie die Mbel in Tiere verwandeln konnten. Erst einmal schrieben sie eine Menge komplizierter Dinge auf dann erhielt jeder ein Streichholz, das sie in eine Nadel zu verwandeln suchten. Am Ende der Stunde hatte nur Hermine Granger ihr Streichholz ein klein wenig verndert. Professor McGonagall zeigte der Klasse, dass es ganz silbrig und spitz geworden war, und schenkte Hermine ein bei ihr seltenes Lcheln. Wirklich gespannt waren sie auf Verteidigung gegen die dunklen Knste, doch Quirrells Unterricht stellte sich als Witz heraus. Sein Klassenzimmer roch stark nach Knoblauch, und alle sagten, das diene dazu, einen Vampir fernzuhalten, den er in Rumnien getroffen habe und der, wie Quirrell befrchtete, eines Tages kommen und ihn holen wrde. Seinen Turban, erklrte er, habe ihm ein afrikanischer Prinz geschenkt, weil er dem Prinzen einen lstigen Zombie vom Hals geschafft habe, aber sie waren sich nicht sicher, was sie von dieser Geschichte halten sollten. Als nmlich Seamus Finnigan neugierig fragte, wie Quirrell den Zombie denn verjagt habe, lief der rosarot an und begann ber das Wetter zu reden; auerdem hatten sie bemerkt, dass von dem Turban ein komischer Geruch ausging, und die Weasley-Zwillinge behaupteten steif und fest, auch er sei voll gestopft mit Knoblauch, damit Professor Quirrell geschtzt sei, wo immer er gehe und stehe. Harry stellte erleichtert fest, dass er nicht meilenweit hinter den andern herhinkte. Viele Schler kamen aus Muggelfamillen und hatten wie er keine Ahnung gehabt, dass sie Hexen oder Zauberer waren. Es gab so viel zu lernen, dass selbst Schler wie Ron keinen groen Vorsprung hatten. Ein groer Tag fr Harry und Ron war der Freitag. Sie schafften es endlich, den Weg zum Frhstck in die Groe Halle zu finden, ohne sich auch nur ein einziges Mal zu verirren. Was haben wir heute?, fragte Harry Ron, whrend er Zucker auf seinen Haferbrei schttete. Doppelstunde Zaubertrnke, zusammen mit den Slytherins, sagte Ron. Snape ist der Hauslehrer von Slytherin. Es heit, er bevorzugt sie immer. Wir werden ja sehen, ob das stimmt. Ich wnschte, die McGonagall wrde uns bevorzugen, sagte Harry. Professor McGonagall war Hauslehrerin von Gryffindor, und trotzdem hatte sie ihnen tags zuvor eine Unmenge Hausaufgaben aufgehalst. In diesem Augenblick kam die Post. Harry hatte sich inzwischen daran gewhnt, doch am ersten Morgen hatte er einen kleinen Schreck bekommen, als whrend des Frhstcks pltzlich an die hundert Eulen in die Groe Halle schwirrten, die Tische umkreisten, bis sie ihre Besitzer erkannten, und dann die Briefe und Pckchen auf ihren Scho fallen lieen. Hedwig hatte Harry bisher nichts gebracht. Manchmal lie sie sich auf seiner Schulter nieder, knabberte ein wenig an seinem Ohr und verspeiste ein Stck Toast, bevor sie sich mit den anderen Schuleulen in die Eulerei zum Schlafen verzog. An diesem Morgen jedoch landete sie flatternd zwischen dem Marmeladeglas und der Zuckerschssel und lie einen Brief auf Harrys Teller fallen. Harry riss ihn sofort auf Lieber Harry, stand da sehr kraklig geschrieben, ich wei, dass du Freitagnachmittag frei hast. Httest du nicht Lust, mich zu besuchen und eine Tasse Tee zu trinken? Ich mchte alles ber deine erste Woche erfahren. Schick mir durch Hedwig eine Antwort. Hagrid Harry borgte sich Rons Federkiel, kritzelte Ja, gerne, wir sehen uns spter auf die Rckseite des Briefes und schickte Hedwig damit los. Ein Glck, dass Harry sich auf den Tee mit Hagrid freuen konnte, denn der Zaubertrankunterricht stellte sich als das Schlimmste heraus, was ihm bisher passiert war. Beim Bankett zum Schuljahresbeginn hatte Harry den Eindruck gewonnen, dass Professor Snape ihn nicht mochte. Am Ende der ersten Zaubertrankstunde wusste er, dass er falsch gelegen hatte. Es war nicht so, dass Snape ihn nicht mochte - er hasste ihn. Der Zaubertrankunterricht fand tief unten in einem der Kerker statt. Hier war es klter als oben im Hauptschloss, und auch ohne die in Essig eingelegten Tiere, die in groen, an den Wnden aufgereihten Glsern herumschwammen, wre es schon unheimlich genug gewesen. Snape begann die Stunde wie Flitwick mit der Verlesung der Namensliste, und wie Flitwick hielt er bei Harrys Namen inne. Ah, ja, sagte er leise. Harry Potter. Unsere neue - Berhmtheit. Draco Malfoy und seine Freunde Crabbe und Goyle kiclierten hinter vorgehaltenen Hnden. Snape rief die restlichen Namen auf und richtete dann den Blick auf die Klasse. Seine Augen waren so schwarz wie die Hagrids, doch sie hatten nichts von deren Wrme. Sie waren kalt und leer und erinnerten an dunkle Tunnel. Ihr seid hier, um die schwierige Wissenschaft und exakte Kunst der Zaubertrankbrauerei zu lernen. Es war kaum mehr als ein Flstern, doch sie verstanden jedes Wort - wie Professor McGonagall hatte Snape die Gabe, eine Klasse mhelos ruhig zu halten. Da es bei mir nur wenig albernes Zauberstabgefuchtel gibt, werden viele von euch kaum glauben, dass es sich um Zauberei handelt. Ich erwarte nicht, dass ihr wirklich die Schnheit des leise brodelnden Kessels mit seinen schimmernden Dmpfen zu sehen lernt, die zarte Macht der Flssigkeiten, die durch die menschlichen Venen kriechen, den Kopf verhexen und die Sinne betren . .. Ich kann euch lehren, wie man Ruhm in Flaschen fllt, Ansehen zusammenbraut, sogar den Tod verkorkt - sofern ihr kein groer Haufen Dummkpfe seid, wie ich sie sonst immer in der Klasse habe. Die Klasse blieb stumm nach dieser kleinen Rede. Harry Lind Ron tauschten mit hochgezogenen Augenbrauen Blicke aus. Hermine Granger sa auf dem Stuhlrand und sah aus, als wre sie ganz versessen darauf zu beweisen, dass sie kein Dummkopf war. Potter!, sagte Snape pltzlich. Was bQkomme ich, wenn ich einem Wermutaufguss geriebene Affodillwurzel hinzufge? Geriebene Wurzel wovon einem Aufguss wovon hinzufgen? Harry blickte Ron an, der genauso verdutzt aussah wie er; Hermines Hand war nach oben geschnellt. Ich wei nicht, Sir, sagte Harry. Snapes Lippen kruselten sich zu einem hmischen Lcheln. Tjaja - Ruhm ist eben nicht alles. Hermines Hand bersah er. Versuchen wir's noch mal, Potter. Wo wrdest du suchen, wenn du mir einen Bezoar beschaffen msstest? Hermine streckte die Hand so hoch in die Luft, wie es mglich war, ohne dass sie sich vom Stuhl erhob, doch Harry hatte nicht die geringste Ahnung, was ein Bezoar war. Er mied den Blick hinber zu Malfoy, Crabbe und Goyle, die sich vor Lachen schttelten. Ich wei nicht, Sir. Dachtest sicher, es wre nicht ntig, ein Buch aufzuschlagen, bevor du herkommst, nicht wahr, Potter? Harry zwang sich, fest in diese kalten Augen zu blicken. Bei den Dursleys hatte er wohl in seine Bcher geschaut, doch erwartete Snape, dass er alles aus Tausend Zauberkrutern und -pilzen herbeten konnte? Snape missachtete immer noch Hermines zitternde Hand. Was ist der Unterschied zwischen Eisenhut und Wolfswurz, Potter? Bei dieser Frage stand Hermine auf ihre Fingerspitzen berhrten jetzt fast die Kerkerdecke. Ich wei nicht, sagte Harry leise. Aber ich glaube, Hermine wei es, also warum nehmen Sie nicht mal Hermine dran? Ein paar lachten; Harry fing Seamus' Blick auf der ihm zuzwinkerte. Snape allerdings war nicht erfreut. Setz dich., blaffte er Hermine an. Zu deiner Information, Potter, Affodill und Wermut ergeben einen Schlaftrank, der so stark ist, dass er als Trank der Lebenden Toten bekannt ist. Ein Bezoar ist ein Stein aus dem Magen einer Ziege, der einen vor den meisten Giften rettet. Was Eisenhut und Wolfswurz angeht, so bezeichnen sie dieselbe Pflanze, auch bekannt unter dem Namen Aconitum. Noch Fragen? Und warum schreibt ihr euch das nicht auf? Dem folgte ein lautes Geraschel von Pergament und Federkielen. Durch den Lrm drang Snapes Stimme: Und Gryffindor wird ein Punkt abgezogen, wegen dir, Potter. Auch spter erging es den Gryffindors in der Zaubertrankstunde nicht besser. Snape stellte sie zu Paaren zusammen und lie sie einen einfachen Trank zur Heilung von Furunkeln anrhren. Er huschte in seinem langen schwarzen Umhang zwischen den Tischen umher, sah zu, wie sie getrocknete Nesseln abwogen und Giftzhne von Schlangen zermahlten. Bei fast allen hatte er etwas auszusetzen, auer bei Malfoy, den er offenbar gut leiden konnte. Gerade forderte er die ganze Klasse auf sich anzusehen, wie gut Malfoy seine Wellhornschnecken geschmort hatte, als giftgrne Rauchwolken und ein lautes Zischen den Kerker erfllten. Neville hatte es irgendwie geschafft, den Kessel von Seamus zu einem unfrmigen Klumpen zu zerschmelzen. Das Gebru sickerte ber den Steinboden und brannte Lcher in die Schuhe. Im Nu stand die ganze Klasse auf den Sthlen, whrend Neville, der sich mit dem Gebru voll gespritzt hatte, als der Kessel zersprang, vor Schmerz sthnte, denn berall auf seinen Armen und Beinen brachen zornrote Furunkel auf, Du Idiot, blaffte Snape ihn an und wischte den verschtteten Trank mit einem Schwung seines Zauberstabs weg. Ich nehme an, du hast die Stachelschweinpastillen hinzugegeben, bevor du den Kessel vom Feuer genommen hast? Neville wimmerte, denn Furunkel brachen nun auch auf seiner Nase auf Bring ihn hoch in den Hospitalflgel, fauchte Snape Seamus an. Dann nahm er sich Harry und Ron vor, die am Tisch neben Neville gearbeitet hatten. Du - Potter - warum hast du ihm nicht gesagt, er solle die Pastillen weglassen? Dachtest wohl, du stndest besser da, wenn er es vermasselt, oder? Das ist noch ein Punkt, der Gryffindor wegen dir abgezogen wird. Das war so unfair, dass Harry den Mund ffnete, um ihm zu widersprechen, doch Ron versetzte ihm hinter ihrem Kessel ein Knuff. Leg's nicht darauf an, flsterte er. Ich hab gehrt, Snape kann sehr gemein werden. Als sie eine Stunde spter die Kerkerstufen emporstiegen, rasten wilde Gedanken durch Harrys Kopf und er fhlte sich miserabel. In der ersten Woche schon hatte Gryffindor seinetwegen zwei Punkte verloren. Warum hasste Snape ihn so sehr? Mach dir nichts draus, sagte Ron. Snape nimmt Fred und George auch immer Punkte weg. Kann ich mitkommen zu Hagrid? Um fnf vor drei verlieen sie das Schloss und machten sich auf den Weg. Hagrid lebte in einem kleinen Holzhaus am Rande des verbotenen Waldes. Neben der Tr standen eine Armbrust und ein Paar Galoschen. Als Harry klopfte, hrten sie von drinnen ein aufgeregtes Kratzen und ein donnerndes Bellen. Dann erwachte Hagrids Stimme: Zurck, Fang - mach Platz. Hagrids groes, haariges Gesicht erschien im Trspalt, dann ffnete er. Wartet, sagte er. Platz, Fang. Er lie sie herein, wobei er versuchte einen riesigen schwarzen Saurden am Halsband zu fassen. Drinnen gab es nur einen Raum. Von der Decke hingen Schinken und Fasane herunter, ein Kupferkessel brodelte ber dem offenen Feuer, und in der Ecke stand ein riesiges Bett mit einer Flickendecke. Macht's euch bequem, sagte Hagrid und lie Fang los, der gleich auf Ron losstrzte und ihn an den Ohren leckte. Wie Hagrid war auch Fang offensichtlich nicht so wild, wie er aussah. Das ist Ron, erklrte Harry, whrend Hagrid kochendes Wasser in einen groen Teekessel goss und Pltzchen ;auf einen Teller legte. Noch ein Weasley, nicht wahr?, sagte Hagrid und betrachtete Rons Sommersprossen. Mein halbes Leben hab ich damit verbracht, deine Zwillingsbrder aus dem Wald zu verjagen. Die Pltzchen waren so hart, dass sie sich fast die Zhne .ausbissen, doch Harry und Ron lieen sich nichts anmerken und erzhlten Hagrid alles ber die ersten Unterrichtsstunden. Fang legte den Kopf auf Harrys Knie und Sabber lief den Umhang hinunter. Harry und Ron genossen es, dass Hagrid Filch einen blden Sack nannte. Und was diese Katze angeht, Mrs. Norris, die mcht ich mal Fang vorstellen. Wisst ihr, immer wenn ich hochgeh zur Schule, folgt sie mir auf Schritt und Tritt. Kann sie nicht abschtteln, Filch macht sie extra scharf auf mich. Harry erzhlte Hagriid von der ersten Stunde bei Snape. Wie zuvor schon Ron, riet ihm auch Hagrid, sich darber keine Gedanken zu machen; Snape mge eben kaum eiiien Schler. Aber er schien mich richtig zu hassen. Unsinn, sagte Hagrid. Warum sollte er? Doch Harry meinte zu bemerken, dass Hagrid ihm dabei nicht wirklich in die Augen schaute. Wie geht's deinem Bruder Charlie?, fragte Hagrid Ron. Mochte ihn sehr gern, konnte prima mit Tieren umgehen. Harry fragte sich, ob Hagrid das Thema absichtlich gewechselt hatte. Whrend Ron Hagrid von Charlies Arbeit mit den Drachen erzhlte, zog Harry ein Blatt Papier unter der Teehaube hervor. Es war ein Ausschnitt aus dem Tagespropheten: Neues vom Einbruch bei Gringotts Die Ermittlungen im Fall des Einbruchs bei Gringotts vom 31. Juli werden fortgesetzt. Allgemein wird vermutet, dass es sich um die Tat schwarzer Magier oder Hexen handelt. Um wen genau es sich handelt, ist jedoch unklar. Vertreter der Kobolde bei Gringotts bekrftigten heute noch einmal, dass nichts gestohlen wurde. Das Verlies, das durchsucht wurde, war zufllig am selben Tag geleert worden. Wir sagen Ihnen allerdings nicht, was drin war, also halten Sie Ihre Nasen da raus, falls Sie wissen, was gut fr Sie ist, sagte ein offizieller Koboldsprecher von Gringotts heute Nachmittag. Harry erinnerte sich, dass Ron ihm im Zug gesagt hatte, jemand habe versucht, Gringotts auszurauben. Doch Ron hatte nicht erwhnt, an welchem Tag das war. Hagrid!, rief Harry, dieser Einbruch bei Gringotts war an meinem Geburtstag! Vielleicht sogar, whrend wir dort waren Diesmal konnte es keinen Zweifel geben: Hagrid blickte Harry nicht in die Augen. Er sthnte auf und bot ihm noch (,in Pltzchen an. Harry las den Zeitungsartikel noch einmal durch. Das Verlies, das durchsucht wurde, war zufllig am selben Tag geleert worden. Hagrid hatte Verlies siebenhundertneunzehn geleert, wenn man es so nennen konnte, denn er hatte nur dieses schmutzige kleine Paket herausgeholt. War es das, wonach die Diebe gesucht hatten? Als Harry und Ron zum Abendessen ins Schloss zurckkehrten, waren ihre Taschen voll gestopft mit den steinharten Pltzchen, die sie aus Hflichkeit nicht hatten ablehnen wollen. Harry berlegte, dass ihm bisher keine Unterrichtsstunde so viel Stoff zum Nachdenken geliefert hatte wie dieser Teenachmittag bei Hagrid. Hatte Hagrid dieses Pckchen gerade noch rechtzeitig geholt? Wo war es jetzt? Und wusste Hagrid mehr ber Snape, Als er Harry erzhlen wollte? ~Duell um Mitternacht Harry htte sich nicht trumen lassen, dass er je auf einen jungen stoen wrde, den er mehr hasste als Dudley bis er Draco Malfoy kennen lernte. Ein Glck, dass die Erstklssler von Gryffindor nur die Zaubertrankstunden gemeinsam mit den Slytherins hatten und sie sich deshalb nicht allzu lange mit Malfoy abgeben mussten. Wenigstens taten sie es nicht, bis sie am schwarzen Brett ihres Aufenthaltsraumes eine Notiz bemerkten, die sie alle aufsthnen lie. Die Flugstunden wrden am Donnerstag beginnen. Und Gryffindor und Slytherin sollten zusammen Unterricht haben. Das hat mir gerade noch gefehlt, sagte Harry mit dsterer Stimme. Genau das, was ich immer wollte. Mich vor den Augen Malfoys auf einem Besen lcherlich machen. Auf das Fliegenlernen hatte er sich mehr gefreut als auf alles andere. Du weit doch noch gar nicht, ob du dich lcherlich machst, sagte Ron vernnftigerweise. jedenfalls wei ich, dass Malfoy immer damit protzt, wie gut er im Quidditch ist, aber ich wette, das ist alles nur Gerede. Malfoy sprach in der Tat ausgiebig vom Fliegen. Er beklagte sich lauthals, dass die Erstklssler es nie schafften, in eines der Quidditch-Teams aufgenommen zu werden, und erzhlte langatmige Geschichten, die immer damit zu enden schienen, dass er um Haaresbreite irgendwelchen Muggeln in Hubschraubern entkommen war. Allerdings war er nicht der Einzige: Seamus Finnigan jedenfalls lie durchblicken, dass er den grten Teil seiner Kindheit damit verbracht habe, auf einem Besen bers Land zu brausen. Selbst Ron erzhlte jedem, der es hren wollte, wie er auf Charlies altem Besen einmal fast mit einem Drachenflieger zusammengestoen sei. Alle Schler aus Zaubererfamilien redeten stndig ber Quidditch. Mit Dean Thomas, der auch in ihrem Schlafsaal war, hatte sich Ron bereits einen heftigen Streit ber Fuball geliefert. Ron konnte einfach nicht einsehen, was so spannend sein sollte .in einem Spiel mit nur einem Ball, bei dem es nicht erlaubt war zu fliegen. Harry hatte Ron dabei erwischt, wie er vor Deans Poster von dessen Lieblingsfuballmannschaft stand und die Spieler anfeuerte, sich doch endlich zu bewegen. Neville wiederum hatte noch nie einen Besen bestiegen. Seine Gromutter wollte ihn nicht einmal in die Nhe eines solchen Fluggerts lassen. Harry gab ihr im Stillen Recht, denn Neville schaffte es sogar, mit beiden Fen fest auf dem Boden eine erstaunliche Zahl von Unfllen zu erleiden. Fast so nervs wie Neville, wenn es ans Fliegen ging, war Hermine Granger. Fliegen war etwas, was man nicht aus einem Buch auswendig lernen konnte - nicht, dass sie es nicht versucht htte. Beim Frhstck am Donnerstaginorgen langweilte sie alle mit dummen Flugtipps, die sie in einem Bibliotheksband namens Quidditch im Wandel der Zeiten gefunden hatte. Neville hing ihr an den Lippen, begicrig auf alles, was ihm nachher helfen knnte, auf dem Besen zu bleiben, doch alle anderen waren erleichtert, als die Ankunft der Post Hermines Vorlesung unterbrach. Seit Hagrids Einladung hatte Harry keinen einzigen Brief mehr bekommen, was Malfoy natrlich schnell bemerkt hatte. Malfoys Adlereule brachte ihm immer Pckchen mit Sigkeiten von daheim, die er am Tisch der Slytherins gensslich auspackte. Eine Schleiereule brachte Neville ein kleines Pckchen von seiner Gromutter. Er ffnete es ganz aufgeregt und zeigte den andern eine Glaskugel, die einer groen Murmel hnelte und offenbar mit weiem Rauch gefllt war. Ein Erinnermich, erklrte er. Oma wei, dass ich stndig alles vergesse. Das Ding hier sagt einem, ob es etwas gibt, was man zu tun vergessen hat. Schaut mal, ihr schliet es ganz fest in die Hand, und wenn es rot wird - oh ... Er schaute betreten drein, denn das Erinnermich erglhte im Nu scharlachrot, ... dann habt ihr etwas vergessen ... Neville war gerade damit beschftigt, sich daran zu erinnern, was er vergessen hatte, als Draco Malfoy am Tisch der Gryffindors vorbeiging und ihm das Erinnermich aus der Hand riss. Harry und Ron sprangen auf Insgeheim hofften sie, einen Grund zu finden, um sich mit Malfoy schlagen zu knnen, doch Professor McGonagall, die schneller als alle anderen Lehrer der Schule sprte, wenn es rger gab, stand schon vor ihnen. Was geht hier vor? Malfoy hat mein Erinnermich, Frau Professor. Mit zornigem Blick lie Malfoy das Erinnermich rasch wieder auf den Tisch fallen. Wollte nur mal sehen, sagte er und trottete mit Crabbe und Goyle im Schlepptau davon. An diesem Nachmittag um halb vier rannten Harry, Ron und die anderen Gryffindors ber die Vordertreppe hinaus auf das Schlossgelnde, wo die erste Flugstunde stattfinden sollte. Es war ein klarer, ein wenig windiger Tag, und das Gras wellte sich unter ihren Fen, als sie den sanft abfallenden Hang zu einem flachen Stck Rasen auf der gegenberliegenden Seite des verbotenen Waldes hinuntergingen, dessen Bume in der Ferne dunkel wogten. Die Slytherins waren schon da, und auch, fein suberlich aneinander gereiht auf dem Boden liegend, zwanzig Besen. Harry hatte gehrt, wie Fred und George Weasley sich ber die Schulbesen mokierten. Manche davon fingen an zu vibrieren, wenn man zu hoch flog, oder bekamen einen Drall nach links. jetzt erschien Madam Hooch, ihre Lehrerin. Sie hatte kurzes, graues Haar und gelbe Augen wie ein Falke. Nun, worauf wartet ihr noch?, blaffte sie die Schler an. jeder stellt sich neben einem Besen auf. Na los, Beeilung. Harry sah hinunter auf seinen Besen. Es war ein altes Modell und einige der Reisigzweige waren kreuz und quer abgespreizt. Streckt die rechte Hand ber euren Besen aus, rief Madam Hooch, die sich vor ihnen aufgestellt hatte, und sagt >Hoch!<. HOCH!, riefen alle. Harrys Besen sprang sofort hoch in seine Hand, doch er war nur einer von wenigen, bei denen es klappte. Der Besen von Hermine Granger hatte sich einfach auf dem Boden umgedreht und der Nevilles hatte sich berhaupt nicht gerhrt. Vielleicht sprten Besen wie Pferde, wenn man Angst hatte, dachte Harry. In Nevilles Stimme lag ein Zittern, das nur zu deutlich sagte, dass er mit den Fen lieber auf dem Boden bleiben wollte. Madam Hooch zeigte ihnen nun, wie sie die Besenstiele besteigen konnten, ohne hinten herunterzurutschen, und ging die Reihen entlang, um ihre Griffe zu berprfen. Harry und Ron freuten sich riesig, als sie Malfoy erklrte, dass er es all die Jahre falsch gemacht habe. Passt jetzt auf, Wenn ich pfeife, stot ihr euch vom Boden ab, und zwar mit aller Kraft, sagte Madam Hooch. Haltet eure Besenstiele gerade, steigt ein paar Meter hoch und kommt dann gleich wieder runter, indem ihr euch leicht nach vorn neigt. Auf meinen Pfiff - drei -zwei - Neville jedoch, nervs und aufgeregt und voller Angst, auf dem Boden zurckzubleiben, nahm all seine Krfte zusammen und stie sich vom Boden ab, bevor die Pfeife Madam Hoochs Lippen berhrt hatte. Komm zurck, Junge!, rief sie. Doch Neville schoss in die Luft wie der Korken aus einer Sektflasche - vier Meter - sieben Meter. Harry sah sein verngstigtes Gesicht auf den entschwindenden Boden blicken, sah ihn die Luft anhalten, seitlich vom Besenstiel gleiten und WUMM - ein dumpfer Schlag und ein hssliches Knacken, und Neville, ein unfrmiges Bndel, lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Gras. Sein Besen stieg immer noch hher und schwebte ganz allmhlich zum verbotenen Wald hinber, wo er verschwand. Madam Hooch beugte sich ber Neville, ihr Gesicht ebenso bleich wie das seine. Handgelenk gebrochen, hrte Harry sie murmeln. Na komm, Junge, es ist schon gut, steh auf Keiner von euch rhrt sich, whrend ich diesen jungen in den Krankenflgel bringe! Ihr lasst die Besen, wo sie sind, oder ihr seid schneller aus Hogwarts drauen, als ihr >Quidditch< sagen knnt! Komm, mein Kleiner. Neville, mit trnenberstrmtem Gesicht, umklammerte sein Handgelenk und hinkte mit Madam Hooch davon, die ihren Arm um ihn gelegt hatte. Kaum waren sie auer Sicht, brach Malfoy in lautes Lachen aus. Habt ihr das Gesicht von diesem Riesentrampel gesehen? Die anderen Slytherins stimmten in sein Lachen ein. Halt den Mund, Malfoy, sagte Parvati Patil in scharfem Ton. Ooh, machst dich fr den Lahmarsch stark?, sagte Pansy Parkinson, ein Slytherin-Mdchen mit harten Zgen. Htte nicht gedacht, dass ausgerechnet du fette kleine Heulsusen magst, Parvati. Schaut mal, sagte Malfoy, machte einen Sprung und pickte etwas aus dem Gras. Das blde Ding, das die Oma von Lahmarsch ihm geschickt hat. Er hielt das Erinnermich hoch und es schimmerte in der Sonne. Gib es her, Malfoy, sagte Harry ruhig. Alle schwiegen mit einem Schlag und richteten die Augen auf die beiden. Malfoy grinste. Ich glaube, ich steck es irgendwohin, damit Lahmarsch es, sich abholen kann - wie wr's mit - oben auf einem Baum? Gib es her!, schrie Harry. Doch Malfoy war auf seinen Besen gehpft und hatte sich in die Lfte erhoben. Gelogen hatte er nicht - fliegen konnte er. Von den obersten sten einer Eiche herab rief er: Komm und hol's dir doch, Potter! Harry griff nach seinem Besen. Nein, rief Hermine Granger. Madam Hooch hat gesagt, wir drfen uns nicht rhren. - Du bringst uns noch alle in Schwierigkeiten. Harry beachtete sie nicht. Blut pochte in seinen Ohren. VT stieg auf den Besen, stie sich heftig vom Boden ab und schoss mit wehendem Haar und in der Luft peitschendem Umhang nach oben - und wilde Freude durchstrmte ihn, denn er sprte, dass er etwas konnte, was man ihm nicht erst beibringen musste - Fliegen war leicht, Fliegen war toll. Er zog ein wenig an seinem Besenstiel, damit er ihn noch hher trug, und von unten hrte er die Mdchen schreien und seufzen und einen bewundernden Zuruf von Ron. Er riss den Besen scharf herum, um Malfoy mitten in der Luft zu stellen. Malfoy sah berrascht aus. Gib es her, rief Harry, oder ich werf dich von deinem Besen runter! Was du nicht sagst?, entgegnete Malfoy und versuchte ein hhnisches Grinsen. Allerdings sah er ein wenig besorgt aus. Aus irgendeinem Grund wusste Harry, was zu tun war. Er beugte sich vor, griff den Besenstiel fest mit beiden Hnden und lie ihn auf Malfoy zuschieen wie einen Speer. Malfoy konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen; Harry machte scharf kehrt und hielt den Besenstiel gerade. Unten auf dem Boden klatschten ein paar Schler in die Hnde. Kein Crabbe und kein Goyle hier oben, um dich rauszuhauen, Malfoy!, rief Harry. Derselbe Gedanke schien auch Malfoy gekommen zu sein. Dann fang's doch, wenn du kannst, schrie er, warf die Glaskugel hoch in die Luft und sauste hinunter gen Erde. Harry sah den Ball wie in Zeitlupe hochsteigen und dann immer schneller fallen. Er beugte sich vor und drckte seinen Besenstiel nach unten. - Im nchsten Augenblick war er in steilem Sinkflug, immer schneller hinter der Kugel her - der Wind pfiff ihm um die Ohren, hin und wieder drangen Schreie vom Boden durch - er streckte die Hand aus einen Meter ber dem Boden fing er sie auf, gerade rechtzeitig, um seinen Besenstiel in die Waagrechte zu ziehen, und mit dem Erinnermich sicher in der Faust landete er sanft auf dem Gras. HARRY POTTER! Das Herz sank ihm wesentlich schneller in die Hose, als er gerade eben fr seinen Flug aus luftiger Hhe zurck auf die Erde gebraucht hatte. Mit zitternden Knien stand er auf Nie, whrend meiner ganzen Zeit in Hogwarts - Professor McGonagall war fast sprachlos vor Entsetzen und ihre Brillenglser funkelten zornig. Wie kannst du es wagen, du httest dir den Hals brechen knnen - Es war nicht seine Schuld, Professor - Seien Sie still, Miss Patil Aber Malfoy - Genug, Mr. Weasley. Potter, folgen Sie mir, sofort. Harry sah noch Malfoys, Crabbes und Goyles triumphierende Gesichter, als er benommen hinter Professor McGonagall hertrottete, die raschen Schritts auf das Schloss zuging. Er wrde von der Schule verwiesen werden, das hatte er im Gefhl. Er wollte etwas sagen, um sich zu verteidigen, doch mit seiner Stimme schien etwas nicht zu stimmen. Professor McGonagall eilte voran, ohne ihn auch nur anzublicken; um Schritt zu halten, musste er laufen. Jetzt hatte er es vermasselt. Nicht einmal zwei Wochen lang hatte er es geschafft. In zehn Minuten wrde er seine Koffer packen. Was wrden die Dursleys sagen, wenn er vor ihrer Tr auftauchte? Es ging die Vordertreppe hoch, dann die Marmortreppe im Innern des Schlosses, und noch immer sagte Professor McGonagall kein Wort. Sie riss Tren auf und marschierte Gnge entlang, den niedergeschlagenen Harry im Schlepptau. Vielleicht brachte sie ihn zu Dumbledore. Er dachte an Hagrid: von der Schule verwiesen, doch als Wildhter noch geduldet. Vielleicht konnte er Hagrids Gehilfe werden. Ihm drehte es den Magen um, als er sich das vorstellte: Ron und den anderen zusehen, wie sie Zauberer wurden, whrend er ber die Lndereien humpelte mit Hagrids Tasche auf dem Rcken. Professor McGonagall machte vor einem Klassenzimmer Halt. Sie ffnete die Tr und steckte den Kopf hinein. Entschuldigen Sie, Professor Flitwick, knnte ich mir Wood fr eine Weile ausleihen? Wood?, dachte Harry verwirrt; war Wood ein Stock, den sie fr ihn brauchte? Doch Wood stellte sich als Mensch heraus, als ein stmmiger Junge aus der fnften Klasse, der etwas verdutzt aus Flitwicks Unterricht herauskam. Folgt mir, ihr beiden, sagte Professor McGonagall, und sie gingen weiter den Korridor entlang, wobei Wood Harry neugierige Blicke zuwarf Da hinein. Professor McGonagall wies sie in ein Klassenzimmer, das leer war, mit Ausnahme von Peeves, der gerade wste Ausdrcke an die Tafel schrieb. Raus hier, Peeves!, blaffte sie ihn an. Peeves warf die Kreide in einen Mlleimer, der ein lautes Klingen von sich gab, und schwebte fluchend hinaus. Professor McGonagall schlug die Tr hinter ihm zu und musterte die beiden jungen. Potter, dies ist Oliver Wood. Wood, ich habe einen Sucher fr Sie gefunden. Der zuvor noch ratlose Wood schien nun pltzlich hellauf begeistert. Meinen Sie das ernst, Professor? Vollkommen ernst, sagte Professor McGonagall forsch. Der Junge ist ein Naturtalent. So etwas habe ich noch nie gesehen. War das Ihr erstes Mal auf einem Besen, Potter? Harry nickte schweigend. Er hatte keine Ahnung, was hier vor sich ging, doch offenbar wurde er nicht von der Schule verwiesen, und allmhlich bekam er wieder ein Gefhl in den Beinen. Er hat dieses Ding aufgefangen nach einem Fall aus zwanzig Metern, sagte Professor McGonagall zu Wood gewandt. Hat sich nicht einmal einen Kratzer geholt. Nicht einmal Charlie Weasley htte das geschafft. Wood guckte, als ob all seine Trume auf einen Schlag wahr geworden wren. jemals ein Quidditch-Spiel gesehen, Potter?, fragte er aufgeregt. Wood ist Kapitn der Mannschaft von Gryffindor, erklrte Professor McGonagall. Auerdem hat er genau die richtige Statur fr einen Sucher, sagte Wood, der nun mit prfendem Blick um Harry herumging. Leicht, schnell, wir mssen ihm einen anstndigen Besen verschaffen, Professor, einen Nimbus Zweitausend oder einen Sauberwisch Sieben, wrd ich sagen. Ich werde mit Professor Dumbledore sprechen und zusehen, dass wir die Regeln fr die Erstklssler etwas zurechtbiegen knnen. Wei Gott, wir brauchen eine bessere Mannschaft als letztes Jahr. Platt gemacht von Slytherin in dem letzten Spiel - ich konnte Severus Snape wochenlang nicht in die Augen sehen ... Professor McGonagall sah Harry mit ernstem Blick ber die Brillenglser hinweg an. Ich mchte hren, dass Sie hart trainieren werden, Potter, oder ich knnte mir das mit der Bestrafung noch einmal berlegen. Dann lchelte sie pltzlich. Ihr Vater wre stolz auf Sie. Er war selbst ein hervorragender Quidditch-Spieler. Du machst Witze. Sie waren beim Abendessen. Harry hatte Ron gerade erzhlt, was passiert war, nachdem er mit Professor McGonagall ins Schloss gegangen war. Ron hatte gerade ein Stck Steak mit Nierenpastete auf halbem Weg in den Mund, doch er verga vllig zu essen. Sucher?, sagte er. Aber Erstklssler werden nie - du musst der jngste Hausspieler seit mindestens - - einem Jahrhundert sein, sagte Harry und schaufelte sich Pastete in den Mund. Nach der Aufregung am Nachmittag war er besonders hungrig. Wood hat es mir erzhlt. Ron war so beeindruckt und aus dem Huschen, dass er nur dasa und Harry mit offenem Mund anstarrte. Nchste Woche fange ich an zu trainieren, sagte Harry. Aber sag's nicht weiter, Wood will es geheim halten. Fred und George kamen jetzt in die Halle, sahen Harry und liefen rasch zu ihm. Gut gemacht, sagte George mit leiser Stimme, Wood hat es uns erzhlt. Wir sind auch in der Mannschaft - als Treiber. Ich sag's euch, dieses Jahr gewinnen wir ganz sicher den Quidditch-Pokal, meinte Fred. Seit Charlie weg ist, haben wir nicht mehr gewonnen, aber die Mannschaft von diesem Jahr ist klasse. Du musst wohl ganz gut sein, Harry, Wood hat sich fast berschlagen, als er es erzhlt hat. brigens, wir mssen gleich wieder los, Lee Jordan glaubt, er habe einen neuen Geheimgang entdeckt, der aus der Schule herausfhrt. Wette, es ist der hinter dem Standbild von Gregor dem Kriecher, den wir schon in unserer ersten Woche hier entdeckt haben. Bis spter. Kaum waren Fred und George verschwunden, als jemand auftauchte, der weit weniger willkommen war: Malfoy, flankiert von Crabbe und Goyle. Nimmst deine letzte Mahlzeit ein, Potter? Wann fhrt der Zug zurck zu den Muggeln? Hier unten bist du viel mutiger, und deine kleinen Kumpel hast du auch mitgebracht, sagte Harry khl. Natrlich war berhaupt nichts Kleines an Crabbe und Goyle, doch da der Hohe Tisch mit Lehrern besetzt war, konnte keiner von ihnen mehr tun, als mit den Kncheln zu knacken und bse Blicke zu werfen. Mit dir wrd ich es jederzeit allein aufnehmen, sagte Malfoy. Heute Nacht, wenn du willst. Zaubererduell. Nur Zauberstbe, kein Krperkontakt. Was ist los? Noch nie von einem Zaubererduell gehrt, was? Natrlich hat er, sagte Ron und stand auf Ich bin sein Sekundant, wer ist deiner? Malfoy musterte Crabbe und Goyle. Crabbe, sagte er. Mitternacht, klar? Wir treffen uns im Pokalzimmer, das ist immer offen. Als Malfoy verschwunden war, sahen sich Ron und Harry an. Was ist ein Zaubererduell?, fragte Harry. Und was soll das heien, du bist mein Sekundant? Naja, ein Sekundant ist da, um deine Angelegenheiten zu regeln, falls du stirbst, sagte Ron lssig und machte sich endlich ber seine kalte Pastete her. Er bemerkte Harrys Gesichtsausdruck und fgte rasch hinzu: Aber man stirbt nur in richtigen Duellen mit richtigen Zauberern. Alles, was du und Malfoy knnt, ist, euch mit Funken zu besprhen. Keiner von euch kann gut genug zaubern, um wirklich Schaden anzurichten. Ich wette, er hat ohnehin erwartet, dass du ablehnst. Und was, wenn ich mit meinem Zauberstab herumfuchtle und nichts passiert? Dann wirf ihn weg und hau Malfoy eins auf die Nase, schlug Ron vor. Entschuldigt, wenn ich stre. Beide sahen auf. Es war Hermine Granger. Kann ein Mensch hier nicht mal in Ruhe essen?, sagte Ron. Hermine ignorierte ihn und wandte sich an Harry. Ich habe unfreiwillig mitbekommen, was du und Malfoy beredet habt - Von wegen unfreiwillig, murmelte Ron. - und ihr drft einfach nicht nachts in der Schule herumlaufen, denkt an die Punkte, die Gryffindor wegen euch verliert, wenn ihr erwischt werdet, und das werdet ihr sicher. Das ist wirklich sehr egoistisch von euch. Und dich geht es wirklich nichts an, sagte Harry. Auf Wiedersehen, sagte Ron. Trotz allem konnte man nicht gerade von einem gelungenen Abschluss des Tages reden, dachte Harry, als er spter noch lange wach lag und hrte, wie Dean und Seamus einschliefen (Neville war noch nicht aus dem Krankenflgel zurckgekehrt). Ron hatte ihm den ganzen Abend lang Ratschlge erteilt, zum Beispiel: Wenn er versucht, dir einen Fluch anzuhngen, dann weich ihm besser aus, ich wei nmlich nicht, wie man sie abblocken kann. Wahrscheinlich wrden sie ohnehin von Filch oder Mrs. Norris erwischt werden, und Harry hatte das Gefhl, dass er sein Glck aufs Spiel setzte, wenn er heute noch eine Schulregel brach. Andererseits tauchte stndig Malfoys grinsendes Gesicht aus der Dunkelheit auf - das war die groe Gelegenheit, ihn von Angesicht zu Angesicht zu schlagen. Er konnte sie nicht sausen lassen. Halb zwlf, murmelte Ron schlielich, wir sollten aufbrechen. Sie zogen die Morgenmntel an, griffen sich ihre Zauberstbe und schlichen durch das Turmzimmer, eine Wendeltreppe hinab und in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Ein paar Holzscheite glhten noch im Kamin und verwandelten die Sessel in gedrungene schwarze Schatten. Sie hatten das Loch hinter dem Portrt schon fast erreicht, als eine Stimme aus nchster Nhe zu ihnen sprach: Ich kann einfach nicht glauben, dass du das tust, Harry. Eine Lampe ging flackernd an. Es war Hermine Granger, die einen rosa Morgenmantel trug und auf der Stirn eine tiefe Sorgenfalte. Du!, sagte Ron zornig. Geb. wieder ins Bett! Ich htte es fast deinem Bruder erzhlt, sagte Hermine spitz, Percy, er ist Vertrauensschler, und er htte das hier nicht zugelassen. Harry konnte es nicht fassen, dass sich jemand auf so unverschmte Weise einmischte. Los, weiter, sagte er zu Ron. Er schob das Portrt der fetten Dame beiseite und kletterte durch das Loch. So schnell gab Hermine jedoch nicht auf Sie folgte Ron durch das Loch hinter dem Bild und fauchte wie eine wtende Gans. Ihr schert euch berhaupt nicht um Gryffindor, sondern nur um euch selbst. Ich jedenfalls will nicht, dass Slytherin den Hauspokal gewinnt und ihr smtliche Punkte wieder verliert, die ich von Professor McGonagall gekriegt habe, weil ich alles ber die Verwandlungssprche wusste. Hau ab. Na gut, aber ich warne euch, erinnert euch an das, was ich gesagt habe, wenn ihr morgen im Zug nach Hause sitzt, ihr seid ja so was von - Doch was sie waren, erfuhren sie nicht mehr. Hermine hatte sich zu dem Portrt der fetten Dame umgedreht, um zurckzukehren, doch das Bild war leer. Die fette Dame war zu einem nchtlichen Besuch ausgegangen und Hermine war aus dem Gryffindor-Turm ausgesperrt. Was soll ich jetzt tun?, fragte sie mit schriller Stimme. Das ist dein Problem, sagte Ron. Wir mssen weiter, sonst kommen wir noch zu spt. Sie hatten noch nicht einmal das Ende des Ganges erreicht, als Hermine sie einholte. Ich komme mit, sagte sie. Das tust du nicht. Glaubt ihr, ich warte hier drauen, bis Filch mich erwischt? Wenn er uns alle drei erwischt, sage ich ihm die Wahrheit, nmlich dass ich euch aufhalten wollte, und ihr knnt es ja besttigen. Du hast vielleicht Nerven _, sthnte Ron. Seid still, beide!, zischte Harry. Ich hab etwas gehrt. Es hrte sich an wie ein Schnffeln. Mrs. Norris?, flsterte Ron und sphte durch die Dunkelheit. Es war nicht Mrs. Norris. Es war Neville. Er lag zusammengekauert auf dem Boden und schlief, doch als sie sich nherten, schreckte er hoch. Gott sei Dank, dass ihr mich gefunden habt! Ich bin schon seit Stunden hier drauen. Ich hab das Passwort vergessen und bin nicht reingekommen. Sprich leise, Neville. Das Passwort ist >Schweineschnauze<, aber das wird dir nicht weiterhelfen, die fette Dame ist nmlich ausgeflogen. Was macht dein Arm?, fragte Harry. Wieder in Ordnung, sagte Neville und zeigte ihn vor. Madam Pomfrey hat ihn in einer Minute heil gemacht. Gut. Nun hr mal zu, Neville, wir mssen noch weiter, wir sehen uns spter - Lasst mich nicht allein!, rief Neville und rappelte sich hoch. Ich will nicht alleine hier bleiben, der Blutige Baron ist schon zweimal vorbeigekommen. Ron sah auf die Uhr und blickte dann Hermine und Neville wtend an. Wenn wir wegen euch erwischt werden, ruhe ich nicht (-her, bis ich diesen Fluch der Popel gelernt habe, von dem uns Quirrell erzhlt hat, und ihn euch auf den Hals gejagt habe. Hermine ffnete den Mund, vielleicht um Ron genau zu erklren, wie der Fluch der Popel funktionierte, doch mit einem Zischen gebot ihr Harry zu schweigen und scheuchte sie alle weiter. Sie huschten Gnge entlang, in die der Mond Lichtstreifen durch die hohen Fenster warf. Nach jeder Ecke erwartete Harry, sie wrden auf Filch oder Mrs. Norris stoen, doch sie hatten Glck. Sie rannten eine Treppe zum dritten Stock empor und gingen auf Zehenspitzen in Richtung Pokalzimmer. Malfoy und Crabbe waren noch nicht da. Die Vitrinen aus Kristallglas schimmerten im Mondlicht. Pokale, Schilder, Teller und Statuen blinkten silbern und golden durch die Dunkelheit. Sie drckten sich leise an den Wnden entlang und behielten dabei die Tren auf beiden Seiten des Raumes im Auge. Harry nahm seinen Zauberstab heraus fr den Fall, dass Malfoy hereinsprang und sofort loslegte. Die Minuten krochen vorbei. Er kommt zu spt, vielleicht hat er Muffensausen gekriegt, flsterte Ron. Ein Gerusch im Zimmer nebenan lie sie zusammenschrecken. Harry hatte gerade den Zauberstab erhoben, als sie jemanden sprechen hrten - und es war nicht Malfoy. Schnffel ein wenig herum, meine Se, vielleicht lauern sie in einer Ecke. Es war Filch, der mit Mrs. Norris sprach. Harry, den ein frchterlicher Schreck gepackt hatte, ruderte wild mit den Armen, um den anderen zu bedeuten, sie sollten ihm so schnell wie mglich folgen. Sie tasteten sich zur Tr, die von Filchs Stimme wegfhrte. Kaum war Nevilles Umhang um die Ecke gewischt, als sie Filch das Pokalzimmer betreten hrten. Sie sind irgendwo hier drin, hrten sie ihn murmeln, wahrscheinlich verstecken sie sich. Hier entlang!, bedeutete Harry den andern mit einer Mundbewegung, und mit entsetzensstarren Gliedern schlichen sie eine endlose Galerie voller Rstungen entlang. Sie konnten Filch nher kommen hren. Neville gab pltzlich ein ngstliches Quieken von sich und rannte los, er stolperte, klammerte seine Arme um Rons Hfte und beide strzten mitten in eine Rstung. Das Klingen und Klirren reichte aus, um das ganze Schloss aufzuwecken. LAUFT!, rief Harry, und die vier rasten die Galerie entlang ohne sich umzusehen, ob Filch folgte. Sie schwangen sich um einen Trpfosten und liefen einen Gang runter und dann noch einen, Harry voran, der jedoch keine Ahnung hatte, wo sie waren oder hinrannten. Schlielich durchrissen sie einen Wandbehang und fanden sich in einen Geheimgang wieder. Immer noch rennend kamen sie in der Nhe des Klassenzimmers heraus, wo sie Zauberkunst hatten und von dem sie wussten, dass es vom Pokalzimmer meilenweit entfernt war. Ich glaube, wir haben ihn abgehngt, stie Harry auer Atem hervor, lehnte sich gegen die kalte Wand und wischte sich die Stirn. Neville war pfeifend und prustend in sich zusammengesunken. Ich - hab's euch -gesagt, keuchte Hermine und griff sich an die Seite, wo sie ein Stechen sprte, ich - hab's -euch - doch - gesagt. Wir mssen zurck in den Gryffindor-Turm, sagte Ron, so schnell wie mglich. Malfoy hat dich reingelegt, sagte Hermine zu Harry, Das siehst du doch auch, oder? Er hat dich nie treffen wollen - Filch wusste, dass im Pokalzimmer etwas vor sich ging, Malfoy muss ihm einen Tipp gegeben haben. Sie hat vermutlich Recht, dachte Harry, doch das wrde er ihr nicht sagen. Gehen wir. So einfach war es freilich nicht. Nach kaum einem Dutzend Schritten rttelte es an einer Trklinke und aus einem Klassenzimmer kam eine Gestalt herausgeschossen. Es war Peeves. Er bemerkte sie und gab ein freudiges Quietschen von sich. Halt den Mund, Peeves, bitte, wegen dir werden wir noch rausgeworfen. Peeves lachte gackernd. Stromern um Mitternacht im Schloss herum, die kleinen Erstklssler? Soso, soso. Gar nicht brav, man wird euch erwischen. Nicht, wenn du uns nicht verpetzt, Peeves, bitte. Sollte es Filch sagen, sollte ich wirklich, sagte Peeves mit sanfter Stimme, doch mit verschlagen glitzernden Augen. Ist nur zu eurem Besten, wisst ihr. Aus dem Weg, fuhr ihn Ron an und schlug nach ihm, was ein groer Fehler war. SCHLER AUS DEM BETT!, brllte Peeves,SCHLER AUS DEM BETT, HIER IM ZAUBERKUNSTKORRIDOR Sie duckten sich unter Peeves hindurch und rannten wie um ihr Leben bis zum Ende des Gangs, wo sie in eine Tr krachten - und die war verschlossen. Das war's, sthnte Ron, als sie verzweifelt versuchten die Tr aufzudrcken. Wir sitzen in der Falle! Das ist das Ende Sie hrten Schritte. Filch rannte, so schnell er konnte, den Rufen von Peeves nach. Ach, geh mal beiseite, fauchte Hermine. Sie packte Harrys Zauberstab, klopfte auf das Trschloss und flsterte: Alohomora! Das Schloss klickte und die Tr ging auf - sie strzten sich alle auf einmal hindurch, verschlossen sie rasch hinter sich und drckten die Ohren dagegen, um zu lauschen. In welche Richtung sind sie gelaufen, Peeves?, hrten sie Filch fragen. Schnell, sag's mir. Sag >bitte<. Keine blden Mtzchen jetzt, Peeves, wo sind sie hingegangen? Ich sag dir nichts, wenn du nicht >bitte< sagst, antwortete Peeves mit einer nervigen Singsangstimme. Na gut - bitte. NICHTS! Hahaaa! Hab dir gesagt, dass ich nichts sagen wrde, wenn du nicht bitte sagst! Haha! Haaaaa Und sie hrten Peeves fortrauschen und Filch wtend fluchen. Er glaubt, dass diese Tr verschlossen ist, flsterte Harry, ich glaube, wir haben's geschafft - lass los, Neville! Denn Neville zupfte schon seit einer Minute stndig an Harrys rmel. Was? Harry wandte sich um und sah, ganz deutlich, was. Einen Moment lang glaubte er, in einen Alptraum geschlittert zu sein - das war einfach zu viel, nach dem, was bisher schon passiert war. Sie waren nicht in einem Zimmer, wie er gedacht hatte. Sie waren in einem Gang. In dem verbotenen Gang im dritten Stock. Und jetzt wussten sie auch, warum er verboten war. Sie sahen direkt in die Augen eines Ungeheuers von Hund, eines Hundes, der den ganzen Raum zwischen Decke und Fuboden einnahm. Er hatte drei Kpfe. Drei Paar rollender, irrsinniger Augen; drei Nasen, die in ihre Richtung zuckten und zitterten; drei sabbernde Muler, Aus denen von gelblichen Fangzhnen in glitschigen Fden der Speichel herunterhing. Er stand ganz ruhig da, alle sechs Augen auf sie gerichtet, und Harry wusste, dass der einzige Grund, warum sie nicht schon tot waren, ihr pltzliches Erscheinen war, das ihn berrascht hatte. Doch darber kam er jetzt schnell hinweg, denn es war unmissverstndlich, was dieses Donnergrollen bedeutete. Harry griff nach der Trklinke - wenn er zwischen Filch und dem Tod whlen musste, dann nahm er lieber Filch. Sie liefen rckwrts. Harry schlug die Tr hinter ihnen zu, und sie rannten, flogen fast, den Gang entlang zurck. Filch war nirgends zu sehen, er musste fortgeeilt sein, um anderswo nach ihnen zu suchen, doch das kmmerte sie nicht. Alles, was sie wollten, war, das Ungeheuer so weit wie mglich hinter sich zu lassen. Sie hrten erst auf zu rennen, als sie das Portrt der fetten Dame im siebten Stock erreicht hatten. Wo um Himmels willen seid ihr alle gewesen?, fragte sie und musterte ihre Morgenmntel, die ihnen von den Schultern hingen, und ihre erhitzten, schweiberstrmten Gesichter. Das ist jetzt egal - Schweineschnauze, Schweineschnauze, keuchte Harry, und das Portrt schwang zur Seite. Sie drngten sich in den Aufenthaltsraum und lieen sich zitternd in die Sessel fallen. Es dauerte eine Weile, bis einer von ihnen ein Wort sagte. Neville sah tatschlich so aus, als ob er nie mehr den Mund aufmachen wrde. Was denken die sich eigentlich, wenn sie so ein Ding hier in der Schule eingesperrt halten?, sagte Ron schlielich. Wenn es einen Hund gibt, der mal Auslauf braucht, dann der da unten. Hermine hatte inzwischen wieder Atem geschpft und auch ihre schlechte Laune zurckgewonnen. Ihr benutzt wohl eure Augen nicht, keiner von euch?, fauchte sie. Habt ihr nicht gesehen, worauf er stand? Auf dem Boden?, war der Beitrag Harrys zu dieser Frage. Ich habe nicht auf seine Pfoten geschaut, ich war zu beschftigt mit den Kpfen. Nein, nicht auf dem Boden. Er stand auf einer Falltr. Offensichtlich bewacht er etwas. Sie stand auf und sah sie entrstet an. Ich hoffe, ihr seid zufrieden mit euch. Wir htten alle sterben knnen - oder noch schlimmer, von der Schule verwiesen werden. Und jetzt, wenn es euch nichts ausmacht, gehe ich zu Bett. Ron starrte ihr mit offenem Mund nach. Nein, es macht uns nichts aus, sagte er. Du knntest glatt meinen, wir htten sie mitgeschleift, oder? Doch Hermine hatte Harry etwas anderes zum Nachdenken gegeben, bevor sie ins Bett ging. Der Hund bewachte etwas ... Was hatte Hagrid gesagt? Gringotts war der sicherste Ort auf der Welt, mit Ausnahme vielleicht von Hogwarts. Es sah so aus, als htte Harry herausgefunden, wo das schmutzige kleine Pckchen aus dem Verlies siebenhundertundneunzehn steckte. ~Halloween Malfoy wollte seinen Augen nicht trauen, als er am nchsten Tag sah, dass Harry und Ron immer noch in Hogwarts waren, mde zwar, doch glnzend gelaunt. Tatschlich hielten die beiden, als sie darber geschlafen hatten, ihre Begegnung mit dem dreikpfigen Hund fr ein tolles Abenteuer und waren ganz erpicht auf ein neues. Unterdessen erzhlte Harry Ron von dem Pckchen, das offenbar von Gringotts nach Hogwarts gebracht worden war, und sie zerbrachen sich die Kpfe darber, was denn mit so viel Aufwand geschtzt werden musste. Entweder ist es sehr wertvoll oder sehr gefhrlich, sagte Ron. Oder beides, sagte Harry. Doch weil sie ber das geheimnisvolle Ding nicht mehr wussten, als dass es gut fnf Zentimeter lang war, hatten sie ohne nhere Anhaltspunkte keine groe Chance zu erraten, was in dem Pckchen war. Weder Neville noch Hermine zeigten das geringste Interesse an der Frage, was wohl unter dem Hund und der Falltr liegen knnte. Neville interessierte nur eines, nmlich nie mehr in die Nhe des Hundes zu kommen. Hermine weigerte sich von nun an, mit Harry und Ron zu sprechen, doch sie war eine so aufdringliche Besserwisserin, dass die beiden dies als Zusatzpunkt fr sich verbuchten. Was sie jetzt wirklich wollten, war eine Gelegenheit, es Malfoy heimzuzahlen, und zu ihrem groen Vergngen kam sie eine Woche spter per Post. Die Eulen flogen wie immer in einem langen Strom durch die Groe Halle, doch diesmal schauten alle sogleich auf das lange, schmale Paket, das von sechs groen Schleiereulen getragen wurde. Harry war genauso neugierig darauf wie alle andern, was wohl in diesem groen Paket stecken mochte, und war sprachlos, als die Eulen herabstieen und es vor seiner Nase fallen lieen, so dass sein Schinkenbrot vom Tisch rutschte. Kaum waren die sechs Schleiereulen davongeflattert, als eine siebte heranschwebte und (,MM Brief auf das Paket warf Harry riss als Erstes den Brief auf und das war ein Glck, denn er lautete: FFNEN SIE DAS PAKET NICHT BEI TISCH. es enthlt Ihren neuen Nimbus Zweitausend, doch ich mchte nicht, dass die andern von Ihrem Besen erfahren, denn dann wollen sie alle einen. Oliver Wood erwartet Sie heute Abend um sieben Uhr auf dem Quidditch-Feld zu ihrer ersten Trainingsstunde. Professor M. McGonagall Harry fiel es schwer, seine Genugtuung zu verbergen, als er Ron den Brief zu lesen gab. Einen Nimbus Zweitausend, sthnte Ron neidisch. Ich hab noch nicht mal einen berhrt. Sie verlieen rasch die Halle, um den Besen zu zweit noch vor der ersten Stunde auszupacken, doch in der Eingangshalle sahen sie, dass Crabbe und Goyle ihnen an der Treppe den Weg versperrten. Malfoy riss Harry das Paket aus den Hnden und betastete es. Das ist ein Besen, sagte er und warf ihn Harry zurck, eine Mischung aus Eifersucht und Hme im Gesicht. Diesmal bist du dran, Potter, Erstklssler drfen keinen haben. Ron konnte nicht widerstehen. Es ist nicht irgendein blder Besen, sagte er, es ist ein Nimbus Zweitausend. Was sagtest du, was fr einen du daheim hast, einen Komet Zwei-Sechzig? Ron grinste Harry an. Ein Komet sieht ganz protzig aus, aber der Nimbus spielt in einer ganz anderen Liga. Was weit du denn schon darber, Weasley, du knntest dir nicht mal den halben Stiel leisten, fauchte Malfoy zurck. Ich nehme an, du und deine Brder mssen sich jeden Reisigzweig einzeln zusammensparen. Bevor Ron antworten konnte, erschien Professor Flitwick an Malfoys Seite. Die Jungs streiten sich doch nicht etwa?, quiekte er. Potter hat einen Besen geschickt bekommen, Professor, sagte Malfoy wie aus der Pistole geschossen. >Ja, das hat seine Richtigkeit, sagte Professor Flitwick und strahlte Harry an. Professor McGonagall hat mir die besonderen Umstnde eingehend erlutert, Potter. Und welches Modell ist es? Ein Nimbus Zweitausend, Sir, sagte Harry und musste kmpfen, um beim Anblick von Malfoys Gesicht nicht laut loszulachen. Und im Grunde genommen verdanke ich ihn Malfoy hier, fgte er hinzu. Mit halb unterdrcktem Lachen ber Malfoys unverhohlene Wut und Bestrzung stiegen Harry und Ron die Marmortreppe hoch. Tja, es stimmt, frohlockte Harry, als sie oben angelangt waren, wenn er nicht Nevilles Erinnermich geklaut htte, wr ich nicht in der Mannschaft ... Du glaubst wohl, es sei eine Belohnung dafr, dass du die Regeln gebrochen hast?, tnte eine zornige Stimme hinter ihnen. Hermine stapfte die Treppe hoch und betrachtete missbilligend das Paket in Harrys Hand. Ich dachte, du sprichst nicht mehr mit uns?, sagte Harry. hr jetzt blo nicht auf damit, sagte Ron, es tut uns ja soo gut. Hermine warf den Kopf in den Nacken und stolzierte davon. Harry fiel es an diesem Tag ausgesprochen schwer, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. In Gedanken stieg er hoch zum Schlafsaal, wo sein neuer Besen unter dem Bett lag, und schlenderte hinaus zum Quidditch-Feld, wo er heute Abend noch spielen lernen wrde. Das Abendessen schlang er hinunter, ohne zu bemerken, dass er berhaupt a, und rannte dann mit Ron die Treppen hoch, um endlich den Nimbus Zweitausend auszupacken. Aaah, seufzte Ron, als der Besen auf Harrys Bettdecke lag. Selbst fr Harry, der nichts ber die verschiedenen Besen wusste, sah er wundervoll aus. Der schlanke, glnzende Stil war aus Mahagoni und trug die goldgeprgte Aufschrift Nimbus Zweitausend an der Spitze, der Schweif war aus fest gebndelten und geraden Reisigzweigen. Es war bald sieben. Harry verlie das Schloss und machte sich in der Dmmerung auf den Weg zum Quidditch-Feld. Er war noch nie in dem Stadion gewesen. Auf Gersten um das Feld herum waren hunderte von Sitzen befestigt, so dass die Zuschauer hoch genug saen, um das Geschehen verfolgen zu knnen. An beiden Enden des Feldes standen je drei goldene Pfeiler mit Ringen an der Spitze. Sie erinnerten Harry an die Ringe aus Plastik, mit denen die Muggelkinder Seifenblasen machten, nur waren sie in einer Hhe von fast zwanzig Metern angebracht. Harry war so scharf darauf, wieder zu fliegen, dass er nicht auf Wood wartete, sondern seinen Besen bestieg und sich vom Boden abstie. Was fr ein Gefhl - er schwebte durch die Torringe und raste dann das Spielfeld hinauf und hinunter. Der Nimbus Zweitausend reagierte auf die leiseste Berhrung. He, Potter, runter da Oliver Wood war angekommen. Er trug eine groe Holzkiste unter dem Arm. Harry landete neben ihm. Sehr schn, sagte Wood mit glnzenden Augen. Ich wei jetzt, was McGonagall gemeint hat ... du bist wirklich ein Naturtalent. Heute Abend erklre ich dir nur die Regeln und dann nimmst du dreimal die Woche am Mannschaftstraining teil. Er ffnete die Kiste. Darin lagen vier Blle verschiedener Gre. So, sagte Wood, pass auf, Quidditch ist leicht zu verstehen, auch wenn es nicht leicht zu spielen ist. Jede Mannschaft hat sieben Spieler. Drei von ihnen heien Jger. Drei Jger, wiederholte Harry, und Wood nahm einen hellroten Ball in der Gre eines Fuballs heraus. Dieser Ball ist der so genannte Quaffel, sagte Wood. Die Jger werfen sich den Quaffel zu und versuchen ihn durch einen der Ringe zu werfen und damit ein Tor zu erzielen. jedes Mal zehn Punkte, wenn der Quaffel durch einen Ring geht. Alles klar so weit? Die Jger spielen mit dem Quaffel und werfen ihn durch die Ringe, um ein Tor zu erzielen, wiederholte Harry. Das ist wie Basketball auf Besen mit sechs Krben, oder? Was ist Basketball?, fragte Wood neugierig. Nicht so wichtig, sagte Harry rasch. Nun hat jede Seite noch einen Spieler, der Hter heit - ich bin der Hter von Gryffindor. Ich muss um unsere Ringe herumfliegen und die andere Mannschaft daran hindern, Tore zu erzielen. Drei Jger, ein Hter, sagte Harry, entschlossen, sich Alles genau zu merken. Und sie spielen mit dem Quaffel. Gut, hab ich verstanden. Und wozu sind die da? Er deutete auf die drei Blle, die noch in der Kiste lagen. Das zeig ich dir jetzt, sagte Wood. Nimm das. Er reichte Harry ein kleines Schlagholz, das an einen Baseballschlger erinnerte. Ich zeig dir, was die Klatscher tun, sagte Wood. Diese beiden hier sind Klatschen Er zeigte Harry zwei gleiche Blle, die tiefschwarz und etwas kleiner waren als der rote Quaffel. Harry bemerkte, dass sie den Bndern offenbar entkommen wollten, die sie im Korb festhielten. Geh einen Schritt zurck, warnte Wood Harry. Er bckte sich und befreite einen der Klatscher. Der schwarze Ball stieg sofort hoch in die Luft und schoss dann direkt auf Harrys Gesicht zu. Harry schlug mit dem Schlagholz nach ihm, damit er ihm nicht die Nase brach, und der Ball flog im Zickzack hoch in die Luft. Er drehte sich im Kreis um ihre Kpfe und schoss dann auf Wood hinunter, der ihm auswich und es schaffte, ihn mit dem Fu auf dem Boden festzuhalten. Siehst du?, keuchte Wood und mhte sich damit ab, den Klatscher wieder in den Korb zu zwngen und ihn sicher festzuschnallen. Die Klatscher schieen in der Luft herum und versuchen die Spieler von ihren Besen zu stoen. Deshalb hat jede Mannschaft zwei Treiber - die Weasley-Zwillinge sind unsere -, ihre Aufgabe ist es, die eigene Seite vor den Klatschern zu schtzen und zu versuchen sie auf die gegnerische Mannschaft zu jagen. So, meinst du, du hast alles im Kopf? Drei Jger versuchen mit dem Quaffel Tore zu erzielen; der Hter bewacht die Torpfosten; die Treiber halten die Klatscher von ihrem Team fern, spulte Harry herunter. Sehr gut, sagte Wood. hm - haben die Klatscher schon mal jemanden umgebracht?, fragte Harry, wobei er mglichst lssig klingen wollte. In Hogwarts noch nie. Wir hatten ein paar gebrochene Kiefer, doch ansonsten nichts Ernstes. Wir haben noch einen in der Mannschaft, nmlich den Sucher. Das bist du. Und du brauchst dich um den Quaffel und die Klatscher nicht zu kmmern - Auer sie spalten mir den Schdel. Mach dir keine Sorgen, die Weasleys sind den Klatschern weit berlegen - ich will sagen, sie sind wie ein Paar menschlicher Klatschen Wood griff in seinen Korb und nahm den vierten und letzten Ball heraus. Er war kleiner als der Quaffel und die Klatscher, so klein etwa wie eine groe Walnuss. Er war hellgolden und hatte kleine, flatternde Silberflgel. Das hier, sagte Wood, ist der Goldene Schnatz, und der ist der wichtigste Ball von allen. Er ist sehr schwer zu fangen, weil er sehr schnell und kaum zu sehen ist. Der Sucher muss ihn fangen. Du musst dich durch die Jger, Treiber, Klatscher und den Quaffel hindurchschlngeln, um ihn vor dem Sucher der anderen Mannschaft zu fangen, denn der Sucher, der ihn fngt, holt seiner Mannschaft zustzlich hundertfnfzig Punkte, und das heit fast immer, dass sie gewinnt. Ein Quidditch-Spiel endet erst, wenn der Schnatz gefangen ist, also kann es ewig lange dauern. Ich glaube, der Rekord liegt bei drei Monaten, sie mussten damals stndig Ersatzleute ranschaffen, damit die Spieler ein wenig schlafen konnten. Nun, das war's. Noch Fragen? Harry schttelte den Kopf. Er hatte begriffen, wie das Spiel ging, und nun musste er es in die Tat umsetzen. Wir ben heute noch nicht mit dem Schnatz, sagte Wood und verstaute ihn sorgfltig wieder in der Kiste. Es ist zu dunkel, er knnte verloren gehen. Am besten fngst du mit ein paar von denen an. Er zog einen Beutel mit gewhnlichen Golfbllen aus der Tasche und ein paar Minuten spter waren die beiden oben in den Lften. Wood warf die Golfblle, so weit er konnte, in alle Himmelsrichtungen und Harry musste sie Auffangen. Harry fing jeden Ball, bevor er den Boden berhrte, was Wood ungemein freute. Nach einer halben Stunde war die Nacht hereingebrochen, und sie mussten aufhren. Der Quidditch-Pokal wird dieses Jahr unseren Namen tragen, sagte Wood glcklich, als sie zum Schloss zurck schlenderten. Wrde mich nicht wundern, wenn du besser bist als Charlie Weasley, und der htte fr England spielen knnen, wenn er nicht Drachenjagen gegangen wre. Vielleicht war Harry so beschftigt mit dem Quidditchtraining drei Abende die Woche und dazu noch mit all den Hausaufgaben jedenfalls konnte er es kaum fassen, als ihm klar wurde, dass er schon seit zwei Monaten in Hogwarts war. Im Schloss fhlte er sich mehr zu Hause als jemals im Ligusterweg. Auch der Unterricht wurde nun, da er die Grundlagen beherrschte, immer interessanter. Als sie am Morgen von Halloween aufwachten, wehte der kstliche Geruch gebackener Krbisse durch die Gnge. Und es kam noch besser: Professor Flitwick verkndete im Zauberunterricht, sie seien nun so weit, Gegenstnde fliegen zu lassen, und danach hatten sie sich alle gesehnt, seit sie erlebt hatten, wie er Nevilles Krte im Klassenzimmer umherschwirren lie. Fr die bungen stellte Professor Flitwick die Schler paarweise zusammen. Harrys Partner war Seamus Finnigan (worber er froh war, denn Neville hatte schon zu ihm herbergespht). Ron sollte jedoch mit Hermine Granger arbeiten. Es war schwer zu sagen, wer von den beiden deshalb missmutiger war. Seit Harrys Besen gekommen war, hatte sie nicht mehr mit ihnen gesprochen. Also, vergesst nicht diese flinke Bewegung mit dem Handgelenk, die wir gebt haben!, quiekte Professor Flitwick, wie blich auf seinem Stapel Bcher stehend. Wutschen und schnipsen, denkt daran, wutschen und schnipsen. Und die Zauberworte richtig herzusagen ist auch sehr wichtig - denkt immer an Zauberer Baruffio, der >r< statt >w< gesagt hat und pltzlich auf dem Boden lag - mit einem Bffel auf der Brust. Es war sehr schwierig. Harry und Seamus wutschten und schnipsten, doch die Feder, die sie himmelwrts schicken sollten, blieb einfach auf dem Tisch liegen. Seamus wurde so ungeduldig, dass er sie mit seinem Zauberstab anstachelte, worauf sie anfing zu brennen - Harry musste das Feuer mit seinem Hut ersticken. Ron, am Tisch nebenan, erging es auch nicht viel besser. Wingardium Leviosa!, rief er und lie seine langen Arme wie Windmhlenflgel kreisen. Du sagst es falsch, hrte Harry Hermine meckern. Es heit Wing-gar-dium Levi-o-sa, mach das >gar< schn und lang. Dann mach's doch selber, wenn du alles besser weit, knurrte Ron. Hermine rollte die rmel ihres Kleids hoch, knallte kurz mit dem Zauberstab auf den Tisch und sagte Wingardium Leviosa!. Die Feder erhob sich vom Tisch und blieb gut einen Meter ber ihren Kpfen in der Luft schweben. Oh, gut gemacht!, rief Professor Flitwick und klatschte in die Hnde. Alle mal hersehen, Miss Granger hat es geschafft! Am Ende der Stunde hatte Ron eine hundsmiserable Laune. Kein Wunder, dass niemand sie ausstehen kann, sagte er zu Harry, als sie hinaus in den belebten Korridor drngten, ehrlich gesagt ist sie ein Alptraum. Jemand stie im Vorbeigehen Harry an. Es war Hermine. Fr einen Augenblick sah er ihr Gesicht - und war berrascht, dass sie weinte. Ich glaube, sie hat dich gehrt. So?, sagte Ron und schaute allerdings etwas unbehaglich drein. Ihr muss selbst schon aufgefallen sein, dass sie keine Freunde hat. Hermine erschien nicht zur nchsten Stunde und blieb den ganzen Nachmittag lang verschwunden. Auf ihrem Weg hinunter in die Groe Halle zum Halloween-Festessen hrten Harry und Ron, wie Parvati Patil ihrer Freundin Lavender sagte, Hermine sitze heulend im Mdchenklo und wolle allein gelassen werden. Daraufhin machte Ron einen noch verlegeneren Eindruck, doch nun betraten Sie die Groe Halle, die fr Halloween ausgeschmckt war, und vergaen Hermine. Tausend echte Fledermuse flatterten an den Wnden und an der Decke, und noch einmal tausend fegten in langen schwarzen Wolken ber die Tische und lieen die Kerzen in den Krbissen flackern. Auf einen Schlag, genau wie beim Bankett zum Schuljahresbeginn, waren die goldenen Platten mit dem Festessen gefllt. Harry nahm sich gerade eine Pellkartoffel, als Professor Quirrell mit verrutschtem Turban und angstverzerrtem Gesicht in die Halle gerannt kam. Aller Blicke richteten sich auf ihn, als er Professor Dumbledores Platz erreichte, gegen den Tisch rempelte und nach Luft schnappend hervorstie: Troll - im Kerker - dachte, Sie sollten es wissen. Dann sank er ohnmchtig auf den Boden. Mit einem Mal herrschte heilloser Aufruhr. Etliche purpurrote Knallfrsche aus Professor Dumbledores Zauberstab waren ntig, um den Saal zur Ruhe zu bringen. Vertrauensschler, polterte er, #fhrt eure Huser sofort zurck in die Schlafsle! Percy war in seinem Element. Folgt mir! Bleibt zusammen, Erstklssler! Kein Grund zur Angst vor dem Troll, wenn ihr meinen Anweisungen folgt! Bleibt jetzt dicht hinter mir. Platz machen bitte fr die Erstklssler. Pardon, ich bin Vertrauensschler! Wie konnte ein Troll reinkommen, fragte Harry, whrend sie die Treppen hochstiegen. Frag mich nicht, angeblich sollen sie ziemlich dumm sein, sagte Ron. Wielleicht hat ihn Peeves hereingelassen, als Streich zu Halloween. Unterwegs trafen sie immer wieder auf andere Hufchen von Schlern, die in verschiedene Richtungen eilten. Als sie sich ihren Weg durch eine Gruppe verwirrter Hufflepuffs bahnten, packte Harry Ron pltzlich am Arm. Da fllt mir ein - Hermine. Was ist mit ihr? Sie wei nichts von dem Troll. Ron biss sich auf die Lippe. Von mir aus, knurrte er. Aber Percy sollte uns lieber nicht sehen. Sie duckten ihre Kpfe in der Menge und folgten den Hufflepuffs, die in die andere Richtung unterwegs waren, huschten dann einen verlassenen Korridor entlang und rannten weiter in Richtung der Mdchenklos. Gerade waren sie um die Ecke gebogen, als sie hinter sich schnelle Schritte hrten. Percy!, zischte Ron und zog Harry hinter einen groen steinernen Greifen. Als sie um die Ecke sphten, sahen sie nicht Percy, sondern Snape. Er ging den Korridor entlang und entschwand ihren Blicken. Was macht der hier?, flsterte Harry. Warum ist er nicht unten in den Kerkern mit den anderen Lehrern? Keine Ahnung. So vorsichtig wie mglich schlichen sie den nchsten Gang entlang, Snapes leiser werdenden Schritten nach. Er ist auf dem Weg in den dritten Stock, sagte Harry, doch Ron hielt die Hand hoch. Riechst du was? Harry schnffelte und ein bler Gestank drang ihm in die Nase, eine Mischung aus getragenen Socken und der Sorte ffentlicher Toiletten, die niemand je zu putzen scheint. Und dann hrten sie es - ein leises Grunzen und das Schleifen gigantischer Fe. Ron deutete nach links - vom Ende eines Ganges her bewegte sich etwas Riesiges auf sie zu. Sie drngten sich in die Dunkelheit der Schatten und sahen, wie das Etwas in einem Fleck Mondlicht Gestalt annahm. Es war ein frchterlicher Anblick. ber drei Meter hoch, die Haut ein fahles, granitenes Grau, der groe, plumpe Krper wie ein Findling, auf den man einen kleinen, kokosnussartigen Glatzkopf gesetzt hatte. Das Wesen hatte kurze Beine, dick wie Baumstmme, mit flachen, verhornten Fen. Der Gestank, den es ausstrmte, verschlug einem den Atem. Es hielt eine riesige hlzerne Keule in der Hand, die, wegen seiner langen Arme, auf dem Boden entlangschleifte. Der Troll machte an einer Tr Halt, ffnete sie einen Spalt breit und linste hinein. Er wackelte mit den langen Ohren, fasste dann in seinem kleinen Hirn einen Entschluss und schlurfte gemchlich in den Raum hinein. Der Schlssel steckt, flsterte Harry, Wir knnten ihn einschlieen. Gute Idee, sagte Ron nervs. Sie schlichen die Wand entlang zu der offenen Tr, Mit trockenen Mndern, betend, dass der Troll nicht gleich wieder herauskam. Harry machte einen groen Satz und schaffte es, die Klinke zu packen, die Tr zuzuschlagen und sie abzuschlieen. ja! Mit Siegesrte auf den Gesichtern rannten sie los, den Gang zurck, doch als sie die Ecke erreichten, hrten sie etwas, das ihre Herzen stillstehen lie - einen schrillen, panischen Entsetzensschrei - und er kam aus dem Raum, den sie gerade abgeschlossen hatten. 0 nein, sagte Ron, blass wie der Blutige Baron. Es ist das Mdchenklo!, keuchte Harry. Hermine!,japsten sie einstimmig. Es war das Letzte, was sie tun wollten, doch hatten sie eine Wahl? Sie machten auf dem Absatz kehrt, rannten zurck zur Tr, drehten, zitternd vor Panik, den Schlssel herum - Harry stie die Tr auf und sie strzten hinein. Hermine Granger stand mit zitternden Knien an die Wand gedrckt da und sah aus, als ob sie gleich in Ohnmacht fallen wrde. Der Troll, links und rechts die Waschbecken herunterschlagend, schlurfte langsam auf sie zu. Wir mssen ihn ablenken!, sagte Harry verzweifelt zu Ron, griff nach einem auf dem Boden liegenden Wasserhahn und warf ihn mit aller Kraft gegen die Wand. Der Troll hielt ein paar Meter vor Hermine inne. Schwerfllig drehte er sich um und blinzelte dumpf, um zu sehen, was diesen Lrm gemacht hatte. Die bsen kleinen Augen erblickten Harry. Er zgerte kurz und ging dann, die Keule emporhebend, auf Harry los. He, du, Erbsenhirn! , schrie Ron von der anderen Seite des Raums und warf ein Metallrohr nach ihm. Der Troll schien nicht einmal Notiz davon zu nehmen, dass das Rohr seine Schulter traf, doch er hrte den Schrei, hielt erneut inne und wandte seine hssliche Schnauze nun Ron zu, was Harry die Zeit gab, um ihn herumzurennen. Schnell, lauf, lauf, rief Harry Hermine zu und versuchte sie zur Tr zu zerren, doch sie konnte sich nicht bewegen. Immer noch stand sie flach gegen die Wand gedrckt, mit vor Entsetzen weit offenem Mund. Die Schreie und deren Echo schienen den Troll zur Raserei zu bringen. Mit einem dumpfen Rhren ging er auf Ron los, der ihm am nchsten stand und keinen Ausweg hatte. Harry tat nun etwas, das sehr mutig und sehr dumm zugleich war: mit einem mchtigen Satz sprang er auf den Rcken des Trolls und klammerte die Arme um seinen Hals. Der Troll sprte zwar nicht, dass Harry auf seinem Rcken hing, doch selbst ein Troll bemerkt, wenn man ihm ein langes Stck Holz in die Nase steckt, und Harry hatte seinen Zauberstab noch in der Hand gehabt, als er sprang - der war ohne weiteres in eines der Nasenlcher des Trolls hineingeflutscht. Der Troll heulte vor Schmerz, zuckte und schlug mit der Keule wild um sich, und Harry, in Todesgefahr, klammerte sich noch immer auf seinem Rcken fest; gleich wrde der Troll ihn herunterreien oder ihm einen schrecklichen Schlag mit der Keule versetzen. Hermine war vor Angst zu Boden gesunken. jetzt zog Ron seinen eigenen Zauberstab hervor - er wusste zwar nicht, was er tat, doch er hrte, wie er den ersten Zauberspruch rief der ihm in den Sinn kam: Wingardium Leviosa! Die Keule flog pltzlich aus der Hand des Trolls, stieg hoch, hoch in die Luft, drehte sich langsam um - und krachte mit einem scheulichen Splittern auf den Kopf ihres Besitzers. Der Troll wankte kurz im Kreis und fiel dann flach auf die Schnauze, mit einem dumpfen Schlag, der den ganzen Raum erschtterte. Zitternd und um Atem ringend richtete sich Harry auf Ron stand immer noch mit erhobenem Zauberstab da und starrte auf das, was er angestellt hatte. Hermine machte als Erste den Mund auf Ist er - tot? Glaub ich nicht, sagte Harry. Ich denke, er ist k. o. Er bckte sich und zog den Zauberstab aus der Nase des Trolls. Er war beschmiert mit etwas, das aussah wie klumpiger grauer Kleber. Uh, Troll-Popel. Er wischte ihn an der Hose des Trolls ab. Ein pltzliches Trschlagen und laute Schritte lieen die drei aufhorchen. Sie hatten nicht bemerkt, was fr einen Hllenlrm sie veranstaltet hatten, doch natrlich musste unten jemand das Rhren des Trolls und das Krachen gehrt haben. Einen Augenblick spter kam Professor McGonagall hereingestrmt, dicht gefolgt von Snape, mit Quirrell als Nachhut. Quirrell warf einen Blick auf den Troll, gab eine schwaches Wimmern von sich, griff sich ans Herz und lie sich schnell auf einem der Toilettensitze nieder. Snape beugte sich ber den Troll. Professor McGonagall blickte Ron und Harry an. Noch nie hatte Harry sie so wtend gesehen. Ihre Lippen waren wei. Seine Hoffnungen, fnfzig Punkte fr Gryffindor zu gewinnen, schmolzen rasch dahin. Was zum Teufel habt ihr euch eigentlich gedacht?, fragte Professor McGonagall mit kalter Wut in der Stimme. Harry sah Ron an, der immer noch mit erhobenem Zauberstab dastand. Ihr knnt von Glck reden, dass ihr noch am Leben seid. Warum seid ihr nicht in eurem Schlafsaal? Snape versetzte Harry einen raschen, aber durchdringenden Blick. Harry sah zu Boden. Er wnschte, Ron wrde den Zauberstab sinken lassen. Dann drang eine leise Stimme aus dem Schatten. Bitte, Professor McGonagall, sie haben nach mir gesucht. Miss Granger? Hermine schaffte es endlich, auf die Beine zu kommen. Ich bin dem Troll nachgelaufen, weil ich - ich dachte, ich knnte allein mit ihm fertig werden. Sie wissen ja, weil ich alles ber Trolle gelesen habe. Ron lie seinen Zauberstab sinken. Hermine Granger erzhlte ihrer Lehrerin eine glatte Lge? Wenn sie mich nicht gefunden htten, wre ich jetzt tot. Harry hat ihm seinen Zauberstab in die Nase gestoen und Ron hat ihn mit seiner eigenen Keule erledigt. Sie hatten keine Zeit, jemanden zu holen. Er wollte mich gerade umbringen, als sie kamen. Harry und Ron versuchten auszusehen, als ob ihnen diese Geschichte keineswegs neu wre. Na, wenn das so ist ... , sagte Professor McGonagall und blickte sie alle drei streng an. Miss Granger, Sie dummes Mdchen, wie konnten Sie glauben, es allein mit einem Bergtroll aufnehmen zu knnen? Hermine lie den Kopf hngen. Harry war sprachlos. Hermine war die Letzte, die etwas tun wrde, was gegen die Regeln verstie, und da stellte sie sich hin und behauptete ebendies, nur um ihm und Ron aus der Patsche zu helfen. Es war, als wrde Snape pltzlich Sigkeiten verteilen. Miss Granger, dafr werden Gryffindor fnf Punkte abgezogen, sagte Professor McGonagall. Ich bin sehr enttuscht von Ihnen. Wenn Sie nicht verletzt sind, gehen Sie jetzt besser hinauf in den Gryffindor-Turm. Die Schler beenden das Festmahl in ihren Husern. Hermine ging hinaus. Professor McGonagall wandte sich Ron und Harry zu. Nun, ich wrde immer noch sagen, dass Sie Glck gehabt haben, aber nicht viele Erstklssler htten es mit einem ausgewachsenen -Bergtroll aufnehmen knnen. Sie beide gewinnen je fnf Punkte fr Gryffindor. Professor Dumbledore wird davon unterrichtet werden. Sie knnen gehen. Sie gingen rasch hinaus und sprachen kein Wort, bis sie zwei Stockwerke weiter oben waren. Sie waren, abgesehen von allem andern, heilfroh, den Gestank des Trolls los zu sein. Wir sollten mehr als zehn Punkte bekommen, brummte Ron. Fnf, meinst du, wenn du die von Hermine abziehst. Gut von ihr, uns zu helfen, gab Ron zu. Immerhin haben wir sie wirklich gerettet. Sie htte es vielleicht nicht ntig gehabt, wenn wir das Ding nicht mit ihr eingeschlossen htten, erinnerte ihn Harry. Sie hatten das Bildnis der fetten Dame erreicht. Schweineschnauze, sagten sie und traten ein. im Gemeinschaftsraum war es voll und laut. Alle waren dabei, das Essen zu verspeisen, das ihnen hochgebracht worden war. Hermine allerdings stand allein neben der Tr und wartete auf sie. Es gab eine sehr peinliche Pause. Dann, ohne dass sie sich anschauten, sagten sie alle Danke und sausten los, um sich Teller zu holen. Doch von diesem Augenblick an war Hermine Granger ihre Freundin. Es gibt Dinge, die man nicht gemeinsam erleben kann, ohne dass man Freundschaft schliet, und einen fast vier Meter groen Bergtroll zu erlegen gehrt gcwiss dazu. ~Quidditch Anfang November wurde es sehr kalt. Die Berge im Umkreis der Schule wurden eisgrau und der See kalt wie Stahl. Allmorgendlich war der Boden mit Reif bedeckt. Von den oberen Fenstern aus konnten sie Hagrid sehen, wie er, warm angezogen mit einem langen Mantel aus Maulwurffell, Handschuhen aus Hasenfell und gewaltigen Biberpelzstiefeln, die Besen auf dem Quidditch-Feld entfrostete. Die Quidditch-Saison hatte begonnen. Am Samstag, nach wochenlangem Training, wrde Harry seine erste Partie spielen: Gryffindor gegen Slytherin. Wenn die Gryffindors gewinnen sollten, dann wrden sie den zweiten Tabellenplatz in der Hausmeisterschaft erobern. Bislang hatte kaum jemand Harry spielen sehen, denn Wood hatte beschlossen, die Geheimwaffe msse - nun ja - geheim gehalten werden. Doch auf irgendeinem Wege war durchgesickert, dass Harry den Sucher spielte, und Harry wusste nicht, was schlimmer war - die Leute, die ihm sagten, er wrde ein glnzender Spieler sein, oder die Leute, die ankndigten, sie wrden mit einer Matratze auf dem Spielfeld herumlaufen. Harry hatte wirklich Glck, dass er inzwischen Hermine zur Freundin hatte. Bei all den von Wood immer in letzter Minute angesetzten Trainingsstunden htte er ohne sie nicht gewusst, wie er seine ganzen Hausaufgaben schaffen sollte. Hermine hatte ihm auch Quidditch im Wandel der Zeiten ausgeliehen, ein Buch, in dem es interessante Dinge zu lesen gab. Harry erfuhr, dass es siebenhundert Mglichkeiten gab, ein Quidditch-Foul zu begehen, und dass sie alle bei einem Weltmeisterschaftsspiel von 1473 vorgekommen waren; dass Sucher meist die kleinsten und schnellsten Spieler waren und dass sie sich offenbar immer die schwersten Verletzungen zuzogen; dass die Spieler zwar selten einmal starben, es jedoch vorgekommen war, dass Schiedsrichter einfach verschwanden und dann Monate spter in der Wste Sahara wieder auftauchten. Seit Hermine von Harry und Ron vor dem Bergtroll gerettet worden war, sah sie die Regeln nicht mehr so eng und war berhaupt viel netter zu ihnen. Am Tag vor Harrys erstem Quidditch-Spiel standen die drei in einer Pause drauen im eiskalten Hof Hermine hatte fr sie (,in hellblaues Feuer heraufbeschworen, das man in einem Marmeladeglas mit sich herumtragen konnte. Sie standen gerade mit dem Rcken zum Feuer und wrmten sich, Als Snape ber den Hof kam. Harry fiel gleich auf, dass Snape hinkte. Die drei rckten nher aneinander, um das Feuer vor ihm zu verbergen, denn gewiss war es nicht erlaubt. Unglcklicherweise musste Snape ihre schuldbewussten Gesichter bemerkt haben, denn er hinkte zu ihnen herber. Das Feuer hatte er nicht gesehen, doch er schien ohnehin nach einem Grund zu suchen, um ihnen eine Lektion zu erteilen. Was hast du da in der Hand, Potter? Es war Quidditch im Wandel der Zeiten. Harry zeigte es ihm. Bcher aus der Bibliothek drfen nicht nach drauen genommen werden, sagte Snape. Gib es mir. Fnf Punkte Abzug fr Gryffindor Diese Regel hat er gerade erfunden, zischte Harry wtend, als Snape fortgehinkt war. Was ist eigentlich mit seinem Bein? Wei nicht, aber hoffentlich tut's richtig weh, sagte Ron verbittert. An diesem Abend war es im Aufenthaltsraum der Gryffindors sehr laut. Harry, Ron und Hermine saen zusammen am Fenster. Hermine las sich Harrys und Rons Hausaufgaben fr Zauberkunst durch. Abschreiben durften sie bei ihr nie (Wie wollt ihr dann je was lernen?), doch wenn sie sie baten, ihre Hefte durchzulesen, bekamen sie auch so die richtigen Antworten. Harry war nervs. Er wollte Quidditch im Wandel der Zeiten zurckhaben, um sich vom morgigen Spiel abzulenken. Und warum sollte er vor Snape Angst haben? Er stand auf und sagte, er werde Snape fragen, ob er es zurckhaben knne. Der gibt es dir nie im Leben, sagten Ron und Hermine wie aus einem Munde, doch Harry hatte das Gefhl, Snape wrde nicht nein sagen, wenn noch andere Lehrer zuhrten. Er ging hinunter zum Lehrerzimmer und klopfte. Keine Antwort. Er klopfte noch einmal. Wieder nichts. Vielleicht hatte Snape das Buch dort drin gelassen? Einen Versuch war es wert. Er drckte die Tr einen Spalt breit auf und sphte hinein - und es bot sich ihm ein furchtbares Schauspiel. Snape und Filch waren im Zimmer, allein. Snape hatte den Umhang ber ein Knie hochgezogen. Sein Bein war zerfleischt und blutig. Filch reichte Snape Binden. Verdammtes Biest, sagte Snape. Wie soll man eigentlich auf alle drei Kpfe gleichzeitig achten? Harry versuchte die Tr leise zu schlieen, doch - POTTER Snape lie sofort den Umhang los, um sein Bein zu verstecken. Sein Gesicht war wutverzerrt. Harry schluckte. Ich wollte nur fragen, ob ich mein Buch zurckhaben kann. RAUS HIER! RAUS! Harry machte sich davon, bevor Snape Gryffindor noch mehr Punkte abziehen konnte. Er rannte die Treppenhoch zu den andern. Hast du es, fragte Ron, als Harry hereinkam. Was ist los? Leise flsternd berichtete Harry, was er gesehen hatte. Wisst ihr, was das heit?, schloss er auer Atem, er hat an Halloween versucht, an diesem dreikpfigen Hund vorbeizukommen! Er war auf dem Weg dorthin, als wir ihn gesehen haben - was auch immer der Hund bewacht, Snape will es haben! Und ich wette meinen Besen, dass er den Troll hereingelassen hat, um die andern abzulenken! Hermine sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Nein, das wrde er nicht tun, sagte sie. Ich wei, er ist nicht besonders nett, aber er wrde nichts zu stehlen versuchen, was Dumbledore sicher aufbewahrt. Ehrlich gesagt, Hermine, du glaubst, alle Lehrer seien so etwas wie Heilige, fuhr Ron sie an. Ich finde, Harry hat Recht. Snape trau ich alles zu. Aber hinter was ist er her? Was bewacht der Hund? Als Harry zu Bett ging, surrte ihm noch immer diese Frage durch den Kopf. Neville schnarchte laut, doch Harry konnte ohnehin nicht schlafen. Er versuchte die Gedanken daran zu vertreiben - er brauchte Schlaf. Er musste schlafen, denn in ein paar Stunden hatte er sein erstes Quidditch-Spiel - doch den Ausdruck auf Snapes Gesicht, nachdem Harry sein Bein gesehen hatte, konnte er einfach nicht vergessen. Strahlend hell und kalt zog der Morgen herauf Die Groe Halle war erfllt mit dem kstlichen Geruch von Bratwrsten und dem frhlichen Geschnatter all derer, die sich auf ein gutes Quidditch-Spiel freuten. Du musst etwas frhstcken. Ich will nichts. Nur ein wenig Toast, redete ihm Hermine zu. Ich hab keinen Hunger. Harry fhlte sich elend. In einer Stunde wrde er das Spielfeld betreten. Harry, du brauchst Kraft, sagte Seamus Finnigan. Im Quidditch versucht man immer, den Sucher der anderen Mannschaft auszulaugen. Danke, Seamus, sagte Harry und sah ihm zu, wie er Ketschup auf seine Wrste schttete. Um elf schien die ganze Schule drauen auf den Rngen um das Quidditch-Feld zu sein. Viele Schler hatten Fernglser mitgebracht. Die Sitze mochten zwar hoch oben angebracht sein, doch manchmal war es trotzdem schwierig zu sehen, was vor sich ging. Ron und Hermine setzten sich in die oberen Rnge zu Neville, Seamus und Dean, dem ungebrochenen Fuballfan. Als berraschung fr Harry hatten sie aus einem der Leintcher, die Krtze ruiniert hatte, ein groes Spruchband gemacht und Potter vor - fr Gryffindor draufgeschrieben. Dean, der gut malen konnte, hatte einen groen Gryffindor-Lwen darunter gesetzt. Hermine hatte das Bild dann mit einem kleinen Zaubertrick in verschiedenen Farben zum Leuchten gebracht. Unterdessen zogen Harry und die anderen aus der Mannschaft ihre scharlachroten Quidditch-Umhnge an (Slytherin wrde in Grn spielen). Mit einem Ruspern verschaffte sich Wood Ruhe. Okay, Mnner, sagte er. Und Frauen, sagte die Jgerin Angelina Johnson. Und Frauen, stimmte Wood zu. Das ist es. Das Groe, sagte Fred Weasley. Auf das wir alle gewartet haben, sagte George. Wir kennen Olivers Rede auswendig, erklrte Fred Harry, wir waren schon letztes Jahr im Team. Ruhe, Ihr beiden, sagte Wood. Dies ist die beste Mannschaft von Gryffindor seit Jahren. Wir gewinnen. Ich wei es. Er sah sie alle durchdringend an, als ob er sagen wollte: Und wehe, wenn nicht. Gut, es wird Zeit. Viel Glck euch allen. Harry folgte Fred und George aus dem Umkleideraum und lief in der Hoffnung, die Knie wrden ihm nicht nachgeben, unter lauten Anfeuerungsrufen hinaus auf das Spielfeld. Madam Hooch machte die Schiedsrichterin. Sie stand in der Mitte des Feldes, ihren Besen in der Hand, und wartete auf die beiden Mannschaften. Hrt zu, ich will ein schnes, faires Spiel sehen, von allen, sagte sie, als sie sich um sie versammelt hatten. Harry fiel auf, dass sie dabei vor allem den Kapitn der Slytherins, Marcus Flint, anschaute, einen Fnftklssler. Harry kam es vor, als ob Flint ein wenig Trollblut in den Adern htte. Aus den Augenwinkeln sah er hoch oben ber der Menge das flatternde Transparent, das Potter vor fr Gryffindor verkndete. Sein Herz machte einen Hpfer. Er fhlte sich mutiger. Besteigt eure Besen, bitte. Harry kletterte auf seinen Nimbus Zweitausend. Madam Hooch hob ihre silberne Pfeife an den Mund und lie einen gellenden Pfiff ertnen. Fnfzehn Besen stiegen in die Lfte empor, hoch und immer hher. Es konnte losgehen. Und Angelina Johnson von Gryffindor bernimmt sofort den Quaffel - was fr eine glnzende Jgerin dieses Mdchen ist, und auerdem auffallend hbsch JORDAN! Verzeihung, Professor. Der Freund der Weasley-Zwillinge, Lee Jordan, machte den Stadionsprecher, unter den strengen Ohren von Professor McGonagall. Und haut dort oben mchtig rein in den Ball, jetzt ein sauberer Pass zu Alicia Spinnet, eine gute Entdeckung von Oliver Wood, letztes Jahr noch auf der Reservebank - wieder zu Johnson und - nein, Slytherin hat jetzt den Quaffel, ihr Kapitn Marcus Flint holt sich ihn und haut damit ab - Flint fliegt dort oben rum wie ein Adler - gleich macht er ein To... - nein, eine glnzende Parade von Gryffindor-Torwart Wood stoppt ihn, und jetzt wieder die Gryffindors in Quaffelbesitz - das ist die Jgerin Katie Bell von Gryffindor dort oben, elegant ist sie unter Flint hindurchgetaucht und schnell jagt sie ber das Feld und - AU - das muss wehgetan haben, ein Klatscher trifft sie im Nacken - der Quaffel jetzt wieder bei den Slytherins - das ist Adrian Pucey, der in Richtung Tore losfegt, doch ein zweiter Klatscher hlt ihn auf - geschickt von Fred oder George Weasley, ich kann die beiden einfach nicht auseinander halten - gutes Spiel vom Treiber der Gryffindors jedenfalls, und Johnson wieder in Quaffelbesitz, hat jetzt freie Bahn, und weg ist sie - sie fliegt ja buchstblich - weicht einem schnellen Klatscher aus - da sind schon die Tore - ja, mach ihn rein, Angelina - Torhter Bletchley taucht ab, verfehlt den Quaffel - und TOR FR GRYFFINDOR! Jubelrufe fr Gryffindor fllten die kalte Luft, von den Slytherins kam Heulen und Sthnen. Bewegt euch da oben, rckt ein Stck weiter. Hagrid! Ron und Hermine drngten sich eng aneinander, um fr Hagrid Platz zu machen. Hab von meiner Htte aus zugeschaut, sagte Hagrid und ttschelte ein groes Fernglas, das um seinen Hals hing. Aber es ist einfach was anderes, dabei zu sein. Noch kein Zeichen vom Schnatz, oder? Null, sagte Ron. Harry hat noch nicht viel zu tun. Hat sich aber auf der sicheren Seite gehalten bisher, das ist schon mal was, sagte Hagrid, setzte das Fernglas an die Augen und sphte himmelwrts auf den Fleck, der Harry war. Hoch ber ihnen glitt Harry ber das Spiel hinweg und hielt Ausschau nach einem Anzeichen vom Schnatz. Das hatten er und Wood miteinander abgesprochen. Halt dich raus, bis du den Schnatz sichtest, hatte Wood gesagt. Besser, wenn du nicht angegriffen wirst, bevor es sein muss. Nach Angelinas Tor hatte Harry ein paar Loopings hingelegt, um seiner Freude Luft zu machen. Nun war er wieder damit beschftigt, nach dem Schnatz Ausschau zu halten. Einmal hatte er etwas Goldenes aufblitzen sehen doch es war nur ein Lichtreflex von der Armbanduhr eines Weasley, und wenn ein Klatscher sich entschied, einer Kanonenkugel gleich auf ihn zuzujagen, wich ihm Harry aus und Fred Weasley kam hinter ihm hergefegt. Alles in Ordnung bei dir?, konnte er noch rufen, bevor er den Klatscher wtend in Richtung Marcus Flint schlug. Slytherin im Quaffelbesitz, sagte Lee Jordan. Jger Pucey duckt sich vor zwei Klatschern, zwei Weasleys und Jger Bell und rast auf die - Moment mal - war das der Schnatz? Ein Gemurmel ging durch die Menge, als Adrian Pucey den Quaffel fallen lie, weil er es nicht lassen konnte, sich umzudrehen und dem goldenen Etwas nachzuschauen, das an seinem linken Ohr vorbeigezischt war. Harry sah es. Mit pltzlicher - Begeisterung strzte er sich hinab, dem goldenen Schweif hinterher.-, Der Sucher der Slytherins, Terence Higgs, hatte ihn ebenfalls gesehen. Kopf an Kopf rasten sie hinter dem Schnatz her - alle Jger schienen vergessen zu haben, was sie zu tun hatten, und hingen mitten in der Luft herum, um ihnen zuzusehen. Harry war schneller als Higgs - er konnte den kleinen Ball sehen, der flgelflatternd vor ihm herjagte - Harry legte noch einmal etwas zu - WUMM Von den Gryffindors unten auf den Rngen kam lautes Zorngeschrei - Marcus Flint hatte Harry absichtlich geblockt, Harrys Besen trudelte jetzt durch die Luft und Harry selbst klammerte sich in Todesgefahr an ihn. Foul!, schrien die Gryffindors. Die wutentbrannte Madam Hooch knpfte sich Flint vor und gab den Gryffindors einen Freiwurf. Doch in all der Aufregung war der Goldene Schnatz natrlich wieder verschwunden. Unten auf den Rngen schrie Dean Thomas: Schick ihn vom Platz, Schiri! Rote Karte! Das ist nicht Fuball, Dean, erinnerte ihn Ron. Du kannst im Quidditch keinen vom Platz stellen - und was ist eigentlich eine rote Karte? Doch Hagrid war auf Deans Seite. Sie sollten die Regeln ndern, wegen Flint wre Harry List runtergefallen. Lee Jordan fiel es schwer, nicht Partei zu ergreifen. So - nach diesem offenen und widerwrtigen Betrug - Jordan!, knurrte Professor McGonagall. Ich meine, nach diesem offenen und emprenden Foul - Jordan, ich warne Sie - Schon gut, schon gut. Flint bringt den Sucher der Gryffindors fast um, das knnte natrlich jedem passieren, da bin ich mir sicher, also ein Freiwurf fr Gryffindor, Spinnet bernimmt ihn, und sie macht ihn rein, keine Frage, und das Spiel geht weiter, Gryffindor immer noch im Quaffelbesitz. Es geschah, als Harry erneut einem Klatscher auswich, der gefhrlich nahe an seinem Kopf vorbeischlingerte. Sein Besen gab pltzlich einen frchterlichen Ruck. Den Bruchteil einer Sekunde lang glaubte er hinunterzustrzen. Er umklammerte den Besen fest mit beiden Hnden und Knien. Ein solches Gefhl hatte er noch nie gehabt. Es passierte wieder. Als ob der Besen versuchte ihn abzuschtteln. Doch ein Nimbus Zweitausend beschloss nicht pltzlich, seinen Reiter abzuschtteln. Harry versuchte sich zu den Toren der Gryffindors umzuwenden; halb dachte er daran, Wood um eine Spielpause zu bitten - und nun war ihm klar, dass der Besen ihm berhaupt nicht mehr gehorchte. Er konnte ihn nicht wenden. Er konnte ihn berhaupt nicht mehr steuern. Im Zickzack fegte er durch die Luft und machte in kurzen Abstnden wtende Schlenker, die ihn fast herunterrissen. Lee kommentierte immer noch das Spiel. Slytherin im Ballbesitz - Flint mit dem Quaffel - vorbei an Spinnet - vorbei an Bell - der Quaffel trifft ihn hart im Gesicht, hat ihm hoffentlich die Nase gebrochen - nur'n Scherz, Professor - Tor fr Slytherin - o nein ... Die Slytherins jubelten. Keiner schien bemerkt zu haben, dass Harrys Besen sich merkwrdig benahm. Er trug ihn langsam hher, ruckend und zuckend, fort vom Spiel. Wei nicht, was Harry da eigentlich treibt, murmelte Hagrid. Er sah gebannt durch sein Fernglas. Wenn ich es nicht besser wsste, wrd ich sagen, er hat seinen Besen nicht mehr im Griff ... aber das kann nicht sein ... Auf einmal deuteten berall auf den Rngen Menschen auf Harry. Sein Besen rollte sich nun im Kreis, unablssig, und Harry konnte sich nur noch mit letzter Kraft halten. Dann sthnte die Menge auf, Harrys Besen hatte einen gewaltigen Ruck gemacht und Harry hatte den Halt verloren. Er hing jetzt in der Luft, mit einer Hand am Besenstiel. Hat er irgendwas abgekriegt, als Flint ihn geblockt hat?, flsterte Seamus. Kann nicht sein, meinte Hagrid mit zitternder Stimme. Nichts kann keinen Besen durch'nander bringen auer schwarze Magie - kein Kind knnt so was mit 'nein Nimbus Zweitausend anstellen. Bei diesen Worten griff sich Hermine Hagrids Fernglas, doch anstatt zu Harry hinaufzusehen lie sie den Blick hastig ber die Menge schweifen. Was machst du da?, sthnte Ron graugesichtig. Ich wusste es, keuchte Hermine, Snape - sieh mal. Ron hob das Fernglas an die Augen. Snape stand in der Mitte der Rnge gegenber. Seine Augen waren fest auf Harry gerichtet und er murmelte unablssig vor sich hin. Da ist was faul - er verhext den Besen, sagte Hermine. Was sollen wir machen? berlass ihn mir. Bevor Ron noch ein Wort sagen konnte, war Hermine verschwunden. Ron richtete das Fernglas wieder auf Harry., dessen Besen ruckte nun so heftig, dass er sich kaum noch daran festklammern konnte. Smtliche Zuschauer waren aufgestanden und sahen entsetzt zu, wie die Weasleys hochflogen und versuchten, ihn auf einen ihrer Besen zu ziehen, doch es ntzte nichts: jedes Mal, wenn sie ihm nahe kamen, stieg der Besen sofort noch hher. Sie lieen sich ein wenig sinken und zogen unterhalb von Harry Kreise, offenbar in der Hoffnung, ihn auffangen zu knnen, falls er herunterfiel. Marcus Flint packte den Quaffel und schoss fnf Tore, ohne dass jemand Notiz davon nahm. Los, Hermine, mach schon, murmelte Ron verzweifelt. Hermine hatte sich zu der Tribne durchgekmpft, auf der Snape stand, und raste nun die Sitzreihe entlang auf ihn zu; sie hielt nicht einmal an, um sich zu entschuldigen, als sie Professor Quirrell kopfber in die Reihe davor stie. Als sie Snape erreicht hatte, zog sie ihren Zauberstab hervor, kauerte sich auf den Boden und flsterte ein paar wohl gewhlte Worte. Aus ihrem Zauberstab zngelten hellblaue Flmmchen zum Saum von Snapes Umhang empor. Snape brauchte vielleicht eine halbe Minute um zu bemerken, dass er brannte. Ein pltzliches Aufheulen sagte ihr, dass sie es geschafft hatte. Sie sog das Feuer von ihm ab in ein kleines Glasgef, das sie in der Tasche hatte, und stolperte dann durch die Reihe zurck - Snape erfuhr nie, was geschehen war. Doch es war gelungen. Hoch oben in den Lften konnte Harry pltzlich wieder auf seinen Besen klettern. Neville, du kannst wieder hinsehen!, rief Ron. Neville hatte die letzten fnf Minuten in Hagrids Jacke geschluchzt. Harry raste gerade bodenwrts, als die Menge ihn pltzlich die Hand vor den Mund schlagen sah, als ob ihm schlecht wre - auf allen Vieren knallte er auf das Spielfeld - hustete - und etwas Goldenes fiel ihm in die Hand. Ich hab den Schnatz!, rief er mit den Armen rudernd, und das Spiel endete in heilloser Verwirrung. Er hat ihn nicht gefangen, er hat ihn fast verschluckt, brllte Flint zwanzig Minuten spter immer noch, doch es half nichts mehr - Harry hatte keine Regel gebrochen und der glckselige Lee Jordan rief immer noch das Ergebnis aus - Gryffindor hatte mit hundertsiebzig zu sechzig Punkten gewonnen. Davon hrte Harry freilich nichts mehr. Hinten am Wald, in der Htte, braute Hagrid ihm und Ron und Hermine einen krftigen Tee. Es war Snape, erklrte Ron, Hermine und ich haben ihn gesehen. Er hat leise vor sich hin gemurmelt und deinen Besen mit Flchen belegt, er hat nicht ein einziges Mal die Augen von dir abgewandt. Unsinn, brummte Hagrid, der kein Wort von dem gehrt hatte, was neben ihm auf den Rngen gesprochen worden war. Warum sollte Snape so etwas tun? Harry, Ron und Hermine sahen sich an, unsicher, was sie ihm erzhlen sollten. Harry entschied sich fr die Wahrheit. Ich hab etwas ber ihn herausgefunden, erklrte er Hagrid. Er hat an Halloween versucht an diesem dreikpfigen Hund vorbeizukommen. Der hat ihn gebissen. Wir glauben, er wollte das stehlen, was der Hund bewacht, was auch immer es ist. Hagrid lie den Teekessel auf den Herd fallen. Woher wisst ihr von Fluffy?, fragte er. Fluffy?, Ja - ist nmlich meiner - hab ihn einem Kerl aus Griechenland abgekauft, den ich letztes Jahr im Pub getroffen hab ich hab ihn Dumbledore geliehen, als Wachhund fr Ja? sagte Harry begierig. Das reicht, fragt mich nicht weiter aus, sagte Hagrid grummelig. Das ist streng geheim, ist das nmlich. Aber Snape hat versucht, es zu stehlen. Unsinn, sagte Hagrid erneut. Snape ist ein Lehrer in Hogwarts, so was wrde der nie tun. Und warum hat er dann gerade versucht, Harry umzubringen?, rief Hermine. Was am Nachmittag geschehen war, hatte ihre Ansichten ber Snape offenbar verndert. Ich erkenne sehr wohl, wenn jemand einen bsen Fluch ausspricht, Hagrid, ich hab alles darber gelesen. Du musst die Augen immer draufhalten, und Snape hat nicht einmal geblinzelt, ich hab's gesehen! Ich sag euch, ihr liegt grottenfalsch, sagte Hagrid erregt. Ich wei nicht, warum Harrys Besen so komisch geflogen ist, aber Snape wrde nie versuchen einen Schler i zubringen! Nun hrt mir mal alle genau zu, ihr mischt in Dinge ein, die euch nichts angehen. Vergesst den Hund und vergesst, was er bewacht, das ist allein die Sache von Professor Dumbledore und Nicolas Flamel - Aha!, sagte Harry. Also hat jemand namens Nicolas Flamel damit zu tun, oder? Hagrid sah aus, als ob er auf sich selbst sauer wre. ~Der Spiegel Nerhegeb Weihnachten stand vor der Tr. Eines Morgens Mitte Dezember wachte Hogwarts auf und sah sich ellendick in Schnee gehllt. Der See fror zu und die Weasley-Zwillinge wurden bestraft, weil sie ein paar Schneeblle verhext hatten, die dann hinter Quirrell herflogen und ihm auf den Turban klatschten. Die wenigen Eulen, die sich durch die Schneestrme schlagen konnten, um die Post zu bringen, mussten von Hagrid gesund gepflegt werden, bevor sie sich auf den Rckflug machen konnten. Sie konnten es alle kaum noch erwarten, dass endlich die Ferien losgingen. Whrend im Gemeinschaftsraum der Gryffindors und in der Groen Halle die Kaminfeuer prasselten, war es in den zugigen Korridoren eisig kalt geworden und ein beiender Wind rttelte an den Fenstern der Klassenzimmer. Am schlimmsten war der Unterricht von Professor Snape unten in den Kerkern, wo ihr Atem sich ber ihren Kpfen zu einem Nebelschleier zusammenzog und sie sich so nah wie mglich an ihre heien Kessel setzten. Es tut mir ja so Leid, sagte Draco Malfoy in einer Zaubertrankstunde, fr all die Leute, die ber Weihnachten in Hogwarts bleiben mssen, weil sie daheim nicht erwnscht sind. Dabei sah er hinber zu Harry. Crabbe und Goyle kicherten. Harry, der gerade zerriebene Lwenfischgrten abwog, berhrte ihn. Seit dem Quidditch-Spiel war Malfoy noch gehssiger als frher. Emprt ber die Niederlage der Slytherins, hatte er versucht, allgemeine Heiterkeit zu mit dem Vorschlag, das nchste Mal solle anstelle von Harry ein Breitmaulfrosch den Sucher spielen. Dann musste er feststellen, dass keiner das witzig fand. Alle waren davon beeindruckt, wie Harry es geschafft hatte, sich auf seinem bockenden Besen zu halten. Und so hatte sich der eiferschtige und zornige Malfoy wieder darauf verlegt, Harry damit zu verhhnen, dass er keine richtige Familie hatte. Es stimmte, dass Harry ber Weihnachten nicht in den Ligusterweg zurckkehren wrde. Letzte Woche war Professor McGonagall vorbeigekommen und hatte die Schler in eine Liste eingetragen, die in den Weihnachtsferien dableiben wrden, und Harry hatte sich sofort gemeldet. Es tat ihm gar nicht Leid um sich; das wrde wahrscheinlich das schnste Weihnachten seines Lebens werden. Auch Ron und seine Brder blieben da, weil Mr. und Mrs. Weasley nach Rumnien fuhren, um Charlie zu besuchen. Als sie am Ende des Zaubertrankunterrichts die Kerker verlieen, war der Korridor durch eine groe Tanne versperrt. Zwei gewaltige Schuhe, die am unteren Ende herausragten, und ein lautes Schnaufen sagten ihnen, dass Hagrid hinter ihr steckte. Hey, Hagrid, brauchst du Hilfe?, fragte Ron und steckte den Kopf durch die Zweige. N, komm schon zurecht, Ron. Wrden Sie bitte aus dem Weg gehen?, tnte Malfoy mit kalter, gedehnter Stimme hinter ihnen. Willst dir wohl ein wenig Taschengeld dazuverdienen, Weasley? Hoffst wohl, selber Wildhter zu werden, wenn du mit Hogwarts fertig bist - diese Htte von Hagrid muss dir wie Palast vorkommen im Vergleich zu dem, was du von deiner Familie gewhnt bist. Ron strzte sich auf Malfoy und in diesem Moment kam Snape die Treppe hoch. WEASLEY! Ron lie Malfoys Umhang los. Er ist herausgefordert worden, Professor Snape, sagte Hagrid und steckte sein groes, haariges Gesicht hinter dem Baum hervor. Malfoy hat seine Familie beleidigt. Das mag sein, aber eine Schlgerei ist gegen die Hausregeln, Hagrid, sagte Snape mit liger Stimme. Fnf Punkte Abzug fr Gryffindor, Weasley, und sei dankbar, dass es nicht mehr ist. Marsch jetzt, aber alle. Malfoy, Crabbe und Goyle schlugen sich mit den Armen rudernd an dem Baum vorbei, verstreuten Nadeln auf dem Boden und grinsten dabei blde. Den krieg ich noch, sagte Ron zhneknirschend hinter Malfoys Rcken, eines Tages krieg ich ihn. Ich hasse sie beide, sagte Harry, Malfoy und Snape. Nu ist aber gut, Kopf hoch, es ist bald Weihnachten, sagte Hagrid. Ich mach euch 'neu Vorschlag, kommt mit in die Groe Halle, sieht umwerfend aus. Also folgten die drei Hagrid und seinem Baum in die Groe Halle, die Professor McGonagall und Professor Flitwick festlich ausschmckten. Ah, Hagrid, der letzte Baum - stellen Sie ihn doch bitte in die Ecke dort hinten. Die Halle sah phantastisch aus. An den Wnden entlang hingen Girlanden aus Stechpalmen- und Mistelzweigen und nicht weniger als zwlf turmhohe Weihnachtsbume waren im Raum verteilt. Von den einen funkelten winzige Eiszapfen herber, auf den anderen flackerten hunderte von Kerzen. Wie viel Tage habt ihr noch bis zu den Ferien?, fragte Hagrid. Nur einen, sagte Hermine. Und da fllt mir ein - Harry, Ron, wir haben noch eine halbe Stunde bis zum Mittagessen, wir sollten in die Bibliothek gehen. Ja, klar, du hast Recht, sagte Ron und wandte seine Augen von Professor Flitwick ab, der goldene Kugeln aus seinem Zauberstab blubbern lie und sie ber die Zweige des neuen Baums verteilte. In die Bibliothek?, sagte Hagrid und folgte ihnen aus der Halle. Kurz vor den Ferien? Sehr strebsam heute, was? Aach, wir arbeiten gar nicht, erklrte ihm Harry strahlend. Seit du Nicolas Flamel erwhnt hast, versuchen wir nmlich herauszufinden, wer er ist. Ihr wollt was?, Hagrid sah sie entsetzt an. Hrt mal gut zu, ich hab's euch gesagt, lasst es bleiben. Was der Hund bewacht, geht euch nichts an. Wir wollen nur wissen, wer Nicolas Flamel ist, das ist alles, sagte Hermine. Auer du mchtest es uns sagen und uns damit Arbeit ersparen?, fgte Harry hinzu. Wir mssen schon hunderte von Bchern gewlzt haben und wir knnen ihn nirgends finden - gib uns einfach mal 'nen Tipp - ich wei, dass ich seinen Namen schon mal irgendwo gelesen hab. Ich sag nichts, sagte Hagrid matt. Dann mssen wir es selbst rausfinden, sagte Ron. Sie lieen den missmutig dreinblickenden Hagrid stehen und hasteten in die Bibliothek. Tatschlich hatten sie den Namen, seit er Hagrid herausgerutscht war, in allen mglichen Bchern gesucht, denn wie sonst sollten sie herausfinden, was Snape zu stehlen versuchte? Sie wussten eigentlich gar nicht, wo sie anfangen sollten, denn sie hatten keine Ahnung, womit sich Nicolas Flamel die Aufnahme in ein Buch verdient hatte. Er stand nicht in den Groen Zauberern des zwanzigsten Jahrhunderts oder im Handbuch zeitgenssischer Magier, in den Bedeutenden Entdeckungen der modernen Zauberei fehlte er ebenso wie in den jngeren Entwicklungen in der Zauberei. Hinzu kam natrlich noch die schiere Gre der Bibliothek; zehntausende von Bchern; tausende von Regalen; hunderte von schmalen Regalreihen. Hermine zog eine Liste von Fachgebieten und Buchtiteln hervor, in denen sie suchen wollte, whrend Ron die Regale entlangschlenderte und nach Lust und Laune mal hier, mal da ein Buch hervorzog. Harry ging hinber in die Abteilung fr verbotene Bcher. Schon seit einiger Zeit fragte er sich, ob Flamel nicht vielleicht hier zu finden wre. Leider brauchte man die schriftliche Erlaubnis eines Lehrers, um eines der Bcher in dieser Abteilung einsehen zu drfen, und die wrde er nie kriegen. Die Bcher hier behandelten die mchtige schwarze Magie, die in Hogwarts niemals gelehrt wurde, und sie durften nur von den lteren Schlern gelesen werden, die Verteidigung gegen die dunklen Knste studierten. Suchst du etwas Bestimmtes, mein junge? Nein, sagte Harry. Die Bibliothekarin, Madam Pince, fuchtelte mit einem Staubwedel nach ihm. Dann verziehst du dich besser wieder. Husch, fort mit dir! Harry bereute, dass er sich nicht schnell eine Geschichte hatte einfallen lassen, und verlie die Bibliothek. Er hatte mit Ron und Hermine nmlich schon vereinbart, dass sie lieber nicht Madam Pince fragen wollten, wo sie Flamel finden knnten. Sie wrde es ihnen gewiss sagen knnen, doch sie konnten es nicht riskieren, dass Snape Wind davon bekam, wonach sie suchten. Harry wartete drauen vor der Tr, um zu hren, ob die andern beiden etwas herausgefunden hatten, doch viel Hoffnung machte er sich nicht. Immerhin suchten sie schon seit zwei Wochen, doch da sie zwischen den Unterrichtsstunden nur gelegentlich einmal Zeit hatten, war c s kein Wunder, dass sie noch nichts gefunden hatten. Was sie wirklich brauchten, war viel Zeit zum Suchen, ohne dass ihnen Madam Pince stndig ber die Schultern sah. Fnf Minuten spter kamen Ron und Hermine heraus und schttelten die Kpfe. Sie gingen zum Abendessen. Ihr sucht doch weiter, whrend ich weg bin, oder?, sagte Hermine. Und schickt mir eine Eule, wenn ihr irgendwas herausfindet. Und du knntest deine Eltern fragen, ob sie wissen, wer Flamel ist, sagte Ron. Da kann nichts passieren. berhaupt nichts, denn sie sind beide Zahnrzte, sagte Hermine. Als die Ferien einmal begonnen hatten, ging es Ron und Harry einfach zu gut, um lange ber Flamel nachzudenken. Sie hatten den ganzen Schlafsaal fr sich, auch im Aufenthaltsraum. war viel mehr Platz als sonst, und sie konnten die guten Sessel am Kamin belegen. Da saen sie stundenlang und verspeisten alles, was sie auf eine Rstgabel spieen konnten: Brot, Pfannkuchen, Marshmallows, und schmiedeten Plne, wie sie es anstellen knnten, dass Malfoy von der Schule flog. Das auszuhecken machte Spa, auch wenn es nicht klappen wrde. Ron brachte Harry auch Zauberschach bei. Das ging genauso wie Muggelschach, auer dass die Figuren lebten, und so war es fast das Gleiche wie Truppen in eine Schlacht zu fhren. Wie alles andere, das Ron besa, hatte es einst - jemandem aus seiner Familie gehrt - in diesem Fall seinem Grovater. Allerdings waren die alten Schachmenschen berhaupt kein Nachteil. Ron kannte sie so gut, dass er sie immer mhelos dazu bringen konnte, genau das zu tun, was er wollte. Harry spielte mit Schachmenschen, die ihm Seamus Finnigan geliehen hatte, und die trauten ihm berhaupt nicht. Er war noch kein guter Spieler und sie riefen ihm stndig Ratschlge zu, allerdings widersprchliche, was ihn heftig verwirrte: Schick mich ja nicht dorthin, siehst du denn nicht seinen Springer? Schick doch den da, auf den knnen wir verzichten. Heiligabend ging Harry voller Vorfreude auf das Essen und den Spa am Weihnachtstag zu Bett; Geschenke erwartete er berhaupt keine. Als er frh am nchsten Morgen erwachte, sah er als Erstes einen Stapel Pckchen am Fuende seines Bettes. Frhliche Weihnachten, sagte Ron schlfrig, als Harry aus dem Bett stieg und seinen Morgenmantel anzog. Dir auch, sagte Harry. Schau dir das mal an! Ich hab Geschenke bekommen! Was hast du erwartet, Runkelrben?, sagte Ron und machte sich an seinen eigenen Stapel, der um einiges grer war als der Harrys. Harry nahm das oberste Pckchen in die Hand. Es war mit dickem braunem Papier umwickelt und quer darber war Fr Harry von Hagrid gekrakelt. Drinnen war eine grob geschnitzte hlzerne Flte. Offenbar hatte Hagrid sie selber zugeschnitten. Harry blies hinein - sie klang ein wenig wie eine Eule. Ein zweites, winziges Pckchen enthielt einen Zettel. Wir haben deine Nachricht erhalten und fgen dein Weihnachtsgeschenk bei. Von Onkel Vernon und Tante Petunia. Mit Klebeband war ein Fnfzig-Pence-Stck auf den Zettel geklebt. Das ist nett, sagte Harry. Ron war von den fnfzig Pence fasziniert. Komisch!, sagte er. Diese Form! Ist das Geld? Du kannst es behalten, sagte Harry und lachte, als er sah, wie Ron sich freute. Hagrid und Tante und Onkel - und von wem ist das hier? Ich glaub, ich wei, von wem das ist, sagte Ron, deutete auf ein recht klumpiges Paket und lief ein wenig rosa an. Von meiner Mum. Ich hab ihr gesagt, dass du keine Geschenke erwartest und - o nein, sthnte er, sie hat dir einen Weasley-Pulli gestrickt! Harry hatte das Paket aufgerissen und einen dicken, handgestrickten Pullover in Smaragdgrn gefunden und eine groe Schachtel selbst gebackener Pltzchen. Sie strickt uns jedes Jahr einen Pulli, sagte Ron, whrend er seinen eigenen auspackte, und meiner ist immer kastanienbraun. Das ist wirklich nett von ihr, sagte Harry und probierte von den Pltzchen, die kstlich schmeckten. Auch sein nchstes Pckchen enthielt Sigkeiten - es war eine groe Schachtel Schokofrsche von Hermine. Ein Pckchen war jetzt noch brig. Harry hob es auf und betastete es. Es war sehr leicht. Er wickelte es aus. Etwas Flieendes und Silbergraues glitt auf den Boden, wo es in schimmernden Falten dalag. Ron machte groe Augen. Ich hab davon gehrt, sagte er mit gedmpfter Stimme und lie die Schachtel mit Bohnen jeder Geschmacksrichtung fallen, die er von Hermine bekommen hatte. Wenn das das ist, was ich glaube - sie sind wirklich selten und wirklich wertvoll. Was ist es? Harry hob das silbern leuchtende Stck Stoff vom Boden hoch. Es fhlte sich seltsam an, wie Wasser, das in Seide eingewebt war. Es ist ein Umhang, der unsichtbar macht, sagte Ron mit ehrfrchtigem Gesicht. Ganz bestimmt - probier ihn mal an. Harry warf sich den Umhang ber die Schultern und Ron stie einen Schrei aus. Es stimmt! Schau! Harry sah hinunter auf seine Fe, doch die waren verschwunden. Er strzte hinber zum Spiegel. Gewiss, sein Spiegelbild sah ihn an, freilich nur sein Kopf, der Krper war vllig unsichtbar. Er zog den Umhang ber den Kopf und sein Spiegelbild verschwand vollends. Da liegt ein Zettel!, sagte Ron pltzlich. Ein Zettel ist rausgefallen! Harry streifte den Umhang ab und hob den Zettel auf In enger, verschlungener Handschrift, die er noch nie gesehen hatte, standen da die folgenden Worte: Dein Vater hat mir dies vor seinem Tode zur Aufbewahrung berreicht. Nun ist die Zeit gekommen, ihn dir zugeben. Gebrauche ihn klug. Frhliche Weihnachten wnsche ich dir Unterschrieben hatte niemand. Harry starrte auf den Zettel. Ron bewunderte den Umhang. Ich wrde alles geben fr einen davon, sagte er. Alles. Was ist los mit dir? Nichts, sagte Harry. Ihm war seltsam zumute. Wer hatte ihm den Umhang geschickt? Hatte er wirklich einst seinem Vater gehrt? Bevor er noch etwas denken oder sagen konnte, flog die Tr zum Schlafsaal auf und Fred und George Weasley strmten herein. Harry steckte den Umhang schnell weg. Ur hatte keine Lust, ihn berall herumzureichen. Frohe Weihnachten! Hey, sieh mal - Harry hat auch 'nen Weasley-Pulli! Fred und George trugen blaue Pullover, der eine mit einem groen gelben F darauf gestickt, der andere mit einem G. Der von Harry ist aber besser als unserer, sagte Fred und hielt Harrys Pullover hoch. Sieht so aus, als ob sie sich nicht anstrengt, wenn du nicht zur Familie gehrst. Warum trgst du deinen Pulli nicht, Ron?, fragte George. Komm, zieh ihn an, sie sind herrlich warm. Ich mag Kastanienbraun nicht, meinte Ron halbherzig und zog sich den Pulli ber. Du hast keinen Buchstaben auf deinem, stellte George fest. Sie denkt wohl, du vergisst deinen Namen nicht. Aber wir sind nicht dumm - wir wissen, dass wir Gred und Forge heien. Was macht ihr da eigentlich fr einen Lrm? Percy Weasley steckte mit missbilligendem Blick den Kopf durch die Tr. Offensichtlich war er schon halb mit dem Geschenkeauspacken fertig, denn auch er trug einen zusammengeknuelten Pullover auf dem Arm, den ihm Fred entriss. V fr Vertrauensschler! Zieh ihn an, Percy, los komm schon, sogar Harry hat einen gekriegt. Ich - will - nicht -, sagte Percy halb erstickt, whrend die Zwillinge ihm den Pullover ber den Kopf zwngten und dabei seine Brille verbogen. Und du hockst dich heute nicht zu den Vertrauensschlern, sagte George. Weihnachten verbringt man mit der Familie. Sie hatten Percys Arme nicht durch die rmel des Pullovers gesteckt, und so gefesselt nahmen sie ihn nun auf die Schultern und marschierten mit ihm hinaus. Harry hatte noch nie in seinem Leben ein solches Weihnachtsmahl verspeist. Hundert fette gebratene Truthhne, Berge von Brat- und Pellkartoffeln, Platten voll niedlicher Cocktailwrstchen, Schsseln voll Buttererbsen, Silberterrinen voll dicken, sahnigen Bratensafts und Preiselbeersauce - und, ber den Tisch verteilt, stapelweise Zauber-Knallbonbons. Diese phantastischen Knallbonbons waren nichts gegen die schwchlichen der Muggel, wie sie die Dursleys kauften, mit dem kleinen Plastikspielkram und den knittrigen Papierhtchen. Harry zog mit Fred an einem Zauber-Knallbonbon, und es knallte nicht nur, sondern ging los wie eine Kanone und hllte sie in eine Wolke blauen Rauchs, whrend aus dem Innern der Hut eines Admirals und mehrere lebende weie Muse herausschossen. Drben am Hohen Tisch hatte Dumbledore seinen spitzen Zaubererhut gegen eine geblmte Pudelmtze getauscht und kicherte frhlich ber einen Witz, den ihm Professor Flitwick soeben vorgelesen hatte. Dem Truthahn folgte farbenprchtiger Plumpudding. Percy brach sich fast die Zhne an einem Silbersickel aus, der in seiner Portion versteckt war. Harry beobachtete, wie Hagrid nach mehr Wein verlangte und sein Gesicht immer rter wurde, bis er schlielich Professor McGonagall auf die Wange ksste, die, wie Harry verdutzt feststellte, unter ihrem leicht verrutschten Spitzhut errtete und anfing zu kichern. Als Harry schlielich vom Tisch aufstand, war er beladen mit einer Unmenge Sachen aus den Knallbonbons, darunter ein Dutzend Leuchtballons, die nie platzten, ein Zchte eine eigenen Warzen-Biokasten und ein neues Zauberschachspiel. Die weien Muse waren verschwunden und Harry hatte das unangenehme Gefhl, dass sie als Mrs. Norris' Weihnachtsschmaus enden wrden. Harry und die Weasleys verbrachten einen glcklichen Nachmittag mit einer wilden Schneeballschlacht drauen auf dem Schulgelnde. Mit glhenden Wangen, verschwitzt und schwer atmend, kehrten sie ans Kaminfeuer in ihrem Gemeinschaftsraum zurck, wo Harry sein neues Schachspiel mit einer haarstrubenden Niederlage gegen Ron einweihte. Er htte vielleicht nicht so klglich verloren, vermutete er, wenn Percy nicht so angestrengt versucht htte, ihm zu helfen. Nach dem Tee - es gab Brote mit kaltem Braten, Pfannkuchen, Biskuits und Weihnachtskuchen - fhlten sich alle zu voll gestopft und mde, um noch viel vor dem Schlafengehen anzufangen. Sie sahen nur noch Percy zu, wie er Fred und George durch den ganzen Gryffindor-Turm nachjagte, weil sie sein Vertrauensschler-Abzeichen geklaut hatten. Es war Harrys schnstes Weihnachten gewesen. Doch den ganzen Tag ber war ihm etwas im Hinterkopf herumgeschwirrt. Erst als er im Bett lag, hatte er die Ruhe, darber nachzudenken: Es war der Umhang, der unsichtbar machte, und die Frage, wer ihn wohl geschickt hatte. Ron, voll gestopft mit Braten und Kuchen und mit nichts weiter Geheimnisvollem beschftigt, schlief ein, sobald er die Vorhnge seines Himmelbetts zugezogen hatte. Harry drehte sich auf die Seite und zog den Umhang unter dem Bett hervor. Das war von seinem Vater ... der Umhang seines Vaters. Er lie den Stoff durch die Hnde gleiten, flieender als Seide, leichter als Luft. Gebrauche ihn klug, hatte es auf dem Zettel geheien. Er musste es versuchen - jetzt. Er schlpfte aus dem Bett und hllte sich in den Umhang. Wo eben noch seine Fe waren, sah er jetzt nur noch das Mondlicht und Schatten. Ihm war merkwrdig zumute. Gebrauche ihn klug. Pltzlich war Harry hellwach. In diesem Umhang stand ihm ganz Hogwarts offen. Begeisterung durchstrmte ihn. Er konnte berallhin, berall, und Filch wrde es nie herausfinden. Ron grunzte im Schlaf Sollte Harry ihn wecken? Etwas hielt ihn zurck - der Umhang seines Vaters -, er sprte, dass er diesmal, dieses erste Mal, allein mit ihm sein wollte. Er stahl sich aus dem Schlafsaal, die Treppe hinunter, durch den Aufenthaltsraum und kletterte durch das Loch hinter dem Portrt. Wer da?, quakte die fette Dame. Harry sagte nichts. Rasch ging er den Korridor entlang. Wo sollte er hin? Mit rasend pochendem Herzen hielt er inne und dachte nach. Und dann fiel es ihm ein. Die verbotene Abteilung in der Bibliothek. Dort konnte er lesen, solange er wollte, solange er musste, um herauszufinden, wer Flamel war. Den Tarnumhang eng um sich schlingend ging er weiter. In der Bibliothek herrschte rabenschwarze Nacht. Harry war gruslig zumute. Er zndete eine Laterne an, um sich den Weg durch die Buchregale zu leuchten. Die Laterne schien in der Luft zu schweben, und obwohl Harry sprte, dass er sie in der Hand trug, lie ihm der Anblick Schauer ber den Rcken laufen. Die verbotene Abteilung lag ganz hinten in der Bibliothek. Er stieg umsichtig ber die Kordel, die diesen Bereich von den andern trennte, und hielt seine Laterne hoch, um die Titel auf den Buchrcken zu lesen. Sie sagten ihm nicht viel. Die abbltternden und verblassenden Goldlettern bildeten Wrter in Sprachen, die Harry nicht verstand. Manche Bcher hatten gar keinen Titel. Auf einem Buch war ein dunkler Fleck, der Blut schrecklich hnlich sah. Harry strubten sich die Nackenhaare. Vielleicht bildete er es sich nur ein, vielleicht auch nicht, aber er glaubte, von den Bchern her ein leises Flstern zu vernehmen, als ob sie wssten, dass jemand hier war, der nicht hier sein durfte. Irgendwo musste er anfangen. Er stellte die Laterne vorsichtig auf den Boden und suchte entlang der untersten Regalreihe nach einem viel versprechend aussehenden Buch. Ein groer schwarz-silberner Band fiel ihm ins Auge. Er zog das Buch mhsam heraus, denn es war sehr schwer, setzte es mit dem Rcken auf seine Knie und klappte es auf Ein durchdringender Schrei, der ihm das Blut in den Adern gefrieren lie, durchbrach die Stille - das Buch schrie! Harry schlug es zu, doch es schrie immer weiter, ununterbrochen, in einem hohen und trommelfellzerreienden Ton. Er stolperte rckwrts und stie seine Laterne uni, die sofort ausging. In panischer Angst hrte er Schritte den Gang drauen entlangkommen - er stopfte das schreiende Buch wieder ins Regal und rannte davon. Just an der Tr traf er auf Filch. Filchs blasse, wirre Augen sahen durch ihn hindurch und Harry wich vor Filchs ausgestrecktem Arm zur Seite und rannte weiter, den Korridor hinunter, die Schreie des Buches immer noch in den Ohren klingend. Vor einer groen Rstung erstarrte er. Er war so berstrzt aus der Bibliothek geflohen, dass er nicht darauf geachtet hatte, wo er hinlief Um ihn her war es vollkommen dunkel, und vielleicht wusste er deshalb nicht, wo er sich befand. Eine Rstung stand in der Nhe der Kchen, das wusste er, doch er musste fnf Stockwerke darber sein. Sie haben mich gebeten, sofort zu ihnen zu kommen, Herr Professor, wenn jemand nachts umherstreift, und jemand war in der Bibliothek - in der verbotenen Abteilung. Harry sprte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht strmte. Wo immer er auch war, Filch musste eine Abkrzung kennen, denn seine weiche, lige Stimme kam nher, und zu seinem Entsetzen war es Snape, der antwortete: Die verbotene Abteilung? Nun, dann knnen sie nicht weit sein, die kriegen wir schon. Als Filch und Snape vor ihm um die Ecke bogen, gefror Harry zu einem Eiszapfen. Natrlich konnten sie ihn nicht sehen, doch der Korridor war eng, und wenn sie nher kmen, wrden sie auf ihn prallen - trotz des Umhangs war er ja immer noch aus Fleisch und Blut. So leise er nur konnte, wich er zurck. Zu seiner Linken stand eine Tr einen Spaltbreit offen. Das war seine einzige Hoffnung. Den Atem anhaltend, um sie ja nicht zu bewegen, zwngte er sich hindurch, und als er es geschafft hatte, in das Zimmer zu gelangen, ohne dass Snape und Filch etwas bemerkten, wurde ihm leichter zumute. Sie gingen einfach vorbei und Harry lehnte sich tief atmend gegen die Wand und lauschte ihren leiser werdenden Schritten nach. Das war knapp gewesen, sehr knapp. Es dauerte einige Augenblicke, bis er das Zimmer, in dem er sich versteckt hatte, besser wahrnahm. Es sah aus wie ein nicht mehr benutztes Klassenzimmer. An der Wand entlang waren Tische und Sthle aufgestapelt und im Dunkeln konnte er auch einen umgedrehten Papierkorb erkennen. Doch an der Wand gegenber lehnte etwas, das nicht den Eindruck machte, als ob es hierher gehrte, etwas, das aussah, als ob jemand es einfach hier ab"('Stellt htte, um es aus dem Weg zu schaffen. Es war, auf zwei Klauenfen stehend, ein gewaltiger Spiegel, der bis zur Decke reichte und mit einem reich verzierten Goldrahmen versehen war. Oben auf dem Rahmen war eine Inschrift eingeprgt: NERHEGEB Z REH NIE DREBAZ TILT NANIEDTH CIN. Nun, da von Filch und Snape nichts mehr zu hren war, schwand Harrys Panik und er nherte sich dem Spiegel, um sich darin zu sehen und doch nichts zu sehen. Er musste die Hand vor den Mund schlagen, um nicht zu schreien. Er wirbelte herum. Sein Herz hmmerte noch rasender als vorhin bei dem schreienden Buch, denn er hatte nicht nur sich selbst im Spiegel gesehen, sondern eine ganze Ansammlung voll Menschen, die direkt hinter ihm standen. Doch das Zimmer war leer. Rasch atmend drehte er sich langsam wieder um und sah in den Spiegel. Da war es, sein Spiegelbild, wei und mit furchtverzerrtem Gesicht, und dort, hinter ihm, spiegelten sich noch gut zehn andere. Harry blickte ber die Schulter, doch immer noch war da niemand. Oder waren die vielleicht auch unsichtbar? War er tatschlich in einem Zimmer voll unsichtbarer Menschen und war es die Eigenart dieses Spiegels, dass er sie spiegelte, unsichtbar oder nicht? Erneut blickte er in den Spiegel. Eine Frau, die unmittelbar hinter ihm stand, lchelte ihn an und winkte. Er die Hand aus, doch er fasste ins Leere. Wenn sie wirklich da wre, dann wrde er sie berhren, im Spiegel standen sie so nahe beieinander. Doch er sprte nur Luft - sie und die anderen existierten nur im Spiegel. Es war eine sehr schne Frau. Sie hatte dunkelrotes Haar und ihre Augen - ihre Augen sind genau wie die meinen, dachte Harry und rckte ein wenig nher an das Glas heran. Hellgrn - genau dieselbe Form, doch dann sah er, dass sie weinte; zwar lchelte, aber zugleich weinte. Der groe, schlanke, schwarzhaarige Mann hinter ihr legte den Arm um sie. Er trug eine Brille und sein Haar war ziemlich durcheinander. Hinterm Kopf stand es ab, genau wie bei Harry. Harry war nun so nahe am Spiegel, dass seine Nase jetzt fast ihr Spiegelbild berhrte. Mum?, flsterte er. Dad? Sie sahen ihn nur an und lchelten. Und langsam sah Harry in die Gesichter der anderen Menschen im Spiegel und sah noch mehr grne Augenpaare wie das seine, andere Nasen wie die seine, selbst einen kleinen alten Mann, der aussah, als ob er Harrys knubblige Knie htte - Harry sah zum ersten Mal im Leben seine Familie. Die Potters lchelten und winkten Harry zu und er starrte zurck, die Hnde flach gegen das Glas gepresst, als hoffte er, einfach zu ihnen hindurchfallen zu knnen. Er sprte ein mchtiges Stechen in seinem Krper, halb Freude, halb furchtbare Traurigkeit. Wie lange er schon so dastand, wusste er nicht. Die Spiegelbilder verblassten nicht und er wandte den Blick nicht eine Sekunde ab, bis ein fernes Gerusch ihn wieder zur Besinnung brachte. Er konnte nicht hier bleiben, er musste sich zurck ins Bett stehlen. Ich komme wieder, flsterte er, wandte den Blick vom Gesicht seiner Mutter ab und lief aus dem Zimmer. Du httest mich wecken knnen, sagte Ron mit saurer Miene. Komm doch heute Nacht mit, ich will dir den Spiegel zeigen. Ich wrde gern deine Mum und deinen Dad sehen, sagte Ron begeistert. Und ich will deine Familie sehen, alle Weasleys, du kannst mir deine anderen Brder zeigen und berhaupt alle. Die kannst du jederzeit sehen, sagte Ron. Komm mich einfach diesen Sommer besuchen. Auerdem zeigt er vielleicht nur die Toten. Schade jedenfalls, dass du nichts ber Flamel herausgefunden hast. Nimm doch von dem Schinken, warum isst du eigentlich nichts? Harry konnte nichts essen. Er hatte seine Eltern gesehen und wrde sie heute Nacht wieder sehen. Flamel hatte er fast vergessen. Das schien ihm nicht mehr besonders wichtig. Wen kmmerte es, was, der dreikpfige Hund bewachte? War es im Grunde nicht gleichgltig, wenn Snape es stahl? Geht's dir gut?, fragte Ron. Du guckst so komisch. Wovor Harry wirklich am meisten Angst hatte, war, den Raum mit dem Spiegel nicht mehr zu finden. Weil Ron in dieser Nacht auch noch unter dem Umhang steckte, mussten sie langsamer gehen. Sie versuchten Harrys Weg von der Bibliothek aus wieder zu finden und zogen fast eine Stunde lang durch die dunklen Korridore. Mir ist kalt, sagte Ron. Vergessen wir's und gehen wieder ins Bett. Nein!, zischte Harry. Ich wei, dass er irgendwo hier ist. Sie kamen am Geist einer groen Hexe vorbei, die in die andere Richtung unterwegs war, doch sonst sahen sie niemanden. Gerade als Ron anfing zu klagen, ihm sei eiskalt an den Fen, entdeckte Harry die Rstung. Es ist hier, genau hier, ja! Sie stieen die Tr auf Harry lie den Umhang von den Schultern gleiten und rannte zum Spiegel. Da waren sie. Mutter und Vater strahlten ihn an. Siehst du?, flsterte Harry. Ich seh gar nichts. Sieh doch mal! Schau sie dir an ... da sind so viele ... Ich seh nur dich. Du musst richtig hinsehen, komm her, stell dich neben mich. Harry trat einen Schritt zur Seite, doch zusammen mit Ron vor dem Spiegel konnte er seine Familie nicht mehr sehen, nur noch Ron in seinem Schlafanzug. Ron jedoch blickte wie gebannt auf sein Spiegelbild. Schau doch mal!, sagte er. Kannst du deine ganze Familie um dich herum sehen? Nein, ich bin allein, aber ich sehe anders aus, lter, und ich bin Schulsprecher Was? Ich bin ... ich trage ein Abzeichen wie frher Bill, und ich halte den Hauspokal und den Quidditch-Pokal in den Hnden, und ich bin auch noch Mannschaftskapitn! Ron konnte kaum den Blick von dieser phantastischen Aussicht lassen. Glaubst du, dass dieser Spiegel die Zukunft zeigt? Wie sollte er? Meine ganze Familie ist tot, lass mich noch mal sehen - Du hast ihn gestern Nacht fr dich alleine gehabt, lass mir ein wenig mehr Zeit. Du hltst doch blo den Quidditch-Pokal, was soll daran interessant sein? Ich will meine Eltern sehen. Hr auf, mich zu schubsen! Ein pltzliches Gerusch drauen im Gang setzte ihrer Streiterei ein Ende. Sie hatten nicht bemerkt, wie laut sie sprachen. Schnell! Ron warf den Umhang ber sie beide und in diesem Augenblick huschten die leuchtenden Augen von Mrs. Norris durch die Tr. Ron und Harry standen mucksmuschenstill und beide stellten sich dieselbe Frage - wirkte der Umhang auch bei Katzen? Es schien eine Ewigkeit zu dauern, doch dann wandte sie sich um und verschwand. Wir sind hier nicht mehr sicher, vielleicht ist sie zu Filch gelaufen, ich wette, sie hat uns gehrt. Los, komm. Und Ron zog Harry hinaus. Am nchsten Morgen war der Schnee noch nicht geschmolzen Hast du Lust auf Schach, Harry?, fragte Ron. Nein. Wie wr's, wenn wir runtergehen und Hagrid besuchen Nein ... du kannst ja gehen ... Ich wei, was dir im Kopf rumgeht, Harry, dieser Spiegel. Bleib heute Nacht lieber hier. Warum? Ich wei nicht, ich hab nur ein schlechtes Gefhl dabei - und auerdem bist du jetzt schon zu oft nur um Haaresbreite entkommen. Filch, Snape und Mrs. Norris streifen im Schloss umher. Sie knnen dich zwar nicht sehen, aber was ist, wenn sie einfach in dich reinlaufen? Was, wenn du etwas umstt? Du hrst dich an wie Hermine. Mir ist es ernst, Harry, geh nicht. Doch Harry hatte nur einen Gedanken im Kopf, nmlich zum Spiegel zurckzukehren. Und Ron wrde ihn nicht aufhalten. In dieser dritten Nacht fand er den Weg schneller als zuvor. Er rannte und wusste, dass er unvorsichtig laut war, doch er begegnete niemandem. Und da waren seine Mutter und sein Vater wieder. Sie lchelten ihn an und einer seiner Grovter nickte glcklich mit dem Kopf, Harry sank vor dem Spiegel auf den Boden. Nichts wrde ihn davon abhalten, die ganze Nacht ber bei seiner Familie zu bleiben - nichts in der Welt. Auer - Nun, wieder da, Harry? Harry kam sich vor, als ob sein Inneres zu Eis erstarrt wre. Er wandte sich um. Auf einem der Tische an der Wand sa niemand anderer als Albus Dumbledore. Harry musste einfach an ihm vorbeigelaufen sein, so begierig, zum Spiegel zu gelangen, dass er ihn nicht bemerkt hatte. Ich - ich hab Sie nicht gesehen, Sir Merkwrdig, wie kurzsichtig man werden kann, wenn man unsichtbar ist, sagte Dumbledore, und Harry war erleichtert, als er ihn lcheln sah. Nun, sagte Dumbledore und glitt vom Tisch herunter, um sich neben Harry auf den Boden zu setzen, wie hunderte Menschen vor dir hast du die Freuden des Spiegels Nerhegeb entdeckt. Ich wusste nicht, dass er so heit, Sir. Aber ich denke, du hast inzwischen erkannt, was er tut? Er - naja - er zeigt mir meine Familie - Und er hat deinen Freund Ron als Schulsprecher gezeigt. Woher wissen Sie -? Ich brauche keinen Umhang, um unsichtbar zu werden, sagte Dumbledore sanft. Nun, kannst du dir denken, was der Spiegel Nerhegeb uns allen zeigt? Harry schttelte den Kopf. Dann lass es mich erklren. Der glcklichste Mensch auf der Erde knnte den Spiegel Nerhegeb wie einen ganz normalen Spiegel verwenden, das heit, er wrde in den Spiegel schauen und sich genau so sehen, wie er ist. Hilft dir das weiter? Harry dachte nach. Dann sagte er langsam: Er zeigt uns, was wir wollen ... was immer wir wollen ... Ja und nein, sagte Dumbledore leise. Er zeigt uns nicht mehr und nicht weniger als unseren tiefsten, verzweifeltsten Herzenswunsch. Du, der du deine Familie nie kennen gelernt hast, siehst sie hier alle um dich versammelt. Ronald Weasley, der immer im Schatten seiner Brder gestanden hat, sieht sich ganz alleine, als bester von allen. Allerdings gibt uns dieser Spiegel weder Wissen noch Wahrheit. Es gab Menschen, die vor dem Spiegel dahingeschmolzen sind, verzckt von dem, was sie sahen, und andere sind wahnsinnig, geworden, weil sie nicht wussten, ob ihnen der Spiegel etwas Wirkliches oder auch nur etwas Mgliches zeigte. Der Spiegel kommt morgen an einen neuen Platz, Harry, und ich bitte dich, nicht mehr nach ihm zu suchen. Du kennst dich jetzt aus, falls du jemals auf ihn stoen solltest. Es ist nicht gut, wenn wir nur unseren Trumen nachhngen und vergessen zu leben, glaub mir. Und nun, wie wr's, wenn du diesen beeindruckenden Umhang wieder anziehst und ins Bett verschwindest? Harry stand auf. Sir, Professor Dumbledore? Darf ich Sie etwas fragen? Nun hast du ja eine Frage schon gestellt, sagte Dumbledore lchelnd. Du darfst mich aber noch etwas fragen. Was sehen Sie, wenn Sie in den Spiegel schauen? Ich? Ich sehe mich dastehen, ein Paar dicke Wollsocken in der Hand haltend. Harry starrte ihn an. Man kann nie genug Socken haben, sagte Dumbledore. Wieder einmal ist ein Weihnachtsfest vergangen, ohne dass ich ein einziges Paar Socken bekommen habe. Die Leute meinen dauernd, sie mssten mir Bcher schenken. Erst als Harry wieder im Bett lag, kam ihm der Gedanke, dass Dumbledore vielleicht nicht ganz die Wahrheit gesagt hatte. Doch zugegeben, dachte er und schubste Krtze von seinem Kopfkissen, es war doch eine recht persnliche Frage. ~Nicolas Flamel Dumbledore hatte Harry davon berzeugt, besser nicht mehr nach dem Spiegel Nerhegeb zu suchen, und die restlichen Tage der Weihnachtsferien blieb der Tarnumhang zusammengefaltet auf dem Boden seines groen Koffers. Harry wnschte sich, er knnte genauso leicht das, was er im Spiegel gesehen hatte, aus seinem Innern rumen, doch das gelang ihm nicht. Allmhlich bekam er Alptrume. Immer und immer wieder trumte er davon, wie seine Eltern in einem Blitz grnen Lichts verschwanden, whrend eine hohe Stimme gackernd lachte. Siehst du, Dumbledore hatte Recht, dieser Spiegel knnte dich in den Wahnsinn treiben, sagte Ron, als Harry ihm von diesen Trumen erzhlte. Hermine, die am letzten Ferientag zurckkam, sah die 1 )Inge ganz anders. Sie schwankte zwischen Entsetzen und Enttuschung. Entsetzen bei dem Gedanken, dass Harry Drei Nchte nacheinander aus dem Bett geschlpft war und das Schloss durchstreift hatte (Wenn Filch dich erwischt htte), und Enttuschung darber, dass er nicht wenigstens herausgefunden hatte, wer Nicolas Flamel war. Sie hatten schon fast die Hoffnung aufgegeben, Flamel jemals in einem Bibliotheksband zu finden, auch wenn Harry sich immer noch sicher war, dass er den Namen irgendwo gelesen hatte. Nach dem Ende der Ferien fingen sie wieder an zu suchen und in den Zehn-Minuten-Pausen die Bcher durchzublttern. Harry hatte sogar noch wemger Zeit als die andern, denn auch das Quidditch-Training hatte wieder begonnen. Wood forderte die Mannschaft hrter denn je. Selbst der Dauerregen, der nach dem Schnee eingesetzt hatte, konnte seine Begeisterung nicht dmpfen. Die Weasleys beschwerten sich, Wood sei vom Quidditch geradezu besessen, doch Harry war auf Woods Seite. Sollten sie ihr nchstes Spiel gegen Hufflepuff gewinnen, wrden sie zum ersten Mal in sieben Jahren Slytherin in der Hausmeisterschaft berholen. Abgesehen davon, dass er gewinnen wollte, stellte Harry fest, dass er weniger Alptrume hatte, wenn er nach dem Training erschpft war. Eines Tages, whrend einer besonders nassen und schlammigen Trainingsstunde, hatte Wood der Mannschaft eine schlechte Nachricht mitzuteilen. Gerade war er sehr zornig geworden wegen der Weasleys, die immerzu im Sturzflug aufeinander zurasten und so taten, als strzten sie von ihren Besen. Hrt jetzt endlich auf mit dem Unfug!, rief er. Genau wegen so was verlieren wir noch das Spiel! Diesmal macht Snape den Schiedsrichter, und dem wird jede Ausrede recht sein, um Gryffindor Punkte abzuziehen. George Weasley fiel bei diesen Worten wirklich vom Besen. Snape ist Schiedsrichter?, prustete er durch einen Mund voll Schlamm. Wann hat der denn jemals ein Quidditch-Spiel gepfiffen? Er wird nicht mehr fair sein, falls wir die Slytherins berholen knnen. Die anderen Spieler landeten neben George und beschwerten sich ebenfalls. Ich kann doch nichts dafr, sagte Wood. Wir mssen einfach aufpassen, dass wir ein sauberes Spiel machen und Snape keinen Grund liefern, uns eins auszuwischen. Schn und gut, dachte Harry, doch er hatte noch einen Grund, warum er Snape beim Quidditch lieber nicht in seiner Nhe haben wollte ... Wie immer nach dem Training blieben die anderen Spieler noch eine Weile beisammen und unterhielten sich, doch Harry machte sich gleich wieder auf den Weg in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors, wo er Ron und Hermine beim Schachspiel fand. Schach war das Einzige, bei dem Hermine immer verlor, und Harry und Ron waren der Meinung, das knne ihr nur gut tun. Sei mal einen Augenblick ruhig, sagte Ron, als Harry sich neben ihn setzte. Ich muss mich konzen - Dann sah er Harrys Gesicht. Was ist denn mit dir los? Du siehst ja furchtbar aus. Mit leiser Stimme, damit ihn niemand im Umkreis hren konnte, berichtete Harry den beiden von Snapes pltzlichem und finsterem Wunsch, ein Quidditch-Schiedsrichter zu sein. Spiel nicht mit, sagte Hermine sofort. Sag, dass du krank bist, meinte Ron. Tu so, als ob du dir das Bein gebrochen httest, schlug Hermine vor. Brich dir das Bein wirklich, sagte Ron. Das geht nicht, sagte Harry. Wir haben keinen Reserve-Sucher. Wenn ich passe, kann Gryffindor berhaupt nicht spielen. In diesem Moment strzte Neville kopfber in den Gemeinschaftsraum. Wie er es geschafft hatte, durch das Portrtloch zu klettern, war ihnen schleierhaft, denn seine Beine waren zusammengeklemmt, und sie erkannten sofort, dass es der Beinklammer-Fluch sein musste. Offenbar war er den ganzen Weg hoch in den Gryffindor-Turm gehoppelt wie ein Hase. Allen war nach Lachen zumute, auer Hermine, die aufsprang und den Gegenfluch sprach. Nevilles Beine sprangen auseinander und zitternd rappelte er sich hoch. Was ist passiert?, fragte ihn Hermine und schleppte ihn hinber zu Harry und Ron, wo er sich setzte. Malfoy, sagte Neville mit zitternder Stimme. Ich hab ihn vor der Bibliothek getroffen. Er sagte, er wrde nach jemandem suchen, bei dem er diesen Fluch ben knnte. Geh zu Professor McGonagall!, drngte ihn Hermine. Sag es ihr! Neville schttelte den Kopf. Ich will nicht noch mehr Schwierigkeiten, murmelte er. Du musst dich gegen ihn wehren, Neville!, sagte Ron. Er ist daran gewhnt, auf den Leuten herumzutrampeln, aber das ist noch kein Grund, sich vor ihn hinzulegen und es ihm noch leichter zu machen. Du brauchst mir nicht zu sagen, dass ich nicht mutig genug bin fr Gryffindor, das hat Malfoy schon getan, schluchzte er. Harry durchwhlte die Taschen seines Umhangs und zog einen Schokofrosch hervor, den allerletzten aus der Schachtel, die Hermine ihm zu Weihnachten geschenkt hatte. Er gab ihn Neville, der kurz davor schien, in Trnen auszubrechen. Du bist ein Dutzend Malfoys wert, sagte Harry. Der Sprechende Hut hat dich fr Gryffindor ausgewhlt, oder? Und wo ist Malfoy? Im stinkigen Slytherin. Nevilles Lippen zuckten fr ein schwaches Lcheln, als er den Frosch auspackte. Danke, Harry ... Ich glaub, ich geh ins Bett ... Willst du die Karte? Du sammelst die doch, oder? Neville ging hinaus und Harry sah sich die Sammelkarte der berhmten Zauberer an. Schon wieder Dumbledore, sagte er. Er war der Erste, den ich - Ihm stockte der Atem. Er starrte auf die Rckseite der Karte. Dann sah er Ron und Hermine an. "Ich hab ihn gefunden!, flsterte er. Ich hab Flamel gefunden! Hab euch doch gesagt, dass ich den Namen schon mal irgendwo gelesen hab. Es war im Zug hierher. Hrt mal: >Professor Dumbledores Ruhm beruht vor allem auf Sieg ber den schwarzen Magier Grindelwald im Jahre 1945, auf der Entdeckung der sechs Anwendungen fr Drachenmilch und auf seinem Werk ber Alchemie, verfasst zusammen mit seinem Partner Nicolas Flamel.Hokuspokus< gesagt - ich wette, es gibt noch mehr auer Fluffy, was den Stein bewacht, eine Menge Zaubersprche wahrscheinlich, und Quirrell wird einige Gegenflche zum Schutz gegen die schwarze Magie ausgesprochen haben, die Snape durchbrechen muss. Du meinst also, der Stein ist nur sicher, solange Snape Quirrell nicht das Rckgrat bricht?, fragte Hermine bestrzt. Nchsten Dienstag ist er weg, meinte Ron. ~Norbert, der Norwegische Stachelbuckel Quirrell musste freilich mutiger sein, als sie dachten. In den folgenden Wochen schien er zwar blasser und dnner zu werden, doch es sah nicht danach aus, als ob ihm Snape schon das Rckgrat gebrochen htte. jedes Mal, wenn sie an dem Korridor im dritten Stock vorbeigingen, drckten Harry, Ron und Hermine die Ohren an die Tr, um zu hren, ob Fluffy dahinter noch knurrte. Snape huschte in seiner blichen schlechten Laune umher, was sicher bedeutete, dass der Stein noch dort lag, wo er hingehrte. Immer wenn Harry in diesen Tagen an Quirrell vorbeikam, schenkte er ihm ein Lcheln, das ihn aufmuntern sollte, und Ron hatte angefangen die andern dafr zu tadeln, wenn sie bei Quirrells Stottern lachten. Hermine jedoch hatte mehr im Kopf als den Stein der Weisen. Sie hatte begonnen einen Zeitplan fr die Wiederholung des Unterrichtsstoffes aufzustellen und ihre gesamten Notizen mit verschiedenen Farben angestrichen. Harry und Ron htten sich nicht darum gekmmert, doch sie lag ihnen stndig damit in den Ohren. Hermine, es ist noch eine Ewigkeit bis zu den Prfungen. Zehn Wochen, meinte sie barsch. Das ist keine Ewigkeit, das ist fr Nicolas Flamel nur eine Sekunde. Aber wir sind nicht sechshundert Jahre alt, erinnerte sie Ron. Und auerdem, wozu wiederholst du den Stoff eigentlich, du weit doch ohnehin alles. Wozu ich wiederhole? Seid ihr verrckt? Euch ist doch klar, dass wir diese Prfungen schaffen mssen, um ins zweite Schuljahr zu kommen? Sie sind sehr wichtig, ich htte schon vor einem Monat anfangen sollen zu bffeln, ich wei nicht, was in mich gefahren ist ... Unglcklicherweise schienen die Lehrer ganz genauso zu denken wie Hermine. Sie halsten ihnen eine Unmenge von Hausaufgaben auf, so dass sie in den Osterferien nicht annhernd so viel Spa hatten wie noch in den Weihnachtsferien. Wenn Hermine neben ihnen die zwlf Anwendungen von Drachenblut aufzhlte oder Bewegungen mit dem Zauberstab bte, konnten sie sich kaum entspannen. Harry und Ron verbrachten den grten Teil ihrer freien Zeit sthnend und ghnend mit Hermine in der Bibliothek und versuchten mit ihren vielen zustzlichen Hausaufgaben fertig zu werden. Das kann ich mir nie merken, platzte Ron eines Nachmittags los, warf seine Feder auf den Tisch und lie den Blick sehnschtig aus dem Fenster der Bibliothek schweifen. Seit Monaten war dies der erste wirklich schne Tag. Der Himmel war klar und vergissmeinnichtblau und in der Luft lag ein Hauch des kommenden Sommers. Harry, der in Tausend Zauberkrutern und -pilzen nach Diptam suchte, sah erst auf, als er Ron sagen hrte: Hagrid, was machst du denn in der Bibliothek? Hagrid, der in seinem Biberfellmantel hier recht fehl am Platze wirkte, schlurfte zu ihnen herber. Hinter dem Rcken hielt er etwas versteckt. Nur mal schauen, sagte er mit unsicherer Stimme, die sogleich ihre Neugier erregte. Und wonach schaut ihr denn? Pltzlich sah er sie misstrauisch an. Nicht etwa immer noch nach Nicolas Flamel? Ach was, das haben wir schon ewig lange rausgefunden, sagte Ron wichtigtuerisch, und wir wissen auch, was dieser Hund bewacht, es ist der Stein der W- Schhhh!, Hagrid sah rasch nach links und rechts, ob jemand lauschte. Schreit das doch nicht so herum, was ist denn los mit euch? Wir wollten dich tatschlich ein paar Dinge fragen, sagte Harry, nmlich was auer Fluffy noch dazu da ist, diesen Stein zu bewachen - SCHHHH!, zischte Hagrid wieder. Hrt mal, kommt spter rber zu mir, ich versprech euch zwar nicht, dass ich irgendwas erzhle, aber quasselt blo nicht hier drin rum, die Schler sollen's nmlich nicht wissen. Nachher heit's noch, ich htt's euch gesagt - Bis spter dann, sagte Harry. Hagrid schlurfte davon. Was hat er hinter dem Rcken versteckt?, sagte Hermine nachdenklich. Glaubt ihr, es hat was mit dem Stein zu tun? Ich seh mal nach, in welcher Abteilung er war, sagte Ron, der vom Arbeiten genug hatte. Eine Minute spter kam er mit einem Stapel Bcher in den Armen zurck und lie sie auf den Tisch knallen. Drachen!, flsterte er. Hagrid hat nach Bchern ber Drachen gesucht! Seht mal: Drachenarten Grobritanniens und Irlands; Vom Ei zum Inferno: Ein Handbuch fr Drachenhalter. Hagrid wollte immer einen Drachen haben, das hat er mir schon gesagt, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, sagte Harry. Aber das ist gegen unsere Gesetze, sagte Ron. Der Zaubererkonvent von 1709 hat die Drachenzucht verboten, das wei doch jedes Kind. Die Muggel merken es doch gleich, wenn wir Drachen im Garten hinter dem Haus halten - auerdem kann man Drachen nicht zhmen, es ist zu gefhrlich. Du solltest mal sehen, wie sich Charlie bei den wilden Drachen in Rumnien verbrannt hat. Aber es gibt doch keine wilden Drachen in Grobritannien?, fragte Harry. Natrlich gibt es welche, sagte Ron. Den Gemeinen Walisischen Grndrachen und den Hebridischen Schwarzdrachen. Das Zaubereiministerium hat alle Hnde voll zu tun, das zu vertuschen, kann ich euch sagen. Unsere Leute mssen die Muggel, die welche gesehen haben, stndig mit Zaubersprchen verhexen, damit sie es wieder vergessen. Und was in aller Welt hat dann Hagrid vor?, sagte Hermine. Als sie eine Stunde spter vor der Htte des Wildhters standen und an die Tr klopften, bemerkten sie berrascht, dass alle Vorhnge zugezogen waren. Hagrid riefWer da?, bevor er sie einlie und rasch die Tr hinter ihnen schloss. Drinnen war es unertrglich hei. Obwohl es drauen warm war, loderte ein Feuer im Kamin. Hagrid machte ihnen Tee und bot ihnen Wiesel-Sandwiches an, die sie ablehnten. Nun, ihr wolltet mich was fragen? >Ja, sagte Harry. Es machte keinen Sinn, um den heien Brei herumzureden. Wir haben uns gefragt, ob du uns sagen kannst, was den Stein der Weisen auer Fluffy sonst noch schtzt. Hagrid sah ihn missmutig an. Kann ich natrlich nicht, sagte er. Erstens wei ich es selbst nicht. Zweitens wisst ihr schon zu viel, und deshalb wrd ich nichts sagen, selbst wenn ich knnte. Der Stein ist aus einem guten Grund hier. Aus Gringotts ist er fast gestohlen worden - ich nehm an, das habt ihr auch schon rausgefunden? Das haut mich allerdings um, dass ihr sogar von Fluffy wisst. Ach, hr mal, Hagrid, du willst es uns vielleicht nicht sagen, aber du weit es, du weit alles, was hier vor sich geht, sagte Hermine mit warmer, schmeichelnder Stimme. Hagrids Bart zuckte und sie konnten erkennen, dass er lchelte. Wir fragen uns nur, wer fr die Bewachung verantwortlich war. Hermine drngte weiter. Wir fragen uns, wem Dumbledore genug Vertrauen entgegenbringt, um ihn um Hilfe zu bitten, abgesehen natrlich von dir. Bei ihren letzten Worten schwoll Hagrids Brust an. Harry und Ron strahlten zu Hermine hinber. Nun gut, ich denk nicht, dass es schadet, wenn ich euch das erzhl ... lasst mal sehen ... er hat sich Fluffy von mir geliehen ... dann haben ein paar von den Lehrern Zauberbanne drbergelegt. ... Professor Sprout, Professor Flitwick, Professor McGonagall, er zhlte sie an den Fingern ab, Professor Quirrell, und Dumbledore selbst hat natrlich auch was unternommen. Wartet mal, ich hab jemanden vergessen. Ach ja, Professor Snape. Snape? >Ja, ihr seid doch nicht etwa immer noch hinter dem her? Seht mal, Snape hat geholfen, den Stein zu schtzen, da wird er ihn doch nicht stehlen wollen. Harry wusste, dass Ron und Hermine dasselbe dachten wie er. Wenn Snape dabei gewesen war, als sie den Stein mit den Zauberbannen umgaben, musste es ein Leichtes fr ihn gewesen sein herauszufinden, wie die andern ihn geschtzt hatten. Wahrscheinlich wusste er alles, auer, wie es schien, wie er Quirrells Zauberbann brechen und an Fluffy vorbeikommen sollte. Du bist der Einzige, der wei, wie man an Fluffy vorbeikommt, nicht wahr, Hagrid?, fragte Harry begierig. Und du wrdest es niemandem erzhlen, oder, nicht mal einem der Lehrer? Kein Mensch wei es auer mir und Dumbledore, sagte Hagrid stolz. Nun, das ist schon mal was, murmelte Harry den andern zu. Hagrid, knnten wir ein Fenster aufmachen? Ich komme um vor Hitze. Geht nicht, Harry, tut mir Leid, sagte Hagrid. Harry sah, wie er einen Blick zum Feuer warf. Auch Harry sah hinber. Hagrid - was ist das denn? Doch er wusste schon, was es war. Unter dem Kessel, im Herzen des Feuers, lag ein riesiges schwarzes Ei. hem, brummte Hagrid und fummelte nervs an seinem Bart. Das ... hm ... Wo hast du es her, Hagrid?, sagte Ron und beugte sich ber das Feuer, um sich das Ei nher anzusehen. Es muss dich ein Vermgen gekostet haben. Hab's gewonnen, sagte Hagrid. Letzte Nacht. War unten im Dorf, hab mir ein oder zwei Glschen genehmigt und mit 'nem Fremden ein wenig Karten gezockt. Glaube, er war ganz froh, dass er es losgeworden ist, um ehrlich zu sein. Aber was fngst du damit an, wenn es ausgebrtet ist?, fragte Hermine. Na ja, ich hab 'n bisschen was gelesen, sagte Hagrid und zog ein groes Buch unter seinem Kissen hervor. Aus der Bibliothek - Drachenzucht fr Haus und Hof - ist ein wenig veraltet, klar, aber da steht alles drin. Das Ei muss im Feuer bleiben, weil die Mtter es beatmen, seht ihr, und wenn es ausgeschlpft ist, fttern Sie es alle halbe Stunde mit einem Eimer voll Schnaps und Hhnerblut. Und da, schaut, wie man die Drachen an den Eiern erkennt - was ich hier habe, ist ein Norwegischer Stachelbuckel. Sind seiten, die Stachelbuckel. Hagrid sah sehr zufrieden aus; Hermine allerdings nicht. Hagrid, du lebst in einer Holzhtte, sagte sie. Doch er hrte sie nicht. Vergngt summend stocherte er im Feuer herum. Nun gab es also noch etwas, um das sie sich Sorgen machen mussten: Was sollte mit Hagrid geschehen, wenn jemand herausfand, dass er einen gesetzlich verbotenen Drachen in seiner Htte versteckte? Frag mich, wie es ist, wenn man ein geruhsames Leben fhrt, seufzte Ron, als sie sich Abend fr Abend durch all die zustzlichen Hausaufgaben qulten. Hermine hatte inzwischen begonnen, auch fr Harry und Ron Stundenplne fr die Wiederholungen auszuarbeiten. Das machte die beiden fuchsteufelswild. Eines Tages dann, sie waren gerade beim Frhstck, brachte Hedwig wieder einen Zettel von Hagrid. Er hatte nur zwei Worte geschrieben: Er schlpft. Ron wollte Kruterkunde schwnzen und schnurstracks hinunter zur Htte gehen, doch Hermine mochte nichts davon hren. Hermine, wie oft im Leben sehen wir noch einen Drachen schlpfen? Wir haben Unterricht, das gibt nur rger, und das ist nichts im Vergleich zu, dem, was Hagrid erwartet, wenn jemand herausfindet, was er da treibt - Sei still!, flsterte Harry. Nur ein paar Meter entfernt war Malfoy wie angewurzelt stehen geblieben, um zu lauschen. Wie viel hatte er gehrt? Malfoys Gesichtsausdruck gefiel Harry berhaupt nicht. Ron und Hermine stritten sich auf dem ganzen Weg zur Kruterkunde und schlielich lie sich Hermine breitschlagen, whrend der groen Pause zu Hagrid zu laufen. Als am Ende der Stunde die Schlossglocke lutete, warfen die drei sofort ihre Federkiele hin und rannten ber das Schlossgelnde zum Waldrand. Hagrid begrte sie mit vor Aufregung rotem Gesicht. Es ist schon fast raus. Er schob sie hinein. Das Ei lag auf dem Tisch. Es hatte tiefe Risse. Etwas in seinem Innern bewegte sich; ein merkwrdiges Knacken war zu hren. Sie stellten ihre Sthle um den Tisch herum und sahen mit angehaltenem Atem zu. Mit einem pltzlichen lauten Kratzen riss das Ei auf, Das Drachenbaby plumpste auf den Tisch. Es war nicht gerade hbsch; Harry kam es vor wie ein verschrumpelter schwarzer Schirm. Seine knochigen Flgel waren riesig im Vergleich zu seinem dnnhutigen rabenschwarzen Krper, es hatte eine lange Schnauze mit weit geffneten Nstern, kleine Hornstummel und hervorquellende orangerote Augen. Es nieste. Aus seiner Schnauze flogen ein paar Funken. Ist es nicht schn?, murmelte Hagrid. Er streckte die Hand aus, um den Kopf des Drachenbabys zu streicheln. Es schnappte nach seinen Fingern und zeigte dabei seine spitzen Fangzhne. Du meine Gte, es kennt seine Mammi! Hagrid, sagte Hermine, wie schnell wachsen eigentlich Norwegische Stachelbuckel? Hagrid wollte gerade antworten, als mit einem Mal die Farbe aus seinem Gesicht wich - er sprang auf und rannte ans Fenster. Was ist los? Jemand hat durch den Spalt in den Vorhngen reingeschaut, ein Junge, er rennt zurck zur Schule. Harry sprang zur Tr und sah hinaus. Selbst auf diese Entfernung gab es keinen Zweifel, wer es war. Malfoy hatte den Drachen gesehen. Etwas an dem Lcheln, das die ganze nchste Woche ber auf Malfoys Gesicht hngen blieb, machte Harry, Ron und Hermine sehr nervs. Ihre freie Zeit verbrachten sie grtenteils in Hagrids abgedunkelter Htte, wo sie versuchten ihm Vernunft beizubringen. Lass ihn einfach laufen, drngte Harry. Lass ihn frei. Ich kann nicht, sagte Hagrid. Er ist zu klein. Er wrde sterben. Sie sahen den Drachen an. In nur einer Woche war er um das Dreifache gewachsen. Aus seinen Nstern schwebten kleine Rauchkringel hervor. Hagrid vernachlssigte schon seine Pflichten als Wildhter, denn der Drache nahm ihn stndig in Anspruch. Auf dem Boden verstreut lagen Hhnerfedern und leere Schnapsflaschen. Ich will ihn Norbert nennen, sagte Hagrid und blickte den Drachen mit feuchten Augen an. Er kennt mich jetzt ganz gut, seht mal her. Norbert! Norbert! Wo ist die Mammi? Er hat nicht mehr alle Tassen im Schrank, murmelte Ron in Harrys Ohr. Hagrid, sagte Harry laut, gib Norbert noch zwei Wochen und er ist so lang wie dein Haus. Malfoy knnte jeden Augenblick zu Dumbledore gehen. Hagrid biss sich auf die Unterlippe. Ich ... ich wei, ich kann ihn nicht ewig behalten, aber ich kann ihn auch nicht einfach aussetzen, das kann ich einfach nicht. Harry wandte sich jh zu Ron um. Charlie, sagte er. Du hast sie auch nicht mehr alle, sagte Ron. Ich bin Ron, weit du noch? Nein, Charlie, dein Bruder Charlie. In Rumnien. Der Drachenforscher. Wir knnten ihm Norbert schicken. Charlie kann sich um ihn kmmern und ihn dann in die Wildnis aussetzen! Einfach genial!, sagte Ron. Wie wr's damit, Hagrid? Und am Ende war Hagrid einverstanden, Charlie eine Eule zu schicken und ihn zu fragen. Die nchste Woche schleppte sich zh dahin. Mittwochabend, nachdem die andern zu Bett gegangen waren, saen Hermine und Harry noch lange im Gemeinschaftszimmer. Die Wanduhr hatte gerade Mitternacht geschlagen, als das Portrt zur Seite sprang. Ron lie Harrys Tarnumhang fallen und erschien aus dem Nichts. Er war unten in Hagrids Htte gewesen und hatte ihm geholfen, Norbert zu fttern, der inzwischen krbeweise tote Ratten verschlang. Er hat mich gebissen!, sagte er und zeigte ihnen seine Hand, die mit einem blutigen Taschentuch umwickelt war. Ich werd eine ganze Woche lang keine Feder mehr halten knnen. Ich sag euch, dieser Drache ist das frchterlichste Tier, das ich je gesehen hab, aber so wie Hagrid es betttelt, knnte man meinen, es sei ein niedliches, kleines Schmusehschen. Nachdem er mich gebissen hat, hat Hagrid mir auch noch vorgeworfen, ich htte dem Kleinen Angst gemacht. Und als ich zur Tr raus bin, hat er ihm gerade ein Schlaflied gesungen. Am dunklen Fenster kratzte etwas. Es ist Hedwig!, sagte Harry und lief rasch hinber, um sie einzulassen. Sie hat bestimmt Charlies Antwort! Mit zusammengesteckten Kpfen lasen sie den Brief, Lieber Ron, wie geht es dir? Danke fr den Brief - den Norwegischen Stachelbuckel wrde ich gerne nehmen, aber es wird nicht leicht sein, ihn hierher zu bringen. Ich glaube, das Beste ist, ihn ein paar Freunden von mir mitzugeben, die mich nchste Woche besuchen kommen. Das Problem ist, dass sie nicht dabei gesehen werden drfen, wenn sie einen gesetzlich verbotenen Drachen mitnehmen. Knntest du den Stachelbuckel am Samstag um Mitternacht auf den hchsten Turm setzen? Sie knnen dich dort treffen und ihn mitnehmen, whrend es noch dunkel ist. Schick mir deine Antwort so bald wie mglich. Herzlichst Charlie Sie sahen einander an. Wir haben den Tarnumhang, sagte Harry. Das wird nicht so schwierig sein - ich glaube, er ist gro genug, um zwei von uns und Norbert zu verstecken. Dass die anderen beiden ihm zustimmten, war ein Zeichen dafr, wie mitgenommen sie von der vergangenen Woche waren. Sie wrden alles tun, um Norbert loszuwerden - und Malfoy dazu. Einen Haken gab es freilich. Am nchsten Morgen war Rons verletzte Hand auf die doppelte Gre angeschwollen. Er wusste nicht, ob es ratsam war, zu Madam Pomfrey zu gehen - wrde sie einen Drachenbiss erkennen? Es wurde Nachmittag, und nun hatte er keine andere Wahl mehr. Der Biss hatte eine hssliche grne Frbung angenommen. Es sah so aus, als ob Norberts Reizhne giftig waren. Am Abend rannten Harry und Hermine in den Krankenflgel, wo sie Ron in frchterlichem Zustand im Bett vorfanden. Es ist nicht nur meine Hand, flsterte er, auch wenn die sich anfhlt, als ob sie gleich abfallen wrde. Malfoy hat Madam Pomfrey gesagt, er wolle sich eines meiner Bcher borgen, und so konnte er reinkommen und mich in aller Ruhe auslachen. Er hat gedroht, ihr zu sagen, was mich wirklich gebissen hat - ich hab ihr gesagt, es sei ein Hund gewesen, aber ich glaube nicht, dass sie mir glaubt - ich htte ihn beim Quidditch-Spiel nicht verprgeln sollen, deshalb macht er das. Harry und Hermine versuchten Ron zu beruhigen. Bis Samstag ist alles vobei, sagte Hermine, doch das besnftigte Ron berhaupt nicht. Im Gegenteil, mit einem Mal sa er kerzengerade im Bett und brach in Schwei aus. Samstag um Mitternacht!, sagte er mit heiserer Stimme. 0 nein, o nein, mir fllt gerade ein, Charlies Brief war in dem Buch, das Malfoy mitgenommen hat, er wei, dass wir uns Norbert vom Hals schaffen wollen. Harry und Hermine konnten darauf nichts mehr entgegnen. Gerade in diesem Moment kam Madam Pomfrey ins Zimmer und bat sie zu gehen, denn Ron brauche etwas Schlaf, Es ist zu spt, um den Plan jetzt noch zu ndern, sagte Harry zu Hermine. Das wird wohl die einzige Chance sein, Norbert loszuwerden, und wir haben jetzt nicht die Zeit, um Charlie noch eine Eule zu schicken. Wir mssen es riskieren. Und wir haben schlielich den Tarnumhang, von dem wei Malfoy nichts. Sie gingen zu Hagrid, um ihm ihren Plan zu erzhlen, und fanden Fang, den Saurden, mit verbundenem Schwanz vor der Htte sitzen. Hagrid ffnete ein Fenster, um mit ihnen zu sprechen. Ich kann euch jetzt nicht reinlassen, schnaufte er, Norbert ist in einer schwierigen Phase, aber damit werd ich schon fertig. Sie erzhlten ihm von Charlies Brief, und seine Augen fllten sich mit Trnen, wenn auch vielleicht nur deshalb, weil Norbert ihn gerade ins Bein gebissen hatte. Aaah! Schon gut, er hat nur meinen Stiefel - spielt nur -schlielich ist er noch ein Baby. Das Baby knallte mit dem Schwanz gegen die Wand und lie die Fenster klirren. Harry und Hermine gingen zum Schloss zurck mit dem Gefhl, der Samstag knne gar nicht schnell genug kommen. Fr Hagrid wurde es allmhlich Zeit, sich von Norbert zu verabschieden, und er htte ihnen Leid getan, wenn sie nicht so aufgeregt berlegt htten, wie sie am besten vorgehen sollten. Es war eine sehr dunkle, wolkige Nacht, und als sie bei Hagrid ankamen, war es schon ein bisschen spt. Sie hatten in der Eingangshalle warten mssen, bis Peeves, der Tennis gegen die Wand spielte, den Weg freimachte. Hagrid hatte Norbert schon in einen groen Korb gepackt. Er hat 'ne Menge Ratten und ein wenig Schnaps fr die Reise, sagte er mit dumpfer Stimme. Und ich hab seinen Teddybren eingepackt, falls er sich einsam fhlt. Aus dem Korb drang ein schauriges Gerusch und Harry kam es vor, als ob dem Teddybren gerade der Kopf abgerissen wrde. Mach's gut, Norbert, schluchzte Hagrid, als Harry und Hermine den Korb mit dem Tarnumhang bedeckten und dann selbst darunter schlpften. Mammi wird dich nie vergessen! Wie sie es schafften, den Korb zum Schloss hochzubringen, wussten sie selbst nicht. Mitternacht rckte tickend nher, whrend sie Norbert die Marmorstufen zur Eingangshalle emporhievten und die dunklen Korridore entlangschleppten. Noch eine Treppe hoch und noch eine - selbst eine von Harrys Abkrzungen machte die Arbeit nicht viel leichter. Gleich da, keuchte Harry, als sie den Gang zum hchsten Turm erreicht hatten. Vor ihnen bewegte sich etwas und vor Schreck lieen sie beinahe den Korb fallen. Dass sie unsichtbar waren, hatten sie ganz vergessen, und so verdrckten sie sich in die Schatten und starrten auf die dunklen Umrisse zweier Gestalten, die drei Meter entfernt miteinander rangen. Eine Lampe flammte auf. Professor McGonagall, ein Haarnetz ber dem Kopf und in einen Morgenmantel mit Schottenmuster gehllt, hielt Malfoy am Ohr gepackt. Strafarbeit!, rief sie. Und zwanzig Punkte Abzug fr Slytherin! Mitten in der Nacht umherschleichen, wie knnen Sie es wagen - Sie verstehen nicht, Professor, Harry Potter ist auf dem Weg - er hat einen Drachen! Was fr ein ausgemachter Unsinn! Woher nehmen Sie die Stirn, mir solche Lgen zu erzhlen! Kommen Sie, ich werde mit Professor Snape ber Sie sprechen, Malfoy! Die stelle Wendeltreppe zur Spitze des Turms schien danach die leichteste bung der Welt. Erst als sie in die kalte Nachtluft hinausgetreten waren, warfen sie den Mantel ab, froh, endlich wieder frei atmen zu knnen. Hermine legte einen kleinen Stepptanz hin. Malfoy bekommt eine Strafarbeit! Ich knnte singen vor Freude! Du's lieber nicht, riet ihr Harry. Beim Warten machten sie sich ber Malfoy lustig, whrend Norbert in seinem Korb tobte. Zehn Minuten vergingen und dann kamen vier Besen aus der Dunkelheit herabgeschwebt. Charlies Freunde waren ein lustiges Vlkchen. Sie zeigten Harry und Hermine das Geschirr, das sie fr Norbert zusammengebastelt hatten, so dass sie ihn zwischen sich aufhngen konnten. Alle zusammen halfen, Norbert sicher darin unterzubringen, dann schttelten Harry und Hermine den andern die Hnde und dankten ihnen herzlich. Endlich war Norbert auf dem Weg ... fort ... fort ... verschwunden. Sie schlichen die Wendeltreppe wieder hinab, nun, da Norbert fort war, mit Herzen, so leicht wie ihre Hnde. Kein Drache mehr, Malfoy bekam eine Strafarbeit, was konnte ihr Glck jetzt noch stren? Die Antwort darauf wartete am Fu der Treppe. Als sie in den Korridor traten, erschien aus der Dunkelheit pltzlich das Gesicht von Filch. Schn, schn, schn, flsterte er. jetzt haben wir wirklich ein Problem. Oben auf dem Turm lag der Tarnumhang. ~Der verbotene Wald Es htte nicht schlimmer kommen knnen. Filch brachte sie hinunter ins Erdgeschoss ins Studierzimmer von Professor McGonagall, und da saen sie und warteten, ohne ein Wort miteinander zu reden. Hermine zitterte. Ausreden, Alibis und hanebchene Vertuschungsgeschichten schossen Harry durch den Kopf, die eine klglicher als die andere. Diesmal konnte er sich nicht vorstellen, wie sie sich aus diesem' Schlamassel herauswinden sollten. Sie saen in der Falle. Wie konnten sie nur so dumm sein und den Umhang vergessen? Professor McGonagall wrde aus keinem Grund der Welt gutheien, dass sie nicht im Bett lagen und in tiefster Nacht in der Schule umherschlichen, geschweige denn, dass sie auf dem hchsten Turm waren, der, auer im Astronomie-Unterricht, fr sie verboten war. Wenn sie dann noch von Norbert und dem Tarnumhang erfahren hatte, konnten sie genauso gut schon ihre Koffer packen. Hatte Harry geglaubt, noch schlimmer knne es nicht kommen? Welch ein Irrtum. Als Professor McGonagall auftauchte, hatte sie Neville im Schlepptau. Harry!, platzte Neville los, kaum dass er die beiden erblickt hatte, ich hab versucht dich zu finden, weil ich dich warnen wollte, Malfoy hat nmlich gesagt, du httest einen Dra - Harry schttelte heftig den Kopf, um Neville zum Schweigen zu bringen, doch Professor McGonagall hatte ihn gesehen. Sie baute sich vor den dreien auf und sah aus, als knne sie besser Feuer spucken als Norbert. Das htte ich von keinem von Ihnen je geglaubt. Mr. Filch sagt, Sie seien auf dem Astronomieturm gewesen. Es ist ein Uhr morgens. Erklren Sie mir das bitte. Zum ersten Mal fand Hermine keine Antwort auf die Frage eines Lehrers. Sie starrte auf ihre Pantoffeln, stumm wie eine Statue. Ich glaube, ich wei ganz gut, was geschehen ist, sagte Professor McGonagall. Es braucht kein Genie, um das herauszufinden. Sie haben Draco Malfoy irgendeine haarstrubende Geschichte ber einen Drachen aufgebunden, .um ihn aus dem Bett zu locken und in Schwierigkeiten zu bringen. Ich habe ihn bereits erwischt. Ich nehme an, Sie finden es auch noch lustig, dass Longbottom hier etwas aufgeschnappt hat und daran glaubt? Harry versuchte dem verdutzt und beleidigt dreinblickenden Neville in die Augen zu schauen und ihm stumm zu bedeuten, dass dies nicht stimmte. Der arme, tollpatschige Neville - Harry wusste, was es ihn gekostet haben musste, sie im Dunkeln zu suchen, um sie zu warnen. Ich bin sehr enttuscht, sagte Professor McGonagall. Vier Schler aus dem Bett in einer Nacht! Das ist mir noch nie untergekommen. Miss Granger, wenigstens Sie htte ich fr vernnftiger gehalten. Was Sie angeht, Mr. Potter, so htte ich gedacht, Gryffindor bedeutete Ihnen mehr als alles andere. Sie alle werden Strafarbeiten bekommen -ja, auch Sie, Mr. Longbottom, nichts gibt Ihnen das Recht, nachts in der Schule umherzustromern, besonders dieser Tage ist es gefhrlich - und fnfzig Punkte Abzug fr Gryffindor. Fnfzig? Harry verschlug es den Atem. Sie wrden die Fhrung verlieren, die er noch im letzten Quidditch-Spiel erobert hatte. Fnfzig Punkte fr jeden, schnaubte Professor McGonagall durch ihre lange, spitze Nase. Professor - bitte - Sie knnen doch nicht - Sagen Sie mir nicht, was ich kann und was nicht, Potter. Gehen Sie jetzt wieder zu Bett, Sie alle. Ich habe mich noch nie dermaen fr Schler von Gryffindor geschmt. Einhundertfnfzig Punkte verloren. Damit lag Gryffindor auf dem letzten Platz. In einer Nacht hatten sie alle Chancen auf den Hauspokal zunichte gemacht. Harry hatte das Gefhl, als htte sich ein riesiges Loch in seinem Magen aufgetan. Wie konnten sie das jemals wieder gutmachen? Harry tat die ganze Nacht kein Auge zu. Stundenlang, so kam es ihm vor, hrte er Neville in sein Kissen schluchzen. Ihm fiel nichts ein, womit er ihn htte trsten knnen. Er wusste, dass Neville, wie ihm selbst, angst und bange war vor dem Morgen. Was wrde geschehen, wenn die anderen aus ihrem Haus erfuhren, was sie getan hatten? Als die Gryffindors am nchsten Morgen an den riesigen Stundenglsern vorbeigingen, welche die Hauspunkte anzeigten, dachten sie zunchst, es msse ein Irrtum passiert sein. Wie konnten sie pltzlich hundertfnfzig Punkte weniger haben als gestern? Und dann verbreitete sich allmhlich die Geschichte: Harry Potter, der berhmte Harry Potter, ihr Held aus zwei Quidditch-Spielen, hatte ihnen das eingebrockt, er und ein paar andere dumme Erstklssler. Harry, bisher einer der beliebtesten und angesehensten Schler, war nun der meistgehasste. Selbst Ravenclaws und Hufflepuffs wandten sich gegen ihn, denn alle hatten sich darauf gefreut, dass Slytherin den Hauspokal diesmal nicht erringen wrde. berall, wo Harry auftauchte, deuteten die Schler auf ihn und machten sich nicht einmal die Mhe, ihre Stimmen zu senken, wenn sie ihn beleidigten. Die Slytherins dagegen klatschten in die Hnde, wenn er vorbeiging, sie pfiffen und johlten: Danke, Potter, wir schulden dir noch was! Nur Ron hielt zu ihm. In ein paar Wochen haben sie es alle vergessen. Fred und George haben whrend ihrer ganzen Zeit hier 'ne Unmenge Punkte verloren, aber die Leute mgen sie trotzdem noch. Sie haben nie hundertfnfzig Punkte auf einmal verloren, oder?, sagte Harry niedergeschlagen. Nun - nein, gab Ron zu. Es war ein wenig zu spt, um den Schaden wieder gutzumachen, doch Harry schwor sich, von nun an wrde er sich nie mehr in Dinge einmischen, die ihn nichts angingen. Vom Herumstromern und Spionieren hatte er die Nase voll. Er schmte sich so sehr, dass er zu Wood ging und ihm seinen Rcktritt aus der Mannschaft anbot. Rcktritt?, donnerte Wood. Wozu soll das gut sein? Wie sollen wir denn jemals wieder Punkte gutmachen, wenn wir nicht mehr beim Quidditch gewinnen knnen? Doch selbst Quidditch machte keinen Spa mehr. Die anderen Spieler wollten beim Training nicht mit Harry sprechen, und wenn sie ber ihn reden mussten, nannten sie ihn den Sucher. Auch Hermine und Neville ging es nicht gut. Nicht so schlecht wie Harry zwar, weil sie nicht so bekannt waren, doch auch mit ihnen wollte keiner mehr sprechen. Im Unterricht mochte Hermine nicht mehr auf sich aufmerksam machen, sie lie den Kopf hngen und arbeitete still vor sich hin. Harry war beinahe froh, dass die Prfungen vor der Tr standen. Die ganzen Wiederholungen, die ntig waren, lenkten ihn von seinem Elend ab. Er, Ron und Hermine blieben unter sich und mhten sich bis spt in den Abend, sich die Zutaten komplizierter Gebrue in Erinnerung zu rufen, sich Zaubersprche und Zauberbanne einzuprgen und die Jahreszahlen groer Entdeckungen in der Zauberei und von Koboldaufstnden auswendig zu lernen ... Dann, etwa eine Woche bevor die Ferien beginnen sollten, wurde Harrys jngster Entschluss, seine Nase nicht in Dinge zu stecken, die ihn nichts angingen, unerwartet auf die Probe gestellt. Eines Nachmittags, auf dem Rckweg von der Bibliothek, hrte er in einem der Klassenzimmer vor ihm jemanden wimmern. Er ging weiter und hrte Quirrells Stimme. Nein - nein - nicht schon wieder, bitte Es klang, als wrde ihm jemand drohen. Harry trat sachte nher. Gut - schon gut -, hrte er Quirrell schluchzen. Im nchsten Moment kam Quirrell, seinen Turban richtend, aus dem Klassenzimmer gestrzt. Er war blass und sah aus, als wrde er gleich in Trnen ausbrechen. Raschen Schrittes verschwand er; Harry hatte nicht das Gefhl, dass er ihn bemerkt hatte. Er wartete, bis Quirrells Schritte verklungen waren, und sphte dann in das Klassenzimmer. Es war leer, doch am andern Ende war eine Tr weit geffnet. Harry war schon auf halbem Wege dorthin, als ihm einfiel, dass er sich vorgenommen hatte, sich nicht mehr in fremde Angelegenheiten zu mischen. Dennoch: zwlf Steine der Weisen htte er gewettet, dass es Snape war, der soeben das Zimmer verlassen hatte, und nach dem zu schlieen, was Harry mitgehrt hatte, gewiss mit federnden Schritten. Quirrell schien nun doch nachgegeben zu haben. Harry ging zurck in die Bibliothek, wo Hermine Ron in Astronomie abfragte. Harry berichtete ihnen, was er gehrt hatte. Snape hat es also geschafft, sagte Ron. Wenn Quirrell ihm gesagt hat, wie er seinen Schutzzauber gegen die schwarze Magie brechen kann - Da ist allerdings immer noch Fluffy, sagte Hermine. Vielleicht hat Snape herausgefunden, wie er an ihm vorbeikommt, ohne Hagrid zu fragen, sagte Ron und lie den Blick ber die Unmenge von Bchern gleiten, die sie umgaben. Ich wette, irgendwo hier drin gibt es ein Buch, das erklrt, wie man an einem riesigen dreikpfigen Hund vorbeikommt. Also, was sollen wir tun, Harry? In Rons Augen erschien wieder das Funkeln kommender Abenteuer, doch Hermine antwortete, noch bevor Harry den Mund aufmachen konnte. Zu Dumbledore gehen. Das htten wir schon vor Ewigkeiten tun mssen. Wenn wir selbst irgendwas unternehmen, werden wir am Ende sicher noch rausgeworfen. Aber wir haben keinen Beweis, sagte Harry. Quirrell hat zu viel Angst, um sich auf unsere Seite zu schlagen. Snape muss nur behaupten, er wisse nicht, wie der Troll an Halloween hereingekommen ist, und sei berhaupt nicht im dritten Stock gewesen - wem glauben sie wohl, uns oder ihm? Es ist ein offenes Geheimnis, dass wir ihn nicht ausstehen knnen, Dumbledore wird denken, wir htten die Geschichte erfunden, damit er Snape rauswirft. Filch wrde uns auch nicht helfen, und wenn es um sein Leben ginge, er ist zu gut mit Snape befreundet, und je mehr Schler rausgeworfen werden, desto besser, wird er denken. Und vergiss nicht, wir sollten eigentlich gar nichts ber den Stein oder Fluffy wissen. Da mssen wir eine Menge erklren. Hermine sah berzeugt aus, Ron jedoch nicht. Und wenn wir nur ein wenig rumstbern - Nein, sagte Harry matt, wir haben genug rumgestbert. Er entfaltete eine Karte des Jupiters und begann die Namen seiner Monde auswendig zu lernen. Am Morgen darauf beim Frhstck wurden Harry, Hermine und Neville Briefe zugestellt. Sie lauteten alle gleich: Ihre Strafarbeit beginnt um elf Uhr heute Abend. Sie treffen Mr. Filch in der Eingangshalle. Prof. M. McGonagall In der ganzen Aufregung ber die verlorenen Punkte hatte Harry ganz vergessen, dass sie noch Strafarbeiten vor sich hatten. Gleich wrde Hermine klagen, wieder sei eine ganze Nacht fr die Wiederholungen verloren, doch sie sagte kein Wort. Wie Harry hatte sie das Gefhl, nichts Besseres verdient zu haben. Um elf Uhr an diesem Abend verabschiedeten sie sich im Gemeinschaftsraum von Ron und gingen mit Neville hinunter in die Eingangshalle. Filch wartete schon - und Malfoy. Harry hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass es auch Malfoy erwischt hatte. Folgt mir, sagte Filch, zndete eine Laterne an und fhrte sie nach drauen. Ich wette, ihr berlegt es euch das nchste Mal, ob ihr noch mal eine Schulvorschrift brecht, he?, sagte er und schielte sie von der Seite her an. O ja ... harte Arbeit und Schmerzen sind die besten Lehrmeister, wenn ihr mich fragt ... jammerschade, dass sie die alten Strafen nicht mehr anwenden ... Knnt euch ein paar Tage lang in Handschellen legen und von der Decke hngen lassen, die Ketten hab ich noch in der Schublade, halt sie immer gut eingefettet, falls sie doch noch mal gebraucht werden ... Schn, los geht's, und denkt jetzt blo nicht ans Weglaufen, dann wird's nur noch schlimmer fr euch. Sie machten sich auf den Weg ber das dunkle Schlossgelnde. Neville schniefte unablssig. Harry fragte sich, worin die Strafe wohl bestehen wrde. Es musste etwas wirklich Schreckliches sein, sonst wrde sich Filch nicht so vergngt anhren. Der Mond war sehr hell, doch die Wolken, die ber ihn dahintrieben, tauchten sie immer wieder in Dunkelheit. Vor ihnen konnte Harry die Fenster von Hagrids Htte erkennen. Dann hrten sie einen Ruf aus der Ferne. Bist du das, Filch? Beeil dich, ich will aufbrechen. Harry wurde leichter ums Herz; wenn sie mit Hagrid arbeiten wrden, dann konnte es ihnen nicht so schlecht ergehen. Die Erleichterung stand ihm wohl ins Gesicht geschrieben, denn Filch sagte: Du glaubst, ihr werdet euch mit diesem Hornochsen einen netten Abend machen? berleg's dir lieber noch mal, junge - es geht in den Wald und es wrde mich wundern, wenn ihr in einem Stck wieder rauskommt. Bei diesen Worten sthnte Neville leise auf und Malfoy blieb wie angewurzelt stehen. In den Wald?, wiederholte er, wobei er nicht mehr so khl klang wie sonst. Wir knnen da nachts nicht reingehen - da treibt sich allerlei herum - auch Werwlfe, hab ich gehrt. Neville packte den rmel von Harrys Umhang und gab ein ersticktes Gerusch von sich. Das sind schne Aussichten, nicht wahr?, sagte Filch, wobei sich seine Stimme vor Schadenfreude berschlug. Httet an die Werwlfe denken sollen, bevor ihr euch in Schwierigkeiten gebracht habt. Hagrid kam ihnen mit langen Schritten aus der Dunkelheit entgegen, mit Fang bei Fu. Er trug seine groe Armbrust und hatte einen Kcher mit Pfeilen ber die Schultern gehngt. Wird allmhlich Zeit, sagte er. Warte schon 'ne halbe Stunde. Alles in Ordnung, Harry, Hermine? Ich wr lieber nicht so freundlich zu ihnen, Hagrid, sagte Filch kalt, schlielich sind sie hier, um sich ihre Strafe abzuholen. Deshalb bist du zu spt dran, antwortete Hagrid mit einem Stirnrunzeln. Hast ihnen 'ne Lektion erteilt, was? Nicht deine Aufgabe, das zu tun. Du hast deine Sache erledigt und ich bernehme ab hier. Bei Morgengrauen bin ich zurck, sagte Filch, und hol die Reste von ihnen ab, fgte er gehssig hinzu, drehte sich um und machte sich mit in der Dunkelheit hpfender Laterne auf den Weg zurck zum Schloss. Nun wandte sich Malfoy an Hagrid. Ich gehe nicht in diesen Wald, sagte er und Harry bemerkte mit Genugtuung den Anflug von Panik in seiner Stimme. Du musst, wenn du in Hogwarts bleiben willst, sagte Hagrid grimmig. Du hast was ausgefressen und jetzt musst du dafr bezahlen. Aber das ist Sache der Bediensteten, nicht der Schler. Ich dachte, wir wrden die Hausordnung abschreiben oder so was. Wenn mein Vater wsste, was ich hier tue, wrde er - - dir sagen, dass es in Hogwarts eben so zugeht, knurrte Hagrid. Die Hausordnung abschreiben! Wem ntzt das denn? Du tust was Ntzliches oder du fliegst raus. Wenn du glaubst, dein Vater htte es lieber, wenn du von der Schule verwiesen wirst, dann geh zurck ins Schloss und pack deine Sachen. Los jetzt! Malfoy rhrte sich nicht vom Fleck. Voll Zorn sah er Hagrid an, doch dann senkte er den Blick. Na also, sagte Hagrid. Nun hrt mal gut zu, weil es gefhrlich ist, was wir heute Nacht tun, und ich will nicht, dass einer von euch sich unntig in Gefahr bringt. Folgt mir kurz hier rber. Er fhrte sie dicht an den Rand des Waldes. Mit hochgehaltener Laterne wies er auf einen engen, gewundenen Pfad, der zwischen den dicht stehenden schwarzen Bumen verschwand. Als sie in den Wald hineinsahen, zerzauste ihnen eine leichte Brise die Haare. Seht mal her, sagte Hagrid, seht ihr das Zeug, das da auf dem Boden glnzt? Silbriges Zeug? Das ist Einhornblut. Irgendwo ist da ein Einhorn, das von irgendetwas schwer verletzt worden ist. Das ist jetzt das zweite Mal in einer Woche. Letzten Mittwoch hab ich ein totes gefunden. Wir versuchen jetzt das arme Tier zu finden. Vielleicht mssen wir es auch von seinem Leiden erlsen. Und was passiert, wenn das andere - was das Einhorn verletzt hat - uns zuerst findet?, fragte Malfoy, ohne dass er die Furcht aus der Stimme verbannen konnte. In diesem Wald ist nichts, was euch etwas zu Leide tut, solange ich und Fang dabei sind, sagte Hagrid. Und bleibt auf in Weg. Also dann, wir teilen uns in zwei Gruppen und folgen der Spur in verschiedene Richtungen. Hier ist berall Blut, das Tier muss sich mindestens seit gestern Nacht herumschleppen. Malfoy warf einen raschen Blick auf Fangs lange Zhne. Ich will Fang. Na gut, aber ich warn dich, er ist ein Feigling, sagte Hagrid. Also gehen Harry, Hermine und ich in die eine Richtung und Draco, Neville und Fang in die andere. Und wenn einer von uns das Einhorn findet, schicken wir grne Funken aus, klar? Holt eure Zauberstbe hervor und probiert das mal - sehr gut - und wenn einer in Gefahr ist, schickt rote Funken aus und wir kommen zu Hilfe - also, seid vorsichtig - und nun los. Der Wald war schwarz und still. Sie legten ein Stck des Wegs gemeinsam zurck und stieen dann auf eine Gabelung. Harry, Hermine und Hagrid gingen nach links, Malfoy, Neville und Fang nach rechts. Sie gingen schweigend, die Augen auf die Erde gerichtet. Hie und da beleuchtete ein Mondstrahl einen Fleck silbrig blauen Blutes auf den herabgefallenen Blttern. Harry bemerkte, dass Hagrid sehr besorgt aussah. Knnte ein Werwolf die Einhrner tten?, fragte Harry. Nicht schnell genug, sagte Hagrid. Es ist nicht leicht, ein Einhorn zu fangen, sie sind mchtige Zaubergeschpfe, Ich hab noch nie gehrt, dass eines verletzt wurde. Sie kamen an einem moosbewachsenen Baumstumpf vorbei. Harry konnte Wasser pltschern hren, irgendwo in der Nhe musste ein Bach sein. An manchen Stellen entlang des gewundenen Pfades war noch Einhornblut. Alles in Ordnung mit dir, Hermine?, flsterte Hagrid. Keine Sorge, es kann nicht weit weg sein, wenn es so schwer verletzt ist, und dann knnen wir - HINTER DEN BAUM! Hagrid packte Harry und Hermine und schubste sie vom Pfad in die Deckung einer riesigen Eiche. Er zog einen Pfeil aus dem Kcher, spannte ihn auf die Armbrust und hielt sie schussbereit in die Hhe. Die drei spitzten die Ohren. Ganz in der Nhe raschelte etwas ber die toten Bltter. Es hrte sich an wie ein Mantel, der ber den Boden schleifte. Hagrid sphte den dunklen Pfad hoch, doch nach einer Welle entfernte sich das Gerusch. Ich wusste es, murmelte er. Da ist etwas im Wald was nicht hierher gehrt. Ein Werwolf?, fragte Harry. Das war kein Werwolf und auch kein Einhorn, sagte Hagrid grimmig. Gut, folgt mir, aber vorsichtig jetzt. Sie gingen jetzt langsamer, gespannt auf das leiseste Gerusch achtend. Pltzlich, auf einer Lichtung vor ihnen, bewegte sich etwas. Wer da?, rief Hagrid. Zeig dich - ich bin bewaffnet! Und es erschien - war es ein Mann oder ein Pferd? Bis zur Hfte ein Mann mit rotem Haar und Bart, doch darunter hatte er den glnzenden, kastanienbraunen Krper eines Pferdes mit langem, rtlichem Schwanz. Harry und Hermine hielten den Atem an. Ach, du bist es, Ronan, sagte Hagrid erleichtert. Wie geht's? Er trat vor und schttelte die Hand des Zentauren. Einen guten Abend dir, Hagrid, sagte Ronan. Er hatte eine tiefe, melancholische Stimme. Wolltest du gerade auf mich schieen? Man kann nie vorsichtig genug sein, Ronan, sagte Hagrid und ttschelte seine Armbrust. Was Bses streift in diesem Wald herum. Das sind brigens Harry Potter und Hermine Granger, Schler vom Schloss oben. Und das, ihr beiden, ist Ronan. Er ist ein Zentaur. Das haben wir schon bemerkt, sagte Hermine matt. Guten Abend, sagte Ronan. Schler seid ihr? Und lernt ihr viel da oben in der Schule? hm - Ein wenig, sagte Hermine schchtern. Ein wenig. Nun, das ist doch schon etwas, seufzte Ronan. Er warf den Kopf zurck und blickte gen Himmel. Der Mars ist hell heute Nacht. ja, sagte Hagrid und schaute ebenfalls empor. Hr mal, ich bin froh, dass wir dich getroffen haben, Ronan, hier ist nmlich ein Einhorn verletzt worden - hast du was gesehen? Ronan antwortete nicht sofort. Unverwandt blickte er gen Himmel, dann seufzte er wieder. Die Unschuldigen sind immer die ersten Opfer, sagte er. So ist es seit ewigen Zeiten, so ist es auch heute. ja, sagte Hagrid, aber hast du irgendwas gesehen, Ronan? Irgendwas Ungewhnliches? Der Mars ist hell heute Nacht, wiederholte Ronan unter dem ungeduldigen Blick Hagrids. Ungewhnlich hell. Ja, aber ich meinte etwas Ungewhnliches mehr in der Nhe, sagte Hagrid. Du hast also nichts Seltsames bemerkt? Doch wieder dauerte es eine Welle, bis Ronan antwortete. Endlich sagte er: Der Wald birgt viele Geheimnisse. Eine Bewegung hinter den Bumen hinter Ronan lie Hagrid erneut seine Armbrust heben, doch es war nur ein zweiter Zentaur, mit schwarzem Haar und schwarzem Krper und wilder aussehend als Ronan. Hallo, Bane, sagte Hagrid. Wie geht's? Guten Abend, Hagrid. Ich hoffe, dir geht's gut? Gut genug. Hr mal, ich hab gerade Ronan gefragt, hast du in letzter Zeit irgendetwas Merkwrdiges hier gesehen? Es ist nmlich ein Einhorn verletzt worden - weit du was darber? Bane kam nher und stellte sich neben Ronan. Er blickte gen Himmel. Der Mars ist hell heute Nacht, sagte er nur. Das haben wir schon gehrt, sagte Hagrid verdrielich. Nun, wenn einer von euch etwas sieht, lasst es mich wissen, bitte. Wir verschwinden wieder. Harry und Hermine folgten ihm, ber ihre Schultern auf Ronan und Bane starrend, bis die Bume ihnen die Sicht verdeckten. Versuch niemals, niemals, einem Zentauren eine klare Antwort zu entlocken, sagte Hagrid verrgert. Vermaledeite Sternengucker. Interessieren sich fr nichts, was nher ist als der Mond. Gibt es viele von denen hier im Wald?, fragte Hermine. oh, schon einige ... Bleiben allerdings meist unter sich, aber wenn ich mich ein wenig unterhalten will, tauchen sie schon mal auf Sind nmlich tiefe Naturen, diese Zentauren ... sie kennen sich aus ... machen nur nicht viel Aufhebens davon. Glaubst du, was wir vorhin gehrt haben, war ein Zentaur?, sagte Harry. Hat sich das fr dich angehrt wie Hufe? Nee, wenn du mich fragst, das hat die Einhrner gejagt - hab so was noch nie im Leben gehrt. Sie gingen weiter durch dichten, dunklen Wald. Harry warf stndig nervse Blicke ber die Schulter. Er hatte das unangenehme Gefhl, dass sie beobachtet wurden, und war sehr froh, dass sie Hagrid und seine Armbrust dabeihatten. Soeben waren sie um eine Windung gebogen, als Hermine Hagrids Arm packte. Hagrid! Sieh mal! Rote Funken, die andern sind in Schwierigkeiten! Ihr beide wartet hier!, rief Hagrid. Bleibt auf dem Weg, ich hol euch dann! Sie hrten ihn durch das Unterholz brechen. Voller Angst blieben sie zurck und sahen sich an. Schlielich hrten sie nichts mehr auer dem Rascheln der Bltter um sie her. Du denkst nicht etwa, dass ihnen etwas zugestoen ist, oder?, flsterte Hermine. Das wr mir bei Malfoy egal, aber wenn Neville . .. Es ist nmlich unsere Schuld, dass er berhaupt hier ist. Die Minuten schleppten sich dahin. Ihre Ohren schienen schrfer als normal zu sein. Harry kam es vor, als knnte er jeden Seufzer des Windes, jeden knackenden Zweig hren. Was war eigentlich los? Wo waren die andern? Endlich kndete ein lautes Knacken Hagrids Rckkehr an. Malfoy, Neville und Fang waren hinter ihm. Hagrid rauchte vor Zorn. Malfoy, so schien es, hatte sich zum Scherz von hinten an Neville herangeschlichen und ihn gepackt. In panischem Schreck hatte Neville die Funken versprht. Wir knnen von Glck reden, wenn wir jetzt noch irgendwas fangen, bei dem Aufruhr, den ihr veranstaltet habt. Und jetzt bilden wir neue Gruppen - Neville, du bleibst bei mir und Hermine, Harry, du gehst mit Fang und diesem Idioten. Tut mir Leid, fgte er zu Harry gewandt flsternd hinzu, aber dich wird er nicht so schnell erschrecken und wir mssen es jetzt schaffen. Und so machte sich Harry mit Malfoy und Fang ins Herz des Waldes auf. Sie gingen fast eine halbe Stunde lang tiefer und tiefer hinein, bis der Pfad sich fast verlor, so dicht standen die Bume. Harry hatte den Eindruck, dass das Einhornblut allmhlich dicker wurde. Auf den Wurzeln eines Baumes waren Spritzer, als ob das arme Tier sich hier in der Nhe voll Schmerz herumgewlzt htte. Weiter vorn, durch die verschlungenen ste einer alten Eiche hindurch, konnte Harry eine Lichtung erkennen. Sieh mal, murmelte er und streckte den Arm aus, damit Malfoy stehen blieb. Etwas Hellweies schimmerte auf dem Boden. Vorsichtig traten sie nher. Es war das Einhorn und es war tot. Harry hatte nie etwas so Schnes und so Trauriges gesehen. Seine langen, schlanken Beine ragten verquer in die Luft und seine perlweie Mhne lag ausgebreitet auf den dunklen Blttern. Harry trat noch einen Schritt nher, als ein schleifendes Gerusch ihn wie angefroren innehalten lie. Ein Busch am Rande der Lichtung erzitterte ... Dann kam eine vermummte Gestalt aus dem Schatten und kroch ber den Boden auf sie zu wie ein staksendes Untier. Harry, Malfoy und Fang standen da wie erstarrt. Die vermummte Gestalt erreichte das Einhorn, senkte den Kopf ber die Wunde an der Seite des Tiers und begann sein Blut zu trinken. AAAAAAAAAAAARRRH! Malfoy stie einen frchterlichen Schrei aus und machte sich auf und davon - mit Fang an seinen Fersen. Die vermummte Gestalt hob den Kopf und sah zu Harry herber - an ihr herunter tropfte Einhornblut. Das Wesen stand auf und kam rasch auf Harry zu - er war vor Angst wie gelhmt. Dann durchstie ein Schmerz seinen Kopf, wie er ihn noch nie versprt hatte, es war, als ob seine Narbe Feuer gefangen htte - halb blind stolperte er rckwrts. Hinter sich hrte er Hufe, Pferdegalopp, und etwas sprang einfach ber ihn hinweg und strzte sich auf die Gestalt. Der Schmerz in Harrys Kopf war so stark, dass er auf die Knie fiel. Nach ein oder zwei Minuten war er vorber. Als er aufsah, war die Gestalt verschwunden. Ein Zentaur stand ber ihm, nicht Ronan oder Bane; dieser sah jnger aus; er hatte weiblondes Haar und den Krper eines Palominos. Geht es Ihnen gut?, fragte der Zentaur und half Harry auf die Beine. ja - danke - was war das? Der Zentaur antwortete nicht. Er hatte eindrucksvoll blaue Augen, wie blasse Saphire. Er musterte Harry sorgfltig, und seine Augen verweilten auf der Narbe, die sich nun blulich von Harrys Stirn abhob. Sie sind der junge Potter, sagte er. Besser, Sie gehen zurck zu Hagrid. Der Wald ist nicht sicher - besonders fr Sie. Knnen Sie reiten? Dann geht es schneller. Mein Name ist Firenze, fgte er hinzu und lie sich auf die Vorderbeine sinken, damit Harry ihm auf den Rcken klettern konnte. Pltzlich hrte Harry von der anderen Seite der Lichtung noch mehr galoppierende Hufe. Mit wogenden, schweinassen Flanken brachen Ronan und Bane durch die Bume. Firenze!, donnerte Bane, was tust du da? Du hast einen Menschen auf dem Rcken! Kennst du keine Scham? Bist du ein gewhnliches Maultier? Ist dir klar, wer das ist?, entgegnete Firenze. Das ist der junge Potter. Je schneller er den Wald verlsst, desto besser. Was hast du ihm erzhlt, brummte Bane. Ich muss dich nicht daran erinnern, Firenze, wir haben einen Eid abgelegt, uns nicht gegen den Himmel zu stellen. Haben wir nicht in den Bewegungen der Planeten gelesen, was kommen wird? Ronan scharrte nervs mit den Hufen. Ich bin sicher, Firenze hat nur das Beste im Sinn gehabt, sagte er in seiner dsteren Stimme. Bane schlug wtend mit den Hinterbeinen aus. Das Beste! Was hat das mit uns zu tun? Zentauren kmmern sich um das, was in den Sternen steht! Es ist nicht unsere Aufgabe, wie Esel herumstreunenden Menschen nachzulaufen! Firenze stellte sich pltzlich zornig auf die Hinterbeine, so dass Harry sich an seine Schultern festklammern musste, um nicht abzurutschen. Siehst du nicht dieses Einhorn?, brllte Firenze Bane an. Verstehst du nicht, warum es gettet wurde? Oder haben die Planeten dir dieses Geheimnis nicht verraten? Ich stelle mich gegen das, was in diesem Wald lauert, ja, Bane, mit Menschen an meiner Seite, wenn es sein muss. Und Firenze wirbelte herum; Harry klammerte sich an ihn, so gut er konnte, und sie strzten sich zwischen die Bume, Ronan und Bane hinter sich lassend. Harry hatte keine Ahnung, was da vor sich ging. Warum ist Bane so wtend?, fragte er. Was war eigentlich dieses Wesen, vor dem du mich gerettet hast? Firenze ging nun im Schritt und ermahnte Harry, wegen der tiefen ste den Kopf gesenkt zu halten, doch er antwortete nicht auf seine Fragen. Ohne ein Wort zu sagen schlugen sie sich durch die Bume, so lange schweigend, dass Harry dachte, Firenze wolle nicht mehr mit ihm sprechen. Sie drangen nun jedoch durch ein besonders dichtes Stck Wald und Firenze hielt pltzlich inne. Harry Potter, wissen Sie, wozu Einhornblut gebraucht wird? Nein, sagte Harry, verdutzt ber die seltsame Frage. Wir haben fr Zaubertrnke nur das Horn und die Schweifhaare benutzt. Das ist so, weil es etwas Grauenhaftes ist, ein Einhorn abzuschlachten, sagte Firenze. Nur jemand, der nichts zu verlieren und alles zu gewinnen hat, knnte ein solches Verbrechen begehen. Das Blut eines Einhorns wird ihn am Leben halten, selbst wenn er nur eine Handbreit vom Tod entfernt ist - doch zu einem schrecklichen Preis. Er hat etwas Reines und Schutzloses gemeuchelt, um sich selbst zu retten, aber nun hat er nur noch ein halbes Leben, ein verfluchtes, von dem Augenblick an, da das Blut seine Lippen berhrt. Harry blickte starr auf Firenzes Hinterkopf, der im Mondlicht silbern gesprenkelt war. Aber wer knnte so verzweifelt sein?, fragte er sich laut. Wenn man fr immer verflucht ist, dann ist der Tod doch besser, oder? Das ist wahr, stimmte Firenze zu, auer wenn man nur lange genug leben muss, um noch etwas anderes zu trinken - etwas, das einem alle Strke und Macht zurckbringt - etwas, das bewirkt, dass man nie sterben wird. Mr. Potter, wissen Sie, was in diesem Augenblick in der Schule versteckt ist? Der Stein der Weisen! Natrlich - das Lebenselixier! Aber ich verstehe nicht, wer - Knnen Sie sich niemanden denken, der seit Jahren darauf wartet, an die Macht zurckzukehren, der sich ans Leben klammert und auf seine Chance lauert? Es war, als htte sich pltzlich eine eiserne Faust um Harrys Herz geschlossen. ber dem Rascheln der Bume schien er noch einmal zu hren, was Hagrid gesagt hatte in jener Nacht, da sie sich kennen gelernt hatten: Manche sagen, er sei gestorben. Stuss, wenn du mich fragst. Wei nicht, ob er noch genug Menschliches in sich hatte, um sterben zu knnen. Meinen Sie, sagte Harry mit krchzender Stimme, das war Vol- Harry! Harry, geht's dir gut? Hermine rannte den Pfad entlang auf sie zu, Hagrid keuchte hinter ihr her. Mir geht's gut, sagte Harry, ohne recht zu wissen, was er sagte. Das Einhorn ist tot, Hagrid, es liegt dort hinten auf der Lichtung. Ich werde Sie nun verlassen, murmelte Firenze, als Hagrid davoneilte, um das Einhorn zu untersuchen. Sie sind jetzt sicher. Harry glitt von seinem Rcken herunter. Viel Glck, Harry Potter, sagte Firenze. Die Planeten wurden schon einige Male falsch gedeutet, selbst von Zentauren. Ich hoffe, diesmal ist es genauso. Er wandte sich um und verschwand in leichtem Galopp in den Tiefen des Waldes, einen zitternden Harry hinter sich zurcklassend. Ron, der auf ihre Rckkehr hatte warten wollen, war im Gemeinschaftsraum eingenickt. Whrend Harry ihn unsanft wachrttelte, rief er etwas ber Quidditch-Fouls. Nach wenigen Augenblicken freilich war er hellwach, als Harry ihm und Hermine zu erzhlen begann, was im Wald geschehen war. Harry konnte nicht ruhig sitzen. Er schritt vor dem Feuer auf und ab. Noch immer zitterte er. Snape will den Stein fr Voldemort ... und Voldemort wartet drauen im Wald ... und die ganze Zeit ber haben wir geglaubt, Snape wolle nur reich werden ... Hr auf, den Namen zu nennen!, sagte Ron in einem angstdurchtrnkten Flstern, als glaubte er, Voldemort knnte sie belauschen. Harry hrte ihn nicht. Firenze hat mich gerettet, aber er htte es eigentlich nicht tun drfen ... Bane war wtend deswegen ... er hat etwas gesagt von Einmischung in die Offenbarung der Planeten ... Sie mssen wohl zeigen, dass Voldemort zurckkommt ... Bane denkt, Firenze htte Voldemort nicht daran hindern drfen, mich zu tten ... Ich glaube, das steht auch in den Sternen. Hrst du endlich auf, diesen Namen zu nennen!, zischte Ron. Wir mssen also nur darauf warten, dass Snape den Stein stiehlt, fuhr Harry in fieberhafter Aufregung fort, dann kann Voldemort kommen und mich erledigen ... Nun, ich denke, Bane wrde glcklich darber sein. Hermine sah verngstigt aus, doch sie hatte ein Wort des Trosts. Harry, alle sagen, Dumbledore sei der Einzige, vor dem Du-weit-schon-wer je Angst hatte. Mit Dumbledore in der Nhe wird dich Du-weit-schon-wer nicht anrhren. Und auerdem, wer sagt eigentlich, dass die Zentauren Recht haben? Das klingt fr mich wie Wahrsagerei, und Professor McGonagall sagt, das sei ein sehr ungenauer Ableger der Zauberei. Der Himmel war schon hell, als ihr Gesprch verstummte. Erschpft gingen sie zu Bett. Doch die berraschungen der Nacht waren noch nicht vorbei. Als Harry seine Bettdecke zurckzog, fand er darunter, fein suberlich zusammengefaltet, seinen Tarnumhang. Ein Zettel war daran gepinnt: Nur fr den Fall ... ~Durch die Falltr Auch in den folgenden Jahren blieb es fr Harry immer ein Rtsel, wie er es geschafft hatte, die Jahresabschlussprfungen zu berstehen, wo er doch jeden Moment damit rechnete, Voldemort knne hereinplatzen. Doch die Tage flossen zh dahin und hinter der verschlossenen Tr war Fluffy zweifellos noch immer putzmunter. Es war schwlhei, besonders in den groen Klassenzimmern, wo sie ihre Arbeiten schrieben. Fr die Prfungen hatten sie neue, ganz besondere Federn bekommen, die mit einem Zauberspruch gegen Schummeln behext waren. Sie hatten auch praktische Prfungen. Professor Flitwick rief sie nacheinander in sein Klassenzimmer und lie sich zeigen, ob sie einen Ananas-Stepptanz auf seinem Schreibtisch hinlegen konnten. Bei Professor McGonagall mussten sie eine Maus in eine Schnupftabaksdose verwandeln -Punkte gab es, wenn es eine schne Dose wurde, Punktabzug, wenn sie einen Schnurrbart hatte. Snape machte sie alle nervs; sie sprten seinen Atem im Nacken, whrend sie verzweifelt versuchten, sich an die Zutaten fr den Vergesslichkeitstrank zu erinnern. Harry strengte sich an, so gut er konnte, und versuchte den stechenden Schmerz in seiner Stirn zu vergessen, der ihn seit seinem Ausflug in den Wald nicht mehr loslie. Neville meinte, Harry litte unter besonders schlimmer Prfungsangst, weil er nicht schlafen konnte, doch in Wahrheit hielt ihn jener altbekannte Alptraum wach, nur war er jetzt noch schrecklicher, weil darin eine vermummte, blutverschmierte Gestalt auftauchte. Ron und Hermine dagegen schienen sich nicht so viele Gedanken um den Stein zu machen, vielleicht, weil sie nicht gesehen hatten, was Harry gesehen hatte, oder weil ihnen keine Narbe auf der Stirn brannte. Der Gedanke an Voldemort machte ihnen gewiss Angst, doch er besuchte sie ja nicht unablssig in ihren Trumen, und sie waren mit ihrem Wiederholungsstoff so beschftigt, dass sie keine Zeit hatten, sich den Kopf darber zu zerbrechen, was Snape oder jemand anderes vorhaben knnte. Die allerletzte Prfung hatten sie in Geschichte der Zauberei. Eine Stunde lang mussten sie Fragen ber schrullige alte Zauberer beantworten, die selbst umrhrende Kessel erfunden hatten, und dann hatten sie frei, eine ganze herrliche Woche lang, bis es die Zeugnisse gab. Als der Geist von Professor Binns sie anwies, ihre Federkiele aus den Hnden zu legen und ihre Pergamentbltter zusammenzurollen, lie sich auch Harry von den Jubelschreien der anderen mitreien. Das war viel leichter, als ich dachte, sagte Hermine, als sie sich den Grppchen anschlossen, die auf das sonnendurchflutete Schlossgelnde hinauspilgerten. Die Benimmregeln fr Werwlfe von 1637 und den Aufstand von Elfrich dem Eifrigen htte ich gar nicht pauken mssen. Hermine sprach hinterher immer gern die Arbeiten durch, aber Ron meinte, ihm werde ganz schlecht bei dem Gedanken. Also wanderten sie hinunter zum See und legten sich unter einen Baum. Die Weasley-Zwillinge und Lee Jordan kitzelten die Tentakeln eines riesigen Tintenfischs, der sich im ufernahen warmen Wasser suhlte. Endlich keine Lernerei mehr, seufzte Ron und streckte sich glcklich auf dem Gras aus. Du knntest auch etwas frhlicher aussehen, Harry, wir haben noch eine Woche, bis wir erfahren, wie schlecht wir abgeschnitten haben, also kein Grund, sich jetzt schon Sorgen zu machen. Harry rieb sich die Stirn. Ich mchte wissen, was das bedeutet!, stie er zornig hervor. Meine Narbe tut die ganze Zeit weh - das ist schon mal vorgekommen, aber so schlimm war es noch nie! Geh zu Madam Pomfrey, schlug Hermine vor. Ich bin nicht krank, sagte Harry. Ich glaube, es ist ein Warnzeichen ... es bedeutet Gefahr ... Ron mochte sich deswegen nicht aus der Ruhe bringen lassen, dafr war es ihm zu hei. Entspann dich, Harry. Hermine hat Recht, der Stein ist in Sicherheit, solange Dumbledore hier ist. Auerdem haben wir immer noch keinen Beweis dafr, dass Snape herausgefunden hat, wie er an Fluffy vorbeikommen kann. Einmal hat er ihm fast das Bein abgerissen und so schnell wird Snape es nicht wieder versuchen. Und ehe Hagrid Dumbledore im Stich lsst, spielt Neville Quidditch in der englischen Nationalmannschaft. Harry nickte, doch er konnte ein untergrndiges Gefhl nicht abschtteln, dass er etwas zu tun vergessen hatte -etwas Wichtiges. Er versuchte es den andern zu erklren, doch Hermine meinte: Das sind nur die Prfungen. Gestern Nacht bin ich aufgewacht und war schon halb durch meine Aufzeichnungen ber Verwandlungskunst, bis mir einfiel, dass wir das schon hinter uns haben. Harry war sich jedoch ganz sicher, dass dieses beunruhigende Gefhl nichts mit dem Schulstoff zu tun hatte. Seine Augen folgten einer Eule, die mit einem Brief im Schnabel am hellblauen Himmel hinber zur Schule flatterte. Hagrid war der Einzige, der ihm je Briefe schickte. Hagrid wrde Dumbledore nie verraten. Hagrid wrde nie jemandem erzhlen, wie man an Fluffy vorbeikam ... nie ... aber - Pltzlich sprang Harry auf die Beine Wo willst du hin?, sagte Ron schlfrig. Mir ist eben was eingefallen, sagte Harry. Er war bleich geworden. Wir mssen zu Hagrid, und zwar gleich. Warum?, keuchte Hermine, mhsam Schritt haltend. Findest du es nicht ein wenig merkwrdig, sagte Harry, den grasbewachsenen Abhang emporhastend, dass Hagrid sich nichts sehnlicher wnscht als einen Drachen und dann berraschend ein Fremder auftaucht, der zufllig gerade ein Ei in der Tasche hat? Wie viele Leute laufen mit Dracheneiern herum, wo es doch gegen das Zauberergesetz ist? Ein Glck, dass er Hagrid gefunden hat. Warum hab ich das nicht schon vorher gesehen? Worauf willst du hinaus?, fragte Ron, doch Harry, der jetzt ber das Schlossgelnde zum Wald hinberrannte, antwortete nicht. Hagrid sa in einem Lehnstuhl vor seiner Htte, die rmel und Hosenbeine hochgerollt; ber eine groe Schssel gebeugt enthlste er Erbsen. Hallooh, sagte er lchelnd. Fertig mit den Prfungen? Wollt ihr was trinken? Ja, bitte, sagte Ron, doch Harry schnitt ihm das Wort ab. Nein, keine Zeit, Hagrid, ich muss dich was fragen. Erinnerst du dich noch an die Nacht, in der du Norbert gewonnen hast? Wie sah der Fremde aus, mit dem du Karten gespielt hast? Wei nicht, sagte Hagrid lssig, er wollte seinen Kapuzenmantel nicht ablegen. Er sah, wie verdutzt die drei waren, und hob die Augenbrauen. Das ist nicht so ungewhnlich, da gibt's 'ne Menge seltsames Volk im Eberkopf - das ist der Pub unten im Dorf Htt 'n Drachenhndler sein knnen, oder? Sein Gesicht hab ich nicht gesehen, er hat seine Kapuze aufbehalten. Harry lie sich langsam neben der Erbsenschssel zu Boden sinken. Worber habt ihr gesprochen, Hagrid? Hast du zufllig Hogwarts erwhnt? Knnte mal vorgekommen sein, sagte Hagrid und runzelte die Stirn, whrend er sich zu erinnern versuchte. ja ... er hat mich gefragt, was ich mache, und ich hab ihm gesagt, ich sei Wildhter hier ... Er wollte hren, um was fr Tiere ich mich kmmere ... also hab ich's ihm gesagt ... und auch, dass ich immer gerne einen Drachen haben wollte ... und dann ... ich wei nicht mehr genau, weil er mir stndig was zu Trinken spendiert hat ... Wartet mal ... ja, dann hat er gesagt, er htte ein Drachenei und wir knnten darum spielen, Karten, wenn ich wollte ... aber er msse sicher sein, dass ich damit umgehen knne, er wolle es nur in gute Hnde abgeben ... Also hab ich ihm gesagt, im Vergleich zu Fluffy wr ein Drache doch ein Kinderspiel ... Und schien er ... schien er sich fr Fluffy zu interessieren?, fragte Harry mit angestrengt ruhiger Stimme. Nun - ja - wie viele dreikpfige Hunde trifft. man schon, selbst um Hogwarts herum? Also hab ich ihm gesagt, Fluffy ist ein Schohndchen, wenn man wei, wie man ihn beruhigt, spiel ihm einfach 'n wenig Musik vor, und er wird auf der Stelle einschlafen - Pltzlich trat Entsetzen auf Hagrids Gesicht. Das htt ich euch nicht sagen sollen!, sprudelte er hervor. Vergesst es! Hei - wo lauft ihr hin? Harry, Ron und Hermine sprachen kein Wort miteinander, bis sie in der Eingangshalle ankamen, die nach dem sonnendurchfluteten Schlosshof sehr kalt und dster wirkte. Wir mssen zu Dumbledore, sagte Harry. Hagrid hat diesem Fremden gesagt, wie man an Fluffy vorbeikommt, und unter diesem Mantel war entweder Snape oder Voldemort - es muss ganz leicht gewesen sein, sobald er Hagrid betrunken gemacht hat. Ich kann nur hoffen, dass Dumbledore uns glaubt. Firenze hilft uns vielleicht, wenn Bane ihn nicht daran hindert. Wo ist eigentlich Dumbledores Arbeitszimmer? Sie sahen sich um, als hofften sie, ein Schild zu sehen, das ihnen den Weg wies. Nie hatten sie erfahren, wo Dumbledore lebte, und sie kannten auch keinen, der jemals zu Dumbledore geschickt worden war. Dann mssen wir eben -, begann Harry, doch pltzlich drang eine gebieterische Stimme durch die Halle. Was machen Sie drei denn hier drin? Es war Professor McGonagall, mit einem hohen Stapel Bcher in den Armen. Wir mchten Professor Dumbledore sprechen, sagte Hermine recht khn, wie Harry und Ron fanden. Professor Dumbledore sprechen?, wiederholte Professor McGonagall, als ob daran etwas faul wre. Warum? Harry schluckte - was nun? Es ist sozusagen geheim, sagte er, bereute es jedoch gleich, denn Professor McGonagalls Nasenflgel fingen an zu beben. Professor Dumbledore ist vor zehn Minuten abgereist, sagte sie khl. Er hat eine eilige Eule vom Zaubereiministerium erhalten und ist sofort nach London geflogen. Er ist fort?, sagte Harry verzweifelt. Gerade eben? Professor Dumbledore ist ein sehr bedeutender Zauberer, Potter, er wird recht hufig in Anspruch genommen - Etwas, das Sie zu sagen haben, ist wichtiger als das Zaubereiministerium, Potter? Sehen Sie, sagte Harry und lie alle Vorsicht fahren, Professor - es geht um den Stein der Weisen - Was immer Professor McGonagall erwartet hatte, das war es nicht. Die Bcher in ihren Armen plumpsten zu Boden. Woher wissen Sie das?, prustete sie los. Professor, Ich glaube - ich wei - dass Sn..., dass jemand versuchen wird den Stein zu stehlen. Ich muss Professor Dumbledore sprechen. Sie musterte ihn mit einer Mischung aus Entsetzen und Misstrauen. Professor Dumbledore wird morgen zurck sein, sagte sie schlielich. Ich wei nicht, wie Sie von dem Stein erfahren haben, aber seien Sie versichert, dass niemand in der Lage ist, ihn zu stehlen, er ist bestens bewacht. Aber, Professor - Potter, ich wei, wovon ich spreche, sagte sie barsch. Sie bckte sich und hob die Bcher auf Ich schlage vor, Sie gehen alle wieder nach drauen und genieen die Sonne. Doch das taten sie nicht. Heute Nacht passiert es, sagte Harry, sobald er sicher war, dass Professor McGonagall sie nicht mehr hren konnte. Heute Nacht steigt Snape durch die Falltr. Er hat alles herausgefunden, was er braucht, und jetzt hat er Dumbledore aus dem Weg geschafft. Diesen Brief hat er geschickt. Ich wette, im Zaubereiministerium kriegen sie einen gewaltigen Schrecken, wenn Dumbledore dort auftaucht. Aber was knnen wir - Hermine blieb der Mund offen. Harry und Ron wirbelten herum. Snape stand hinter ihnen. Einen schnen Nachmittag, sagte er sanft. Sie starrten ihn an. An so einem Tag solltet ihr nicht hier drin sein, sagte er mit einem merkwrdigen, gequlten Lcheln. Wir waren -, begann Harry, vllig ahnungslos, was er eigentlich sagen wollte. Seid besser etwas vorsichtiger, sagte Snape. So, wie ihr hier herumhngt, knnte man auf den Gedanken kommen, dass ihr etwas ausheckt. Und Gryffindor kann sich nun wirklich nicht leisten, noch mehr Punkte zu verlieren, oder? Harry wurde rot. Sie waren schon auf dem Weg nach drauen, als Snape sie zurckrief. Ich warne dich, Potter, noch so eine Nachtwanderung und ich werde persnlich dafr sorgen, dass du von der Schule verwiesen wirst. Einen schnen Tag noch. Er schritt in Richtung Lehrerzimmer davon. Drauen auf den steinernen Stufen drehte sich Harry zu den andern um. Ich wei jetzt, was wir tun mssen, flsterte er. Einer von uns muss ein Auge auf Snape haben - vor dem Lehrerzimmer warten und ihm folgen, wenn er es verlsst. Am besten du, Hermine. Warum ich? Ist doch klar, sagte Ron. Du kannst so tun, als ob du auf Professor Flitwick wartest. Er ahmte Hermines Stimme nach: Oh, Professor Flitwick, ich mache mir solche Sorgen, ich glaube, ich habe Frage vierzehn b falsch beantwortet ... Ach, hr auf damit, sagte Hermine, doch sie war einverstanden, Snape zu berwachen. Und wir warten am besten drauen vor dem Korridor im dritten Stock, sagte Harry zu Ron. Komm mit. Doch dieser Teil des Plans schlug fehl. Kaum hatten sie die Tr erreicht, die Fluffy von der Schule trennte, als Professor McGonagall abermals auftauchte. Und diesmal verlor sie die Beherrschung. sie glauben wohl, man knne schwerer an Ihnen vorbeikommen als an einem Bndel Zauberbanne, was!' wtete sie. Genug jetzt von diesem Unfug! Wenn mir zu Ohren kommt, dass Sie noch einmal hier in der Nhe rumstromern, ziehe ich Gryffindor weitere fnfzig Punkte ab! ja, Weasley, von meinem eigenen Haus Harry und Ron gingen in den Gemeinschaftsraum. Wenigstens ist Hermine Snape auf den Fersen, meinte Harry gerade, als das Portrt der fetten Dame zur Seite klappte und Hermine hereinkam. Tut mir Leid, Harry!, klagte sie. Snape ist rausgekommen und hat mich gefragt, was ich da zu suchen htte, und ich habe gesagt, ich wrde auf Flitwick warten. Snape ist reingegangen und hat ihn geholt, und ich konnte mich eben erst loseisen. Ich wei nicht, wo Snape hin ist. Tja, das war's dann wohl, sagte Harry. Die andern beiden starrten ihn an. Er war blass und seine Augen glitzerten. Ich gehe heute Nacht raus und versuche als Erster zum Stein zu kommen. Du bist verrckt!, sagte Ron. Das kannst du nicht machen, sagte Hermine. Nach dem, was McGonagall und Snape gesagt haben? Sie werden dich rauswerfen NA UND?, rief Harry. Versteht ihr nicht? Wenn Snape den Stein in die Hnde kriegt, dann kommt Voldemort zurck! Hast du nicht gehrt, wie es war, als er versucht hat, die Macht zu bernehmen? Dann gibt es kein Hogwarts mehr, aus dem wir rausgeschmissen werden knnen! Er wrde Hogwarts dem Erdboden gleichmachen oder es in eine Schule fr schwarze Magie verwandeln! Punkte zu verlieren spielt jetzt keine Rolle mehr, begreift ihr das denn nicht? Glaubt ihr etwa, er lsst euch und eure Familien in Ruhe, wenn Gryffindor den Hauspokal gewinnt? Wenn ich erwischt werde, bevor ich zum Stein komme, sei's drum, dann muss ich zurck zu den Dursleys und darauf warten, dass mich Voldemort dort findet. Das heit nur, dass ich ein wenig spter sterbe, als ich ohnehin msste, denn ich gehe niemals auf die dunkle Seite! Ich steige heute Nacht durch diese Falltr und nichts, was ihr beide sagt, wird mich aufhalten. Voldemort hat meine Eltern umgebracht, erinnert ihr euch? Zornfunkelnd sah er sie an. Du hast Recht, Harry, sagte Hermine leise. Ich nehme den Tarnumhang, sagte Harry. Ein Glck, dass ich ihn zurckbekommen habe. Aber passen wir alle drei darunter?, sagte Ron. Alle ... alle drei? Aach, hr doch auf, glaubst du etwa, wir lassen dich alleine gehen? Natrlich nicht, sagte Hermine energisch. Wie glaubst du eigentlich, dass du ohne uns zu dem Stein kommst? Ich an deiner Stelle wrde mir die Bcher vornehmen, da knnte vielleicht was Ntzliches drinstehen ... Aber wenn wir erwischt werden, werdet ihr auch rausgeworfen. Das mcht ich erst mal sehen, entgegnete Hermine mit entschlossener Miene. Flitwick hat mir schon verraten, dass ich bei ihm in der Prfung eine Eins plus habe. Mit der Note werfen die mich nicht raus. Nach dem Abendessen saen die drei abseits in einer Ecke des Gemeinschaftsraums. Sie waren nervs, aber niemand kmmerte sich um sie; mit Harry sprach ohnehin keiner von den Gryffindors mehr. An diesem Abend nahm Harry das zum ersten Mal mit Gleichmut hin. Hermine bltterte durch alle ihre Aufzeichnungen, um vielleicht auf einen der Zauberbanne zu stoen, die sie gleich versuchen wrden zu brechen. Harry und Ron redeten nicht viel miteinander. Beide dachten ber das nach, was sie gleich unternehmen wrden. Allmhlich leerte sich der Raum, es wurde Zeit zum Schlafengehen. Hol jetzt besser den Umhang, murmelte Ron, als Lee Jordan endlich ghnend und sich streckend hinausging. Harry rannte nach oben in ihr dunkles Schlafzimmer. Er zog den Umhang hervor, und dann fiel sein Blick auf die Flte, die ihm Hagrid zu Weihnachten geschenkt hatte. Er steckte sie ein fr Fluffy - nach Singen war ihm nicht besonders zumute. Dann rannte er wieder hinunter in den Gemeinschaftsraum. Wir sollten den Umhang am besten hier anziehen und zusehen, dass wir alle drei darunter passen - wenn Filch einen unserer Fe allein umherwandern sieht - was habt ihr vor?, sagte eine Stimme aus der Ecke. Neville tauchte hinter einem Sessel auf, mit Trevor in der Hand, die aussah, als htte sie wieder einmal einen Fluchtversuch unternommen. Nichts, Neville, nichts, sagte Harry und versteckte hastig den Umhang hinter dem Rcken. Neville starrte auf ihre schuldbewussten Gesichter. Ihr geht wieder raus, sagte er. Nein, nein, nein, sagte Hermine. Nein, das tun wir nicht. Warum gehst du nicht zu Bett, Neville? Harry warf einen Blick auf die Uhr bei der Tr. Sie durften jetzt nicht noch mehr Zeit verlieren, vielleicht sang Snape gerade in diesem Moment Fluffy in den Schlaf Ihr knnt nicht rausgehen, sagte Neville, sie erwischen euch wieder und Gryffindor kriegt noch mehr rger. Das verstehst du nicht, sagte Harry, es ist wichtig. Doch Neville sprach sich offensichtlich gerade eisernen Mut zu, etwas Verzweifeltes zu tun. Ich lass euch nicht gehen, sagte er und sprang hinber zum Portrtloch. Ich - ich kmpfe gegen euch Neville, schrie Ron auf, geh weg von dem Loch und sei kein Idiot Nenn mich nicht Idiot!, sagte Neville. Ich will nicht, dass ihr noch mehr Regeln brecht! Ihr habt mir auch gesagt, ich solle mich gegen die anderen wehren! ja, aber nicht gegen uns, sagte Ron erschpft. Neville, du weit nicht, was du tust. Er trat einen Schritt vor und Neville lie Trevor fallen, die mit ein paar Hpfern verschwand. Na komm schon, versuch mich zu schlagen, sagte Neville und hob die Fuste. Ich bin bereit! Harry wandte sich Hermine zu. Unternimm was, sagte er verzweifelt. Hermine trat vor. Neville, sagte sie. Das tut mir jetzt arg, arg Leid. Sie hob den Zauberstab. Petrificus Totalus!, schrie sie, mit ausgestrecktem Arm auf Neville deutend. Nevilles Arme schnappten ihm an die Seiten. Seine Beine klappten zusammen. Mit vollkommen versteinertem Krper schwankte er ein wenig auf der Stelle und fiel dann, steif wie ein Brett, mit dem Gesicht voraus auf den Boden. Hermine strzte zu ihm und drehte ihn um. Nevilles Kiefer waren zusammengepresst, so dass er nicht mehr sprechen konnte. Nur seine Augen bewegten sich noch und sahen sie mit dem Ausdruck uersten Entsetzens an. Was hast du mit ihm gemacht?, flsterte Harry. Das ist die Ganzkrperklammer, sagte Hermine niedergeschlagen. Oh, Neville, es tut mir ja so Leid. Wir mussten es tun, Neville, keine Zeit jetzt, um es zu erklren, sagte Harry. Spter wirst du es schon verstehen, Neville, sagte Ron, als sie ber ihn stiegen und sich den Tarnumhang berwarfen. Den versteinerten Neville zurckzulassen kam ihnen nicht als besonders gutes Omen vor. Nervs, wie sie waren, sah jede Statue wie Filch aus, klang jeder ferne Windhauch wie Peeves, der auf sie herabsauste. Am Fu der ersten Treppe bemerkten sie, dass oben, fast am Ende der Treppe, Mrs. Norris lauerte. Ach, geben wir ihr einen Futritt, nur dieses eine Mal, flsterte Ron Harry ins Ohr, doch Harry schttelte den Kopf Sie kletterten vorsichtig um sie herum, und Mrs. Norris richtete ihre Lampenaugen auf sie, rhrte sich jedoch nicht vom Fleck. Sie trafen niemanden sonst, bis sie die Treppe erreichten, die hoch zum dritten Stock fhrte. Peeves hpfte auf halber Hhe umher und zog den Teppich auf den Stufen locker, um die Darbergehenden ins Stolpern zu bringen. Wer da?, fragte er pltzlich, als sie zu ihm hochstiegen. Seine gemeinen schwarzen Augen verengten sich. Ich wei, ihr seid da, auch wenn ich euch nicht sehen kann. Wer seid ihr, Gespenster oder kleine Schulbiester? Er stieg empor und blieb lauernd in der Luft schweben. Sollte Filch rufen, sollte ich, wenn etwas Unsichtbares umherschleicht. Harry schoss eine Idee durch den Kopf Peeves, sagte er heiser flsternd, der Blutige Baron hat seine Grnde, unsichtbar zu bleiben. Peeves fiel vor Schreck fast aus der Luft. Er konnte sich gerade noch rechtzeitig abfangen und blieb einen Meter ber der Treppe hngen. Verzeihung vielmals, Eure Blutigkeit, Herr Baron, Sir, sagte er schleimig. Meine Schuld, ganz meine Schuld -ich hab Sie nicht gesehen - natrlich nicht, Sie sind unsichtbar - verzeihen Sie dem alten Peeves diesen kleinen Scherz, Sir. Ich bin geschftlich hier, Peeves, krchzte Harry. Bleiben Sie heute Nacht von hier fern. Das werde ich, Sir, das werde ich ganz gewiss tun, sagte Peeves und stieg wieder in die Lfte. Hoffe, die Geschfte gehen gut, Herr Baron, ich werde Sie nicht belstigen. Und er schoss davon. Genial, Harry!, flsterte Ron. Ein paar Sekunden spter standen sie drauen vor dem Korridor im dritten Stock - und die Tr war nur angelehnt. Schne Bescherung, sagte Harry leise. Snape ist schon an Fluffy vorbei. Die offene Tr schien allen dreien eindringlich zu sagen, was sie erwartete. Unter dem Umhang wandte sich Harry an die beiden andern. Wenn ihr jetzt zurckwollt, mach ich euch keinen Vorwurf, sagte er. Ihr knnt den Umhang nehmen, ich brauche ihn jetzt nicht mehr. Red keinen Stuss, sagte Ron. Wir kommen mit, sagte Hermine. Harry stie die Tr auf. Die Tr knarrte und ein tiefes, grollendes Knurren drang an ihre Ohren. Wie im Wahn schnffelte der Hund mit allen drei Schnauzen nach ihnen, auch wenn er sie nicht sehen konnte. Was liegt da zwischen seinen Beinen?, flsterte Hermine. Sieht aus wie eine Harfe, sagte Ron. Snape muss sie dagelassen haben. Er wacht sicher auf, sobald man aufhrt zu spielen, sagte Harry. Nun, dann mal los ... Er setzte Hagrids Flte an die Lippen und blies hinein. Es war keine richtige Melodie, doch kaum hatte er einen Ton hervorgebracht, kroch schon die Mdigkeit in die Augen des Untiers. Harry wagte kaum Luft zu holen. Allmhlich wurde das Knurren des Hundes schwcher - er torkelte und tapste ein wenig mit den Pfoten, fiel auf die Knie, plumpste dann vollends zu Boden und versank in tiefen Schlaf. Spiel weiter, ermahnte Ron Harry, als sie aus dem Mantel schlpften und zur Falltr krochen. Sie nherten sich den riesigen Kpfen und sprten den heien, stinkenden Atem des Hundes. Ich glaube, wir knnen die Tr hochklappen, sagte Ron und sphte ber den Rcken des Tiers. Willst du zuerst gehen, Hermine? Nein, will ich nicht! Schon gut. Ron biss die Zhne zusammen und stapfte vorsichtig ber die Beine des Hundes. Er bckte sich und zog am Ring der Falltr; sie schwang auf Was siehst du?, fragte Hermine neugierig. Nichts - alles dunkel - hinunterklettern knnen wir nicht, es bleibt uns nichts brig, als zu springen. Harry, der noch immer Flte spielte, winkte Ron und deutete auf sich. Du willst zuerst? Bist du sicher?, fragte Ron. Ich wei nicht, wie tief das Loch ist. Gib Hermine die Flte, damit er nicht wach wird. Harry gab ihr die Flte. Whrend der wenigen Sekunden der Stille knurrte und zuckte der Hund, doch in dem Augenblick, da Hermine zu spielen begann, fiel er wieder in tiefen Schlaf. Harry stieg ber ihn hinweg und blickte durch die ffnung der Falltr. Er sah in bodenlose Schwrze. Er stieg durch die Luke, bis er nur noch an den Fingerspitzen baumelte. Dann sah er hoch zu Ron und sagte: Wenn mir etwas passiert, kommt nicht hinterher. Geht gleich in die Eulerei und schickt Hedwig zu Dumbledore, ja? Gut, sagte Ron. Wir sehen uns gleich, hoffentlich ... Und Harry lie sich fallen. Kalte, feuchte Luft rauschte an ihm vorbei, und er fiel immer weiter, weiter und - FLUMMPPH. Mit einem merkwrdig dumpfen Aufschlag landete er auf etwas Weichem. Er setzte sich auf; seine Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit gewhnt, und so ertastete er mit den Hnden seine Umgebung. Es fhlte sich an, als wrde er auf einer Art Pflanze sitzen. Alles in Ordnung!, rief er nach oben zu dem Lichtfleck der offenen Luke, die jetzt so gro wirkte wie eine Briefmarke. Ich bin weich gelandet, ihr knnt springen! Ron folgte ihm ohne Zgern. Er landete auf allen vieren neben Harry. Was ist das fr ein Zeug?, waren seine ersten Worte. Wei nicht, eine Art Pflanze. Ich glaube, sie soll den Sturz abfedern. Komm runter, Hermine! Die ferne Musik verstummte. Der Hund gab einen lauten Klffer von sich, doch Hermine war schon gesprungen. Sie landete auf Harrys anderer Seite. Wir mssen Meilen unter der Schule sein, sagte sie. Ein Glck, dass diese komische Pflanze hier ist, sagte Ron. Glck?, kreischte Hermine. Schaut euch nur an! Sie sprang auf und stakste mhsam zu einer feuchten Wand hinber. Sie musste alle Kraft aufwenden, denn kaum dass sie gelandet war, hatte die Pflanze begonnen, Ranken wie Schlangen um ihre Fuknchel zu winden. Und ohne dass sie es gemerkt hatten, waren Harrys und Rons Beine schon fest mit langen Kletten verschnrt. Hermine hatte es geschafft, sich zu befreien, bevor die Pflanz e sich an ihr festgesetzt hatte. Nun sah sie entsetzt zu, wie die beiden jungen verzweifelt versuchten die Schlingen von sich abzureien, doch je mehr sie sich strubten, desto fester und schneller wand sich die Pflanze um sie. Haltet still!, befahl ihnen Hermine. Ich wei, was das ist - es ist eine Teufelsschlinge! oh, gut, dass ich wei, wie das, was mich umbringt, heit, das ist eine groe Hilfe' fauchte Ron und beugte sich nach hinten, damit die Pflanze sich nicht um seinen Hals schlingen konnte. Sei still, ich versuch mich zu erinnern, wie man sie verscheuchen kann!, sagte Hermine. Na dann beeil dich, ich ersticke!, wrgte Harry hervor, der mit den Schlingen um seine Brust kmpfte. Teufelsschlinge, Teufelsschlinge ... Was hat Professor Sprout gesagt? - Sie mag das Dunkle und Feuchte - Dann mach Feuer!, chzte Harry. Ja - natrlich - aber hier gibt es kein Holz!, schrie Hermine hnderingend. BIST DU VERRCKT GEWORDEN?, brllt Ron. BIST DU NUN EINE HEXE ODER NICHT? Ach ja!, sagte Hermine und riss ihren Zauberstab hervor, schwang ihn, murmelte etwas und schickte einen Strom der gleichen blulichen Flmmchen gegen die Pflanze, mit denen sie schon Snape angekokelt hatte. Nach wenigen Augenblicken sprten die jungen, dass die Schlingen sich lockerten und die Pflanze vor dem Licht und der Hitze auswich. Zitternd und mit den Schlingen schlagend lste sie sich von Harry und Ron und sie konnten die Pflanze schlielich vollends abschtteln. Ein Glck, dass du in Kruterkunde aufgepasst hast, Hermine, sagte Harry, als er zu ihr an die Wand sprang und sich den Schwei vom Gesicht wischte. Ja, sagte Ron, und ein Glck, dass Harry den Kopf nicht verliert, wenn's brenzlig wird - >es gibt kein Holz< -also wirklich! Da lang, sagte Harry und deutete auf den einzigen Weg, der sich bot, einen steinernen Gang. Alles, was sie auer ihren Schritten hren konnten, war ein sanftes Rieseln von Wasser, das die Wnde herablief. Der Gang neigte sich in die Tiefe und Harry musste an Gringotts denken. Mit pltzlichem, schmerzhaftem Herzpochen fiel ihm ein, dass angeblich Drachen die Verliese in der Zaubererbank bewachten. Wenn sie nun auf einen Drachen stieen, auf einen ausgewachsenen Drachen -Norbert war schon schlimm genug gewesen ... Kannst du etwas hren?, flsterte Ron. Harry lauschte. Von oben schien ein leises Rascheln und Klimpern zu kommen. Glaubst du, das ist ein Geist? Ich wei nicht ... hrt sich an wie Flgel. Da vorn ist Licht und etwas bewegt sich. Sie erreichten das Ende des Ganges und sahen vor sich eine strahlend hell erleuchtete Gruft, deren Decke sich hoch ber ihnen wlbte. Sie war voller kleiner, diamantheller Vgel, die im ganzen Raum umherflatterten und herumhpften. Auf der anderen Seite der Gruft war eine schwere Holztr. Glaubst du, sie greifen uns an, wenn wir durchgehen?, sagte Ron. Wahrscheinlich, sagte Harry. Sie sehen zwar nicht gerade bsartig aus, aber ich glaube, wenn sie alle auf einmal auf uns losgehen ... Nun, es bleibt uns nichts anderes brig ... Ich renne hinber. Er holte tief Luft, bedeckte das Gesicht mit den Armen und strmte durch die Gruft. Er rechnete jede Sekunde damit, dass sich die Vgel mit scharfen Schnbeln und Klauen auf ihn strzten, doch nichts geschah. Harry erreichte die Tr, ohne dass sie sich um ihn kmmerten. Er drckte die Klinke, doch die Tr war verschlossen. Die beiden anderen folgten ihm. Sie zogen und rttelten an der Tr, doch sie gab nicht um Haaresbreite nach, nicht einmal, als es Hermine mit ihrem Alohomora-Spruch probierte. Was nun?, sagte Ron. Diese Vgel ... sie knnen nicht einfach zum Anschauen hier sein, sagte Hermine. Sie betrachteten die Vgel, die funkelnd ber ihren Kpfen umherschwirrten -funkelnd? Das sind keine Vgel!, sagte Harry pltzlich, das sind Schlssel! Geflgelte Schlssel, seht genau hin. Das muss also heien ... Er sah sich in der Gruft um, whrend die anderen beiden zu dem Schlsselschwarm emporschauten. ... ja, seht mal! Besen! Wir mssen den Schlssel zur Tr einfangen! Aber es gibt hunderte davon! Ron untersuchte das Trschloss. Wir suchen nach einem groen, altmodischen Schlssel - vermutlich silbern, wie die Klinke. Sie packten jeder einen Besen, stieen sich hoch in die Luft und fegten inmitten der Wolke aus Schlsseln herum. Sie grabschten und pickten nach ihnen, doch die verhexten Schlssel schossen pfeilschnell davon oder tauchten weg, so dass es unmglich schien, einen zu fangen. Nicht umsonst jedoch war Harry der jngste Sucher seit einem Jahrhundert. Er hatte ein Talent dafr, Dinge zu sehen, die anderen verborgen blieben. Eine Welle wedelte er durch den Wirbel der Regenbogenfedern, dann fiel ihm ein groer silberner Schlssel mit einem geknickten Flgel auf. Er sah aus, als htte ihn schon jemand gepackt und grob ins Schlsselloch gesteckt. Der dort!, rief er den andern zu. Dieser groe - dort - nein, dort - mit himmelblauen Flgeln - auf der einen Seite ist er ganz zerzaust. Ron sauste in die Richtung, in die Harry deutete, krachte gegen die Decke und fiel fast von seinem Besen. Wir mssen ihn einkreisen!, rief Harry, ohne den Schlssel mit dem beschdigten Flgel aus den Augen zu lassen. Ron, du kommst von oben - Hermine, du bleibst unten, falls er abtaucht - und ich versuche ihn zu fangen. Los, JETZT Ron kam im Sturzflug heruntergeschossen, Hermine raste steil nach oben wie eine Rakete; der Schlssel wich beiden aus. Harry raste ihm hinterher, der Wand entgegen, er beugte sich weit vor und presste den Schlssel mit der Hand gegen die Wand. Es gab ein hssliches Knirschen. Die Gruft hallte vor Rons und Hermines Jubelrufen. Sie lieen sich schnell auf den Boden herunter und Harry lief mit dem widerspenstigen Schlssel in der Hand zur Tr. Er rammte ihn in das Schloss, drehte ihn um - und es klickte. Kaum hatte sich das Schloss geffnet, flatterte der Schlssel wieder los, nun, da er zweimal gefangen worden war, sehr mitgenommen aussehend. Seid ihr bereit?, fragte Harry die anderen beiden, die Hand auf der Trklinke. Sie nickten. Er ffnete die Tr. Die nchste Gruft war so dunkel, dass sie berhaupt nichts sehen konnten. Doch als sie einen Schritt hineintaten, flutete Licht durch den Raum, und ihnen bot sich ein verblffender Anblick. Sie standen am Rande eines riesigen Schachbretts, im Rcken der schwarzen Schachfiguren, allesamt grer als sie und offenbar aus einer Art schwarzem Stein gemeielt. Ihnen gegenber, auf der anderen Seite der Gruft, standen die weien Figuren. Harry, Ron und Hermine erschauderten - die riesigen weien Figuren hatten keine Gesichter. Und was sollen wir jetzt tun?, flsterte Harry. Ist doch klar, sagte Ron. Wir mssen uns durch den Raum spielen. Hinter den weien Figuren konnten sie eine weitere Tr sehen. Wie?, sagte Hermine nervs. Ich glaube, sagte Ron, wir mssen Schachmenschen werden. Er ging vor zu einem schwarzen Springer, streckte die Hand aus und berhrte ihn. Sofort erwachte der Stein zum Leben. Das Pferd scharrte und der Ritter wandte seinen behelmten Kopf zu Ron hinunter. Mssen wir - hm - mit euch kmpfen, um hinberzukommen? Der schwarze Ritter nickte. Ron drehte sich zu den andern um. Lasst mich mal nachdenken ..., sagte er. Ich denke, wir mssen die Pltze von drei der Schwarzen einnehmen ... Harry und Hermine sahen schweigend zu, wie Ron nachdachte. Schlielich sagte er: Hrt mal, seid nicht beleidigt, aber keiner von euch beiden ist besonders gut im Schach. Wir sind nicht beleidigt, sagte Harry rasch. Sag uns einfach, was wir tun sollen. Gut. Harry, du nimmst den Platz dieses Lufers ein, und Hermine, du stellst dich neben ihn an die Stelle dieses Turms. Was ist mit dir? Ich bin ein Springer, sagte Ron. Die Schachfiguren hatten offenbar zugehrt, denn in diesem Augenblick kehrten ein Springer, ein Lufer und ein Turm den weien Figuren den Rcken und schritten vom Platz. Sie lieen drei leere Quadrate zurck, auf denen Harry, Ron und Hermine ihre Pltze einnahmen. Wei zieht im Schach immer zuerst, sagte Ron und sphte ber das Brett. Ja ... schaut ... Ein weier Bauer war zwei Felder vorgerckt. Ron begann die schwarzen Figuren zu fhren. Wo immer er sie hinschickte, sie rckten schweigend auf ihre Pltze. Harry zitterten die Knie. Was, wenn sie verloren? Harry, rck vier Felder schrg nach rechts. Richtig mit der Angst zu tun bekamen sie es erst, als der andere Springer geschlagen wurde. Die weie Dame schlug ihn zu Boden und schleifte ihn vom Brett, wo er mit dem Gesicht nach unten bewegungslos liegen blieb. Ich musste das zulassen, sagte Ron erschttert. Deshalb kannst du jetzt diesen Lufer schlagen, Hermine, geh los. Wenn die Weien eine ihrer Figuren schlagen konnten, zeigten sie niemals Gnade. Nach kurzer Zeit lagen haufenweise bereinander gekrmmte schwarze Spieler entlang der Wand. Zweimal bemerkte Ron gerade noch rechtzeitig, dass Harry und Hermine in Gefahr waren. Er selbst jagte auf dem Brett umher und schlug fast so viele weie Figuren, wie sie schwarze verloren hatten. Wir haben es gleich geschafft' murmelte er pltzlich. Lasst mich nachdenken ... lasst mich nachdenken ... Die weie Knigin wandte ihm ihr leeres Gesicht zu. ja ..., sagte Ron leise, das ist die einzige Chance ... Ich muss geschlagen werden. NEIN!, riefen Harry und Hermine. So ist es eben im Schach, herrschte sie Ron an. Manchmal muss man Figuren opfern! Ich springe vor und sie schlgt mich, dann knnt ihr den Knig schachmatt setzen. Harry Aber - Willst du Snape aufhalten oder nicht? Ron - Hr zu, wenn du dich nicht beeilst, dann ist er mit dem Stein auf und davon Darauf gab es nichts mehr zu sagen. Fertig?, rief Ron mit blassem Gesicht, aber entschlossen. Ich springe, und trdelt nicht, wenn ihr gewonnen habt. Er sprang vor und die weie Dame strzte sich auf ihn. Mit ihrem steinernen Arm schlug sie Ron heftig gegen den Kopf und er brach auf dem Boden zusammen. Hermine schrie, blieb aber auf ihrem Feld. Die weie Dame schleifte Ron zur Seite. Offenbar hatte sie ihn bewusstlos geschlagen. Harry ging mit zitternden Knien drei Felder nach links. Der weie Knig nahm seine Krone ab und warf sie Harry zu Fen. Sie hatten gewonnen. Die Schachfiguren verbeugten sich zum Abschied und gaben die Tr auf ihrer Seite frei. Mit einem letzten verzweifelten Blick zurck auf Ron strmten Harry und Hermine durch die Tr und rannten den nchsten Gang entlang. Was, wenn er -? Er wird schon wieder auf die Beine kommen, sagte Harry, gegen seine Zweifel ankmpfend. was, meinst du, kommt als Nchstes? Wir haben den Zauber von Sprout hinter uns, das war die Teufelsschlinge, Flitwick muss die Schlssel verhext haben, Professor McGonagall hat die Schachfiguren lebendig gemacht, bleibt noch der Zauber von Quirrell und der von Snape ... # Sie waren an eine weitere Tr gelangt. Einverstanden?, flsterte Harry. Mach schon. Harry stie die Tr auf Ei widerlicher Gestank schlug ihnen entgegen und beide hielten sich den Umhang vor die Nase. Mit trnenden Augen sahen sie einen Troll, alle viere von sich gestreckt und mit einer blutigen Wunde am Kopf, auf dem Boden liegen, noch grer sogar als der, mit dem sie es schon aufgenommen hatten. Ich bin heilfroh, dass wir uns den sparen knnen, flsterte Harry, als sie vorsichtig ber eines seiner massigen Beine stapften. Komm weiter, mir verschlgt es den Atem. Er ffnete die nchste Tr, und beide wagten kaum hinzusehen, was wohl als Nchstes kommen wrde. Doch hier drin war nichts besonders Furcht erregend, nur ein Tisch mit sieben aneinander gereihten Flaschen, die alle unterschiedliche Gestalt hatten. Snapes Zauber, sagte Harry. Was mssen wir tun? Kaum waren sie ber die Schwelle getreten, loderte hinter ihnen im Trrahmen ein Feuer hoch. Es war kein gewhnliches Feuer: Es war purpurrot. Im gleichen Augenblick schossen schwarze Flammen im Trbogen gegenber auf Sie saen in der Falle. Schau mal! Hermine griff nach einem zusammengerollten Blatt Papier, das neben den Flaschen lag. Harry sah ihr ber die Schulter und las: Die Gefahr liegt vor euch, die Rettung zurck, Zwei von uns helfen, bei denen habt ihr Glck, Eine von uns sieben, die bringt euch von dannen, Eine andere fhrt den Trinker zurck durch die Flammen, Zwei von uns enthalten nur guten Nesselwein, Drei von uns sind Mrder, warten auf eure Pein. Whlt eine, wenn ihr weiterwollt und nicht zerstuben hier. Euch helfen sollen Hinweis' - und davon ganze vier: Erstens: so schlau das Gift versteckt mag sein, 's ist immer welches zur Linken vom guten Nesselwein; Zweitens: die beiden an den Enden sind ganz verschied'ne Leut, doch wenn ihr eine weitergeht, so ist keine davon euer Freund; Drittens: wie ihr deutlich seht, sind alle verschieden gro. Doch weder der Zwerg noch der Riese enthalten euren Tod. Viertens: die zweite von links und die zweite von rechts werden Zwillinge sein, so verschieden sie schauen auf den ersten Blick auch drein. Hermine seufzte laut auf und Harry sah verblfft, dass sie lchelte, das Letzte, wonach ihm zumute war. Ausgezeichnet, sagte Hermine. Das ist nicht Zauberei, das ist Logik, ein Rtsel. Viele von den grten Zauberern haben keine Unze Logik im Kopf, die sen hier fr immer in der Falle. Aber wir doch auch, oder? Natrlich nicht, sagte Hermine. Alles, was wir brauchen, steht hier auf diesem Papier. Sieben Flaschen: drei enthalten Gift; zwei Wein; eine bringt uns sicher durch das schwarze Feuer und eine bringt uns zurck durch das purpurne. Aber woher sollen wir wissen, welche wir trinken mssen? Gib mir eine Minute Zeit. Hermine las das Papier mehrmals durch. Dann ging sie vor den Flaschen auf und ab, vor sich hin murmelnd und auf sie deutend. Schlielich klatschte sie in die Hnde. Ich hab's, sagte sie. Die kleinste Flasche bringt uns durch das schwarze Feuer, zum Stein. Harry musterte die kleine Flasche. Sie reicht nur fr einen, sagte er. Das ist kaum ein Schluck. Sie sahen sich an. Welche fhrt zurck durch die Purpurflammen? Hermine deutete auf eine bauchige Flasche am einen Ende der Reihe. Die trinkst du, sagte Harry. Nein, hr zu, geh zurck und nimm Ron mit, schnappt euch zwei Besen aus dem Raum mit den fliegenden Schlsseln, die bringen euch durch die Falltr und an Fluffy vorbei; fliegt sofort in die Eulerei und schickt Hedwig zu Dumbledore, wir brauchen ihn. Vielleicht kann ich Snape eine Weile hinhalten, aber im Grunde kann ich es nicht mit ihm aufnehmen. Aber, Harry, was ist, wenn Du-weit-schon-wer bei ihm ist? Tja, das letzte Mal hab ich Glck gehabt, sagte Harry und deutete auf seine Narbe. Vielleicht hab ich ja noch mal Glck. Hermines Lippen zitterten und pltzlich rannte sie auf Harry zu und warf die Arme um ihn. Hermine! Harry, du bist ein groer Zauberer, das weit du. Ich bin nicht so gut wie du, sagte Harry ganz verlegen. Sie lie ihn los. Wie ich?, sagte Hermine. Bcher! Schlauheit! Es gibt wichtigere Dinge - Freundschaft und Mut und - o Harry, sei vorsichtig! Trink du zuerst sagte Harry. Du bist dir sicher, was wo drin ist? Vollkommen, sagte Hermine. Sie nahm einen groen Schluck aus der runden Flasche und erschauderte. Es ist kein Gift?, sagte Harry bengstigt. Nein, aber es ist wie Eis. Schnell, geh, bevor es nachlsst. Viel Glck, pass auf dich auf - GEH! Hermine wandte sich um und ging geradewegs durch das purpurne Feuer. Harry holte tief Luft und nahm die kleinste Flasche in die Hand. Er wandte sich den schwarzen Flammen zu. Ich komme, sagte er und leerte die kleine Flasche mit einem Zug. Es war wirklich wie Eis, das seinen Krper durchstrmte. Er stellte die Flasche zurck, nahm all seinen Mut zusammen und machte sich auf; er sah die schwarzen Flammen an seinem Krper hochzngeln, doch er sprte sie nicht. Einen Moment lang konnte er nichts sehen auer dunklem Feuer, dann war er auf der anderen Seite, in der letzten Gruft. Jemand war schon da, doch es war nicht Snape. Es war auch nicht Voldemort. ~Der Mann mit den zwei Gesichtern Es war Quirrell. Sie!, stie Harry hervor. Quirrell lchelte. Kein Zucken war mehr in seinem Gesicht. Ja, ich, sagte er gelassen. Hab mir schon halb gedacht, dass ich Sie hier treffen wrde, Potter. Aber ich dachte - Snape - Severus? Quirrell lachte und es war nicht sein bliches zittrig schrilles ]Lachen, es war kalt und scharf. ja, Severus scheint der richtige Mann dafr zu sein, nicht wahr? Recht ntzlich, dass er umherschwirrt wie eine zu gro geratene Fledermaus. Wer wrde neben ihm den a-a-armen st-stotternden P-Professor Quirrell verdchtigen? Harry konnte es nicht fassen. Das durfte einfach nicht wahr sein. Aber Snape hat versucht mich umzubringen! Nein, nein, nein. Ich habe es getan. Ihre Freundin Miss Granger hat mich versehentlich umgerempelt, als sie beim Quidditch-Spiel zu Snape hinberrannte, um ihn anzuznden. Sie hat meinen Blickkontakt zu Ihnen unterbrochen. Ein paar Sekunden mehr und ich htte sie von diesem Besen heruntergehabt. Ich htte es schon vorher geschafft, wenn Snape nicht einen Gegenzauber gemurmelt htte, um Sie zu retten. Snape hat versucht mich zu retten? Natrlich, sagte Quirrell khl. Warum, glauben Sie, wollte er beim nchsten Spiel der Schiedsrichter sein? Er wollte dafr sorgen, dass ich es nicht noch einmal versuche. Wirklich eigenartig ... wenn Dumbledore dabei ist, kann ich ohnehin nichts ausrichten. Alle anderen Lehrer dachten, Snape wolle verhindern, dass Gryffindor gewinnt, und damit hat er sich richtig unbeliebt gemacht ... was fr eine Zeitverschwendung, wenn ich Sie heute Nacht schlielich doch umbringe. Quirrell schnippte mit den Fingern. Aus der Luft peitschten Seile hervor, die sich fest um Harrys Krper wickelten. Ihre Neugier bringt Sie um Kopf und Kragen, Potter. Sie sind an Halloween in der Schule umhergeschlichen und sind auf mich gestoen. Ich wollte mir ansehen, wie der Stein bewacht ist. Sie haben den Troll hereingelassen? Gewiss. Ich habe ein glckliches Hndchen, wenn es um Trolle geht. Sie haben ja gesehen, was ich mit dem in der Kammer dort hinten angestellt habe. Nun, whrend alle andern umherliefen und ihn suchten, ging Snape, der mich schon im Verdacht hatte, leider geradewegs in den dritten Stock, um mir den Weg abzuschneiden - und mein Troll hat es nicht nur versumt, Sie totzuschlagen, dieser dreikpfige Hund hat es nicht einmal fertig gebracht, Snapes Bein ganz abzubeien. Und jetzt, Potter, warten Sie hier ganz ruhig. Ich muss mir diesen interessanten Spiegel nher ansehen. Erst jetzt erkannte Harry, was hinter Quirrell stand. Es war der Spiegel Nerhegeb. Dieser Spiegel ist der Schlssel zum Stein, murmelte Quirrell und klopfte suchend am Rahmen entlang. Typisch Dumbledore, sich so etwas einfallen zu lassen ... aber er ist in London.. bis er zurckkommt, bin ich lngst ber alle Berge ... Harrys Gedanken drehten sich einzig darum, wie er Quirrell am Sprechen halten und ihn vom Spiegel ablenken konnte. Ich habe Sie und Snape im Wald gesehen -, plapperte er hastig drauflos. Ja, sagte Quirrell gleichmtig, whrend er um den Spiegel herumging, um sich die Rckseite anzusehen. Da war er mir schon auf die Pelle gerckt und wollte wissen, wie weit ich gekommen war. Er hat mich die ganze Zeit ber verdchtigt. Hat versucht mich einzuschchtern - als ob er das knnte, wenn ich Lord Voldemort auf meiner Seite habe Quirrell kam hinter dem Spiegel hervor und sah begierig hinein. Ich sehe den Stein ... Ich berreiche ihn meinem Meister ... aber wo ist er? Harry drckte mit aller Kraft gegen seine Fesseln, doch die Seile gaben nicht nach. Er musste Quirrell davon abhalten, seine ganze Aufmerksamkeit dem Spiegel zu widmen. Aber Snape kam mir immer so vor, als wrde er mich richtig hassen. Oh, das tut er auch, sagte Quirrell nebenher, Himmel, ja. Er und Ihr Vater waren zusammen in Hogwarts, haben Sie das nicht gewusst? Sie haben sich gegenseitig verabscheut. Aber er wollte nie, dass Sie sterben. Aber vor ein paar Tagen hab ich Sie schluchzen gehrt. Ich dachte, Snape wrde Sie bedrohen ... Zum ersten Mal huschte ein ngstliches Zucken ber Quirrells Gesicht. Manchmal, sagte er, fllt es mir schwer, den Anweisungen meines Meisters zu folgen - er ist ein groer Zauberer und ich bin schwach - Sie meinen, er war in diesem Klassenzimmer bei Ihnen? Harry blieb der Mund offen. Er ist bei mir, wo immer ich bin, sagte Quirrell leise. Ich traf ihn bei meiner Reise um die Welt. Damals war ich noch ein einfltiger junger Mann, mit dem Kopf voll lcherlicher Vorstellungen ber Gut und Bse. Lord Voldemort hat mir gezeigt, wie falsch ich dachte. Es gibt kein Gut und Bse, es gibt nur Macht, und jene, die zu schwach sind, um nach ihr zu streben ... Seit damals bin ich sein treuer Diener, auch wenn ich ihn viele Male enttuscht habe. Er musste sehr streng mit mir sein. Quirrell zitterte pltzlich. Fehler vergibt er nicht so einfach. Als es mir nicht gelungen ist, den Stein aus Gringotts zu stehlen, war er uerst missvergngt. Er hat mich bestraft ... und beschlossen, mich nher im Auge zu behalten ... Quirrells Stimme verlor sich. Harry fiel der Besuch in der Winkelgasse ein - wie konnte er nur so dusslig gewesen sein? An jenem Tag hatte er Quirrell dort gesehen und ihm im Tropfenden Kessel die Hand geschttelt. Quirrell fluchte leise vor sich hin. Ich verstehe nicht ... ist der Stein im Innern des Spiegels? Sollte ich ihn zerschlagen? Harry raste der Kopf. Was ich im Augenblick mehr als alles auf der Welt mchte, dachte er, ist, den Stein vor Quirrell zu finden. Wenn ich in den Spiegel schauen wrde, msste ich mich eigentlich dabei sehen, wie ich den Stein finde. Und das heit, ich wsste, wo er versteckt ist! Doch wie kann ich hineinsehen, ohne dass Quirrell bemerkt, was ich vorhabe? Er versuchte sich ein wenig nach links zu bewegen, um vor das Glas zu kommen, ohne Quirrells Aufmerksamkeit zu erregen, doch die Seile waren zu fest um seine Knchel gespannt: er stolperte und fiel zu Boden. Quirrell achtete nicht auf ihn. Er sprach immer noch mit sich selbst. Was tut dieser Spiegel? Wie wirkt er? Hilf mir, Meister! Und zu Harrys Entsetzen antwortete eine Stimme und diese Stimme schien von Quirrell selbst zu kommen. Nutze den jungen ... Nutze den jungen ... Quirrell drehte sich zu Harry um. Ja, Potter, komm her Er klatschte einmal in die Hnde und Harrys Fesseln fielen von ihm ab. Langsam kam Harry auf die Beine. Komm her, wiederholte Quirrell. Schau in den Spiegel und sag mir, was du siehst. Harry trat zu ihm. Ich muss lgen, dachte er verzweifelt. Ich muss hineinsehen und ihn darber belgen, was ich sehe, das ist alles. Quirrell stellte sich dicht hinter ihn. Harry atmete den merkwrdigen Geruch ein, der von Quirrells Turban auszugehen schien. Er schloss die Augen, trat vor den Spiegel und ffnete sie wieder. Er sah zuerst sein Spiegelbild, bleich und verngstigt. Doch einen Augenblick spter lchelte ihn das Spiegelbild an. Es schob die Hand in die Tasche und zog einen blutroten Stein hervor. Es zwinkerte ihm zu und lie den Stein in die Tasche zurckgleiten - und in diesem Moment sprte Harry etwas Schweres in seine wirkliche Tasche fallen. Irgendwie - unfasslicherweise - besa er den Stein. Nun?, sagte Quirrell ungeduldig. Was siehst du? Harry nahm all seinen Mut zusammen. Ich sehe mich, wie ich Dumbledore die Hand schttle, reimte er sich zusammen. Ich ... ich hab den Hauspokal fr Gryffindor gewonnen. Quirrell fluchte erneut. Aus dem Weg, sagte er. Harry trat zur Seite und sprte den Stein der Weisen an seinem Bein. Konnte er es wagen zu fliehen? Doch er war keine fnf Schritte gegangen, als eine hohe Stimme ertnte, obwohl sich Quirrells Lippen nicht bewegten. Er lgt ... Er lgt ... Potter, komm hierher zurck!, rief Quirrell. Sag mir die Wahrheit! Was hast du gesehen? Lass mich zu ihm sprechen ... von Angesicht zu Angesicht ... Meister, Ihr seid nicht stark genug! Ich habe gengend Kraft ... dafr ... Harry hatte das Gefhl, als wrde ihn eine Teufelsschlinge auf dem Boden anwurzeln. Er konnte keinen Muskel bewegen. Versteinert sah er zu, wie Quirrell die Hnde hob und seinen Turban abwickelte. Was ging da vor? Der Turban fiel zu Boden. Quirrells Kopf sah seltsam klein aus ohne ihn. Dann drehte er sich langsam auf dem Absatz um. Harry htte geschrien, aber er brachte keinen Ton hervor. Wo eigentlich Quirrells Hinterkopf htte sein sollen, war ein Gesicht, das schrecklichste Gesicht, das Harry jemals gesehen hatte. Es war kreidewei mit stierenden roten Augen und, einer Schlange gleich, Schlitzen als Nasenlchern. Harry Potter ..., flsterte es. Harry versuchte einen Schritt zurckzutreten, doch seine Beine wollten ihm nicht gehorchen. Siehst du, was aus mir geworden ist?, sagte das Gesicht. Nur noch Schatten und Dunst ... Ich habe nur Gestalt, wenn ich jemandes Krper teile ... aber es gibt immer jene, die willens sind, mich in ihre Herzen und Kpfe einzulassen ... Einhornblut hat mich gestrkt in den letzten Wochen ... du hast den treuen Quirrell gesehen, wie er es im Wald fr mich getrunken hat ... und sobald ich das Elixier des Lebens besitze, werde ich mir meinen eigenen Krper erschaffen knnen ... Nun ... warum gibst du mir nicht diesen Stein in deiner Tasche? Er wusste es also. Pltzlich strmte das Gefhl in Harrys Beine zurck. Er stolperte rckwrts. Sei kein Dummkopf, schnarrte das Gesicht. Rette besser dein eigenes Leben und schlie dich mir an ... oder du wirst dasselbe Schicksal wie deine Eltern erleiden ... Sie haben mich um Gnade angefleht, bevor sie gestorben sind ... LGNER!, rief Harry pltzlich. Quirrell ging rckwrts auf ihn zu, so dass Voldemort ihn im Auge behalten konnte. Das bse Gesicht lchelte jetzt. Wie rhrend ..., zischte es. Ich wei Tapferkeit immer zu schtzen ... Ja, Junge, deine Eltern waren tapfer ... Ich habe deinen Vater zuerst gettet und er hat mir einen mutigen Kampf geliefert ... aber deine Mutter htte nicht sterben mssen ... sie hat versucht dich zu schtzen ... Gib mir jetzt den Stein, wenn du nicht willst, dass sie umsonst gestorben ist. NIEMALS! Harry sprang hinber zur Flammentr, doch Voldemort schrie: PACK IHN!, und im nchsten Augenblick sprte Harry, wie Quirrells Hand sich um sein Handgelenk schloss. Sogleich schoss ein messerscharfer Schmerz durch Harrys Narbe; sein Kopf fhlte sich an, als wolle er entzweibersten; er schrie und kmpfte mit aller Kraft und zu seiner berraschung lie Quirrell ihn los. Der Schmerz in seinem Kopf lie nach - fiebrig blickte er sich nach Quirrell um und sah ihn vor Schmerz zusammengekauert auf dem Boden sitzen und auf seine Finger starren - vor seinen Augen trieben sie blutige Blasen. PACK IHN! PACK IHN!, kreischte Voldemort erneut. Mit einem Hechtsprung riss Quirrell Harry von den Fen; Harry fiel auf den Rcken, Quirrell war auf ihm, mit beiden Hnden fest um seinen Hals - Harrys Narbe machte ihn fast blind vor Schmerz, doch er hrte, wie Quirrell laut aufschrie. Meister, ich kann ihn nicht festhalten - meine Hnde -meine Hnde Und obwohl Quirrell Harry mit den Knien zu Boden presste, lie er seinen Hals los und starrte entgeistert auf seine Handflchen - die, wie Harry sehen konnte, verbrannt waren und fleischig rot glnzten. Dann tte ihn, Dummkopf, und scher dich fort, schrie Voldemort. Quirrell hob die Hand, um einen tdlichen Fluch auszustoen, doch Harry streckte unwillkrlich die Hand aus und presste sie auf Quirrells Gesicht. AAAARRH! Quirrell rollte von ihm herunter, nun auch im Gesicht berst mit Brandblasen, und jetzt wusste Harry: Quirrell konnte seine nackte Haut nicht berhren, ohne schreckliche Schmerzen zu leiden - seine einzige Chance war, Quirrell festzuhalten und ihm anhaltende Qualen zu bereiten, so dass er keinen Fluch aussprechen konnte. Harry sprang auf die Fe, griff Quirrell am Arm und packte so fest zu, wie er konnte. Quirrell schrie und versuchte Harry abzuschtteln - der Schmerz in Harrys Kopf wurde immer heftiger - er konnte nichts mehr sehen - er konnte nur Quirrells schreckliche Schreie und Voldemorts Rufe hren:TTE IHN! TTE IHN - und auch andere Stimmen, vielleicht in seinem Kopf, die riefen: Harry! Harry Er sprte, wie Quirrells Arm seinem Griff entwunden wurde, wusste, dass nun alles verloren war, und fiel ins Dunkel, tief ... tief ... tief ... Vor seinen Augen glitzerte etwas Goldenes. Der Schnatz! Er versuchte nach ihm zu greifen, doch seine Arme waren zu schwer. Er blinzelte. Es war gar nicht der Schnatz. Es war eine Brille. Wie merkwrdig. Er blinzelte wieder. Das lchelnde Gesicht von Albus Dumbledore tauchte verschwommen ber ihm auf Guten Tag, Harry, sagte Dumbledore. Harry starrte ihn an. Dann kam die Erinnerung: Sir! Der Stein! Es war Quirrell! Er hat den Stein! Sir, schnell - Beruhige dich, mein junge, du bist nicht ganz auf der Hhe der Ereignisse, sagte Dumbledore. Quirrell hat den Stein nicht. Wer hat ihn dann? Sir, ich - Harry, bitte beruhige dich, oder Madam Pomfrey wirft mich am Ende noch hinaus. Harry schluckte und sah sich um. Er musste im Krankenflgel sein. Er lag in einem Bett mit weien Leintchern und neben ihm stand ein Tisch, der aussah wie ein Marktstand voller Sigkeiten. Gaben von deinen Freunden und Bewunderern, sagte Dumbledore strahlend. Was unten in den Kerkern zwischen dir und Professor Quirrell geschehen ist, ist zwar vollkommen geheim, doch natrlich wei die ganze Schule davon. Ich glaube, deine Freunde, die Herren Fred und George Weasley, zeichnen verantwortlich fr den Versuch, dir einen Toilettensitz zu schicken. Zweifellos dachten sie, es wrde dich amsieren. Madam Pomfrey jedoch meinte, er sei vielleicht nicht besonders hygienisch, und hat ihn beschlagnahmt. Wie lange bin ich schon hier? Drei Tage. Mr. Ronald Weasley und Miss Granger werden sehr erleichtert sein, dass du wieder zu dir gekommen bist, sie waren hchst besorgt. Aber, Sir, der Stein - Wie ich sehe, lsst du dich nicht ablenken. Nun gut, der Stein. Professor Quirrell ist es nicht gelungen, dir den Stein abzunehmen. Ich bin rechtzeitig dazugekommen, um dies zu verhindern, obwohl du dich auch allein sehr gut geschlagen hast, muss ich sagen. Sie waren da? Hat Hedwig Sie erreicht? Wir mssen uns in der Luft gekreuzt haben. Kaum hatte ich London erreicht, war mir klar, dass ich eigentlich dort sein sollte, wo ich gerade hergekommen war. Ich kam gerade noch rechtzeitig, um Quirrell von dir herunterzureien. Das waren Sie. Ich frchtete schon, zu spt zu kommen. Sie waren fast zu spt, lange htte ich ihn nicht mehr vom Stein fernhalten knnen. Es ging nicht um den Stein, mein junge, sondern um dich. Die Anstrengung hat dich fast umgebracht. Einen schrecklichen Moment lang hielt ich dich fr tot. Und was den Stein angeht, er wurde zerstrt. Zerstrt?, sagte Harry bestrzt. Aber Ihr Freund, Nicolas Flamel - Ach, du weit von Nicolas?, sagte Dumbledore und klang dabei recht vergngt. Du hast grndliche Arbeit geleistet. Nun, Nicolas und ich hatten ein kleines Gesprch und sind zu dem Schluss gekommen, dass dies das Beste ist. Aber das heit, er und seine Frau werden sterben. Sie haben genug Elixier vorrtig, um ihre Angelegenheiten regeln zu knnen, und dann, ja, dann werden sie sterben. Dumbledore lchelte beim Anblick von Harrys verblfftem Gesicht. Fr jemanden, der so jung ist wie du, klingt es gewiss unglaublich, doch fr Nicolas und Perenelle ist es im Grunde nur, wie wenn sie nach einem sehr, sehr langen Tag zu Bett gingen. Schlielich ist der Tod fr den gut vorbereiteten Geist nur das nchste groe Abenteuer. Weit du, eigentlich war der Stein gar nichts so Wundervolles. Geld und Leben, so viel du dir wnschst! Die beiden Dinge, welche die meisten Menschen allem andern vorziehen wrden - das Problem ist, die Menschen haben den Hang, genau das zu whlen, was am schlechtesten fr sie ist. Harry lag da und wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Dumbledore summte ein wenig und lchelte die Decke an. Sir?, sagte Harry. Ich habe nachgedacht ... Selbst wenn der Stein weg ist, wird Vol-, ich meine, Du-weit-schon-wer - Nenn ihn Voldemort, Harry. Nenn die Dinge immer beim richtigen Namen. Die Angst vor einem Namen steigert nur die Angst vor der Sache selbst. Ja, Sir. Nun, Voldemort wird versuchen auf anderem Wege zurckzukommen. Ich meine, er ist nicht fr immer auf und davon, oder? Nein, Harry, das ist er nicht. Er ist immer noch irgendwo da drauen, vielleicht auf der Suche nach einem anderen Krper, der ihn aufnimmt ... weil er nicht wirklich lebendig ist, kann er nicht gettet werden. Quirrell hat er dem Tod berlassen; seinen Gefolgsleuten erweist er genauso wenig Gnade wie seinen Feinden. Wie auch immer, Harry, vielleicht hast du nur seine Rckkehr an die Macht hinausgezgert; er braucht nur jemand anderen, der bereit ist, eine neue Schlacht zu schlagen, bei der er wohl verlieren wird - und wenn er immer wieder abgewehrt wird, wieder und wieder, vielleicht kehrt er dann nie an die Macht zurck. Harry nickte, hielt aber sogleich inne, denn sein Kopf schmerzte davon. Dann sagte er: Sir, es gibt einige andere Dinge, die ich gern wissen mchte, falls Sie es mir erklren knnen ... Dinge, ber die ich die Wahrheit wissen will ... Die Wahrheit. Dumbledore seufzte. Das ist etwas Schnes und Schreckliches und sollte daher mit groer Umsicht behandelt werden. Allerdings werde ich deine Fragen beantworten, auer wenn ich einen sehr guten Grund habe, der dagegen spricht, und in diesem Falle bitte ich dich um Nachsicht. Ich werde natrlich nicht lgen. Gut ... Voldemort sagte, er htte meine Mutter nur gettet, weil sie ihn daran hindern wollte, mich zu tten. Aber warum wollte er mich berhaupt tten? Dumbledore seufzte diesmal sehr tief. Herrje, gleich das Erste, was du mich fragst, kann ich dir nicht sagen. Nicht heute. Nicht jetzt. Eines Tages wirst du es erfahren ... schlag es dir erst einmal aus dem Kopf, Harry. Wenn du lter bist ... Ich wei, das hrst du gar nicht gern ... wenn du bereit bist, wirst du es erfahren. Und Harry wusste, dass es keinen Zweck hatte zu streiten. Aber warum konnte Quirrell mich nicht berhren? Deine Mutter ist gestorben, um dich zu retten. Wenn es etwas gibt, was Voldemort nicht versteht, dann ist es Liebe. Er wusste nicht, dass eine Liebe, die so mchtig ist wie die deiner Mutter zu dir, ihren Stempel hinterlsst. Keine Narbe, kein sichtbares Zeichen ... so tief geliebt worden zu sein, selbst wenn der Mensch, der uns geliebt hat, nicht mehr da ist, wird uns immer ein wenig schtzen. Es ist deine bloe Haut, die dich schtzt. Quirrell, voll Hass, Gier und Ehrgeiz, der seine Seele mit der Voldemorts teilt, konnte dich aus diesem Grunde nicht anrhren. Fr ihn war es eine tdliche Qual, jemanden zu berhren, dem etwas so Wunderbares widerfahren ist. Dumbledore fand nun groen Gefallen an einem Vogel, der drauen auf dem Fenstersims hockte, und Harry hatte Zeit, seine Augen an der Bettdecke zu trocknen. Als er seine Stimme wieder gefunden hatte, sagte er: Und der Tarnumhang - wissen Sie, wer mir den geschickt hat? Aah, es traf sich, dass ihn dein Vater mir anvertraut hat, und ich dachte, dir gefiele er vielleicht. Dumbledore zwinkerte mit den Augen. Ntzliche Dinge ... dein Vater hat ihn damals meistens genommen, um in die Kche zu huschen und etwas zum Naschen zu stibitzen. Und da ist noch etwas anderes ... Dann schie los. Quirrell sagte, dass Snape - ,Professor Snape, Harry. ja, er - Quirrell sagte, er hasst mich, weil er auch meinen Vater hasste. Ist das wahr? Nun, sie haben sich gegenseitig heftig verabscheut. Ganz hnlich wie du und Mr. Malfoy. Und dann hat dein Vater etwas getan, was ihm Snape nie verzeihen konnte. Was? Er hat sein Leben gerettet. Was? ja ... , sagte Dumbledore in Gedanken vertieft, merkwrdig, wie es in den Kpfen der Menschen zugeht. Professor Snape konnte es nicht ertragen, in der Schuld deines Vaters zu stehen ... Ich bin mir sicher, dass er sich dieses Jahr deshalb so bemht hat, dich zu schtzen, weil er das Gefhl hatte, dass er und dein Vater dann quitt wren. Dann konnte er endlich wieder an deinen Vater denken und ihn in aller Ruhe hassen ... Harry versuchte das zu verstehen, doch sein Kopf fing davon an zu pochen und er gab es auf Und, Sir, da ist noch etwas ... Nur noch das eine? Wie habe ich den Stein aus dem Spiegel bekommen? Ah, nun, ich freue mich, dass du mich danach fragst. Es war eine meiner vortrefflicheren Ideen, und unter uns gesagt, das will schon was heien. Sieh mal, nur jemand, der den Stein finden wollte - finden, nicht benutzen -, sollte ihn bekommen knnen, die andern wrden nur sehen, wie sie Gold herstellen oder das Lebenselixier trinken. Mein Hirn berrascht mich gelegentlich. .. Nun, genug der Fragen. Ich schlage vor, du fngst mal an mit diesen Sigkeiten. Ah! Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung! In meiner Jugend hatte ich leider das Pech, auf eine zu stoen, die nach Erbrochenem schmeckte, und ich frchte, seither habe ich meine Schwche fr sie verloren - aber ich denke, mit einer kleinen Toffee-Bohne bin ich auf der sicheren Seite, meinst du nicht? Lchelnd schob er sich die goldbraune Bohne in den Mund. Kurz darauf wrgte er sie wieder hervor: Meine Gte! Ohrenschmalz! Madam Pomfrey war eine nette Dame, aber sehr streng. Nur fnf Minuten, bettelte Harry. Kommt nicht in Frage. Sie haben Professor Dumbledore ja auch hereingelassen ... ja, natrlich, er ist der Schulleiter, das ist etwas ganz anderes. Du brauchst Ruhe. Ich ruhe doch, sehen Sie, ich liege im Bett und alles. Ach, bitte, Madam Pomfrey ... Na, meinetwegen, sagte sie. Aber nur fnf Minuten. Und sie lie Ron und Hermine herein. Harry! Hermine schien drauf und dran, ihm schon wieder um den Hals zu fallen, und Harry war froh, dass sie es bleiben lie, denn der Kopf tat ihm immer noch sehr weh. O Harry, wir dachten schon, du wrdest - Dumbledore war so besorgt - Die ganze Schule spricht darber, sagte Ron. Was ist denn wirklich passiert? Es war eine jener seltenen Gelegenheiten, bei denen die wahre Geschichte noch unerhrter und aufregender ist als die wildesten Gerchte. Harry erzhlte ihnen alles: von Quirrell, vom Spiegel, vom Stein und von Voldemort. Ron und Hermine waren sehr gute Zuhrer; sie rissen an den richtigen Stellen Mund und Augen auf, und als Harry ihnen erzhlte, was unter Quirrells Turban zum Vorschein gekommen war, schrie Hermine laut auf Der Stein ist also vernichtet?, sagte Ron schlielich. Flamel wird einfach sterben? Das habe ich gesagt, aber Dumbledore glaubt, dass -wie war es noch mal? - >fr den gut vorbereiteten Geist der Tod nur das nchste groe Abenteuer ist<. Ich hab ja immer gesagt, dass er vllig von der Rolle ist, sagte Ron und schien recht beeindruckt davon, wie verrckt sein groes Vorbild war. Und was ist mit euch geschehen?, sagte Harry. Nun, ich bin rausgekommen, sagte Hermine. Ich habe Ron aufgepppelt - das hat eine Weile gedauert wir sind zur Eulerei hochgerast, um Dumbledore zu benachrichtigen, und da laufen wir ihm in der Eingangshalle ber den Weg - er wusste schon Bescheid und sagte nur: Harry ist hinter ihm her, nicht wahr?, und ist losgesaust in den dritten Stock. Glaubst du, er wollte, dass du es tust?, sagte Ron. Wo er dir doch den Umhang deines Vaters geschickt hat und alles? Also, platzte Hermine los, wenn das stimmt - mchte ich doch sagen - das ist schrecklich, du httest umgebracht werden knnen. Nein, ist es nicht, sagte Harry nachdenklich. Er ist ein merkwrdiger Mensch, dieser Dumbledore. Ich glaube, er wollte mir eine Chance geben. Er wei wohl mehr oder weniger alles, was hier vor sich geht. Ich wette, er hat recht gut geahnt, was wir vorhatten, und anstatt uns aufzuhalten, hat er uns gerade genug beigebracht, um uns zu helfen. Dass er mich herausfinden lie, wie der Spiegel wirkt, war wohl kein Zufall. Mir kommt es fast so vor, als meinte er, ich htte das Recht, mich Voldemort zu stellen, wenn ich konnte ... Ja, Dumbledore ist auf Draht, allerdings, sagte Ron stolz. Hr mal, du musst fr die Jahresabschlussfeier morgen wieder auf den Beinen sein. Die Punkte sind alle gezhlt und Slytherin hat natrlich gewonnen - du warst beim letzten Quidditch-Spiel nicht dabei, Ravenclaw hat uns weggeputzt ohne dich - aber das Essen ist sicher gut. In diesem Moment kam Madam Pomfrey herbergewirbelt. Ihr habt jetzt fast fnfzehn Minuten gehabt, nun aber RAUS, sagte sie bestimmt. Nachdem er die Nacht gut geschlafen hatte, fhlte sich Harry fast wieder bei Krften. Ich mchte zum Fest, erklrte er Madam Pomfrey, die gerade seine vielen Schachteln mit Sigkeiten aufstapelte. Ich kann doch, oder? Professor Dumbledore sagt, es sei dir erlaubt zu gehen, sagte sie spitz, als ob ihrer Meinung nach Professor Dumbledore nicht erkannte, wie gesundheitsgefhrdend Feste sein konnten. Und du hast noch einen Besucher. Oh, gut, sagte Harry. Wer ist es? Kaum hatte er gefragt, schlpfte Hagrid durch die Tr. Wie immer, wenn er sich in Rumen aufhielt, sah er verboten gro aus. Er setzte sich neben Harry, warf ihm einen Blick zu und brach in Trnen aus. Es war - alles - mein - verfluchter - Fehler, schluchzte er, das Gesicht in den Hnden vergraben. Ich hab dem bsen Wicht gesagt, wie er an Fluffy vorbeikommen kann! Ausgerechnet ich! Es war das Einzige, was er nicht wusste, und ich hab's ihm gesagt. Du httest sterben knnen! Und alles fr ein Drachenei! Ich rhr kein Glas mehr an! Man sollte mich rausschmeien und mich zwingen, als Muggel zu leben Hagrid!, sagte Harry, entsetzt darber, dass es Hagrid vor Gram und Reue schttelte und groe Trnen an seinem Bart herunterkullerten. Hagrid, er htte es schon irgendwie herausgefunden, wir sprechen immerhin von Voldemort, er htte es rausgefunden, auch wenn du es ihm nicht gesagt httest. Du httest sterben knnen!, wiederholte Hagrid. Und nenn ja nicht den Namen! VOLDEMORT, brllte Harry und Hagrid bekam einen solchen Schreck, dass ihm das Weinen verging. Ich hab ihn gesehen und ich nenne ihn bei seinem Namen. -Bitte krieg dich wieder ein, wir hatten den Stein, er ist zerstrt, er kann ihn nicht benutzen. Nimm einen Schokofrosch, ich hab ganze Wagenladungen davon ... Hagrid wischte sich mit dem Handrcken die Nase und sagte: Da fllt mir ein - ich hab ein Geschenk fr dich. Kein Wiesel-Sandwich, oder?, sagte Harry mit besorgter Miene, und endlich lie Hagrid ein leises Glucksen hren. Nee. Dumbledore hat mir gestern dafr freigegeben. Htt mich natrlich stattdessen rausschmeien sollen -jedenfalls, das ist fr dich ... Es sah aus wie ein schnes, in Leder gebundenes Buch. Harry ffnete es neugierig. Es war voller Zaubererfotos. Von jeder Seite des Buches lchelten und winkten ihm seine Mutter und sein Vater entgegen. Hab Eulen an alle alten Schulfreunde deiner Eltern geschickt und sie um Fotos gebeten ... Wusste, dass du keine hast ... Magst du es? Harry brachte kein Wort hervor, doch Hagrid verstand ihn. An diesem Abend ging Harry allein den Weg hinunter zum Jahresabschlussfest. Madam Pomfrey, die noch einigen Wirbel veranstaltet hatte, weil sie ihn noch ein letztes Mal untersuchen wollte, hatte ihn aufgehalten, und so war die Groe Halle schon voller Schler. Sie war in den Farben der Slytherins, Grn und Silber, ausgeschmckt, denn sie hatten den Hauspokal nun im siebten Jahr in Folge gewonnen. Ein riesiges Transparent mit der Slytherin-Schlange bedeckte die Wand hinter dem Hohen Tisch. Als Harry hereinkam, trat ein kurzes Schweigen ein und dann begannen alle auf einmal laut durcheinander zu reden. Er rutschte auf einen Platz am Gryffindor-Tisch zwischen Ron und Hermine und versuchte die Schler nicht zu beachten, die aufstanden, um ihn zu sehen. Glcklicherweise kam nur wenige Augenblicke spter Dumbledore herein. Das Geplapper erstarb. Wieder ein Jahr vorbei!, rief Dumbledore ausgelassen. Und bevor wir die Zhne in unser kstliches Festessen versenken, muss ich euch mit dem schwefligen Geschwafel eines alten Mannes belstigen. Was fr ein Jahr! Hoffentlich sind eure Kpfe ein wenig voller als zuvor ... ihr habt jetzt den ganzen Sommer vor euch, um sie wieder hbsch leer zu rumen, bevor das nchste Schuljahr anfngt ... Nun, wie ich es verstehe, muss jetzt dieser Hauspokal berreicht werden, und auf der Tabelle sieht es wie folgt aus: an vierter Stelle Gryffindor mit dreihundertundzwlf Punkten; an dritter Hufflepuff mit dreihundertundzweiundfnfzig; Ravenclaw hat vierhundertundsechsundzwanzig und Slytherin vierhundertundzweiundsiebzig Punkte. Vom Tisch der Slytherins brach ein Sturm aus Jubelrufen und Fugetrappel los. Harry sah Draco Malfoy mit dem Becher auf den Tisch hauen. Von dem Anblick wurde ihm fast schlecht. ja, ja, gut gemacht, Slytherin, sagte Dumbledore. Allerdings mssen auch die jngsten Ereignisse bercksichtigt werden. In der Halle wurde es sehr leise. Das Lcheln auf den Gesichtern der Slytherins verblasste. hem, sagte Dumbledore. Ich habe hier noch ein paar letzte Punkte zu vergeben. Schauen wir mal. ja ... Zuerst - an Mr. Ronald Weasley ... Ron lief purpurrot an; er sah aus wie ein Radieschen mit einem schlimmen Sonnenbrand. . .. fr die beste Schachpartie, die in Hogwarts seit vielen Jahren gespielt wurde, verleihe ich Gryffindor fnfzig Punkte. Fast hoben die Jubelschreie der Gryffindors die verzauberte Decke noch hher in die Lfte; die Sterne ber ihren Kpfen schienen zu erzittern. Nicht zu berhren war Percy, der den anderen Vertrauensschlern mitteilte: Mein Bruder, msst ihr wissen! Mein jngster Bruder! Ist durch McGonagalls riesiges Schachspiel gekommen! Endlich kehrte wieder Ruhe ein. Zweitens - Miss Hermine Granger ... fr den Einsatz khler Logik im Angesicht des Feuers verleihe ich Gryffindor fnfzig Punkte. Hermine begrub das Gesicht in den Armen; Harry hatte das sichere Gefhl, dass sie in Trnen ausgebrochen war. Tischauf, tischab waren die Gryffindors vollkommen aus dem Huschen - sie hatten hundert Punkte mehr. Drittens - Mr. Harry Potter ..., sagte Dumbledore. In der Halle wurde es totenstill. ... fr seine Unerschrockenheit und seinen berragenden Mut verleihe ich Gryffindor sechzig Punkte. Ein ohrenbetubendes Tosen brach los. Wer noch rechnen konnte, whrend er sich heiser schrie, wusste, dass Gryffindor jetzt vierhundertundzweiundsiebzig Punkte hatte - genauso viel wie Slytherin. Sie hatten im Kampf um den Hauspokal Gleichstand erreicht - htte Dumbledore Harry doch nur einen Punkt mehr gegeben. Dumbledore hob die Hand. In der Halle wurde es allmhlich still. Es gibt viele Arten von Mut, sagte Dumbledore lchelnd. Es verlangt enges an Mut, sich seinen Feinden entgegenzustellen, doch genauso viel, den eigenen Freunden in den Weg zu treten. Deshalb vergebe ich zehn Punkte an Mr. Longbottom. Jemand drauen vor der Groen Halle wre vielleicht auf den Gedanken gekommen, dass eine Explosion stattgefunden htte, so ohrenbetubend war der Lrm, der am Tisch der Gryffindors losbrach. Harry, Ron und Hermine standen jubelnd und schreiend auf, als Neville, wei vor Schreck, unter einem Haufen Leute begraben wurde, die ihn alle umarmen wollten. Noch nie hatte er auch nur einen Punkt fr Gryffindor geholt. Harry, immer noch jubelnd, stupste Ron in die Rippen und deutete auf Malfoy, der so aussah, als htte ihm gerade jemand die Ganzkrperklammer auf den Hals gejagt. Das heit, rief Dumbledore ber den strmischen Applaus hinweg, denn auch die Ravenclaws und die Hufflepuffs feierten den Fall von Slytherin, wir mssen ein wenig umdekorieren. Er klatschte in die Hnde. Im Nu waren die grnen Girlanden scharlachrot und das Silber hatte sich in Gold verwandelt; die riesige Schlange der Slytherins verschwand und ein gewaltiger Gryffindor-Lwe trat an ihre Stelle. Snape schttelte Professor McGonagall mit einem schrecklich gezwungenen Lcheln die Hand. Er warf einen Blick zu Harry hinber und Harry wusste sofort, dass sich Snapes Gefhle ihm gegenber nicht um ein Jota gendert hatten. Besorgt war er deshalb nicht. So wrde das Leben nchstes Jahr ganz normal weitergehen, so normal jedenfalls, wie es in Hogwarts eben sein konnte. Es war der beste Abend in Harrys Leben, besser noch als der Sieg im Quidditch oder Weihnachten oder Bergtrolle erlegen ... niemals wrde er diesen Abend vergessen. Fast wre Harry entfallen, dass die Zeugnisse noch kommen mussten, und sie kamen auch. Zu ihrer groen berraschung hatten er und Ron mit guten Noten bestanden; Hermine war natrlich die Jahresbeste. Selbst Neville, dessen gute Noten in Kruterkunde die miserablen in Zaubertrnke wettmachten, hatte es mit Hngen und Wrgen geschafft. Gehofft hatten sie, dass Goyle, der fast so dumm war wie fies, vielleicht rausfliegen wrde, doch auch er schaffte es. jammerschade, doch wie Ron sagte, man kann im Leben nicht alles haben. Und pltzlich waren ihre Schrnke leer, ihre Koffer gepackt, Nevilles Krte wurde in einer Ecke der Toiletten umherkriechend gefunden; alle Schler bekamen Zettel in die Hand, auf denen sie ermahnt wurden, whrend der Ferien nicht zu zaubern (Ich hoffe immer, dass sie diese Zettel mal vergessen, sagte Fred Weasley enttuscht); Hagrid stand bereit, um sie zur Bootsflotte hinunterzufhren, mit der er sie ber den See fuhr; sie bestiegen den Hogwarts-Express; whrend sie schwatzten und lachten, wurde das Land allmhlich grner; sie aen Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung und sahen Muggelstdte vorbeiziehen; sie legten ihre Zaubererumhnge ab und zogen Jacken und Mntel an; und dann fuhren sie auf Gleis neundreiviertel in den Bahnhof von King's Cross ein. Es dauerte eine ganze Welle, bis sie alle vom Bahnsteig herunter waren. Ein verhutzelter alter Wachmann stand oben an der Fahrkartenschranke und lie sie jeweils zu zweit oder zu dritt durch das Tor, so dass sie nicht alle auf einmal aus einer festen Mauer herausgepurzelt kamen und die Muggel erschreckten. Ihr msst uns diesen Sommer ber besuchen kommen, sagte Ron, ihr beide - ich schick euch eine Eule. Danke, sagte Harry. Ich brauche was, auf das ich mich freuen kann. Unter Geschubse und Gedrngel nherten sie sich dem Tor zur Muggelwelt. Manche von den anderen Schlern riefen: Tschau, Harry! Bis dann, Potter Immer noch berhmt, sagte Ron und grinste ihn an. Nicht da, wo ich hingehe, das kann ich dir versprechen, sagte Harry. Er, Ron und Hermine gingen zusammen durch das Tor. Da ist er, Mum, da ist er, schau Es war Ginny Weasley, Rons kleine Schwester, doch sie deutete nicht auf Ron. Harry Potter, kreischte sie. Schau, Mum! Ich kann ihn sehen - Sei leise, Ginny, und man zeigt nicht mit dem Finger auf Leute. Mrs. Weasley lchelte ihnen entgegen. Ein anstrengendes Jahr hinter euch?, sagte sie. Sehr, sagte Harry. Danke fr die Pltzchen und den Pulli, Mrs. Weasley. Ach, gern geschehen, mein Junge. Bist du bereit? Es war Onkel Vernon, immer noch purpurrot im Gesicht, immer noch mit Schnurrbart, immer noch wtend darber, wie Harry nur so gelassen einen Kfig mit einer Eule in einem Bahnhof voller normaler Menschen herumtragen konnte. Hinter ihm standen Tante Petunia und Dudley, entsetzt beim bloen Anblick von Harry. Sie mssen Harrys Familie sein, sagte Mrs. Weasley. Man mag es so ausdrcken, sagte Onkel Vernon. Beeil dich, Junge, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit. Er schritt davon. Harry blieb fr ein Abschiedswort bei Ron und Hermine stehen. Wir sehen uns dann im Sommer. Ich hoffe, du hast - hm - schne Ferien, sagte Hermine und sah ein wenig zweifelnd Onkel Vernon nach, entsetzt darber, dass jemand so unfreundlich sein konnte. Oh, ganz bestimmt, sagte Harry, und sie waren berrascht, dass sich ein verschmitztes Lcheln ber sein Gesicht breitete. Die wissen ja nicht, dass wir zu Hause nicht zaubern drfen. Ich werde diesen Sommer viel Spa haben mit Dudley ... ~Ende von Harry Potter und der Stein der Weisen ~J. K. Rowling Harry Potter und die Kammer des Schreckens ~Ein grsslicher Geburtstag Im Ligusterweg Nummer 4 war mal wieder bereits beim Frhstck Streit ausgebrochen. Ein lautes Kreischen aus dem Zimmer seines Neffen Harry hatte Mr Vernon Dursley in aller Herrgottsfrhe aus dem Schlaf gerissen. Schon das dritte Mal diese Woche!, polterte er ber den Tisch hinweg. Wenn du diese Eule nicht in den Griff kriegst, fliegt sie raus! Harry versuchte, brigens nicht zum ersten Mal, die Sache zu erklren. Sie langweilt sich, sagte er. Sonst fliegt sie doch immer drauen rum. Knnte ich sie nicht wenigstens nachts rauslassen? Hltst du mich fr blde?, raunzte ihn Onkel Vernon an, whrend ein Stck Spiegelei in seinem buschigen Schnauzbart erzitterte. Ich wei doch, was passiert, wenn diese Eule rauskommt. Er wechselte finstere Blicke mit seiner Gattin Petunia. Harry wollte widersprechen, doch seine Worte gingen in einem lang gezogenen, lauten Rlpser unter. Urheber dessen war Dudley, der Sohn der Dursleys. Mehr Schinken. In der Pfanne ist noch welcher, Schtzchen, sagte Tante Petunia und wandte sich mit verschleierten Augen ihrem verfetteten Sohn zu. Wir mssen dich pppeln, solange wir knnen ... Mir gefallen die Gerusche nicht, die die Schulkost in deinem Magen veranstaltet. Unsinn, Petunia, ich bin damals in Smeltings immer satt geworden, warf Onkel Vernon beherzt ein. Dudley kriegt genug, nicht wahr, mein Junge? Dudley, dessen Hintern zu beiden Seiten des Kchenstuhls herabhing, grinste und drehte sich zu Harry um. Gib mir die Pfanne. Du hast das Zauberwort vergessen, sagte Harry gereizt. Dieser schlichte Satz hatte eine gewaltige Wirkung auf den Rest der Familie: Dudley riss den Mund auf und fiel mit einem kchenerschtternden Krachen vom Stuhl. Mrs Dursley stie einen spitzen Schrei aus und schlug die Hnde vor den Mund. Mr Dursley sprang vom Tisch auf; das Blut pulsierte wild in seinen Stirnadern. Ich habe >bitte< gemeint!, setzte Harry rasch nach. Und nicht - HABE ICH DIR NICHT GESAGT, tobte sein Onkel und besprhte dabei den Tisch mit Spucke, DAS WORT MIT >Z< KOMMT MIR IN DIESEM HAUS NICHT VOR! Aber ich - WIE KANNST DU ES WAGEN, DUDLEY ZU BEDROHEN!, brllte Onkel Vernon und hmmerte mit der Faust auf den Tisch. Ich hab doch nur - ICH HABE DICH GEWARNT! UNTER MEINEM DACH WILL ICH NICHTS VON DEINER ABNORMITT HREN! Harrys Blick wanderte vom purpurroten Gesicht des Onkels hinber zur aschfahlen Tante, die sich mhte, Dudley wieder auf die Beine zu hieven. Schon gut, sagte Harry, schon gut ... Schnaubend wie ein erschpftes Nashorn setzte sich Onkel Vernon wieder hin und beobachtete Harry aus den Winkeln seiner kleinen stechenden Augen. Seit Harry zu Beginn der Sommerferien nach Hause gekommen war, hatte Onkel Vernon ihn behandelt wie eine Bombe, die jeden Moment hochgehen knnte, denn Harry Potter war kein normaler junge. In der Tat war er so wenig normal wie berhaupt vorstellbar. Harry Potter war ein Zauberer - ein Zauberer, der gerade sein erstes Jahr in Hogwarts, der Schule fr Hexerei und Zauberei, hinter sich hatte. Und mochten die Dursleys noch so unglcklich sein, weil sie ihn fr die Ferien zurckhatten - das war noch lange nichts gegen Harrys Kummer. Er vermisste Hogwarts so sehr, dass es ihm vorkam, als htte er dauernd Magenschmerzen. Er vermisste das Schloss mit seinen Geheimgngen und Geistern, die Unterrichtsstunden (Wenn auch nicht gerade Snape, den Lehrer fr Zaubertrnke), die Eulenpost, die Festessen in der Groen Halle, sein Himmelbett im Turmschlafsaal, die Besuche bei Hagrid, dein Wildhter, der in einer Htte am Rand des Verbotenen Walds auf den Lndereien des Schlosses lebte -und vor allem Quidditch, den beliebtesten Sport in der Welt der Zauberer (sechs Torringe auf hohen Stangen, vier fliegende Blle und vierzehn Spieler auf fliegenden Besen). Alle Zauberbcher Harrys, den Zauberstab, die Umhnge, den Kessel und den Nimbus Zweitausend, einen fliegenden Besen der Spitzenklasse, hatte Onkel Vernon, kaum hatte Harry das Haus betreten, an sich gerissen und in den Schrank unter der Treppe gesperrt. Was kmmerte es die Dursleys, dass Harry seinen festen Platz im Quidditch-Team seines Hauses verlieren konnte, wenn er den ganzen Sommer ber nicht trainierte? Was scherte es die Dursleys, wenn Harry in die Schule zurckkehrte ohne auch nur einen Teil seiner Hausaufgaben erledigt zu haben? Die Dursleys waren Muggel (so nannten die Zauberer Menschen, die keinen Tropfen magisches Blut in den Adern hatten), und in ihren Augen war es eine abgrundtiefe Schande, einen Zauberer in der Familie zu haben. Onkel Vernon hatte sogar den Kfig von Hedwig, Harrys Eule, mit einem Vorhngeschloss versehen, damit sie niemandem in der Zaubererwelt -Botschaften berbringen konnte. Harry sah ganz anders aus als der Rest der Familie. Onkel Vernon war gro und hatte keinen Hals, dafr aber einen riesigen schwarzen Schnurrbart; Tante Petunia war pferdegesichtig und knochig; Dudley war blond, rosa und fett wie ein Schwein. Harry dagegen war klein und dnn, hatte leuchtend grne Augen und immer zerzaustes rabenschwarzes Haar. Er trug eine Brille mit runden Glsern und auf der Stirn hatte er eine feine Narbe, die aussah wie ein Blitz. Diese Narbe machte Harry sogar in der Welt der Zauberer zu etwas ganz Besonderem. Sie war das Einzige an Harry, das auf seine geheimnisvolle Vergangenheit und damit auf den Grund hindeutete, weshalb er vor elf Jahren den Dursleys vor die Tr gelegt worden war. Damals, im Alter von einem Jahr, berlebte Harry auf merkwrdige Weise den Todesfluch des grten schwarzen Magiers aller Zeiten. Die meisten Hexen und Zauberer hatten immer noch Angst, dessen Namen auszusprechen: Lord Voldemort. Harrys Eltern starben bei Voldemorts berfall, doch Harry kam mit der blitzfrmigen Narbe davon. Voldemorts Macht jedoch fiel in eben jenem Augenblick in sich zusammen, als es ihm misslungen war, Harry zu tten. Und keiner konnte das begreifen. So kam es, dass die Schwester seiner toten Mutter und deren Gatte Harry aufgezogen hatten. Zehn Jahre hatte er bei den Dursleys gelebt und ihnen die Geschichte geglaubt, seine Narbe rhre von einem Autounfall her, bei dem seine Eltern gestorben seien, und nie hatte er verstanden, warum er stndig, ohne es zu wollen, merkwrdige Dinge geschehen lie. Und dann, genau vor einem Jahr, hatte Hogwarts ihm einen Brief geschickt, und die ganze Geschichte war aufgeflogen. Harry ging nun auf die Zaubererschule, wo er und seine Narbe berhmt waren ... Doch jetzt waren Sommerferien, und er war zu den Dursleys zurckgekehrt - dorthin, wo sie ihn behandelten wie einen Hund, der aus einem stinkenden Loch gekrochen war. Die Dursleys hatten nicht einmal daran gedacht, dass heute Harrys zwlfter Geburtstag war. Natrlich hatte er nicht viel erwartet; ein richtiges Geschenk schon gar nicht, geschweige denn einen Kuchen - aber dass sie nicht einmal ein Wort sagen wrden ... In diesem Augenblick rusperte sich Onkel Vernon mit wichtiger Miene: Nun, wie wir alle wissen, ist heute ein bedeutender Tag. Harry wollte seinen Ohren nicht trauen und hob den Kopf Dies knnte durchaus der Tag sein, an dem ich das grte Geschft meiner Laufbahn abschliee, sagte Onkel Vernon. Harry wandte sich wieder seinem Toast zu. Natrlich, dachte er verbittert, Onkel Vernon sprach von diesem blden Abendessen. Seit zwei Wochen redete er von nichts anderem. Ein reicher Bauunternehmer und seine Frau sollten zum Abendessen kommen, und Onkel Vernon hoffte, einen groen Auftrag zu landen (Onkel Vernons Firma stellte Bohrmaschinen her). Ich denke, wir sollten den Ablauf des Abends noch einmal durchgehen, sagte Onkel Vernon. Um acht Uhr mssen wir alle bereit sein. Petunia, du bist wo -? Im Salon, sagte Tante Petunia wie aus der Pistole geschossen, wo ich sie herzlich in unserem Heim willkommen heie. Sehr gut. Und Dudley? Ich stehe in der Diele bereit und ffne die Tr, wenn sie kommen. Dudley setzte ein gezwungenes Lcheln auf. Darf ich Ihnen die Jacken abnehmen, Mr und Mrs Mason? Sie werden begeistert von ihm sein, rief Tante Petunia ganz hingerissen. Vortrefflich, Dudley, sagte Onkel Vernon. Dann wandte er sich Harry zu. Und du? Ich bin in meinem Schlafzimmer, mache keinen Mucks und tu so, als ob ich nicht da wre, sagte Harry mit tonloser Stimme. Genau, sagte Onkel Vernon giftig. Und ich fhre die beiden in den Salon, stelle dich vor, Petunia, und reiche ihnen die Drinks. Um acht Uhr fnfzehn - - bitte ich zu Tisch, sagte Tante Petunia. Und Dudley, du sagst - Darf ich Sie ins Speisezimmer geleiten, Mrs Mason?, sagte Dudley und bot einer unsichtbaren Dame seinen fetten Arm an. Mein perfekter kleiner Kavalier, seufzte Tante Petunia. Und du?, sagte Onkel Vernon und sah Harry arglistig an. Ich bin in meinem Schlafzimmer, mache keinen Mucks und tu so, als ob ich nicht da wre, sagte Harry dumpf Genau. Nun, wir sollten versuchen beim Abendessen ein paar Komplimente auszustreuen. Hast du eine Idee, Petunia? Vernon sagt, Sie seien ein glnzender Golfspieler, Mr Mason ... Sie mssen mir unbedingt verraten, wo Sie ihr Kleid gekauft haben, Mrs Mason ... Bestens ... und Dudley? Wie wr's mit: >In der Schule mussten wir einen Aufsatz ber unseren Helden schreiben, Mr Mason, und ich habe ber Sie geschrieben.< Das war zu viel fr Tante Petunia und auch fr Harry. Tante Petunia brach in Trnen aus und drckte ihren Sohn an die Brust, whrend Harry unter den Tisch abtauchte, damit sie sein Lachen nicht sehen konnten. Und du, junge? Harry tauchte wieder auf und mhte sich nach Krften, keine Miene zu verziehen. Ich bin in meinem Schlafzimmer, mache keinen Mucks und tu so, als ob ich nicht da wre, sagte er. Genau das wirst du tun, sagte Onkel Vernon nachdrcklich. Die Masons wissen nichts von dir und so soll es auch bleiben. Wenn wir fertig sind mit dem Essen, Petunia, geleitest du Mrs Mason zurck in den Salon zum Kaffee, und ich spreche Mr Mason auf die Bohrer an. Mit ein bisschen Glck habe ich den Auftrag noch vor den Zehnuhrnachrichten unter Dach und Fach. Und morgen um diese Zeit knnen wir uns schon um eine Ferienwohnung auf Mallorca kmmern. Harry war davon nicht gerade begeistert. Die Dursleys wrden ihn auf Mallorca genauso wenig leiden knnen wie im Ligusterweg. Gut - ich fahr in die Stadt und hol die Smokings fr mich und Dudley ab. Und du, raunzte er Harry an, du gehst deiner Tante aus dem Weg, whrend sie sauber macht. Harry ging durch die Hintertr hinaus in den Garten. Es war ein strahlend heller Sommertag. Er schlenderte ber den Rasen, lie sich auf die Gartenbank sinken und sang leise fr sich: Happy Birthday to me ... Happy Birthday to me ... Keine Postkarten, keine Geschenke, und er wrde den ganzen Abend so tun, als ob er nicht auf der Welt wre. Niedergeschlagen starrte er die Hecke an. Noch nie hatte er sich so einsam gefhlt. Mehr als alles andere in Hogwarts, noch mehr sogar als Quidditch, vermisste Harry seine besten Freunde, Ron Weasley und Hermine Granger. Die allerdings schienen ihn berhaupt nicht zu vermissen. Seit er hier war, hatte er keinen einzigen Brief von ihnen bekommen, obwohl Ron doch versprochen hatte, er wrde Harry zu sich nach Hause einladen. Harry war schon unzhlige Male drauf und dran gewesen, Hedwigs Kfig mit Hilfe eines Zauberspruchs zu ffnen und sie mit einem Brief zu Ron und Hermine zu schicken, doch die Gefahr war zu gro. jugendliche Zauberer durften auerhalb der Schule nicht zaubern. Das hatte Harry den Dursleys nicht gesagt; er wusste, nur ihre Angst, er knnte sie alle in Mistkfer verwandeln, hielt sie davon ab, auch ihn zu dem Zauberstab und dem Besen in den Schrank zu sperren. In den ersten Wochen nach seiner Rckkehr hatte sich Harry einen Spa daraus gemacht, sinnlose Wrter vor sich hin zu murmeln und mit anzusehen, wie Dudley, so schnell seine plumpen Beine ihn trugen, aus dem Zimmer floh. Doch nun, da er so lange nichts mehr von Ron und Hermine gehrt hatte, fhlte er sich der Zaubererwelt so fern, dass er sogar die Lust verlor, Dudley zu triezen - und jetzt hatten Ron und Hermine auch noch seinen Geburtstag vergessen. Was wrde er nicht alles geben fr eine Nachricht aus Hogwarts? Von einer Hexe oder einem Zauberer, gleich, von wem. Fast wre er dankbar, wieder einmal seinen Erzfeind Draco Malfoy zu sehen, einfach um sich zu vergewissern, dass er nicht alles getrumt hatte ... Nicht, dass sein Jahr in Hogwarts immer nur Spa gemacht htte. Ganz am Ende des Schuljahres hatte Harry niemand anderem als dem leibhaftigen Lord Voldemort ins Auge geblickt. Voldemort mochte nur ein klglicher Schatten seines alten Selbst sein, doch war er immer noch schrecklich, immer noch gerissen, und immer noch entschlossen, seine Macht zurckzugewinnen. Harry war Voldemorts Klauen ein zweites Mal entkommen, doch diesmal nur um Haaresbreite, und selbst jetzt, Wochen spter, wachte Harry nachts schweigebadet auf und sah Voldemorts aschgraues Gesicht und seine weit aufgerissenen, wahnsinnigen Augen vor sich. Wo mochte er jetzt wohl stecken? jhlings richtete sich Harry kerzengerade auf der Gartenbank auf, Gedankenverloren hatte er auf die Hecke gestarrt - und die Hecke starrte zurck. Zwei riesige grne Augen waren zwischen den Blttern aufgetaucht. Harry sprang auf und im selben Moment hrte er ein Johlen ber den Rasen schallen. Ich wei, was heute fr ein Tag ist, jauchzte Dudley und watschelte auf ihn zu. Die riesigen Augen blinzelten und verschwanden. Was?, sagte Harry, ohne den Blick von der Stelle zu rhren, wo er die Augen gesehen hatte. Ich wei, was heute fr ein Tag ist, wiederholte Dudley und rckte ihm ganz nahe auf den Leib. Gut gemacht, sagte Harry, hast also endlich die Wochentage auswendig gelernt? Heute ist dein Geburtstag, hhnte Dudley. Wieso hast du eigentlich keine Karten bekommen? Hast du in dieser Schule fr Missgeburten nicht mal Freunde? Wenn deine Mutter hrt, dass du ber meine Schule redest ..., erwiderte Harry khl. Dudley zog die Hosen hoch, die von seinem schwabbligen Bauch herunterrutschten. Warum starrst du dauernd auf die Hecke?, fragte er misstrauisch. Ich berlege, was wohl der beste Zauberspruch wre, um sie in Brand zu stecken, sagte Harry. Dudley wich stolpernd vor ihm zurck, mit einem panischen Ausdruck auf dem fetten Gesicht. Du k-kannst nicht - Dad hat dir gesagt, du darfst nicht z-zaubern - er wrde dich aus dem Haus werfen - und du hast sonst niemanden - du hast keine Freunde, die dich aufnehmen - Simsalabim!, sagte Harry mit finsterer Stimme, Hokus - pokus - Fidibus - MAAAAMAAAA!, heulte Dudley und whrend er hastig zurckwich, stolperte er ber die eigenen Fe. MAAAMAA! Er tut es, du weit Schon, was er tut! Harry musste seinen kleinen Spa teuer bezahlen. Da weder der Hecke ein Blatt fehlte noch Dudley ein Haar gekrmmt war, wusste Tante Petunia, dass er nicht wirklich gezaubert hatte, und dennoch musste er sich wegducken, als sie mit der splschaumtriefenden Pfanne zum Schlag gegen ihn ausholte. Dann gab sie ihm Arbeiten auf und versprach ihm, er wrde nichts zu essen bekommen, bevor er fertig wre. Whrend Dudley herumlmmelte und ihm Eiskrem schleckend zusah, putzte Harry die Fenster, wusch den Wagen, mhte den Rasen, jtete die Blumenbeete, beschnitt und goss die Rosen und verpasste der Gartenbank einen neuen Anstrich. Am Himmel glhte die Sonne und versengte ihm den Nacken. Er htte Dudleys Kder nicht schlucken sollen, sagte sich Harry, doch Dudley hatte genau das ausgesprochen, was er selbst gedacht hatte ... Vielleicht hatte er ja tatschlich keine Freunde in Hogwarts ... Ich wnschte, sie knnten den berhmten Harry Potter jetzt sehen, dachte er wtend, whrend er mit schmerzendem Rcken und schweitriefendem Gesicht Dnger ber die Beete streute. Es war schon halb acht, als er endlich, vllig erschpft, Tante Petunia rufen hrte. Komm rein! Aber geh ber die Zeitungen! Erleichtert trat Harry in die khle, blitzblank schimmernde Kche. Auf dem Khlschrank stand der Nachtisch fr heute Abend: ein riesiger Berg Schlagsahne mit kandierten Veilchenblttern. Im Herd brutzelte ein Schweinebraten. Iss rasch auf! Die Masons kommen gleich!, herrschte ihn Tante Petunia an und deutete auf zwei Scheiben Brot und ein Stck Kse auf dem Kchentisch. Sie steckte bereits in einem lachsrosa Abendkleid. Harry wusch sich die Hnde und verschlang sein karges Mahl. Kaum war er fertig, schnappte ihm Tante Petunia den Teller weg. Nach oben! Marsch! Als Harry an der Wohnzimmertr vorbeiging, erhaschte er einen Blick auf Onkel Vernon und Dudley mit Smoking und Fliege. Gerade war er oben angelangt, da lutete es an der Tr, und Onkel Vernons wutverzerrtes Gesicht erschien am Fu der Treppe. Denk dran, Junge - ein Mucks, und - Harry schlich auf Zehenspitzen zu seinem Zimmer, glitt hinein, schloss die Tr, wandte sich um und lie sich auf sein Bett fallen. Nur - da sa schon jemand. ~Dobbys Warnung Harry schaffte es gerade noch, einen Aufschrei zu unterdrcken. Das kleine Geschpf auf dem Bett hatte groe, fledermaushnliche Ohren und hervorquellende grne Augpfel, so gro wie Tennisblle. Harry war sofort klar, dass dieses Wesen ihn heute Morgen aus der Hecke heraus beobachtet hatte. Whrend sie sich anstarrten, hrte Harry Dudleys Stimme aus der Diele. Darf ich Ihnen bitte die Jacken abnehmen, Mr und Mrs Mason? Das Geschpf glitt vom Bett herunter und verneigte sich so tief, dass die Spitze seiner langen schmalen Nase den Teppich berhrte. Harry sah, dass es eine Art alten Kissenberzug anhatte, mit Lchern fr die Arme und die Beine. Ahm - hallo, sagte Harry unsicher. Harry Potter, sagte das Geschpf mit so durchdringender Piepsestimme, dass Harry ganz sicher war, man wrde sie unten hren. Dobby hat so lange darauf gewartet, Sie zu treffen, Sir ... Welche Ehre ... D-danke, sagte Harry. Er drngte sich an der Wand entlang und lie sich auf seinen Schreibtischstuhl sinken, direkt neben die schlafende Hedwig in ihrem groen Kfig. Er wollte fragen: Was bist du eigentlich?, doch das hielt er fr ziemlich grob, und so sagte er: Wer sind Sie? Dobby, Sir. Einfach Dobby. Dobby, der Hauself, sagte das Geschpf Ach - wirklich?, sagte Harry. Ahm - ich mchte ja nicht unhflich sein, aber - das ist nicht der passende Augenblick fr mich, um einen Hauselfen im Schlafzimmer zu haben. Aus dem Wohnzimmer drang Tante Petunias schrilles und falsches Lachen empor. Der Elf lie den Kopf hngen. Natrlich freue ich mich, Sie zu treffen, setzte Harry rasch hinzu, aber, hm, gibt es einen besonderen Grund fr Ihren Besuch? 0 ja, Sir, sagte Dobby mit ernster Miene. Dobby ist hier, Sir, um Ihnen zu sagen ... Es ist schwierig, Sir ... Dobby wei nicht, wo er anfangen soll ... Setzen Sie sich, sagte Harry hflich und deutete aufs Bett. Zu seinem Entsetzen brach der Elf in Trnen aus - sehr geruschvolle Trnen. S-setzen Sie sich!, jammerte er, nie ... niemals ... Harry meinte die Stimmen unten verstummen zu hren. Es tut mir Leid, flsterte er, ich wollte Sie nicht verletzen - Dobby verletzen, schluchzte der Elf, Noch nie hat ein Zauberer Dobby aufgefordert, sich zu setzen - von Gleich zu Gleich - Harry zischte Schhh und versuchte Dobby zugleich trstend anzublicken und einladend aufs Bett zu weisen. Da sa er nun wieder, wie eine groe, hssliche Puppe mit einem Schluckauf Endlich sammelte er sich und starrte Harry mit einem Ausdruck der Bewunderung in den groen wssrigen Augen an. Sie haben bestimmt noch keinen anstndigen Zauberer kennen gelernt, sagte Harry aufmunternd. Dobby schttelte den Kopf, Dann, ohne Warnung, sprang er auf und begann den Kopf wie rasend gegen das Fenster zu hmmern. Bser Dobby! Bser Dobby!, schrie er. Nicht doch, was tun Sie denn da?, zischte Harry, sprang auf und zerrte Dobby zurck aufs Bett. Hedwig wachte mit einem lauten Kreischen auf und schlug wild mit den Flgeln gegen die Kfigstangen. Dobby musste sich bestrafen, Sir, sagte der Elf, nun mit einem leichten Schielen in den Augen, fast htte Dobby schlecht von seiner Familie gesprochen, Sir ... Ihrer Familie? Die Zaubererfamilie, der Dobby dient, Sir ... Dobby ist ein Hauself, er muss immer und ewig in einem Haus bleiben und einer Familie dienen ... Wissen die, dass Sie hier sind?, fragte Harry neugierig. Dobby erschauderte. 0 nein, Sir, nein ... Dobby wird sich ganz frchterlich bestrafen mssen, weil er zu Ihnen gekommen ist, Sir. Dobby wird deswegen seine Ohren in die Herdklappe klemmen mssen. Wenn die Familie das jemals erfhrt, Sir - Aber wird es nicht auffallen, wenn Sie Ihre Ohren in die Herdklappe klemmen? Das bezweifelt Dobby, Sir. Dobby muss sich immer fr irgendetwas bestrafen, Sir. Sie lassen Dobby machen, Sir. Manchmal erinnern sie mich daran, dass ich ein paar Strafen vergessen habe ... Aber warum gehen Sie dann nicht fort? Fliehen? Ein Hauself muss freigelassen werden, Sir. Und die Familie wird Dobby niemals freilassen... Dobby wird der Familie d jenen, bis er stirbt, Sir ... Harry starrte ihn an. Und ich dachte, ich htte ein elendes Los, weil ich noch vier Wochen hier bleiben muss, sagte er. Dagegen benehmen sich die Dursleys ja fast menschlich. Kann Ihnen niemand helfen? ich vielleicht? Noch im selben Augenblick htte sich Harry auf die Zunge beien mgen. Wieder wehklagte Dobby laut. Bitte, zischelte Harry angespannt, bitte, seien Sie still, wenn die Dursleys etwas hren, wenn sie erfahren, dass Sie hier sind - Harry Potter fragt, ob er Dobby helfen kann ... Dobby hat von Ihrer Gre gehrt, Sir, aber von Ihrer Gte hat er nie erfahren ... Harry, dem jetzt ganz hei im Gesicht war, sagte: Was immer Sie ber meine Gre gehrt haben, ist vlliger Unsinn. Ich bin nicht einmal Jahresbester in Hogwarts, das ist Hermine, sie - Doch hielt er sofort inne, denn der Gedanke an Hermine schmerzte ihn. Harry Potter ist demtig und bescheiden, sagte Dobby ehrfrchtig, und seine kugelrunden Augen erglhten. Harry Potter spricht nicht von seinem Triumph ber jenen, dessen Name nicht genannt werden darf - Voldemort?, sagte Harry. Dobby schlug die Hnde gegen seine Fledermausohren und sthnte: Aah, sprechen Sie den Namen nicht aus, Sir, nennen Sie nicht den Namen! Tut mir Leid, sagte Harry rasch, ich wei, viele Leute mgen das nicht - mein Freund Ron - Wieder brach er ab. Auch an Ron zu denken tat weh. Dobby beugte sich zu Harry herber, die Augen hell wie Scheinwerfer. Dobby ist zu Ohren gekommen, sagte er mit heiserer Stimme, dass Harry Potter dem Schwarzen Lord ein zweites Mal begegnet ist, erst vor ein paar Wochen ... und dass Harry Potter abermals entkommen ist. Harry nickte und in Dobbys Augen glitzerten Trnen. Ach, Sir, sthnte er und tupfte sich mit einer Ecke seines schmuddeligen Kissenbezugs das Gesicht. Harry Potter ist khn und tapfer! Er hat schon so vielen Gefahren die Stirn geboten! Aber Dobby ist gekommen, um Harry Potter zu schtzen, um ihn zu warnen, selbst wenn er dafr die Ohren in die Herdklappe klemmen muss ... Harry Potter darf nicht nach Hogwarts zurckkehren. Stille trat ein, nur unterbrochen vom Klingen der Messer und Gabeln im Esszimmer und dem fernen Drhnen von Onkel Vernons Stimme. W-was?, stammelte Harry. Aber ich muss zurck - das Schuljahr beginnt am ersten September. Das ist das Einzige, worauf ich mich freuen kann. Sie wissen nicht, wie es hier ist. Hier bin ich nicht zu Hause. Ich gehre nach Hogwarts. Nein, nein, nein, quiekte Dobby und schttelte so heftig den Kopf, dass ihm die Ohren ins Gesicht schlackerten. Harry Potter muss da bleiben, wo er in Sicherheit ist. Er ist zu gro, zu gut, um verloren zu gehen. Wenn Harry Potter nach Hogwarts zurckgeht, ist er in tdlicher Gefahr. Warum?, fragte Harry verdutzt. Es gibt eine Verschwrung, Harry Potter. Eine Verschwrung mit dem Ziel, dieses Jahr in der Hogwarts-Schule fr Hexerei und Zauberei die schrecklichsten Dinge geschehen zu lassen, flsterte Dobby und zitterte pltzlich am ganzen Leib. Dobby wei es schon seit Monaten, Sir. Harry Potter darf sich nicht in Gefahr bringen. Er ist zu wichtig, Sir! Was fr schreckliche Dinge?, fragte Harry sofort nach. Wer steckt dahinter? Dobby gab ein seltsam wrgendes Gerusch von sich und schlug dann, wie von Sinnen, den Kopf gegen die Wand. Na schn!, rief Harry und packte den Elfen am Arm, um ihn zu beruhigen. Sie knnen es nicht sagen, verstehe. Aber warum warnen Sie mich? Pltzlich kam ihm ein beunruhigender Gedanke. Warten Sie - das hat doch nichts mit Vol - Verzeihung -, mit Du-weit-schon-wem zu tun, oder doch? Sie knnten einfach den Kopf schtteln oder nicken, fgte er hastig hinzu, da Dobbys Kopf sich schon wieder Besorgnis erregend nahe zur Wand hin neigte. Dobby schttelte bedchtig den Kopf. Nein - nicht jener, der nicht genannt werden darf, Sir - Dobbys Augen jedoch waren weit aufgerissen und schienen Harry einen Hinweis geben zu wollen. Harry allerdings war vollkommen ratlos. Er hat doch keinen Bruder, oder? Dobby schttelte den Kopf und riss die Augen noch weiter auf. Tja dann; ich habe keine Ahnung, wer auer ihm die Macht htte, in Hogwarts schreckliche Dinge geschehen zu lassen, sagte Harry. Ich meine, da ist zwar Dumbledore -Sie wissen doch, wer Dumbledore ist? Dobby neigte den Kopf Albus Dumbledore ist der groartigste Schulleiter, den Hogwarts je hatte. Dobby wei das, Sir. Dobby hat gehrt, dass Dumbledores Zauberkrfte jenem, der nicht genannt werden darf, auch auf der Hhe seiner Macht ebenbrtig waren. Aber, Sir, es gibt Zauberkrfte, die Dumbledore nicht ... Krfte, die kein anstndiger Zauberer ... Und bevor Harry ihn festhalten konnte, strzte sich Dobby vom Bett, packte Harrys Schreibtischlampe und schlug sie sich unter ohrenbetubendem Jaulen um den Kopf. Unten im Erdgeschoss trat urpltzlich Stille ein. Harrys Herz begann zu rasen und einen Augenblick spter hrte er Onkel Vernon in die Diele treten und rufen: Dudley muss mal wieder seinen Fernseher angelassen haben, der kleine Schlingel! Schnell! Da hinein!, zischte Harry, drngte Dobby in den Schrank, schloss die Tr und warf sich aufs Bett. Schon drehte sich der Trknopf. Was zum Teufel treibst du hier?, knurrte Onkel Vernon mit zusammengebissenen Zhnen und beugte sich mit dem Gesicht ekelhaft nahe zu Harry hinab. Du hast mir gerade die Pointe von dem japanischen Golferwitz vermasselt ... Noch ein Mucks, und du wirst dir wnschen, nie geboren worden zu sein, Junge Mit stampfenden Schritten verlie er das Zimmer. Harry befreite Dobby mit zitternden Hnden aus dem Schrank. Sehen Sie, wie es hier ist, sagte er. Sehen Sie, warum ich nach Hogwarts zurckmuss? Das ist der einzige Ort, wo ich - naja, wo ich glaube, dass ich Freunde habe. Freunde, die Harry Potter nicht einmal schreiben?, sagte Dobby hinterhltig. Ich denke, sie waren einfach - Moment mal, sagte Harry stirnrunzelnd. Woher wissen Sie, dass meine Freunde mir nicht geschrieben haben? Dobby scharrte mit den Fen. Harry Potter darf nicht zornig sein auf Dobby - Dobby hat es nur gut gemeint - Haben Sie meine Briefe abgefangen? Dobby hat sie hier, Sir, sagte der Elf. Hurtig entfernte er sich aus Harrys Reichweite und zog einen dicken Packen Umschlge aus seinem Kissenbezug. Harry konnte Hermines fein suberliche Handschrift erkennen, Rons wirres Gekrakel und selbst ein Gekritzel, das aussah, als stammte es von Hagrid, dem Wildhter von Hogwarts. Dobby blinzelte ngstlich zu Harry empor. Harry Potter darf nicht bse sein ... Dobby hat gehofft ... wenn Harry Potter glaubt, dass seine Freunde ihn vergessen htten ... dann wrde Harry Potter vielleicht nicht mehr auf die Schule zurckwollen, Sir ... Harry hrte ihm nicht zu. Er schnappte nach den Briefen, doch Dobby entkam ihm mit einem Sprung. Harry Potter kann sie haben, Sir, wenn er Dobby sein Wort gibt, dass er nicht nach Hogwarts zurckkehrt. Aah, Sir, dort droht eine Gefahr, der Sie nicht begegnen drfen! Sagen Sie, dass Sie nicht zurckgehen, Sir Nein, sagte Harry zornig, geben Sie mir die Briefe! Dann lsst Harry Potter Dobby keine Wahl, sagte der Elf traurig. Noch bevor Harry auch nur die Hand rhren konnte, war Dobby schon zur Zimmertr gehechtet, hatte sie geffnet und war die Treppe hinuntergerast. Mit trockenem Mund und zusammengezogenem Magen setzte ihm Harry nach, so leise er konnte. Die letzten sechs Stufen bersprang er und landete katzengleich auf dem Lufer. Er sah sich nach Dobby um. Aus dem Esszimmer hrte er Onkel Vernons Stimme: ... erzhlen Sie doch bitte Petunia diese unglaublich witzige Geschichte ber die amerikanischen Klempner, Mrs. Mason, meine Frau mchte sie unbedingt hren ... Harry rannte die Diele entlang und in die Kche. Was er dort sah, gab seinem Magen den Rest. Tante Petunias Meisterwerk von einem Nachtisch, der Berg aus Sahne und kandierten Veilchenblttern, schwebte knapp unter der Decke. Auf einem Schrank in der Ecke kauerte Dobby. Nein, chzte Harry, bitte nicht ... die bringen mich um ... Harry Potter muss versprechen, dass er nicht in die Schule zurckgeht - Dobby - bitte ... Sagen Sie es, Sir - Ich kann nicht - Dobby warf ihm einen schmerzerfllten Blick zu. Dann muss Dobby es tun, Sir, nur zum Wohle Harry Potters. Die Platte fiel mit einem ohrenbetubenden Splittern zu Boden. Sahne spritzte auf Fenster und Wnde. Mit einem peitschenden Knall verschwand Dobby. Aus dem Esszimmer drangen Schreie und Onkel Vernon kam in die Kche gestrzt: Harry stand vor ihm, starr vor Schreck, von Kopf bis Fu mit Tante Petunias Nachtisch besprenkelt. Zunchst schien es, als wrde es Onkel Vernon gelingen, die Situation zu retten (Nur unser Neffe - ganz verwirrt -Fremde machen ihm Angst, daher sollte er oben bleiben ...). Er drngte die berraschten Masons mit sanfter Gewalt zurck ins Esszimmer, versprach Harry, wenn der Besuch weg sei, wrde es Prgel setzen, dass ihm Hren und Sehen verginge, und drckte ihm einen Wischmopp in die Hand. Tante Petunia grub etwas Eis aus dem Khlschrank, und Harry, immer noch zitternd, begann die Kche zu wischen. Vielleicht htte Onkel Vernon seinen Auftrag doch noch unter Dach und Fach bringen knnen - wenn da nicht die Eule gewesen wre. Tante Petunia reichte gerade eine Schachtel mit Pfefferminzpltzchen herum, als eine riesige Schleiereule durchs Esszimmerfenster geflattert kam, einen Brief auf Mrs Masons Kopf fallen lie und wieder hinausflog. Kreischend rannte Mrs Mason aus dem Haus, lauthals ber diese Verrckten schimpfend. Mr Mason nahm sich noch die Zeit zu erklren, dass seine Frau eine Heidenangst vor Vgeln aller Art und Gre habe. Ob die Dursleys solche Scherze denn witzig fnden? Harry stand in der Kche und klammerte sich am Wischmopp fest, als Onkel Vernon mit einem dmonischen Glimmen in den kleinen Augen auf ihn zumarschierte. Lies ihn, zischelte er bsartig und fuchtelte mit dem Brief, den die Eule gebracht hatte, in der Luft herum. Nur zu - lies ihn Harry nahm den Brief in die Hand. Ein Geburtstagsbrief war es nicht. Sehr geehrter Mr Potter, wie uns zur Kenntnis gelangt ist, wurde an Ihrem Wohnort heute Abend um zwlf Minuten nach neun ein Schwebezauber verwendet. Wie Sie wissen, ist es minderjhrigen Zauberern nicht gestattet, auerhalb der Schule zu zaubern. Weitere Zauberttigkeit Ihrerseits kann zum Verweis von besagter Schule fhren (Erlass zur Vernunftgemen Beschrnkung der Zauberei Minderjhriger, 1875, Abschnitt C). Wir mchten Sie zugleich daran erinnern, dass jegliche magische Ttigkeit, die den Mitgliedern der nichtmagischen Gemeinschaft (Muggel) aufzufallen droht, gem Abschnitt 13 des Geheimhaltungsabkommens der Internationalen Zauberervereinigung ein schweres Vergehen ist. Genieen Sie Ihre Ferien! Hochachtungsvoll, Mafalda Hopfkirch Abteilung fr unbefugte Zauberei Zaubereiministerium Harry blickte auf und schluckte. Du hast uns nicht erzhlt, dass du auerhalb der Schule nicht zaubern darfst, sagte Onkel Vernon. Ein irrer Glanz funkelte in seinen Augen. Hast wohl vergessen, es zu erwhnen ... ist dir einfach entfallen, wrde ich mal sagen ... Wie eine groe Bulldogge beugte er sich mit gefletschten Zhnen ber Harry. Nun, ich habe Neuigkeiten fr dich, Junge ... Ich schlie dich ein. Du gehst nie wieder in diese Schule zurck ... nie ... und wenn du versuchen solltest, dich hier herauszuzaubern - dann werfen sie dich dort raus! Und wie ein Wahnsinniger lachend schleifte er Harry die Treppe hoch. Onkel Vernon war gemein genug, sein Versprechen zu halten. Am folgenden Morgen lie er ein Gitter vor Harrys Fenster anbringen. Die Katzenklappe baute er persnlich in die Zimmertr ein, so dass sie dreimal tglich ein wenig Nahrung hineinschieben konnten. Morgens und abends lieen sie Harry ins Badezimmer; fr den Rest des Tages schlossen sie ihn in sein Zimmer ein. Drei Tage spter machten die Dursleys immer noch keine Anstalten nachzugeben und Harry hatte keine Ahnung, wie er aus seiner vertrackten Lage herauskommen konnte. Auf dem Bett liegend sah er die Sonne hinter den Fenstergittern untergehen und fragte sich niedergeschlagen, wie es mit ihm weitergehen sollte. Was nutzte es, sich aus dem Zimmer zu zaubern? Dann wrde er von Hogwarts fliegen. Doch so elend war es ihm hier im Ligusterweg noch nie ergangen. Nun, da die Dursleys wussten, dass sie nicht eines Tages als Fledermuse aufwachen wrden, hatte er seine einzige Waffe verloren. Dobby mochte Harry vor schrecklichen Geschehnissen in Hogwarts bewahrt haben, doch so, wie die Dinge nun liefen, wrde er ohnehin eines Tages verhungern. Die Katzenklappe klapperte, Tante Petunias Hand erschien und schob eine Schale Dosensuppe ins Zimmer. Harry, der vor Hunger Bauchschmerzen hatte, sprang vom Bett und hob sie hoch. Die Suppe war eiskalt, doch er trank die Schale in einem Zug halb leer. Dann ging er hinber zu Hedwigs Kfig und warf das lasche Grnzeug vom Boden der Schale in ihren leeren Futternapf Hedwig raschelte mit ihren Federn und warf ihm einen angeekelten Blick zu. Ntzt nichts, wenn es deinem Schnabel nicht gut genug ist, das ist alles, was wir haben, sagte Harry grimmig. Er stellte die leere Schale zurck vor die Katzenklappe und legte sich wieder aufs Bett, seltsamerweise noch hungriger als vor der Suppe. Sollte er in vier Wochen noch am Leben sein, was wrde geschehen, wenn er nicht in Hogwarts auftauchte? Wrden sie jemanden schicken, um herauszufinden, warum er nicht gekommen war? Konnten sie die Dursleys zwingen, ihn freizulassen? Allmhlich wurde es dunkel im Zimmer. Erschpft, mit knurrendem Magen und den Kopf voller unlsbarer Probleme, versank Harry in einen unruhigen Schlaf ihm trumte, er wrde in einem Zoo ausgestellt, in einem Kfig mit dem Schild Minderjhriger Zauberer. Leute glotzten durch die Gitter des Kfigs, wo er hungernd und geschwcht auf einer Strohmatte lag. Er sah Dobbys Gesicht in der Menge und schrie um Hilfe, doch Dobby rief. Hier ist Harry Potter in Sicherheit, Sir, und verschwand. Dann tauchten die Dursleys auf und Dudley rttelte an den Gitterstben und lachte ihn aus. Hr auf damit, murmelte Harry. Das Rtteln drhnte in seinem schmerzenden Kopf Lass mich in Ruhe ... Schluss damit... Ich will schlafen ... Er ffnete die Augen. Der Mond schien durch das Fenstergitter. Und da war wirklich jemand, der ihn durch die Gitterstbe anstarrte: ein sommersprossiger, rothaariger, langnasiger jemand. Drauen vor Harrys Fenster war Ron Weasley. ~Der Fuchsbau Ron!, keuchte Harry. Er kroch zum Fenster und schob es hoch, so dass sie durch die Gitterstbe miteinander sprechen konnten. Ron, wie bist du - was zum -? Die Worte blieben ihm im Hals stecken, als ihm klar wurde, was er da vor sich hatte. Ron lehnte sich aus dem hinteren Seitenfenster eines alten, trkisgrnen Autos, das mitten in der Luft geparkt war. Vorne im Wagen saen Fred und George, Rons ltere Zwillingsbrder, und grinsten ihn an. Alles in Ordnung, Harry? Was war denn los mit dir?, fragte Ron. Warum hast du meine Briefe nicht beantwortet? Ich hab dich ungefhr ein Dutzend Mal gebeten zu kommen, und dann kam heute Dad nach Hause und meinte, du httest eine offizielle Verwarnung wegen Zauberei vor Muggeln erhalten - Das war nicht ich - und woher wei er das eigentlich? Er arbeitet im Ministerium, sagte Ron. Du weit doch, dass wir auerhalb der Schule nicht zaubern drfen - Das musst ausgerechnet du sagen, erwiderte Harry mit einem Blick auf den schwebenden Wagen. Ach, das zhlt nicht, sagte Ron. Den haben wir nur geborgt, er gehrt Dad. Wir haben ihn nicht verzaubert. Aber vor den Augen der Muggel, bei denen du lebst, auch noch zaubern - Ich hab dir doch gesagt, ich war's nicht - aber das erklr ich dir spter. Hr mal, kannst du in Hogwarts sagen, dass die Dursleys mich eingesperrt haben und mich nicht zurcklassen, und selbst herauszaubern kann ich mich natrlich nicht, weil das Ministerium dann glaubt, es sei der zweite Zauber in drei Tagen, also - Hr auf, dummes Zeug zu quatschen, sagte Ron. Wir sind hier, um dich mit nach Hause zu nehmen. Aber ihr drft mich genauso wenig rauszaubern - Ist nicht ntig, sagte Ron grinsend und wies mit einem Kopfnicken auf seine Brder. Du vergisst, wen ich dabeihabe. Schnr das um die Gitterstbe, sagte Fred und warf Harry das Ende eines Seils zu. Wenn die Dursleys aufwachen, bin ich ein toter Mann, sagte Harry und band das Seil fest um das Gitter, whrend Fred den Motor aufheulen lie. Keine Sorge, sagte Fred. Aber geh vom Fenster weg. Harry wich ein paar Schritte in die Dunkelheit zurck und wartete neben Hedwigs Kfig. Offenbar hatte sie erkannt, dass etwas Wichtiges vor sich ging, und gab keinen Mucks von sich. Der Motor heulte auf, und mit einem Knirschen riss der Wagen das Gitter aus dem Fensterrahmen und schoss hoch in die Lfte - Harry rannte zum Fenster zurck und sah das Gitter einige Meter ber dem Boden pendeln. Ron zog es schwer atmend hoch ins Wageninnere. Harry lauschte angespannt, doch aus dem Schlafzimmer der Dursleys war nichts zu hren. Als das Gitter auf dem Rcksitz neben Ron verstaut war, setzte Fred rckwrts so nahe wie mglich an Harrys Fenster heran. Steig ein, sagte Ron. Aber meine ganzen Sachen fr Hogwarts - mein Zauberstab, mein Besen - Wo sind die Sachen? Im Schrank unter der Treppe eingeschlossen und ich kann nicht aus dem Zimmer - Kein Problem, sagte George vom Beifahrersitz, aus dem Weg, Harry. Fred und George kletterten geschmeidig durchs Fenster in Harrys Zimmer. Die verstehen ihr Handwerk, dachte Harry, als George eine Haarnadel aus der Tasche zog und im Trschloss zu stochern begann. Viele Zauberer halten es fr pure Zeitverschwendung, solche Muggeltricks zu lernen, sagte Fred. Aber wir glauben, es lohnt sich, selbst wenn es damit ein bisschen lnger dauert. Mit einem leisen Klicken ging die Tr auf. Also, wir holen deinen Koffer, du packst alles zusammen, was du aus deinem Zimmer brauchst, und gibst es Ron, flsterte George. Passt auf die letzte Stufe auf, die knarrt, wisperte Harry, und die Zwillingsbrder verschwanden auf der dunklen Treppe. Harry flitzte im Zimmer herum, sammelte seine Sachen ein und reichte sie Ron durch das Fenster hinaus. Dann half er Fred und George, den groen Koffer die Treppe hochzuschleppen. Onkel Vernon hustete im Schlafzimmer. Endlich, vllig erschpft, waren sie oben auf dem Treppenabsatz angelangt. Sie trugen den Koffer durch Harrys Zimmer zum offenen Fenster. Fred kletterte zurck in den Wagen, um gemeinsam mit Ron zu ziehen, und Harry und George schoben von drinnen. Zentimeter um Zentimeter rutschte der Koffer durchs Fenster. Wieder hustete Onkel Vernon. Noch ein wenig, keuchte Fred, einen krftigen Schubser noch - Harry und George warfen sich mit den Schultern gegen den Koffer und er rutschte durch das Fenster auf den Rcksitz. Okay, gehen wir, flsterte George. Doch als Harry auf das Fensterbrett stieg, hrte er hinter sich pltzlich ein lautes Kreischen, unmittelbar gefolgt von der Donnerstimme Onkel Vernons. DIESE VERFLUCHTE EULE! Ich hab Hedwig vergessen! Harry rannte hinber zu Hedwig und in diesem Augenblick ging das Flurlicht an. Er packte Hedwigs Kfig, strzte zurck zum Fenster und reichte ihn Ron hinaus. - Er war gerade auf den Fenstersims gestiegen, als Onkel Vernon gegen die offene Tr schlug, die mit einem lauten Krachen aufflog. Einen Augenblick lang blieb Onkel Vernon im Trrahmen stehen; dann fing er an zu toben wie ein rasender Stier. Er strzte sich auf Harry und umklammerte seine Fugelenke. Ron, Fred und George packten Harrys Arme und zogen ihn mit aller Kraft nach drauen. Petunia!, rhrte Onkel Vernon. Er haut ab! ER HAUT AB! Doch mit einem gewaltigen Ruck befreiten die Weasleys Harrys Fe aus Onkel Vernons Klammergriff - Harry war jetzt im Wagen - er hatte die Tr hinter sich zugeschlagen - Gib Gas, Fred!, rief Ron, und schon jagte der Wagen dem Mond entgegen. Harry konnte es nicht glauben - er war frei. Er kurbelte das Fenster herunter, die Nachtluft peitschte ihm durchs Haar und er sah hinab auf die schrumpfenden Dcher des Ligusterwegs. Onkel Vernon, Tante Petunia und Dudley hingen wie vom Schlag getroffen aus Harrys Fenster. Bis nchsten Sommer, rief Harry. Von den Weasleys kam ein drhnendes Lachen, und Harry lie sich, von Ohr zu Ohr grinsend, in den Rcksitz sinken. Lass Hedwig raus, sagte er zu Ron, sie kann hinter uns herfliegen. Sie hat schon eine Ewigkeit ihre Flgel nicht mehr ausspannnen drfen. George gab Ron die Haarnadel, und einen Augenblick spter war Hedwig schon glcklich aus dem Fenster nach drauen geschossen, wo sie jetzt wie ein Geistervogel neben ihnen herschwebte. Also, erzhl mal, Harry, sagte Ron ungeduldig. Was ist passiert? Harry erzhlte ihnen alles, von Dobbys Warnung bis zur Katastrophe mit dem Veilchennachtisch. Eine lange, nachdenkliche Stille trat ein, als er geendet hatte. Ganz faule Geschichte, sagte Fred endlich. Ziemlich fies, pflichtete ihm George bei. Also wollte er dir nicht mal sagen, wer hinter der ganzen Geschichte steckt? Ich glaube, das konnte er nicht, sagte Harry. Ich hab euch ja gesagt, jedes Mal, wenn ihm beinahe was rausgerutscht wre, hat er den Kopf gegen die Wand geknallt. Fred und George sahen sich an. Wie? Ihr denkt, er hat mich angelogen? Naja, sagte Fred, sagen wir mal so, Hauselfen haben ihre eigenen starken Zauberkrfte, aber normalerweise knnen sie die nicht ohne Erlaubnis ihres Herrn einsetzen. Ich denke mal, man hat Dobby geschickt, um dich davon abzuhalten, nach Hogwarts zurckzukommen. Das fand jemand wohl besonders komisch. Gibt es jemanden in der Schule, der etwas gegen dich hat? >Ja, stieen Harry und Ron gleichzeitig hervor. Draco Malfoy, sagte Harry, Er hasst mich. Draco Malfoy?, wiederholte George und wandte sich um. Nicht etwa Lucius Malfoys Sohn? Muss er wohl sein, denn der Name kommt nicht gerade hufig vor, sagte Harry. Warum? Ich hab gehrt, wie Dad von ihm geredet hat, sagte George. Er war ein groer Anhnger von Du-weit-schon-wem. Und als Du-weit-schon-wer verschwunden war, sagte Fred und drehte sich zu Harry um, kehrte Lucius Malfoy zurck und behauptete, er htte es gar nicht so gemeint. Ein Haufen Mist. Dad meint, er habe zum engsten Kreis von Du-weit-schon-wem gehrt. Harry hatte diese Gerchte ber Malfoys Familie schon hufiger gehrt und sie berraschten ihn nicht. Im Vergleich zu Malfoy kam ihm Dudley Dursley wie ein netter und nachdenklicher Junge vor. Ich wei nicht, ob die Malfoys einen Hauselfen haben ..., sagte Harry. Nun, wem immer der Elf gehrt, es muss jedenfalls eine alte Zaubererfamilie sein, und eine reiche dazu, sagte Fred. ja, Mum htte auch gern einen Hauselfen zum Bgeln, sagte George. Aber alles, was wir haben, ist ein lumpiger alter Ghul in der Dachkammer und Gnomen berall im Garten. Hauselfen gehren zu groen alten Landsitzen und Schlssern und anderen Prachtbauten und in unserem Haus wirst du bestimmt keinem ber den Weg laufen ... Harry schwieg. Wenn er bedachte, dass Draco Malfoy fast immer das Beste vom Besten hatte, musste sich seine Familie in Zauberergold wlzen knnen; er sah Malfoy vor sich, wie er in einem groen alten Landhaus umherstolzierte. Den Familiendiener zu Schicken, um Harry von der Rckkehr nach Hogwarts abzuhalten - genau das sah Malfoy hnlich. War es eine Dummheit von ihm gewesen, Dobby ernst zu nehmen? Ich bin jedenfalls froh, dass wir dich da rausgeholt haben, sagte Ron. Ich hab mir allmhlich wirklich Sorgen um dich gemacht, als du meine Briefe nicht beantwortet hast. Ich dachte erst, es wre Errols Schuld. Wer ist Errol? Unsere Eule. Schon steinalt. Kann schon mal vorkommen, dass sie auf einem Botenflug einen Herzanfall bekommt. Also hab ich versucht, mir Hermes zu borgen - Wen? Den Uhu, den Mum und Dad fr Percy gekauft haben, als er zum Vertrauensschler ernannt wurde, erklrte Fred vom Fahrersitz aus. Aber Percy wollte ihn nicht verleihen, sagte Ron. Meinte, er brauchte ihn. berhaupt fhrt sich Percy diesen Sommer ziemlich eigenartig auf, sagte George stirnrunzelnd. Und tatschlich hat er einen Haufen Briefe verschickt und sich oft in seinem Zimmer eingeschlossen ... Ich meine, so oft kannst du eine Vertrauensschlermedaille auch nicht polieren ... Du fliegst zu weit nach Westen, Fred, fgte er hinzu und deutete auf einen Kompass am Armaturenbrett. Fred kurbelte das Steuer herum. Sagt mal, wei euer Vater eigentlich, dass ihr den Wagen habt?, fragte Harry, obwohl er schon die Antwort ahnte. hm, nicht direkt, sagte Ron, er musste heute Abend zur Arbeit. Hoffentlich knnen wir den Wagen in die Garage zurckstellen, ohne dass Mum etwas merkt. Was macht euer Vater berhaupt im Ministerium? Er arbeitet in der langweiligsten Abteilung, sagte Ron. Im Bro fr den Missbrauch von Muggelartefakten. Wo bitte? Es hat mit dem Verhexen von Muggelsachen zu tun; die drfen auf keinen Fall in einem Muggelladen oder bei den Muggeln zu Hause landen. Letztes Jahr zum Beispiel wurde das Teeservice einer alten Hexe, die gestorben war, an ein Antiquittengeschft verkauft. Eine Muggelfrau hat es gekauft, heimgenommen und versucht ihren Freunden darin Tee zu servieren. Es war ein Alptraum, Dad musste wochenlang berstunden machen Was ist denn passiert? Die Teekanne ist ausgerastet und hat berall kochend heien Tee verspritzt und ein Mann musste mit Zuckerzangen auf der Nase ins Krankenhaus gebracht werden. Dad war vollkommen aus dem Huschen, auer ihm und einem alten Hexenmeister namens Perkins ist nmlich keiner dafr zustndig, und sie mussten Gedchtniszauber und solche Dinge anwenden, um die Sache zu vertuschen - Aber euer Vater - dieses Auto - Fred lachte. ja, Dad ist verrckt nach allem, was mit den Muggeln zu tun hat, unser Schuppen ist voll gestopft mit Muggelzeug. Er nimmt es auseinander, verzaubert es und setzt es wieder zusammen. Wenn er unser Haus durchsuchen wrde, msste er auf der Stelle sich selbst verhaften. Das treibt Mum zum Wahnsinn. Da ist die Hauptstrae, sagte George und sphte durch die Windschutzscheibe. In zehn Minuten sind wir da ... wird auch Zeit, es wird langsam hell ... Im Osten begann der Horizont blassrosa zu schimmern. Fred lie den Wagen sinken und Harry sah einen dunklen Flickenteppich aus Feldern und Baumgruppen. Wir sind nicht weit vom Dorf, sagte George, Ottery St. Catchpole ... Der fliegende Wagen sank tiefer und tiefer. Die ersten Strahlen der roten Sonnenkugel drangen durch die Bume. Geschafft, rief Fred, als sie mit einem leichten Rumpeln zu Boden gingen. Sie waren neben einer bauflligen Garage in einem kleinen Hof gelandet, und zum ersten Mal sah Harry Rons Haus. Es sah aus, als sei es frher ein groer steinerner Schweinestall gewesen, doch an allen Ecken und Enden waren weitere Rume angebaut worden, bis das Haus mehrere Stockwerke hoch war und so krumm, dass man meinen konnte, es wrde durch Zauberkraft zusammengehalten (was, wie Harry berlegte, vermutlich stimmte). Vom roten Dach ragten vier oder fnf Kamine empor. Neben der Tr steckte ein Schild im Boden, auf dem verkehrt herum zu lesen war: Fuchsbau. Um den Eingang herum lagen haufenweise Gummistiefel und ein sehr rostiger Kessel. Etliche fette braune Hhner pickten im Hof, Nichts Besonderes, sagte Ron. Es ist toll, sagte Harry glcklich und dachte an den Ligusterweg- Sie stiegen aus. Also - wir gehen jetzt ganz, ganz leise nach oben, sagte Fred und warten, bis Mum uns zum Frhstck ruft. Dann rennst du die Treppe runter, Ron, und rufst: >Mum, schau mal, wer heute Nacht aufgetaucht ist!<, und sie wird sich freuen, Harry zu sehen, und keiner braucht je zu wissen, dass wir mit dem Wagen geflogen sind. In Ordnung, sagte Ron.Los komm, Harry, ich schlafe -ganz oben - Ron, mit starrem Blick aufs Haus, lief pltzlich belgrn an. Die anderen drei wirbelten herum. Links und rechts die Hhner aufscheuchend, kam Mrs Weasley ber den Hof marschiert. Und fr eine kleine, kugelrunde Frau mit freundlichem Gesicht sah sie einem Sbelzahntiger erstaunlich hnlich. Ah, sagte Fred. Das darf nicht wahr sein, sagte George. Mrs Weasley machte vor ihnen Halt, stemmte die Hnde in die Hften und sah von einem schuldbewussten Gesicht zum nchsten. Sie trug eine geblmte Schrze, aus deren Tasche ein Zauberstab ragte. So, sagte sie. Morgen, Mum, sagte George mit einer Stimme, von der er offenbar glaubte, sie klinge unbekmmert und einschmeichelnd. Knnt ihr euch vorstellen, was fr Sorgen ich mir gemacht habe, zischte Mrs Weasley in giftigem Flsterton. Tut uns Leid, Mum, aber wir mussten - Ihre drei Shne waren Mrs Weasley ein ganzes Stck ber den Kopf gewachsen, aber als ihr Wutausbruch ber sie hereinbrach, schrumpften sie in sich zusammen. Die Betten leer! Keine Nachricht! Der Wagen weg, vielleicht gegen einen Baum gefahren, ich werd fast verrckt vor Sorgen, daran habt ihr wohl nicht gedacht?- Meiner Lebtage ist mir das noch nicht - wartet nur, bis euer Vater nach Hause kommt, nie haben uns Bill oder Charlie oder Percy solchen Kummer gemacht Perfekter Percy, murmelte Fred. VON PERCY KNNTET IHR EUCH GERN EINE SCHEIBE ABSCHNEIDEN!, schrie Mrs Weasley und bohrte ihren Zeigefinger in Freds Brust. Ihr httet sterben knnen, man htte euch sehen knnen, euer Vater htte entlassen werden knnen - Stundenlang schien es so weiterzugehen. Mrs Weasley hatte sich heiser geschrien, noch bevor sie sich Harry zuwandte, der vor ihr zurckwich. Ich freue mich sehr, dich zu sehen, Harry, mein Lieber, sagte sie. Komm doch rein zum Frhstck. Sie wandte sich um und ging zurck ins Haus, und nach einem nervsen Blick auf Ron, der ihm aufmunternd zunickte, folgte Harry ihr. Die Kche war klein und ziemlich voll gestopft. In der Mitte standen ein abgenutzter Holztisch und Sthle; Harry setzte sich auf eine Stuhlkante und sah sich um. Noch nie war er in einem Zaubererhaus gewesen. Die Uhr an der Wand gegenber hatte nur einen Zeiger und berhaupt keine Ziffern. Am Rand entlang standen Dinge wie Zeit fr Tee, Zeit zum Hhnerfttern und Du kommst zu spt. Der Kaminsims war drei Reihen tief voll gepackt mit Bchern: So zaubern Sie Ihren eigenen Kse, lautete ein Titel, oder Magie beim Backen und Festessen in einer Minute - Das ist Hexerei!. Und wenn Harry seinen Ohren trauen durfte, hatte eine Stimme aus dem alten Radio ber der Sple gerade die Hexenstunde angekndigt, mit der bezaubernden singenden Hexe Celestina Warbeck. Mrs Weasley werkelte in der Kche herum und bereitete eher planlos das Frhstck zu, wobei sie ihren Shnen bse Blicke zu und Wrstchen in die Pfanne warf, Hin und wieder murmelte sie etwas wie: Wei nicht, was ihr euch eigentlich dabei gedacht habt, und Das htte ich nie von euch erwartet. Dir mache ich keinen Vorwurf, versicherte sie Harry und hufte acht oder neun Wrstchen auf seinen Teller. Arthur und ich haben uns genauso um dich Sorgen gemacht. Letzte Nacht noch haben wir uns gesagt, wir gehen hin und holen ihn persnlich, wenn er Ron bis Freitag nicht geantwortet hat. Aber hrt mal (jetzt schaufelte sie noch drei Spiegeleier auf Harrys Teller), einen nicht zugelassenen Wagen bers halbe Land zu fliegen! Hinz und Kunz htten euch sehen knnen - Lssig schnippte sie mit dem Zauberstab gegen das Geschirr in der Sple, das sich, leise im Hintergrund klirrend, selber abwusch. Es war bewlkt, Mum!, sagte Fred. Sprich nicht mit vollem Mund!, fauchte Mrs Weasley. Sie haben ihn ausgehungert, Mum!, sagte George. Das gilt auch fr dich!, sagte Mrs Weasley, doch mit leicht besnftigter Miene begann sie fr Harry Brote zu schneiden und sie mit Butter zu bestreichen. In diesem Augenblick wurden sie von einer kleinen rothaarigen Gestalt in einem langen Nachthemd abgelenkt, die in der Kche erschien, ein leises Quieken ertnen lie und wieder hinaushpfte. Ginny, sagte Ron mit gedmpfter Stimme zu Harry. Meine Schwester. Den ganzen Sommer schon redet sie von dir. Tja, sie wird ein Autogramm von dir wollen, Harry, grinste Fred, doch er fing den Blick seiner Mutter auf und machte sich stumm ber seinen Teller her. Keiner sagte mehr ein Wort, bis alle vier Teller leer waren, was berraschend schnell ging. Mensch, bin ich mde, ghnte Fred und legte endlich Messer und Gabel weg. Ich glaub, ich geh ins Bett und - Das wirst du nicht, fuhr ihn Mrs Weasley an,es ist dein Problem, dass du die ganze Nacht auf gewesen bist. Du wirst jetzt den Garten fr mich entgnomen, die spielen mal wieder vllig verrckt - Ach Mum - Und ihr auch" sagte sie mit wtendem Blick auf Ron und Fred. Du kannst nach oben ins Bett, mein Lieber, sagte sie zu Harry gewandt, du hast sie ja nicht angestiftet, diesen verkorksten Wagen zu fliegen. Doch Harry, der sich hellwach fhlte, sagte rasch: Ich helfe Ron, ich hab noch nie beim Entgnomen - Das ist sehr lieb von dir, Harry, aber es ist eine stumpfsinnige Arbeit, sagte Mrs Weasley. Nun, hren wir Mai, was Lockhart dazu sagt - Und sie zog einen dicken Wlzer vom Kaminsims. George sthnte auf, Mum, wir wissen, wie man einen Garten entgnomt - Harry sah auf den Einband von Mrs Weasleys Buch. In verschlungenen Goldlettern standen darauf die Worte: Gilderoy Lockharts Ratgeber fr Schdlinge in Haus und Hof Auf dem Umschlag prangte das Foto eines sehr gut aussehenden Zauberers mit wehendem Blondhaar und hellblauen Augen. Wie immer in der Zaubererwelt bewegte sich das Foto und der Abgebildete, offenbar Gilderoy Lockhart, zwinkerte ihnen verschmitzt zu. Mrs Weasley sah mit strahlenden Augen zu ihm hinunter. Ach, ein wunderbarer Mann, sagte sie, er kennt sich aus mit Haushaltsschdlingen, da knnt ihr Gift drauf nehmen, ein fabelhaftes Buch ... Mum steht auf ihn, flsterte Fred laut und deutlich. Mach dich nicht lcherlich, Fred, sagte Mrs Weasley mit deutlich rosa angehauchten Wangen. Na gut, wenn ihr glaubt, ihr wsstet's besser als Lockhart, dann mal los, und wehe, es ist noch ein einziger Gnom im Garten, wenn ich nachschauen komme. Grummelnd und ghnend schlurften die Weasleys nach drauen, Harry im Schlepptau. Der Garten war gro und genau nach Harrys Geschmack. Die Dursleys htten ihn nicht gemocht - es gab eine Menge Unkraut und das Gras htte mal gemht werden mssen - entlang der Mauer standen knorrige Bume; in den Blumenbeeten wucherten Pflanzen, die Harry noch nie gesehen hatte, und in einem groen grnen Teich quakten Frsche. Auch Muggel haben Gartengnomen, musst du wissen, sagte Harry, whrend sie ber den Rasen gingen. ja, ich hab die Dinger gesehen, die sie fr Gnomen halten, sagte Ron, kniete sich hin und steckte den Kopf tief in einen Pfingstrosenbusch, zum Beispiel fette kleine Weihnachtsmnner mit Angelruten ... Es gab ein heftiges Gezerre, der Pfingstrosenbusch zitterte und Ron richtete sich auf. Das ist ein Gnom sagte er grimmig. Loslassen, loslassen!, fiepte der Gnom. Er sah ganz und gar nicht nach einem Weihnachtsmann aus. Er war klein und lederhutig und hatte einen groen, knubbligen Glatzkopf wie eine Kartoffel. Ron hielt ihn mit ausgestrecktem Arm von sich, weil er mit seinen hornhutigen kleinen Fen um sich trat; er packte ihn um die Fugelenke und lie ihn mit dem Kopf nach unten baumeln. so macht man das, sagte er. Er hob den Gnomen hoch (Loslassen!) und begann ihn wie ein Lasso ber seinem Kopf zu schwingen. Als er Harrys erschrockenes Gesicht sah, sagte Ron: Es tut ihnen nicht weh - man muss sie nur richtig schwindlig machen, damit sie nicht wieder in ihre Lcher zurckfinden. Er lie los: Der Gnom flog zehn Meter durch die Luft und landete mit einem Plumps im Feldjenseits der Hecke. Erbrmlich, kommentierte Fred den Wurf. Ich wette, ich kann meinen bis zu diesem Baumstumpf schleudern. Harry merkte schnell, dass man nicht allzu viel Mitleid mit den Gnomen haben brauchte. Den ersten, den er fing, wollte er einfach auf die andere Seite der Hecke fallen lassen, doch der Gnom, der seine Vorsicht sprte, versenkte seine messerscharfen Zhnchen in Harrys Finger. Der hatte Mhe, ihn abzuschtteln, bis - Mensch, Harry! Das mssen zwanzig Meter gewesen sein ... Bald war die Luft erfllt von fliegenden Gnomen. Siehst du, sie sind nicht allzu helle, sagte George, der fnf oder sechs Gnomen gleichzeitig gepackt hatte. Sobald sie wissen, dass es mit dem Entgnomen losgeht, strmen sie hoch, um zuzusehen. Man sollte meinen, inzwischen htten sie gelernt, in ihren Lchern zu bleiben. Mit eingezogenen kleinen Schultern begannen die Gnomen auf dem Feld im Gnsemarsch davonzuziehen. Die kommen zurck, sagte Ron, whrend sie die Gnomen in der Hecke auf der anderen Seite des Feldes verschwinden sahen. Denen gefllt es hier ... Dad ist nicht streng genug mit ihnen. Er findet sie lustig ... In diesem Augenblick fiel die Haustr ins Schloss. Er ist da!, sagte George, Dad. ist heimgekommen! Sie rannten durch den Garten zurck ins Haus. Mit geschlossenen Augen und der Brille in der Hand war Mr Weasley auf einem Kchenstuhl zusammengesunken. Er war dnn und hatte nur noch sprliches, doch ebenso rotes Haar wie seine Kinder. Sein langer grner Umhang war staubig und verschlissen. Was fr eine Nacht, murmelte er und griff nach der Teekanne, whrend sich die jungen um ihn herum niederlieen. Neun Hausdurchsuchungen. Neun! Und der alte Mundungus Fletcher wollte mir einen Zauberbann auf den Hals jagen, als ich ihm gerade den Rcken zudrehte ... Mr Weasley nahm einen krftigen Schluck Tee und seufzte. Hast du was gefunden, Dad?, wollte Fred wissen. Nichts auer ein paar schrumpfenden Schlsseln und einem beienden Kessel, ghnte Mr Weasley. Auerdem noch einige recht ble Sachen, fr die wir allerdings nicht zustndig sind. Mortlake haben sie wegen ein paar uerst merkwrdiger Frettchen zum Verhr mitgenommen, aber das fllt nicht in meine Abteilung, Gott sei Dank ... Warum sollte sich jemand die Mhe machen, Trschlssel schrumpfen zu lassen?, fragte George. Einfach um die Muggel zu rgern, seufzte Mr Weasley. Verkaufen ihnen Schlssel, die zusammenschrumpfen, bis nichts mehr brig ist, und die Muggel knnen sie dann nicht mehr finden ... Natrlich ist es sehr schwer jemanden dafr ranzukriegen, denn kein Muggel wrde zugeben, dass sein Schlssel schrumpft - sie behaupten andauernd, sie wrden sie verlieren. Das muss man ihnen lassen, sie tun alles, um die Zauberei zu bersehen, selbst wenn sie ihnen ins Gesicht springt ... Aber was unsere Leute inzwischen alles so verzaubern, ihr wrde es nicht glauben AUTOS, ZUM BEISPIEL? Mrs Weasley war in der Kche erschienen und hielt einen langen Schrhaken wie ein Schwert in der Hand. Mr Weasley riss die Augen auf, Schuldbewusst starrte er seine Frau an. A-Autos, Molly, Liebling? ja, Arthur, Autos, sagte Mrs Weasley mit blitzenden Augen. Stell dir vor, ein Zauberer kauft ein rostiges altes Auto und sagt seiner Frau, er wolle es nur auseinander nehmen, um zu sehen, wie es funktioniert, aber in Wahrheit verzaubert er es, damit es fliegen kann. Mr Weasley blinzelte. Nun, Liebling, ich denke, du wirst feststellen, dass er sich damit durchaus im Rahmen des Gesetzes bewegt, selbst wenn, hm, er vielleicht besser daran getan htte, seiner, hm, Frau die Wahrheit zu sagen ... es gibt da eine Lcke im Gesetz, wie du sehen wirst ... solange er nmlich nicht beabsichtigte, den Wagen zu fliegen, ist die Tatsache, dass der Wagen fliegen knnte, nicht unbedingt - Arthur Weasley, du selbst hast dafr gesorgt, dass es eine Lcke gibt, als du dieses Gesetz verfasst hast, rief Mrs Weasley, damit du weiter an diesem ganzen Muggelschrott in deinem Schuppen herumbasteln kannst! Und zu deiner Information: Harry ist heute Morgen in eben diesem Wagen hergekommen, den du nie zu fliegen beabsichtigt hast! Harry?, sagte Mr Weasley ahnungslos, Harry wer? Er sah sich um, erblickte Harry und sprang auf. Gtiger Gott, ist das Harry Potter? Freut mich sehr, Sie kennen zu lernen, Ron hat uns so viel erzhlt - Deine Shne haben den Wagen heute Nacht zu Harrys Haus geflogen und wieder zurck!, rief Mrs Weasley. Was sagst du dazu? Habt ihr wirklich?, fragte Mr Weasley begeistert. Ist alles gut gegangen? Ich - ich meine, stammelte er, als er sah, dass aus Mrs Weasleys Augen Funken sprhten, das -war ganz falsch von euch, Jungs - wirklich ganz falsch ... ]Lass sie das unter sich ausmachen, flsterte Ron in Harrys Ohr, whrend Mrs Weasley anschwoll wie ein Ochsenfrosch. Komm, ich zeig dir mein Schlafzimmer. Sie schlichen sich aus der Kche und gingen einen engen Gang entlang zu einer schiefen Treppe, die sich zickzackfrmig durch das Haus emporwand. Im dritten Stock stand eine Tr offen. Harry konnte gerade noch ein Paar hellbrauner Augen sehen, die ihn anstarrten, bevor sie ins Schloss fiel. Ginny, sagte Ron, du weit ja nicht, wie komisch es ist, dass sie so scheu ist, normalerweise hrt sie nicht auf zu plappern - Sie stiegen noch zwei Stockwerke hoch und standen nun vor einer Tr. Die Farbe bltterte bereits ab und auf einem kleinen Schild stand: Ronalds Zimmer. Harry trat ein, wobei er mit dem Kopf beinahe an die schrg abfallende Decke stie, und blinzelte berrascht. Es war, als ob er in einen Hochofen geraten wre: Fast alles in Rons Zimmer glhte orangerot; die Bettdecke, die Wnde, sogar die Decke. Dann erkannte Harry, dass Ron fast jeden Zentimeter der schbigen Tapete mit Postern derselben sie- ben Hexen und Zauberer voll geklebt hatte, die alle leuchtend orangerote Umhnge trugen, auf Besen saen und begeistert winkten. Deine Quidditch-Mannschaft?, fragte Harry. Die Chudley Cannons, sagte Ron und wies auf die orangerote Bettdecke, die mit zwei riesigen schwarzen C und einer fliegenden Kanonenkugel verziert war.Neunter Platz in der Liga. Rons Zauberspruchbcher fr die Schule waren achtlos in einer Ecke gestapelt, daneben ein Sto Comic-Hefte, alle offenbar Abenteuer von Martin Miggs, dem mickrigen Muggel. Rons Zauberstab lag auf einem Aquarium voller Froschlaich, das auf dem Fenstersims stand. Daneben, auf einem sonnigen Fleck, dste Krtze, seine fette graue Ratte. Harry stieg ber einen Packen Selbst mischender Spielkarten und sah aus dem kleinen Fenster. Weit unten auf dem Feld konnte er eine Schar Gnomen erkennen, die durch die Hecke der Weasleys zurckschlichen. Er wandte sich um und sah, dass Ron ihn etwas nervs beobachtete, als ob er auf sein Urteil wartete. Ein wenig klein, sagte Ron rasch, nicht wie dein Zimmer bei den Muggeln. Und direkt unter dem Ghul in der Dachkammer, der immer auf die Rohre klopft und sthnt ... Doch Harry grinste breit: Das ist das beste Haus, in dem ich je war. Rons Ohren liefen rosarot an. ~Bei Flourish & Blotts Das Leben im Fuchsbau war himmelweit entfernt von dem im Ligusterweg. Die Dursleys mochten alles Vertraute und Geordnete; das Haus der Weasleys steckte voller Absonderlichkeiten und berraschungen. Als Harry zum ersten Mal in den Spiegel ber dem Kchenkamin sah, zuckte er erschrocken zusammen, als eine Stimme ertnte: Stopf dein Hemd rein, Schlamper!Der Ghul in der Dachkammer fing an zu heulen und lie Rohre auf den Boden fallen, wenn ihm das Haus zu ruhig vorkam, und die kleinen Explosionen im Schlafzimmer von Fred und George kmmerten niemanden. Was Harry am Leben in Rons Haus jedoch am ungewhnlichsten vorkam, war nicht der sprechende Spiegel oder der lrmende Ghul: es war schlicht und einfach, dass ihn offenbar alle mochten. Mrs Weasley kmmerte sich um seine Socken und wollte ihm bei jeder Mahlzeit unbedingt dreimal nachlegen. Mr Weasley mochte Harry beim Abendessen gern neben sich haben und bombardierte ihn dann mit Fragen ber das Leben bei den Muggeln, zum Beispiel, wie Pflge funktionierten und wie es mit der Post klappte. Faszinierend!, sagte er dann immer, wenn Harry ihm erzhlte, wie man ein Telefon benutzte, wirklich genial, wie viele Schliche die Muggel gefunden haben, um ohne Zauberei durchzukommen. Eines sonnigen Morgens, gut eine Woche nach Harrys Ankunft im Fuchsbau, erhielt er einen Brief aus Hogwarts. Er war mit Ron zum Frhstck nach unten gegangen, wo Mr und Mrs Weasley und Ginny schon am Kchentisch saen. In dem Augenblick, als sie Harry sah, stie sie ihre Haferbreischale vom Tisch, und laut klirrend landete diese auf dem Boden. Sie tauchte unter den Tisch, um die Schale aufzuheben, und als sie wieder hochkam, glhte ihr Gesicht wie die untergehende Sonne. Harry tat, als habe er nichts bemerkt, setzte sich und nahm das Stck Toast, das ihm Mrs Weasley anbot. Briefe aus der Schule, sagte Mr Weasley und reichte Harry und Ron gleiche Umschlge aus gelblichem Pergament, die mit grner Tinte adressiert waren. Dumbledore wei bereits, dass du hier bist, Harry, dem Mann entgeht nichts. Ihr beide habt auch Briefe bekommen, sagte er zu Fred und George, die eben, noch in ihren Schlafanzgen, hereingestolpert kamen. Sie lasen ihre Briefe und ein paar Minuten herrschte Stille. In Harrys Brief hie es, er solle wie blich am ersten September den Hogwarts-Express vom Bahnhof King's Cross nehmen. Auch eine Liste der neuen Bcher fr das folgende Schuljahr war enthalten: Schler der zweiten Klasse bentigen: Miranda Habicht: Lehrbuch der Zaubersprche, Band 2 Gilderoy Lockhart: Tanz mit einer Todesfee Gilderoy Lockhart: Gammeln mit Gulen Gilderoy Lockhart: Ferien mit Vetteln Gilderoy Lockhart: Trips mit Trollen Gilderoy Lockhart: Abstecher mit Vampiren Gilderoy Lockhart: Wanderungen mit Werwlfen Gilderoy Lockhart: Ein Jahr bei einem Yeti Fred hatte seine Liste durchgesehen und sphte hinber auf Harrys Blatt. Du musst ja auch alle Bcher von Lockhart besorgen, sagte er. Der neue Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Knste muss ein richtiger Fan von ihm sein, wette, es ist eine Hexe. Fred fing im selben Moment den Blick seiner Mutter auf und wandte sich daraufhin schleunig der Marmelade zu. Das wird nicht billig, sagte George und warf den Eltern einen raschen Blick zu. Die Bcher von Lockhart sind ziemlich teuer ... Schon gut, das schaffen wir, sagte Mrs Weasley, sah jedoch besorgt aus. Ich denke, wir knnen viel von Ginnys Schulsachen aus zweiter Hand kaufen. Ach, du kommst dieses Jahr nach Hogwarts?, fragte Harry Ginny. Sie nickte, errtete bis unter die Wurzeln des flammend roten Haares und setzte ihren Ellbogen in die Butterschale. Glcklicherweise sah das niemand auer Harry, denn in diesem Augenblick kam Rons lterer Bruder Percy herein. Er war bereits angezogen und hatte das Vertrauensschler-Abzeichen von Hogwarts an seinen Rollkragenpullover geheftet. Morgen, allerseits, sagte Percy gut gelaunt, wunderschner Tag heute. Er setzte sich auf den einzigen freien Stuhl, sprang jedoch gleich wieder hoch und hob einen zerzausten grauen Federwisch hoch - zumindest sah es fr Harry so aus, bis er sah, dass der Federwisch atmete. Errol, sagte Ron, nahm die lahme Eule aus Percys Hnden und zog einen Brief unter ihrem Flgel hervor. Endlich, er hat Hermines Antwort, ich hab ihr geschrieben, dass wir versuchen wollen, dich vor den Dursleys zu retten. Er trug Errol zu einer Vogelstange neben der Hintertr und versuchte ihn darauf abzusetzen, doch Errol konnte sich nicht halten, so dass ihn Ron auf das Abtropfbrett legte. Traurig, murmelte er. Dann riss er Hermines Brief auf und las ihn laut vor: Lieber Ron, und Harry, falls du da bist, ich hoffe, alles ist gut gelaufen und Harry ist okay und ihr habt nichts Ungesetzliches getan, um ihn rauszuholen, Ron, denn dann kme auch Harry in Schwierigkeiten. Ich mach mir wirklich Sorgen, und falls es Harry gut geht, lass es mich sofort wissen, aber vielleicht wre es besser, eine andere Eule zu nehmen, denn ich glaube, noch ein Botenflug wrde ihr den Garaus machen. Natrlich bin ich viel mit den Schularbeiten beschftigt - Wieso das denn?, sagte Ron entsetzt, wir haben doch Ferien - und nchsten Mittwoch gehen wir nach London, um die neuen Bcher zu kaufen, wollen wir uns nicht in der Winkelgasse treffen? Sag mir, sobald du kannst, Bescheid, was los ist. Alles Liebe, Hermine Nun, das passt ganz gut, wir knnen dann auch eure Sachen besorgen, sagte Mrs Weasley und begann den Tisch abzurumen. Und was habt ihr heute vor? Harry, Ron, George und Fred wollten zu einer kleinen Pferdekoppel der Weasleys auf dem Hgel hinter dem Haus. Sie war von Bumen umgeben, die die Sicht vom Dorf unten versperrten, und solange sie nicht zu hoch flogen, konnten sie dort Quidditch ben. Echte Quidditch-Blle konnten sie allerdings nicht benutzen, denn es wrde schwer sein, die Sache zu erklren, wenn die Blle abhauen und ber das Dorf fliegen wrden. Stattdessen warfen sie einander pfel zu, die sie auffangen mussten. Sie flogen abwechselnd Harrys Nimbus Zweitausend, der mit Abstand der beste Besen war; Rons alter Shooting Star wurde nicht selten von vorbeifliegenden Schmetterlingen berholt. Fnf Minuten spter zogen sie mit geschulterten Besen den Hgel hoch. Sie hatten Percy gefragt, ob er mitkommen wolle, doch er meinte, er htte zu tun. Harry hatte Percy bisher nur bei den Mahlzeiten gesehen; den Rest der Zeit blieb er auf seinem Zimmer. Mchte wissen, was er eigentlich treibt, sagte Fred stirnrunzelnd. Er ist nicht mehr der Alte. Seine Prfungsergebnisse kamen an dem Tag vor deiner Ankunft. Zwlfter ZAG, und er hat kaum damit angegeben. Zaubergrad, erklrte George. Auch Bill hatte damals den zwlften. Wenn wir nicht aufpassen, haben wir bald noch einen Schulsprecher in der Familie. ich glaube, diese Schande knnte ich nicht ertragen. Bill war der lteste Bruder der Weasleys. Er und der zweitlteste, Charlie, hatten Hogwarts bereits verlassen. Harry hatte noch keinen von beiden getroffen, wusste aber, dass Charlie in Rumnien war, um Drachen zu erforschen, und Bill in gypten, wo er fr die Zaubererbank Gringotts arbeitete. Wei nicht, wie Mum und Dad dieses Jahr unsere Schulsachen bezahlen wollen, sagte George nach einer Weile. Fnfmal smtliche Lockhart-Werke! Und Ginny braucht Umhnge und einen Zauberstab und noch so einiges ... Harry sagte nichts. Das Thema war ihm ein bisschen peinlich. Tief unten in einem Verlies der Londoner Gringotts-Bank lag ein kleines Vermgen, das ihm seine Eltern hin- terlassen hatten. Natrlich konnte er das Geld nur in der Zaubererwelt ausgeben; mit Galleonen, Sickeln und Knuts konnte er in Muggellden nichts kaufen. Sein Bankguthaben hatte er bei den Dursleys nie erwhnt; er glaubte nmlich, dass ihr Entsetzen bei allem, was mit Zauberei zu tun hatte, sich nicht auf einen groen Haufen Gold erstrecken wrde. Am folgenden Mittwoch weckte Mrs Weasley sie alle sehr frh. Nachdem jeder rasch ein halbes Dutzend Schinkenbrote verschlungen hatte, zogen sie ihre Umhnge an und Mrs Weasley nahm den Blumentopf vom Kaminsims in der Kche und sphte hinein. Nicht mehr viel da, Arthur, seufzte sie. Wir kaufen heute welches nach ... Na gut, Gste zuerst! Nach dir, Harry, mein Lieber Und sie bot ihm den Blumentopf an. Aller Augen richteten sich auf Harry und der starrte zurck. W-was soll ich tun?, stammelte er. Er ist noch nie mit Flohpulver gereist, fiel Ron pltzlich ein, tut mir Leid, Harry, hab gar nicht dran gedacht. Noch nie?, sagte Mrs Weasley. Aber wie bist du letztes Jahr in die Winkelgasse gekommen, um deine Sachen zu kaufen? Mt der U-Bahn - Tatschlich?, sagte Mr Weasley neugierig. Gab es Trolltreppen? Wie genau - Nicht jetzt, Arthur, sagte Mrs Weasley. Flohpulver ist viel schneller, mein Lieber, aber meine Gte, wenn du es noch nie ausprobiert hast - Er wird es schon schaffen, Mum, sagte Fred. Harry, schau erst mal uns zu. Er nahm eine Prise des Pulvers aus dem Blumentopf, trat zum Feuer und warf es in die Flammen. Das Feuer wurde smaragdgrn und schoss laut grollend ber Freds Kopf hinweg. Ohne Zgern trat er mitten ins Feuer, rief Winkelgasse und verschwand. Du musst klar und deutlich sprechen, mein Lieber, sagte Mrs Weasley zu Harry gewandt, whrend George jetzt die Hand in den Blumentopf steckte. Und sieh zu, dass du auf dem richtigen Kaminrost aussteigst ... Dem richtigen was?, sagte Harry nervs, als das Feuer hochloderte und auch George mit sich riss. Nun, es gibt furchtbar viele Zaubererfeuer, aus denen du whlen kannst, aber wenn du deutlich gesprochen hast - Er wird schon heil ankommen, Molly, mach's nicht kompliziert, sagte Mr Weasley und nahm ebenfalls von dem Flohpulver. Aber Liebling, wenn er verloren geht, wie wrden wir das je seiner Tante und seinem Onkel erklren knnen? Denen wre das schnurz, versicherte ihr Harry, Dudley wrde es fr einen irren Witz halten, wenn ich irgendwo in einem Kamin verloren ginge, machen Sie sich darber keine Gedanken - Nun denn ... bist du bereit? ... Du gehst nach Arthur, sagte Mrs Weasley. Also, wenn du ins Feuer gehst, sag, wohin du willst - Und zieh die Ellbogen ein, riet ihm Ron. Und halt die Augen geschlossen, sagte Mrs Weasley, der Ru - Zappel nicht rum, sagte Ron, sonst fllst du noch aus dein falschen Kamin - Aber gerat nicht in Panik und steig nicht zu frh aus. Wart ab, bis du Fred und George siehst. Harry strengte sich an, alles im Kopf zu behalten, und nahm eine Prise Flohpulver aus dem Topf, Dann stellte er sich an den Rand des Feuers. Er holte tief Luft, streute das Pulver ins Feuer und tat einen Schritt hinein; das fhlte sich an wie eine warme Brise; er ffnete den Mund und schluckte sofort einen Haufen Asche. W-wink-kel-gasse, hustete er heraus. Es war, als ob ein riesiges Abflussrohr ihn einsaugen wrde. Offenbar drehte er sich rasend schnell um sich selbst -um ihn her ein ohrenbetubendes Tosen - er versuchte die Augen offen zu halten, doch der grne Flammenwirbel legte sich ihm auf den Magen - etwas Hartes schlug gegen seinen Ellbogen, und er drckte ihn fest an die Seite, sich immer noch weiterdrehend - nun schienen kalte Hnde gegen sein Gesicht zu klatschen - durch die Brille blinzelnd sah er verschwommen einen Strom von Kaminen und kurz auch die Rume dahinter - in seinem Bauch rumorten die Schinkenbrote - er schloss die Augen und wnschte, es wrde endlich aufhren, und dann - Mit dem Gesicht nach unten fiel er auf kalten Stein. Die Brillenglser zerbrachen. Schwindlig und zerkratzt, ber und ber mit Ru bedeckt, rappelte er sich auf und hielt sich, noch schwankend, die zerbrochene Brille vor die Augen. Er war ganz allein und hatte keine Ahnung, wo er war. Alles, was er erkennen konnte, war, dass er im steinernen Kamin eines groen, schwach beleuchteten Zaubererladens stand - doch nichts hier drin wrde je auf einer Liste fr Hogwarts stehen. Eine glserne Vitrine nicht weit von ihm enthielt eine verwitterte Hand auf einem Kissen, einen blutbespritzten Packen Spielkarten und ein starrendes Glasauge. Bse Masken glotzten von den Wnden herab, eine Sammlung menschlicher Knochen lag auf dem Ladentisch und rostige, spitze Gertschaften hingen von der Decke. Zu allem Unglck war die dunkle, enge Strae, die Harry durch das staubige Schaufenster sehen konnte, ganz gewiss nicht die Winkelgasse. Je schneller er hier rauskam, desto besser. Seine Nase, mit der er auf den Kaminrost aufgeschlagen war, tat noch weh, und Harry huschte leise hinber zur Tr, doch er hatte den Weg noch nicht halb geschafft, da erschienen zwei Gestalten auf der anderen Seite des Trglases - und eine davon war der Letzte, den Harry treffen wollte, wenn er sich verirrt hatte, mit Ru bedeckt war und eine zerbrochene Brille trug: Draco Malfoy. Rasch sah sich Harry um und entdeckte zu seiner Linken einen groen schwarzen Schrank; er schlpfte hinein und zog die Tren hinter sich zu, bis auf einen kleinen Spalt, durch den er hindurchsphen konnte. Sekunden spter klirrte eine Glocke und Malfoy betrat den Laden. Der Mann, der ihm folgte, konnte nur sein Vater sein. Er hatte das gleiche fahle, spitze Gesicht und die gleichen kalten grauen Augen. Mr Malfoy durchquerte den Laden, lie den Blick ber die ausgestellten Waren gleiten und lutete eine Glocke auf dem Ladentisch, bevor er sich seinem Sohn zuwandte: Rhr nichts an, Draco. Malfoy, der die Hand nach dem Glasauge ausgestreckt hatte, erwiderte: Ich dachte, du wolltest mir was schenken. Ich sagte, ich wrde dir einen Rennbesen kaufen, antwortete der Vater und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den Ladentisch. Was ntzt das, wenn ich nicht in der Hausmannschaft bin?, sagte Malfoy schmollend und sichtlich schlecht gelaunt. Harry Potter hat letztes Jahr einen Nimbus Zweitausend bekommen. Sondergenehmigung von Dumbledore, damit er fr Gryffindor spielen kann. So gut ist er ja gar nicht, es ist nur, weil er berhmt ist ... berhmt wegen der blden Narbe auf seiner Stirn ... Malfoy kniete sich nieder, um ein Regal voller Totenkpfe zu betrachten. ... alle denken, er sei so begabt, der wunderbare Potter mit seiner Narbe und seinem Besen - Das hast du mir mindestens schon ein Dutzend Mal erzhlt, sagte Mr Malfoy mit mahnendem Blick auf seinen Sohn, und ich muss dich nicht zum ersten Mal daran erinnern, dass es - unklug ist, nicht allzu angetan von Harry Potter zu sein, wo die meisten von uns ihn doch als Helden betrachten, der den Schwarzen Lord verjagt hat - ah, Mr Borgin. Ein buckliger Mann war hinter dem Ladentisch erschienen und wischte sich fettige Haarstrhnen aus dem Gesicht. Mr Malfoy, welche Freude, Sie wieder zu sehen, sagte Mr Borgin mit einer Stimme, die so lig war wie sein Haar. Eine Ehre - und den jungen Mr Malfoy hat er auch mitgebracht - wie reizend. Was kann ich fr Sie tun? Ich muss Ihnen unbedingt etwas zeigen, gerade heute hereingekommen und sehr gnstig im Preis - Ich kaufe heute nicht, Mr Borgin, ich verkaufe, sagte Mr Malfoy. Verkaufen? Das Lcheln auf Mr Borgins Gesicht verblasste. Ihnen ist natrlich zu Ohren gekommen, dass das Ministerium verstrkt Hausdurchsuchungen durchfhrt, sagte Mr Malfoy, zog eine Pergamentrolle aus der Tasche und wickelte sie fr Mr Borgin auf Ich habe ein paar - hm - Gegenstnde zu Hause, die mich in eine peinliche Lage bringen knnten, wenn die Leute vom Ministerium kmen ... Mr Borgin klemmte sich einen Zwicker auf die Nase und beugte sich ber die Liste. Das Ministerium wrde sich doch nicht anmaen, Sie zu stren, Sir? Mr Malfoy schrzte die Lippen. Man hat mich noch nicht besucht. Der Name Malfoy gebietet immer noch einen gewissen Respekt, doch im Ministerium wird man immer unverschmter. Es gibt Gerchte ber ein neues Muggelschutzgesetz - kein Zweifel, dass dieser flohgebissene Muggelfreund Arthur Weasley dahinter steckt - Harry sprte, wie Zorn in ihm hochkochte. - und wie Sie sehen, knnten einige dieser Gifte den Eindruck erwecken - Verstehe vollkommen, Sir, natrlich, sagte Mr Borgin. Schauen wir mal ... Kann ich die haben?, unterbrach Draco und deutete auf die verwitterte Hand auf dem Kissen. Ah, die Hand des Ruhmes!, sagte Mr Borgin, lie Mr Malfoys Liste liegen und schlurfte hinber zu Draco. Man steckt eine Kerze hinein, und sie leuchtet nur fr den Halter! Der beste Freund der Diebe und Plnderer! Ihr Sohn hat Geschmack, Sir. Ich hoffe, aus meinem Sohn wird mehr als ein Dieb oder Plnderer, Borgin, sagte Malfoy khl, und Mr Borgin setzte rasch nach: Das sollte keine Beleidigung sein, Sir, keinesfalls - Sollten allerdings seine Schulnoten nicht besser werden, sagte Mr Malfoy noch khler, knnte es durchaus sein, dass er so endet - Das ist nicht meine Schuld, erwiderte Draco. Die Lehrer haben alle ihre Lieblinge, diese Hermine Granger zum Beispiel - Ich htte gedacht, du wrdest dich schmen, dass ein Mdchen, das nicht mal aus einer Zaubererfamilie kommt, dich in jeder Prfung geschlagen hat, sagte Mr Malfoy mit schneidender Stimme. Ha!, entfuhr es Harry leise, der sich freute, Draco beschmt und wtend zugleich zu sehen. Wo man hinkommt, ist es dasselbe, sagte Mr Borgin mit seiner ligen Stimme, Zaubererblut gilt immer weniger - Nicht bei mir, sagte Mr Malfoy, und seine langen Nasenflgel blhten sich. Nein, Sir, bei mir auch nicht, sagte Mr Borgin mit einer tiefen Verbeugung. Wenn das so ist, knnen wir vielleicht auf die Liste zurckkommen, sagte Mr Malfoy barsch. Ich bin etwas in Eile, Borgin, muss heute noch wichtige Geschfte erledigen - Sie begannen zu feilschen. Harry beobachtete nervs, wie Draco mit neugierigem Blick auf die ausgestellten Waren seinem Versteck immer nher rckte. Er hielt inne, um einen langen Henkersstrick zu begutachten, und las mit feixender Miene das Krtchen, das an ein herrliches Opalhalsband geheftet war: Vorsicht: Nicht berhren. Verflucht! Hat bis heute 19 Muggelbesitzer das Leben gekostet. Draco wandte sich ab und hatte nun den Schrank im Visier. Er trat nher, streckte die Hand nach dem Trgriff aus - Das wr erledigt, sagte Mr Malfoy am Ladentisch. Komm, Draco - Draco wandte sich ab und Harry wischte sich mit den rmeln den Schwei von der Stirn. Einen schnen Tag noch, Mr Borgin, ich erwarte Sie morgen auf meinem Landsitz, wo Sie die Sachen abholen knnen. Kaum war die Tr ins Schloss gefallen, fiel auch das schmierige Gehabe von Mr Borgin ab. Ihnen auch einen schnen Tag, Mr Malfoy, und wenn es stimmt, was man sich erzhlt, haben Sie mir nicht einmal die Hlfte von dem verkauft, was auf ihrem Landsitz versteckt ist ... Dumpf murmelnd verschwand Mr Borgin im Hinterzimmer. Harry wartete noch eine Minute, ob er vielleicht zurckkam, und schlpfte dann so leise er konnte aus dem Schrank, an den Glasksten vorbei und aus der Ladentr. Die zerbrochene Brille auf die Nase gepresst schaute er sich um. Er war in einer schmutzigen Gasse, in der es offenbar nur Lden fr die dunklen Knste gab. Borgin und Burkes, den er gerade verlassen hatte, schien der grte zu sein, dafr steckte das Schaufenster gegenber voll abstoender Schrumpfkpfe und zwei Lden weiter wimmelte es in einem Kfig von gigantischen Spinnen. Aus dem Schatten eines Hauseingangs heraus verfolgten ihn die Blicke zweier schbig aussehender Zauberer, die sich hin und wieder Worte zumurmelten. Harry fhlte sich nicht wohl in seiner Haut. Mhsam hielt er die Brille gerade und machte sich in der verzweifelten Hoffnung, hier herauszufinden, auf den Weg. Ein altes hlzernes Straenschild ber einem Laden fr giftige Kerzen sagte ihm, dass er in der Nokturngasse war. Doch das half nichts, denn von einer solchen hatte Harry noch nie gehrt. Im Feuer bei den Weasleys, mit dem Mund voller Asche, hatte er wohl nicht deutlich genug gesprochen. Er versuchte ruhig Blut zu bewahren und berlegte, was er tun sollte. Hast dich nicht etwa verirrt, Schtzchen?, sagte eine Stimme dicht an seinem Ohr und Harry sprang vor Schreck in die Hhe. Eine alte Hexe stand vor ihm und hielt ihm eine Schale entgegen. Was darauf lag, sah menschlichen Fingerngeln, und zwar ganzen, frchterlich hnlich. Sie schielte ihn an und zeigte ihre moosgrnen Zhne. Harry wich zurck. Geht mir gut, danke, sagte er, ich wollte gerade - HARRY! Was zum Teufel machst du hier? Harrys Herz machte einen Hpfer. Das Gleiche tat die Hexe; ein Hufchen Fingerngel fiel ihr auf die Fe. Fluchend sah sie die massige Gestalt Hagrids, des Wildhters von Hogwarts, mit groen Schritten nher kommen, die rabenschwarzen Augen blitzten unter seinen ppigen Augenbrauen. Hagrid!, krchzte Harry erleichtert. Ich hab mich verirrt - Flohpulver - Hagrid schlug der Hexe die Schale aus den Hnden, packte Harry am Kragen und zog ihn fort. Die Schreie der Alten verfolgten sie auf dem ganzen Weg durch die gewundene Gasse bis hinaus ins helle Sonnenlicht. In der Ferne sah Harry einen schneeweien Marmorbau, der ihm vertraut vorkam - es war die Gringotts-Bank. Hagrid hatte ihn geradewegs in die Winkelgasse gefhrt. Wie siehst du denn aus, sagte Hagrid grimmig und klopfte den Ru mit so krftigen Schlgen von Harrys Kleidern, dass er beinahe in ein Fass mit Drachendung geflogen wre, das vor einer Apotheke stand. Treibst dich in der Nokturngasse rum, was soll ich denn davon halten - zwielichtige Gegend, Harry - mchte nicht, dass dich jemand dort sieht - Das ist mir auch klar, sagte Harry und duckte sich, als Hagrid ihn erneut abklopfen wollte. Ich hab dir doch gesagt, dass ich mich verirrt habe - und auerdem, was hattest du eigentlich dort zu suchen? Ich hab einen Fleisch fressenden Schneckenschutz gesucht, brummte Hagrid. Die ruinieren mir noch den ganzen Kohl im Schulgarten. Du bist doch nicht etwa allein? Ich wohne bei den Weasleys, aber wir haben uns verloren, erklrte Harry. Ich muss los und sie suchen ... Gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Warum hast du mir eigentlich nie zurckgeschrieben, fragte Hagrid den neben ihm hertrabenden Harry (der drei Schritte machen musste fr jeden Schritt, den Hagrid mit seinen gewaltigen Stiefeln tat). Harry erzhlte alles von Dobby und den Dursleys. Diese blden Muggels, grummelte Hagrid, wenn ich das gewusst htte - Harry! Harry! Hier bin ich! Harry hob den Kopf und sah Hermine Granger oben auf der weien Treppe von Gringotts stehen. Sie rannte ihnen entgegen, ihr buschiges braunes Haar flog im Wind. Was ist mit deiner Brille passiert? Hallo, Hagrid - ach, es ist toll, euch beide wieder zu sehen - kommst du mit zu Gringotts, Harry? Sobald ich die Weasleys gefunden habe, sagte Harry. Das wird nicht lange dauern, meinte Hagrid grinsend. Harry und Hermine drehten sich um; durch die belebte Strae rannten Fred, George, Percy, Ron und Mr Weasley auf sie zu. Harry, keuchte Mr Weasley, wir haben gehofft, dass du nur einen Kamin zu weit geflogen bist ... Er rieb seine kahle glnzende Stelle am Kopf, Molly ist ganz auer sich - sie kommt gleich - Wo bist du rausgekommen?, fragte Ron. Nokturngasse, brummte Hagrid. Phantastisch!, sagten Fred und George wie aus einem Mund. Da drfen wir nie hin, sagte Ron neidisch. Das mchte ich verdammt noch mal auch meinen, knurrte Hagrid. Nun kam Mrs Weasley angehpft, an der einen Hand die wild umherschlackernde Handtasche, an der anderen Ginny. O Harry - o mein Lieber - du httest werweiwo gelandet sein knnen - Nach Atem ringend zog sie eine groe Kleiderbrste aus der Handtasche und begann den Ru abzubrsten, den Hagrid brig gelassen hatte. Mr Weasley nahm Harrys Brille, tippte sie leicht mit seinem Zauberstab an und reichte sie ihm so gut wie neu zurck. Schn, aber ich muss jetzt gehen, sagte Hagrid und winkte mit der Hand, die Mrs Weasley umklammert hielt (Nokturngasse! Wenn Sie ihn nicht gefunden htten, Hagrid!). Bis dann in Hogwarts! Und er schritt von dannen, Kopf und Schultern ragten ber alle andern in der dicht bevlkerten Strae heraus. Ratet mal, wen ich bei Borgin und Burkes gesehen hab, fragte Harry Ron und Hermine, whrend sie die Treppen zu Gringotts emporstiegen. Malfoy und seinen Vater. Hat Lucius Malfoy etwas gekauft?, kam es sofort von Mr Weasley hinter ihnen. Nein, er hat verkauft - Also macht er sich Sorgen, sagte Mr Weasley mit grimmiger Befriedigung. Aah, wie gern wrde ich Lucius Malfoy wegen irgendwas drankriegen ... Sei blo vorsichtig, Arthur, sagte Mrs Weasley mit schneidender Stimme, whrend die Empfangskobolde sie mit einer Verbeugung hineinwiesen, diese Familie bedeutet rger, bei nicht mehr ab, als du kauen kannst - Du glaubst wohl, ich knnte es mit Lucius Malfoy nicht aufnehmen?, sagte Mr Weasley entrstet, doch gleich darauf lenkte ihn der Anblick von Hermines Eltern ab, die vor dem Schalter standen, der die groe marmorne Halle durchma, und darauf warteten, dass Hermine sie vorstellte. Aber Sie sind ja Muggel!, sagte Mr Weasley entzckt. Wir mssen unbedingt etwas trinken gehen! Und was haben Sie da? Oh, Sie tauschen Muggelgeld? Molly, sieh mal! Erregt deutete er auf die Zehnpfundscheine in Mr Grangers Hand. Wir treffen uns hier wieder, sagte Ron zu Hermine, als ein Gringott-Kobold hinzutrat, um die Weasleys und Harry zu ihren unterirdischen Verliesen zu fhren. Dort hinunter fuhren sie auf kleinen, von Kobolden gefahrenen Karren, die auf schmalen Schienenstrngen durch die unterirdischen Gnge der Bank sausten. Harry genoss die halsbrecherische Spritztour zum Verlies der Weasleys, doch als das Schloss geffnet wurde, wurde ihm pltzlich ganz komisch, noch beklommener als in der Nokturngasse. Ein winziger Haufen silberner Sickel lag im Innern und nur eine einzige goldene Galleone. Mrs Weasley tastete alle Ecken ab, bevor sie das ganze Geld in ihre Tasche schob. Noch miserabler fhlte Harry sich, als sie sein Verlies erreichten. Er bemhte sich, den andern die Sicht zu verdecken, whrend er hastig ganze Hnde voller Mnzen in einen Lederbeutel stopfte. Wieder drauen auf den Marmorstufen angelangt, trennten sie sich. Percy murmelte undeutlich, er brauche einen neuen Federkiel. Fred und George hatten Lee Jordan, ihren Freund aus Hogwarts, getroffen und sich mit ihm verabredet. Mrs Weasley und Ginny gingen zu einem Laden fr gebrauchte Umhnge. Mr Weasley bestand darauf, die Grangers auf einen Schluck in den Tropfenden Kessel mitzunehmen. Wir treffen uns alle in einer Stunde bei Flourish &Blotts, um eure Schulbcher zu kaufen!, sagte Mrs Weasley und ging mit Ginny davon. Und nicht einen Schritt in die Nokturngasse, rief sie den Zwillingen noch nach. Harry, Ron und Hermine schlenderten durch die gepflasterte Gasse mit ihren vielen Windungen. Die Gold-, Silber- und Bronzemnzen, die in Harrys Tasche frhlich klimperten, warteten nur darauf, ausgegeben zu werden, und so kaufte er drei groe Tten mit Erdbeer- und Erdnussbuttereiskugeln, die sie glcklich schleckten, whrend sie die Gasse entlangbummelten und die faszinierenden Auslagen betrachteten. Ron starrte sehnschtig auf eine vollstndige Umhanggarnitur von Potz und Blitz im Schaufenster von Qualitt fr Quidditch, bis Hermine sie weiterschleifte, weil sie nebenan noch Tinte und Pergament kaufen wollte. Bei Freud und Leid - Laden fr Zauberscherze trafen sie Fred, George und Lee Jordan, die sich mit Dr. Filibusters Fabelhaftem Nass zndendem Hitzefreiem Feuerwerk eindeckten, und in einem winzigen Kramladen voll zerbrochener Zauberstbe, schiefer Messingwaagen und alter Umhnge mit Zaubertrankflecken stieen sie auf Percy, tief versunken in ein kleines und elend langweiliges Buch namens Vertrauensschler und ihr Weg zur Macht. Eine Studie ber Vertrauensschler in Hogwarts und ihre Karrieren, las Ron laut vom Umschlagrcken ab. Das klingt ja prickelnd ... Haut ab, fauchte ihn Percy an. Natrlich, er ist sehr ehrgeizig, unser Percy, er hat schon alles geplant ... er will Zaubereiminister werden ..., sagte Ron in viel sagendem Ton zu Harry und Hermine, als sie Percy mit dem Buch allein lieen. Eine Stunde spter machten sie sich auf den Weg zu Flourish & Blotts. Sie waren keineswegs die Einzigen, die in den Buchladen wollten. Als sie um die Ecke bogen, sahen sie berrascht, dass vor der Tr eine Menge Leute standen, die alle versuchten hineinzukommen. Den Grund dafr verkndete ein groes Banner, das ber die Fenster im ersten Stock gespannt war: GILDEROY LOCKHART signiert seine Autobiographie ZAUBRISCHES ICH heute von 12 Uhr 30 bis 16 Uhr 30 Wir knnen ihn hier treffen!, jauchzte Hermine, immerhin hat er fast alle Bcher auf unserer Liste geschrieben! Die Schar der Wartenden schien fast nur aus Hexen in Mrs Weasleys Alter zu bestehen. Ein erschpft aussehender Zauberer stand an der Tr und sagte: Nur die Ruhe, bitte, meine Damen ... nicht drngeln ... achten Sie auf die Bcher ... Harry, Ron und Hermine quetschten sich hinein. Eine lange Schlange wand sich bis an das andere Ende des Ladens. Dort signierte Gilderoy Lockhart seine Bcher. Sie nahmen sich jeweils einen Band Abstecher mit Vampiren und stahlen sich weiter vorn in die Schlange hinein, wo schon die anderen Weasleys mit Mr und Mrs Granger standen. Ach gut, da seid ihr ja, sagte Mrs Weasley. Sie klang etwas atemlos und fummelte stndig an ihrer Frisur herum. Gleich knnen wir ihn sehen ... Allmhlich kam Gilderoy Lockhart in Sicht; er sa an einem Tisch, umgeben von riesigen Portrts seiner selbst, die alle zwinkerten. Seine blendend weien Zhnen blitzten der Menge entgegen. Der echte Lockhart trug einen vergissmeinnichtblauen Umhang, genau passend zu seinen Augen; ein Zauberer-Spitzhut sa gewagt schrg auf seinem gewellten Haar. Ein kleiner, rgerlich dreinschauender Mann hpfte umher und schoss Fotos mit einer groen schwarzen Kamera, die bei jedem blendenden Blitz eine purpurrote Rauchwolke ausstie. Aus dem Weg da, schnauzte er Ron an und trat fr einen besseren Schnappschuss einen Schritt nach hinten, ich bin vom Tagespropheten - Na, wenn das so ist, sagte Ron und rieb sich den Fu, auf den der Fotograf getreten war. Gilderoy Lockhart hrte ihn. Er blickte auf. Er sah Ron - und dann sah er Harry. Er starrte ihn an. Dann sprang er auf und rief lauthals: Das ist doch nicht etwa Harry Potter? Die Menge teilte sich und verfiel in erregtes Flstern; Lockhart machte einen Sprung auf Harry zu, packte ihn am Arm und zog ihn nach vorn. Das Publikum brach in Beifall aus. Harrys Gesicht brannte, als Lockhart ihm fr den Fotografen die Hand schttelte, der wie besessen ein Bild nach dem andern schoss und die Weasleys in dicken Rauch hllte. Immer schn lcheln, Harry, sagte Lockhart durch seine strahlend weien Zhne, Sie und ich zusammen schaffen es auf die Titelseite. Endlich lie er Harrys Hand los; Harry sprte kaum noch seine Finger. Er wollte sich gerade zu den Weasleys zurckstehlen, da warf Lockhart ihm den Arm um die Schultern und drckte ihn fest an seine Seite. Meine Damen und Herren, verkndete er laut und gebot mit erhobener Hand Ruhe. Was ist das fr ein auerordentlicher Moment fr mich! Genau der richtige Augenblick fr eine kleine Ankndigung, die ich schon einige Zeit loswerden will. Als der junge Harry heute Flourish &Blotts betrat, da wollte er nur meine Autobiographie kaufen - die ich ihm natrlich gerne schenke - wieder gab es Beifall - und er hatte keine Ahnung, fuhr Lockhart fort, whrend er Harry ein klein wenig schttelte, so dass ihm die Brille auf die Nasenspitze rutschte, dass er in Krze viel, viel mehr als mein Buch Zaubrisches Ich bekommen wrde. Er und seine Mitschler werden nmlich mein wirkliches zaubrisches Ich bekommen. ja, meine Damen und Herren, mit ausgesprochenem Vergngen und Stolz kann ich ankndigen, dass ich diesen September die Stelle des Lehrers fr Verteidigung gegen die dunklen Knste an der Hogwarts-Schule fr Hexerei und Zauberei antreten werde! Die Menge jubelte und klatschte und Harry sah sich pltzlich mit smtlichen Werken Gilderoy Lockharts beschenkt. Ein wenig unter ihrem Gewicht wankend gelang es ihm, aus dem Rampenlicht in eine Ecke des Raums zu entkommen, wo Ginny mit ihrem neuen Kessel stand. Die hier kannst du haben, murmelte ihr Harry zu und warf die Bcher in den Kessel. Meine kauf ich mir - Wette, das hat dir gefallen, Potter?, sagte eine Stimme, die Harry mhelos erkannte. Er richtete sich auf und blickte in das Gesicht Draco Malfoys, der sein bliches hmisches Grinsen aufgesetzt hatte. Der berhmte Harry Potter, sagte Malfoy, kann nicht mal in eine Buchhandlung gehen, ohne auf die Titelseite der Zeitung zu kommen. Lass ihn in Frieden, er hat das alles gar nicht gewollt, sagte Ginny. Es war das erste Mal, dass sie in Harrys Gegenwart sprach. Mit zornfunkelnden Augen sah sie Malfoy an. Potter, du hast ja eine Freundin!, schnarrte Malfoy. Ginny lief scharlachrot an, whrend Ron und Hermine sich zu ihnen durchkmpften, bepackt mit Bchern von Lockhart. oh, du bist es, sagte Ron und sah Malfoy an, als ob dieser etwas Ekliges an der Nase htte. Wette, du bist berrascht, Harry zu sehen? Nicht so berrascht wie darber, dich in einem Laden zu treffen, Weasley, gab Malfoy zurck. Ich vermute mal, deine Eltern werden einen Monat lang hungern mssen, um das ganze Zeug bezahlen zu knnen. Ron lief so rot an wie Ginny. Er lie seine Bcher ebenfalls in den Kessel fallen und strzte auf Malfoy zu, doch Harry und Hermine packten ihn von hinten am Umhang. Ron!, sagte Mr Weasley, der sich zusammen mit Fred und George zu ihnen durchwhlte. Was tust du da? Das ist Unsinn hier drin, lass uns rausgehen. Schn, schn, schn - Arthur Weasley. Das war Mr Malfoy. Er stand da, die Hand auf Dracos Schulter gelegt, und sah sie mit demselben hhnischen Blick wie sein Sohn an. Malfoy, sagte Mr Weasley und nickte mit khler Miene. Viel Arbeit im Ministerium, wie ich hre?, sagte Mr Malfoy. Diese ganzen Hausdurchsuchungen ... Ich hoffe, man bezahlt Ihnen berstunden? Er steckte die Hand in Ginnys Kessel und zog aus dem Haufen Lockhart-Bcher mit Hochglanzumschlgen ein altes, sehr ramponiertes Exemplar der Verwandlungen fr Anfnger hervor. Offensichtlich nicht, sagte er. Meine Gte, was ntzt es, eine Schande fr die gesamte Zaubererschaft zu sein, wenn man nicht einmal gut dafr bezahlt wird? Mr Weasley lief rot an, dunkler als Ron oder Ginny. Wir haben sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, was eine Schande fr die Zaubererschaft ist, Malfoy, sagte er. Eindeutig, sagte Mr Malfoy, und seine blassen Augen leuchteten zu den Grangers hinber, die gebannt zusahen. Mit solchen Leuten geben Sie sich ab, Weasley, und ich hatte gedacht, Ihre Familie knnte nicht noch tiefer sinken - Es gab ein metallisches Klingen, als Ginnys Kessel durch die Luft flog; Mr Weasley hatte sich auf Mr Malfoy gestrzt und ihn mit dem Rcken gegen ein Bcherregal geworfen; Dutzende dickleibige Zauberbcher klatschten auf ihre Kpfe; Pack ihn, Dad, rief Fred oder George; Mrs Weasley kreischteNein, Arthur, nein; die Menge wich blitzschnell zurck und warf noch mehr Regale um; Meine Herren, bitte - bitte!, rief der Verkufer, und dann, lauter als alle andern - Aufhren damit, meine Herren, aufhren - Durch das Meer von Bchern watete Hagrid auf sie zu. Im Handumdrehen hatte er Mr Weasley und Mr Malfoy vonein- ander getrennt. Mr Weasley blutete an der Lippe und Mr Malfoy hatte eine Enzyklopdie der Giftpilze ins Auge bekommen. Noch immer hielt er Ginnys altes Verwandlungsbuch in der Hand. Mit bsartig schimmernden Augen warf er es ihr entgegen. Hier, Mdchen - nimm dein Buch - das ist alles, was dein Vater dir bieten kann - Er befreite sich aus Hagrids Griff, trat auf Draco zu und sie stolzierten aus dem Laden. Du httest ihn gar nicht beachten drfen, Arthur, sagte Hagrid und riss Mr Weasley beinahe von den Fen, whrend er dessen Umhang zurechtzupfte. Verdorben bis in den Kern, die ganze Familie, das wei doch jeder - einem Malfoy darf man nicht zuhren - bses Blut, das ist es - kommt jetzt - lasst uns von hier verschwinden. Der Verkufer machte Anstalten, sie aufzuhalten, doch er reichte kaum bis zu Hagrids Hfte und schien es sich anders zu berlegen. Die Grangers, vor Schreck zitternd, und Mrs Weasley, auer sich vor Zorn, eilten durch die Strae. Ein gutes Beispiel fr deine Kinder - sich in aller ffentlichkeit zu prgeln - was muss blo Gilderoy Lockhart gedacht haben - Er war zufrieden, sagte Fred, hast du ihn nicht gehrt, als wir gegangen sind? Er hat den Typen vom Tagespropheten gebeten, ja die Schlgerei nicht zu vergessen - das sei die beste Werbung - Es war ein niedergeschlagenes Grppchen, das sich auf den Weg zum Kamin im Tropfenden Kessel machte, von wo aus Harry, die Weasleys und all ihre Einkufe mittels Flohpulver zum Fuchsbau zurckreisten. Sie verabschiedeten sich von den Grangers, die den Pub in Richtung Muggelstrae verlieen; Mr Weasley wollte sie gerade fragen, wie es an Bushaltestellen zuging, verstummte jedoch sofort beim Anblick von Mrs Weasleys Miene. Harry nahm die Brille ab und verstaute sie sicher in seiner Tasche, bevor er eine Prise Flohpulver nahm. Das war bestimmt nicht seine Lieblingsart zu reisen. ~Die Peitschende Weide Die Sommerferien gingen zu Ende, viel zu schnell nach Harrys Geschmack. Zwar freute er sich auf Hogwarts, doch dieser Monat im Fuchsbau war der glcklichste seines Lebens gewesen. Es fiel ihm schwer, Ron nicht zu beneiden, wenn er an die Dursleys dachte und daran, wie sie ihn wohl willkommen heien wrden, wenn er das nchste Mal im Ligusterweg auftauchte. An ihrem letzten Abend zauberte Mrs Weasley ein ppiges Mahl aus Harrys Lieblingsspeisen, gekrnt von einem leckeren Siruppudding. Fred und George rundeten den Abend mit einer kleinen Vorstellung ihres Filibuster-Feuerwerks ab; sie fllten die Kche mit roten und blauen Sternen, die mindestens eine halbe Stunde lang zwischen Wnden und Decke hin und her schossen. Dann war es Zeit fr den letzten Becher heien Kakao und frs Bett. Am nchsten Morgen brauchten sie recht lange, um in die Gnge zu kommen. Schon beim ersten Hahnenschrei wachten sie auf, doch merkwrdigerweise hatten sie alle noch eine ganze Menge zu erledigen: Mrs Weasley hetzte schlecht gelaunt herum und suchte Sockenpaare und Federkiele zusammen. Halb angezogen und mit angebissenen Toastscheiben in den Hnden rannten sie stndig auf den Treppen ineinander, und Mr Weasley brach sich beinahe den Hals, als er Ginnys Koffer ber den Hof zum Auto schleppte und dabei ber ein verirrtes Huhn stolperte. Harry konnte sich nicht vorstellen, wie acht Leute, sechs gewaltige Koffer, zwei Eulen und eine Ratte in einen kleinen Ford Anglia passen sollten. Er hatte natrlich nicht mit Mr Weasleys Sonderausstattung gerechnet. Kein Wort davon zu Molly, flsterte er Harry zu, als er den Kofferraum ffnete und ihm zeigte, dass er magisch vergrert war, so dass die Koffer problemlos hineinpassen. Als Harry, Ron, Fred, George und Percy endlich bequem auf der Rckbank Platz genommen hatten, sphte Mrs Weasley durch die Scheibe ins Wageninnere: Die Muggel knnen doch mehr, als wir ihnen zutrauen, nicht wahr? Sie und Ginny nahmen auf dem Vordersitz Platz, der sich auf die Gre einer Parkbank ausgedehnt hatte. Von auen kommt man nie auf den Gedanken, dass drinnen so viel Platz ist, oder? Mr Weasley lie den Motor an und sie fuhren gemchlich ber den Hof Harry warf einen letzten Blick zurck aufs Haus. Er hatte kaum Zeit, sich zu fragen, wann er es wieder sehen wrde, als sie auch schon anhielten: George hatte seine Kiste mit Filibuster-Feuerwerk vergessen. Fnf Minuten spter kehrten sie mit quietschenden Reifen auf den Hof zurck und Fred rannte los, um seinen Besen zu holen. Und sie waren kurz vor der Autobahn, als Ginny schreiend verkndete, sie habe ihr Tagebuch vergessen. Als sie endlich wieder in den Wagen stieg, waren sie schon sehr spt dran und die Gemter waren gereizt. Mr Weasley blickte auf die Uhr und dann zu seiner Frau hinber. Molly, Liebling - Nein, Arthur - Kein Mensch wrde es sehen - dieser kleine Knopf hier ist fr einen Unsichtbarkeits-Servoantrieb, den ich eingebaut habe - der wrde uns in die Luft heben - und dann fliegen wir ber den Wolken, in zehn Minuten sind wir da, und niemand htte den geringsten Schimmer - Ich sagte nein, Arthur, nicht am helllichten Tag. Um Viertel vor elf fuhren sie am Bahnhof King's Cross vor. Mr Weasley rannte ber die Strae und holte Gepckkarren und im Laufschritt strmten sie in die Schalterhalle. Harry war schon vor einem Jahr mit dem Hogwarts-Express gefahren. Der Trick dabei war, dass sie zu Gleis neundreiviertel kommen mussten, einem Gleis, das Muggelaugen nicht sehen konnten. Dazu war es ntig, durch die Absperrung zu gehen, die die Bahnsteige neun und zehn trennte. Weh tat es nicht, aber sie mussten aufpassen, dass kein Muggel sie verschwinden sah. Percy geht als Erster, sagte Mrs Weasley und blickte nervs auf die Uhr ber ihren Kpfen, nach der sie nur noch fnf Minuten Zeit hatten, um lssig hinter der Absperrung zu verschwinden. Percy marschierte unerschrocken los und verschwand. Mr Weasley ging als Nchster, Fred und George folgten ihm. Ich nehm Ginny mit und ihr beide folgt uns dann, sagte Mrs Weasley zu Harry und Ron, nahm Ginnys Hand und machte sich auf den Weg. Einen Augenblick spter waren sie verschwunden. Lass uns zusammen gehen, wir haben nur noch eine Minute, sagte Ron zu Harry. Harry vergewisserte sich, dass Hedwigs Kfig verschlossen und der Koffer sicher festgezurrt war, und drehte seinen Gepckwagen zur Absperrung hin. Er fhlte sich vllig sicher; das war bei weitem nicht so beschwerlich wie die Sache mit dem Flohpulver. Beide beugten sich tief ber die Handgriffe ihrer Karren und schritten zielstrebig auf die Absperrung zu, langsam schneller werdend - ein paar Meter noch, sie begannen zu rennen - SCHEPPER. Beide Karren knallten gegen die Absperrung und prallten zurck; mit lautem Krachen fiel Rons Koffer herunter, Harry verlor den Halt, der Kfig mit Hedwig purzelte auf den blank gewienerten Boden und emprt kreischend schlitterte sie davon; die Leute um sie her starrten sie an und ein Wachmann in der Nhe rief. Was zum Teufel denkt ihr euch eigentlich dabei? Hatten die Karre nicht mehr im Griff, keuchte Harry und richtete sich auf, die Hnde an die Rippen gepresst; Ron strzte los, um Hedwig zu holen, die ein solches Theater veranstaltete, dass einige Umstehende von Tierqulerei zu munkeln begannen. Warum kommen wir nicht durch?, zischelte Harry. Keine Ahnung - Ron blickte sich hastig um. Noch immer verfolgte sie ein Dutzend Neugierige mit ihren Blicken. Wir verpassen noch den Zug, flsterte Ron, ich wei nicht, warum das Tor sich verschlossen hat - Harry sah mit einem flauen Gefhl in der Magengegend zu der riesigen Uhr hoch. Zehn Sekunden ... neun Sekunden ... Er schob seinen Karren vorsichtig weiter, bis er direkt vor der Absperrung stand, und drckte dann mit aller Kraft. Das Eisen gab nicht nach. Drei Sekunden ... zwei Sekunden ... eine Sekunde ... Er ist weg, sagte Ron mit verblffter Stimme. Der Zug ist fort. Was ist, wenn Mum und Dad nicht zu uns zurckknnen? Hast du Muggelgeld? Von Harry kam ein hlzernes Lachen. Die Dursleys haben mir seit gut sechs Jahren kein Taschengeld mehr gegeben. Ron drckte ein Ohr gegen die kalte Barriere. Nichts zu hren, sagte er angespannt. Was sollen wir blo machen? Ich wei nicht, wie lange Mum und Dad brauchen, um zurckzukommen. Sie sahen sich um. Noch immer wurden sie beobachtet, kein Wunder, denn Hedwig kreischte unablssig. Ich glaube, wir gehen lieber raus und warten beim Auto, sagte Harry, wir sind zu auffll ... Harry!, sagte Ron mit leuchtenden Augen, der Wagen? Was ist damit? Wir knnen mit dem Wagen nach Hogwarts fliegen Aber ich dachte - Wir stecken in der Klemme, oder? Und wir mssen doch zur Schule? Und selbst minderjhrige Zauberer drfen in einem echten Notfall zaubern, Abschnitt neunzehn oder so des Erlasses zur Beschrnkung des Weiichnichtwas ... Harrys Panik verwandelte sich jh in Begeisterung. Kannst du ihn fliegen? Kein Problem, sagte Ron und drehte seinen Karren in Richtung Ausgang. Komm, lass uns gehen, wenn wir uns beeilen, knnen wir dem Hogwarts-Express folgen. Und sie marschierten los, mitten durch die Schar der neugierigen Muggel, hinaus aus dem Bahnhof und hinein in die Seitenstrae, wo der alte Ford Anglia geparkt war. Ron ffnete den gerumigen Kofferraum mit ein paar sanften Stupsern seines Zauberstabs. Sie hievten ihre Koffer hinein, stellten Hedwig auf dem Rcksitz ab und stiegen ein. Pass auf, dass niemand zuschaut, sagte Ron und zndete den Motor mit einem weiteren leichten Stupser des Zauberstabs. Harry steckte den Kopf aus dem Fenster: ber die Hauptstrae vorn rollte lrmender Verkehr, doch ihre Strae war leer. Alles klar, sagte er. Ron drckte auf einen kleinen silbernen Knopf am Armaturenbrett. Der Wagen um sie her verschwand - und sie mit ihm. Harry sprte den Sitz unter sich erzittern, hrte den Motor, fhlte seine Hnde auf den Knien und seine Brille auf der Nase, doch nach allem, was er sehen konnte, war er nur noch ein Augenpaar, das in einer schbigen Strae voll geparkter Autos einen Meter ber dem Boden schwebte. Los geht's, sagte Rons Stimme zu seiner Rechten. Und die Strae und die schmutzigen Gebude versanken zu beiden Seiten, als der Wagen sich in die Lfte erhob; ein paar Sekunden spter lag die groe Stadt London glitzernd unter ihnen. Dann hrten sie ein lebhaftes Knattern und der Wagen, Harry und Ron tauchten wieder auf. O nein, sagte Ron und hmmerte auf den Knopf fr den Unsichtbarkeits-Servoantrieb ein, er ist kaputt! Beide fummelten an dem Knopf herum. Der Wagen verschwand und kam gleich wieder flackernd zum Vorschein. Halt dich fest!, rief Ron und drckte das Gaspedal durch; sie schossen hinein in die tief hngende flaumige Wolkendecke, und um sie her war nun alles trbe und feucht. Was nun?, fragte Harry und sphte verdutzt durch die dichte Wolkenmasse. Wir mssen den Zug finden, damit wir wissen, in welche Richtung wir fliegen sollen, sagte Ron. Wieder runter, schnell Sie tauchten hinab unter die Wolkendecke und schauten durch die Fenster auf die Erde. Ich kann ihn sehen!, rief Harry, dort - direkt vor uns Der Hogwarts-Express glitt vor ihnen dahin wie eine scharlachrote Schlange. Richtung Norden, sagte Ron mit einem Blick auf den Kompass am Armaturenbrett. Gut - wir mssen nur jede halbe Stunde nachsehen - halt dich fest - Und wieder schossen sie hoch in die Wolken; eine Minute spter stieen sie durch die Wolkendecke ins gleiende Sonnenlicht. Dies war eine andere Welt. Die Wagenrder glitten durch das flaumige Wolkenmeer, der Himmel war ein helles, endloses Blau unter der blendend weien Sonne. Jetzt mssen wir nur noch auf Flugzeuge aufpassen, sagte Ron. Sie sahen sich an und prusteten los; es dauerte einige Zeit, bis sie sich wieder beruhigt hatten. Sie fhlten sich wie inmitten eines phantastischen Traums. Das ist die einzig wahre Art zu reisen, dachte Harry: vorbei an schneeigen Wolkenwirbeln und -trmchen, in einem von heiem, hellem Sonnenlicht durchfluteten Wagen, mit einer groen Packung Sahnebonbons im Handschuhfach und der Aussicht auf die neidischen Gesichter von Fred und George, wenn sie vor aller Augen sanft auf dem ppigen Rasen vor Schloss Hogwarts landen wrden. Immer weiter nach Norden flogen sie und schauten dabei regelmig nach dem Zug und jedes Mal, wenn sie unter die Wolken abtauchten, bot sich ihnen ein anderer Blick. London lag nun weit hinter ihnen, stattdessen sahen sie anmutige grne Felder, die allmhlich weitlufigen, purpurn schimmernden Mooren wichen, Weilern mit kleinen Spielzeugkirchen und einer groen Stadt, in der es von Autos nur so wimmelte, die an bunte Ameisen erinnerten. Mehrere ereignislose Stunden spter jedoch musste sich Harry eingestehen, dass er allmhlich die Lust verlor. Die Sahnebonbons hatten ihnen hllisch Durst gemacht und sie hatten nichts zu trinken dabei. Er und Ron hatten die Pullis ausgezogen, doch Harrys T-Shirt klebte an seinem Sitz und die Brille rutschte ihm stndig auf die schweifeuchte Nasenspitze. Die phantastischen Wolkenformen beachtete er schon gar nicht mehr, und sehnschtig dachte er an den Zug meilenweit unter ihnen, wo man von einer kugelrunden Hexe mit einem Imbisswgelchen eiskalten Krbissaft kaufen konnte. Warum waren sie eigentlich nicht zu Gleis neundreiviertel durchgekommen? Weit kann es nicht mehr sein, oder?, krchzte Ron wieder ein paar Stunden spter, als die Sonne schon im Wolkenteppich versank und den Himmel tiefrosa einfrbte. Wollen wir noch mal nach dem Zug schauen? Er war immer noch direkt unter ihnen und schlngelte sich an einem schneebedeckten Berg vorbei. Unter dem Wolken-Baldachin war es jetzt schon recht dunkel. Ron drckte aufs Gaspedal und flog den Wagen wieder nach oben, doch auf einmal begann der Motor zu wimmern. Harry und Ron tauschten nervse Blicke. Wahrscheinlich ist er blo mde, sagte Ron. So weit ist er noch nie geflogen ... Und whrend der Himmel immer dunkler wurde, taten sie so, als ob sie das lauter werdende Wimmern nicht hrten. In der Schwrze um sie her blhten Sterne auf. Harry zog den Pulli wieder an. Nicht mehr weit, sagte Ron, mehr zum Wagen als zu Harry, wir sind bald da, und er ttschelte mit zitternder Hand das Armaturenbrett. Als sie eine Weile spter wieder durch die Wolken hinabtauchten, mussten sie in der Dunkelheit nach einem Punkt in der Landschaft Ausschau halten, den sie kannten. Dort!, rief Harry, und Ron und Hedwig schraken zusammen. Direkt vor uns Hoch oben auf einer Klippe ber dem See, abgehoben gegen den dunklen Horizont, ragten die vielen Zinnen und Trme von Hogwarts empor. Der Wagen begann zu stottern und wurde langsamer. Na komm schon, flehte Ron und rttelte ein wenig am Steuer, wir sind doch fast da, los - Der Motor sthnte auf. Unter der Khlerhaube pfiffen feine Dampfstrahlen hervor. Harry klammerte sich zu beiden Seiten seines Sitzes fest, whrend sie auf den See zuflogen. Der Wagen begann heftig zu ruckeln. Harry sphte aus dem Fenster und sah ein gutes Stck unter ihnen das ruhige, glsern-schwarze Wasser. Rons Handknchel auf dem Lenkrad waren wei geworden. Wieder machte der Wagen einen Ruck. Ich bitte dich, murmelte Ron. Sie waren ber dem See ... Hogwarts lag direkt vor ihnen ... Ron drckte das Gaspedal durch. Sie hrten ein lautes metallisches Klirren und mit einem Stottern erstarb der Motor. Uh, aah, sagte Ron in die Stille hinein. Der Wagen neigte sich vornber in die Tiefe. Sie sanken, immer schneller, geradewegs auf die Schlossmauer zu. Neiiiiin!, schrie Ron und kurbelte am Steuer; um kaum einen Meter verfehlten sie die dunkle Steinmauer, und der Wagen beschrieb einen ausladenden Bogen; sie surrten ber die dunklen Gewchshuser hinweg, ber den Gemsegarten und dann ber die dunklen Parkanlagen, dabei verloren sie stetig an Hhe. Ron lie das Steuer ganz los und zog seinen Zauberstab aus der hinteren Tasche. HALT! STOPP!, rief er und schlug auf das Armaturenbrett und die Windschutzscheibe ein, doch immer noch sanken sie tiefer, und der Erdboden flog ihnen entgegen ... PASS AUF DEN BAUM AUF!, schrie Harry und strzte sich auf das Lenkrad, doch zu spt - SPLITTER. Mit ohrenbetubendem Lrm schlug Metall auf Holz; sie krachten gegen den dicken Baumstamm und landeten mit einem schmerzhaften Aufprall auf der Erde. Unter der zusammengeschrumpelten Khlerhaube paffte Dampf hervor; Hedwig kreischte in panischer Angst, und auf Harrys Kopf pochte da, wo er gegen die Windschutzscheibe geknallt war, eine golfballgroe Beule. Von Ron zu seiner Rechten kam ein lautes, verzweifeltes Sthnen. Bist du okay?, fragte Harry besorgt. Mein Zauberstab, sagte Ron mit zittriger Stimme. Sieh dir meinen Zauberstab an. Er war durchgeknackst und fast entzweigebrochen; die Spitze hing lahm herab und wurde nur noch von ein paar Sehnen gehalten. Harry ffnete den Mund, um zu sagen, das wrden sie in der Schule sicher wieder hinbekommen, doch er brachte kein Wort heraus. In genau diesem Moment schlug etwas mit der Kraft eines rasenden Nashorns gegen seine Wagentr und schmetterte ihn gegen Ron, whrend zugleich ein ebenso heftiger Schlag das Dach traf. Was ist - Ron starrte mit offenem Mund durch die Scheibe, und Harry folgte seinem Blick gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie ein Ast, so dick wie eine Pythonschlange, auf sie einschlug. Der Baum, gegen den sie gekracht waren, fiel ber sie her. Seine Krone hatte sich fast zum Erdboden hinuntergebogen, und seine knorrigen Zweige trommelten auf jeden Zentimeter des Wagens ein, den sie erreichen konnten. Aaarh!, sagte Ron, als ein weiterer Ast sich zurckbog und eine tiefe Delle in die Fahrertr schlug; die Windschutzscheibe zitterte nun unter einem Hagel von Schlgen knchelartiger Zweiglein, und ein Ast, so dick wie ein Rammbock, hmmerte wild auf das Dach ein, das sich immer tiefer eindellte - Raus hier, schnell!, schrie Ron und warf sich mit aller Kraft gegen die Tr, doch schon schleuderte ihn ein teuflischer Aufwrtshaken in Harrys Scho. Wir sind erledigt, sthnte er, als das Dach einbrach, doch pltzlich erzitterte der Wagenboden - der Motor war wieder angesprungen. Rckwrts!, schrie Harry, und der Wagen sauste zurck. Noch immer schlug der Baum nach ihnen aus; mit knarzenden Wurzeln riss er sich fast aus der Erde, um sie noch einmal mit seinen Peitschenhieben zu treffen, bevor sie davonfuhren. Das war knapp, keuchte Ron. Gut gemacht, Auto. Der Wagen freilich war nun am Ende seiner Krfte. Mit einem trockenen Gerusch flogen die Tren auf und Harry sprte seinen Sitz zur Seite kippen; schon lag er, alle Viere von sich gestreckt, auf dem feuchten Erdboden. Laute dumpfe Aufschlge sagten ihm, dass der Wagen nun ihr Gepck aus dem Kofferraum warf; Hedwigs Kfig segelte durch die Luft, die Kfigtr flog auf und mit einem wtenden Kreischen flatterte sie, ohne die beiden noch eines Blickes zu wrdigen, rasch in Richtung Schloss davon. Nun zuckelte der zerbeulte und zerkratzte Wagen, zornig mit den Rcklichtern blinkend, in die Dunkelheit davon. Komm zurck!, rief Ron ihm nach und fuchtelte mit seinem durchgeknacksten Zauberstab durch die Luft. Dad bringt mich um! Doch mit einem letzten chzer des Auspuffs verschwand der Wagen in der Nacht. Wie kann man nur so viel Pech haben, sagte Ron niederschlagen und bckte sich, um Krtze, die Ratte, aufzuheben. Von allen Bumen, gegen die wir htten fliegen knnen, haben wir einen getroffen, der zurckschlgt. Er blickte ber die Schulter zurck zu dem alten Baum, der immer noch drohend mit den Zweigen ausschlug. Los komm, sagte Harry erschpft, wir gehen besser rauf zur Schule ... Das war keineswegs die triumphale Ankunft, die sie erwartet hatten. Mit steifen Gliedern, unterkhlt und zerkratzt packten sie ihre Koffer und zogen den grasbewachsenen Abhang zum groen eichenen Schlossportal hoch. Die Feier hat wohl schon angefangen, sagte Ron, lie den Koffer am Fu der Portaltreppe fallen und huschte zu einem hell erleuchteten Fenster hinber. Hey, Harry, sieh mal - die Auswahl! Harry rannte zu Ron hinber und gemeinsam sphten sie in die Groe Halle. Zahllose Kerzen schwebten ber den vier langen, dicht besetzten Tischen und lieen die goldenen Teller und Becher funkeln. Hoch oben an der verzauberten Decke, die immerzu den Himmel drauen spiegelte, glitzerten die Sterne. Durch den Wald aus schwarzen Hogwarts-Spitzhten sah Harry eine lange Schlange Erstklssler mit bangen Blicken in die Halle marschieren. Ginny war wegen ihres leuchtend roten Weasley-Haares leicht zu erkennen. Nun trat Professor McGonagall hinzu, eine bebrillte Hexe mit strammem Haarknoten, und legte den berhmten Sprechenden Hut von Hogwarts auf einen Stuhl. Dieser uralte Hut, fleckig, rissig und Schmutzig, verteilte alljhrlich die neuen Schler auf die vier Huser von Hogwarts (Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin). Harry erinnerte sich noch gut daran, wie er ihn vor genau einem Jahr aufgesetzt und ganz versteinert auf die Entscheidung gewartet hatte, whrend ihm der Hut eindringlich ins Ohr flsterte. Ein paar schreckliche Sekunden lang hatte er befrchtet, der Hut wrde ihn nach Slytherin stecken, in das Haus, das mehr schwarze Hexen und Zauberer hervorgebracht hatte als jedes andere. Doch er war schlielich nach Gryffindor gekommen, zusammen mit Ron, Hermine und den anderen Weasleys. Im letzten Schuljahr hatten Harry und Ron dazu beigetragen, dass Gryffindor die Hausmeisterschaft gewonnen und damit Slytherin nach sieben Jahren endlich wieder besiegt hatte. Ein sehr kleiner Junge mit mausgrauem Haar war aufgerufen worden, den Hut aufzusetzen. Harrys Augen wanderten an ihm vorbei, dorthin, wo Professor Dumbledore sa, der Schulleiter mit dem langen, silbernen Bart. Vom Lehrertisch aus verfolgte er die Auswahl durch seine halbmondfrmigen Brillenglser, die im Kerzenlicht blitzten. Ein paar Pltze weiter sah Harry Gilderoy Lockhart, gewandet in einen aquamarinblauen Umhang. Und dort, am Ende des Tisches, sa Hagrid, riesig und haarberwuchert, und nahm tiefe Schlucke aus seinem Becher. Guck mal ...1 zischte Harry Ron ins Ohr. Dort am Lehrertisch ist ein freier Platz ... Wo ist eigentlich Snape? Professor Severus Snape war der Lehrer, den Harry am wenigsten leiden konnte. Und es traf sich, dass Harry auch der Schler war, den Snape am wenigsten leiden konnte. Der grausame, spttische und bei allen auer bei den Schlern seines eigenen Hauses (Slytherin) unbeliebte Snape unterrichtete Zaubertrnke. Vielleicht ist er krank, sagte Ron hoffnungsvoll. Vielleicht hat er gekndigt, entgegnete Harry, weil er wieder nicht Verteidigung gegen die dunklen Knste unterrichten darf! Oder sie haben ihn rausgeschmissen!, meinte Ron begeistert. Immerhin kann ihn ja keiner ausstehen - Oder vielleicht, sagte eine eisige Stimme direkt hinter ihnen, wartet er darauf, von euch zu hren, warum ihr nicht mit dem Schulzug gekommen seid. Harry wirbelte herum. Vor ihnen, sein schwarzer Umhang flatterte in der kalten Brise, stand Severus Snape. Er war ein dnner, fahlhutiger Mann mit Hakennase und fettigem, schulterlangem schwarzem Haar. Und in diesem Augenblick lchelte er auf eine Weise, die Harry sagte, dass er und Ron in gewaltigen Schwierigkeiten steckten. Kommt, sagte Snape. Harry und Ron wagten nicht einmal, sich Blicke zuzuwerfen, und folgten Snape die Stufen hoch in die ausladende, von Echos durchzogene und fackelbeleuchtete Eingangshalle. Ein kstlicher Duft wehte aus der Groen Halle herber, doch Snape fhrte sie weg aus der Wrme und dem Licht und eine schmale Steintreppe hinunter, die in die Kerker fhrte. Da hinein!, sagte er und ffnete eine Tr auf halbem Weg den dunklen Treppengang hinunter. Zitternd betraten sie Snapes Bro. An den dunklen Wnden zogen sich Regale voller groer Einmachglser entlang, in denen alle mglichen widerwrtigen Geschpfe schwammen, deren Namen Harry im Moment nicht wusste. Der Kamin war dunkel und leer. Snape schloss die Tr, wandte sich um und blickte die beiden an. Soso' sagte er leise, der Zug ist nicht gut genug fr den berhmten Harry Potter und seinen treuen Kameraden Weasley. Wollten hier mit groem Trara ankommen, nicht Wahr, die Herren Nein, Sir, die Absperrung in King's Cross, sie ... Ruhe, sagte Snape khl. Was habt ihr mit dem Wagen gemacht? Ron schluckte. Nicht zum ersten Mal hatte Harry den Eindruck, Snape knne Gedanken lesen. Doch einen Moment spter, als Snape die neue Ausgabe des Abendpropheten entrollte, wurde ihm alles klar. Man hat euch gesehen, zischte Snape und zeigte ihnen die Schlagzeile: FLIEGENDER FORD ANGLIA VERSETZT MUGGEL IN AUFREGUNG. Er las laut vor. Zwei Londoner Muggel sind felsenfest berzeugt, dass sie einen alten Wagen ber den Turm des Postamtes fliegen sahen ... Als Mrs Hetty Bayliss in Norfolk um die Mittagszeit ihre Wsche aufhngen wollte ... Mr Angus Fleet aus Peebles schilderte der Polizei ... Sechs bis sieben Muggel insgesamt. Ich glaube, dein Vater arbeitet in der Abteilung fr den Missbrauch von Muggelsachen, sagte er und blickte Ron mit zunehmend gehssigem Lcheln an. Meine Gte ... sein eigener Sohn ... Harry fhlte sich, als ob ihn gerade einer der krftigeren ste des verrckten Baumes in die Magengegend geschlagen htte. Wenn jemand herausfand, dass Mr Weasley den Wagen verhext hatte ... daran hatte er gar nicht gedacht ... Wie ich bei meinem Kontrollgang durch den Park feststellen musste, scheint eine sehr wertvolle Peitschende Weide schwer beschdigt worden zu sein, fuhr Snape fort. Der Baum hat uns mehr zugesetzt als wir ihm, sprudelte es aus Ron heraus. Ruhe!, fuhr ihn Snape an. Zu meinem grten Bedauern gehrt ihr nicht zu meinem Haus, und die Entscheidung, euch von der Schule zu weisen, ist nicht meine Sache. Ich werde jetzt gehen und die Leute holen, die das Glck haben, dazu befugt zu sein. Ihr wartet hier. Harry und Ron starrten sich in die weien Gesichter. Hunger hatte Harry keinen mehr. Ihm war jetzt furchtbar schlecht. Er versuchte, nicht das groe, schleimige Etwas an- zusehen, das da in grner Flssigkeit auf einem Regal hinter Snapes Schreibtisch schwebte. Wenn Snape jetzt Professor McGonagall holte, die Hauslehrerin von Gryffindor, dann wrde es ihnen kaum besser ergehen. Sie war vielleicht fairer als Snape, aber dafr uerst streng. Zehn Minuten spter kam Snape zurck und tatschlich in Begleitung von Professor McGonagall. Harry hatte sie schon mehrmals wtend gesehen, doch entweder hatte er vergessen, wie schmal ihr Mund werden konnte, oder er hatte sie noch nie so zornig erlebt. Sie war kaum eingetreten, als sie auch schon ihren Zauberstab hob. Harry und Ron zuckten zusammen. Doch sie richtete ihn nur auf den leeren Kamin, in dem jetzt pltzlich Flammen aufflackerten. Setzen Sie sich. Ron und Harry lieen sich auf Sthle beim Feuer nieder. Ich wnsche eine Erklrung, sagte sie mit Unheil verkndend schimmernden Brillenglsern. Ron strzte sich in die Schilderung ihrer Erlebnisse und begann bei der Absperrung, die sie nicht durchlassen wollte. ... also hatten wir keine Wahl, Professor, wir konnten den Zug nicht erreichen. Warum haben Sie uns keinen Brief per Eule geschickt? Ich glaube, Sie haben eine Eule?, sagte Professor McGonagall mit kalter Stimme zu Harry gewandt. Harry sah sie bestrzt an. Nun, da sie es sagte, schien es das Natrlichste gewesen zu sein. Ich ... ich habe nicht gedacht ... Das, sagte Professor McGonagall, ist mir klar. Es klopfte, und Snape, gut gelaunt wie sonst nie, ffnete die Tr. Herein kam der Schulleiter, Professor Dumbledore. Harry sprte seinen ganzen Krper taub werden. Dumbledore sah ungewhnlich ernst aus. Er blickte sie entlang seiner sehr krummen Nase an und Harry versprte jh den Wunsch, die Peitschende Weide mge immer noch auf ihn und Ron einprgeln. Ein langes Schweigen trat ein. Dann sagte Dumbledore: Bitte erklren Sie mir, warum Sie das getan haben. Es wre besser zu ertragen gewesen, wenn er sie angeschrien htte. Die Enttuschung, die in Dumbledores Stimme lag, gefiel Harry berhaupt nicht. Aus irgendeinem Grund konnte er Dumbledore nicht in die Augen sehen und er sprach stattdessen zu seinen Knien. Er sagte Dumbledore alles, auer dass der verzauberte Wagen Mr Weasley gehrte, und tat so, als htten er und Ron ganz zufllig einen fliegenden Wagen vor dem Bahnhof gefunden. Dass Dumbledore diesen Schwindel sofort durchschauen wrde, war ihm klar, doch Dumbledore wollte nichts weiter ber den Wagen wissen. Als Harry fertig war, sah er sie einfach weiter durch seine Brille hindurch an. Wir holen unsere Sachen, sagte Ron mit matter Stimme. Was reden Sie da, Weasley?, blaffte ihn Professor McGonagall an. Sie werfen uns doch raus, oder?, sagte Ron. Harry warf Dumbledore einen raschen Blick zu. Nicht heute, Mr Weasley, sagte Dumbledore. Doch ich muss Ihnen nachdrcklich einschrfen, dass Ihr Handeln ein schwerer Fehler war. Ich werde heute Abend Ihren Familien schreiben. Ich muss Sie auch davor warnen, noch einmal etwas Derartiges zu tun, denn dann werde ich keine andere Wahl haben, als Sie von der Schule zu weisen. Snape sah aus, als wre Weihnachten abgesagt worden. Er rusperte sich und sagte: Professor Dumbledore, diese Jungen haben die Vorschriften zur Einschrnkung der Zauberei Minderjhriger gebrochen und einen wertvollen alten Baum schwer beschdigt ... gewiss mssen derlei Taten ... Es ist Sache von Professor McGonagall, ber die Strafen fr die Jungen zu befinden, Severus, sagte Dumbledore gelassen. Sie gehren zu ihrem Haus und stehen daher in ihrer Obhut. Er wandte sich an Professor McGonagall. Ich muss zurck zur Feier, Minerva, und ein paar Dinge ansagen. Kommen Sie, Severus, da steht eine kstlich aussehende Senftorte, die ich gerne mal probieren mchte ... Snape warf Harry und Ron einen Blick zu, der reiner Hass war, und lie sich dann von Dumbledore aus seinem Bro geleiten. Nun waren sie allein mit Professor McGonagall, die sie immer noch wie ein Adler auf Beuteflug beugte. Sie gehen in den Krankenflgel, Weasley, Sie bluten ja. Nicht schlimm, sagte Ron und fuhr hastig mit dem rmel ber den Riss an seiner Augenbraue. Professor, ich wollte eigentlich zusehen, wie meine Schwester den Sprechenden Hut aufsetzt - Die Auswahlfeier ist vorbei, sagte Professor McGonagall. Ihre Schwester kommt ebenfalls nach Gryffindor. Oh, gut, sagte Ron. Und da wir gerade von Gryffindor sprechen ..., sagte Professor McGonagall scharf, doch Harry unterbrach sie. Professor, als wir den Wagen nahmen, hatte das Schuljahr noch gar nicht begonnen, also ... also sollten Gryffindor eigentlich keine Punkte abgezogen werden, oder?, schloss er und blickte sie gespannt an. Professor McGonagall versetzte ihm einen durchdringenden Blick, doch er war sich sicher, den Anflug eines Lchelns zu erkennen. jedenfalls sah ihr Mund nicht mehr ganz so schmal aus. Ich werde Gryffindor keine Punkte abziehen, sagte sie, und Harry wurde es ganz leicht ums Herz. Aber ihr werdet beide Strafarbeiten bekommen. Das war besser, als Harry befrchtet hatte. Dumbledore wollte den Dursleys schreiben - na wenn schon. Die wrden gewiss nur enttuscht darber sein, dass die Peitschende Weide ihn nicht zermalmt hatte. Professor McGonagall hob abermals ihren Zauberstab und richtete ihn auf Snapes Schreibtisch. Mit einem leisen Knall erschienen ein Teller mit belegten Broten, zwei Becher und ein Krug mit eisgekhltem Krbissaft. Ihr esst hier und geht dann gleich in euren Schlafsaal, sagte sie. Ich muss zurck zur Feier. Als sich die Tr hinter ihr geschlossen hatte, kam von Ron ein langer und lauter Pfiff. Ich dachte, es wre aus mit uns, sagte er und griff nach einem Brot. Ich auch, sagte Harry und bediente sich ebenfalls. Aber wir hatten doch wirklich unglaubliches Pech, schmatzte Ron durch einen Mund voll Hhnchen und Schinken. Fred und George mssen dieses Auto fnf oder sechs Mal geflogen haben und kein Muggel hat die je gesehen. Er schluckte und nahm einen weiteren gewaltigen Bissen. Warum sind wir nicht durch die Absperrung gekommen? Harry zuckte die Achseln. Von jetzt an mssen wir jedenfalls aufpassen, sagte er und nahm einen krftigen Schluck Krbissaft. Wnschte, wir knnten hoch zur Feier ... Sie wollte nicht, dass wir mit der Geschichte angeben, sagte Ron weise. Will nicht, dass die andern glauben, es sei eine tolle Sache, mit einem fliegenden Auto aufzutauchen. Als sie so viele Brote verspeist hatten, wie sie konnten (der Teller fllte sich immer wieder nach), standen sie auf und verlieen das Bro. Sie gingen den vertrauten Weg zum Turm der Gryffindors hinauf. Im Schloss war es ruhig; die Feier schien vorber zu sein. Sie gingen an murmelnden Portrts und quietschenden Rstungen vorbei und stiegen die schmalen Steintreppen empor. Endlich erreichten sie den Korridor, an dessen Ende der geheime Eingang zum Gryffindor-Turm versteckt war - hinter dem lgemlde einer sehr fetten Dame in einem rosa Seidenkleid. Passwort?, fragte sie, als sie nher kamen. hm -, sagte Harry. Sie kannten das Passwort fr das neue Schuljahr nicht, weil sie noch keinen Vertrauensschler der Gryffindors getroffen hatten. Doch fast im gleichen Moment nahte auch schon Hilfe; hinter sich hrten sie Fugetrappel, und als sie sich umdrehten, sahen sie Hermine auf sie zurennen. Da seid ihr ja! Wo wart ihr denn? Es gab die lcherlichsten Gerchte - jemand meinte, ihr seid rausgeflogen, weil ihr ein fliegendes Auto geschrottet habt. Nun, wir sind nicht rausgeflogen, versicherte ihr Harry. Sagt blo, ihr seid tatschlich hergeflogen?, sagte Hermine und klang dabei fast so streng wie Professor McGonagall. Spar dir den Vortrag, sagte Ron unwirsch, und sag uns das neue Passwort. Es ist >Bartvogel<, sagte Hermine ungeduldig, aber darum geht's jetzt nicht - Sie wurde jedoch unterbrochen, denn das Portrt der fetten Dame klappte zur Seite und pltzlich brach ein Beifallssturm los. Es schien, als wren alle Gryffindors noch wach: dicht gedrngt standen sie in ihrem kreisrunden Gemeinschaftsraum, auf Tischen und knuddeligen Sesseln verteilt, und warteten auf ihre Ankunft. Arme streckten sich durch das Portrtloch, um Harry und Ron hineinzuziehen, und Hermine musste hinter ihnen herklettern. Klasse gemacht, schrie Lee Jordan. Genial! Was fr ein Auftritt! Einen Wagen mitten in die Peitschende Weide hineinzufliegen, darber wird man noch in Jahren reden Gut gemacht!, sagte ein Fnftklssler, mit dem Harry noch nie gesprochen hatte; jemand klopfte ihm auf die Schulter, als ob er gerade einen Marathonlauf gewonnen htte. Fred und George drngten sich zu ihnen durch und sagten gleichzeitig: Warum zum Teufel habt ihr uns denn nicht zurckgerufen? Ron war scharlachrot im Gesicht und grinste verlegen, doch Harry erblickte einen Jungen in der Schar der Kpfe, der gar nicht glcklich aussah. Hinter einigen aufgeregten Erstklsslern erkannte er Percy, der offenbar nahe genug heranzukommen versuchte, um ihnen eine Strafpredigt zu halten. Harry stie Ron in die Rippen und nickte in Percys Richtung. Ron verstand sofort. Mssen jetzt nach oben - sind ein wenig mde, sagte er, und sie bahnten sich einen Weg zur Tr gegenber, die zu einer Wendeltreppe und in die Schlafsle hochfhrte. Nacht, rief Harry noch Hermine zu, die genau den gleichen vorwurfsvollen Blick aufgesetzt hatte wie Percy. Immer noch unter Schulterklopfen der Umstehenden schafften sie es auf die andere Seite des Gemeinschaftsraums und hinaus in die Stille des Treppenaufgangs. Eilends stiegen sie empor, bis an die Spitze, und standen nun endlich vor der Tr ihres alten Schlafsaals, auf dem jetzt ein Schild mit der Aufschrift Zweitklssler angebracht war. Sie betraten das vertraute runde Turmzimmer mit den fnf samtbehangenen Himmelbetten und den hohen, schmalen Fenstern. Ihre Koffer waren schon hochgebracht worden und standen vor den Betten. Schuldbewusst grinste Ron Harry an. Ich wei, das htte ich nicht genieen sollen, aber - Die Schlafsaaltr flog auf und herein kamen die anderen Jungen der zweiten Klasse von Gryffindor, Seamus Finnigan, Dean Thomas und Neville Longbottom. Unglaublich, rief Seamus strahlend. Cool, sagte Dean. Phantastisch, sagte Neville ehrfurchtsvoll. Harry konnte nicht anders. Auch er grinste. ~Gilderoy Lockhart Am Tag darauf jedoch hatte Harry kaum etwas zu grinsen. Vom Frhstck in der Groen Halle an ging es bergab. Die vier langen Haustische unter der magischen Decke (heute in wolkig trbem Grau) chzten unter ihrer Last aus Schsseln mit Haferbrei, Platten voll geruchertem Hering, Tellern mit Eiern und Schinken und Bergen von Toastbrot. Harry und Ron setzten sich an den Tisch der Gryffindors, neben Hermine, die Abstecher mit Vampiren aufgeschlagen gegen einen Milchkrug gelehnt hatte. Ihr Morgen-Gru klang ein wenig steif, und Harry sprte, dass sie immer noch die Art und Weise, wie er und Ron nach Hogwarts gelangt waren, missbilligte. Neville Longbottom dagegen grte sie frhlich. Neville war ein rundgesichtiger und unfalltrchtiger Junge mit dem schlechtesten Gedchtnis von allen Menschen, die Harry jemals kennen gelernt hatte. Die Post msste gleich kommen. Ich glaube, Oma schickt mir ein paar Sachen, die ich vergessen habe. Tatschlich hatte sich Harry gerade ber seinen Haferbrei hergemacht, als auch schon ein Rauschen ber ihren Kpfen zu hren war und gut hundert Eulen hereinstrmten, in der Halle kreisten und Briefe und Pckchen in die schnatternde Schlerschar fallen lieen. Ein groes, klumpiges Paket prallte von Nevilles Kopf ab und einen Augenblick spter fiel etwas Groes und Graues in Hermines Krug und bespritzte sie alle mit Milch und Federn. Errol!, sagte Ron und zog die bedrppelte Eule an den Beinen aus der Milch. Errol sackte ohnmchtig auf dem Tisch zusammen, die Krallen in die Luft gestreckt und einen feuchten roten Umschlag im Schnabel. O nein, seufzte Ron. Schon gut, er lebt noch, sagte Hermine und ttschelte Errol sanft mit den Fingerspitzen. Das ist es nicht - sondern das hier. Ron deutete auf den roten Brief Harry kam er ganz gewhnlich vor, doch Ron und Neville sahen ihn an, als wrde er gleich explodieren. Was ist denn los, fragte Harry. Sie ... sie hat mir einen Heuler geschickt, sagte Ron mit matter Stimme. Mach ihn lieber auf, Ron, flsterte Neville ngstlich. Sonst wird es nur noch schlimmer. Meine Oma hat mir mal ein en geschickt, und ich hab ihn nicht beachtet und -, er Schluckte, es war schrecklich. Harry betrachtete ihre versteinerten Gesichter und dann den Brief Was ist ein Heuler?, fragte er. Doch Rons Aufmerksamkeit war ganz und gar auf den Brief gerichtet, der an den Ecken zu rauchen begonnen hatte. Mach ihn auf, drngte Neville. In ein paar Minuten ist alles vorbei ... Ron streckte zitternd die Hand aus, zog den Umschlag aus Errols Schnabel und schlitzte ihn auf Neville steckte die Finger in die Ohren. Den Bruchteil einer Sekunde spter wusste Harry, warum. Einen Moment lang dachte er, der Brief wre tatschlich explodiert; ein ohrenbetubendes Drhnen erschtterte die riesige Halle und Staub rieselte von der Decke. ... DEN WAGEN ZU STEHLEN - ES HTTE MICH NICHT GEWUNDERT, WENN SIE DICH RAUSGEWORFEN HTTEN, WART AB, BIS ICH DICH IN DIE FINGER KRIEGE, NATRLICH HAST DU NICHT DARAN GEDACHT, WAS DEIN VATER UND ICH DURCHMACHEN MUSSTEN, ALS WIR SAHEN, DASS ER WEG WAR ... Mrs Weasleys Geschrei, hundertmal lauter als sonst, lie Teller und Lffel auf dem Tisch erzittern und hallte gellend laut von den steinernen Wnden wider. Alle Kpfe in der Halle wirbelten herum, neugierig, wer den Heuler bekommen hatte, und Ron versank so tief in seinen Stuhl, dass nur noch seine puterrote Stirn zu sehen war. ... BRIEF VON DUMBLEDORE GESTERN ABEND, ICH DACHTE, DEIN VATER WRDE VOR SCHAM STERBEN, NACH ALLEM, WAS WIR FR DICH GETAN HABEN, DU UND HARRY HTTET EUCH DEN HALS BRECHEN KNNEN ... Harry hatte sich bereits gefragt, wann sein Name fallen wrde. Angestrengt versuchte er den Eindruck zu erwecken, als ob er die Stimme, die in seinen Trommelfellen drhnte, gar nicht hren wrde. ... EINE UNGLAUBLICHE SCHANDE, DEIN VATER HAT EINE UNTERSUCHUNGSKOMMISSION AUF DEM HALS UND WENN DU DIR NOCH EINMAL DEN KLEINSTEN FEHLTRITT ERLAUBST, HOLEN WIR DICH SOFORT NACH HAUSE. Grabesstille machte sich breit. Der rote Umschlag, den Ron auf den Tisch hatte fallen lassen, flammte auf und zerschrumpelte zu Asche. Harry und Ron saen sprachlos da, als wre eine Flutwelle ber sie hinweggegangen. Ein paar Schler lachten und allmhlich stellte sich wieder munteres Geplapper ein. Hermine klappte Abstecher mit Vampiren zu und sah hinab zu Ron. Nun, ich wei nicht, was du erwartet hast, Ron, aber du - Sag blo nicht, ich hab es verdient, fauchte Ron sie an. Harry schob den Haferbrei beiseite. Seine Eingeweide brannten vor Schuldgefhlen. Mr Weasley musste im Ministerium eine Untersuchung ber sich ergehen lassen. Nach allem, was Mr und Mrs Weasley diesen Sommer fr ihn getan hatten ... Doch er hatte keine Zeit, darber nachzugrbeln. Professor McGonagall ging am Tisch der Gryffindors entlang und verteilte Stundenplne. Harry nahm den seinen und stellte fest, dass sie als Erstes eine Doppelstunde Kruterkunde zusammen mit den Hufflepuffs hatten. Harry, Ron und Hermine verlieen zusammen das Schloss und gingen durch den Gemsegarten hinber zu den Gewchshusern, wo die Zauberpflanzen gezchtet wurden. Zumindest fr eins war der Heuler gut gewesen: Hermine dachte nun offenbar, sie seien genug gestraft worden, und war wieder ausgesprochen freundlich zu ihnen. Sie nherten sich den Gewchshusern und sahen schon die anderen aus der Klasse drauen auf Professor Sprout warten. Kaum waren Harry, Ron und Hermine hinzugetreten, kam sie auch schon ber den Rasen geschritten - in Begleitung von Gilderoy Lockhart. Professor Sprout trug einen Arm voll Mullbinden, und mit einem erneuten Anflug von Schuldgefhlen erkannte Harry in der Ferne die Peitschende Weide, die nun etliche Zweige in Bandagen hatte. Professor Sprout war eine untersetzte kleine Hexe mit einem Flickenhut auf ihrem windzerzausten Haar; meist hatte sie eine ganze Menge Erde auf den Kleidern, und beim Anblick ihrer Fingerngel wre Tante Petunia in Ohnmacht gefallen. Tadellos gekleidet war dagegen Gilderoy Lockhart mit seinem wehenden trkisfarbenen Umhang. Sein goldenes Haar schimmerte unter einem perfekt sitzenden trkisfarbenen Hut mit Goldrand hervor. Oh, hallo, hallo!, rief Lockhart und strahlte die versammelten Schler an. Hab eben kurz Professor Sprout erklrt, wie man eine Peitschende Weide richtig verarztet! Aber ich mchte nicht, dass ihr jetzt denkt, ich sei besser in Pflanzenkunde als sie! Auf meinen Reisen sind mir nur zufllig einige dieser Exoten begegnet ... Gewchshaus drei heute, Freunde, sagte Professor Sprout, die nicht wie sonst immer frhlich, sondern unverkennbar miesepetrig dreinsah. Ein neugieriges Gemurmel lief durch die Umstehenden. Bisher hatten sie nur in Gewchshaus eins gearbeitet - Gewchshaus drei beherbergte viel interessantere und gefhrlichere Pflanzen. Professor Sprout nahm einen groen Schlssel von ihrem Grtel und schloss die Tr auf, Der Geruch von feuchter Erde und Dnger drang in Harrys Nase, vermischt mit dem schweren Parfmduft einiger riesiger, schirmartiger Blumen, die von der Decke herabhingen. Er wollte gerade hinter Ron und Hermine eintreten, als Lockhart blitzartig die Hand ausstreckte. Harry! Ich wollte kurz mit Ihnen sprechen. Sie haben doch nichts dagegen, wenn er ein paar Minuten spter kommt, nicht wahr, Professor Sprout? Nach Professor Sprouts Stirnrunzeln zu schlieen hatte sie eine ganze Menge dagegen, doch Lockhart sagte: Wunderbar, und schlug ihr die Gewchshaustr vor der Nase zu. Harry, sagte Lockhart kopfschttelnd, und seine groen weien Zhne blitzten. Harry, Harry, Harry. Harry schwieg vllig verdutzt. Als ich davon gehrt hab - nun, natrlich war alles meine Schuld. Ich htte mich ohrfeigen knnen. Harry hatte keine Ahnung, wovon er redete. Das wollte er gerade sagen, als Lockhart fortfuhr: Wei nicht, ob ich mich jemals so erschrocken habe. Einen Wagen nach Hogwarts zu fliegen! Nun, natrlich wusste ich sofort, warum Sie es getan haben. War eine ganz groe Sache. Harry, Harry, Harry. Erstaunlicherweise konnte er jeden einzelnen seiner blitzenden Zhne zeigen, selbst wenn er nicht sprach. Hab Sie auf den Geschmack gebracht, was ffentliches Aufsehen angeht, nicht wahr?, sagte Lockhart. Es hat Sie gepackt. Sie sind mit mir auf die Titelseite gekommen und wollten es gleich noch mal probieren. O nein, Professor, sehen Sie - Harry, Harry, Harry, sagte Lockhart, streckte die Hand aus und packte ihn an der Schulter. Ich verstehe. Ist doch nur natrlich, dass man ein wenig mehr will, sobald man davon gekostet hat. Und ich mache mir Vorwrfe, Sie darauf gebracht zu haben, denn es musste Ihnen ja zu Kopfe steigen - doch sehen Sie mal, junger Mann, Sie knnen nicht einfach hingehen und mit Autos herumfliegen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Kommen Sie besser wieder auf den Boden. Wenn Sie lter sind, haben Sie noch genug Zeit fr derlei. Ja, ja, ich wei, was Sie denken! >Der hat gut reden, er ist ja schon ein weltberhmter Zauberer!< Aber als ich zwlf war, war ich auch nur ein niemand, genau wie Sie. Und eigentlich noch weniger als ein niemand! Immerhin haben einige Leute schon von Ihnen gehrt, oder? Diese ganze Geschichte mit jenem, dessen Name nicht genannt werden darf! Er betrachtete die blitzfrmige Narbe auf Harrys Stirn. Ich wei, das ist nichts gegen meine Auszeichnungen - fnfmal in Folge den Charmantestes-Lcheln-Preis der Hexenwoche gewonnen - doch es ist ein Anfang, Harry, ein Anfang. Er zwinkerte Harry kumpelhaft zu und schritt davon. Harry blieb ein paar Sekunden wie angewurzelt stehen, dann fiel ihm ein, dass er eigentlich im Gewchshaus sein sollte. Er ffnete die Tr und glitt hinein. Professor Sprout stand hinter einer aufgebockten Holzplatte mitten im Gewchshaus. Darauf lagen etwa zwanzig Paar verschiedenfarbiger Ohrschtzer. Harry stellte sich zwischen Ron und Hermine. Heute werden wir Alraunen umtopfen. Nun, wer kann mir die Eigenschaften der Alraune nennen? Hermine streckte als Erste den Finger in die Hhe, worber sich niemand wunderte. Die Alraune, oder Mandragora, ist eine mchtige Rckverwandlerin, sagte Hermine und klang wie blich, als htte sie das Lehrbuch geschluckt. Sie wird verwendet, um Verwandelte oder Verfluchte in ihren ursprnglichen Zustand zurckzuversetzen. Glnzend. Zehn Punkte fr Gryffindor, sagte Professor Sprout. Die Alraune bildet einen wesentlichen Bestandteil der meisten Gegengifte. Freilich ist auch sie gefhrlich. Wer kann mir sagen, warum? Hermines Hand schoss wieder hoch und verfehlte dabei knapp Harrys Brille. Der Schrei der Alraune ist tdlich fr jeden, der ihn hrt, antwortete sie blitzschnell. Genau. Weitere zehn Punkte, sagte Professor Sprout. Nun sind die Alraunen, die wir hier haben, noch sehr jung. Sie deutete auf eine Reihe tiefer Ksten und alle hasteten mit neugierigem Blick nach vorn. Dort wuchsen aufgereiht etwa hundert kleine, bschelige Pflanzen von grner Farbe mit einem Hauch Purpurrot. Harry, der nicht die geringste Ahnung hatte, was Hermine mit dem Schrei der Alraune meinte, fand die Gewchse recht unscheinbar. Jetzt nimmt sich jeder ein Paar Ohrenschtzer, sagte Professor Sprout. Es gab ein Gerangel, weil alle versuchten ein Paar zu bekommen, das nicht rosa und flauschig war. Wenn ich sage, ihr sollt sie aufsetzen, dann Passt auf, dass eure Ohren vollstndig bedeckt sind, sagte Professor Sprout. Wenn ihr sie gefahrlos wieder abnehmen knnt, zeige ich mit dem Daumen nach oben. Also, Ohrenschtzer aufsetzen. Harry klemmte sich die Ohrenschtzer ber den Kopf, Sie lieen keinerlei Gerusch durch. Professor Sprout setzte ein rosafarbenes, flauschiges Paar auf die Ohren, rollte die rmel ihres Umhangs hoch, packte mit festem Griff eine der bscheligen Pflanzen und zog krftig daran. Harry entfuhr vor berraschung ein kleiner Aufschrei, den natrlich niemand hren konnte. Statt einer Wurzel kullerte ein kleines, schlammberzogenes und uerst hssliches Baby aus der Erde. Die Bltter wuchsen aus seinem Kopf heraus. Es hatte eine blassgrne, gefleckte Haut und schrie ganz eindeutig aus Leibeskrften. Professor Sprout zog einen groen Blumentopf unter dem Tisch hervor, steckte die Alraune hinein und begrub sie mit dunkler, feuchter Komposterde, bis nur noch die bscheligen Bltter zu sehen waren. Dann rieb sie sich Erdkrmel von den Hnden, zeigte mit dem Daumen nach oben und nahm ihre Ohrenschtzer ab. Da unsere Alraunen noch Setzlinge sind, wrden ihre Schreie euch noch nicht umbringen, sagte sie gelassen, als ob sie gerade nichts weiter Aufregendes getan htte als eine Begonie zu gieen. Allerdings wrden sie euch mehrere Stunden lang auer Gefecht Setzen, und da sicher keiner von euch den ersten Schultag im neuen Jahr verpassen will, achtet darauf, dass eure Ohrenschtzer richtig sitzen, whrend ihr arbeitet. Ich gebe euch ein Zeichen, wenn es an der Zeit ist, einzupacken. Jeweils vier von euch an einen Kasten - hier sind genug Tpfe - Komposterde ist in den Scken dort drben - und passt auf die Venemosa Tentacula auf, sie beit. Bei diesen Worten versetzte sie einer dornigen, dunkelroten Pflanze, deren lange Fhler sich still und leise ber ihre Schulter gestohlen hatten, einen heftigen Klaps, und die Fhler wichen rasch zurck. Zu Harry, Ron und Hermine trat ein lockenkpfiger Junge von den Hufflepuffs, den Harry nur vom Sehen her kannte. Justin Finch-Fletchley, sagte er gut gelaunt und schttelte Harry die Hand. Wei natrlich, wer du bist, der berhmte Harry Potter ... und du bist Hermine Granger - in allem immer Spitze ... (Hermine strahlte, da er auch ihr die Hand schttelte) ... und Ron Weasley. War das nicht dein fliegendes Auto? Ron lchelte nicht. Der Heuler ging ihm offenbar immer noch im Kopf herum. Dieser Lockhart ist schon ein toller Hecht, nicht wahr?, sagte Justin munter, whrend sie ihre Blumentpfe mit Drachendungkompost fllten. Unglaublich mutiger Kerl. Habt ihr seine Bcher gelesen? Ich wr ja vor Angst gestorben, wenn mich ein Werwolf in einer Telefonzelle belagert htte, aber er ist ruhig geblieben und - zapp - einfach phantastisch. Mein Name war schon auf der Liste fr Eton, msst ihr wissen, und ich kann euch nicht sagen, wie froh ich bin, dass ich dann doch hierher kam. Natrlich war Mutter ein wenig enttuscht, aber seit ich ihr die Lockhart-Bcher empfohlen habe, hat sie wohl eingesehen, wie ntzlich es ist, wenn man einen grndlich ausgebildeten Zauberer in der Familie hat ... Danach hatten sie nicht mehr viel Gelegenheit zum Reden. Sie setzten ihre Ohrenschtzer auf und mussten sich auf die Alraunen konzentrieren. Bei Professor Sprout hatte es ganz einfach ausgesehen, doch das war es nicht. Die Alraunen mochten zwar berhaupt nicht gerne aus der Erde, doch zurck in die Erde wollten sie dann schon gar nicht. Sie wanden und krmmten sich, ballten ihre spitzen kleinen Fuste, schlugen um sich und knirschten mit den Zhnen. Harry brauchte ganze zehn Minuten, um endlich eine besonders fette Alraune in einen Topf zu zwngen. Am Ende der Stunde war Harry wie alle anderen schweinass, voller Erde, und die Arme taten ihm weh. Sie trotteten hinber zum Schloss, wuschen sich rasch, und dann ging es fr die Gryffindors auch schon weiter mit Verwandlung. Der Unterricht von Professor McGonagall war immer harte Arbeit, doch heute war es besonders anstrengend. Alles, was Harry letztes Jahr gelernt hatte, schien whrend des Sommers aus seinem Kopf verdunstet zu sein. Er sollte einen Kfer in einen Knopf verwandeln, doch es gelang ihm nur, seinen Kfer auer Atem zu bringen, denn der krabbelte stndig ber den Tisch, um Harrys Zauberstab zu entkommen. Ron erging es noch schlimmer. Er hatte seinen Zauberstab mit einem Stck geborgtem Zauberband geflickt, doch er schien nachhaltig beschdigt zu sein. In den unpassendsten Momenten stie er prasselnd Funken aus. Und immer wenn Ron seinen Kfer verwandeln wollte, hllte er ihn in dicken grauen Rauch, der nach faulen Eiern stank. Ron, der nicht mehr sah, was er tat, zerquetschte aus Versehen seinen Kfer mit dem Ellbogen und musste um einen neuen bitten. Professor McGonagall war alles andere als begeistert. Harry war sehr erleichtert, als die Glocke zum Mittagessen schellte. Sein Hirn fhlte sich wie ein ausgedrckter Schwamm an. Das Klassenzimmer leerte sich, zurck blieben nur er und Ron, der mit seinem Zauberstab wtend auf den Tisch schlug. Bldes ... nutzloses ... Teil Schreib deinen Eltern, sie sollen dir einen neuen schicken, schlug Harry vor, als leuchtende Kugeln in hohem Bogen aus dem Zauberstab hervorschossen und wie bei einem Feuerwerk zerknallten. Ja, natrlich, und zurck kommt dann noch ein Heuler, sagte Ron und stopfte den inzwischen fauchenden Zauberstab in seine Schulmappe. Es ist dein Fehler, wenn der Zauberstab angeknackst ist - Sie gingen hinunter zum Mittagessen, wo Rons Stimmung durch Hermine nicht gerade gehoben wurde. Sie zeigte ihnen eine Hand voll Mantelknpfe, die sie in Verwandlung zustande gebracht hatte. Was haben wir heute Nachmittag?, sagte Harry, um rasch das Thema zu wechseln. Verteidigung gegen die dunklen Knste, sagte Hermine sofort. Sag mal, meinte Ron und schnappte sich ihren Stundenplan, warum hast du eigentlich alle Stunden bei Lockhart mit Herzchen umkringelt? Hermine riss ihm den Stundenplan aus der Hand und wurde knallrot. Nach dem Essen gingen sie hinaus in den Hof Der Himmel war bedeckt. Hermine setzte sich auf eine steinerne Stufe und vergrub sich wieder in Abstecher mit Vampiren, Harry und Ron unterhielten sich ein wenig ber Quidditch, doch nach einigen Minuten beschlich Harry das Gefhl, dass jemand ihn beobachtete. Er blickte auf und sah den sehr kleinen Jungen mit mausgrauen Haaren, den er schon gestern Abend gesehen hatte, als er den Sprechenden Hut aufsetzte. Er starrte Harry an, als stnde er unter einem Bann. In den Hnden hielt er etwas, das aussah wie eine gewhnliche Muggelkamera, und in dem Moment, als Harry ihn anschaute, lief er hellrot an. Hallo, Harry, Ich bin ... ich bin Colin Creevey, sagte er atemlos und machte einen schchternen Schritt auf ihn zu. Ich bin auch in Gryffindor. Meinst du - wre es fr dich in Ordnung, wenn - kann ich ein Bild von dir machen?, fragte er und hob hoffnungsvoll die Kamera. Ein Bild?, wiederholte Harry tonlos. Damit ich beweisen kann, dass ich dich getroffen hab, sagte Colin Creevey begierig und kam langsam nher. Ich wei alles ber dich. jeder erzhlt es. Wie du berlebt hast, als Du-weit-schon-wer dich umbringen wollte, und wie er verschwunden ist und alles und dass du immer noch eine Blitznarbe auf der Stirn hast (er besah sich prfend Harrys Haaransatz), und ein Junge in meinem Schlafsaal hat gesagt, wenn ich den Film im richtigen Gebru entwickle, dann bewegen sich die Bilder. Colin holte vor Begeisterung tief Luft und sagte: Es ist einfach klasse hier, oder? Ich wusste nie, dass Zaubern alles ist, was ich kann, bis der Brief von Hogwarts kam. Mein Vater ist Milchmann, er konnte es auch nicht fassen. Also mach ich eine Menge Fotos und schick sie ihm. Und es wr echt gut, wenn ich eins von dir htte - er sah Harry flehentlich bittend an - vielleicht knnte dein Freund es schieen und ich stelle mich neben dich? Und knntest du dann deinen Namen draufschreiben? Autogrammkarten? Du verteilst Autogrammkarten, Potter? Laut und schneidend hallte Draco Malfoys Stimme im ganzen Hof wider. Er hatte sich direkt hinter Colin gestellt, flankiert, wie immer in Hogwarts, von seinen grobschlchtigen und brutalen Spiegesellen Crabbe und Goyle. Alle anstellen!, drhnte Malfoy in die Menge hinein. Harry Potter verteilt Autogrammkarten Nein, tu ich nicht, sagte Harry wtend und ballte die Fuste. Halt den Mund, Malfoy. Du bist doch nur neidisch, piepste Colin, dessen ganzer Krper etwa so dick war wie Crabbes Hals. Neidisch?, sagte Malfoy, der jetzt nicht mehr zu schreien brauchte; der halbe Schulhof hrte zu. Worauf denn? Ich will doch keine ekelhafte Narbe quer ber mein Gesicht haben, nein danke. Wenn du den halben Kopf aufgeschlitzt kriegst, macht dich das noch lange nicht zu was Besonderem, wenn du mich fragst. Crabbe und Goyle kicherten dmmlich. Friss Schnecken, Malfoy, sagte Ron zornig. Crabbe hrte auf zu lachen und begann drohend seine kastaniengroen Faustknchel zu reiben. Sieh dich vor, Weasley, hhnte Malfoy. Du willst doch nicht etwa rger machen, denn dann muss deine Mami kommen und dich von der Schule holen. Mit durchdringend schriller Stimme rief er: Wenn du dir noch einmal den kleinsten Fehltritt erlaubst - Ein Haufen Fnftklssler von Slytherin lachte laut auf. Weasley htte gern eine Autogrammkarte, Potter, spottete Malfoy, sie wre mehr wert als das ganze Haus seiner Familie - Blitzschnell zog Ron seinen geflickten Zauberstab hervor, doch Hermine schlug Abstecher mit Vampiren knallend zu und flsterte: Schau mal, wer da kommt! Um was geht es denn, Herrschaften? Gilderoy Lockhart schritt auf sie zu, sein trkisfarbener Umhang flatterte im Winde. Wer verteilt hier Autogrammkarten? Harry wollte gerade den Mund aufmachen, doch Lockhart patschte ihm den Arm auf die Schulter und drhnte gnnerhaft: Dumme Frage! Wieder mal unser Harry! Harry, wie mit einem Schraubstock an Lockhart gepresst, sah Malfoy mit spttischem Blick in der Menge verschwinden. Nun denn, Mr Creevey, sagte Lockhart und strahlte zu Colin hinber. Ein Doppelportrt, was fr ein Angebot, und wir unterschreiben es beide fr Sie. Colin fummelte an seiner Kamera und schoss das Bild in dem Augenblick, als die Glocke hinter ihnen lutete und zum Nachmittagsunterricht rief So, die Herrschaften, verkrmelt euch, rief Lockhart den Umstehenden zu und ging mit Harry, den er immer noch an sich gepresst hatte, auf das Schlosstor zu. Wenn ich nur einen guten Verschwindezauber kennen wrde, dachte Harry. Unter uns gesagt, Harry, sagte Lockhart Vterlich, als sie das Gebude durch eine Seitentr betraten. Ich hab Ihnen da mit dem jungen Creevey ein wenig geholfen - weil er mich auch fotografiert hat, werden Ihre Schulkameraden nicht denken, dass Sie sich zu sehr ins Rampenlicht rcken ... Unter den neugierigen Blicken der anderen Schler schleifte er ihn durch einen Gang und eine Treppe empor. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass es zu diesem Zeitpunkt Ihrer Laufbahn nicht klug ist, Autogrammkarten zu verteilen - wirkt doch leicht bertrieben, um ehrlich zu sein. Irgendwann mag durchaus die Zeit kommen, da Sie immer einen Stapel griffbereit haben sollten, wie ich, aber - er gab ein leises Gackern von sich, ich glaube nicht, dass Sie schon so weit sind. Sie waren zu Lockharts Klassenzimmer gelangt und endlich lie er Harry los. Harry zupfte seinen Umhang zurecht und suchte sich einen Platz ganz hinten, wo er sich damit beschftigte, alle sieben Bcher von Lockhart vor sich aufzustapeln, so dass er den leibhaftigen Lockhart nicht anzusehen brauchte. Der Rest der Klasse kam hereingetrpfelt und Ron und Hermine setzten sich neben Harry. Auf deinem Gesicht htte man Spiegeleier braten knnen, sagte Ron. Kannst nur beten, dass Creevey nicht Ginny ber den Weg luft, die wrden auf der Stelle einen Harry-Potter-Fanclub grnden. Hr auf, fauchte ihn Harry an. Das Letzte, was er jetzt brauchen konnte, war, dass Lockhart etwas vom einem Harry-Potter-Fanclub aufschnappte. Als alle saen, rusperte sich Lockhart laut und es trat Stille ein. Er griff nach Neville Longbottoms Exemplar von Trips mit Trollen und hielt es hoch, um sein eigenes zwinkerndes Bild auf der Titelseite zu zeigen. Ich, sagte er, deutete darauf und zwinkerte ebenfalls, Gilderoy Lockhart, Orden der Merlin dritter Klasse, Ehrenmitglied der Liga zur Verteidigung gegen die dunklen Krfte und fnfmaliger Gewinner des Charmantestes-Lcheln-Preises der Hexenwoche - aber das ist nicht der Rede wert. Die Todesfee von Bandon bin ich schlielich nicht losgeworden, indem ich sie angelchelt habe Er hielt inne, um ihnen Gelegenheit zum Lachen zu geben; ein paar lchelten matt. Wie ich sehe, habt ihr alle die komplette Ausgabe meiner Werke erworben - gut so. Ich dachte, wir knnten heute mit einem kleinen Quiz beginnen. Was ganz Leichtes, keine Sorge - wollte nur sehen, wie grndlich ihr sie gelesen habt, wie viel ihr behalten habt - Er verteilte die Aufgabenbltter und ging dann wieder nach vorn: Ihr habt dreiig Minuten - los geht's! Harry sah auf sein Blatt und las: 1. Was ist Gilderoy Lockharts Lieblingsfarbe? 2. Wie lautet Gilderoy Lockharts geheimer Wunsch? 3. Was ist Ihrer Meinung nach Gilderoy Lockharts grte Leistung bisher? So ging es weiter, ber drei Seiten hinweg, bis zur letzten Frage: 54. Wann hat Gilderoy Lockhart Geburtstag und was wre das ideale Geschenk fr ihn? Eine halbe Stunde spter sammelte Lockhart die Zettel ein und bltterte sie vor der Klasse durch. Tjaja - kaum einer von euch wei noch, dass meine Lieblingsfarbe Lila ist. Das schreibe ich in Einjahr bei einem Yeti. Und ein paar von euch mssen Wanderungen mit Werwlfen sorgfltiger lesen - dort mache ich in Kapitel zwlf deutlich, dass mein ideales Geburtstagsgeschenk die Harmonie zwischen allen magischen und nichtmagischen Menschen wre - auch wenn ich zu einer groen Flasche Ogdens Old Firewhisky nicht nein sagen wrde! Er zwinkerte ihnen erneut schalkhaft zu. Ron starrte Lockhart inzwischen mit unglubiger Miene an; Seamus Finnigan und Dean Thomas, die in der ersten Reihe saen, schttelten sich vor unterdrcktem Lachen. Hermine hingegen lauschte Lockhart mit verzckter Aufmerksamkeit und zuckte zusammen, als er ihren Namen nannte. ... doch Miss Hermine Granger kennt meinen geheimen Wunsch, die Welt von allem Bsen zu befreien und meine eigene Serie von Haarpflegeprodukten zu vermarkten. Gutes Mdchen! Tatschlich - er berflog ihre Arbeit, die volle Punktzahl! Wo ist Miss Hermine Granger? Hermine hob eine zitternde Hand. Hervorragend!, strahlte Lockhart, ganz hervorragend! Nehmen Sie zehn Punkte fr Gryffindor! Und nun zu den ernsten Dingen Er beugte sich hinter seinen Tisch, hob einen groen, tuchbedeckten Kfig hoch und stellte ihn auf die Tischplatte. Ich muss euch warnen! Es ist meine Aufgabe, euch gegen die heimtckischsten Geschpfe zu wappnen, die die Zauberer- welt kennt! Und es mag durchaus sein, dass ihr in diesem Raum euren schlimmsten ngsten ins Gesicht sehen msst. Ihr sollt jedoch wissen, dass euch nichts passieren kann, solange ich hier bin. Alles, was ich verlange, ist, dass ihr ruhig bleibt. Widerwillig beugte sich Harry zur Seite, um an seinem Bcherstapel vorbei den Kfig besser sehen zu knnen. Lockhart legte eine Hand auf die Abdeckung. Dean und Seamus hatten jetzt aufgehrt zu lachen. Neville vorn in der ersten Reihe kauerte sich in seinem Stuhl zusammen. Ich muss euch bitten, nicht zu schreien, sagte Lockhart mit leiser Stimme, das knnte sie reizen. Die ganze Klasse hielt die Luft an und Lockhart zog die Decke vom Kfig. Ja, sagte er mit theatralischer Stimme, frisch gefangene Wichtel aus Cornwall. Seamus Finnigan konnte nicht mehr an sich halten. Er prustete los und selbst Lockhart konnte dieses Lachen nicht mit einem Entsetzensschrei verwechseln. Ja?, sagte er lchelnd zu Seamus. Nun, sie sind nicht - sie sind nicht sehr - gefhrlich, oder?, sagte er mit verschluckter Stimme. Da wr ich mir nicht so sicher!, sagte Lockhart und fuchtelte lstig mit dem Finger vor Seamus' Nase herum. Teuflisch trickreiche kleiner Biester knnen das sein Die Wichtel waren leuchtend blau und etwa zwanzig Zentimeter gro, mit spitzen Gesichtern und so schrillen Stimmen, dass man meinen konnte, einen Haufen streitender Wellensittiche vor sich zu haben. Kaum war die Abdeckung weg, begannen sie auch schon zu plappern und umherzuflitzen, sie rttelten an den Kfigstben und zogen den Schlern in der Nhe hssliche Grimassen. Nun gut, sagte Lockhart laut. Sehen wir mal, wie ihr mit ihnen klarkommt! Und er ffnete den Kfig. Es war, als htte er das Tor zur Hlle aufgestoen. Pfeilschnell schossen die Wichtel heraus und in alle Richtungen davon. Zwei von ihnen packten Neville bei den Ohren und hoben ihn in die Luft. Einige brachen geradewegs durchs Fenster und lieen einen Hagel aus Glassplittern ber die hinteren Reihen niederprasseln. Der Rest machte sich daran, das Klassenzimmer grndlicher zu verwsten als ein rasendes Nilpferd. Sie packten Tintenfsser und spritzten damit in der Klasse herum, zerfetzten Bcher und Papiere, rissen Bilder von den Wnden, stlpten den Papierkorb um, packten Taschen und Bcher und warfen sie aus dem zerborstenen Fenster; nach ein paar Minuten nahmen die Schler unter ihren Tischen Deckung und Neville pendelte vom Kronleuchter an der Decke. Na kommt schon! - treibt sie zusammen, zeigt es ihnen! Es sind doch blo Wichtel, rief Lockhart. Er rollte die rmel hoch, fuchtelte mit seinem Zauberstab und brllte: Peskiwichteli Pesternomi! Nichts passierte, auer dass einer der Wichtel Lockharts Zauberstab packte und ihn aus dem Fenster warf. Lockhart schluckte vor Schreck und tauchte ab unter seinen Tisch, wobei er gerade noch Glck hatte, nicht von Neville zerquetscht zu werden, der eine Sekunde spter mitsamt dem Kronleuchter herunterkrachte. Die Glocke lutete und alle rannten in wilder Hast zum Ausgang. Nun trat ein wenig Ruhe ein. Lockhart richtete sich auf, sah Harry, Ron und Hermine, die fast an der Tr waren, und sagte: Nun, ich bitte euch drei, den Rest von ihnen einfach wieder in den Kfig zu sperren. Er huschte an ihnen vorbei und schloss rasch die Tr hinter sich. Das ist doch unglaublich!, brllte Ron, als einer der verbliebenen Wichtel ihn ins Ohr biss. Er will doch nur, dass wir ein wenig praktische Erfahrung sammeln, sagte Hermine, legte mit einem pfiffigen Erstarrungszauber zwei Wichtel auf einmal lahm und stopfte sie zurck in den Kfig. Praktische Erfahrung?, sagte Harry und versuchte einen Wichtel zu packen, der jedoch tnzelnd entwich und ihm die Zunge rausstreckte. Hermine, der hatte doch keinen blassen Schimmer von dem, was er da htte tun sollen - Unsinn, sagte Hermine, du hast doch seine Bcher gelesen - berleg doch mal, was fr tolle Sachen er gemacht hat - Die er angeblich gemacht hat, murmelte Ron. ~Die unheimliche Stimme In den nchsten Tagen war Harry hauptschlich damit beschftigt, rasch abzutauchen, wenn er Gilderoy Lockhart herumstolzieren sah. Schwieriger war es allerdings, Colin Creevey aus dem Weg zu gehen. Colin hatte Harrys Stundenplan offenbar auswendig gelernt. Nichts schien ihm mehr Spa zu machen, als sechs oder sieben Mal tglich Alles klar, Harry? zu rufen und darauf Hallo, Colin zu hren, und mochte Harry dabei noch so entnervt klingen. Hedwig war wegen der frchterlichen Reise immer noch sauer auf Harry, und Rons Zauberstab spielte immer noch verrckt. Am Freitagmorgen bertraf er sich selbst: Pfeilschnell schoss er aus Rons Hand, flog genau zwischen die Augen des kleinen alten Professor Flitwick und hinterlie dort eine groe, pulsierende grne Beule. So kam das eine zum andern, und Harry war ganz froh, dass endlich Wochenende war. Mit Ron und Hermine wollte er am Samstagvormittag Hagrid besuchen. Frhmorgens jedoch, nach Harrys Geschmack ein paar Stunden zu frh, rttelte ihn Oliver Wood, der Kapitn der Quidditch-Mannschaft von Gryffindor, aus dem Schlaf, Wasn los?, sagte Harry noch ganz benommen. Quidditch-Training, sagte Wood. Mach schon Harry blinzelte aus dem Fenster. Ein leichter Nebelschleier hing am gold und rosa gefrbten Himmel. jetzt, wo er wach war, begriff er nicht, wie er bei dem Hllenspektakel der Vgel hatte schlafen knnen. Oliver, krchzte Harry, in dieser Herrgottsfrhe. Selbstverstndlich, sagte Wood. Er war ein groer und stmmiger Sechstklssler, und seine Augen waren voll glhender Begeisterung. Unser neues Trainingsprogramm. Los jetzt, nimm deinen Besen und lass uns endlich gehen, sagte Wood energisch. Von den andern Mannschaften hat noch keine mit dem Training angefangen, dieses Jahr sind wir die Ersten in den Startlchern - Ghnend und ein wenig frstelnd stieg Harry aus dem Bett und machte sich auf die Suche nach seinem Quidditch-Umhang. Bist ein guter Mann, sagte Wood. Wir sehen uns in einer Viertelstunde auf dem Feld. Harry suchte den scharlachroten Mannschaftsumhang heraus und zog, weil ihm kalt war, seinen Mantel drber. Dann schrieb er einen Zettel fr Ron und stieg mit geschultertem Nimbus Zweitausend die Wendeltreppe hinunter in den Gemeinschaftsraum. Kurz vor dem Portrtloch hrte er hinter sich Getrappel. Colin Creevey raste mit wild umherpendelnder Kamera die Wendeltreppe herunter. In der Hand hielt er etwas umklammert. Hab gehrt, wie jemand auf der Treppe deinen Namen genannt hat, Harry! Schau mal, was ich hier hab! Ich hab's entwickeln lassen und wollte es dir zeigen - Gedankenverloren sah Harry auf das Foto, das ihm Colin unter die Nase hielt. Ein schwarzweier Lockhart bewegte sich darauf und zerrte mit Leibeskrften an einem Arm, den Harry als seinen eigenen erkannte. Mit Genugtuung stellte er fest, dass sein Foto-Ich es Lockhart mehr als schwer machte und sich partout nicht ins Blickfeld zerren lie. Schlielich gab Lockhart auf und sank nach Luft ringend am weien Bildrand nieder. Schreibst du deinen Namen drauf?, fragte Colin schmeichelnd. Nein, erwiderte Harry schlicht und blickte sich um, ob wirklich niemand im Raum war. Tut mir Leid, Colin, ich hab's eilig - Quidditch-Training - Er kletterte durch das Portrtloch. Au klasse! Wart auf mich! Ich hab noch nie ein Quidditch-Spiel gesehen! Und Colin kraxelte hinter ihm her. Das ist sicher ganz langweilig fr dich, sagte Harry rasch, doch Colin, das Gesicht leuchtend vor Begeisterung, hrte nicht auf ihn. Du bist der jngste Hausspieler seit hundert Jahren, stimmt doch, Harry?, sagte Colin, neben ihm hertrottend. Du musst ein toller Spieler sein. Ich bin noch nie geflogen. Ist es leicht? Ist das dein Besen? Ist das der beste, den es gibt? Harry wusste nicht, wie er ihn loswerden konnte. Es war, als htte er einen uerst redseligen Schatten. Ich versteh eigentlich nichts von Quidditch, sagte Colin auer Atem. Stimmt es, dass es vier Blle gibt? Und zwei davon fliegen herum und wollen die Spieler von den Besen hauen? ja, sagte Harry mit schwerer Stimme. Wohl oder bel musste er die schwierigen Quidditch-Regeln erklren. Sie heien Klatscher. Es gibt in jeder Mannschaft auch zwei Treiber mit Schlgern, die die Klatscher von den eigenen Leuten wegzujagen versuchen. Fred und George Weasley sind die Treiber fr Gryffindor. Und wozu sind die anderen Blle?, fragte Colin und stolperte ber ein paar Stufen, weil er mit offenem Munde unverwandt Harry anstarrte. Nun, der Quaffel - der groe rote Ball -, mit dem schieen wir Tore. Die drei Jger in jeder Mannschaft werfen sich den Quaffel zu und versuchen ihn durch die Tore am Ende des Spielfelds zu kriegen - das sind drei lange Stangen mit Ringen an der Spitze. Und der vierte Ball - - ist der Goldene Schnatz, sagte Harry, und der ist sehr klein, sehr schnell und schwer zu fangen. Das ist die Aufgabe des Suchers, denn ein Quidditch-Spiel endet nicht, bevor der Schnatz gefangen ist. Und die Mannschaft, deren Sucher den Schnatz kriegt, bekommt hundertfnfzig Punkte extra. Und du bist der Sucher von Gryffindor, nicht?, sagte Colin ehrfurchtsvoll. ja, sagte Harry, als sie aus dem Schlosstor gingen und sich auf den Weg ber den taugetrnkten Rasen machten. Und dann gibt es noch den Hter. Er bewacht die Tore. Das war's jetzt aber. Doch Colin hrte nicht auf, Harry den ganzen Weg ber den Rasen hinunter zum Quidditch-Feld mit Fragen zu lchern, und Harry konnte ihn erst abschtteln, als sie die Umkleidekabinen erreicht hatten.Ich geh und besorg mir einen guten Platz, Harry!, rief Colin ihm noch piepsend hinterher, dann rannte er zu den Tribnen. Die andern aus der Mannschaft von Gryffindor waren schon anwesend, falls man das so nennen konnte. Wood war der Einzige, der wirklich wach aussah. Fred und George Weasley saen mit geschwollenen Augen und zerzausten Haaren neben der Viertklsslerin Alicia Spinnet, die schlaftrunken immer wieder einnickte und dabei mit dem Kopf gegen die Wand schlug. Gegenber saen Seite an Seite ihre Mitjgerinnen Katie Bell und Angelina Johnson und ghnten. Da bist du ja, Harry, wo warst du denn so lange?, sagte Wood munter. Nun denn, ich wollte noch kurz mit euch reden, bevor wir rausgehen aufs Feld. Den Sommer ber habe ich nmlich ein ganz neues Trainingsprogramm entwickelt, und ich bin berzeugt, dass es uns den entscheidenden Schritt nach vorn bringt ... Wood hielt eine groe Tafel mit dem Plan des Quidditch-Feldes in die Hhe. Mit Tinten in verschiedenen Farben waren Linien, Pfeile und Kreuze darauf eingezeichnet. Wood zckte seinen Zauberstab, tippte auf die Tafel, und die Pfeile begannen ber den Plan zu krabbeln wie Raupen. Whrend er seinen Vortrag ber die neue Spieltaktik hielt, sank Fred Weasleys Kopf auf Alicia Spinnets Schulter und er begann zu schnarchen. Wood brauchte zwanzig Minuten, um die Tafel zu erlutern, doch unter der war noch eine zweite, und darunter noch eine dritte. Harry dste ein, whrend Wood unablssig weiterplapperte. So, sagte Wood endlich und riss Harry aus einem wohligen Dmmerschlaf, in dem er sich vorstellte, was er in diesem Augenblick oben im Schloss zum Frhstck verspeisen knnte. Ist alles klar? Noch Fragen? Ich hab eine Frage, Oliver, sagte der aus dem Schlaf hochgeschreckte George. Warum hast du uns das nicht gestern erzhlt, als wir wach waren Wood war nicht entzckt. Nun hrt mal zu, ihr Schlafmtzen, sagte er und sah sie alle finster an. Wir htten letztes Jahr den Quidditch-Pokal gewinnen mssen. Wir sind bei weitem das beste Team. Doch unglcklicherweise - aufgrund von Ereignissen, die wir nicht vorhersehen konnten - Harry rutschte unruhig auf seinem Platz umher. Beim Endspiel letztes Jahr hatte er bewusstlos im Krankenflgel gelegen, Gryffindor hatte einen Spieler weniger gehabt und die schlimmste Niederlage seit dreihundert Jahren einstecken mssen. Wood brauchte einen Moment, um sich wieder zu fassen. Die letzte Niederlage qulte ihn offenbar immer noch. Deshalb strengen wir uns dieses Jahr noch mehr an als sonst... Also los, gehen wir und setzen unsere neuen Theorien in die Praxis um!, rief Wood, packte seinen Besen und marschierte hinaus. Steifbeinig und immer noch ghnend folgte ihm seine Mannschaft. Sie waren so lange in der Kabine gewesen, dass die Sonne inzwischen ganz aufgegangen war, wenn auch noch Reste des Morgennebels ber dem Stadionrasen hingen. Als Harry das Feld betrat, sah er Ron und Hermine auf der Tribne sitzen. Seid ihr noch nicht fertig?, rief Ron unglubig. Haben noch nicht mal angefangen, entgegnete Harry und schielte neidisch auf die Toasts mit Marmelade, die Ron und Hermine aus der Groen Halle mitgebracht hatten. Wood hat uns neue Spielzge erlutert. Er bestieg seinen Besen, stie sich vom Boden ab und sauste hoch in die Lfte. Die khle Morgenluft peitschte ihm ins Gesicht und weckte seine Lebensgeister grndlicher als Woods langatmiger Vortrag. Ein wunderbares Gefhl, wieder auf dem Quidditch-Feld zu sein. Mit vollem Karacho sauste er um das Stadion und jagte Fred und George hinterher. Was ist das fr ein komisches Klicken?, rief Fred, als sie sich in eine Kurve legten. Harry blickte hinunter auf die Rnge. Colin sa auf einem der hchsten Pltze, hielt die Kamera vor die Augen und schoss ein Foto nach dem andern. In dem fast menschenleeren Stadion klang das Klicken merkwrdig laut. Schau hierher, Harry, hierher!, rief er schrill. Wer ist denn das?, sagte Fred. Keine Ahnung, log Harry und legte einen Spurt ein, um mglichst weit von Colin wegzukommen. Was geht da vor?, sagte Wood stirnrunzelnd und kam zu ihnen herbergeglitten. Warum macht dieser Erstklssler Fotos? Ich mag das nicht. Womglich ist er ein Spion der Slytherins, der unser neues Trainingsprogramm auskundschaften will. Er ist ein Gryffindor, sagte Harry rasch. Und die Slytherins brauchen keinen Spion, Oliver, sagte George. Wieso, fragte Wood gereizt. Weil sie selbst hier sind, sagte George und deutete auf die Erde. Mehrere Gestalten in grnen Umhngen und mit Besen in den Hnden schritten auf das Feld zu. Ist doch nicht zu fassen!, zischte Wood emprt. Ich hab das Feld fr heute gebucht! Das werden wir ja sehen Wood schoss zur Erde und schlug in seinem Zorn doch etwas hrter auf als beabsichtigt. Mit zitternden Knien stieg er vom Besen. Harry, Fred und George folgten ihm. Flint!, bellte Wood den Kapitn der Slytherins an, das ist unsere Trainingszeit! Wir sind extra frh aufgestanden! Ihr knnt gleich wieder Leine ziehen! Marcus Flint war sogar noch grer als Wood. Mit trollhaft durchtriebener Miene antwortete er: Ist doch Platz genug fr uns alle da, Wood. Auch Angelina, Alicia und Katie kamen herber. Mdchen gab es keine im Team der Slytherins; allesamt grinsend standen sie jetzt Schulter an Schulter vor den Gryffindors. Aber ich hab das Feld gebucht, sagte Wood, jetzt buchstblich spuckend vor Wut. Ich hab's gebucht! Aah, sagte Flint. Ich habe hier allerdings eine von Professor Snape persnlich unterzeichnete Erklrung: >Ich, Professor S. Snape, erteile dem Slytherin-Team die Erlaubnis, am heutigen Tage auf dem Quidditch-Feld zu trainieren aufgrund der Notwendigkeit, ihren neuen Sucher auszubilden.< Ihr habt einen neuen Sucher?, sagte Wood verwirrt. Wen? Und hinter den sechs stmmigen Gestalten vor ihnen kam ein siebter, kleinerer Junge zum Vorschein, ber das ganze bleiche, spitze Gesicht feixend. Es war Draco Malfoy. Bist du nicht der Sohn von Lucius Malfoy?, fragte Fred und musterte Malfoy geringschtzig. Komisch, dass du Dracos Vater erwhnst, sagte Flint, und die Slytherin-Mannschaft setzte ein noch breiteres Grinsen auf. Seht mal her, was fr ein grozgiges Geschenk er dem Slytherin-Team gemacht hat. Alle sieben hielten ihre Besen in die Hhe. Sieben auf Hochglanz polierte, brandneue Besenstiele und siebenmal die Aufschrift in gediegenen Goldlettern, die unter den Nasen der Gryffindors in der frhen Morgensonne schimmerten: Nimbus Zweitausendeins. Das allerneueste Modell. Kam erst letzten Monat raus, sagte Flint lssig und blies ein Staubkorn von der Spitze seines Besenstiels. Ich glaube, er schlgt den alten Zweitausender um Lngen. Und was die alten Sauberwischs angeht - gehssig lchelte er Fred und George an, die ihre Sauberwischs Fnf in Hnden hielten - damit knnt ihr die Tafel wischen. Die Gryffindors waren fr den Moment vollkommen sprachlos. Malfoy feixte so breit, dass seine Augen sich zu Schlitzen verengten. Oh, sieh mal, sagte Flint, was fr ein Ansturm. Ron und Hermine kamen ber den Rasen, um nachzusehen, was da passierte. Was ist los?, fragte Ron Harry, warum spielt ihr nicht? Und was macht eigentlich der hier? Das galt Malfoy, der sich gerade den Quidditch-Umhang der Slytherins berwarf. Ich bin der neue Sucher der Slytherins, Weasley, sagte Malfoy mit blasierter Miene. Wir sind gerade dabei, die Besen zu bewundern, die mein Vater unserer Mannschaft geschenkt hat. Ron starrte mit offenem Mund auf die sieben Superbesen vor ihm. Gut, nicht wahr?, sagte Malfoy mit gleichmtiger Stimme. Aber vielleicht schaffen es die Gryffindors ja, ein wenig Gold aufzutreiben und sich ebenfalls neue Besen zuzulegen. Ihr knntet eure Sauberwischs Fnf verscheuern, vielleicht hat ein Museum Interesse dran. Die Slytherins brachen in johlendes Gelchter aus. Zumindest musste sich keiner von den Gryffindors in das Team einkaufen, sagte Hermine mit schneidender Stimme. Die sind nmlich nur wegen ihres Knnens reingekommen. Malfoys blasiertes Gesicht begann zu flackern. Keiner hat dich nach deiner Meinung gefragt, du dreckiges kleines Schlammblut, blaffte er sie an. Harry sprte Sofort, dass Malfoy etwas ganz Schlimmes gesagt haben musste, denn er hatte den Mund noch nicht zugemacht, als auch schon ein Aufschrei zu hren war. Mit einem Hechtsprung stellte sich Flint vor Malfoy, damit Fred und George sich nicht auf ihn werfen konnten, und Alicia kreischte Wie kannst du es wagen!. Ron zog seinen Zauberstab aus dem Umhang und schrie: Dafr wirst du bezahlen, Malfoy! Wutentbrannt richtete er den Zauberstab auf Malfoys Gesicht, das unter Flints Armen hervorlugte. Ein lauter Knall hallte im Stadion wider, ein grner Lichtstrahl schoss aus dem falschen Ende von Rons Zauberstab heraus, traf ihn in den Magen und schleuderte ihn in hohem Bogen rcklings ins Gras. Ron, Ron! Alles in Ordnung mit dir?, kreischte Hermine. Ron ffnete den Mund, um zu sprechen, doch er brachte kein Wort heraus. Stattdessen gab er einen drhnenden Rlpser von sich, und ein Dutzend Schnecken kullerten ihm aus dem Mund in den Scho. Die Slytherins krmmten sich vor Lachen. Flint musste sich auf seinen neuen Besen sttzen, um nicht umzufallen. Malfoy lag auf allen Vieren und hmmerte mit den Fusten auf den Boden. Die Gryffindors schlossen einen Kreis um Ron, der stndig groe, glnzende Schnecken hervorwrgte. Keiner schien ihn berhren zu wollen. Wir schaffen ihn am besten zu Hagrid, das ist am nchsten, sagte Harry zu Hermine. Die nickte mutig und die beiden zogen Ron an den Armen in die Hhe. Was ist passiert, Harry? Was ist passiert? Ist er krank? Aber du kannst ihn doch gesund machen, oder? Colin war von seinem Platz auf der Tribne heruntergerannt und tnzelte neben ihnen her, whrend sie das Feld verlieen. Ein heftiges Wrgen, und noch mehr Schnecken kullerten Ron den Bauch hinunter. Oooh, sagte Colin fasziniert und hob die Kamera. Kannst du ihn still halten, Harry? Aus dem Weg jetzt, Colin, sagte Harry unwirsch. Er und Hermine sttzten Ron auf dem Weg hinaus aus dem Stadion und ber die Felder zum Waldrand. Wir sind fast da, Ron, sagte Hermine, als die Htte des Wildhters in Sicht kam. Gleich geht's dir besser - ein paar Schritte noch - Sie waren sieben Meter vor Hagrids Htte, als die Tr aufflog. Doch es war nicht Hagrid, der herauskam. Gilderoy Lockhart kam herausgeschritten, heute in einem hauchzart malvenfarben getnten Umhang. Schnell, da rber, zischte Harry und zerrte Ron hinter ein nahes Gebsch. Hermine folgte etwas widerstrebend. Es ist ganz einfach, wenn Sie wissen, was Sie zu tun haben, sagte Lockhart mit lauter Stimme zu Hagrid, Sie wissen, wo Sie mich finden, falls Sie Hilfe brauchen. Ich lass Ihnen mein Buch zukommen, es wundert mich, dass Sie es noch nicht haben. Ich signiere heute Abend eines und schick es rber. Nun denn, auf Wiedersehen! Und er marschierte in Richtung Schloss davon. Harry wartete, bis Lockhart auer Sicht war, dann zog er Ron hinter dem Busch hervor und half ihm weiter zu Hagrids Tr, wo sie laut anklopften. Hagrid ffnete auf der Stelle, allerdings recht missmutig dreinblickend. Doch seine Miene hellte sich auf, als er sah, wen er vor sich hatte. Hab mich schon gefragt, wann ihr endlich kommt - rein mit euch - dachte, es wre vielleicht schon wieder Professor Lockhart - Harry und Hermine halfen Ron ber die Schwelle in die Htte mit nur einem Raum, in dem in einer Ecke ein riesiges Bett stand und in der anderen ein munteres Feuer prasselte. Sie lieen Ron in einen Sessel sinken und Harry erklrte rasch, was vorgefallen war. Hagrid schien sich nicht sonderlich an Rons Schneckenproblem zu stren. Besser raus als rein, sagte er gut gelaunt und stellte eine groen Kupferwanne vor Ron auf #Nur immer raus damit, Ron. Ich glaube, wir knnen nichts tun auer abwarten, bis es aufhrt, sagte Hermine bedrckt, whrend sich Ron ber die Wanne beugte. Schon wenn man in Form ist, ist das ein schwieriger Fluch, aber mit einem zerbrochenen Zauberstab - Hagrid war emsig damit beschftigt, ihnen Tee zu kochen. Fang, sein Saurde, sabberte ber Harrys Umhang. Was wollte Lockhart eigentlich bei dir, Hagrid?, fragte Harry und kratzte Fang an den Ohren. Hat mich beraten, wie man Wassergeister aus einer Quelle rauskriegt, brummte Hagrid, dabei rumte er einen halb gerupften Hahn vom geschrubbten Tisch und setzte den Teekessel auf. Als ob ich das nicht selbst wsste. Und hat gro angegeben mit einer Todesfee, die er gebannt hat. Wenn davon auch nur ein Wort wahr ist, futtere ich meinen Kessel auf. Es sah Hagrid gar nicht hnlich, einen Lehrer von Hogwarts zu kritisieren, und Harry blickte ihn berrascht an. Hermine jedoch sagte mit einer etwas hheren Stimme als sonst: Ich glaub, du bist ein bisschen unfair. Professor Dumbledore war ja offensichtlich der Meinung, er sei der beste Mann fr diese Aufgabe. Er war der einzige Mann fr diese Aufgabe, sagte Hagrid und bot ihnen einen Teller mit Sirupbonbons an, whrend Ron keuchend in seine Wanne wrgte. Und das meine ich wrtlich. Wird langsam ziemlich schwierig, jemanden fr diese Arbeit zu finden. Die Leute sind nicht besonders scharf drauf sich mit den dunklen Knsten rumzuschlagen. Allmhlich glauben sie, es bringt Unglck. Seit einiger Zeit hlt keiner mehr besonders lange durch. Aber erklrt mal, sagte Hagrid und nickte mit dem Kopf zu Ron hinber, wen wollte er eigentlich mit dem Fluch belegen? Malfoy hat Hermine beschimpft - muss wirklich schlimm gewesen sein, denn alle sind ausgerastet - Es war schlimm, sagte Ron heiser und tauchte bleich und schwitzend ber der Tischplatte auf, Malfoy hat sie >Schlammblut( genannt, Hagrid. Er wrgte eine neue Welle von Schnecken herauf und tauchte wieder ab. Hagrid war blanker Zorn ins Gesicht gestiegen. Das hat er nicht, knurrte er Hermine an. Hat er doch, sagte sie, aber ich wei nicht, was es bedeutet. Natrlich hab ich mitgekriegt, dass es wirklich bel war - Das ist so ziemlich das Gemeinste, was ihm einfallen konnte, keuchte Ron und tauchte wieder auf. Schlammblut ist ein wirklich schlimmes Schimpfwort fr jemanden, der aus einer Muggelfamilie stammt - du weit ja, mit Eltern, die keine Zauberer sind. Es gibt ein paar Zauberer, wie Malfoys Familie, die glauben, sie wren besser als alle andern, weil sie das sind, was die Leute reinbltig nennen. Er rlpste leise und eine einsame Schnecke flog ihm in die ausgestreckte Hand. Er warf sie in die Wanne und fuhr fort: Wir andern wissen ja, dass es berhaupt keinen Unterschied macht. Seht euch Neville Longbottom an - er ist reinbltig und kann kaum einen Kessel richtig herum aufstellen. Und einen Zauber, den unsere Hermine nicht schafft, mssen sie erst noch erfinden, sagte Hagrid stolz, und Hermines Gesicht lief leuchtend magentarot an. Abscheulich, jemanden so zu nennen, sagte Ron und wischte sich mit zitternder Hand die schweinasse Stirn, schmutziges Blut, gewhnliches Blut. Verrckt. Heute haben die meisten Zauberer ohnehin gemischtes Blut. Wenn wir keine Muggel geheiratet htten, wren wir ausgestorben. Wieder begann er zu wrgen und tauchte ab. Tja, ich mach dir keinen Vorwurf, weil du ihm einen Fluch auf den Hals jagen wolltest, sagte Hagrid laut, da noch mehr Schnecken geruschvoll in die Wanne klatschten. Aber vielleicht ist es ganz gut, dass dein Zauberstab nach hinten losgegangen ist. Ich vermute mal, dass Lucius Malfoy schnurstracks zur Schule marschiert wre, wenn du seinen Sohn mit einem Fluch belegt httest. Wenigstens bist du jetzt nicht in Schwierigkeiten. Harry wollte ihn gerade darauf hinweisen, dass man durchaus in Schwierigkeiten war, wenn einem Schnecken aus dem Mund kullerten, doch er konnte nicht. Hagrids Sirupbonbon hatte ihm die Zhne verklebt. Harry, sagte Hagrid, als ob ihm pltzlich etwas eingefallen wre, mit dir muss ich noch ein Hhnchen rupfen. Wie ich hre, verteilst du Autogrammkarten. Wie kommt es, dass ich noch keine hab? Wtend riss Harry die verklebten Zhne auseinander. Ich vergebe keine Autogrammkarten, sagte er aufgebracht. Wenn Lockhart das immer noch behauptet - Doch dann sah er Hagrid lcheln. War nur 'n Witz, sagte er, klopfte Harry freundschaftlich auf den Rcken, so dass er mit dem Kinn auf den Tisch knallte. Ich wusste schon, dass es nicht stimmt. Hab Lockhart gesagt, dass du es nicht ntig httest. Du bist ohnehin berhmter als er, auch wenn du keinen Finger rhrst. Wette, das hat er gar nicht gern gehrt, sagte Harry, der sich wieder aufgesetzt hatte und sich das schmerzende Kinn rieb. Das kannst du wohl glauben, sagte Hagrid augenzwinkernd. Und als ich ihm dann noch gesagt hab, dass ich kein Buch von ihm gelesen htte, wollte er gehen. Sirupbonbon, Ron?, fgte er hinzu, als Ron wieder auftauchte. Nein danke, sagte Ron matt, das riskier ich besser nicht. Kommt mal mit und seht euch an, was ich angepflanzt hab, sagte Hagrid, als Harry und Hermine ihren letzten Schluck Tee getrunken hatten. Auf dem kleinen Gemsebeet hinter Hagrids Haus wuchsen ein Dutzend der grten Krbisse, die Harry je gesehen hatte. jeder war so gro wie ein mchtiger Findling. Wachsen gut, oder?, sagte Hagrid glcklich. Fr das Halloween-Fest ... bis dahin sollten sie gro genug sein. Womit hast du sie denn gedngt?, fragte Harry. Hagrid sah sich um, ob sie allein waren. Nun, ich hab ihnen - weit du - ein wenig geholfen - Harry sah Hagrids geblmten rosa Schirm an der Rckwand der Htte lehnen. Schon frher hatte Harry den Verdacht gehabt, dass dieser Schirm nicht so harmlos war, wie er aussah. Tatschlich war er sich fast sicher, dass Hagrids alter Schulzauberstab darin versteckt war. Hagrid durfte eigentlich nicht zaubern. Er war im dritten Schuljahr aus Hogwarts verstoen worden, doch hatte Harry nie herausgefunden, warum ... fiel auch nur ein Wort darber; dann rusperte sich Hagrid laut und wurde auf mysterise Weise taub, bis man das Thema wechselte. Ein Schwellzauber, nehme ich an?, sagte Hermine, hin- und hergerissen zwischen Missbilligung und Vergngen. Nun, da hast du wirklich ganze Arbeit geleistet. Das hat deine kleine Schwester auch gesagt, meinte Hagrid zu Ron hinbernickend. Hab sie erst gestern getroffen. Mit zuckendem Bart sah er aus den Augenwinkeln Harry an. Sagte, sie wolle sich nur mal die Lndereien anschauen, aber ich wette, sie hat gehofft, bei mir zufllig noch jemand anderen zu treffen. Er zwinkerte Harry zu. Wenn du mich fragst, sie wrde nicht nein sagen zu einem Autogramm - Ach, hr doch auf damit, sagte Harry. Ron brach in rhrendes Gelchter aus und besprenkelte den Erdboden mit Schnecken. Pass auf!, drhnte Hagrid und zog Ron von seinen wertvollen Krbissen weg. Es war jetzt bald Zeit zum Mittagessen und da Harry seit dem Aufstehen nur ein Sirupbonbon verspeist hatte, zog es ihn in die Schule. Sie verabschiedeten sich von Hagrid und gingen hoch zum Schloss. Ron gluckste zwar noch ein paarmal, doch es kamen nur noch zwei winzige Schnecken zum Vorschein. Kaum hatten sie die Eingangshalle betreten, als auch schon eine laute Stimme ertnte. Da sind Sie ja, Potter - Weasley. Professor McGonagall schritt mit ernster Miene auf sie zu. Sie beide werden heute Abend ihre Strafarbeiten erledigen. Was mssen wir tun, Professor?, fragte Ron und versuchte hektisch einen Rlpser zu unterdrcken. Sie polieren das Silber im Pokalzimmer zusammen mit Mr Filch, sagte Professor McGonagall. Und keine Zauberei, Weasley - Armschmalz. Ron schluckte. Alle Schler des Schlosses hassten Argus Filch, den Hausmeister. Und Sie, Potter, helfen Professor Lockhart dabei, seine Fanpost zu beantworten, sagte Professor McGonagall. O n-, Professor, kann ich nicht auch ins Pokalzimmer?, sagte Harry verzweifelt. Auf keinen Fall, sagte Professor McGonagall und zog die Augenbrauen hoch. Professor Lockhart hat ausdrcklich nach Ihnen verlangt. Pnktlich um acht, Sie beide. Vollkommen niedergeschlagen schlurften Harry und Ron in die Groe Halle. Hermine hinter ihnen hatte ihre Schlielich habt ihr die Schulregeln gebrochen-Miene aufgesetzt. Harry schmeckte sein Auflauf mit Hackfleisch und Kartoffeln nicht so gut, wie er erwartet hatte. Beide waren fest davon berzeugt, das schlechtere Los gezogen zu haben. Filch wird mich die ganze Nacht dabehalten, sagte Ron trbselig. Keine Zauberei! In dem Zimmer mssen doch ber hundert Pokale stehen. Im Putzen nach Muggelart bin ich gar nicht gut. Ich wrd ja jederzeit tauschen, sagte Harry mit hohler Stimme. Bei den Dursleys hab ich 'ne Menge bung bekommen. Aber Lockharts Fanpost beantworten ... der wird ein Alptraum sein ... Der Samstagnachmittag schien rasch dahinzuschmelzen, und kaum hatten sie sich versehen, war es auch schon fnf vor acht. Harry schleppte sich den Gang im zweiten Stock entlang zu Lockharts Bro. Er biss die Zhne zusammen und klopfte. Prompt flog die Tr auf Lockhart strahlte auf ihn herab. Ah, da ist ja der kleine Taugenichts!, sagte er. Kommen Sie rein, Harry, nur herein mit Ihnen - Entlang der Wnde spiegelten zahllose gerahmte Fotos von Lockhart das Licht der vielen Kerzen wider. Ein paar der Bilder hatte er sogar mit seinem Namenszug versehen. Und auf dem Schreibtisch stapelten sich noch mehr Fotos. Sie knnen die Umschlge adressieren!, wies Lockhart Harry an, als ob dies eine besondere Gunst wre. Dieser erste geht an die gute Gladys Gudgeon - groer Fan von mir - Die Minuten schlichen dahin. Harry lie Lockharts Worte an sich abtrpfeln und sagte gelegentlich Mmm und Stimmt und Ja. Hin und wieder fing er einen Satz auf wie: Ruhm ist ein tckischer Begleiter, Harry, oder: Berhmt sein heit, ruhmreich zu handeln, merken Sie sich das. Die Kerzen brannten zur Neige und warfen ihr flackerndes Licht ber die vielen Gesichter Lockharts, die Harry ansahen. Mit schmerzender Hand schrieb Harry auf den wohl tausendsten Umschlag die Adresse einer Veronica Smethley. Muss bald Zeit sein zu gehen, dachte Harry betrbt, bitte lass es bald Zeit sein Und dann hrte er etwas - etwas ganz anderes als das Zischen der ausgehenden Kerzen und Lockharts Gebrabbel ber seine Fans. Es war eine Stimme, eine Stimme, die ihm das Knochenmark gefrieren lie, eine Stimme, erfllt von eiskaltem Hass. Komm ... komm zu mir ... lass mich dich zerreien ... lass mich dich zerfetzen ... lass mich dich tten ... Harry fiel fast vom Stuhl und ein groer lila Fleck breitete sich auf Veronica Smethleys Strae aus. Was?, sagte er laut. Ich wei߫, sagte Lockhart, sechs Monate an der Spitze der Bestsellerliste! Hab alle Rekorde gebrochen! Nein, sagte Harry fiebrig, diese Stimme! Wie bitte?, sagte Lockhart verdutzt, welche Stimme? Diese - diese Stimme, die gesagt hat - haben Sie es nicht gehrt? Lockhart sah Harry hchst erstaunt an. Wovon reden Sie eigentlich, Harry? Vielleicht sind Sie allmhlich ein wenig dsig? Groer Scott - was sagt denn die Uhr! jetzt sind wir schon fast vier Stunden hier! Ist doch nicht zu fassen - wie die Zeit verflogen ist Harry sagte nichts. Er lauschte angestrengt, um die Stimme noch einmal zu hren, doch niemand sprach, auer Lockhart, der ihm erklrte, er drfe nicht erwarten, bei jeder Strafarbeit so gut wegzukommen wie diesmal. Wie betubt ging Harry zur Tr hinaus. Es war so spt, dass der Gemeinschaftsraum der Gryffindors schon fast leer war. Harry ging gleich weiter in den Schlafsaal. Ron war noch nicht zurck. Harry zog seinen Schlafanzug an, stieg ins Bett und wartete. Eine halbe Stunde spter kam Ron herein. Er brachte einen durchdringenden Politurgeruch in den dunklen Saal und massierte sich den rechten Arm. Meine Muskeln sind alle ganz verspannt, sthnte er und lie sich aufs Bett fallen. Vierzehnmal hat er mich diesen Quidditch-Pokal auf Hochglanz bringen lassen, bis er zufrieden war. Und dann hatte ich noch einen Schneckenausbruch ber einem Pokal fr Besondere Verdienste um die Schule. Hat ewig gedauert, bis der Schleim runter war ... wie war's mit Lockhart? Mit leiser Stimme, um Neville, Dean und Seamus nicht aufzuwecken, wiederholte Harry jedes Wort, das er gehrt hatte. Und Lockhart meinte, er htte es nicht gehrt?, fragte Ron. Im Mondlicht sah ihn Harry die Stirn runzeln. Glaubst du, er hat gelogen? Aber ich versteh's nicht - selbst ein Unsichtbarer htte ja die Tr ffnen mssen. Ich wei߫, sagte Harry. Er lehnte sich in seinem Himmelbett zurck und starrte auf den Baldachin ber ihm. Ich versteh's auch nicht. ~Die Todestagsfeier Es wurde Oktober und feuchte Khle breitete sich ber die Lndereien und das Schloss aus. Eine jhe Erkltungswelle unter den Lehrern und Schlern hielt Madam Pomfrey, die Krankenschwester, in Atem. Ihr Aufpppel-Trank wirkte zwar sofort, aber wer ihn getrunken hatte, dem rauchten danach noch stundenlang die Ohren. Percy Weasley drngte die etwas krnklich aussehende Ginny, ein paar Schlucke zu trinken, und sofort zischte Dampf unter ihrem feuerroten Haar hervor und es sah aus, als stnde ihr Kopf in Flammen. Regentropfen, gro wie Gewehrkugeln, trommelten tagelang gegen die Schlossfenster; der See schwoll an, die Blumenbeete verwandelten sich in Schlammstrme und Hagrids Krbisse quollen zur Gre von Gartenschuppen auf, Oliver Wood freilich lie sich nicht beirren und feuerte sie begeistert zu regelmigem Training an. So befand sich Harry eines strmischen Samstagnachmittags bis auf die Haut durchgeweicht und schlammbespritzt auf dein Heimweg zum Turm der Gryffindors. Vom Regen und Wind mal ganz abgesehen war es alles andere als ein gelungenes Training gewesen. Fred und George hatten das Slytherin-Team ausgespht und mit eigenen Augen gesehen, wie schnell sie mit ihren neuen Nimbus Zweitausendeins waren. Die Slytherins jagten durch die Luft wie Senkrechtstarter, so berichteten sie, und seien nur noch als sieben grnliche Dunstschleier auszumachen. Als Harry den ausgestorbenen Gang entlangstapfte, begegnete ihm jemand, der genauso besorgt dreinsah wie er selbst. Der Fast Kopflose Nick, der Geist des Gryffindor-Turms, starrte trbselig aus einem Fenster und brummelte leise vor sich hin ... ich entspreche den Anforderungen nicht ... zwei Zentimeter, wenn das ... Hallo, Nick, sagte Harry. Hallo, hallo, sagte der Fast Kopflose Nick und drehte sich erschrocken um. Er trug einen eleganten Federhut auf dem langen Lockenhaar und einen Waffenrock mit Halskrause, so dass man nicht sehen konnte, dass sein Hals fast ganz durchtrennt war. Er war blass wie Dampf und Harry sah durch ihn hindurch nach drauen auf den dunklen Himmel und die Sintflut, die sich aus ihm ergoss. Er sieht besorgt aus, der junge Potter, sagte Nick, faltete einen durchsichtigen Brief zusammen und steckte ihn ein. Sie ebenfalls, sagte Harry; Ah, sagte der Fast Kopflose Nick mit eleganter Handbewegung, eine Angelegenheit ohne Bedeutung ... nicht, dass ich wirklich Mitglied werden wollte ... dachte, ich bewerbe mich mal, doch offenbar genge ich >nicht den Anforderungen<. Trotz seines gelassenen Tonfalls hatte sein Gesicht einen Zug von Bitterkeit. Aber, nicht wahr, man sollte doch meinen, brach es pltzlich aus ihm heraus, wenn man vierzig Hiebe mit einer stumpfen Axt auf den Hals bekommen hat, wre man gut genug fr die Jagd der Kopflosen? Oh, h, ja, sagte Harry, denn offenbar war hier seine Zustimmung verlangt. Ich meine, keiner wnscht sich mehr als ich, dass alles schnell und sauber vonstatten gegangen und mein Kopf endgltig herunter wre, ich muss sagen, das htte mir einiges an Schmerz und Gelchter erspart. Allerdings - Der Fast Kopflose Nick holte den Brief wieder hervor, faltete ihn auf und las wutentbrannt vor: >Wir knnen nur Jger aufnehmen, deren Kpfe sich endgltig von ihren Krpern getrennt haben. Wie Sie gewiss einsehen, wre es andernfalls unmglich, dass die Mitglieder an Jagdvergngen wie Kopfjonglieren zu Pferde und Kopfpolo teilnehmen knnen. Daher muss ich Ihnen mit dem grten Bedauern mitteilen, dass Sie nicht den Anforderungen entsprechen. Mit den besten Wnschen, Sir Patrick Delaney-Podmore<. Rauchend vor Zorn stopfte der Fast Kopflose Nick den Brief in sein Wams zurck. Zwei Zentimeter Haut und Sehnen halten meinen Kopf auf dem Hals, Harry! Normale Leute wrden denken, das knnte man doch als gekpft durchgehen lassen, aber nein, es reicht nicht fr Sir Ordentlich Gekpfter Podmore. Der Fast Kopflose Nick holte einige Male tief Luft und sagte dann mit viel ruhigerer Stimme: So, und was macht Ihnen Sorgen? Kann ich etwas fr Sie tun? Nein, sagte Harry. Auer, Sie wissen, wo wir sieben Nimbus Zweitausendeins umsonst herkriegen knnten fr unser Spiel gegen Sly - Der Rest des Satzes ging in einem fiepsigen Miauen unter, das aus der Nhe seiner Fe kam. Er blickte hinunter und ein Paar gelbe Laternenaugen starrten ihn an. Es war Mrs Norris, die skelettdrre graue Katze, die der Hausmeister Argus Filch als eine Art Gehilfin in seiner endlosen Schlacht gegen die Schler einsetzte. Sie verschwinden am besten von hier, Harry, sagte Nick hastig, Filch hat ganz schlechte Laune - er hat einen Schnupfen, und ein paar Drittklssler haben in Kerker fnf versehentlich Froschgehirne ber die ganze Decke gespritzt, er hat den ganzen Morgen geputzt, und wenn er Sie hier vor Schlamm triefen sieht - Stimmt, sagte Harry und wich vor dem anklagenden Starren von Mrs Norris zurck, doch nicht schnell genug. Angezogen durch die geheimnisvolle Macht, die ihn offenbar mit seiner heimtckischen Katze verband, brach Argus Filch pltzlich durch einen Wandbehang rechts von Harry. Mit rasselndem Atem sah er sich fieberhaft nach dem Regelverletzer um. Um den Kopf hatte er einen dicken Schal mit Schottenmuster gewickelt und seine Nase glnzte ungewhnlich purpurfarben. Dreck, rief er mit zitternden Wangen und seine Augen quollen beunruhigend weit vor, als er auf die Schlammlache deutete, die von Harrys Quidditch-Umhang herabgetropft war. berall Dreck und Unordnung. Mir reicht's, kann ich dir sagen! Folge mir, Potter! Also winkte Harry mit dsterem Blick dem Fast Kopflosen Nick zum Abschied und folgte Filch nach unten, wobei er die Zahl der schlammigen Fuabdrcke auf dem Boden verdoppelte. Harry war noch nie in Filchs Bro gewesen; das war der Ort, um den die meisten Schler einen weiten Bogen machten. Das schbige und fensterlose Kabuff wurde vom Licht einer lfunzel an der niedrigen Decke erhellt. Ein schwacher Geruch nach gebratenem Fisch hing in der Luft. An der Wand entlang standen hlzerne Aktenschrnke, deren Beschriftungen Harry sagten, dass sie Einzelheiten ber jeden Schler enthielten, den Filch je bestraft hatte. Fred und George Weasley hatten ein ganzes Fach fr sich allein. Eine Sammlung von auf Hochglanz polierten Ketten und Fuschellen hing an der Wand hinter Filchs Schreibtisch. Alle wussten, dass er Dumbledore stndig um die Erlaubnis bat, die Schler an den Fugelenken gefesselt von der Decke baumeln zu lassen. Filch nahm eine Feder aus dem Tintenfass auf seinem Schreibtisch und begann nach Pergament zu stbern. Dreck, murmelte er zornig, groe, glhend heie Drachenpopel ... Froschgehirne ... Ratteninnereien ... mir reicht's ... Strafe zur Abschreckung ... wo ist das Formblatt ... da ... Er hatte eine dicke Rolle Pergament aus der Schreibtischschublade gezogen und sie vor sich ausgebreitet und tunkte nun den langen schwarzen Federkiel in das Tintenfass. Name ... Harry Potter. Verbrechen ... War doch nur ein bisschen Schlamm!, sagte Harry. Fr dich ist es nur ein wenig Schlamm, Junge, aber fr mich ist es eine berstunde Schrubben!, schrie Filch, und an der Spitze seiner Knollennase erzitterte ein widerlicher Tropfen. Verbrechen ... Beschmutzung des Schlosses ... vorgeschlagene Strafe ... Filch tippte mit dem Finger gegen seine triefende Nase und ugte Unheil verkndend zu Harry hinber, der mit angehaltenem Atem auf den Urteilsspruch wartete. Doch gerade als Filch die Feder aufsetzte, erschtterte ein lauter KNALL die Brodecke, der die llampe klirren lie. PEEVES, donnerte Filch zornentbrannt und warf die Feder auf den Tisch, diesmal krieg ich dich, darauf kannst du Gift nehmen! Und ohne Harry auch nur einen Blick zuzuwerfen, hastete Filch plattfig aus dem Bro, Mrs Norris auf den Fersen. Peeves war der Schul-Poltergeist, ein grinsendes, in der Luft schwebendes bel, dessen Lebenszweck es war, Wirrsal und Verdruss zu schaffen. Harry konnte Peeves nicht ausstehen, doch diesmal konnte er nicht anders, als ihm fr seinen Auftritt zur rechten Zeit dankbar zu sein. Was Peeves angestellt hatte (und diesmal hatte es geklungen, als ob er etwas sehr Groes in Stcke geschlagen hatte), wrde Filch hoffentlich von Harry ablenken. Harry dachte, es sei besser zu warten, bis Filch zurckkam, und lie sich in einen mottenzerfressenen Sessel neben dem Schreibtisch sinken. Auer dem halb ausgefllten Formblatt lag noch etwas anderes auf der Tischplatte: ein groer, glnzender, purpurfarbener Umschlag mit silberner Aufschrift auf der Vorderseite. Harry warf rasch einen Blick zur Tr, ob Filch vielleicht schon zurckkam, griff dann nach dem Umschlag und las: KWIKZAUBERN Ein Fernkurs in Zauberei fr Anfnger Neugierig schnippte Harry den Umschlag auf und zog einen Sto Pergamentbltter hervor. Auf der ersten Seite, ebenfalls in Silberschrift, las Harry: Haben Sie das Gefhl, den Anschluss an die moderne Zauberei verloren zu haben? Ertappen Sie sich bei Ausreden, um einfachste Zaubereien nicht ausfhren zu mssen? Werden Sie des fteren wegen Ihrer klglichen Arbeit mit dem Zauberstab getadelt? Es gibt eine Antwort darauf! Kwikzaubern ist ein vllig neu entwickelter, garantiert erfolgreicher, einfach aufgebauter Kurs mit verblffenden Erfolgen. Hunderte von Hexen und Zauberern sind von der Kwikzaubern-Methode begeistert! Madam Z. aus Topsham schreibt: Ich konnte einfach keine Zauberformeln behalten und ber meine Zaubertrnke hat die ganze Familie gelacht! jetzt, nach dem Kwikzaubern-Kurs, bin ich der Mittelpunkt bei allen Partys, und Freunde bitten mich um das Rezept fr meine Funken-Lsung! Hexenmeister D. J. Prod aus Didsbury bekennt: Meine Frau hat meine schwchlichen Zaubereien immer verspottet, doch nach einem Monat Training mit Ihrem fabelhaften Kwikzaubern-Kurs ist es mir gelungen, sie in einen Yak zu verwandeln! Vielen Dank, Kwikzaubern! Fasziniert bltterte Harry die restlichen Bltter durch. Warum in aller Welt brauchte Filch einen Zauberkurs? War er etwa kein richtiger Zauberer? Harry las gerade: Lektion eins. Wie wir den Zauberstab halten (einige ntzliche Tipps), als ein Schlurfen von drauen Filchs Rckkehr ankndigte. Er stopfte die Pergamentbltter zurck in den Umschlag und warf ihn auf den Schreibtisch, als auch schon die Tr aufflog. Mit siegestrunkenem Blick kam Filch herein. Dieser Unsichtbarkeitsschrank war uerst wertvoll!, sagte er gehssig zu Mrs Norris. Diesmal fliegt Peeves raus, meine Se - Sein Blick fiel auf Harry und dann blitzschnell auf den Zauberkurs-Umschlag, der, wie Harry zu spt bemerkte, einen halben Meter zu weit von seinem ursprnglichen Platz entfernt lag. Filchs teigiges Gesicht lief ziegelrot an. Harry wappnete sich gegen eine Flutwelle aus Beschimpfungen. Filch humpelte hinber zum Schreibtisch, schnappte sich den Umschlag und warf ihn in eine Schublade. Hast du ... hast du gelesen -?, prustete er. Nein, log Harry rasch. Filch verschlang seine knorrigen Hnde. Wenn ich gewusst htte, dass du meine private - nicht dass es fr mich wre - fr einen Freund - sei's, wie es ist - allerdings - Harry starrte ihn bestrzt an; noch nie hatte Filch so aufgelst ausgesehen. Seine Augpfel hpften auf und ab, eine seiner teigigen Wangen war von einem Zucken befallen und der schottengemusterte Schal machte den Anblick auch nicht schner. Von mir aus - geh - und kein Wort davon - nicht dass - allerdings, wenn du es nicht gelesen hast - geh jetzt, ich muss den Bericht ber Peeves schreiben - geh - Fassungslos ber sein Glck rannte Harry zur Tr hinaus, den Gang entlang und den Turm hoch. Ohne Bestrafung aus Filchs Stube zu entkommen, war vermutlich eine Art Schulrekord. Harry! Harry! Hat es geklappt? Der Fast Kopflose Nick kam aus einem Klassenzimmer geglitten. Hinter ihm sah Harry die Trmmer eines groen schwarz-goldenen Schranks, der offenbar aus groer Hhe herabgefallen war. Ich hab Peeves dazu berredet, ihn direkt ber Filchs Bro zu zertrmmern, sagte Nick beflissen, dachte, es wrde ihn ablenken - Sie waren das?, erwiderte Harry dankbar. ja, es hat geklappt, ich hab nicht einmal eine Strafarbeit bekommen, danke, Nick! Sie machten sich auf den Weg den Gang entlang. Der Fast Kopflose Nick hielt schon wieder Sir Patricks Ablehnungsbrief in der Hand. Ich wnschte, ich knnte etwas fr Sie tun wegen dieser Kopflosenjagd, sagte Harry. Der Fast Kopflose Nick blieb wie angewurzelt stehen und Harry ging geradewegs durch ihn hindurch. Das bereute er, denn es war wie ein Schritt durch eine eiskalte Dusche. Aber es gibt tatschlich etwas, das Sie fr mich tun knnen, sagte Nick aufgeregt. Harry - wre es zu viel verlangt - aber nein, Sie wollen bestimmt nicht - Was denn?, sagte Harry. Nun, an diesem Halloween ist mein fnfhundertster Todestag, sagte der Fast Kopflose Nick mit schwellender Brust und wrdevollem Blick. Oh, sagte Harry, nicht ganz sicher, ob er eine mitleidsvolle oder eine glckliche Miene aufsetzen sollte. Verstehe. Ich gebe unten in einem der gerumigeren Kerker ein Fest. Aus dem ganzen Land werden Freunde kommen. Es wre mir eine groe Ehre, wenn Sie dabei wren. Mr Weasley und Miss Granger wren natrlich ebenfalls willkommen - aber ich frchte, Sie gehen lieber zum Schulfest? Wie auf die Folter gespannt musterte er Harry. Nein, sagte Harry rasch, ich komme - Mein lieber Junge! Harry Potter auf meiner Todestagsfeier! Und -, sagte er zgernd und aufgeregt, wre es Ihnen vielleicht mglich, gegenber Sir Patrick zu erwhnen, wie furchtbar angsteinflend und beeindruckend Sie mich finden? Na... natrlich, sagte Harry. Der Fast Kopflose Nick strahlte ihn an. Eine Todestagsfeier, sagte Hermine begeistert. Harry hatte sich endlich umgezogen und Hermine und Ron im Gemeinschaftsraum getroffen. Ich wette, es gibt nicht viele Lebende, die von sich behaupten knnen, auf einer davon gewesen zu sein - das wird sicher faszinierend! Warum sollte jemand den Tag feiern wollen, an dem er gestorben ist?, fragte Ron, der erst mit der Hlfte seiner Zaubertrank-Hausaufgaben fertig war und schlechte Laune hatte. Das hrt sich ja niederschmetternd an ... Noch immer peitschte Regen gegen die Fenster, die nun tintenschwarz waren; drinnen war es jedoch hell und behaglich. Das Feuer warf flackerndes Licht auf die weichen Sessel im Umkreis. Die anderen Schler lasen, unterhielten sich oder machten Hausaufgaben. Oder aber sie waren wie Fred und George Weasley mit dem Versuch beschftigt herauszufinden, was geschehen wrde, wenn man einen Salamander mit einem Filibuster-Feuerwerkskrper ftterte. Fred hatte die orangerot leuchtende, im Feuer lebende Echse aus dem Unterricht fr die Pflege magischer Geschpfe gerettet, und von einer Schar Neugieriger umgeben schmorte sie nun ruhig auf einem Tisch vor sich hin. Harry wollte gerade Ron und Hermine von Filch und dem Kwikzaubern-Kurs erzhlen, als der Salamander pltzlich pfeifend in die Luft schoss und knallende Funken spuckend wild im Raum umherwirbelte. Percy, der sich wegen Fred und George heiser brllte, und der fabelhafte Anblick des mandarinefarbene Funken ausstiebenen Salamanders und dessen von Explosionen begleitete Flucht ins Feuer - dies alles vertrieb Filch und den Kwikzaubern-Kurs aus Harrys Gedanken. Halloween kam, und Harry bereute sein voreiliges Versprechen, zu der Todestagsfeier zu gehen. Die anderen Schler freuten sich schon auf ihr Halloween-Fest; die Groe Halle war wie blich mit lebenden Fledermusen ausgeschmckt, Hagrids Riesenkrbisse waren zu Laternen ausgeschnitzt worden, in denen drei Schler auf einmal sitzen konnten, und es liefen Gerchte um, Dumbledore habe zur Unterhaltung eine Truppe tanzender Skelette gebucht. Versprochen ist versprochen, ermahnte Hermine Harry energisch. Du hast gesagt, dass du auf die Todestagsfeier gehst. So gingen Harry, Ron und Hermine um sieben Uhr geradewegs an der Tr zu der voll besetzten Groen Halle vorbei, in der goldene Teller und Kerzen einladend schimmerten, und stiegen hinab in die Kerker. Der Gang, der zur Feier des Fast Kopflosen Nick fhrte, war ebenfalls mit Kerzen beleuchtet, wenn auch diese nicht gerade eine aufmunternde Wirkung hatten: es waren lange, dnne, kohlschwarze Kerzen mit hellblauen Flammen, die sogar ihre lebendigen Gesichter leicht geisterhaft aussehen lieen. Mit jedem Schritt, den sie gingen, wurde es klter. Harry zitterte und zog seinen Umhang fest zu, und da hrte er etwas, das klang wie tausend Fingerngel, die ber eine riesige Tafel kratzten. Soll das etwa Musik sein?, flsterte Ron. Sie bogen um eine Ecke und sahen den Fast Kopflosen Nick vor einer Tr stehen, die mit schwarzem Samt bespannt war. Meine lieben Freunde, sagte er von Trauer erfllt, willkommen, willkommen ... so erfreut, dass Sie kommen konnten ... Er riss sich den Federhut vom Kopf und bat sie mit einer Verbeugung herein. Ein unglaublicher Anblick bot sich ihnen. Der Kerker war voll mit hunderten perlweier, durchscheinender Gestalten. Die meisten schwebten dicht gedrngt ber einem Tanzboden und walzten zu dem frchterlichen Kreischen von dreiig Musiksgen eines Orchesters, das auf einer schwarz bespannten Bhne spielte. ber ihnen verstrmten weitere tausend Kerzen auf einem Kronleuchter mitternachtsblaues Licht. Ihr Atem stieg als Nebelwolke vor ihnen auf; es war, als wrden sie einen Eisschrank betreten. Sollen wir uns ein wenig umsehen?, schlug Harry vor; er musste nmlich dringend seine Fe aufwrmen. Passt auf. dass ihr durch keinen hindurchgeht, sagte Ron nervs, und sie machten sich auf den Weg um die Tanzflche. Sie kamen an einer Gruppe dsterer Nonnen vorbei, an einem zerlumpten und mit Ketten gefesselten Mann und an dem Fetten Mnch, einem gut gelaunten Geist aus dem Hause Hufflepuff, der in ein Gesprch mit einem Ritter vertieft war, aus dessen Stirn ein Pfeil ragte. Harry erkannte auch den Blutigen Baron, einen ausgemergelten, stierenden Slytherin-Geist voll silberner Blutflecke, und es wunderte ihn nicht, dass die anderen Geister einen weiten Bogen um ihn schlugen. O nein, sagte Hermine und blieb schlagartig stehen. Umdrehen, umdrehen, ich will nicht mit der Maulenden Myrte sprechen - Mit wem?, sagte Harry, whrend sie rasch kehrtmachten. Sie spukt in der Mdchentoilette im ersten Stock herum, sagte Hermine. Sie spukt in einem Klo herum? ja. War fast das ganze Jahr ber geschlossen, weil sie stndig Anflle hat und alles unter Wasser setzt. Ich bin da sowieso nicht hingegangen, wenn ich's vermeiden konnte, es ist bescheuert, wenn du aufs Klo gehen willst und sie jammert dich voll - Seht mal, da gibt's was zu essen!, sagte Ron. Auf der anderen Seite des Kerkers stand ein langer Tisch, ebenfalls mit schwarzem Samt bedeckt. Hungrig traten sie nher, doch nach ein paar Schritten blieben sie entsetzt stehen. Der Gestank war Ekel erregend. Auf schnen Silberplatten lagen riesige verdorbene Fische, rabenschwarze verbrannte Kuchen huften sich auf Tellern; es gab groe Mengen Schafsinnereien, auf denen sich frhlich Maden tummelten, einen Kselaib, berzogen mit flaumigem grnem Moder und, der Stolz der Kche, einen gewaltigen grauen Kuchen in der Form eines Grabsteins, verziert mit einer Art Teer, der die Worte bildete: SIR NICHOLAS DE MIMSY-PORPINGTON gestorben am 31. Oktober 1492 Harry sah erstaunt zu, wie ein flliger Geist sich dem Tisch nherte, in die Knie ging und mit offenem Mund durch einen stinkenden Lachs watschelte. Knnen Sie es schmecken, wenn Sie hindurchgehen?, fragte ihn Harry. Beinahe, sagte der Geist traurig und entschwebte. Ich denke mal, sie lassen es verrotten, damit es einen strkeren Geschmack annimmt, sagte Hermine altklug, kniff sich die Nase zu und beugte sich vor, um die verwesenden Innereien zu begutachten. Lasst uns gehen, mir ist schlecht, sagte Ron. Kaum hatten sie sich umgedreht, huschte ein kleiner Mann unter dem Tisch hervor und schwebte ihnen in den Weg. Hallo, Peeves, sagte Harry behutsam. Im Gegensatz zu den Geistern um sie herum war Peeves, der Poltergeist, berhaupt nicht blass und durchscheinend. Er trug einen hellorangeroten Papierhut, eine sich drehende Fliege und grinste arglistig ber das ganze breite Gesicht. Was zu knabbern?, sagte er schmeichlerisch und bot ihnen eine Schale mit pilzberwucherten Erdnssen an. Nein danke, sagte Hermine. Hab gehrt, wie ihr ber die arme Myrte gesprochen habt, sagte Peeves mit tanzenden Augpfeln. Unverschmte Dinge habt ihr ber die arme Myrte gesagt. Er holte tief Luft und rief mit donnernder Stimme: OY! MYRTE! O nein, Peeves, erzhl ihr nicht, was ich gesagt hab, das wird sie ganz durcheinander bringen, flsterte Hermine aufgeregt. Ich hab's nicht so gemeint, ich hab nichts gegen sie - ah, hallo, Myrte. Der Geist eines plumpen Mdchens war zu ihnen herbergeglitten. Sie hatte das trbseligste Gesicht, das Harry je gesehen hatte, halb verborgen hinter glattem Haar und einer dicken Perlmuttbrille. Was ist?, sagte sie schmollend. Wie geht es dir, Myrte?, fragte Hermine mit geknstelt munterer Stimme, schn, dass du mal aus der Toilette rauskommst. Myrte schniefte. Miss Granger hat gerade ber dich gesprochen, sagte Peeves heimtckisch in Myrtes Ohr. Hab nur gesagt - wie - wie hbsch du heute Abend aussiehst, sagte Hermine und starrte Peeves mit wtendem Blick an. Myrte beugte Hermine misstrauisch. Du machst dich ber mich lustig, sagte sie, und silberne Trnen schossen in ihre kleinen durchsichtigen Augen. Nein, ehrlich, hab ich nicht gerade gesagt, wie hbsch Myrte aussieht?, sagte Hermine und stie Harry und Ron schmerzhaft in die Rippen. Oja - Das hat sie - Lgt mich nicht an, sthnte Myrte, und jetzt kullerten Trnen ihr Gesicht hinunter, whrend Peeves glcklich ber ihre Schulter hinweg gluckste. Meint ihr, ich wei nicht, wie mich die Leute hinter meinem Rcken nennen? Fette Myrte! Hssliche Myrte! Elende, maulende, trbselige Myrte! Du hast >picklig< vergessen, zischte ihr Peeves ins Ohr. Die Maulende Myrte brach in verzweifeltes Schluchzen aus und floh aus dem Kerker. Peeves schoss ihr nach, bewarf sie mit pilzigen Erdnssen und rief Picklig! Picklig! Ach je, sagte Hermine traurig. Der Fast Kopflose Nick schwebte ihnen durch die Gsteschar entgegen. Macht's Spa? O ja, logen sie. Es sind doch einige gekommen, sagte der Fast Kopflose Nick stolz. Die Klagende Witwe ist immerhin aus Kent angereist ... es ist Zeit fr meine Rede, ich geh lieber und sag dem Orchester Bescheid ... e Das Orchester hrte jedoch in diesem Moment zu spielen auf. Und auch alle andern im Kerker verstummten und drehten sich entgeistert um, als ein Jagdhorn ertnte. Oh, da sind sie, sagte der Fast Kopflose Nick verbittert. Durch die Kerkerwnde brach ein Dutzend Geisterpferde, jedes geritten von einem kopflosen Reiter. Die Versammelten klatschten begeistert und auch Harry begann zu klatschen, hielt beim Anblick von Nicks Gesicht jedoch rasch inne. Die Pferde galoppierten in die Mitte der Tanzflche, wo sie aufbumend und ausschlagend Halt machten; ein groer Geist an der Spitze, der seinen brtigen Kopf unter dem Arm trug, sprang herab und hob den Kopf in die Luft, um ber die Menge sehen zu knnen (alles lachte). Er setzte den Kopf auf den Hals und schritt auf den Fast Kopflosen Nick zu. Nick, drhnte er. Wie geht's? Hngt der Kopf immer noch dran? Unter schallendem Gelchter klopfte er dem Fast Kopflosen Nick auf die Schulter. Willkommen, Patrick, sagte Nick steif. Lebendige!, rief Sir Patrick, als er Harry, Ron und Hermine erblickte, und zuckte mit gespieltem Entsetzen zusammen, so dass sein Kopf wieder herunterkullerte (die Menge johlte auf). Sehr amsant, sagte der Fast Kopflose Nick mit dsterer Miene. Strt euch nicht an Nick!, rief Sir Patricks Kopf vom Fuboden hoch, der ist immer noch sauer, weil er nicht an der Jagd teilnehmen darf! Aber ich wrde meinen - schaut euch den Kerl doch mal an - Ich denke, sagte Harry rasch auf einen bedeutungsvollen Blick von Nick hin, Nick ist sehr - furchteinflend und - hm - Ha!, rief Sir Patricks Kopf, wette, er hat Sie gebeten, das zu sagen! Drfte ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten, es ist Zeit fr meine Rede!, sagte der Fast Kopflose Nick laut, schritt auf das Podium zu und trat in das eisblaue Licht einer Kerze. Meine beklagenswerten verstorbenen Lords, Ladys und Gentlemen, es ist mir ein groes Missvergngen ... Doch niemand mochte mehr zuhren. Sir Patrick und der Rest seiner Kopflosen Jger hatten eine Partie Kopfhockey begonnen und die Gste wandten sich dem Spiel zu. Der Fast Kopflose Nick bemhte sich vergeblich, die Aufmerksamkeit seines Publikums zurckzugewinnen, gab jedoch auf, als Sir Patricks Kopf unter lautem Johlen an ihm vorbeisegelte. Harry war es inzwischen sehr kalt, ganz zu schweigen von seinem Hunger. Ich halt's hier nicht mehr lange aus, knurrte Ron mit klappernden Zhnen, als das Orchester wieder zu sgen begann und die Geister auf den Tanzboden zurckschwebten. Gehen wir, stimmte ihm Harry zu. Den Umstehenden lchelnd zunickend machten sie sich auf den Weg in Richtung Tr, und kurze Zeit spter hasteten sie zurck durch den mit schwarzen Kerzen gesumten Gang. Vielleicht sind sie mit dem Nachtisch noch nicht fertig, sagte Ron hoffnungsvoll und betrat als Erster die Stufen zur Eingangshalle. Und dann hrte Harry es. Reien ... zerfetzen ... tten ... Es war dieselbe Stimme, dieselbe kalte, mrderische Stimme, die er schon in Lockharts Bro gehrt hatte. Stolpernd hielt er inne, legte die Hnde auf die steinerne Wand, blickte gangauf und gangab und lauschte mit aller Kraft. Harry, was Da ist wieder diese Stimme - sei mal still - ... so hungrig ... schon so lange ... Hrt, sagte Harry eindringlich, und Ron und Hermine erstarrten und richteten die Augen auf ihn. ... tten ... Zeit zu tten ... Die Stimme wurde schwcher. Sie bewegte sich fort von ihnen, da war sich Harry sicher - nach oben. Er starrte an die dunkle Decke, und eine Mischung aus Angst und Erregung erfllte ihn; wie konnte sie sich nach oben bewegen? War sie ein Phantom, dem steinerne Decken nichts ausmachten? Hier lang, rief er und lief die Stufen zur Eingangshalle hoch. Doch hier war gewiss nichts mehr zu hren, denn Stimmengewirr vom Halloween-Fest drang aus der Groen Halle. Ron und Hermine dicht auf den Fersen rannte Harry die Marmortreppe zum ersten Stock hoch. Harry, was tun wir - SCHHH! Harry spitzte die Ohren. Aus dem nchsten Stockwerk, aus weiter Ferne, hrte er die verblassende Stimme: ... ich rieche Blut ... ICH RIECHE BLUT! Harry drehte sich der Magen um - Es wird jemanden umbringen!, rief er und rannte los. Ohne auf Rons und Hermines verwirrte Gesichter zu achten, nahm er drei Stufen der nchsten Treppe auf einmal und versuchte ber das Getrappel der eigenen Schritte hinweg zu lauschen - Harry jagte durch alle Gnge im zweiten Stock und Ron und Hermine keuchten hinter ihm her. Erst, als sie in den letzten, verlassenen Korridor eingebogen waren, hielten sie an. Harry, was ist eigentlich los?, fragte Ron, whrend er sich den Schwei vom Gesicht wischte. Ich hab nichts gehrt ... Da stie Hermine einen kurzen Seufzer aus und deutete den Gang hinunter. Seht mal! An der Wand vor ihnen leuchtete etwas. Sie sphten durch die Dunkelheit und traten vorsichtig nher. An die Wand zwischen zwei Fenstern waren halbmeterhohe Wrter geschmiert, die im flackernden Licht der Fackeln schimmerten. DIE KAMMER DES SCHRECKENS WURDE GEFFNET. FEINDE DES ERBEN, NEHMT EUCH IN ACHT Was hngt - dadrunter?, fragte Ron mit leichtem Zittern in der Stimme. Zgernd gingen sie vor. Harry rutschte beinahe aus - auf dem Boden war eine groe Wasserlache; Ron und Hermine hielten ihn fest und gemeinsam nherten sie sich der Schrift an der Wand, die Augen auf den dunklen Schatten darunter gerichtet. Alle drei erkannten im selben Augenblick, was es war, und zuckten zurck. Mrs Norris, die Katze des Hausmeisters, hing am Schwanz festgebunden vom Fackelhalter herab. Sie war steif wie ein Brett, und in ihren weit aufgerissenen Augen lag ein starrer Blick. Einige Atemzge lang standen sie da wie angefroren. Dann sagte Ron: Lasst uns von hier verschwinden. Sollten wir nicht versuchen ihr zu helfen -, begann Harry verlegen. Glaub mir, sagte Ron, es ist besser, wenn uns hier niemand sieht. Doch es war zu spt. Ein Drhnen, wie von fernem Donner, sagte ihnen, dass das Fest gerade zu Ende war. Von beiden Enden des Korridors nherte sich das Trappeln hunderter treppensteigender Fe und das laute, muntere Gesumme wohlgenhrter Schler: und schon drangen sie von den Seiten herein. Das Geschnatter und Gekicher und der Lrm starben jh ab, als die Ersten von ihnen die aufgehngte Katze erblickten. Harry, Ron und Hermine standen allein inmitten des Durchgangs, und allmhlich verstummte die ganze Schar und drngte vorwrts, um die grauenvolle Sttte zu sehen. Dann durchbrach ein Ruf die Stille. Feinde des Erben, nehmt euch in Acht! Ihr seid die Nchsten, Schlammblter Es war Draco Malfoy. Er hatte sich ganz nach vorn gedrngt. Mit einem Funkeln in den kalten Augen, das sonst blutleere Gesicht gertet, grinste er beim Anblick der starren Katze. ~Die Schrift an der Wand Was geht hier vor? Was ist los? Argus Filch, angelockt von Malfoys Geschrei, keilte sich mit den Ellbogen durch die Schlerschar. Als er Mrs Norris erblickte, zuckte er erschrocken zurck und begrub entsetzt das Gesicht in den Hnden. Meine Katze! Meine Katze! Was ist mit Mrs Norris passiert, jammerte er. Und seine hervorquellenden Augen richteten sich auf Harry. Du!, kreischte er, du! Du hast meine Katze ermordet! Du hast sie gettet! Ich bring dich um! Ich Argus! Dumbledore hatte den Schauplatz betreten, mit etlichen Lehrern im Schlepptau. Im Nu rauschte er an Harry, Ron und Hermine vorbei und holte Mrs Norris vom Fackelhalter. Kommen Sie mit, Argus, sagte er zu Filch, und Sie auch, Mr Potter, Mr Weasley, Miss Granger. Beflissen trat Lockhart vor. Mein Bro ist am nchsten, Direktor - nur die Treppe hoch - bitte seien Sie so frei - Ich danke Ihnen, Gilderoy, sagte Dumbledore. Die stumme Menge teilte sich, um sie durchzulassen. Lockhart, aufgeregt und mit gewichtiger Miene, eilte hinter Dumbledore her; und auch die Professoren McGonagall und Snape folgten. Als sie Lockharts dunkles Bro betraten, gab es ein Gehusche entlang der Wnde. Harry sah einige Lockharts mit Lockenwicklern in den Haaren aus den Bildern verschwinden. Der echte Lockhart zndete die Kerzen auf dem Schreibtisch an und trat zurck. Dumbledore legte Mrs Norris auf die polierte Tischplatte und begann sie zu untersuchen. Harry, Ron und Hermine tauschten gespannte Bcke und setzten sich auf Sthle auerhalb des Kerzenscheins. Die Spitze von Dumbledores langer Hakennase war kaum drei Zentimeter von Mrs Norris' Fell entfernt. Durch seine Halbmondbrille untersuchte er sie genau, wobei er sie mit seinen langen Fingern streichelte und anstupste. Professor McGonagall, die Augen zu Schlitzen verengt, hatte sich fast ebenso nahe zu der Katze herabgebeugt. Hinter ihnen im Halbschatten stand Snape, wachsam und mit einem hchst merkwrdigen Gesichtsausdruck: als ob er angestrengt versuchte nicht zu lcheln. Und Lockhart tnzelte um sie alle herum und gab seine Einschtzungen zum Besten. Eindeutig ein Fluch, der sie umgebracht hat - vermutlich die Transmutations-Tortur - ich hab's viele Male mit angesehen, leider war ich hier nicht dabei. Ich kenne nmlich den Gegenfluch, der sie gerettet htte ... Whrend Lockharts Auslassungen waren immer wieder Filchs trockene, markerschtternde Schluchzer zu hren. Er war auf einem Stuhl neben dem Schreibtisch zusammengesunken, das Gesicht in den Hnden vergraben und nicht fhig, einen Blick auf Mrs Norris zu werfen. Sosehr er Filch verabscheute, Harry konnte nicht anders, er empfand ein wenig Mitleid fr ihn, wenn auch nicht so viel wie fr sich selbst. Wenn Dumbledore Filch glaubte, wrde er ihn ohne Frage von der Schule weisen. Dumbledore murmelte jetzt seltsame Worte vor sich hin und tippte Mrs Norris mit seinem Zauberstab an, doch nichts passierte: sie sah weiterhin aus, als wre sie gerade ausgestopft worden. ... ich kann mich an einen ganz hnlichen Vorfall in Ouagadogou erinnern, sagte Lockhart, eine Serie von Attacken, nachzulesen in meiner Autobiographie; ich konnte die Dorfbevlkerung mit verschiedenen Amuletten ausstatten, und die Sache war sofort erledigt ... Die Lockharts an den Wnden nickten allesamt zustimmend. Einer davon hatte vergessen, sein Haarnetz abzunehmen. Endlich richtete sich Dumbledore auf, Sie ist nicht tot, Argus, sagte er sanft. Lockhart, der gerade die Zahl der Morde zhlte, die er verhindert hatte, verstummte jh. Nicht tot, wrgte Filch hervor und sah Mrs Norris durch einen Fingerspalt an. Aber warum ist sie ganz ... ganz steif und erstarrt? Sie wurde versteinert, sagte Dumbledore. (Ah! Hab ich's mir doch gedacht!, rief Lockhart.) Doch wie, kann ich nicht sagen ... Fragen sie ihn!, kreischte Filch und wandte sein fleckiges und trnenverschmiertes Gesicht Harry zu. Kein Zweitklssler htte das geschafft, sagte Dumbledore bestimmt. Dafr wre schwarze Magie der fortgeschrittensten - Er hat's getan, er hat's getan, keifte Filch, und sein teigiges Gesicht lief purpurrot an. Sie haben gesehen, was er an die Wand geschrieben hat! Er hat - in meinem Bro - er wei, dass ich ein - ich ein - in Filchs Gesicht trat etwas frchterlich Gequltes, er wei, dass ich ein Squib bin, stie er hervor. Ich habe Mrs Norris nicht einmal angefasst!, sagte Harry laut und im Bewusstsein, dass ihn alle ansahen, auch alle Lockharts an den Wnden. Und ich wei nicht mal, was ein Squib ist. Unsinn, schnarrte Filch, er hat meinen Kwikzaubern-Brief gesehen! Wenn ich etwas dazu sagen darf, Direktor, sagte Snape aus dem Schatten heraus, und Harrys ungute Vorahnung verstrkte sich; gewiss wrde Snape nichts zu sagen haben, was ihm helfen knnte. Potter und seine Freunde waren vielleicht nur zur falschen Zeit am falschen Ort, sagte er, und seine Lippen kruselten sich in einem Anflug von Hme, als ob er dies bezweifelte, aber wir haben hier eine Reihe von verdchtigen Umstnden. Warum war er berhaupt in diesem Korridor? Warum war er nicht beim Halloween-Fest? Harry, Ron und Hermine sprudelten gleichzeitig los, um die Sache mit der Todestagsfeier zu erklren: ... da waren hunderte von Geistern, die werden Ihnen sagen, dass wir dort waren - Aber warum seid ihr hinterher nicht zum Fest gekommen?, sagte Snape, und seine dunklen Augen glitzerten im Kerzenlicht. Warum seid ihr hoch in diesen Korridor? Ron und Hermine sahen Harry an. Weil ... weil ..., sagte Harry mit heftig pochendem Herzen, und etwas sagte ihm, es wrde weit hergeholt klingen, wenn er ihnen erklrte, dass eine krperlose Stimme, die nur er hren konnte, ihn dorthin gelockt habe. Weil wir mde waren und ins Bett gehen wollten, sagte er. Ohne noch etwas zu Abend zu essen?, fragte Snape mit einem triumphierenden Lcheln auf dem hageren Gesicht. Ich dachte, Geister wrden bei ihren Partys keine Speisen servieren, die Lebenden bekmmlich wren. Wir hatten keinen Hunger, sagte Ron laut, um ein gewaltiges Knurren seines Magens zu bertnen. Snapes gehssiges Lcheln verwandelte sich in ein breites Grinsen. Ich denke, dass Potter nicht die ganze Wahrheit sagt, verkndete er. Es wre angeraten, ihm gewisse Vergnstigungen zu entziehen, bis er bereit ist, uns die ganze Geschichte zu erzhlen. Ich persnlich meine, er sollte aus dem Quidditch-Team ausgeschlossen werden, bis er sich entschlossen hat, alle Unklarheiten zu beseitigen. Nun mal halblang, Severus, sagte Professor McGonagall scharf, ich sehe keinen Grund, dem Jungen das Quidditch zu verbieten. Diese Katze hat keinen Schlag mit dem Besenstiel abbekommen. Es gibt keinerlei Beweise dafr, dass Potter etwas Unrechtes getan hat. Dumbledore sah Harry prfend an. Seine blinkenden hellblauen Augen gaben Harry das Gefhl, gerntgt zu werden. Unschuldig bis zum Beweis der Schuld, Severus, sagte er entschieden. Snape sah zornig aus, ebenso wie Filch. Meine Katze ist versteinert worden!, kreischte er mit hpfenden Augenbllen, ich will eine Bestrafung sehen Wir werden sie heilen knnen, Argus, sagte Dumbledore geduldig, Madam Sprout ist es krzlich gelungen, einige Alraunen zu zchten. Sobald sie ihre volle Gre erreicht haben, werde ich einen Trank brauen lassen, der Mrs Norris wieder beleben wird. Das erledige ich, warf Lockhart ein. Ich muss es schon hundertmal getan haben, ich knnte einen Alraune-Wiederbelebungstrank im Schlaf zusammenbrauen. Verzeihen Sie, sagte Snape eisig, doch ich denke, ich bin der Experte fr Zaubertrnke an dieser Schule. Eine peinliche Pause trat ein. Sie knnen gehen, sagte Dumbledore zu Harry, Ron und Hermine. Sie gingen so schnell sie konnten, ohne zu rennen. Ein Stockwerk ber Lockharts Bro huschten sie in ein leeres Klassenzimmer und schlossen die Tr leise hinter sich. Harry versuchte in der Dunkelheit die Gesichter seiner Freunde auszumachen. Meint ihr, ich htte ihnen von der Stimme erzhlen sollen, die ich gehrt habe? Nein, sagte Ron ohne Zgern. Stimmen zu hren, die niemand sonst hren kann, ist kein gutes Zeichen, nicht einmal in der Zaubererwelt. Etwas in Rons Stimme lie Harry fragen: Du glaubst mir doch, oder? Natrlich, sagte Ron rasch. Aber, du musst zugeben, es ist unheimlich ... Ich wei, es ist unheimlich, sagte Harry. Die ganze Geschichte ist unheimlich. Was stand da an der Wand? Die Kammer wurde geffnet ... Was soll das heien? Wart mal, da klingelt etwas in meinem Kopf, sagte Ron langsam. Ich glaube, jemand hat mir mal eine Geschichte ber eine geheime Kammer in Hogwarts erzhlt ... vielleicht war es Bill ... Und was in aller Welt ist eigentlich ein Squib?, fragte Harry. berrascht hrte er, wie Ron verdruckst kicherte. Nun ja - eigentlich ist es nicht lustig - aber wenn es um Filch geht, sagte er, ein Squib ist jemand, der aus einer Zaubererfamilie stammt, aber keine magischen Krfte besitzt. Sozusagen das Gegenteil der Zauberer aus den Muggelfamilien, aber Squibs sind ganz selten. Wenn Filch ein wenig Magie in diesem Kwikzaubern-Kurs lernen will, muss er ein Squib sein. Das wrde vieles erklren. Zum Beispiel, warum er Schler so hasst. Ron lchelte zufrieden. Er ist verbittert. Irgendwo lutete eine Glocke. Mitternacht, sagte Harry. Wir gehen besser zu Bett, bevor Snape kommt und versucht, uns wegen etwas anderem dranzukriegen. Ein paar Tage lang sprachen sie in der Schule von nichts anderem als vom Angriff auf Mrs Norris. Filch erinnerte sie alle immer wieder daran, indem er am Tatort auf und ab marschierte, als ob er glaubte, der Angreifer werde zurckkehren. Harry hatte gesehen, wie er die Schrift an der Wand mit Mrs Skowers Allzweck-Magische-Sauerei-Entferner schrubbte, doch ohne Erfolg. Die Worte leuchteten so hell wie zuvor auf der steinernen Wand. Wenn Filch nicht den Schauplatz des Verbrechens bewachte, schlurfte er mit roten Augen durch die Gnge, strzte sich drohend auf arglose Schler und versuchte ihnen Nachsitzen aufzubrummen fr Dinge wie lautes Atmen oder glckliches Aussehen. Ginny Weasley schien ber Mrs Norris' Schicksal sehr betrbt zu sein. Ron zufolge war sie eine groe Katzenliebhaberin. Aber du hast doch Mrs Norris gar nicht richtig kennen gelernt, meinte Ron aufmunternd. Ehrlich gesagt sind wir ohne sie viel besser dran. Ginnys Lippen zitterten. Solche Geschichten passieren nicht oft in Hogwarts, versicherte ihr Ron, sie werden den Verrckten kriegen, der es getan hat, und ihn schnurstracks rauswerfen. Ich hoffe nur, er hat Zeit, Filch zu versteinern, bevor er rausfliegt. - Ich mach nur Witze, fgte er hastig hinzu, als Ginny erbleichte. Der Vorfall hatte auch seine Wirkung auf Hermine. Es war durchaus blich, dass sie viel Zeit mit Lesen verbrachte, doch jetzt tat sie fast nichts anderes mehr. Harry und Ron brachten mit ihrer Frage, was sie denn aushecke, auch nicht viel aus ihr heraus, und erst am folgenden Mittwoch erfuhren sie es. Snape hatte Harry nach der Zaubertrankstunde zurckbehalten und ihn Ringelwrmer von den Tischen kratzen lassen. Nachdem er hastig sein Mittagessen hinuntergeschlungen hatte, ging er nach oben, um Ron in der Bibliothek zu treffen. Da kam Justin Finch-Fletchley, der Hufflepuffjunge aus der Kruterkunde, auf ihn zu. Harry hatte gerade den Mund aufgemacht, um hallo zu sagen, als Justin ihn bemerkte, abrupt kehrtmachte und floh. Harry fand Ron weit hinten in der Bibliothek, wo er seine Hausaufgaben in Geschichte der Zauberei erledigte. Professor Binns hatte ihnen einen meterlangen Aufsatz berDie Versammlung europischer Zauberer im Mittelalter aufgegeben. Ich glaub's einfach nicht, ich hab immer noch zwanzig Zentimeter zu wenig, sagte Ron aufgebracht und lie sein Pergament los, das sich im Nu wieder zusammenrollte. Und Hermine hat anderthalb Meter in ihrer Bonsai-Schrift geschafft. Wo ist sie?, fragte Harry, griff sich das Maband und entrollte seine eigene Hausarbeit. Irgendwo dort drben, sagte Ron und deutete zu den Regalen hinber. Sucht stndig Bcher. Ich glaube, sie will die ganze Bibliothek noch vor Weihnachten auslesen. Harry erzhlte Ron, dass Justin Finch-Fletchley vor ihm Reiaus genommen habe. Wei nicht, weshalb dich das berhaupt beschftigt, er kam mir ein wenig dumm vor, sagte Ron, whrend er so gro wie mglich aufs Pergament krakelte. Der ganze Unsinn ber Lockhart, den sie so groartig findet - Hermine tauchte zwischen den Bcherregalen auf. Sie sah verrgert aus und schien endlich bereit, mit ihnen zu reden. Alle Exemplare der Geschichte von Hogwarts sind ausgeliehen, sagte sie und setzte sich neben Harry und Ron. Es gibt eine zweiwchige Warteliste. Htte ich doch mein Exemplar nicht zu Hause gelassen, aber es hat bei den vielen Lockhart-Bchern einfach nicht mehr in den Koffer gepasst. Warum willst du es?, fragte Harry. Aus dem gleichen Grund wie alle andern auch, sagte Hermine, um die Legende von der Kammer des Schreckens nachzulesen. Was ist das?, sagte Harry rasch. Das ist es ja. Ich kann mich nicht erinnern, sagte Hermine und biss sich auf die Lippe. Und anderswo kann ich die Geschichte auch nicht finden - Hermine, lass mich deinen Aufsatz lesen, sagte Ron, verzweifelt auf die Uhr blickend. Nein, das mchte ich nicht, sagte Hermine pltzlich in strengem Ton, du hast doch zehn Tage Zeit gehabt. Ich brauch doch nur noch sechs Zentimeter, nun komm schon - Es lutete. Ron und Hermine gingen zankend in Geschichte der Zauberei. Das war das langweiligste Fach auf ihrem Stundenplan. Professor Binns war der einzige Geist, den sie als Lehrer hatten, und dass er einmal das Klassenzimmer durch die Tafel betreten hatte, war das Aufregendste, was je in seinem Unterricht passiert war. Er war uralt und schrumplig, und viele Leute sagten, er habe nicht bemerkt, dass er tot sei. Er war eines Tages einfach aufgestanden, um zum Unterricht zu gehen, und hatte seinen Krper in einem Sessel vor dem Kamin im Lehrerzimmer zurckgelassen; sein Tagesablauf hatte sich seither nicht im Mindesten gendert. Heute war es noch langweiliger als sonst. Professor Binns ffnete seine Unterlagen und begann dumpf drhnend wie ein Staubsauger zu lesen, bis fast alle in der Klasse in einen Wachschlaf verfallen waren, nur gelegentlich aufmerkend, um einen Namen oder ein Datum zu notieren. Hermine hob die Hand. Professor Binns, inmitten eines sterbenslangweiligen Vortrags ber die Internationale Zaubererversammlung von 1289, schaute verdutzt auf. Miss - hm - Granger, Professor. Ich frage mich, ob Sie uns nicht etwas ber die Kammer des Schreckens erzhlen knnten, sagte Hermine mit heller Stimme. Dean Thomas, der mit herabhngendem Unterkiefer dagesessen und aus dem Fenster gestarrt hatte, schreckte aus seiner Trance; Lavender Brown riss den Kopf von ihren Armen und Nevilles Ellbogen rutschte vom Tisch. Professor Binns blinzelte. Mein Fach ist Geschichte der Zauberei, sagte er mit seiner trockenen, pfeifenden Stimme. Ich habe es mit Tatsachen zu tun, Miss Granger, nicht mit Mythen und Legenden. Er rusperte sich, was sich anhrte wie zerbrechende Kreide, und fuhr fort: im September jenes Jahres hat ein Unterausschuss zyprischer Zauberer - Er verhaspelte sich und brach ab. Wieder ruderte Hermines Hand durch die Luft. Miss Grant? Bitte, Sir, gehen Legenden nicht auf immer Tatsachen zurck? Professor Binns sah sie derart irritiert an, dass Harry sich sicher war, dass noch kein Schler ihn je zuvor unterbrochen hatte, weder zu seinen Lebzeiten noch danach. Nun, sagte Professor Binns langsam, ja, so knnte man argumentieren, denke ich. Er sphte zu Hermine hinber, als ob er noch nie zuvor eine leibhaftige Schlerin gesehen htte. Allerdings ist die Legende, von der Sie sprechen, eine derart reierische, geradezu lcherliche Geschichte - Doch nun hing die ganze Klasse an Professor Binns' Lippen. Er sah sie mit verhangenem Blick an und aller Augen waren auf ihn gerichtet. Harry konnte sehen, dass derart ungewhnliches Interesse Binns vllig aus dem Huschen brachte. Oh, wie Sie wnschen, sagte er langsam. Lassen Sie mich berlegen ... die Kammer des Schreckens ... Sie alle wissen natrlich, dass Hogwarts vor ber tausend Jahren gegrndet wurde - das genaue Datum ist nicht bekannt -, und zwar von den vier grten Hexen und Zauberern des damaligen Zeitalters. Die vier Huser der Schule sind nach ihnen benannt: Godric Gryffindor, Helga Hufflepuff, Rowena Ravenclaw und Salazar Slytherin. Sie haben dieses Schloss gemeinsam erbaut, fern von neugierigen Muggelaugen, denn es war ein Zeitalter, als das einfache Volk die Zauberei frchtete und Hexen und Zauberer unter grausamer Verfolgung zu leiden hatten. Er hielt inne, schaute sich mit trben Augen im Raum um und fuhr dann fort. Ein paar Jahre lang arbeiteten die Zauberer eintrchtig zusammen. Sie suchten sich junge Leute, denen sie magische Krfte ansahen, und brachten sie auf das Schloss, um sie auszubilden. Doch dann kam es zum Streit. Zwischen Slytherin und den andern tat sich eine wachsende Kluft auf. Slytherin wollte die Schler, die in Hogwarts aufgenommen wurden, strenger auslesen. Er glaubte, das Studium der Zauberei msse den durch und durch magischen Familien vorbehalten sein. Schler mit Muggeleltern wollte er nicht aufnehmen, denn sie seien nicht vertrauenswrdig. Nach einiger Zeit kam es darber zu einem heftigen Streit zwischen Slytherin und Gryffindor, und Slytherin verlie die Schule. Wieder machte Professor Binns eine Pause, schrzte die Lippen und sah dabei aus wie eine schrumplige alte Schildkrte. Zuverlssige historische Quellen sagen uns jedenfalls so viel, sagte er. Doch diese klaren Tatsachen werden berwuchert durch die phantasiereiche Legende von der Kammer des Schreckens. Dieser zufolge hat Slytherin eine Geheimkammer in das Schloss eingebaut, von der die anderen Grnder nichts wussten. Und die Legende sagt weiter, dass Slytherin diese Kammer versiegelt hat, so dass keiner sie ffnen kann, bis sein eigener wahrer Erbe zur Schule kommt. Der Erbe allein soll in der Lage sein, die Kammer des Schreckens zu entsiegeln, den Schrecken im Innern zu entfesseln und mit seiner Hilfe die Schule von all jenen zu subern, die es nicht wert seien, Zauberei zu studieren. Ein Schweigen trat ein, als er zu Ende erzhlt hatte, doch es war nicht das bliche, schlfrige Schweigen, das Professor Binns' Unterricht erfllte. Die Stimmung war unangenehm gespannt, denn alle sahen ihn an und warteten auf mehr. Professor Binns sah ein wenig ungehalten aus. Die ganze Geschichte ist natrlich blhender Unsinn, sagte er. Natrlich haben die gelehrtesten Hexen und Zauberer die Schule nach einer solchen Kammer durchsucht, viele Male. Es gibt sie nicht. Eine Mr, die dazu taugt, den Leichtglubigen Furcht einzujagen. Hermines Hand war schon wieder oben. Sir - was genau meinen Sie mit dem >Schrecken( in der Kammer? Das soll eine Art Monster sein, das nur der Erbe von Slytherin im Griff hau, sagte Professor Binns mit seiner trockenen, schrillen Stimme. Die Klasse tauschte beunruhigte Blicke aus. Ich versichere Ihnen, dieses Wesen existiert nicht, sagte Professor Binns und bltterte durch seine Unterlagen. Es gibt weder eine Kammer noch ein Monster. Aber Sir, sagte Seamus Finnigan, wenn die Kammer nur von Slytherins wahrem Erben geffnet werden kann, dann kann sie ja kein anderer finden, nicht wahr? Unsinn, Flaherty, sagte Professor Binns nun in ernsterem Ton. Wenn eine lange Reihe von Schulleitern und Schulleiterinnen in Hogwarts das Ding nicht gefunden hat - Aber, Professor, piepste Parvati Patil, man braucht wahrscheinlich schwarze Magie, um sie zu ffnen - Wenn ein Zauberer keine schwarze Magie gebraucht, heit das noch lange nicht, dass er sie nicht auch beherrscht, Miss Pennyfeather, antwortete Professor Binns barsch. Ich wiederhole, wenn Leute wie Dumbledore - Aber vielleicht muss man mit Slytherin verwandt sein, also konnte Dumbledore nicht -, begann Dean Thomas, doch Professor Binns hatte genug. Das reicht jetzt, sagte er scharf Es ist ein Mythos! Die Kammer existiert nicht! Es gibt rcht den Zipfel eines Beweises, dass Slytherin auch nur einen geheimen Besenschrank gebaut hat! Ich bereue es, Ihnen eine so hanebchene Legende erzhlt zu haben! Wir werden jetzt, wenn Sie erlauben, zur Geschichte zurckkehren, zu den harten, glaubhaften und nachprfbaren Tatsachen! Und fnf Minuten spter war die Klasse wieder in ihren blichen Wachschlaf gesunken. Ich hab immer gewusst, dass Salazar Slytherin ein verrckter alter Schwachkopf war, sagte Ron zu Harry und Hermine, als sie sich nach Ende der Stunde durch die dicht gedrngten Gnge kmpften, um ihre Taschen vor dem Abendessen nach oben zu bringen. Aber ich hab nicht gewusst, dass er diesen ganzen Unsinn mit dem reinen Blut angefangen hat. Ich wollte nicht in seinem Haus sein, und wenn man mich dafr bezahlte. Ehrlich gesagt, wenn der Sprechende Hut versucht htte, mich nach Slytherin zu stecken, htte ich gleich wieder den Zug nach Hause genommen ... Hermine nickte eifrig, doch Harry sagte kein Wort. In seinem Inneren hatte sich gerade etwas schmerzhaft verkrampft. Harry hatte Ron und Hermine nie erzhlt, dass der Sprechende Hut ernsthaft erwogen hatte, ihn nach Slytherin zu stecken. Als ob es erst gestern gewesen wre, konnte er sich noch an die leise Stimme erinnern, die in sein Ohr gesprochen hatte, als er vor einem Jahr den Hut aufgesetzt hatte. Du knntest gro sein, weit du, es ist alles da in deinem Kopf, und Slytherin wird dir auf dem Weg zur Gre helfen. Kein Zweifel ... Doch Harry, der schon gehrt hatte, dass das Haus Slytherin in dem Ruf stand, schwarze Magier hervorzubringen, hatte verzweifelt gedacht: Nicht Slytherin!, und der Hut hatte gesagt: Nun, wenn du dir sicher bist - dann besser nach Gryffindor ... Whrend der Schlerstrom sie in die eine Richtung trug, schwamm in der Gegenrichtung Colin Creevey vorbei. Hi, Harry! Hallo, Colin, sagte Harry beilufig. Harry - Harry - ein Junge in meiner Klasse hat gesagt, dass du - Doch Colin war so klein, dass er nicht gegen die Welle von Schlern ankmpfen konnte, die ihn zur Groen Halle trug; sie hrten ihn noch quieken: Bis nachher, Harry, und dann war er verschwunden. Was sagt ein Junge in seiner Klasse ber dich?, fragte Hermine. Dass ich der Erbe von Slytherin bin, vermute ich, sagte Harry, und sein Magen machte eine Umdrehung, als ihm pltzlich einfiel, wie Justin Finch-Fletchley am Mittag vor ihm Reiaus genommen hatte. Die Leute hier glauben auch alles, sagte Ron angewidert. Die Menge verlor sich allmhlich und die nchste Treppe nahmen sie ohne Mhe. Glaubst du wirklich, dass es eine Kammer des Schreckens gibt?, fragte Ron Hermine. Ich wei nicht, sagte sie stirnrunzelnd. Dumbledore konnte Mrs Norris nicht heilen, und deshalb denke ich, was immer sie angegriffen hat, ist vielleicht kein - nun ja -menschliches Wesen. Whrend sie sprach, bogen sie um eine Ecke und fanden sich nun ganz am Ende jenes Korridors, in dem der Angriff geschehen war. Sie hielten inne und sahen sich um. Der Schauplatz sah genauso aus wie in jener Nacht, nur hing keine steife Katze vom Fackelhalter, und ein leerer Stuhl stand an der Wand, auf der immer noch zu lesen war: Die Kammer wurde geffnet. Da hat Filch Wache gehalten, murmelte Ron. Sie sahen sich an. Der Korridor war menschenleer. Kann nicht schaden, wenn wir uns ein wenig umsehen, sagte Harry. Er stellte seine Tasche ab, ging auf die Knie und kroch nach Spuren suchend auf dem Boden umher. Brandflecken!, sagte er, hier - und hier - Komm und schau dir das an, sagte Hermine, das ist merkwrdig ... Harry stand auf und ging hinber zum Fenster neben der Schrift an der Wand. Hermine deutete auf die oberste Fensterscheibe, wo sich etwa zwanzig Spinnen auf einem Haufen drngten und offenbar mit aller Kraft versuchten durch einen kleinen Riss zu kommen. Ein langer silberner Faden pendelte hin und her wie ein Seil, als ob sie alle schnell daran hochgekrabbelt wren, um hinauszugelangen. Hast du jemals so etwas bei Spinnen gesehen?, sagte Hermine kopfschttelnd. Nein, sagte Harry, und du, Ron? Ron? Er wandte den Kopf. Ron hielt weiten Abstand zu ihnen und schien gegen den Drang anzukmpfen, einfach wegzulaufen. Was ist los?, sagte Harry. Ich mag keine Spinnen, sagte Ron gepresst. Das hab ich nicht gewusst, sagte Hermine und sah Ron berrascht an. Du hast doch so oft Spinnen in Zaubertrnke gemischt ... Gegen tote hab ich ja nichts, sagte Ron, der sorgfltig den Blick aufs Fenster vermied. Ich mag nur nicht, wie sie sich bewegen ... Hermine kicherte. Das ist nicht komisch, sagte Ron beleidigt. Wenn du's wissen willst: Als ich drei war, hat Fred meinen ... meinen Teddybren in eine eklige groe Spinne verwandelt, weil ich seinen Spielzauberstab zerbrochen hatte ... Du wrdest sie auch nicht ausstehen knnen, wenn du deinen Bren geknuddelt httest, und der htte pltzlich zu viele Beine ... Erschaudernd brach er ab. Hermine bemhte sich offenbar immer noch, sich das Lachen zu verkneifen. Harry hatte das dringende Gefhl, sie sollten lieber das Thema wechseln, und sagte: Erinnert ihr euch an das viele Wasser auf dem Boden? Wo kam das her? jemand hat es aufgewischt. Es war ungefhr hier, sagte Ron, der sich wieder gesammelt hatte, und ging ein paar Schritte an Filchs Stuhl vorbei: Auf Hhe dieser Tr. Er streckte die Hand nach dem bronzenen Trknopf aus, zog sie aber jh wieder zurck, als ob er sich verbrannt htte. Was ist denn jetzt wieder los?, wollte Harry wissen. Ich kann da nicht rein, sagte Ron grantig. Das ist ein Mdchenklo. Ach Ron, da wird niemand drin sein, sagte Hermine. Sie richtete sich auf und kam zu ihm herber. Da lebt die Maulende Myrte. Komm, lass uns mal nachsehen. Sie setzte sich ber das groe Defekt-Schild hinweg und ffnete die Tr. Es war der dsterste und trostloseste Toilettenraum, den Harry je betreten hatte. Unter einem riesigen gesplitterten und fleckigen Spiegel zog sich eine Reihe angeschlagener Waschbecken entlang. Der Boden war feucht und spiegelte trbe das Licht einiger Kerzenstummel wider, die in ihren Haltern ausbrannten; von den zerkratzten Holztren der Kabinen schlte sich die Farbe ab und eine hing in den Angeln. Hermine drckte die Finger an die Lippen und schlich hinber zur hintersten Kabine. Dort angelangt, sagte sie: Hallo, Myrte, wie geht es dir? Harry und Ron traten neugierig hinzu. Die Maulende Myrte schwebte ber der Kloschssel und drckte an einem Pickel auf ihrem Kinn herum. Das ist ein Mdchenklo, sagte sie und musterte Ron und Harry misstrauisch. Das sind keine Mdchen. Nein, stimmte ihr Hermine zu, ich wollte ihnen nur zeigen, wie - hm - nett du es hier hast. Mit einer Armbewegung deutete sie auf den schmutzigen alten Spiegel und den feuchten Boden. Frag sie, ob sie etwas gesehen hat, hauchte Harry in Hermines Ohr. Was flsterst du da?, fragte Myrte und starrte ihn an. Nichts, sagte Harry rasch. Wir wollten nur fragen - Ich wnschte, die Leute wrden aufhren, hinter meinem Rcken zu reden!, sagte Myrte mit trnenerstickter Stimme. Ich hab auch Gefhle, msst ihr wissen, obwohl ich tot bin - Myrte, niemand will dich rgern, sagte Hermine, Harry wollte nur - niemand will mich rgern! Guter Witz, heulte Myrte. Mein Leben hier drin war nichts als das reine Elend, und nun kommen auch noch Leute, die mir den Tod ruinieren! Wir wollten dich fragen, ob du in letzter Zeit etwas Merkwrdiges gesehen hast, sagte Hermine rasch. Denn direkt vor der Tr wurde an Halloween eine Katze angegriffen. Hast du an diesem Abend jemanden hier gesehen?, fragte Harry. Ich hab nicht drauf geachtet, sagte Myrte aufbrausend. Peeves hat mich derart zur Verzweiflung getrieben, dass ich hierher geflchtet bin und versucht habe, mich umzubringen. Dann ist mir natrlich eingefallen, dass ich ... dass ich ... Dass du schon tot bist, half Ron ihr weiter. Myrte stie ein dramatisches Schluchzen aus, stieg hoch in die Luft, drehte sich um und strzte sich, die drei mit Wasser bespritzend, kopfber in die Kloschssel, wo sie verschwand; ihren dumpfen Schluchzern nach zu schlieen war sie irgendwo im Abflussrohr zur Ruhe gekommen. Harry und Ron standen mit offenen Mndern da, doch Hermine zuckte matt die Achseln und meinte: Offen gestanden war das fr Myrtes Verhltnisse eine fast frhliche Unterhaltung... kommt, gehen wir. Harry hatte kaum die Tr hinter Myrtes gurgelnden Schluchzern zugeschlagen, als eine laute Stimme die drei zusammenzucken lie. RON! Percy Weasley, mit glnzendem Vertrauensschlerabzeichen, stand wie angewurzelt am Treppenabsatz, mit dem Ausdruck unglubigen Staunens auf dem Gesicht. Das ist ein Mdchenklo!, sagte er entsetzt, was habt ihr -? Haben uns nur ein wenig umgesehen, meinte Ron achselzuckend, Spuren, weit du - Percy schwoll auf eine Weise an, die Harry stark an Mrs Weasley erinnerte. Verschwindet - auf - der - Stelle, sagte er, schritt auf sie zu und begann sie mit den Armen fuchtelnd fortzuscheuchen. Ist euch denn egal, was das fr einen Eindruck macht? Hierher zurckzukommen, whrend alles beim Abendessen ist? Warum sollten wir nicht hier sein?, versetzte Ron aufgebracht. Er hielt an und stellte sich wtend vor Percy auf. Hr zu, wir haben diese Katze nicht angerhrt! Das hab ich auch Ginny gesagt, sagte Percy erbost, aber sie denkt offenbar immer noch, dass ihr von der Schule fliegt, ich hab sie nie so aufgeregt gesehen, sie heult sich die Augen aus, denk doch mal an sie, alle Erstklssler sind wegen dieser ganzen Geschichte vllig aus dem Huschen - Dir ist Ginny doch egal, sagte Ron, und die Ohren liefen ihm jetzt rot an. Du machst dir nur Sorgen, dass ich dir die Chance vermassle, Schulsprecher zu werden - Fnf Punkte Abzug fr Gryffindor, sagte Percy barsch und befingerte sein Vertrauensschlerabzeichen. Und ich hoffe, das ist dir eine Lektion! Keine Detektivarbeit mehr, oder ich schreibe an Mum! Und er schritt davon, sein Nacken so rot wie Rons Ohren. Harry, Ron und Hermine setzten sich an diesem Abend im Gemeinschaftsraum so weit wie mglich von Percy weg. Ron war immer noch schlecht gelaunt und bekleckste stndig seine Zauberkunst-Hausaufgaben. Als er gedankenverloren nach seinem Zauberstab griff, um die Kleckse zu entfernen, fing das Pergament Feuer. Ron, der vor Zorn fast so rauchte wie seine Hausaufgaben, schlug das Lehrbuch der Zaubersprche, Band 2 zu. Zu Harrys berraschung tat es ihm Hermine gleich. Aber wer knnte es denn sein?, sagte sie mit ruhiger Stimme, als wrde sie gerade ein Gesprch fortsetzen. Wer wrde alle Squibs und Muggelkinder aus Hogwarts vertreiben wollen? berlegen wir mal, sagte Ron mit gespielter Ratlosigkeit, wer, den wir kennen, denkt, Muggelkinder seien Abschaum? Er sah Hermine an. Hermine gab den Blick zurck, nicht gerade berzeugt. Wenn du von Malfoy redest - Natrlich tue ich das!, sagte Ron, du hast ihn gehrt Ihr seid die Nchsten, Schlammblter! -. du musst dir nur sein fieses Rattengesicht ansehen, dann weit du, dass er es ist - Malfoy, der Erbe von Slytherin?, sagte Hermine zweifelnd. Schau dir seine Familie an, sagte Harry und schlug ebenfalls seine Bcher zu. Die ganze Bande war in Slytherin, damit prahlt er doch immer. Sie knnten ohne weiteres die Nachfahren von Slytherin sein. Sein Vater ist bse genug. Vielleicht haben sie schon seit Jahrhunderten den Schlssel zur Kammer des Schreckens, sagte Ron, geben ihn immer weiter, die Vter den Shnen ... Gut, Hermine zgerte, ich denke, es wre mglich ... Aber wie beweisen wir es?, fragte Harry. Es knnte da eine Mglichkeit geben, sagte Hermine langsam, und mit einem raschen Blick hinber zu Percy senkte sie ihre Stimme noch weiter. Natrlich ist es schwierig. Und gefhrlich, sehr gefhrlich. Wir wrden wahrscheinlich fnfzig Schulregeln brechen, frchte ich - Wenn du irgendwann mal Lust haben solltest, uns das nher zu erklren, vielleicht in einem Monat oder so, dann sag einfach Bescheid?, sagte Ron gereizt. Na gut, sagte Hermine khl. Wir mssen in den Gemeinschaftsraum der Slytherins kommen und Malfoy ein paar Fragen stellen, ohne dass er merkt, dass wir es sind. Aber das ist unmglich, sagte Harry, und Ron lachte auf. Nein, ist es nicht, sagte Hermine. Alles, was wir brauchen, wre ein wenig Vielsaft-Zaubertrank. Was ist das?, fragten Ron und Harry wie aus einem Munde. Snape hat es neulich im Unterricht erwhnt - Glaubst du, wir haben in Zaubertrnke nichts Besseres zu tun als Snape zuzuhren?, murrte Ron. Er verwandelt einen in jemand anderen. Denkt darber nach! Wir knnten uns in drei Slytherins verwandeln. Keiner wrde wissen, dass wir es sind. Malfoy wrde wahrscheinlich alles vor uns ausplaudern. Er prahlt damit bestimmt gerade jetzt im Gemeinschaftsraum der Slytherins, wenn wir ihn nur hren knnten. Dieses Vielsaft-Zeugs klingt mir ein wenig tckisch, sagte Ron stirnrunzelnd. Was, wenn wir stecken bleiben und fr immer wie drei Slytherins aussehen? Nach einer Weile verliert sich die Wirkung, sagte Hermine, ungeduldig mit der Hand wedelnd, aber an das Rezept zu kommen wird schwierig werden. Snape meinte, es sei in einem Buch namens Hchst potente Zaubertrnke und es wird sicher in der Verbotenen Abteilung der Bibliothek sein. Es gab nur eine Mglichkeit, ein Buch aus der Verbotenen Abteilung zu bekommen: Sie brauchten die schriftliche Erlaubnis eines Lehrers. Schwer einzusehen, warum wir eigentlich das Buch brauchen sollten, sagte Ron, wenn wir nicht einen der Zaubertrnke zusammenbrauen wollen. Ich glaube, sagte Hermine wenn wir so tun, als ob wir einfach an der Theorie interessiert wren, haben wir vielleicht eine Chance ... Ach komm, kein Lehrer wird darauf reinfallen, sagte Ron. Der msste schon ziemlich blde sein. ~Der besessene Klatscher Seit der unrhmlichen Geschichte mit den Wichteln hatte Professor Lockhart keine lebenden Geschpfe mehr in den Unterricht gebracht. Stattdessen las er ihnen aus seinem Buch vor und manchmal spielte er einige der dramatischeren Geschehnisse daraus nach. Fr diese Auffhrungen bat er meist Harry um Hilfe. So hatte er ihn schon gentigt, einen einfachen Drfler aus Transsylvanien zu spielen, den Lockhart von einem Babbelfluch geheilt hatte, einen Yeti mit einem Schnupfen und einen Vampir, der, seit Lockhart sich ihn zur Brust genommen hatte, nichts mehr auer Kopfsalat essen konnte. Auch in der nchsten Stunde Verteidigung gegen die dunklen Knste holte Lockhart Harry vor die Klasse, und diesmal musste er einen Werwolf spielen. Er htte sich am liebsten geweigert, doch hatte er einen sehr guten Grund, Lockhart bei Laune zu halten. Ein schnes lautes Heulen, Harry - genau - und dann, stellt euch vor, strze ich mich auf ihn - wie jetzt - und drck ihn zu Boden - so - mit der einen Hand halte ich ihn unten - mit der andern steche ich den Zauberstab gegen seine Kehle - dann nehme ich meine letzten Krfte zusammen und fhre den immens komplizierten Homorphus-Zauber aus - der Werwolf fiept jmmerlich - weiter, Harry - noch hher -gut - der Pelz verschwindet - die Reizhne schrumpfen - und er verwandelt sich zurck in einen Menschen. Einfach, aber wirksam. Und noch ein Dorf wird meiner auf ewig gedenken als jenes Helden, der es von den Schrecken der allmonatlichen Werwolfangriffe erlst hat. Die Glocke lutete. Lockhart warf sich in die Brust. Hausaufgaben: Schreibt ein Gedicht ber meinen Sieg ber den Wagga Wagga Werwolf! Mein Buch Magisches Ich mit Autogramm als Belohnung fr das beste Gedicht! Das Klassenzimmer begann sich zu leeren. Harry ging nach hinten, wo Ron und Hermine auf ihn warteten. Fertig?, wisperte Harry. Warte, bis alle drauen sind, sagte Hermine nervs.So, jetzt ... Ein Blatt Papier zwischen die Finger gepresst ging sie nach vorn zu Lockharts Tisch. Harry und Ron folgten ihr auf den Fersen. hm - Professor Lockhart?, stammelte Hermine, ich mchte gerne - dieses Buch - aus der - Bibliothek haben. Nur zur Hintergrundlektre. Mit ein wenig zittriger Hand zeigte sie ihm das Blatt. Das Problem ist nur, es steht in der Verbotenen Abteilung, also brauche ich einen Lehrer; der mir diese Erlaubnis unterschreibt - ich bin sicher, es hilft mir zu verstehen, was Sie in Gammeln mit Ghulen ber langsam wirkende Gifte sagen - Ah, Gammeln mit Ghulen!, sagte Lockhart und griff mit einem breiten Lcheln nach Hermines Blatt. Vielleicht mein Lieblingsbuch. Hat es Ihnen gefallen? Oja, sagte Hermine respektvoll, so schlau, wie Sie diesen letzten mit dem Teesieb gefangen haben - Nun, sicher wird niemand etwas dagegen haben, wenn ich meiner besten Schlerin in diesem Jahr noch ein wenig weiterhelfe, sagte Lockhart herzlich und zckte einen riesigen Pfauenfederhalter. ja, hbsch, nicht wahr?, sagte er, Rons emprten Blick missdeutend, ich benutz ihn normalerweise nur, um Bcher zu signieren. Er malte einen riesigen, verschlungenen Namenszug aufs Papier und reichte es Hermine zurck. So, Harry, sagte Lockhart, whrend Hermine das Blatt mit fahriger Hand zusammenfaltete und es in die Tasche gleiten lie. Morgen ist das erste Quidditch-Spiel der Saison? Gryffindor gegen Slytherin? Wie ich hre, sind Sie ein brauchbarer Spieler. Auch ich war mal Sucher. Man hat mich gebeten, in der Nationalmannschaft zu spielen, doch ich zog es vor, mein Leben der Auslschung der dunklen Krfte zu widmen. Trotzdem, wenn Sie je das Bedrfnis nach ein wenig Einzeltraining haben, zgern Sie nicht zu fragen. Bin immer gern bereit, meine Erfahrung an weniger gute Spieler weiterzugeben ... Harry gab einen undeutlichen Kehllaut von sich und hastete dann Ron und Hermine nach. Ich fass es einfach nicht, sagte er, als die drei sich die Unterschrift auf dem Papier ansahen. Er hat nicht mal nachgesehen, welches Buch wir wollen. Er ist eben ein hirnloser Aufschneider, sagte Ron. Aber was soll's, wir haben, was wir brauchen - Er ist kein hirnloser Aufschneider, sagte Hermine schrill, und im Laufschritt machten sie sich auf den Weg in die Bibliothek. Nur weil er gesagt hat, dass du dieses Jahr die beste Schlerin bist - Sie senkten die Stimmen und traten in die Stille der Bibliothek. Madam Pince, die Bibliothekarin, war eine drre, reizbare Gestalt, die aussah wie ein unterernhrter Geier. Hchstpotente Zaubertrnke?, wiederholte sie misstrauisch und wollte Hermine das Papier aus der Hand ziehen, doch Hermine lie nicht los. Ich wrd es so gerne behalten, hauchte sie. Ach, komm schon, sagte Ron. Er zerrte ihr das Papier aus der Hand und klatschte es Madam Pince hin. Wir holen dir noch ein Autogramm, Lockhart unterschreibt ja alles, wenn es lang genug still steht. Madam Pince hielt das Blatt hoch gegen das Licht, als wre sie entschlossen, eine Flschung aufzuspren, doch es hielt ihrer Prfung stand. Sie stakste davon und verschwand zwischen den hohen Regalen. Ein paar Minuten spter kehrte sie mit einem groen, schimmlig aussehenden Buch zurck. Hermine steckte es vorsichtig in die Tasche, und whrend sie die Bibliothek verlieen, achteten sie sorgfltig darauf, nicht allzu schnell zu gehen oder zu schuldbewusst dreinzuschauen. Fnf Minuten spter hatten sie sich wieder im kaputten Klo der Maulenden Myrte verschanzt. Hermine hatte sich gegen Rons Einwnde durchgesetzt und darauf hingewiesen, dass dies der letzte Ort sei, den jemand aufsuchen wrde, der noch alle Tassen im Schrank hatte. Hier wrden sie jedenfalls nicht gestrt werden. Die Maulende Myrte weinte geruschvoll in ihrer Kabine, doch sie beachteten sie nicht, und Myrte tat es ihnen gleich. Vorsichtig schlug Hermine Hchst potente Zaubertrnke auf, und die drei beugten sich ber die stockfleckigen Seiten. Ein Blick sagte ihnen, warum es in die Verbotene Abteilung gehrte. Einige der Zaubertrnke hatten derart gruslige Wirkungen, dass sie es sich lieber nicht ausmalten, und es gab einige gruliche Abbildungen, darunter ein Mann, dessen Inneres nach auen gekehrt war, und eine Hexe, der etliche Arme aus dem Kopf sprossen. Da ist es, sagte Hermine aufgeregt und deutete auf die Seite mit der berschrift Der Vielsaft-Trank. Bebildert war sie mit Zeichnungen von Menschen, die schon halb in andere Menschen verwandelt waren. Harry hoffte instndig, dass der Ausdruck heftiger Schmerzen auf ihren Gesichtern auf das Konto der Knstlerphantasie ging. Das ist der komplizierteste Trank, von dem ich je gehrt hab, sagte Hermine, whrend sie das Rezept berflogen. Florfliegen, Blutegel, Flussgras und Knterich, murmelte sie und fuhr mit dem Finger ber die Zutatenliste. Nun gut, das ist recht einfach, das ist im Vorratsschrank fr die Schler, da knnen wir uns bedienen ... oh, seht Mal, gemahlenes Horn eines Zweihorns - wei nicht, wo wir das herkriegen sollen -, klein geschnittene Haut einer Baumschlange - auch das wird nicht einfach sein - und natrlich ein Stck von demjenigen, in den wir uns verwandeln wollen. Wie bitte?, sagte Ron Schockiert, was meinst du damit, ein Stck von dem, in den wir uns verwandeln? Ich trinke nichts mit Crabbes Zehenngeln drin - Hermine fuhr fort, als htte sie ihn nicht gehrt. Darber mssen wir uns jetzt noch keine Sorgen machen, weil wir diese Stckchen zuletzt reintun ... Ron hatte es die Sprache verschlagen. Er wandte sich Harry zu, der jedoch ein anderes Problem hatte. Ist dir klar, wie viel wir stehlen mssen, Hermine? Klein geschnittene Haut einer Baumschlange, das ist bestimmt nicht im Schlerschrank, was sollen wir tun, bei Snape einbrechen und seine privaten Vorrte klauen? Ich wei nicht, ob das eine gute Idee ist ... Hermine knallte das Buch zu. Nun, wenn ihr kalte Fe kriegt, schn, sagte sie. Lila Flecken waren auf ihren Wangen erschienen und ihre Augen waren ungewhnlich hell. Ich will ja keine Regeln brechen, wisst ihr. Ich glaube, Schler aus Muggelfamilien zu bedrohen ist viel schlimmer als einen schwierigen Zaubertrank zu brauen. Aber wenn ihr nicht rausfinden wollt, ob es wirklich Malfoy ist, geh ich jetzt gleich zu Madam Pince und geb das Buch wieder zurck - Htte nie gedacht, dass ich den Tag erleben wrde, an dem du uns dazu berredest, die Regeln zu brechen, sagte Ron. Na gut, wir machen mit. Aber keine Zehenngel, ist das klar!? Wie lange brauchen wir eigentlich dafr?, fragte Harry. Hermine, jetzt mit glcklicherer Miene, schlug das Buch wieder auf Na ja, wenn das Flussgras bei Vollmond gezupft werden muss und die Florfliegen einundzwanzig Tage schmoren mssen ... wrd ich schtzen, wenn wir alle Zutaten kriegen knnen, bin ich in einem Monat fertig. Ein Monat, sagte Ron. Bis dahin knnte Malfoy alle Schler aus Muggelfamillen angreifen! Doch Hermines Augen verengten sich abermals bedrohlich und rasch erwiderte sie: Aber einen besseren Plan haben wir nicht. Also volle Kraft voraus, meine ich. Hermine sah nach, ob drauen vor dem Klo die Luft rein war, und Ron brummte Harry zu: Wir htten viel weniger Scherereien, wenn du Malfoy morgen einfach vom Besen hauen knntest. Harry wachte am Samstagmorgen frh auf und whrend er noch eine Weile liegen blieb, dachte er ber das Quidditch-Spiel nach. Er war aufgeregt, vor allem bei dem Gedanken, was Wood sagen wrde, wenn Gryffindor verlre, aber auch bei der Vorstellung, dass sie es mit einer Mannschaft zu tun hatten, die mit den schnellsten Rennbesen ausgestattet war, die mit Gold zu kaufen waren. Nie hatte er sich sehnlicher gewnscht, Slytherin zu schlagen. Nachdem er eine halbe Stunde mit brennenden Eingeweiden dagelegen hatte, stand er auf, zog sich an und ging zeitig hinunter zum Frhstck. Die anderen aus der Gryffindor-Mannschaft saen bereits an dem langen leeren Tisch zusammen, alle mit gespannten Mienen und recht schweigsam. Gegen elf machte sich die ganze Schule auf den Weg zum Quidditch-Stadion. Es war ein windstiller Tag, und ein Gewitter lag in der Luft. Harry wollte gerade in den Umkleideraum gehen, als Ron und Hermine herbergerannt kamen, um ihm Glck zu wnschen. Die Mannschaft zog ihre scharlachroten Gryffindor-Umhnge an und setzte sich dann auf die Bnke, um wie blich Woods aufmunternden Worten vor dem Spiel zu lauschen. Die Slytherins haben bessere Besen als wir, begann er, zwecklos, das zu bestreiten. Aber wir haben bessere Spieler auf unseren Besen. Wir haben hrter trainiert als sie, wir sind bei jedem Wetter geflogen - (Wie wahr, brummte George Weasley, seit August bin ich nicht mehr richtig trocken gewesen) - und wir werden sie den Tag bereuen lassen, an dem sie es zulieen, dass dieses kleine Stck Schleim, Malfoy, sich in ihre Mannschaft einkaufte. Die Brust vor berschwang geschwellt, wandte sich Wood an Harry. Es liegt an dir, Harry, ihnen zu zeigen, dass ein Sucher etwas mehr haben muss als einen reichen Vater. Schnapp dir diesen Schnatz, bevor es Malfoy tut, oder stirb bei dem Versuch, Harry, denn wir mssen heute unbedingt gewinnen. Kein Erwartungsdruck also, Harry, sagte Fred und zwinkerte ihm zu. Sie gingen hinaus aufs Spielfeld, wo sie mit hllischem Lrm begrt wurden. Es war vor allem Anfeuerungsgeschrei, denn die Ravenclaws und Hufflepuffs waren scharf darauf, die Slytherins endlich geschlagen zu sehen, doch die Slytherins unter den Zuschauern buhten und pfiffen ebenfalls unberhrbar. Madam Hooch, die Quidditch-Lehrerin, forderte Flint und Wood zum Hndedruck auf, und unter drohenden Blicken packten sie hrter zu als ntig. Auf meinen Pfiff geht's los, sagte Madam Hooch. Also, drei ... zwei ... eins Unter dem Geschrei der Menge stiegen die vierzehn Spieler hoch in den bleigrauen Himmel. Harry flog hher als alle andern und hielt Ausschau nach dem Schnatz. Alles klar dort, Narbengesicht?, schrie Malfoy und raste unter ihm durch, als ob er ihm zeigen wollte, wie schnell sein Besen war. Harry hatte keine Zeit zu antworten. In eben diesem Moment kam ein schwerer schwarzer Klatscher auf ihn zugeschossen, dem er nur um Haaresbreite ausweichen konnte. Das war knapp, Harry!, sagte George und brauste mit dem Schlger in der Hand an ihm vorbei, um den Klatscher zurck in Richtung der Slytherins zu treiben. Harry sah, wie George dem Klatscher einen krftigen Schlag versetzte, der ihn zu Adrian Pucey hinberjagen sollte, doch der Klatscher machte mitten im Flug kehrt und schoss abermals auf Harry zu. Harry tauchte rasch ab, um ihm auszuweichen, und George schaffte es, den Klatscher mit einem harten Schlag auf Malfoy zuzutreiben. Doch wieder machte der Klatscher in weitem Bogen wie ein Bumerang kehrt und schoss erneut auf Harrys Kopf zu. Harry legte einen Spurt ein und jagte auf das andere Ende des Feldes zu. Er konnte den Klatscher hinter ihm pfeifen hren. Was ging da vor? Klatscher verlegten sich nie so hartnckig auf einen Spieler, es war ihre Aufgabe, so viele Leute wie mglich von den Besen zu werfen ... Fred Weasley wartete am anderen Ende auf den Klatscher. Harry duckte sich, Fred schlug mit aller Kraft gegen den Klatscher und schaffte es, ihn aus der Flugbahn zu werfen. Das war's!, rief Fred glcklich, doch damit lag er falsch; als wrde Harry den Klatscher anziehen wie ein Magnet, jagte er ihm erneut nach und Harry musste so schnell er konnte das Weite suchen. Es hatte zu regnen begonnen; schwere Tropfen schlugen gegen Harrys Gesicht und seine Brillenglser. Er hatte keine Ahnung, was im Spiel sonst noch vor sich ging, bis er Lee Jordan, den Stadionsprecher, rufen hrte: Slytherin in Fhrung, sechzig zu null Punkte - Die berlegenen Besen der Slytherins taten eindeutig ihre Wirkung, whrend der verrckte Klatscher alles unternahm, um Harry vom Besen zu schlagen. Fred und George flogen jetzt so dicht neben ihm, dass Harry nichts auer ihren rudernden Armen sehen konnte und keine Chance hatte, den Schnatz auszumachen, geschweige denn ihn zu fangen. jemand hat an diesem Klatscher herumgebastelt, grummelte Fred und schlug mit aller Kraft gegen den Ball, als der einen neuen Angriff auf Harry startete. Wir brauchen eine Auszeit, sagte George und versuchte Wood ein Zeichen zu geben und zugleich den Klatscher daran zu hindern, Harrys Nase zu zertrmmern. Wood hatte offenbar verstanden. Madam Hoochs Pfeife schrillte und Harry, Fred und George gingen im Sinkflug zu Boden, wobei sie darauf achten mussten, dem verrckt gewordenen Klatscher auszuweichen. Was ist los?, fragte Wood, als die Gryffindor-Mannschaft sich unter lautem Johlen der Slytherins zu einem Kreis zusammendrngte. Wir werden platt gemacht. Fred und George, wo wart ihr, als dieser Klatscher Angelina am Torschuss gehindert hat? Wir waren zehn Meter ber ihr und haben verhindert, dass der andere Klatscher Harry umbringt, Oliver, sagte George wtend. jemand hat ihn verhext, er lsst Harry nicht in Ruhe und ist das ganze Spiel ber hinter niemand anderem her. Die Slytherins mssen da etwas gedreht haben. Aber die Klatscher waren seit unserem letzten Training in Madam Hoochs Bro eingeschlossen, und da waren sie noch in Ordnung ..., sagte Wood aufgebracht. Madam Hooch kam auf sie zugeschritten. Hinter ihr sah Harry die Slytherin-Mannschaft johlend in seine Richtung deuten. Hrt mal zu, sagte Harry, whrend Madam Hooch nher kam, wenn ihr beide die ganze Zeit um mich herumfliegt, kann ich den Schnatz nur kriegen, wenn er mir den rmel hochsaust, sagte Harry. Geht zurck zu den anderen und lasst mich mit dem Kerlchen alleine fertig werden. Sei doch nicht bld, sagte Fred, er schiet dir den Kopf ab. Wood blickte abwechselnd Harry und die Weasleys an. Oliver, das ist verrckt, sagte Alicia Spinnet wtend, ihr knnt Harry mit dem Ding nicht alleine lassen: Wir brauchen eine Untersuchung! Wenn wir jetzt aufhren, mssen wir das Spiel abschreiben, sagte Harry, und nur wegen eines durchgedrehten Klatschers wollen wir doch nicht gegen die Slytherins verlieren! Komm schon, Oliver, sag ihnen, dass sie mich allein lassen sollen Das ist alles deine Schuld, sagte George wutentbrannt zu Wood, >hol den Schnatz oder stirb bei dem Versuch< - das war saudumm von dir, ihm das zu sagen. Madam Hooch war jetzt bei ihnen. Bereit, wieder zu spielen?, fragte sie Wood. Wood sah den entschlossenen Ausdruck auf Harrys Gesicht. Alles klar, sagte er. Fred und George, ihr habt Harry gehrt - er will es mit dem Klatscher alleine aufnehmen. Es regnete jetzt strker. Auf Madam Hoochs Pfiff hin stie sich Harry mit aller Kraft vom Boden ab und schon hrte er den Klatscher Unheil verkndend hinter sich herzischen. Harry stieg immer hher. Er zog weite Schlaufen und legte Loopings ein, flog Spiralen und im Zickzack und rollte sich seitlich weg; ihm war leicht schwindlig, dennoch hielt der die Augen weit geffnet; der Regen klatschte gegen seine Brille und lief ihm die Nase hoch, whrend er sich vom Besen hngen lie, um einem weiteren tckischen Angriff des Klatschers auszuweichen. Er konnte einige Zuschauer lachen hren, und ihm war klar, dass er albern aussehen musste, doch der Klatscher war schwer und konnte die Richtung nicht so schnell ndern wie Harry. Er legte eine Achterbahnfahrt hin, flog um das Stadion herum und linste durch die silbernen Regenschleier hinber zu den Torpfosten der Slytherins, wo Adrian Pucey versuchte an Wood vorbeizukommen - Ein Pfeifen in Harrys Ohr sagte ihm, dass der Klatscher ihn eben wieder knapp verfehlt hatte; er legte sich in die Kurve und rauschte in die andere Richtung davon. Trainierst du frs Ballett, Potter?, rief Malfoy, als Harry mitten in der Luft einen albernen Tanz auffhren musste, um dem Klatscher zu entgehen. Er schaffte es jedoch, ein paar Meter zwischen sich und dem Klatscher zu gewinnen; und dann, als er voller Hass auf Malfoy zurckblickte, sah er ihn - den Goldenen Schnatz. Er schwebte ein paar Zentimeter ber Malfoys linkem Ohr. Und Malfoy, ganz damit beschftigt, Harry auszulachen, hatte ihn nicht bemerkt. Einen qulenden Moment lang schwebte Harry mitten in der Luft und wagte es nicht, auf Malfoy loszurasen, aus Furcht, er wrde hochschauen und den Schnatz bemerken. WAMM. Eine Sekunde zu lange hatte er angehalten. Der Klatscher hatte schlielich doch noch getroffen. Er war gegen seinen Ellbogen geknallt, und Harry sprte, dass sein Arm gebrochen war. Mit getrbtem Blick und betubt von dem stechenden Schmerz glitt er auf seinem regennassen Besen zur Seite und lie sich mit geknicktem Knie von seinem Besenstiel hngen, der rechte Arm pendelte nutzlos an seiner Seite. Der Klatscher kam fr einen zweiten Angriff zurckgeschossen und diesmal zielte er auf sein Gesicht. Harry kurvte ihm aus dem Weg. Nur noch einen einzigen Gedanken hielt er in seinem betubten Kopf fest: Schaff es noch zu Malfoy. Durch den Schleier aus Regen und Schmerz tauchte er zu dem schimmernden, grinsenden Gesicht unter sich ab und sah Malfoy die Augen vor Angst aufreien: er dachte, Harry wrde ihn angreifen. Was zum -, keuchte er und jagte vor Harry davon. Harry nahm seine gesunde Hand vom Besen und griff blitzartig zu; er sprte, wie sie sich um den kalten Schnatz zusammenballte, doch nun hing er nur noch mit den Beinen am Besen. Verzweifelt bemht, nicht ohnmchtig zu werden, schoss er auf den Boden zu. Die Zuschauer schrien auf, Schlamm spritzte auf, als er unten aufschlug und sich vom Besen rollte. Sein Arm hing in einem sehr merkwrdigen Winkel an ihm herab: von Schmerzen geschttelt hrte er wie aus weiter Ferne vielstimmiges Pfeifen und Rufen. Er achtete nur noch auf den Schnatz in seiner gesunden Hand. Aha, nuschelte er, wir haben gewonnen. Und dann wurde es schwarz um ihn. Als er wieder zu sich kam, lag er immer noch auf dem Feld. Regen trommelte auf sein Gesicht und jemand beugte sich ber ihn. Er sah Zhne glitzern. O nein, nicht der, sthnte Harry. Wei nicht, was er sagt, verkndete Lockhart mit lauter Stimme der gespannten Schar von Gryffindors, die sich um sie drngten. Keine Sorge, Harry. Ich richte das mit Ihrem Arm. Nein!, schrie Harry, ich behalt ihn so, wie er ist, danke... Er versuchte sich aufzurichten, doch der stechende Schmerz lie ihn wieder zurcksinken. Da hrte er ein vertrautes Klicken in der Nhe. Davon will ich kein Foto, Colin, sagte er laut. Legen Sie sich wieder hin, Harry, sagte Lockhart besnftigend, das ist ein einfacher Zauber, den ich unzhlige Male durchgefhrt habe - Warum kann ich nicht einfach hinber in den Krankenflgel?, sagte Harry mit zusammengebissenen Zhnen. Das sollte er tatschlich, Professor, sagte der schlammbespritzte Wood, der nicht umhinkonnte zu grinsen, obwohl sein Sucher verletzt war. Groer Fang, Harry, wirklich hervorragend, dein bester, wrd ich sagen - Durch das Beingewimmel um ihn her erkannte Harry Fred und George Weasley, die den besessenen Klatscher mit Mhe und Not in einer Kiste verstauten. Er lieferte ihnen immer noch einen verbissenen Kampf, Zurcktreten, sagte Lockhart und rollte seine jadegrnen rmel hoch. Nein - nicht -, sagte Harry matt, doch Lockhart fuchtelte schon mit seinem Zauberstab herum und richtete ihn jetzt direkt auf Harrys Arm. An Harrys Schulter begann sich ein merkwrdiges und unangenehmes Gefhl auszubreiten, das sich bis in die Fingerspitzen zog: es war, als wrde sein Arm ausgepumpt. Er wagte nicht hinzusehen, hielt die Augen geschlossen und das Gesicht vom Arm abgewandt. Und seine schlimmsten Befrchtungen bewahrheiteten sich, als sie ber ihm die Mnder aufrissen und Colin Creevey wie verrckt zu knipsen begann. Sein Arm tat nicht mehr weh, aber er fhlte sich auch nicht mehr an wie ein Arm. Tja, sagte Lockhart. Tja. Nun, das kann schon mal passieren. Entscheidend jedoch ist, dass die Knochen nicht mehr gebrochen sind. Das muss man sich merken. So, Harry, dann trollen Sie sich mal hoch zum Krankenflgel - hm, Mr Weasley, Miss Granger, wrden Sie ihn begleiten? Madam Pomfrey wird ihn dann schon - hem - ein wenig zusammenflicken. Harry richtete sich auf, Er fhlte sich merkwrdig seitlastig. Er holte tief Luft und blickte an seiner rechten Schulter hinunter. Und was er da sah, lie ihn beinahe wieder ohnmchtig werden. Unter seinem Umhang lugte etwas hervor, das aussah wie ein dicker, fleischfarbener Gummihandschuh. Er versuchte die Finger zu bewegen. Nichts passierte. Lockhart hatte Harrys Knochen nicht repariert. Er hatte sie zum Verschwinden gebracht. Madam Pomfrey war alles andere als erfreut. Sie htten gleich zu mir kommen sollen!, tobte sie und hielt den traurigen lahmen berrest dessen in die Hhe, was vor einer halben Stunde noch ein gesunder Arm gewesen war. Ich kann Knochen in einer Sekunde wieder heilen - aber neu wachsen lassen - Das werden Sie doch schaffen, nicht wahr?, sagte Harry verzweifelt. Ich werde es schaffen, selbstverstndlich, aber es wird schmerzhaft sein, sagte Madam Pomfrey grimmig und warf Harry einen Schlafanzug aufs Bett. Sie werden die Nacht Ober hier bleiben mssen... Hermine wartete vor dem Vorhang um Harrys Bett, whrend Ron ihm in den Schlafanzug half Es dauerte eine Weile, bis der gummiartige, knochenlose Arm in einen rmel gestopft war. Wie kannst du jetzt noch zu Lockhart halten, Hermine?, rief Ron durch den Vorhang, whrend er Harrys lasche Finger durch den rmelaufschlag zog. Wenn Harry eine Entknochung gewollt htte, dann htte er danach gefragt. Jeder kann mal einen Fehler machen, sagte Hermine. Und es tut nicht mehr weh, oder, Harry? Nein, sagte Harry und stieg ins Bett. Aber ansonsten tut sich auch nichts mehr. Mit ziellos umherflatterndem Arm schwang er sich aufs Bett. Hermine und Madam Pomfrey kamen jetzt um den Vorhang herum. Madam Pomfrey hielt eine groe Flasche in der Hand, auf deren Etikett es hie: Skele-Wachs. Du hast eine schwere Nacht vor dir, sagte sie, schenkte einen Becher mit der dampfenden Flssigkeit voll und reichte ihn Harry. Knochen nachwachsen lassen ist eine scheuliche Sache. Scheulich war auch das Skele-Wachs. Es verbrannte Harry Mund und Rachen und lie ihn husten und prusten. Und whrend Madam Pomfrey noch ber gefhrliche Sportarten und unfhige Lehrer schimpfte, zog sie sich zurck und berlie es Ron und Hermine, Harry zu helfen, etwas Wasser hinunterzuwrgen. Immerhin haben wir gewonnen, sagte Ron, und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Das war ein toller Fang von dir. Du httest Malfoys Gesicht sehen sollen ... er sah aus, als wollte er dich umbringen ... Ich mchte wissen, wie er diesen Klatscher verhext hat, sagte Hermine mit dsterer Stimme. Das knnen wir auf die Liste der Fragen setzen, die wir ihm stellen, wenn wir den Vielsaft-Trank eingenommen haben, sagte Harry und lie sich auf die Kissen zurcksinken. Ich hoffe, er schmeckt besser als dieses Zeugs ... Wenn Stckchen von Slytherins drin sind? Du machst wohl Witze, sagte Ron. In diesem Augenblick ging die Tr des Krankenzimmers auf Schmutzig und durchnsst strmten die anderen aus der Gryffindor-Mannschaft herein und scharten sich um Harrys Bett. Unglaubliche Fliegerei, Harry, sagte George, ich hab gerade gesehen, wie Marcus Flint Malfoy fertig gemacht hat. Von wegen den Schnatz direkt ber dem Kopf haben und nichts bemerken. Malfoy guckte nicht besonders glcklich aus der Wsche. Sie hatten Kuchen, Sigkeiten und Flaschen mit Krbissaft gekauft und machten sich gerade warm fr eine viel versprechende Party um Harrys Bett, als Madam Pomfrey herbeigestrmt kam: Dieser Junge braucht Ruhe, schlielich mssen dreiunddreiig Knochen nachwachsen! Raus! RAUS Und sie lieen Harry allein, mit nichts, was ihn von dem stechenden Schmerz in seinem lahmen Arm htte ablenken knnen. Viele Stunden spter erwachte Harry jh in rabenschwarzer Nacht und stie einen kleinen Schmerzensschrei aus: sein Arm fhlte sich jetzt an, als sei er voll groer Splitter. Eine Sekunde lang dachte er, das sei es, was ihn aufgeweckt habe. Dann, mit einem Schauder des Entsetzens, erkannte er, dass jemand in der Dunkelheit seine Stirn abtupfte. Hau ab, sagte er laut, und dann: Dobby! Die glubschigen Tennisballaugen des Hauselfen sphten Harry durch die Dunkelheit an. Eine einsame Trne lief an seiner langen, spitzen Nase herab. Harry Potter ist in die Schule zurckgekehrt, flsterte er niedergeschlagen. Dobby hat Harry Potter immer wieder gewarnt. O Sir, warum haben Sie Dobby nicht geglaubt? Warum ist Harry Potter nicht nach Hause zurckgefahren, als er den Zug verpasst hat? Harry richtete sich mhsam auf und schob Dobbys Taschentuch weg. Was machst du hier?, sagte er. Und woher weit du, dass ich den Zug verpasst habe? Dobbys Lippen erzitterten und Harry kam pltzlich ein furchtbarer Verdacht. Du warst es!, sagte er langsam, du hast verhindert, dass die Absperrung uns durchlie! In der Tat, Sir, sagte Dobby und nickte lebhaft und ohrenflatternd mit dem Kopf, Dobby hat sich versteckt und nach Harry Potter Ausschau gehalten und den Durchgang verschlossen, ja, und danach musste Dobby seine Hnde schienen - er zeigte Harry zehn lange verbundene Finger - aber Dobby war es egal, Sir, denn er glaubte, Harry Potter sei sicher, und er hat sich nie trumen lassen, dass Harry Potter auf einem anderen Weg zur Schule kommen wrde Er schttelte den hsslichen Kopf und wiegte vor und zurck. Dobby war so entsetzt, als er hrte, dass Harry Potter zurck in Hogwarts war, dass er das Essen seines Herrn anbrennen lie! Eine solche Tracht Prgel hat Dobby noch nie bekommen, Sir ... Harry lie sich auf die Kissen zurckfallen. Wegen dir sind Ron und ich fast rausgeworfen worden, sagte er grimmig. Du verschwindest besser, bevor meine Knochen zurckkommen, Dobby, oder ich erwrge dich noch. Dobby lchelte matt. Dobby ist an Todesdrohungen gewhnt, Sir. Zu Hause kriegt er sie fnfmal am Tag. Er schnuzte sich in eine Ecke des schmutzigen Kissenbezugs, den er trug, und sah dabei so Mitleid erregend aus, dass Harry seinen Zorn widerwillig schwinden sprte. Warum trgst du dieses Ding, Dobby?, fragte er neugierig. Das, Sir?, sagte Dobby und zupfte an seinem Kissenbezug herum. Das ist ein Zeichen fr den Sklavenstand des Hauselfen, Sir. Dobby kann nur freikommen, wenn seine Gebieter ihm Kleider schenken, Sir. Die Familie achtet aber darauf, Dobby nicht einmal eine Socke zu geben, Sir, denn dann wre er frei, ihr Haus fr immer zu verlassen. Dobby wischte sich die hervorquellenden Augen und sagte pltzlich: Harry Potter muss nach Hause gehen! Dobby dachte, sein Klatscher wrde reichen, um ihn - Dein Klatscher?, fragte Harry, und wieder kochte blanke Wut in ihm hoch. Was meinst du, dein Klatscher? Du steckst dahinter, dass mich dieses verdammte Ding umbringen wollte? Nicht umbringen, Sir, niemals!, sagte Dobby schockiert, Dobby will Harry Potters Leben retten! Besser nach Hause geschickt, schlimm verletzt, als hier bleiben, Sir! Dobby wollte nur, dass Harry Potter so verletzt wird, dass sie ihn nach Hause schicken! oh, ist das alles?, sagte Harry schnaubend. Ich nehm nicht an, dass du mir sagen wirst, warum du willst, dass ich in Stcke zerlegt nach Hause geschickt werde? Ah, wenn Harry Potter nur wsste, sthnte Dobby, und noch mehr Trnen tropften auf seinen schmuddeligen Kissenbezug. Wenn er nur wsste, was er uns bedeutet, den Niederen, den Versklavten, dem Abschaum der Zaubererwelt! Dobby erinnert sich noch, wie es war, als jener, dessen Name nicht genannt werden darf, auf der Hhe seiner Macht war, Sir! Wir Hauselfen wurden wie Ungeziefer behandelt, Sir! Natrlich wird Dobby immer noch so behandelt, Sir, gab er zu und trocknete sich das Gesicht am Kissenbezug. Aber insgesamt, Sir, hat sich das Leben fr unsereins verbessert, seit Sie ber jenen, dessen Name nicht genannt werden darf, triumphiert haben. Harry Potter hat berlebt, und die Macht des Dunklen Lords wurde gebrochen und ein neuer Morgen brach an, Sir, und Harry Potter strahlte wie ein Leuchtturm der Hoffnung fr jene von uns, die dachten, die dunklen Tage wrden nie enden, Sir ... und jetzt, in Hogwarts, werden schreckliche Dinge geschehen, und geschehen vielleicht jetzt schon, und Dobby kann Harry Potter nicht hier lassen, nun, da die Geschichte sich wiederholen wird, nun, da die Kammer des Schreckens wieder geffnet ist - Dobby erstarrte. Vom Grauen gepackt, griff er sich Harrys Wasserkrug vom Nachttisch, schlug ihn gegen seinen Kopf und strzte hintber. Gleich darauf krabbelte er zurck aufs Bett und brummelte mit schielendem Blick: Bser Dobby, sehr bser Dobby ...s Also gibt es tatschlich eine Kammer des Schreckens?, flsterte Harry, und - hast du gesagt, sie wurde schon einmal geffnet? Erzhl's mir, Dobby! Dobbys Hand wanderte langsam wieder zum Wasserkrug hinber und Harry packte sein mageres Handgelenk. Aber ich stamme nicht aus einer Muggelfamilie, wie kann mir dann Gefahr aus der Kammer drohen? Ach, Sir, fragen Sie nicht weiter, fragen Sie den armen Dobby nicht mehr, stammelte der Elf, und seine riesigen Augen leuchteten in der Dunkelheit. Schlimme Taten werden an diesem Ort geplant, doch Harry Potter darf nicht hier sein, wenn sie geschehen - gehen Sie heim, Harry Potter, Harry Potter darf sich da nicht einmischen, Sir, es ist zu gefhrlich - Wer ist es, Dobby?, sagte Harry und umklammerte weiterhin Dobbys Handgelenk, um ihn daran zu hindern, sich wieder mit dem Wasserkrug zu schlagen. Wer hat sie geffnet? Wer hat sie das letzte Mal geffnet? Dobby kann nicht, Sir, Dobby kann nicht, Dobby darf es nicht sagen!, quiekte der Elf. Gehen Sie heim, Harry Potter, gehen Sie nach Hause Ich gehe nirgendwohin!, sagte Harry entschlossen, meine beste Freundin kommt aus einer Muggelfamilie, sie wird als Erste an der Reihe sein, wenn die Kammer wirklich geffnet wurde. Harry Potter setzt sein Leben fr Freunde ein, sthnte Dobby in einer Art wehmtiger Begeisterung. So edel! So tapfer! Aber er muss sich selbst retten, er muss, Harry Potter darf nicht - Dobby erstarrte pltzlich und seine Fledermausohren erzitterten. Auch Harry hrte es. Drauen auf dem Gang nherten sich Schritte. Dobby muss gehen!, hauchte er entsetzt: es gab ein lautes Knacken und Harrys Faust umklammerte pltzlich nur noch dnne Luft. Er lie sich aufs Bett zurckfallen, die Augen auf den dunklen Eingang zum Krankenflgel gerichtet, und lauschte den nher kommenden Schritten. Einen Moment spter kam Dumbledore rckwrts gehend in das Krankenzimmer. Er trug einen langen, wollenen Morgenmantel und eine Nachtmtze und schleppte den Kopf von etwas, das aussah wie eine Statue. Professor McGonagall erschien eine Sekunde spter, die Fe tragend. Gemeinsam hievten sie die Statue auf ein Bett. Holen Sie Madam Pomfrey, flsterte Dumbledore, und Professor McGonagall hastete am Fuende von Harrys Bett vorbei und verschwand. Harry lag mucksmuschenstill da und tat so, als wrde er schlafen. Er hrte aufgeregtes Geflster, und dann tauchte Professor McGonagall wieder auf, dicht gefolgt von Madam Pomfrey, die eine Strickjacke ber ihr Nachthemd zog. Er hrte, wie jemand pfeifend Luft holte. Was ist passiert?, flsterte Madam Pomfrey zu Dumbledore gewandt und beugte sich ber die Statue auf dem Bett. Ein zweiter Angriff, sagte Dumbledore. Minerva hat ihn auf der Treppe gefunden. Neben ihm lag ein Bndel Trauben, sagte Professor McGonagall, wir glauben, er hat versucht sich hier heraufzuschleichen, um Potter zu besuchen. Harrys Magen verkrampfte sich frchterlich. Langsam und vorsichtig richtete er sich ein paar Zentimeter auf, um die Statue auf dem Bett betrachten zu knnen. Ein Strahl Mondlicht fiel auf das starr blickende Gesicht. Es war Colin Creevey. Mit weit aufgerissenen Augen lag er da, die Hnde von sich gestreckt. Und in den Hnden hielt er seine Kamera. Versteinert?, flsterte Madam Pomfrey. Ja' sagte Professor McGonagall. Aber ich darf nicht daran denken ... wenn Albus nicht nach unten gegangen wre, um sich heie Schokolade zu holen - wer wei, was dann - Alle drei starrten auf Colin hinunter. Dann beugte sich Dumbledore vor und zerrte die Kamera aus Colins verklammerten Hnden. Sie denken, es ist ihm gelungen, ein Foto seines Angreifers zu schieen?, sagte Professor McGonagall mit beschwrender Stimme. Dumbledore antwortete nicht. Er zog den Kameradeckel ab. Du meine Gte!, sagte Madam Pomfrey. Ein Dampfstrahl zischte aus der Kamera. Harry, drei Betten entfernt, drang der beiende Geruch von verbranntem Plastik in die Nase. Geschmolzen, sagte Madam Pomfrey und schttelte den Kopf, alles geschmolzen ... Was bedeutet das, Albus?, fragte Professor McGonagall ngstlich. Es heit, sagte Dumbledore, dass die Kammer des Schreckens tatschlich wieder offen ist. Madam Pomfrey schlug sich die Hand gegen den Mund. Professor McGonagall starrte Dumbledore an. Aber Albus ... wer? Die Frage ist nicht, wer, sagte Dumbledore, die Augen auf Colin gerichtet. Die Frage ist, wie ... Und nach dem, was Harry von Professor McGonagalls Gesicht in der Dunkelheit erkennen konnte, verstand sie auch nicht mehr als er. ~Der Duellierclub Als Harry am Sonntagmorgen aufwachte, hatte die Wintersonne den Krankensaal in gleiendes Licht getaucht. Er sprte zwar neue Knochen im Arm, konnte ihn allerdings noch nicht bewegen. Rasch setzte er sich auf und sah hinber zu Colins Bett, doch jetzt versperrte ihm der lange Vorhang die Sicht, hinter dem sich Harry tags zuvor umgezogen hatte. Madam Pomfrey bemerkte, dass er wach war, und kam mit einem Frhstckstablett zu ihm. Dann begann sie seinen Arm und seine Finger zu dehnen und zu strecken. Alles in Ordnung, sagte sie, whrend er sich mit der linken Hand unbeholfen Haferbrei in den Mund lffelte. Wenn du aufgegessen hast, darfst du gehen. Harry zog sich so schnell er konnte an und machte sich rasch auf den Weg zum Gryffindor-Turm, voller Ungeduld, Ron und Hermine von Colin und Dobby zu erzhlen. Doch sie waren nicht da. Harry ging wieder hinaus, um nach ihnen zu suchen. Wo konnten sie abgeblieben sein? Ein wenig beleidigt war er schon, dass es sie nicht interessierte, ob er nun seine Knochen wiederhatte oder nicht. Als er an der Bibliothek vorbeiging, kam Percy Weasley herausgeschlendert, diesmal offenbar viel besser gelaunt als bei ihrem letzten Zusammentreffen. Ach, hallo, Harry, sagte er. Glnzender Flug gestern, wirklich ausgezeichnet. Gryffindor hat gerade die Fhrung im Kampf um den Hauspokal bernommen; du hast fnfzig Punkte geholt! Du hast nicht zufllig Ron oder Hermine gesehen?, fragte Harry. Nein, hab ich nicht, antwortete Percy und sein Lcheln verblasste. Ich hoffe, Ron treibt sich nicht schon wieder in einer Mdchentoilette rum ... Harry lachte geknstelt, wartete, bis Percy auer Sicht war, und machte sich dann schnurstracks auf den Weg zum Klo der Maulenden Myrte. Er konnte sich zwar nicht denken, warum Ron und Hermine schon wieder dort drin sein sollten, doch nachdem er sich vergewissert hatte, dass weder Filch noch irgendwelche Vertrauensschler auf dem Gang waren, ffnete er die Tr. Aus einer verriegelten Kabine hrte er ihre Stimmen. Ich bin's, sagte er und schloss die Tr hinter sich. Von drinnen hrte er ein metallisches Klirren, Wasser spritzen und einen spitzen Aufschrei, dann sah er Hermines Auge durch das Schlsselloch sphen. Harry!, sagte sie. Hast du uns erschreckt! Komm rein - wie geht's deinem Arm? Gut, sagte Harry und zwngte sich in die Kabine. Auf der Kloschssel stand ein alter Kessel, und ein prasselndes Gerusch sagte Harry, dass sie darunter ein Feuer entfacht hatten. Tragbare, wasserdichte Feuer heraufzubeschwren, war eine Spezialitt Hermines. Wir wren dich ja besuchen gekommen, aber dann haben wir beschlossen, mit dem Vielsaft-Zaubertrank anzufangen, erklrte Ron, whrend Harry mhsam die Tr hinter sich verriegelte. Wir haben uns berlegt, dass wir ihn am besten hier verstecken. Harry begann von Colin zu erzhlen, doch Hermine unterbrach ihn: Das wissen wir schon, wir haben gehrt, wie Professor McGonagall es heute Morgen Professor Flitwick gesagt hat. Darum haben wir beschlossen, gleich loszulegen - Je schneller wir ein Gestndnis aus Malfoy rausholen, desto besser, knurrte Ron. Wisst ihr, was ich glaube? Er war nach dem Quidditch-Match ganz miserabler Laune und hat sie an Colin ausgelassen. Da ist noch etwas, sagte Harry und beobachtete Hermine, wie sie bschelweise Knterich zerrupfte und in das Gebru warf, Mitten in der Nacht hat Dobby mich besucht. Ron und Hermine hoben verblfft die Kpfe. Harry zhlte ihnen, was Dobby ihm gesagt - oder vielmehr nicht gesagt hatte. Ron und Hermine lauschten mit offenen Mndern. Die Kammer des Schreckens wurde schon einmal geffnet?, fragte Hermine. Damit ist die Sache klar, sagte Ron triumphierend. Lucius Malfoy muss die Kammer geffnet haben, als er hier in der Schule war, und jetzt hat er dem lieben alten Draco verraten, wie es geht. Glasklar. Htte dir Dobby doch blo gesagt, was fr ein Monster dadrin ist. Ich mchte wissen, wie es kommt, dass noch niemand gesehen hat, wie es in der Schule herumschleicht. Vielleicht kann es sich unsichtbar machen, sagte Hermine, die gerade Blutegel auf dem Kesselboden zerstampfte. Oder vielleicht kann es sich verkleiden und so tun, als wre es eine Rstung oder so was: ich hab gelesen, dass es Chamleon-Ghule gibt - Du hast zu viel gelesen, Hermine, sagte Ron und schttete den Blutegeln tote Florfliegen hinterher. Er knllte die leere Florfliegentte zusammen und wandte sich zu Harry um. Also hat Dobby uns den Zug verpassen lassen und deinen Arm gebrochen ... Er schttelte den Kopf, Weit du was, Harry? Wenn er nicht aufhrt, dein Leben retten zu wollen, bringt er dich sicher noch um. Die Nachricht, dass Colin Creevey angegriffen worden war und jetzt wie tot im Krankenflgel lag, hatte sich bis Montagmorgen in der ganzen Schule herumgesprochen. Pltzlich schwirrte die Luft von Gerchten und Verdchtigungen. Die Erstklssler gingen jetzt nur noch in Grppchen durch das Schloss, als ob sie Angst htten, angegriffen zu werden, wenn sie sich allein auf den Weg machten. Ginny Weasley, die in Zauberkunst neben Colin Creevey gesessen hatte, war ganz verstrt, doch Harry hatte den Eindruck, dass Fred und George das falsche Rezept einsetzten, um sie aufzumuntern. Abwechselnd lieen sie sich Pelze oder Furunkel wachsen und lauerten ihr hinter Statuen auf, um ihr dann mitten in den Weg zu springen. Sie hrten erst damit auf, als Percy vor Wut platzte und ihnen drohte, er werde an Mrs Weasley schreiben und ihr sagen, dass Ginny Alptrume durchlitte. Unterdessen kam es hinter dem Rcken der Lehrer zu einem blhenden Handel mit Talismanen, Amuletten und anderen schtzenden Utensilien. Neville Longbottom kaufte eine groe bel riechende grne Zwiebel und den verwesenden Schwanz eines Wassermolchs, bevor die anderen Gryffindor-Jungen ihn darber aufklrten, dass er nicht in Gefahr sei; er war ein Reinblter und wrde deshalb wohl nicht angegriffen werden. Sie haben sich Filch als Ersten vorgenommen, sagte Neville, das runde Gesicht voller Angst, und jeder wei, dass ich beinahe ein Squib bin. In der zweiten Dezemberwoche kam wie blich Professor McGonagall zu ihnen hoch und notierte sich die Namen der Schler, die ber Weihnachten in Hogwarts bleiben wollten. Harry, Ron und Hermine trugen sich in die Liste ein; sie hatten gehrt, dass auch Malfoy dableiben wrde, und das kam ihnen sehr verdchtig vor. Die Ferien wrden die beste Zeit sein, um den Vielsaft-Trank einzusetzen und zu versuchen, ein Gestndnis aus ihm herauszukitzeln. Leider war das Gebru erst halb fertig. Sie brauchten noch das Zweihorn-Horn und die Baumschlangenhaut, und die konnten sie sich nur aus Snapes privaten Vorrten beschaffen. Harry verschwieg den andern, dass er lieber dem sagenhaften Monster Slytherins die Stirn bieten wrde als von Snape beim Klauen in seinem Bro erwischt zu werden. Was wir brauchen, sagte Hermine entschieden, als die donnerstgliche Doppelstunde Zaubertrnke nher rckte, ist ein Ablenkungsmanver. Dann kann einer von uns in Snapes Bro schleichen und dort holen, was wir brauchen. Harry und Ron sahen sie nervs an. Ich glaube, ich mach das besser selbst mit dem Klauen, fuhr Hermine in sachlichem Ton fort. Ihr beide werdet rausgeworfen, wenn ihr noch mal was anstellt, und ich habe noch keinen Eintrag. Also msst ihr nur genug Durcheinander stiften, um Snape etwa fnf Minuten lang in Atem zu halten. Harry lchelte matt. Einen Aufruhr in Snapes Klasse zu veranstalten war etwa so ungefhrlich wie einem schlafenden Drachen ins Auge zu stechen. Der Zaubertrankunterricht fand in einem der groen Kerker statt. Am Donnerstagnachmittag ging es wie blich zu. Zwanzig Kessel brodelten zwischen den Holztischen, auf denen Messingwaagen und Tpfe mit Zutaten standen. Snape durchstreifte die Dampfwolken und machte abfllige Bemerkungen ber die Arbeit der Gryffindors, whrend die Slytherins gensslich kicherten. Draco Malfoy, Snapes Lieblingsschler, schnippte dauernd Pufferfischaugen gegen Ron und Harry, die wussten, wenn sie sich rchen wrden, bekmen sie schneller Strafarbeiten aufgehalst, als sie ungerecht sagen konnten. Harrys Schwell-Lsung war viel zu dnn, aber das beunruhigte ihn heute wenig. Er wartete auf Hermines Zeichen und hrte kaum zu, als Snape vor ihn trat und ber seine wssrige Suppe spottete. Als Snape weiterging, um Neville zu hnseln, sah Hermine zu Harry hinber und nickte. Harry duckte sich rasch hinter seinen Kessel, zog einen von Freds Filibuster-Feuerwerkskrachern aus der Tasche und tippte mit dem Zauberstab dagegen. Der Kracher fing an zu zischen und zu knattern. Harry, der wusste, dass er nur ein paar Sekunden Zeit hatte, zielte und warf ihn durch die Luft; er landete genau im Ziel, nmlich in Goyles Kessel. Goyles Schwellgebru explodierte und regnete ber der ganzen Klasse herab. Schler, die einen Tropfen abbekommen hatten, schrien laut auf, Malfoy hatte einen Spritzer mitten ins Gesicht bekommen und seine Nase begann sich zu blhen wie ein Luftballon. Goyle tapste umher, die Hnde ber den Augen, die zur Gre von Tellern aufgequollen waren. Snape mhte sich nach Krften, Ruhe in die Klasse zu bringen und herauszufinden, was geschehen war. Im Durcheinander sah Harry, wie Hermine sich in Snapes Bro stahl. Ruhe! RUHE, drhnte Snape. Alle, die einen Spritzer abbekommen haben, hier herber zum Abschwelltrank - wenn ich rauskriege, wer das war - Harry versuchte sich das Lachen zu verkneifen, als er sah, wie Malfoy nach vorn rannte, den Kopf vom Gewicht einer melonengroen Nase zu Boden gezogen. Die halbe Klasse schlurfte vor zu Snapes Tisch. Einige hatten Arme wie unfrmige Holzprgel, andere brachten durch ihre gigantisch aufgequollenen Lippen kein Wort mehr heraus. Unterdessen sah Harry, wie Hermine mit aufgebauschtem Umhang wieder in den Kerker glitt. Als alle einen Schluck des Gegenmittels genommen hatten und die verschiedenen Schwellungen abgeklungen waren, fegte Snape hinber zu Goyles Kessel und schpfte die verhedderten schwarzen berreste des Feuerwerkskrpers heraus. Die Klasse verstummte. Wenn ich je rauskriege, wer das getan hat, zischte Snape. Dem garantiere ich, dass er rausfliegen wird. Harry bemhte sich, seinem Gesicht den Ausdruck von Verwirrung zu geben. Snapes Blick fiel auf ihn, und die Glocke, die zehn Minuten spter lutete, war eine Erlsung. Er wei, dass ich es war, sagte Harry zu Ron und Hermine, nachdem sie wieder ins Klo der Maulenden Myrte gerannt waren. Das hab ich deutlich gesprt. Hermine warf die neuen Zutaten in den Kessel und begann fieberhaft umzurhren. In zwei Wochen ist der Trank fertig, sagte sie glcklich. Snape kann nicht beweisen, dass du es warst, sagte Ron aufmunternd. Was kann er denn machen? Wie ich Snape kenne, etwas ganz Fieses, sagte Harry unter dem Schumen und Blubbern des Zaubertranks. Als Harry, Ron und Hermine eine Woche spter die Eingangshalle durchquerten, bemerkten sie einen kleinen Menschenauflauf um das schwarze Brett, wo soeben ein Pergament angepinnt worden war. Seamus Finnigan und Dean Thomas winkten sie ganz aufgeregt herber. Sie grnden einen Duellierclub!, sagte Seamus. Heute Abend ist das erste Treffen! Ich htte nichts gegen Duellunterricht, wer wei, vielleicht brauche ich ihn eines Tages ... Wie - du denkst, Slytherins Monster wird sich duellieren?, sagte Ron, doch auch er las den Aushang mit Interesse. Knnte ntzlich sein, sagte er auf dem Weg zum Mittagessen zu Harry und Hermine. Sollen wir hingehen? Auch Harry und Hermine hatten Lust, und so eilten sie abends um acht zurck in die Groe Halle. Die langen Speisetische waren verschwunden und an einer Wand war eine goldene Bhne aufgetaucht, erleuchtet von tausenden ber ihr schwebenden Kerzen. Unter der wieder samtschwarzen Decke schien sich fast die ganze Schule versammelt zu haben, alle mit aufgeregter Miene und bewaffnet mit dem Zauberstab. Wer wohl den Unterricht gibt?, fragte Hermine, als sie sich in die schnatternde Schar drngten. Vielleicht Flitwick, ich hab gehrt, er sei in jungen Jahren ein glnzender Duellkmpfer gewesen. Solange er nicht -, begann Harry, doch mit einem Stoseufzer brach er ab: Gewandet in einen prachtvollen pflaumenblauen Umhang betrat Gilderoy Lockhart die Bhne, und ihm folgte, in seinem blichen schwarzen Umhang, kein anderer als Snape. Mit einer Armbewegung gebot Lockhart Ruhe. Kommt nher, hier herber! Knnen mich alle sehen? Knnt ihr mich alle hren? Sehr schn! Nun, Professor Dumbledore hat mir die Erlaubnis erteilt, diesen kleinen Duellierclub zu grnden und euch auszubilden fr den Fall, dass ihr euch verteidigen msst, wie ich selbst es in zahllosen Fllen getan habe - die Einzelheiten lest ihr bitte in meinen Verffentlichungen nach. Ich mchte euch meinen Assistenten Professor Snape vorstellen, sagte Lockhart und lie ein breites Lcheln aufblitzen. Er hat mir anvertraut, dass er selbst ein klein wenig vom Duell versteht und sich freundlicherweise bereit erklrt hat, mir anfangs bei einer kleinen Vorfhrung zu helfen. Nun, ihr jungen Leute braucht euch keine Sorgen zu machen, wenn ich mit ihm fertig bin, bekommt ihr euren Zaubertranklehrer unversehrt wieder, keine Angst! Wr's nicht das Beste, wenn sie sich gegenseitig erledigten?, murmelte Ron Harry ins Ohr. 197 Snapes Oberlippe kruselte sich. Harry fragte sich, weshalb Lockhart eigentlich noch lchelte; wenn Snape ihn so angesehen htte, htte er schon lngst das Weite gesucht. Lockhart und Snape wandten sich einander zu und verbeugten sich; wenigstens tat. dies Lockhart mit viel Hndegefuchtel, whrend Snape gereizt mit dem Kopf ruckte. Dann hoben sie ihre Zauberstbe wie Schwerter in die Hhe. Wie ihr seht, halten wir unsere Zauberstbe in der herkmmlichen Kampfstellung, erklrte Lockhart der schweigenden Menge. Ich zhle bis drei und dann sprechen wir unsere ersten Zauberflche. Natrlich hat keiner von uns die Absicht zu tten. Darauf wrd ich nicht wetten, murmelte Harry und sah Snape die Zhne blecken. Eins - zwei - drei - Beide schwangen ihre Zauberstbe ber die schultern; Snape rief. Expelliarmus! Ein blendend scharlachroter Blitz riss Lockhart von den Fen: rcklings flog er ber die Bhne, knallte gegen die Wand, rutschte an ihr herunter und blieb, alle Viere von sich gestreckt, auf dem Boden liegen. Malfoy und einige andere Slytherins johlten. Hermine hpfte auf den Zehenspitzen herum. Meint ihr, ihm ist was passiert?, kreischte sie durch die Finger. Na wenn schon, sagten Harry und Ron wie aus einem Munde. Lockhart rappelte sich schwankend auf Er hatte den Hut verloren und sein Wellenhaar stand spitz in die Hhe. Nun, ihr habt's gesehen, sagte er und tapste zurck auf die Bhne. Das war ein Entwaffnungszauber - wie ihr seht, hab ich meinen Zauberstab verloren - ah, danke, Miss Brown - ja, treffliche Idee, ihnen das zu zeigen, Professor Snape, aber verzeihen Sie, wenn ich Ihnen dies sage, es war recht offensichtlich, was Sie vorhatten, und ich htte es verhindert, wenn ich nur gewollt htte - allerdings meinte ich, es sei lehrreich, wenn die Schler es sehen wrden ... Snapes Gesicht hatte einen mrderischen Ausdruck angenommen. Vielleicht war das auch Lockhart aufgefallen, denn er sagte: Genug der Vorfhrung! Ich komme jetzt runter und stelle euch alle zu Paaren zusammen - Professor Snape, wenn Sie mir helfen wrden - Sie gingen durch die Menge und stellten die Schler partnerweise zusammen. Lockhart stellte Neville neben Justin Finch-Fletchley. Snape erreichte Ron und Harry zuerst. Zeit, das Traumpaar zu trennen, hhnte er. Weasley, du gehst zu Finnigan. Potter - Harry bewegte sich ganz automatisch in Richtung Hermine. Das kommt nicht in Frage, sagte Snape kalt lchelnd. Mr Malfoy, kommen Sie hier herber. Schauen wir mal, was Sie aus dem berhmten Potter machen. Und Sie, Miss Granger - Sie gehen mit Miss Bulstrode zusammen. Eitel grinsend schritt Malfoy herbei. Hinter ihm kam ein Mdchen aus Slytherin, das Harry an ein Bild erinnerte, das er in Ferien mit Vetteln gesehen hatte. Sie war gro und vierschrtig und ihr schwerer Kiefer mahlte angriffslustig. Hermine schenkte ihr ein mattes Lcheln, doch sie lchelte nicht zurck. Stellt euch zum Partner gewandt auf!, rief Lockhart, inzwischen wieder auf der Bhne. Und verbeugt euch! Harry und Malfoy neigten kaum merklich die Kpfe und lieen sich dabei nicht aus den Augen. Zauberstbe bereit!, rief Lockhart. Ich zhle bis drei, dann sprecht ihr eure Zauberflche und entwaffnet den Gegner - nur entwaffnen - wir wollen keine Unflle - eins ... zwei ... drei - Harry schwang den Zauberstab ber die Schulter, doch Malfoy hatte schon bei zwei angefangen: Sein Fluch traf Harry so hart, dass er das Gefhl hatte, ein Suppentopf sei ihm gegen den Kopf geflogen. Er stolperte, doch es schien noch alles an ihm heil zu sein, und ohne Zeit zu verschwenden richtete Harry seinen Zauberstab auf Malfoy: Rictusempra! Ein silberner Lichtstrahl traf Malfoy in den Magen und er knickte keuchend ein. Ich sagte, nur entwaffnen!, rief Lockhart aufgebracht ber die Kpfe der kmpfenden Menge hinweg, als Malfoy in die Knie sank; Harry hatte ihn mit einem Kitzelfluch belegt und Malfoy konnte sich vor Lachen kaum bewegen. Harry hatte das Gefhl, es wre unsportlich, Malfoy zu verhexen, whrend er auf dem Boden lag, und hielt sich zurck. Doch das war ein Fehler; nach Atem ringend richtete Malfoy seinen Zauberstab auf Harrys Knie, wrgte Tarantallegra! heraus und im nchsten Augenblick begannen Harrys Beine wild umherzuschlenkern, als tanzte er einen schnellen Foxtrott. Aufhren! Aufhren!, schrie Lockhart, doch Snape nahm die Sache in die Hand. Finite Incantatem!, schrie er; Harrys Beine hrten auf zu tanzen und Malfoy hrte auf zu lachen und beide konnten sich wieder sammeln. Grnlicher Rauch hing ber dem Schlachtfeld. Neville und Justin lagen schwer atmend auf dem Boden; Ron half dem aschfahlen Seamus auf die Beine und entschuldigte sich fr was immer auch sein ldierter Zauberstab angestellt haben mochte; doch Hermine und Millicent Bulstrode rauften noch miteinander; Millicent hatte Hermine, die vor Schmerz wimmerte, im Schwitzkasten: die Zauberstbe der beiden lagen vergessen auf dem Boden. Harry sprang hinber und riss Millicent weg. Das war nicht einfach, denn sie war viel grer als er. Du meine Gte, sagte Lockhart. Er hpfte durch die Menge und begutachtete das Trmmerfeld. Aufstehen, Macmillan ... vorsichtig da, Miss Fawcett ... drck stark dagegen, Boot, es wird gleich aufhren zu bluten - Ich denke, ich zeige euch lieber, wie ihr feindseligen Zauber abblocken knnt, sagte Lockhart, verwirrt inmitten der Halle stehend. Er sah zu Snape hinber, dessen schwarze Augen funkelten, und sah rasch wieder weg. Ich brauche zwei Freiwillige - Longbottom und Finch-Fletchley, wie wr's mit ihnen - Eine schlechte Idee, Professor Lockhart, sagte Snape und glitt herber wie eine groe Unheil bringende Fledermaus. Longbottom richtet mit den einfachsten Zaubersprchen Verheerungen an, da knnen wir das, was von Finch-Fletchley brig bleibt, in einer Streichholzschachtel hoch ins Krankenquartier schicken. Nevilles rundes rosa Gesicht frbte sich dunkelrosa. Wie wr's mit Malfoy und Potter?, sagte Snape mit einem schiefen Lcheln. Glnzende Idee!, sagte Lockhart und gestikulierte Harry und Malfoy in die Mitte der Halle. Die Menge wich zurck, um ihnen Platz zu machen. Nun, Harry, sagte Lockhart, wenn Draco seinen Zauberstab auf Sie richtet, tun Sie dies. Er hob seinen eigenen Zauberstab, versuchte eine komplizierte Schlngelbewegung und lie ihn fallen. Unter dem hmischen Grinsen Snapes hob Lockhart den Zauberstab auf. Uuups - mein Zauberstab ist ein wenig berhitzt - Snape trat zu Malfoy, beugte sich hinunter und flsterte ihm etwas ins Ohr. jetzt grinste auch Malfoy. Harry sah nervs zu Lockhart auf: Professor, knnten Sie mir diese Abwehrbewegung noch einmal zeigen? Angst?, murmelte Malfoy so leise, dass Lockhart es nicht hren konnte. Httest du wohl gerne, sagte Harry aus dem Mundwinkel. Lockhart patschte Harry frhlich auf die Schulter: Machen Sie einfach meine Bewegung nach, Harry! Wie, ich soll meinen Zauberstab fallen lassen? Doch Lockhart hrte ihm nicht zu. Drei - zwei - eins - los, rief er. Malfoy hob rasch seinen Zauberstab und bellte: Serpensortia! Die Spitze des Zauberstabs explodierte. Harry sah mit aufgerissenen Augen, wie eine lange schwarze Schlange daraus hervorschoss, schwer auf den Boden zwischen ihnen klatschte und sich aufrichtete, bereit zum Biss. Schreiend wich die Menge zurck und bildete einen weiten Kreis um sie. Nicht bewegen, Potter, sagte Snape gleichmtig. Er genoss offensichtlich den Anblick des erstarrten Harry, Auge in Auge mit der gereizten Schlange. Ich schaff sie fort ... Erlauben Sie, rief Lockhart. Drohend schwang er seinen Zauberstab gegen die Schlange und es gab einen lauten Knall; die Schlange, anstatt zu verschwinden, hob sich vier Meter in die Luft und fiel dann mit einem lauten Klatschen zurck auf den Boden. Rasend vor Wut und erregt zischend glitt sie direkt auf Justin Finch-Fletchley zu und richtete sich abermals mit gebleckten Giftzhnen auf, Harry war sich nicht sicher, was ihn zu seinem Handeln trieb. Er hatte sich nicht einmal bewusst dazu entschieden. Alles, was er wusste, war, dass ihn seine Beine vorwrts trugen, als bewege er sich auf Rollen, und dass er die Schlange dusslig anschrie: Weg von ihm! Und wundersamerweise - unerklrlicherweise - sackte die Schlange zu Boden, friedlich wie ein dicker schwarzer Gartenschlauch, und richtete ihre Augen auf Harry. Harry sprte die Angst aus sich weichen. Er wusste, dass die Schlange jetzt niemanden mehr angreifen wrde, aber warum er das wusste, htte er nicht erklren knnen. Er sah zu Justin auf und grinste ihn an. Justin htte eigentlich erleichtert aussehen mssen oder verwirrt oder sogar dankbar - doch gewiss nicht wtend und verngstigt. Was treibst du da eigentlich fr ein Spiel?, schrie er, und bevor Harry etwas sagen konnte, hatte er sich umgewandt und war aus der Halle gestrmt. Snape trat vor, wedelte mit seinem Zauberstab und die Schlange lste sich in ein Wlkchen aus schwarzem Staub auf Auch Snape musterte Harry mit einem Blick, den er nicht erwartet htte: scharf und berechnend, und Harry mochte diesen Blick nicht. Und nun hob ein merkwrdiges Murmeln entlang der Wnde an. jemand hinter ihm zerrte an seinem Umhang. Komm, sagte Rons Stimme in sein Ohr, beweg dich - komm schon - Ron und Hermine nahmen ihn in die Mitte und fhrten ihn aus der Halle. Als sie durch die Tr gingen, teilte sich die Schar der Schler zu beiden Seiten, als htten sie Angst. Harry hatte keine Ahnung, was eigentlich los war, und weder Ron noch Hermine sagten ein Wort, bis sie ihn nach oben in den Gemeinschaftsraum gefhrt hatten. Ron drckte Harry in einen Sessel und sagte: Du bist ein Parselmund. Warum hast du es uns nicht erzhlt? Ich bin ein was? Ein Parselmund!, sagte Ron. Du kannst mit Schlangen sprechen! Ich wei߫, sagte Harry. Aber das ist erst das zweite Mal in meinem Leben. Einmal hab ich aus Versehen eine Boa constrictor im Zoo auf meinen Vetter Dudley losgelassen - lange Geschichte -, aber sie sagte mir, sie sei noch nie in Brasilien gewesen und ich hab sie eigentlich unabsichtlich freigelassen - das war, bevor ich Wusste, dass ich ein Zauberer bin - Eine Boa constrictor hat dir gesagt, sie sei noch nie in Brasilien gewesen?, wiederholte Ron mit leiser Stimme. Na und?, sagte Harry, ich wette, eine Menge Leute hier knnen das. O nein, knnen sie nicht, sagte Ron. Es ist keine sehr verbreitete Gabe. Harry, das ist schlecht. Was ist schlecht?, sagte Harry, der allmhlich etwas ungeduldig wurde. Was ist eigentlich los mit euch allen? Hr mal, wenn ich dieser Schlange nicht gesagt htte, dass sie Justin nicht angreifen soll - oh, das hast du ihr gesagt? Was soll das heien? Du warst dabei - du hast mich doch gehrt - Ich hab dich Parsel sprechen gehrt, sagte Ron. Schlangensprache. Du httest alles sagen knnen - kein Wunder, dass Justin panische Angst gekriegt hat, du hast geklungen, als ob du die Schlange anstacheln wrdest - es war gruslig, weit du - Harry starrte ihn mit offenem Mund an. Ich habe eine andere Sprache gesprochen? Aber - das habe ich nicht gemerkt - wie kann ich eine andere Sprache sprechen, ohne dass ich es wei? Ron schttelte den Kopf. Er und Hermine sahen aus, als wre eben jemand gestorben. Harry begriff nicht, was denn so schrecklich sein sollte. Willst du mir sagen, was daran falsch ist, wenn ich eine dreckige alte Schlange daran hindere, Justin den Kopf abzubeien?, fragte er. Ist doch egal, wie ich es angestellt habe, solange Justin nicht bei der Kopflosenjagd mitmachen muss Es ist nicht egal, meldete sich Hermine endlich mit gedmpfter Stimme. Denn Salazar Slytherin war berhmt dafr, dass er mit Schlangen reden konnte. Deshalb ist das Symbol des Hauses Slytherin eine Schlange. Harry klappte der Mund auf. Genau, sagte Ron. Und jetzt denkt die ganze Schule, du bist sein Urururururgroenkel oder so hnlich - Aber das bin ich nicht, sagte Harry mit einem Anflug von Panik, den er sich selbst nicht recht erklren konnte. Das wirst du kaum beweisen knnen, sagte Hermine. Er lebte vor ungefhr einem Jahrtausend; nach allem, was wir wissen, knntest du es sein. Harry lag in dieser Nacht noch stundenlang wach. Durch eine Lcke im Vorhang um sein Bett sah er Schnee am Turmfenster vorbeitreiben. Er dachte nach ... Konnte er ein Nachfahre Salazar Slytherins sein? Er wusste schlielich nichts ber die Familie seines Vaters. Die Dursleys hatten ihm Fragen ber seine Zaubererverwandtschaft immer verboten. Leise versuchte Harry etwas in der Schlangensprache zu sagen. Doch Worte wollten nicht kommen. Offenbar ging es nur, wenn er einer Schlange in die Augen blickte. Aber ich bin in Gryffindor, dachte Harry. Der Sprechende Hut htte mich nicht hierher gesteckt, wenn ich Slytherin-Blut htte ... Ach, sagte eine boshafte leise Stimme in seinem Gehirn. Aber der Sprechende Hut wollte dich doch nach Slytherin stecken, erinnerst du dich nicht? Harry drehte sich auf die Seite. Morgen wrde er Justin in Kruterkunde treffen und ihm erklren, dass er die Schlange von ihm abgehalten und sie nicht aufgestachelt hatte, was (wie er, wtend sein Kissen zusammenknllend, dachte) doch jeder Dummkopf htte erkennen mssen. Am nchsten Morgen allerdings hatte sich das nchtliche Schneetreiben in einen so dichten Schneesturm verwandelt, dass Kruterkunde ausfiel: Professor Sprout wollte den Alraunen Socken und Schals berziehen, und das war eine so vertrackte Angelegenheit, dass sie niemand anderen damit betrauen wollte - besonders jetzt, da die Alraunen rasch wachsen und Mrs Norris und Colin Creevey ins Leben zurckholen sollten. Harry sa am Kaminfeuer im Gemeinschaftsraum und grbelte ber den gestrigen Abend nach, whrend Ron und Hermine die freie Stunde nutzten, um Zaubererschach zu spielen. Um Himmels willen, Harry, sagte Hermine entnervt, als einer von Rons Lufern ihren Springer vom Pferd zerrte und ihn vom Brett schleifte. Dann geh doch und such Justin, wenn es dir so wichtig ist. Also stand Harry auf und stieg durch das Portrtloch. Wo konnte Justin wohl stecken? Wegen des dichten Schneetreibens war es im Schloss dunkler als sonst tagsber. Bibbernd vor Klte ging Harry an den Klassenzimmern vorbei, in denen Unterricht stattfand, und erhaschte dabei augenblicksweise, was drinnen vorging. Professor McGonagall herrschte gerade einen Schler an, der, nach ihren Worten zu schlieen, seinen Freund in einen Dachs verwandelt hatte. Harry widerstand dem Drang, einen Blick hineinzuwerfen, und ging vorbei. Justin nutzte vielleicht seine freie Stunde, um ein wenig zu arbeiten, und Harry beschloss zuerst in der Bibliothek nachzuschauen. Eine Gruppe von Hufflepuffs, die auch Kruterkunde gehabt htten, saen tatschlich hinten in der Bibliothek, aber sie schienen nicht zu arbeiten. Durch die langen Reihen hoher Bcherregale konnte Harry sehen, dass sie die Kpfe eng zusammengesteckt hatten und offenbar angespannt miteinander tuschelten. Er konnte nicht erkennen, ob Justin dabei war, und trat nher. Auf dem Weg erhaschte er einen Fetzen ihres Gesprchs, und in der Abteilung Unsichtbarkeit blieb er stehen und lauschte. Na, jedenfalls, sagte ein stmmiger Junge, hab ich Justin geraten, er solle sich in unserem Schlafsaal verstecken. Ich wrde sagen, wenn Potter ihn als sein nchstes Opfer ausersehen hat, dann ist es besser, wenn er sich eine Weile bedeckt hlt. Natrlich hat Justin auf so etwas gewartet, seit ihm gegenber Potter herausgerutscht ist, dass er ein Muggelkind ist. Justin musste ausgerechnet ihm sagen, dass er eigentlich nach Eton gehen sollte. So was plappert man nicht aus, wenn der Erbe Slytherins auf Jagd ist, oder? Du bist also sicher, dass es Potter ist, Ernie?, sagte ein Mdchen mit blonden Zpfen ngstlich. Hannah, erwiderte der stmmige Junge ernst. Er ist ein Parselmund. Jeder wei, das ist das Erkennungszeichen eines schwarzen Magiers. Hast du jemals von einem anstndigen gehrt, der zu Schlangen sprechen konnte? Slytherin selbst haben sie Schlangenzunge genannt. Diesen Worten folgte ein lautes Murmeln, und Ernie fuhr fort: Erinnert ihr euch, was an der Wand geschrieben stand: Feinde des Erben, nehmt euch in Acht. Potter muss sich mit Filch in die Wolle gekriegt haben. Und kurz danach wird Filchs Katze angegriffen. Dieser Erstklssler Creevey hat Potter beim Quidditch-Spiel gergert, weil er Bilder von ihm machte, als Potter im Schlamm lag. Und was passiert kurz danach? Creevey wird angegriffen. Er kommt mir aber immer so nett vor, sagte Hannah unsicher, und auerdem, nun ja, er war es immerhin, der Du-weit-schon-wen verjagt hat. Er kann nicht durch und durch bse sein, oder? Ernie senkte geheimnistuerisch die Stimme, die Hufflepuffs beugten sich noch weiter vor und Harry stahl sich nher heran, um Ernies Worte zu erhaschen. Keiner wei, wie er diesen Angriff von Du-weit-schon-wem berlebt hat. berlegt doch mal, er war noch ein Baby, als es passierte. Normalerweise wre er in Stcke gerissen worden. Nur ein wirklich mchtiger schwarzer Magier konnte einen solchen Fluch berleben. Er senkte die Stimme zu einem eindringlichen Flstern: Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ihn Du-weit-schon-wer berhaupt tten wollte. Wollte keinen anderen Schwarzen Lord haben, der mit ihm um die Macht streitet. ich frag mich, welche anderen Krfte Potter noch verbirgt? Harry hielt es nicht lnger aus. Er rusperte sich laut und trat hinter den Regalen hervor. Wenn er nicht so wtend gewesen wre, htte er das Schauspiel, das sich ihm bot, lustig gefunden: Die versammelten Hufflepuffs sahen aus, als wren sie von seinem bloen Anblick versteinert, und aus Ernies Gesicht war jede Farbe gewichen. Hallo, sagte Harry. Ich bin auf der Suche nach Justin Finch-Fletchley. Offensichtlich hatten sich die schlimmsten Befrchtungen der Hufflepuffs besttigt. Alle blickten angsterfllt auf Ernie. Was willst du von ihm?, sagte Ernie mit zittriger Stimme. Ich will ihm sagen, was im Duellierclub wirklich mit der Schlange passiert ist, sagte Harry. Ernie biss sich auf die weien Lippen, holte tief Luft und sagte: Wir waren alle da. Wir haben gesehen, was passiert ist. Dann hast du auch gesehen, dass die Schlange zurckgewichen ist, nachdem ich zu ihr gesprochen habe?, sagte Harry. Alles, was ich gesehen habe, war, dass du Parsel gesprochen und die Schlange auf Justin gehetzt hast, erwiderte Ernie starrkpfig. Ich hab sie nicht auf ihn gehetzt!, sagte Harry mit vor Wut zitternder Stimme. Sie hat ihn nicht einmal berhrt! Es war aber sehr knapp, sagte Ernie. Und falls du auf irgendwelche krummen Gedanken kommen solltest, fgte er rasch hinzu, sag ich dir lieber, dass du meine Familie bis auf neun Generationen von Hexen und Zauberern zurckverfolgen kannst und mein Blut so rein ist wie nur mglich, also - Es ist mir egal, was fr Blut du hast, sagte Harry aufgebracht. Warum sollte ich Muggelgeborene angreifen? Ich hab gehrt, dass du die Muggel hasst, bei denen du lebst, sagte Ernie schlagfertig. Es ist unmglich, bei den Dursleys zu leben und sie nicht zu hassen, erwiderte Harry. Da mchte ich dich mal sehen. Er machte auf dem Absatz kehrt und strmte aus der Bibliothek, wobei er sich einen tadelnden Blick von Madam Pince einhandelte, die den goldgeprgten Einband eines dicken Zauberspruchbandes polierte. Harry rannte stolpernd durch die Gnge und bemerkte vor Wut kaum, wo er hinlief Der Erfolg war, dass er gegen etwas sehr Groes und Festes prallte, das ihn zu Boden schlug. Harry blickte auf, Oh, hallo, Hagrid. Hagrids Gesicht war unter einer schneebedeckten Wollkapuze verborgen, aber ein anderer konnte es unmglich sein, da er mit seinem Maulwurfsmantel den Gang fast in ganzer Breite ausfllte. Ein toter Hahn baumelte von einer seiner massigen behandschuhten Pranken herab. Alles in Ordnung, Harry?, sagte er und zog zum Sprechen die Kapuze hoch. Warum bist du nicht im Unterricht? Fllt aus, sagte Harry und richtete sich auf. Was machst du eigentlich hier? Hagrid hob den leblosen Hahn hoch. Der zweite, der dieses Jahr gettet wurde, erklrte er. Entweder Fchse oder ein Blut saugendes Gespenst, und ich brauch die Erlaubnis des Schulleiters, einen Bannkreis um den Hhnerstall zu ziehen. Er lugte unter seinen dicken, schneeglitzernden Brauen hervor und musterte Harry. Wirklich alles in Ordnung mit dir? Bist ja ganz hei im Gesicht und siehst so besorgt aus - Harry brachte es nicht ber sich zu wiederholen, was Ernie und die anderen Hufflepuffs ber ihn gesagt hatten. Es ist nichts, sagte er. Ich mach mich jetzt besser auf die Socken, Hagrid, wir haben jetzt Verwandlung und ich muss noch meine Bcher holen. Den Kopf immer noch voll mit Ernies Worten verlie er Hagrid. Justin hat auf so etwas gewartet, seit ihm Potter gegenber herausgerutscht ist, dass er ein Muggelkind ist ... Harry stapfte die Treppen hoch und bog in einen Korridor ein, der noch dunkler war als die anderen; ein scharfer, eisiger Luftzug pfiff durch ein in den Angeln schlagendes Fenster und hatte die Fackeln gelscht. Auf halbem Wege durch den Gang stolperte er und strzte zu Boden. Er drehte sich um, um nachzusehen, worber er gestolpert war - und hatte pltzlich das Gefhl, sein Magen wrde sich auflsen. Justin Finch-Fletchley lag auf dem Boden, steif und kalt und leblos an die Decke stierend, mit einem festgefrorenen Ausdruck des Entsetzens im Gesicht. Und das war nicht alles. Neben ihm war eine andere Gestalt und etwas Befremdlicheres hatte Harry noch nie gesehen. Es war der Fast Kopflose Nick, nicht mehr perlwei und durchsichtig, sondern mit schwarzem Rauch gefllt. Reglos schwebte er eine Handbreit ber dem Boden. Sein Kopf hing herunter und auf seinem Gesicht stand derselbe Ausdruck des Entsetzens wie auf dem Justins. Harry rappelte sich auf, schnell und flach atmend, und sein Herz vollfhrte eine Art Trommelwirbel gegen seine Rippen. Mit fiebrigem Blick sphte er den verlassenen Korridor hinunter und sah, wie ein paar Spinnen so schnell sie konnten von den Krpern fortkrabbelten. Alles, was er hrte, waren die gedmpften Stimmen der Lehrer aus den Klassenzimmern zu beiden Seiten des Ganges. Er htte losrennen knnen, und keiner htte je erfahren, dass er hier war. Aber er konnte sie nicht einfach hier liegen lassen ... er musste Hilfe holen ... wrde auch nur einer glauben, dass er damit nichts zu tun hatte? Whrend er dastand und Panik in ihm hochstieg, schlug gleich neben ihm krachend eine Tr auf Peeves, der Poltergeist, kam herausgeschossen. Sieh an, es ist der putzige kleine Potter!, gackerte Peeves und schlug Harry im Vorbelhpfen die Brille von der Nase. Was fhrt Potter im Schilde? Warum lmmelt Potter hier - Mitten in einem Salto hielt Peeves inne. Kopfber in der Luft hngend erkannte er Justin und den Fast Kopflosen Nick. Er vollendete seinen Purzelbaum und bevor Harry ihn aufhalten konnte, fllte er seine Lungen und brllte: ANGRIFF! ANGRIFF! WIEDER EIN ANGRIFF! KEIN STERBLICHER ODER GEIST IST SICHER! RENNT UM EUER LEBEN! AAAANGRIFF! Knall - knall - knall - den Gang entlang flog eine Tr nach der anderen auf und eine Flut von Schlern quoll heraus. Mehrere lange Minuten herrschte solches Durcheinander, dass Justins Krper Gefahr lief, ziemlich Schaden zu nehmen, und manche mitten im Kopflosen Nick standen. Von den andern gegen die Wand gedrckt hrte Harry die Lehrer mit lauter Stimme Ruhe gebieten. Professor McGonagall kam herbeigeeilt, gefolgt von ihren Schlern, von denen einer immer noch schwarzwei gestreiftes Haar hatte. Ein lauter Knall aus ihrem Zauberstab lie Ruhe einkehren, und sie wies alle zurck in die Klassenzimmer. Kaum hatte sich der Korridor etwas geleert, kam auch schon Ernie von den Hufflepuffs keuchend angerannt. Auf frischer Tat ertappt!, rief Ernie und deutete mit schneeweiem Gesicht und dramatischer Geste auf Harry. Lass gut sein, Macmillan!, sagte Professor McGonagall scharf. ber ihnen hpfte Peeves auf und ab und wachte bsartig grinsend ber das Schauspiel; wenn heilloses Durcheinander herrschte, war Peeves immer bester Laune. Whrend die Lehrer sich ber Justin und den Fast Kopflosen Nick beugten, um sie zu untersuchen, schmetterte Peeves ein Liedchen: Ach, Potter, du Schwein, was hast du getan. Du meuchelst die Schler und freust dich daran - Das reicht, Peeves!, blaffte ihn Professor McGonagall an, und Peeves schwebte rcklings, nicht ohne Harry die Zunge rauszustrecken, davon. Professor Flitwick und Professor Sinistra aus dem Fachbereich Astronomie trugen Justin in den Krankenflgel, doch niemand schien zu wissen, was man fr den Fast Kopflosen Nick tun konnte. Professor McGonagall beschwor schlielich einen groen Fhn aus dem Nichts herauf und reichte ihn Ernie mit der Anweisung, den Fast Kopflosen Nick die Treppe hochzupusten. Und Ernie fhnte Nick vor sich her wie ein stummes schwarzes Hovercraft-Boot. Nun waren Harry und Professor McGonagall allein. Hier lang, Potter, sagte sie. Professor, sagte Harry sofort, ich schwre, ich habe es nicht - Das liegt jetzt nicht mehr in meiner Hand, Potter, sagte Professor McGonagall kurz angebunden. Schweigend bogen sie um eine Ecke und sie hielt vor einem groen und uerst hsslichen steinernen Wasserspeier an. Scherbert Zitrone!, sagte sie. Das war offenbar ein Passwort, denn der Wasserspeier erwachte pltzlich zum Leben und hpfte zur Seite. Die Wand hinter ihm teilte sich. Obwohl Harry Angst hatte vor dem, was ihn jetzt erwartete, musste er einfach staunen. Hinter der Wand war eine Wendeltreppe, die sich langsam nach oben bewegte wie ein Aufzug. Er und Professor McGonagall betraten die Treppe und die Wand hinter ihnen schloss sich mit einem dumpfen Gerusch. Sich im Kreise drehend stiegen sie nach oben, hher und hher, bis Harry endlich, leicht schwindlig im Kopf, eine schimmernde Eichentr vor sich sehen konnte, mit einem bronzenen Trklopfer in Gestalt eines Geiers. Er wusste, wo sie ihn hinfhrte. Das musste der Ort sein, wo Dumbledore lebte. ~Der Vielsaft-Trank Sie stiegen die letzte Stufe der steinernen Treppe empor und Professor McGonagall klopfte an die Tr. Geruschlos ffnete sie sich und die beiden traten ein. Professor McGonagall gebot Harry zu warten und lie ihn allein. Harry sah sich um. Eins war gewiss: von allen Lehrerbros, die Harry bisher gesehen hatte, war Dumbledores das bei weitem interessanteste. Wenn er vor Angst nicht fast vergangen wre, man wrde ihn von der Schule werfen, dann htte er ganz gerne einmal hier herumgestbert. Es war ein groer und schner runder Raum, erfllt mit merkwrdigen leisen Geruschen. Auf den storchbeinigen Tischen standen merkwrdige silberne Instrumente, die surrten und kleine Rauchwolken ausstieen. An den Wnden hingen Bilder ehemaliger Schulleiter und Schulleiterinnen, die alle friedlich in ihren Rahmen dsten. Es gab auch einen gewaltigen klauenfigen Schreibtisch, und auf einem Bord dahinter lag ein schbiger und rissiger Zaubererhut - der Sprechende Hut. Harry zgerte. Er warf einen wachsamen Blick auf die schlafenden Hexen und Zauberer an den Wnden. Gewiss konnte es nicht schaden, wenn er den Hut herunternahm und ihn noch mal anprobierte? Nur mal sehen ... einfach um sicherzugehen, dass er ihn tatschlich ins richtige Haus gesteckt hatte - Leise ging er um den Schreibtisch herum, nahm den Hut vom Bord und lie ihn langsam auf seinen Kopf sinken. Er war ihm viel zu gro und rutschte ihm ber die Augen, genau wie das letzte Mal, als er ihn aufgesetzt hatte. Harry starrte ins Schwarze im Innern des Hutes und wartete. Schlielich wisperte ihm eine leise Stimme ins Ohr: Hast 'nen kleinen Fimmel, Harry Potter? hm, ja, murmelte Harry. hm - tut mir Leid, dass ich dich stre - ich wollte nur fragen - Du fragst dich, ob ich dich ins richtige Haus gesteckt habe, sagte der Hut gewitzt. >ja ... bei dir war es besonders schwierig. Aber ich bleibe bei dem, was ich schon gesagt habe - Harrys Herz machte einen Hpfer - dir wre es in Slytherin gut ergangen - Harrys Magen krampfte sich zusammen. Er packte den Hut an der Spitze und zog ihn vom Kopf. Lasch baumelte er in seiner Hand, schmutzig und verschlissen. Harry schob ihn zurck ins Regal. Ihm war bel. Das stimmt nicht, sagte er laut zu dem reglosen und stummen Hut. Er bewegte sich nicht. Harry wich zurck, die Augen starr auf ihn gerichtet. Dann hrte er hinter sich ein merkwrdig wrgendes Gerusch und wirbelte herum. Er war doch nicht allein. Auf einer goldenen Stange hinter der Tr sa ein altersschwacher Vogel, der aussah wie ein halb gerupfter Truthahn. Harry starrte ihn an und der Vogel starrte boshaft zurck und lie erneut sein wrgendes Gerusch hren. Er sieht sehr krank aus, dachte Harry. Die Augen des Vogels waren trbe, und whrend Harry ihn ansah, fielen Federn aus dem Schwanz. Htte mir gerade noch gefehlt, wenn Dumbledores Vogel stirbt, whrend ich allein mit ihm bin, dachte Harry gerade - als der Vogel in Flammen aufging. Vor Schreck schrie Harry auf, wich zurck und stie mit dem Rcken gegen den Schreibtisch; fieberhaft schaute er sich um, ob es nicht irgendwo ein Glas Wasser gbe, aber er sah keines; der Vogel war mittlerweile ein Feuerball geworden; er gab einen lauten Schrei von sich und schon war nichts mehr von ihm brig als ein schwelender Haufen Asche auf dem Boden. Die Brotr ging auf und Dumbledore kam mit ernstem Gesichtsausdruck herein. Professor, keuchte Harry, Ihr Vogel - ich konnte nichts machen - er hat einfach Feuer gefangen - Zu Harrys Verblffung lchelte Dumbledore. Wurde auch Zeit, sagte er. Sah seit Tagen schon frchterlich aus, ich hab ihm gesagt, er solle sich mal sputen. Er kicherte beim Anblick von Harrys verdutztem Gesicht. Fawkes ist ein Phnix, Harry. Phnixe gehen in Flammen auf, wenn es an der Zeit fr sie ist zu sterben, und werden aus der Asche neu geboren. Sieh mal ... Harry sah gerade noch rechtzeitig hin, um einen winzigen, verschrumpelten, neugeborenen Vogel den Kopf aus der Asche stecken zu sehen. Er war genauso hsslich wie der alte. Ein Jammer, dass du ihn an einem Brandtag sehen musstest, sagte Dumbledore und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Eigentlich ist er die meiste Zeit sehr hbsch, herrlich rot und gold gefiedert. Faszinierende Geschpfe, diese Phnixe. Sie knnen unglaublich schwere Lasten tragen, ihre Trnen haben heilende Kraft und sie sind auerordentlich treue Haustiere. Vor Entsetzen ber den in Flammen aufgehenden Fawkes hatte Harry ganz vergessen, weshalb er hier war, doch als Dumbledore sich auf dem hohen Stuhl hinter dem Schreibtisch niederlie und Harry mit seinen durchdringenden, hellblauen Augen festnagelte, erinnerte er sich jh wieder. Bevor Dumbledore allerdings noch ein Wort sagen konnte, flog laut krachend die Brotr auf und Hagrid strzte herein, mit der Kapuze auf den zottigen schwarzen Haaren und einem wilden Blick in den Augen. Noch immer baumelte der tote Hahn in seiner Pranke. Es war nicht Harry, Professor Dumbledore!, sagte Hagrid eindringlich, Sekunden bevor dieses Kind gefunden wurde, hab ich mit ihm geredet, er htte nie die Zeit gehabt, Sir - Dumbledore versuchte etwas zu sagen, doch Hagrid drang weiter auf ihn ein, dabei wedelte er vor Aufregung mit dem Hahn, dessen Federn durch den ganzen Raum schwebten. - er kann's nicht gewesen sein, ich schwr's vor dem Ministerium fr Zauberei, wenn ntig - Hagrid, ich - - Sie haben den falschen Jungen, Sir, ich wei, dass Harry nie - Hagrid!, sagte Dumbledore laut. Ich glaube nicht, dass Harry diese Leute angegriffen hat. Oh, sagte Hagrid, und der Hahn schwang leblos um sein Bein. Gut. Dann warte ich drauen. Und verlegen stapfte er hinaus. Sie glauben nicht, dass ich es war?, wiederholte Harry hoffnungsvoll, whrend Dumbledore die Hahnenfedern von seinem Schreibtisch blies. Nein, Harry, ich glaube es nicht, sagte Dumbledore, wenn auch wieder mit ernstem Gesicht. Aber ich will trotzdem mit dir reden. Dumbledore legte die Fingerspitzen zusammen und musterte ihn. Harry wartete nervs. Harry, ich muss dich fragen, ob es etwas gibt, was du mir erzhlen mchtest, sagte er sanft. Was es auch immer sein mag. Harry wusste nicht, was er antworten sollte. Er dachte an Malfoy, der Ihr seid die Nchsten, Schlammblter! gerufen hatte, und an den Vielsaft-Trank, der im Klo der Maulenden Myrte vor sich hin kchelte. Dann fiel ihm die krperlose Stimme ein, die er zweimal gehrt hatte, und das, was Ron gesagt hatte: Stimmen zu hren, die niemand sonst hren kann, ist kein gutes Zeichen, nicht einmal in der Zaubererwelt. Auch dachte er daran, was alle ber ihn sagten, und an seine wachsende Angst, dass ihn irgendetwas mit Salazar Slytherin verband ... Nein, sagte Harry, es gibt nichts, Professor ... Der Doppelangriff auf Justin und den Fast Kopflosen Nick verwandelte die angespannte Stimmung im Schloss in helle Panik. Eigenartigerweise war es das Schicksal des Fast Kopflosen Nick, das den Leuten offenbar die grte Sorge bereitete. Was fr ein Wesen konnte einem Geist so etwas antun, fragten sich Lehrer und Schler; was fr eine schreckliche Macht konnte jemandem Schaden zufgen, der bereits tot war? Fast kam es zu einem Ansturm auf die Fahrkarten fr den Hogwarts-Express, denn alle wollten ber Weihnachten nach Hause. Wenn das so weitergeht, bleiben wir als Einzige hier, sagte Ron zu Harry und Hermine. Wir, Malfoy, Crabbe und Goyle. Das werden lustige Ferien. Crabbe und Goyle, die Malfoy alles nachmachten, hatten sich ebenfalls in die Liste derer eingetragen, die in den Ferien dableiben wollten. Doch Harry war froh, dass die meisten gingen. Er war es leid, dass die andern immer einen groen Bogen um ihn machten, wenn sie ihm begegneten, als ob er gleich Fangarme auswerfen oder Gift spucken wrde; er war es leid, dass sie im Vorbeigehen murmelnd und zischelnd mit dem Finger auf ihn zeigten. Fred und George allerdings fanden das alles sehr lustig. Sie lieen es sich nicht nehmen, als Harrys Vorhut durch die Gnge zu marschieren und zu rufen: Macht Platz fr den Erben von Slytherin, ein gaaanz bser Zauberer kommt hier durch ... Percy missbilligte dieses Verhalten zutiefst. Das ist nicht zum Lachen, sagte er khl. Ach, geh aus dem Weg, Percy, sagte Fred. Harry hat's eilig. Ja, er macht schnell einen Abstecher in die Kammer des Schreckens auf eine Tasse Tee mit seinem reizhnigen Knecht, sagte George glucksend. Auch Ginny fand das nicht lustig. Ach, hrt auf, flehte sie jedes Mal, wenn Fred Harry lauthals fragte, wen er denn als Nchsten anzugreifen gedenke, oder George so tat, als wehre er Harry mit einem Knoblauchzopf ab. Harry war es gleich; er fhlte sich wohler bei dem Gedanken, dass wenigstens Fred und George die Vorstellung, er sei der Erbe Slytherins, fr ausgesprochen lcherlich hielten. Doch ihr Gekasper schien Draco Malfoy in Rage zu bringen, der bei jedem ihrer Auftritte ein wenig saurer aussah. Eben weil es fast aus ihm herausplatzt, dass es in Wahrheit er ist, sagte Ron ahnungsvoll. Ihr wisst ja, wie er jeden hasst, der besser ist als er, und du, Harry, kriegst die ganze Anerkennung fr seine schmutzige Arbeit. Nicht mehr lange, sagte Hermine zufrieden. Der Vielsaft-Trank ist fast fertig. In den nchsten Tagen holen wir die Wahrheit aus ihm heraus. Endlich hatten die Weihnachtsferien begonnen und eine Stille, so tief wie der Schnee auf den Lndereien, senkte sich ber das Schloss. Harry stimmte sie friedlich, nicht dster, und er freute sich, dass er, Hermine und die Weasleys den Gryffindor-Turm fr sich allein hatten, was hie, sie konnten lautstark Snape explodiert spielen, ohne jemanden zu stren, und in Ruhe Duellieren ben. Fred, George und Ginny waren lieber in der Schule geblieben als mit Mr und Mrs Weasley Bill in gypten zu besuchen. Percy, der ihr, wie er es nannte, kindisches Betragen verachtete, tauchte selten im Gemeinschaftsraum der Gryffindors auf Er hatte ihnen mit dem Brustton der berzeugung erklrt, dass er nur deshalb ber Weihnachten bleibe, weil es seine Pflicht als Vertrauensschler sei, die Lehrer in diesen unruhigen Zeiten zu untersttzen. Der Weihnachtsmorgen brach an, kalt und wei. Harry und Ron, die Einzigen im Schlafsaal, wurden sehr frh von Hermine geweckt, die vollstndig angezogen hereinplatzte und Geschenke fr beide in den Armen trug. Aufwachen!, rief sie laut und zog die Vorhnge zurck. Hermine, du darfst eigentlich nicht hier drin sein sagte Ron und hob die Hand gegen das Licht. Ebenfalls frohe Weihnachten, sagte Hermine und warf ihm ein Geschenk zu. Ich bin schon fast eine Stunde auf den Beinen und hab noch ein paar Florfliegen in den Zaubertrank gemischt. Er ist fertig. Harry, pltzlich hellwach, setzte sich auf. Bist du sicher? Vollkommen, sagte Hermine und schob Krtze, die Ratte, beiseite, so dass sie sich ans Ende seines Himmelbetts setzen konnte. Wenn wir's versuchen, dann wrd ich sagen, heute Abend. In diesem Augenblick schwebte Hedwig herein. Im Schnabel trug sie ein sehr kleines Pckchen. Hallo, sagte Harry glcklich, als sie auf seinem Bett landete. Sprichst du wieder mit mir? Zutraulich knabberte sie an seinem Ohr, was ein viel besseres Geschenk war als das, was sie ihm brachte. Denn wie sich herausstellte, kam es von den Dursleys. Sie hatten Harry einen Zahnstocher geschickt und einen Zettel, auf dem es hie, er solle fragen, ob er auch whrend der Sommerferien in Hogwarts bleiben knne. Die brigen Weihnachtsgeschenke fr Harry waren um einiges erfreulicher. Hagrid hatte ihm eine groe Dose mit Sirupbonbons geschickt, die Harry am Feuer etwas weicher machen wollte, bevor er sie a. Ron hatte ihm ein Buch geschenkt, Aufjagd mit den Cannons, voll interessanter Geschichten ber seine Lieblings-Quidditch-Mannschaft. Von Hermine bekam er einen prchtigen Adlerfederkiel. Harry ffnete das letzte Pckchen und fand einen neuen, selbst gestrickten Pullover von Mrs Weasley und einen groen Pflaumenkuchen. Mit einem neuen Anflug von Schuldgefhlen las er ihre Karte. Er dachte an Mr Weasleys Wagen, der seit ihrer Bruchlandung verschollen war, und das ganze Bndel von Regelbrchen, die er und Ron schon wieder ausheckten. Keiner konnte umhin, das Weihnachtsessen in Hogwarts nicht zu genieen, nicht einmal einer, den es davor grauste, spter den Vielsaft-Trank zu schlucken. Die Groe Halle war herrlich geschmckt. Da waren nicht nur das Dutzend- mit Eiskristallen gezuckerter Weihnachtsbume und die dicht geflochtenen Bnder aus Stechpalmenzweigen und Misteln, die kreuz und quer unter die Decke gespannt waren; auch verzauberter Schnee rieselte herab, weich und trocken. Dumbledore stimmte mit ihnen ein paar seiner liebsten Weihnachtslieder an, wobei Hagrid mit jedem Becher Eierpunsch, den er schluckte, lauter drhnte. Percy, der nicht bemerkt hatte, dass Fred sein Vertrauensschlerabzeichen verzaubert hatte, so dass nun Eierkopf darauf zu lesen war, fragte sie andauernd, worber sie denn kicherten. Harry strte es nicht einmal, dass Draco Malfoy drben am Tisch der Slytherins mit lauter Stimme abfllige Bemerkungen ber seinen neuen Pullover machte. Mit ein wenig Glck wrde er es Malfoy in ein paar Stunden heimzahlen. Harry und Ron hatten kaum ihren dritten Nachschlag Weihnachtspudding aufgegessen, als Hermine sie aus der Halle winkte, um ein letztes Mal den Plan fr diesen Abend durchzugehen. Wir brauchen immer noch Stckchen von den Leuten, in die ihr euch verwandeln wollt, sagte Hermine ganz sachlich, als schickte sie die beiden in den Laden, um Waschpulver zu kaufen. Und natrlich wre es am besten, wenn ihr etwas von Crabbe und Goyle abkriegt, die sind Malfoys beste Freunde, denen wird er alles erzhlen. Und wir mssen auch dafr sorgen, dass die echten Crabbe und Goyle nicht hereinplatzen, whrend wir ihn befragen. Ich hab alles genau geplant, fuhr sie gelassen fort und achtete nicht im Geringsten auf Harrys und Rons verdutzte Gesichter. Sie hielt zwei ppige Schokoladenkuchen hoch. Die hab ich mit einem einfachen Schlafmittel gefllt. Ihr msst nur dafr sorgen, dass Crabbe und Goyle sie finden. Ihr wisst, wie gierig sie sind, die knnen gar nicht anders, als sie aufzufuttern. Sobald sie eingeschlafen sind, rupft ihr ihnen ein paar Haare aus und versteckt sie im Besenschrank. Harry und Ron sahen sich unglubig an. Hermine, ich glaub nicht - Das knnte bel ausgehen - Doch Hermine hatte einen Blick aus Stahl, nicht unhnlich dem, den Professor McGonagall manchmal zeigte. - Der Trank ist nutzlos ohne Crabbes und Goyles Haare, sagte sie entschieden. Ihr wollt doch Malfoy aushorchen, oder? Ja, schon, klar, sagte Harry aber was ist mit dir? Wem rupfst du die Haare aus? Ich hab meines schon!, sagte Hermine strahlend und zog ein Flschchen aus ihrer Tasche. Es enthielt ein einziges Haar. Wisst ihr noch, wie Millicent Bulstrode sich in der Duellierstunde mit mir gekloppt hat? Das hat sie auf meinem Umhang hinterlassen, als sie versucht hat, mich zu erwrgen! Und ber Weihnachten ist sie nach Hause gefahren - also muss ich den Slytherins nur sagen, dass ich beschlossen habe zurckzukommen. Hermine wirbelte davon, um noch einmal nach dem Vielsaft-Trank zu schauen. Ron und Harry sahen sich an, als ob ihre letzte Stunde geschlagen htte. Hast du je von einem Plan gehrt, bei dem so vieles schief gehen kann? Doch zu Harrys und Rons kompletter Verblffung verlief Phase eins ihrer Operation genau so reibungslos, wie Hermine gesagt hatte. Nach dem Weihnachtstee schlichen sie in die verlassene Eingangshalle, um auf Crabbe und Goyle zu warten, die allein am Slytherin-Tisch zurckgeblieben waren, wo sie die vierte Portion Pudding vernichteten. Harry hatte die Schokokuchen auf das Ende des Treppengelnders gestellt. Als sie Crabbe und Goyle aus der Groen Halle kommen sahen, verschwanden Harry und Ron rasch hinter einer Rstung neben der Eingangstr. Wie dick kann man eigentlich werden?, flsterte Ron begeistert, als Crabbe schadenfroh auf die Kuchen deutete und sie sich schnappte. Dumm grinsend stopften sie sich alles auf einmal in die groen Mnder. Gierig und mit triumphierendem Blick kauten sie eine Weile. Dann, ohne auch nur die Miene zu verziehen, gingen beide in die Knie und sackten zu Boden. Der bei weitem schwierigste Teil war nun, Crabbe und Goyle im Schrank auf der anderen Seite der Halle zu ver- stecken. Sobald sie sicher zwischen den Eimern und Wischern verstaut waren, riss Harry ein paar der Borsten aus, die auf Goyles Stirn wuchsen, und Ron nahm sich ein paar Haare von Crabbe. Auerdem stahlen sie ihre Schuhe, denn ihre eigenen waren einige Nummern zu klein fr die Fe von Crabbe und Goyle. Dann, immer noch verblfft ber das, was ihnen gerade gelungen war, spurteten sie hoch ins Klo der Maulenden Myrte. Dicker schwarzer Qualm drang aus der Kabine, in der Hermine den Kessel rhrte. Sie konnten kaum etwas sehen. Sie zogen sich die Umhnge ber die Gesichter und klopften sachte an die Tr. Hermine? Mit einem scharrenden Gerusch wurde der Riegel zurckgeschoben und Hermine tauchte vor ihnen auf. Ihr Gesicht glnzte und wirkte angespannt. Hinter ihr hrten sie das Blubb, Blubb des sirupdicken Zaubertranks. Drei Trinkglser standen auf dem Toilettensitz bereit. Habt ihr sie?, fragte Hermine auer Atem. Harry zeigte ihr Goyles Haare. Gut. Und ich hab diese Umhnge aus der Wsche stibitzt, sagte Hermine und hielt einen kleinen Sack hoch. Ihr braucht andere Gren, sobald ihr Crabbe und Goyle seid. Die drei starrten in den Kessel. Aus der Nhe sah der Zaubertrank wie dicker, dunkler, trge blubbernder Schlamm aus. Ich bin mir sicher, dass ich alles richtig gemacht habe, sagte Hermine und las noch einmal nervs die bekleckerte Seite von Hchst potente Zaubertrnke durch. Sieht genauso aus, wie es das Buch vorschreibt ... wenn wir ihn getrunken haben, bleibt uns exakt eine Stunde, bis wir uns wieder in uns selbst verwandeln. Und was nun?, flsterte Ron. Wir teilen ihn auf drei Glser auf und fgen die Haare hinzu. Hermine fllte groe Schpflffel mit Zaubertrank in die Glser. Dann schttelte sie mit zitternder Hand Millicent Bulstrodes Haar aus dem Flschchen in das erste Glas. Der Trank zischte laut wie ein Wasserkessel und schumte bedrohlich auf. Eine Sekunde spter nahm er einen belkeit erregenden Gelbton an. Uh - Essenz von Millicent Bulstrode, sagte Ron mit ekelerflltem Blick. Wette, es schmeckt widerlich. Tut jetzt eure rein, sagte Hermine. Harry warf Goyles Haare ins mittlere, Ron die Crabbes ins letzte Glas. Beide Glser zischten und schumten: Goyles Glas nahm den khakifarbenen Ton eines Nasenpopels an, Crabbes ein dunkles, trbes Braun. Wartet, sagte Harry, als Ron und Hermine nach ihren Glsern griffen. Wir trinken sie besser nicht alle drei hier drin ... Sobald wir uns in Crabbe und Goyle verwandeln, passen wir nicht mehr hier rein. Und Millicent Bulstrode ist auch nicht gerade eine Elfe. Kluger Junge, sagte Ron und schob den Riegel zurck. jeder nimmt eine Kabine. Harry, sorgsam darauf achtend, keinen Tropfen seines Vielsaft-Tranks zu verschtten, glitt in die mittlere Kabine. Fertig?, rief er. Fertig, kam es von Ron und Hermine zurck. Eins - zwei - drei - Harry klemmte sich die Nase zu und trank das Gebru in zwei groen Schlucken. Es schmeckte wie zerkochter Kohl. Sogleich begannen seine Eingeweide sich zu winden, als ob er lebende Schlangen geschluckt htte - zusammengekrmmt fragte er sich, ob er sich bergeben wrde -, dann breitete sich ein Brennen von seinem Magen rasch bis in seine Fingerspitzen und Zehen aus - als Nchstes, er lag nun keuchend auf allen Vieren, kam ein frchterliches Gefhl, als ob er schmelze, und die Haut an seinem Krper blhte sich wie heies Wachs - vor seinen Augen begannen seine Hnde zu wachsen, die Finger verdickten sich, die Ngel wurden breiter, die Knchel traten hervor wie Bolzen -seine Schultern dehnten sich schmerzhaft und ein Prickeln auf seiner Stirn sagte ihm, dass sein Haar bis zu seinen Augenbrauen hinunterkroch - sein Umhang zerriss, als seine Brust sich ausdehnte wie ein Fass, das seine Reifen sprengte -seine Fe qulten sich in Schuhen, die vier Nummern zu klein waren - So schnell es begonnen hatte, hrte es auch wieder auf. Harry lag mit dem Gesicht nach unten auf dem steinkalten Boden und hrte Myrte im hinteren Klo verdrielich gurgeln. Mhsam zog er sich die Schuhe aus und stand auf So fhlte es sich also an, wenn man Goyle war. Mit seiner groen zitternden Hand warf er den Umhang ab, der einen halben Meter ber seinen Kncheln hing, zog den anderen an und schlpfte in Goyles bootgroe Schuhe. Er hob die Hand, um sich das Haar vor den Augen wegzuwischen, traf aber nur den kurzen drahtigen Stoppelwuchs tief auf seiner Stirn. Dann erkannte er, dass seine Brille ihm den Blick vernebelte, weil Goyle sie offenbar nicht brauchte - er nahm sie ab und rief: Seid ihr okay? Goyles leise Raspelstimme drang aus seinem Mund. ja, hrte er Crabbes tiefes Grunzen zu seiner Rechten. Harry ffnete seine Tr und trat vor den zerbrochenen Spiegel. Aus dumpfen, tief liegenden Augen starrte ihn Goyle an. Harry kratzte sich am Ohr. Goyle tat es ihm gleich. Rons Tr ging auf Sie starrten sich an. Ron sah blass und entsetzt aus, war aber sonst von Crabbe nicht zu unterscheiden, vom puddingfrmigen Haarschnitt bis zu den langen Gorillaarmen. Das ist unglaublich, sagte Ron. Er trat vor den Spiegel und tippte sich gegen Crabbes platte Nase. Unglaublich. Wir sollten uns beeilen, sagte Harry und lockerte sein Uhrband, das tief in Goyles Handgelenk schnitt. Wir mssen erst noch rauskriegen, wo der Gemeinschaftsraum der Slytherins ist. Hoffentlich finden wir jemanden, dem wir folgen knnen. Ron, der Harry sprachlos angestarrt hatte, sagte: Du ahnst nicht, wie seltsam es aussieht, Goyle denken zu sehen. Er klopfte gegen Hermines Tr. Komm schon, wir mssen gehen - Eine schrille Stimme antwortete. Ich - ich glaube, ich geh doch nicht mit. Ihr knnt doch ohne mich gehen. Hermine, wir wissen, dass Millicent Bulstrode hsslich ist, es wei doch keiner, dass du es bist - Nein - im Ernst - ich geh lieber nicht mit - beeilt euch, ihr beiden, ihr vertrdelt die Zeit - Harry sah Ron verwirrt an. jetzt siehst du eher nach Goyle aus, sagte Ron. So guckt er immer, wenn ein Lehrer ihn was fragt. Hermine, alles in Ordnung mit dir?, rief Harry durch die Tr. Ja - mir geht's gut - los, geht schon - Harry sah auf die Uhr. Von ihren wertvollen sechzig Minuten waren fnf schon verstrichen. Wir treffen uns wieder hier, hrst du?, sagte er. Harry und Ron ffneten vorsichtig die Tr zum Gang, prften, ob die Luft rein war, und machten sich auf den Weg. Schwing die Arme nicht so durch die Luft, murmelte Harry Ron zu. Was? Crabbe hlt sie irgendwie steif ... So vielleicht? Ja, schon besser ... Sie stiegen die Marmortreppe hinunter. Was sie jetzt unbedingt brauchten, war ein Slytherin, dem sie in seinen Gemeinschaftsraum folgen konnten. Doch keiner war unterwegs. Hast du eine Idee?, murmelte Harry. Die Slytherins kommen zum Frhstck immer von dort, sagte Ron und nickte zum Eingang der Kerker hinber. Kaum hatte er den Mund zugemacht, kam auch schon ein Mdchen mit langem Lockenhaar aus der Tr. Ron hastete auf sie zu. Verzeihung, sagte er, wir haben vergessen, wie wir in unseren Gemeinschaftsraum kommen. Wie bitte?, sagte das Mdchen steif. Unseren Gemeinschaftsraum? Ich bin eine Ravenclaw. Misstrauisch blickte sie ber die Schulter und ging davon. Harry und Ron rannten die steinernen Stufen hinunter in die Dunkelheit, und ihre Tritte hallten besonders laut wider, denn es waren Crabbes und Goyles Fe, die auf die Steine krachten. Sie hatten das Gefhl, es wrde doch nicht so einfach werden, wie sie gehofft hatten. Die labyrinthischen Gnge waren menschenleer. Immer weiter drangen sie hinunter in die Tiefen unter der Schule, und mit raschen Blicken auf ihre Uhren prften sie, wie viel Zeit ihnen noch blieb. Eine Viertelstunde war vergangen und schon kroch die Verzweiflung in ihnen hoch, da hrten sie pltzlich, wie sich vor ihnen etwas bewegte. Ha!, sagte Ron aufgeregt. Da ist endlich einer von ihnen! Die Gestalt kam aus einem Nebenzimmer. Sie rannten auf sie zu, doch das Herz sank ihnen in die Hosentasche. Es war kein Slytherin, es war Percy. Was machst du denn hier?, sagte Ron berrascht. Percy sah beleidigt aus. Das, sagte er steif, geht dich nichts an. Du bist Crabbe, nicht wahr? Wa... - o ja, sagte Ron. Nun - schleicht euch in den Schlafsaal, sagte Percy streng. Zur Zeit ist es keine gute Idee, in dunklen Gngen herumzustreunen. Das tust du gerade, ermahnte ihn Ron. Ich, sagte Percy und richtete sich auf, ich bin Vertrauensschler. Mich greift niemand an. Pltzlich ertnte eine Stimme hinter Harry und Ron. Draco Malfoy stolzierte auf sie zu, und zum ersten Mal in seinem Leben freute sich Harry, ihn zu sehen. Da seid ihr ja, raunzte er und sah sie an. Habt ihr beiden die ganze Zeit in der Groen Halle rumgefuttert? Ich hab euch gesucht, ich muss euch was zeigen, da lacht ihr euch tot. Malfoy warf Percy einen vernichtenden Blick zu. Und was machst du eigentlich hier unten, Weasley, hhnte er. Percy war auer sich. Etwas mehr Respekt vor einem Vertrauensschler, bitte!, sagte er. Deine Haltung gefllt mir nicht! Malfoy grinste hmisch und wies Harry und Ron mit einer Handbewegung an, ihm zu folgen. Harry htte Percy beinahe ein entschuldigendes Wort zugerufen, fing sich jedoch gerade noch rechtzeitig. Er und Ron eilten Malfoy nach. Dieser Peter Weasley -, sagte Malfoy, als sie in den nchsten Durchgang eingebogen waren. Percy, korrigierte ihn Ron wie von selbst. Wie auch immer, sagte Malfoy. Ich seh ihn in letzter Zeit viel herumschleichen. Und ich wette, ich wei, was er vorhat. Er glaubt, er knnte den Erben von Slytherin ganz alleine fassen. Er gab ein kurzes, abflliges Lachen von sich. Harry und Ron tauschten aufgeregte Blicke. Malfoy hielt vor einer nackten, feuchten Steinwand an. Wie war noch mal das neue Passwort?, sagte er zu Harry. hm -, sagte Harry. Ach ja - Reinblter!, sagte Malfoy achtlos, und eine in der Wand versteckte steinerne Tr glitt auf Malfoy schritt hindurch und Harry und Ron folgten ihm. Der Gemeinschaftsraum der Slytherins war ein lang gezogenes unterirdisches Verlies mit rohen Steinwnden. Grnliche Kugellampen hingen an Ketten von der Decke. Ein Feuer prasselte unter einem kunstvoll gemeielten Kaminsims vor ihnen, und im Umkreis des Feuers erkannten sie die Silhouetten mehrerer Slytherins, die in hohen Lehnsthlen saen. Wartet hier, sagte Malfoy zu Harry und Ron und deutete auf ein Paar freier Sthle, die etwas entfernt vom Kamin standen. Ich geh und hol es - mein Vater hat es mir gerade geschickt - Neugierig, was Malfoy ihnen zeigen wrde, setzten sich Harry und Ron auf die Sthle und taten ihr Bestes, um den Eindruck zu erwecken, sie fhlten sich wie zu Hause. Eine Minute spter kehrte Malfoy mit einem Zeitungsausschnitt in der Hand zurck. Er hielt ihn Ron unter die Nase. Ein Lacher fr dich, sagte er. Harry sah, wie sich Rons Augen vor Schreck weiteten. Rasch las er den Zeitungsausschnitt durch, wrgte ein sehr gezwungenes Lachen hervor und reichte ihn Harry. Es war ein Ausschnitt aus dem Tagespropheten: Untersuchung im Zaubereiministerium Arthur Weasley, Chef des Amts fr den Missbrauch von Muggelartefakten, wurde heute wegen der Verzauberung eines Muggelwagens zu einer Geldbue von fnfzig Galleonen verurteilt. Mr Lucius Malfoy, ein Beirat der Hogwarts-Schule fr Hexerei und Zauberei, wo der verzauberte Wagen vor einigen Monaten einen Unfall verursachte, forderte Mr Weasley zum Rcktritt auf. Weasley hat das Ministerium in Misskredit gebracht, sagte Mr Malfoy einem unserer Reporter. Er ist offensichtlich ungeeignet, fr uns Gesetze zu entwickeln, und sein lcherliches Muggelschutzgesetz sollte sofort gestrichen werden. Mr Weasley war in dieser Sache nicht zu sprechen. Allerdings wies seine Frau die Reporter an zu verschwinden, oder sie wrde den Familienghul auf sie hetzen. Nun?, sagte Malfoy ungeduldig, als Harry ihm den Ausschnitt zurckgab. Ist das nicht witzig? Haha, sagte Harry tonlos. Arthur Weasley hat ein so groes Herz fr die Muggel, dass er seinen Zauberstab zerbrechen und zu ihnen gehen sollte, sagte Malfoy verchtlich. Man sollte nicht meinen, dass die Weasleys Reinblter sind, so wie die sich auffhren. Rons - oder vielmehr Crabbes - Gesicht hatte sich vor Wut verzerrt. Was ist los mit dir, Crabbe?, fuhr ihn Malfoy an. Magenschmerzen, grunzte Ron. Na dann geh hoch in den Krankenflgel und gib all diesen Schlammbltern einen Tritt von mir, sagte Malfoy kichernd. Wisst ihr, es wundert mich, dass der Tagesprophet noch nichts ber diese Angriffe gebracht hat, fuhr er nachdenklich fort Ich vermute, Dumbledore will alles vertuschen. Er wird entlassen, wenn der Spuk nicht bald aufhrt. Vater hat schon immer gesagt, dass Dumbledore das Schlimmste ist, was dieser Schule passieren konnte. Er mag Muggelstmmige. Ein anstndiger Schulleiter htte nie solchen Schleim wie Creevey zugelassen. Malfoy begann mit einer eingebildeten Kamera Bilder zu knipsen und ahmte Colin auf grausame, aber treffende Art nach: Potter, kann ich ein Bild von dir haben, Potter? Krieg ich ein Autogramm von dir? Kann ich dir die Schuhe lecken, bitte, Potter? Er lie die Hnde sinken und sah Harry und Ron an. Was ist eigentlich los mit euch beiden? Viel zu spt zwangen sich Harry und Ron zum Lachen, doch Malfoy schien zufrieden damit. Vielleicht waren Crabbe und Goyle immer etwas schwer von Begriff. Der heilige Potter, Freund der Schlammblter, sagte Malfoy langsam. Noch so einer ohne das anstndige Zaubererempfinden, oder er wrde nicht mit dieser hochnsigen Schlammblterin Granger herumlaufen. Und die Leute halten ihn auch noch fr den Erben Slytherins! Harry und Ron warteten mit angehaltenem Atem: Gewiss wrde Malfoy ihnen in ein paar Sekunden sagen, er selbst sei es - doch dann - Wenn ich nur wsste, wer es ist, sagte Malfoy gereizt. Ich knnte ihm helfen. Ron klappte der Unterkiefer herunter, so dass Crabbes Gesicht noch dmmlicher aussah als blich. Glcklicherweise bemerkte Malfoy nichts, und Harry, der schnell berlegte, sagte: Du musst doch irgendeine Vermutung haben, wer hinter alldem steckt ... Du weit, ich hab keine Ahnung, Goyle, wie oft soll ich dir das noch sagen?, fuhr ihn Malfoy an.Und Vater will mir nichts ber das letzte Mal erzhlen, als die Kammer geffnet wurde. Natrlich, das war vor fnfzig Jahren, also vor seiner Zeit, aber er wei alles darber, und er Sagt, es wurde alles unter der Decke gehalten, und wenn ich zu viel darber wsste, wrde das nur Verdacht erregen. Aber eins wei ich - das letzte Mal, als die Kammer des Schreckens geffnet wurde, ist ein Schlammblter gestorben. Also wette ich, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis einer von ihnen diesmal umgebracht wird ... Ich hoffe, es ist die Granger, sagte er genlich. Ron ballte Crabbes gigantische Faust zusammen. Harry, der dachte, es wre doch etwas verrterisch, wenn Ron Malfoy einen Faustschlag versetzen wrde, warf ihm einen warnenden Blick zu und sagte: Weit du, ob derjenige, der die Kammer das letzte Mal geffnet hat, erwischt wurde? Oja ... wer immer es war, er wurde aus der Schule verbannt, sagte Malfoy. Sitzt wahrscheinlich immer noch in Askaban. Askaban?, sagte Harry verdutzt. Askaban. - das Zauberergefngnis, Goyle, sagte Malfoy und sah ihn unglubig an. Ehrlich, wenn du noch langsamer wrst, wrdest du rckwrts gehen. Er rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum und sagte: Vater sagt, ich solle mich zurckhalten und den Erben von Slytherin machen lassen. Die Schule msse von allen schmutzigen Schlammbltern gereinigt werden, doch ich soll mich nicht einmischen. Natrlich hat er im Augenblick viel am Hals. Wisst ihr, dass das Zaubereiministerium letzte Woche unseren Landsitz durchsucht hat? Harry versuchte Goyles dumpfes Gesicht zu einem besorgten Blick zu zwingen. Tja ..., sagte Malfoy, glcklicherweise haben sie nicht viel gefunden. Vater hat ein paar sehr wertvolle Sachen fr schwarze Magie. Aber zum Glck haben wir unsere eigene Geheimkammer unter dem Fuboden des Salons Ho!, sagte Ron. Malfoy sah ihn an. Und Harry ebenfalls. Ron wurde rot. Selbst sein Haar wurde rot. Auch seine Nase wurde fast unmerklich lnger - ihre Zeit war um, Ron verwandelte sich wieder in sich selbst, und nach dem entsetzten Blick, den er Harry zuwarf, geschah dies auch mit ihm. Beide sprangen auf, Arznei fr meinen Magen, sthnte Ron, und ohne noch ein Wort zu sagen, rannten sie durch den Gemeinschaftsraum der Slytherins, strzten sich auf die feuchte Wand und spurteten den Gang entlang, in der Hoffnung, Malfoy habe nichts bemerkt. Harrys Fe begannen in Goyles riesigen Schuhen zu rutschen und weil er schrumpfte, musste er seinen Umhang hochraffen. Sie rasten die Treppe hoch in die dunkle Eingangshalle; nicht zu berhren war das dumpfe Pochen aus dem Schrank, in den sie Crabbe und Goyle eingeschlossen hatten. Sie lieen die Schuhe vor der Schranktr zurck und hasteten in Socken die marmorne Treppe zum Klo der Maulenden Myrte hoch. Na ja, es war nicht alles Zeitverschwendung, keuchte Ron und schloss die Klotr hinter sich. Ich wei, wir haben immer noch nicht rausgefunden, wer fr die Angriffe verantwortlich ist, aber morgen schreibe ich Dad, er soll unter Malfoys Salon nachschauen. Harry prfte sein Gesicht in dem zerbrochenen Spiegel. Er war wieder er selbst. Er setzte seine Brille auf und Ron hmmerte gegen Hermines Kabine. Hermine, komm raus, wir haben dir 'ne Menge zu erzhlen - Haut ab!, quiekte Hermine. Harry und Ron sahen sich an. Was ist los mit dir?, fragte Ron. Du musst doch inzwischen wieder du selbst sein, wie wir - Doch pltzlich glitt die Maulende Myrte durch die Kabinentr. Harry hatte sie nie so glcklich gesehen. Ooooooh, wartet, bis ihr sie seht, sagte sie. Es ist schrecklich - Sie hrten den Riegel zurckgleiten und heraus kam Hermine, den Umhang ber den Kopf gezogen und schluchzend. Was ist los?, fragte Ron wieder. Hast immer noch Millicents Nase oder so was? Hermine lie den Umhang fallen und Ron zuckte so schnell zurck, dass er gegen das Waschbecken stie. Ihr Gesicht war mit schwarzem Fell berzogen. Ihre Augen waren gelb, und lange spitze Ohren ragten aus ihrem Haar. Es war ein K-Katzenhaar!, heulte sie. M-Millicent Bulstrode muss eine Katze haben! Und der Trank darf nicht fr Verwandlungen in Tiere gebraucht werden! Uh - oh, sagte Ron. Da werden sie dich ganz frchterlich triezen, sagte Myrte glcklich. Ist schon gut, Hermine, sagte Harry rasch. Wir bringen dich hoch in den Krankenflgel, Madam Pomfrey stellt nie zu viele Fragen ... Es dauerte lange, bis sie Hermine dazu berredet hatten, hinauszugehen. Die Maulende Myrte machte ihnen mit schallendem Gelchter Beine. Wart nur, bis alle rausfinden, dass du einen Schwanz hast! ~Der sehr geheime Taschenkalender Hermine blieb mehrere Wochen im Krankenflgel. Als die andern aus den Weihnachtsferien zurckkamen, kochte die Gerchtekche ber, denn natrlich glaubten alle, sie wre angegriffen worden. Auffllig viele schlenderten am Krankenflgel entlang und versuchten einen Blick auf Hermine zu erhaschen, so dass Madam Pomfrey ihren Vorhang wieder auspackte und ihn um Hermines Bett hngte, damit ihr die Schande erspart bleiben sollte, mit einem Fellgesicht gesehen zu werden. Harry und Ron gingen sie jeden Abend besuchen. Und seit der Unterricht wieder begonnen hatte, brachten sie ihr Tag fr Tag die Hausaufgaben mit. Wenn mir diese Schnurrhaare gewachsen wren, dann htte ich mal eine Pause eingelegt, sagte Ron eines Abends und legte einen Stapel Bcher auf Hermines Nachttisch. Red keinen Stuss, Ron, ich darf den Anschluss nicht verpassen, erwiderte Hermine barsch. Ihre Stimmung hatte sich deutlich gebessert, seit alle Haare aus ihrem Gesicht verschwanden waren und ihre Augen sich allmhlich wieder braun frbten. Ihr habt nicht etwa neue Spuren?, setzte sie flsternd hinzu, damit Madam Pomfrey nichts hrte. Nichts, sagte Harry dster. Ich war mir so sicher, es sei Malfoy, sagte Ron ungefhr zum hundertsten Mal. Was ist denn das?, fragte Harry und deutete auf etwas Goldenes, das unter Hermines Kissen hervorlugte. Nur eine Gute-Besserung-Karte, sagte Hermine hastig und versuchte die Karte wegzustecken, doch Ron war schneller. Er zog sie hervor, klappte sie auf und las laut: An Miss Granger, der ich eine rasche Genesung wnsche, von ihrem besorgten Lehrer, Professor Gilderoy Lockhart, Orden der Merlin dritter Klasse, Ehrenmitglied der Liga zur Verteidigung gegen die dunklen Krfte und fnfmaliger Gewinner des Charmantestes-Lcheln-Preises der Hexenwoche. Ron sah angewidert zu Hermine auf. Mit der Karte unter dem Kissen schlfst du? Doch Madam Pomfrey kam mit der abendlichen Dosis Arznei herbergewuselt und ersparte Hermine die Antwort. Lockhart ist mit Abstand der grte Schleimer, den man sich vorstellen kann, sagte Ron zu Harry, als sie den Krankensaal verlassen hatten und die Treppe zum Gryffindor-Turm emporstiegen. Snape hatte ihnen so viele Hausaufgaben aufgehalst, dass Harry meinte, er wrde wohl erst im sechsten Schuljahr damit fertig werden. Ron sagte gerade, er htte Hermine eigentlich fragen wollen, wie viele Rattenschwnze man in einen Haarstrubetrank mischen msse, als sie aus dem Stockwerk ber ihnen jemanden wutentbrannt schreien hrten. Das ist Filch, murmelte Harry. Sie rannten die Treppe hoch, gingen in Deckung und lauschten mit gespitzten Ohren. Du glaubst doch nicht etwa, es ist wieder jemand angegriffen worden?, fragte Ron angespannt. Sie standen reglos da, die Kpfe zu Filchs Stimme hin geneigt, die ausgesprochen hysterisch klang. - noch mehr Arbeit fr mich! Die ganze Nacht wischen, als ob ich nicht genug zu tun htte! Nein, das bringt das Fass zum berlaufen, ich geh zu Dumbledore - Seine Schritte wurden leiser, whrend er den Gang entlanglief, und in der Ferne hrten sie eine Tr schlagen. Sie steckten die Kpfe um die Ecke. Filch hatte offenbar an der blichen Stelle Wache gehalten: Wieder einmal waren sie an dem Ort, wo Mrs Norris angegriffen worden war. Sie sahen auf den ersten Blick, weshalb Filch getobt hatte. Eine groe Wasserlache bedeckte den halben Korridor, und es sah so aus, als ob immer noch Wasser unter der Klotr der Maulenden Myrte hervorsickerte. Nun, da Filch aufgehrt hatte zu schimpfen, konnten sie Myrtes Klagen von den Klownden widerhallen hren. Was ist denn blo mit der schon wieder los?, fragte Ron. Lass uns nachsehen, sagte Harry. Sie zogen die Umhnge ber die Knchel hoch und tapsten durch die groe Wasserlache hinber zur Tr mit dem Defekt-Schild, missachteten es wie blich und traten ein. Die Maulende Myrte weinte noch lauter und heftiger als sonst, falls das berhaupt mglich sein konnte. Offenbar versteckte sie sich in ihrer blichen Kabine. Hier drin war es dunkel, denn die groe Wasserflut, von der Wnde und Boden pitschnass waren, hatte auch die Kerzen gelscht. Was ist los, Myrte?, fragte Harry. Wer ist da?, schluchzte Myrte niedergeschlagen. Willst du noch etwas auf mich werfen? Harry watete hinber zu ihrer Tr und sagte: Warum sollte ich dich mit etwas bewerfen? Frag mich nicht, rief Myrte und tauchte auf, wobei noch eine Wasserwelle auf den schon klitschnassen Boden schwappte. Da bin ich und kmmere mich um meine eigenen Angelegenheiten, und irgend jemand hlt es fr witzig, ein Buch nach mir zu schmeien ... Aber es kann dir doch nicht wehtun, wenn jemand dich trifft, sagte Harry beschwichtigend. Ich meine, es wrde einfach durchfliegen, oder? Er hatte etwas Falsches gesagt. Myrte plusterte sich auf und kreischte: Lasst uns allesamt Bcher auf Myrte werfen, denn sie sprt es ja nicht! Zehn Punkte, wenn ihr eins durch den Magen kriegt! Fnfzig Punkte, wenn es durch den Kopf geht! Schn, hahaha! Was fr ein wunderbares Spiel - finde ich gar nicht! Wo wir schon dabei sind - wer war es eigentlich?, sagte Harry. Ich wei es nicht ... Ich sa im Abflussrohr und dachte ber den Tod nach, und es fiel direkt durch meinen Kopf, sagte Myrte und starrte sie bse an. Da drben ist es, es ist ganz nass geworden ... Harry und Ron sahen unter dem Waschbecken nach, auf das Myrte deutete. Dort lag ein kleines, dnnes Buch. Es hatte einen schbigen schwarzen Einband und war nass wie alles andere im Klo. Harry trat vor, um es aufzuheben, doch Ron streckte jh seinen Arm aus, um ihn aufzuhalten. Was ist?, sagte Harry. Bist du verrckt geworden?, sagte Ron. Es knnte gefhrlich sein. Gefhrlich?, sagte Harry und lachte auf. Weshalb sollte es gefhrlich sein? Du wrdest Augen machen, sagte Ron, der das Buch misstrauisch beugte. Manche der Bcher, die das Ministerium beschlagnahmt hat - Dad hat es mir erzhlt - eines davon brannte einem die Augen aus. Und jeder, der Sonette eines Zauberers gelesen hatte, sprach fr den Rest seines Lebens in Limericks. Und eine alte Hexe in Bath hatte ein Buch, bei dem man nie aufhren konnte zu lesen! Man musste mit der Nase drin herumlaufen und versuchen alles mit einer Hand zu erledigen. Und - Schon gut, ich hab's kapiert, sagte Harry. Das kleine Buch lag auf dem Boden, harmlos und durchweicht. Nun, wir kommen nicht weiter, wenn wir es uns nicht anschauen, sagte er, duckte sich unter Rons Arm hindurch und hob das Buch auf. Harry sah Sofort, dass es sich um einen Taschenkalender handelte, und die ausgebleichte Jahreszahl auf dem Umschlag sagte ihm, dass er fnfzig Jahre alt war. Neugierig schlug er das Buch auf. Auf der ersten Seite konnte er nur den Namen T. V. Riddle in verkleckster Tintenschrift erkennen. Wart mal, sagte Ron, der sich vorsichtig genhert hatte und ber Harrys Schulter sah. Den Namen kenn ich doch gut ... T V. Riddle hat vor fnfzig Jahren eine Auszeichnung fr besondere Verdienste um die Schule erhalten. Woher zum Teufel weit du das?, fragte Harry verblfft. Filch hat mich bei den Strafarbeiten die Medaille ungefhr hundert Mal polieren lassen, sagte Ron gereizt. Das war die Medaille, ber die ich eine Ladung Schnecken gespuckt hab. Wenn du eine Stunde lang Schleim von einem Namen gewischt httest, dann wrdest du dich auch an ihn erinnern. Harry schlte die nassen Seiten auseinander. Sie waren vollkommen leer. Nicht die geringste Spur einer Eintragung war auf ihnen zu entdecken, nicht einmal Tante Mabels Geburtstag oder Zahnarzt, halb vier. Er hat ihn nicht benutzt, sagte Harry enttuscht. Ich frag mich, warum es dann jemand ins Klo splen wollte?, sagte Ron verwundert. Harry drehte das Buch um und sah auf der Rckseite den Namen eines Zeitungshndlers in der Londoner Vauxhall Road. Er muss aus einer Muggelfamilie stammen, sagte Harry nachdenklich. Wenn er einen Kalender in der Vauxhall Road gekauft hat ... Tja, das ntzt dir nicht viel, sagte Ron. Er senkte die Stimme. Fnfzig Punkte, wenn du es durch Myrtes Nase kriegst. Harry jedoch steckte es in die Tasche. Hermine konnte Ende Februar den Krankenflgel verlassen. Sie war ihre Schnurrhaare, ihr Fell und ihren Schwanz los. Am ersten Abend im Gryffindor-Turm zeigte ihr Harry T. V. Riddles Taschenkalender und erzhlte, wie sie ihn gefunden hatten. Oooh, er knnte verborgene Krfte besitzen, sagte Hermine begeistert. Sie nahm den Kalender in die Hand und musterte ihn genau. Wenn er welche hat, dann verbirgt er sie ganz gut, sagte Ron. Vielleicht ist er schchtern. Ich wei nicht, warum du ihn nicht wegwirfst. Ich wrde zu gern wissen, warum jemand versucht hat, ihn loszuwerden, sagte Harry. Und ich htte auch nichts dagegen, wenn ich wsste, fr welche besonderen Verdienste um Hogwarts Riddle seine Auszeichnung bekommen hat. Knnte alles Mgliche gewesen sein, sagte Ron. Vielleicht hatte er den dreiigsten ZAG geschafft oder einen Lehrer vor einem Riesenkraken gerettet. Vielleicht hat er Myrte umgebracht, da htte er allen einen Gefallen getan ... Doch Harry schloss aus der unbewegten Miene Hermines, dass sie das Gleiche dachte wie er. Was ist?, sagte Ron und sah die beiden abwechselnd an. Nun, die Kammer des Schreckens wurde vor fnfzig Jahren geffnet, oder?, sagte Harry. Das hat Malfoy gesagt. Jaa ..., sagte Ron langsam. Und dieser Kalender ist fnfzig Jahre alt, sagte Hermine, aufgeregt mit den Fingern darauf trommelnd. Na und? Ach Ron, wach auf, herrschte ihn Hermine an. Wir wissen, dass die Person, die die Kammer das letzte Mal geffnet hat, vor fnfzig Jahren von der Schule verwiesen wurde. Wir wissen, dass T. V. Riddle seine Auszeichnung fr besondere Verdienste um die Schule vor fnfzig Jahren bekommen hat. Nun, was wre, wenn Riddle seine besondere Auszeichnung bekam, weil er den Erben von Slytherin gefangen hat? Sein Kalender, als eine Art Tagebuch benutzt, wrde uns wahrscheinlich alles sagen - wo die Kammer ist und wie man sie ffnet und was fr eine Kreatur darin lebt -, die Person, die diesmal hinter den Angriffen steckt, wrde so ein Buch lieber nicht hier rumliegen sehen, oder? Das ist eine geniale Theorie, Hermine, sagte Ron, mit nur einem kleinen Fehler. In dem Buch steht nichts. Doch Hermine zog den Zauberstab aus der Tasche. Vielleicht ist es unsichtbare Tinte!, flsterte sie. Sie tippte dreimal sanft gegen den Kalender und sagte: Aparecium! Nichts geschah. Unverzagt griff Hermine erneut in ihre Tasche und zog einen leuchtend roten Radiergummi hervor. Das ist ein Enthller, hab ich in der Winkelgasse gekauft, sagte sie. Sie rubbelte krftig ber Erster Januar. Nichts geschah. Ich sag euch doch, dadrin ist nichts, sagte Ron. Riddle hat eben einen Kalender zu Weihnachten bekommen und hatte einfach keine Lust, darin zu schreiben. Harry konnte nicht erklren, auch nicht sich selbst, warum er Riddles Buch nicht einfach wegwarf. Nicht nur das. Obwohl er wusste, dass der Taschenkalender leer war, nahm er ihn stndig gedankenverloren in die Hand und durchbltterte ihn, als ob er eine Geschichte enthielte, die er zu Ende lesen wollte. Und obwohl sich Harry sicher war, dass er den Namen T. V. Riddle nie vorher gehrt hatte, schien er dennoch etwas fr ihn zu bedeuten, fast als ob Riddle ein Freund gewesen wre, als er noch sehr klein war, ein Freund, den er fast vergessen hatte. Doch das war Unsinn. Bevor er nach Hogwarts kam, hatte er keine Freunde gehabt, dafr hatte Dudley schon gesorgt. Dennoch war Harry entschlossen, mehr ber Riddle herauszufinden, und so machte er sich tags darauf in der groen Pause auf den Weg ins Pokalzimmer, um sich Riddles besondere Auszeichnung anzusehen. Eine neugierige Hermine begleitete ihn nebst einem zutiefst unglubigen Ron, der zudem verkndete, er habe von Pokalzimmern fr sein Leben lang die Nase voll. Riddles blank polierte Goldmedaille war in einem Eckschrank verstaut. Warum er sie bekommen hatte, stand nicht darauf (Besser ist's, denn sonst wre sie noch grer gewesen und ich wrd sie immer noch polieren, sagte Ron). Allerdings fanden sie Riddles Namen darber hinaus noch auf einer alten Medaille fr Magische Meriten und auf einer Liste ehemaliger Schulsprecher. Klingt wie Percy, sagte Ron und kruselte angewidert die Nase. Vertrauensschler, Schulsprecher ... wahrscheinlich immer Klassenbester - Du hrst dich an, als ob das was Schlechtes wre, sagte Hermine in leicht beleidigtem Ton. Die Sonne warf inzwischen wieder die ersten schwachen Strahlen auf Hogwarts. Im Schloss war die Stimmung hoffnungsvoller geworden. Seit den Angriffen auf Justin und den Fast Kopflosen Nick war nichts mehr passiert und Professor Sprout konnte erfreut berichten, dass die Alraunen launisch und geheimnistuerisch wurden, was hie, dass sie die Kindheit nun rasch hinter sich lieen. Sobald ihre Akne zurckgeht, kann man sie wieder eintopfen, hrte Harry sie eines Nachmittags mit freundlicher Stimme Filch erklren. Und danach dauert es nicht mehr lange, bis wir sie zerschneiden und schmoren. Ihre Mrs Norris haben Sie dann im Nu zurck. Vielleicht hat der Erbe von Slytherin die Nerven verloren, dachte Harry. Wenn die Schule so wachsam und misstrauisch war, musste es immer riskanter werden, die Kammer des Schreckens zu ffnen. Vielleicht lie sich das Monster, was immer es war, gerade jetzt nieder, um weitere fnfzig Jahre Winterschlaf zu halten ... Ernie Macmillan von den Hufflepuffs teilte diese hoffnungsvolle berzeugung nicht. Er war immer noch der Ansicht, dass Harry der Schuldige war und sich im Duellierclub verraten habe. Peeves war da auch nicht hilfreich; stndig tauchte er in berfllten Korridoren auf und sang: Ach Potter, du Schwein ..., inzwischen mit einem dazu passenden Tnzchen. Fr Gilderoy Lockhart stand auer Frage, dass er persnlich bewirkt habe, dass die Angriffe aufgehrt hatten. Whrend sich die Gryffindors fr Verwandlung bereitmachten, hrte Harry, wie er dies Professor McGonagall erklrte. Ich denke nicht, dass es noch irgendwelche Schwierigkeiten geben wird, Minerva, sagte er augenzwinkernd und sich ahnungsvoll gegen die Nase tippend. Ich glaube, die Kammer des Schreckens ist jetzt endgltig verschlossen. Der Schurke muss gewusst haben, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis ich ihn erwischen wrde. Ganz vernnftig von ihm, jetzt aufzuhren, bevor ich ihn mir zur Brust nehmen konnte. Wissen Sie, was die Schule jetzt braucht, ist einen Stimmungsheber. Etwas, das die Erinnerungen an diese Geschichte fortwscht! Ich will jetzt nicht weiter darber reden, aber ich denke, ich wei genau das Richtige ... Er tippte sich erneut an die Nase und schritt davon. Was sich Lockhart unter einem Stimmungsheber vorstellte, wurde beim Frhstck am vierzehnten Februar deutlich. Harry hatte wegen eines bis sptabends dauernden Quidditch-Trainings nicht viel geschlafen und ein wenig versptet rannte er hinunter in die Groe Halle. Einen Moment lang dachte er, sich in der Tr geirrt zu haben. Alle Wnde waren mit groen, blassrosa Blumen bedeckt. Schlimmer noch, herzfrmiges Konfetti schneite vom fahlblauen Himmel herab. Harry ging hinber zum Gryffindor-Tisch. Ron hockte da, als ob ihm schlecht wre, und Hermine schien in recht kichriger Stimmung. Was ist denn hier los?, fragte Harry die beiden und schnippte Konfetti von seinem Schinken. Ron deutete auf den Lehrertisch, offenbar zu angewidert, um zu sprechen. Lockhart, mit einem zur Dekoration passenden blassrosa Umhang, gebot armfuchtelnd Schweigen. Die Lehrer neben ihm saen mit versteinerten Gesichtern da. Von seinem Platz aus konnte Harry auf Professor McGonagalls Wange einen Muskel zucken sehen. Snape sah aus, als htte ihm soeben jemand einen groen Becher Skele-Wachs eingeflt. Einen glcklichen Valentinstag!, rief Lockhart. Und danken mchte ich den inwischen sechsundvierzig Leuten, die mir Karten geschickt haben. ja, ich habe mir die Freiheit genommen, diese kleine berraschung fr Sie alle vorzubereiten - und es kommt noch besser Lockhart klatschte in die Hnde und durch das Portal zur Eingangshalle marschierte ein Dutzend griesgrmig dreinschauender Zwerge. Freilich nicht irgendwelche Zwerge. Lockhart hatte sie alle mit goldenen Flgeln und Harfen ausstaffiert. Meine freundlichen Liebesboten, strahlte Lockhart. Sie werden heute durch die Schule streifen und ihre Valentinsgre berbringen. Und damit ist der Spa noch nicht zu Ende! Ich bin sicher, meine Kollegen werden sich dem Geist der Stunde nicht verschlieen wollen. Warum bitten wir nicht Professor Snape, uns zu zeigen, wie man einen Liebestrank mischt! Und wenn wir schon dabei sind, Professor Flitwick wei mehr als jeder Hexenmeister, den ich je getroffen habe, darber, wie man jemanden in Trance zaubert, der durchtriebene alte Hund! Professor Flitwick begrub das Gesicht in den Hnden. Snape sah aus, als ob er den Ersten, der ihn nach einem Liebestrank fragte, vergiften wrde. Bitte, Hermine, sag mir, dass du keine von den sechsundvierzig bist, flehte Ron, als sie die Groe Halle verlieen und zum Unterricht gingen. Hermine war pltzlich vollauf damit beschftigt, in ihrer Tasche nach dem Stundenplan zu kramen, und antwortete nicht. Den ganzen Tag ber platzten die Zwerge zum rger der Lehrer in die Unterrichtsstunden und berbrachten Valentinsgre, und spt am Nachmittag, die Gryffindors waren gerade auf dem Weg hoch zur Zauberkunststunde, holte einer von ihnen Harry ein. Ei, du! Arry Potter!, rief ein besonders grimmig aussehender Zwerg und rumte sich mit dem Ellbogen den Weg zu Harry frei. Harry war die Vorstellung ein Gruel, vor den Augen einer Schar von Erstklsslern, zu der zufllig auch Ginny Weasley gehrte, einen Valentinsgru empfangen zu mssen, und versuchte zu entkommen. Doch der Zwerg schlug sich schienbeintretend durch die Menge und holte ihn ein, bevor er auch nur zwei Schritte getan hatte. Ich hab eine musikalische Nachricht an)Arry Potter persnlich( zu berbringen, sagte er und zupfte Unheil verkndend an seiner Harfe herum. Nicht hier, zischte Harry und rannte erneut los. Stillgestanden!, raunzte der Zwerg, packte Harrys Tasche und zog ihn zurck. Lass mich los!, knurrte Harry. Mit einem lauten Reien ging seine Tasche entzwei. Bcher, Zauberstab, Pergament und Federkiel flogen zu Boden und ber dem ganzen Durcheinander zerbrach auch noch sein glsernes Tintenfass. Harry hastete umher und versuchte seine Sachen aufzusammeln, bevor der Zwerg zu singen begann. Im Korridor entstand ein kleiner Menschenauflauf. Was geht hier vor?, ertnte die kalte, schleppende Stimme von Draco Malfoy. Fieberhaft stopfte Harry alles in seine zerrissene Tasche, verzweifelt darauf aus, zu entkommen, bevor Malfoy den musikalischen Valentinsgru hren konnte. Was ist denn das fr ein Durcheinander?, sagte eine andere vertraute Stimme, die von Percy Weasley. Harry verlor den Kopf und wollte losrennen, doch der Zwerg packte ihn um die Knie und er strzte polternd zu Boden. Schn, sagte der Zwerg und setzte sich auf Harrys Fugelenke. Hier ist dein Valentinslied: >Seine Augen, so grn wie frisch gepkelte Krte Sein Haar, so schwarz wie Ebenholz Ich wnscht', er wr mein, denn gttlich muss sein Der die Macht des Dunklen Lords schmolz.< Harry htte alles Gold in Gringotts dafr gegeben, sich auf der Stelle in Luft auflsen zu knnen. Er mhte sich vergeblich zu lachen wie die anderen und rappelte sich auf, Seine Fe waren taub vom Gewicht des Zwerges. Unterdessen tat Percy Weasley sein Bestes, um die Schar der Schler zu zerstreuen, von denen einige zu Trnen gerhrt waren. Weitergehen, weitergehen, es hat vor fnf Minuten gelutet, ab in die Klassenzimmer jetzt, sagte er und schubste ein paar der jngeren Schler mit sanfter Gewalt weiter. Auch du, Malfoy! Harry sah zu Malfoy hinber und bemerkte, wie er jh innehielt und etwas vom Boden auflas. Hhnisch grinsend zeigte er es Crabbe und Goyle, und Harry erkannte, dass er Riddles Kalender in der Hand hielt. Gib das zurck, sagte Harry mit ruhiger Stimme. Was Potter wohl da reingeschrieben hat?, sagte Malfoy, der die Jahreszahl auf dem Umschlag offenbar nicht bemerkt hatte und glaubte, es wre Harrys Kalender. Die Umstehenden verstummten. Ginny starrte mit entsetztem Blick abwechselnd auf das Buch und auf Harry. Percy hob an: Als Vertrauensschler -, doch Harry hatte die Geduld verloren. Er zckte seinen Zauberstab und riefExpelliarmus! Und genau wie Snape Lockhart entwaffnet hatte, musste Malfoy zusehen, wie ihm das Buch in hohem Bogen aus der Hand flog. Ron, ber das ganze Gesicht grinsend, fing es auf. Harry!, sagte Percy laut. Keine Zauberei in den Korridoren. Ich muss das berichten, das weit du! Doch Harry war es egal. Er hatte Malfoy eins ausgewischt, und das war die fnf Punkte Abzug fr Gryffindor allemal wert. Malfoy sah wtend aus, und als Ginny an ihm vorbei in ihr Klassenzimmer ging, rief er ihr hmisch nach: Ich glaube nicht, dass Potter deinen Valentinsgru besonders gemocht hat! Ginny bedeckte das Gesicht mit den Hnden und verschwand durch die Tr. Schnaubend zog Ron seinen Zauberstab hervor, doch Harry hielt ihn zurck. Schlielich sollte Ron nicht unbedingt whrend des ganzen Zauberkunstunterrichts Schnecken spucken. Erst als sie Professor Flitwicks Klassenzimmer erreicht hatten, bemerkte Harry etwas ziemlich Merkwrdiges an Riddles Kalender. All seine anderen Bcher waren mit scharlachroter Tinte durchtrnkt. Der Taschenkalender jedoch war so Sauber, wie er gewesen war, bevor das Tintenfass darber zerbrochen war. Er wollte ihn Ron zeigen, doch Ron hatte wieder einmal Probleme mit seinem Zauberstab. Aus der Spitze traten groe purpurne Blasen, was Rons Aufmerksamkeit ganz und gar im Bann hielt. An diesem Abend ging Harry frher als alle andern zu Bett. Zum einen wrde er es nicht ertragen, Fred und George noch einmal Seine Augen, so grn wie frisch gepkelte Krte singen zu hren, zum andern wollte er sich Riddles Kalender genau ansehen, und er wusste, dass Ron dies fr Zeitverschwendung hielt. Harry sa auf seinem Himmelbett und bltterte durch die leeren Seiten. Auf keiner einzigen war auch nur eine Spur scharlachroter Tinte. Dann zog er eine neues Fsschen aus seinem Nachtschrank, tauchte die Feder hinein und lie einen Tropfen auf die erste Seite des Tagebuchs fallen. Eine Sekunde lang leuchtete die Tinte hell auf dem Papier, und dann, als wrde sie in das Blatt hineingesaugt, verschwand sie. Aufgeregt tunkte Harry die Feder ein zweites Mal ein und schrieb: Mein Name ist Harry Potter. Die Worte leuchteten sekundenlang auf dem Blatt und dann verschwanden auch sie spurlos. Dann, endlich, geschah etwas. Aus dem Blatt heraus drangen, in seiner eigenen Tinte, Wrter, die Harry nicht geschrieben hatte. Hallo, Harry Potter. Mein Name ist Tom Riddle. Wie kommst du an mein Tagebuch? Auch diese Worte verblassten, doch nicht bevor Harry zurckgekritzelt hatte. Jemand hat versucht, es ins Klo zu splen. Gespannt wartete er auf Riddles Antwort. Ein Glck, dass ich meine Erinnerungen auf dauerhaftere Weise als mit Tinte festgehalten habe. Aber ich wusste immer, dass es einige gibt, die nicht wollen, dass dieses Tagebuch gelesen wird. Was meinst du damit?, krakelte Harry und bekleckste vor Aufregung die Seite. Ich will sagen, dass dieses Tagebuch Erinnerungen an schreckliche Dinge enthlt. Dinge, die vertuscht wurden. Dinge, die an der Hogwarts-Schule fr Hexerei und Zauberei geschahen. Da bin ich gerade, schrieb Harry rasch. Ich bin in Hogwarts und furchtbare Sachen sind passiert. Weit du etwas ber die Kammer des Schreckens? Sein Herz hmmerte. Riddles Antwort kam schnell, seine Schrift wurde schludriger, als wollte er eilends alles erzhlen, was er wusste. Natrlich wei ich von der Kammer des Schreckens. Zu meiner Zeit haben sie uns erzhlt, es sei nur eine Legende und es gebe sie nicht. Aber das war eine Lge. In meinem fnften Jahr wurde die Kammer geffnet und das Monster hat mehrere Schler angegriffen und schlielich einen gettet. Ich habe die Person erwischt, die die Kammer geffnet hat, und sie wurde verstoen. Doch der Schulleiter, Professor Dippet, schmte sich, dass so etwas in Hogwarts geschehen war, und verbot mir, die Wahrheit zu sagen. Sie haben ein Mrchen erfunden, wonach das Mdchen bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen sei. Sie haben 'mir eine hbsche, glnzende Medaille mit eingeprgter Widmung gegeben und mich ermahnt, den Mund zu halten. Doch ich wusste, dass es wieder geschehen konnte. Das Monster lebte weiter und derjenige, der die Macht hatte, es loszulassen, kam nicht ins Gefngnis. Harry stie fast sein Tintenfass um, so eilig hatte er es mit der Antwort. Es geschieht jetzt wieder. Es gab drei Angriffe und keiner scheint zu wissen, wer dahinter steckt. Wer war es das letzte Mal? Ich kann es dir zeigen, wenn du willst, antwortete Riddle. Du brauchst meinen Worten nicht zu glauben. Ich kann dich in mein Gedchtnis von jener Nacht, in der ich ihn gefangen habe, hereinholen. Harry zgerte und hielt die Feder ber das Tagebuch. Was meinte Riddle damit? Wie konnte er in das Gedchtnis eines anderen gelangen? Nervs blickte er zur Tr des Schlafsaals, in dem es nun dunkel wurde. Als sein Blick wieder auf das Buch fiel, sah er, wie sich neue Worte bildeten. Ich will es dir zeigen. Harry hielt fr den Bruchteil einer Sekunde inne und schrieb dann ein Wort. Okay. Die Bltter des Tagebuchs begannen zu flattern, als ob ein Wind sie erfasst htte. Als sich der Wirbel legte, waren die Seiten fr Mitte Juni aufgeschlagen. Mit offenem Mund sah Harry, dass sich das kleine Quadrat fr den dreizehnten Juni offenbar in einen winzigen Bildschirm verwandelt hatte. Mit leicht zitternden Hnden hob er das Buch und drckte ein Auge gegen das kleine Fenster, und bevor er wusste, wie ihm geschah, kippte er nach vorn; das Fenster weitete sich, er sprte, wie sein Krper das Bett verlie und er kopfber durch die ffnung gezogen wurde, hinein in einen Wirbel aus Farbe und Schatten. Seine Fe berhrten festen Grund. Am ganzen Krper zitternd richtete er sich auf und die verschwommenen Formen um ihn her nahmen pltzlich Gestalt an. Sofort wusste er, wo er war. Dieser kreisrunde Raum mit den schlafenden Portrts war Dumbledores Bro - doch hinter dem Schreibtisch sa nicht Dumbledore. Ein verhutzelter, gebrechlich aussehender Zauberer, kahlkpfig mit Ausnahme einiger Strhnen weien Haares, las bei Kerzenlicht einen Brief Harry hatte diesen Mann noch nie gesehen. Es tut mir Leid, sagte er zitternd, ich wollte hier nicht reinplatzen. Doch der Zauberer sah nicht auf. Ein wenig stirnrunzelnd las er weiter. Harry trat nher an den Schreibtisch heran und stammelte: hm, ich gehe einfach, oder? Der Zauberer beachtete ihn immer noch nicht. Er schien ihn nicht einmal gehrt zu haben. Harry berlegte, ob er vielleicht schwerhrig sei, und hob die Stimme. Tut mir Leid, dass ich Sie gestrt habe, ich gehe jetzt, schrie er beinahe. Der Zauberer faltete mit einem Seufzer den Brief zusammen, stand auf. ging an Harry vorbei, ohne ihm auch nur einen Blick zuzuwerfen, und zog die Vorhnge am Fenster auf Der Himmel drauen war rubinrot; offenbar war Sonnenuntergang. Der Zauberer ging zum Schreibtisch zurck, setzte sich und beobachtete Dumchen drehend die Tr. Harry sah sich im Bro um. Kein Phnix, keine surrenden Gertschaften. Dies war Hogwarts, wie Riddle es kennen gelernt hatte, und dieser unbekannte Zauberer war der Schulleiter, nicht Dumbledore, und er, Harry, war ein fr die Menschen vor fnfzig Jahren unsichtbares Phantom. Es klopfte an der Tr. Herein, sagte der alte Zauberer mit schwacher Stimme. Ein Junge von etwa sechzehn Jahren trat ein und nahm seinen Spitzhut ab. Auf seiner Brust schimmerte das silberne Abzeichen des Vertrauensschlers. Er war viel grer als Harry, doch auch er hatte rabenschwarzes Haar. Ah, Riddle, sagte der Schulleiter. Sie wollten mich sprechen, Professor Dippet?, sagte Riddle. Er sah nervs aus. Setzen Sie sich, sagte Dippet. Ich habe eben Ihren Brief gelesen. Oh, sagte Riddle. Er setzte sich und klammerte die Hnde fest zusammen. Mein lieber Junge, sagte Dippet freundlich, ich kann Sie unmglich den Sommer ber hier in der Schule lassen. Gewiss mchten Sie in den Ferien nach Hause? Nein, sagte Riddle sofort. Ich wrde viel lieber in Hogwarts bleiben als in dieses ... in dieses ... Sie leben in einem Waisenhaus der Muggel, nicht wahr?, sagte Dippet neugierig. ja, Sir, sagte Riddle und errtete leicht. Sie stammen aus einer Muggelfamilie? Halbblter, Sir, sagte Riddle. Vater Muggel, Mutter Hexe. Und beide Eltern sind -? Meine Mutter starb, kurz nachdem ich geboren wurde, Sir. Im Waisenhaus haben sie mir gesagt, sie habe mir noch meinen Namen geben knnen - Tom nach meinem Vater, Vorlost nach meinem Grovater. Mitfhlend schnalzte Dippet mit der Zunge. Die Sache ist die, Tom, seufzte er. Man htte fr Sie vielleicht eine Ausnahme machen knnen, aber unter den gegenwrtigen Umstnden ... Sie meinen all diese Angriffe, Sir?, sagte Riddle und Harrys Herz begann zu pochen. Er trat nher, aus Angst, es knne ihm etwas entgehen. Genau, sagte der Schulleiter. Mein lieber Junge, Sie mssen einsehen, wie dumm es von mir wre, wenn ich Sie nach Ende des Schuljahres im Schloss bleiben liee. Besonders im Licht der jngsten Tragdie ... des Todes dieses armen kleinen Mdchens ... In Ihrem Waisenhaus sind Sie bei weitem sicherer. brigens berlegt man im Zaubereiministerium gerade, ob man die Schule schlieen soll. Wir sind der - hm - Quelle dieser Unannehmlichkeiten bisher keinen Schritt nher gekommen ... Riddles Augen hatten sich geweitet. Sir, wenn diese Person gefangen wrde - wenn alles aufhren wrde - Was meinen Sie damit?, sagte Dippet mit einem Quieken in der Stimme und richtete sich in seinem Stuhl auf. Riddle, wollen Sie sagen, dass Sie etwas ber diese Angriffe wissen? Nein, Sir, sagte Riddle rasch. Doch Harry war sich sicher, dass es das gleiche nein war, mit dem er Dumbledore geantwortet hatte. Dippet sank zurck und wirkte ein wenig enttuscht. Sie knnen gehen, Tom ... Riddle stand auf und ging aus dem Zimmer. Harry folgte ihm. Sie lieen sich von der Wendeltreppe hinabtragen und kamen beim Wasserspeier im nun fast dunklen Korridor heraus. Riddle hielt inne, und Harry, ihn unverwandt ansehend, tat es ihm gleich. Er konnte erkennen, dass Riddle angestrengt nachdachte. Riddle biss sich auf die Unterlippe, die Stirn in Falten gelegt. Dann, als htte er pltzlich eine Entscheidung getroffen, strmte er los. Harry glitt geruschlos neben ihm her. Sie sahen niemand anderen, bis sie die Eingangshalle erreicht hatten, wo ein groer Zauberer mit langem, wehendem, kastanienbraunem Haar und Bart von der Marmortreppe aus rief: Was streunen Sie so spt hier herum, Tom? Harry starrte den Zauberer mit offenem Mund an. Er war kein anderer als der fnfzig Jahre jngere Dumbledore. Der Schulleiter wollte mich sprechen, Sir, sagte Riddle. Gut, nun aber rasch ins Bett, sagte Dumbledore und starrte Riddle genauso durchdringend an, wie es Harry schon von ihm kannte. Jetzt sollte man lieber nicht in den Gngen umherwandern. Nicht, seit ... Er seufzte tief, wnschte Riddle eine gute Nacht und schritt davon. Riddle wartete, bis er auer Sicht war, und ging dann mit raschen Schritten die steinernen Treppen zu den Kerkern hinunter, Harry dicht auf seinen Fersen. Doch zu Harrys Enttuschung fhrte ihn Riddle nicht in einen versteckten Gang oder einen Geheimtunnel, sondern in eben den Kerker, in dein Harry Zaubertrankunterricht bei Snape hatte. Die Fackeln waren nicht entzndet worden, und als Riddle die Tr bis auf einen Spaltbreit zuschob, konnte Harry nur noch Riddle sehen, der reglos an der Tr stand und den Gang drauen beobachtete. Harry hatte das Gefhl, sie hatten mindestens eine Stunde lang so dagestanden. Alles, was er sehen konnte, war die Gestalt Riddles an der Tr, die durch den Spalt lugte und wie versteinert wartete. Und gerade als Harrys Neugier und Spannung nachgelassen hatten und er sich allmhlich wnschte, wieder in die Gegenwart zurckzukehren, hrte er, wie sich vor der Tr etwas bewegte. Jemand kroch den Gang entlang. Er hrte ihn, wer immer es war, an dem Kerker vorbeigehen, in dem er und Riddle sich versteckt hatten. Stumm wie ein Schatten glitt Riddle durch die Tr und schlich ihm nach, und Harry, der ganz vergessen hatte, dass niemand ihn hren konnte, ging auf Zehenspitzen hinterher. Etwa fnf Minuten lang folgten sie den Schritten, bis Riddle pltzlich anhielt und den Kopf neigte. Neue Gerusche drangen an ihre Ohren. Harry hrte eine Tr knarrend aufgehen und dann eine raue flsternde Stimme: Komm ... muss dich hier rausbringen ... komm jetzt ... in die Kiste ... Etwas an dieser Stimme kam ihm vertraut vor ... Pltzlich machte Riddle einen Sprung um die Ecke und Harry konnte den dunklen Umriss eines riesigen Jungen erkennen, der vor einer offenen Tr kauerte, neben ihm eine groe Kiste. Schnen Abend, Rubeus, sagte Riddle mit schneidender Stimme. Der Junge schlug die Tr zu und richtete sich auf. Was machst du denn hier, Tom? Riddle trat nher. Es ist aus, sagte er. Ich muss dich anzeigen, Rubeus. Man spricht schon darber, Hogwarts zu schlieen, wenn die Angriffe nicht aufhren. Was m-meinst - Ich glaube nicht, dass du jemanden tten wolltest. Aber Monster geben keine guten Haustiere ab. Ich denke, du hast es nur zum ben rausgelassen und - Es hat nie keinen umgebracht!, sagte der riesige Junge und wich gegen die geschlossene Tr zurck. Hinter der hrte Harry ein merkwrdiges Rascheln und Klicken. Mach schon, Rubeus, sagte Riddle und trat noch nher. Die Eltern des toten Mdchens kommen morgen. Das Mindeste, was Hogwarts tun kann, ist, dafr zu sorgen, dass das Wesen, das sie gettet hat, geschlachtet wird ... Er war es nicht!, polterte der Junge, und seine Stimme hallte in dem dunklen Gang wider. Er - wrd's nie tun! Er nie! Geh zur Seite, sagte Riddle und zckte seinen Zauberstab. Sein Zauberspruch tauchte den Gang jh in flammendes Licht. Die Tr hinter dem riesigen Jungen flog mit solcher Wucht auf, dass sie ihn an die Wand gegenber warf Und heraus drang etwas, das Harry einen langen, durchdringenden Schrei entfahren lie, den niemand hren konnte - Ein riesiger, lang gezogener, haariger Krper und ein Gewirr schwarzer Beine; ein Glimmen vieler Augen und ein Paar rasiermesserscharfer Greifzangen - noch einmal hob Riddle seinen Zauberstab, doch es war zu spt. Das Wesen warf ihn zu Boden und krabbelte den Gang entlang davon und verschwand. Riddle rappelte sich auf und sah ihm nach, doch der riesige Junge strzte sich auf ihn, packte seinen Zauberstab und warf ihn laut schreiend erneut zu Boden: NEIIIIIIIN! Und vor Harrys Augen begann sich alles zu drehen, nun war alles schwarz, Harry hatte das Gefhl zu fallen und hart aufzuprallen. Er landete, alle Viere von sich gestreckt, auf seinem Bett im Schlafsaal der Gryffindors, Riddles Tagebuch aufgeschlagen auf seinem Bauch. Noch bevor er wieder ruhig Luft holen konnte, ging die Schlafsaaltr auf und Ron kam herein. Da bist du ja, sagte er. Harry setzte sich auf, Er schwitzte und zitterte. Was ist los?, sagte Ron und sah ihn besorgt an. Es war Hagrid, Ron. Hagrid hat die Kammer des Schreckens vor fnfzig Jahren geffnet. ~Cornelius Fudge Harry, Ron und Hermine wussten schon seit langem von Hagrids unglcklicher Vorliebe fr groe und monstrse Geschpfe. Whrend ihres ersten Jahres in Hogwarts wollte er in seiner kleinen Holzhtte einen Drachen aufziehen, und auch den riesigen dreikpfigen Hund, den er Fluffy getauft hatte, wrden sie nicht so schnell vergessen. Und wenn der junge Hagrid damals gehrt hatte, irgendwo im Schloss sei ein Monster versteckt, dann, da war sich Harry sicher, hatte er bestimmt alles darangesetzt, einen Blick auf dieses Monster zu erhaschen. Vermutlich dachte Hagrid, es sei ein Jammer, das Geschpf so lange einzupferchen, und wollte ihm die Mglichkeit geben, sich einmal die vielen Beine zu vertreten. Harry konnte sich gut vorstellen, wie der dreizehnjhrige Hagrid versucht hatte, es an Halsband und Leine auszufhren. Doch er war sich auch sicher, dass Hagrid niemals jemanden tten wollte. Fast bereute Harry es, dass er herausgefunden hatte, wie Riddles Tagebuch funktionierte. Immer wieder musste er Ron und Hermine erzhlen, was er gesehen hatte, bis er von der Geschichte und den langen, sich im Kreise drehenden Gesprchen danach endgltig die Nase voll hatte. Riddle knnte den Falschen erwischt haben, sagte Hermine. Vielleicht war es ein anderes Monster, das die Leute angegriffen hat ... Wie viele Monster, glaubst du, passen dort rein?, fragte Ron gelangweilt. Wir wussten immer, dass Hagrid der Schule verwiesen wurde, sagte Harry niedergeschlagen. Und die Angriffe mssen aufgehrt haben, nachdem sie ihn rausgeworfen hatten. Sonst htte Riddle seine Auszeichnung nicht bekommen. Ron probierte es mit einer anderen Spur. Riddle erinnert mich an Percy - wer hat ihm eigentlich gesagt, er solle Hagrid verpfeifen? Aber das Monster hatte jemanden gettet, Ron, sagte Hermine. Und Riddle htte in ein Waisenhaus der Muggel zurckgehen mssen, wenn sie Hogwarts geschlossen htten, sagte Harry. Ich versteh Schon, dass er lieber hier bleiben wollte ... Du hast Hagrid in der Nokturngasse getroffen, oder, Harry? Er sagte, er wollte einen Fleisch fressenden Schneckenschutz kaufen, erwiderte Harry rasch. Alle drei verstummten. Nach einer langen Pause stellte Harry mit zgernder Stimme die kniffligste Frage: Meint ihr, wir sollten zu Hagrid gehen und ihn einfach fragen? Das wre ein lustiger Besuch, sagte Ron. >Hallo, Hagrid, sag mal, hast du in letzter Zeit irgendwas Verrcktes und Haariges im Schloss losgelassen?< Schlielich beschlossen sie, Hagrid nichts zu sagen, auer wenn es einen neuen Angriff geben sollte. Und da immer mehr Tage ohne ein Flstern der krperlosen Stimme vergingen, wuchs ihre Hoffnung, sie mssten Hagrid nie fragen, warum er von der Schule geflogen war. Es war jetzt schon fast vier Monate her, seit Justin und der Fast Kopflose Nick versteinert worden waren, und fast alle schienen zu glauben, dass der Angreifer, wer immer es war, sich endgltig zurckgezogen hatte. Peeves war sein Potter, du Schwein-Liedchen endlich leid geworden, eines Tages in Kruterkunde bat Ernie Macmillan Harry recht hflich, ihm einen Eimer hpfender Giftpilze zu reichen, und im Mrz schmissen einige Alraunen eine lrmende und ausschweifende Party in Gewchshaus drei. Professor Sprout war sehr glcklich darber. Sobald sie anfangen, gemeinsam in ihren Tpfen zu hausen, wissen wir, dass sie ganz reif sind, erklrte sie Harry. Dann knnen wir endlich diese armen Leute im Krankenflgel wieder beleben. Whrend der Osterferien bekamen die Zweitklssler neuen Stoff zum Nachdenken. Es war an der Zeit, die Fcher fr das dritte Schuljahr auszuwhlen, eine Sache, die zumindest Hermine sehr ernst nahm. Es knnte unsere ganze Zukunft beeinflussen, erklrte sie Harry und Ron, whrend sie ber den Listen mit den neuen Fchern grbelten und ihre Kreuzchen machten. Zaubertrnke will ich jedenfalls loswerden, sagte Harry. Das geht nicht, sagte Ron mit trbseliger Miene. Wir mssen unsere alten Fcher behalten, sonst wrde ich Verteidigung gegen die dunklen Knste gleich ber Bord werfen. Aber das ist sehr wichtig!, sagte Hermine schockiert. So, wie Lockhart es unterrichtet, jedenfalls nicht, sagte Ron. Bei dem hab ich nichts gelernt, auer dass man Wichtel nicht freilassen darf Neville Longbottom hatte Briefe von smtlichen Hexen und Zauberern in seiner Familie bekommen, die ihm allesamt unterschiedliche Ratschlge erteilten, welche Fcher er whlen sollte. Verwirrt und besorgt sa er da, las mit der Zungenspitze zwischen den Lippen die Fcherliste durch und fragte die andern, ob sie glaubten, Arithmantik sei ein schwierigeres Fach als Alte Runen. Dean Thomas, der wie Harry unter Muggeln aufgewachsen war, schloss am Ende einfach die Augen, stach mit dem Zauberstab auf die Liste und whlte die Fcher, auf denen er landete. Hermine wollte von keinem Ratschlge hren und kreuzte schlichtweg alles an. Harry lchelte grimmig in sich hinein bei dem Gedanken, was Onkel Vernon und Tante Petunia sagen wrden, wenn er versuchte, mit ihnen ber seine Zaubererkarriere zu sprechen. Aber es war beileibe nicht so, dass ihm keiner zur Seite gestanden htte: Percy Weasley wollte unbedingt seine Erfahrungen mit ihm teilen. Kommt drauf an, was dein Ziel ist, Harry, sagte er. Es ist nie zu frh, ber die Zukunft nachzudenken, deshalb wrde ich Weissagung empfehlen. Auerdem heit es immer, das Studium der Muggel sei nichts Halbes und nichts Ganzes, doch wenn du mich fragst, sollten Zauberer ein grndliches Verstndnis der nichtmagischen Gemeinschaft besitzen, besonders, wenn sie vorhaben, eng mit ihnen zusammenzuarbeiten - sieh dir meinen Vater an, er muss sich stndig mit Muggelangelegenheiten herumschlagen. Mein Bruder Charlie war schon immer mehr ein Typ fr die freie Natur, also hat er sich fr die Aufzucht und Pflege Magischer Geschpfe entschieden. berleg einfach, wo deine Strken liegen, Harry. Doch das Einzige, was Harry wirklich gut zu knnen glaubte, war Quidditch. Schlielich whlte er die gleichen neuen Fcher wie Ron, denn wenn er darin miserabel sein sollte, dann htte er wenigstens einen Freund, der ihm helfen konnte. Im nchsten Spiel der Gryffindors ging es gegen die Hufflepuffs. Wood bestand darauf, dass sie jeden Abend nach dem Essen noch trainierten, und so blieb Harry kaum Zeit fr etwas anderes als Quidditch und Hausaufgaben. Allerdings wurden die Trainingsstunden besser oder wenigstens trockener, und als er am Abend vor dem sonntglichen Spiel in den Schlafsaal hochging, um den Besen zu verstauen, hatte er das Gefhl, die Gryffindors htten noch nie eine grere Chance gehabt, den Quidditch-Pokal zu gewinnen. Doch seine muntere Stimmung hielt nicht lange an. Oben auf dem Treppenabsatz vor dem Schlafsaal traf er auf Neville Longbottom, und der war vllig aus dem Huschen. Harry - ich wei nicht, wer es war - ich hab's gerade entdeckt - Mit ngstlichem Blick auf Harry stie Neville die Tr auf, Harrys Schrankkoffer war geffnet worden und seine Sachen waren berall verstreut. Sein Umhang lag zerrissen auf dem Boden. Das Betttuch war heruntergerissen, die Schublade aus seinem Nachttisch gezogen und ber der Matratze ausgeschttet worden. Mit offenem Mund, ber herausgerissene Seiten aus Trips mit Trollen ging Harry hinber zu seinem Bett. Gerade zog er mit Nevilles Hilfe das Leintuch wieder auf, als Ron, Dean und Seamus hereinkamen. Dean fluchte laut. Was ist passiert, Harry? Keine Ahnung, sagte Harry, whrend Ron Harrys Umhang unter die Lupe nahm. Alle Taschen waren nach auen gestlpt. Da hat jemand was gesucht, sagte Ron. Fehlt irgendetwas? Harry begann seine Sachen aufzulesen und sie wieder in den Koffer zu packen. Erst als er das letzte Buch Lockharts hineinwarf, fiel ihm auf, was fehlte. Riddles Tagebuch ist verschwunden, sagte er mit gedmpfter Stimme zu Ron. Was? Harry nickte mit dem Kopf hinber zur Tr und Ron folgte ihm hinaus. Sie rannten in den Gemeinschaftsraum hinunter, der halb leer war. Einsam in einer Ecke sa Hermine und las ein Buch mit dem Titel Alte Runen leicht gemacht. Mit offenem Mund lauschte sie den Neuigkeiten. Aber - nur ein Gryffindor htte es stehlen knnen - die andern kennen das Passwort nicht. Genau, sagte Harry. Als sie am nchsten Morgen aufwachten, strahlte die Sonne und es wehte ein leichte, erfrischende Brise. Beste Bedingungen fr Quidditch!, sagte Wood begeistert am Gryffindor-Tisch und schaufelte die Teller der Mannschaft mit Rhrei voll. Harry; halt dich ran, du brauchst ein anstndiges Frhstck. Harry hatte am dicht besetzten Gryffindor-Tisch entlanggestarrt und sich gefragt, ob der neue Besitzer von Riddles Tagebuch ihm direkt vor Augen sa. Hermine hatte ihn gedrngt, den Diebstahl zu melden, doch davon wollte er nichts wissen. Dann wrde er einem Lehrer alles ber das Tagebuch sagen mssen, und wie viele Leute wussten eigentlich, warum Hagrid vor fnfzig Jahren rausgeflogen war? Er wollte nicht der sein, der alles wieder aufrhrte. Als Harry gemeinsam mit Ron und Hermine die Groe Halle verlie, um seine Quidditch-Sachen zu holen, wuchs Harrys lange Sorgenliste um ein neues Kmmernis. Gerade hatte er den Fu auf die Marmortreppe gesetzt, da hrte er es wieder - Tte dieses Mal ... lass mich reien ... zerfetzen ... Er schrie laut auf und Ron und Hermine sprangen erschrocken von ihm weg. Die Stimme!, sagte Harry und warf einen Blick ber die Schulter. Ich hab sie eben wieder gehrt - ihr nicht? Ron schttelte den Kopf, die Augen weit aufgerissen. Hermine jedoch schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. Harry, ich glaub, mir ist eben ein Licht aufgegangen! Ich muss in die Bibliothek! Und sie rannte die Treppe hoch und davon. Was ist ihr klar geworden?, sagte Harry verwirrt. Immer noch wirbelte er umher und versuchte herauszufinden, woher die Stimme gekommen war. Eine ganze Menge mehr als mir, sagte Ron kopfschttelnd. Aber warum muss sie in die Bibliothek? Weil das Hermines Art ist, sagte Ron achselzuckend. Im Zweifelsfall geh in die Bibliothek! Harry stand unentschlossen herum und versuchte die Stimme wieder zu erhaschen, doch jetzt kamen Schler aus der Groen Halle, die laut schwatzend durch das Portal hinber zum Quidditch-Feld strmten. Beeil dich lieber, sagte Ron, es ist fast elf - das Spiel - Harry rannte hoch in den Gryffindor-Turm, holte seinen Nimbus Zweitausend und schloss sich der groen Schar an, die ber das Gelnde schwrmte. Doch in Gedanken war er immer noch im Schloss, bei der krperlosen Stimme, und als er im Umkleideraum seinen scharlachroten Umhang anzog, war sein einziger Trost, dass nun alle drauen waren, um das Spiel zu sehen. Als die Spieler auf das Feld marschierten, erhob sich ohrenbetubender Beifall. Oliver Wood genehmigte sich einen Aufwrmflug um die Torstangen, und Madam Hooch gab die Blle frei. Die Hufflepuffs, die in kanariengelb spielten, bildeten eine Traube und besprachen ein letztes Mal ihre Taktik. Gerade bestieg Harry seinen Besen, als Professor McGonagall halb schreitend, halb rennend ber das Feld kam, ein gewaltiges purpurnes Megafon in der Hand. Harry wurde das Herz schwer wie Stein. Das Spiel ist abgesagt, rief Professor McGonagall durch das Megafon hinber zu den voll besetzten Rngen. Zurck kamen Buhrufe und Pfiffe. Oliver Wood, auer sich vor Verzweiflung, landete und rannte, ohne vom Besen zu steigen, auf Professor McGonagall zu. Aber Professor, rief er. Wir mssen spielen - der Pokal - Gryffindor - Professor McGonagall achtete gar nicht auf ihn und hob erneut das Megafon: Alle Schler gehen zurck in die Gemeinschaftsrume, wo die Hauslehrer ihnen alles Weitere erklren. So schnell Sie knnen, bitte! Dann lie sie das Megafon sinken und winkte Harry zu sich herber. Potter, ich denke, Sie kommen besser mit mir ... Wie konnte sie ihn nur diesmal schon wieder verdchtigen, fragte sich Harry, als sie zum Schloss aufbrachen, und sah gleichzeitig, wie Ron sich aus der protestierenden Menge lste und zu ihnen herbergerannt kam. Zu Harrys berraschung hatte Professor McGonagall nichts einzuwenden. Ja, vielleicht sollten Sie auch mitkommen, Weasley ... Manche der Schler, die um sie herumschwrmten, grummelten, weil das Spiel ausfiel, andere sahen besorgt aus. Harry und Ron folgten Professor McGonagall zurck in die Schule und die Marmortreppe empor. Doch diesmal ging es nicht in das Bro eines Lehrers. Das wird ein ziemlicher Schock fr Sie sein, sagte Professor McGonagall mit berraschend sanfter Stimme, als sie sich dem Krankenflgel nherten. Es gab einen weiteren Angriff ... einen Doppelangriff. Harrys Eingeweide krampften sich heftig schmerzend zusammen. Professor McGonagall ffnete die Tr und er und Ron traten ein. Madam Pomfrey beugte sich ber eine Fnftklsslerin mit langem Lockenhaar. Harry erkannte sie; es war das Mdchen aus Ravenclaw, das sie zufllig nach dem Weg zum Gemeinschaftsraum der Slytherins gefragt hatten. Und im Bett neben ihr lag - Hermine!, sthnte Ron. Hermine lag vollkommen reglos da, mit aufgerissenen, glasigen Augen. Sie wurden in der Nhe der Bibliothek gefunden, sagte Professor McGonagall. Ich nehme an, keiner von Ihnen kann das erklren? Und das lag neben ihnen auf dem Boden ... Sie hielt einen kleinen runden Spiegel hoch. Harry und Ron schttelten die Kpfe, ohne den Blick von Hermine zu wenden. Ich begleite Sie zurck in den Gryffindor-Turm, sagte Professor McGonagall mit trauriger Stimme. Ich muss ohnehin zu den Schlern sprechen. Sie alle kehren sptestens um sechs Uhr abends zurck in die Gemeinschaftsrume. Danach verlsst keiner mehr den Schlafsaal. Ein Lehrer wird Sie zu jeder Unterrichtsstunde begleiten. Kein Schler geht ohne Begleitung eines Lehrers auf die Toilette. Quidditch-Training und -Spiele sind bis auf weiteres gestrichen. Es gibt keine abendlichen Veranstaltungen mehr. Die Gryffindors, die sich im Gemeinschaftsraum zusammendrngten, lauschten Professor McGonagall schweigend. Sie rollte das Pergament ein, von dem sie abgelesen hatte, und sagte mit fast erstickter Stimme: Ich muss wohl kaum hinzufgen, dass ich in grter Sorge bin. Wahrscheinlich wird die Schule geschlossen, wenn der Schurke, der hinter diesen Angriffen steckt, nicht gefasst wird. Ich ermahne eindringlich jeden, der glaubt, etwas darber zu wissen, mit der Sprache herauszurcken. Etwas ungelenk kletterte sie aus dem Portrtloch und sofort begannen die Gryffindors laut zu schwatzen. Jetzt sind schon zwei Gryffindors auer Gefecht, einen Geist von uns nicht mitgezhlt, und eine Ravenclaw und ein Hufflepuff, sagte der Freund der Weasley-Zwillinge, Lee Jordan, und zhlte die Opfer an den Fingern ab. Hat denn von den Lehrern keiner mitgekriegt, dass die Slytherins noch vollzhlig sind? Ist es nicht glasklar, dass diese Angriffe von Slytherin ausgehen? Der Erbe von Slytherin, das Monster von Slytherin - warum werfen sie nicht einfach alle Slytherins raus?, polterte er unter Kopfnicken und vereinzeltem Beifall der Umstehenden. Percy Weasley sa in einem Stuhl hinter Lee, doch er schien diesmal nicht erpicht darauf, seine Meinung zu sagen. Er sah blass und ratlos aus. Percy steht unter Schock, sagte George leise zu Harry. Dieses Ravenclaw-Mdchen war Vertrauensschlerin. Er glaubte wohl, das Monster wrde es nicht wagen, einen Vertrauensschler anzugreifen. Doch Harry hrte nur mit halbem Ohr zu. Das Bild Hermines wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf, wie sie da auf dem Krankenbett lag, als wre sie aus Stein gemeielt. Und wenn der Schuldige nicht bald gefasst wrde, musste er den Rest seines Lebens bei den Dursleys verbringen. Tom Riddle wre in ein Waisenhaus der Muggel gekommen, wenn sie die Schule geschlossen htten, und deshalb hatte er Hagrid verraten. jetzt wusste Harry genau, wie ihm zumute gewesen war. Was tun wir jetzt?, fragte Ron leise in Harrys Ohr. Glaubst du, sie verdchtigen Hagrid? Harry hatte sich entschlossen. Wir mssen mit ihm reden, sagte er. Ich kann einfach nicht glauben, dass er es diesmal wieder ist, aber wenn er das Monster losgelassen hat, wei er, wie man in die Kammer des Schreckens kommt, und dann sehen wir weiter. Aber Professor McGonagall sagt, wir mssen im Turm bleiben, wenn wir nicht im Unterricht sind - Ich glaube, sagte Harry noch leiser es ist Zeit, den alten Umhang meines Vater wieder auszupacken. Harry hatte nur eines von seinem Vater geerbt: einen langen, silbern schimmernden Umhang, der unsichtbar machte. Das war ihre einzige Chance, sich unbemerkt aus der Schule hinaus zu Hagrid zu schleichen. Sie gingen zur blichen Zeit zu Bett und warteten, bis Neville, Dean und Seamus endlich aufgehrt hatten, ber die Kammer des Schreckens zu diskutieren, dann standen sie wieder auf, zogen sich an und warfen sich den Tarnumhang ber. Der Streifzug durch die dunklen Korridore war nicht gerade ein Vergngen. Harry war schon fter nachts im Schloss umhergewandert, aber so viel wie jetzt war nach Sonnenuntergang noch nie los gewesen. Lehrer, Vertrauensschler und Geister streiften paarweise durch die Gnge und hielten Ausschau nach verdchtigen Vorkommnissen. Zwar waren sie unsichtbar, aber ihr Tarnumhang sorgte nicht dafr, dass sie keine Gerusche machten, und es gab einen besonders brenzligen Moment, als Ron sich den Zeh stie. Nur ein paar Meter entfernt stand Snape Wache. Glcklicherweise nieste Snape in fast demselben Augenblick, in dem Ron fluchte. Als sie das eichene Schlosstor erreichten, fiel ihnen ein Stein vom Herzen. Langsam schoben sie es auf Es war eine klare, sternenhelle Nacht. Sie rannten so schnell sie konnten hinber zu den erleuchteten Fenstern von Hagrids Htte und streiften den Umhang erst ab, als sie vor seiner Tr standen. Sekunden nachdem sie geklopft hatten, ffnete Hagrid die Tr. Sie starrten ihm ins Gesicht. Hagrid hielt eine Armbrust auf sie gerichtet, und Fang, sein Saurde, stand laut klffend hinter ihm. Oh, sagte er, senkte die Waffe und starrte sie an. Was macht'n ihr beide hier? Was soll das denn?, sagte Harry, als sie eintraten, und deutete auf die Armbrust. Nichts, nichts, murmelte Hagrid. Ich hab jemanden erwartet, tut jetzt nichts zur Sache, setzt euch, ich koch Tee. Hagrid schien nicht recht zu wissen, was er tat. Beinahe htte er das Feuer gelscht, weil er Wasser aus dem Kessel darauf schttete, und dann zerschlug er mit einem nervsen Zucken seiner massigen Hand die Teekanne. Alles in Ordnung mit dir, Hagrid?, sagte Harry. Hast du von Hermine gehrt? Oh, hab ich, j a, sagte er ein wenig zgernd. Stndig warf er nervse Blicke zum Fenster. Er servierte ihnen groe Becher mit heiem Wasser (die Teebeutel hatte er vergessen) und legte gerade eine Scheibe Frchtekuchen auf einen Teller, als jemand an die Tr pochte. Hagrid lie den Frchtekuchen fallen. Harry und Ron tauschten panische Blicke, dann warfen sie sich den Tarnumhang ber und verdrckten sich in eine Ecke. Hagrid vergewisserte sich, dass sie nicht zu sehen waren, dann packte er die Armbrust und ffnete die Tr. Guten Abend, Hagrid. Es war Dumbledore. Mit todernster Miene trat er ein, ihm folgte ein zweiter, sehr merkwrdig aussehender Mann. Der Fremde hatte zerwhltes graues Haar und machte einen verschreckten Eindruck. Er trug eine seltsame Mischung von Kleidern: einen Nadelstreifenanzug, eine scharlachrote Krawatte, einen langen schwarzen Umhang und spitze purpurne Stiefel. Unter dem Arm trug er einen limonengrnen Hut. Das ist Dads Chef!, hauchte Ron. Cornelius Fudge, der Minister fr Zauberei Harry stupste Ron mit dem Ellbogen, damit er schwieg. Hagrid war bleich geworden und schwitzte. Er lie sich schwer auf einen Stuhl fallen und sah abwechselnd Dumbledore und Cornelius Fudge an. ble Geschichte, sagte Fudge knapp. Ganz, ganz ble Geschichte. Musste kommen. Vier Angriffe auf Muggelstmmige. Die Sache ist aus dem Ruder gelaufen. Das Ministerium muss handeln. Ich hab niemals, begann Hagrid und sah Dumbledore flehend an, Sie wissen, Professor Dumbledore, Sir, ich hab nie - Ich mchte klarstellen, Cornelius, dass Hagrid mein volles Vertrauen geniet, sagte Dumbledore und sah Fudge missmutig an. Sehen Sie, Albus, sagte Fudge geqult. Hagrids Akte spricht gegen ihn. Das Ministerium muss etwas unternehmen - die Schulrte haben sich ins Vernehmen gesetzt - Ich sage Ihnen noch mal, Cornelius, wenn Sie Hagrid mitnehmen, wird uns das keinen Schritt weiterbringen, sagte Dumbledore. In seinen Augen brannte ein Feuer, das Harry noch nie gesehen hatte. Sehen Sie es doch mal von meinem Standpunkt, sagte Fudge und fummelte an seinem Hut. Ich stehe mchtig unter Druck. Man erwartet von mir, dass ich handle. Wenn sich herausstellt, dass Hagrid unschuldig ist, kommt er zurck und die Sache ist erledigt. Aber ich muss ihn mitnehmen. Geht nicht anders. Tte sonst nicht meine Pflicht - Mich mitnehmen?, sagte Hagrid und erschauerte. Wohin mitnehmen? Nur fr kurze Zeit, sagte Fudge und wich Hagrids Blick aus. Keine Strafe, Hagrid, eher eine Vorsichtsmanahme. Wenn jemand anders erwischt wird, kommen Sie mit einer offiziellen Entschuldigung raus - Nicht Askaban?, krchzte Hagrid. Bevor Fudge antworten konnte, pochte es erneut laut an der Tr. Dumbledore ffnete. Nun fing sich Harry einen Sto in die Rippen ein, denn er japste laut und vernehmlich. Mr Lucius Malfoy betrat Hagrids Htte, gehllt in einen langen schwarzen Reiseumhang, mit einem kalten und zufriedenen Lcheln auf dem Gesicht. Fang begann zu knurren. Schon hier, Fudge, sagte er anerkennend. Sehr schn ... Was haben Sie hier zu suchen?, rief Hagrid wutentbrannt. Raus aus meinem Haus! Guter Mann, bitte seien Sie versichert, es ist mir kein Vergngen, in Ihrem - hm - Sie nennen es Haus - zu sein, sagte Lucius Malfoy und sah sich verchtlich in der kleinen Htte um. Ich habe in der Schule vorbeigeschaut und man hat mir gesagt, der Schulleiter sei hier. Und was genau wollen Sie von mir, Lucius?, fragte Dumbledore. Er sprach sehr hflich, doch immer noch loderte das Feuer in seinen Augen. Schreckliche Angelegenheit, Dumbledore, sagte Malfoy lssig und zog eine lange Pergamentrolle hervor. Aber die Schulrte sind der Auffassung, es sei an der Zeit, dass Sie einem andern Platz machen. Laut dieser Anordnung hier werden Sie vorlufig beurlaubt - Sie finden alle zwlf Unterschriften unter diesem Dokument. Ich frchte, wir sind der Meinung, dass Sie die Sache nicht mehr im Griff haben. Wie viele Angriffe gab es bisher? Zwei neue heute Nachmittag, nicht wahr? Wenn es so weitergeht, gibt es bald keine Muggelstmmigen mehr in Hogwarts, und wir alle wissen, welch schlimmer Verlust das fr die Schule wre. Oh, nun aber immer mit der Ruhe, Lucius, sagte Fudge nervs, Dumbledore beurlauben - nein, nein - das ist das Letzte, was wir jetzt wollen - Die Ernennung - oder Entlassung - eines Schulleiters ist Aufgabe der Schulrte, Fudge, sagte Mr Malfoy beilufig. Und da es Dumbledore nicht gelungen ist, diese Angriffe zu stoppen - Hren Sie mal, Malfoy, wenn Dumbledore nichts dagegen ausrichten kann -, sagte Fudge mit schweinasser Oberlippe, - wer soll es dann schaffen? Das werden wir sehen, sagte Mr Malfoy gehssig. Doch da wir alle zwlf abgestimmt haben - Hagrid sprang auf und sein zottiger schwarzer Kopf streifte die Decke. Und wie viele mussten Sie bedrohen und erpressen, bevor sie zugestimmt haben, Malfoy, eh?, polterte er los. Mein guter Mann, wissen Sie, Ihr Temperament wird Sie eines Tages noch in Schwierigkeiten bringen, Hagrid, sagte Malfoy. Ich wrde Ihnen raten, die Wachen in Askaban nicht dermaen anzuschreien. Die mgen das gar nicht. Sie knnen Dumbledore nicht entlassen!, rief Hagrid, und Fang, der Saurde, kauerte sich in seinem Korb zusammen und wimmerte. Wenn Sie ihn entlassen, haben die Muggelkinder keine Chance! Das nchste Mal werden sie umgebracht! Beruhige dich, Hagrid, sagte Dumbledore barsch. Er sah Lucius Malfoy an. Wenn die Schulrte mich aus dem Weg haben wollen, Lucius, werde ich natrlich zurcktreten - Aber -, stammelte Fudge. Nein!, knurrte Hagrid. Dumbledores hellblaue Augen blickten unverwandt in die kalten grauen Augen Malfoys. Allerdings, sagte Dumbledore, sehr langsam und deutlich sprechend, so dass keinem ein Wort entging, allerdings werden Sie feststellen, dass ich diese Schule erst dann endgltig verlasse, wenn mir hier keiner mehr die Treue hlt. Und wer immer in Hogwarts um Hilfe bittet, wird sie auch bekommen. Eine Sekunde lang war sich Harry fast sicher, dass Dumbledores Augen in die Ecke herberflackerten, in der er und Ron sich versteckt hatten. Bewundernswerte Gefhle, sagte Malfoy und verneigte sich. Wir werden alle Ihre - hm - hchst eigenwillige Art vermissen, die Schule zu leiten, Albus, und hoffen nur, dass Ihr Nachfolger es schaffen wird - h -, Morde zu verhindern. Er schritt zur Tr, ffnete sie und verbeugte sich, als Dumbledore hinausging. Fudge, an seinem Hut herumfummelnd, wartete darauf, dass Hagrid vorgehen wrde, doch Hagrid rhrte sich nicht vom Fleck und sagte deutlich vernehmbar: Wenn jemand etwas herausfinden will, muss er nur den Spinnen folgen. Die bringen ihn auf die Spur! Das ist alles, was ich zu sagen habe. Verdattert starrte ihn Fudge an. Schon gut, ich komme, sagte Hagrid und zog seinen Maulwurfsmantel an. Doch im Hinausgehen hielt er noch einmal inne und sagte laut: Und jemand muss Fang fttern, whrend ich weg bin. Die Tr schlug zu und Ron zog den Tarnumhang aus. Jetzt sitzen wir in der Tinte, sagte er heiser. Kein Dumbledore mehr. Da sollten sie die Schule lieber heute Nacht noch schlieen. Wenn er auch nur einen Tag weg ist, gibt es einen neuen Angriff. Fang begann heulend an der geschlossenen Tr zu kratzen. ~Aragog Langsam zog der Sommer ber die Lndereien des Schlosses. Himmel und See frbten sich grnblau und in den Gewchshusern trieben Blumen kohlkopfgroe Blten aus. Doch ohne Hagrid, den Harry oft vom Fenster aus beobachtet hatte, wie er mit Fang auf den Fersen umherschlenderte, kam es ihm vor, als stimmte an diesem Bild etwas nicht. Und nicht besser war es drinnen im Schloss, wo die Dinge so frchterlich falsch liefen. Harry und Ron hatten versucht Hermine zu besuchen, doch Besuche im Krankenflgel waren jetzt verboten. Wir gehen kein Risiko mehr ein, erklrte ihnen Madam Pomfrey mit strenger Miene durch einen Spalt in der Hospitaltr. Nein, tut mir Leid, es knnte durchaus sein, dass der Angreifer zurckkommt, um seine Opfer endgltig zu erledigen ... Seit Dumbledore fort war, hatte sich eine nie gekannte Furcht im Schloss breit gemacht, und die Sonne, die die Schlossmauern drauen erwrmte, schien an den Doppelfenstern Halt zu machen. In der Schule sah man kaum ein Gesicht, das nicht besorgt und angespannt wirkte, und alles Lachen, das durch die Gnge hallte, klang schrill und unnatrlich und erstarb rasch. Harry rief sich immer wieder die letzten Worte Dumbledores in Erinnerung: Ich werde die Schule erst dann endgltig verlassen, wenn mir hier keiner mehr die Treue hlt ... Wer immer in Hogwarts um Hilfe bittet, wird sie auch bekommen. Doch was ntzten diese Worte? Wen sollten sie denn um Hilfe rufen, wenn alle andern genauso ratlos und verngstigt waren? Hagrids Fingerzeig auf die Spinnen war viel leichter zu verstehen - das Problem war nur, dass im Schloss offenbar keine einzige Spinne mehr brig geblieben war, der sie htten folgen knnen. Wo immer Harry auch hinging, hielt er Ausschau nach einer Spinne, und Ron half ihm dabei (wenn auch eher widerstrebend). Natrlich strte sie das Verbot, allein umherzuwandern, und die anderen Gryffindors waren immer dabei. Wie eine Schafherde wurden sie von den Lehrern von Klassenzimmer zu Klassenzimmer gefhrt, und die meisten schienen froh darber zu sein, doch Harry fand es sehr lstig. Einer jedoch schien die Stimmung aus Angst und Misstrauen von ganzem Herzen zu genieen. Draco Malfoy stolzierte in der Schule herum, als ob er gerade zum Schulsprecher ernannt worden wre. Worber Draco sich so freute, wurde Harry erst gut zwei Wochen nach Dumbledores und Hagrids Fortgang klar. im Zaubertrankunterricht, wo er eine Reihe hinter Malfoy sa, hrte er ihn vor Crabbe und Goyle prahlen. Ich hab immer gewusst, dass Vater es schaffen wird, Dumbledore aus dem Weg zu rumen, sagte er, ohne sich gro anzustrengen, leise zu sprechen. Hab euch ja gesagt, seiner Meinung nach ist Dumbledore der schlechteste Schulleiter, den die Schule je gehabt hat. Vielleicht kriegen wir jetzt einen anstndigen Rektor. jemand, der gar nicht will, dass die Kammer des Schreckens geschlossen wird. McGonagall wird nicht lange bleiben, sie ist nur eingesprungen ... Snape rauschte an Harry vorbei, ohne ein Wort ber Hermines leeren Platz und Kessel zu verlieren. Sir, sagte Malfoy laut, Sir, warum bewerben Sie sich nicht um das Amt des Schulleiters? Schon gut, Malfoy, sagte Snape, auch wenn er ein dnnlippiges Lcheln nicht unterdrcken konnte. Professor Dumbledore ist von den Schulrten nur beurlaubt worden, ich wrde sagen, er wird schon bald wieder bei uns sein. Ja, schon, sagte Malfoy hmisch grinsend. Ich bin mir aber sicher, mein Vater wrde fr Sie stimmen, Sir, wenn Sie sich um die Stelle bewerben - ich jedenfalls werde Vater sagen, dass Sie der beste Lehrer an der Schule sind, Sir - Mit einem geknstelten Lcheln rauschte Snape davon. Glcklicherweise bemerkte er Seamus Finnigan nicht, der so tat, als erbreche er sich in seinen Kessel. Es berrascht mich doch, dass die Schlammblter inzwischen nicht alle die Koffer gepackt haben, fuhr Malfoy fort. Wette fnf Galleonen, dass der nchste stirbt. Schade, dass es nicht die Granger war - In diesem Moment lutete die Glocke, und das war ein Glck. Denn bei Malfoys letzten Worten war Ron aufgesprungen, und weil jetzt alle hastig ihre Taschen und Bcher zusammenkramten, fiel nicht weiter auf, dass er sich auf Malfoy strzen wollte. Lasst mich zu dem Kerl, knurrte Ron; Harry und Dean hielten ihn an den Armen fest. Ist mir egal, ich brauch meinen Zauberstab nicht, ich bring ihn mit meinen bloen Hnden um - Beeilung, ich muss euch zu Kruterkunde bringen, bellte Snape ber die Kpfe der Schler hinweg, und sie marschierten in Zweierreihen los. Harry und Dean bildeten die Nachhut und schleppten Ron, der sich immer noch losreien wollte, hinter sich her. Erst als Snape am Schlossportal zurckgeblieben war und sie durch das Gemsefeld hinber zu den Gewchshusern gingen, konnten sie ihn loslassen. In Kruterkunde herrschte gedrckte Stimmung; jetzt fehlten schon zwei von ihnen, Justin und Hermine. Professor Sprout gab ihnen die Aufgabe, die abessinischen Schrumpelfeigenbume zu beschneiden. Harry ging mit einem Arm voll verdorrter Stiele hinber zum Komposthaufen. Dort stand Ernie Macmillan und suchte seinen Blick. Ernie holte tief Luft und sagte sehr frmlich: Ich wollte dir nur sagen, Harry, dass es mir Leid tut, dass ich dich verdchtigt habe. Ich wei, du wrdest niemals Hermine Granger angreifen, und ich entschuldige mich fr all das Zeug, das ich gesagt habe. Wir sitzen jetzt alle im selben Boot, und, naja - Er streckte seine plumpe Hand aus und Harry schttelte sie. Ernie und seine Freundin Hannah arbeiteten am selben Schrumpelfeigenbaum und kamen zu Harry und Ron herber. Dieser Typ, Draco Malfoy, sagte Ernie, whrend er vertrocknete Stiele abknickte, der scheint sich ber die ganze Geschichte riesig zu freuen. Wisst ihr, ich glaube, er knnte der Erbe Slytherins sein. Das ist schlau von dir, sagte Ron, der Ernie nicht so bereitwillig verziehen hatte wie Harry. Glaubst du, es ist Malfoy, Harry?, fragte Ernie. Nein, sagte Harry so bestimmt, dass Ernie und Hannah ihn verdutzt anstarrten. Eine Sekunde spter bemerkte Harry etwas, das ihn zwang, Ron mit seiner Gartenschere eins ber die Hnde zu geben. Au! Was soll - Harry deutete auf den Boden ein paar Meter vor ihnen. Mehrere groe Spinnen krabbelten ber die Erde. 0 ja, sagte Ron und versuchte - vergeblich - eine erfreute Miene aufzusetzen. Aber wir knnen ihnen jetzt nicht folgen - Ernie und Hannah hrten ihnen neugierig zu. Harry sah den flchtenden Spinnen nach. Sieht aus, als seien sie auf dem Weg in den Verbotenen Wald ... Daraufhin sah Ron nicht glcklicher aus. Nach Ende der Stunde fhrte sie Professor Snape hinber in Verteidigung gegen die dunklen Knste. Harry und Ron lieen sich ein wenig zurckfallen, um ungestrt reden zu knnen. Wir brauchen noch einmal den Tarnumhang, sagte Harry. Wir knnen Fang mitnehmen. Er geht mit Hagrid fter in den Wald und knnte uns vielleicht ntzen. Stimmt, sagte Ron, der seinen Zauberstab nervs in den Fingern drehte. hm - soll es nicht - soll es nicht Werwlfe im Wald geben?, fgte er hinzu, als sie ihre Stammpltze ganz hinten in Lockharts Klassenzimmer eingenommen hatten. Harry wollte auf diese Frage lieber nicht antworten und sagte: Es gibt dort auch Gutes. Die Zentauren sind in Ordnung, und die Einhrner ... Ron war nie im Verbotenen Wald gewesen. Harry hatte ihn nur einmal betreten und seither gehofft, es nie wieder tun zu mssen. Lockhart kam hereingestrmt und die Klasse starrte ihn an. Alle anderen Lehrer der Schule wirkten bedrckter als sonst, doch Lockhart kam ihnen geradezu ausgelassen vor. Na, was denn?, rief er umherstrahlend. Warum all die langen Gesichter? Sie tauschten rgerliche Blicke, doch keiner antwortete. Ist euch eigentlich nicht klar, sagte Lockhart langsam, als wren sie alle ein bisschen einfltig, dass die Gefahr vorber ist! Der Schurke wurde abgefhrt - Sagt wer?, rief Dean Thomas. Mein lieber junger Mann, der Zaubereiminister htte Hagrid nicht festgenommen, wenn er sich nicht hundertprozentig sicher wre, dass er der Schuldige ist, sagte Lockhart im Ton eines Lehrers, der erklren muss, dass eins und eins zwei ergibt. 0 doch, das wrde er, sagte Ron noch lauter als Dean. Ich schmeichle mir, ein klein wenig mehr ber Hagrids Festnahme zu wissen als Sie, Mr Weasley, sagte Lockhart selbstzufrieden. Ron wollte schon sagen, da sei er anderer Meinung, brach jedoch mitten im Satz ab, als ihm Harry gegen das Schienbein trat. Wir waren nicht dabei, klar?, zischelte Harry. Doch Lockharts abstoende Frhlichkeit, seine Andeutungen, er habe ohnehin nie Gutes von Hagrid gehalten, seine Zuversicht, dass die ganze Angelegenheit nun abgeschlossen sei - das alles rgerte Harry dermaen, dass er groe Lust hatte, Gammeln mit Ghulen in Lockharts dummes Gesicht zu schmeien. Stattdessen gab er sich damit zufrieden, eine Notiz fr Ron zu kritzeln. Tun wir's heute Nacht. Ron las den Zettel, schluckte krampfhaft und sah hinber zu dem leeren Platz, auf dem sonst Hermine sa. Der Anblick bestrkte ihn offenbar in seinem Entschluss und er nickte. Im Gemeinschaftsraum der Gryffindors war jetzt immer viel los, denn ab sechs Uhr durften sie nirgendwo anders hingehen. Auerdem hatten sie viel zu besprechen, und die Folge war, dass sich der Gemeinschaftsraum oft erst nach Mitternacht leerte. Harry ging nach dem Abendessen hoch, um den Tarnumhang zu holen. Den ganzen Abend hockte er darauf und wartete, dass die andern endlich zu Bett gehen wrden. Fred und George forderten Harry und Ron zu ein paar Spielen Snape explodiert heraus und Ginny sa ganz niedergeschlagen auf Hermines Stammplatz und sah ihnen zu. Harry und Ron versuchten die Spiele rasch zu beenden und verloren dauernd mit Absicht, dennoch war es schon weit nach Mitternacht, als Fred, George und Ginny endlich zu Bett gingen. Harry und Ron warteten, bis sie weiter oben im Turm zwei Schlafsaaltren zugehen hrten, dann warfen sie sich den Tarnumhang ber und kletterten durch das Portrtloch. Wieder war es eine schwierige Wanderung durch das Schloss, bei der sie vielen Lehrern ausweichen mussten, bis sie endlich die Eingangshalle erreichten. Sie entriegelten das eichene Tor und schoben es auf. wobei sie Acht gaben, dass es nicht knarrte. Dann traten sie hinaus auf das mondbeschienene Schlossgelnde. Kann natrlich sein, sagte Ron urpltzlich, whrend sie ber das schwarze Gras marschierten, dass wir zum Wald kommen und dann nicht wissen, wie weiter. Die Spinnen sind vielleicht gar nicht dorthin gekrabbelt. Ich wei, es sah so aus, als ob sie grob in die Richtung gegangen seien, aber ... Hoffnungsvoll verlor sich seine Stimme in der Dunkelheit. Sie erreichten Hagrids Htte, die mit ihren leeren Fenstern traurig und wehmtig aussah. Harry stie die Tr auf und als Fang sie erkannte, spielte er verrckt vor Freude. Aus Sorge, er knne mit seinem tiefen, donnernden Bellen das ganze Schloss aufwecken, gaben sie ihm hastig Sirupbonbons aus einer Dose auf dem Kaminsims zu fressen, die seine Zhne zusammenklebten. Harry lie den Tarnumhang auf Hagrids Tisch zurck. Im stockdunklen Wald wrden sie ihn nicht brauchen. Komm mit, Fang, wir gehen spazieren, sagte Harry und ttschelte Fang. Glcklich tollte Fang hinter ihnen her und jagte hinber zum Waldrand, wo er an einer hohen Platane das Bein hob. Harry zckte seinen Zauberstab und murmelte Lumos!. An der Spitze erschien ein kleines Licht, gerade hell genug, um den Weg nach Spinnen abzusuchen. Klug von dir, sagte Ron. Ich wrde meinen ja auch anznden, aber du weit ja - er wrde wahrscheinlich explodieren oder so etwas ... Harry tippte Ron auf die Schulter und deutete ins Gras. Zwei einzelne Spinnen entflohen dem Licht des Zauberstabs in den Schatten der Bume. Na schn, seufzte Ron, als ob er sich mit dem Schlimmsten abgefunden htte. Ich bin bereit. Gehen wir. Mit dem wild herumtollenden und Baumwurzeln und Bltter beschnffelnden Fang betraten sie den Wald. Im Schein von Harrys Zauberstab gingen sie den Spinnen nach, die immer wieder am Pfad entlang auftauchten. Gut eine Viertelstunde lang folgten sie ihnen schweigend, wobei sie angespannt auf andere Gerusche als das Knacken von Zweigen und das Rascheln von Blttern lauschten. Dann jedoch - der Wald war so dicht geworden, dass sie die Sterne am Himmel nicht mehr sehen konnten und nur noch Harrys Zauberstab in das Meer der Dunkelheit strahlte - sahen sie, dass die Spinnen, die sie gefhrt hatten, den Pfad verlieen. Harry hielt an und versuchte zu ersphen, wo die Spinnen hinliefen, doch alles auerhalb des kleinen Lichtkegels war rabenschwarz. So tief war er noch nie in den Wald vorgedrungen. Lebhaft erinnerte er sich noch an Hagrids Mahnung beim letzten Mal, nie den Pfad zu verlassen. Doch Hagrid war jetzt meilenweit entfernt, vermutlich sa er in einer Zelle in Askaban, und immerhin hatte er selbst gesagt, sie sollten den Spinnen folgen. Etwas Nasses berhrte Harrys Hand, er zuckte zurck und trat auf Rons Fu. Doch es war nur Fangs Nase. Was berlegst du?, fragte Harry Ron, dessen Augen er gerade noch im Licht des Zauberstabes erkennen konnte. Wenn wir schon so weit gekommen sind ..., sagte Ron. Und so folgten sie den huschenden Schatten der Spinnen in das Dickicht der Bume. Sie kamen jetzt nur noch langsam voran; Wurzeln und Baumstmpfe waren ihnen im Weg, den sie in der fast vlligen Dunkelheit kaum sehen konnten. Harry konnte Fangs heien Atem auf seiner Hand spren. Mehr als einmal mussten sie anhalten, und Harry kniete sich hin, um die Spinnen im Zauberstablicht auf dem Waldboden zu suchen. Mindestens eine halbe Stunde lang, so kam es ihnen vor, streiften sie quer durch den Wald, wobei sich ihre Umhnge immer wieder an niedrigen Zweigen und Dornenstruchern verhedderten. Nach einer Welle schien es sanft bergab zu gehen, auch wenn die Bume so dicht standen wie zuvor. Dann lie Fang pltzlich ein mchtiges, widerhallendes Bellen ertnen, das Harry und Ron fast aus der Haut springen lie. Was ist?, sagte Ron laut, starrte in der Dunkelheit umher und umklammerte fest Harrys Arm. Da drben bewegt sich was, flsterte Harry,hr mal ... klingt wie etwas Groes. Sie lauschten. In einiger Entfernung rechts von ihnen bahnte sich das groe Etwas stebrechend eine Schneise durch die Bume. 0 nein, sagte Ron. 0 nein, o nein, o - Sei still, zischte Harry, es hrt dich sonst noch. Mich hren?, sagte Ron mit unnatrlich hoher Stimme. Es hat schon lngst Fang gehrt! Starr vor Schreck standen sie da und warteten. Die Dunkelheit schien auf ihre Augpfel zu drcken. Es gab ein merkwrdiges Rumpeln und dann herrschte Stille. Was glaubst du, tut es gerade?, fragte Harry. Macht sich wohl zum Sprung bereit, antwortete Ron. Sie warteten, am ganzen Leib zitternd, und wagten nicht, sich zu bewegen. Glaubst du, es ist fort?, flsterte Ron. Wei nicht - jh und grell strmte Licht von rechts her und sie mussten die Hnde schtzend vor die Augen halten. Fang jaulte auf und wollte wegrennen, verhedderte sich jedoch in einem Dorngestrpp und jaulte noch lauter. Harry!, rief Ron, und die Stimme versagte ihm vor Erleichterung. Harry, es ist unser Wagen! Was? Komm mit Stolpernd folgte er Ron. Nach kurzer Zeit betraten sie eine Lichtung. Inmitten eines dichten Baumkreises und unter einem festen Dach aus Zweigen stand Mr Weasleys Wagen, seine Scheinwerfer strahlten in die Nacht. niemand sa darin. Als Ron mit offenem Mund auf den Wagen zuging, kam er ihm langsam entgegen, wie ein groer, trkisgrner Hund, der sein Herrchen begrt. Er war die ganze Zeit hier, sagte Ron erleichtert und ging um das Auto herum. Schau ihn dir an. Der Wald hat ihn wild gemacht ... Die Flgel des Wagens waren zerkratzt und schlammbeschmiert. Offenbar hatte er Gefallen daran gefunden, auf eigene Faust im Wald umherzuhoppeln. Fang schien berhaupt nicht scharf auf ihn zu sein. Zitternd drngte er sich an Harrys Beine, whrend Harry allmhlich wieder ruhig zu atmen begann und den Zauberstab wieder in den Umhang steckte. Und wir dachten, er wrde uns angreifen!, sagte Ron. Er lehnte sich an den Wagen und ttschelte ihn. Hab mich oft gefragt, wo er hin ist! Harry suchte im Licht der Scheinwerfer nach Spinnen auf dem Boden, doch alle waren vor dem gleienden Licht geflohen. Wir haben ihre Spur verloren, sagte er. Komm, gehen wir sie suchen. Ron schwieg. Er bewegte sich nicht. Seine Augen waren auf einen Punkt etwa drei Meter ber dem Waldboden gerichtet, direkt hinter Harry. In seinem Gesicht stand das helle Entsetzen. Harry hatte nicht einmal die Zeit, sich umzudrehen. Er hrte ein lautes Klicken und pltzlich sprte er, wie etwas Langes und Haariges sich um seine Hfte schlang und ihn von den Fen riss, so dass er mit dem Gesicht nach unten baumelte. Zu Tode erschrocken schlug er um sich, dann hrte er ein neuerliches Klicken und Sah, wie sich auch Rons Beine vom Boden hoben. Fang wimmerte und heulte - und im nchsten Moment wurde auch er vom Boden gerissen und verschwand zwischen den dunklen Bumen. Kopfber hngend erkannte Harry, was ihn gepackt hatte. Es hatte sechs ungeheuer lange, haarige Beine, und die vorderen zwei hielten ihn fest umschlungen, dicht unterhalb eines Paars schimmernd schwarzer Greifzangen. Hinter sich konnte er noch eine dieser Kreaturen hren, die zweifellos Ron fortschleppten. Sie krabbelten geradewegs ins Herz des Waldes. Harry konnte Fang hren, wie er laut wimmernd versuchte, sich von einem dritten Monster loszukmpfen, doch er selbst htte nicht schreien knnen, selbst wenn er gewollt htte; seine Stimme schien beim Wagen auf der Lichtung zurckgeblieben zu sein. Er konnte nicht sagen, wie lange er in den Krallen des Wesens gewesen war; er wusste nur, dass die Dunkelheit pltzlich so viel von ihrer Schwrze verlor, dass er etwas erkennen konnte - auf dem bltterbedeckten Boden wimmelte es jetzt von Spinnen. Er reckte den Kopf zur Seite und sah, dass sie den Rand einer gewaltigen Senke erreicht hatten, in der keine Bume standen, so dass die Sterne ihr Licht auf das schlimmste Schauspiel warfen, das er je gesehen hatte. Spinnen. Nicht kleine Spinnen wie jene, die ber die Bltter auf dem Boden huschten. Spinnen, so gro wie Kutschpferde, achtugig, achtbeinig, schwarz, haarig, gigantisch. Das massige Exemplar, das Harry trug, machte sich auf den Weg den steilen Abhang hinunter, hinber zu einem Netz, das wie eine Kuppel aus Nebelschleiern in der Mitte der Senke hing. Seine Artgenossen schlossen einen engen Kreis um sie und angesichts seiner Beute klickten sie aufgeregt mit ihren Greifern. Die Spinne lie ihn los und Harry landete mit allen Vieren auf dem Boden. Ron und Fang schlugen neben ihm auf, Fang heulte nicht mehr, sondern kauerte sich still zusammen. Ron sah genauso aus, wie Harry sich fhlte. Sein Mund war weit aufgerissen zu einem stummen Schrei und seine Augen hpften. Pltzlich hrte Harry, dass die Spinne, die ihn hatte fallen lassen, etwas sagte. Es war schwer zu verstehen, denn sie klickte bei jedem Wort mit ihren Greifzangen. Aragog!, rief sie, Aragog! Und aus der Mitte der schleierartigen Netzkuppel tauchte ganz langsam eine Spinne von der Gre eines kleinen Elefanten auf Ins Schwarz ihres Krpers und ihrer Beine war Grau gemischt und jedes Auge auf ihrem hsslichen, greiferbestckten Kopf war milchig wei. Sie war blind. Was ist?, sagte sie und klickte schnell mit ihren Greifern. Menschen, klickte die Spinne, die Harry gefangen hatte. Ist es Hagrid?, sagte Aragog und kam nher, seine acht milchigen Augen schwammen ziellos umher. Fremde, klickte die Spinne, die Ron gebracht hatte. Ttet sie, klickte Aragog gereizt. Ich habe geschlafen ... Wir sind Freunde von Hagrid, rief Harry. Sein Herz schien die Brust verlassen zu haben und in der Kehle zu pochen. Klick, klick, klick, machten die Spinnenzangen im Umkreis der Senke. Aragog hielt kurz inne. Hagrid hat nie zuvor Menschen in unsere Senke geschickt, sagte er trge. Hagrid steckt in Schwierigkeiten, sagte Harry, und sein Atem rasselte. Deshalb sind wir gekommen. In Schwierigkeiten?, sagte die alte Spinne und Harry meinte ein wenig Besorgnis aus dem Klicken herauszuhren. Aber warum hat er euch geschickt? Harry berlegte, ob er aufstehen sollte, lie es jedoch sein; er glaubte nicht, dass ihn seine Beine tragen wrden. Und so sprach er vom Boden aus, so ruhig er konnte. Oben in der Schule glauben sie, Hagrid htte ein - ein -etwas auf die Schler losgelassen. Sie haben ihn nach Askaban gebracht. Aragog klickte wtend mit den Greifzangen und in der ganzen Senke tat es ihm die Schar der Spinnen gleich; es klang wie Beifall, nur dass Harry davon normalerweise nicht bel vor Angst wurde. Aber das war vor vielen Jahren, sagte Aragog ungehalten. Vor vielen, vielen Jahren. Ich erinnere mich gut daran. Deshalb haben sie ihn gezwungen, die Schule zu verlassen. Sie glaubten, ich sei das Monster, das, wie sie sagen, in der Kammer des Schreckens haust. Sie glaubten, Hagrid habe die Kammer geffnet und mich freigelassen. Und du ... du kamst nicht aus der Kammer des Schreckens?, sagte Harry, dem jetzt der kalte Schwei auf der Stirn ausbrach. Ich!, sagte Aragog und klapperte zornig. Ich wurde nicht im Schloss geboren. Ich komme aus einem fernen Land. Ein Reisender schenkte mich Hagrid, als ich noch ein Ei war. Hagrid war damals noch ein Junge, doch er sorgte fr mich und versteckte mich in einem Schrank im Schloss und ftterte mich mit Essensresten vom Tisch. Hagrid ist mein Freund und ein guter Mann. Als man mich entdeckte und mir die Schuld fr den Tod des Mdchens gab, da beschtzte er mich. Seither lebe ich hier im Wald, wo Hagrid mich immer noch besucht. Er hat sogar eine Frau fr mich gefunden, Mosag, und du siehst, wie unsere Familie gewachsen ist; alles dank Hagrids Gte ... Harry raffte den letzten Rest Mut zusammen. Also hast du nie - nie jemanden angegriffen? Niemals, krchzte die alte Spinne. Es wre nur natrlich fr mich gewesen, aber aus Achtung fr Hagrid habe ich nie einem Menschen Leid angetan. Die Leiche des Mdchens, das gettet wurde, hat man in einer Toilette gefunden. Ich habe nie einen anderen Teil des Schlosses gesehen als den Schrank, in dem ich aufwuchs. Unsereins mag das Dunkle und die Stille ... Aber dann ... weit du, was wirklich das Mdchen gettet hat?, sagte Harry. Denn was immer es ist, es ist zurck und greift wieder Menschen an - Seine Worte ertranken in lautem Zangenklicken und im Rascheln vieler langer Beine, die wtend ber den Boden scharrten; um ihn her huschten groe schwarze Schatten. Das Wesen, das im Schloss lebt, sagte Aragog, ist eine uralte Kreatur, die wir Spinnen mehr als alles andere frchten. Ich erinnere mich noch gut, wie ich Hagrid angefleht habe, mich gehen zu lassen, als ich sprte, dass das Biest in der Schule umherstreifte. Was ist es?, fragte Harry eindringlich. Abermals lautes Klicken und Rascheln; die Spinnen schienen den Kreis enger zu ziehen. Wir sprechen nicht davon!, sagte Aragog zornig. Wir nennen es nicht beim Namen! Nicht einmal Hagrid habe ich je den Namen dieser frchterlichen Kreatur genannt, obwohl er mich viele Male gefragt hat. Harry wollte nicht weiter auf ihn einreden, nicht angesichts all dieser Spinnen, die von allen Seiten her auf ihn zudrngten. Aragog schien des Redens mde zu sein. Langsam wich er in sein Kuppelnetz zurck, doch seine Artgenossen drangen ganz allmhlich weiter auf Harry und Ron vor. Dann gehen wir jetzt einfach, rief Harry verzweifelt Aragog zu, und schon raschelten die Bltter hinter ihm. Gehen?, sagte Aragog langsam. Ich glaube nicht ... Aber ... aber ... Meine Shne und Tchter rhren Hagrid nicht an, auf meinen Befehl hin. Doch ich kann ihnen frisches Fleisch nicht verwehren, wenn es so bereitwillig in unsere Mitte kommt. Adieu, Freund von Hagrid. Harry wirbelte herum. Wenige Meter von ihm entfernt ragte eine feste Wand aus Spinnen empor, die mit ihren Greifern klickten. Ihre Augen schimmerten wie hssliche schwarze Knpfe. Schon als er nach seinem Zauberstab griff, wusste Harry, dass es nichts ntzen wrde, es waren zu viele. Doch als er aufzustehen versuchte, bereit, kmpfend zu sterben, hrte er einen lauten, lang gezogenen Ton, und ein Lichtblitz flammte durch die Senke. Mr Weasleys Wagen donnerte den Abhang herunter, mit gleienden Scheinwerfern und schrill hupend, und er rempelte dabei rechts und links Spinnen um; mehrere von ihnen landeten auf dem Rcken, und ihre endlos langen Beine ruderten durch die Luft. Kreischend hielt der Wagen vor Harry und Ron und die Tren flogen auf, Hol Fang!, schrie Harry und hechtete auf den Beifahrersitz; Ron packte den Saurden um den Bauch und sie landeten japsend auf dem Rcksitz - die Tren schlugen zu - Ron sa absolut reglos da, doch der Wagen brauchte ihn nicht; mit drhnendem Motor fuhren sie davon und warfen unterwegs noch mehr Spinnen auf den Rcken; sie rasten den Abhang hoch und aus der Senke heraus. Bald jagten sie krachend durch den Wald, ste peitschten gegen den Wagen, whrend er sich pfiffig seinen Weg durch die breitesten Baumlcken bahnte. Offenbar wusste er, wo es langging. Harry drehte sich zu Ron um. Sein Mund war immer noch zu einem stummen Schrei geffnet, doch seine Augen hpften nicht mehr. Bist du in Ordnung? Ron starrte geradeaus und brachte kein Wort heraus. Der Wagen krachte durch das Unterholz. Fang heulte laut auf, und als sie knapp an einer groen Eiche vorbeizischten, brach ein Seitenspiegel ab. Nach zehn lrmerfllten, holprigen Minuten lichteten sich die Bume, und Harry konnte hier und da einen Fleck Himmel erkennen. Der Wagen stoppte so j h, dass sie fast durch die Windschutzscheibe flogen. Sie hatten den Waldrand erreicht. Fang warf sich gegen das Fenster, so ungestm drngte er nach drauen, und als Harry die Tr ffnete, peste er mit eingezogenem Schwanz los durch die Bume hindurch auf Hagrids Htte zu. Auch Harry stieg aus und nach einer Weile schien auch Ron seine Glieder wieder zu spren und folgte ihm mit steifen Bewegungen und starrem Blick. Harry gab dem Wagen einen dankbaren Klaps und der fuhr zurck in den Wald und verschwand. Harry ging noch einmal in Hagrids Htte, um den Tarnumhang zu holen. Fang lag zitternd unter einer Decke in seinem Korb. Als Harry wieder nach drauen kam, sah er Ron im Krbisbeet stehen und sich herzhaft bergeben. Folgt den Spinnen, sagte Ron matt und wischte sich mit dem rmel den Mund ab. Das werd ich Hagrid nie verzeihen. Wir knnen von Glck reden, dass wir am Leben sind. Ich wette, er glaubte, Aragog wrde seinen Freunden nichts tun, sagte Harry. Das ist ja gerade Hagrids Problem!, sagte Ron und hmmerte mit der Faust gegen die Httenwand. Er glaubt stndig, Monster seien nicht so schlimm wie ihr Ruf, und du siehst ja, wohin ihn das gebracht hat! In eine Zelle in Askaban! Er zitterte jetzt hilflos am ganzen Krper. Was hat es gebracht, uns da reinzuschicken? Was haben wir herausgefunden, mchte ich gern wissen? Dass Hagrid die Kammer des Schreckens nicht geffnet hat, sagte Harry, warf Ron den Umhang ber und zog ihn am Arm, um ihn zum Gehen zu bewegen. Er war unschuldig. Von Ron kam ein lautes Schnauben. Offenbar stellte er sich etwas anderes unter Unschuld vor, als Aragog in einem Schrank zu pppeln. Das Schloss ragte nun ber ihnen auf und Harry zog am Tarnurnhang, damit ihre Fe bedeckt waren. Sie schoben vorsichtig das knarrende Tor auf, durchquerten die Eingangshalle, stiegen die Marmortreppe empor und huschten mit angehaltenem Atem durch die Gnge, in denen aufmerksame Wchter umherliefen. Endlich erreichten sie den Gemeinschaftsraum der Gryffindors, wo vom Feuer nur noch glhende Asche brig geblieben war. Hier waren sie in Sicherheit. Sie nahmen den Tarnumhang ab und kletterten die Wendeltreppe zum Schlafsaal hoch. Ron sank ins Bett, ohne sich die Mhe zu machen, die Kleider auszuziehen. Harry jedoch fhlte sich nicht besonders mde. Er sa auf dem Bettrand und dachte angestrengt ber alles nach, was Aragog gesagt hatte. Die Kreatur, die irgendwo im Schloss lauerte, hrte sich nach einer Art monsterhaftem Voldemort an - selbst andere Ungetme wollten es nicht beim Namen nennen. Doch er und Ron waren keinen Schritt weitergekommen bei ihrem Versuch, herauszufinden, was es war oder wie es seine Opfer versteinerte. Selbst Hagrid hatte nie gewusst, was in der Kammer des Schreckens steckte. Harry schwang die Beine aufs Bett und lehnte sich gegen die Kissen. Durch das Turmfenster funkelte der Mond. Er wusste nicht, was sie noch tun konnten. berall waren sie auf lose Enden gestoen. Riddle hatte den Falschen erwischt, der Erbe Slytherins war davongekommen, und keiner konnte sagen, ob es dieselbe Person war oder eine andere, die diesmal die Kammer geffnet hatte. Es blieb niemand brig, den sie fragen konnten. Harry legte sich hin und dachte ber die Worte Aragogs nach. Er war schon halb eingeschlafen, als ihm etwas einfiel, was ihm wie ihre letzte Hoffnung vorkam, und pltzlich sa er wieder kerzengerade auf dem Bett. Ron, zischte er durch die Dunkelheit, Ron - Ron wachte mit einem jaulen auf, das an Fang erinnerte, blickte wild umher und erkannte dann Harry. Ron - dieses Mdchen, das gestorben ist. Aragog sagte, sie sei in einer Toilette gefunden worden, sagte Harry und achtete nicht auf Nevilles schnaubendes Schnarchen in der Ecke. Was, wenn sie dieses Klo nie verlassen hat? Was, wenn sie immer noch da ist? Ron rieb sich die Augen und blinzelte stirnrunzelnd durch das Mondlicht. Und dann begriff auch er. Du glaubst doch nicht etwa - nicht die Maulende Myrte? ~Die Kammer des Schreckens Wir waren so oft in diesem Klo und sie war nur drei Tren entfernt, sagte Ron verbittert beim Frhstck am nchsten Morgen, wir htten sie fragen knnen, aber jetzt ... Den Spinnen nachzuspren war schwer genug gewesen. jetzt wrde es fast unmglich sein, den Lehrern lange genug zu entkommen, um sich in ein Mdchenklo zu stehlen, das zu allem berfluss auch noch unmittelbar am Schauplatz des ersten Angriffs lag. Doch in der ersten Stunde, in Verwandlung, geschah etwas, das die Kammer des Schreckens zum ersten Mal seit Wochen aus ihren Kpfen vertrieb. Nach zehn Minuten Unterricht verkndete Professor McGonagall, ihre Prfungen wrden am ersten Juni beginnen, in genau einer Woche. Prfungen?, heulte Seamus Finnigan auf, Wir haben trotz allem noch Prfungen? Hinter Harry krachte es. Neville Longbottom war der Zauberstab aus der Hand gefallen und zwei Beine seines Tisches waren verschwunden. Professor McGonagall brachte sie mit einem Schlenker ihres Zauberstabs wieder zum Vorschein und wandte sich dann stirnrunzelnd Seamus zu. Wir halten die Schule einzig und allein deshalb geffnet, damit Sie Ihre Ausbildung erhalten, sagte sie streng. Die Prfungen finden daher wie blich statt, und ich bin sicher, Sie alle werden den Stoff fleiig wiederholen. Fleiig wiederholen! Harry htte nie gedacht, sie wrden Prfungen haben, bei all dem, was im Schloss passierte. Im Klassenzimmer gab es meutereilustiges Getuschel, und Professor McGonagall blickte noch finsterer in die Runde. Professor Dumbledores Anweisung lautet, den Unterricht mglichst wie gewohnt fortzusetzen, sagte sie. Und das, wie ich kaum weiter ausfhren muss, heit herauszufinden, wie viel Sie dieses Jahr gelernt haben. Harry schaute auf das Paar weier Kaninchen, die er in Pantoffeln verwandeln sollte. Was hatte er bislang in diesem Schuljahr gelernt? Ihm fiel einfach nichts ein, was in einer Prfung ntzlich sein konnte. Ron sah aus, als ob man ihm gerade gesagt htte, er msse fort und im Verbotenen Wald leben. Kannst du dir vorstellen, dass ich mit dem hier die Prfungen bestehe?, fragte er Harry und hob seinen Zauberstab, der gerade anfing laut zu pfeifen. Drei Tage vor ihrer ersten Prfung machte Professor McGonagall beim Frhstck eine weitere Ankndigung. Ich habe eine gute Nachricht, sagte sie, und die Menge in der Groe Halle, anstatt in Schweigen zu verfallen, brach in Gejohle aus. Dumbledore kommt zurck!, riefen einige ausgelassen. Sie haben den Erben Slytherins gefangen, quiekte ein Mdchen am Ravenclaw-Tisch. Es gibt wieder Quidditch-Spiele!, drhnte Wood begeistert. Als der Tumult sich gelegt hatte, sagte Professor McGonagall: Professor Sprout hat mir mitgeteilt, dass die Alraunen endlich reif zum Schneiden sind. Wir werden die Versteinerten heute Abend noch wieder beleben knnen. Ich muss Sie wohl kaum daran erinnern, dass einer von ihnen uns vielleicht sagen wird, wer - oder was - ihn angegriffen hat. Ich habe die groe Hoffnung, dass dieses schreckliche Jahr damit enden wird, dass wir den Schurken fassen. Dem folgte ohrenbetubendes Kreischen. Harry sah hinber zum Slytherin-Tisch und war keineswegs berrascht, dass Draco Malfoy nicht in das Freudengeheul einstimmen wollte. Ron hingegen schien besser gelaunt als seit Tagen. Dann ist es egal, dass wir Myrte nicht gefragt haben, sagte er zu Harry. Hermine wird wahrscheinlich alles wissen, wenn sie aufwacht! Ich sag dir, sie dreht durch, wenn sie erfhrt, dass wir in drei Tagen Prfungen haben. Sie hat ja nichts wiederholt. Vielleicht wre es besser, sie in Ruhe zu lassen, bis alles vorbei ist. In diesem Moment kam Ginny Weasley herber und setzte sich neben Ron. Sie sah angespannt und nervs aus und Harry bemerkte, dass sie die Hnde im Scho knetete. Was gibt's?, sagte Ron und tat sich noch einen Schlag Haferbrei auf. Ginny sagte nichts, sondern blickte ngstlich am Gryffindor-Tisch entlang. Sie erinnerte Harry an jemanden, doch er wusste nicht, an wen. Spuck's aus, sagte Ron und musterte sie aufmerksam. Harry fiel pltzlich ein, wem Ginny hnlich sah. Sie wiegte sich im Sitzen leicht vor und zurck, genau wie Dobby, wenn er kurz davor war, verbotene Ausknfte zu geben. Ich muss euch etwas sagen, murmelte Ginny und vermied sorgfltig jeden Blick auf Harry. Was denn?, fragte Harry. Ginny sah aus, als fnde sie nicht die richtigen Worte. Was?, fragte Ron. Ginny ffnete den Mund, brachte jedoch kein Wort heraus. Harry beugte sich vor und sprach leise, so dass nur Ginny und Ron ihn hren konnten. Hat es etwas mit der Kammer des Schreckens zu tun? Hast du etwas gesehen? jemanden, der sich merkwrdig verhlt? Ginny holte tief Luft und genau in diesem Moment erschien, mde und blass, Percy Weasley. Wenn du fertig bist mit Essen, setz ich mich auf deinen Platz, Ginny, ich komm gerade vom Wachdienst. Ginny sprang auf, als ob der Stuhl ihr gerade einen elektrischen Schlag verpasst htte, warf Percy einen flchtigen, angsterfllten Blick zu und verschwand. Percy setzte sich und nahm sich einen Becher vom Tisch. Percy!, sagte Ron zornig. Sie wollte uns gerade etwas Wichtiges sagen! Percy, der gerade einen Schluck Tee genommen hatte, wre daran fast erstickt. Um was geht es?, sagte er hustend. Ich hab sie nur gefragt, ob sie etwas Merkwrdiges gesehen htte, und sie wollte gerade etwas sagen - Oh - das - das hat nichts mit der Kammer des Schreckens zu tun, sagte Percy rasch. Woher weit du das?, sagte Ron mit hochgezogenen Augenbrauen. Nun, hm, wenn ihr es unbedingt wissen msst, Ginny, hm, lief mir letztens ber den Weg, als ich - nun, egal - der Punkt ist, sie hat mich bei etwas gesehen und ich hab sie gebeten, es keinem zu erzhlen. Ich muss sagen, sie hat offenbar Wort gehalten. Es ist nichts, wirklich, ich wrde lieber - Harry hatte Percy noch nie mit einer so unbehaglichen Miene gesehen. Wobei hat sie dich erwischt, Percy?, sagte Ron grinsend. Komm schon, erzhl's uns, wir lachen bestimmt nicht. Percy erwiderte sein Lcheln nicht. Kannst du mir die Brtchen reichen, Harry, ich verhungere. Harry wusste, dass das ganze Geheimnis morgen vielleicht ohne Myrtes Hilfe gelst wrde, doch er wollte sich eine Gelegenheit, mit ihr zu sprechen, nicht entgehen lassen, wenn sie sich bieten sollte - und zu seiner Freude kam eine, spter am Morgen, als Gilderoy Lockhart sie zu Geschichte der Zauberei begleitete. Lockhart, der ihnen so oft versichert hatte, jede Gefahr sei vorber, nur um sofort widerlegt zu werden, war nun zutiefst davon berzeugt, dass es kaum die Mhe wert war, sie durch die Gnge zu geleiten. Sein Haar war nicht so geschniegelt wie sonst; offenbar war er die ganze Nacht auf gewesen und hatte im vierten Stock Wache geschoben. Denkt an meine Worte, sagte er, whrend sie um eine Ecke bogen, das Erste, was diese armen Versteinerten sagen werden, wird sein >es war Hagrid<. Offen gestanden bin ich erstaunt, dass Professor McGonagall diese Sicherheitsmanahmen noch fr ntig hlt. Ich stimme Ihnen zu, Sir, sagte Harry und vor berraschung lie Ron seine Bcher fallen. Ich danke Ihnen, Harry, sagte Lockhart gndig, whrend sie warteten, bis eine lange Reihe Hufflepuffs vorbeigezogen war. Ich meine, als ob wir Lehrer nichts anderes zu tun htten, als die Schler in die Klassenzimmer zu begleiten und die ganze Nacht Wache zu halten ... Das stimmt, sagte Ron, der den Faden aufgenommen hatte. Lassen Sie uns doch hier allein, wir haben nur noch einen Korridor vor uns. Wissen Sie was, Weasley, ich glaube, das tue ich, sagte Lockhart. Ich sollte wirklich gehen und meine nchste Stunde vorbereiten - Und er eilte davon. Seine Stunde vorbereiten, hhnte ihm Ron nach. Dreht sich jetzt wohl eher Lockenwickler ins Haar. Sie lieen sich hinter die anderen Gryffindors zurckfallen, glitten durch einen Seitengang und machten sich auf den Weg zum Klo der Maulenden Myrte. Doch gerade als sie sich zu ihrem gelungenen Streich beglckwnschen wollten - Potter! Weasley! Wohin denn so schnell? Es war Professor McGonagall und ihr Mund war der schmalste aller schmalen Striche. Wir wollten ... wir wollten ..., stammelte Ron, wir wollten ... jemanden besuchen ... Hermine, sagte Harry. Ron und Professor McGonagall sahen ihn an. Wir haben sie schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen, Professor, fuhr Harry hastig fort und tappte Ron auf den Fu, und wir dachten, wir schleichen uns in den Krankenflgel, wissen Sie, und sagen ihr, dass die Alraunen fast fertig sind und sie sich keine Sorgen machen soll - Professor McGonagall starrte ihn immer noch an, und einen Moment lang glaubte Harry, sie wrde explodieren, doch als sie sprach, hatte ihre Stimme einen seltsam krchzenden Ton angenommen. Natrlich, sagte sie, und in einem ihrer Perlaugen sah Harry erstaunt eine Trne glitzern. Natrlich, ich sehe ein, am schlimmsten war, es fr die Freunde derer, die ... Ich verstehe durchaus. Ja, Potter, natrlich drfen Sie Miss Granger besuchen. Ich werde Professor Binns mitteilen, wo Sie stecken. Sagen Sie Madam Pomfrey, dass ich es erlaubt habe. Harry und Ron gingen davon. Sie konnten es kaum fassen, dass sie keine Strafarbeiten bekommen hatten. Als sie um die Ecke bogen, hrten sie deutlich, wie Professor McGonagall sich die Nase schnuzte. Das, sagte Ron hingerissen, war die beste Ausrede, die du je erfunden hast. Sie hatten jetzt keine andere Wahl als in den Krankenflgel zu gehen und Madam Pomfrey zu sagen, Professor McGonagall habe ihnen erlaubt, Hermine zu besuchen. Madam Pomfrey lie sie ein, wenn auch widerstrebend. Es ist einfach sinnlos, zu einer versteinerten Person zu sprechen, sagte sie. Und als sie sich neben Hermine gesetzt hatten, mussten sie zugeben, dass sie Recht hatte. Offensichtlich hatte Hermine nicht die leiseste Ahnung, dass sie Besuch hatte, und genauso gut htten sie ihrem Nachttisch sagen knnen, er solle sich nicht sorgen. Ich frag mich wirklich, ob sie den Angreifer gesehen hat, sagte Ron und betrachtete traurig Hermines starres Gesicht. Denn wenn er sich an alle von hinten herangeschlichen hat, werden wir es nie erfahren ... Doch Harry sah nicht auf Hermines Gesicht. Er war mehr an ihrer rechten Hand interessiert. Sie lag zusammengeballt auf der Bettdecke, und als er sich ber sie beugte, sah er, dass Hermine ein zerknlltes Stck Papier in der Faust hielt. Er sah sich um, ob Madam Pomfrey in der Nhe war, dann machte er Ron darauf aufmerksam. Versuch es rauszuholen, flsterte Ron und rckte seinen Stuhl so, dass er Madam Pomfrey die Sicht auf Harry verdeckte. Es war nicht einfach. Hermines Hand war so fest um das Papier geklammert, dass Harry schon frchtete, er wrde es zerreien. Whrend Ron aufpasste, zog und rttelte er, und endlich, nach spannungsvollen Minuten, lste sich das Papier aus Hermines Hand. Es war eine herausgerissene Seite aus einem alten Bibliotheksband. Harry glttete es neugierig und Ron beugte sich ebenfalls ber das Blatt, um es zu lesen. Von den vielen Furcht erregenden Biestern und Monstern, die unser Land durchstreifen, ist keines seltsamer oder tdlicher als der Basilisk auch bekannt als der Knig der Schlangen. Diese Schlange, die eine gigantische Gre erreichen und viele hundert Jahre alt werden kann, wird aus einem Hhnerei geboren, das von einer Krte ausgebrtet wird, Der Basilisk ttet auf hchst wunderliche Weise, denn auer seinen tdlichen und giftigen Zhnen hat der Basilisk einen mrderischen Blick, und alle, die in den Bann seiner Augen geraten, erleiden den sofortigen Tod. Spinnen fliehen vor dem Basilisken, denn er ist ihr tdlicher Erbfeind, und der Basilisk entflieht nur dem Krhen des Hahns, das tdlich fr ihn ist. Darunter stand ein einziges Wort geschrieben und Harry erkannte Hermines Handschrift. Rohre. Es war, als htte jemand ein Licht in seinem Gehirn angeknipst. Ron, keuchte er, das ist es. Das ist die Antwort. Das Monster in der Kammer ist ein Basilisk - eine Riesenschlange! Darum hab ich berall diese Stimme gehrt und niemand sonst. Weil ich nmlich Parsel verstehe ... Harry blickte auf die Betten um ihn her. Der Basilisk ttet Menschen, indem er sie ansieht. Aber keiner ist gestorben - weil keiner ihm direkt ins Auge geschaut hat. Colin hat ihn durch seine Kamera gesehen. Der Basilisk hat den Film darin vllig verbrannt, aber Colin wurde nur versteinert. Justin ... Justin muss den Basilisken durch den Fast Kopflosen Nick gesehen haben! Nick hat alles abbekommen, aber er konnte ja nicht noch mal sterben ... und neben Hermine und der Vertrauensschlerin der Ravenclaws wurde ein Spiegel gefunden. Hermine hatte gerade erkannt, dass das Monster ein Basilisk ist. Ich wette jederzeit mit dir, sie hat den ersten Menschen, den sie traf, gewarnt und gesagt, es sei besser, erst mit einem Spiegel um die Ecken zu sehen! Und dieses Mdchen hat ihren Spiegel herausgeholt - und - Rons Unterkiefer war heruntergeklappt. Und Mrs Norris?, flsterte er beschwrend. Harry dachte angestrengt nach und stellte sich vor, was in jener Halloween-Nacht geschehen war. Das Wasser ..., sagte er langsam. Diese berschwemmung aus dem Klo der Maulenden Myrte. Ich wette, Mrs Norris hat nur die Spiegelung gesehen ... Aufgeregt berflog er das ]Blatt in seiner Hand. je lnger er es ansah, desto mehr verstand er. ... dem Krhen des Hahns, das tdlich fr ihn ist!, las er laut. Hagrids Hhne wurden umgebracht! Der Erbe Slytherins wollte keinen in der Nhe des Schlosses haben, wenn die Kammer geffnet war! Spinnen fliehen vor dem Basilisken! Alles passt zusammen! Aber wie ist der Basilisk im Schloss herumgekommen?, sagte Ron. Eine groe, hssliche Schlange ... jemand htte sie sehen mssen ... Doch Harry deutete auf das Wort, das Hermine unten auf die Seite gekritzelt hatte. Rohre, sagte er. Rohre ... Ron, es hat die Rohrleitungen benutzt. Ich hab diese Stimme aus den Wnden gehrt ... Ron packte jh Harrys Arm. Der Eingang zur Kammer des Schreckens!, sagte er mit rauer Stimme. Was ist, wenn es ein Klo ist? Was ist, wenn es im - - Klo der Maulenden Myrte ist, sagte Harry. Da saen sie, ganz berwltigt von ihrer Entdeckung, und konnten es kaum glauben. Das heit, ich kann nicht der einzige Parselmund in der Schule sein, sagte Harry. Der Erbe Slytherins ist auch einer. Damit hat er den Basilisken im Griff. Was tun wir jetzt?, fragte Ron mit blitzenden Augen. Sollen wir einfach zu McGonagall gehen? Gehen wir ins Lehrerzimmer, sagte Harry und sprang auf. In zehn Minuten ist sie dort, es ist gleich Pause. Sie rannten nach unten. Da sie nicht schon wieder entdeckt werden wollten, wie sie in einem Korridor herumlungerten, gingen sie geradewegs in das verlassene Lehrerzimmer. Es war ein groer getfelter Raum voll dunkler Holzsthle. Harry und Ron liefen darin umher, zu aufgeregt, um sich zu setzen. Doch die Pausenglocke lutete nicht. Stattdessen hallte, magisch verstrkt, die Stimme von Professor McGonagall durch die Gnge. Die Schler kehren sofort in ihre Schlafsle zurck. Die Lehrer versammeln sich im Lehrerzimmer. Unverzglich, bitte. Harry wirbelte herum und starrte Ron an. Nicht schon wieder ein Angriff! Nicht jetzt! Was sollen wir tun?, sagte Ron entgeistert. In den Schlafsaal gehen? Nein, sagte Harry und blickte sich um. Zu seiner Rechten stand ein hsslicher Kleiderschrank voller Lehrerumhnge. Da rein. Hren wir erst Mai, was eigentlich los ist. Dann knnen wir ihnen sagen, was wir herausgefunden haben. Sie versteckten sich im Schrank, lauschten dem Getrappel von hunderten von Schlern ber ihren Kpfen und hrten dann, wie die Lehrerzimmertr aufging. Zwischen den muffigen Umhngen sahen sie einen Lehrer nach dem andern in den Raum kommen. Manche sahen verwirrt aus, andere gaben sich keine Mhe, ihre Angst zu verbergen. Dann kam Professor McGonagall herein. Es ist passiert, erklrte sie den stumm vor ihr Versammelten. Das Monster hat einen Schler entfhrt. Und zwar in die Kammer. Professor Flitwick stie einen spitzen Schrei aus. Professor Sprout schlug sich die Hnde auf den Mund. Snape umklammerte eine Stuhllehne und sagte: Woher wissen Sie das so genau? Der Erbe Slytherins, sagte Professor McGonagall, nun ganz wei im Gesicht, hat eine weitere Botschaft hinterlassen. Direkt unter der ersten. >Ihr Skelett wird fr immer in der Kammer liegen<. Professor Flitwick brach in Trnen aus. Wer ist es?, sagte Madam Hooch, die mit weichen Knien auf einen Stuhl gesunken war. Welche Schlerin? Ginny Weasley, sagte Professor McGonagall. Harry sprte, wie Ron neben ihm stumm auf den Schrankboden sank. Wir werden morgen alle Schler nach Hause schicken mssen, sagte Professor McGonagall. Das ist das Ende von Hogwarts. Dumbledore hat immer gesagt ... Wieder ging die Lehrerzimmertr auf. Einen erregten Moment lang war sich Harry sicher, es sei Dumbledore. Doch es war Lockhart, und er strahlte. Tut mir ja so Leid - bin eingedst - was hab ich verpasst? Er schien nicht zu bemerken, dass die anderen Lehrer ihn mit einem Ausdruck anstarrten, der deutlich an Hass erinnerte. Snape trat vor. Genau der Richtige, sagte er. Der richtige Mann. Das Monster hat ein Mdchen entfhrt, Lockhart. Hat sie in die Kammer des Schreckens gebracht. Ihre Stunde ist nun endlich gekommen. Lockhart schreckte zurck. Das stimmt, Gilderoy, warf Professor Sprout ein, haben Sie nicht erst gestern Abend gesagt, Sie htten immer gewusst, wo der Eingang zur Kammer des Schreckens ist? Ich - nun, ich -, stammelte Lockhart. Ja, haben Sie mir nicht gesagt, Sie wssten sicher, was in der Kammer verborgen ist?, piepste Professor Flitwick. Hab - hab ich? Kann mich nicht erinnern - Ich wei noch genau, wie Sie gesagt haben, es sei schade, dass Sie es nicht mit dem Monster aufnehmen durften, bevor Hagrid verhaftet wurde, sagte Snape. Sagten Sie nicht, die ganze Sache sei stmperhaft angegangen worden und dass man Ihnen von Anfang an htte freie Hand lassen sollen? Lockhart starrte in die versteinerten Gesichter seiner Kollegen. Ich - ich hab wirklich nie - da haben Sie mich wohl falsch verstanden - Wir berlassen es also Ihnen, Gilderoy, sagte Professor McGonagall. Heute Nacht ist die beste Zeit dafr. Wir sorgen dafr, dass Ihnen niemand in die Quere kommt. Sie knnen es dann ganz allein mit dem Monster aufnehmen. Endlich freie Hand fr Sie. Lockhart blickte verzweifelt in die Runde, doch keiner kam ihm zu Hilfe. Er sah jetzt nicht im Entferntesten mehr hbsch aus. Seine Lippen zitterten und ohne sein bliches zhneblitzendes Grinsen sah er schlaffwangig und gebrechlich aus. N... nun gut, sagte er. Ich geh in mein Bro und - bereite mich vor. Und er ging hinaus. Schn, sagte Professor McGonagall mit geblhten Nasenflgeln, jetzt haben wir ihn aus dem Weg. Die Hauslehrer sollten nun gehen und ihren Schlern mitteilen, was geschehen ist. Sagen Sie ihnen, der Hogwarts-Express wird sie gleich morgen frh nach Hause bringen. Und ich bitte die anderen, sich zu vergewissern, dass kein Schler mehr auerhalb der Schlafsle geblieben ist. Die Lehrer erhoben sich und gingen einer nach dem andern hinaus. Es war wohl der schlimmste Tag in Harrys ganzem Leben. Er, Ron, Fred und George saen zusammen in einer Ecke des Gemeinschaftsraums und brachten kein Wort heraus. Percy war nicht da. Er war weggegangen, um Mr und Mrs Weasley eine Eule zu schicken, und hatte sich dann in seinem Zimmer eingeschlossen. Kein Nachmittag hatte je so lange gedauert wie dieser und nie war es im Gryffindor-Turm so voll und zugleich so still gewesen. Bei Sonnenuntergang gingen Fred und George, die nicht mehr lnger herumsitzen konnten, nach oben und zu Bett. Sie wusste etwas, Harry, sagte Ron und sprach damit zum ersten Mal, seit sie sich im Lehrerschrank versteckt hatten. Deshalb wurde sie entfhrt. Es war nicht irgendein Bldsinn mit Percy. Sie hat etwas ber die Kammer des Schreckens herausgefunden. Das muss der Grund sein, weshalb sie - Ron rieb sich fieberhaft die trockenen Augen. Ich meine, sie hat reines Blut. Es kann keinen anderen Grund geben. Blutrot sah Harry am Horizont die Sonne untergehen. So schlecht hatte er sich noch nie gefhlt. Wenn er nur etwas tun knnte. Irgendetwas. Harry, sagte Ron. Glaubst du, es knnte vielleicht doch sein, dass sie nicht - du weit schon - Harry wusste nicht, was er sagen sollte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Ginny noch am Leben war. Weit du was?, sagte Ron. Ich glaube, wir sollten zu Lockhart gehen. Ihm sagen, was wir wissen. Er wird versuchen, in die Kammer zu kommen. Wir knnen ihm sagen, wo wir glauben, dass sie ist, und dass ein Basilisk dort drinsteckt. Weil Harry nichts Besseres einfiel und auch er etwas tun wollte, stimmte er zu. Die Gryffindors um sie her waren so niedergeschlagen und die Weasleys taten ihnen so Leid, dass keiner versuchte sie aufzuhalten, als sie aufstanden, den Raum durchquerten und durch das Portrtloch stiegen. Dunkelheit fiel ber das Schloss, whrend sie zu Lockharts Bro hinuntergingen. Drinnen schien einiges los zu sein. Sie konnten Schleifen und Poltern und eilige Schritte hren. Harry klopfte und hinter der Tr wurde es jh still. Dann ffnete sie sich einen winzigen Spaltbreit und sie sahen ein Auge Lockharts. Oh - Mr Potter - Mr Weasley -, sagte er und ffnete die Tr einen Daumenbreit weiter. Ich bin im Augenblick sehr beschftigt - wenn Sie sich beeilen wrden - Professor, wir haben Ihnen etwas Wichtiges zu sagen, erklrte Harry. Wir glauben, es wird Ihnen helfen. hm - nun - es ist nicht unbedingt - Die Seite von Lockharts Gesicht, die sie sehen konnten, sah sehr verlegen aus. Ich meine - nun - also gut - Er ffnete die Tr und sie traten ein. Sein Bro war fast ganz ausgerumt. Zwei groe Schrankkoffer standen aufgeklappt auf dem Boden. Umhnge, jadegrn, lila, mitternachtsblau, waren in aller Hast in den einen gepackt worden, Bcher stapelten sich kreuz und quer im anderen. Die Fotos, die die Wnde bedeckt hatten, lagen in Kisten gestopft auf dem Schreibtisch. Gehen Sie etwa fort?, fragte Harry. hm, nun, ja, sagte Lockhart, riss ein lebensgroes Poster seiner selbst von der Tr und fing an, es aufzurollen. Dringender Ruf - unvermeidlich - muss gehen - Was ist mit meiner Schwester?, stie Ron hervor. Nun, was das angeht - unglckliche Sache _, sagte Lockhart und mied ihre Blicke, whrend er eine Schublade herauszog und deren Inhalt in eine Tasche kippte. Keiner bedauert das mehr als ich - Sie sind der Lehrer fr Verteidigung gegen die dunklen Knste!, sagte Harry, Sie knnen doch jetzt nicht gehen! Bei all den dunklen Machenschaften hier! Nun, ich muss sagen, als ich die Stelle bernahm -, murmelte Lockhart und hufte jetzt Socken auf seine Umhnge, nichts davon in der Stellenbeschreibung - hab nicht erwartet - Wollen Sie sagen, Sie hauen ab?, sagte Harry unglubig. Nach all dem, was Sie in Ihren Bchern tun - Bcher knnen irrefhren, sagte Lockhart behutsam. Sie haben sie selbst geschrieben, rief Harry. Mein lieber Junge, sagte Lockhart, richtete sich auf und sah Harry stirnrunzelnd an. Benutzen Sie doch Ihren gesunden Menschenverstand. Meine Bcher htten sich nicht halb so gut verkauft, wenn die Leute nicht glauben wrden, ich htte das alles getan. Keiner will etwas ber einen hsslichen alten armenischen Zauberer lesen, auch wenn er ein Dorf vor den Werwlfen gerettet hat. Auf dem Umschlag wrde er frchterlich aussehen. Keinen Schimmer, wie man sich gut anzieht. Und die Hexe, die die Todesfee von Bandon verbannt hat, hatte eine Hasenscharte. Na hren Sie mal - Also haben Sie einfach den Ruhm fr das eingeheimst, was andere Leute getan haben?, sagte Harry unglubig. Harry, Harry, sagte Lockhart, ungeduldig den Kopf schttelnd. Gar so einfach ist es nicht. Es hat Arbeit gekostet. Ich musste diese Leute aufspren. Sie fragen, wie sie es genau gemacht haben. Dann musste ich sie mit einem Vergessenszauber belegen, so dass sie sich nicht daran erinnern wrden. Wenn es etwas gibt, auf das ich stolz bin, dann sind es meine Vergessenszauber. Nein, es war eine Menge Arbeit, Harry. Es reicht nicht, Bcher zu signieren und Fotos in den Zeitungen zu haben, mssen Sie wissen. Wenn Sie Ruhm wollen, mssen Sie sich auf eine ziemliche Schinderei vorbereiten. Er schlug die Kofferdeckel zu und verschloss sie. Mal sehen, sagte er. Ich glaube, ich hab alles. ja. Nur noch eins. Er zckte seinen Zauberstab und drehte sich zu ihnen herum. Tut mir furchtbar Leid, Jungs, aber ich muss euch jetzt mit einem Vergessenszauber belegen. Kann es nicht brauchen, wenn ihr all meine Geheimnisse ausplaudert. Ich wrde kein Buch mehr verkaufen - Harry kam noch rechtzeitig an seinen Zauberstab. Lockhart wollte gerade seinen heben, als Harry rief.- Expelliarmus! Lockhart flog nach hinten und fiel rcklings ber seinen Koffer. Sein Zauberstab wirbelte durch die Luft; Ron fing ihn auf und warf ihn aus dem offenen Fenster. Den htten Sie uns von Professor Snape nicht zeigen lassen drfen, sagte Harry wtend und stie Lockharts Koffer zur Seite. Lockhart, der nun wieder schlaff wirkte, sah zu ihm hoch. Harry hatte den Zauberstab immer noch auf ihn gerichtet. Was haben Sie vor?, sagte Lockhart mit matter Stimme. Ich wei nicht, wo die Kammer des Schreckens ist. Ich kann nichts tun. Sie haben Glck, sagte Harry und zwang Lockhart mit vorgehaltenem Zauberstab aufzustehen. Wir glauben zu wissen, wo sie ist. Und was drin ist. Gehen wir. Lockhart vor sich herschiebend verlieen sie das Bro und gingen die nchste Treppe hinunter, den dunklen Korridor entlang, wo die Botschaften an den Wnden leuchteten, bis zur Klotr der Maulenden Myrte. Sie schickten Lockhart als Ersten hinein. Harry sah vergngt, dass er zitterte. Die Maulende Myrte sa auf der Kloschssel in der letzten Kabine. Oh, du bist es, sagte sie, als sie Harry erkannte. Was willst du diesmal? Dich fragen, wie du gestorben bist, sagte Harry. Schlagartig nderte sich Myrtes ganzes Gebaren. Sie sah aus, als ob ihr noch nie jemand eine so schmeichelhafte Frage gestellt htte. Ooooh, das war schrecklich, sagte sie gensslich. Es ist hier drin geschehen. Ich bin in dieser Kabine gestorben. Ich erinnere mich noch so gut daran. Ich versteckte mich, weil Olive Hornby mich wegen meiner Brille hnselte. Die Tr war verriegelt, und ich weinte, und dann hrte ich jemanden hereinkommen. Dann wurde etwas Komisches gesagt. Eine andere Sprache muss es gewesen sein. jedenfalls, was mich wirklich gewundert hat, war, dass ein Junge sprach. Also hab ich die Tr aufgemacht, um ihm zu sagen, er solle geflligst verschwinden und sein eigenes Klo benutzen, und dann - Myrte schwoll an und ihr Gesicht glnzte - dann bin ich gestorben. Wie?, sagte Harry. Keine Ahnung, sagte Myrte mit gedmpfter Stimme. Ich wei nur noch, dass ich ein Paar groer gelber Augen gesehen habe. Mein ganzer Krper wurde starr und dann bin ich davongeschwebt ... Sie sah Harry traumverloren an. Und dann kam ich wieder zurck. Ich war entschlossen, mit Olive Hornby meinen Schabernack zu treiben. Oh, es tat ihr ja so Leid, dass sie jemals ber meine Brille gelacht hatte. Wo genau hast du diese Augen gesehen?, sagte Harry. Irgendwo dort sie deutete auf das Waschbecken gegenber. Harry und Ron strzten darauf zu. Lockhart hielt sich im Hintergrund, mit einem Ausdruck sprachlosen Entsetzens im Gesicht. Es sah aus wie ein gewhnliches Waschbecken. Sie untersuchten jeden Zentimeter, innen und auen, und auch die Rohre darunter. Und dann stutzte Harry: an der Seite eines der kupfernen Wasserhhne war eine winzige Schlange eingekratzt. Der Hahn hat nie funktioniert, sagte Myrte munter, als sie ihn aufdrehen wollten. Harry, sagte Ron. Sag was. Etwas in der Parselsprache. Aber - Harry berlegte fieberhaft. Er hatte immer nur dann Parsel sprechen knnen, wenn er es mit einer echten Schlange zu tun hatte. Er starrte die winzige Gravur an und versuchte sich vorzustellen, es sei eine lebende Schlange. Mach auf, sagte er. Er sah Ron an, der den Kopf schttelte. Noch mal, sagte er. Harry blickte wieder auf die Schlange und versuchte sich einzureden, sie wrde leben. Wenn er den Kopf bewegte, sah es im Kerzenlicht so aus, als wrde sie ein wenig schlngeln. Mach auf, sagte er. Doch es waren nicht diese Worte, die er hrte; ein unheimliches Zischen war ihm entwischt, und sofort erglhte der Hahn strahlend hell und begann sich zu drehen - kurz darauf begann sich das Waschbecken zu bewegen. Es versank gnzlich in die Wand und gab das Ende eines groen Rohres frei, breit genug, damit ein Mensch hindurchrutschen konnte. Harry hrte Ron aufsthnen und sah hoch. Er fasste einen Entschluss. Ich gehe da runter, sagte er. Er konnte jetzt nicht weggehen, nicht jetzt, da sie den Eingang zur Kammer gefunden hatten, nicht, wenn es auch nur den geringsten, unglaublichsten, verrcktesten Hoffnungsschimmer gab, dass Ginny noch lebte. Ich auch, sagte Ron. Einen Moment lang herrschte Schweigen. Nun, Sie scheinen mich wohl kaum zu brauchen, sagte Lockhart mit dem Schatten seines alten Lchelns auf dem Gesicht. Ich werde dann - Er griff zum Trknopf, doch Ron und Harry richteten ihre Zauberstbe auf ihn. Sie werden als Erster gehen, knurrte Ron. Wei im Gesicht und zauberstablos nherte sich Lockhart der ffnung. Jungs, sagte er mit schwacher Stimme. Jungs, was ntzt das? Harry stach ihm mit dem Zauberstab in den Rcken. Lockhart steckte die Beine in das Rohr. Ich glaube wirklich nicht -, fing er an, doch Ron gab ihm einen Sto und er schlitterte davon. Harry folgte ihm rasch. Er stieg ins Rohr hinein und lie sich hinabgleiten. Es war, als rauschte er eine endlose, schleimige, dunkle Rutschbahn hinab. Er sah andere Rohre in alle Richtungen abzweigen, doch keines war so dick wie das ihre, das in unendlich vielen Windungen steil abwrts lief, und Harry wusste, dass es tief hinabging unter die Schule, in Tiefen weit unterhalb der Kerker. Hinter sich konnte er Ron hren, den es in den Biegungen sacht gegen die Wnde schlug. Und dann, gerade als Harry besorgt berlegte, wie er auf dem Boden aufschlagen wrde, bog sich das Rohr nach oben und lief aus. Mit einem nassen Glubschen kullerte er heraus und landete auf dem feuchten Boden eines dunklen Steintunnels, hoch genug, um darin stehen zu knnen. Harry trat zur Seite, und hinter ihm plumpste Ron aus dem Rohr. Wir mssen meilenweit unter der Schule sein, sagte Harry und seine Stimme hallte im dunklen Tunnel wider. Unter dem See wahrscheinlich, sagte Ron und musterte die glitschigen Wnde. Alle drei drehten sich um und starrten in die Dunkelheit vor ihnen. Lumos!, murmelte Harry seinem Zauberstab zu und der begann wieder zu leuchten. Weiter geht's, sagte er zu Ron und Lockhart und sie gingen los, ihre Schritte klatschten laut auf dem nassen Boden. Im Tunnel war es so dunkel, dass sie nur ein paar Meter weit sehen konnten. Im Licht des Zauberstabs wirkten ihre Schatten an den Wnden wie Riesen. Nicht vergessen, sagte Harry, whrend sie vorsichtig weitergingen, wenn sich irgendwas bewegt, gleich die Augen schlieen ... Doch der Tunnel war still wie ein Grab, und das erste unerwartete Gerusch, das sie hrten, war ein lautes Knirschen, als Ron auf etwas trat, das sich als Rattenschdel herausstellte. Harry richtete den Zauberstab auf den Boden und sah, dass er berst war mit kleinen Tierknochen. Angestrengt versuchte er, den Gedanken zu vertreiben, wie Ginny wohl aussehen wrde, wenn sie sie fnden, und fhrte die anderen weiter durch eine dunkle Biegung des Tunnels. Harry - da oben ist etwas -, sagte Ron heiser und packte Harrys Schulter. Sie erstarrten und sahen nach oben. Harry konnte den Umriss von etwas Riesigem und Rundem sehen, das quer im Tunnel lag. Es bewegte sich nicht. Vielleicht schlft es, flsterte er mit einem Blick zurck auf die andern beiden. Lockhart hatte die Hnde auf die Augen gepresst. Harry wandte sich wieder um und blickte zu dem Wesen empor, und sein Herz schlug so schnell, dass es schmerzte. Sehr langsam, mit erhobenem Zauberstab, die Augen zu winzigen Schlitzen verengt, schlich Harry sich weiter vor. Das Licht huschte ber eine gigantische Schlangenhaut von leuchtend giftgrner Farbe, die zusammengerollt und leer quer ber dem Tunnelboden lag. Das Geschpf, das sie abgeworfen hatte, musste mindestens sieben Meter lang sein. Ich fass es nicht, sagte Ron matt. Pltzlich bewegte sich etwas hinter ihnen. Gilderoy Lockharts Knie hatten nachgegeben. Stehen Sie auf, sagte Ron scharf und richtete den Zauberstab auf Lockhart. Lockhart rappelte sich hoch - und dann hechtete er auf Ron zu und schlug ihn zu Boden. Harry sprang vor, doch zu spt - Lockhart erhob sich keuchend, Rons Zauberstab in der Hand und ein strahlendes Lcheln im Gesicht. Schluss mit lustig, Jungs!, sagte er. Ich nehme ein Stck von dieser Haut nach oben und sag ihnen, es sei zu spt gewesen, um das Mdchen zu retten, und dass ihr beide angesichts ihres zerfleischten Krpers tragischerweise den Verstand verloren httet - sagt eurem Gedchtnis Adieu! Er hob Rons zauberbandgeflickten Stab hoch ber den Kopf und rief Amnesia!. Der Zauberstab explodierte mit der Sprengkraft einer kleinen Bombe. Harry schlang die Arme um den Kopf und rannte los, stolperte ber die Reste der Schlangenhaut und versuchte den groen Stcken Tunneldecke auszuweichen, die auf den Boden donnerten. Einen Augenblick spter war er allein und starrte auf eine undurchdringliche Wand aus herabgestrzten Felsstcken. Ron!, rief er, bist du okay? Ron! Ich bin hier, ertnte eine gedmpfte Stimme hinter dem Felseinbruch. Ich bin okay - der Aufschneider allerdings nicht - der Zauberstab hat ihn umgerissen - Es gab einen dumpfen Schlag und ein lautes Au!. Es hrte sich an, als htte Ron Lockhart soeben gegen das Schienbein getreten. Was jetzt?, ertnte Rons verzweifelt klingende Stimme. Wir kommen hier nicht durch - das dauert eine Ewigkeit ... Harry sah zur Tunneldecke empor. Gewaltige Risse waren jetzt zu sehen. Er hatte noch nie versucht, etwas so Riesiges wie diese Felsen entzweizuzaubern, und dies schien nicht der richtige Moment, um es zu probieren - was, wenn der Tunnel einbrach? Hinter den Felsen hrte er einen weiteren Schlag und abermals ein Au!. Sie verschwendeten ihre Zeit. Ginny war jetzt schon einige Stunden in der Kammer des Schreckens ... Harry wusste, dass er nur eins tun konnte. Warte dort, rief er Ron zu. Warte mit Lockhart. Ich geh weiter ... wenn ich in einer Stunde nicht zurck bin ... Eine sehr gespannte Pause trat ein. Ich probier ein paar dieser Felsen wegzuschieben, antwortete Ron, der offenbar versuchte seine Stimme ruhig klingen zu lassen. So dass du - zurckkannst. Und, Harry - Wir sehen uns gleich, sagte Harry und packte so viel Zuversicht in seine zitternde Stimme wie nur mglich. Dann machte er sich an der riesigen Schlangenhaut vorbei allein auf den Weg. Bald hrte er nur noch von fern, wie Ron versuchte die Felsen wegzuschieben, und dann war es still. In endlosen Biegungen wand sich der Tunnel fort. jeder Nerv in Harrys Krper vibrierte unangenehm. Er wnschte, der Tunnel wre zu Ende, doch ihm graute davor, was er dann finden wrde. Und dann, endlich, als er um eine Biegung schlich, sah er vor sich eine Wand, in die zwei ineinander geflochtene Schlangen eingemeielt waren. Ihre Augen waren groe schimmernde Smaragde. Mit ausgetrockneter Kehle trat Harry nher. Es war nicht ntig, sich einzubilden, dass diese steinernen Schlangen echt waren, denn ihre Augen sahen unheimlich lebendig aus. Er ahnte, was er zu tun hatte. Er rusperte sich und die Smaragdaugen schienen aufzuflackern. ffnet! sagte Harry mit einem tiefen, schwachen Zischen. Die Schlangen entflochten sich und in der Wand tat sich ein Spalt auf Die beiden Wandhlften glitten sanft zur Seite und Harry; von Kopf bis Fu zitternd, trat ein. ~Der Erbe Slytherins Er stand am Ende einer sehr langen, schwach beleuchteten Kammer. Mchtige Sulen, auch sie umrankt von steinernen Schlangen, ragten empor zur Decke, die im Dunkeln lag. Die Sulen warfen lange schwarze Schatten durch das seltsam grnliche Dmmerlicht, das den Raum erfllte. Reglos und mit immer noch rasendem Herzen stand Harry da und lauschte in die kalte Stille hinein. Konnte der Basilisk in einer Ecke lauern, hinter einer Sule? Wo war Ginny? Er zckte den Zauberstab und ging zwischen den Schlangensulen hindurch nach vorn. jeder vorsichtige Tritt hallte von den Wnden wider. Er hatte die Augen zu Schlitzen verengt, bereit, sie bei der kleinsten Bewegung fest zu schlieen. Die leeren Augenhhlen der Steinschlangen schienen ihm zu folgen und es war ihm, als wrden sie sich regen. Sein Magen krampfte sich zusammen. Dann trat er zwischen das letzte Sulenpaar. Vor ihm, an der Rckwand, ragte eine Statue auf, die so hoch war wie die Kammer selbst. Harry verrenkte sich den Hals, um das riesenhafte Gesicht sehen zu knnen: es war das alte, affenartige Gesicht eines Zauberers mit langem schmalem Bart, der fast bis zum Saum seines wogenden Steinumhangs herabfiel. Zwei gewaltige graue Fe standen auf dem glatten Kammerboden. Und zwischen den Fen, mit dem Gesicht nach unten, lag eine kleine Gestalt mit schwarzem Umhang und flammend rotem Haar. Ginny!, flsterte Harry. Mit einem Sprung war er bei ihr und fiel auf die Knie. Ginny, sei nicht tot, bitte, sei nicht tot - Er warf den Zauberstab zur Seite, packte Ginny an der Schulter und drehte sie um. Ihr Gesicht war wei wie Marmor, und ebenso kalt doch ihre Augen waren geschlossen - also war sie nicht versteinert. Doch dann musste sie - Ginny, bitte wach auf, flsterte Harry verzweifelt und schttelte sie. Ginnys Kopf kullerte hoffnungslos hin und her. Sie wird nicht aufwachen, sagte eine leise Stimme. Harry schrak zusammen und rutschte auf den Knien herum. Ein groer, schwarzhaariger Junge stand gegen die nchste Sule gelehnt und musterte ihn. Seine Umrisse waren merkwrdig verschwommen, als ob Harry ihn durch ein beschlagenes Fenster sehen wrde. Aber es gab keinen Zweifel - Tom - Tom Riddle? Riddle nickte, ohne die Augen von Harrys Gesicht zu wenden. Was meinst du damit, sie wird nicht aufwachen?, fragte Harry verzweifelt. Sie ist nicht ... sie ist doch nicht ... ? Sie lebt noch, sagte Riddle. Gerade noch. Harry starrte ihn an. Tom Riddle war vor fnfzig Jahren in Hogwarts gewesen, doch da stand er, ein unheimliches, nebliges Licht um sich ausbreitend, keinen Tag lter als sechzehn. Bist du ein Geist?, fragte Harry unsicher. Eine Erinnerung, sagte Riddle leise. Fnfzig Jahre lang in einem Tagebuch aufbewahrt. Er deutete auf den Boden neben die Riesenzehen der Statue. Dort lag aufgeschlagen der kleine schwarze Taschenkalender, den Harry im Klo der Maulenden Myrte gefunden hatte. Einen Moment lang fragte sich Harry, wie es hierher gekommen war - doch es gab Dringlicheres zu tun. Du musst mir helfen, Tom, sagte Harry und hob abermals Ginnys Kopf, Wir mssen sie hier rausbringen. Da ist ein Basilisk ... ich wei nicht, wo er steckt, aber er knnte jeden Augenblick kommen ... bitte, hilf mir - Riddle rhrte sich nicht. Harry, dem der Schwei ausbrach, schaffte es, Ginny hochzuheben, und er beugte sich noch einmal zu Boden, um den Zauberstab aufzuheben. Doch der Zauberstab war verschwunden. Hast du meinen -? Er sah auf Riddle sah ihn immer noch an - und mit seinen langen Fingern lie er Harrys Zauberstab im Kreise wirbeln. Danke, sagte Harry und streckte die Hand nach dem Zauberstab aus. Ein Lcheln kruselte Riddles Mundwinkel. Er sah Harry ungerhrt an und lie den Zauberstab gelassen weiterkreisen. Hr zu, sagte Harry unwirsch und seine Knie knickten unter der leblosen Last Ginnys ein. Wir mssen hier raus! Wenn der Basilisk kommt - Er kommt erst, wenn er gerufen wird, sagte Riddle leise. Harry konnte Ginny nicht mehr halten und lie sie wieder zu Boden gleiten. Was meinst du damit?, sagte er. Gib mir meinen Zauberstab, ich brauch ihn womglich - Riddle verzog lchelnd die Mundwinkel. Du wirst ihn nicht brauchen, sagte er. Harry starrte ihn an. Was meinst du, ich werd ihn nicht -? Ich habe lange auf diese Stunde gewartet, Harry Potter, sagte Riddle. Auf die Gelegenheit, dich zu treffen. Mit dir zu sprechen. Harry verlor die Geduld. Hr mal, sagte er, ich glaub, du kapierst es nicht. Wir sind in der Kammer des Schreckens. Unterhalten knnen wir uns spater - Wir reden jetzt, sagte Riddle immer noch breit lchelnd und steckte Harrys Zauberstab in die Tasche. Harry starrte ihn an. Etwas sehr Merkwrdiges ging hier vor ... Was ist mit Ginny passiert?, fragte er langsam. Nun, das ist eine interessante Frage, sagte Riddle vergngt. Und eine ziemlich lange Geschichte. Ich denke, der eigentliche Grund, warum Ginny hier liegt, ist, dass sie ihr Herz ausgeschttet und all ihre Geheimnisse einem unsichtbaren Fremden verraten hat. Wovon redest du?, sagte Harry. Vorn Tagebuch, sagte Riddle. Meinem Tagebuch. Die kleine Ginny hat Monat fr Monat darin geschrieben und mir all ihre jmmerlichen Sorgen und ihr Herzeleid anvertraut - wie ihre Brder sie triezen, wie sie mit gebrauchten Umhngen und Bchern zur Schule kam, und dass - Riddles Augen funkelten - und dass sie nicht glaubt, der berhmte, gute, groe Harry Potter wrde sie jemals mgen ... Whrend er sprach, wandte Riddle die Augen keinen Moment lang von Harrys Gesicht. Etwas Hungriges lag in seinem Blick. Es war sehr langweilig, den albernen kleinen Sorgen eines elfjhrigen Mdchens zu lauschen, fuhr er fort. Doch ich war geduldig. Ich schrieb zurck, ich zeigte Mitgefhl, ich war nett. Ginny hat mich einfach geliebt. Keiner versteht mich besser als du, Tom ... Ich bin so froh, dass ich mich diesem Tagebuch anvertrauen kann ... Es ist wie ein Freund, den ich in der Tasche herumtragen kann ... Riddle lachte. Es war ein hohes, kaltes Lachen, das nicht zu ihm passte und Harry die Nackenhaare zu Berge stehen lie. Ich darf durchaus von mir behaupten, Harry, dass ich jene, die ich brauchte, immer bezaubern konnte. Und so hat Ginny mir ihr Herz ausgeschttet, und ihr Herz war genau das, was ich brauchte. Ich wurde strker und strker, denn ich konnte mich von ihren tiefsten ngsten, ihren dunkelsten Geheimnissen nhren. Ich wurde mchtig, viel mchtiger als die kleine Miss Weasley. Mchtig genug, um Miss Weasley schlielich mit ein paar meiner Geheimnisse zu fttern, um ihr allmhlich ein wenig von meiner Seele einzuflen ... Was meinst du damit, sagte Harry, dessen Mund jetzt sehr trocken war. Hast du es noch nicht erraten, Harry Potter?, sagte Riddle sanft. Ginny Weasley hat die Kammer des Schreckens geffnet. Sie hat die Schulhhne erwrgt und Drohungen an die Wnde geschmiert. Sie hat die Schlange von Slytherin auf vier Schlammblter losgelassen und auf die Katze von diesem Squib. Nein, flsterte Harry. Ja, sagte Riddle gelassen. Natrlich wusste sie zuerst nicht, was sie tat. Es war sehr lustig. Ich wnschte, du httest ihre neuen Tagebucheintrge lesen knnen ... Wurden jetzt bei weitem interessanter ... Lieber Tom, zitierte er und beobachtete Harrys entsetztes Gesicht, ich glaube, ich verliere mein Gedchtnis. Auf meinem Umhang sind berall Hhnerfedern und ich wei nicht, wie das kommt. Lieber Tom, ich kann mich nicht erinnern, was ich in der Nacht von Halloween getan habe, aber eine Katze wurde angegriffen und ich bin berall mit Farbe bekleckert. Lieber Tom, Percy sagt stndig, ich sei blass und nicht mehr die Alte. Ich glaube, er verdchtigt mich ... Heute gab es wieder einen Angriff und ich wei nicht, wo ich war. Tom, was soll ich tun? Ich glaube, ich werde verrckt ... Ich glaube, ich bin es, die alle angreift, Tom! Harry ballte die Hnde zu Fusten. Seine Fingerngel gruben sich tief ins Fleisch. Es hat sehr lange gedauert, bis die dumme kleine Ginny aufgehrt hat, ihrem Tagebuch zu vertrauen, sagte Riddle. Schlielich wurde sie doch misstrauisch und versuchte es loszuwerden. Und dann kamst du auf die Bhne, Harry. Du hast es gefunden, zu meinem allergrten Vergngen. Von allen, die es htten finden knnen, warst ausgerechnet du es, der Mensch, den ich am sehnlichsten treffen wollte ... Und warum wolltest du mich treffen?, sagte Harry. Zorn durchflutete ihn und es kostete ihn Mhe, ruhig zu bleiben. Nun, sieh mal, Ginny hat mir alles ber dich erzhlt, Harry, sagte Riddle, deine ganze faszinierende Geschichte. Seine Augen wanderten ber die blitzfrmige Narbe auf Harrys Stirn und nahmen einen noch hungrigeren Ausdruck an. Ich musste einfach noch mehr ber dich rausfinden, mit dir sprechen, dich treffen, wenn ich konnte. Also beschloss ich, dein Vertrauen zu gewinnen und dir meine Ruhmestat vorzufhren: wie ich diesen gewaltigen Hornochsen Hagrid erwischt hab - Hagrid ist mein Freund, sagte Harry, und seine Stimme zitterte jetzt. Und du hast ihn reingelegt, oder? Ich dachte, du httest einen Fehler gemacht, aber - Riddle lie erneut sein hohes Lachen vernehmen. Mein Wort stand gegen das von Hagrid, Harry. Du kannst dir vorstellen, wie es fr den alten Armando Dippet ausgesehen hat. Auf der einen Seite Tom Riddle, arm, aber brillant, elternlos, aber so mutig, Schulsprecher, vorbildlicher Schler ... auf der anderen Seite der groe, stmperhafte Hagrid, gert alle paar Wochen in Schwierigkeiten, versucht Werwolfjunge unter seinem Bett grozuziehen, schleicht sich in den Verbotenen Wald, um mit Trollen zu raufen ... doch ich gebe zu, selbst ich war berrascht, wie gut der Plan funktionierte. Ich dachte, irgend jemand msste doch erkennen, dass Hagrid unmglich der Erbe Slytherins sein konnte. Selbst ich hatte fnf Jahre gebraucht, um alles ber die Kammer des Schreckens herauszufinden und den geheimen Eingang zu finden ... und Hagrid sollte den Grips oder die Macht dazu haben? Nur Dumbledore, der Lehrer fr Verwandlung, hielt Hagrid offenbar fr unschuldig. Er berredete Dippet, Hagrid als Wildhter zu behalten. ja, ich denke, Dumbledore hat etwas geahnt ... Dumbledore schien mich nie so zu mgen wie die anderen Lehrer ... Ich wette, Dumbledore hat dich durchschaut, sagte Harry mit zusammengebissenen Zhnen. Nun ja, er hat mich nach Hagrids Rauswurf genau im Auge behalten, das war ein wenig lstig, sagte Riddle gleichmtig. Ich wusste, es wrde zu gefhrlich sein, die Kammer noch einmal zu ffnen, whrend ich in der Schule war. Aber all die langen Jahre der Suche nach ihr sollten auch nicht umsonst gewesen sein. Ich beschloss, ein Tagebuch zu hinterlassen und mein sechzehn Jahre altes Selbst in den Seiten aufzubewahren, so dass ich mit ein wenig Glck eines Tages jemand anderen auf meine Spur bringen konnte, um Salazar Slytherins edles Werk zu vollenden. Nun, du hast es nicht vollendet, sagte Harry siegessicher. Diesmal ist keiner gestorben, nicht einmal die Katze. In ein paar Stunden ist der Alraunentrank fertig und alle Versteinerten werden wieder gesund - Hab ich dir nicht bereits erklrt, sagte Riddle gelassen, dass es mich nicht mehr interessiert, Schlammblter zu tten? Seit vielen Monaten schon habe ich ein neues Ziel - dich! Harry starrte ihn an. Stell dir vor, wie wtend ich war, als das nchste Mal, da mein Tagebuch geffnet wurde, Ginny vor mir sa und mir schrieb, und nicht du. Sie hat dich nmlich mit dem Tage- buch gesehen und ist in Panik geraten. Was, wenn du he- rausfndest, wie es zu gebrauchen ist, und ich dir all ihre Geheimisse verraten wrde? Und noch schlimmer, wenn ich dir erzhlen wrde, wer die Hhne erwrgt hat? Also hat das dumme kleine Gr gewartet, bis keiner mehr in deinem Schlafsaal war, und es gestohlen. Doch ich wusste, was zu tun war. Es war mir klar, dass du auf der Spur des Erben von Slytherin warst. Nach allem, was mir Ginny ber dich erzhlt hat, wusste ich, dass du vor nichts zurckschrecken wrdest, um das Rtsel zu lsen - besonders, wenn deine beste Freundin angegriffen wrde. Und Ginny hat mir gesagt, die ganze Schule sei in Aufruhr, weil du Parsel sprechen kannst ... Also lie ich Ginny ihren eigenen Abschiedsgru auf die Wand schreiben und kam hier herunter, um zu warten. Sie hat sich gewehrt und geheult und hat mich sehr gelangweilt. Doch jetzt ist nicht mehr viel Leben in ihr ... sie hat zu viel in das Tagebuch gesteckt - in mich. Genug, damit ich endlich dessen Seiten verlassen konnte ... Ich warte auf dich, seit wir hier sind. Ich wusste, du wrdest kommen. Ich habe viele Fragen an dich, Harry Potter. Zum Beispiel?, blaffte ihn Harry an, die Hnde immer noch geballt. Nun, sagte Riddle vergngt lchelnd, wie kommt es, dass du - ein magerer Junge ohne auergewhnliche magische Begabung - es geschafft hast, den grten Zauberer aller Zeiten zu besiegen? Wie konntest du mit nichts weiter als einer Narbe davonkommen, whrend Lord Voldemorts Krfte zerstrt wurden? In seine hungrigen Augen trat jetzt ein merkwrdiges rotes Leuchten. Was schert es dich, wie ich berlebte?, sagte Harry langsam. Voldemort kam nach deiner Zeit ... Voldemort, sagte Riddle sanft, ist meine Vergangenheit, meine Gegenwart und meine Zukunft, Harry Potter ... Er zog Harrys Zauberstab aus der Tasche, schwang ihn durch die Luft und schrieb drei schimmernde Wrter: TOM VORLOST RIDDLE Und mit einem Schwung des Zauberstabs vertauschten die Buchstaben ihre Pltze: IST LORD VOLDEMORT Siehst du?, flsterte er. Es war ein Name, den ich schon in Hogwarts gebraucht habe, natrlich nur fr meine engsten Freunde. Glaubst du etwa, ich wollte fr immer den Namen meines miesen Muggelvaters tragen? Ich, in dessen Adern von der Mutter her das Blut von Salazar Slytherin selbst fliet? Ich soll den Namen eines schbigen, gemeinen Muggels behalten, der mich verlie, noch bevor ich geboren war, nur weil er herausfand, dass seine Frau eine Hexe war? Nein, Harry - ich erfand mir einen neuen Namen, einen Namen, von dem ich wusste, dass Zauberer allerorten ihn eines Tages, wenn ich der grte Zaubermeister der Welt sein wrde, vor Angst nicht auszusprechen wagen wrden! Harrys Gehirn schien wie gelhmt. Benommen starrte er Riddle an, den Waisenjungen, der spter Harrys Eltern tten sollte und wie viele andere noch ... Endlich zwang er sich zu sprechen. Das bist du nicht, sagte er leise und mit hasserfllter Stimme. Was nicht?, fuhr ihn Riddle an. Nicht der grte Zauberer der Welt, sagte Harry rasch atmend. Tut mir Leid, dass ich dich enttuschen muss, doch der grte Zauberer der Welt ist Albus Dumbledore. Das sagen alle. Selbst als du stark warst, hast du nicht gewagt, Hogwarts zu erobern. Dumbledore hat dich schon durchschaut, als du noch in der Schule warst, und er macht dir immer noch Angst, wo du dich auch heute verstecken magst - Das Lcheln war aus Riddles Gesicht gewichen und er schaute Harry mit einem sehr hsslichen Blick an. Dumbledore ist durch mein bloes Gedchtnis aus diesem Schloss vertrieben worden, zischte er. Er ist nicht so fern, wie du glauben mchtest!, erwiderte Harry. Er sprach so dahin, um Riddle Furcht einzujagen, ohne zu glauben, dass es stimmte - Riddle ffnete den Mund, doch dann erstarrte er. Von irgendwoher kam Musik. Riddle wirbelte herum und starrte durch die leere Kammer. Die Musik wurde lauter. Es war unheimliche Musik, sie lie einen erschaudern, als wre sie nicht von dieser Welt; Harrys Nackenhaare strubten sich und sein Herz fhlte sich an, als wolle es auf die doppelte Gre anschwellen. Dann, als die Musik einen so hohen Ton erreicht hatte, dass Harrys Rippen erzitterten, brachen hoch oben an der Sule neben ihm Flammen aus. Ein scharlachroter Vogel, gro wie ein Schwan, tauchte aus den Flammen auf und zwitscherte seine unheimliche Musik der gewlbten Decke entgegen. Er hatte einen golden schimmernden Schweif, lang wie der eines Pfaus, und leuchtend goldene Krallen, die ein zerlumptes Bndel trugen. Eine Sekunde spter schwebte der Vogel geradewegs auf Harry zu. Er lie das zerlumpte Ding vor seine Fe fallen und landete dann schwer auf seiner Schulter. Whrend der Vogel seine groen Flgel faltete, sah Harry hoch und erkannte einen langen, scharfen goldenen Schnabel und ein perlenes schwarzes Auge. Der Vogel hrte auf zu singen. Er sa still und wrmend an Harrys Wange und starrte unverwandt Riddle an. Das ist ein Phnix ..., sagte Riddle misstrauisch zurckstarrend. Fawkes?, hauchte Harry und die goldenen Krallen des Vogels drckten sanft seine Schulter. Und das -, sagte Riddle und beugte nun das zerlumpte Ding, das Fawkes hatte fallen lassen, das ist der alte Sprechende Hut der Schule - So war es. Geflickt, zerzaust und schmutzig lag der Hut reglos zu Harrys Fen. Riddle begann wieder zu lachen. Er lachte so heftig, dass die dunkle Kammer davon widerhallte, als ob zehn Riddles auf einmal lachten - Das also schickt Dumbledore seinem Verteidiger! Einen Singvogel und einen alten Hut! Fhlst du dich ermutigt, Harry Potter? Fhlst du dich jetzt sicher? Harry antwortete nicht. Noch sah er ganz und gar nicht, was ihm Fawkes und der Sprechende Hut ntzen wrden, doch er war nicht mehr allein und mit wachsendem Mut wartete er, bis Riddle aufhrte zu lachen. Spa beiseite, Harry, sagte Riddle, immer noch breit lchelnd. Zweimal - in deiner Vergangenheit - in meiner Zukunft - sind wir uns begegnet. Und zweimal ist es mir nicht gelungen, dich zu tten. Wie hast du berlebt? Sag mir alles. je lnger du sprichst, fgte er sanft hinzu, desto lnger bleibst du am Leben. Harry dachte rasch nach und wog seine Chancen ab. Riddle hatte den Zauberstab. Er hatte Fawkes und den Sprechenden Hut, und keiner von beiden wrde ihm in einem Duell viel ntzen. Es sah schlecht aus, gewiss ... doch je lnger Riddle dastand, desto mehr Leben sickerte aus Ginny heraus ... und inzwischen, stellte Harry pltzlich fest, wurde Riddles Umriss klarer, fester ... Wenn es ein Kampf zwischen ihm und Riddle geben musste, dann so schnell wie mglich. Keiner wei, warum deine Krfte verloren gingen, als du mich angegriffen hast, sagte Harry brsk. Ich wei es selbst nicht. Doch ich wei, warum du mich nicht tten konntest. Weil meine Mutter starb, um mich zu retten. Meine einfache, von Muggeln geborene Mutter, fgte er hinzu, zitternd vor unterdrckter Wut. Sie hat dich daran gehindert, mich zu tten. Und ich habe dein wahres Selbst gesehen, letztes Jahr. Du bist ein Wrack. Du bist kaum noch am Leben. All deine Macht hat dir nichts weiter eingebracht. Du versteckst dich. Du bist hsslich, du bist abscheulich - Riddles Gesicht verzerrte sich. Dann zwang er es zu einem grsslichen Lcheln. Soso. Deine Mutter ist gestorben, um dich zu retten. ja, das ist ein mchtiger Gegenzauber. jetzt verstehe ich ... es ist trotz allem nichts Besonderes an dir. Ich hab mich gewundert, weit du. Schlielich gibt es merkwrdige hnlichkeiten zwischen uns. Selbst du musst das bemerkt haben. Beide Halbltige, Waisen, von Muggeln aufgezogen. Wahrscheinlich die einzigen Parselzungen, die seit dem groen Slytherin nach Hogwarts kamen. Wir sehen uns sogar ein wenig hnlich ... doch am Ende hat dich nur eine glckliche Fgung vor mir gerettet. Das ist alles, was ich wissen wollte. Harry wartete angespannt darauf, dass Riddle seinen Zauberstab heben wrde. Doch Riddles verzerrtes Lcheln wurde wieder breiter. Nun, Harry, werde ich dir eine kleine Lektion erteilen. Messen wir die Krfte von Lord Voldemort, dem Erben von Salazar Slytherin, mit denen des berhmten Harry Potter und den besten Waffen, die Dumbledore ihm geben kann ... Er warf einen belustigten Blick auf Fawkes und den Sprechenden Hut und ging davon. Harry, dem die Angst dumpf die Beine hochkroch, sah, wie Riddle zwischen den hohen Sulen stehen blieb und zum steinernen Gesicht Slytherins emporblickte, hoch oben im Halbdunkel. Riddle ffnete weit den Mund und zischte - doch Harry verstand, was er sagte ... Sprich zu mir, Slytherin, Grter der Vier von Hogwarts. Harry wirbelte herum und sah zum Kopf der Statue hoch; Fawkes schlug mit den Flgeln. Slytherins gigantisches Steingesicht begann sich zu regen. Von Grauen gepackt sah Harry, wie sich der Mund ffnete, immer weiter, und ein riesiges schwarzes Loch freigab. Und etwas bewegte sich im Innern des steinernen Mundes. Etwas wand sich aus seinen Tiefen empor. Harry wich zurck, bis er gegen die dunkle Wand stie. Er presste die Augen zusammen und dann sprte er, wie Fawkes, mit dem Flgel gegen seine Wange schlagend, von seiner Schulter flatterte. Lass mich nicht allein!, wollte Harry ihm nachrufen, doch welche Chance hatte ein Phnix gegen den Knig der Schlangen? Etwas Riesiges klatschte auf den steinernen Boden der Kammer und lie ihn erzittern. Harry wusste, was geschah, er konnte es spren, konnte fast sehen, wie die Schlange sich aus Slytherins Mund herauswand - dann hrte er Riddles zischende Stimme: Tte ihn. Der Basilisk schlngelte auf Harry zu, er konnte seinen schweren Krper ber den staubigen Boden gleiten hren. Die Augen immer noch geschlossen, rannte Harry mit tastenden Hnden an der Wand entlang - Voldemort lachte - Harry stolperte. Er schlug hart auf den Steinboden und schmeckte Blut - die Schlange war nur noch ein paar Meter von ihm entfernt, er hrte sie nher kommen - Nicht weit ber seinem Kopf hrte er ein lautes, knallendes Spucken und dann traf ihn etwas Schweres so heftig, dass er gegen die Wand geschleudert wurde. Gleich wrden Giftzhne in seinen Krper dringen, dachte er, und wieder hrte er ein rasendes Zischen und etwas, das wtend gegen die Sulen klatschte. Er konnte nicht anders - er ffnete die Augen weit genug, um etwas sehen zu knnen. Die riesige Schlange, leuchtend giftgrn, dick wie ein alter Baumstamm, hatte sich hoch in die Luft erhoben und ihr groer, stumpfer Kopf wankte wie betrunken zwischen den Sulen umher. Harry erschauderte, bereit, die Augen zu schlieen, sobald sie sich umdrehte - und dann sah er, was die Schlange abgelenkt hatte. Fawkes schwebte um ihren Kopf herum und der Basilisk schnappte mit langen, sbeldnnen Giftzhnen nach ihm - Fawkes strzte sich kopfber in die Tiefe. Sein langer goldener Schnabel verschwand und ein jher Schauer von dunklem Blut benetzte den Boden. Die Schlange schlug mit dem Schwanz aus und verfehlte Harry nur knapp, und noch bevor Harry die Augen schlieen konnte, schoss sie herum - er blickte ihr direkt ins Gesicht und sah, dass ihre Augen, beide groen wulstigen Augen, vom Phnix durchstochen worden waren; Blut floss auf den Boden und die Schlange zischte in tdlicher Qual. Nein!, hrte Harry Voldemort schreien, lass den Vogel! Lass den Vogel! Der Junge ist hinter dir! Du kannst ihn riechen! Tte ihn! Die geblendete Schlange wankte, verstrt, doch immer noch todbringend. Fawkes umkreiste weiter ihren Kopf, sein schauriges Lied singend, und hackte hin und wieder auf ihre schuppige Nase ein, whrend das Blut aus ihren zerstrten Augen quoll. Helft mir, helft mir, flsterte Harry fiebrig, jemand - irgendwer - Wieder peitschte die Schlange mit dem Schwanz ber den Boden. Harry duckte sich. Etwas Weiches hatte ihn im Gesicht getroffen. Der Basilisk hatte den Sprechenden Hut in Harrys Arme gewischt. Harry packte ihn. Er war alles, was er noch hatte, seine einzige Chance - er drckte ihn auf den Kopf und warf sich flach zu Boden, und schon peitschte der Schwanz des Basilisken ber ihn hinweg. Hilf mir - hilf mir -, dachte Harry, die Augen unter dem Hut fest zugekniffen - bitte, hilf mir - Keine Stimme antwortete. Stattdessen zog sich der Hut zusammen, als wrde ihn eine unsichtbare Hand fest umklammern. Etwas sehr Hartes und Schweres fiel auf Harrys Kopf und er wurde fast ohnmchtig. Er sah Sterne funkeln und packte die Spitze des Hutes, um ihn herunterzureien, doch unter dem Stoff sprte er etwas Langes und Hartes. Im Innern des Hutes war ein silbern schimmerndes Schwert erschienen, auf dessen Griff eiergroe Rubine glitzerten. Tte den Jungen! Lass den Vogel! Der Junge ist hinter dir, schnuppere - riech ihn! Harry stand auf. bereit zum Kampf. Der Kopf des Basilisken fiel herab, der Krper wlzte sich umher und schlug gegen die Sulen, als er sich Harry zuwandte. Er konnte die riesigen, blutigen Augenhhlen sehen, das Maul, weit aufgerissen, weit genug, um ihn auf einmal zu verschlingen, versehen mit Zhnen, so lang wie sein Schwert, schimmernd und giftig - Blindlings stie der Kopf vor - Harry duckte sich weg und schlug gegen die Wand. Wieder stie der Basilisk zu, und seine gespaltene Zunge peitschte Harry gegen die Schulter. Harry hob das Schwert mit beiden Hnden - Der Basilisk stie abermals zu, und diesmal zielte er richtig - Harry strzte sich mit der Kraft seines ganzen Gewichts nach vorn und trieb das Schwert bis zum Heft in das Gaumendach der Schlange - Warmes Blut strmte ber Harrys Arme herab, doch nun sprte er oberhalb des Ellbogens einen stechenden Schmerz. Ein langer, giftiger Zahn senkte sich tiefer und tiefer in seinen Arm und splitterte ab, als der Basilisk zur Seite kippte und zuckend zu Boden fiel. Harry glitt an der Mauer herunter. Er packte den Zahn, der Gift durch seinen Krper jagte, und zog ihn aus dem Arm. Doch er wusste, dass es zu spt war. Glhend heier Schmerz breitete sich von der Wunde aus. Er lie den Zahn fallen und sah noch, wie sein eigenes Blut den Umhang durchnsste, dann trbte sich sein Blick. Die Kammer verschwamm in einem Wirbel dunkler Farben. Ein Fleck Scharlachrot schwebte vorbei und Harry hrte das leise Geklapper von Klauen hinter sich. Fawkes, sagte Harry mit schwerer Zunge. Du warst klasse, Fawkes ...Er sprte, wie der Vogel seinen schnen Kopf auf die Stelle legte, wo der Schlangenzahn ihn durchstochen hatte. Harry hrte Schritte widerhallen und dann tauchte ein dunkler Schatten vor ihm auf. Du bist tot, Harry Potter, hrte er Riddles Stimme ber sich. Tot. Selbst Dumbledores Vogel wei das. Siehst du, was er tut, Potter? Er weint. Harry blinzelte. Fawkes' Kopf wurde klar und verschwamm dann wieder. Dicke, perlene Trnen kullerten die glnzenden Federn hinab. Ich bleibe hier sitzen und sehe zu, wie du stirbst, Harry Potter. Lass dir Zeit. Ich hab's nicht eilig. Harry fhlte sich benommen. Alles um ihn her schien sich zu drehen. So endet der berhmte Harry Potter, sagte Riddles ferne Stimme. Allein in der Kammer des Schreckens, aufgegeben von seinen Freunden, am Ende besiegt vom Dunklen Lord, den er so vorwitzig herausgefordert hat. Bald bist du bei deiner lieben Schlammblutmutter, Harry ... sie hat dir zwlf Jahre geborgte Zeit verschafft ... doch Lord Voldemort hat dich schlielich gekriegt, und du wusstest, dass es so kommen musste ... Wenn dies Sterben ist, dachte Harry, dann ist es gar nicht so bel. Selbst der Schmerz lie nach. Aber war dies das Sterben? Die Kammer, anstatt schwarz zu werden, schien wieder schrfere Umrisse anzunehmen. Harry drehte den Kopf leicht zur Seite und sah Fawkes, der immer noch den Kopf auf seinen Arm gelegt hatte. Perlene Trnen schimmerten im Umkreis der Wunde - aber da war gar keine Wunde mehr - Weg von ihm, Vogel, ertnte pltzlich Riddles Stimme. Weg von ihm - ich sagte, weg hier - Harry hob den Kopf. Riddle deutete mit Harrys Zauberstab auf Fawkes; es gab einen Knall, laut wie ein Gewehrschuss, und wieder flatterte Fawkes in einem Wirbel aus Gold und Scharlach davon. Phnixtrnen ..., sagte Riddle leise und starrte auf Harrys Arm.Natrlich ... heilende Krfte ... ganz vergessen ... Er sah Harry ins Gesicht. Macht nichts. In Wahrheit mag ich es lieber auf diese Weise. Nur du und ich, Harry Potter ... du und ich ... Er hob den Zauberstab - Doch da, heftig mit den Flgeln schlagend, kam Fawkes wieder herbeigeschwebt und lie etwas in seinen Scho fallen - das Tagebuch. Den Bruchteil einer Sekunde lang starrten Harry und Riddle mit immer noch erhobenem Zauberstab auf das Tagebuch. Dann, ohne nachzudenken, ohne zu zgern, als habe er es schon immer vorgehabt, hob Harry den Basiliskzahn vom Boden und stach ihn mitten ins Herz des Buches. Ein langer, frchterlicher, durchdringender Schrei ertnte. Tinte quoll in Sturzbchen aus dem Buch, strmte ber Harrys Hnde und berflutete den Boden. Riddle wand und krmmte sich, schreiend und mit den Armen rudernd, und dann - Er war verschwunden. Harrys Zauberstab fiel klappernd zu Boden und es herrschte Stille. Stille mit Ausnahme des stetigen tropf, tropf der Tinte, die immer noch aus dem Tagebuch heraussickerte. Der Giftzahn des Basilisken hatte ein knisterndes Loch mitten hindurch gebrannt. Am ganzen Leib zitternd richtete Harry sich auf. Ihm drehte sich alles, als ob er gerade meilenweit mit Flohpulver gereist wre. Schwerfllig sammelte er den Zauberstab und den Sprechenden Hut auf, und dann, mit einem gewaltigen Ruck, zog er das schimmernde Schwert aus dem Maul des Basilisken. Da hrte er ein schwaches Sthnen vom Ende der Kammer. Ginny regte sich. Bis Harry bei ihr war, hatte sie sich schon aufgesetzt. Ihr verwirrter Blick wanderte von der riesigen Gestalt des toten Basilisken zu Harry in seinem blutgetrnkten Umhang und zum Tagebuch in seiner Hand. Sie sthnte laut auf und erschauderte und Trnen flossen ihr bers Gesicht. Harry, ach, Harry - ich wollte es dir beim F...Frhstck sagen, aber ich k...konnte es nicht vor Percy - ich wars, Harry - aber ich - ich sch...schwre, ich wollte es nicht - R...Riddle hat mich dazu gebracht, er h...hat mich geholt - und - wie hast du dieses - dieses Ding da - gettet? Wo ist Riddle? Das Letzte, an das ich mich erinnere, ist, dass er aus seinem Tagebuch kam - Es ist alles gut, sagte Harry, hielt das Buch empor und zeigte Ginny das Loch, das der Giftzahn hinterlassen hatte. Riddle ist erledigt. Schau! Er und der Basilisk. Komm, Ginny, verschwinden wir von hier - Sie werden mich von der Schule schmeien, weinte Ginny, als Harry ihr ungeschickt auf die Beine half. Ich hab mich so gefreut, nach Hogwarts zu kommen, schon seit B...Bill hinging und j...jetzt muss ich wieder fort und - w...was werden Mum und Dad sagen? Fawkes wartete auf sie, ber dem Eingang der Kammer schwebend. Harry drngte Ginny, schnell zu gehen; sie stapften ber den reglosen Schwanz des toten Basilisken, durch die von Echos erfllte Dsternis und zurck in den Tunnel. Harry hrte, wie die Steintore hinter ihnen mit einem leisen Zischen zuschlugen. Nachdem sie ein paar Minuten durch die Finsternis gegangen waren, hrte Harry von fern ein Gerusch. Es waren Steine, die ber den Boden geschleift wurden. Ron!, schrie Harry und ging schneller. Ginny geht es gut! Ich hab sie! Er hrte den gedmpften Freudenschrei Rons, und als sie um die nchste Biegung kamen, sahen sie sein begeistertes Gesicht durch den erstaunlich breiten Spalt lugen, den er zwischen den Felsbrocken geschaffen hatte. Ginny! Ron versagte die Stimme, als er einen Arm durch die Lcke steckte, um sie zuerst hindurchzuziehen. Du lebst! Ich kann's nicht fassen! Was ist passiert? Er versuchte sie in den Arm zu nehmen, doch Ginny strubte sich schluchzend. Aber du bist gesund, Ginny, sagte Ron und strahlte sie an. Es ist vorbei, es ist - wo kommt eigentlich dieser Vogel her? Fawkes war nach Ginny durch den Spalt geflattert. Er gehrt Dumbledore, sagte Harry und quetschte sich nun ebenfalls hindurch. Und wie kommst du zu dem Schwert?, sagte Ron und starrte mit offenem Mund die schimmernde Waffe in Harrys Hand an. Das erklr ich dir, wenn wir hier raus sind, sagte Harry mit einem Seitenblick auf Ginny. Aber - Spter, sagte Harry rasch. Er hielt es fr keine gute Idee, Ron jetzt schon zu sagen, wer die Kammer des Schreckens geffnet hatte, nicht vor Ginny jedenfalls. Wo steckt Lockhart? Dahinten, sagte Ron grinsend und nickte mit dem Kopf zum Rohr am anderen Ende des Tunnels. Geht ihm ziemlich dreckig. Komm mit. Von Fawkes gefhrt, dessen scharlachrote Flgel einen sanften goldenen Schimmer in der Dunkelheit verbreiteten, gingen sie den ganzen Weg zurck zur Mndung des Rohrs. Dort sa, friedlich vor sich hin summend, Gilderoy Lockhart. Er hat sein Gedchtnis verloren, sagte Ron. Der Vergessenszauber ist nach hinten losgegangen. Hat ihn selbst erwischt. Er hat keine Ahnung, wer er ist, wo er ist und wer wir sind. Ich hab ihm gesagt, er soll hier warten, sonst bringt er sich noch selbst in Gefahr. Lockhart schaute gut gelaunt zu ihnen hoch. Hallo, sagte er. Komischer Ort ist das. Lebt ihr hier? Nein, sagte Ron und sah Harry stirnrunzelnd an. Harry beugte sich hinunter und schaute in die lange dunkle Rhre. Hast du eine Idee, wie wir hier wieder hochkommen?, sagte er zu Ron. Ron schttelte den Kopf, doch der Phnix war an Harry vorbeigerauscht und flatterte nun vor seinem Gesicht. Seine Perlenaugen leuchteten hell in der Dunkelheit. Er wedelte mit seinem langen goldenen Federschweif. Harry sah ihn unsicher an. Sieht aus, als wolle er, dass du dich festhltst ..., sagte Ron verdutzt. Aber du bist viel zu schwer, als dass ein Vogel dich da hochziehen knnte. Fawkes, sagte Harry, ist kein gewhnlicher Vogel. Er wandte sich rasch zu den andern um. Wir mssen uns aneinander festhalten. Ginny, du nimmst Rons Hand. Professor Lockhart - Er meint Sie, sagte Ron in scharfem Ton zu Lockhart. Sie halten Ginnys andere Hand. Harry steckte das Schwert und den Sprechenden Hut in den Grtel, Ron hielt sich hinten an seinem Umhang fest und Harry streckte die Hand aus und griff nach Fawkes' merkwrdig heien Schwanzfedern. Eine ungewhnliche Leichtigkeit schien durch seinen ganzen Krper zu fluten und einen Augenblick spter rauschten sie durch das Rohr nach oben. Harry konnte Lockhart unter sich hin und her schwingen hren. Unglaublich! Unglaublich, rief er. Das ist ja wie Zauberei! Die kalte Luft peitschte durch Harrys Haar und bevor er den Spa an der Fahrt verlor, war sie auch schon vorbei - alle vier klatschten auf den nassen Boden im Klo der Maulenden Myrte, und whrend Lockhart seinen Hut zurechtrckte, glitt das Waschbecken, das das Rohr verbarg, wieder an seinen Platz. Myrte machte Glubschaugen. Du lebst ja noch, sagte sie mit tonloser Stimme zu Harry. Kein Grund, so enttuscht zu sein, sagte er grimmig und wischte die Blut- und Schleimspritzer von seiner Brille. Nun ja ... ich hab nur ein wenig nachgedacht. Wenn du gestorben wrst, httest du gerne meine Toilette mit mir teilen knnen, sagte Myrte und lief silbern an. Uh, sagte Ron, als sie das Klo verlieen und in den dunklen, verlassenen Korridor hinaustraten. Harry! Ich glaub, Myrte hat sich in dich verknallt! Du hast eine Konkurrentin, Ginny Doch immer noch kullerten Trnen ber Ginnys stummes Gesicht. Wohin jetzt?, sagte Ron mit einem besorgten Blick auf Ginny. Harry deutete nach vorn. Fawkes, golden im dunklen Gang glhend, wies ihnen den Weg. Sie gingen ihm nach und kurze Zeit spter standen sie vor Professor McGonagalls Bro. Harry klopfte und ffnete die Tr. ~Dobbys Belohnung Einen Moment lang herrschte Stille und alle starrten auf Harry, Ron, Ginny und Lockhart, die verdreckt, schleimbeschmiert und (in Harrys Fall) blutbespritzt dastanden. Dann ertnte ein Schrei. Ginny! Es war Mrs Weasley, die vor dem Kamin gesessen hatte. Sie sprang auf, Mr Weasley folgte ihr, und beide strzten sich auf ihre Tochter. Harry jedoch sah an ihnen vorbei. Professor Dumbledore stand am Kamin, mit strahlenden Augen, und neben ihm sa Professor McGonagall, die sich an die Brust gegriffen hatte und zur Beruhigung tief durchatmete. Fawkes flatterte an Harrys Ohr vorbei und lie sich auf Dumbledores Schulter nieder, und schon holte sich Mrs Weasley auch Harry in die Arme. Du hast sie gerettet! Du hast sie gerettet! Wie hast du das nur geschafft? Das, glaube ich, wrden wir alle gern erfahren, sagte Professor McGonagall mit matter Stimme. Mrs Weasley lie Harry los, der einen Moment zgerte. Dann ging er hinber zum Schreibtisch und legte den Sprechenden Hut, das rubinbesetzte Schwert und das berbleibsel von Riddles Tagebuch darauf ab. Und dann fing er an, ihnen alles zu erzhlen. Fast eine Viertelstunde lang sprach er in das gespannte Schweigen hinein: Er erzhlte von der krperlosen Stimme und wie Her- mine schlielich begriffen hatte, dass er einen Basilisken in den Rohren gehrt hatte; wie er und Ron den Spinnen in den Wald gefolgt waren, wo Aragog ihnen sagte, wo das letzte Opfer des Basilisken gestorben war; wie er auf den Gedanken kam, dass die Maulende Myrte dieses Opfer gewesen war und dass der Eingang zur Kammer des Schreckens in ihrer Toilette sein knnte ... Sehr gut, half Professor McGonagall ein wenig nach, als er innehielt, Sie haben also herausgefunden, wo der Eingang ist - und nebenher gut hundert Schulregeln in Stcke gehauen, knnte ich hinzufgen - aber wie um alles in der Welt sind sie da alle wieder lebend rausgekommen, Potter? Und so erzhlte ihnen Harry mit inzwischen heiserer Stimme, dass Fawkes genau im richtigen Moment aufgetaucht sei und der Sprechende Hut ihm das Schwert gegeben habe. Doch dann versagte ihm die Stimme. Er hatte es bisher vermieden, Riddles Tagebuch zu erwhnen - oder Ginny. Sie hatte den Kopf an Mrs Weasleys Schulter gedrckt und Trnen liefen leise ihre Wangen hinunter. Was, wenn man sie von der Schule weisen wrde?, dachte Harry panisch. Riddles Tagebuch funktionierte nicht mehr ... wie konnten sie beweisen, dass er es war, der Ginny zu allem gezwungen hatte? Unwillkrlich sah Harry zu Dumbledore hinber. In seinen halbmondfrmigen Brillenglsern spiegelte sich der Schein des Kaminfeuers und er lchelte kaum merklich. Was mich am meisten interessiert, sagte Dumbledore sanft, ist die Frage, wie Lord Voldemort es geschafft hat, Ginny zu verzaubern, wo meine Kundschafter mir doch sagen, dass er sich gegenwrtig in den Wldern Albaniens versteckt. Erleichterung - warme, berwltigende, herrliche Erleichterung - durchflutete Harry. W ... was soll das heien?, sagte Mr Weasley verblfft. Du-weit-schon-wer? Hat Ginny ver-verzaubert? Aber Ginny ist nicht ... Ginny war nicht ... oder? Es war sein Tagebuch, sagte Harry rasch, nahm es hoch und zeigte es Dumbledore. Riddle hat es geschrieben, als er sechzehn war ... Dumbledore nahm das Tagebuch aus Harrys Hand und senkte neugierig seine lange Hakennase auf die verbrannten und durchweichten Seiten hinab. Brillant, sagte er leise. Natrlich war er der wohl brillanteste Schler, den Hogwarts je gesehen hat. Er wandte sich zu den Weasleys um, die vllig perplex aussahen. Sehr wenige wissen, dass Lord Voldemort einst Tom Riddle hie. Ich selbst war sein Lehrer, vor fnfzig Jahren in Hogwarts. Er verschwand, nachdem er die Schule verlassen hatte ... reiste in der Welt herum ... versank tief in die dunklen Knste, hat sich mit den Schlimmsten von uns zusammengetan, unterzog sich so vielen gefhrlichen, magischen Verwandlungen, dass er, als er als Lord Voldemort wieder auftauchte, kaum wieder zu erkennen war. Kaum jemand hat Lord Voldemort mit dem klugen, hbschen Jungen in Verbindung gebracht, der einst hier Schulsprecher war. Aber Ginny, sagte Mrs Weasley, was hat unsere Ginny mit ... mit ihm zu tun? Sein T ... Tagebuch!, schluchzte Ginny, ich hab darin geschrieben und er hat das ganze Jahr ber zurckgeschrieben - Ginny!, sagte Mr Weasley verblfft. Hab ich dir denn gar nichts beigebracht? Was hab ich dir immer gesagt? Trau nie etwas, das selbst denken kann, wenn du nicht sehen kannst, wo es sein Hirn hat? Warum hast du das Tagebuch nicht mir oder deiner Mutter gezeigt? So ein verdchtiger Gegenstand, natrlich steckte es voll schwarzer Magie - Ich - h ... hab es nicht gewusst, schluchzte Ginny, ich hab es in einem der Bcher gefunden, die Mum mir gegeben hat, ich d...dachte, jemand htte es einfach dringelassen und es vergessen - Miss Weasley sollte sofort hochgehen in den Krankenflgel, unterbrach sie Dumbledore mit gebieterischer Stimme. Das alles war eine schreckliche Qual fr sie. Es gibt keine Bestrafung. ltere und weisere Zauberer wurden bereits von Lord Voldemort hinters Licht gefhrt. Er schritt hinber zur Tr und ffnete sie. Bettruhe und vielleicht ein groer, dampfender Becher heier Kakao, mich jedenfalls muntert das immer auf. Freundlich zwinkernd sah er zu ihr hinab. Madam Pomfrey wird noch wach sein. Sie gibt gerade den Alraunensaft aus - ich wage zu behaupten, die Opfer des Basilisken werden jeden Moment aufwachen. Also wird Hermine gesund!, sagte Ron freudestrahlend. Niemand hat einen bleibenden Schaden erlitten, Ginny, sagte Dumbledore. Mrs Weasley begleitete Ginny hinaus und Mr Weasley, immer noch tief erschttert, folgte ihnen. Wissen Sie, Minerva, sagte Professor Dumbledore nachdenklich zu Professor McGonagall, ich glaube, all das verlangt nach einem guten Fest. Darf ich Sie bitten, die Kchen auf Trab zu bringen? Gut, sagte Professor McGonagall forsch und ging zur Tr. Sie erledigen das mit Potter und Weasley alleine, nicht wahr? Gewiss, sagte Dumbledore. Sie ging hinaus und Harry und Ron sahen Dumbledore unsicher an. Was genau hatte Professor McGonagall gemeint mit erledigen? Keinesfalls - keinesfalls - wrden sie jetzt bestraft werden? Soweit ich mich erinnere, hab ich euch beiden gesagt, ich msse euch von der Schule weisen, falls ihr noch einmal die Regeln brecht, sagte Dumbledore. Ron ffnete den Mund vor Entsetzen. Was allerdings heit, dass selbst die Besten von uns manchmal die eigenen Worte wieder schlucken mssen, fuhr Dumbledore lchelnd fort. Sie beide werden Besondere Auszeichnungen fr Verdienste um die Schule bekommen und - berlegen wir mal -ja, ich denke, zweihundert Punkte pro Nase fr Gryffindor erhalten. Ron lief so hellrosa an wie Lockharts Valentinsblumen und schloss den Mund. Doch einer von uns scheint sich ber seinen Anteil an diesem gefhrlichen Abenteuer ganz und gar auszuschweigen, fgte Dumbledore hinzu. #Warum so bescheiden, Gilderoy? Harry fiel es siedend hei wieder ein. Lockhart hatte er vllig vergessen. Er wandte sich um und sah ihn in einer Ecke stehen, immer noch verschwommen lchelnd. Als Dumbledore ihn ansprach, wandte Lockhart den Kopf, um zu sehen, mit wem er redete. Professor Dumbledore, warf Ron ein, es gab da unten in der Kammer des Schreckens einen Unfall. Professor Lockhart - Bin ich ein Professor?, fragte Lockhart milde berrascht. Meine Gte. Ich glaube, ich war ein hoffnungsloser Fall, oder? Er hat einen Vergessenszauber versucht und der Zauberstab ist nach hinten losgegangen, erklrte Ron leise zu Dumbledore gewandt. Der Arme, sagte Dumbledore und schttelte den Kopf, wobei sein langer silberner Schnauzbart erzitterte. Aufgespiet auf ihrem eigenen Schwert, Gilderoy! Schwert?, sagte Lockhart verstndnislos. Hab kein Schwert. Dieser Junge da hat eins, sagte er auf Harry deutend, er wird es Ihnen leihen. Wrdest du bitte auch Professor Lockhart in den Krankenflgel bringen?, sagte Dumbledore zu Ron. Ich mchte noch ein paar Worte mit Harry reden ... Gemchlich ging Lockhart hinaus. Mit einem neugierigen Blick zurck auf Dumbledore und Harry schloss Ron die Tr. Dumbledore trat zu einem Stuhl am Feuer. Setz dich, Harry, sagte er und Harry, der sich unerklrlich nervs fhlte, folgte der Aufforderung. Zunchst einmal mchte ich dir danken, Harry, sagte Dumbledore, und seine Augen blinkten wieder. Du musst mir dort unten in der Kammer wirkliche Treue bewiesen haben. Sonst wre Fawkes nmlich nicht erschienen. Er streichelte den Phnix, der ihm auf die Knie geflattert war. Harry grinste verlegen, als Dumbledore ihn musterte. Und du hast also Tom Riddle getroffen, sagte Dumbledore nachdenklich. Ich kann mir vorstellen, dass er an dir hchst interessiert war ... Pltzlich kam Harry etwas, was ihm auf dem Herzen lag, aus dem Mund gekullert. Professor Dumbledore ... Riddle sagte, ich sei wie er, seltsame hnlichkeit, sagte er ... Ach, hat er?, sagte Dumbledore und blickte Harry unter seinen dicken silbernen Augenbrauen nachdenklich an. Und was denkst du, Harry? Ich denke nicht, dass ich wie er bin!, sagte Harry unwillkrlich laut. Ich meine, ich bin ... ich bin ein Gryffindor, ich bin ... Doch er verstummte, denn ein unauslschlicher Zweifel tauchte abermals in seinen Gedanken auf. Professor, hob er nach einer Weile wieder an, der Sprechende Hut hat mir gesagt, dass ich - dass es mir in Slytherin gut ergangen wre. Alle dachten eine Zeit lang, ich wre Slytherins Erbe ... weil ich Parsel sprechen kann ... Du kannst Parsel, Harry, sagte Dumbledore ruhig, weil Lord Voldemort, der tatschlich der letzte Nachfahre von Salazar Slytherin ist, Parsel sprechen kann. Und wenn ich mich nicht irre, hat er in jener Nacht, als er dir die Narbe verpasst hat, einige seiner eigenen Krfte auf dich bertragen ... nicht dass er es beabsichtigt htte, da bin ich mir sicher ... Voldemort hat etwas von sich selbst auf mich bertragen?, sagte Harry wie vom Donner gerhrt. Es sieht ganz danach aus. Also sollte ich tatschlich in Slytherin sein, sagte Harry und sah Dumbledore verzweifelt in die Augen. Der Sprechende Hut hat die Macht Slytherins in mir gesprt und er - Hat dich nach Gryffindor gesteckt, sagte Dumbledore gelassen. Hr mir zu, Harry. Du hast nun einmal viele der Begabungen, die Salazar Slytherin bei seinen handverlesenen Schlern schtzte. Seine eigene, sehr seltene Gabe, die Schlangensprache, sowie Entschlossenheit, Findigkeit und eine gewisse Neigung, Regeln zu missachten, fgte er hinzu, und wieder zitterte sein Schnurrbart. Doch der Sprechende Hut hat dich nach Gryffindor gesteckt. Du weit, warum. Denk nach. Er hat mich nur nach Gryffindor gesteckt, sagte Harry mit gedrckter Stimme, weil ich nicht nach Slytherin wollte ... Genau, sagte Dumbledore und strahlte abermals. Und das heit, du bist ganz anders als Tom Riddle, Harry. Viel mehr als unsere Fhigkeiten sind es unsere Entscheidungen, Harry, die zeigen, wer wir wirklich sind. Harry sa reglos und verblfft auf seinem Stuhl. Wenn du einen Beweis willst, dass du nach Gryffindor gehrst, Harry, dann schau dir mal das hier nher an. Dumbledore beugte sich zu Professor McGonagalls Schreibtisch hinber, nahm das silberne Schwert hoch und reichte es Harry. Benommen drehte Harry die Waffe um. Die Rubine strahlten im Licht des Feuers. Und dann sah er den Namen, der unterhalb des Griffs eingraviert war. Godric Gryffindor. Nur ein wahrer Gryffindor htte das aus dem Hut ziehen knnen, Harry, sagte Dumbledore schlicht. Eine Minute lang schwiegen beide. Dann ffnete Dumbledore eine Schublade von Professor McGonagalls Schreibtisch und holte eine Feder und ein Flschchen Tinte heraus. Was du brauchst, Harry, ist etwas zu essen und Schlaf. Ich schlage vor, du gehst runter zum Fest, whrend ich nach Askaban schreibe - wir brauchen unseren Wildhter wieder. Und ich muss auch eine Anzeige fr den Tagespropheten entwerfen, fgte er nachdenklich hinzu. Wir brauchen einen neuen Lehrer fr Verteidigung gegen die dunklen Knste ... meine Gte, wir verschleien sie alle recht schnell. Harry stand auf und ging zur Tr. Gerade wollte er die Klinke berhren, als die Tr so heftig aufgestoen wurde, dass sie gegen die Wand knallte. Lucius Malfoy stand vor ihnen, Zornesrte im Gesicht. Und unter seinem Arm kauerte, dick in Binden gewickelt, Dobby. Guten Abend, Lucius, sagte Dumbledore vergngt. Mr Malfoy stie Harry beinahe um, als er in den Raum rauschte. Dobby humpelte ihm nach und duckte sich unter seinen Rocksaum, mit dem Ausdruck jmmerlicher Angst auf dem Gesicht. So!, sagte Lucius Malfoy, die kalten Augen starr auf Dumbledore gerichtet. Sie sind zurck. Die Schulrte haben Sie beurlaubt, doch Sie hielten es fr angebracht, nach Hogwarts zurckzukehren. Sehen Sie, Lucius, sagte Dumbledore feierlich lchelnd, die anderen elf Schulrte haben mir heute Botschaften geschickt. Kam mir vor, als wre ich in einen Hagelsturm aus Eulen geraten, um ehrlich zu sein. Sie hatten gehrt, dass Arthur Weasleys Tochter gettet worden war, und wollten, dass ich sofort zurckkomme. Sie schienen nun doch zu glauben, ich sei der beste Mann fr diese Aufgabe. Auerdem haben sie mir sehr merkwrdige Geschichten erzhlt ... etliche von ihnen glaubten offenbar, Sie htten gedroht, ihre Familien zu verfluchen, falls sie mich nicht beurlauben wollten. Mr Malfoy wurde noch blasser als sonst, doch seine Augen waren immer noch wuterfllte Schlitze. Und - haben Sie den Angriffen schon ein Ende bereitet?, hhnte er. Haben Sie den Schurken gefasst? Haben wir, sagte Dumbledore mit einem Lcheln. Ach ja?, sagte Mr Malfoy schneidend. Wer ist es? Derselbe wie letztes Mal, Lucius, sagte Dumbledore und sah mit festem Blick zu ihm hoch. Doch diesmal hat Lord Voldemort durch jemand anderen gehandelt. Mittels dieses Tagebuchs. Er hielt das kleine schwarze Buch mit dem groen schwarzen Loch in der Mitte hoch und beobachtete Mr Malfoy genau. Harry jedoch beobachtete Dobby. Der Elf tat etwas sehr Seltsames. Die groen Augen fest auf Harry gerichtet, deutete er auf das Tagebuch, dann auf Mr Malfoy, und dann schlug er sich mit der Faust hart gegen den Kopf, Ich verstehe ..., sagte Mr Malfoy langsam zu Dumbledore. Ein ausgefuchster Plan, sagte Dumbledore mit gleichmtiger Stimme und sah Malfoy immer noch fest in die Augen. Denn wenn Harry hier - Mr Malfoy warf Harry einen schnellen und scharfen Blick zu, und sein Freund Ron dieses Buch nicht entdeckt htten, dann - htte man Ginny Weasley alle Schuld gegeben. Keiner htte je beweisen knnen, dass sie nicht aus eigenen Stcken gehandelt hat ... Mr Malfoy sagte nichts. Sein Gesicht sah pltzlich aus wie eine Maske. Und stellen Sie sich vor, fuhr Dumbledore fort, was dann geschehen wre ... die Weasleys sind eine unserer bekanntesten reinbltigen Familien. Stellen Sie sich die Folgen fr Arthur Weasley und sein Gesetz zum Schutz der Muggel vor, wenn sich erwiesen htte, dass seine eigene Tochter Muggelstmmige angreift und ttet ... ein Glck, dass das Tagebuch entdeckt und Riddles Gedchtnis darin ausgelscht wurde. Wer wei, welche Folgen das noch gehabt htte ... Mr Malfoy zwang sich zu sprechen. Groes Glck, sagte er steif. Und immer noch deutete Dobby hinter seinem Rcken erst auf das Tagebuch, dann auf Lucius Malfoy und schlug sich dann auf den Kopf, Und pltzlich begriff Harry. Er nickte Dobby zu und Dobby wich in eine Ecke zurck und zog sich zur Strafe an den Ohren. Wissen Sie, wie Ginny zu diesem Tagebuch gekommen ist, Mr Malfoy?, sagte Harry. Lucius Malfoy wirbelte herum. Woher soll ich wissen, wie dieses dumme Mdchen da drangekommen ist?, antwortete er. Weil Sie es ihr gaben, sagte Harry. Bei Flourish &Blotts. Sie haben ihr altes Verwandlungsbuch vom Boden aufgehoben und das Tagebuch hineingelegt, nicht wahr? Er sah, wie sich Mr Malfoys weie Hnde zusammenballten und wieder spreizten. Beweis es, zischte er. Oh, keiner wird das knnen, sagte Dumbledore und lchelte Harry zu. Nicht jetzt, da Riddle aus dem Buch verschwunden ist. Andererseits wrde ich Ihnen raten, Lucius, nichts mehr von den alten Schulsachen Lord Voldemorts zu verteilen. Sollte noch irgendetwas davon in unschuldige Hnde fallen, denke ich, dass Arthur Weasley die Spur zu Ihnen verfolgen wird ... Lucius Malfoy stand einen Moment lang reglos da und Harry sah seine rechte Hand zucken, als ob es ihn nach seinem Zauberstab gelstete. Stattdessen wandte er sich seinem Hauselfen zu. Wir gehen, Dobby! Er ffnete die Tr und als der Elf herbeigehumpelt kam, stie er ihn mit einem Futritt nach drauen. Sie konnten Dobby den ganzen Korridor entlang vor Schmerz schreien hren. Harry stand eine Weile reglos da und dachte angestrengt nach. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen - Professor Dumbledore, sagte er hastig, knnte ich bitte dieses Buch Mr Malfoy zurckgeben? Warum nicht, gewiss, Harry, sagte Dumbledore. Aber beeil dich. Du weit, das Fest. Harry packte das Tagebuch und jagte aus dem Bro. Von fern hrte er Dobbys leiser werdenden Schmerzensschrei. Hastig und voller Zweifel, ob sein Vorhaben gelingen wrde, zog Harry einen Schuh aus, dann die schleimige, dreckige Socke und stopfte das Tagebuch hinein. Dann rannte er den dunklen Gang entlang. Auf dem Treppenabsatz holte er sie ein. Mr Malfoy, keuchte er und kam vor ihm schlitternd zum Halten. Ich hab etwas fr Sie - Und er drckte Lucius Malfoy die stinkende Socke in die Hand. Was zum -? Mr Malfoy riss die Socke vom Tagebuch, warf sie fort und sah zornig von dem zerstrten Buch zu Harry auf, Du wirst eines Tages das gleiche ble Schicksal erleiden wie deine Eltern, Harry Potter, sagte er leise. Auch sie waren aufdringliche Dummkpfe. Er schickte sich an zu gehen. Komm, Dobby. ich sagte, komm. Doch Dobby rhrte sich nicht. Er hielt Harrys eklige Socke empor und musterte sie, als wre sie ein unschtzbares Geschenk. Meister hat Dobby eine Socke geschenkt, sagte der Elf verwundert, Meister hat sie Dobby gegeben. Was soll das heien?, fauchte Mr Malfoy. Was hast du gesagt? Dobby hat eine gute Socke, sagte Dobby unglubig. Der Meister hat sie geworfen und Dobby hat sie aufgefangen und Dobby - Dobby ist frei. Lucius Malfoy stand wie angefroren da und starrte den Elfen an. Dann holte er zum Schlag gegen Harry aus. Du hast mir meinen D jener gestohlen, verdammter Bengel! Doch Dobby rief. Sie drfen Harry Potter nicht wehtun! Es gab einen lauten Knall und Mr Malfoy hob es von den Fen. Drei Stufen auf einmal nehmend strzte er die Treppe hinunter und landete als zerknautschtes Bndel auf dem Absatz. Er stand auf, das Gesicht rot vor Zorn, und zckte den Zauberstab, doch Dobby hob einen seiner langen, drohenden Finger. Sie werden jetzt gehen, sagte er, emprt auf Mr Malfoy hinunterdeutend. Sie werden Harry Potter nicht anrhren. Sie werden jetzt gehen. Lucius Malfoy hatte keine andere Wahl. Mit einem letzten, hasserfllten Blick auf die beiden warf er sich den Umhang ber und eilte davon. Harry Potter hat Dobby befreit!, sagte der Elf schrill und starrte Harry an; das Mondlicht vom Fenster spiegelte sich in seinen Kugelaugen. Harry Potter hat Dobby befreit! War das Mindeste, was ich tun konnte, Dobby, sagte Harry grinsend. Versprich mir nur, nie mehr mein Leben retten zu wollen. Das hssliche braune Gesicht des Elfen teilte sich pltzlich zu einem breiten, zhneblitzenden Lcheln. Ich hab nur eine Frage, Dobby, sagte Harry, whrend Dobby mit zitternden Hnden Harrys Socke anzog. Du hast mir gesagt, all dies htte nichts zu tun mit jenem, dessen Name nicht genannt werden darf, erinnerst du dich? Es war ein Hinweis, Sir, sagte Dobby und seine Augen weiteten sich, als ob das offensichtlich wre. Dobby hat Ihnen einen Hinweis gegeben. Bevor der Dunkle Lord seinen Namen nderte, konnte er einfach beim Namen genannt werden, verstehen Sie? Verstehe, sagte Harry matt. Nun, ich geh jetzt besser. Es gibt ein Fest und meine Freundin Hermine sollte inzwischen aufgewacht sein ... Dobby warf die Arme um Harrys Bauch und drckte ihn. Harry Potter ist noch groartiger, als Dobby wusste!, schluchzte er. Alles Gute, Harry Potter! Und mit einem letzten lauten Krachen verschwand Dobby. Harry war schon auf einigen Festen in Hogwarts gewesen, doch dieses war ein klein wenig anders. Alle waren in ihren Schlafanzgen erschienen und die Feier dauerte die ganze Nacht. Harry wusste nicht, was das Beste war: Hermine, die schreiend auf ihn zugerannt kam, Du hast es gelst! Du hast es gelst!, oder Justin, der vom Tisch der Hufflepuffs herbereilte, um ihm die Hand zu drcken und sich endlos dafr zu entschuldigen, dass er ihn verdchtigt hatte, oder Hagrid, der um halb vier in der Nacht auftauchte und Harry und Ron so heftig auf die Schultern klopfte, dass sie mit der Nase in die Puddingteller fielen, oder seine und Rons vierhundert Punkte fr Gryffindor, die ihnen das zweite Jahr in Folge den Hauspokal einbrachten, oder Professor McGonagall, die ihnen allen verkndete, die Prfungen seien - als kleines Geschenk der Schule - gestrichen worden (0 nein!, stammelte Hermine), oder Dumbledore, der bekannt gab, dass Professor Lockhart nchstes Jahr leider nicht wieder kommen knne, denn er msse auf Reisen gehen, um sein Gedchtnis wieder zu finden. Nicht wenige der Lehrer stimmten in die Jubelrufe ein, mit denen diese Nachricht aufgenommen wurde. Schade, sagte Ron und nahm sich einen Marmeladekrapfen. Unter meiner Hand ging's ihm doch schon wieder besser. Der Rest des Sommerhalbjahres verging in einem Nebel gleienden Sonnenscheins. In Hogwarts ging alles wieder seinen blichen Gang, mit nur ein paar kleinen Unterschieden - Verteidigung gegen die dunklen Knste wurde nicht mehr gegeben (darin haben wir ohnehin viel bung inzwischen, trstete Harry die enttuschte Hermine) und Lucius Malfoy war als Schulrat gefeuert worden. Draco stolzierte nicht mehr in der Schule umher, als ob er der Schlossherr wre. Im Gegenteil, er sah geradezu verhrmt und schmollend aus. Hingegen war Ginny Weasley wieder vollkommen glcklich. Allzu bald war es Zeit fr die Heimreise mit dem Hogwarts-Express. Harry, Ron, Hermine, Fred, George und Ginny bekamen ein Abteil fr sich. Sie nutzten die letzten paar Stunden vor den Ferien, in denen sie noch zaubern durften, weidlich aus. Sie spielten Snape explodiert, lieen Freds und Georges allerletzte Filibuster-Kracher hochgehen und bten Entwaffnung mit Zauberkraft. Harry konnte es allmhlich richtig gut. Sie waren fast schon im Bahnhof King's Cross, als Harry noch etwas einfiel. Ginny, wobei hast du Percy eigentlich erwischt, was solltest du niemandem erzhlen? Ach, das, sagte Ginny kichernd. Naja, Percy hat eine Freundin. Fred lie einen Stapel Bcher auf Georges Kopf fallen. Was? Es ist diese Vertrauensschlerin der Ravenclaws, Penelope Clearwater, sagte Ginny. Ihr hat er den ganzen letzten Sommer ber geschrieben. Sie haben sich heimlich berall in der Schule getroffen. Einmal bin ich in ein leeres Klassenzimmer geraten und hab gesehen, wie sie sich kssten. Er war so erschttert, als sie - ihr wisst schon - angegriffen wurde. Aber ihr zieht ihn doch damit jetzt nicht auf, oder?, fgte sie besorgt hinzu. Fiele mir nicht im Traum ein, sagte Fred, der aussah, als wre sein Geburtstag vorverlegt worden. Ganz bestimmt nicht, sagte George wiehernd. Der Hogwarts-Express bremste und kam schlielich zum Stehen. Harry zog seinen Federkiel und ein Stck Pergament hervor und wandte sich Ron und Hermine zu. Das hier nennt man eine Telefonnummer, erklrte er Ron und schrieb sie zweimal hin, riss das Blatt durch und gab ihnen die Hlften. Ich hab deinem Dad letzten Som- mer gesagt, wie man ein Telefon benutzt, er wei es jetzt. Ruft mich bei den Dursleys an ja? ich halt es nicht noch mal zwei Monate alleine mit Dudley aus ... Dein Onkel und deine Tante werden doch sicher stolz sein, sagte Hermine, als sie aus dem Zug stiegen und sich der Menge anschlossen, die durch die verzauberte Absperrung drngte. Wenn sie hren, was du dieses Jahr getan hast? Stolz?, sagte Harry. Bist du verrckt? Wo ich doch so oft htte sterben knnen und es nicht geschafft habe? Die werden sauer sein ... Und gemeinsam gingen sie durch, das Tor zurck in die Muggelwelt. ~Ende von Harry Potter und die Kammer des Schreckens ~Joanne K. Rowling Harry Potter und der Gefangene von Askaban ~Eulenpost Harry Potter war in vielerlei Hinsicht ein hchst ungewhnlicher Junge. So hasste er zum Beispiel die Sommerferien mehr als jede andere Zeit des Jahres. Zudem wollte er in den Ferien eigentlich gern fr die Schule lernen, doch er war gezwungen, dies heimlich und in tiefster Nacht zu tun. Und auerdem war er ein Zauberer. Es war schon fast Mitternacht und er lag buchlings im Bett, die Bettdecke wie ein Zelt ber seinen Kopf gezogen, eine Taschenlampe in der Hand und ein groes, in Leder gebundenes Buch (Geschichte der Zauberei von Adalbert Schwahfel) ans Kopfkissen gelehnt. Mit zusammengezogenen Brauen fuhr er mit der Spitze seiner Adlertintenfeder ber die Buchseiten, auf der Suche nach etwas Brauchbarem fr seinen Aufsatz: #Die Hexenverbrennung im vierzehnten Jahrhundert war vollkommen sinnlos. Errtern Sie die These. Am Beginn eines viel versprechenden Absatzes hielt die Feder inne. Harry schob die Brille mit den runden Glsern die Nase hoch, hielt die Taschenlampe nher an das Buch und las: Im Mittelalter hatten besondere nichtmagische Menschen (besser bekannt als Muggel) Angst vor der Zauberei, whrend sie zugleich kaum fhig waren, sie' zu erkennen. In den seltenen Fllen, da sie eine echte Hexe oder einen Zauberer zu fassen bekamen, hatte die Verbrennung keinerlei Wir-kung. Die Hexe oder der Zauberer bte einen einfachen Flammengefrier-Zauber aus und schrie dann wie am Spie, whrend sie oder er in Wahrheit nur ein angenehmes Kitzeln sprte. Tatschlich kam Wendeline die Ulkige dermaen auf den Geschmack, dass sie sich nicht weniger als siebenundvierzig Mal in verschiedenen Verkleidungen fangen und verbrennen lie. Harry steckte die Feder zwischen die Zhne und kramte unter dem Kopfkissen nach seinem Tintenfass und einer Pergamentrolle. Langsam und sehr vorsichtig schraubte er das Tintenfass auf, tauchte die Feder hinein und begann zu schreiben, dabei hielt er ab und zu inne, um zu lauschen. Wenn einer der Dursleys auf dem Weg ins Badezimmer das Kratzen der Feder hrte, wrden sie ihn vermutlich fr den Rest des Sommers im Schrank unter der Treppe einsperren. Die Familie Dursley im Ligusterweg Nummer vier war der Grund, weshalb Harry seine Sommerferien nie genieen konnte. Onkel Vernon, Tante Petunia und ihr Sohn Dudley waren Harrys einzige noch lebende Verwandte. Sie waren Muggel und hatten eine ausgesprochen mittelalterliche Einstellung zur Zauberei. ber Harrys tote Eltern, die selbst Hexe und Zauberer gewesen waren, fiel unter dem Dach der Dursleys niemals auch nur ein Wort. jahrelang hatten Tante Petunia und Onkel Vernon gehofft, wenn sie Harry nur immer unter der Knute hielten, wrden sie ihm die Zauberei schlielich austreiben. Zu ihrer groen Verbitterung hatte es nicht geklappt. Und heute lebten sie in stndiger Angst davor, jemand knnte herausfinden, dass Harry seit zwei Jahren nach Hogwarts ging, auf die Schule fr Hexerei und Zauberei. Alles, was sie tun konnten, war, Harrys Zauberbcher, Zauberstab, Kessel und Besen zu Beginn derSommerferien wegzuschlieen und ihm zu verbieten, mit den Nachbarn zu sprechen. Dass Harry nicht an die Zauberbcher herankam, war ein erhebliches Problem, denn die Lehrer in Hogwarts hatten ihm fr die Ferien eine Menge Arbeit aufgegeben. Einer der Aufstze, ein besonders kniffliger ber Schrumpftrnke, war fr Professor Snape, den Lehrer, den Harry am wenigsten leiden konnte und der sich ber jeden Grund freuen wrde, Harry einen Monat Arrest aufzubrummen. Deshalb hatte Harry in der ersten Ferienwoche eine Gelegenheit beim Schopf gepackt: Whrend Onkel Vernon, Tante Petunia und Dudley im Vorgarten waren, um Onkel Vernons neuen Firmenwagen zu bewundern (So laut, dass smtliche Nachbarn nicht umhinkonnten, ebenfalls Notiz zu nehmen), schlich sich Harry nach unten, stocherte mit einer Nadel das Schloss am Treppenschrank auf, griff sich ein paar Bcher und versteckte sie in seinem Zimmer. Solange er keine Tintenflecke auf der Bettwsche hinterlie, wrden die Dursleys nie erfahren, dass er nachts Zauberei bffelte. Gerade jetzt wollte Harry rger mit dem Onkel und der Tante um jeden Preis vermeiden, denn sie waren ohnehin noch schlechter auf ihn zu sprechen als gewhnlich schon, einzig und allein deshalb, weil er in den ersten Ferientagen einen Anruf von einem befreundeten Zauberer bekommen hatte. Ron Weasley, der beste Freund Harrys in Hogwarts, kam aus einer richtigen Zaubererfamilie. Das hie, dass er zwar einiges mehr ber Zauberei wusste als Harry, jedoch noch nie ein Telefon benutzt hatte. Zu allem Unglck war es auch noch Onkel Vernon, der ans Telefon ging. Vernon Dursley am Apparat. Harry, der zufllig im Zimmer war, erstarrte, als er Rons Stimme antworten hrte. Hallo? Hallo? Knnen Sie mich hren? Ich - mchte - mit - Harry - Potter - sprechen! Ron schrie so laut, dass Onkel Vernon zusammenzuckte, den Hrer eine Handbreit von seinem Ohr weghielt und ihn mit einer Mischung aus Zorn und Furcht anstarrte. Wer ist da?, drhnte er in Richtung Sprechmuschel. Wer sind Sieh Ron - Weasley!, brllte Ron zurck, als ob er und Onkel Vernon sich quer ber ein Fuballfeld hinweg unterhalten wrden. Ich - bin - ein - Schulfreund - von - Harry - Onkel Vernons kleine Augen funkelten Harry an, der immer noch wie angewurzelt dastand. Es gibt hier keinen Harry Potter!, polterte Onkel Vernon und hielt den Hrer nun weit von sich weg, als ob der gleich explodieren wrde. Ich wei nicht, von welcher Schule Sie reden! Ich verbitte mir weitere Belstigungen! Und kommen Sie ja nicht in die Nhe meiner Familie! Er warf den Hrer auf die Gabel, als wollte er eine Giftspinne abschtteln. Darauf folgte ein ganz hsslicher Krach. Wie kannst du es wagen, diese Nummer Leuten - Leuten wie deinesgleichen zu geben!, polterte Onkel Vernon und besprhte Harry mit mchtig viel Spucke. Ron hatte offenbar begriffen, dass er Harry in Schwierigkeiten gebracht hatte, denn er rief nicht mehr an. Auch Harrys beste Freundin in Hogwarts, Hermine Granger, meldete sich nicht. Harry vermutete, dass Ron ihr gesagt hatte, sie solle lieber nicht anrufen. jammerschade, denn Hermine war die Beste in Harrys Jahrgang, hatte Muggeleltern, wusste sehr wohl, wie man ein Telefon benutzte, und wre wahrscheinlich so umsichtig, nicht zu erwhnen, dass sie nach Hogwarts ging. Harry erfuhr also fnf lange Wochen nichts von seinenZaubererfreunden und dieser Sommer erwies sich als fast so schlimm wie der letzte. Nur einen kleinen Lichtblick gab es: Nachdem er den Dursleys geschworen hatte, dass er Hedwig keine Briefe fr die Freunde in den Schnabel stecken wrde, hatten sie ihm erlaubt, seine Eule nachts herauszulassen. Onkel Vernon hatte nachgegeben wegen des Hllenlrms, den Hedwig veranstaltete, wenn sie die ganze Zeit in ihrem Kfig eingeschlossen blieb. Harry unterbrach seine Arbeit ber Wendeline die Ulkige und lauschte in die Nacht hinein. Die Stille im dunklen Haus wurde nur vom fernen, grunzenden Geschnarche seines massigen Vetters Dudley gestrt. Es musste sehr spt sein. Harrys Augen juckten vor Mdigkeit. Vielleicht sollte er den Aufsatz besser morgen Nacht fertig schreiben ... Er schraubte das Tintenfass zu, zog einen alten Kissenbezug unter dem Bett hervor, steckte die Taschenlampe, die Geschichte der Zauberei, Aufsatz, Feder und Tinte hinein, stieg aus dem Bett und versteckte die Sachen unter einem losen Dielenbrett unter dem Bett. Dann richtete er sich auf, streckte sich und warf einen Blick auf das leuchtende Zifferblatt des Weckers auf dem Nachttisch. Es war ein Uhr morgens. Harrys Herz machte einen kleinen Hpfer. Eine Stunde schon war er, ohne es bemerkt zu haben, dreizehn Jahre alt. Doch ein weiterer ungewhnlicher Zug an Harry war, dass er sich so wenig auf seine Geburtstage freute. Noch nie im Leben hatte er eine Geburtstagskarte bekommen. Die Dursleys hatten seine letzten beiden Geburtstage vllig ignoriert und er hatte keinen Grund zu erwarten, dass es diesmal anders sein wrde. Harry ging durch das dunkle Zimmer, vorbei an Hedwigs groem, leerem Kfig, hinber zum offenen Fenster. Er lehnte sich gegen den Fensterrahmen und nach so langer Zeit unter der Bettdecke strich die khle Luft angenehm ber sein Gesicht. Hedwig war jetzt schon zwei Nchte lang weg. Harry sorgte sich nicht ihretwegen; sie war schon fter so lange fort gewesen, doch er hoffte, sie bald wieder zu sehen - immerhin war sie das einzige Lebewesen in diesem Haus, das bei seinem Anblick nicht zusammenschreckte. Harry, wenn auch immer noch recht klein und mager fr sein Alter, war im letzten Jahr um ein paar Zentimeter gewachsen. Sein rabenschwarzes Haar jedoch war wie immer - widerborstig verstrubbelt, da konnte er machen, was er wollte. Die Augen hinter seiner Brille waren hellgrn und auf der Stirn, durch die Haare deutlich zu sehen, hatte er eine schmale Narbe, die aussah wie ein Blitz. Unter all den ungewhnlichen Merkmalen Harrys war diese Narbe wohl das auergewhnlichste. Sie war nicht, wie die Dursleys jahrelang geschwindelt hatten, das berbleibsel eines Autounfalls, bei dem Harrys Eltern umgekommen seien. Lily und James Potter waren nicht bei einem Unfall gestorben. Sie wurden ermordet, ermordet von Lord Voldemort, dem gefrchtetsten schwarzen Magier seit Hunderten von Jahren. Harry war diesem Angriff mit nichts weiter als einer Narbe auf der Stirn entkommen, wobei Voldemorts Fluch, anstatt ihn zu tten, gegen seinen Urheber zurckgeprallt war. Voldemort, fast zu Tode entkrftet, war geflohen ... Doch Harry war ihm in Hogwarts wieder begegnet. Whrend er am Fenster stand und sich an das letzte Zusammentreffen erinnerte, musste er sich eingestehen, dass er von Glck reden konnte, berhaupt seinen dreizehnten Geburtstag zu erleben. Er suchte den sternfunkelnden Himmel nach einem Zeichen von Hedwig ab, die vielleicht in Windeseile mit einer toten Maus im Schnabel auf der Rckreise zu ihm war unddafr Lob erwartete. Gedankenverloren lie er seinen Blick ber die Dcher schweifen, und es dauerte ein paar Sekunden, bis er begriff, was er da vor Augen hatte. Vom goldenen Mondlicht umflutet und jeden Moment grer werdend, sah er ein Ungetm mit merkwrdiger Schlagseite auf sich zuflattern. Reglos stand er da und beobachtete, wie es immer tiefer sank - fr den Bruchteil einer Sekunde zgerte er, die Hand am Fenstergriff, und fragte sich, ob er es zuschlagen sollte - doch dann surrte das ungeheure Geschpf ber eine der Straenlaternen des Ligusterwegs, und Harry, der nun erkannte, was es war, sprang zur Seite. Durchs Fenster schwebten drei Eulen herein, zwei davon hielten eine dritte, die ohnmchtig schien, in den Krallen. Mit einem leisen Flumphh landeten sie auf Harrys Bett und die mittlere Eule, gro und grau, kippte sofort um und blieb reglos liegen. An ihre Beine war ein groes Pckchen gebunden. Harry erkannte die ohnmchtige Eule sofort - ihr Name war Errol und sie gehrte der Familie Weasley. Mit einem Satz war er am Bett, entknotete die Schnre um Errols Beine, nahm das Pckchen und trug Errol hinber zu Hedwigs Kfig. Errol ffnete ein trbes Auge, fiepte ein Dankeschn und wrgte ein paar Schlucke Wasser hinunter. Harry wandte sich den beiden anderen Eulen zu. Eine davon, die groe weibliche Schneeeule, war seine Hedwig. Auch sie trug ein groes Pckchen und sah hchst zufrieden mit sich aus. Sie kniff Harry liebevoll ins Ohr, whrend er ihr die Last abnahm, und flog dann quer durchs Zimmer hinber zu Errol. Die dritte Eule, ein hbscher Waldkauz, erkannte Harry nicht, doch er wusste sofort, woher sie kam, denn auer einem dritten groen Pckchen trug sie auch einen Brief mitdem Siegel von Hogwarts. Als Harry dieser Eule die Last abgenommen hatte, raschelte sie bedeutungsschwer mit den Federn, spreizte die Flgel und flatterte durch das Fenster hinaus in die Nacht. Harry setzte sich aufs Bett, nahm Errols Pckchen in die Hand, riss das braune Papier ab und entdeckte ein in Goldpapier eingewickeltes Geschenk und die erste Geburtstagskarte seines Lebens. Zwei Bltter fielen heraus - ein Brief und ein Zeitungsausschnitt. Der Ausschnitt stammte offensichtlich aus der Zaubererzeitung, dem Tagespropheten, denn die Menschen auf den Schwarzweifotos bewegten sich. Harry hob das Blatt hoch, glttete es und las: Beamter des Zaubereiministeriums gewinnt Groen Preis Arthur Weasley, Chef der Abteilung gegen den Missbrauch von Muggelartefakten im Zaubereiministerium, hat den jhrlich vergebenen Groen Goldpreis des Tagespropheten gewonnen Der entzckte Mr Weasley sagte gegenber dem Tagespropheten: Wir werden das Gold fr einen Sommerurlaub in gypten ausgeben, wo unser ltester Sohn, Bill, als Fluchbrecher fr die Gringotts-Zaubererbank arbeitet. Die Familie Weasley wird einen Monat in gypten verbringen und zu Beginn des neuen Schuljahres in Hogwarts, das gegenwrtig fnf ihrer Kinder besuchen, zurckkehren. Harry warf einen Blick auf das sich bewegende Foto und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Alle neun Weasleys standen da vor einer groen Pyramide und winkten ihm begeistert zu. Die fllige kleine Mrs Weasley, dergroe, zur Glatze neigende Mr Weasley, sechs Shne und eine Tochter, allesamt (auf dem Schwarzweifoto natrlich nicht zu sehen) mit flammend roten Haaren. In der Mitte des Bildes war Ron, gro und schlaksig, seine Hausratte Krtze auf der Schulter und den Arm um seine kleine Schwester Ginny gelegt. Harry fiel niemand ein, der einen groen Haufen Gold mehr verdient htte als die Weasleys, die sehr nett und furchtbar arm waren. Er nahm Rons Brief in die Hand und entfaltete ihn. Lieber Harry, herzlichen Glckwunsch zum Geburtstag! Hr mal, das mit dem Telefonanruf tut mir wirklich Leid. Ich hoffe, die Muggel haben dich in Ruhe gelassen. Ich hab Dad gefragt, und er meint, ich htte nicht in den Hrer brllen sollen. Es ist toll hier in gypten. Bill hat uns alle Grber gezeigt und du glaubst gar nicht, mit welchen Flchen diese alten gyptischen Zauberer sie belegt haben. Mum wollte nicht, dass Ginny mit in die letzte Grabkammer geht. Dadrin waren eine Menge komischer Skelette von Muggeln, die das Grab ausrauben wollten und denen neue Kpfe und eklige Sachen gewachsen sind. Ich konnte nicht fassen, dass Dad den Preis des Tagespropheten gewonnen hat. Siebenhundert Galleonen! Das meiste davon geht fr diesen Urlaub drauf, aber sie kaufen mir einen neuen Zauberstab frs nchste Schuljahr. Harry erinnerte sich nur zu gut an damals, als Rons alter Zauberstab abgeknackst war. Es war passiert, als das Auto, das er und Ron nach Hogwarts geflogen hatten, gegen einen Baum auf dem Schulgelnde gekracht war. Wir sind eine Woche vor Schulbeginn zurck und fahren dann hoch nach London, um meinen neuen Zauberstab und unsere Bcher zu besorgen. Knnten wir uns dort vielleicht treffen? Lass dir von den Muggeln nicht die Laune verderben! Versuch doch, nach London zu kommen, Ron PS: Percy ist Schulsprecher. Letzte Woche hat er den Brief bekommen. Erneut musterte Harry das Foto. Percy, im siebten und letzten Schuljahr in Hogwarts, sah besonders schmuck aus mit seinem neuen silbernen Abzeichen, das auf dem Fes schimmerte. Harry - das ist ein Taschenspickoskop. Wenn jemand in der Nhe ist, dem man nicht trauen kann" soll es aufleuchten und sich drehen. Bill sagt, es ist Plunder, den sie fr die Zauberertouristen verkaufen, und man knne sich nicht darauf verlassen, weil es gestern Abend beim Essen stndig aufleuchtete. Aber er hat nicht bemerkt, dass Fred und George Kfer in seine Suppe gemischt haben. Tschau, Ron Harry stellte das Taschenspickoskop auf den Nachttisch, wo es auf seinem spitzen Stnder reglos im Gleichgewicht blieb und die Leuchtzeiger seines Weckers spiegelte. Eine Welle betrachtete er es glcklich, dann griff er nach dem Pckchen, das Hedwig gebracht hatte. Auch darin war ein Geschenk eingewickelt sowie eine Karte und ein Brief, diesmal von Hermine. Lieber Harry, Ron hat mir geschrieben und von seinem Anruf bei Onkel Vernon berichtet. Ich hoffe, es geht dir gut und sie haben deine Knochen heil gelassen. Ich verbringe die Ferien in Frankreich und wusste nicht, wie ich dir diesen Brief schicken sollte - was, wenn sie ihn am Zoll ffnen wrden? - Doch dann tauchte Hedwig auf! Ich glaube, sie wollte sichergehen, dass du zur Abwechslung mal was zum Geburtstag bekommst. Ich hab dein Geschenk beim Eulenexpress bestellt, im Tagespropheten war eine Anzeige. (Ich hab ihn abonniert, um mich ber die Zaubererwelt auf dem Laufenden zu halten.) Hast du dieses Bild von Ron und seiner Familie gesehen, das sie vor einer Woche gebracht haben? Ich wette, er lernt eine Menge, ich bin ganz neidisch - diese alten gyptischen Zauberer sind wirklich faszinierend. Auch hier in der Gegend haben sie eine spannende Hexereivergangenheit. Ich habe meinen Aufsatz zur Geschichte der Zauberei vllig umgeschrieben und einiges von dem eingebaut, was ich herausgefunden habe. Ich hoffe, er ist nicht zu lang geworden - zwei Rollen Pergament mehr, als Professor Binns verlangt. Ron sagte, er sei in der letzten Ferienwoche in London. Kannst du auch kommen? Werden dein Onkel und deine Tante es erlauben? Ich hoffe sehr, es klappt - wenn nicht, sehen wir uns am ersten September im Hogwarts-Express. Alles Liebe, Hermine PS: Ron schreibt, Percy sei jetzt Schulsprecher. ich wette, der ist ganz aus dem Huschen. Ron scheint darber nicht besonders glcklich zu sein. Schmunzelnd legte Harry Hermines Brief beiseite und nahm ihr Geschenk in die Hand. Es war sehr schwer. Er kannte Hermine und sicher war es ein groes Buch voll schwieriger Zaubersprche - aber nein. Sein Herz fing mchtig an zu hpfen, als er das Papier abriss und ein schmales schwarzes Ledertschchen zum Vorschein kam, auf das silberne Lettern gedruckt waren: Besenpflege-Set. Mensch, Hermine!, flsterte Harry und zog den Reiverschluss auf Das Tschchen enthielt eine groe Flasche Fleetwoods Hochglanzpolitur, eine silbrig schimmernde Reisig-Knipszange, einen winzigen Messingkompass, den man fr lange Reisen an den Besen klemmen konnte, und ein Do-it-yourself-Handbuch der Besenpflege. Es gab noch etwas auer seinen Freunden, das Harry in den Ferien heftig vermisste, und das war der beliebteste Sport in der Zaubererwelt - Quidditch, hochgefhrlich, uerst spannend und gespielt auf fliegenden Besen. Zudem war Harry ein begnadeter Quidditch-Spieler; er war einer der jngsten seit hundert Jahren, die fr eine der Hausmannschaften von Hogwarts aufgestellt worden waren. Und besonders stolz war er auf seinen Rennbesen, einen Nimbus Zweitausend. Harry legte das Ledertschchen beiseite und hob sein letztes Pckchen hoch. Er erkannte das fahrige Gekrakel auf dem braunen Papier sofort - es stammte von Hagrid, dem Wildhter von Hogwarts. Er riss die obere Lage des Papiers ab und sah darunter etwas Grnes und Ledriges, doch bevor er es richtig auswickeln konnte, begann das Pckchen merkwrdig zu zittern und was immer darin war, schnappte laut - als ob es krftige Beiwerkzeuge htte. Harry erstarrte. Er wusste, dass Hagrid ihm nie absicht-lich etwas Gefhrliches schicken wrde, allerdings hatte der Wildhter seine eigenen Auffassungen von dem, was gefhrlich war. Hagrid hatte sich immerhin schon mit Riesenspinnen angefreundet, heimtckische, dreikpfige Hunde von zwielichtigen Gestalten in Wirtshusern gekauft und heimlich verbotene Dracheneier in seiner Htte ausgebrtet. Harry klopfte nervs gegen das Pckchen. Aus dem Innern kam erneut ein lautes Schnappen. Er nahm die Lampe vom Nachttisch, packte sie fest mit der einen Hand und hob sie ber den Kopf bereit zum Zuschlagen. Dann nahm er das restliche Packpapier in die Hand und riss es herunter. Und heraus fiel - ein Buch. Harry hatte gerade noch Zeit, einen Blick auf den hbschen grnen Umschlag zu werfen, auf dem in goldenen Lettern der Titel Das Monsterbuch der Monster prangte, da stand es auch schon halb aufgeklappt auf den Rndern und klappte seitlich ber das Bett hinweg wie ein widerlicher Krebs. Urrgh, murmelte Harry. Geruschvoll fiel das Buch vom Bett und schlurfte rasch durch das Zimmer. Harry folgte ihm vorsichtig. Das Buch versteckte sich im Dunkeln unter seinem Schreibtisch. Harry flehte zum Himmel, dass die Dursleys noch tief schlafen mochten, lie sich auf die Knie nieder und streckte die Hand nach dem Buch aus. Autsch! Das Buch klatschte zu und klemmte seine Hand ein, dann hoppelte es eilig auf dem Umschlag an ihm vorbei. Harry wirbelte herum, warf sich mit einem Sprung auf das Buch und presste es flach auf den Boden. Im Zimmer nebenan lie Onkel Vernon ein lautes, schlaftrunkenes Grunzen ertnen. Hedwig und Errol beobachteten interessiert, wie Harry das widerspenstige Buch fest unter den Arm klemmte, zur Kommode hinberstrzte, einen Grtel herauszog und ihn stramm um das Buch schnrte. Das Monsterbuch zitterte zornig, doch es konnte jetzt nicht mehr klappen und schnappen. Harry warf es aufs Bett und hob Hagrids Karte auf. Lieber Harry, herzlichen Glckwunsch zum Geburtstag! Dachte, du knntest das im nchsten Schuljahr vielleicht ntzlich finden. Will hier nicht mehr verraten. Ich sag's dir, wenn wir uns sehen. Ich hoffe, die Muggels behandeln dich anstndig. Alles Gute, Hagrid Harry kam es merkwrdig vor, dass Hagrid glaubte, ein beiendes Buch wrde ihm ntzen, doch er stellte Hagrids Karte neben die Rons und Hermines und grinste noch ein wenig breiter. jetzt war nur noch der Brief aus Hogwarts brig. Harry fiel auf, dass der Umschlag viel dicker war als sonst, ritzte ihn auf und zog die erste Seite Pergament heraus: Sehr geehrter Mr Potter, bitte beachten Sie, dass das neue Schuljahr am ersten September beginnt. Der Hogwarts-Express fhrt am Bahnhof King's Cross ab, elf Uhr, Gleis neundreiviertel. Drittklsslern ist es erlaubt, an bestimmten Wochenenden das Dorf Hogsmeade zu besuchen. Bitte geben Sie die beigefgte Zustimmungserklrung zur Unterschrift Ihren Eltern oder Ihrem Vormund. Anbei auch eine Liste der Bcher fr das nchste Schuljahr. Mit freundlichen Gren Professor M. McGonagall Stellvertretende Schulleiterin PS: Professor Dumbledore und ich wnschen Ihnen einen frhlichen Geburtstag, Harry. Harry nahm die Zustimmungserklrung fr Hogsmeade heraus und las sie durch. Das Grinsen war ihm vergangen. Es wre toll, an den Wochenenden ins Dorf zu knnen; er wusste, dass dort nur Zauberer und Hexen lebten, und er war noch nie da gewesen. Doch wie um alles in der Welt sollte er Onkel Vernon und Tante Petunia berreden, die Erlaubnis zu unterschreiben? Er sah auf den Wecker. Es war jetzt zwei Uhr morgens. Harry beschloss sich ber die Erlaubnis fr Hogsmeade Gedanken zu machen, wenn er aufwachte, stieg wieder ins Bett und streckte die Hand aus, um ein weiteres Kreuzchen auf dem Kalender zu machen, den er sich gebastelt hatte, um die verbleibenden Tage bis zur Rckkehr nach Hogwarts zu zhlen. Dann nahm er die Brille ab, legte sich hin und sah mit weit geffneten Augen auf seine drei Geburtstagskarten. Mochte er auch ein hchst ungewhnlicher Junge sein, in diesem Augenblick fhlte sich Harry Potter genau wie jeder andere - zum ersten Mal im Leben einfach froh, dass er Geburtstag hatte. ~Tante Magdas groer Fehler Als Harry am nchsten Morgen zum Frhstck hinunterging, saen die drei Dursleys schon am Kchentisch. sie starrten auf die Mattscheibe eines brandneuen Fernsehers, eines Willkommen-in-den-Ferien-Geschenks fr Dudley, der sich fortwhrend lauthals ber den langen Weg zwischen dem Khlschrank und dem Fernseher im Wohnzimmer beschwert hatte. Dudley hatte den grten Teil des Sommers in der Kche verbracht, die kleinen Schweinchenaugen geradezu auf die Mattscheibe geklebt und mit wabbelndem fnflagigem Kinn ununterbrochen kauend. Harry setzte sich zwischen Dudley und Onkel Vernon, einen groen, fleischigen Mann mit sehr wenig Hals und einer Menge Schnauzbart. Keiner der Dursleys nahm Notiz davon, dass Harry in die Kche gekommen war, geschweige denn, dass ihm einer zum Geburtstag gratuliert htte. Er nahm sich eine Scheibe Toast und sah hoch zum Fernseher, wo der Nachrichtensprecher gerade von einem Ausbrecher berichtete ... ... die Polizei warnt die Bevlkerung. Black ist bewaffnet und uerst gefhrlich. Eine eigene Notrufnummer wurde eingerichtet und jeder Hinweis auf Black sollte umgehend gemeldet werden. Dass der ein Verbrecher ist, brauchen sie uns nicht erst zu sagen, schnarrte Onkel Vernon und starrte ber seine Zeitung hinweg auf das Bild des Flchtigen. Seht euch mal an, wie der aussieht, ein dreckiger Rumtreiber! Und diese Haare! Er warf Harry einen gehssigen Seitenblick zu, dessen strubbeliges Haar ihn immer von neuem rgerte. Verglichen mit dem Mann im Fernsehen jedoch, dessen ausgemergeltes Gesicht umwuchert war von verfilztem, ellbogenlangem Gestrpp, kam sich Harry durchaus gepflegt vor. Wieder erschien der Nachrichtensprecher. Das Landwirtschafts- und Fischereiministerium gibt heute bekannt, dass - Ist doch nicht zu fassen!, bellte Onkel Vernon und starrte den Sprecher wtend an, du hast uns nicht gesagt, wo dieser Verrckte ausgebrochen ist! Was soll das? Der Wahnsinnige knnte doch jeden Augenblick die Strae entlangkommen! Tante Petunia, knochig und pferdegesichtig, wirbelte herum und schaute wachsam aus dem Kchenfenster. Harry wusste, dass Tante Petunia nichts lieber tun wrde, als den Notruf anzuluten. Sie war die neugierigste Frau der Welt und verbrachte den grten Teil ihres Lebens damit, die langweiligen, gesetzestreuen Nachbarn auszukundschaften. Wann werden die es endlich kapieren, sagte Onkel Vernon und schlug mit seiner groen purpurroten Faust auf den Tisch, dass Aufknpfen das einzige Rezept gegen solches Pack ist? Wie wahr, sagte Tante Petunia, die immer noch die Bohnenstangen nebenan taxierte. Onkel Vernon nahm den letzten Schluck aus seiner Teetasse, warf einen Blick auf die Uhr und fgte hinzu: Am besten, ich geh gleich, Petunia, Magdas Zug kommt um zehn an. Harry, in Gedanken eben noch oben bei seinem Besenpflege-Set, fiel schmerzhaft aus allen Wolken. Tante Magda?, sprudelte es aus ihm heraus. D-die - die kommt doch nicht etwa zu uns? Tante Magda war Onkel Vernons Schwester. Zwar war sie keine Blutsverwandte von Harry (dessen Mutter Tante Petunias Schwester gewesen war), doch man hatte ihn gezwungen, sie die ganze Zeit Tante zu nennen. Tante Magda lebte auf dem Land, in einem Haus mit groem Garten, wo sie Bulldoggen zchtete. Sie kam nur selten in den Ligusterweg, weil sie es nicht bers Herz brachte, ihre wertvollen Hunde allein zu lassen, doch jeden ihrer Besuche hatte Harry in schrecklich lebendiger Erinnerung. Beim Fest zu Dudleys fnftem Geburtstag hatte Tante Magda Harry mit ihrem Gehstock auf die Schienbeine gehauen, damit er Dudley nicht mehr beim Bumchen-wechsel-dich-Spiel schlug. Ein paar Jahre spter war sie zu Weihnachten mit einem funkgesteuerten Senkrechtstarter fr Dudley und einem Karton Hundekuchen fr Harry aufgetaucht. Bei ihrem letzten Besuch war Harry versehentlich ihrem Lieblingshund auf den Schwanz getreten. Ripper hatte Harry hinaus in den Garten und einen Baum hochgejagt und Tante Magda hatte sich bis nach Mitternacht geweigert, ihn zurckzupfeifen. Wenn Dudley sich daran erinnerte, brach er vor Lachen immer noch in Trnen aus. Magda wird eine Woche bleiben, schnarrte Onkel Vernon, und wenn wir schon beim Thema sind - er deutete mit einem fetten Finger drohend auf Harry - sollten wir einiges klarstellen, bevor ich sie abholen gehe. Dudley grinste hmisch und wandte den Blick von der Mattscheibe ab. Sein liebster Zeitvertreib war, zu beobachten, wie Harry von Onkel Vernon schikaniert wurde. Erstens, knurrte Onkel Vernon, hltst du deine Zunge im Zaum, wenn du mit Magda sprichst. Gut, sagte Harry bitter, wenn sie es auch tut. Zweitens, sagte Onkel Vernon und tat so, als htte er Harrys Antwort nicht gehrt, da Magda nichts von dei- ner Abnormitt wei, will ich nicht, dass irgendwas Komisches passiert, whrend sie hier ist. Du benimmst dich, verstanden? Wenn sie es auch tut, sagte Harry zhneknirschend. Und drittens, sagte Onkel Vernon, die gemeinen kleinen Augen waren jetzt Schlitze in seinem groen purpurnen Gesicht, haben wir Magda gesagt, du wrdest das St.-Brutus-Sicherheitszentrum fr unheilbar kriminelle Jungen besuchen. Was?, schrie Harry. Und du bleibst bei dieser Geschichte, Bursche, oder du kriegst Schwierigkeiten!, fauchte Onkel Vernon. Zornig und mit bleichem Gesicht starrte Harry Onkel Vernon an. Er konnte es nicht fassen. Tante Magda kam fr eine Woche zu Besuch - das war das furchtbarste Geburtstagsgeschenk, das er je von den Dursleys bekommen hatte, verglichen selbst mit Onkel Vernons alten Socken. Nun, Petunia, sagte Onkel Vernon und erhob sich Schnaufend, ich fahre jetzt zum Bahnhof. Kleine Ausfahrt gefllig, Dudders? Nein, sagte Dudley, der seine Aufmerksamkeit jetzt, da Onkel Vernon aufgehrt hatte, Harry zu tyrannisieren, wieder dem Fernseher zugewandt hatte. Diddy muss sich fr Tantchen fein herausputzen, sagte Tante Petunia und strich ber Dudleys dichtes Blondhaar. Mamchen hat ihm eine wunderschne neue Fliege gekauft. Onkel Vernon klopfte Dudley auf die fette Schulter. Also bis gleich, sagte er und ging hinaus. Harry, der in eine Art grauenerfllte Trance versunken war, fiel pltzlich etwas ein. Er lie seinen Toast liegen, stand rasch auf und folgte Onkel Vernon zur Haustr. Onkel Vernon zog seinen Mantel an. Dich nehm ich nicht mit, schnarrte er, als er sich umwandte und Harry erblickte. Will ich auch nicht, sagte Harry khl. Ich mchte dich was fragen. Onkel Vernon beugte ihn misstrauisch. Drittklssler in Hog..., auf meiner Schule drfen hin und wieder ins Dorf, sagte Harry. Ach?, blaffte Onkel Vernon und nahm die Wagenschlssel vom Haken neben der Tr. Rasch setzte Harry nach. Du musst die Einverstndniserklrung fr mich unterschreiben, sagte er. Und warum sollte ich das tun?, hhnte Onkel Vernon. Nun ja, sagte Harry und wog sorgfltig seine Worte ab, es wird ein hartes Stck Arbeit sein, gegenber Tante Magda so zu tun, als ob ich in dieses St. Wasweiich ginge - St.-Brutus-Sicherheitszentrum fr unheilbar kriminelle Jungen, bellte Onkel Vernon, und Harry freute sich, einen deutlichen Anflug von Panik in seiner Stimme zu hren. Genau, sagte Harry und sah gelassen hoch in Onkel Vernons groes, rotes Gesicht. Ich muss mir eine Menge merken. Auerdem soll es sich ja berzeugend anhren, oder? Was, wenn mir aus Versehen etwas rausrutscht? Dann prgle ich dir die Innereien raus!, polterte Onkel Vernon und trat mit erhobener Faust auf Harry zu. Doch Harry lie nicht locker. Die Innereien aus mir herauszuprgeln wird Tante Magda auch nicht vergessen lassen, was ich ihr gesagt haben knnte, sagte er verbissen. Onkel Vernon, die Faust immer noch erhoben, erstarrte. Sein Gesicht hatte ein hssliches Braunrot angenommen. Aber wenn du meine Einverstndniserklrung unterschreibst, fuhr Harry rasch fort, schwre ich, dass ich nicht vergesse, wo ich angeblich zur Schule gehe, und ich fhre mich auf wie ein Mug..., als ob ich normal und alles wre. Harry entging nicht, dass Onkel Vernon noch einmal ber die Sache nachdachte, auch wenn er die Zhne gefletscht hatte und eine Vene auf seiner Schlfe pochte. Schn, blaffte er endlich. Ich werde dein Verhalten whrend Tante Magdas Besuch scharf berwachen. Wenn du am Ende nicht die Grenze berschritten hast und bei der Geschichte geblieben bist, unterschreibe ich dein beklopptes Formular. Abrupt drehte er sich um, ffnete die Haustr und schlug sie mit solcher Wucht hinter sich zu, dass eine der kleinen Glasscheiben am oberen Trrand herausfiel. Harry kehrte nicht in die Kche zurck. Er ging nach oben in sein Zimmer. Wenn er sich wie ein echter Muggel auffhren musste, dann fing er am besten gleich damit an. Widerwillig und traurig sammelte er all seine Geschenke und Geburtstagskarten ein und versteckte sie unter dem losen Dielenbrett, zusammen mit seinen Hausaufgaben. Dann ging er hinber zu Hedwigs Kfig. Errol hatte sich offenbar erholt; er und Hedwig schliefen mit den Kpfen unter den Flgeln. Harry seufzte und stupste sie beide wach. Hedwig, sagte er niedergeschlagen, du musst fr eine Woche verschwinden. Flieg mit Errol, Ron wird sich um dich kmmern. Ich geb dir eine Nachricht fr ihn mit. Und schau mich nicht so an - Hedwigs groe bernsteinfarbene Augen blickten vorwurfsvoll - es ist nicht meine Schuld. Das ist die einzige Mglichkeit, die Erlaubnis zu kriegen, mit Ron und Hermine nach Hogsmeade zu gehen. Zehn Minuten spter flatterten Errol und Hedwig (der Harry einen Zettel fr Ron ans Bein gebunden hatte) aus dem Fenster und waren bald auf und davon. Harry, dem nun ganz und gar elend war, rumte den leeren Kfig in den Schrank. Doch er hatte nicht lange Zeit zum Grbeln. Schonkreischte Tante Petunia unten am Fu der Treppe, Harry solle herunterkommen und sich bereitmachen, den Gast zu begren. Mach was mit deinen Haaren, schnappte Tante Petunia als er im Flur ankam. Harry sah nicht ein, warum er versuchen sollte, sein Haar glatt zu kmmen. Tante Petunia krittelte doch liebend gern an ihm herum, und je zerzauster er aussah, desto glcklicher war sie. Doch schon war drauen das Knirschen von Kies zu hren, als Onkel Vernon den Wagen in die Einfahrt zurcksetzte, dann das Klonk der Wagentren und schlielich Schritte auf dem Gartenweg. An die Tr!, zischte Tante Petunia. Mit einem Gefhl im Magen, als wrde die Welt untergehen, ffnete Harry die Tr. Auf der Schwelle stand Tante Magda. Sie war Onkel Vernon sehr hnlich mit ihrem groen, fleischigen, purpurroten Gesicht. Sie hatte sogar einen Schnurrbart, auch wenn er nicht so buschig war wie seiner. Unter dem einen Arm trug sie einen riesigen Koffer, unter dem anderen sa mit eingezogenem Schwanz eine alte und missgelaunte Bulldogge. Wo ist denn mein Dudders?, rhrte Tante Magda. Wo ist mein Neffilein? Dudley kam den Flur entlanggewatschelt, das Blondhaar flach auf den fetten Schdel geklebt, und unter seinen vielen Kinnen lugte gerade noch der Zipfel einer Fliege hervor. Tante Magda wuchtete ihren Koffer in Harrys Magen, dass er nach Luft schnappen musste, drckte Dudley mit einem Arm schraubstockfest an ihr Herz und pflanzte ihm einen Kuss auf die Wange. Harry wusste genau, dass Dudley Tante Magdas Umarmungen nur ertrug, weil er dafr gut bezahlt wurde. BeimAbschied wrde er eine knisternde Zwanzig-Pfund-Note in seiner fetten Faust finden. Petunia!, rief Tante Magda und schritt an Harry vorbei, als wre er ein Hutstnder. Tante Magda und Tante Petunia kssten sich, besser gesagt lie Tante Magda ihren massigen Kiefer gegen Tante Petunias hervorstehende Wangenknochen krachen. Onkel Vernon kam jetzt herein und schloss die Tr mit einem leutseligen Lcheln. Tee, Magda?, fragte er. Und was drfen wir Ripper anbieten? Ripper kann ein wenig Tee aus meiner Tasse haben, sagte Tante Magda, whrend sie sich in die Kche begaben und Harry im Flur mit dem Koffer allein lieen. Doch Harry beklagte sich nicht; jede Ausrede, nicht mit Tante Magda zusammen sein zu mssen, war ihm recht, und als htte er alle Zeit der Welt, hievte er den Koffer die Treppe empor. Als er in die Kche zurckkam, war Tante Magda schon mit Tee und Obstkuchen versorgt und Ripper schlabberte geruschvoll in der Ecke. Harry bemerkte, wie Tante Petunia leicht die Mundwinkel verzog, weil Ripper ihren sauberen Boden mit Tee und Sabber bespritzte. Tante Petunia konnte Tiere nicht ausstehen. Wer kmmert sich denn um die anderen Hunde, Magda?, fragte Onkel Vernon. Ach, ich hab sie in die Obhut von Oberst Stumper gegeben, strahlte Tante Magda. Er ist jetzt pensioniert. Ein kleiner Zeitvertreib kann ihm nicht schaden. Aber den armen alten Ripper hab ich nicht dalassen knnen. Er leidet ja so, wenn er nicht bei mir ist. Als Harry sich setzte, begann Ripper zu knurren. Das lenkte Tante Magdas Aufmerksamkeit zum ersten Mal auf Harry. So!, bellte sie, immer noch hier? Ja, sagte Harry. Sag nicht in diesem unhflichen Ton >ja<, hrst du, knurrte Tante Magda. Verdammt gut von Vernon und Petunia, dich hier zu behalten. Ich htte das nicht getan. Htten sie dich vor meiner Tr ausgesetzt, wrst du sofort ins Waisenhaus gekommen. Harry war drauf und dran zu antworten, er wrde lieber in einem Waisenhaus als bei den Dursleys leben, doch der Gedanke an die Erlaubnis fr Hogsmeade hielt ihn davon ab. Er zwang sein Gesicht zu einem schmerzhaften Lcheln. Grins mich nicht so an!, donnerte Tante Magda. Ich sehe, du hast dich seit unserer letzten Begegnung nicht gebessert. Ich hatte gehofft, in der Schule wrden sie dir ein paar Manieren einprgeln. Sie nahm einen krftigen Schluck Tee, wischte sich den Schnurrbart und sagte: Wo schickst du ihn noch mal hin, Vernon? Nach St. Brutus, antwortete Onkel Vernon prompt. Erstklassige Anstalt fr hoffnungslose Flle. Verstehe, sagte Tante Magda. Machen sie in St. Brutus auch vom Rohrstock Gebrauch, Bursche?, blaffte sie ber den Tisch. hm - Onkel Vernon nickte hinter Tante Magdas Rcken. Ja, sagte Harry. Wenn schon, denn schon, berlegte er dann und fgte hinzu: Tagein, tagaus. Vortrefflich, sagte Tante Magda. Dieses windelweiche Wischiwaschi, dass man Leute nicht schlagen soll, die es doch verdienen, kann ich nicht vertragen. In neunzig von hundert Fllen hilft eine gute Tracht Prgel. Hat man dich oft geschlagen? O ja, sagte Harry, viele Male. Tante Magda verengte die Augen zu Schlitzen. Dein Ton gefllt mir immer noch nicht, Brschchen, sagte sie. Wenn du so lssig von deinen Hieben reden kannst, dann schlagen sie offenbar nicht hart genug zu. Petunia, wenn ich du wre, wrde ich dort hinschreiben. Mach ihnen klar, dass du im Falle dieses Jungen den Einsatz uerster Gewalt gutheit. Vielleicht machte sich Onkel Vernon Sorgen, Harry knnte die Abmachung vergessen haben; jedenfalls wechselte er abrupt das Thema. Schon die Nachrichten gehrt heute Morgen, Magda? Was sagst du zu der Geschichte mit diesem Ausbrecher? Whrend sich Tante Magda allmhlich huslich einrichtete, erwischte sich Harry bei fast sehnschtigen Gedanken an das Leben in Nummer vier ohne sie. Onkel Vernon und Tante Petunia gaben sich meist damit zufrieden, wenn Harry ihnen aus dem Weg ging, und Harry war das nur recht. Tante Magda jedoch wollte Harry stndig im Auge behalten, so dass sie Vorschlge fr die Besserung seines Betragens zum Besten geben konnte. Vorzugsweise verglich sie Harry mit Dudley und kaufte Dudley teure Geschenke, whrend sie Harry tckisch anstarrte, als wollte sie ihn herausfordern zu fragen, warum er nicht auch ein Geschenk bekomme. Auch lie sie stndig Mutmaungen fallen, aus welchem Grund wohl Harry zu einer dermaen unzulnglichen Person geworden sei. Du musst dir keinen Vorwurf machen, dass der Junge so geworden ist, Vernon, sagte sie am dritten Tag beim Mittagessen. Wenn im Innern etwas Verdorbenes steckt, kann kein Mensch etwas dagegen machen. Harry versuchte sich auf das Essen zu konzentrieren, doch .seine Hnde zitterten und sein Gesicht fing an vor Zorn zu brennen. Denk an die Erlaubnis, mahnte er sich selbst. Denk an Hogsmeade. Sag nichts. Steh nicht auf. Tante Magda griff nach ihrem Weinglas. Das ist eine Grundregel der Zucht, sagte sie. Bei Hunden kann man es immer wieder beobachten. Wenn etwas mit der Hndin nicht stimmt, wird auch mit den Welp- In diesem Augenblick explodierte das Weinglas in Tante Magdas Hand. Scherben stoben in alle Richtungen davon und Tante Magda prustete und blinzelte und von ihrem groen gerteten Gesicht tropfte der Wein. Magda!, kreischte Tante Petunia. Magda, hast du dir was getan? Keine Sorge, grunzte Tante Magda und wischte sich mit der Serviette das Gesicht. Muss es wohl zu fest gedrckt haben. Ist mir letztens auch bei Oberst Stumper passiert. Kein Grund zur Aufregung, Petunia, ich hab einen ziemlich festen Griff - Doch Tante Petunia und Onkel Vernon sahen Harry misstrauisch an, und so beschloss er den Nachtisch lieber wegzulassen und der Tischrunde so bald wie mglich zu entfliehen. Drauen im Flur lehnte er sich gegen die Wand und atmete tief durch. Es war schon lange her, dass er die Beherrschung verloren und etwas hatte explodieren lassen. Das durfte ihm auf keinen Fall noch mal passieren. Die Erlaubnis fr Hogsmeade war nicht das Einzige, was auf dem Spiel stand - wenn er so weitermachte, wrde er auch noch Schwierigkeiten mit dem Zaubereiministerium kriegen. Harry war immer noch ein minderjhriger Zauberer und es war ihm nach dem Zauberergesetz verboten, auerhalb der Schule zu zaubern. Er hatte zudem keine ganz wei Weste. Erst letzten Sommer hatte er eine offizielle Verwarnung bekommen, in der es klar und deutlich hie, falls das Ministerium noch einmal von Zauberei im Ligusterweg Wind bekme, wrde ihm der Schulverweis von Hogwarts drohen. Er hrte die Dursleys aufstehen und verschwand rasch nach oben. Die nchsten Tage berstand Harry, indem er sich zwang, an sein Do-it-yourself-Handbuch zur Besenpflege zu denken, wann immer Tante Magda es auf ihn anlegte. Das klappte ganz gut, auch wenn sein Blick dabei offenbar etwas glasig wurde, denn Tante Magda begann die Meinung zu uern, er sei geistig unterbelichtet. Endlich, nach einer Ewigkeit, brach der letzte Abend von Tante Magdas Aufenthalt an. Tante Petunia kochte ein schickes Essen und Onkel Vernon entkorkte mehrere Flaschen Wein. Sie schafften es durch die Suppe und den Lachs, ohne Harrys Charaktermngel auch nur mit einem Wort zu erwhnen; bei der Zitronen-Meringe-Torte langweilte Onkel Vernon alle mit einem Vortrag ber Grunnings, seine Bohrerfirma. Dann kochte Tante Petunia Kaffee und Onkel Vernon stellte eine Flasche Kognak auf den Tisch. Ein Schlckchen, Magda? Tante Magda hatte dem Wein bereits ausgiebig zugesprochen. Ihr riesiges Gesicht war puterrot. Aber nur ein winziges, bitte, kicherte sie. Noch ein wenig - und noch ein bisschen - so ist es fein. Dudley verspeiste sein viertes Stck Torte. Tante Petunia schlrfte mit abgespreiztem kleinem Finger an ihrem Kaffee. Harry wollte sich eigentlich in sein Zimmer verziehen, doch als er in Onkel Vernons zornige kleine Augen blickte, wusste er, dass er es aussitzen musste. Aah, sagte Tante Magda, stellte das leere Glas auf den Tisch und leckte sich die Lippen. Ausgezeichneter Schmaus, Petunia. Normalerweise wrm ich mir abends nur was auf, wo ich mich doch um zwlf Hunde kmmern muss ... Sie rlpste herzhaft und ttschelte ihren runden tweedbedeck-ten Bauch. Verzeihung. Aber ich fr meinen Teil sehe gern einen Jungen, der gut beieinander ist, fuhr sie fort und zwinkerte Dudley zu. Du wirst sicher mal ein stattlicher Mann, Dudders, wie dein Vater. ja, danke, Vernon, noch ein winziges Schlckchen Kognak... Aber der da - Sie ruckte mit dem Kopf in Richtung Harry, dessen Magen sich verkrampfte. Das Handbuch, dachte er rasch. Der da hat ein fieses, zwergenhaftes Aussehen. Das sieht man auch bei Hunden. Letztes Jahr hab ich Oberst Stumper einen ertrnken lassen. Rattiges kleines Ding. Schwach. Unterzchtet. Harry versuchte sich Seite zwlf seines Buches in Erinnerung zu rufen: Ein Zauber zur Kur widerstrebender Wiedergnger. Alles eine Frage des Blutes, sag ich immer. Schlechtes Blut zeigt sich einfach. Nun, ich will nichts gegen eure Familie sagen, Petunia -, sie ttschelte Tante Petunias Hand mit ihrer eigenen schaufelgroen, - aber deine Schwester war ein faules Ei. Kommt in den besten Familien vor. Dann ist sie mit diesem Taugenichts abgehauen und was dabei herauskam, sitzt hier vor uns. Harry starrte auf seinen Teller, ein merkwrdiges Klingeln in den Ohren. Packen Sie Ihren Besen fest am Schweif, dachte er. Doch er wusste nicht mehr, was dann kam. Tante Magda schien in ihn hineinzubohren wie einer von Onkel Vernons Bohrern. Dieser Potter, sagte Tante Magda laut, griff sich die Flasche und schttete Kognak in ihr Glas und auf das Tischtuch, ihr habt mir nie gesagt, was er beruflich gemacht hat! Onkel Vernon und Tante Petunia schienen auf glhenden Kohlen zu sitzen. Sogar Dudley hatte den Blick von der Torte erhoben und starrte seine Eltern an. Er - er hat nicht gearbeitet, sagte Onkel Vernon und warf Harry einen kurzen Blick zu. War arbeitslos. Das hab ich mir gedacht!, sagte Tante Magda, nahm einen gewaltigen Schluck Kognak und wischte sich mit dem rmel das Kinn. Ein fauler Rumtreiber, der - War er nicht, sagte Harry pltzlich. Am Tisch trat jhe Stille ein. Harry zitterte am ganzen Krper. Noch nie war er so zornig gewesen. Noch Kognak!, schrie Onkel Vernon, der ksewei geworden war. Er schttete den Rest der Flasche in Tante Magdas Glas. Und du, Bursche, fauchte er Harry an, du gehst zu Bett, verschwinde - Nein, Vernon, hickste Tante Magda mit erhobener Hand, whrend sie ihre kleinen, blutunterlaufenen Augen fest auf Harry richtete. Sprich weiter, Brschchen, nur weiter. Stolz auf deine Eltern, nicht wahr? Da gehen die doch einfach hin und fahren sich zu Tode - betrunken, nehm ich an - Sie sind nicht bei einem Autounfall gestorben!, sagte Harry, der pltzlich auf den Fen stand. Sind sie sehr wohl, du frecher kleiner Lgner, und sie haben dich zurckgelassen als Last fr ihre anstndigen, hart arbeitenden Verwandten!, schrie Tante Magda und schwoll vor Zorn an. Du bist ein unverschmter, undankbarer kleiner - Doch Tante Magda verstummte pltzlich. Einen Moment lang sah es so aus, als fehlten ihr die Worte. Sie schien vor unsglicher Wut anzuschwellen - doch es nahm kein Ende. Ihr groes rotes Gesicht dehnte sich aus, die winzigen Augen traten hervor und der Mund war so fest gespannt, dass sie nicht mehr sprechen konnte - und jetzt rissen einige Knpfe von ihrer Tweedjacke und flogen gegen die Wnde - sie schwoll an wie ein monstrser Ballon, ihrBauch platzte jetzt durch ihren Tweedbund, jeder einzelne Finger blhte sich zu Salamigre auf - Magda, schrien Onkel Vernon und Tante Petunia wie einem Munde, als Tante Magdas ganzer Krper vom Stuhl abhob. Sie war jetzt kugelrund wie ein riesiger Wasserball mit Schweinchenaugen, Hnde und Fe stachen merkwrdig ab, whrend sie unter Wrgen und Puffen in die Hhe schwebte. Ripper kam ins Zimmer gewatschelt und fing an wie verrckt zu bellen. Neeeeeeeinn! Onkel Vernon packte Magda an einem Fu und versuchte sie herunterzuziehen, doch er selbst hob beinahe vom Boden ab. Im nchsten Augenblick machte Ripper einen Satz und versenkte die Zhne in Onkel Vernons Bein. Harry verschwand aus dem Esszimmer, bevor ihn jemand aufhalten konnte, und rannte zum Schrank unter der Treppe. Die Schranktr sprang von Zauberhand auf, als er sich nherte. Im Handumdrehen hatte er seinen groen Reisekoffer zur Haustr geschleift. Er sprintete die Treppe hoch, hechtete unter das Bett, riss das lose Dielenbrett heraus und griff sich den Kissenberzug mit seinen Bchern und Geschenken. Er kroch unter dem Bett hervor, packte Hedwigs leeren Kfig und strzte die Treppe hinunter zu seinem Koffer, gerade als Onkel Vernon, die Hose in blutige Fetzen gerissen, aus dem Esszimmer platzte. Komm zurck!, bellte er, komm rein und bring sie wieder in Ordnung! Doch Harry hatte ein rcksichtsloser Zorn berwltigt. Er stie den Kofferdeckel auf, zog seinen Zauberstab heraus und richtete ihn auf Onkel Vernon. Sie hat es verdient, sagte er nach Atem ringend, sie hat verdient, was sie bekommen hat. Und du bleibst mir vom Hals. Er langte hinter sich und fummelte an der Trkette. Ich gehe, sagte Harry. Mir reicht's. Und schon war er drauen auf der dunklen, stillen Strae; mit Hedwigs Kfig unter dem einen Arm schleifte er mit dem andern den Koffer hinter sich her. ~Der Fahrende Ritter Harry zog mit dem schweren Koffer im Schlepptau durch die nchtlichen Straen und sank schlielich keuchend auf ein Muerchen am Magnolienring. Reglos sa er da, doch noch immer kochte in ihm der Zorn und er sprte das rasende Pochen seines Herzens in den Ohren. Nach zehn Minuten allein auf der dunklen Strae berkam ihn ein neues Gefhl: Panik. Wie er die Sache auch immer drehte und wendete, er war noch nie in einer so miserablen Lage gewesen, allein, auf sich gestellt, in der Welt der Muggel gestrandet und weit und breit niemand, an den er sich htte wenden knnen. Das Schlimmste jedoch war, dass er gerade mutwillig gezaubert hatte, und das bedeutete, dass sie ihn fast sicher aus Hogwarts rauswerfen wrden. Er hatte die Verordnung zur Beschrnkung der Zauberei Minderjhriger so krass verletzt, dass er sich wunderte, dass die Vertreter des Zaubereiministeriums nicht hier und jetzt auf ihn niedersausten. Zitternd sah er den Magnolienring entlang. Was wrde mit ihm geschehen? Wrden sie ihn verhaften oder ihn nur aus der Zaubererwelt verbannen? Er dachte an Ron und Hermine, und das Herz wurde ihm noch schwerer. Ron und Hermine, ob er nun kriminell war oder nicht, wrden ihm jetzt sicher helfen, doch sie waren beide im Ausland, und ohne Hedwig hatte er keine Mglichkeit, Verbindung mit ihnen aufzunehmen. Auerdem hatte er kein Muggelgeld. Ein wenig Zaube-rergold war im Geldbeutel unten im Koffer, doch der Rest des Vermgens, das ihm seine Eltern hinterlassen hatten, lagerte in einem Verlies der Gringotts-Zaubererbank in London. Seinen Koffer bis nach London zu schleifen wrde er nie schaffen. Auer Er sah hinunter auf seinen Zauberstab, den er immer noch umklammert hielt. Wenn er schon rausgeworfen war (sein Herz pochte nun so schnell, dass es wehtat), konnte noch ein wenig mehr Zauberei nicht weiter schaden. Er hatte den Tarnumhang, den er von seinem Vater geerbt hatte - was, wenn er den Koffer verzauberte, so dass er federleicht war, ihn an seinen Besen band, sich den Umhang berwarf und einfach nach London flog? Dann konnte er den Rest seines Geldes aus dem Verlies holen und ... sein neues Leben als Verbannter beginnen. Eine frchterliche Aussicht, doch er konnte ja nicht ewig auf dieser Mauer sitzen und am Ende noch der Muggelpolizei erklren mssen, warum er sich mitten in der Nacht mit einem Koffer voller Zauberbcher und einem Besen herumtrieb. Harry ffnete den Koffer und kramte unter seinen Sachen nach dem Tarnumhang. Doch bevor er ihn gefunden hatte, richtete er sich pltzlich auf und sah sich um. Ein komisches Prickeln im Nacken gab ihm das Gefhl, er wrde beobachtet. Doch die Strae schien immer noch menschenleer und kein Fenster der groen, quadratischen Huser war erleuchtet. Er beugte sich wieder ber seinen Koffer, doch fast sofort stand er erneut auf, die Hand um den Zauberstab geklammert. Er ahnte es eher, als dass er es hrte: jemand oder etwas stand hinter ihm, im schmalen Durchgang zwischen dem Zaun und einer Garage. Harry sphte in die Dunkelheit hinein. Wenn es sich nur bewegen wrde, dann wrde er sehen, ob es nur eine streunende Katze war - oder etwas anderes. Lumos, murmelte Harry und an der Spitze seines Zauberstabes erschien ein Licht, das ihn fast blendete. Er hielt den Zauberstab hoch ber den Kopf, und die rau verputzten Mauern von Nummer zwei glitzerten pltzlich; die Garagentr schimmerte und dazwischen sah Harry ganz deutlich die mchtigen Umrisse von etwas sehr Groem mit weit aufgerissenen, glhenden Augen. Harry wich zurck - er stie mit dem Bein gegen seinen Koffer und stolperte. Der Zauberstab flog ihm aus der Hand, als er einen Arm ausstreckte, um den Sturz abzufangen, und er landete schmerzhaft im Rinnstein. Da ertnte ein ohrenbetubender Knall und Harry riss die Hnde vors Gesicht, um seine Augen vor dem jhen, blendenden Licht eines Scheinwerfers zu schtzen. Mit einem Schrei rollte er zurck auf den Gehweg, gerade noch rechtzeitig. Eine Sekunde spter kam ein gigantisches Paar Reifen ebendort quietschend zum Stehen, wo Harry gerade gelegen hatte. Sie gehrten, wie er erkannte, als er den Kopf hob, zu einem grell purpurfarbenen Bus, einem Dreidecker, der aus dem Nichts aufgetaucht war. Goldene Lettern ber der Windschutzscheibe verkndeten: Der Fahrende Ritter. Einen kurzen Moment lang fragte sich Harry, ob er nach seinem Sturz noch alle Tassen im Schrank hatte. Dann sprang ein Schaffner in purpurner Uniform aus dem Bus und begann laut in die Nacht hinein zu sprechen. Willkommen im Fahrenden Ritter, dem Nottransporter fr gestrandete Hexen und Zauberer. Strecken Sie einfach die Zauberstabhand aus, steigen Sie ein und wir fahren Sie, wohin Sie wollen. Mein Name ist Stan Shunpike und ich bin fr heute Abend Ihr Schaff- Der Schaffner verstummte jh. Er hatte Harry entdeckt, der immer noch auf dem Boden sa. Harry hob seinen Zau-berstab auf und rappelte sich hoch. Von nahem sah er, dass Stan Shunpike nur ein paar Jahre lter war als er; achtzehn oder neunzehn hchstens, mit groen, abstehenden Ohren und einer hbschen Portion Pickel. Was hast du denn da unten gesucht?, fragte Stan, jetzt ganz ohne seinen beruflichen Ernst. Bin hingefallen, sagte Harry. Wozu das denn?, kicherte Stan. War keine Absicht, sagte Harry genervt. Seine Jeans war an einem Knie aufgerissen und die Hand, die er ausgestreckt hatte, um sich abzufangen, blutete. Pltzlich fiel ihm ein, warum er gestrzt war, drehte sich auf den Fersen um und starrte auf den Durchgang zwischen dem Zaun und der Garage. Die Scheinwerfer des Fahrenden Ritters berfluteten ihn mit Licht - und nichts war zu sehen. Wen suchste denn?, fragte Stan. Da war etwas Groes und Schwarzes, sagte Harry und deutete unsicher auf den Durchgang. Wie ein Hund ... aber riesig . . Er drehte sich zu Stan um, dessen Mund halb offen stand. Harry war mulmig zumute, als er Stans Augen zu der Narbe auf seiner Stirn wandern sah. Was'n das auf deinem Kopf?, sagte Stan abrupt. Nichts, sagte Harry schnell und patschte sich die Haare auf seine Narbe. Wenn das Zaubereiministerium nach ihm suchte, wollte er es ihnen nicht zu einfach machen. Wie heit'n du?, bohrte Stan nach. Neville Longbottom. Das war der erstbeste Name, der ihm einfiel. Also - also dieser Bus, fuhr er rasch fort in der Hoffnung, Stan ablenken zu knnen, du sagst, er fhrt berallhin? Jep, sagte Stan stolz, wo immer du hinwillst, solange es auf Land ist. Unter Wasser geht's nich. Wieder sah er Harrymisstrauisch an. Hr mal, du hast uns doch gewinkt, oder? Hast deinen Zauberstab ausgestreckt, nich wahr? Ja, sagte Harry rasch. Hr mal, wie viel wrde es nach London kosten? Elf Sickel, sagte Stan, aber fr dreizehn kriegst du heie Schokolade und fr fnfzehn eine Flasche warmes Wasser und eine Zahnbrste in der Farbe deiner Wahl. Wieder kramte Harry in seinem Koffer, zog seinen Geldbeutel heraus und zhlte etwas Silber in Stans Hand. Dann hoben sie gemeinsam den Koffer und Hedwigs Kfig die Stufen des Busses empor. Es gab keine Sitze; ein halbes Dutzend Messingbetten stand entlang der vorhangbezogenen Fenster. Neben jedem Bett brannten Kerzen in Haltern und beleuchteten die holzgetfelten Wnde. Hinten im Bus nuschelte ein winziger Zauberer mit Nachtmtze: Nicht jetzt, danke, ich pkle gerade ein paar Schnecken, drehte sich um und schlief weiter. Das ist deins, flsterte Stan und schob Harrys Koffer unter das Bett gleich hinter dem Fahrer, der in einem Lehnstuhl vor dem Steuer sa. Das ist unser Fahrer, Ernie Prang. Ern, das ist Neville Longbottom. Ernie Prang, ein lterer Zauberer mit dicken Brillenglsern, nickte Harry zu, der noch einmal nervs die Haare auf die Stirn klatschte und sich auf sein Bett setzte. Leg los, Ern, sagte Stan und setzte sich in den Sessel neben Ernie. Es gab einen weiteren gewaltigen Knall und im nchsten Moment lag Harry flach auf dem Bett, hingeworfen durch die Beschleunigung des Fahrenden Ritters. Er rappelte sich hoch, starrte aus dem Fenster und sah, dass sie nun eine ganz andere Strae entlangrollten. Stan musterte Harrys verdutztes Gesicht mit groem Vergngen. Hier waren wir, bevor du uns runtergewinkt hast, sagte er. Wo sind wir, Ern? Irgendwo in Wales? Hmm, sagte Ernie. Wie kommt es, dass die Muggel den Bus nicht hren?, fragte Harry. Die!, sagte Stan verchtlich. Hrn nicht richtig hin, nich wahr? Gucken auch nicht richtig. Merken nie nichts, nee. Am besten, du weckst Madam Marsh auf, Stan, sagte Ern. Wir sind gleich in Abergavenny. Stan ging an Harrys Bett vorbei, stieg eine schmale Holztreppe hoch und verschwand. Harry sah immer noch aus (lern Fenster, zunehmend nervs. Ernie schien den Gebrauch eines Steuers noch nicht gemeistert zu haben. Der Fahrende Ritter holperte immer wieder ber Gehwege, doch nie krachte es. Reihenweise Laternenpfhle, Briefksten und Mlleimer sprangen ihm aus dem Weg, wenn er sich nherte, und zurck auf ihren Platz, wenn er vorbei war. Stan kam wieder herunter, gefolgt von einer Hexe, die in einen Reiseumhang eingehllt war und ein bisschen grn im Gesicht wirkte. Da sind wir, Madam Marsh, sagte Stan glcklich, als Ern Auf die Bremse trat und die Betten ungefhr einen halben Meter in Richtung Fahrersitz schlitterten. Doch Madam Marsh drckte sich nur schnell ein Taschentuch gegen den Mund und wankte die Stufen hinunter. Stan warf ihr die Tasche hinterher und schlug die Tr zu. Wieder ertnte ein lauter Knall und sie donnerten eine schmale Allee entlang, .m deren Rand die Bume aus dem Weg sprangen. Harry htte ohnehin nicht schlafen knnen, selbst wenn er nicht in einem Bus gesessen htte, der stndig laut knallte und hundertfnfzig Kilometer auf einmal berspringen konnte. Ihm drehte sich der Magen, als ihm wieder dieFrage einfiel, was wohl mit ihm geschehen wrde und ob die Dursleys es schon geschafft hatten, Tante Magda von der Decke zu holen. Stan hatte inzwischen eine Ausgabe des Tagespropheten aufgeschlagen und las mit der Zunge zwischen den Zhnen in dem Blatt. Ein groes Foto von einem Mann mit eingesunkenem Gesicht und langem, verfilztem Haar blickte Harry von der Titelseite entgegen. Es kam ihm merkwrdig bekannt vor. Der Mann da!, sagte Harry und verga fr eine Welle seine Sorgen, er war in den Muggelnachrichten. Stanley bltterte zur Titelseite zurck und kiekste. Sirius Black, sagte er kopfnickend. Natrlich war er in den Muggelnachrichten, Neville. Wo hast du eigentlich gesteckt? Beim Anblick von Harrys ratloser Miene kicherte er berlegen, riss die Titelseite heraus und gab sie Harry. Du solltest mehr Zeitung lesen, Neville. Harry hielt das Blatt ins Kerzenlicht und las: ~Black immer noch auf freiem Fu Sirius Black, der wohl berchtigste Gefangene, der je in der Festung von Askaban sa, ist immer noch auf der Flucht, wie das Zaubereiministerium heute besttigte. Wir tun alles, was wir knnen, um Black zu fassen, sagte Zaubereiminister Cornelius Fudge heute Morgen, und wir bitten alle Hexen und Zauberer, Ruhe zu bewahren. Fudge wurde von Mitgliedern der Internationalen Vereinigung von Zauberern kritisiert, weil er den Premierminister der Muggel von der Krise unterrichtet hatte. Nun, es blieb mir nichts anderes brig, wissen Sie, sagte der verrgert wirkende Fudge. Black ist verrckt. Er ist eineGefahr fr jeden, der ihm ber den Weg luft, ob Magier oder Muggel. Der Premierminister hat mir versichert, dass er kein Wort darber verlauten lassen wird, wer Black in Wahrheit ist. Und seien wir ehrlich - wer wrde ihm schon glauben? Whrend die Muggel gewarnt wurden, dass Black mit einer Pistole bewaffnet ist (eine Art metallener Zauberstab, mit dem sich die Muggel gegenseitig umbringen), lebt die Zauberergemeinschaft in Furcht vor einem weiteren Massaker wie dem vor zwlf Jahren, als Black mit einem einzigen Fluch dreizehn Menschen ttete. Harry sah in die berschatteten Augen von Sirius Black, die einzige Partie des eingesunkenen Gesichts, die lebendig schien. Harry hatte nie einen Vampir getroffen, doch er hatte Bilder von ihnen im Unterricht gesehen, in Verteidigung gegen die dunklen Knste, und Black, mit seiner wachsweien Haut, sah genau wie ein Vampir aus. Kann einem ganz schn Angst einjagen, nich wahr?, sagte Stan, der Harry beim Lesen beobachtet hatte. Er hat dreizehn Menschen umgebracht?, sagte Harry und gab Stan die Seite zurck, mit einem Fluch? Jep, sagte Stan, und auch noch vor Zeugen. Am helllichten Tag. Gab 'n ziemlichen Aufruhr, nich wahr, Ern? Hmm, mmmelte Ernie. Stan, die Hnde auf der Rckenlehne, drehte sich mitsamt Stuhl herum, um Harry besser sehen zu knnen. Black war ein groer Anhnger von Du-weit-schon-wem, sagte er. Wie, Voldemort?, sagte Harry unbedacht. Selbst Stans Pickel wurden wei; Ern riss das Steuer so heftig herum, dass ein ganzer Bauernhof dem Bus aus dem Weg springen musste. Hast du sie nicht mehr alle?, keuchte Stan. Wozu sagst du seinen Namen? Tut mir Leid, sagte Harry hastig, entschuldigt, ich - ich hab vergessen - Vergessen!, sagte Stan mit matter Stimme. Du lieber Junge, mein Herz pocht so schnell ... Also - war Black ein Anhnger von Du-weit-schon-wem?, hakte Harry mit Verzeihung heischender Miene nach. Ja, sagte Stan und rieb sich die Brust. Ja, das stimmt. Stand Du-weit-schon-wem sehr nahe, heit es. jedenfalls, als der kleine Harry Potter mit Du-weit-schon-wem Schluss machte - Wieder strich sich Harry nervs die Haare in die Stirn. - wurden alle Anhnger von Du-weit-schon-wem aufgesprt, nich wahr, Ern? Die meisten wussten, dass alles vorbei war, wo doch Du-weit-schon-wer verschwunden war, und sie gaben klein bei. Aber nicht Sirius Black. Hab gehrt, er dachte, er wrde der zweite Mann sein, wenn Du-weit-schon-wer eines Tages die Macht bernommen htte. jedenfalls haben sie Black mitten auf einer Strae voller Muggel eingekreist und Black hat seinen Zauberstab gezogen und die halbe Strae in die Luft gejagt. Einen Zauberer hat er dabei erwischt und auch ein Dutzend Muggel, die im Weg waren. Furchtbar, nich? Und weit du, was Black dann getan hat?, fuhr Stan dramatisch flsternd fort. Was?, sagte Harry. Gelacht, sagte Stan. Hat einfach dagestanden und gelacht. Und als die Verstrkung aus dem Zaubereiministerium ankam, hat er sich seelenruhig abfhren lassen und hat sich die ganze Zeit geschttelt vor Lachen. Weil er verrckt ist, nich wahr, Ern? Isser nich verrckt? Wenn er's nich war, als er nach Askaban kam, dann lsser's sptestens jetzt, sagte Ern in seiner langsamen Art. Wrd mich in die Luft jagen, bevor ich einen Fu dort hineinsetze. Geschieht ihm aber recht . .. nach dem, was er getan hat ... War 'n ziemlicher Aufwand, die Sache zu vertuschen, nich wahr, Ern?, sagte Stan. Ganze Strae in Schutt und Asche und all die toten Muggel. Was haben sie noch mal gesagt, sei passiert, Ern? Gasexplosion, brummte Ernie. Und jetzt isser raus, sagte Stan und begutachtete erneut das Zeitungsfoto von Sirius Blacks ausgemergeltem Gesicht. Hat noch nie jemand geschafft, aus Askaban auszubrechen, nich, Ern? Frag mich, wie er's hingekriegt hat. jagt einem ganz schn Angst ein, nich wahr? Mcht gar nicht wissen, was die Wrter dort mit ihm angestellt haben, nich wahr, Ern? Ernie zitterte pltzlich. Lass uns ber was andres reden, Stan, alter Junge. Wenn ich an diese Wrter in Askaban denke, wird mir ganz anders. Widerstrebend legte Stan die Zeitung weg und Harry, der sich jetzt noch elender fhlte, lehnte sich an ein Fenster. Unwillkrlich stellte er sich vor, was Stan in ein paar Nchten seinen Passagieren erzhlen wrde. Habt ihr von Harry Potter gehrt? Hat seine Tante aufgeblasen! Wir ham ihn hier im Fahrenden Ritter gehabt, oder, Ernie? Hat versucht zu entkommen ... Er, Harry, hatte das Zaubergesetz gebrochen, genau wie Sirius Black. War Tante Magda aufzublasen schlimm genug, um in Askaban zu landen? Harry wusste nichts ber das Zauberergefngnis, nur dass jeder, den er es hatte erwhnen hren, in angsterflltem Ton gesprochen hatte. Hagrid, der Wildhter von Hogwarts, hatte erst letztes Jahr ein paarMonate dort verbracht. Harry wrde den Ausdruck des Entsetzens auf Hagrids Gesicht, als er hrte, dass er dorthin musste, niemals vergessen, und Hagrid war einer der mutigsten Menschen, die er kannte. Der Fahrende Ritter rollte durch die Dunkelheit und Bsche und Plotter, Telefonhuschen und Bume links und rechts des Weges hpften davon. Harry lag ruhelos und niedergeschlagen auf seinem Federbett. Nach einer Weile fiel Stan ein, dass Harry fr heie Schokolade bezahlt hatte, doch er schttete alles ber Harrys Kopfkissen, als der Bus mit einem Schlag von Anglesea nach Aberdeen sprang. Nach und nach kamen Zauberer und Hexen in Morgenmnteln und Pantoffeln von den oberen Decks herunter und stiegen aus. Alle schienen sehr glcklich darber zu sein. Schlielich war Harry als letzter Passagier brig geblieben. Lass hren, Neville, sagte Stan und klatschte in die Hnde, wohin in London? Winkelgasse, sagte Harry. Die Winkelgasse war eine versteckte Strae voller Zaubererlden. Dort war auch die Gringotts-Bank. Na gut, sagte Stan, dann halt dich mal fest - Knall! Sie donnerten ber eine Hauptverkehrsader Londons. Harry setzte sich auf und sah zu, wie sich Huser und Bnke aus dem Weg des Fahrenden Ritters quetschten. Am Himmel wurde, es allmhlich heller. Er wrde sich ein paar Stunden hinlegen, dann zur Gringotts gehen, sobald sie ffnete, und dann fliehen - wohin, wusste er nicht. Ern trat jhlings auf die Bremse und der Bus kam mit quietschenden Reifen vor einem kleinen, schbigen Pub zum Stehen, dem Tropfenden Kessel, hinter dem das magische Tor zur Winkelgasse lag. Danke, sagte Harry zu Ern. Er sprang die Stufen hinunter und half Stan, seinen Koffer und Hedwigs Kfig auf den Gehweg zu hieven. Na dann, sagte Harry, auf Wiedersehen! Doch Stan hrte ihn nicht. Er stand immer noch an der Bustr und starrte glubschugig auf den dunklen Eingang des Tropfenden Kessels. Da bist du ja, Harry, sagte eine Stimme. Bevor Harry sich umdrehen konnte, sprte er eine Hand auf seiner Schulter. Und im gleichen Moment schrie Stan: Wahnsinn! Ern, komm mal her! Komm her! Harry blickte hoch zum Besitzer der Hand auf seiner Schulter und ihm war pltzlich, als wrde ein Eimer Eis in seinen Magen geschttet - er war geradewegs in die Arme des Zaubereiministers Cornelius Fudge gelaufen. Stan sprang neben ihn auf den Gehweg. Wie haben Sie Neville gerade genannt, Herr Minister?, fragte er aufgeregt. Fudge, ein beleibter kleiner Mann in langem Nadelstreifenumhang, sah abweisend und erschpft aus. Neville?, wiederholte er stirnrunzelnd. Das ist Harry Potter. Ich hab's doch gewusst, rief Stan schadenfroh. Ern! Ern! Rat mal, wer Neville ist, Ern! 's ist Harry Potter! Ich kann seine Narbe sehen! Ja, sagte Fudge unwirsch. Nun, ich bin sehr froh, dass der Fahrende Ritter Harry aufgelesen hat. Wir beide gehen jetzt rein in den Tropfenden Kessel - Fudge verstrkte den Druck seiner Hand auf Harrys Schulter und Harry musste sich von ihm in den Pub bugsieren lassen. Eine gebeugte Gestalt mit einer Laterne kam durch die Tr hinter der Bar. Es war Tom, der in Weisheit ergraute zahnlose Wirt. Sie haben ihn, Herr Minister!, sagte Tom. Wnschen Sie etwas? Bier? Cognac? Vielleicht eine Kanne Tee, sagte Fudge, der Harry immer noch fest im Griff hielt. Hinter ihnen hrten sie ein lautes Kratzen und Keuchen und dann erschienen Stan und Ern mit Harrys Koffer und Hedwigs Kfig. Sie sahen sich verwirrt um. Wieso haste uns denn nicht gesagt, wer du bist, he, Neville?, sagte Stan und strahlte Harry an, whrend Ernies eulenhaftes Gesicht interessiert ber Stans Schulter lugte. Und einen Raum, wo wir ungestrt sein knnen, bitte, Tom, sagte Fudge ungeduldig. Tschau, sagte Harry bedrckt zu Stan und Ern, whrend Tom den Minister zum Durchgang hinter der Bar wies. Tschau, Neville, rief Stan. Tom ging mit erhobener Laterne voran, und Fudge geleitete Harry durch den schmalen Gang in ein kleines Hinterzimmer. Tom schnippte mit den Fingern, ein kleines Feuer entflammte im Kamin und mit einer Verbeugung ging er hinaus. Setz dich, Harry, sagte Fudge und wies auf einen Stuhl neben dem Kamin. Harry setzte sich; trotz des wrmenden Feuers kroch ihm eine Gnsehaut die Arme empor. Fudge zog seinen Nadelstreifenumhang aus und warf ihn beiseite, dann krempelte er die Hosenbeine seines flaschengrnen Anzugs hoch und setzte sich Harry gegenber. Ich bin Cornelius Fudge, Harry. Der Zaubereiminister. Das wusste Harry natrlich; er hatte Fudge schon einmal gesehen, doch damals hatte er den Tarnumhang seines Vaters getragen und Fudge erfuhr besser nichts von dieser Geschichte. Tom, der Wirt, tauchte wieder auf, mit einer Schrze berseinem Nachthemd und einem Tablett mit Tee und kleinen Brtchen. Er stellte das Tablett auf den Tisch zwischen Fudge und Harry, ging hinaus und schloss die Tr hinter sich. Nun, Harry, sagte Fudge und schenkte ihnen Tee ein, du hast uns ganz schn in die Bredouille gebracht, das will ich dir offen sagen. Erst dieses Schlamassel im Haus deiner Verwandten anrichten und dann davonlaufen! Ich frchtete schon ... aber du bist in Sicherheit, und das ist alles, was zhlt. Fudge butterte eine Brtchenhlfte und schob den Teller Harry zu. Iss, Harry, du siehst ganz schn mitgenommen aus. Nun denn ... Es wird dich sicher freuen zu hren, dass wir die bedauernswerte Sache mit der aufgeblasenen Miss Magdalene Dursley bereinigt haben. Zwei Mitarbeiter der Abteilung fr die Umkehr verunglckter Zauberei wurden vor ein paar Stunden in den Ligusterweg beordert. Miss Dursley wurde aufgestochen und ihr Gedchtnis ein klein wenig verndert. Sie hat keinerlei Erinnerung an den Vorfall. Es ist also nichts passiert, und die Sache ist erledigt. Fudge lchelte Harry ber den Rand seiner Teetasse hinweg an, ganz wie ein guter Onkel, der seinem Lieblingsneffen ein hbsches Geschenk gemacht hat. Harry, der seinen Ohren nicht trauen wollte, ffnete den Mund, doch ihm fiel nichts ein, was er htte sagen knnen, und er klappte ihn wieder zu. Aah, du machst dir Sorgen, wie Tante und Onkel reagieren?, sagte Fudge. Nun, ich will nicht bestreiten, dass sie uerst wtend sind, Harry, aber sie sind bereit, dich nchsten Sommer wieder aufzunehmen, solange du ber Weihnachten und Ostern in Hogwarts bleibst. Harry rusperte sich. In den Weihnachtsferien und den Osterferien bleibe ich immer in Hogwarts, sagte er, und in den Ligusterweg will ich nie wieder zurck. Schon gut, schon gut, Harry, wenn du dich erst einmal beruhigt hast, denkst du sicher anders darber, sagte Fudge in besorgtem Ton. Es ist schlielich deine Familie, und ich bin sicher, ihr mgt euch alle miteinander - hm - tief im Grunde eurer Herzen. Harry hatte keine Lust, Fudge eines Besseren zu belehren. Er wartete immer noch darauf zu hren, was jetzt mit ihm passieren wrde. Also mssen wir nur noch klren, sagte Fudge und butterte sich sein zweites Brtchen, wo du die letzten beiden Ferienwochen verbringst. Ich schlage vor, du nimmst hier im Tropfenden Kessel ein Zimmer und - Moment mal, brach es aus Harry hervor, was ist mit meiner Bestrafung? Fudge zwinkerte. Bestrafung? Ich hab das Gesetz gebrochen!, sagte Harry. Die Verordnung zur Beschrnkung der Zauberei Minderjhriger! O mein lieber Junge, wir werden dich doch wegen einer, solchen Lappalie nicht bestrafen!, rief Fudge und fuchtelte mit der Brtchenhlfte in der Hand ungeduldig durch die Luft. Es war ein Unfall! Wir schicken doch nicht Leute nach Askaban, nur weil sie ihre Tante aufgeblasen haben! Das passte nun berhaupt nicht zu Harrys frheren Erfahrungen mit dem Zaubereiministerium. Letztes Jahr habe ich eine offizielle Verwarnung gekriegt, nur weil ein Hauself einen Teller mit Nachtisch im Haus meines Onkels zerdeppert hat!, erklrte er Fudge mit gerunzelter Stirn. Das Zaubereiministerium sagte, wenn dort noch einmal gezaubert wird, werfen sie mich aus Hogwarts raus. Wenn Harrys Augen ihn nicht trogen, sah Fudge pltzlich verlegen aus. Die Dinge ndern sich, Harry ... unter den heutigen Umstnden ... mssen wir dies und jenes bercksichtigen ... du willst doch nicht etwa rausgeworfen werden? Natrlich nicht, sagte Harry. Schn, und warum dann die ganze Aufregung?, lachte Fudge. Hier, nimm dir ein Brtchen, Harry, whrend ich vorne nachfrage, ob Tom noch ein Zimmer fr dich frei hat. Fudge verlie das Hinterzimmer; Harry starrte ihm nach. Etwas uerst Merkwrdiges ging, hier vor. Warum hatte Fudge ausgerechnet im Tropfenden Kessel auf ihn gewartet, wenn nicht um ihn zu bestrafen? Und nun, da Harry darber nachdachte, war es doch ungewhnlich, dass der Zaubereiminister sich persnlich mit der Zauberei Minderjhriger abgab? Fudge kam mit Tom zurck. Zimmer elf ist frei, Harry, sagte Fudge. Ich bin sicher, du wirst dich hier sehr wohl fhlen. Nur noch eins, und das wirst du gewiss verstehen ... Ich mchte nicht, dass du dich im London der Muggel herumtreibst, klar? Bleib in der Winkelgasse. Und jeden Abend, bevor es dunkel wird, kommst du hierher zurck. Das verstehst du sicher. Tom wird dich ein wenig im Auge behalten. Gut, sagte Harry langsam, aber warum -? Wir wollen dich doch nicht wieder verlieren, nicht wahr?, sagte Fudge und lachte herzhaft. Nein, nein ... besser, wir wissen, wo du bist ... ich meine ... Fudge rusperte sich laut und griff nach seinem Nadelstreifenumhang. Nun, ich muss gehen, viel zu tun, weit du ... Haben Sie schon eine Spur von diesem Black?, fragte Harry. Fudges Finger rutschten fahrig ber die silbernen Verschlsse seines Umhangs. Wie bitte? Oh, du hast davon gehrt, nun, nein, noch nicht, aber es ist mir eine Frage der Zeit. Die Wachen in Askaban haben noch nie versagt ... und so wtend hab ich sie doch nie gesehen ... Fudge schauderte ein wenig. Nun, ich verabschiede mich. Er streckte die Hand aus, und als Harry sie schttelte, fiel ihm pltzlich etwas ein. hm, Herr Minister, kann ich Sie etwas fragen? Natrliche, sagte Fudge lchelnd. Also, Drittklssler in Hogwarts drfen doch Hogsmeade besuchen, und mein Onkel hat die Zustimmungserklrung nicht unterschrieben. Meinen Sie, Sie knnten -? Fudge sah peinlich berhrt aus. hm, sagte er. Nein. Nein, tut mir sehr Leid, Harry, aber da ich nicht dein Vater oder Vormund bin - Aber Sie sind der Zaubereiminister, drngte Harry. Wenn Sie mir die Erlaubnis geben wrden - Nein, tut mir Leid, Harry, aber die Vorschriften sind nun mal so, sagte Fudge mit matter Stimme. Vielleicht kannst du Hogsmeade nchstes Jahr besuchen. Im Grunde finde ich es ohnehin besser, wenn du nicht ... ja ... gut, ich muss gehen. Viel Spa hier, Harry. Und mit einem letzten Lcheln und einem Hndedruck verabschiedete sich Fudge, und Tom ging freudestrahlend auf Harry zu. Wrden Sie mir bitte folgen, Mr Potter, sagte er. Ich habe Ihre Sachen schon hochgetragen ... Harry folgte Tom eine schne hlzerne Treppe empor zu einer Tr mit der Messingnummer elf, die der Wirt fr ihn aufschloss und ffnete. Drinnen standen ein sehr bequem aussehendes Bett undein paar auf Hochglanz polierte Eichenmbel, im Kamin prasselte frhlich ein Feuer und auf dem Kleiderschrank hockte - Hedwig!, keuchte Harry. Die Schneeeule klickte mit dem Schnabel und flatterte hinunter auf Harrys Arm. Eine sehr kluge Eule haben Sie da, gluckste Tom. Kam etwa fnf Minuten nach Ihnen an. Wenn Sie irgendetwas brauchen, Mr Potter, zgern Sie nicht zu fragen. Mit einer weiteren Verbeugung ging er hinaus. Harry sa eine ganze Weile auf dem Bett und streichelte Hedwig, ganz in Gedanken versunken. Der Himmel drauen vor dem Fenster wechselte rasch die Farben, von einem tiefen, samtenen Blau zu einem sthlernen Grau und dann, allmhlich, zu einem mit Gold durchzogenen Rosa. Harry konnte kaum glauben, dass er erst vor ein paar Stunden aus dem Ligusterweg geflohen war, dass er nicht von der Schule geworfen wurde und dass er jetzt zwei Wochen ohne einen einzigen Dursley vor sich hatte. Das war eine ziemlich merkwrdige Nacht, Hedwig, sagte er ghnend. Und ohne auch nur seine Brille abzunehmen, lie er sich in die Kissen sinken und schlief ein. ~Im Tropfenden Kessel Harry brauchte einige Tage, um sich an seine neue Freiheit zu gewhnen. Nie zuvor hatte er aufstehen oder liegen bleiben knnen, wie ihm gerade zumute war, oder essen knnen, worauf er gerade Lust hatte. Er konnte sogar gehen, wohin er wollte, solange er in der Winkelgasse blieb, und auf dieser langen Pflasterstrae reihten sich die verlockendsten Zauberlden der Welt aneinander. So kam es Harry gar nicht in den Sinn, ~ sein Versprechen gegenber Fudge zu brechen und irgendwelche Ausflge in die Welt der Muggel zu unternehmen. Beim allmorgendlichen Frhstck im Tropfenden Kessel beobachtete Harry mit Vorliebe die anderen Gste: komische kleine Hexen vom Land, die fr einen Tag zum Einkaufsbummel gekommen waren; altehrwrdige Zauberer, die sich ber den jngsten Aufsatz in Verwandlung Heute stritten; wild aus den Augen stierende Hexenmeister, rauflustige Zwerge und einmal sogar ein Wesen, das irgendwie verdchtig aussah und aus seinem dicken wollenen Kopfschtzer heraus einen Teller voll roher Leber bestellte. Nach dem Frhstck ging Harry hinaus auf den Hinterhof, zckte den Zauberstab, tippte gegen den dritten Backstein von links ber dem Mlleimer und trat einen Schritt zurck. Die Mauer ffnete sich und gab den Durchgang zur Winkelgasse frei. Harry verbrachte die langen, sonnigen Tage damit, in den Lden zu stbern und unter den grellbunten Sonnenschir-men der Straencafes Eis zu essen, wo die anderen Gste sich ihre Anschaffungen zeigten (Das'n Lunaskop, Alter, kein Rumgemurkse mehr mit Mondtabellen, verstehste?) oder sich ber den Fall Sirius Black unterhielten (Ich wrde meine Kinder nicht mehr allein rauslassen, bis er wieder in Askaban sitzt). Harry musste seine Hausaufgaben nicht mehr beim Licht einer Taschenlampe unter der Bettdecke erledigen; jetzt konnte er im strahlenden Sonnenschein vor Florean Fortescues Eissalon sitzen und seine smtlichen Aufstze mit gelegentlicher Hilfe von Florean Fortescue persnlich fertig schreiben, der, abgesehen davon, dass er eine Menge ber mittelalterliche Hexenverbrennungen wusste, Harry alle halbe Stunde einen neuen Fruchteisbecher schenkte. Sobald Harry einmal seinen Geldbeutel mit goldenen Galleonen, silbernen Sickeln und bronzenen Knuts aus seinem Verlies bei Gringotts aufgefllt hatte, musste er sich mchtig am Riemen reien, um das ganze Geld nicht auf einen Schlag auszugeben. Er musste sich stndig daran erinnern, dass er noch fnf Jahre Hogwarts vor sich hatte und wie er sich fhlen wrde, wenn er die Dursleys um Geld fr Zauberbcher bitten msste - alles, um sich davon abzuhalten, ein Set hbscher, massiv goldener Gobsteine zu kaufen (ein Zauberspiel, hnlich wie Murmeln, bei dem die Steine eine eklig riechende Flssigkeit in das Gesicht des gegnerischen Spielers spritzten, wenn sie einen Punkt verloren). Beinahe schwach geworden wre er auch bei dem vollkommen beweglichen Modell der Galaxie in einer groen glsernen Kugel, das ihm jede weitere Astronomiestunde erspart htte. Doch eine Woche nach seiner Ankunft im Tropfenden Kessel tauchte etwas in seinem Lieblingsladen Qualitt fr Quidditch auf, das seine Entschlossenheit hart auf die Probe stellte. Neugierig geworden durch den Menschenauflauf im Laden drngelte Harry hinein und quetschte sich zwischen den aufgeregten Hexen und Zauberern durch bis vor ein eigens errichtetes kleines Podest, auf dem der herrlichste Rennbesen ausgestellt war, den er je gesehen hatte. Ganz neu rausgekommen, ein Prototyp -, erklrte ein Zauberer mit vierkantigem Kiefer seinem Begleiter. Das ist der schnellste Besen der Welt, stimmt doch, Paps?, quiekte ein kleiner Junge, der vom Arm seines Vaters herunterbaumelte. Die Irischen Internationalen haben gerade sieben dieser Schnheiten bestellt!, verkndete der Ladenbesitzer der Menge. Und sie sind Favoriten fr die Weltmeisterschaft! Eine groe Hexe vor Harry trat zur Seite, und jetzt konnte er das Schild neben dem Besen lesen: Der Feuerblitz Dieser Rennbesen nach neuestem Stand der Technik hat einen stromlinienfrmigen, superveredelten Stiel aus Eschenholz mit diamantharter Politur und von Hand eingemeielter Registriernummer. Jede handverlesene Birkenholzrute des Schweifs ist aerodynamisch optimal abgeschliffen, was dem Feuerblitz unvergleichliche Stabilitt und haarscharfe Przision verleiht. Der Feuerblitz beschleunigt von 0 auf 250 Stundenkilometer in 10 Sekunden und ist mit einem unbrechbaren Bremszauber ausgestattet. Preis auf Nachfrage. Preis auf Nachfrage ... Harry mochte sich lieber nicht ausmalen, wie viel der Feuerblitz kosten wrde. Nie hatte er sich etwas sehnlicher gewnscht - doch immerhin hatte er auch noch nie ein Quidditch-Spiel auf seinem Nimbus Zweitausend verloren, und weshalb sollte er sein Verlies inGringotts fr den Feuerblitz plndern, wenn er bereits einen sehr guten Rennbesen hatte? Harry fragte nicht nach dem Preis, doch er kam fast jeden Tag in den Laden, nur um den Feuerblitz zu sehen. Es gab jedoch Dinge, die Harry kaufen musste. In der Apotheke fllte er seinen Vorrat an Zaubertrankzutaten auf, und da seine Schulumhnge an Armen und Beinen jetzt um einige Zentimeter zu kurz waren, ging er in Madam Malkins Anzge fr alle Gelegenheiten und kaufte sich neue. Vor allem jedoch musste er die neuen Schulbcher besorgen, darunter auch die fr seine neuen Fcher Pflege magischer Geschpfe und Wahrsagen. Ein Blick in das Schaufenster des Buchladens lie Harry stutzen. Statt der blichen Auslage an goldgeprgten Zauberspruchbnden, so gro wie Gehwegplatten, stand ein riesiger Eisenkfig hinter der Scheibe, in dem rund hundert Exemplare des Monsterbuchs der Monster steckten. Die Bcher klatschten und schnappten nacheinander und hatten sich wtend ineinander verkeilt, und berall flatterten ausgerissene Seiten umher. Harry zog die Bcherliste aus der Tasche und las sie zum ersten Mal aufmerksam durch. Das Monsterbuch der Monster war das Lehrbuch fr den Unterricht in Pflege magischer Geschpfe. Jetzt war ihm leichter ums Herz; schon hatte er gefrchtet, Hagrid htte sich ein schreckliches neues Haustier zugelegt und brauche seine Hilfe. Als Harry Flourish & Blotts betrat, kam ihm der Verkufer entgegengelaufen. Hogwarts?, fragte er kurz angebunden. Kommst du wegen der neuen Bcher? Ja, sagte Harry, ich brauche - Aus dem Weg, sagte der Verkufer ungeduldig und schob Harry beiseite. Er zog ein Paar sehr dicker Hand-schuhe an, packte einen groen, knotigen Wanderstock und ging auf den Kfig mit den Monsterbchern zu. Warten Sie, sagte Harry rasch, ich hab schon eins von denen. Ach ja? Auf dem Gesicht des Verkufers machte sich gewaltige Erleichterung breit. Dem Himmel sei Dank, ich bin heute Morgen schon fnfmal gebissen worden. Ein lautes Ratschen erfllte die Luft; zwei der Monsterbcher hatten ein drittes geschnappt und rissen es auseinander. Aufhren! Aufhren!, rief der Verkufer, stocherte mit dem Wanderstock durch die Kfigstbe und trieb die Bcher auseinander. Die bestell ich nie wieder, nie! Es ist die Hlle! Ich dachte schon, es knne nicht mehr schlimmer kommen, als wir zweihundert Exemplare von dem Titel Das Unsichtbare Buch der Unsichtbarkeit hier hatten - hat ein Vermgen gekostet und wir haben sie nie gefunden ... Nun ... kann ich dir weiterhelfen? Ja, sagte Harry und sah auf die Bcherliste. Ich brauche Die Entnebelung der Zukunft von Kassandra Wablatschki. Ah, verstehe, ihr fangt mit Wahrsagen an, sagte der Verkufer, zog die Handschuhe aus und fhrte Harry in den hinteren Teil des Ladens, in eine Ecke mit lauter Bchern ber das Wahrsagen. Auf einem kleinen Tisch stapelten sich Werke wie Die Vorhersage des Unvorhersagbaren: So schtzen Sie sich vor Schocks und Zerbrochene Trume: Wenn sich das Schicksal wendet. Bitte schn, sagte der Verkufer, der auf eine kleine Stehleiter geklettert war und ein dickes, schwarz gebundenes Buch heruntergeholt hatte. Die Entnebelung der Zukunft. Sehr guter berblick ber alle grundlegenden Methoden des Wahrsagens - Handlesekunst, Kristallkugeln, Vogeleingeweide - Doch Harry hrte ihm gar nicht mehr zu. Sein Blick warauf ein anderes Buch gefallen, das auf einem kleinen Tisch auslag: Omen des Todes - Was tun, wenn Sie wissen, dass das Schlimmste bevorsteht. Oh, das wrde ich an deiner Stelle lieber nicht lesen, sagte der Verkufer beilufig, als er Harrys Blick folgte, sonst fngst du noch an, berall Vorzeichen des Todes zu sehen, und das kann einem wirklich Todesangst einjagen. Doch Harry wandte den Blick nicht vom Umschlag des Buches; darauf abgebildet war ein Hund, gro wie ein Br und mit glhenden Augen. Er kam ihm unheimlich bekannt vor ... Der Verkufer drckte Harry Die Entnebelung der Zukunft in die Hand. Noch was?, sagte er. Ja, sagte Harry, wandte den Blick mhsam von den Augen des Hundes ab und zog verwirrt seine Bcherliste zu Rate. hm - ich brauche Verwandlung: Die Zwischenstufen und Das Lehrbuch der Zaubersprche, Band 3. Zehn Minuten spter kam Harry mit seinen neuen Bchern unter den Armen aus Flourish & Blotts. Gedankenversunken und hie und da jemanden anrempelnd schlenderte er zum Tropfenden Kessel zurck. Er stapfte die Treppe zu seinem Zimmer empor, ging hinein und warf die Bcher aufs Bett. jemand war da gewesen, um zu putzen; die Fenster standen offen und Sonnenlicht flutete herein. Harry hrte die Busse auf der Muggelstrae, die er nicht besucht hatte, vorbeirollen und den Lrm der unsichtbaren Menge unten in der Winkelgasse. Im Spiegel ber dem Waschbecken sah er sich ins Gesicht. Es kann kein Todesomen gewesen sein, erklrte er trotzig seinem Spiegelbild. Ich hab einfach Panik gekriegt, als ich dieses Ding im Magnolienring gesehen habe ... wahrscheinlich war es blo ein streunender Hund ... Wie von selbst hob er die Hand, um sein Haar zu gltten. Ein aussichtsloser Kampf, mein Lieber, sagte der Spiegel mit pfeifender Stimme. Die Tage glitten dahin und Harry begann auf Schritt und Tritt nach Zeichen von Ron und Hermine Ausschau zu halten. Das neue Schuljahr nahte, und jetzt kamen eine Menge Hogwarts-Schler in die Winkelgasse. Harry traf Seamus Finnigan und Dean Thomas, seine Mitschler aus dem Haus der Gryffindors. Auch sie standen mit sehnschtigen Augen vor Qualitt fr Quidditch und bestaunten den Feuerblitz. Vor Flourish &Blotts stie er auf den echten Neville Longbottom, einen rundgesichtigen, vergesslichen Jungen. Harry hielt nicht an, um ein Pluschchen zu halten; Neville schien seine Bcherliste verlegt zu haben und wurde gerade von seiner recht stattlichen Gromutter zur Schnecke gemacht. Am letzten Ferientag wachte Harry mit dem Gedanken auf, morgen im Hogwarts-Express wrde er endlich Ron und Hermine treffen. Er stand auf, zog sich an, ging hinaus, um einen letzten Blick auf den Feuerblitz zu werfen, und fragte sich gerade, wo er zu Mittag essen sollte, als jemand seinen Namen rief Er drehte sich um. Harry! Harry! Da saen sie, alle beide, vor Fortescues Eissalon; Ron sah unglaublich sommersprossig aus, Hermine war ganz braun gebrannt, und beide winkten ihm begeistert zu. Harry setzte sich zu ihnen. Endlich!, sagte Ron und grinste Harry an. Wir waren im Tropfenden Kessel, aber sie meinten, du seist ausgegangen, und dann sind wir zu Flourish &Blotts und zu Madam Malkins und - Ich hab alle meine Schulsachen schon letzte Woche besorgt, erklrte Harry. Und woher wisst ihr eigentlich, dass ich im Tropfenden Kessel wohne? Dad, sagte Ron nur. Mr Weasley, der beim Zaubereiministerium arbeitete, hatte natrlich die ganze Geschichte mit Tante Magda gehrt. Hast du wirklich deine Tante aufgeblasen?, fragte Hermine mit sehr ernster Stimme. Wollte ich gar nicht, sagte Harry, whrend sich Ron vor Lachen schttelte. Ich hab einfach die Nerven verloren. Das ist nicht lustig, Ron, sagte Hermine scharf Ehrlich gesagt, ich bin erstaunt, dass sie Harry nicht von der Schule verwiesen haben. Das bin ich auch, gab Harry zu. Aber was heit von der Schule fliegen, ich dachte schon, sie wrden mich verhaften. Er sah Ron an. Dein Dad wei nicht, warum Fudge mich laufen lie, oder? Wahrscheinlich, weil du es bist, sagte Ron schulterzuckend und immer noch kichernd. Der berhmte Harry Potter, du weit schon. Ich mchte nicht wissen, was das Ministerium mit mir angestellt htte, wenn ich meine Tante aufgeblasen htte. Na ja, sie wrden mich erst ausgraben mssen, denn meine Mum htte mich gleich umgebracht. brigens kannst du Dad heute Abend selbst fragen. Wir bernachten auch im Tropfenden Kessel! Und wir knnen morgen zusammen nach King's Cross fahren. Hermine ist auch dabei! Hermine nickte strahlend. Mum und Dad haben mich heute Morgen mit all meinen Hogwarts-Sachen hergebracht. Toll!, sagte Harry glcklich. Wie sieht's aus, habt ihr alle eure Bcher und Sachen? Sieh dir das mal an, sagte Ron und zog eine lange schmale Schachtel aus seiner Tasche und ffnete sie. Brandneuer Zauberstab. Vierzehn Zoll, Weide, mit Einhorn-schwanz-Haar. Und wir haben alle Bcher beisammen -, er deutete auf eine groe Tte unter seinem Stuhl. Was ist eigentlich mit diesen Monsterbchern los? Der Verkufer ist fast in Trnen ausgebrochen, als wir zwei Stck verlangt haben. Was ist das denn alles, Hermine?, fragte Harry und deutete nicht auf eine, sondern auf drei prall gefllte Tten auf dem Stuhl neben ihr. Tja, ich hab eben mehr Fcher gewhlt als ihr, sagte Hermine. Das sind meine Bcher fr Arithmantik, Pflege magischer Geschpfe, Weissagung, Alte Runen, Muggelkunde - Warum gehst du eigentlich in Muggelkunde?, fragte Ron und sah, die Augen rollend, zu Harry hinber. Du stammst doch von Muggeln ab! Deine Eltern sind doch Muggel! Du weit doch schon alles ber Muggel! Aber es ist spannend, sie aus der Sicht der Zauberei zu studieren, sagte Hermine mit ernster Stimme. Hast du vor, dieses Jahr berhaupt noch zu essen und zu schlafen, Hermine?, fragte Harry, whrend Ron gluckste. Hermine lie sich nicht beirren. Ich hab noch zehn Galleonen, sagte sie und sah in ihrer Geldbrse nach. Ich hab im September Geburtstag und Mum und Dad haben mir ein wenig Geld gegeben, damit ich mir schon mal ein Geschenk kaufe. Wie wr's mit einem guten Buch?, sagte Ron mit Unschuldsmiene. Nein, eher nicht, gab Hermine trocken zurck. Ich will eigentlich gerne eine Eule. Immerhin hat Harry seine Hedwig und du hast Errol. Hab ich nicht, sagte Ron. Errol ist eine Familieneule. Alles, was ich hab, ist Krtze. Er zog seine Ratte aus der Tasche. Und ich will ihn untersuchen lassen, fgte er hinzu,whrend er Krtze auf den Tisch legte. Ich hab den Eindruck, gypten ist ihm nicht bekommen. Krtze war dnner als sonst und seine Schnurrhaare waren sichtlich erschlafft. Gleich da drben ist ein Laden fr magische Geschpfe, sagte Harry, der die Winkelgasse inzwischen recht gut kannte. Du knntest fragen, ob sie irgendwas fr Krtze haben, und Hermine kann ihre Eule kaufen. Also bezahlten sie ihre Eisbecher und gingen ber die Strae zur Magischen Menagerie. Drinnen war es ziemlich eng. jeder Zentimeter Wand war mit Kfigen voll gestellt. Die Luft war schlecht und die Bewohner der Kfige kreischten, quiekten, fiepten, plapperten oder zischten alle durcheinander und veranstalteten ein Hllenspektakel. Die Hexe hinter der Ladentheke gab einem Zauberer gerade Ratschlge zur Pflege doppelschwnziger Wassermolche, und Harry, Ron und Hermine erkundeten inzwischen die Kfige. Ein Paar gewaltiger purpurroter Krten machte sich schlabbernd und schluckend ber tote Schmeifliegen her. Eine gigantische Schildkrte mit juwelenbesetztem Panzer glitzerte in der Nhe des Fensters. Giftige orangerote Schnecken saugten sich gemchlich an den Wnden ihrer Glasksten hoch und ein fettes weies Kaninchen verwandelte sich unter lautem Knallen in einen seidenen Zylinder und wieder zurck. Zudem gab es Katzen jeder Farbe, einen lrmigen Kfig voller Raben, einen Korb mit merkwrdigen senffarbenen Pelzbllchen, die laut summten, und auf der Theke stand ein riesiger Kfig mit schlanken schwarzen Ratten, die mit ihren langen kahlen Schwnzen eine Art Hpfspiel veranstalteten. Der Zauberer mit den doppelschwnzigen Wassermolchen verlie den Laden und Ron trat an die Theke. Das ist meine Ratte, sagte er zu der Hexe, sie hat ein wenig Farbe verloren, seit wir aus gypten zurck sind. Klatsch sie auf die Theke, sagte die Hexe und zog eine klobige schwarze Brille aus ihrer Tasche. Ron zog Krtze aus seiner Innentasche und legte ihn neben den Kfig seiner Artgenossen, die mit ihrem Hpfspiel aufhrten und zum Gitterdraht huschten, um ja nichts zu verpassen. Wie fast alles, was Ron besa, war Krtze aus zweiter Hand (er hatte einst Rons Bruder Percy gehrt) und wirkte ein wenig mitgenommen. Neben den Hochglanzratten im Kfig sah er besonders mitleiderregend aus. Hm, sagte die Hexe und hob Krtze hoch. Wie alt ist diese Ratte? Keine Ahnung, sagte Ron. Ziemlich alt. Sie hat mal meinem Bruder gehrt. Welche Krfte hat sie?, sagte die Hexe und musterte Krtze eingehend. Ahm, sagte Ron. Die Wahrheit war, dass Krtze nie die Spur einer interessanten Kraft gezeigt hatte. Der Blick der Hexe wanderte von Krtzes angeknabbertem linkem Ohr zu seiner Vorderpfote, an der ein Zeh fehlte, und er tat sein Missfallen laut kund. Der wurde aber wirklich bel mitgespielt, meinte sie. Sie war schon so, als ich sie von Percy bekommen hab, sagte Ron zu seiner Verteidigung. Eine gewhnliche Haus- oder Gartenratte wie diese hier wird meist nicht lter als drei Jahre, sagte die Hexe. Nun, wenn du nach etwas Haltbarerem suchst, knntest du dich vielleicht mit einer von diesen anfreunden. Sie zeigte auf die schwarzen Ratten, die prompt wieder anfingen zu hpfen. Angeber, murmelte Ron. Schn, wenn du keine neue willst, kannst du diese Rattentinktur ausprobieren, sagte die Hexe, griff unter die Theke und holte eine kleine rote Flasche hervor. Gut, sagte Ron, wie viel - autsch! Ron duckte sich, denn etwas Riesiges und Orangerotes war von einem Kfigdach hoch oben auf den Regalen heruntergesprungen, auf seinem Kopf gelandet und hatte sich dann wild fauchend auf Krtze gestrzt. Nein, Krummbein, aus!, rief die Hexe, doch Krtze flutschte wie ein Stck nasse Seife zwischen ihren Hnden hindurch, landete buchlings auf dem Boden und raste zur Tr. Krtze!, schrie Ron und jagte ihm nach aus dem Laden; Harry folgte ihm. Sie brauchten zehn Minuten, um Krtze einzufangen, der unter einem Mlleimer vor Qualitt fr Quidditch Zuflucht gesucht hatte. Ron stopfte die zitternde Ratte zurck in seine Tasche und richtete sich auf Was war denn das?, sagte er und rieb sich den Kopf, Entweder eine sehr groe Katze oder ein ziemlich kleiner Tiger, sagte Harry. Wo ist Hermine? Kauft vermutlich ihre Eule. Durch die belebte Gasse gingen sie zurck zur Magischen Menagerie. Als sie vor dem Laden standen, kam Hermine heraus, doch eine Eule hatte sie nicht bei sich. Ihre Arme waren fest um einen gewaltigen rtlichen Kater geklammert. Du hast dieses Monster gekauft?, fragte Ron und starrte sie mit offenem Mund an. Ist er nicht unglaublich?, sagte Hermine strahlend. Das ist Ansichtssache, dachte Harry. Das rtliche Fell des Katers war dick und flauschig, doch er sah unleugbar etwas krummbeinig aus und sein Gesicht wirkte missmutig undseltsam eingedellt, als ob er geradewegs gegen eine Backsteinmauer gerannt wre. Nun jedoch, da Krtze auer Sicht war, schnurrte der Kater zufrieden in Hermines Armen. Hermine, das Ungeheuer hat mich fast skalpiert!, sagte Ron. War keine Absicht, oder, Krummbein?, sagte Hermine. Und was ist mit Krtze?, sagte Ron und deutete auf das Knuel in seiner Brusttasche. Meine Ratte braucht Ruhe und Entspannung! Wie soll das gehen, wenn dieses Ding in der Nhe ist? Da fllt mir ein, du hast dein Rattentonikum vergessen, sagte Hermine und drckte Ron die kleine rote Flasche in die Hand. Und mach dir keine Sorgen, Krummbein schlft bei mir im Schlafsaal und Krtze bei dir, wo ist das Problem? Armer Krummbein, die Hexe sagte, er sei schon seit Ewigkeiten da und keiner wollte ihn haben. Das wundert mich auch, sagte Ron mit suerlicher Miene und sie machten sich auf den Weg zum Tropfenden Kessel. In der Bar des Wirtshauses sa Mr Weasley und las den Tagespropheten. Er blickte auf Harry!, sagte er lchelnd. Wie geht's dir? Danke, gut, sagte Harry, und alle drei setzten sich mit ihren Einkufen zu ihm. Mr Weasley legte die Zeitung beiseite und Harrys Blick fiel auf ein vertrautes Foto. Sirius Black starrte Harry ins Gesicht. Sie haben ihn also noch immer nicht?, fragte er. Nein, sagte Mr Weasley mit ernster Miene. Das Ministerium hat uns alle von den tglichen Pflichten entbunden, um ihn mit vereinten Krften zu suchen, doch bislang hatten wir wenig Glck. Wr eine Belohnung fr uns drin, wenn wir ihn fangen wrden?, fragte Ron. Ein wenig Geld knnte ich gut gebrauchen. Sei nicht albern, Ron, sagte Mr Weasley, der bei nherem Hinsehen uerst angespannt wirkte. Black wird sich von einem dreizehnjhrigen Zauberer nicht fangen lassen. Es sind die Wachen von Askaban, die ihn kriegen werden, darauf kannst du dich verlassen. In diesem Augenblick kam Mrs Weasley in die Bar, beladen mit Einkufen und gefolgt von den Zwillingen Fred und George, die nun ihr fnftes Jahr in Hogwarts begannen, vom neu gewhlten Schulsprecher Percy und vom jngsten Kind und einzigen Mdchen der Weasleys, Ginny. Ginny war von Harry immer schon hingerissen gewesen, und als sie ihn jetzt sah, strzte sie offenbar in noch tiefere Verlegenheit als sonst, vielleicht, weil er ihr letztes Jahr in Hogwarts das Leben gerettet hatte. Sie wurde puterrot und murmelte: Hallo, ohne ihn anzusehen. Percy jedoch streckte Harry feierlich die Hand entgegen, als ob er und Harry sich noch nie gesehen htten: Harry. Wie schn dich zu sehen. Hallo, Percy, sagte Harry und mhte sich, nicht zu lachen. Ich hoffe, dir geht's gut?, sagte Percy pomps und schttelte ihm die Hand. Es war, als ob Harry einem Brgermeister vorgestellt wrde. Sehr gut, danke. Harry!, sagte Fred, schob Percy mit dem Ellbogen aus dem Weg und verbeugte sich tief, Einfach toll dich zu sehen, alter Junge. Groartig, sagte George, stie Fred beiseite und ergriff seinerseits Harrys Hand. Absolut umwerfend. Percy runzelte die Stirn. Das reicht jetzt, sagte Mrs Weasley. Mum!, sagte Fred, als ob er sie just in diesem Augenblick erkannt htte, und packte ihre Hand: Einfach unglaublich dich zu sehen. Genug jetzt, hab ich gesagt, herrschte ihn Mrs Weasley an und stellte ihre Einkufe auf einem freien Stuhl ab. Hallo, Harry, mein Lieber. Ich nehm an, du hast die fabelhafte Neuigkeit schon erfahren? Sie deutete auf das brandneue silberne Abzeichen auf Percys Brust. Der zweite Schulsprecher in der Familie!, sagte sie und schwoll vor Stolz an. Und der letzte, murmelte Fred hintenherum. Das bezweifle ich nicht, sagte Mrs Weasley und runzelte pltzlich die Stirn. Mir ist nicht entgangen, dass sie euch beide nicht zu Vertrauensschlern ernannt haben. Wozu sollen wir denn Vertrauensschler sein?, sagte George und schien bereits von der bloen Vorstellung angewidert. Das wrde uns doch jeden Spa im Leben nehmen. Ginny gluckste. Du solltest deiner Schwester ein besseres Vorbild sein, fauchte Mrs Weasley. Ginny hat doch noch andere Brder, die ihr ein Vorbild sein knnen, Mutter, sagte Percy hochmtig. Ich geh nach oben und zieh mich zum Abendessen um ... Er verschwand und George seufzte schwer. Wir wollten ihn in eine Pyramide einmauern, meinte er zu Harry gewandt. Aber Mum hat uns erwischt. Das Essen an diesem Abend war eine vergngliche Angelegenheit. Tom, der Wirt, stellte im Salon drei Tische zusammen und die sieben Weasleys, Harry und Hermine futterten sich durch fnf leckere Gnge. Wie kommen wir morgen eigentlich nach King's Cross, Dad?, fragte Fred, whrend sie sich ber einen ppigen Schokoladenpudding hermachten. Das Ministerium stellt ein paar Autos zur Verfgung, sagte Mr Weasley. Alle hoben die Kpfe und sahen ihn an. Warum?, fragte Percy neugierig. Wegen dir, Percy, sagte George mit ernster Miene. Und auf die Khler stecken sie kleine Wimpel mit G. W, drauf, - fr Gewaltiger Angeber, sagte Fred. Alle auer Percy und Mrs Weasley prusteten in ihren Nachtisch. Warum stellt das Ministerium Autos zur Verfgung?, fragte Percy noch einmal in Respekt heischendem Ton. Nun, weil wir kein Auto mehr haben, sagte Mr Weasley, und weil ich dort arbeite, tun sie mir einen Gefallen. Er sprach in lssigem Ton, doch Harry entging nicht, dass seine Ohren rot angelaufen waren, genau wie die von Ron, wenn ihn etwas bedrckte. Das ist auch ganz gut so, sagte Mrs Weasley gut gelaunt. Ist euch klar, wie viel Gepck ihr alle zusammen mitschleppt? Da htten die Muggel in ihrer U-Bahn was zu gucken ... Ihr habt doch alle schon gepackt, oder? Ron hat noch nicht alle seine neuen Sachen im Koffer, sagte Percy mit leidgetrnkter Stimme, er hat sie auf meinem Bett abgelegt. Dann gehst du jetzt besser und packst ordentlich, Ron, denn morgen frh haben wir nicht viel Zeit. Mit diesen Worten hob Mrs Weasley die Tafel auf Ron starrte Percy missmutig an. Nach dem Abendessen fhlten sie sich alle proppenvoll und schlfrig. Einer nach dem andern ging nach oben in seinZimmer, um die Abreise am nchsten Tag vorzubereiten. Ron und Percy hatten das Zimmer neben Harry. Er hatte seinen Koffer gerade zugemacht und abgeschlossen, als zorniges Stimmengewirr durch die Wand drang. Er ging hinaus, um nachzusehen, was los war. Die Tr zu Nummer zwlf stand offen und er hrte Percy laut rufen. Es war hier, auf dem Nachttisch, ich hab es zum Polieren abgenommen. Ich hab's nicht angerhrt, klar?, brllte Ron zurck. Was ist los?, fragte Harry. Mein Schulsprecher-Abzeichen ist verschwunden, sagte Percy und wandte sich Harry zu. Und Krtzes Rattentonikum auch, sagte Ron und warf seine Sachen aus dem Koffer, um nachzusehen. Vielleicht hab ich's unten vergessen. Du gehst nirgendwohin, bis du mein Abzeichen gefunden hast, polterte Percy. Ich hol das Zeug fr Krtze, ich hab schon gepackt, sagte Harry zu Ron und ging nach unten. Harry war in der Mitte des Durchgangs zur Bar, die jetzt stockdunkel war, als er vom Salon her ein weiteres Paar zorniger Stimmen hrte. Gleich darauf erkannte er sie als die von Mr und Mrs Weasley. Er wollte schon weitergehen, denn von ihrem Streit wollte er nichts wissen, als sein Name fiel. Er hielt inne und nherte sich langsam der Tr zum Salon. . .. hat keinen Zweck, es ihm zu verschweigen, sagte Mr Weasley mit erhitzter Stimme. Harry hat ein Recht, es zu erfahren. Ich hab versucht mit Fudge zu reden, aber er muss Harry ja unbedingt wie ein kleines Kind behandeln - Harry ist immerhin dreizehn und - Arthur, die Wahrheit wrde ihm frchterliche Angst ein-jagen!, erwiderte Mrs Weasley schrill. Willst du Harry mit dieser schweren Last in die Schule schicken? Um Himmels Willen, er kann von Glck reden, dass er nichts wei! Ich will nicht, dass es ihm schlecht geht, ich will nur, dass er auf sich aufpasst!, gab Mr Weasley zurck. Du weit doch, wie Harry und Ron sind, sie streunen zusammen in der Gegend rum, sie sind zweimal im Verbotenen Wald gelandet! Aber das kommt dieses Jahr fr Harry nicht in Frage! Wenn ich berlege, was ihm htte passieren knnen in dieser Nacht, als er von zu Hause weggelaufen ist! Wenn der Fahrende Ritter ihn nicht aufgelesen htte, wr er tot gewesen, bevor das Ministerium ihn gefunden htte, da wette ich mit dir. Aber er ist nicht tot, es geht ihm gut, also was soll - Molly, es heit, Sirius Black sei verrckt, und vielleicht ist er es auch, aber er war gerissen genug, um aus Askaban zu entkommen, und das ist angeblich unmglich. Das ist jetzt drei Wochen her, und wir haben nicht die leiseste Ahnung, wo er steckt, und egal, was Fudge stndig dem Tagespropheten erzhlt, eher erfinden sie den selbstzaubernden Zauberstab, als dass wir ihn fangen. Wir wissen nur, wem Black auf den Fersen ist. Aber Harry ist in Hogwarts vllig sicher. Wir glaubten ja auch, Askaban wre vollkommen sicher. Wenn Black aus Askaban ausbrechen konnte, kann er auch in Hogwarts einbrechen. Aber keiner wei wirklich genau, ob Black hinter Harry her ist. Es gab einen dumpfen Schlag auf Holz, und Harry war sich sicher, dass Mr Weasley mit der Faust auf den Tisch gehauen hatte. Molly, wie oft soll ich es dir noch sagen? Sie haben es nicht in der Zeitung gebracht, weil Fudge es geheim halten wollte, aber Fudge ging noch in der Nacht, als Black ver-schwand, nach Askaban. Die Wachen haben ihm berichtet, dass Black schon eine ganze Zeit im Schlaf geredet habe. Immer dieselben Worte ... >Er ist in Hogwarts - er ist in Hogwarts.< Black hat sie nicht mehr alle, Molly, und er will Harry umbringen. Wenn du mich fragst, glaubt er, dass er mit dem Mord an Harry Du-weit-schon-wen an die Macht zurckbringt. Black hat alles verloren in der Nacht, als Harry die Macht von Du-weit-schon-wem gebrochen hat, und er hat zwlf Jahre allein in Askaban hinter sich, in denen er darber brten konnte ... Schweigen trat ein. Harry drckte das Ohr an die Tr, um ja kein Wort zu verpassen. Nun, Arthur, du musst tun, was du fr richtig hltst. Aber du vergisst Albus Dumbledore. Ich bin sicher, dass Harry in Hogwarts nichts passieren kann, solange Dumbledore dort Schulleiter ist. Ich nehme an, er wei alles ber diese Geschichte? Natrlich wei er Bescheid. Wir mussten ihn fragen, ob er etwas dagegen hat, wenn sich die Wachen von Askaban an den Eingngen zum Schulgelnde aufstellen. Er war nicht besonders erfreut darber, aber er war einverstanden. Nicht erfreut? Warum eigentlich, wenn sie da sind, um Black zu fangen? Dumbledore hlt nicht besonders viel von den Wachen in Askaban, sagte Mr Weasley mit schwerer Stimme. Und wenn du mich fragst - ich auch nicht ... Aber wenn du mit einem Zauberer wie Black zu tun hast, musst du manchmal deine Krfte mit denen von Leuten vereinen, die du sonst meidest. Wenn sie Harry retten - - dann werd ich nie wieder ein Wort gegen sie sagen, sagte Mr Weasley mit mder Stimme. Es ist spt, Molly, wir gehen besser nach oben ... Harry hrte Sthle rcken. So leise er konnte, huschte er durch den Gang in die Bar und verschwand in der Dunkelheit. Die Salontr ging auf und ein paar Sekunden spter hrte er Mr und Mrs Weasley die Treppe emporgehen. Die Flasche mit dem Rattentonikum lag unter dem Tisch, an dem sie gesessen hatten. Harry wartete, bis er die Zimmertr der Weasleys zugehen hrte, dann machte er sich mit der Flasche auf den Weg nach oben. Fred und George kauerten im dunklen Flur und krmmten sich vor Lachen, whrend sie Percy lauschten, der drinnen das Zimmer auf der Suche nach dem Abzeichen ausemander nahm. Wir haben es, flsterte Fred Harry zu. Wir haben es ein wenig berarbeitet. Grosprecher hie es jetzt auf der Plakette. Harry zwang sich zu einem Lachen, ging hinein, um Ron das Rattentonikum zu bringen, schloss sich dann in seinem Zimmer ein und legte sich aufs Bett. Sirius Black war also hinter ihm her. Das erklrte alles. Fudge war grozgig mit ihm gewesen, weil er so erleichtert war, dass er berhaupt noch lebte. Harry hatte ihm versprechen mssen, in der Winkelgasse zu bleiben, wo es genug Zauberer gab, die ihn im Auge behalten konnten. Und er schickte zwei Dienstwagen seines Ministeriums, um sie morgen alle zum Bahnhof zu bringen, so dass die Weasleys nach ihm sehen konnten, bis er im Zug war. Harry lag da und lauschte dem gedmpften Streit nebenan und fragte sich, warum er eigentlich nicht mehr Angst hatte. .Sirius Black hatte mit einem Fluch dreizehn Menschen umgebracht. Die Weasleys glaubten offenbar, Harry wrde in Panik geraten, wenn er die Wahrheit erfhre. Doch Harry war sich von ganzem Herzen mit Mrs Weasley einig, dass der sicherste Ort auf Erden dort war, wo Albus Dumbledoresich gerade aufhielt; sagten die Leute nicht immer, Dumbledore sei der Einzige, vor dem Lord Voldemort je Angst gehabt htte? Sicher wrde Black als Voldemorts rechte Hand ebenfalls Angst vor ihm haben? Und dazu kamen noch die Wachen von Askaban, ber die alle redeten. Sie schienen den meisten Leuten panische Angst einzujagen und wenn sie um die Schule herum postiert wrden, htte Black sicher wenig Chancen hineinzukommen. Nein, alles in allem machte sich Harry am meisten darber Gedanken, dass seine Aussicht, nach Hogsmeade zu kommen, jetzt offensichtlich bei null lag. Keiner wrde wollen, dass Harry die Sicherheit des Schlosses verliee, bis sie Black gefangen hatten. Harry ahnte auerdem voraus, dass man ihn auf Schritt und Tritt berwachen wrde, bis die Gefahr vorber war. Grimmig starrte er gegen die dunkle Decke. Glaubten sie wirklich, er knne nicht auf sich selbst aufpassen? Er war Lord Voldemort dreimal entkommen, er war nicht vllig hilflos ... Unwillkrlich erschien das Bild des Ungeheuers im Magnolienring vor seinem Auge. Was wirst du tun, wenn du weit, dass das Schlimmste bevorsteht ... Ich lasse mich nicht umbringen, sagte Harry laut. Das ist die richtige Einstellung, mein Junge, sagte der Spiegel schlfrig. ~Der Dementor Tom weckte Harry am nchsten Morgen mit einer Tasse Tee und seinem blichen zahnlosen Grinsen. Harry zog sich an und berredete gerade die morgenmufflige Hedwig, sich in ihren Kfig zu begeben, als Ron, ein Sweatshirt halb ber den Kopf gezogen und missmutig dreinblickend, ins Zimmer gepoltert kam. Wird Zeit, dass wir losfahren, sagte er. In Hogwarts kann ich Percy wenigstens aus dem Weg gehen. jetzt behauptet er auch noch, ich htte Tee auf sein Bild von Penelope Clearwater geschttet. Du weit schon, Ron schnitt eine Grimasse, seine Freundin. Sie hat das Gesicht unter dem Rahmen versteckt, weil ihre Nase ganz pustelig geworden ist ... Ich muss dir was sagen, begann Harry, doch da schneiten Fred und George herein, um Ron zu gratulieren, weil er Percy abermals zur Weiglut getrieben hatte. Sie gingen nach unten zum Frhstck. Mr Weasley las mit gerunzelter Stirn die Titelseite des Tagespropheten und Mrs Weasley erzhlte Hermine und Ginny von einem Liebestrank, den sie als junges Mdchen gebraut hatte. Alle drei giggelten und kieksten. Was wolltest du eben sagen?, fragte Ron Harry, als sie sich setzten. Spter, murmelte Harry, denn gerade kam Percy hereingestrmt. Harry hatte im Durcheinander des Aufbruchs keine Gele-genheit, mit Ron oder Hermine zu sprechen; sie waren vollauf damit beschftigt, ihre Koffer die schmale Treppe des Tropfenden Kessels hinunterzuschleifen und neben der Tr aufzuschichten. Hedwig und Hermes, Percys Schleiereule, hockten in ihren Kfigen und herrschten ber den Gepckstapel. Aus einem kleinen Weidenkorb neben den Koffern drang ein lautes Fauchen. Schon gut, Krummbein, schnurrte Hermine durch das Weidengeflecht. Wenn wir im Zug sind, darfst du raus. Blo nicht, blaffte Ron sie an, was soll dann aus dem armen Krtze werden? Er deutete auf seine Brust. Eine groe Ausbuchtung zeigte, dass Krtze sich in seiner Tasche zusammengerollt hatte. Mr Weasley, der drauen auf den Dienstwagen gewartet hatte, steckte den Kopf herein. sie sind da, sagte er. Komm mit, Harry - Mr Weasley fhrte Harry ber das kurze Stck Gehweg zum ersten der beiden altertmlichen dunkelgrnen Wagen, an deren Steuer wachsam umherblickende Zauberer in smaragdgrnen Samtanzgen saen. Rein mit dir, Harry, sagte Mr Weasley und sphte die belebte Strae auf und ab. Harry setzte sich in den Fond des Wagens und bald stiegen auch Hermine, Ron und, zu Rons Abscheu, auch Percy ein. Die Fahrt nach King's Cross war im Vergleich zu Harrys Reise mit dem Fahrenden Ritter recht ereignislos. Die Wagen des Zaubereiministeriums schienen gewhnliche Autos zu sein, nur fiel Harry auf, dass sie durch Engpsse glitten, die Onkel Vernons neuer Firmenwagen sicher nicht geschafft htte. Als sie King's Cross erreichten, hatten sie noch zwanzig Minuten Zeit; die Fahrer holten Gepckkarren, lu-den die Koffer aus, verabschiedeten sich von Mr Weasley mit einer kurzen Berhrung ihrer Hte und fuhren davon, wobei sie es irgendwie schafften, an die Spitze der Schlange vor einer Ampel zu springen. Mr Weasley blieb auf dem ganzen Weg in den Bahnhof dicht an Harrys Seite. Na denn, sagte er und sphte wachsam umher, gehen wir jeweils zu zweit, weil wir so viele sind. Harry und ich gehen zuerst. Mr Weasley schlenderte zur Absperrung zwischen den Gleisen neun und zehn, Harrys Gepckwagen vor sich herschiebend und scheinbar sehr interessiert am InterCity 125, der gerade auf Gleis neun eingefahren war. Er warf Harry einen viel sagenden Blick zu und lehnte sich lssig gegen die Barriere. Harry tat es ihm nach. Im nchsten Augenblick kippten sie seitlich durch die Metallwand und landeten auf Bahnsteig neundreiviertel. Als sie aufblickten, sahen sie den Hogwarts-Express mit seiner scharlachroten Lok, die Dampf aus ihrem Schornstein paffte. Auf dem Bahnsteig herrschte ein dichtes Gewhl von Zauberern und Hexen, die ihre Kinder zum Zug brachten. Mit einem Mal tauchten Percy und Ginny hinter Harry auf Sie hatten die Absperrung offenbar mit Anlauf berwunden und waren noch ganz auer Atem. Ah, da ist Penelope!, sagte Percy, glttete sich das Haar und lief rosarot an. Ginny fing Harrys Blick auf und beide wandten sich ab, um ihr Lachen zu verbergen, whrend Percy zu einem Mdchen mit langem Lockenhaar hinberschritt, mit geschwellter Brust, so dass sie sein schimmerndes Abzeichen unmglich bersehen konnte. Sobald die brigen Weasleys und Hermine da waren, fhrten Harry und Mr Weasley die kleine Gruppe an den vollen Abteilen vorbei bis ans Ende des Zuges zu einemWaggon, der noch recht leer schien. Sie hievten die Koffer hoch, verstauten Hedwig und Krummbein in der Gepckablage und stiegen noch einmal aus, um sich von Mr und Mrs Weasley zu verabschieden. Mrs Weasley ksste ihre Kinder, dann Hermine und schlielich Harry. Obwohl er etwas verlegen war, freute er sich, als sie ihn auch noch in die Arme schloss. Pass auf dich auf, Harry, versprich es mir, sagte sie und ordnete ihre Kleider mit seltsam hellen Augen. Dann ffnete sie ihre gewaltige Handtasche: Ich hab fr euch alle belegte Brote gemacht ... hier, Ron ... nein, kein Corned Beef ... Fred? Wo ist Fred? Hier bist du ja, mein Lieber ... Harry, sagte Mr Weasley leise, komm mal kurz hier rber - Er ruckte mit dem Kopf in Richtung einer Sule, und Harry lie die anderen bei Mrs Weasley zurck und folgte ihm. Ich muss dir noch was sagen, bevor du fhrst _, sagte Mr Weasley mit angespannter Stimme. Schon gut, Mr Weasley, sagte Harry, ich wei es schon. Du weit es? Wie das denn? Ich - hm - ich hab Sie und Mrs Weasley gestern Abend sprechen gehrt. Das lie sich nicht vermeiden, fgte Harry rasch hinzu, tut mir Leid - Ich wollte eigentlich, dass du es auf andere Weise erfhrst, sagte Mr Weasley und sah jetzt besorgt aus. Nein - ehrlich gesagt, es ist besser so. Dann haben Sie wenigstens Fudge gegenber Ihr Wort nicht gebrochen und ich wei, was los ist. Harry, du hast jetzt sicher ziemliche Angst - Nein, hab ich nicht, sagte Harry wahrheitsgetreu. Wirklich, fgte er hinzu, weil Mr Weasley unglubig dreinblickte. Ich will ja nicht den Helden spielen, aber imErnst, Sirius Black kann doch nicht schlimmer sein als Voldemort, oder? Mr Weasley zuckte beim Klang dieses Namens zusammen, sagte jedoch nichts. Harry, ich wusste, dass du, wie soll ich sagen, strkere Nerven hast, als Fudge offenbar glaubt, und ich bin natrlich froh, dass du keine Angst hast, aber - Arthur!, rief Mrs Weasley, die nun die anderen wie eine kleine Schafherde zum Zug trieb, Arthur, was macht ihr da? Er fhrt gleich ab! Er kommt sofort, Molly!, sagte Mr Weasley, wandte sich jedoch erneut Harry zu und sprach leiser und hastiger weiter. Hr zu, ich will, dass du mir dein Wort gibst - - dass ich ein braver Junge sein und im Schloss bleiben werde?, sagte Harry mit dsterer Miene. Nicht ganz, sagte Mr Weasley, der jetzt ernster aussah, als Harry ihn je gesehen hatte. Harry, schwr mir, dass du nicht nach Black suchen wirst. Harry starrte ihn an. Wie bitte? Ein lauter Pfiff ertnte. Schaffner gingen am Zug entlang und schlugen die Tren zu. , -- Versprich mir, Harry, sagte Mr Weasley noch hastiger, dass, was immer auch passiert - Warum sollte ich nach jemandem suchen, von dem ich wei, dass er mich umbringen will?, fragte Harry gerade heraus. Schwr mir, was immer du hrst - Arthur, schnell!, rief Mrs Weasley. Dampfstrahlen zischten aus der Lok; der Zug war angefahren. Harry rannte zur Zugtr, und Ron hielt sie auf und trat zurck, um ihn einzulassen. Sie lehnten aus dem Fenster und winkten Mr und Mrs Weasley zu, bis der Zug um eine Kurve bog und ihnen die Sicht nahm. Ich muss mal mit euch allein reden, murmelte Harry Ron und Hermine zu, whrend der Zug allmhlich schneller wurde. Geh. mal kurz weg, Ginny, sagte Ron. Oh, wie nett, sagte Ginny beleidigt und stolzierte davon. Harry, Ron und Hermine gingen den Gang entlang, auf der Suche nach einem leeren Abteil, doch alle waren voll, auer dem einen ganz am Ende des Zuges. Dort war nur ein Platz besetzt. Ein Mann sa tief schlafend am Fenster. Harry, Ron und Hermine blieben an der Schiebetr stehen. Der Hogwarts-Express war sonst immer fr Schler reserviert gewesen und sie hatten nie einen Erwachsenen im Zug gesehen, mit Ausnahme der Hexe mit dem Imbisswagen. Der Fremde trug einen uerst schbigen, an mehreren Stellen geflickten Zaubererumhang. Er sah krank und erschpft aus. Obwohl noch recht jung, war sein hellbraunes Haar von grauen Strhnen durchzogen. Wer, glaubt ihr, ist das?, zischte Ron, als sie die Tr zuschoben und sich setzten mglichst weit von dem Mann am Fenster entfernt. Professor R. J. Lupin, flsterte Hermine ohne zu zgern. Woher weit du das denn schon wieder? Steht auf seinem Koffer, antwortete Hermine und deutete auf die Gepckablage ber dem Kopf des Mannes, wo ein kleiner, zerknautschter Koffer lag, der mit einer Menge Schnur sorgfltig zugeknotet war. Auf einer Seite stand in abbltternden Lettern der Name Professor R. J. Lupin. Welches Fach der wohl gibt?, sagte Ron und musterte stirnrunzelnd Professor Lupins bleiches Profil. Das ist doch klar, flsterte Hermine, es gibt nur eine freie Stelle, oder? Verteidigung gegen die dunklen Knste. Harry, Ron und Hermine hatten schon zwei Lehrer in diesem Fach gehabt, und beide hatten es nur ein Jahr lang durchgehalten. Gerchten zufolge brachte diese Stelle kein Glck. Ich hoffe, er schafft es, sagte Ron zweifelnd. Sieht eher aus, als ob ein guter Zauber ihn erledigen wrde, oder? Jedenfalls ..., er wandte sich Harry zu, was wolltest du uns sagen? Harry erzhlte die ganze Geschichte von dem Streit zwischen Mr und Mrs Weasley und der Warnung, die er soeben von Mr Weasley erhalten hatte. Als er fertig war, schien Ron wie vom Donner gerhrt und Hermine hatte die Hnde gegen die Lippen gepresst. Endlich ffnete sie den Mund und sagte: Sirius Black ist tatschlich ausgebrochen, um dich zu jagen? Oh, Harry ... du musst wirklich ganz, ganz vorsichtig sein. Such blo keinen rger, Harry ... Ich suche keinen rger, sagte Harry gereizt. Meist findet der rger mich. Harry msste doch eine schne Dumpfbacke sein, wenn er nach einem Verrckten sucht, der ihn umbringen will, sagte Ron mit zitternder Stimme. Die Neuigkeit erschtterte sie Mehr, als Harry erwartet Hatte. Beide schienen grere Angst vor Black zu haben als er. Keiner wei, wie er aus Askaban entkommen konnte, sagte Ron aufgebracht. Keiner hat es je geschafft. Und er war auch noch ein Hochsicherheitsgefangener. Aber sie werden ihn doch fassen, nicht wahr?, sagte Hermine nachdrcklich. Ich meine, die Muggel suchen ihn doch auch alle ... Was ist das fr ein Gerusch?, sagte Ron pltzlich. Von irgendwoher kam ein leises, blechernes Pfeifen. Sie sahen sich im Abteil um. Es kommt aus deinem Koffer, Harry, sagte Ron. Er stand auf und zog den Koffer aus der Gepckablage. Einen Augenblick spter hatte er das Taschenspickoskop zwischen Harrys Umhngen herausgezogen. Rasend schnell und hell aufleuchtend drehte es sich auf Rons Handflche. Ist das ein Spickoskop?, fragte Hermine neugierig und stand auf, um es nher in Augenschein zu nehmen. Ja ... allerdings ein ziemlich billiges, sagte Ron. Seit ich es Errol ans Bein gebunden hab, um es Harry zu schicken, spinnt es ein wenig. Hast du damals irgendwas Komisches gemacht?, sagte Hermine mit forschendem Blick. Nein! Nun ja ... ich htte eigentlich nicht Errol nehmen sollen, du weit doch, dass er nicht fit ist fr lange Flge ... aber wie sollte ich Harry das Geschenk denn sonst schicken? Steck es zurck in den Koffer, mahnte Harry, als das Spickoskop anfing, durchdringend zu pfeifen, oder er wacht noch auf. Er nickte zu Professor Lupin hinber. Ron stopfte das Spickoskop in ein besonders frchterliches Paar von Onkel Vernons alten Socken, was das Pfeifen abwrgte, dann klappte er den Koffer zu. Wir knnten es in Hogsmeade nachsehen lassen, sagte Ron und setzte sich wieder. Sie verkaufen solche Sachen bei Derwisch und Banges, magische Werkzeuge und so Zeugs, das wei ich von Fred und George. Weit du viel ber Hogsmeade?, fragte Hermine interessiert. Ich hab gelesen, es ist der einzige Ort in England, wo kein einziger Muggel lebt. Ja, ich glaub schon, sagte Ron gleichgltig, aber das ist nicht der Grund, weshalb ich dort hinmchte. Ich will einfach mal in den Honigtopf! Was ist das?, wollte Hermine wissen. Der Sigkeitenladen, sagte Ron und ein trumerischer Ausdruck trat auf sein Gesicht, wo sie alles haben - Pfefferkekse - die lassen dir den Mund rauchen - und groe pralle Schokokugeln, gefllt mit Erdbeermousse und Schlagsahne und ganz tolle Zuckerfederhalter, die kannst du in der Schule lutschen und siehst dabei aus, als wrdest du nur berlegen, was du schreiben sollst - Aber Hogsmeade ist doch auch sonst ganz interessant, oder?, bohrte Hermine wissbegierig nach. In Historische Sttten der Zauberei heit es, das Wirtshaus sei das Hauptquartier des berchtigten Koboldaufstands von 1612 gewesen und die Heulende Htte soll das am belsten spukende Gebude im ganzen Land sein - - und dicke Brausekugeln, du hebst vom Boden ab, wenn du sie lutschst, sagte Ron, der offensichtlich kein Wort von dem hren wollte, was Hermine zu sagen hatte. Hermine wandte sich Harry zu. Wr es nicht schn, mal ein wenig aus der Schule rauszukommen und Hogsmeade zu erkunden? Sicher, brummte Harry. Ihr msst mir dann erzhlen, wie es war. Was soll das heien?, sagte Ron. Ich kann nicht mit. Die Dursleys haben die Zustimmungserklrung fr mich nicht unterschrieben und Fudge wollte auch nicht. Ron war entsetzt. Du darfst nicht mitkommen? Aber kommt nicht in Frage, McGonagall oder sonst jemand wird es schon erlauben - Harry lachte hohl. Professor McGonagall, die das Haus Gryffindor leitete, war sehr streng. Oder wir fragen Fred und George, die kennen alle Geheimgnge aus dem Schloss heraus. Ron!, sagte Hermine in schneidendem Ton. Ich glaube nicht, dass Harry sich aus der Schule schleichen sollte, wenn Black auf freiem Fu ist. ja, das wird McGonagall sicher auch sagen, wenn ich sie um Erlaubnis frage, sagte Harry erbittert. Aber wenn wir ihn begleiten, Hermine, sagte Ron beherzt, wird Black es nicht wagen. Ach Ron, red keinen Stuss, fuhr ihn Hermine an. Black hat mitten auf einer belebten Strae ein Dutzend Leute umgebracht, glaubst du wirklich, er wird sich davon abhalten lassen, Harry anzugreifen, nur weil wir dabei sind? Whrend sie sprach, nestelte sie an den Spannverschlssen von Krummbeins Korb herum. Lass blo dieses Tier nicht raus!, sagte Ron. Doch zu spt; leichtfig hpfte Krummbein aus dem Korb, streckte sich, ghnte und sprang auf Rons Knie; das Knuel in Rons Brusttasche zitterte und wtend schob er Krummbein beiseite. Hau ab! Ron, nicht!, sagte Hermine zornig. Ron wollte gerade zurckfauchen, als sich Professor Lupin regte. Gebannt beobachteten sie ihn, doch er drehte nur mit leicht geffnetem Mund den Kopf auf die andere Seite und schlief weiter. Der Hogwarts-Express fuhr stetig nordwrts und die Landschaft vor dem Fenster wurde wilder und dsterer und die Wolken am Himmel verdichteten sich. Vor der Abteiltr rannten Schler hin und her. Krummbein hatte sich jetzt auf einem leeren Sitz niedergelassen, das eingedellte Gesicht Ron zugewandt und die gelben Augen auf Rons Brusttasche gerichtet. Um eins schob die plumpe Hexe mit dem Imbisswagen die Tr auf. Meint ihr, wir sollten ihn aufwecken?, fragte Ron verlegen und nickte zu Professor Lupin hinber. Sieht aus, als knnte er was zu essen vertragen. Hermine nherte sich vorsichtig dem Professor. hm - Professor?, sagte sie. Verzeihung - Professor? Er rhrte sich nicht. Schon gut, Mdchen, sagte die Hexe und reichte Harry einen mchtigen Stapel Kesselkuchen, wenn er aufwacht und Hunger hat, ich bin vorne beim Zugfhrer. Ich hoffe doch, dass er schlft?, sagte Ron leise, als die Hexe die Abteiltr zugeschoben hatte. Ich meine - er ist nicht tot, oder? Nein, nein, er atmet, flsterte Hermine und nahm das Stck Kesselkuchen, das Harry ihr reichte. Professor Lupin mochte keine angenehme Gesellschaft sein, doch dass er in ihrem Abteil war, hatte seine ntzlichen Seiten. Am spten Nachmittag, gerade als es zu regnen begonnen hatte und die sanften Hgel vor dem Fenster verschwammen, hrten sie erneut Schritte auf dem Gang und die Mitschler, die sie am wenigsten leiden konnten, erschienen an der Tr: Draco Malfoy, Vincent Crabbe und Gregory Goyle. Draco Malfoy und Harry waren verfeindet, seit sie sich auf ihrer ersten Zugreise nach Hogwarts getroffen hatten. Malfoy mit seinem blassen, spitzen und blasierten Gesicht war im Haus Slytherin; er war Sucher in der Quidditch-Mannschaft der Slytherins, ebenso wie Harry bei den Gryffindors. Crabbe und Goyle schienen nur zu existieren, um Malfoys Befehle auszufhren. Beide waren breit gebaut und muskuls; Crabbe war der Grere von beiden und hatte einen Haarschnitt wie eine Puddingschssel und einen sehr dicken Hals; Goyle hatte kurzes, stoppliges Haar und lange Gorillaarme. Schaut, schaut, wen haben wir denn da, sagte Malfoy in seinem blichen trgen, schnarrenden Tonfall und riss die Abteiltr auf. Potty und das Wiesel. Crabbe und Goyle kicherten wie Kobolde. Hab gehrt, dein Vater ist diesen Sommer endlich zu etwas Gold gekommen, Weasley, sagte Malfoy. Ist deine Mutter an dem Schock gestorben? Ron stand so schnell auf, dass er Krummbeins Korb zu Boden stie. Professor Lupin lie einen Schnarcher vernehmen. Wer ist das denn?, fragte Malfoy, als er Lupin bemerkte, und trat instinktiv einen Schritt zurck. Ein neuer Lehrer, sagte Harry, der ebenfalls aufgestanden war, um Ron im Falle eines Falles im Zaum zu halten. Was wolltest du gerade sagen, Malfoy? Malfoys blasse Augen verengten sich; er war nicht der Dummkopf, der vor der Nase eines Lehrers Streit anfangen wrde. Los, kommt, murmelte er widerwillig Crabbe und Goyle zu und sie verschwanden. Harry und Ron setzten sich wieder; Ron rieb sich die Handknchel. Dieses Jahr lass ich mir von Malfoy nichts mehr bieten, sagte er zornig, und das meine ich ernst. Wenn er noch einen Witz ber meine Familie macht, pack ich ihn am Kopf und - Ron fuchtelte heftig mit den Armen herum. Ron, zischte Hermine und deutete auf Professor Lupin, sei vorsichtig - Doch Professor Lupin schlief seelenruhig. Der Zug fuhr weiter nach Norden und der Regen wurde strker; die Fenster hatten ein undurchdringliches, schimmerndes Grau angenommen, das sich allmhlich verdun-kelte, bis schlielich die Laternen in den Gngen und ber den Gepcknetzen aufflackerten. Der Zug ratterte dahin, der Regen trommelte gegen die Fenster, der Wind heulte, doch Professor Lupin schlief weiter. Wir mssen doch bald da sein, sagte Ron und lehnte sich an Professor Lupin vorbei zum inzwischen fast schwarzen Fenster. Und wie zur Besttigung seiner Worte begann der Zug langsamer zu werden. Endlich, sagte Ron, stand auf und ging mit einem vorsichtigen Blick auf Professor Lupins Beine zum Fenster, um hinauszusehen. Ich verhungere noch. Was ich jetzt brauche, ist das Festessen ... Hermine sah auf die Uhr. Eigentlich knnen wir noch nicht da sein, sagte sie. Und warum halten wir dann? Der Zug bremste allmhlich ab. Nun, da der Lrm der Kolben sich abschwchte, schlugen Wind und Regen lauter denn je gegen die Fenster. Harry, der an der Tr sa, erhob sich und warf einen Blick auf den Gang. Entlang des ganzen Wagens lugten neugierige Kpfe aus den Abteilen. Mit einem Ruck kam der Zug zum Stillstand und fernes Poltern und Krachen sagte ihnen, dass Koffer aus den Gepcknetzen gefallen waren. Dann, ohne jede Vorwarnung, erloschen alle Lampen und sie waren jh in schwarze Dunkelheit gehllt. Was ist da los?, ertnte Rons Stimme hinter Harry. Autsch!, keuchte Hermine. Ron, das war mein Fu! Harry tastete sich zurck zu seinem Sitz. Glaubst du, wir haben eine Panne? Keine Ahnung ... Es gab ein quietschendes Gerusch und Harry sah die ver-schwommene schwarze Gestalt Rons das Fenster wischen, um hinauszuschauen. Da drauen bewegt sich was, sagte Ron, ich glaube, es steigen Leute ein ... Pltzlich ging die Abteiltr auf, jemand stie schmerzhaft gegen Harrys Beine und strzte zu Boden. Verzeihung, wisst ihr, was da los ist? Autsch, tut mir Leid - Hallo, Neville, sagte Harry. Er tastete in der Dunkelheit umher und zog Neville an seinem Umhang auf die Beine. Harry? Bist du das? Was ist eigentlich los? Keine Ahnung - setz dich - Darauf folgte ein lautes Fauchen und ein Schmerzensschrei; Neville hatte versucht sich auf Krummbein niederzulassen. Ich geh jetzt nach vorn und frag den Zugfhrer, was hier vor sich geht, lie Hermine vernehmen. Harry sprte sie an sich vorbeigehen, hrte die Tr aufgleiten und dann einen dumpfen Schlag und zwei laute Aufschreie. Wer ist das? Wer ist das? Ginny? Hermine? Was tust du hier? Ich suche Ron. Komm rein und setz dich hin. Nicht hier!, sagte Harry rasch. Autsch!, sagte Neville. Ruhe!, sagte pltzlich eine heisere Stimme. Professor Lupin schien endlich aufgewacht zu sein. Harry konnte hren, dass sich in seiner Ecke etwas regte. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Sie hrten ein leises Knistern, und ein flackerndes Lichterleuchtete das Abteil. Professor Lupin schien eine Hand voll Flammen zu tragen. Sie beleuchteten sein mdes graues Gesicht, doch seine Augen glnzten wachsam und voll Argwohn. Bleibt, wo ihr seid, sagte er mit seiner heiseren Stimme und erhob sich langsam, die Hand mit den Flammen vor sich ausgestreckt. Doch die Tr glitt auf, bevor Lupin sie erreichte. Am Eingang, erhellt von den flackernden Flammen in Lupins Hand, stand eine vermummte Gestalt, die bis zur Decke ragte. Das Gesicht war unter einer Kapuze vollstndig verborgen. Harrys Blick schoss nach unten, und was er da sah, lie seinen Magen zusammenkrampfen. Eine Hand lugte unter dem Umhang hervor und es war eine glitzernd graue, schleimige Hand, wie die eines Toten, der zu lange im Wasser gelegen hatte ... Doch er sah sie nur fr den Bruchteil einer Sekunde. Als ob das Wesen unter dem Umhang Harrys Blick gesprt htte, zog es die Hand rasch unter die Falten des schwarzen Umhangs zurck. Und dann holte das Kapuzenwesen, was immer es war, lange und tief rasselnd Atem, als ob es versuchte, mehr als nur Luft aus seiner Umgebung zu saugen. Eine bittere Klte legte sich ber sie. Harry sprte seinen Atem in der Brust stocken. Die Klte drang ihm unter die Haut. Sie drang in seine Brust, ins Innere seines Herzens ... Harrys Augpfel drehten sich nach innen. Er konnte nichts mehr sehen. Die Klte ertrnkte ihn. In seinen Ohren rauschte es, wie von Wasser. Etwas zog ihn in die Tiefe, das Rauschen wurde lauter ... Und dann, aus weiter Ferne, hrte er Schreie, schreckliche, grauenerfllte, flehende Schreie - er wollte helfen, wer auch immer es war, er versuchte die Arme zu bewegen,doch er konnte nicht - ein dichter weier Nebel wirbelte um ihn auf, drang in sein Inneres - Harry! Harry! Alles in Ordnung? Jemand gab ihm eine Ohrfeige. W-was? Harry ffnete die Augen; ber ihm brannten Lampen, und der Fuboden vibrierte - die Lichter waren angegangen und der Hogwarts-Express fuhr wieder. Offenbar war er von seinem Sitz auf den Boden geglitten. Ron und Hermine knieten neben ihm, und ber ihnen sah er Neville und Professor Lupin, die ihn gespannt musterten. Harry war speibel; als er die Hand hob, um seine Brille zurechtzurcken, sprte er kalten Schwei auf seinem Gesicht. Ron und Hermine hievten ihn zurck auf seinen Platz. Geht's wieder?, fragte Ron nervs. Ja, sagte Harry und warf rasch einen Blick zur Tr. Die vermummte Kreatur war verschwunden. Was ist passiert? Wo ist dieses - dieses Wesen? Wer hat geschrien? Kein Mensch hat geschrien, sagte Ron, jetzt noch nervser. Harry sah sich in dem hell erleuchteten Abteil um. Ginny und Neville, beide ganz blass, erwiderten seinen Blick. Aber ich hab Schreie gehrt. Ein lautes Knacken lie sie alle zusammenfahren. Professor Lupin brach einen gewaltigen Riegel Schokolade in Stcke. Hier, sagte er zu Harry und reichte ihm ein besonders groes Stck. Iss. Dann geht's dir besser. Harry nahm die Schokolade, a sie jedoch nicht. Was war das fr ein Wesen?, fragte er Lupin. Ein Dementor, sagte Lupin, whrend er die Schokolade an die andern verteilte. Einer der Dementoren von Askaban. Alle starrten ihn an. Professor Lupin knllte das leere Schokoladenpapier zusammen und steckte es in die Tasche. Iss, sagte er noch einmal. Das hilft. Entschuldigt mich, ich muss mit dem Zugfhrer sprechen - Er ging an Harry vorbei und verschwand im Gang. Bist du sicher, dass du in Ordnung bist, Harry?, sagte Hermine und musterte ihn besorgt. Ich begreif es nicht ... was ist passiert?, fragte Harry und wischte sich erneut den Schwei von der Stirn. Nun - dieses Wesen - dieser Dementor - stand da und hat sich umgesehen - wenigstens nehm ich an, dass er es tat, ich konnte sein Gesicht nicht sehen - und du, du - Ich dachte, du httest so eine Art Anfall, sagte Ron, dem der Schreck immer noch im Gesicht stand. Du bist irgendwie steif geworden und von deinem Sitz gefallen und hast angefangen zu zucken. Und Professor Lupin ist ber dich gestiegen, hat sich vor dem Dementor aufgestellt und den Zauberstab gezckt, sagte Hermine. Und dann hat er gesagt: >Keiner von uns hier versteckt Sirius Black unter seinem Umhang. Geht.< Aber der Dementor hat sich nicht gerhrt. Dann hat Lupin etwas gemurmelt und etwas Silbernes ist aus seinem Zauberstab auf den Dementor gerichtet geschossen und der hat sich umgedreht und ist auf so merkwrdige Art davongeglitten. Es war schrecklich, sagte Neville mit noch hherer Stimme als sonst. Hast du gemerkt, wie kalt es wurde, als er reinkam? Ich hab mich so komisch gefhlt, sagte Ron und zog beklommen die Schultern hoch. Als ob ich nie mehr froh sein wrde ... Ginny, die in ihrer Ecke zusammengekauert sa und fast so schlecht aussah, wie Harry sich fhlte, lie einen leisenSchluchzer vernehmen; Hermine ging zu ihr und legte ihr trstend den Arm um die Schultern. Aber ist denn keiner von euch - vom Sitz gefallen?, fragte Harry verlegen. Nein, sagte Ron und sah Harry erneut beunruhigt an. Aber Ginny hat wie verrckt gezittert ... Harry begriff nicht. Er fhlte sich schwach und wackelig; als ob er sich von einem schweren Grippeanfall erholen msste; auch sprte er einen Anflug von Scham. Warum hatte es ausgerechnet ihn so frchterlich erwischt und keinen von den andern? Professor Lupin kam zurck. Er trat ein, Stockte, sah sich um und sagte dann mit dem Anflug eines Lchelns: Ich hab die Schokolade nicht vergiftet, glaub mir ... Harry biss ein Stck ab, und zu seiner groen berraschung breitete sich pltzlich Wrme bis in seine Fingerspitzen und Zehen aus. In zehn Minuten sind wir in Hogwarts, sagte Professor Lupin. #Wie geht's dir, Harry? Harry fragte nicht, woher Professor Lupin seinen Namen kannte. Gut, nuschelte er verlegen. Sie sprachen nicht viel whrend der verbleibenden Reise. Endlich hielt der Zug am Bahnhof von Hogwarts. Unter groem Durcheinander drngelten alle nach drauen; Eulen heulten, Katzen miauten und Nevilles Krte quakte laut unter seinem Hut hervor. Auf dem kleinen Bahnsteig war es bitterkalt; in eisigen Ben prasselte der Regen nieder. Erstklssler hier lang, rief eine vertraute Stimme. Harry, Ron und Hermine wandten sich um und sahen den riesenhaften Umriss Hagrids am anderen Ende des Bahnsteigs, der die verngstigt aussehenden neuen Schler zu sich winkte, um dann, wie es der Brauch war, mit ihnen ber den See zu fahren Alles klar, ihr drei?, rief Hagrid ber die Kpfe der Menge hinweg. Sie winkten ihm zu, hatten jedoch keine Gelegenheit, mit ihm zu sprechen, weil die Menschenmasse sie in die andere Richtung schob. Harry, Ron und Hermine folgten den anderen Schlern den Bahnsteig entlang und hinaus auf einen holprigen, schlammigen Fahrweg, wo mindestens hundert Kutschen auf sie warteten. Als sie eingestiegen waren und den Wagenschlag geschlossen hatten, setzte sich die Kutsche wie von allein in Bewegung und reihte sich rumpelnd und schaukelnd in die Prozession ein. Sie werden von unsichtbaren Pferden gezogen, berlegte Harry. - In der Kutsche roch es leicht nach Moder und Stroh. Seit der Schokolade fhlte sich Harry besser, doch immer noch schwach. Ron und Hermine warfen ihm stndig Blicke von der Seite her zu, als ob sie frchteten, er knne erneut in Ohnmacht fallen. Als die Kutsche auf ein reich verziertes, zweiflgliges Eisentor zuratterte, das zu beiden Seiten von steinernen Sulen mit geflgelten Ebern an der Spitze flankiert war, sah Harry zwei weitere riesige, vermummte Dementoren, die unter den Ebern Wache standen. Eine kalte Welle aus belkeit drohte ihn erneut zu ertrnken; er lehnte sich zurck in seinen harten Sitz und schloss die Augen, bis sie das Tor passiert hatten. Auf dem langen, ansteigenden Weg hoch zum Schloss wurde die Kutsche allmhlich schneller; Hermine steckte den Kopf aus dem kleinen Fenster und sah zu, wie die vielen Zinnen und Trme nher kamen. Endlich machte die Kutsche schaukelnd Halt und Hermine und Ron stiegen aus. Als Harry die Stufen hinabkletterte, drang ein trges, schadenfrohes Schnarren an sein Ohr. Du bist in Ohnmacht gefallen, Potter? Sagt Longbottom die Wahrheit? Du bist tatschlich ohnmchtig geworden? Malfoy stie Hermine mit dem Ellbogen beiseite und stellte sich Harry auf den steinernen Stufen hoch zum Schloss in den Weg. Sein Gesicht war voll Hme und seine blassen Augen glitzerten tckisch. Hau ab, Malfoy, sagte Ron mit zusammengebissenen Zhnen. Bist du auch ohnmchtig geworden, Weasley?, sagte Malfoy laut. Hat der schreckliche alte Dementor dir auch Angst eingejagt, Weasley? Gibt es hier ein Problem?, sagte eine sanfte Stimme. Professor Lupin war gerade aus der nachfolgenden Kutsche gestiegen. Malfoy warf Professor Lupin einen berheblichen Blick zu und lie die Augen ber die Flicken auf seinem Umhang und den zerbeulten Koffer wandern. Mit leisem Spott in der Stimme sagte er: O nein - hm - Professor, dann grinste er Crabbe und Goyle zu und stolzierte den beiden voran die Stufen zum Schloss hoch. Hermine stupste Ron in den Rcken, um ihn anzutreiben, und die drei schlossen sich den Scharen der andern Schler an, die zum Schloss hinaufgingen und durch das mchtige Portal in die gerumige, von flackernden Fackeln erleuchtete Eingangshalle strmten, von der aus eine herrliche marmorne Treppe in die oberen Stockwerke fhrte. Zu ihrer Rechten ffnete sich die Tr zur Groen Halle; Harry folgte den Schlern, die hineinstrmten, doch kaum hatte er einen Blick auf die verzauberte Decke geworfen, die heute Abend schwarz und bewlkt war, da rief eine Stimme: Potter! Granger! Ich will Sie beide sprechen! Harry und Hermine wandten sich berrascht um. Professor McGonagall, die Lehrerin fr Verwandlung und Leiterin des Hauses Gryffindor, hatte sie ber die Kpfe der Mengehinweg gerufen. Sie war eine Hexe mit strenger Miene; das Haar hatte sie zu einem festen Knoten gebunden und ihre scharfen Augen wurden von quadratischen Brillenglsern umrahmt. Harry kmpfte sich mit unguter Vorahnung zu ihr durch; Professor McGonagall hatte ihre eigene Art, ihm das Gefhl zu geben, irgendetwas falsch gemacht zu haben. Kein Grund, so besorgt auszusehen. Ich will nur, dass ihr auf ein Wort in mein Bro kommt, sagte sie. Sie gehen weiter, Weasley. Ron starrte ihnen nach, whrend Professor McGonagall Harry und Hermine von der schnatternden Menge fortfhrte, sie die Marmortreppe hoch- und einen Korridor entlangbugsierte. Sobald sie in ihrem Bro waren, einem kleinen Raum mit einem groen, behaglichen Feuer, wies Professor McGonagall Harry und Hermine an, sich zu setzen. Sie selbst lie sich hinter ihren Schreibtisch nieder und begann ohne Umschweife: Professor Lupin hat eine Eule vorausgeschickt, um mich zu benachrichtigen, dass Sie im Zug einen Ohnmachtsanfall hatten, Potter. Bevor Harry antworten konnte, klopfte es sanft an der Tr und Madam Pomfrey, die Krankenschwester, kam hereingewuselt. Harry sprte, wie er rot anlief, Schlimm genug, dass er ohnmchtig geworden war, oder was es auch gewesen sein mag, nun machten sie auch noch alle so viel Aufhebens davon. Mir geht's gut, sagte er. Ich brauche nichts. Oh, du warst es?, sagte Madam Pomfrey. Sie achtete nicht auf seine Worte, beugte sich ber ihn und musterte ihn mit scharfem Blick. Ich nehme an, du hast wieder was Gefhrliches angestellt? Es war ein Dementor, Poppy, sagte Professor McGonagall. Sie tauschten dstere Blicke aus und Madam Pomfrey schnalzte missbilligend mit der Zunge. Dementoren um die Schule herum aufstellen, murmelte sie und strich Harrys Haare zurck, um ihm die Stirn zu fhlen, da wird er nicht der Letzte sein, der zusammenbricht. ja, er ist ganz unterkhlt. Frchterliche Ungeheuer sind das, und wenn man bedenkt, wie sie auf Leute wirken, die ohnehin schon zartbesaitet sind. Ich bin nicht zart besaitet!, sagte Harry beleidigt. Natrlich nicht, sagte Madam Pomfrey geistesabwesend und fhlte ihm den Puls. Was braucht er?, sagte Professor McGonagall forsch. Bettruhe? Sollte er die Nacht vielleicht im Krankenflgel verbringen? Mir geht's gut!, sagte Harry und sprang auf Die Vorstellung, was Draco Malfoy sagen wrde, wenn er in den Krankenflgel msste, war die reine Folter. Nun, zumindest sollte er ein wenig Schokolade bekommen, sagte Madam Pomfrey, die jetzt versuchte, in Harrys Augen zu sphen. Ich hatte schon welche, sagte Harry. Professor Lupin hat mir ein Stck gegeben. Er hat sie an uns alle verteilt. Ach, das war nett von ihm, sagte Madam Pomfrey anerkennend. Also haben wir endlich einen Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Knste, der seine Gegenmittel beherrscht? Sind Sie sicher, dass Sie sich wohl fhlen, Potter?, fragte Professor McGonagall in scharfem Ton. Ja, sagte Harry. Sehr schn. Warten Sie bitte drauen, whrend ich kurz mit Miss Granger ber ihren Stundenplan spreche, dann knnen wir zusammen nach unten gehen. Harry ging hinaus in den Gang, zusammen mit Madam Pomfrey, die leise murmelnd in den Krankenflgel zurckkehrte. Er musste nur wenige Minuten warten; als Hermine aus der Tr trat, schien sie sehr froh ber etwas zu sein. Professor McGonagall folgte ihr und die drei stiegen die Marmortreppe hinunter in die Groe Halle. Die Halle war ein Meer aus schwarzen Spitzhten; die langen Tische der vier Huser waren voll besetzt mit Schlern, deren Gesichter beim Licht Tausender schwebender Kerzen erglhten. Professor Flitwick, ein winziger Zauberer mit einem Schock weien Haars, trug gerade einen alten Hut und einen dreibeinigen Stuhl aus der Halle. Schade, sagte Hermine, wir haben die Auswahl versumt! Die neuen Schler in Hogwarts wurden auf die Huser verteilt (Gryffindor, Ravenclaw, Hufflepuff und Slytherin). Dazu diente der Sprechende Hut, den sie aufsetzten und der daraufhin laut das Haus verkndete, zu dem sie am besten passten. Professor McGonagall schritt auf ihren Platz am Lehrertisch zu und Harry und Hermine gingen so unauffllig wie mglich in die andere Richtung zum Tisch der Gryffindors. Ihre Mitschler wandten sich nach ihnen um, whrend sie an der rckwrtigen Wand der Halle entlanggingen, und ein paar deuteten auf Harry. Hatte sich die Geschichte von seinem Ohnmachtsanfall vor dem Dementor so rasch herumgesprochen? Harry und Hermine setzten sich neben Ron, der ihnen Pltze freigehalten hatte. Was sollte der ganze Aufstand?, murmelte er Harry zu. Harry begann flsternd zu erklren, doch in diesem Augenblick erhob sich der Schulleiter und Harry verstummte. Professor Dumbledore, obwohl sehr alt, erweckte immer den Eindruck von ungeheurer Kraft. Er hatte fast meterlan-ges silbernes Haar und einen Bart, halbmondfrmige Brillenglser und eine scharf gekrmmte Nase. Oft hie es, er sei der grte Zauberer seiner Zeit, doch das war nicht der Grund, weshalb Harry ihn schtzte. Man konnte einfach nicht umhin, Albus Dumbledore zu vertrauen, und whrend Harry beobachtete, wie Dumbledore die Schler reihum strahlend anlchelte, fhlte er sich zum ersten Mal, seit der Dementor das Zugabteil betreten hatte, richtig entspannt. Willkommen!, sagte Dumbledore und das Kerzenlicht schimmerte auf seinem Bart. Willkommen zu einem neuen Jahr in Hogwarts! Ich habe euch allen einige Dinge mitzuteilen, und da etwas sehr Ernstes darunter ist, halte ich es fr das Beste, wenn ich gleich damit herausrcke, denn nach unserem herrlichen Festmahl werdet ihr sicher ein wenig bedrppelt sein ... Dumbledore rusperte sich und fuhr fort: Wie ihr mitbekommen habt, ist der Hogwarts-Express durchsucht worden, und ihr wisst inzwischen, dass unsere Schule gegenwrtig einige der Dementoren von Askaban beherbergt, die im Auftrag des Zaubereiministeriums hier sind. Er hielt inne und Harry fiel ein, dass Mr Weasley gesagt hatte, auch Dumbledore sei nicht glcklich darber, dass die Dementoren die Schule bewachten. Sie sind an allen Eingngen zum Gelnde Postiert, fuhr Dumbledore fort, und ich muss euch klar sagen, dass niemand ohne Erlaubnis die Schule verlassen darf, whrend sie hier sind. Dementoren drfen nicht mit Tricks oder Verkleidungen zum Narren gehalten werden - nicht einmal mit Tarnumhngen, fgte er mild lchelnd hinzu, und Harry und Ron warfen sich verstohlene Blicke zu. Es liegt nicht in der Natur eines Dementors, Bitten oder Ausreden zu verstehen. Ich mahne daher jeden Einzelnen von euch: Gebtihnen keinen Grund, euch Leid zuzufgen. Ich erwarte von unseren Vertrauensschlern und von unserem neuen Schulsprecherpaar, dass sie dafr sorgen, dass kein Schler und keine Schlerin den Dementoren in die Quere kommt, sagte Dumbledore. Percy, der einige Sthle von Harry entfernt sa, warf sich erneut in die Brust und blickte Achtung heischend in die Runde. Dumbledore legte eine Pause ein; er lie die Augen mit ernster Miene durch den Saal wandern; niemand bewegte sich oder machte auch nur das kleinste Gerusch. Und nun zu etwas Angenehmerem, fuhr er fort. Ich freue mich, dieses Jahr zwei neue Lehrer in unseren Reihen begren zu knnen. Zunchst Professor Lupin, der sich freundlicherweise bereit erklrt hat, die Stelle des Lehrers fr Verteidigung gegen die dunklen Knste zu bernehmen. Es gab vereinzelten, wenig begeisterten Beifall. Nur jene, die mit Professor Lupin im Zugabteil gesessen hatten, und dazu gehrte Harry; klatschten wild in die Hnde. Professor Lupin sah neben all den andern Lehrern in ihren besten Umhngen besonders schbig aus. Schau dir Snape an!, zischte Ron Harry ins Ohr. Professor Snape, der Lehrer fr Zaubertrnke, starrte quer ber den Tisch auf Professor Lupin. Es war kein Geheimnis, dass Snape eigentlich dessen Stelle haben wollte, doch selbst Harry, der Snape nicht leiden konnte, war bestrzt ber den Ausdruck, der ber sein schmales, fahles Gesicht zuckte; es war mehr als Wut; es war blanker Hass. Harry kannte diesen Ausdruck nur zu gut; es war derselbe Blick, mit dem Snape jedes Mal Harry ansah. Zu unserer zweiten Neuernennung, fuhr Dumbledore fort, whrend der halbherzige Applaus fr Professor Lupin erstarb. Nun, es tut mir Leid, euch sagen zu mssen, dassProfessor Kesselbrand, unser Lehrer fr die Pflege magischer Geschpfe, Ende letzten Jahres in den Ruhestand getreten ist, um sich noch ein wenig seiner verbliebenen Gliedmaen erfreuen zu knnen. Jedoch bin ich froh sagen zu knnen, dass sein Platz von keinem anderen als Rubeus Hagrid eingenommen wird, der sich bereit erklrt hat, diese Lehrttigkeit zustzlich zu seinen Pflichten als Wildhter zu bernehmen. Harry, Ron und Hermine starrten sich verdutzt an. Dann stimmten auch sie in den Beifall ein, der besonders am Tisch der Gryffindors tumultartige Zge annahm; Harry lehnte sich vor, um Hagrid sehen zu knnen, der rubinrot angelaufen war und auf seine gewaltigen Pranken hinunterstarrte, das breite Grinsen im Gestrpp seines schwarzen Bartes verborgen. Das htten wir doch erraten knnen!, brllte Ron und hmmerte auf den Tisch, wer sonst wrde uns ein beiendes Buch auf die Liste setzen? Harry, Ron und Hermine hrten als Letzte zu klatschen auf, und als Professor Dumbledore wieder zu sprechen begann, sahen sie, wie Hagrid sich am Tischtuch die Augen wischte. Nun, ich denke, das ist alles, was zu erwhnen wre, sagte Dumbledore. Beginnen wir mit dem Festmahl! Die goldenen Teller und Becher vor ihnen fllten sich pltzlich mit Speisen und Getrnken. Harry, mit einem Mal hungrig wie ein Tier, tat sich von allem, was er mit Hnden erreichen konnte, etwas auf und begann zu essen. Es war ein herrliches Mahl; die Halle war erfllt von Stimmen, Gelchter und vom Geklirr der Messer und Gabeln. Doch Harry, Ron und Hermine wollten schnell fertig werden, um mit Hagrid sprechen zu knnen. Sie wussten, wie viel es ihm bedeutete, zum Lehrer ernannt worden zusein. Hagrid war kein vollstndig ausgebildeter Zauberer; er war im dritten Schuljahr von Hogwarts verwiesen worden, wegen eines Verbrechens, das er nicht begangen hatte; erst Harry, Ron und Hermine hatten letztes Jahr seinen guten Namen wiederhergestellt. Endlich, als die letzten Krmel Krbistorte von den goldenen Tellern verschwunden waren, verkndete Dumbledore, es sei nun fr alle an der Zeit, ins Bett zu gehen, und das war ihre Chance. Herzlichen Glckwunsch, Hagrid,kreischte Hermine, als sie zum Lehrertisch gelangten. Allen Dank euch dreien, sagte Hagrid zu ihnen aufblickend und wischte sich das glnzende Gesicht mit der Serviette ab. Kann's einfach nicht glauben ... groartiger Mann, Dumbledore ... kam schnurstracks rber zu meiner Htte, nachdem Professor Kesselbrand gesagt hatte, er htte genug ... das hab ich mir immer gewnscht ... berwltigt vor Rhrung vergrub er das Gesicht in der Serviette, und Professor McGonagall scheuchte sie davon. Harry, Ron und Hermine schlossen sich den Gryffindors an, die die Treppe emporstrmten, und gingen, inzwischen recht mde, die Korridore entlang und noch mehr Treppen empor, bis sie zum versteckten Eingang des Gryffindor-Turms kamen. Das groe Bildnis einer fetten Dame in einem rosa Kleid fragte sie: Passwort? Ich komm schon, ich komm schon!, rief Percy am anderen Ende der Schlerschlange. Das neue Passwort ist Fortuna Major! O nein, sagte Neville Longbottom traurig. Es fiel ihm immer schwer, sich Passwrter zu merken. Sie kletterten durch das Portrtloch und durchquerten den Gemeinschaftsraum, und schlielich nahmen Jungen und Mdchen verschiedene Treppen nach oben; Harry stiegdie Wendeltreppe hoch und dachte einzig daran, wie froh er war, zurck zu sein; sie kamen in den vertrauten, runden Schlafsaal mit ihren Himmelbetten, und als Harry sich umsah, hatte er das Gefhl, endlich wieder zu Hause zu sein. ~Teebltter und Krallen Als Harry, Ron und Hermine am nchsten Morgen zum Frhstck in die Groe Halle kamen, fiel ihnen zuallererst Draco Malfoy auf, der eine groe Schar Slytherins mit einer offenbar sehr komischen Geschichte unterhielt. Whrend sie vorbeigingen, gab Malfoy eine drollige Vorstellung von einem Ohnmachtsanfall zum Besten und heimste dafr johlendes Gelchter ein. Achte nicht auf ihn, sagte Hermine, die dicht hinter Harry ging, ignorier ihn einfach, er ist es nicht wert ... He, Potter!, kreischte Pansy Parkinson, ein Slytherin-Mdchen mit einem Gesicht wie ein Mops, Potter! Die Dementoren kommen, Potter! Uuuuhuuuh! Harry lie sich auf einen Stuhl am Tisch der Gryffindors fallen, neben George Weasley. Die neuen Stundenplne fr die Drittklssler, sagte George und reichte die Bltter weiter. Was ist los mit dir, Harry? Malfoy, sagte Ron, der sich ebenfalls zu George gesetzt hatte und zornig zum Tisch der Slytherins hinberstarrte. George sah gerade noch rechtzeitig hoch, um zu sehen, wie Malfoy schon wieder so tat, als wrde er vor Schreck in Ohnmacht fallen. Dieses kleine Gromaul, sagte er gelassen. Gestern Abend, als die Dementoren in unserem Wagen waren, war er nicht so dreist. Kam in unser Abteil gerannt, weit du noch, Fred? Hat sich fast nass gemacht, sagte Fred mit einem verchtlichen Blick zu Malfoy hinber. Mir war auch nicht besonders wohl, sagte George. Richtige Ungeheuer, diese Dementoren ... Lassen dir die Eingeweide gefrieren, sagte Fred. Immerhin seid ihr nicht ohnmchtig geworden, oder?' sagte Harry mit matter Stimme. Vergiss es, Harry, sagte George aufmunternd. Fred, weit du noch, wie Dad mal nach Askaban musste? Und er meinte, das sei der schlimmste Ort, an dem er je gewesen sei, er kam ganz schwach und zittrig zurck ... Diese Dementoren saugen das Glck ab, wo sie auch sind. Die meisten Gefangenen dort werden verrckt. Wollen mal sehen, wie gut gelaunt Malfoy nach unserem ersten Quidditch-Spiel noch aus der Wsche guckt, sagte Fred. .Gryffindor gegen Slytherin, das erste Spiel der Saison, so war's doch? Das einzige Mal, dass Harry und Malfoy sich in einem Quidditch-Spiel gegenbergestanden hatten, hatte Malfoy eindeutig den Krzeren gezogen. Harry, dem jetzt ein wenig besser zumute war, tat sich Wrstchen und gegrillte Tomaten auf. Hermine war in ihren neuen Stundenplan vertieft. Ach gut, wir fangen heute mit ein paar neuen Fchern an, sagte sie glcklich. Hermine, sagte Ron, der ihr stirnrunzelnd ber die Schulter sah, da haben sie dir einen verkorksten Stundenplan gegeben. Schau mal - du hast ungefhr zehn Fcher am Tag. Dazu hast du berhaupt nicht die Zeit. Das schaff ich schon. Ich hab alles mit Professor McGonagall abgesprochen. Aber hr mal, sagte Ron lachend, was ist mit heute Morgen? Neun Uhr Wahrsagen. Und darunter, auch neunUhr, Muggelkunde. Und sieh mal an - Ron beugte sich mit unglubiger Miene tiefer ber den Stundenplan, - darunter Arithmantik, auch um neun. Ich wei ja, dass du gut in der Schule bist, Hermine, aber niemand ist so gut. Wie willst du denn in drei Klassenzimmern auf einmal sein? Stell dich nicht so bescheuert an, sagte Hermine barsch. Natrlich bin ich nicht in drei Klassenrumen auf einmal. Und wie - Gib mir mal die Marmelade, sagte Hermine. Aber - O Ron, was kmmert es dich, wenn mein Stundenplan ein bisschen voll ist? fauchte ihn Hermine an. Ich hab dir doch gesagt, dass ich alles mit Professor McGonagall geklrt habe. In diesem Augenblick betrat Hagrid die Groe Halle. Er trug seinen langen Maulwurffell-Umhang und gedankenversunken lie er einen toten Iltis von einer seiner Pranken baumeln. Auf dem Weg zum Lehrertisch hielt er bei den dreien inne. Alles klar bei euch?, sagte er gut gelaunt. Ihr sitzt in meiner allerersten Stunde! Gleich nach dem Mittagessen! Bin seit fnf auf den Beinen, um alles vorzubereiten ... hoffe, es gefllt euch ... ich und Lehrer ... nicht zu fassen ... Er sah sie breit grinsend an und ging dann, munter mit dem Iltis wedelnd, weiter zum Lehrertisch. Was er wohl vorbereitet hat?, sagte Ron mit leichter Anspannung in der Stimme. Die Schler brachen jetzt zur ersten Unterrichtsstunde auf und die Halle leerte sich zusehends. Ron warf einen Blick auf seinen Stundenplan. Wir sollten gehen, sieh mal, Wahrsagen ist oben auf dem Nordturm, da hoch brauchen wir mindestens zehn Minuten ... Hastig beendeten sie ihr Frhstck, verabschiedeten sich von Fred und George und machten sich auf den Weg zum Ausgang. Als sie am Tisch der Slytherins vorbeigingen, tat Malfoy noch einmal so, als wrde er in Ohnmacht fallen. johlendes Gelchter folgte Harry in die Eingangshalle. Der Weg durch das Schloss zum Nordturm war lang. Zweijahre in Hogwarts hatten nicht gereicht, um alle Ecken und Enden des Schlosses kennen zu lernen, und sie waren noch nie im Nordturm gewesen. Es - muss - doch - eine - Abkrzung - geben, keuchte Ron, whrend sie die siebte lange Treppe emporstiegen. Oben gelangten sie auf einen unbekannten Rundgang, wo es nichts gab auer einem groen Gemlde an der steinernen Wand, das nichts als ein Stck Grasland zeigte. Ich glaube, hier geht's lang, sagte Hermine und sphte in den leeren Gang zu ihrer Rechten. Das kann nicht sein, sagte Ron.Das ist Sden, sieh mal, vom Fenster aus sieht man den See - Harry betrachtete das Gemlde. Ein fettes, scheckiges Pony war eben auf die Wiese gehoppelt und fing unbekmmert an zu grasen. Fr Harry war es nichts Neues mehr, dass die Abgebildeten auf den Gemlden von Hogwarts ihre Bilderrahmen verlieen und sich gegenseitig Besuche abstatteten, doch er sah immer gerne zu. Einen Augenblick spter kam ein untersetzter, vierschrtiger Ritter mit Rstung in das Bild geklappert. Den Grasflecken auf seinen metallenen Knien nach zu schlieen, war er soeben gestrzt. Sieh an!, rief er, als er Harry, Ron und Hermine erblickte, was sind das fr Schurken, die in meine Lndereien eindringen! Gekommen, um euch ber meinen Sturz lustig zu machen? Zieht eure Waffen, ihr Spitzbuben, ihr Hunde! Verdutzt beobachteten sie, wie der kleine Ritter sein Schwert aus der Scheide zog und wild damit herumfuch-telte, wobei er zornig umherhopste. Doch das Schwert war zu lang fr ihn; ein besonders heftiger Schwung brachte ihn aus dem Gleichgewicht und er flog mit dem Gesicht ins Gras. Haben Sie sich was getan?, fragte Harry und trat nher an das Bild heran. Zurck, gemeiner Aufschneider! Zurck, Strolch! Wieder packte der Ritter sein Schwert, diesmal, um sich aufzurappeln, doch die Klinge sank tief in die Erde und obwohl er mit aller Kraft zog, blieb sie stecken. Schlielich musste er sich wieder ins Gras sinken lassen und das Visier hochschieben, um sich das schweinasse Gesicht zu wischen. Hren Sie, sagte Harry eilig, um die Erschpfung des Ritters auszunutzen, wir suchen den Nordturm. Kennen Sie vielleicht den Weg? Eine Frage! Der Zorn des Ritters schien im Nu wie weggeblasen. Klappernd rappelte er sich hoch und riefKommt, folgt mir, werte Freunde, und wir werden unser Ziel finden oder aber tapfer kmpfend untergehen! Noch einmal zog er am Schwert, doch ohne Erfolg, schlielich versuchte er das dicke Pony zu besteigen, was wiederum misslang, dann rief er: Zu Fu denn, werte Herren und edle Dame! Auf geht's! Und laut klappernd rannte er los in die linke Seite des Rahmens und verschwand. Sie liefen dem Klappern seiner Rstung nach den Korridor entlang. Hie und da erhaschten sie einen Blick auf ihn, wenn er durch ein Bild vor ihnen huschte. Seid khnen Herzens, das Schlimmste kommt noch!, rief der Ritter, und sie sahen ihn vor einer Gruppe aufgeschreckter Damen in Reifrcken erscheinen, deren Bild an der Wand einer schmalen Wendeltreppe hing. Laut keuchend stiegen Harry, Ron und Hermine durch die engen Windungen der Treppe nach oben, und endlich, als ihnen schon schwindelig war, hrten sie ber sich Stimmengemurmel und wussten, dass sie das Klassenzimmer erreicht hatten. Lebt wohl!, rief der Ritter und steckte seinen Kopf in ein Gemlde mit finster dreinblickenden Mnchen. Lebt wohl, meine Mitstreiter! Braucht ihr jemals ein edles Herz und eine sthlerne Luftrhre, dann ruft Sir Cadogan! Klar, machen wir, murmelte Ron, und der Ritter verschwand, - wenn wir je einen Narren brauchen. Sie nahmen die letzten Stufen hinauf zu einem kleinen Rundgang, wo die meisten anderen schon versammelt waren. Es gab keine Tren, doch Ron stie Harry in die Rippen und deutete auf die Decke, wo eine runde Falltr mit einem Messingschild eingelassen war. Sibyll Trelawney, Lehrerin fr Wahrsagen, las Harry. Wie sollen wir denn da hochkommen? Wie zur Antwort auf diese Frage ffnete sich pltzlich die Falltr und eine silberne Leiter schwebte herunter bis vor Harrys Fe. Alle verstummten. Nach dir, sagte Ron grinsend, und Harry kletterte als Erster die Leiter hoch. Er gelangte in das seltsamste Klassenzimmer, das er je gesehen hatte. Eigentlich sah es gar nicht aus wie ein Klassenzimmer, eher wie eine Mischung aus einer Dachkammer und einem altmodischen Teeladen. Er war voll gepfropft mit gut zwanzig kleinen runden Tischen, umgeben von Chintz-Sesseln und ppigen Sitzpolstern. Alles war in scharlachrotes Dmmerlicht getaucht; die Vorhnge an den Fenstern waren zugezogen und ber die vielen Lampen waren dunkelrote Seidentcher geworfen. Es war stickig warm; das Feuer unter dem voll gestellten Kaminsims erhitzte einengroen Kupferkessel, von dem sich ein schwerer, leicht belkeiterregender Parfmduft ausbreitete. Die Regale entlang der runden Wnde waren berladen mit staubigen Federn, Kerzenstmpfen, Stapeln zerknitterter Spielkarten, zahllosen silbern glitzernden Kristallkugeln und einer enormen Vielfalt von Teetassen. Ron tauchte an Harrys Seite auf und der Rest der Klasse versammelte sich um die beiden; alle flsterten. Wo steckt sie?, fragte Ron. Pltzlich drang eine Stimme aus dem Schatten, eine sanfte, rauchige Stimme. Willkommen, sagte sie. Wie schn, euch endlich in der materiellen Welt zu sehen. Harry kam sie auf den ersten Blick wie ein groes, glnzendes Insekt vor. Professor Trelawney trat ins Licht des Feuers. Sie war mager; die riesigen Brillenglser vergrerten ihre Augen um ein Vielfaches; um den Krper hatte sie einen schleierartigen, glitzernden Schal geschlungen. Unzhlige Kettchen und Perlenschnre hingen um ihren spindeldrren Hals, und ihre Arme und Hnde waren mit Spangen und Ringen verziert. Setzt euch, meine Kinder, sagte sie, und die Klasse lie sich schchtern und steif auf den Sesseln und Sitzpolstern nieder. Harry, Ron und Hermine setzten sich zusammen an einen der runden Tische. Willkommen zum Wahrsagen, sagte Professor Trelawney, die sich in einen geflgelten Sessel am Feuer gleiten lie. Mein Name ist Professor Trelawney. Ihr werdet mich wohl noch nie gesehen haben. Ich finde, dass der allzu hufige Abstieg hinunter in das hektische Getriebe der Schule mein Inneres Auge trbt. Niemand sagte etwas zu dieser erstaunlichen Erklrung. Professor Trelawney zupfte bedchtig ihren Schal zurechtund fuhr fort. Nun, ihr habt euch also fr das Studium des Wahrsagens entschieden, fr die schwierigste aller magischen Knste. Doch ich muss euch gleich zu Beginn warnen: Wenn ihr nicht im Besitz des Inneren Auges seid, gibt es nur wenig, was ich euch lehren kann. Bcher fhren uns auf diesem Felde nicht allzu weit .. . Bei diesen Worten warfen Ron und Harry einen kurzen Seitenblick auf Hermine, die ganz bestrzt schien ob der Neuigkeit, dass Bcher in diesem Fach nicht viel helfen wrden. Viele Hexen und Zauberer, so begabt sie auch sein mgen, wenn es um lautes Brimborium und ekligen Gestank und pltzliches Verschwindenlassen geht, sind dennoch unfhig, in die verschleierten Geheimnisse der Zukunft einzudringen, fuhr Professor Trelawney fort, und ihre riesengroen funkelnden Augen wanderten von einem nervsen Gesicht zum andern. Dies ist eine Gabe, die nur wenigen gewhrt ist. Du, Junge -, sagte sie pltzlich zu Neville, der beinahe von seinem Sitzpolster fiel, - geht es deiner Gromutter gut? ich glaub schon, sagte Neville zitternd. An deiner Stelle wre ich mir nicht so sicher, sagte Professor Trelawney, und das Licht des Feuers schimmerte auf ihren langen, smaragdbesetzten Ohrgehngen wider. Neville schluckte schwer. Gelassen sprach Professor Trelawney weiter: In diesem Jahr lernen wir die Anfangsgrnde des Wahrsagens kennen. Im ersten Quartal deuten wir Teebltter. Im zweiten behandeln wir das Handlesen. brigens, meine Liebe, und sie wandte sich pltzlich an Parvati Patil, hte dich vor einem rothaarigen Mann. Parvati warf Ron, der hinter ihr sa, einen verdutzten Blick zu und rutschte mit ihrem Stuhl von ihm weg. Im Sommerquartal, fuhr Professor Trelawney fort,werden wir uns der Kristallkugel zuwenden - wenn wir bis dahin mit den Feuer-Omen fertig sind. Denn leider wird der Unterricht im Februar durch eine schwere Grippewelle unterbrochen werden. Ich selbst werde meine Stimme verlieren. Und um Ostern herum wird einer der hier Versammelten fr immer von uns gehen. Ein sehr gespanntes Schweigen trat auf diese Ankndigung hin ein, doch Professor Trelawney schien es nicht zu kmmern. Wrde es dir etwas ausmachen, sagte sie zu Lavender Brown, die ihr am nchsten sa und auf ihrem Platz zusammenschrumpfte, mir die grte silberne Teekanne zu reichen? Lavender, ganz erleichtert, stand auf, nahm eine riesige Teekanne vom Regal und stellte sie auf den Tisch vor Professor Trelawney. Ich danke dir, meine Liebe. Ach brigens, dieses Ereignis, vor dem du dich frchtest - es wird am Freitag, dem sechzehnten Oktober geschehen. Lavender zitterte. Nun bitte ich euch, zu zweit zusammenzugehen. Nehmt euch eine Teetasse vom Regal dort drben, kommt dann zu mir und lasst sie fllen, dann setzt euch und trinkt; trinkt, bis nur noch der Bodensatz brig ist. Schwenkt diese dreimal mit der linken Hand, stlpt die Tasse auf die Untertasse und gebt sie dann eurem Partner zum Lesen. Ihr knnt die Muster anhand der Seiten fnf und sechs in Entnebelung der Zukunft sicher leicht deuten. Ich werde an die Tische kommen und euch ein wenig helfen. Oh, und, mein Lieber -, sie packte Neville, der gerade aufstehen wollte, am Arm, wenn du die erste Tasse zerbrochen hast, wrst du dann so nett, eine mit blauem Muster zu nehmen? Ich hnge ziemlich an den rosafarbenen. Und kaum hatte Neville das Regal mit den Teetassen erreicht, als auch schon das Klirren zerbrechenden Porzellans zu hren war. Professor Trelawney huschte mit Schippe und Besen zu ihm hinber und sagte: jetzt eine von den blauen, mein Lieber, wenn es dir nichts ausmacht ... ich danke dir ... Harry und Ron lieen sich die Teetassen fllen und gingen zurck an ihren Tisch, wo sie den brhend heien Tee so rasch wie mglich tranken. Sie schwenkten die verbliebenen Teebltter, wie Professor Trelawney gesagt hatte, dann tranken sie den letzten Rest aus und stlpten die Tassen um. Dann leg mal los, sagte Ron, whrend sie ihre Bcher aufschlugen, was kannst du bei mir sehen? Eine Menge nasses braunes Zeugs, sagte Harry. Der schwer parfmierte Rauch im Zimmer machte ihn schlfrig und lie sein Denken erlahmen. Erweitert euren Horizont, meine Lieben, und erlaubt euren Augen, ber den schnden Alltag hinauszusehen!, rief Professor Trelawney durch die Dsternis. Harry gab sich einen Ruck. Hier, du hast so ein schiefes Kreuz ..., sagte er, das Buch zu Rate ziehend. Das bedeutet, dir stehen >Prfungen und Leiden< bevor - tut mir Leid fr dich - aber das hier sieht aus wie eine Sonne ... wart mal ... das bedeutet >groes Glck<. Also wirst du leiden, aber sehr glcklich sein ... Du solltest mal dein Inneres Auge untersuchen lassen, wenn du mich fragst, sagte Ron und beide mussten sich das Lachen verkneifen, denn Professor Trelawney schaute gerade in ihre Richtung. Ich bin dran ... Ron lugte in Harrys Untertasse, die Stirn vor Anstrengung gerunzelt. Da ist eine Blase, sieht aus wie ein Hut - eine Melone, sagte er. Vielleicht arbeitest du mal fr das Zaubereiministerium ... Er drehte die Untertasse in der Hand. Aber so sieht es eher wie eine Eichel aus ... was ist das denn? Er berflog die Seiten von Entnebelung der Zukunft. >Ein unerwarteter Goldgewinn<. Toll, du kannst mir was leihen ... und da ist noch was. Wieder drehte er die Untertasse. Sieht aus wie ein Tier ... ja, wenn das sein Kopf wre ... sieht aus wie ein Pferd ... nein, ein Schaf ... Professor Trelawney wirbelte herum, als Harry schnaubend auflachte. Lass mich das sehen, mein Lieber, sagte sie vorwurfsvoll zu Ron, schwebte herber und schnappte ihm Harrys Untertasse aus der Hand. Alle verstummten und sahen zu. Professor Trelawney starrte auf die Bltter und drehte sie dabei gegen den Uhrzeigersinn. Der Falke ... mein Lieber, du hast einen Todfeind. Aber das wissen doch alle, flsterte Hermine so laut, dass jeder es hrte. Professor Trelawney starrte sie an. Ja, ist doch wahr, sagte Hermine. Alle kennen die Geschichte von Harry und Du-weit-schon-wem. Harry und Ron starrten sie mit einer Mischung aus Verblffung und Bewunderung an. Nie zuvor hatten sie Hermine so zu einem Lehrer sprechen gehrt. Professor Trelawney zog es vor, nicht zu antworten. Wieder senkte sie ihre riesigen Augen auf Harrys Untertasse und drehte sie weiter in den Hnden. Der Schlagstock ... ein Angriff. Meine Gte, das ist keine schne ... Ich dachte, das sei eine Melone, sagte Ron verdruckst. Der Schdel ... da wartet Gefahr auf dich, mein Lieber ... Alle starrten wie gebannt auf Professor Trelawney, die die Untertasse noch einmal drehte, den Atem anhielt und dann schrie. Wieder klirrte zerbrechendes Porzellan; Neville hatte seine zweite Tasse fallen gelassen. Professor Trelawney sank in einen freien Lehnstuhl, die glitzernde Hand ans Herz gepresst und die Augen geschlossen. Mein lieber Junge ... mein armer lieber Junge ... nein ... besser, wenn ich es nicht sage ... nein ... fragt mich nicht ... Was ist es, Professor?, fragte Dean Thomas sofort. Alle waren aufgesprungen, scharten sich langsam um Harrys und Rons Tisch und drngelten sich um Professor Trelawneys Sessel, um gute Sicht auf Harrys Untertasse zu haben. Mein Lieber, sagte Professor Trelawney und ihre Augen weiteten sich dramatisch, du hast den Grimm. Den was?, sagte Harry. Er sah, dass er nicht der Einzige war, der nicht begriff; Dean Thomas sah ihn schulterzuckend an und Lavender Brown machte eine ratlose Miene, doch fast alle andern klatschten entsetzt die Hnde vor den Mund. Den Grimm, mein Lieber, den Grimm!, rief Professor Trelawney, die schockiert Schien, weil Harry es nicht begriffen hatte. Der riesige Gespensterhund, der in Kirchhfen umherspukt! Mein lieber Junge, das ist ein Omen - das schlimmste Omen - des Todes! Harrys Magen krampfte sich zusammen. Dieser Hund auf dem Umschlag von Omen des Todes bei Flourish &Blotts - der Hund im Schatten des Magnolienrings ... auch Lavender Brown schlug jetzt die Hnde vor den Mund. Alle sahen Harry an; alle auer Hermine, die aufgestanden und hinter den Sessel von Professor Trelawney getreten war. Mir kommt das nicht wie ein Grimm vor, sagte sie gleichmtig. Professor Trelawney musterte Hermine mit wachsender Abneigung. Verzeih mir, dass ich es dir sage, meine Liebe, aber ichnehme sehr wenig Aura um dich herum wahr. Sehr wenig Empfnglichkeit fr die Schwingungen der Zukunft. Seamus Finnigan wiegte den Kopf mal auf die eine, mal auf die andere Seite. Wenn man so macht, sieht's aus wie ein Grimm, sagte er, die Augen fast geschlossen, aber so gesehen ist es eher ein Esel, sagte er, den Kopf nach links neigend. Wann habt ihr endlich rausgefunden, ob ich sterbe oder nicht!, rief Harry, sogar zu seiner eigenen berraschung. Daraufhin wollte ihn offenbar keiner mehr ansehen. Ich denke, wir werden den Unterricht fr heute beenden, sagte Professor Trelawney mit ihrer rauchigsten Stimme. ja ... bitte rumt eure Sachen auf ... Schweigend brachte die Klasse die Teetassen zu Professor Trelawney zurck, packte die Bcher ein und schloss die Taschen. Selbst Ron mied Harrys Blick. Bis zum nchsten Mal, sagte Professor Trelawney matt, mge das Glck mit euch sein. Ach, und, mein Lieber -, sie deutete auf Neville, du wirst das nchste Mal zu spt kommen, also arbeite besonders fleiig, damit du den Stoff aufholst. Harry, Ron und Hermine kletterten schweigend Professor Trelawneys Leiter und die enge Wendeltreppe hinunter und machten sich auf den Weg zur Verwandlungsstunde bei Professor McGonagall. Sie brauchten so lange, um ihr Klassenzimmer zu finden, dass sie, obwohl sie frh aus Wahrsagen gekommen waren, fast zu spt kamen. Harry entschied sich fr einen Platz ganz hinten, weil er sich fhlte, als wrde ihn ein sehr heller Scheinwerfer anstrahlen; die anderen in der Klasse warfen ihm unablssig flchtige Blicke zu, als ob er jeden Moment tot umfallen wrde. Er hrte kaum, was Professor McGonagall ihnen ber Animagi erzhlte (Zauberer, die sich nach Belieben inTiere verwandeln konnten), und sah nicht einmal hin, als sie sich vor ihren Augen in eine getigerte Katze mit Brillenringen um die Augen verwandelte. Sagt mal, was ist denn heute in euch gefahren?, sagte Professor McGonagall, verwandelte sich mit einem leisen Plop in sich selbst zurck und musterte sie reihum. Nicht dass es mir was ausmachen wrde, aber das ist die erste meiner Verwandlungen, bei der ich keinen Beifall von der Klasse bekomme. Alle Kpfe wandten sich wieder Harry zu, doch niemand sagte ein Wort. Dann hob Hermine die Hand. Bitte, Professor, wir haben eben unsere erste Stunde Wahrsagen gehabt und wir haben Teebltter gedeutet und - Aah, natrlich, sagte Professor McGonagall, nun pltzlich die Stirn runzelnd. Sie brauchen mir gar nichts weiter zu erklren, Miss Granger. Und, wer von Ihnen wird dieses Jahr sterben? Alle starrten sie an. Ich, sagte Harry schlielich. Verstehe, sagte Professor McGonagall und fixierte Harry mit ihren Perlenaugen. Dann sollten Sie wissen, Potter, dass Sibyll Trelawney, seit sie an dieser Schule ist Jahr fr Jahr den Tod eines Schlers vorausgesagt hat. Keiner davon ist bislang gestorben. Todesomen zu sehen ist ihre bevorzugte Art, eine neue Klasse willkommen zu heien. Ich spreche eigentlich nie schlecht ber Kollegen, aber . . Professor McGonagall verstummte mit aufgeblhten Nasenflgeln. Etwas ruhiger fuhr sie fort. Wahrsagen ist einer der ungenauesten Zweige der Magie. Ich mchte Ihnen nicht verheimlichen, dass ich mich nicht weiter damit abgebe. Wahre Seher sind sehr selten, und Professor Trelawney - Wieder verstummte sie und sagte dann in nchternem Ton: Sie scheinen mir bei bester Gesundheit zu sein, Potter, also werden Sie mir verzeihen, wenn ich Ihnen trotz allem Hausaufgaben gebe. Wenn Sie Sterben, brauchen Sie die Arbeit nicht abzugeben, das versichere ich Ihnen. Hermine lachte. Harry fhlte sich etwas wohler. Fern vom roten Dmmerlicht und den benebelnden Dften in Professor Trelawneys Klassenzimmer wurde ihm nicht so schnell angst und bange. Jedoch nicht alle waren berzeugt; Ron sah immer noch besorgt aus und Lavender flsterte: Aber was ist mit Nevilles Untertasse? Nach der Verwandlungsstunde schlossen sie sich der vielkpfigen Schar an, die lachend und schwatzend zum Mittagessen in die Groe Halle strmte. Kopf hoch, Ron, sagte Hermine und schob ihm einen Teller Fleischeintopf zu. Du hast doch gehrt, was Professor McGonagall gesagt hat. Ron schpfte sich Eintopf auf den Teller und nahm den Lffel in die Hand, begann jedoch nicht zu essen. Harry, sagte er mit leiser und ernster Stimme, du hast doch nicht etwa zufllig irgendwo einen groen schwarzen Hund gesehen? Doch, hab ich, sagte Harry. In der Nacht, als ich von den Dursleys abgehauen bin. Rons Lffel fiel klappernd auf den Teller. Wahrscheinlich ein streunender Kter, sagte Hermine gelassen. Ron sah Hermine an, als wre sie verrckt geworden. Hermine, wenn Harry einen Grimm sieht, dann ist das - dann ist das schlecht, sagte er. Mein - mein Onkel Bilius hat mal einen gesehen und - und vierundzwanzig Stunden spter ist er gestorben! Zufall, sagte Hermine schnippisch und schenkte sich Krbissaft nach. Du weit doch nicht, wovon du redest!, sagte Ron und Zorn stieg ihm ins Gesicht. Grimme erschrecken die meisten Zauberer zu Tode! Da hast du es, sagte Hermine in berlegenem Ton. Sie sehen den Grimm und sterben vor Angst. Der Grimm ist kein Omen, er ist die Todesursache! Und Harry ist noch unter uns, weil er nicht so bescheuert ist, einen zu sehen und dann zu denken, schn und gut, geb ich also besser den Lffel ab! Ron starrte Hermine sprachlos an. Sie ffnete ihre Tasche, zog ihr neues Arithmantikbuch heraus, schlug es auf und lehnte es gegen den Saftkrug. Mir kommt Wahrsagen recht neblig vor, sagte sie, whrend sie nach der richtigen Seite suchte, 'ne Menge Rumgertsel, wenn ihr mich fragt. An diesem Grimm auf dem Teller war nichts Nebliges!, sagte Ron erhitzt. Du warst dir noch nicht so sicher, als du Harry gesagt hast, es sei ein Schaf, sagte Hermine khl. Professor Trelawney hat gesagt, du hast nicht die richtige Aura! Zur Abwechslung bist du mal 'ne richtige Lusche in einem Fach, und das gefllt dir nicht! Er hatte einen empfindlichen Nerv getroffen. Hermine klatschte ihr Arithmantikbuch so hart auf den Tisch, dass berall Fleisch- und Karottenstckchen umherflogen. Wenn gut sein in Wahrsagen heit, dass ich so tun muss, als wrde ich Todesomen in einem Haufen Teebltter erkennen, dann wei ich nicht, ob ich das Zeug berhaupt lernen soll! Dieser Unterricht war im Vergleich zu meiner Arithmantikstunde einfach haarstrubender Unfug! Sie packte ihre Tasche und schritt stolz von dannen. Stirnrunzelnd sah ihr Ron nach. Wovon redet sie eigentlich?, sagte er zu Harry. Sie war doch noch gar nicht in Arithmantik. Harry war froh, nach dem Mittagessen nach drauen zu kommen. Der Regen von gestern hatte sich verzogen; der Himmel war klar und blassgrau; das feuchte Gras unter ihren Fen federte, als sie zu ihrer ersten Stunde Pflege magischer Geschpfe gingen. Ron und Hermine schwiegen sich an. Harry ging ebenfalls schweigend neben ihnen her, ber den sanft abfallenden Rasen hinber zu Hagrids Htte am Rande des Verbotenen Waldes. Erst als er drei nur zu bekannte Rcken vor sich sah, wurde ihm klar, dass sie zusammen mit den Slytherins Unterricht hatten. Malfoy redete lebhaft auf Crabbe und Goyle ein, die gackernd lachten. Harry ahnte wohl, worber sie sprachen. Hagrid wartete an der Tr seiner Htte auf die Klasse. Da stand er in seinem Umhang aus Maulwurffell, Fang, den Saurden, an den Fersen, und schien kaum erwarten zu knnen, endlich anzufangen. Kommt, bewegt euch!, rief er den nher kommenden Schlern zu. Hab 'ne kleine berraschung fr euch! Wird 'ne tolle Stunde! Sind alle da? Schn, dann folgt mir! Einen qulenden Moment lang dachte Harry, Hagrid wrde sie in den Wald fhren; dort hatte Harry genug Schreckliches erlebt, um fr den Rest des Lebens die Nase voll zu haben. Doch Hagrid ging um einen Auslufer des Waldes herum und fnf Minuten spter standen sie am Rand einer Art Pferdekoppel. Sie war leer. Stellt euch dort drben am Zaun auf!, rief er.Sehr schn - passt auf, dass alle etwas sehen knnen - und jetzt schlagt erst mal eure Bcher auf - Wie denn?, ertnte das kalte Schnarren Malfoys. Was denn?, sagte Hagrid. Wie sollen wir unsere Bcher ffnen?, sagte Malfoy. Er nahm sein Monsterbuch der Monster heraus, das er mit einem langen Seil zugebunden hatte. Auch die anderen zogen ihre Bcher hervor; manche, wie Harry, hatten es mit einem Grtel zugeschnrt; andere hatten sie in enge Taschen gestopft oder sie mit groen Wscheklammern gezhmt. Hat denn ... hat denn kein Einziger sein Buch ffnen knnen?, fragte Hagrid ganz verdattert. Die Schler schttelten die Kpfe. Ihr msst sie streicheln, sagte Hagrid, als wre es ganz selbstverstndlich. Seht mal - Er nahm Hermines Buch und riss das Zauberband herunter. Das Buch versuchte zu beien, doch Hagrid fuhr mit seinem riesigen Zeigefinger an seinem Rcken entlang und das Buch fing an zu zittern, klappte auf und blieb ruhig in seiner Hand liegen. Oh, wie dumm wir doch alle waren!, hhnte Malfoy. Wir htten sie streicheln sollen! Da htten wir doch von allein draufkommen knnen! Ich - ich dachte, sie sind ganz lustige Dinger, sagte Hagrid unsicher zu Hermine. Oh - total lustig!, sagte Malfoy. Unglaublich witzig, uns Bcher zu geben, die uns die Hnde abreien wollen! Halt den Mund, Malfoy, sagte Harry leise. Hagrid wirkte bedrckt und Harry wollte, dass seine erste Stunde ein Erfolg wrde. Na denn, sagte Hagrid, der den Faden verloren zu haben schien, also - ihr habt jetzt eure Bcher - und - jetzt braucht ihr die magischen Tiere. ja. Also geh ich sie mal holen. Wartet mal ... Er ging in Richtung Wald davon und verschwand. Mein Gott, diese Schule geht noch vor die Hunde, sagte Malfoy laut. Dieser Hornochse gibt auch noch Unterricht, mein Vater kriegt 'nen Anfall, wenn ich ihm das erzhle. Halt den Mund, Malfoy, sagte Harry noch einmal. Pass auf, Potter, hinter dir steht ein Dementor! Uuuuuuh!, kreischte Lavender Brown und deutete auf die andere Seite der Koppel. Ein Dutzend der wunderlichsten Kreaturen, die Harry je gesehen hatte, trotteten auf sie zu. Sie hatten die Krper, Hinterbeine und Schwnze von Pferden, doch die Vorderbeine, Flgel und Kpfe waren die riesiger Adler mit grausamen, stahlfarbenen Schnbeln und groen, leuchtend orangeroten Augen. Die Krallen an ihren Vorderbeinen waren lang wie Hnde und sahen todbringend aus. Jedes der Biester hatte einen dicken Lederkragen um den Hals, an dem eine lange Kette befestigt war, und alle Ketten liefen in den Pranken Hagrids zusammen, der hinter den Wesen in die Koppel gelaufen kam. Uuiii, hoch da!, brllte er mit den Ketten klirrend und trieb die Biester an die Stelle des Zauns, wo die Klasse stand. Alle wichen ein wenig zurck, als Hagrid nher kam und die Geschpfe an den Zaun band. Hippogreife, donnerte Hagrid glckselig und winkte Ihnen zu. Herrlich, nicht wahr? Harry sah durchaus, was Hagrid meinte. Wenn man einmal den ersten Schreck angesichts einer Kreatur berwunden hatte, die halb Pferd, halb Vogel war, lernte man den Anblick der Hippogreife zu schtzen, deren schimmerndes Gefieder allmhlich in Fell berging. Sie waren alle von ganz unterschiedlicher Farbe: sturmgrau, bronze, rostrot, schimmernd kastanienbraun und tintenschwarz. Hagrid rieb sich die Hnde und strahlte in die Runde. So, sagte er, wollt ihr nicht ein wenig nher kommen? Keiner schien sich darum zu reien. Harry, Ron und Hermine jedoch nherten sich vorsichtig dem Zaun. Nun, als Erstes msst ihr wissen, dass Hippogreife stolz sind, sagte Hagrid. Sind leicht beleidigt, diese Hippogreife. Beleidigt nie keinen, denn das knnte eure letzte Tat gewesen sein. Malfoy, Crabbe und Goyle hrten nicht zu; sie unterhielten sich gedmpft und Harry hatte das unangenehme Gefhl, dass sie ausheckten, wie sie den Unterricht am besten stren konnten. Ihr msst immer abwarten, bis der Hippogreif den ersten Schritt macht, fuhr Hagrid fort. Das ist hflich, versteht ihr? Ihr geht auf ihn zu und verbeugt euch und wartet. Wenn er sich auch verbeugt, drft ihr ihn berhren. Wenn er's nicht tut, dann macht euch schleunigst davon, denn diese Krallen tun weh. Also, wer will als Erster? Die meisten wichen noch weiter zurck. Auch Harry, Ron und Hermine war nicht wohl zumute. Die Hippogreife warfen ihre grimmigen Kpfe in die Luft und spannten ihre mchtigen Flgel; offenbar konnten sie es nicht leiden, angezunt zu sein. Keiner?, sagte Hagrid mit flehendem Blick. Ich mach's, sagte Harry. Hinter sich hrte er ein lautes Aufatmen und Lavender und Parvati flsterten: Ooooo nein, Harry, denk an deine Teebltter! Harry achtete nicht auf sie. Er kletterte ber den Zaun der Koppel. Mutiger Junge, Harry!, polterte Hagrid. Gut, schauen wir mal, wie du mit Seidenschnabel zurechtkommst. Er lste eine der Ketten, zog den grauen Hippogreif von seinen Artgenossen fort und befreite ihn von seinem Leder-kragen. Die Klasse auf der anderen Seite des Zauns schien den Atem anzuhalten. Malfoys Augen waren gehssig verengt. Ruhig jetzt, Harry, sagte Hagrid leise. Du blickst ihm in die Augen, und versuch jetzt, nicht zu blinzeln ... Hippogreife trauen dir nicht, wenn du zu viel blinzelst ... Sofort wurden Harrys Augen feucht, doch er hielt sie offen. Seidenschnabel hatte seinen groen, scharf geschnittenen Kopf zur Seite geneigt und starrte Harry mit einem grimmigen orangefarbenen Auge an. Sehr gut, Harry, sagte Hagrid. Sehr gut, Harry ... und jetzt verbeug dich .. . Harry hatte keine groe Lust, Seidenschnabel seinen Nacken preiszugeben, doch er tat, wie ihm geheien. Er verneigte sich kurz und sah dann auf Der Hippogreif starrte ihn immer noch herablassend an. Er rhrte sich nicht. Ah, sagte Hagrid beunruhigt. Na gut, zieh dich zurck, Harry, und ganz vorsichtig - Doch zu Harrys gewaltiger berraschung knickte der Hippogreif pltzlich seine geschuppten Vorderknie ein und neigte unmissverstndlich den Kopf Gut gemacht, Harry!, sagte Hagrid ganz begeistert, schn, du kannst ihn anfassen! Ttschel seinen Schnabel, nur zu! Harry htte sich zur Belohnung lieber das Ende der Vorstellung gewnscht, doch er ging langsam auf den Hippogreif zu und streckte die Hand nach ihm aus. Er ttschelte ein wenig den Schnabel und der Hippogreif schloss entspannt die Augen, als wrde es ihm gefallen. Die ganze Klasse, auer Malfoy, Crabbe und Goyle, die uerst missvergngt wirkten, brach in strmischen Beifall aus. Jetzt weiter, Harry, sagte Hagrid, ich schtze, er lsst dich reiten! Damit allerdings hatte Harry nicht gerechnet. Er konnte auf einem Besen durch die Lfte fliegen; doch er war sich nicht sicher, ob ein Hippogreif nicht etwas ganz anderes war. Steig auf, gleich hinter den Flgelansatz, sagte Hagrid, und pass auf, dass du keine Federn rausziehst, das mag er gar nicht ... Harry setzte den Fu auf den Flgel des Hippogreifs und schwang sich auf seinen Rcken. Seidenschnabel erhob sich. Harry wusste nicht recht, wo er sich festhalten sollte; alles vor ihm war voller Federn. Dann mal los!, polterte Hagrid und klatschte dem Hippogreif auf den Hintern. Ohne Vorwarnung spannte das Geschpf seine drei Meter langen Flgel zu beiden Seiten von Harry aus; der hatte gerade noch Zeit, die Arme um seinen Hals zu schlingen, dann schoss er in die Hhe. Es war nicht zu vergleichen mit einem Besen, und Harry wusste, was er lieber fliegen wollte; die Flgel des Hippogreifs schlugen heftig aus, gerieten unter seine Beine und drohten ihn abzuwerfen; die schimmernden Federn rutschten ihm durch die Finger, doch er wagte nicht, sie fester zu packen; dies war nicht das sanfte Gleiten seines Nimbus Zweitausend; das Hinterteil des Hippogreifs hob und senkte sich mit jedem Flgelschlag und Harry wippte vor und zurck. Seidenschnabel flog ihn einmal um die Koppel herum; dann neigte er den Kopf zur Erde; es war dieser steile Sinkflug, vor dem Harry Angst hatte; er lehnte sich zurck, als der glatte Hals sich nach unten beugte, und hatte das Gefhl, ber den Schnabel abzurutschen. Dann gab es einen schmerzhaften Aufprall, als die vier schlecht zusammen-passenden Fe auf dem Boden aufschlugen; er konntesich gerade eben noch festhalten und richtete sich wieder auf. Gut gemacht, Harry!, rief Hagrid, und alle auer Malfoy, Crabbe und Goyle brachen in Jubel aus. Gut, wer will als Nchster? Ermutigt durch Harrys Erfolg kletterte auch der Rest der Klasse vorsichtig in die Koppel. Hagrid lste die Hippogreife nacheinander von ihren Ketten, und bald waren auf der ganzen Koppel Schler verteilt, die sich nervs verbeugten. Neville stolperte immer wieder rckwrts davon, denn sein Hippogreif wollte einfach nicht in die Knie gehen. Ron und Hermine bten unter den Augen von Harry mit einem kastanienbraunen Tier. Malfoy, Crabbe und Goyle hatten sich Seidenschnabel vorgenommen. Er hatte sich vor Malfoy verbeugt, der ihm jetzt mit verchtlichem Blick den Schnabel ttschelte. Das ist doch kinderleicht, schnarrte Malfoy so laut, dass Harry es hren konnte, hab ich doch gleich gewusst, wenn Potter es schafft ... ich wette, du bist berhaupt nicht gefhrlich, oder?, sagte er zu dem Hippogreif, oder doch, du groes hssliches Scheusal? Man sah nur ein sthlernes Schnabelblitzen; von Malfoy kam ein durchdringender Schrei und schon war Hagrid zur Stelle. Er zwngte den Lederkragen ber den Hals von Seidenschnabel und bemhte sich, zu Malfoy zu gelangen, der zusammengerollt im Gras lag. Blutflecken erschienen auf seinem Umhang und wurden langsam grer. Ich sterbe!, schrie Malfoy, und Panik machte sich breit. Ich sterbe, seht her! Es hat mich umgebracht! Du stirbst nicht!, sagte Hagrid mit todbleichem Gesicht. Helft mir mal, ich muss ihn hier rausbringen - Hermine lief zum Tor und ffnete es, whrend Hagrid Malfoy mhelos von der Erde hob. Als Hagrid vorbeiging,bemerkte Harry eine lange, klaffende Wunde an Malfoys Arm; Blut besprenkelte das Gras, whrend Hagrid mit seiner Last den Abhang zum Schloss hochrannte. Ratlos und verngstigt folgte ihm die Klasse. Die Slytherins schimpften lauthals ber Hagrid. Sie sollten ihn sofort rauswerfen!, sagte Pansy Parkinson mit Trnen in den Augen. Malfoy war doch selber schuld, herrschte sie Dean Thomas an. Crabbe und Goyle spielten drohend mit den Muskeln. Sie stiegen die steinerne Treppe zur menschenleeren Eingangshalle empor. Ich schau nach, wie es ihm geht!, sagte Pansy, und die Blicke der brigen folgten ihr die marmorne Treppe hoch. Die Slytherins, immer noch ber Hagrid schimpfend, zogen sich in ihren Gemeinschaftsraum unten in den Kerkern zurck; Harry, Ron und Hermine gingen die Treppen hoch zum Turm der Gryffindors. Glaubst du, er wird wieder gesund?, sagte Hermine nervs. Natrlich, Madam Pomfrey kann Wunden in ein paar Sekunden heilen, sagte Harry, dem die Krankenschwester schon viel schlimmere Verletzungen mit Zauberkrften geheilt hatte. Das war eine ziemlich ble Geschichte, ausgerechnet in Hagrids erster Unterrichtsstunde, meint ihr nicht?, sagte Ron besorgt. Ich wette, Malfoy wird ihm die Hlle hei machen ... Sie waren unter den Ersten, die zum Abendessen in die Groe Halle kamen, weil sie hofften, Hagrid zu treffen. Doch er kam nicht. Sie werden ihn doch nicht entlassen?, sagte Hermine besorgt und rhrte ihren Pudding nicht an. Das sollen sie blo nicht wagen, sagte Ron, der ebenfalls nichts runterbrachte. Harry beobachtete den Tisch der Slytherins. Crabbe und Goyle und eine Menge andere Schler saen dort, die Kpfe zusammengesteckt, und redeten fieberhaft aufeinander ein. Harry war sich sicher, sie wrden ihre eigene Geschichte zusammenbrauen, wie es zu Malfoys Verletzung gekommen war. Immerhin kann man nicht behaupten, der erste Schultag sei langweilig gewesen, sagte Ron mit dsterer Miene. Nach dem Essen gingen sie nach oben in den belebten Gemeinschaftsraum der Gryffindors und versuchten ihre Hausaufgaben fr Professor McGonagall zu machen, doch alle drei unterbrachen stndig die Arbeit und sphten aus dem Turmfenster. Bei Hagrid drben brennt Licht, sagte Harry pltzlich. Ron sah auf die Uhr. Wenn wir uns beeilen, knnen wir ihn besuchen, es ist immer noch recht frh ... Ich wei nicht, sagte Hermine bedchtig und Harry fing ihren Blick auf Ich darf sehr wohl ber das Schulgelnde gehen, sagte er entschieden. Sirius Black ist noch nicht an den Dementoren vorbeigekommen, oder? Also rumten sie ihre Sachen zusammen und kletterten durch das Portrtloch, froh, auf dem Weg zum Schlossportal niemanden zu treffen, denn ganz sicher waren sie sich ihrer Sache nicht. Das Gras war immer noch nass und wirkte im Dmmerlicht fast schwarz. Vor Hagrids Htte angelangt, klopften sie, und eine Stimme knurrte: Herein. Hagrid sa in Hemdsrmeln an seinem polierten Holztisch; sein Saurde Fang hatte den Kopf in seinen Scho gelegt. Ein Blick gengte, um zu erkennen, dass Hagrid einigesgetrunken hatte; vor ihm stand ein Zinnhumpen, fast so gro wie ein Eimer, und er schien Schwierigkeiten zu haben, sie klar zu sehen. Vermute mal, 's is 'n Rekord, sagte er mit brsiger Stimme, als er sie erkannt hatte. Ham wohl noch kein' Lehrer gehabt, der nur 'nen Tag lang dabei war. Du bist doch nicht entlassen!, rief Hermine und hielt den Atem an. Noch nich, sagte Hagrid bedrckt und nahm einen gewaltigen Schluck von was auch immer aus seinem Humpen. Aber 's iss nur 'ne Frage der Sseit, nach der Ssache mit Maf-foy ... Sie setzten sich. Wie geht's ihm denn?, fragte Ron, war doch nichts Ernstes, oder? Ma'm Pomfrey hat ihn so gut sie konnte zusamm'geflickt, sagte Hagrid dumpf, aber er ssagt, er leide immer noch Todesqualen ... alles in Bandagen ... sthnt die ganze Zeit ... Er tut doch nur so, sagte Harry ohne Umschweife. Madam Pomfrey kann alles heilen. Letztes Jahr hat sie die Hlfte meiner Knochen nachwachsen lassen. Dass Malfoy die Sache jetzt ausnutzt, war ja klar. Der Schulbeirat is unnerichtet worden, natrlich, sagte Hagrid niedergeschlagen. Die meinen, ich wr zu gro eingestiegen. Htte die Hippogreife fr spter aufheben sollen ... lieber mit Flubberwrmern oder so was anfangen sollen ... dachte nur, es wr 'ne gute erste Stunde fr euch ... alles mein Fehler ... Es ist alles Malfoys Fehler, Hagrid, sagte Hermine mit ernster Stimme. Wir sind Zeugen, sagte Harry. Du hast gesagt, Hippogreife werden bse, wenn man sie beleidigt. Es ist Malfoys Problem, wenn er nicht hren wollte. Wir sagen Dumbledore, was wirklich passiert ist. Ja, mach dir keine Sorgen, Hagrid, wir holen dich da raus, sagte Ron. Trnen kullerten aus den runzligen Winkeln um Hagrids kferschwarze Augen. Er packte Harry und Ron und umarmte sie, dass ihre Knochen krachten. Ich glaube, du hast genug getrunken, sagte Hermine streng. Sie nahm den Humpen vom Tisch, ging nach drauen und schttete ihn aus. Aaarh, vielleicht hat sie Recht, sagte Hagrid und lie Harry und Ron los, die beide zurckstolperten und sich die Rippen rieben. Hagrid hievte sich aus dem Stuhl und schwankte nach drauen zu Hermine. Sie hrten einen lauten Platscher. Was hat er getan?, fragte Harry nervs, als Hermine mit dem leeren Humpen hereinkam. Den Kopf ins Wasserfass getaucht, sagte Hermine und rumte den Humpen beiseite. Hagrid kam zurck, das Haar und der Bart klitschnass, und wischte sich das Wasser aus den Augen. Jetzt geht's besser, sagte er, schttelte den Kopf wie ein Hund und spritzte sie alle nass. Hrt mal, das war gut, dass ihr mich besucht habt, ich bin wirklich - Hagrid verstummte jh und starrte Harry an, als htte er erst jetzt erkannt, wen er vor sich hatte. Was glaubst du eigentlich, was du hier zu suchen hast?, brllte er so pltzlich los, dass sie einen Luftsprung machten. Du stromerst hier nicht rum, wenn es dunkel ist, Harry! Und ihr beiden! Ihr lasst ihn auch noch gehen! Hagrid war mit einem Schritt bei Harry, packte ihn am Arm und schleifte ihn zur Tr. Kommt schon!, sagte Hagrid zornig, ich bring euch alle drei hoch zur Schule, und lasst euch ja nicht mehr bei mir Blicken, wenn es dunkel ist. Das bin ich nicht wert! ~Der Irrwicht im Schrank Malfoy erschien erst wieder am Donnerstagmorgen im Unterricht, als die Slytherins und Gryffindors schon die Hlfte der Zaubertrankstunde hinter sich hatten. Den rechten Arm verbunden und in einer Schlinge stolzierte er in den Kerker, gerade so, dachte Harry, als wre er der einzig berlebende Held einer furchtbaren Schlacht. Wie geht's, Draco?, fragte Pansy Parkinson und schenkte ihm einen bewundernden Blick, tut's noch sehr weh? Jaah, sagte Malfoy mit der Miene des tapferen Kmpfers. Doch Harry sah, wie er Crabbe und Goyle zuzwinkerte, als Pansy den Blick abwandte. Setzen Sie sich, setzen Sie sich, sagte Professor Snape gleichmtig. Harry und Ron sahen sich missmutig an; wenn sie zu spt gekommen wren, htte Snape nicht Setzen Sie sich gesagt, er htte sie nachsitzen lassen. Doch Snape lie Malfoy im Unterricht immer alles durchgehen; Snape war der Leiter des Hauses Slytherin und lie die andern spren, wer seine Lieblingsschler waren. Heute war ein neuer Zaubertrank dran, eine Schrumpflsung. Malfoy stellte seinen Kessel neben Harry und Ron auf, so dass sie ihre Zutaten auf demselben Tisch vorbereiten mussten. Professor, rief Malfoy, Professor, ich brauche Hilfe beim Zerschneiden dieser Gnseblmchenwurzeln, weil mein Arm - Weasley, du schneidest die Wurzeln fr Malfoy, antwortete Snape ohne aufzusehen. Ron schoss die Rte ins Gesicht. Dein Arm ist vollkommen in Ordnung, zischte er Malfoy zu. Malfoy sah ihn hmisch an. Weasley, du hast gehrt, was Professor Snape gesagt hat, schneid mir die Wurzeln. Ron packte sein Messer, zog Malfoys Wurzeln zu sich herber und begann sie grob zu zerkleinern, so dass die Stcke alle verschieden gro wurden. Professor, schnarrte Malfoy, Weasley verhackstckt meine Wurzeln, Sir. Snape trat an ihren Tisch, beugte seine Hakennase ber die Wurzeln und lchelte Ron durch seine langen, fettigen schwarzen Haare hindurch Unheil verkndend an. Du nimmst Malfoys Wurzeln, Weasley, und gibst ihm deine. Aber Sir! Ron hatte die letzte Viertelstunde damit verbracht, seine Wurzeln sorgfltig in gleich groe Stcke zu schneiden. Sofort!, sagte Snape in seinem bedrohlichsten Tonfall. Ron schob seine eigenen, schn geschnittenen Wurzeln hinber zu Malfoy und griff dann wieder nach dem Messer. Und, Sir, diese Schrumpelfeige muss mir auch jemand schlen, sagte Malfoy und konnte ein gemeines Lachen kaum unterdrcken. Potter, du kannst Malfoys Schrumpelfeige schlen, sagte Snape mit jenem hasserfllten Blick, mit dem er Harry immer bedachte. Harry nahm Malfoys Schrumpelfeige, und Ron versuchte die Wurzelstcke zurechtzuschneiden, die er jetzt benutzen musste. Harry schlte die Schrumpelfeige so schnell erkonnte und warf sie ohne ein Wort quer ber den Tisch. Malfoy grinste noch hmischer ber das ganze Gesicht. Euren Kumpel Hagrid mal wieder gesehen?, fragte er mit gedmpfter Stimme. Das geht dich nichts an, sagte Ron unwirsch und ohne aufzublicken. Ich frchte, er wird nicht mehr lange Lehrer sein, sagte Malfoy mit gespieltem Bedauern. Mein Vater ist nicht gerade erfreut ber meine Verletzung - Red nur weiter, Malfoy, und ich verpass dir gleich 'ne richtige Wunde, blaffte ihn Ron an. - er hat sich bei den Schulbeirten beschwert. Und beim Zaubereiministerium. Vater hat gute Beziehungen, msst ihr wissen. Und eine bleibende Verletzung wie diese -, er lie einen langen, falschen Seufzer hren, - wer wei, ob mein Arm je wieder richtig gesund wird? Also deshalb spielst du dieses Theater, sagte Harry und kpfte, weil seine Hand vor Zorn zitterte, versehentlich eine tote Raupe. Damit sie Hagrid rauswerfen. Nun, sagte Malfoy und senkte die Stimme zu einem Flstern, nicht nur, Potter. Es bringt auch noch andere Vorteile. Weasley, schneid mir die Raupe. Ein paar Kessel weiter war Neville in Schwierigkeiten. Der Zaubertrankunterricht endete fr ihn jedes Mal in einer Katastrophe; noch schlechter war er in keinem Fach und seine groe Angst vor Professor Snape machte alles noch zehnmal schlimmer. Sein Zaubertrank, der eigentlich von leuchtend giftgrner Farbe sein sollte, war - Orange, Longbottom, sagte Snape, schpfte ein wenig Flssigkeit ab und lie sie in den Kessel zurckpltschern, damit alle es sehen konnten. Orange. Sag mir, Bursche, geht eigentlich berhaupt etwas in deinen dicken Schdel rein? Hast du nicht gehrt, wie ich ganz deutlich gesagthabe, nur eine Rattenmilz zugeben? Hab ich nicht klar gesagt, ein Spritzer Blutegelsaft gengt? Was soll ich tun, damit du es kapierst, Longbottom? Neville war rosa angelaufen und fing an zu zittern. Es schien, als wrde er gleich losheulen. Bitte, Sir, sagte Hermine, bitte, ich knnte Neville helfen, es in Ordnung zu bringen - Ich erinnere mich nicht, Sie gebeten zu haben, hier die Wichtigtuerin zu spielen, Miss Granger, sagte Snape kalt, und Hermine lief so rosa an wie Neville. Longbottom, am Ende der Stunde werden wir ein paar Tropfen dieses Tranks an deine Krte verfttern und zusehen, was passiert. Vielleicht machst du es dann endlich richtig. Snape ging weiter und lie Neville atemlos vor Angst sitzen. Hilf mir!, sthnte er Hermine zu. Hallo, Harry, sagte Seamus Finnigan und beugte sich ber den Tisch, um sich Harrys Messingwaage zu borgen, hast du schon gehrt? Heute Morgen im Tagespropheten -sie glauben, Sirius Black sei gesehen worden. Wo?, kam es von Harry und Ron wie aus einem Munde. Gegenber am Tisch sah Malfoy hoch und lauschte aufmerksam. Nicht allzu weit von hier, sagte Seamus aufgeregt. Eine Muggel hat ihn gesehen. Natrlich hatte sie im Grunde keine Ahnung. Die Muggel glauben doch, er sei ein gewhnlicher Verbrecher, oder? jedenfalls hat sie den Notruf gewhlt. Aber als die Leute vom Zaubereiministerium auftauchten, war er verschwunden. Nicht allzu weit von hier ..., wiederholte Ron und blickte Harry viel sagend an. Er wandte sich um und bemerkte, dass Malfoy sie scharf beobachtete. Was ist los, Malfoy? Soll ich dir noch was schlen? Doch Malfoys Augen leuchteten bsartig und waren fest auf Harry gerichtet. Er lehnte sich ber den Tisch. Glaubst du, du knntest Black alleine fangen, Potter? Ja, sicher, sagte Harry lssig. Malfoys schmaler Mund bog sich zu einem schiefen Lcheln. Ich an deiner Stelle, sagte er leise, htte schon lngst was unternommen. Ich wrde nicht in der Schule bleiben wie ein braver junge, sondern drauen nach ihm suchen. Wovon redest du eigentlich, Malfoy, sagte Ron grob. Weit du es nicht, Potter?, flsterte Malfoy und seine blassen Augen verengten sich. Was denn? Malfoy lie ein leises, hmisches Lachen vernehmen. Vielleicht willst du deinen Hals nicht riskieren, sagte er. Willst es lieber den Dementoren berlassen, oder? Aber ich an deiner Stelle wollte Rache. Ich wrde ihn selbst jagen. Wovon redest du denn?, sagte Harry zornig, doch, in diesem Moment rief Snape: Ihr solltet inzwischen alle Zutaten reingemischt haben, dieser Trank muss eine Weile kcheln, bevor er getrunken werden kann, also lasst ihn ein wenig blubbern und dann testen wir das Gebru von Longbottom ... Crabbe und Goyle lachten laut auf, und Neville, der seinen Trank fieberhaft umrhrte, brach der Schwei aus. Damit Snape nichts mitbekam, murmelte ihm Hermine aus dem Mundwinkel zu, was er machen sollte. Harry und Ron rumten ihre brig gebliebenen Zutaten weg und gingen zum Steinbecken in der Ecke, um sich die Hnde und die Schpflffel zu waschen. Was will Malfoy eigentlich sagen?, murmelte Harry Ron zu und hielt die Hnde unter den eisigen Strahl, der aus dem Mund des Wasserspeiers schoss. Warum sollte ichmich an Black rchen wollen? Er hat mir nichts getan - bisher jedenfalls. Er redet doch Unsinn, sagte Ron wtend, und will nur, dass du eine Dummheit machst ... Das Ende der Stunde nahte, und Snape schritt hinber zu Neville, der eingeschchtert neben seinem Kessel hockte. Alle hierher im Kreis aufstellen, sagte Snape, und seine schwarzen Augen glitzerten. Seht euch an, was mit Longbottoms Krte passiert. Wenn er es geschafft hat, eine Schrumpflsung zustande zu bringen, wird sie zu einer Kaulquappe zusammenschrumpfen. Wenn er, woran ich nicht zweifle, die Sache vermasselt hat, knnte seine Krte vergiftet werden. Die Gryffindors sahen beklommen zu. Die Slytherins schienen ganz aufgeregt. Snape hob Trevor, die Krte, mit der linken Hand hoch und tauchte einen kleinen Lffel in Nevilles Zaubertrank, der inzwischen grn war. Er lie ein paar Tropfen in Trevors Kehle rinnen. Ein Moment gespannten Schweigens trat ein, und Trevor gluckste; dann gab es ein leises Plopp und Trevor, die Kaulquappe, wand sich in Snapes Handflche. Die Gryffindors brachen in Beifall aus. Snape, der sauer dreinsah, zog eine kleine Flasche aus der Tasche seines Umhangs, trufelte ein paar Tropfen auf Trevor und pltzlich war sie wieder eine ausgewachsene Krte. Fnf Punkte Abzug fr Gryffindor, sagte Snape, und das Lachen gefror auf ihren Gesichtern. Ich hab Ihnen gesagt, Miss Granger, Sie sollen ihm nicht helfen. Der Unterricht ist beendet. Harry, Ron und Hermine stiegen die Stufen zur Eingangshalle hoch. Harry dachte immer noch ber Malfoys Worte nach, whrend Ron wtend ber Snape herzog. Fnf Punkte Abzug fr uns, weil der Zaubertrank inOrdnung war! Warum hast du nicht gelogen, Hermine? Du httest sagen sollen, dass Neville alles allein gemacht hat! Hermine antwortete nicht. Ron wandte sich um. Wo ist sie? Auch Harry drehte sich um. Sie waren jetzt oben und lieen die andern vorbeigehen, die in die Groe Halle zum Mittagessen strmten. Sie war doch eben noch hinter uns, sagte Ron stirnrunzelnd. Malfoy ging an ihnen vorbei, in die Mitte genommen von Crabbe und Goyle. Er sah Harry spttisch an und verschwand. Da ist sie ja, sagte Harry. Hermine kam ein wenig keuchend die Stufen hochgerannt; mit der einen Hand hielt sie die Tasche, mit der anderen schien sie etwas unter ihrem Umhang festzuklammern. Wie hast du das gemacht?, fragte Ron. Was?, sagte Hermine und trat neben sie. Du warst direkt hinter uns, im nchsten Moment warst du wieder ganz unten an der Treppe. Wie? Hermine sah leicht verwirrt aus. Ach, ich hatte was vergessen und musste zurck. 0 nein - An Hermines Tasche war eine Naht aufgeplatzt. Harry wunderte das nicht; sie war proppenvoll mit mindestens einem Dutzend groer schwerer Bcher. Warum trgst du die alle mit dir rum?, fragte Ron. Du weit doch, wie viele Fcher ich habe, sagte Hermine auer Atem. Kannst du die vielleicht mal halten? Aber - Ron musterte die Umschlge der Bcher, die sie ihm gereicht hatte. Diese Fcher hast du heute gar nicht Nur heute Nachmittag noch Verteidigung gegen die dunklen Knste. Ach ja, sagte Hermine nebenbei; dennoch packte siealle Bcher in ihre Tasche. Hoffentlich gibt's was Gutes zum Essen, ich sterbe vor Hunger, fgte sie hinzu und schritt davon in Richtung Groe Halle. Hast du nicht auch das Gefhl, dass Hermine uns was verheimlicht?, fragte Ron Harry. Professor Lupin war nicht da, als sie zu seiner ersten Stunde Verteidigung gegen die dunklen Knste kamen. Sie setzten sich, packten ihre Bcher, Federkiele und Pergamentbltter aus und unterhielten sich angeregt, bis er schlielich hereinkam. Lupin lchelte verschwommen und legte seine schmuddelige alte Aktentasche auf das Lehrerpult. Er sah noch immer so schbig aus, wie sie ihn kennen gelernt hatten, jedoch gesnder als im Zug, so als htte er inzwischen ein paar anstndige Mahlzeiten gehabt. Schnen Tag, sagte er. Wrdet ihr bitte all eure Bcher wieder einpacken. Heute haben wir eine praktische Lektion. Ihr braucht nur eure Zauberstbe. Ein paar neugierige Blicke wurden ausgetauscht, whrend sie die Bcher wegpackten. Sie hatten noch nie praktischen Unterricht in Verteidigung gegen die dunklen Knste gehabt, abgesehen von der unvergesslichen Stunde im letzten Jahr, als ihr damaliger Lehrer einen Kfig voller Wichtel mitgebracht und sie losgelassen hatte. Alles klar, sagte Professor Lupin, als alle bereit waren. Dann folgt mir bitte. Ratlos, aber gespannt standen sie auf und folgten Professor Lupin aus dem Klassenzimmer. Er fhrte sie durch den ausgestorbenen Korridor, und als sie um die Ecke bogen, sahen sie als Erstes Peeves, den Poltergeist. Rcklings in der Luft schwebend stopfte er das nchstbeste Schlsselloch mit Kaugummi voll. Peeves sah nicht auf, bis Professor Lupin nur noch einenMeter entfernt war, dann wackelte er mit den Fen, an denen er gekringelte Zehen hatte, und begann zu singen. Lusche Lusche Lupin, sang er, Lusche Lusche Lupin, Lusche Lusche Lupin - Grob und unbeherrschbar war Peeves zwar fast immer, doch immerhin zeigte er den Lehrern gegenber meist ein wenig Respekt. Sie blickten rasch auf zu Professor Lupin, neugierig, wie er damit umgehen wrde; zu ihrer berraschung war ihm das Lcheln nicht vergangen. Wenn ich Sie wre, Peeves, wrde ich diesen Kaugummi aus dem Schlsselloch holen, sagte er vergngt. Mr Filch wird sonst nicht in der Lage sein, zu seinen Besen zu gelangen. Filch war der Hausmeister von Hogwarts, ein bel gelaunter, gescheiterter Zauberer, der einen ewigen Krieg gegen die Schler und auch gegen Peeves fhrte. Doch Peeves achtete nicht auf Professor Lupins Worte, auer dass er laut und Speichel sprhend schnaubte. Professor Lupin seufzte leise und zckte seinen Zauberstab. Das ist ein ntzlicher kleiner Zauber, sagte er zur Klasse gewandt. Bitte, seht genau hin. Er hob den Zauberstab auf Schulterhhe, sagte Waddiwasi! und richtete ihn auf Peeves. Mit der Kraft einer Gewehrkugel schoss der Kaugummi aus dem Schlsselloch und geradewegs hinein in Peeves' linkes Nasenloch; er wirbelte herum und schwebte prustend und fluchend davon. Toll, Sir!, sagte Dean Thomas verblfft. Danke, Dean, sagte Professor Lupin und steckte seinen Zauberstab weg. Gehen wir weiter? Sie machten sich wieder auf den Weg. Die Klasse warf Professor Lupin zunehmend respektvolle Blicke zu. Erfhrte sie einen weiteren Gang entlang und hielt vor dem Lehrerzimmer an. Hinein, bitte, sagte Professor Lupin, ffnete die Tr und trat beiseite. Das Lehrerzimmer, ein langer, holzgetfelter Raum voll alter, nicht zusammenpassender Sthle, war leer, jedenfalls fast. Professor Snape sa in einem niedrigen Sessel; er blickte auf, als einer nach dem andern hereinkam. Seine Augen glitzerten und um seinen Mund spielte ein gehssiges Grinsen. Als Professor Lupin eintrat und die Tr hinter sich schlieen wollte, sagte Snape: Lassen Sie auf, Lupin. Das mchte ich lieber nicht mit ansehen. Er erhob sich und schritt mit wehendem schwarzem Umhang an der Klasse vorbei. An der Tr drehte er sich auf den Fersen um und sagte: Vermutlich hat keiner Sie gewarnt, Lupin, aber in dieser Klasse ist Neville Longbottom. Ich kann Ihnen nur raten, ihm nichts Schwieriges aufzugeben. Auer wenn Miss Granger ihm Anweisungen ins Ohr zischt. Neville wurde scharlachrot. Harry starrte Snape zornig an; schlimm genug, dass er Neville in seinem eigenen Unterricht drangsalierte, und jetzt tat er es auch noch vor einem anderen Lehrer. Professor Lupin zog die Augenbrauen hoch. Ich hatte gehofft, Neville wrde mir beim ersten Schritt des Unternehmens behilflich sein, sagte er, und ich bin mir sicher, er wird es auf bewundernswerte Weise schaffen. Nevilles Gesicht lief, soweit dies mglich war, noch rter an. Snapes Lippen kruselten sich, doch er ging hinaus und schlug die Tr zu. Nun denn, sagte Professor Lupin und winkte die Klasse zum anderen Ende des Zimmers, wo nichts war auer ei-nem alten Schrank, in dem die Lehrer ihre Ersatzumhnge aufbewahrten. Als Professor Lupin vor den Schrank trat, fing der pltzlich an heftig zu ruckeln und krachte gegen die Wand. Kein Grund zur Beunruhigung, sagte Professor Lupin gelassen, denn ein paar Schler waren erschrocken zurckgewichen. In diesem Schrank steckt ein Irrwicht. Die meisten schienen nicht recht glauben zu wollen, dass dies wirklich kein Grund zur Beunruhigung sei. Neville warf Professor Lupin einen grauenerfllten Blick zu und Seamus Finnigan starrte wie gebannt auf den ruckelnden Trknopf. Irrwichte mgen dunkle, enge Rume, sagte Professor Lupin. Schrnke, die Lcke zwischen Betten, Splksten - ich hab sogar mal einen getroffen, der es sich in einer Standuhr gemtlich gemacht hatte. Dieser hier ist gestern Nachmittag eingezogen, und ich habe den Schulleiter gefragt, ob die Kollegen ihn meiner dritten Klasse zum ben berlassen knnten. Nun, die erste Frage, die wir uns stellen mssen, lautet: Was ist ein Irrwicht? Hermine hob die Hand. Es ist ein Gestaltwandler, sagte sie. Er kann die Gestalt dessen annehmen, wovor wir, wie er sprt, am meisten Angst haben. Das htte ich selber nicht besser ausdrcken knnen, sagte Professor Lupin, und Hermine strahlte. Der Irrwicht sitzt also in der Dunkelheit herum und hat noch keine Gestalt angenommen. Er wei noch nicht, was der Person auf der anderen Seite der Tr Angst macht. Keiner wei, wie ein Irrwicht aussieht, wenn er allein ist, doch wenn wir ihn herauslassen, wird er sich sofort in das verwandeln, was wir am meisten frchten. Und das heit, fuhr Professor Lupin fort, ohne Nevilles leises entsetztes Keuchen zu beachten, dass wir von Anfang an gewaltig im Vorteil sind. Kannst du dir denken, warum, Harry? Eine Antwort zu versuchen, whrend Hermine neben ihm auf den Fuballen auf- und abhpfte und die Hand in die Luft streckte, war ziemlich lstig, doch Harry hatte einen Einfall. hm - weil wir so viele sind und er nicht wei, welche Gestalt er annehmen soll? Genau, sagte Professor Lupin und Hermine lie ein wenig enttuscht die Hand sinken. Man sollte nie allein sein, wenn man es mit einem Irrwicht aufnehmen will. Das bringt ihn durcheinander. Was soll er denn werden, eine kopflose Leiche oder eine Fleisch fressende Schnecke? Ich hab mal einen Irrwicht gesehen, der diesen Fehler gemacht hat - wollte zwei Leute auf einmal erschrecken und hat sich in eine halbe Schnecke verwandelt. Einfach lcherlich. Der Zauber, der einen Irrwicht vertreibt, ist einfach, aber er verlangt geistige Anstrengung. Was einem Irrwicht wirklich den Garaus macht, ist nmlich Gelchter. Ihr msst versuchen ihn zu zwingen, eine Gestalt anzunehmen, die ihr komisch findet. Wir ben den Zauber erst mal ohne Zauberstab. Nach mir, bitte ... Riddikulus! Riddikulus!, sagte die Klasse wie aus einem Mund. Gut, sagte Professor Lupin. Sehr gut. Aber das war leider nur der leichte Teil. Denn das Wort allein gengt nicht. Und jetzt bist du dran, Neville. Der Schrank fing wieder an zu zittern, allerdings nicht so heftig wie Neville, der einige Schritte vortrat, als ob es zum Galgen ginge. Schn, Neville, sagte Professor Lupin. Das Wichtigstezuerst: Was, wrdest du sagen, ist es, das dir am meisten auf der Welt Angst macht? Nevilles Lippen bewegten sich, doch kein Wort kam heraus. Verzeihung, Neville, ich hab dich nicht verstanden, sagte Professor Lupin gut gelaunt. Neville sah sich mit panischem Blick um, als ob er jemanden bitten wollte, ihm zu helfen, dann sagte er, kaum vernehmlich flsternd: Professor Snape. Fast alle lachten. Selbst Neville grinste peinlich verlegen. Professor Lupin jedoch war nachdenklich geworden. Professor Snape ... hmmm ... Neville, stimmt es, dass du bei deiner Gromutter lebst? hm - ja, sagte Neville nervs. Aber ich will nicht, dass der Irrwicht sich in sie verwandelt. Nein, nein, du verstehst mich falsch, sagte Professor Lupin und lchelte jetzt. Ich frage mich - knntest du uns sagen, was fr Kleider deine Gromutter normalerweise trgt? Neville wirkte verdutzt, doch er antwortete: Na ja ... immer denselben Hut. Einen hohen mit einem ausgestopften Geier drauf, Und ein langes Kleid ... meist grn ... und manchmal einen Schal aus Fuchsfell. Und eine Handtasche?, half Professor Lupin nach. Eine groe rote, sagte Neville. Sehr schn, sagte Professor Lupin. Kannst du dir diese Kleidung ganz genau vorstellen, Neville? Kannst du sie vor deinem geistigen Auge sehen? Ja, sagte Neville unsicher, sich offensichtlich fragend, was als Nchstes kommen wrde. Wenn der Irrwicht aus diesem Schrank fhrt und dich sieht, Neville, wird er die Gestalt von Professor Snape annehmen, sagte Lupin. Und du hebst deinen Zauberstab -so - und rufst >Riddikulus< - und denkst ganz fest an die Kleider deiner Gromutter. Wenn alles gut geht, wird Professor Irrwicht Snape gezwungen sein, mit diesem Geierhut, dem grnen Kleid und der groen roten Handtasche aufzutreten. Die Klasse lachte laut auf Der Schrank zitterte noch heftiger. Wenn Neville es gut macht, wird der Irrwicht seine Aufmerksamkeit danach wahrscheinlich uns zuwenden, und zwar einem nach dem andern, sagte Professor Lupin. Ich mchte, dass ihr alle mal kurz berlegt, was euch am meisten Angst macht, und euch vorstellt, wie man es zwingen kann, komisch auszusehen ... Im Zimmer wurde es still. Harry dachte nach ... wovor hatte er am meisten Angst? Als Erstes fiel ihm Lord Voldemort ein - ein Voldemort, der seine alte Kraft wiedererlangt htte. Doch bevor er auch nur angefangen hatte, einen mglichen Gegenangriff auf einen Irrwicht-Voldemort zu planen, drang ein schrecklicher Gedanke in sein Bewusstsein ... Harry schauderte und sah sich um in der Hoffnung, niemand wrde es bemerken. Viele um ihn her hatten die Augen fest geschlossen. Ron murmelte vor sich hin, etwas wie nimm ihr die Beine weg. Harry wusste ziemlich sicher, an was Ron dachte. Die grte Angst hatte er vor Spinnen. Seid ihr bereit?, fragte Professor Lupin. Harry sprte, wie ihm Angst die Kehle zuschnrte. Er war noch nicht bereit. Wie sollte er denn einen Dementor weniger schrecklich aussehen lassen? Doch um Zeit bitten wollte er nicht; alle andern nickten und rollten die rmel hoch. Neville, wir gehen ein paar Schritte zurck, sagte Professor Lupin. Dann hast du freie Bahn, klar? Ich rufe dannden Nchsten auf ... alle zurcktreten jetzt, damit Neville richtig zielen kann. Sie gingen zurck und lehnten sich gegen die Wand; Neville stand jetzt allein vor dem Schrank. Er sah blass und verngstigt aus, doch er hatte die rmel seines Umhangs hochgekrempelt und hielt seinen Zauberstab bereit. Ich zhle bis drei, Neville, sagte Professor Lupin und deutete mit seinem Zauberstab auf den Trknopf des Schranks. Eins - zwei - drei - jetzt! Sterne stoben aus der Spitze von Professor Lupins Zauberstab und trafen den Trknopf Die Schranktren flogen auf. Hakennasig und drohend trat Professor Snape heraus und richtete seine blitzenden Augen auf Neville. Neville wich zurck, den Zauberstab erhoben, und bewegte stumm den Mund. Snape griff in seinen Umhang und ging drohend auf ihn zu. R - r - riddikulus!, quiekte Neville. Es gab einen Knall, hnlich dem Knall einer Peitsche. Snape stolperte; er trug jetzt ein langes, spitzenbesetztes Kleid, einen turmhohen Hut, auf dessen Spitze ein mottenzerfressener Geier sa, und an seinem Handgelenk schlenkerte eine enorme rote Handtasche. Drhnendes Gelchter brach aus; der Irrwicht erstarrte, heillos verwirrt, und Professor Lupin rief: Parvati! Du bist dran! Parvati trat mit entschlossener Miene nach vorne. Drohend wandte sich Snape ihr zu. Wieder knallte es und wo er gestanden hatte, erschien eine blutbefleckte, bandagierte Mumie; ihr augenloses Antlitz Parvati zugewandt, begann sie trge schlurfend auf das Mdchen zuzugehen und hob die Arme. Riddikulus!, schrie Parvati. Am Fu der Mumie lste sich eine Bandage; die Mumieverhedderte sich und fiel mit dem Gesicht auf den Boden; der Kopf rollte davon. Seamus!, rief Professor Lupin. Seamus schoss an Parvati vorbei. Knall! Wo die Mumie gewesen war, stand eine Frau mit schwarzem Haar, das bis zum Boden reichte, und einem grnlichen, skelettartigen Gesicht - eine Todesfee. Sie machte den Mund weit auf und ein Klang wie nicht von dieser Welt erfllte den Raum, ein lang gezogener, wehklagender Schrei, der Harry die Haare zu Berge stehen lie. Riddikulus!, rief Seamus. Die Todesfee machte ein rasselndes Gerusch und griff sich an die Kehle; sie hatte ihre Stimme verloren. Knall! Die Todesfee verwandelte sich in eine Ratte, die im Kreis herumrasend ihrem eigenen Schwanz nachjagte und dann - knall! - zu einem blutigen Augapfel wurde. Er ist durcheinander!, rief Lupin, bald haben wir's geschafft! Dean! Dean trat rasch nach vorne. Krach! Der Augapfel wurde zu einer abgeschnittenen Hand; wie ein Krake kroch sie ber den Boden. Riddikulus!, rief Dean. Es gab ein schnappendes Gerusch und die Hand war in einer Mausefalle gefangen. Glnzend! Ron, du bist dran! Ron strzte nach vorne. Knall! Nicht wenige schrien. Eine riesige Spinne, zwei Meter hoch und haarig, krabbelte auf Ron zu und klickte bedrohlich mit ihren Greifzangen. Einen Moment lang hatte Harry den Eindruck, Ron sei erstarrt. Dann - Riddikulus!, bellte Ron und die Beine der Spinne verschwanden; sie kullerte ber den Boden; Lavender Brownkreischte und lief aus dem Weg und die Spinne blieb vor Harrys Fen liegen. Schon hob er seinen Zauberstab, doch - Halt!, rief Professor Lupin pltzlich und sprang vor. Knall! Die beinlose Spinne war verschwunden. Einen Moment schauten sich alle aufgeregt um, wo sie abgeblieben war. Dann sahen sie eine silbern glitzernde weie Kugel vor Lupin in der Luft hngen. Riddikulus!, sagte er fast lssig. Knall! Der Irrwicht landete als Kakerlak auf dem Boden. Los jetzt, Neville, mach ihn alle!, sagte Lupin. Knall! Snape war wieder da. Diesmal strzte Neville mit entschlossener Miene auf ihn zu. Riddikulus!, rief er und fr den Bruchteil einer Sekunde sahen sie Snape noch einmal im Spitzenkleid, bis Neville ein lautes, prustendes Ha! ausstie und der Irrwicht explodierte, in tausend kleine Rauchwlkchen auseinander stob und verschwand. Hervorragend!, rief Professor Lupin, und die Klasse fing begeistert an zu klatschen. Sehr schn, Neville. Ihr alle habt eure Sache sehr gut gemacht ... lasst mich kurz berlegen ... fnf Punkte fr Gryffindor bekommt jeder, der es mit dem Irrwicht aufgenommen hat - zehn fr Neville, weil er zweimal dran war ... und jeweils fnf fr Hermine und Harry. Aber ich hab doch nichts gemacht, sagte Harry. Du und Hermine habt meine Fragen zu Beginn des Unterrichts richtig beantwortet, Harry, sagte Lupin gelassen. Ihr wart alle sehr gut, es war eine hervorragende Stunde. Als Hausaufgabe lest bitte das Kapitel ber Irrwichte und schreibt mir eine Zusammenfassung ... bis nchsten Montag. Das ist alles. Aufgeregt schnatternd verlie die Klasse das Lehrer-zimmer. Harry jedoch hatte ein ungutes Gefhl. ProfessorLupin hatte ihn entschlossen daran gehindert, es mit dem Irrwicht aufzunehmen. Warum? Weil er gesehen hatte, wie Harry im Zug ohnmchtig geworden war, und glaubte, er knne nicht viel verkraften? Hatte er befrchtet, Harry wrde wieder zusammenbrechen? Doch von den andern schien keinem etwas aufgefallen zu sein. Habt ihr gesehen, wie ich es dieser Todesfee gezeigt hab?, rief Seamus. Und die Hand!, sagte Dean und fuchtelte mit seiner eigenen herum. Und Snape mit diesem Hut! Und meine Mumie! Ich frag mich, warum Professor Lupin Angst vor Kristallkugeln hat?, sagte Lavender nachdenklich. Das war die beste Stunde in Verteidigung gegen die dunklen Knste, die wir je hatten, oder?, sagte Ron begeistert, whrend sie zu ihrem Klassenzimmer gingen, um ihre Taschen zu holen. Er scheint ein sehr guter Lehrer zu sein, sagte Hermine anerkennend. Aber ich wnschte, ich wre auch mal drangekommen mit diesem Irrwicht. Was wre er fr dich gewesen?, sagte Ron glucksend. Eine Hausaufgabe, fr die du nur neun von zehn mglichen Punkten bekommen httest? ~Die Flucht der fetten Dame Im Handumdrehen war Verteidigung gegen die dunklen Knste das Lieblingsfach aller Schler geworden. Nur Draco Malfoy und seine Clique von den Slytherins lieen sich gehssig ber Professor Lupin aus. Schaut euch doch mal seine Umhnge an, sagte Malfoy unberhrbar flsternd, wenn Professor Lupin vorbeiging. Der zieht sich ja an wie unser alter Hauself. Doch niemand sonst kmmerte es, dass Professor Lupin geflickte und ausgefranste Umhnge trug. Die weiteren Unterrichtsstunden bei ihm waren nicht weniger spannend als die erste. Nach den Irrwichten lernten sie die Rotkappen kennen, fiese kleine koboldartige Kreaturen, die berall dort herumlungerten, wo Blut vergossen worden war: Sie versteckten sich in den Kerkern von Schlssern und in den Sprenglchern verlassener Schlachtfelder und verprgelten alle, die sich dorthin verirrten. Nach den Rotkappen kamen die Kappas, grausige Wasserbewohner, die wie schuppige Affen aussahen und Hnde mit Schwimmhuten hatten, die es nur danach juckte, diejenigen zu erwrgen, die in ihren Tmpeln umherwateten. Harry wre glcklich gewesen, wenn es ihm in den anderen Fchern ebenso gut gefallen htte. Am schlimmsten war der Zaubertrankunterricht. Snape war dieser Tage aus-gesprochen rachschtig gelaunt, und der Grund dafr war kein Geheimnis. Die Geschichte von dem Irrwicht, der Snapes Gestalt angenommen hatte und von Neville in die Sachenseiner Gromutter gesteckt worden war, hatte sich wie ein Lauffeuer im Schloss verbreitet. Der Einzige, der das nicht komisch fand, war Snape. Seine Augen blitzten drohend bei jeder Erwhnung von Professor Lupin, und Neville drangsalierte er schlimmer denn je. Harry empfand auch wachsenden Abscheu vor den Stunden, die er im stickigen Turmzimmer von Professor Trelawney mit der Deutung von Figuren und Symbolen zubrachte, die man irgendwie schrg gegen das Licht halten sollte, und dabei auch noch versuchen musste, sich nicht von Professor Trelawneys Trnen rhren zu lassen, die ihr jedes Mal in die riesigen Augen traten, wenn sie Harry ansah. Professor Trelawney konnte er einfach nicht leiden, whrend viele andere ihr Hochachtung oder gar Verehrung entgegenbrachten. Parvati Patil und Lavender Brown strmten jetzt in der Mittagspause regelmig hoch in den Turm und kamen immer mit einem berlegenen Gesichtsausdruck zurck, der einem lstig werden konnte, gerade so, als ob sie Dinge wssten, von denen die andern keine Ahnung hatten. Auerdem sprachen sie nur noch mit gedmpfter Stimme zu Harry, als wrde er schon auf dem Totenbett liegen. Pflege magischer Geschpfe mochte keiner mehr; nach der dramatischen ersten Stunde war der Unterricht todlangweilig geworden. Hagrid schien sein Selbstvertrauen verloren zu haben. Stunde um Stunde verbrachten sie jetzt damit, Flubberwrmer zu pflegen, die zu den fadesten Geschpfen berhaupt zhlen mussten. Warum sollte sich berhaupt jemand um sie kmmern?, sagte Ron nach einer weiteren Stunde, in der sie klein gehackte Salatbltter in die schleimigen Kehlen der Flubberwrmer gestopft hatten. Anfang Oktober jedoch fand Harry etwas, das ihn be-schftigte und ihm so viel Spa machte, dass er den staub-trockenen Unterricht verga. Die Quidditch-Saison sollte bald beginnen und Oliver Wood, der Kapitn des Gryffindor-Teams, rief sie eines Donnerstags zusammen, um die Taktik fr die kommende Spielzeit zu errtern. Eine Quidditch-Mannschaft besteht aus sieben Spielern: aus drei Jgern, deren Aufgabe es ist, den Quaffel (einen roten, fuballgroen Ball) durch die in zwanzig Meter Hhe auf Stangen an beiden Seiten des Spielfelds angebrachten Ringe zu werfen; zwei Treibern, die mit schweren Schlgern ausgestattet sind, um die Klatscher abzuwehren (zwei schwere schwarze Blle, die durch die Luft sausen und die Spieler angreifen); einem Hter, der die Tore verteidigt, und dem Sucher, der die schwierigste Aufgabe hat, nmlich den Goldenen Schnatz zu fangen, einen winzigen geflgelten Ball von der Gre einer Walnuss, dessen Fang das Spiel beendet und dem Team des Suchers hundertfnfzig Punkte extra einbringt. Oliver Wood war ein stmmiger Siebzehnjhriger, inzwischen im siebten und letzten Schuljahr in Hogwarts. An jenem Donnerstagabend im kalten Umkleideraum drauen am Spielfeldrand, als er vor die anderen sechs Spieler seines Teams trat, war eine Spur von Verzweiflung aus seiner Stimme herauszuhren: Das ist unsere letzte Chance - meine letzte Chance - den Quidditch-Pokal zu gewinnen, erklrte er, whrend er vor dem Team auf und ab schritt. Ende des Jahres gehe ich von der Schule. Noch eine Gelegenheit kriege ich nicht. Gryffindor hat jetzt seit sieben Jahren nicht mehr gewonnen. Gut und schn, wir hatten tatschlich schlimmes Pech -Verletzungen, und dann ist das Turnier letztes Jahr auch noch abgeblasen worden ...Wood schluckte, als ob ihm die Erinnerung immer noch wie ein Klumpen im Hals steckte. Aber wir wissen auch, dass wir das verdammt - noch - mal -beste - Team - der - Schule sind, sagte er. Dabei schlug er mit der rechten Faust in die linke Handflche und in seinen Augen erschien wieder das alte, manische Glimmen. Wir haben drei erstklassige Jgerinnen. Wood deutete auf Alicia Spinnet, Angelina Johnson und Katie Bell. Wir haben zwei unschlagbare Treiber. Hr auf, Oliver, du machst uns ganz verlegen, sagten Fred und George und taten so, als wrden sie sich schmen. Und wir haben einen Sucher, der noch jedes Spiel fr uns gewonnen hat!, donnerte Wood und starrte Harry mit einer Art grimmigem Stolz an. Und mich, fgte er noch hinzu, als wre es ihm gerade eingefallen. Du bist auch ganz toll, Oliver, sagte George. Als Hter ein Ass, sagte Fred. Die Sache ist die, fuhr Oliver fort und fing wieder an, auf und ab zu schreiten, der Quidditch-Pokal htte in den letzten beiden Jahren unseren Namen tragen mssen. Seit Harry dabei ist, denke ich immer, wir htten das Ding eigentlich schon in der Tasche. Aber wir haben's nicht geschafft, und jetzt haben wir die letzte Chance, endlich unseren Namen auf diesem Pokal zu sehen ... Wood schien so niedergeschlagen, dass selbst Fred und George ihn mitleidig ansahen. Oliver, das ist unser Jahr, sagte Fred. Diesmal packen wir's, Oliver!, sagte Angelina. Ganz klar, sagte Harry. Voll Entschlossenheit begannen sie zu trainieren, drei Abende die Woche. Allmhlich wurde es klter und regnerischer und es wurde immer frher dunkel, doch weder Schlamm, Wind noch Regen konnten Harry aus dem wunderbaren Traum reien, endlich einmal den riesigen silbernen Quidditch-Pokal zu gewinnen. Eines Abends nach dem Training kehrte Harry steif gefroren, doch hchst zufrieden mit dem Training ins Schloss zurck. Im Gemeinschaftsraum der Gryffindors herrschte ein aufgeregtes Summen. Was ist denn hier los?, fragte er Ron und Hermine, die in zwei der besten Sessel am Kamin saen und an ihren Sternkarten fr Astronomie arbeiteten. Das erste Wochenende in Hogsmeade, sagte Ron und deutete auf den Zettel, der am ramponierten alten Notizbrett aufgetaucht war. Ende Oktober, an Halloween. Klasse sagte Fred, der Harry durch das Portrtloch gefolgt war, ich muss zu Zonko, meine Stinkkgelchen sind fast alle. Harry lie sich in den Sessel neben Ron fallen; sein Hochgefhl versandete rasch. Hermine schien seine Gedanken lesen zu knnen. Das nchste Mal kannst du dann sicher mitkommen, Harry, sagte sie. Sie werden Black bestimmt bald fassen, er wurde ja schon gesehen. Black ist nicht so bescheuert, in Hogsmeade rger zu machen, sagte Ron. Frag doch McGonagall, ob du dieses eine Mal mitkommen kannst, wer wei, wann wir wieder drfen - Ron!, sagte Hermine, Harry soll in der Schule bleiben. Er kann doch nicht der einzige Drittklssler sein, der nicht mit darf, sagte Ron. Frag McGonagall, mach schon, Harry. Ja, vielleicht hast du Recht, sagte Harry nachdenklich. Hermine ffnete den Mund, um zu widersprechen, doch in diesem Moment sprang Krummbein auf ihren Scho. Eine groe tote Spinne hing ihm aus dem Maul. Muss er die denn ausgerechnet vor unseren Augen fressen?, sagte Ron missmutig. Kluger Krummbein, hast du die ganz alleine gefangen?, sagte Hermine. Gemchlich zerkaute Krummbein die Spinne, die gelben Augen frech auf Ron gerichtet. Pass blo auf, dass er bei dir bleibt, sagte Ron gereizt und wandte sich wieder seiner Sternkarte zu. Krtze schlft in meiner Tasche. Harry ghnte. Am liebsten wre er schlafen gegangen, doch auch er musste seine Sternkarte noch zu Ende zeichnen. Er zog seine Tasche heran, holte Papier, Tinte und Feder heraus und begann zu arbeiten. Du kannst meine abzeichnen, wenn du willst, sagte Ron, beschriftete schwungvoll den letzten Stern und schob die Karte Harry zu. Hermine, die nichts von Abschreiben hielt, schrzte die Lippen, sagte jedoch nichts. Krummbein starrte immer noch unverwandt auf Ron und lie die Spitze seines buschigen Schwanzes zucken. Dann, ohne Warnung, sprang er los. He!, brllte Ron und packte seine Tasche, doch Krummbein hatte schon vier klauenbestckte Pfoten darin versenkt und zog und zerrte wie verrckt. Hau ab, du bldes Vieh! Ron wollte seine Tasche in Sicherheit bringen, doch der Kater hielt sie fauchend, hauend und kratzend fest. Ron, tu ihm blo nicht weh!, kreischte Hermine; der ganze Gemeinschaftsraum sah zu; Ron wirbelte die Tasche im Kreis herum, doch Krummbein lie nicht locker, und jetzt kam Krtze oben herausgeflogen. Fangt diesen Kater ein!, schrie Ron, als Krummbein die berreste der Tasche liegen lie, ber den Tisch sprang und dem panisch davonrasenden Krtze nachjagte. George Weasley machte einen Hechtsprung, doch er verfehlte Krummbein knapp; Krtze huschte durch zwanzigPaar Beine und verschwand unter einer alten Kommode; Krummbein kam schlitternd zum Halt, legte den Kopf auf den Boden und haute zornig mit den Tatzen unter die Kommode. Ron und Hermine rannten herbei; Hermine packte Krummbein am Bauch und hob ihn hoch; Ron warf sich auf den Boden und zog Krtze mit groer Mhe am Schwanz hervor. Schau ihn dir an!, sagte er wtend zu Hermine und lie Krtze vor ihrem Gesicht baumeln. Er ist doch nur noch Haut und Knochen! Halt ihm blo diesen Kater vom Leib! Krummbein wei doch nicht, dass man das nicht tut!, sagte Hermine mit zitternder Stimme. Alle Katzen jagen Ratten, Ron! Aber an deinem Tier ist irgendwas Komisches!, sagte Ron, whrend er versuchte, den vor Aufregung bebenden Krtze zurck in seine Tasche zu komplimentieren. Er hat gehrt, dass ich gesagt habe, Krtze sei in meiner Tasche! Ach, das ist doch Unsinn, sagte Hermine ungehalten. Krummbein kann ihn riechen, Ron, oder wie sonst, glaubst du - Dieser Kater hat es auf Krtze abgesehen!, sagte Ron und wrdigte das Publikum im Raum keines Blickes, das allmhlich zu kichern begann. Und Krtze war zuerst hier, und er ist krank! Ron marschierte durch das Gemeinschaftszimmer und verschwand auf der Treppe hoch zum Jungenschlafsaal. Am nchsten Tag war Ron immer noch schlecht auf Hermine zu sprechen. In Kruterkunde sagte er kaum ein Wort zu ihr, obwohl er, Harry und Hermine gemeinsam an einem Kartoffelbauchpilz arbeiteten. Wie geht's Krtze?, fragte Hermine behutsam, whrend sie fette rosa Schoten von den Pflanzen pflckten und die glnzenden Bohnen in einen Holztrog warfen. Hat sich unter meinem Bett versteckt und zittert immer noch am ganzen Leib, sagte Ron unwirsch und verfehlte den Trog, so dass die Bohnen ber den Boden des Gewchshauses kullerten. Vorsicht, Weasley, Vorsicht!, rief Professor Sprout, als die Bohnen vor ihren Augen jh aufblhten. Als Nchstes hatten sie Verwandlung. Harry hatte beschlossen, Professor McGonagall nach dem Unterricht zu fragen, ob er mit nach Hogsmeade drfe. Er reihte sich in die Warteschlange vor dem Klassenzimmer ein und berlegte, wie er es am besten sagen konnte. Doch ein kleiner Aufruhr vorn an der Tr lenkte ihn ab. Lavender Brown schien zu weinen. Parvati hatte den Arm um sie gelegt und sprach mit Seamus Finnigan und Dean Thomas, die sehr ernst wirkten. Was ist los, Lavender?, fragte Hermine beunruhigt, als sie mit Harry und Ron hinzukam. Sie hat heute Morgen einen Brief von zu Hause bekommen, flsterte Parvati. Es geht um Binky, ihr Kaninchen. Ein Fuchs hat es gettet. Oh, sagte Hermine, tut mir Leid, Lavender. Ich htte es wissen sollen!, sagte Lavender mit tragischer Miene. Weit du, welcher Tag heute ist? hm. Der sechzehnte Oktober! >Das Ereignis, vor dem du dich frchtest, es wird am sechzehnten Oktober geschehen!< Erinnerst du dich? Sie hatte Recht, sie hatte Recht! Die ganze Klasse versammelte sich jetzt um Lavender. Seamus schttelte mit ernster Miene den Kopf, Hermine zgerte, dann sagte sie: Du ... du hattest Angst, Binky wrde von einem Fuchs gettet? Nun ja, nicht unbedingt von einem Fuchs, sagte Lavender und blickte mit trnenberstrmten Wangen zu Hermine hoch, aber ich hab natrlich Angst gehabt, dass es stirbt, oder? Oh, sagte Hermine. Sie verstummte kurz. Dann - War Binky ein altes Kaninchen? N...nein!, schluchzte Lavender, es.. . es war noch ganz klein! Parvati drckte Lavender noch fester an sich. Aber warum hattest du dann Angst, es wrde sterben?, fragte Hermine. Parvati starrte sie wtend an. Nun ja, seht euch die Sache mal vernnftig an, sagte Hermine und wandte sich den Umstehenden zu. Erstens ist Binky gar nicht mal heute gestorben, Lavender hat heute nur die Nachricht bekommen - Lavender fing laut an zu jammern, doch Hermine fuhr fort: - und sie kann auch gar keine Angst davor gehabt haben, denn es war doch offensichtlich ein Schock fr sie - Mach dir nichts aus dem, was Hermine sagt, Lavender, sagte Ron laut, sie schert sich nicht gro um die Haustiere anderer Leute. Es war ein Glck, dass Professor McGonagall in diesem Augenblick die Klassenzimmertr aufschloss; Hermine und Ron sahen sich an, als wollten sie gleich aufeinander losstrzen, und drinnen im Zimmer setzten sie sich zu beiden Seiten Harrys und sprachen die ganze Stunde kein Wort miteinander. Harry wusste immer noch nicht recht, was er Professor McGonagall sagen wrde, als es schon wieder lutete, doch sie war es, die das Thema Hogsmeade zuerst ansprach. Einen Moment noch bitte!, rief sie, als alle aufstehen wollten. Als Ihre Hauslehrerin bitte ich Sie, mir die Zustimmungserklrungen fr den Besuch in Hogsmeade noch vor Halloween auszuhndigen. Ohne diese Erklrung drfen Sie nicht mitkommen, also nicht vergessen! Neville hob die Hand. Bitte, Professor, ich - ich glaube, ich hab meine verloren - Ihre Gromutter hat sie direkt an mich geschickt, Longbottom, sagte Professor McGonagall. Sie schien es fr sicherer zu halten. Gut, das ist alles, Sie knnen gehen. Frag sie jetzt, zischte Ron Harry zu. Oh, aber -, warf Hermine ein. Los jetzt, Harry, drngte Ron. Harry wartete, bis die andern drauen waren, dann ging er, hibbelig wie er war, hinber zu Professor McGonagalls Pult. Ja, Potter? Harry holte tief Atem. Professor, meine Tante und mein Onkel - hm - haben vergessen, das Formblatt zu unterschreiben, sagte er. Professor McGonagall sah ihn ber ihre viereckigen Brillenglser hinweg an, sagte jedoch nichts. Also - hm - meinen Sie, es wre mglich - das heit, ist es in Ordnung, wenn ich - wenn ich mitkomme nach Hogsmeade? Professor McGonagall senkte den Blick und begann die Papiere auf ihrem Pult zusammenzurumen. Ich frchte, nein, Potter, sagte sie. Sie haben gehrt, was ich gesagt habe. Keine Erlaubnis, kein Besuch im Dorf So lautet die Regel. Aber - Professor, mein Onkel und meine Tante - Sie wissen, es sind Muggel, sie verstehen im Grunde nichts von -von diesen Formblttern und berhaupt von Hogwarts, sagte Harry, whrend Ron ihn mit heftigem Kopfnicken anfeuerte. Wenn Sie sagen wrden, ich kann mitgehen - Aber das sage ich nicht, sagte Professor McGonagall, stand auf und verstaute ihre suberlich gestapelten Papiere in einer Schublade. Auf dem Formblatt heit es klar und deutlich, dass Eltern oder Vormund die Erlaubnis geben mssen. Sie sah ihn mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an. War es Mitleid? Tut mir Leid, Potter, aber das ist mein letztes Wort. Sie beeilen sich besser, oder Sie kommen zu spt zur nchsten Stunde. Da war nichts zu machen. Ron erfand eine Menge unschmeichelhafter Namen fr Professor McGonagall, was Hermine ausgesprochen rgerte. Sie setzte einen Um so besser-Gesichtsausdruck auf, der Ron wiederum noch zorniger machte, und Harry musste es ertragen, dass sich alle andern in der Klasse laut und voller Vorfreude darber unterhielten, was sie in Hogsmeade als Erstes tun wrden. Du hast immer noch das Fest, sagte Ron, um Harry aufzumuntern. Du weit doch, das Festessen am Abend von Halloween. Jaah, sagte Harry trbselig, groartig. Das Festessen an Halloween war immer gut, doch es wrde noch viel besser schmecken, wenn er an diesem Abend zusammen mit den andern und hungrig aus Hogsmeade zurckkehren wrde. Keiner konnte ihn trsten. Dean Thomas, der gut mit der Feder umgehen konnte, bot ihm an, Onkel Vernons Unterschrift auf dem Formblatt zu flschen, doch da Harry Professor McGonagall bereits gesagt hatte, dass Onkel Vernon nicht unterschrieben hatte, nutzte das auch nichts. Ron schlug selbst nicht ganz berzeugt vor, den Tarnumhang zu nehmen, doch Hermine wollte nichtsdavon hren und erinnerte Ron daran, dass Dumbledore ihnen gesagt hatte, die Dementoren knnten sehen, wer darunter sei. Von Percy schlielich kamen wohl die am wenigsten trstenden Trostworte. Sie machen immer diesen Aufstand wegen Hogsmeade, aber glaub mir, Harry, so toll ist es auch wieder nicht, sagte er ernsthaft. Gut und schn, der Sigkeitenladen ist ziemlich gut, und Zonkos Scherzartikelladen ist schlichtweg gefhrlich, und ja, die Heulende Htte lohnt immer einen Besuch, aber abgesehen davon, Harry, entgeht dir nichts. Am Morgen von Halloween wachte Harry mit den andern auf und ging hinunter zum Frhstck. Er fhlte sich ganz elend, tat aber sein Bestes, um das zu verbergen. Wir bringen dir eine Menge Sigkeiten aus dem Honigtopf mit, sagte Hermine und sah ihn mit tiefem Mitgefhl an. Ja, ganze Wagenladungen, sagte Ron. Er und Hermine hatten angesichts von Harrys Verzweiflung endlich ihren Streit wegen Krummbein vergessen. Macht euch keine Sorgen um mich, sagte Harry in bemht lssigem Ton, wir treffen uns dann beim Essen. Viel Spa. Er begleitete sie zur Eingangshalle, wo Filch, der Hausmeister, am Portal stand und die Namen auf einer langen Liste abhakte, wobei er misstrauisch jedes Gesicht musterte und aufpasste, dass keiner sich hinausschlich, der nicht mitdurfte. Du bleibst hier, Potter?, rief Malfoy, der mit Crabbe und Goyle in der Schlange stand. Hast Bammel vor den Dementoren drauen? Harry berhrte ihn und machte sich auf den einsamen Weg die Marmortreppe hoch und die ausgestorbenen Korridore entlang zurck in den Turm der Gryffindors. Die fette Dame schreckte aus ihrem Nickerchen hoch. Passwort?, fragte sie. Fortuna Major, sagte Harry gelangweilt. Das Portrt klappte zur Seite und er kletterte durch das Loch in den Gemeinschaftsraum. Er war voller schnatternder Erst- und Zweitklssler und ein paar lterer Schler, die Hogsmeade offenbar so hufig besucht hatten, dass es ihnen nichts mehr zu bieten hatte. Harry! Harry! Hallo, Harry! Das war Colin Creevey, ein Zweitklssler, der immer ganz ehrfrchtig bei Harrys Anblick wurde und nie eine Gelegenheit auslie, ihn anzusprechen. Gehst du nicht nach Hogsmeade, Harry? Warum nicht? Hallo -, Colin sah sich begeistert nach seinen Freunden um, du kannst dich zu uns setzen, wenn du willst, Harry! hm - nein danke, Colin, sagte Harry, der nicht in der Stimmung war, einen Haufen Leute auf seine Stirnnarbe glotzen zu lassen, ich muss in die Bcherei und was arbeiten. Danach blieb ihm nichts anderes brig als umzukehren und wieder durch das Portrtloch zu steigen. Wozu hast du mich eigentlich aufgeweckt?, rief ihm die fette Dame unwirsch hinterher. Harry schlurfte lustlos in Richtung Bcherei, doch auf halbem Weg besann er sich anders; ihm war nicht nach Arbeit zumute. Er machte kehrt und pltzlich sah er sich Filch gegenber, der wohl gerade die letzten Ausflgler nach Hogsmeade aus dem Schloss gelassen hatte. Was treibst du?, raunzte Filch misstrauisch. Nichts, sagte Harry wahrheitsgem. Nichts, fauchte Filch und sein Unterkiefer vibrierte Unheil verkndend. Fabelhafte Ausrede! Schleichst alleine hier rum, warum bist du denn nicht in Hogsmeade undkaufst Stinkbomben und Rlpspulver und Pfeifende Wrmer wie deine frechen kleinen Freunde? Harry zuckte die Schultern. Also zurck jetzt in deinen Gemeinschaftsraum, wo du hingehrst!, bellte Filch ihn an und wartete mit zornigem Blick, bis Harry auer Sicht war. Doch Harry ging nicht zurck in den Gemeinschaftsraum; mit der vagen Absicht, Hedwig in der Eulerei zu besuchen, stieg er eine Treppe hoch und lief den Korridor entlang. Pltzlich hrte er eine Stimme aus einem der Rume: Harry? Harry ging rasch zurck, um zu sehen, wer es war, und traf auf Professor Lupin, der sich aus seiner Brotr beugte. Was treibst du denn?, fragte Lupin, allerdings in ganz anderem Ton als Filch. Wo sind Ron und Hermine? Hogsmeade, sagte Harry bemht beilufig. Ah, sagte Lupin. Er musterte Harry einen Moment lang. Warum kommst du nicht rein? Gerade wurde ein Grindeloh fr unsere nchste Stunde geliefert. Ein was?, fragte Harry. Er folgte Lupin in sein Bro. In der Ecke stand ein sehr groes Aquarium. Eine belgrne Kreatur mit spitzen kleinen Hrnern presste das Gesicht ans Glas, schnitt Grimassen und spreizte seine langen, spindeldrren Finger. Wasserdmon, sagte Lupin und musterte den Grindeloh nachdenklich. Wir sollten keine groen Schwierigkeiten mit ihm haben, nicht nach den Kappas. Der Trick dabei ist, dass man seinen Griff brechen muss. Siehst du die ungewhnlich langen Finger? Stark, aber sehr zerbrechlich. Der Grindeloh bleckte seine grnen Zhne und vergrub sich dann in einem Bschel Schlingpflanzen in der Ecke. Tasse Tee?, sagte Lupin und sah sich nach dem Kessel um. Ich wollte mir gerade eine machen. Ja, danke, sagte Harry verlegen. Lupin tippte mit seinem Zauberstab gegen den Kessel und sofort zischte ein Dampfstrahl aus seinem Schnabel. Setz dich, sagte Lupin und hob den Deckel von einer staubigen Blechdose. Ich hab leider nur Teebeutel - aber du hast ohnehin genug von Teeblttern, denk ich mal? Harry sah ihn an. Lupin zwinkerte mit den Augen. Woher wissen Sie das?, fragte Harry. Professor McGonagall hat es mir erzhlt, sagte Lupin und reichte Harry eine leicht angeschrammte Teetasse. Du machst dir doch nicht etwa Sorgen? Nein, sagte Harry. Einen Moment lang dachte er daran, Lupin von dem Hund zu erzhlen, den er im Magnolienring gesehen hatte, doch dann verwarf er den Gedanken. Lupin sollte ihn nicht fr einen Feigling halten, da er ohnehin schon zu glauben schien, dass Harry es nicht mit einem Irrwicht aufnehmen konnte. Was in Harry vorging, schien sich auf seinem Gesicht verraten zu haben, denn Lupin sagte: Hast du ein Problem, Harry? Nein, log Harry. Er trank einen Schluck Tee und sah hinber zum Grindeloh, der ihm mit der Faust drohte. Doch, sagte er pltzlich. Erinnern Sie sich noch an den Tag, an dem wir gegen den Irrwicht gekmpft haben? Ja, sagte Lupin langsam. Warum haben Sie mich nicht rangelassen?, entfuhr es Harry. Lupin zog die Augenbrauen hoch. Ich dachte, das liegt auf der Hand, Harry, sagte er berrascht. Harry war verdutzt, denn er hatte erwartet, Lupin wrde alles bestreiten. Warum?, fragte er noch einmal. Nun, sagte Lupin und runzelte die Stirn, ich dachte, wenn der Irrwicht auf dich losgeht, wrde er die Gestalt von Lord Voldemort annehmen. Harry starrte ihn an. Diese Antwort htte er zuletzt erwartet, und Lupin hatte auch noch Voldemorts Namen ausgesprochen. Der Einzige, den Harry jemals diesen Namen laut hatte aussprechen hren, war (abgesehen von ihm selbst) Professor Dumbledore. Offenbar lag ich da falsch, sagte Lupin und sah Harry immer noch stirnrunzelnd an. Aber ich hielt es nicht fr angebracht, dass Lord Voldemort im Lehrerzimmer in Erscheinung tritt. Ich dachte, die Schler wrden in Panik geraten. Ich habe nicht an Voldemort gedacht, sagte Harry aufrichtig. Ich ... ich dachte an einen von diesen Dementoren. Verstehe, sagte Lupin nachdenklich. Nun, nun ... ich bin beeindruckt. Er lchelte ein wenig beim Anblick der verdutzten Miene Harrys. Das heit, wovor du am meisten Angst hast - ist die Angst. Sehr weise, Harry. Harry wusste nicht, was er dazu sagen sollte, und nahm noch einen Schluck Tee. Du hast also gedacht, ich wrde dich nicht fr fhig halten, gegen einen Irrwicht zu kmpfen?, forschte Lupin nach. Ja, sagte Harry. Pltzlich fhlte er sich viel besser. Professor Lupin, Sie kennen diese Dementoren ... Ein Klopfen an der Tr unterbrach ihn. Herein, rief Lupin. Die Tr ging auf und Snape trat ein. Er trug einen Becher, aus dem es ein wenig dampfte; beim Anblick von Harry erstarrte er und seine Augen verengten sich. Ah, Severus, sagte Lupin lchelnd. Vielen Dank. Knnten Sie es hier auf den Schreibtisch stellen? Snape stellte den dampfenden Becher ab und sah dabei abwechselnd Harry und Lupin an. Ich hab Harry gerade meinen Grindeloh gezeigt, sagte Lupin freundlich und deutete auf das Aquarium. Faszinierend, sagte Snape ohne hinzusehen. Sie sollten es gleich trinken, Lupin. Ja, ja, mach ich, sagte Lupin. Ich habe einen ganzen Kessel voll gebraut, fuhr Snape fort. Falls Sie noch mehr brauchen. Ich werde morgen wohl noch was zu mir nehmen. Vielen Dank, Severus. Keine Ursache, sagte Snape, doch in seinem Blick lag etwas, das Harry nicht mochte. Mit steifer Miene und wachsamen Augen ging er hinaus. Harry musterte den Becher neugierig. Lupin lchelte. Professor Snape war so freundlich, mir einen Trank zu brauen, sagte er. Ich selbst bin kein groer Braumeister, und dieser Trank hier ist besonders schwierig. Er nahm den Becher und schnffelte daran. Schade, dass Zucker das Zeug wirkungslos macht, fuhr er fort, schlrfte an dem Gebru und schauderte. Warum -?, begann Harry. Lupin sah ihn an und beantwortete die unvollendete Frage. Ich hab mich in letzter Zeit ein wenig angegriffen gefhlt, sagte er. Dieser Trank ist das Einzige, was hilft. Ich habe groes Glck, mit Professor Snape zusammenzuarbeiten; es gibt nicht viele Zauberer, die ihn herstellen knnen. Professor Lupin nahm noch einen Schlrfer und Harry sprte pltzlich den verzweifelten Drang, ihm den Becher aus der Hand zu schlagen. Professor Snape ist sehr an den dunklen Knsten interessiert, sprudelte es aus ihm heraus. Wirklich?, sagte Lupin. Er nahm einen Schluck und schien Harrys Bemerkung kaum zu beachten. Manche glauben -, Harry zgerte und plauderte dann rcksichtslos weiter, manche glauben, er wrde alles tun, um Lehrer fr Verteidigung gegen die dunklen Knste zu werden. Lupin trank den Becher bis zur Neige aus und zog eine Grimasse. Ekliges Zeug, sagte er. Nun, Harry, ich werde wohl noch ein wenig arbeiten mssen. Wir sehen uns dann beim Festessen. Gut, sagte Harry und stellte seine Teetasse ab. Aus dem leeren Becher dampfte es immer noch. Hier, bitte sehr, sagte Ron. Wir haben mitgebracht, so viel wir tragen konnten. Ein Schauer leuchtend bunter Sigkeiten ergoss sich in Harrys Scho. Es dmmerte, und Ron und Hermine waren soeben im Gemeinschaftsraum aufgetaucht, mit rosa Gesichtern vom kalten Wind und mit Mienen, als ob sie die schnste Zeit ihres Lebens gehabt htten. Danke, sagte Harry und hob eine Tte winziger schwarzer Pfefferkobolde hoch. Wie ist es in Hogsmeade? Wo seid ihr gewesen? So, wie es sich anhrte: berall. Bei Derwisch und Banges, dem Laden fr Zauberei-Ausstattung, in Zonkos Scherzartikelladen, in den Drei Besen, um dampfende Becher heies Butterbier zu trinken, und das war noch lngst nicht alles. Das Postamt, Harry! Gut zweihundert Eulen, alle auf Stangen, alle in verschiedenen Farben, je nachdem, wie schnell der Brief ankommen soll! Im Honigtopf gibt es einen neuen Sirup, sie haben Kostproben verteilt, hier ist ein wenig, sieh mal - Wir glauben, wir haben einen Oger gesehen, in den Drei Besen treibt sich wirklich einiges herum - Am liebsten htten wir dir ein wenig Butterbier mitgebracht, das wrmt richtig durch - Und was hast du getrieben?, fragte Hermine mit besorgter Miene. Hast du ein wenig gearbeitet? Nein, sagte Harry. Lupin hat mir in seinem Bro eine Tasse Tee gemacht. Und dann ist Snape reingekommen ... Er erzhlte ihnen alles von Snapes Gebru. Ron sackte der Unterkiefer herab. Lupin hat es getrunken?, hauchte er. Ist er verrckt? Hermine sah auf die Uhr. Wir sollten jetzt nach unten gehen, das Fest beginnt nmlich in fnf Minuten ... Sie kletterten eilends durch das Portrtloch und schlossen sich der Menge an. Unterwegs sprachen sie weiter ber Snape. Aber wenn er - wisst ihr -, Hermine senkte die Stimme und sah sich nervs um, wenn er wirklich versucht hat, Lupin - Lupin zu vergiften - dann htte er es nicht vor Harry getan. Ja, vielleicht, sagte Harry, als sie in die Eingangshalle kamen und auf die Groe Halle zugingen. Sie war mit Aberhunderten von kerzengefllten Krbissen geschmckt mit einer Wolke flatternder Fledermuse und flammend orangeroten Spruchbndern, die sanft ber den strmischen Himmel schwebten wie leuchtende Wasserschlangen. Das Essen war kstlich; selbst Ron und Hermine, die noch zum Bersten voll gestopft waren mit den Sigkeiten aus dem Honigtopf, schafften es, sich von allem noch ein zweites Mal aufzutun. Harry warf stndig Blicke hinber zum Lehrertisch. Professor Lupin sah frhlich ausund so munter wie gewhnlich, whrend er angeregt mit Professor Flitwick plauderte, dem kleinen Lehrer fr Zauberkunst. Harry lie die Augen am Tisch entlangwandern zu dem Platz, an dem Snape sa. War es Einbildung oder flackerten Snapes Augen ungewhnlich oft zu Lupin hinber? Das Festessen endete mit einer kleinen Schau der Hogwarts-Geister. Sie ploppten aus den Wnden und Tischen und schwebten eine Welle im Formationsflug durch die Halle; dann hatte der Fast Kopflose Nick, der Geist von Gryffindor, einen groen Erfolg mit der Neuauffhrung seiner eigenen verpatzten Enthauptung. Der Abend war so erfreulich gewesen, dass nicht einmal Malfoy Harry die gute Laune verderben konnte, als er beim Hinausgehen ber die Kpfe der Menge hinweg rief: Liebe Gre von den Dementoren, Potter! Harry, Ron und Hermine folgten den anderen Gryffindors auf dem vertrauten Weg hoch in ihren Turm, doch als sie den Gang erreichten, an dessen Ende das Portrt der fetten Dame hing, gerieten sie in einen Stau. Warum gehen sie denn nicht rein?, fragte Ron verwundert. Harry sphte ber die Kpfe hinweg. Das Gemlde schien vor dem Loch zu hngen. Lasst mich bitte durch, ertnte Percys Stimme und mit gewichtiger Miene wuselte er durch die Menge. Warum steht ihr hier rum? ihr knnt doch nicht alle das Passwort vergessen haben - entschuldigt mal bitte, ich hin der Schulsprecher - Und dann verstummte die Schar, die vorne Stehenden zuerst, und ein Schaudern breitete sich den Gang entlang aus. Sie hrten Percy mit einem Mal in scharfem Ton sagen: Jemand muss Professor Dumbledore holen, schnell. Kpfe wandten sich um; wer ganz hinten stand, stellte sich auf die Zehenspitzen. Was ist denn los?, fragte Ginny, die soeben dazustie. Kurz darauf erschien Professor Dumbledore und eilte zum Portrt; die Gryffindors drngten sich zusammen, um ihn durchzulassen, und Harry, Ron und Hermine schoben sich weiter vor, um zu sehen, was los war. Oh, mein ... Hermine packte Harrys Arm. Die fette Dame war aus ihrem Gemlde verschwunden und das Bild mit solcher Wut zerschlitzt worden, dass Leinwandfetzen auf dem Boden herumlagen; ganze Stcke waren weggerissen. Dumbledore warf einen raschen Blick auf das ruinierte Gemlde und wandte sich dann mit verdsterten Augen um; jetzt kamen die Professoren McGonagall, Lupin und Snape auf ihn zugerannt. Wir mssen sie suchen, sagte Dumbledore. Professor McGonagall, bitte gehen Sie sofort zu Mr Filch und sagen ihm, er soll jedes Gemlde im Schloss nach der fetten Dame absuchen. Da werdet ihr kein Glck haben!, sagte eine glucksende Stimme. Es war Peeves, der Poltergeist, der ber ihre Kpfe hinweghopste und, wie immer angesichts von Zerstrung oder Unruhe, ganz ausgelassen schien. Was meinst du damit, Peeves?, sagte Dumbledore ruhig, und Peeves' Grinsen fror ein. Bei Dumbledore wagte er keine Mtzchen. Stattdessen legte er sich einen schleimigen Tonfall zu, der nicht besser war als sein Glucksen. Sie geniert sich, Herr Oberschulleiter. Will nicht gesehen werden. Sieht frchterlich aus. Hab sie durch das Landschaftsgemlde oben im vierten Stock rennen sehen, Sir, sie hat sich hinter den Bumen versteckt. Hat etwas Schreck-liches gerufen, sagte er glcklich. Armes Ding, fgte er nicht ganz berzeugend hinzu. Hat sie gesagt, wer es war?, fragte Dumbledore leise. O ja, Herr Professor Doktor Dumbledore, sagte Peeves mit der Miene dessen, der eine groe Bombe unter dem Arm trgt. Er wurde sehr zornig, als sie ihn nicht einlassen wollte, verstehen Sie. Peeves knickte in der Mitte durch und grinste Dumbledore durch seine Beine hindurch an. bles Temperament hat er, dieser Sirius Black. ~Eine bittere Niederlage Professor Dumbledore schickte alle Gryffindors zurck in die Groe Halle, und zehn Minuten spter stieen auch die verwirrten Haufen aus Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin hinzu. Ich werde zusammen mit den anderen Lehrern das Schloss grndlich durchsuchen, erklrte ihnen Professor Dumbledore, whrend die Professoren McGonagall und Flitwick alle Tren zur Halle schlossen. Ich frchte, zu eurer eigenen Sicherheit msst ihr die heutige Nacht hier verbringen. Ich bitte die Vertrauensschler, an den Eingngen zur Halle Wache zu stehen, und bergebe den Schulsprechern die Verantwortung. Jeder Zwischenfall ist mir sofort mitzuteilen, fgte er an den ungeheuer stolz und gewichtig dreinschauenden Percy gewandt hinzu. Schicken Sie einen der Geister zu mir. Auf dem Weg zum Ausgang blieb Professor Dumbledore noch einmal stehen. Ach ja, Sie brauchen ... Mit einem lssigen Schlenker seines Zauberstabs flogen die langen Tische in die Ecken der Halle und stellten sich aufrecht gegen die Wnde; ein weiterer Schlenker und der Fuboden war bedeckt mit Hunderten von knuddligen, purpurroten Schlafscken. Schlaft gut!, sagte Professor Dumbledore und schloss die Tr hinter sich. In der Halle hob sogleich ein aufgeregtes Gesumme an;die Gryffindors erzhlten den andern, was gerade passiert war. Alle in die Schlafscke!, rief Percy. Los, macht schon, kein Getuschel mehr! In zehn Minuten geht das Licht aus! Kommt, sagte Ron zu Harry und Hermine; sie nahmen sich drei Schlafscke und zogen sie hinber in eine Ecke. Glaubt ihr, Black ist immer noch im Schloss?, flsterte Hermine beklommen. Dumbledore jedenfalls glaubt es, sagte Ron. Ein Glck, dass er sich den heutigen Abend ausgesucht hat, sagte Hermine. Mit allem, was sie anhatten, stiegen sie in die Schlafscke und wandten sich auf die Ellbogen gesttzt einander zu. Ausgerechnet heute Abend waren wir nicht im Turm ... Ich glaube, er wei gar nicht mehr, welchen Tag wir eigentlich haben, wo er doch stndig auf der Flucht ist, sagte Ron. Ihm war nicht klar, dass heute Halloween ist. Sonst wre er hier reingeplatzt. Hermine schauderte. Um sie her erklang immer wieder die eine Frage: Wie ist er hereingekommen? Vielleicht wei er, wie man appariert, sagte ein Ravenclaw in der Nhe. Einfach aus dem Nichts auftaucht, wisst ihr. Hat sich wahrscheinlich verkleidet, sagte ein Fnftklssler aus Hufflepuff. Er knnte reingeflogen sein, schlug Dean Thomas vor. Also ehrlich mal, sagte Hermine entrstet zu Harry und Ron, bin ich denn die Einzige, die Eine Geschichte von Hogwarts gelesen hat? Kann schon sein, sagte Ron. Wieso? Weil das Schloss nicht allein durch Mauern geschtzt ist, wie ihr eigentlich wissen solltet, sagte Hermine. Es ist mitallen mglichen Zauberbannen und Flchen umgeben, damit niemand heimlich reinkommt. Hier kann man nicht einfach reinapparieren. Und die Tarnung, mit der man diese Dementoren tuschen kann, mcht ich gern mal sehen. Die bewachen doch jeden Eingang auf dem Gelnde. Die htten ihn auch reinfliegen sehen. Und Filch kennt alle Geheimgnge. Auch die werden sie bewachen ... Wir lschen jetzt die Lichter!, rief Percy. Alle in die Schlafscke und kein Getuschel mehr! Gleich darauf gingen die Kerzen aus. Das einzige Licht kam jetzt noch von den silbern schimmernden Geistern, die umherschwebten und in ernstem Ton mit den Vertrauensschlern sprachen, und von der verzauberten Decke, die wie der Himmel drauen von Sternen berst war. Dies und das Geflster, das immer noch die Halle erfllte, gab Harry das Gefhl, bei einer leichten Brise unter freiem Himmel zu schlafen. Stndlich erschien ein Lehrer, um nachzusehen, ob alles ruhig war. Gegen drei Uhr morgens, als viele Schler endlich eingeschlafen waren, kam Professor Dumbledore herein. Harry beobachtete, wie er nach Percy suchte, der zwischen den Schlafscken umherstreifte und alle tadelte, die sich noch unterhielten. Percy war nicht weit von Harry, Ron und Hermine entfernt; jetzt hrten sie Dumbledore nher kommen und taten schleunigst so, als wrden sie schlafen. Irgendeine Spur von ihm, Professor?, flsterte Percy. Nein. Alles in Ordnung hier? Alles unter Kontrolle, Sir. Gut. Es hat keinen Zweck, sie jetzt aufzuscheuchen. Fr das Portrtloch oben bei den Gryffindors habe ich vorbergehend einen anderen Wchter gefunden. Morgen knnen sie wieder nach oben. Und die fette Dame, Sir? Versteckt sich oben im zweiten Stock auf einer Landkarte von Argyllshire. Sie hat sich offenbar geweigert, Black ohne Passwort einzulassen, deshalb hat er sie attackiert. Sie ist immer noch ziemlich durcheinander, aber sobald sie sich beruhigt hat, werde ich Filch anweisen, sie zu restaurieren. Harry hrte, wie die Tr zur Halle quietschend aufging und jemand eintrat. Direktor? Das war Snape. Harry hielt den Atem an und lauschte angestrengt. Wir haben den gesamten dritten Stock durchsucht. Keine Spur von ihm. Und Filch war in den Kerkern; dort ist er auch nicht. Was ist mit dem Astronomieturm? Das Zimmer von Professor Trelawney? Die Eulerei? Alles durchsucht ... Na gut, Severus. Ich hatte ohnehin nicht erwartet, dass Black lange trdelt. Haben Sie eine Idee, wie er hereingekommen ist?, fragte Snape. Harry hob sachte den Kopf vom Arm, um auch mit dem anderen Ohr hren zu knnen. Einige, Severus, und eine unsinniger als die andere. Harry ffnete einen winzigen Schlitzbreit die Augen und sphte zu den dreien empor; Dumbledore kehrte ihm den Rcken zu, doch er konnte Percys atemlos gespannte Miene und Snapes zornerflltes Profil sehen. Sie erinnern sich an das Gesprch, das wir hatten, Direktor, kurz vor - hm - Beginn des Schuljahres?, sagte Snape durch zusammengepresste Lippen, als ob er Percy aus dem Gesprch ausschlieen wollte. In der Tat, Severus, sagte Dumbledore, und etwas Warnendes lag in seiner Stimme. Es scheint - fast unmglich - dass Black ohne Hilfe aus dem Schloss hereingekommen ist. Ich habe damals wegendieser Stellenbesetzung meine Vorbehalte zum Ausdruck gebracht - Ich glaube nicht, dass auch nur ein Einziger hier im Schloss Black geholfen hat, sagte Dumbledore, und sein Tonfall zeigte unmissverstndlich, dass er das Thema fr abgeschlossen hielt, so dass Snape nicht antwortete. Ich muss runter zu den Dementoren, sagte Dumbledore. Ich sagte, ich wrde ihnen berichten, wenn die Suche beendet ist. Wollten die nicht helfen, Sir?, sagte Percy. O doch, sagte Dumbledore khl. Aber solange ich hier Schulleiter bin, kommt kein Dementor ber die Schwelle dieses Schlosses. Percy schien ein wenig verdutzt. Rasch und leise ging Dumbledore hinaus. Snape stand einen Moment schweigend da und blickte dem Schulleiter mit einem Ausdruck tiefen Widerwillens nach, dann verlie auch er die Halle. Harry linste aus den Augenwinkeln zu Ron und Hermine hinber. Beide lagen mit offenen Augen da, und in ihnen spiegelte sich das Sternengewlbe. Worum ging es da eigentlich?, hauchte Ron. Whrend der nchsten Tage sprachen sie in der Schule ber nichts anderes. Immer abstruser wurden die Theorien darber, wie Sirius Black in das Schloss eingedrungen sein knnte. Hannah Abbott von den Hufflepuffs erzhlte in der nchsten Stunde Kruterkunde jedem, der es hren wollte, dass Black sich in einen blhenden Busch verwandeln knne. Das zerschlitzte Gemlde der fetten Dame wurde von der Wand genommen und durch das Portrt Sir Cadogans und seines fetten grauen Ponys ersetzt. Damit war niemand so recht zufrieden. Sir Cadogan forderte sie stndig zu Duellenheraus oder dachte sich lcherlich komplizierte Passwrter aus, die er mindestens zweimal am Tag nderte. Der ist doch komplett verrckt, sagte Seamus Finnigan wtend zu Percy. Knnen wir keinen anderen kriegen? Keines von den anderen Bildern wollte den Job haben, sagte Percy. Angst wegen der Geschichte mit der fetten Dame. Sir Cadogan war der Einzige, der mutig genug war und sich freiwillig meldete. Sir Cadogan jedoch war Harrys geringste Sorge. Man bewachte ihn jetzt auf Schritt und Tritt. Lehrer begleiteten ihn unter irgendwelchen Vorwnden durch die Korridore und Percy Weasley (auf Anweisung seiner Mutter, wie Harry argwhnte) folgte ihm berallhin wie ein uerst wichtigtuerischer Leibwchter. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, bestellte Professor McGonagall Harry mit einem derart dsteren Gesichtsausdruck in ihr Bro, dass er glaubte, jemand wre gestorben. Es hat keinen Zweck, es Ihnen lnger zu verheimlichen, Potter, sagte sie in sehr ernstem Ton. Ich wei, das wird ein Schock fr Sie sein, aber Sirius Black - Ich wei, dass er hinter mir her ist, sagte Harry genervt. Ich habe mitbekommen, wie sich Rons Eltern darber unterhalten haben. Mr Weasley arbeitet fr das Zaubereiministerium. Professor McGonagall schien es die Sprache verschlagen zu haben. Sie starrte Harry eine ganze Weile an, dann sagte sie: Ich verstehe! Gut, wenn das so ist, Potter, werden Sie einsehen, warum ich es nicht fr gut halte, wenn Sie abends Quidditch trainieren - drauen auf dem Spielfeld, nur mit den anderen aus dem Team, das ist ziemlich gefhrlich, Potter - Am Samstag haben wir unser erstes Spiel!, sagte Harry emprt. Ich muss trainieren, Professor! Professor McGonagall musterte ihn nachdenklich. Harry wusste, dass ihr die Zukunft des Gryffindor-Teams keineswegs gleichgltig war; schlielich war sie es gewesen, die ihn als Sucher vorgeschlagen hatte. Er wartete mit angehaltenem Atem. Hm ... Professor McGonagall stand auf und blickte aus dem Fenster hinber zum Spielfeld, das durch den Regen hindurch gerade noch zu sehen war. Nun ... soll mich der Teufel holen, ich will, dass wir endlich mal den Pokal gewinnen ... und trotzdem, Potter ... mir wre wohler, wenn ein Lehrer dabei wre. Ich werde Madam Hooch bitten, ihr Training zu beaufsichtigen. Das erste Quidditch-Spiel rckte nher und das Wetter wurde immer schlechter. Das Team der Gryffindors lie sich nicht entmutigen und trainierte unter den Augen von Madam Hooch hrter denn je. Dann, whrend ihres letzten Trainings vor dem Spiel am Samstag, berbrachte Oliver Wood seinem Team eine unerfreuliche Nachricht. Wir spielen nicht gegen die Slytherins!, verkndete er wtend. Flint war eben bei mir. Wir spielen gegen die Hufflepuffs. Warum?, riefen alle im Chor. Flint redet sich darauf raus, dass ihr Sucher immer noch am Arm verletzt ist, sagte Wood mit knirschenden Zhnen. Aber es ist doch klar, warum sie es tun. Wollen nicht bei diesem Wetter spielen, weil sie denken, es wrde ihre Chancen mindern ... Den ganzen Tag hatte es heftig gestrmt und geregnet und ein fernes Donnerrollen unterlegte Woods Worte. Malfoys Arm ist vollkommen gesund!, sagte Harry zornig. Er schauspielert doch nur! Das wei ich auch, aber wir knnen es nicht beweisen,sagte Wood erbittert. Und wir haben jetzt alle diese Spielzge gebt, weil wir angenommen haben, wir wrden gegen die Slytherins spielen, und jetzt kommen die Hufflepuffs mit ihrer ganz anderen Spielweise. Sie haben einen neuen Kapitn und Sucher, Cedric Diggory - Angelina, Alicia und Katie fingen pltzlich an zu kichern. Was ist denn?, sagte Wood und runzelte die Stirn ber dieses mdchenhafte Benehmen. Das ist doch dieser groe, gut aussehende Junge!?, sagte Angelina. Stark und schweigsam, sagte Katie, und wieder fingen sie an zu kieksen. Der ist nur schweigsam, weil er zu doof ist, um zwei Wrter zu verknpfen, sagte Fred unwirsch. Ich wei nicht, wieso du dir Sorgen machst, Oliver, die Hufflepuffs stecken wir doch in die Tasche. Beim letzten Spiel gegen die hat Harry den Schnatz in gerade mal fnf Minuten gefangen, weit du noch? Das waren damals ganz andere Bedingungen!, rief Wood mit leicht hervorquellenden Augen. Diggory hat ein ziemlich starkes Team auf die Beine gestellt. Er ist ein sehr guter Sucher! Ich hatte ja schon befrchtet, dass ihr es zu leicht nehmt! Wir drfen uns nicht zurcklehnen! Wir mssen unsere Krfte zusammenhalten! Die Slytherins wollen uns auf dem falschen Fu erwischen! Wir mssen gewinnen! Schon gut, Oliver!, sagte Fred eine Spur beunruhigt. Wir nehmen die Hufflepuffs sehr ernst. Im Ernst. Am Tag vor dem Spiel wurde der Wind zu einem heulenden Sturm und es goss wie aus Kbeln. Drinnen auf den Korri-doren und in den Klassenzimmern war es so dunkel, dass zustzliche Fackeln und Laternen angezndet werdenmussten. Das Team der Slytherins stolzierte blasiert daher, Malfoy vorneweg. Ach, wenn es meinem Arm nur ein wenig besser ginge, seufzte er, whrend die Regenben gegen die Fenster trommelten. Harry konnte an nichts anderes denken als an das Spiel am nchsten Tag. Oliver Wood rannte in jeder Pause zu ihm und gab ihm Tipps. Beim dritten Mal redete Wood so lange auf ihn ein, bis Harry erschrocken feststellte, dass er schon zehn Minuten zu spt war fr Verteidigung gegen die dunklen Knste. Er rannte los und Wood rief ihm nach: Diggory bricht sehr schnell seitlich aus, Harry, also versuchst du es am besten mit einem Looping - Harry schlitterte bis vor die Klassenzimmertr, ffnete sie und huschte hinein. Entschuldigen Sie, dass ich zu spt komme, Professor Lupin, ich - Doch es war nicht Professor Lupin, der da am Lehrerpult sa und ihn ansah; es war Snape. Diese Unterrichtsstunde hat vor zehn Minuten begonnen, Potter, und ich denke, wir ziehen Gryffindor zehn Punkte ab. Setz dich. Doch Harry rhrte sich nicht. Wo ist Professor Lupin?, fragte er. Er sagt, er fhle sich heute zu krank, um zu unterrichten, sagte Snape mit einem schiefen Lcheln. Hab ich nicht gesagt, du sollst dich setzen? Doch Harry rhrte sich nicht vom Fleck. Was hat er denn? Snapes schwarze Augen glitzerten. Nichts Lebensbedrohliches, sagte er mit einem Blick, als wnschte er ebendies sehnlichst herbei. Noch einmal fnf Punkte Abzug fr Gryffindor, und wenn ich dichnoch einmal auffordern muss, dich zu setzen, werden's fnfzig. Langsam ging Harry zu seinem Platz und setzte sich. Snape blickte in die Runde. Wie ich gerade sagte, bevor Potter uns unterbrach, hat Professor Lupin keine Notizen ber den Stoff hinterlassen, den Sie bisher behandelt haben - Bitte, Sir, wir haben Irrwichte behandelt, Rotkappen, Kappas und Grindelohs, sprudelte Hermine los, und wir wollten gerade mit - Schweigen Sie, sagte Snape mit kalter Stimme. Ich habe nicht um Aufklrung gebeten. Mir ist nur Professor Lupins Misswirtschaft aufgestoen. Er ist der beste Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Knste, den wir je hatten, sagte Dean Thomas wagemutig, und murmelnd stimmte ihm der Rest der Klasse zu. Snape sah jetzt bedrohlicher aus denn je. Sie sind leicht zufrieden zu stellen. Lupin berfordert Sie ja kaum - ich selbst gehe davon aus, dass schon Erstklssler mit Rotkappen und Grindelohs fertig werden. Heute behandeln wir - Harry sah ihn das Lehrbuch durchblttern, bis zum letzten Kapitel, von dem er wissen musste, dass sie es noch nicht behandelt haben konnten. - Werwlfe, sagte Snape. Aber, Sir, sagte Hermine, die sich offenbar nicht im Zaum halten konnte, wir sollten jetzt noch nicht die Werwlfe behandeln, eigentlich wollten wir mit Hinkepanks anfangen - Miss Granger, sagte Snape mit eisiger Gelassenheit. Ich war davon ausgegangen, dass ich den Unterricht halte und nicht Sie. Und nun schlagen Sie alle die Seite dreihundertundvierundneunzig auf, Wieder blickte er in die Runde. Alle, habe ich gesagt! Und zwar sofort! Unter vielen verbitterten Seitenblicken und trotzigem Gemurmel schlugen sie ihre Bcher auf Wer von Ihnen kann mir sagen, wie man einen Werwolf von einem richtigen Wolf unterscheidet?, fragte Snape. Alle saen sie reglos und schweigend da; alle auer Hermine, deren Hand wie so oft nach oben geschnellt war. Keiner?, sagte Snape ohne Hermine eines Blickes zu wrdigen. Wieder setzte er sein schiefes Lcheln auf. Wollen Sie mir sagen, dass Professor Lupin Ihnen nicht einmal den einfachen Unterschied zwischen - Wir haben Ihnen doch gesagt, platzte mit einem Mal Parvati los, dass wir noch nicht bei den Werwlfen waren, wir sind immer noch auf - Ruhe!, bellte Snape. Schn, schn, schn, ich htte nie gedacht, dass ich einmal auf eine dritte Klasse stoen wrde, die nicht mal einen Werwolf erkennt, wenn sie einem gegenbersteht. Ich werde Professor Dumbledore ausdrcklich davon in Kenntnis setzen, wie weit sie hinterher sind ... Bitte, Sir, sagte Hermine, die Hand immer noch nach oben gestreckt, der Werwolf ist vom echten Wolf durch mehrere kleine Merkmale zu unterscheiden. Die Schnauze des Werwolfs - Das ist das zweite Mal, dass Sie einfach reinreden, Miss Granger, sagte Snape khl. Noch einmal fnf Punkte Abzug fr Gryffindor, weil Sie eine unertrgliche Alleswisserin sind. Hermine wurde puterrot, lie die Hand sinken und starrte mit wssrigen Augen zu Boden. Wie sehr sie alle Snape hassten, erwies sich jetzt, als die ganze Klasse ihn mit zornfunkelnden Augen anstarrte, obwohl jeder von ihnen Hermine irgendwann einmal eine Alleswisserin genannt hatte, und Ron, der Hermine mindestens zweimal die Woche so nannte, sagte laut: Sie haben uns eine Frage gestellt und sie wei die Antwort! Warum fragen Sie eigentlich, wenn Sie es doch nicht wissen wollen? Noch whrend Ron sprach, erkannte die Klasse, dass er zu weit gegangen war. Snape ging langsam auf Ron zu, und ringsum hielten sie den Atem an. Strafarbeit, Weasley, sagte Snape mit liger Stimme, das Gesicht ganz nahe an dem Rons. Und wenn ich noch einmal hre, dass Sie meine Unterrichtsweise kritisieren, dann wird Ihnen das wirklich Leid tun. Whrend der restlichen Stunde machte keiner einen Mucks. Sie saen da und schrieben das Kapitel ber die Werwlfe aus dem Schulbuch ab, whrend Snape an den Pultreihen entlang Streife ging und die Arbeiten prfte, die sie bei Professor Lupin geschrieben hatten. Ganz schlecht erklrt ... das ist nicht richtig, der Kappa kommt hufiger in der Mongolei vor ... Professor Lupin hat dafr acht von zehn Punkten gegeben? Bei mir htten Sie keine drei bekommen ... Als es endlich lutete, hielt Snape sie zurck. Sie schreiben einen Aufsatz ber die Frage, wie man einen Werwolf erkennt und ttet. Ich will bis Montagmorgen zwei Rollen Pergament darber sehen. Wird Zeit, dass einer die Klasse in den Griff kriegt. Weasley, Sie bleiben noch, wir mssen ber Ihre Strafarbeit sprechen. Harry und Hermine gingen mit den andern hinaus und warteten, bis sie auer Hrweite waren, dann brachen sie in wste Beschimpfungen ber Snape aus. Snape hat sich noch nie dermaen ausgelassen ber unsere anderen Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Knste, auch wenn er die Stelle gerne haben wollte, sagte Harry zu Hermine. Warum hat er es auf Lupin abgesehen? Glaubst du, das liegt alles an diesem Irrwicht? Ich wei nicht, sagte Hermine nachdenklich. Aber ich hoffe wirklich, dass es Professor Lupin bald besser geht ... Fnf Minuten spter holte Ron sie ein, und er schumte vor Wut. Wisst ihr, was dieser - (er gebrauchte einen Namen fr Snape, auf den hin Hermine Ron! rief) - mir aufgehalst hat? Ich muss die Bettpfannen im Krankenflgel putzen! Ohne Zaubern! Er atmete schwer und ballte die Fuste. Htte sich Black doch nur in Snapes Bro versteckt! Er htte ihn fr uns erledigen knnen! Am nchsten Morgen wachte Harry ungewhnlich frh auf, so frh, es war noch dunkel. Einen Moment lang glaubte er, das Heulen des Windes htte ihn aufgeweckt, dann sprte er eine kalte Brise auf seinem Nacken und setzte sich jh kerzengerade auf - Peeves, der Poltergeist, war ganz nahe an ihm vorbeigeschwebt und hatte ihm heftig ins Ohr gepustet. Was soll das denn?, zischte Harry wtend. Peeves blies die Backen auf, pustete krftig und schwebte rcklings und gackernd aus dem Schlafsaal hinaus. Harry tastete nach seinem Wecker und sah auf das Zifferblatt. Es war halb fnf Er verfluchte Peeves, drehte sich um und versuchte wieder einzuschlafen, doch nun, da er wach lag, konnte er den rollenden Donner ber seinem Kopf das Rtteln des Windes an den Fenstern und das ferne chzen der Bume im Verbotenen Wald nicht berhren. In ein paar Stunden wrde er drauen auf dem Quidditch-Feld sein und gegen dieses Unwetter ankmpfen. Schlielich gab er die Hoffnung auf, wieder einzuschlafen, stieg aus dem Bett, zog sich an, griff nach seinem Nimbus Zweitausend und ging leise aus dem Schlafsaal. Als Harry die Tr ffnete, streifte etwas sein Bein. Erbckte sich und bekam gerade noch Krummbeins Schwanzende zu fassen. Er zog ihn nach drauen. Weit du, ich frchte, Ron hat Recht mit dem, was er ber dich sagt, erklrte Harry Krummbein argwhnisch. Hier gibt es genug Muse, also geh und jag sie. Los, zieh ab, fgte er hinzu und schubste Krummbein mit dem Fu die Wendeltreppe hinunter, und lass Krtze in Ruhe. Unten im Gemeinschaftsraum war das Tosen des Sturms noch lauter zu hren. Harry machte sich keine Illusionen. Sie wrden das Spiel nicht absagen. Wegen solcher Kleinigkeiten wie Gewitterstrmen wurden die Quidditch-Partien nicht verschoben. Dennoch war ihm etwas beklommen zumute. Wood hatte ihm im Vorbeigehen Cedric Diggory gezeigt; er war ein Fnftklssler und viel grer als Harry. Sucher waren normalerweise leicht und flink, doch Diggorys Gewicht war bei diesem Wetter von Vorteil, weil ihn der Sturm nicht so leicht vom Kurs blasen wrde. Harry vertrieb sich die Stunden bis zur Dmmerung vor dem Kamin; hin und wieder stand er auf und verscheuchte Krummbein, der schon wieder die Treppe zum Jungenschlafsaal emporschleichen wollte. Endlich war es Zeit frs Frhstck und Harry kletterte durch das Portrtloch. Stelle dich und kmpfe, du rudiger Kter!, rief Sir Cadogan. Ach, halt den Mund, ghnte Harry zurck. ber einer groen Schssel Haferschleim erwachten seine Lebensgeister und als er mit dem Toast anfing, tauchte auch der Rest des Teams auf. Das wird ein beinhartes Ding, sagte Wood, der keinen Bissen anrhrte. Hr auf, dir Sorgen zu machen, Oliver, beschwichtigte ihn Alicia, das bisschen Regen macht uns doch nichts aus. Doch es war deutlich mehr als ein bisschen Regen. Quidditch war so beliebt, dass wie immer die ganze Schule auf den Beinen war, um das Spiel zu sehen, allerdings mussten sie mit eingezogenen Kpfen und gegen den Wind ankmpfend ber den Rasen hinunter zum Spielfeld rennen, und der Sturm riss ihnen die Schirme aus den Hnden. Kurz bevor Harry den Umkleideraum betrat, sah er, wie Malfoy, Crabbe und Goyle auf dem Weg zum Stadion unter einem riesigen Schirm hervor lachend auf ihn deuteten. Rasch zogen sie sich ihre scharlachroten Umhnge ber und warteten auf Woods bliche Aufmunterungsrede vor dem Spiel. Doch diesmal fiel sie aus. Mehrmals setzte er zum Sprechen an, brachte aber nur ein merkwrdig wrgendes Gerusch hervor, schttelte dann hoffnungslos den Kopf und winkte sie hinaus. Der Wind war so stark, dass sie, als sie aufs Spielfeld liefen, zur Seite wegstolperten. Die Menge mochte johlen und kreischen, sie konnten es durch die immer neuen Wellen des Donners nicht hren. Wie zum Teufel sollte er den Schnatz in diesem Mistwetter erkennen? Die Hufflepuffs mit ihren kanariengelben Umhngen kamen von der anderen Seite des Feldes. Die Kapitne traten aufeinander zu und schttelten sich die Hnde; Diggory lchelte Wood an, doch Wood sah jetzt aus, als htte er Kiefersperre, und nickte nur. Harry sah, wie Madam Hoochs Mund die Worte Besteigt die Besen formte; er zog den rechten Fu mit einem schmatzenden Gerusch aus dem Schlamm und schwang sich auf seinen Nimbus Zweitausend. Madam Hooch setzte die Pfeife an die Lippen und blies; der schrille Pfiff schien aus weiter Ferne zu kommen - und los ging es. Harry stieg schnell in die Hhe, doch sein Nimbus schlingerte ein wenig im Wind. Er hielt ihn mit aller Kraft gerade, sphte durch den Regen und machte dann eine Kehrtwende. In weniger als fnf Minuten war er nass bis auf die Haut und halb erfroren. Seine Mitspieler konnte er kaum erkennen, geschweige denn den winzigen Schnatz. Er flog das Spielfeld auf und ab, vorbei an verschwommenen roten und gelben Gestalten, ohne einen blassen Schimmer, was in diesem Spiel eigentlich so vor sich ging. Den Stadionsprecher konnte er bei diesem Wind nicht hren. Die Menge unten hatte sich unter einem Meer von Umhngen und zerfetzten Schirmen versteckt. Zweimal htte Harry ein Klatscher fast vom Besen gerissen; wegen der Regentropfen auf seiner Brille war alles so verschwommen, dass er sie nicht hatte kommen sehen. Harry verlor das Zeitgefhl. Es wurde immer schwieriger, den Besen gerade zu halten. Der Himmel verdunkelte sich, als ob die Nacht beschlossen htte, frher hereinzubrechen. Zweimal stie er um ein Haar mit einem anderen Spieler zusammen, ohne zu wissen, ob es ein Mitspieler oder ein Gegner war; alle waren jetzt so nass und der Regen war so dicht, dass er sie kaum auseinander halten konnte ... Mit dem ersten Gewitterblitz kam auch der Pfiff von Madam Hoochs Pfeife; Harry konnte durch den dichten Regen gerade noch den Umriss Woods ausmachen, der ihn gestikulierend zu Boden wies. Das ganze Team setzte spritzend im Schlamm auf. Ich hab um Auszeit gebeten!, brllte Wood seinem Team entgegen. Kommt, hier runter - Sie drngten sich am Spielfeldrand unter einem groen Schirm zusammen; Harry nahm die Brille ab und wischte sie hastig am Umhang trocken. Wie steht's eigentlich? Wir haben fnfzig Punkte Vorsprung, sagte Wood, aber wenn wir nicht bald den Schnatz fangen, spielen wir bis in die Nacht hinein. 185 Mit der hier hab ich keine Chance, keuchte Harry und schlenkerte mit seiner Brille durch die Luft. Genau in diesem Augenblick tauchte Hermine an seiner Seite auf, sie hielt sich den Umhang ber den Kopf und aus unerfindlichen Grnden strahlte sie. Ich hab da 'ne Idee, Harry! Gib mir mal deine Brille, schnell! Er reichte sie ihr und das Team sah verdutzt zu, wie Hermine mit ihrem Zauberstab dagegen tippte und Impervius! rief, Bitte sehr!, sagte sie und gab sie Harry zurck. Jetzt stt sie das Wasser ab! Wood sah Hermine an, als wollte er sie auf der Stelle kssen. Genial!, rief er ihr mit heiserer Stimme nach, whrend sie in der Menge verschwand. Gut, Leute, packen wir's! Hermines Zauber wirkte. Harry war immer noch benommen vor Klte und patschnass, doch er konnte etwas sehen. Voll frischer Zuversicht peitschte er mit dem Besen durch die Ben und sphte in allen Himmelsrichtungen nach dem Schnatz, wobei er hier einem Klatscher auswich und dort unter dem heransausenden Diggory hindurchtauchte ... Er sah einen vergabelten Blitz, dem auf der Stelle ein weiterer Donnerschlag folgte. Das wird immer gefhrlicher, dachte Harry. Er musste den Schnatz mglichst bald fangen. Er wendete und wollte zur Mitte des Feldes zurckfliegen, doch in diesem Moment erleuchtete ein weiterer Lichtblitz die Tribnen, und Harry sah etwas, das ihn vollkommen in Bann schlug - die Kontur eines riesigen, zottigen schwarzen Hundes, klar umrissen gegen den Himmel. Reglos sa er in der obersten leeren Sitzreihe. Der Besenstiel entglitt Harrys klammen Hnden und sein Nimbus sackte ein paar Meter ab. Er rieb sich die Augen-lider und schaute noch einmal hinber auf die Rnge. Der Hund war verschwunden. Harry!, ertnte Woods entsetzter Schrei von den Torpfosten der Gryffindors, Harry, hinter dir! Harry blickte sich entsetzt um. Cedric Diggory kam ber das Spielfeld geschossen, und in den Regenschnren zwischen ihnen schimmerte etwas Kleines und Goldenes - In jher Panik duckte sich Harry ber den Besenstiel und raste dem Schnatz entgegen. Mach schon!, knurrte er seinen Nimbus an, whrend ihm der Regen ins Gesicht peitschte, schneller! Doch nun geschah etwas Seltsames. Eine gespenstische Stille senkte sich ber das Stadion. Der Wind lie zwar kein bisschen nach, doch er verga zu heulen. Es war, als ob jemand den Ton abgedreht htte, als ob Harry pltzlich taub geworden wre - was ging hier vor? Und dann berkam ihn eine frchterlich vertraute Welle aus Klte, drang in ihn ein, gerade als ihm eine Bewegung unten auf dem Feld auffiel ... Mindestens hundert Dementoren, die vermummten Gesichter ihm zugewandt, standen dort unter ihm. Es war, als wrde eiskaltes Wasser in seiner Brust aufsteigen und ihm die Eingeweide abtten. Und dann hrte er es wieder ... jemand schrie, schrie im Innern seines Kopfes ... eine Frau ... Nicht Harry, nicht Harry, bitte nicht Harry! Geh zur Seite, du dummes Mdchen ... geh weg jetzt ... Nicht Harry, bitte nicht, nimm mich, tte mich an seiner Stelle - Betubender, wirbelnder weier Nebel fllte Harrys Kopf ... was tat er da? Warum flog er? Er musste ihr helfen ... sie wrde sterben ... sie wurde umgebracht ... Er fiel, fiel durch den eisigen Nebel. Nicht Harry! Bitte ... verschone ihn ... verschone ihn ... Eine schrille Stimme lachte, die Frau schrie, und Harry schwanden die Sinne. Ein Glck, dass der Boden so durchweicht war. Ich dachte, er ist tot. Und nicht mal die Brille ist hin. Harry konnte Geflster hren, doch er verstand berhaupt nichts. Er hatte keine Ahnung, wo er war oder wie er hierher gekommen war oder was er davor getan hatte. Alles, was er wusste, war, dass ihm smtliche Glieder wehtaten, als wre er verprgelt worden. Das war das Frchterlichste, das ich je im Leben gesehen habe. Frchterlich ... das Frchterlichste ... vermummte schwarze Gestalten ... Klte ... Schreie ... Harrys Augen klappten auf. Er lag im Krankenflgel. Das Quidditch-Team der Gryffindors, von oben bis unten mit Schlamm bespritzt, war um sein Bett versammelt. Auch Ron und Hermine waren da und sahen aus, als kmen sie gerade aus einem Schwimmbecken. Harry!, sagte Fred, der unter all dem Schlamm ksebleich aussah, wie geht's dir? Es war, als wrde Harrys Gedchtnis schnell zurckgespult. Die Blitze - der Grimm - der Schnatz - und die Dementoren - Was ist passiert?, fragte er und setzte sich so pltzlich auf, dass sie die Mnder aufrissen. Du bist abgestrzt, sagte Fred. Mssen. wohl - ungefhr - fnfzehn Meter gewesen sein. Wir dachten, du seist tot, sagte Alicia, die es am ganzen Leib schttelte. Von Hermine kam ein leises Schluchzen. Das Weie ihrer Augen war blutunterlaufen. Aber das Spiel, sagte Harry. Was ist damit? Wird es wiederholt? Keiner sagte ein Wort. Die schreckliche Wahrheit drang in Harry ein wie ein Stein. Wir haben - verloren? Diggory hat den Schnatz gefangen, sagte George. Kurz nach deinem Absturz. Er hatte nicht gesehen, was passiert war. Als er sich umsah und dich auf dem Boden liegen sah, wollte er seinen Fang fr ungltig erklren und ein Wiederholungsspiel ansetzen lassen. Aber im Grunde haben sie verdient gewonnen ... selbst Wood gibt es zu. Wo ist Wood?, fragte Harry, dem pltzlich auffiel, dass er fehlte. Noch unter der Dusche, sagte Fred. Wir glauben, er versucht sich zu ertrnken. Harry legte das Gesicht auf die Knie und raufte sich die Haare. Fred packte ihn an der Schulter und schttelte ihn grob. Komm schon, Harry, du hast doch sonst immer den Schnatz geschnappt. Einmal musste er dir ja durch die Lappen gehen, sagte George. Noch ist nicht aller Tage Abend, sagte Fred. Wir haben hundert Punkte verloren, na und? Wenn Hufflepuff gegen Ravenclaw verliert und wir Ravenclaw und Slytherin schlagen - Hufflepuff muss mit mindestens zweihundert Punkten Rckstand verlieren, sagte George. Aber wenn sie Ravenclaw schlagen - Unmglich, Ravenclaw ist zu gut. Aber wenn Slytherin gegen Hufflepuff verliert ... Das hngt alles vom Punktekonto ab - jedenfalls braucht es immer hundert Punkte Rckstand - Harry lag da und sagte kein Wort. Sie hatten verloren - zum ersten Mal hatte er ein Quidditch-Spiel verloren. Nach gut zehn Minuten kam Madam Pomfrey herein und wies sie an, ihn jetzt in Ruhe zu lassen. Wir kommen spter wieder, versicherte Fred. Mach dich nicht selber fertig, Harry, du bist immer noch der beste Sucher, den wir je hatten. Das Team marschierte hinaus und lie nur eine Schlammspur zurck. Mit missbilligendem Blick schloss Madam Pomfrey die Tr hinter ihnen. Ron und Hermine traten nher an Harrys Bett. Dumbledore war wirklich wtend, sagte Hermine mit bebender Stimme. So hab ich ihn noch nie erlebt. Whrend du fielst, rannte er aufs Spielfeld und wedelte mit seinem Zauberstab, und irgendwie wurdest du langsamer, bevor du aufgeschlagen bist. Dann hat er mit dem Zauberstab zu den Dementoren hinbergefuchtelt und silbernes Zeugs gegen sie abgeschossen. Sie sind sofort abgehauen ... er war stinksauer, weil sie ins Stadion gekommen sind, wir haben ihn schimpfen gehrt - Dann hat er dich auf eine Trage gezaubert, sagte Ron, und ist mit dir neben sich schwebend hoch zur Schule gegangen. Alle dachten, du seist ... Seine Stimme erstarb, doch Harry hrte ohnehin kaum zu. Er dachte darber nach, was die Dementoren ihm angetan hatten ... er dachte an die Schreie. Er blickte auf und Ron und Hermine sahen ihn so gespannt an, dass er sich rasch berlegte, was er sagen knnte. Hat jemand meinen Nimbus mitgenommen? Ron und Hermine warfen sich einen kurzen Blick zu. hm - Was?, sagte Harry und sah sie abwechselnd an. Nun ja ... als du abgestrzt bist, wurde er weggeweht, sagte Hermine zgernd. Und? Und er ist - gegen - o Harry - gegen die Peitschende Weide gekracht. Harrys Inneres verkrampfte sich. Die Peitschende Weide war ein sehr jhzorniger Baum mitten auf dem Schlossgelnde. Und?, sagte er, und vor der Antwort war ihm ganz bange. Tja, du kennst ja die Peitschende Weide, sagte Ron. Sie - hm - mag nicht gern belstigt werden. Professor Flitwick hat ihn geholt, kurz bevor du wieder zu dir gekommen bist, sagte Hermine kaum vernehmlich. Zgernd langte sie nach einer Tasche zu ihren Fen, stellte sie auf den Kopf und schttelte ein Dutzend zersplitterte Holzstcke und angeknackstes Reisig auf das Bett, die letzten berreste von Harrys treuem, am Ende geschlagenem Besen. ~Die Karte des Rumtreibers Madam Pomfrey beschloss resolut, Harry bers Wochenende im Krankenflgel zu behalten. Er widersprach nicht und klagte auch nicht, doch sie durfte nichts von den klglichen berbleibseln seines Nimbus Zweitausend fortwerfen. Das war albern, und er wusste es, denn der Nimbus war nicht mehr zu retten, und doch konnte er einfach nicht anders: Er hatte das Gefhl, einen guten Freund verloren zu haben. Der Strom der Besucher riss nicht ab, und alle kamen, um ihn aufzumuntern. Hagrid schickte ihm einen Strau Ringelblumen, der wie ein gelber Kohlkopf aussah, und Ginny Weasley, puterrot angelaufen, tauchte mit einer selbst gebastelten Genesungskarte auf, die mit schriller Stimme zu singen begann, wenn Harry sie nicht unter einer schweren Obstschale zum Schweigen brachte. Das Team der Gryffindors tauchte am Sonntagmorgen wieder auf, und diesmal war auch Wood dabei. Er mache Harry nicht den geringsten Vorwurf, sagte er mit merkwrdig hohler, lebloser Stimme. Ron und Hermine wichen nur nachts von Harrys Bett. Doch was sie auch sagten oder taten, sie konnten Harry nicht aufheitern, denn sie wussten nur die Hlfte von dem, was ihn wirklich beunruhigte. Keinem hatte er von dem Grimm erzhlt, nicht einmal Ron und Hermine, denn wusste, dass Ron panisch und Hermine spttisch reagieren wrde. Tatsache blieb jedoch, dass er jetzt schon zweimal erschienen war, und beiden Er-scheinungen waren lebensgefhrliche Unflle gefolgt. Beim ersten Mal war er beinahe vom Fahrenden Ritter berrollt worden; beim zweiten Mal war er von seinem Besen fnfzehn Meter in die Tiefe gestrzt. Wrde der Grimm ihn jagen, bis er wirklich starb? Sollte er fr den Rest seines Lebens unentwegt nach dem Untier Ausschau halten? Und dann waren da noch die Dementoren. Immer, wenn Harry an sie dachte, wurde ihm schlecht und er fhlte sich gedemtigt. Alle sagten, die Dementoren seien schrecklich, aber kein anderer brach jedes Mal bei ihrem Anblick zusammen ... und niemand sonst hrte im Kopf den Widerhall der Schreie von sterbenden Verwandten ... Denn Harry wusste jetzt, wessen Stimme es war, die er gehrt hatte. Er hatte sich ihre Worte wiederholt, immer und immer wieder in den nchtlichen Stunden im Krankenflgel, in denen er wach lag und auf die hellen Streifen starrte, die das Mondlicht an die Decke warf. Wenn sich die Dementoren nherten, hrte er die letzten Momente im Leben seiner Mutter, ihre Versuche, ihn, Harry, vor Lord Voldemort zu schtzen, und Lord Voldemorts Gelchter, bevor er sie ermordete ... Harry dste ein und schreckte immer wieder hoch, sank in Trume voll feuchtkalter, verrotteter Hnde und grauenerfllten Flehens, er schreckte auf und kam nicht von der Stimme seiner Mutter los und wollte sie sich immer wieder in Erinnerung rufen. Es war eine Erleichterung, am Montag ins lrmende Getriebe der Schule zurckzukehren, wo er gezwungen war, an andere Dinge zu denken, selbst wenn er Draco Malfoys Hnseleien ber sich ergehen lassen musste. Malfoy war ganz entzckt vor Schadenfreude ber die Niederlage der Gryffindors. Endlich hatte er sich die Bandagen abgenommen und er feierte diesen Anlass, indem er Harrys Sturzvom Besen beschwingt nachspielte. Zudem verbrachte er einen Groteil ihrer nchsten Zaubertrankstunden mit Auftritten als Dementor im Kerker. Ron verlor schlielich die Nerven und warf ein groes, glitschiges Krokodilherz auf Malfoy, das ihn im Gesicht traf; daraufhin zog Snape den Gryffindors fnfzig Punkte ab. Wenn Snape wieder Verteidigung gegen die dunklen Knste gibt, melde ich mich krank, sagte Ron nach dem Mittagessen auf dem Weg zu Professor Lupins Klassenzimmer. Sieh erst mal nach, wer drin ist, Hermine. Hermine ffnete die Tr einen Spaltbreit und sphte hinein. Du kannst kommen! Professor Lupin war wieder da. Deutlich mitgenommen sah er aus. Sein alter Umhang hing ihm noch schlaffer um die Schultern als sonst und er hatte dunkle Schatten unter den Augen; dennoch lchelte er sie an, als sie ihre Pltze einnahmen, und die ganze Klasse brach sofort in einen Sturm von Beschwerden ber Snapes Verhalten whrend Lupins Krankheit aus. Das ist nicht fair, er macht nur Vertretung, warum muss er uns Hausaufgaben aufgeben? Wir wissen doch nichts ber Werwlfe - - zwei Rollen Pergament! Habt ihr Professor Snape gesagt, dass wir Werwlfe noch nicht behandelt haben?, fragte Lupin in die Runde und runzelte leicht die Stirn. Das Gebrabbel brach wieder los. Ja, aber er sagte, wir seien weit zurck - - er wollte nichts davon hren - - zwei Rollen Pergament! Professor Lupin lchelte angesichts der Entrstung auf den Gesichtern. Macht euch keine Sorgen, ich spreche mit Professor Snape. Den Aufsatz msst ihr nicht schreiben. O nein, sagte Hermine enttuscht. Meiner ist schon fertig! Sie hatten eine recht vergngliche Stunde. Professor Lupin hatte einen Glaskasten mit einem Hinkepank mitgebracht, einem kleinen einbeinigen Geschpf, das aussah, als bestnde es aus Rauchschwaden und wre recht schwchlich und harmlos. Der Hinkepank lockt Reisende in die Smpfe, sagte Professor Lupin, und die Klasse schrieb eifrig mit. Seht ihr die Laterne, die er in der Hand hat? Er hpft voraus - die Leute folgen dem Licht - und dann - Der Hinkepank machte ein frchterlich quietschendes Gerusch am Glas. Als es lutete, packten alle ihre Sachen ein und gingen zur Tr, auch Harry, doch - Wart einen Moment, Harry, rief Lupin, ich mchte kurz mit dir sprechen. Harry kam zurck und sah Professor Lupin zu, wie er den Glaskasten des Hinkepanks mit einem Tuch abdeckte. Ich hab von dem Spiel gehrt, sagte Lupin, wandte sich zum Pult um und steckte die Bcher in seine Mappe, und es tut mir Leid wegen deines Besens. Gibt es eine Mglichkeit, ihn zu reparieren? Nein, sagte Harry. Der Baum hat ihn zu Kleinholz verarbeitet. Lupin seufzte. Sie haben die Peitschende Weide in dem Jahr gepflanzt, als ich nach Hogwarts kam. Wir haben damals aus Jux versucht ihr so nah wie mglich zu kommen und den Stamm zu berhren. Schlielich hat ein junge namens Davey Gudgeon fast ein Auge verloren und wir durften dann nichtmehr in ihre Nhe. Wird Zeit, dass sie ausgerissen wird ... Ich werd mal mit Professor Dumbledore reden ... Haben Sie auch von den Dementoren gehrt?, berwand sich Harry zu fragen. Lupin warf ihm einen raschen Blick zu. Ja, hab ich. Ich glaube, keiner von uns hat Professor Dumbledore jemals so wtend gesehen. Sie sind schon seit einiger Zeit ungehalten ... verrgert, weil er sich weigert, sie auf das Gelnde zu lassen ich vermute, dass du ihretwegen abgestrzt bist? Ja, sagte Harry. Er zgerte, und dann brach die Frage, die ihm auf der Zunge lag, unwillkrlich aus ihm heraus. Warum? Warum bin ich so anfllig fr sie? Bin ich schlicht und einfach -? Es hat nichts mit Schwche zu tun, sagte Professor Lupin scharf, als ob er Harrys Gedanken lesen knnte. Die Dementoren greifen dich strker an als die andern, weil es schreckliche Ereignisse in deiner Vergangenheit gibt, die die andern nicht erlebt haben. Ein Strahl der Wintersonne fiel ins Klassenzimmer und beleuchtete Lupins graue Haare und die Furchen auf seinem jungen Gesicht. Dementoren gehren zu den belsten Kreaturen, die auf der Erde wandeln. Sie brten an den dunkelsten, schmutzigsten Orten, sie schaffen Zerfall und Verzweiflung, sie saugen Frieden, Hoffnung und Glck aus jedem Menschen, der ihnen nahe kommt. Wenn sie knnen, nhren sie sich so lange von ihm, bis er hnlich wie sie selbst wird ... seelenlos und bse. Selbst Muggel spren ihre Anwesenheit, auch wenn sie sie nicht sehen knnen. Wenn du einem Dementor zu nahe kommst, saugt er jedes gute Gefhl, jede glckliche Erinnerung aus dir heraus. Und dir bleiben nur die schlimmsten Erfahrungen deines Lebens. Und das Schlimmste, was dir passiert ist, Harry, wrde jeden anderen ebenfalls vom Besen hauen. Du brauchst dich dessen nicht zu schmen. Wenn sie mir nahe kommen -, Harry starrte mit zugeschnrter Kehle auf Lupins Pult, kann ich hren, wie Voldemort meine Mutter ermordet. Lupin machte eine jhe Bewegung mit dem rechten Arm, als wollte er Harry an der Schulter packen, doch er besann sich. Einen Augenblick schwiegen beide, dann - Warum mussten sie ausgerechnet zum Spiel kommen?, sagte Harry verbittert. Sie werden langsam hungrig, sagte Lupin khl und verschloss mit einem Klicken seine Mappe. Dumbledore will sie nicht in die Schule lassen, also sind ihre Vorrte an menschlicher Beute aufgebraucht ... Ich vermute mal, sie konnten der groen Menschenmenge um das Quidditch-Feld nicht widerstehen. All die Aufregung ... die aufgepeitschten Gefhle ... so stellen sie sich ein Festessen vor. Askaban muss schrecklich sein, murmelte Harry. Lupin nickte grimmig. Die Festung ist auf einer kleinen Insel gebaut, weit drauen im Meer, doch sie brauchen keine Mauern und kein Wasser, um die Gefangenen an der Flucht zu hindern, nicht, wenn sie alle in ihren Kpfen gefangen sind, unfhig, einen zuversichtlichen Gedanken zu fassen. Die meisten werden nach ein paar Wochen verrckt. Aber Sirius Black ist ihnen entkommen, sagte Harry langsam. Er ist geflohen. Lupins Mappe glitt vom Tisch; er musste rasch zugreifen, um sie aufzufangen. Ja, sagte er und richtete sich auf Black muss einen Weg gefunden haben, wie man sie besiegt. Ich htte nicht gedacht, dass es mglich wre ... Dementoren, heit es,berauben einen Zauberer seiner Krfte, wenn er ihnen zu lange ausgeliefert ist ... Sie haben es doch geschafft, dass dieser Dementor im Zug geflohen ist, sagte Harry pltzlich. Es gibt - gewisse Verteidigungsknste, die man einsetzen kann, sagte Lupin. Aber es war nur ein Dementor im Zug. Je mehr da sind, desto schwieriger wird es, ihnen Widerstand zu leisten. Was denn fr Verteidigungsknste?, fragte Harry sofort. Knnen Sie mir die beibringen? Ich mchte nicht so tun, als wre ich ein Fachmann fr den Kampf gegen Dementoren, Harry ... ganz im Gegenteil ... Aber wenn die Dementoren auch zum nchsten Quidditch-Spiel kommen - muss ich gegen sie kmpfen knnen - Lupin sah in Harrys entschlossenes Gesicht, zgerte einen Moment und sagte dann: Also ... gut. Ich versuche dir zu helfen. Aber ich frchte, du musst dich bis nach den Weihnachtsferien gedulden. Bis dahin hab ich noch eine Menge zu tun. Das war eine recht unpassende Zeit, um krank zu werden. Das Versprechen Lupins, ihn in die Kunst der Verteidigung gegen die Dementoren einzuweihen, die Hoffnung, den Tod seiner Mutter nie mehr mit anhren zu mssen, und die Tatsache, dass Ravenclaw die Hufflepuffs im Quidditch-Match Ende November einfach plattmachte - all dies hob Harrys Stimmung betrchtlich. Die Gryffindors waren noch nicht ganz aus dem Rennen, aber eine weitere Niederlage konnten sie sich nicht leisten. Wood gewann seine fieberhafte Tatkraft wieder zurck und trimmte seine Leute hrter denn je in den eisigen Regenschauern, die bis in den De-zember hinein anhielten. Harry sah weit und breit keine Spur von einem Dementor. Dumbledores Wut schien sie auf ihren Posten an den Eingngen zu halten. Zwei Wochen vor den Weihnachtsferien nahm der Himmel pltzlich ein blendend helles, opalenes Wei an und das schlammige Gelnde war eines Morgens in glitzernden Frost gehllt. Im Schloss herrschte schon ein wenig vorweihnachtliche Stimmung. Professor Flitwick, der Lehrer fr Zauberkunst, hatte sein Klassenzimmer bereits mit schimmernden Lichtern geschmckt, die sich als echte, flatternde Feen herausstellten. Gut gelaunt sprachen sie in den Klassen darber, was sie alles in den Ferien vorhatten. Ron und Hermine hatten beschlossen, in Hogwarts zu bleiben. Ron behauptete, er knne es keine zwei Wochen mit Percy aushalten, und Hermine meinte, sie wolle unbedingt mal ganz in Ruhe in der Bibliothek arbeiten, doch Harry lie sich nicht tuschen: Sie blieben da, um ihm Gesellschaft zu leisten, und er war sehr dankbar dafr. Alle freuten sich auf den nchsten Ausflug nach Hogsmeade am letzten Wochenende vor den Ferien - alle auer Harry. Wir knnen dort fr Weihnachten einkaufen!, sagte Hermine, Mum und Dad werden ganz begeistert sein von dieser Zahnwei-Pfefferminzlakritze aus dem Honigtopf! Harry fand sich damit ab, der Einzige aus der dritten Klasse zu sein, der nicht mitkam, borgte sich von Wood das Heft Rennbesen im Test und beschloss, sich ber die verschiedenen Bauweisen der Besen kundig zu machen. Beim Training flog er jetzt einen der Schulbesen, einen alten, ziemlich langsamen und kippeligen Shooting Star; was er brauchte, war ein neuer Besen. Am Samstagmorgen verabschiedeten sich Ron und Hermine von Harry und machten sich, eingemummelt in Mn-tel und Schals, nach Hogsmeade auf. Harry stieg allein die Marmortreppe hoch und ging die Korridore entlang zurck zum Turm der Gryffindors. Drauen hatte es angefangen zu schneien und im Schloss herrschte tiefe Stille. Psst - Harry! Auf halbem Weg durch einen der Korridore wandte er sich um und sah Fred und George, die hinter der Statue einer buckligen, einugigen Hexe hervorlugten. Was macht ihr denn da?, sagte Harry verdutzt. Wieso geht ihr nicht mit nach Hogsmeade? Wir wollen dich noch ein wenig in festliche Laune versetzen, bevor wir gehen, sagte Fred und zwinkerte geheimnistuerisch. Komm hier rein ... Er nickte zu einem leeren Klassenzimmer links von der einugigen Statue hinber. Harry folgte Fred und George hinein. George schloss leise die Tr und wandte sich dann mit strahlendem Gesicht Harry zu. Hier ist schon mal ein Weihnachtsgeschenk fr dich, Harry, sagte er. Schwungvoll zog Fred etwas aus seinem Mantel und legte es auf das Pult vor ihnen. Es war ein groes, quadratisches, heftig mitgenommenes Blatt Pergament. Kein Wort stand darauf Harry vermutete, es sei einer ihrer Scherze, und starrte das Pergament an. Was soll das sein? Das, Harry, ist das Geheimnis unseres Erfolgs, sagte George und strich liebevoll ber das Pergament. Wir bringen es kaum bers Herz, uns davon zu trennen, sagte Fred, aber gestern Abend haben wir beschlossen, dass du es dringender brauchst als wir. Auerdem kennen wir es auswendig, sagte George. Wir vererben es dir. Eigentlich brauchen wir es auch nicht mehr. Und was soll ich mit diesem Fetzen anfangen?, fragte Harry. Diesem Fetzen!, wiederholte Fred und schloss die Augen mit einer Grimasse, als ob Harry ihn tdlich beleidigt htte. Erklr es ihm, George. Also ... als wir in der ersten Klasse waren, Harry - jung, sorglos und unschuldig - Harry schnaubte. Dass Fred und George jemals unschuldig gewesen waren, bezweifelte er stark. - na ja, jedenfalls unschuldiger, als wir jetzt sind - auf jeden Fall bekamen wir damals wegen einer Kleinigkeit rger mit Filch. Wir haben eine Stinkbombe im Korridor platzen lassen und aus irgendeinem Grund hat ihn das gergert - Also hat er uns in sein Bro geschleift und kam gleich mit den blichen Drohungen - - Strafarbeit - - Bauchaufschlitzen - - und ganz zufllig fiel uns an einem seiner Schrnke eine Schublade ins Auge mit der Aufschrift Beschlagnahmt und gemeingefhrlich. Versteh schon -, sagte Harry und fing an zu grinsen. Na, was httest du getan?, sagte Fred. George hat ihn mit noch einer Stinkbombe abgelenkt, ich hab die Schublade aufgerissen und - das hier rausgeholt. Ist nicht so schlecht, wie es klingt, sagte George. Wir glauben nicht, dass Filch jemals rausgefunden hat, wie man damit umgeht. Er hat wahrscheinlich geahnt, was es war, oder er htte es nicht beschlagnahmt. Und ihr wisst, wie man damit umgeht? o ja, sagte Fred feixend. Dieses kleine hbsche Pergamentchen hat uns mehr beigebracht als alle Lehrer dieser Schule zusammen. Ihr verarscht mich doch., sagte Harry und sah das zerfranste alte Pergamentstck an. Aach - wir doch nicht, sagte George. Er zog seinen Zauberstab hervor, berhrte sanft das Pergament und sagte: Ich schwre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin. Und sofort begannen sich von dem Punkt, den George berhrt hatte, dnne Tintenlinien wie ein Spinnennetz auszubreiten. Sie liefen zusammen, berkreuzten sich und wucherten in die Ecken des Pergaments; dann erblhten Wrter auf dem Blatt, in groer, verschnrkelter Schrift, die verkndeten: DIE HOCHWOHLGEBORENEN HERREN MOONY, WURMSCHWANZ, TATZE UND KRONE HILFSMITTEL FR DEN MAGISCHEN TUNICHTGUT GMBH PRSENTIEREN STOLZ DIE KARTE DES RUMTREIBERS Es war eine Karte, die jede Einzelheit von Hogwarts und des Schlossgelndes zeigte. Doch wirklich erstaunlich waren die kleinen Tintenpunkte, die sich darauf bewegten, jeder mit einem Namen in winziger Schrift versehen. Verblfft beugte sich Harry ber die Karte. Ein beschrifteter Punkt oben links zeigte, dass Professor Dumbledore in seinem Bro auf und ab ging; Mrs Norris, die Katze des Hausmeisters, trieb sich im zweiten Stock herum, und Peeves, der Poltergeist, hpfte gerade im Pokalzimmer auf und ab. Harrys Augen wanderten die vertrauten Korridore entlang, und pltzlich fiel ihm noch etwas Merkwrdiges auf, Diese Karte zeigte eine Reihe von Durchgngen, die er nie betreten hatte. Und viele davon fhrten offenbar - - geradewegs nach Hogsmeade, sagte Fred und fuhr mit dem Finger eine der Linien entlang. Insgesamt sieben Geheimgnge. Filch kennt diese vier -, er zeigte sie Harry, - aber wir sind sicher die Einzigen, die diese hier kennen. Den hinter dem Spiegel im vierten Stock kannst du vergessen. Wir haben ihn letzten Winter benutzt, aber er ist eingebrochen - vllig unbegehbar. Und wir glauben nicht, dass irgend jemand schon mal diesen hier benutzt hat, weil die Peitschende Weide direkt darber eingepflanzt ist. Aber der hier, der fhrt direkt in den Keller vom Honigtopf. Wir haben ihn etliche Male benutzt. Und wie du vielleicht bemerkt hast, ist der Eingang gleich vor diesem Zimmer, durch den Buckel dieser einugigen Alten. Moony, Wurmschwanz, Tatze und Krone, seufzte George und strich sanft ber die Namen der Hersteller. Wir verdanken ihnen ja so viel. Edle Mnner, die unermdlich daran arbeiteten, einer neuen Generation von Gesetzesbrechern auf die Beine zu helfen, sagte Fred feierlich. Schn, sagte George jetzt aufgerumt, vergiss nicht, sie Zu lschen, wenn du sie benutzt hast - - sonst kann jeder sie lesen, warnte Fred. Tipp sie einfach noch mal an und sag >Unheil angerichtet!< Dann wird sie wieder wei. Nun denn, junger Harry, sagte Fred und sah dabei Percy Unheimlich. hnlich, ich hoffe, du benimmst dich. Wir sehen uns im Honigtopf, sagte George augenzwinkernd. Zufrieden grinsend gingen die beiden hinaus. Harry blieb stehen und starrte die wundersame Karte an. Er beobachtete, wie der winzige Tintenpunkt von Mrs Norris nach links wanderte und dann innehielt und etwas auf dem Boden beschnffelte. Wenn Filch das wirklich nichtwusste ... dann wrde er gar nicht an den Dementoren vorbeimssen ... Doch whrend er noch vllig begeistert dastand, quoll etwas aus seinem Gedchtnis hoch, das er einst von Mr Weasley gehrt hatte. Trau nie etwas, das selbst denken kann, wenn du nicht sehen kannst, wo es sein Hirn hat. Diese Karte war einer jener gefhrlichen magischen Gegenstnde, vor denen ihn Mr Weasley gewarnt hatte ... Hilfsmittel fr den Magischen Tunichtgut GmbH ... Was Soll's, dachte Harry, ich brauch sie ja nur, um nach Hogsmeade zu kommen, ich will doch niemanden beklauen oder angreifen ... und Fred und George benutzen sie seit Jahren und es ist nichts Schlimmes passiert ... Harry fuhr mit dem Finger auf der Karte ber den Geheimgang, der in den Honigtopf fhrte. Dann, ganz pltzlich, als ob er einem Befehl folgte, rollte er die Karte zusammen, steckte sie in den Umhang und eilte zur Tr. Er ffnete sie einen Spaltbreit. Drauen war niemand. Vorsichtig huschte er aus dem Zimmer und versteckte sich hinter der Statue der einugigen Hexe. Wie musste er es anstellen? Er zog die Karte heraus und stellte verdutzt fest, dass eine neue kleine Tintengestalt darauf erschienen war, beschriftet mit Harry Potter. Diese Figur befand sich genau da, wo Harry selbst stand, etwa in der Mitte des Korridors im dritten Stock. Harry sah ihr gespannt zu. Sein kleines Tintenselbst schien die Hexe mit seinem winzigen Zauberstab zu beklopfen. Rasch zog Harry seinen richtigen Zauberstab heraus und stupste gegen die Statue. Nichts geschah. Erneut blickte er auf die Karte. Eine noch winzigere Sprechblase war neben seiner Gestalt erschienen. Darin stand das Wort >Dissendium<. Dissendium, flsterte Harry und stupste noch einmal gegen die steinerne Hexe. Auf einmal ffnete sich der Buckel der Statue, weit genug, um einen schlanken Menschen einzulassen. Harry sah sich rasch im Korridor um, dann verstaute er die Karte, zog sich hoch, steckte den Oberkrper in das Loch und stie sich ab. Eine ganze Welle glitt er eine Art steinerne Rutschbahn hinunter und landete schlielich auf kaltem und feuchtem Erdboden. Er stand auf und sah sich um. Es war stockdunkel. Er hob seinen Zauberstab und murmelte Lumos. Das Licht zeigte, dass er einen sehr engen, niedrigen und lehmigen Tunnel vor sich hatte. Er zog die Karte heraus, tippte mit der Spitze des Zauberstabs dagegen und murmelte Unheil angerichtet!, Sofort wurde die Karte blank. Er rollte sie sorgfltig zusammen, steckte sie in die Hosentasche und machte sich dann mit heftig pochendem Herzen, begeistert und argwhnisch zugleich, auf den Weg. Der Tunnel, dessen eng verschlungenen Windungen er folgte, erinnerte Harry unweigerlich an den Bau eines Riesenhasen. Er lief schnell und stolperte hin und wieder auf dem holprigen Boden. Den Zauberstab hielt er vor sich ausgestreckt. Der Tunnel wollte kein Ende nehmen, doch der Gedanke All den Honigtopf machte Harry Beine. Nach einer Stunde, so kam es ihm vor, begann der Tunnel anzusteigen. Keuchend, mit heiem Gesicht und kalten Fen spurtete Harry nach oben. Zehn Minuten spter stand er am Fu einer abgenutzten steinernen Treppe, die sich oben im Dunkeln verlor. Ganz sachte, um ja keinen Lrm zu machen, nahm Harry Stufe fr Stufe. Hundert Stufen, zweihundert Stufen, irgendwann hrte er auf zu zhlen und sah nur noch auf seine Schuhe ...dann, ohne Vorwarnung, stie er mit dem Kopf gegen etwas Hartes. Es schien eine Falltr zu sein. Harry blieb stehen, rieb sich die Stirn und lauschte. Von der anderen Seite der Falltr war nichts zu hren. Ganz langsam drckte er sie einen Spaltbreit nach oben und sphte hinaus. Er war in einem Keller voller Weidenkrbe und Holzkisten. Harry kletterte hinauf und schloss die Falltr - sie fgte sich so vollkommen in den staubigen Boden ein, dass sie nicht mehr zu sehen war. Nun schlich er langsam zur Holztreppe, die nach oben fhrte. Jetzt konnte er eindeutig Stimmen hren, und ganz deutlich auch das Luten einer Glocke und das Auf- und Zugehen einer Tr. Whrend er sich noch berlegte, was er tun sollte, hrte er pltzlich eine andere Tr aufgehen, viel nher bei ihm; jemand war auf dem Weg nach unten. Und bring noch 'ne Kiste Gummischnecken mit, die haben uns fast den Laden ausgerumt -, sagte eine Frauenstimme. Ein Paar Fe kam die Treppe herunter. Harry hechtete hinter einen riesigen Korb und wartete, bis die Schritte sich entfernt hatten. Er hrte, wie der Mann Kisten an die gegenberliegende Wand schob. Noch eine solche Gelegenheit wrde er wohl nicht bekommen - Rasch und leise huschte Harry aus seinem Versteck und kletterte die Stufen hoch; ein kurzer Blick zurck zeigte ihm einen mchtigen Rcken und einen glnzenden Glatzkopf, tief ber eine Kiste gebeugt. Harry erreichte die Tr am oberen Treppenabsatz, glitt hindurch und sah sich pltzlich hinter der Ladentheke des Honigtopfes - er duckte sich, kroch zur Seite weg und richtete sich dann auf. Im Honigtopf drngten sich so viele Schler aus Hogwarts, dass keiner besondere Notiz von Harry nahm. Er schob sichzwischen ihnen durch, sah sich um und unterdrckte ein Lachen bei dem Gedanken, was fr ein Schweinchengesicht Dudley machen wrde, wenn er sehen knnte, wo Harry jetzt war. Bis zur Decke reichten die Regale mit den verfhrerischsten Leckereien, die man sich vorstellen konnte: sahnige Nugatriegel, rosa schimmerndes Kokosnusseis, fette, honigfarbene Toffeebohnen; Hunderte verschiedene Sorten Schokolade, fein suberlich aneinander gereiht; ein groes Fass mit Bohnen jeder Geschmacksrichtung und ein weiteres mit zischenden Wissbies, den Brausekugeln, die einen vom Boden rissen, wie Ron erzhlt hatte. Entlang einer anderen Wand stapelten sich Sigkeiten mit Spezialeffekt - Druhbels Bester Blaskaugummi (der ein Zimmer mit glockenblumenfarbenen Blasen fllte, die tagelang nicht platzen wollten), die merkwrdig splitterige Zahnwei-Pfefferminzlakritze, winzig kleine Pfefferkobolde (heiz deinen Freunden mal richtig ein!), Eismuse (dir klappern die Zhne und du quiekst!), Pfefferminzpralinen in der Form von Krten (hpfen dir vorbildgetreu in den Magen!), zerbrechliche, aus Zucker gedrehte Federhalter und explodierende Bonbons. Harry drngte sich durch eine Schar Sechstklssler und sah am anderen Ende des Ladens ein Schild hngen (Ein ganz anderer Geschmack). Darunter standen Ron und Hermine und untersuchten eine Schale Lutscher mit Blutgeschmack. Harry schlich sich unbemerkt von hinten an. Urrgh, nee, die will Harry bestimmt nicht, die sind sicher fr Vampire, sagte Hermine. Und was ist mit denen hier?, fragte Ron und hielt ihr einen Krug mit getrockneten Kakerlaken unter die Nase. Auch nicht, sagte Harry. Fast htte Ron den Krug fallen lassen. Harry!, kreischte Hermine. Was machst du denn hier? Wie ... wie bist du -? Aber hallo!, sagte Ron ganz und gar beeindruckt, du hast gelernt, wie man appariert! Natrlich nicht, sagte Harry. Er dmpfte die Stimme, damit keiner von den Sechstklsslern ihn hren konnte, und erzhlte ihnen alles ber die Karte des Rumtreibers. Wieso haben Fred und George sie mir nie gegeben!, sagte Ron emprt. Ich bin schlielich ihr Bruder! O Harry, flsterte Hermine. Wenn das jemand erfhrt ... dann sitzt du in der Patsche ... und was ist mit - du weit schon - Sirius Black? Wrd mich wundern, wenn er Harry jetzt erkennen knnte, sagte Ron und nickte hinber zu kleinen holzgerahmten Fenstern. Drauen herrschte dichtes Schneetreiben. Mach dir nichts draus, Hermine, es ist Weihnachten. Harry hat sich seinen kleinen Ausflug verdient. Hermine wirkte sehr besorgt. Willst du mich etwa verpetzen?, fragte Harry grinsend Oh - natrlich nicht - aber ehrlich gesagt, Harry - Hast du die zischenden Wissbies gesehen, Harry?, sagte Ron, packte ihn am Arm und fhrte ihn hinber zu dem Fass. Und die Gummischnecken? Und die Suredrops? Als ich sieben war, hat mir Fred einen geschenkt, und er hat mir ein Loch durch die Zunge gebrannt, ich wei noch, wie ihn Mum mit dem Besen vermbelt hat. Ron starrte gedankenversunken in die Schachtel mit den Suredrops. Meinst du, Fred wird von den getrockneten Kakerlaken probieren, wenn ich ihm sage, es seien Erdnsse? Als Ron und Hermine all ihre Sigkeiten bezahlt hatten, verlieen sie den Honigtopf und strzten sich nach drauen in den Schneesturm. In Hogsmeade sah es aus wie auf einer Weihnachtskarte: die kleinen aneinander geschmiegten Dorfhuser und Lden lagen unter einer Hlle pulvrigen Schnees; an den Tren hingen Stechpalmenbndel und durch die Bume schlangen sich Kordeln mit Zauberkerzen. Harry bibberte; er hatte nicht daran gedacht, seinen Umhang mitzunehmen. Sie gingen die Strae entlang, die Kpfe gegen den Wind geneigt, und Ron und Hermine riefen durch ihre Schals: Das ist die Post - Dort oben ist Zonko - Wir knnten raufgehen zur Heulenden Htte - Wisst ihr was, sagte Ron zhneklappernd, wir knnten doch auf ein Butterbier in die Drei Besen gehen! Harry war unbedingt dafr; der Wind blies heftig und er hatte eiskalte Hnde. Sie berquerten die Strae und ein paar Minuten spter betraten sie das winzige Wirtshaus. Es war gesteckt voll, laut, warm und verruchert. Eine recht wohlproportionierte Frau mit hbschem Gesicht kmmerte sich gerade um einen Klngel grobschlchtiger Hexenmeister an der Bar. Das ist Madam Rosmerta, sagte Ron. Ich hol uns was zu trinken, oder?, fgte er hinzu und errtete kaum merklich. Harry und Hermine schlugen sich in die hintere Ecke durch, wo ein Tisch zwischen den Fenstern frei war und ein schner Weihnachtsbaum neben dem Kamin stand. Ron kam nach fnf Minuten mit drei dampfenden Krgen Butterbier zu ihnen. Frohe Weihnachten!, sagte er glcklich und erhob seinen Krug. Harry trank mit mchtigen Schlucken. Das war das Leckerste, was er je getrunken hatte, und es schien ihn von innen bis in die letzte Pore zu erwrmen. Ein jher Windsto zerzauste ihm das Haar. Die Tr der Drei Besen war aufgegangen. Harry blickte ber den Rand seines Krugs hinweg und verschluckte sich. Die Professoren McGonagall und Flitwick hatten soeben unter Schneeflockengestber den Pub betreten, und kurz darauf folgte ihnen Hagrid, ganz in ein Gesprch vertieft mit einem pummeligen Mann mit limonengrner Melone und Nadelstreifenumhang - Cornelius Fudge, der Minister fr Zauberei. Ron und Hermine hatten keine Sekunde gezgert, die Hnde auf Harrys Kopf gelegt und ihn vom Stuhl weg unter den Tisch gedrckt. Mit Butterbier bekleckert klammerte er den leeren Krug an sich und lugte unter dem Tisch hervor nach den Fen der Lehrer und des Ministers, die zur Bar gingen, einen Moment stehen blieben und dann direkt auf ihn zukamen. ber ihm flsterte Hermine Mobiliarbus!. Der Weihnachtsbaum neben ihrem Tisch erhob sich eine Handbreit vom Boden, schwebte zur Seite und landete mit einem sanften Rascheln direkt vor ihrem Tisch. So versteckt, sphte Harry durch die dichten unteren Zweige. Vier mal vier Stuhlbeine am Nebentisch wurden ber den Boden gerckt, dann hrte er, wie sich die Lehrer und der Minister unter chzen und Seufzen niederlieen. Jetzt nherte sich ein weiteres Paar Fe in funkelnd trkisblauen Stckelschuhen, und er hrte die Stimme einer Frau. Ein kleines Goldlackwasser Das ist fr mich, antwortete Professor McGonagalls Stimme. Vier Halbe heien Honig-Met. Hier, Rosmerta, sagte Hagrid. Kirschsirup und Soda mit Eis und Schirmchen - Mmm!, sagte Professor Flitwick und schnalzte mit der Zunge. Dann ist der Johannisbeer-Rum fr Sie, Minister. Danke, Rosmerta, meine Liebe, sagte Fudge. Schn, Sie mal wieder zu sehen, Wollen Sie sich nicht setzen und einen Schluck mit uns trinken .. . Oh, vielen Dank, Minister. Harry sah, wie die glitzernden Pumps sich entfernten und wieder zurckkamen. Das Herz pochte ihm schmerzhaft in der Kehle. Warum hatte er nicht daran gedacht, dass dies auch das letzte Wochenende fr die Lehrer war? Und wie lange wrden sie hier sitzen bleiben? Er brauchte Zeit, um sich wieder in den Honigtopf zu schleichen, wenn er heute abend noch in die Schule zurckwollte ... Hermines Bein neben ihm zuckte nervs. Nun, was bringt Sie ausgerechnet in dieses Nest hier, Minister? Das war Madam Rosmertas Stimme. Harry sah, wie sich der Unterleib des Ministers auf dem Stuhl nach links und rechts wand, als ob er sich vergewissern wollte, dass keiner mithrte. Dann sagte er mit gedmpfter Stimme: Wer sonst, meine Liebe, als Sirius Black? Sie haben sicher gehrt, was an Halloween oben in der Schule passiert ist? Gerchteweise, gab Madam Rosmerta zu. Haben Sie es im ganzen Pub herumerzhlt, Hagrid?, sagte Professor McGonagall ungehalten. Glauben Sie, dass Black immer noch in der Gegend ist, Minister?, flsterte Madam Rosmerta. Da bin ich mir sicher, sagte Fudge knapp. Sie wissen doch, dass die Dementoren das ganze Dorf zweimal durchsucht haben?, sagte Madam Rosmerta mit einem Anflug von rger in der Stimme. Haben mir alle Kunden verschreckt ... gar nicht gut frs Geschft, Minister. Rosmerta, meine Liebe, ich mag diese Gestalten genauso wenig wie Sie, sagte Fudge peinlich berhrt. Das ist eine unerlssliche Vorsichtsmanahme ... lstig, aber was soll man machen ... hab gerade ein paar von ihnen gesprochen. Sie sind wtend auf Dumbledore - er will sie nicht aufs Schulgelnde lassen. Das kann ich nur untersttzen, sagte Professor McGonagall scharf. Wie sollen wir denn unterrichten, wenn diese Horrorgestalten um uns herumschweben? Hrt, hrt, quiekte der kleine Professor Flitwick, dessen Fe eine Handbreit ber dem Boden baumelten. Wie auch immer, sagte Fudge zgernd, sie sind hier, um Sie alle vor etwas viel Schlimmerem zu schtzen ... wir wissen alle, wozu Black fhig ist ... Ehrlich gesagt, ich kann es immer noch nicht fassen sagte Madam Rosmerta nachdenklich. Alle mglichen Leute sind damals auf die Dunkle Seite bergelaufen, aber ich htte nie gedacht, dass Sirius Black ... ich meine, ich kannte ihn als Jungen in Hogwarts. Wenn Sie mir damals gesagt htten, was aus ihm werden wird, htte ich gesagt, Sie haben ein paar Met ber den Durst getrunken. Sie kennen noch nicht mal die Hlfte der Geschichte, sagte Fudge grummelig. Von seiner schlimmsten Tat wei kaum jemand. Von welcher Tat?, fragte Madam Rosmerta neugierig. Schlimmer als der Mord an all diesen Menschen, meinen Sie? Allerdings, sagte Fudge. Das kann ich nicht glauben. Was knnte denn schlimmer sein? Sie sagen, Sie kennen ihn aus seiner Zeit in Hogwarts, Rosmerta, murmelte Professor McGonagall. Wissen Sie noch, wer sein bester Freund war? Natrlich, sagte Madam Rosmerta und lachte kurz auf Hingen zusammen wie siamesische Zwillinge, nicht wahr? Ich wei nicht mehr, wie oft sie hier bei mir waren - ooh, sie haben mich immer zum Lachen gebracht. Waren ein richtiges Duett, Sirius Black und James Potter! Harrys Krug fiel laut klirrend zu Boden. Ron versetzte ihm einen Sto. Genau, sagte Professor McGonagall. Black und Potter. Anfhrer ihrer kleinen Bande. Beide sehr aufgeweckt, natrlich - ungewhnlich klug, wenn Sie mich fragen - doch solche zwei Unheilstifter hatten wir wohl auch noch nie - Na, ich wei nicht, gluckste Hagrid, Fred und George Weasley htten ihnen ganz schn Konkurrenz gemacht. Man htte meinen knnen, Black und Potter wren Brder, fltete Professor Flitwick. Unzertrennlich! Natrlich waren sie das, sagte Fudge. Potter hat Black mehr vertraut als allen seinen anderen Freunden. Und das hat sich nicht gendert, als sie von der Schule gingen. Black war Trauzeuge, als James und Lily heirateten. Dann baten sie ihn, Harrys Pate zu werden. Davon hat Harry natrlich keine Ahnung. Sie knnen sich vorstellen, wie ihn der Gedanke qulen wrde. Weil es sich eines Tages herausstellte, dass Black auf der Seite von Du-weit-schon-wem stand?, flsterte Madam Rosmerta. Schlimmer noch, meine Liebe ... Fudge senkte die Stimme und fuhr mit einem gedmpften Brummen fort. Nur wenige kennen die Tatsache, dass die Potters wussten, dass Du-weit-schon-wer hinter ihnen her war. Dumbledore, der natrlich unermdlich gegen Du-weit-schon-wen arbeitete, hatte eine Reihe ntzlicher Spione. Einer von ihnen hat ihm den Tipp gegeben und er hat sofort James und Lily gewarnt. Er riet ihnen, sich zu verstecken. Nun war esnatrlich nicht so einfach, sich vor Du-weit-schon-wem zu verstecken. Dumbledore hat ihnen gesagt, sie sollten am besten den Fidelius-Zauber anwenden. Wie geht der?, fragte Madam Rosmerta, atemlos vor Anspannung. Professor Flitwick rusperte sich. Ein uerst komplizierter Zauber, sagte er quiekend, bei dem es darum geht, ein Geheimnis auf magische Weise im Innern einer lebenden Seele zu verbergen. Die Information wird in der gewhlten Person, dem Geheimniswahrer, versteckt und ist fortan unauffindbar - auer natrlich, der Wahrer des Geheimnisses beschliet, es zu verraten. Solange sich der Geheimniswahrer weigerte zu sprechen, htte Du-weit-schon-wer das Dorf, in dem Lily und James lebten, jahrelang durchsuchen knnen, ohne sie zu finden, nicht einmal, wenn er die Nase gegen ihr Wohnzimmerfenster gedrckt htte! Also war Sirius Black der Geheimniswahrer?, flsterte Madam Rosmerta. Natrlich, sagte Professor McGonagall. James Potter hat Dumbledore erzhlt, dass Black eher sterben wrde als zu sagen, wo sie steckten, dass Black selbst vorhatte sich zu verstecken ... und dennoch machte sich Dumbledore weiterhin Sorgen. Ich wei noch, wie er anbot, selbst der Geheimniswahrer fr Potter zu werden. Hat er Black verdchtigt?, hauchte Madam Rosmerta. Er war sich sicher, dass jemand, der den Potters nahe stand, Du-weit-schon-wen ber ihre Schritte informiert hatte, sagte McGonagall bedrckt. Tatschlich hatte er schon lnger den Verdacht gehegt, dass jemand auf unserer Seite zum Verrter geworden war und Du-weit-schon-wem eine Menge Informationen weitergab. Aber James Potter beharrte darauf, Black zu nehmen? Ja, allerdings, sagte Fudge mit schwerer Stimme. Unddann, kaum eine Woche nachdem der Fidelius-Zauber ausgesprochen worden war - - hat ihn Black verraten?, keuchte Madam Rosmerta. Ja, so war es. Black hatte seine Rolle als Doppelagent satt, er war bereit, offen seine Untersttzung fr Du-weit-schon-wen zu erklren, und er scheint dies fr den Tag von Potters Tod geplant zu haben. Doch wie wir alle wissen, fand Du-weit-schon-wer in dem kleinen Harry Potter einen tdlichen Gegner. Seiner Krfte beraubt und frchterlich angeschlagen, machte er sich auf die Flucht. Und so steckte Black in einer sehr blen Lage. Sein Meister war in eben jenem Moment gestrzt, da er, Black, seine Karten als Verrter offen auf den Tisch gelegt hatte. Er hatte keine andere Wahl als ebenfalls zu fliehen - Dreckiger, stinkender Wechselbalg!, rief Hagrid so laut, dass das halbe Wirtshaus verstummte. Schhh!, sagte Professor McGonagall. Ich hab ihn getroffen!, sagte Hagrid. Ich muss der Letzte gewesen sein, der ihn gesehen hat, bevor er all diese Leute umgebracht hat! Ich war es, der Harry Potter aus Lilys und James' Haus gerettet hat, nachdem sie gettet wurden! Hab ihn nur noch aus den Ruinen holen knnen, das arme kleine Ding, mit einem groen Riss auf der Stirn, und beide Eltern tot ... und dann erscheint pltzlich Sirius Black auf diesem fliegenden Motorrad, das er damals hatte. Keine Ahnung, was er dort suchte. Ich wusste nicht, dass er der Geheimniswahrer von Lily und James war. Ich dachte, er hat wohl von dem berfall gehrt und will nachsehen, ob er helfen kann. Ganz bleich war er und gezittert hat er. Und wisst ihr, was ich gemacht hab? Ich hab den mrderischen Verrter auch noch getrstet!, polterte Hagrid. Hagrid, bitte!, sagte Professor McGonagall, schreien Sie nicht so rum! Wie sollte ich wissen, dass er nicht wegen Lily und James so von der Rolle war? Dem ging es nur um Du-weit-schon-wen! Und er sagt mir noch: >Gib Harry mir, Hagrid, ich bin sein Pate, ich kmmere mich um ihn -< Ha! Aber ich hatte meine Anweisungen von Dumbledore, und >nein, Black<, hab ich gesagt, >Dumbledore will, dass Harry zu seinen Verwandten kommt<. Wir haben uns gestritten, aber am Ende hat er nachgegeben. >Nimm mein Motorrad<, hat er gesagt, >und bring Harry dorthin, ich brauch es nicht mehr.< Ich htte wissen mssen, dass da irgendwas faul war. Er war ganz vernarrt in sein Motorrad. Weshalb hat er es mir gegeben? Warum hat er es nicht mehr gebraucht? Tatsache war, es war zu auffllig. Dumbledore wusste, dass er der Geheimniswahrer von Potter war. Black wusste, dass er in dieser Nacht schleunigst verschwinden musste, es war nur eine Frage von stunden, bis das Ministerium ihm auf den Fersen sein wrde. Aber was, wenn ich ihm Harry gegeben htte, eh? Ich wette, er htte ihn drauen ber dem Meer vom Motorrad geworfen. Der Sohn seines besten Freundes! Aber wenn ein Zauberer auf die Dunkle Seite berwechselt, gibt es nichts und niemanden, der ihm noch was wert ist ... Auf Hagrids Geschichte folgte ein langes Schweigen. Dann sagte Madam Rosmerta mit einiger Genugtuung in der Stimme: Aber er hat es nicht geschafft zu verschwinden, oder? Das Zaubereiministerium hat ihn am nchsten Tag erwischt! Ach, wenn es so gewesen wre, sagte Fudge erbittert. Es waren nicht wir, die ihn gefunden haben, es war der kleine Peter Pettigrew - auch einer von Potters Freunden Sicher war er auer sich vor Trauer und wusste, dass BlackPotters Geheimnis bewahrt hat, und so hat er auf eigene Faust nach Black gesucht. Pettigrew ... dieser dicke kleine junge, der ihnen in Hogwarts immer hinterhergeschlichen ist?, fragte Madam Rosmerta. Hat Black und Potter wie Helden verehrt, sagte Professor McGonagall. Spielte allerdings nie in derselben Liga mit ihnen, was die Begabung angeht. Ich hab ihn fter etwas scharf angefahren. Sie knnen sich vorstellen, wie ich - wie ich das heute bedaure ... Sie hrte sich an, als htte sie pltzlich einen Schnupfen. Nimm's dir nicht so zu Herzen, Minerva, sagte Fudge aufmunternd. Pettigrew ist als Held gestorben. Die Augenzeugen - natrlich waren es Muggel, wir haben ihre Erinnerungen spter gelscht -, sie haben uns berichtet, dass Pettigrew Black in die Enge getrieben hatte. Sie sagten, er habe geschluchzt. >Lily und James, Sirius! Wie konntest du das tun!< Und dann hat er nach seinem Zauberstab gegriffen. Nun, natrlich war Black schneller. Hat Pettigrew in Stcke gerissen ... Professor McGonagall schnuzte sich und sagte mit belegter Stimme: Dummer Junge ... einfltiger Junge ... er war beim Duellieren immer ein hoffnungsloser Fall ... htte es dem Ministerium berlassen sollen ... Ich sag euch, knurrte Hagrid, wenn ich Black vor Pettigrew in die Hnde gekriegt htte, ich htte nicht lange mit dem Zauberstab gefackelt - ich htte ihm - alle - Rippen rausgerissen. Sie wissen doch nicht, wovon Sie reden, Hagrid, sagte Fudge scharf Keiner auer den dafr geschulten Eingreifzauberern von der Magischen Polizeibrigade htte eine Chance gegen Black gehabt, als er in die Enge getrieben war. Ich war damals als stellvertretender Minister fr Zauberkatastrophen einer der Ersten am Tatort, nachdem Black all diese Menschen ermordet hatte. Ich - ich werde den Anblick nie vergessen. Ich trume heute noch manchmal davon. Ein Krater mitten in der Strae, so tief, dass die Abflussrohre in der Erde aufgerissen waren. berall Leichen. Schreiende Muggel. Und Black stand da und hat gelacht, vor ihm die berreste von Pettigrew ... ein blutgetrnkter Umhang und ein paar - ein paar Fetzen - Fudge brach ab. Harry hrte, wie Nasen geschnuzt wurden. Nun, jetzt wissen Sie Bescheid, Rosmerta, sagte Fudge dumpf Black wurde von zwanzig Leuten der Magischen Pofizeibrigade abgefhrt und Pettigrew hat den Orden des Merlin erhalten, erster Klasse, was wohl seine Mutter ein wenig getrstet hat. Black sa seit diesem Tag in Askaban. Madam Rosmerta stie einen lang gezogenen Seufzer aus. Stimmt es, dass er verrckt ist, Minister? Ich wnschte, ich knnte das behaupten, sagte Fudge bedchtig. Was ich sicher wei, ist, dass ihn die Niederlage seines Meisters fr einige Zeit aus der Bahn geworfen hat. Der Mord an Pettigrew und all den Muggeln war die Tat eines in die Enge getriebenen und verzweifelten Mannes - grausam ... sinnlos. Aber bei meiner letzten Inspektion in Askaban habe ich Black getroffen. Wissen Sie, die meisten Gefangenen dort sitzen im Dunkeln und murmeln vor sich hin, sie haben den Verstand verloren ... aber ich war erschrocken, wie normal Black schien. Er hat ganz vernnftig mit mir gesprochen. Es war unheimlich. Man htte meinen knnen, er langweile sich nur - hat mich ganz gelassen gefragt, ob ich meine Zeitung ausgelesen htte, er wrde nmlich gern das Kreuzwortrtsel lsen. ja, ich war erstaunt, wie wenig Wirkung die Dementoren auf ihn zu haben schie-nen - und er war einer der am schrfsten bewachten Gefangenen, mssen Sie wissen. Tag und Nacht standen sie vor seiner Zelle. Aber, was glauben Sie, hat er jetzt nach seiner Flucht vor?, fragte Madam Rosmerta. Meine Gte, Minister, er will sich doch nicht etwa wieder Du-weit-schon-wem anschlieen? Ich wrde sagen, das - hm - ist mglicherweise Blacks Absicht, sagte Fudge ausweichend. Aber wir hoffen, dass wir ihn schon bald fassen werden. Ich muss sagen, Du-weit-schon-wer allein und ohne Freunde ist das eine ... aber gewinnt er seinen ergebensten Gefolgsmann zurck, dann schaudert mir bei dem Gedanken, wie schnell er wieder an die Macht gelangen knnte ... Es gab ein leises Klingen. jemand hatte sein Glas auf dem Tisch abgestellt. Wissen Sie, Cornelius, wenn Sie mit dem Direktor zu Abend essen, sollten wir jetzt besser zurck ins Schloss, sagte Professor McGonagall. Ein Fupaar nach dem anderen kam in Bewegung; Umhangsume schwangen an Harrys Augen vorbei und Madam Rosmertas glitzernde Stckelschuhe verschwanden hinter der Bar. Die Tr zu den Drei Besen ffnete sich, erneut wirbelten Schneeflocken herein und die Lehrer verschwanden. Harry? Die Gesichter von Ron und Hermine erschienen unter der Tischkante. Sie starrten Harry an und brachten kein Wort heraus. ~Der Feuerblitz Harry wusste nicht genau, wie er es geschafft hatte, in den Keller des Honigtopfes, dann durch den Tunnel und wieder zurck ins Schloss zu gelangen. jedenfalls kam es ihm vor, als htte er den Rckweg im Nu zurckgelegt, und er hatte nicht so recht darauf geachtet, was er eigentlich tat, denn in seinem Kopf schwirrten noch die Worte des Gesprchs, das er soeben mit angehrt hatte. Warum hatte es ihm keiner gesagt? Dumbledore, Hagrid, Mr Weasley, Cornelius Fudge ... warum hatte keiner je erwhnt, dass Harrys Eltern gestorben waren, weil ihr bester Freund sie verraten hatte? Ron und Hermine warfen Harry whrend des Abendessens stndig nervse Blicke zu, doch ber das Gehrte zu sprechen trauten sie sich nicht, weil Percy ganz in der Nhe sa. Als sie nach oben gingen, stellten sie fest, dass Fred und George in einem Anfall von Vorfreude auf die Ferien ein halbes Dutzend Stinkbomben in den dicht besetzten Gemeinschaftsraum geworfen hatten. Harry wollte vermeiden, dass Fred und George neugierig fragten, ob er nach Hogsmeade durchgekommen war. Er stahl sich hoch in den leeren Schlafsaal und ging geradewegs auf seine Kommode zu. Er rumte die Bcher beiseite und fand rasch, wonach er suchte - das in Leder gebundene Fotoalbum, das ihm Hagrid vor zwei Jahren geschenkt hatte, voller Zauberfotos seiner Mutter und seines Vaters. Er setzte sich aufs Bett, zog die Vorhnge zu und bltterte suchend die Seiten durch, bis ...Bei einem Bild von der Hochzeit seiner Eltern hielt er inne. Da stand sein Vater mit dem widerborstigen, in alle Himmelsrichtungen abstehenden tiefschwarzen Haar, das Harry geerbt hatte, und winkte ihm strahlend zu. Und da war seine Mutter, Arm in Arm mit seinem Vater, und sie schwebte fast vor Glck. Und da ... das musste er sein. Der beste Freund seiner Eltern ... Harry hatte noch nie einen Gedanken an ihn verschwendet. Wenn er nicht gewusst htte, dass es Black war, wre er anhand dieses alten Fotos nie darauf gekommen. Sein Gesicht war nicht eingesunken und wchsern, sondern hbsch, und er lachte herzlich. Arbeitete er schon damals, als dieses Bild aufgenommen wurde, fr Voldemort? Plante er bereits den Tod der beiden Menschen an seiner Seite? War ihm klar, dass ihm zwlf Jahre in Askaban bevorstanden, zwlf Jahre, die ihn bis zur Unkenntlichkeit entstellen wrden? Aber die Dementoren knnen ihm nichts anhaben, dachte Harry und starrte in das hbsche, lachende Gesicht. Er hrt ja schlielich nicht meine Mutter schreien, wenn sie in die Nhe kommen - Harry klappte das Album zu, beugte sich ber das Bett und stellte es zurck in seine Kommode. Er legte den Umhang und die Brille ab und stieg ins Bett, doch zuvor berzeugte er sich davon, dass die Vorhnge zugezogen waren und ihn verbargen. Die Schlafsaaltr ging auf. Harry?, sagte Ron unsicher. Doch Harry rhrte sich nicht und tat, als ob er schliefe. Er hrte, wie Ron wieder hinausging, und drehte sich dann auf den Rcken, die Augen weit geffnet. Ein Hass, wie er ihn noch nie gesprt hatte, durchstrmte Harry wie Gift. Er sah Black vor sich, wie er ihn in der Dunkelheit auslachte, als ob jemand das Bild aus dem Albumber seine Augen gelegt htte. Und als ob ihm jemand einen Filmausschnitt zeigte, sah er, wie Sirius Black Peter Pettigrew (der Neville Longbottom hnelte) in tausend Stcke schoss. Er hrte (auch wenn er keine Ahnung hatte, wie Blacks Stimme klingen mochte) ein leises, begeistertes Murmeln. Es ist geschehen, mein Meister ... die Potters haben mich zu ihrem Geheimniswahrer gemacht ... Und dann erklang eine andere Stimme, schrill lachend, und es war dieses Lachen, das Harry durch den Kopf ging, wenn die Dementoren nher kamen ... Harry hatte erst in der Morgendmmerung Schlaf gefunden Als er schlielich aufwachte, war der Schlafsaal verlassen; er zog sich an und stieg die Wendeltreppe hinunter in den Gemeinschaftsraum, wo nur Ron sa, der eine Pfefferminzkrte a und sich den Bauch rieb, und Hermine, die ihre Hausaufgaben ber drei Tische ausgebreitet hatte. Wo sind sie denn alle?, fragte Harry. Nach Hause! Heute ist der erste Ferientag, weit du nicht mehr?, sagte Ron und musterte Harry mit scharfem Blick. Bald gibt's Mittagessen, ich wollte eben nach oben gehen und dich wecken. Harry lie sich in einen Sessel am Feuer fallen. Drauen vor den Fenstern fiel immer noch Schnee. Krummbein lag vor dem Kamin ausgestreckt wie ein groer rostroter Teppichvorleger. Du siehst wirklich nicht gut aus, sagte Hermine und sah ihn besorgt an. Mir geht's gut, sagte Harry. Hr zu, Harry, sagte Hermine und tauschte einen Blick mit Ron, du musst wirklich ziemlich durcheinander sein wegen gestern. Aber du darfst auf keinen Fall eine Dummheit begehen. Was denn zum Beispiel?, sagte Harry. Zum Beispiel Black jagen, sagte Ron scharf. Harry war sonnenklar, dass sie dieses Gesprch gebt hatten, whrend er geschlafen hatte. Er sagte nichts. Das wirst du nicht tun, oder, Harry?, sagte Hermine. Weil Black es nicht wert ist, dass du seinetwegen stirbst, sagte Ron. Harry sah sie an. Sie schienen berhaupt nichts zu begreifen. Wisst ihr, was ich jedes Mal, wenn ein Dementor in meine Nhe kommt, sehe und hre? Ron und Hermine schttelten die Kpfe und warteten gespannt. Ich kann hren, wie meine Mutter schreit und Voldemort anfleht. Und wenn ihr eure Mutter so httet schreien hren, kurz bevor sie umgebracht wurde, dann wrdet ihr es nicht so schnell vergessen. Und wenn ihr herausgefunden httet, dass jemand, der angeblich ihr Freund war, sie verraten und ihr Voldemort auf den Hals gehetzt htte - Aber daran kannst du doch nichts ndern!, sagte Hermine, die sehr mitgenommen aussah. Die Dementoren werden Black fangen und ihn nach Askaban zurckbringen - geschieht ihm recht! Ihr habt gehrt, was Fudge gesagt hat. Askaban setzt Black nicht dermaen zu wie normalen Menschen. Fr ihn ist die Strafe nicht so schlimm wie fr andere. Also, was willst du damit sagen?, sagte Ron angespannt. Willst du etwa - Black umbringen, Harry? Wieder antwortete Harry nicht. Er wusste nicht, was er tun wollte. Er wusste nur, dass er die Vorstellung, nichts zu unternehmen, whrend Black in Freiheit war, fast nicht ertragen konnte. Malfoy wei es, sagte er pltzlich. Wisst ihr noch, was er in Zaubertrnke gesagt hat? >Ich an deiner Stelle wrde ihn selbst jagen ... ich wollte Rache.< Willst du etwa auf Malfoys Rat hren statt auf unseren?, sagte Ron zornig. Hr zu ... Weit du, was Pettigrews Mutter bekommen hat, nachdem Black ihn erledigt hatte? Dad hat es mir erzhlt - den Orden der Merlin, erster Klasse, und einen Finger ihres Sohnes in einer Schachtel. Das war das grte Stck von ihm, das sie finden konnten. Black ist wahnsinnig, Harry, und er ist gefhrlich - Malfoys Vater muss es ihm erzhlt haben, sagte Harry, ohne auf Ron zu achten. Er war im engsten Kreis um Voldemort - Nenn ihn doch Du-weit-schon-wer, warf Ron unwirsch ein. - also wussten die Malfoys offensichtlich, dass Black fr Voldemort arbeitete - - und Malfoy wrde es liebend gern sehen, wenn du auch in eine Million Stcke zerfetzt wirst, wie Pettigrew! Begreif doch, Malfoy wartet doch nur darauf, dass du dich umbringen lsst, bevor er im Quidditch gegen dich spielen muss. Harry, bitte, sagte Hermine und in ihren Augen glitzerten jetzt Trnen, bitte sei vernnftig. Black hat etwas Schreckliches, etwas Abscheuliches getan, aber bring dich nicht selbst in Gefahr, das will Black doch gerade ... o Harry, du wrdest Black doch direkt in die Hnde spielen, wenn du nach ihm suchen wrdest. Deine Mum und dein Dad wrden nicht wollen, dass er dir etwas antut, oder? Sie wrden nie und nimmer wollen, dass du ihn suchst! Ich werde nie wissen, was sie gewollt htten, denn dank Black habe ich nie mit ihnen gesprochen, sagte Harry barsch. Stille trat ein. Krummbein reckte sich gensslich und fuhr seine Krallen aus. In Rons Tasche zitterte es. Sieh mal, sagte Ron, offenbar auf der Suche nach einem anderen Thema, wir haben Ferien! Bald ist Weihnachten!Lass uns - lass uns runtergehen und bei Hagrid reinschauen, wir haben ihn schon seit Ewigkeiten nicht mehr besucht. Nein!, warf Hermine rasch ein, Harry darf das Schloss nicht verlassen, Ron - Ja, lasst uns gehen, sagte Harry und richtete sich auf. dann kann ich ihn fragen, wieso er Black immer ausgelassen hat, als er mir alles ber meine Eltern erzhlte. Schon wieder wegen Sirius Black zu streiten war natrlich nicht Rons Absicht gewesen. Oder wir knnten eine Partie Schach spielen, sagte er hastig, oder Koboldstein, Percy hat ein Spiel dagelassen - Nein, wir besuchen Hagrid, sagte Harry bestimmt. So holten sie ihre Umhnge aus den Schlafslen, kletterten durch das Portrtloch (Stellt euch und kmpft, ihr gelbbuchigen Bastarde), stiegen ins verlassene Schloss hinunter und traten durch die Eichenportale hinaus ins Freie. Langsam schlurften sie ber den Rasen und zogen einen flachen Graben im glitzernden Pulverschnee; ihre Socken und Umhangsume waren durchnsst und mit Eiskrusten berst. Der Verbotene Wald kam ihnen vor, als wre er verzaubert, alle Bume glnzten silbern und Hagrids Htte sah aus wie ein Stck glacierter Kuchen. Ron klopfte, doch es kam keine Antwort. Er ist doch nicht etwa drauen?, sagte Hermine, die unter ihrem Umhang bibberte. Doch Ron presste bereits ein Ohr an die Tr. Da ist so ein komisches Gerusch, sagte er. Hrt mal - ist das vielleicht Fang? Auch Harry und Hermine legten die Ohren an die Tr. Von drinnen hrten sie ein leises, bebendes Sthnen. Meint ihr, wir sollten besser jemanden holen?, sagte Ron nervs. Hagrid!, rief Harry, Hagrid, bist du da? Sie hrten schwere Schritte, dann ging quietschend die Tr auf. Hagrid stand vor ihnen mit roten und verschwollenen Augen; Trnen liefen an seiner Lederweste herunter. Du hast doch gehrt!, polterte er und warf sich jhlings Harry um den Hals. Bei Hagrid, der mindestens doppelt so gro war wie ein normaler Mensch, war dies nicht zum Lachen. Schon knickte Harry unter Hagrids Last ein. Ron und Hermine kamen zu seiner Rettung, packten Hagrid an den Armen und hievten ihn mit Harrys Hilfe zurck in die Htte. Hagrid lie es zu, dass sie ihn zu einem Stuhl bugsierten. Er sackte ber dem Tisch zusammen und fing haltlos an zu schluchzen; sein Gesicht glitzerte von Trnen, die auf seinen krausen Bart tropften. Hagrid, was ist denn los?, fragte Hermine vollkommen baff. Erst jetzt bemerkte Harry einen amtlich wirkenden Brief aufgefaltet auf dem Tisch liegen. Was ist das, Hagrid? Hagrid begann noch heftiger zu schluchzen, doch er schob Harry den Brief zu. Der hob ihn hoch und las vor: Sehr geehrter Mr Hagrid, im Zuge unserer Untersuchung des Angriffs eines Hippogreifs auf einen Schler in Ihrem Unterricht vertrauen wir der Versicherung Professor Dumbledores, dass Sie fr den bedauerlichen Zwischenfall keine Verantwortung tragen. Na also, Hagrid, ist doch gut!, sagte Ron und klatschte Hagrid auf die Schulter. Doch Hagrid schluchzte nur und mit seiner Riesenpranke gestikulierend bedeutete er Harry, den Brief weiterzulesen. Allerdings mssen wir unsere Besorgnis ber den fraglichen Hippogreif zum Ausdruck bringen. Wir haben beschlossen, die offizielle Beschwerde von Mr Lucius Malfoy zu untersttzen, und bergeben die Angelegenheit daher dem Ausschuss fr die Beseitigung gefhrlicher Geschpfe. Die Anhrung findet am 20. April statt und wir bitten Sie, sich an diesem Tag mit Ihrem Hippogreif in den Amtsrumen des Ausschusses in London einzufinden. In der Zwischenzeit muss der Hippogreif von den anderen Tieren abgesondert und angebunden werden. Mit kollegialen Gren Es folgte eine Liste der Schulbeirte. Oh, sagte Ron. Aber du hast gesagt, Seidenschnabel ist kein schlechter Hippogreif, Hagrid. Ich wette, er kommt davon - Du kennst diese Widerlinge in diesem Ausschuss nicht!, wrgte Hagrid hervor und wischte sich das Gesicht mit dem rmel. Die haben's auf interessante Geschpfe abgesehen! Ein pltzliches Gerusch von hinten lie Harry, Ron und Hermine herumfahren. Seidenschnabel, der Hippogreif, lag in einer Ecke der Htte und hackte auf etwas herum, aus dem Blut ber den ganzen Boden sickerte. Ich konnte ihn doch nicht angebunden drauen im Schnee lassen, schluchzte Hagrid. Ganz alleine! Und an Weihnachten! Harry, Ron und Hermine sahen sich an. Sie hatten mit Hagrid nie ernsthaft ber die interessanten Geschpfe gesprochen, wie er sie nannte, whrend andere Leute von schrecklichen Monstern sprachen. Andererseits schien von Seidenschnabel keine besondere Gefahr auszugehen. Und wenn sie an Hagrids andere Monster dachten, wirkte er sogar ganz niedlich. Du musst dir eine gute und starke Verteidigung einfallen lassen, Hagrid, sagte Hermine, whrend sie sich setzte und die Hand auf Hagrids massigen Unterarm legte. Ich bin sicher, du kannst beweisen, dass Seidenschnabel ganz harmlos ist. Das macht auch kein' Unterschied, jammerte Hagrid. Diese Teufel vom Beseitigungsausschuss, die hat Lucius Malfoy doch alle in der Tasche! Haben Angst vor ihm! Und wenn ich bei der Anhrung verliere, wird Seidenschnabel - Hagrid fuhr flink mit dem Finger ber seinen Hals, dann brach er in lautes Wehklagen aus und lie seinen Kopf auf die Arme fallen. Was ist mit Dumbledore, Hagrid?, sagte Harry. Der hat schon viel zu viel fr mich getan, sthnte Hagrid. Hat genug Scherereien, muss diese Dementoren vom Schloss fernhalten, und dazu kommt noch Sirius Black, der hier rumschleicht - Ron und Hermine warfen Harry einen raschen Blick zu, als ob sie erwarteten, er wrde Hagrid ausschelten, weil er ihm nicht die Wahrheit ber Black gesagt hatte. Doch Harry brachte es nicht ber sich, nicht jetzt, da er Hagrid so bedrckt und verngstigt vor sich sah. Hr zu, Hagrid, sagte er, Hermine hat Recht. Du darfst nicht aufgeben, du brauchst nur eine gute Verteidigung. Du kannst uns als Zeugen aufrufen - Ich bin mir fast sicher, dass ich mal von einem Rechtsstreit wegen einer Hippogreif-Schlgerei gelesen habe, sagte Hermine nachdenklich, und der Hippogreif ist davongekommen. Ich schlag's fr dich nach, Hagrid, und seh mir an, was da genau passiert ist. Hagrid heulte nur noch lauter. Harry und Hermine wandten sich Hilfe suchend an Ron. hm - soll ich 'ne Tasse Tee machen? Harry starrte ihn an. Das tut meine Mum auch immer, wenn jemand durchgedreht ist, murmelte Ron schulterzuckend. Endlich, nachdem sie Hagrid noch viele Male ihre Hilfe versprochen hatten und er eine dampfende Tasse Tee vor sich hatte, schnuzte er sich mit einem tischtuchgroen Taschentuch und sagte: Ihr habt Recht, ich kann hier nicht einfach in Grund und Boden versinken. Muss mich zusammenreien ... Fang, der Saurde, kroch schchtern unter dem Tisch hervor und legte den Kopf auf Hagrids Knie. War in letzter Zeit einfach nicht mehr der Alte, sagte Hagrid und streichelte Fang mit einer Hand und wischte sich das Gesicht mit der andern. Mach mir Sorgen wegen Seidenschnabel, und dass keiner meinen Unterricht mag - Wir finden ihn gut!, log Hermine sofort. Ja, ist wirklich toll!, sagte Ron und kreuzte dabei die Finger unter dem Tisch. Ahm - wie geht's den Flubberwrmern? Tot, sagte Hagrid dster. Zu viel Salat. O nein!, sagte Ron mit zuckenden Lippen. Und diese Dementoren spielen mir ganz bel mit, knnt ihr glauben, sagte Hagrid unter jhem Schaudern. Muss jedes Mal an denen vorbei, wenn ich in den Drei Besen einen trinken will. Als ob ich wieder in Askaban wre - Er verfiel in Schweigen und nahm nur noch hin und wieder einen Schluck Tee. Harry, Ron und Hermine starrten ihn atemlos gespannt an. Nie hatte er ihnen von seiner kurzen Haft in Askaban erzhlt. Nach einer Weile sagte Hermine schchtern: Ist es schlimm dort, Hagrid? Du hast ja keine Ahnung, sagte Hagrid leise. Hab noch nie so was erlebt. Dachte, ich wrde verrckt. Stndig gingmir frchterliches Zeugs durch den Kopf ... der Tag, an dem sie mich aus Hogwarts rausgeworfen haben ... der Tag, an dem mein Dad gestorben ist ... der Tag, an dem ich Norbert gehen lassen musste ... Seine Augen fllten sich mit Trnen. Norbert war das Drachenbaby, das Hagrid einst beim Kartenspiel gewonnen hatte. Du weit nach 'ner Zeit nicht mehr, wer du bist. Und du weit nicht mehr, warum du berhaupt noch leben sollst. Ich hab immer gehofft, ich wrd einfach im Schlaf sterben ... als sie mich rausgelassen haben, war es, als wr ich neu geboren, alles kam wieder auf mich eingestrmt, es war das schnste Gefhl der Welt. Aber ich sag euch, die Dementoren waren gar nicht begeistert davon, dass sie mich gehen lassen mussten. Aber du warst unschuldig!, sagte Hermine. Hagrid schnaubte. Glaubt ihr, das spielt fr die 'ne Rolle? Ist ihnen schnurzegal. Solange ein paar hundert Menschen dort um sie her festsitzen und sie ihnen alles Glck aussaugen knnen, schert es sie keinen Deut, wer schuldig ist und wer nicht. Hagrid verstummte einen Moment und starrte in seinen Tee. Dann sagte er leise: Dachte, ich lass Seidenschnabel einfach frei ... vielleicht krieg ich ihn dazu, fortzufliegen ... Aber wie erklrst du einem Hippogreif, dass er sich verstecken muss? Und - und ich hab Angst, das Gesetz zu brechen ... Er sah sie an und wieder rannen Trnen ber seine Wangen. Ich will nie mehr zurck nach Askaban. Der Besuch bei Hagrid war zwar nicht gerade lustig gewesen, doch er hatte die Wirkung, die Ron und Hermine erhofft hatten. Obwohl Harry Black keineswegs vergessen hatte, konnte er nicht stndig ber Rache nachbrten, wenner Hagrid in seiner Sache gegen den Ausschuss fr die Beseitigung gefhrlicher Geschpfe helfen wollte. Am nchsten Tag gingen er, Ron und Hermine in die Bibliothek und kehrten mit den Armen voller Bcher in den leeren Geineinschaftsraum zurck. Vielleicht stand etwas Hilfreiches fr die Verteidigung Seidenschnabels drin. Alle drei setzten sich vor das prasselnde Feuer und bltterten langsam durch die Seiten der verstaubten Bnde ber berhmte Flle wild gewordener Biester. Nur gelegentlich wechselten sie ein paar Worte, wenn sie auf etwas Wichtiges stieen. Hier ist was ... im Jahr 1722 gab es einen Fall ... aber der Hippogreif wurde verurteilt - urrgh, schaut mal, was sie mit ihm gemacht haben, das ist ja abscheulich - Das hilft uns vielleicht weiter, seht mal - im Jahr 1296 hat ein Mantikor jemanden zerfleischt und sie haben ihn freigelassen - oh - nein, das war nur, weil sie alle zu viel Angst hatten und keiner sich in seine Nhe traute ... Unterdessen war das Schloss wie immer herrlich weihnachtlich geschmckt worden, auch wenn kaum Schler dageblieben waren, die sich darber freuen konnten. Dicke Bschel aus Stechpalmenzweigen und Misteln zogen sich die Korridore entlang, aus den Rstungen leuchteten geheimnisvolle Lichter und in der Groen Halle prangten die blichen zwlf Weihnachtsbume, an denen goldene Sterne glitzerten. Ein berwltigender und leckerer Geruch aus den Kchen wehte durch die Korridore und am Weihnachtsabend war er so stark geworden, dass selbst Krtze die Nase aus Rons schtzender Tasche herausstreckte und hoffnungsvoll schnupperte. Am Weihnachtsmorgen weckte Ron Harry, indem er ihm ein Kissen an den Kopf warf. Hallo! Geschenke! Harry tastete nach seiner Brille und setzte sie auf, dannschaute er durch das Halbdunkel zum Bettende, wo ein kleiner Haufen Pckchen lag. Ron war schon dabei, das Papier von seinen Geschenken zu reien. Noch ein Pulli von Mum ... wieder kastanienbraun sieh nach, ob du auch einen hast. Harry hatte. Mrs Weasley hatte ihm einen scharlachroten Pulli geschickt, den Gryffindor-Lwen auf die Brust gestickt, zusammen mit einem Dutzend selbst gebackener Pfefferminztrtchen, einem Stck Weihnachtskuchen und einer Schachtel Nusskrokant. Als er all diese Sachen beiseite schob, sah er ein langes, schmales Paket darunter liegen. Was ist das?, fragte Ron, der mit einem frisch ausgepackten Paar kastanienbrauner Socken in der Hand zu ihm herbersah. Keine Ahnung ... Harry riss das Pckchen auf und erstarrte mit offenem Mund, als ein schimmernder Besen auf seine Bettdecke rollte. Ron lie die Socken fallen und sprang vom Bett, um sich die Sache nher anzusehen. Ich fass es nicht, sagte er mit rauer Stimme. Es war ein Feuerblitz, der gleiche wie der Traumbesen, den sich Harry Tag fr Tag in der Winkelgasse angesehen hatte. Der Stiel glnzte, als er ihn hochhielt. Er sprte ihn vibrieren und lie ihn los; er blieb mitten in der Luft schweben, ohne Halt, auf genau der richtigen Hhe, um ihn besteigen zu knnen. Harrys Augen wanderten von der goldenen Seriennummer an der Spitze des Stiels hinber zu den vollkommen glatten, stromlinienfrmig gestutzten Birkenzweigen, die den Schweif bildeten. Wer hat dir den geschickt?, fragte Ron mit andchtiger Stimme. Schau nach, ob irgendwo eine Karte rumliegt, sagte Harry. Ron zerriss die Verpackung des Feuerblitzes. Nichts! Meine Gte, wer sollte denn so viel Gold fr dich ausgeben? Nun, sagte Harry vllig verdutzt, ich wette jedenfalls, dass es nicht die Dursleys waren. Ich wette, es war Dumbledore, sagte Ron, der jetzt Runde um Runde um den Feuerblitz drehte und jeden herrlichen Zentimeter gensslich betrachtete. Er hat dir auch den Tarnumhang anonym geschickt ... Der gehrte allerdings meinem Dad, sagte Harry. Dumbledore hat ihn nur an mich weitergegeben. Er wrde keine fnfhundert Galleonen fr mich ausgeben. Das kann er einfach nicht machen, seinen Schlern solche Sachen schenken - Deshalb sagt er ja nicht, dass es von ihm ist!, sagte Ron, damit so 'n Ddel wie Malfoy nicht sagen kann, er wrde dich bevorzugen. Hei, Harry -, Ron lachte schallend auf, Malfoy! Warte, bis er dich auf dem Besen sieht! Dem wird speibel werden! Dieser Besen ist nach internationalem Standard gebaut, sag ich dir! Ich kann's einfach nicht glauben, murmelte Harry und fuhr mit der Hand ber den Feuerblitz, whrend Ron auf Harrys Bett sank und sich dumm und dusselig lachte beim Gedanken an Malfoy. Wer -? Ich wei߫, sagte Ron und gab sich einen Ruck. Ich wei, wer es sein knnte - Lupin! Was?, sagte Harry und fing jetzt selbst an zu lachen. Lupin? Hr mal, wenn der so viel Gold htte, knnte er sich doch einen neuen Umhang zulegen. Ja, schon, aber er mag dich, sagte Ron. Und er war nicht da, als dein Nimbus zu Bruch ging, und hat vielleicht davon gehrt und beschlossen, dir in der Winkelgasse den Besen zu - Was meinst du damit, er war nicht da?, sagte Harry. Er war krank, als wir dieses Spiel hatten. Jedenfalls war er nicht im Krankenflgel, sagte Ron. Ich war nmlich da und hab die Bettpfannen geputzt, du weit doch, diese Strafarbeit von Snape? Harry sah Ron stirnrunzelnd an. Ich glaub nicht, dass Lupin sich so etwas leisten kann. Worber lacht ihr beide denn? Hermine war in ihrem Morgenmantel und mit Krummbein auf dem Arm hereingekommen. Der Kater schien ber sein Halsband aus Lametta nicht gerade erfreut und schaute grantig aus den Augen. Bring ihn blo nicht hier rein!, sagte Ron, whlte rasch in den Untiefen seines Bettes nach Krtze und verstaute ihn in seiner Schlafanzugjacke. Doch Hermine achtete nicht auf ihn. Sie lie Krummbein auf das leere Bett von Seamus fallen und starrte mit offenem Mund auf den Feuerblitz. O Harry! Wer hat dir den denn geschenkt? Keine Ahnung, sagte Harry. War keine Karte oder so was dabei. Zu seiner groen Verwunderung schien Hermine von dieser Mitteilung weder besonders berrascht noch begeistert. Im Gegenteil, sie zog eine Schnute und biss sich auf die Lippen. Was ist los mit dir?, fragte Ron. Ich wei nicht, sagte sie langsam, aber es ist ein wenig merkwrdig, oder? Das ist doch angeblich ein ziemlich guter Besen, oder? Ron seufzte ungehalten. Das ist der beste Besen, den es gibt, Hermine, sagte er. Also muss er ziemlich teuer gewesen sein ... Hat wahrscheinlich mehr gekostet als alle Besen der Slytherins zusammen, sagte Ron ausgelassen. Na also ... wer wrde Harry etwas so Teures schicken und nicht einmal seinen Namen verraten?, sagte Hermine. Wen kmmert das?, sagte Ron ungeduldig. Hr mal, Harry, kann ich ihn kurz ausfliegen? Ich glaube nicht, dass einer von euch gerade jetzt mit diesem Besen fliegen sollte!, sagte Hermine schrill. Harry und Ron starrten sie an. Was, glaubst du, soll Harry damit anfangen - den Boden fegen?, sagte Ron. Doch bevor Hermine antworten konnte, sprang Krummbein von Seamus' Bett herber und warf sich mit ausgefahrenen Krallen auf Rons Brust. Schmei - das - Biest - hier - raus!, brllte Ron, whrend Krummbein seinen Schlafanzug zerfetzte und Krtze einen verzweifelten Fluchtversuch ber seine Schultern unternahm. Ron packte Krtze am Schwanz und trat mit dem Fu nach Krummbein, jedoch vergeblich, denn er traf nur den Koffer am Fu von Harrys Bett. Der Koffer kippte um und Ron hopste jaulend vor Schmerz auf einem Fu durch das Zimmer. Pltzlich strubte sich Krummbeins Fell. Ein schrilles, blechernes Pfeifen erfllte den Raum. Das Taschenspickoskop war aus Onkel Vernons alten Socken gekullert und lag jetzt surrend und blitzend auf dem Boden. Das hab ich ganz vergessen!, sagte Harry, bckte sich und hob das Spickoskop auf Diese Socken trag ich mglichst nie ... Das Spickoskop surrte und pfiff in seiner Hand. Krummbein starrte es fauchend und knurrend an. Ron sa auf Harrys Bett und rieb sich den Zeh. Den Kater bringst du jetzt besser raus, Hermine, sagte er wtend. Kannst du dieses Ding nicht abstellen?, fgte er an Harry gewandt hinzu, whrend Hermine mit Krummbein, dessengelbe Augen immer noch heimtckisch auf Ron gerichtet waren, mit erhobenem Haupt hinausmarschierte. Harry stopfte das Spickoskop zurck in die Socken und warf es in seinen Koffer. Alles, was sie jetzt noch hren konnten, waren Rons gesthnte Schmerzens- und Wutbekundungen. Krtze rollte sich in Rons Hnden ein. Harry hatte die Ratte schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen, und er war unangenehm berrascht, dass sie, einst so fett, jetzt ganz abgemagert war; auch schienen ihr ganze Bschel Fell ausgefallen zu sein. Sieht nicht besonders gesund aus, oder?, sagte Harry. Das ist die Aufregung!, sagte Ron. Wenn dieser blde Riesenmuff ihn nur in Ruhe lassen wrde, ging's ihm besser! Doch Harry, der noch wusste, dass die Frau in der Magischen Menagerie gesagt hatte, Ratten lebten nur drei Jahre, beschlich die ungute Ahnung, dass Krtze, wenn er nicht bald mit Krften aufwartete, die er bisher verborgen hatte, das Ende seines Lebens erreicht hatte. Und trotz Rons stndiger Beschwerden, dass Krtze langweilig und nutzlos sei, war er sicher, dass Ron sehr traurig sein wrde, wenn Krtze tot wre. Weihnachtlicher Geist war an diesem Morgen im Gemeinschaftsraum der Gryffindors gewiss nicht bermig zu spren. Hermine hatte Krummbein in ihrem Schlafsaal eingeschlossen, war jedoch sauer auf Ron, weil er nach ihm getreten hatte. Ron rauchte immer noch vor Zorn wegen Krummbeins neuerlichem Versuch, Krtze zu verspeisen. Harry gab die Hoffnung auf, er knnte die beiden dazu bringen, sich wieder zu vershnen, und wandte sich dem Feuerblitz zu, den er mit in den Gemeinschaftsraum genommen hatte. Aus irgendeinem Grund schien sich Hermine auch darber zu rgern; sie sagte nichts, warf jedoch stndig miss-mutige Blicke auf den Besen, als ob auch er ihren Kater bekrittelt htte. Zum Mittagessen gingen sie hinunter in die Groe Halle. Die Tische der vier Huser waren erneut an die Wnde gerckt worden und ein einziger Tisch, gedeckt fr zwlf, stand in der Mitte. Die Professoren Dumbledore, McGonagall, Snape, Sprout und Flitwick saen da, zusammen mit Filch, dem Hausmeister, der seine bliche braune Jacke abgelegt hatte und einen sehr alten und recht mottenzerfressen aussehenden Frack trug. Es waren nur noch drei andere Schler da, zwei uerst aufgeregt wirkende Erstklssler und ein schmollgesichtiger Fnftklssler von den Slytherins. Frhliche Weihnachten!, sagte Dumbledore, als Harry, Ron und Hermine auf den Tisch zukamen. Da wir so wenige sind, schien es mir albern, die Haustische zu nehmen ... setzt euch, setzt euch! Harry, Ron und Hermine setzten sich nebeneinander an das eine Ende des Tisches. Knallbonbons!, sagte Dumbledore begeistert und bot Snape die Verschnrung eines groen silbernen Bonbons an. Snape packte es zgernd und zog daran. Laut wie ein Pistolenknall flog das Knallbonbon auseinander und es erschien ein groer spitzer Hexenhut, auf dem ein ausgestopfter Geier sa. Harry, dem die Geschichte mit dem Irrwicht einfiel, fing Rons Blick auf und beide grinsten; Snape presste die Lippen zusammen und schob den Hut zu Dumbledore hinber, der ihn sofort anstelle seines Zaubererhuts aufsetzte. Haut rein!, wies er die Tischgesellschaft an und strahlte in die Runde. Whrend sich Harry Bratkartoffeln auftat, ffneten sich erneut die Tren der Groen Halle. Es war Professor Tre-lawney, die wie auf Rdern zu ihnen herbergeglitten kam. Zur festlichen Gelegenheit hatte sie ein grnes, silbern besticktes Kleid angezogen, das sie mehr denn je wie eine glitzernde, bergroe Libelle aussehen lie. Sibyll, das ist ja eine angenehme berraschung!, sagte Dumbledore und erhob sich. Ich habe in die Kristallkugel geschaut, Direktor, sagte Professor Trelawney mit ihrer rauchigsten, unirdischsten Stimme, und zu meiner Verwunderung sah ich, wie ich mein einsames Mahl stehen lie und mich Ihnen anschloss. Sollte ich denn die Winke des Schicksals missachten? Auf der Stelle verlie ich meinen Turm und ich bitte Sie instndig, die Versptung zu entschuldigen ... Aber gewiss, gewiss, sagte Dumbledore mit funkelnden Augen. Lassen Sie mich einen Stuhl fr Sie zeichnen - Und tatschlich zeichnete er mit dem Zauberstab einen Stuhl in die Luft, der sich ein paar Sekunden drehte und dann mit einem dumpfen Knall zwischen die Professoren Snape und McGonagall fiel. Professor Trelawney jedoch setzte sich nicht; ihre riesigen Augen waren am Tisch entlanggewandert und pltzlich stie sie einen gedmpften Schrei aus. Ich wage es nicht, Direktor! Wenn ich mich dazusetze, sind wir dreizehn! Nichts bringt mehr Unglck! Vergessen Sie nie, wenn dreizehn bei Tisch sitzen, wird der Erste, der sich erhebt, sterben! Das werden wir riskieren, Sibyll, sagte Professor McGonagall ungeduldig. Bitte setzen Sie sich, der Truthahn wird langsam kalt. Professor Trelawney zgerte, dann lie sie sich auf den leeren Stuhl nieder, mit geschlossenen Augen und zusammengepresstem Mund, als ob sie frchtete, ein Gewitterblitz wrde auf dem Tisch einschlagen. Professor McGonagall rhrte mit einem groen Lffel in einer Terrine. Kutteln, Sibyll? Professor Trelawney achtete nicht auf sie. Sie ffnete die Augen und blickte erneut in die Runde. Aber wo ist der liebe Professor Lupin? Ich frchte, der arme Kerl ist schon wieder krank, sagte Dumbledore und bedeutete mit einer Handbewegung, dass sich nun alle bedienen sollten. Groes Pech, dass es ausgerechnet an Weihnachten passiert. Aber Sie haben das doch sicher gewusst, Sibyll?, sagte Professor McGonagall mit hochgezogenen Augenbrauen. Professor Trelawney schenkte Professor McGonagall einen sehr khlen Blick. Natrlich wusste ich es, Minerva, sagte sie leise. Aber man geht nicht mit der Tatsache hausieren, dass man allwissend ist. Hufig tue ich so, als ob ich nicht im Besitz des Inneren Auges wre, um andere nicht nervs zu machen. Das erklrt eine ganze Menge, sagte Professor McGonagall suerlich. Professor Trelawneys Stimme war pltzlich um einiges weniger rauchig. Wenn du es also unbedingt wissen musst, Minerva, ich habe gesehen, dass Professor Lupin nicht lange bei uns bleiben wird. Er selbst scheint zu wissen, dass seine Zeit knapp bemessen ist. Er ist buchstblich geflohen, als ich ihm anbot, fr ihn in die Kristallkugel zu schauen - Nicht zu fassen, sagte Professor McGonagall trocken. Ich glaube nicht, dass Professor Lupin in unmittelbarer Gefahr ist, sagte Dumbledore frhlich, doch mit leisem Nachdruck, was das Gesprch der beiden Lehrerinnen beendete. Severus, Sie haben ihm doch noch einmal diesen Trank gebraut? ja, Direktor, sagte Snape. Gut, sagte Dumbledore. Dann sollte er im Nu wiederauf den Beinen sein ... Derek, hast du schon von diesen Grillwrstchen gekostet? Sie sind kstlich. Der junge aus der ersten Klasse, so direkt von Dumbledore angesprochen, errtete bis zu den Haarspitzen und griff mit zitternden Hnden nach der Platte mit den Wrstchen. Professor Trelawney verhielt sich die nchsten zwei Stunden bis zum Ende des Weihnachtsmahles fast normal. Zum Platzen voll und mit den Hten aus den Knallbonbons auf den Kpfen erhoben sich Harry und Ron als Erste von der Tafel. Und da kreischte sie laut auf. Meine Lieben! Wer von euch ist zuerst aufgestanden? Wer? Keine Ahnung, sagte Ron und sah Harry verlegen an. Ich denke nicht, dass es eine Rolle spielt, sagte Professor McGonagall khl, auer wenn ein Verrckter mit einer Axt drauen vor der Tr wartet, um den Ersten zu meucheln, der in die Eingangshalle kommt. Selbst Ron lachte. Professor Trelawney sah hchst pikiert aus. Kommst du?, sagte Harry zu Hermine. Nein, murmelte Hermine, ich mchte noch kurz mit Professor McGonagall sprechen. Fragt wahrscheinlich, ob sie noch mehr Unterricht nehmen kann, ghnte Ron, als sie in die Eingangshalle traten, in der weit und breit kein verrckter Axtmrder zu sehen war. Am Portrtloch angelangt, stellten sie fest, dass Sir Cadogan eine Weihnachtsparty mit ein paar Mnchen, einigen ehemaligen Schulleitern von Hogwarts und seinem fetten Pony feierte. Er schob sein Visier hoch und prostete ihnen mit einem Krug Met zu. Frhliche - hicks - Weihnachten! Passwort? Fieser Hund. Und Sie auch, Sir!, drhnte Sir Cadogan, als das Gemlde zur Seite schwang und sie einlie. Harry ging gleich hoch in den Schlafsaal, holte den Feuerblitz und das Besenpflege-Set, das ihm Hermine zum Geburtstag geschenkt hatte, brachte sie herunter und suchte dann nach etwas, was er am Feuerblitz ausbessern konnte. Allerdings gab es keine verbogenen Zweige, die man abschnippeln konnte, und der Stiel glnzte so, dass es unsinnig schien, ihn zu polieren. Er und Ron bewunderten ihn einfach aus allen Richtungen, bis sich das Portrtloch ffnete und Hermine hereinkam, begleitet von Professor McGonagall. Obwohl Professor McGonagall die Leiterin des Hauses Gryffindor war, hatte Harry sie bisher nur einmal im Gemeinschaftsraum gesehen, und das wegen einer sehr ernsten Ankndigung. Die beiden Jungen, die noch immer den Feuerblitz in Hnden hielten, starrten ihre Lehrerin an. Hermine ging um sie herum, setzte sich, griff sich das nchste Buch und verbarg ihr Gesicht dahinter. Das ist er also, nicht wahr?, sagte Professor McGonagall umstandslos, ging hinber zum Kamin und musterte den Feuerblitz. Miss Granger hat mir soeben mitgeteilt, dass man Ihnen einen Besen geschickt hat, Potter. Harry und Ron wandten sich zu Hermine um. Sie konnten sehen, wie ihre Stirn ber dem Buch, das sie falsch herum hielt, rot anlief Darf ich mal?, sagte Professor McGonagall, wartete jedoch nicht auf eine Antwort und zog ihnen den Feuerblitz stracks aus den Hnden. Sie untersuchte ihn sorgfltig vom Stiel bis zu den Zweigspitzen. Hmm. Und keine Notiz dazu, Potter? Keine Karte? Keine Mitteilung irgendwelcher Art? Nein, sagte Harry schlicht. Verstehe ..., sagte Professor McGonagall. Nun, ich frchte, ich werde ihn beschlagnahmen mssen, Potter. W ... wie bitte?, sagte Harry und rappelte sich hoch. Warum? Er muss auf Zauberflche berprft werden, sagte Professor McGonagall. Ich bin natrlich keine Fachfrau, aber ich bin sicher, Madam Hooch und Professor Flitwick werden ihn auseinander nehmen. Ihn auseinander nehmen?, wiederholte Ron, als ob Professor McGonagall verrckt geworden wre. Es drfte nicht mehr als ein paar Wochen dauern, sagte Professor McGonagall. Sie bekommen ihn zurck, wenn wir sicher sind, dass er nicht verhext ist. Der ist vllig in Ordnung!, sagte Harry mit leichtem Zittern in der Stimme. Ehrlich, Professor - Das knnen Sie nicht wissen, Potter, sagte Professor McGonagall recht freundlich, jedenfalls nicht, bis Sie ihn geflogen haben, und ich frchte, das kommt nicht in Frage, bis wir sicher sind, dass damit kein Hokuspokus getrieben wurde. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten. Professor McGonagall machte auf dem Absatz kehrt und trug den Feuerblitz aus dem Portrtloch, das sich hinter ihr schloss. Harry stand da und starrte ihr nach, die Dose mit der Hochglanzpolitur immer noch in der Hand. Ron jedoch machte sich ber Hermine her. Wieso rennst du eigentlich zu McGonagall? Hermine warf ihr Buch beiseite. Sie war immer noch rosa im Gesicht, doch sie stand auf und sah Ron verteidigungslustig ins Gesicht. Weil ich dachte - und Professor McGonagall stimmt mir zu -, dass es vielleicht Sirius Black war, der Harry den Besen geschickt hat! ~Der Patronus Hermine hatte es gut gemeint, das wusste Harry, und dennoch war er wtend auf sie. Ein paar Stunden lang hatte er den besten Besen der Welt besessen, und jetzt, weil sie sich eingemischt hatte, wrde er ihn vielleicht nie mehr wieder sehen. Er war sich inzwischen sicher, dass mit dem Feuerblitz alles in Ordnung war, doch wie wrde er aussehen, wenn sie ihn erst einmal bergrndlich auf alle mglichen bsen Zauber untersucht hatten? Auch Ron war wtend auf Hermine. Wenn man ihn fragte, so war die Zerlegung eines brandneuen Feuerblitzes nichts anderes als kriminelle Sachbeschdigung. Hermine blieb fest davon berzeugt, nur zu Harrys Wohl gehandelt zu haben, und erschien immer seltener im Gemeinschaftsraum. Harry und Ron vermuteten, dass sie in der Bibliothek Zuflucht gesucht hatte, und versuchten erst gar nicht, sie zurckzuholen. Letztendlich waren sie froh, als kurz nach Neujahr. die anderen Schler zurckkehrten und es im Turm der Gryffindors wieder laut und wild zuging. Am Abend vor dem ersten Unterrichtstag nahm Wood Harry beiseite. Schne Weihnachten gehabt? Ohne eine Antwort abzuwarten fuhr er mit gedmpfter Stimme fort: Ich hab in den Ferien ein wenig nachgedacht, Harry. ber das letzte Spiel, du weit. Wenn die Dementoren auch zum nchsten kommen ... ich meine wir knnen es uns nicht leisten, dass - nun ja - Wood brach mit verlegenem Blick ab. Ich unternehm schon was dagegen, sagte Harry rasch. Professor Lupin hat versprochen, mir Unterricht zu geben, wie ich mir die Dementoren vom Leib halten kann. Wir wollten eigentlich diese Woche anfangen, er meinte, nach Weihnachten htte er Zeit. Ah, sagte Wood und seine Miene hellte sich auf, gut, wenn das so ist - ich wollte dich als Sucher keinesfalls verlieren, Harry. Und hast du schon einen neuen Besen bestellt? Nein, sagte Harry. Wie bitte? Du beeilst dich besser - mit diesem Shooting Star brauchst du gegen Ravenclaw gar nicht erst anzutreten. Er hat zu Weihnachten einen Feuerblitz bekommen, sagte Ron. Einen Feuerblitz? Nein! Im Ernst? Einen - einen echten Feuerblitz? Freu dich nicht zu frh, Oliver, sagte Harry mit dsterer Miene. Ich hab ihn nicht mehr. Sie haben ihn beschlagnahmt. Und er erklrte ihm, dass der Feuerblitz gerade auf bse Zauber untersucht wurde. Bse Zauber? Warum sollte er denn verhext sein? Sirius Black, sagte Harry matt. Er ist angeblich hinter mir her. Daher vermutet McGonagall, dass er mir den Feuerblitz geschickt hat. Die Neuigkeit, dass ein berchtigter Mrder hinter seinem Sucher her war, kmmerte Wood nicht im Geringsten. Aber Black htte keinen Feuerblitz kaufen knnen!, sagte er. Er ist auf der Flucht! Das ganze Land sucht nach ihm! Wie knnte er dann mir nichts, dir nichts in den Quidditch-Laden spazieren und einen Besen kaufen? Das frag ich mich auch, sagte Harry, aber McGonagall will ihn trotzdem zerlegen lassen - Wood erbleichte. Ich werd mit ihr reden, Harry, versprach er. Ich werd sie schon zur Vernunft bringen ... ein Feuerblitz ... ein echter Feuerblitz fr unser Team ... sie will doch genauso wie wir, dass Gryffindor gewinnt ... ich werd sie zur Vernunft bringen ... ein Feuerblitz ... Am nchsten Tag war wieder Schule. Das Letzte, worauf sie an diesem rauen Januarmorgen Lust hatten, waren zwei Stunden drauen auf den Lndereien. Um sie aufzumuntern, hatte Hagrid ein groes Feuer mit Salamandern vorbereitet, und mit viel Eifer sammelten sie trockenes Holz, damit das Feuer so richtig prasselte, whrend die Flammen liebenden Salamander ber die wei glhenden und zerfallenden Holzscheite huschten. Die erste Stunde Wahrsagen im neuen Jahr war weit weniger lustig; Professor Trelawney lehrte sie die Handlesekunst und erffnete Harry ohne Umschweife, er habe die krzesten Lebenslinien, die sie je gesehen habe. Wirklich gespannt war Harry auf Verteidigung gegen die dunklen Knste. Nach seinem Gesprch mit Wood wollte er so bald wie mglich anfangen zu lernen, wie er die Dementoren bekmpfen konnte. Ah ja, sagte Lupin, als Harry ihn am Schluss der Stunde an sein Versprechen erinnerte. berlegen wir mal ... wie wr's mit Donnerstagabend um acht Uhr? Das Klassenzimmer fr Geschichte der Zauberei wird gro genug sein ... ich muss genau berlegen, wie wir die Sache anpacken ... zum ben knnen wir schlielich keinen waschechten Dementor ins Schloss holen ... Sieht immer noch krank aus, oder?, sagte Ron, whrend sie den Korridor entlang zum Abendessen gingen. Was, glaubst du, ist mit ihm los? Von hinten kam ein lautes, ungeduldiges Tssss. Es warHermine, die zu Fen einer Rstung gesessen und ihre Tasche neu gepackt hatte. Die war so voll gestopft mit Bchern, dass sie nicht mehr zugehen wollte. Und was hast du an uns herumzumkeln?, sagte Ron gereizt. Nichts, sagte Hermine ein wenig herablassend und schulterte ihre Tasche. Doch, hast du, sagte Ron. Ich hab mich nur gefragt, was mit Lupin los ist, und du - Tja, ist das nicht offensichtlich?, sagte Hermine mit einem berlegenen Blick, der Ron fast zur Weiglut trieb. Wenn du es uns nicht sagen willst, dann lass es doch bleiben, fauchte Ron. Schn, sagte Hermine hochnsig und stolzierte majesttisch davon. Sie wei es auch nicht, sagte Ron und starrte ihr wtend nach. Sie will uns nur dazu bringen, wieder mit ihr zu reden. Am Donnerstagabend um acht Uhr verlie Harry den Gryffindor-Turm und machte sich auf den Weg zum Klassenzimmer fr Geschichte, Es war dunkel und leer, als er ankam, doch er zndete die Lampen mit seinem Zauberstab an und musste nur fnf Minuten warten, bis Professor Lupin erschien. Er trug eine groe Kiste, die er auf Professor Binns' Schreibtisch hievte. Was ist das?, fragte Harry. Noch ein Irrwicht, sagte Lupin und zog seinen Umhang aus. Seit Dienstag schon durchkmme ich das Schloss und glcklicherweise lauerte der noch in Mr Filchs Aktenschrank. Besser knnen wir einen echten Dementor nicht nachahmen. Der Irrwicht wird sich in einen Dementor ver-wandeln, wenn er dich sieht, und dann knnen wir mit ihmben. Ich kann ihn in meinem Bro aufbewahren, wenn wir ihn nicht benutzen, unter meinem Schreibtisch ist ein Schrnkchen, da wird er sich wohl fhlen. Gut, sagte Harry und mhte sich so zu klingen, als wre er ganz locker und einfach froh, dass Lupin einen so guten Ersatz fr einen echten Dementor gefunden hatte. Also denn ... Professor Lupin hatte seinen Zauberstab gezckt und bedeutete Harry, es ihm nachzutun. Der Zauberspruch, den ich dir jetzt beibringen will, ist schon hhere Magie, Harry - er geht weit ber die gewhnliche Zauberei hinaus. Es ist der Patronus-Zauber. Wie funktioniert er?, sagte Harry nervs. Nun, wenn er gut gelingt, beschwrt er einen Patronus herauf, sagte Lupin, und das ist eine Art Gegen-Dementor - ein Schutzherr, der als Schild zwischen dich und den Dementor tritt. Harry berkam die jhe Vorstellung, er wrde sich hinter einer Hagrid-groen Gestalt mit einem riesigen Schlagstock zusammenkauern. Professor Lupin fuhr fort: Der Patronus ist wie eine gute Kraft, ein Abbild eben jener Dinge, von denen sich der Dementor nhrt - Hoffnung, Glck, der Wunsch zu berleben -, doch er kann keine Verzweiflung erleben wie wirkliche Menschen, und so kann ihm der Dementor nichts anhaben. Aber ich muss dich warnen, Harry, der Zauber knnte noch zu schwer fr dich sein. Viele gut ausgebildete Zauberer haben damit Probleme. Wie sieht ein Patronus aus?, fragte Harry neugierig. Jeder Zauberer erschafft seinen ganz eigenen. Und wie beschwrt man ihn herauf? Mit einer Zauberformel, die nur wirkt, wenn du dich mit Aller Kraft auf eine einzige, sehr glckliche Erinnerung konzentrierst. Harry stberte in seinem Gedchtnis nach einem glck-lichen Erlebnis. Natrlich kam nichts, was er bei den Dursleys erlebt hatte, dafr in Frage. Schlielich entschied er sich fr den Moment, als er zum ersten Mal auf einem Besen geflogen war. Gut, sagte er und versuchte sich das wundervolle, strmende Gefhl in seinem Bauch so klar wie mglich in Erinnerung zu rufen. Die Beschwrungsformel lautet -, Lupin rusperte sich, expecto patronum. Expecto patronum, wisperte Harry, expecto patronum. Denkst du ganz fest an dein glckliches Erlebnis? Oh - ja -, sagte Harry und lenkte seine Gedanken rasch zurck zu jenem ersten Besenflug. Expecto patrono - nein, patronum - Quatsch, expecto patronum, expecto patronum - Pltzlich zischte etwas aus der Spitze seines Zauberstabs; es sah aus wie ein Strahl silbrigen Gases. Haben Sie das gesehen?, sagte Harry aufgeregt, da ist was passiert! Sehr gut, sagte Lupin lchelnd. Na dann - bist du bereit, es an einem Dementor auszuprobieren? Ja, sagte Harry und umklammerte fest seinen Zauberstab. Er trat in die Mitte des Klassenzimmers. Er versuchte weiter fest an den Besenflug zu denken, doch jetzt drang ihm etwas anderes ins Bewusstsein ... womglich wrde er gleich wieder seine Mutter hren ... doch er durfte nicht daran denken, denn dann wrde er sie tatschlich wieder hren, und das wollte er nicht ... oder doch? Lupin packte den Deckel der Kiste und zog ihn hoch. Langsam schwebte ein Dementor daraus hervor; sein vermummtes Gesicht war Harry zugewandt; mit einer glitzernden, schorfberzogenen Hand drckte er sich den Mantel an den Leib. Die Lampen im Klassenzimmer flackerten und erloschen. Der Dementor trat aus der Kiste und schwebtetief und rasselnd atmend auf Harry zu. Eine Welle stechender Klte brach ber ihn herein - Expecto patronum!, schrie Harry. Expecto patronum! Expecto - Doch das Klassenzimmer und der Dementor verschwammen vor seinen Augen ... Wieder fiel Harry durch dichten weien Nebel, und die Stimme seiner Mutter, lauter denn je, hallte in seinem Kopf wider - Nicht Harry! Nicht Harry! Bitte - ich tu alles - Schallendes, schrilles Gelchter - er genoss ihr Grauen - Harry! Jh erwachte Harry wieder zum Leben. Er lag ausgestreckt auf dem Fuboden. Die Lampen im Klassenzimmer brannten wieder. Er musste nicht erst fragen, was passiert war. Tut mir Leid, murmelte er und setzte sich auf. Kalter Schwei rann ihm hinter der Brille herab. Geht's dir gut?, fragte Lupin. Ja ... Harry zog sich an einem Pult hoch und lehnte sich dagegen. Hier - Lupin reichte ihm einen Schokoladenfrosch. Iss das, bevor wir es noch mal versuchen. Ich hab nicht erwartet, dass du es beim ersten Mal schaffst, im Gegenteil, das htte mich sehr berrascht. Es wird schlimmer, murmelte Harry und biss dem Frosch den Kopf ab. Diesmal hab ich sie noch lauter gehrt - und ihn - Voldemort - Lupin sah noch blasser aus als sonst. Harry, wenn du nicht weitermachen willst, verstehe ich das nur allzu gut - Ich will!, sagte Harry wild entschlossen und stopfte sich den Rest des Schokofrosches in den Mund. Ich muss doch! Was ist, wenn die Dementoren bei unserem Spiel gegen Ra-venclaw auftauchen? Ich darf keinesfalls wieder abstrzen. Wenn wir dieses Spiel verlieren, knnen wir den Quidditch-Pokal vergessen! Na schn ..., sagte Lupin. Vielleicht nimmst du eine andere Erinnerung, ein glckliches Erlebnis, wrde ich sagen, auf das du dich konzentrierst ... Das letzte war offenbar nicht stark genug ... Harry dachte angestrengt nach und fand schlielich eine neue Erinnerung: Als er letztes Jahr die Hausmeisterschaft gewonnen hatte, war er sicher beraus glcklich gewesen. Wieder umklammerte er den Zauberstab und nahm seinen Platz in der Mitte des Klassenzimmers ein. Bereit?, fragte Lupin und packte den Deckel der Kiste. Bereit, sagte Harry und versuchte angestrengt, seinen Kopf mit glcklichen Gedanken an den Sieg von Gryffindor zu fllen und nicht mit dsteren an das, was geschehen wrde, wenn sich die Kiste ffnete. Los!, sagte Lupin und hob den Deckel. Wieder wurde es eiskalt und dunkel im Zimmer. Der Dementor glitt tief atmend auf ihn zu; eine verweste Hand langte nach Harry - Expecto patronum, rief Harry, expecto patronum! Expecto pat- Weier Nebel erstickte ihm die Sinne ... groe, verschwommene Gestalten bewegten sich um ihn her ... dann hrte er eine neue Stimme, die Stimme eines Mannes, der schrie, von Angst berwltigt - Lily, nimm Harry und lauf! Er ist es! Schnell fort, ich halte ihn auf - Jemand stolperte hastig aus einem Zimmer - krachend zerbarst eine Tr - ein schrilles Auflachen - Harry! Harry ... komm zu dir ... Lupin gab Harry eine saftige Ohrfeige. Diesmal dauertees eine Weile, bis Harry begriff, warum er auf einem staubigen Fuboden lag. Ich hab meinen Dad gehrt, nuschelte er. Das ist das erste Mal, dass ich ihn gehrt hab - er wollte es ganz allein mit Voldemort aufnehmen, damit meine Mutter fliehen konnte ... Pltzlich sprte Harry Trnen auf seinem Gesicht, die sich mit dem Schwei vermischten. Rasch senkte er den Kopf, als wolle er sich den Schuh binden, und wischte sich das Gesicht an seinem Umhang trocken. Du hast James gehrt?, sagte Lupin mit merkwrdig fremd klingender Stimme. Ja ... Harry hatte sich inzwischen die Trnen abgewischt und sah zu ihm auf. Warum - Sie haben meinen Vater doch nicht etwa gekannt? Offen gesagt - ja, das hab ich, sagte Lupin. Wir waren Freunde in Hogwarts. Hr zu, Harry - vielleicht sollten wir es fr heute Abend dabei belassen. Dieser Zauber ist unglaublich schwierig ... ich htte nicht vorschlagen sollen, dass du all das auf dich nimmst ... Nein!, sagte Harry und richtete sich auf. Ich will noch einen Versuch! Ich hab einfach noch nicht an mein glcklichstes Erlebnis gedacht, daran liegt's ... warten Sie ... Er zermarterte sich den Kopf Ein wirklich, wirklich glckliches Erlebnis ... eines, das er in einen guten, starken Patronus verwandeln konnte ... Der Augenblick, in dem er erfahren hatte, dass er ein Zauberer war und die Dursleys verlassen und nach Hogwarts gehen wrde! Wenn das keine glckliche Erinnerung war, dann wusste er auch nicht weiter . .. Er dachte ganz fest daran, wie er sich gefhlt hatte, als ihm klar wurde, dass er den Ligusterweg verlassen wrde, stand auf und stellte sich erneut vor die Kiste. Fertig?, fragte Lupin mit einem Gesichtsausdruck, alstue er etwas gegen besseres Wissen. Denkst du ganz fest an dein Erlebnis? Also dann - los! Zum dritten Mal hob er den Deckel von der Kiste und der Dementor stieg heraus; im Zimmer wurde es kalt und dunkel - Expecto patronum!, polterte Harry, expecto patronum! Expecto patronum! Wieder begann das Schreien in Harrys Kopf - nur klang es diesmal, als dringe es aus einem schlecht eingestellten Radio - leiser und lauter und dann wieder leiser - und Harry konnte den Dementor immer noch sehen - er blieb stehen - und dann rauschte ein mchtiger silberner Schatten aus der Spitze von Harrys Zauberstab und blieb zwischen ihm und dem Dementor schweben, und obwohl Harrys Beine sich ganz wabblig anfhlten, stand er immer noch aufrecht - auch wenn er nicht sicher war, wie lange noch - Riddikulus, donnerte Lupin und sprang vor. Unter lautem Krachen verschwand Harrys nebliger Patronus mitsamt dem Dementor; Harry sank auf einen Stuhl, er war so erschpft und seine Beine zitterten, als wre er gerade eine Meile gerannt. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Professor Lupin den Irrwicht mit dem Zauberstab in die Kiste zurcktrieb; er hatte sich wieder in eine Silberkugel verwandelt. Glnzend!, sagte Lupin und kam mit groen Schritten auf Harry zu. Hervorragend, Harry! Das war schon mal ein guter Anfang! Knnen wir es noch mal probieren? Nur noch einmal? Nicht jetzt, sagte Lupin bestimmt. Du hast erst mal genug fr einen Abend. Hier - Er reichte Harry einen groen Riegel der besten Schokolade aus dem Honigtopf. Iss sie auf, oder Madam Pomfrey saugt mir das Blut aus den Adern. Nchste Woche wieder, selbe Zeit? Okay, sagte Harry und biss ein Stck Schokolade ab. Sein Blick folgte Lupin, der die Lampen lschte, die beim Verschwinden des Dementors wieder aufgeflackert waren. Dann kam ihm ein Gedanke. Professor Lupin?, sagte er. Wenn Sie meinen Dad kannten, mssen Sie auch Sirius Black gekannt haben. Lupin wandte sich blitzschnell um. Wie kommst du darauf?, sagte er in schneidendem Ton. Einfach so - ich wei nur, dass auch Black und mein Vater in Hogwarts befreundet waren ... Lupins Gesicht entspannte sich. ja, ich kannte ihn, sagte er kurz angebunden. Oder jedenfalls glaubte ich es. Du gehst jetzt besser, Harry, es wird langsam spt. Harry ging hinaus, lief den Korridor entlang und bog um die Ecke, dann versteckte er sich rasch hinter einer Rstung und lie sich auf ihren Sockel sinken, um seine Schokolade aufzuessen. Htte ich Black blo nicht erwhnt, dachte er, denn Lupin war offensichtlich nicht erpicht auf das Thema. Dann wanderten seine Gedanken zurck zu seiner Mutter und seinem Vater ... Er fhlte sich ausgelaugt und merkwrdig leer, obwohl er den Bauch voller Schokolade hatte. So schrecklich es war, dass die letzten Momente im Leben seiner Eltern noch einmal in seinem Kopf abliefen, es war doch das erste Mal, seit er ein kleines Kind gewesen war, dass er ihre Stimmen gehrt hatte. Doch er wrde es nie schaffen, einen richtigen Patronus heraufzubeschwren, wenn er insgeheim seine Eltern wieder hren wollte ... Sie sind tot, sagte er streng zu sich selbst. Sie sind tot und dem Echo ihrer Stimmen zu lauschen bringt sie nicht wieder zurck. Du reit dich besser zusammen, wenn du den Quidditch-Pokal gewinnen willst. Er stand auf, stopfte sich das letzte Stck Schokolade in den Mund und kehrte zurck in den Turm der Gryffindors. Eine Woche nach Ende der Ferien spielte Ravenclaw gegen Slytherin. Slytherin gewann, wenn auch knapp. Wood zufolge war das gut fr die Gryffindors, die den zweiten Platz erobern wrden, wenn auch sie Ravenclaw besiegten. Also setzte er gleich fnf Trainingsstunden die Woche an. Harry lie sich weiterhin von Lupin in die Kunst der Verteidigung gegen die Dementoren einweihen, was ihn allein schon mehr schlauchte als sechs Quidditch-Stunden zusammen, und hatte jetzt nur noch einen Abend in der Woche fr seine gesamten Hausaufgaben. Dennoch stand ihm die Anspannung nicht so ins Gesicht geschrieben wie Hermine, deren immenses Arbeitspensum ihr allmhlich doch sichtlich zusetzte. Ausnahmslos jeden Abend sah man sie in einer Ecke des Gemeinschaftsraums, wo sie gleich mehrere Tische beanspruchte mit ihren Bchern, Arithmantiktabellen, Runenwrterbchern, Querschnittzeichnungen von Muggeln, die schwere Lasten hoben, und mit stapelweise Ordnern fr ihre ausfhrlichen Notizen. Kaum einmal sprach sie mit jemandem und jedes Mal fauchte sie unwirsch, wenn man sie unterbrach. Wie schafft sie das blo?, murmelte Ron eines Abends Harry zu, der gerade einen kniffligen Aufsatz ber nicht nachweisbare Gifte fr Snape fertig schrieb. Harry blickte auf Hermine war hinter einem wackligen Bcherstapel kaum zu sehen. Was denn? Den ganzen Unterricht!, sagte Ron. Ich hab gehrt, wie sie heute Morgen mit Professor Vektor gesprochen hat, dieser Arithmantikhexe. Sie haben sich ber die gestrige Stunde ausgelassen, aber Hermine kann nicht dort gewesensein, sie war doch mit uns in Pflege magischer Geschpfe! Und Ernie McMillan hat mir gesagt, sie habe in Muggelkunde noch kein einziges Mal gefehlt, aber die berschneidet sich doch mit Wahrsagen und da war sie auch immer dabei! Harry hatte im Moment nicht die Zeit, ber das Geheimnis von Hermines unmglichem Stundenplan zu rtseln; er musste unbedingt mit Snapes Aufsatz weiterkommen. Zwei Sekunden spter jedoch unterbrach ihn wieder jemand, und diesmal war es Wood. Schlechte Nachrichten, Harry. Ich war eben bei Professor McGonagall wegen des Feuerblitzes. Sie - hm - hat mich ziemlich angepflaumt. Ich wisse wohl nicht recht, was wirklich wichtig ist. Dachte wahrscheinlich, mir wre es wichtiger, den Pokal zu gewinnen, als dass du am Leben bleibst. Nur weil ich ihr gesagt hab, es sei mir egal, wenn es dich vom Besen schlgt, solange du vorher den Schnatz gefangen hast. Wood schttelte unglubig den Kopf Ehrlich, wie die mich angeschrien hat ... als ob ich irgendwas Schreckliches gesagt htte ... Dann hab ich sie gefragt, wie lange sie ihn noch behalten will ... Er schnitt eine Grimasse und ahmte Professor McGonagalls strenge Stimme nach. >So lange wie ntig, Wood< ... ich schtze, du solltest lieber einen neuen Besen bestellen. Auf der Rckseite von Rennbesen im Test ist ein Bestellschein ... du knntest dir einen Nimbus Zweitausendeins besorgen, wie Malfoy einen hat. Ich kaufe nichts, was Malfoy fr gut hlt, sagte Harry schlicht. Unmerklich, ohne dass sich das bitterkalte Wetter nderte, glitt der Januar in den Februar ber. Das Spiel gegen Ravenclaw rckte immer nher, doch Harry hatte immer noch keinen neuen Besen bestellt. Nach jeder Verwandlungsstundefragte er jetzt Professor McGonagall nach dem Feuerblitz, und Ron stand ihm hoffnungsvoll zur Seite, whrend Hermine mit abgewandtem Gesicht vorbeirauschte. Nein, Potter, Sie knnen ihn noch nicht zurckhaben erklrte ihm Professor McGonagall beim zwlften Mal, noch bevor er den Mund geffnet hatte. Wir haben ihn auf die meisten blichen Flche geprft, doch Professor Flitwick glaubt, in dem Besen knnte ein Schleuderfluch stecken. Ich werde es Ihnen schon sagen, wenn wir damit fertig sind. Und nun hren Sie bitte auf, mich stndig mit ein und derselben Frage zu lchern. Um alles noch schlimmer zu machen, lief es mit Harrys Unterricht gegen die Dementoren bei weitem nicht so gut, wie er gehofft hatte. Nach einigen Stunden schaffte er es, eine verschwommene silberne Schattengestalt zu erzeugen, wenn der Irrwicht-Dementor auf ihn zukam, doch sein Patronus war zu schwach, um ihn zu verjagen. Der Dementor schwebte nur auf der Stelle, wie eine halb durchsichtige Wolke, und saugte die Krfte aus Harry heraus, die er doch brauchte, um ihn in Schach zu halten. Harry war wtend auf sich selbst und fhlte sich schuldig, weil er sich wnschte, die Stimmen seiner Eltern immer wieder zu hren. Du erwartest zu viel von dir, sagte Professor Lupin ernst, als sie schon in der vierten Woche waren. Fr einen dreizehnjhrigen Zauberer ist selbst ein verschwommener Patronus eine groe Leistung. Und du wirst nicht mehr ohnmchtig, musst du bedenken. Ich dachte, ein Patronus wrde - die Dementoren niederschlagen oder so was, sagte Harry entmutigt. Sie verschwinden lassen - Der richtige Patronus tut das, sagte Lupin. Aber du hast in kurzer Zeit schon eine Menge geschafft. Wenn die Dementoren bei eurem nchsten Quidditch-Spiel einenAuftritt einlegen, kannst du sie so lange in Schach halten, bis du wieder auf dem Boden bist. Sie sagten, es sei schwieriger, wenn viele da sind, sagte Harry. Ich hab volles Vertrauen zu dir, sagte Lupin lchelnd. Hier - du hast dir was zu trinken verdient - etwas aus den Drei Besen, das kennst du sicher noch nicht - Er zog zwei Flaschen aus seiner Mappe. Butterbier!, sagte Harry unbedacht. Ja, das Zeug mag ich wirklich! Lupin hob eine Augenbraue. Oh - Ron und Hermine haben mir was aus Hogsmeade mitgebracht, log Harry rasch. Verstehe, sagte Lupin, auch wenn er immer noch ein wenig misstrauisch aussah. Nun - trinken wir auf einen Sieg der Gryffindors gegen die Ravenclaws! Wobei ich als Lehrer natrlich nicht parteiisch sein darf -, fgte er hastig hinzu. Schweigend tranken sie das Butterbier, bis Harry etwas ansprach, ber das er schon lnger nachgedacht hatte. Was steckt unter der Kapuze dieser Dementoren? Professor Lupin lie nachdenklich seine Flasche sinken. Hmmm ... ja, die Einzigen, die es wirklich wissen, knnen es uns nicht mehr erzhlen. Der Dementor nimmt seine Kapuze nur ab, um seine letzte und schlimmste Waffe einzusetzen. Welche ist das? Sie nennen es den Kuss des Dementors, sagte Lupin mit einem leicht gequlten Lcheln. Das tun sie denen an, die sie vollkommen zerstren wollen. Ich vermute, es ist eine Art Mund unter der Kapuze, sie pressen ihre Kiefer auf den Mund des Opfers und - saugen ihm die Seele aus. Harry spuckte unwillkrlich ein wenig Butterbier. Was - sie tten -? O nein, sagte Lupin. Viel schlimmer als das. Du kannst ohne deine Seele existieren, weit du, solange dein Gehirn und dein Herz noch arbeiten. Aber du wirst kein Selbstgefhl mehr haben, keine Erinnerungen, nein... nichts. Es gibt keine Chance, sich davon zu erholen. Du fristest nur dein elendes Dasein. Als leere Hlle. Und deine Seele hast du verloren ... fr immer. Lupin nahm einen Schluck Butterbier, dann fuhr er fort: Das ist das Schicksal, das Sirius Black erwartet. Es stand heute morgen im Tagespropheten. Das Ministerium hat den Dementoren die Erlaubnis erteilt, dieses Urteil an ihm zu vollstrecken, sollten sie ihn finden. Harry war einen Augenblick lang stumm, bedrckt von der Vorstellung, jemandem wrde die Seele durch den Mund ausgesogen. Doch dann dachte er an Black. Er verdient es, sagte er unvermittelt. Glaubst du?, antwortete Lupin mit tonloser Stimme. Glaubst du wirklich, irgend jemand verdient das? Ja, sagte Harry widerspenstig. Fr ... fr bestimmte Taten ... Am liebsten htte er Lupin von dem Gesprch erzhlt, das er in den Drei Besen belauscht hatte, ber Black, der seine Eltern verraten hatte, doch dann htte er zugeben mssen, dass er ohne Erlaubnis nach Hogsmeade gegangen war, und er wusste, dass Lupin nicht sonderlich davon angetan sein wrde. Also trank er sein Butterbier aus, bedankte sich bei Lupin und verlie das Klassenzimmer. Fast bereute er, gefragt zu haben, was unter der Kapuze eines Dementors steckte. Die Antwort war so entsetzlich gewesen und er war so in die unangenehme Vorstellung versunken, wie es sich wohl anfhlen wrde, wenn einem die Seele ausgesogen wird, dass er auf halbem Weg die Treppehoch beinahe mit Professor McGonagall zusammengestoen wre. Machen Sie die Augen auf, Potter! Verzeihung, Professor - Ich war gerade oben, um Sie zu suchen. Nun, hier ist er: Wir haben alles Erdenkliche unternommen und er scheint vllig in Ordnung zu sein - Sie mssen irgendwo einen sehr guten Freund haben, Potter. - Harry klappte der Mund auf. Sie hielt ihm seinen Feuerblitz entgegen und er sah so herrlich aus wie zuvor. Kann ich ihn zurckhaben?, sagte Harry mit matter Stimme. Im Ernst? Im Ernst, sagte Professor McGonagall und lchelte noch dazu. Ich wrde sagen, Sie sollten vor dem Spiel am Samstag noch ein wenig Gespr fr ihn bekommen. Und, Potter - Sie werden doch gewinnen, nicht wahr? Sonst sind wir das achte Jahr in Folge ohne Pokalsieg, wie Professor Snape mir erst gestern Abend freundlicherweise in Erinnerung rief ... Sprachlos trug Harry den Feuerblitz nach oben in den Gryffindor-Turm. Als er um eine Ecke bog, sah er den von Ohr zu Ohr grinsenden Ron auf ihn zurennen. Sie hat ihn dir gegeben? Klasse! Hr mal, kann ich ihn mal ausprobieren? Morgen? Jaah ... natrlich ..., sagte Harry und seit Monaten war ihm nicht mehr so leicht ums Herz gewesen. Weit du was - wir sollten uns mit Hermine wieder vertragen ... sie wollte ja nur helfen ... Ja, schon gut, sagte Ron. Sie ist im Gemeinschaftsraum und arbeitet - zur Abwechslung mal - Sie bogen in den Korridor zum Gryffindor-Turm ein und sahen an dessen Ende Neville Longbottom flehentlich mit Sir Cadogan verhandeln, der ihn offenbar nicht einlassen wollte. Ich hab sie mir doch aufgeschrieben!, sagte Neville, de Trnen nahe. Aber ich muss den Zettel irgendwie verlegt haben! Eine tolle Ausrede!, brllte Sir Cadogan. Dann erkannte er Harry und Ron: Einen guten Abend, die edlen jungen Freischtzen! Kommt und legt diesen Taugenichts in Ketten, er ist gewillt, sich Eingang zu meinen Gemchern zu erzwingen! Ach, halt den Mund, sagte Ron. Sie standen jetzt neben Neville. Ich hab die Passwrter vergessen!, erklrte Neville verzweifelt. Ich hab ihn dazu berredet, mir zu sagen, welche Passwrter er diese Woche benutzen will, weil er sie ja dauernd ndert, und jetzt wei ich nicht mehr, wo ich den Zettel hingelegt hab! Metzengerstein, sagte Harry, und Sir Cadogan, offenbar furchtbar enttuscht, klappte widerwillig zur Seite und lie sie ein. Jhes, erregtes Gemurmel hob an, alle Kpfe wandten sich ihnen zu und schon war Harry umgeben von einer Traube Schler, die alle begeistert auf den Feuerblitz deuteten. Wo hast du den her, Harry? Kann ich ihn mal fliegen? Hast du ihn schon ausprobiert, Harry? Ravenclaw hat jetzt keine Chance mehr, die haben doch alle noch diesen Sauberwisch Sieben! Kann ich ihn nur mal halten, Harry? Gut zehn Minuten lang ging der Feuerblitz von Hand zu Hand und zog bewundernde Blicke von allen Seiten auf sich, dann zerstreute sich die Schar, und Harry und Ron hatten freie Sicht auf Hermine, die Einzige, die nicht herbeigeeilt war. Da sa sie, ber ihre Arbeit gebeugt, und mied sorgfltig ihre Blicke. Harry und Ron gingen langsam auf ihren Tisch zu und endlich sah sie auf Ich hab ihn wieder, sagte Harry grinsend und hob den Feuerblitz in die Hhe. Siehst du, Hermine? Er war doch nicht verhext!, sagte Ron. Ja - htte aber sein knnen!, sagte Hermine. Immerhin wisst ihr jetzt endlich, dass er sicher ist! ja, stimmt schon, sagte Harry. Ich bring ihn besser nach oben - Ich nehm ihn mit!, sagte Ron eifrig, ich muss Krtze das Rattentonikum geben. Er nahm den Feuerblitz und trug ihn, als ob er aus Glas wre, die Treppe hoch zum Schlafsaal der Jungen. Kann ich mich mal kurz setzen?, fragte Harry. Von mir aus, sagte Hermine und rumte einen groen Stapel Pergament von einem Stuhl. Harry musterte das Durcheinander auf dein Tisch, den langen Arithmantikaufsatz, auf dem die Tinte noch glitzerte, den noch lngeren Aufsatz fr Muggelkunde (Warum brauchen Muggel elektrischen Strom?) und die Runenbersetzung, ber der Hermine gerade brtete. Wie schaffst du das eigentlich alles?, fragte Harry. Ach na ja, weit du, ich arbeite eben viel, sagte Hermine. Jetzt, aus der Nhe, fiel Harry auf, dass sie fast so mde aussah wie Lupin. Warum lsst du nicht einfach ein paar Fcher sausen?, fragte Harry, whrend sie zwischen den Papieren nach ihrem Runenwrterbuch stberte. Das kann ich einfach nicht!, sagte Hermine und sah ihn ganz emprt an. Arithmantik sieht furchtbar schwierig aus, sagte Harry und hob eine sehr komplizierte Zahlentabelle hoch. O nein, es ist toll!, sagte Hermine ernst. Es ist mein Lieblingsfach! Es ist - Doch Harry erfuhr nie, was genau denn so toll an Arithmantik sein sollte. Genau in diesem Moment hallte ein erstickter Schrei im Treppenhaus zum Jungenschlafsaal wider. Der ganze Gemeinschaftsraum verstummte und alle sahen starr vor Schreck zum Eingang. Dann hrten sie rasche Schritte, die lauter und lauter wurden - und schlielich, mit einem Sprung, erschien Ron. Er schleifte ein Bettlaken hinter sich her. Sieh dir das an!, brllte er und kam mit groen Schritten auf Hermines Tisch zu. Sieh dir das an!, rief er noch einmal und schttelte das Tuch vor ihr aus. Ron, was zum -? Krtze! Sieh's dir an! Krtze! Hermine wich vor Ron zurck, das Gesicht vllig verstrt. Harry musterte das Laken in Rons Hand. Etwas Rotes war darauf. Etwas, das unheimlich hnlich aussah wie - Blut!, schrie Ron in die schreckerfllte Stille. Er ist fort! Und weit du, was auf dem Boden lag? N ... nein, sagte Hermine mit zittriger Stimme. Ron warf etwas auf Hermines Runenbersetzung. Hermine und Harry beugten sich vor. Auf den merkwrdigen, spitzen Schriftzeichen lagen ein paar lange, rostrote Katzenhaare. ~Gryffindor gegen Ravenclaw Die Freundschaft zwischen Ron und Hermine schien zerstrt. So wtend waren sie aufeinander, dass Harry sich nicht vorstellen konnte, wie sie sich jemals wieder vershnen sollten. Ron war wtend, weil Hermine die wiederholten Versuche Krummbeins, Krtze zu verspeisen, nicht ernst genommen hatte. Sie hatte sich nicht darum geschert, ihn scharf im Auge zu behalten, und tat immer noch so, als wre Krummbein vllig unschuldig. Ron solle doch mal unter allen Betten nachsehen, schlug sie vor. Und auerdem, behauptete sie wtend, habe Ron keinen Beweis, dass Krummbein Krtze gefressen habe, die rostroten Haare seien vielleicht schon seit Weihnachten auf dem Bettlaken und berhaupt habe Ron Vorurteile gegen ihren Kater, seit Krummbein in der Magischen Menagerie auf seinem Kopf gelandet sei. Harry war sich sicher, dass Krummbein Krtze gefressen hatte, und als er Hermine erklren wollte, dass alle Tatsachen in diese Richtung deuteten, riss ihr der Geduldsfaden auch bei Harry. Schn und gut, du schlgst dich auf Rons Seite, ich wusste es!, sagte sie schrill. Erst der Feuerblitz, jetzt Krtze, an Allem bin ich schuld, oder? Lass mich blo in Ruhe, Harry, ich hab 'ne Menge Arbeit zu erledigen! Ron war der Verlust seiner Ratte tatschlich sehr nahe gegangen. Komm schon, Ron, immer hast du gesagt, Krtze sei solangweilig, wollte ihn Fred aufmuntern. Und er war doch schon ewig nicht mehr richtig auf den Beinen, er ist langsam dahingestorben. War wohl ohnehin besser fr ihn, wenn es schnell ging - in einem Schluck -, und gesprt hat er wahrscheinlich auch nichts. Fred!, rief Ginny emprt. Er hat doch nur noch gefressen und geschlafen, Ron, das hast du doch selbst gesagt, warf George ein. Einmal hat er Goyle fr uns gebissen!, sagte Ron wehmtig. Weit du noch, Harry? Ja, stimmt, antwortete Harry. Seine grte Stunde, sagte Fred, schaffte es jedoch nicht, eine ernste Miene zu behalten. Angesichts der Narbe auf Goyles Finger werden wir immer voller Ehrfurcht an ihn denken. - Ach, komm schon, Ron, geh runter nach Hogsmeade und kauf dir eine neue Ratte, was hilft dein Jammern? Harry unternahm einen allerletzten Versuch, Ron aufzumuntern, und berredete ihn, zum letzten Training der Gryffindors vor dem Spiel gegen Ravenclaw mitzukommen. Anschlieend knne er noch ein wenig mit dem Feuerblitz herumfliegen. Das schien Ron tatschlich einen Moment lang von seinem Kummer ber Krtze abzulenken (Voll krass! Kann ich auch ein paar Tore schieen?), und so, machten sie sich gemeinsam auf den Weg zum Quidditch-Feld. Madam Hooch, die weiterhin das Training der Gryffindors beaufsichtigte, und Harry ganz besonders, war ebenso beeindruckt vom Feuerblitz wie alle andern, die ihn gesehen hatten. Vor dem Start nahm sie ihn in die Hnde und begutachtete ihn mit erfahrenem Blick. Seht mal, wie schn er im Gleichgewicht ist! Wenn die Nimbus-Serie einen Fehler hat, dann ist es ein klein wenigSchlagseite zum Schweif hin - nach ein paar Jahren kommen sie meist ziemlich schrg daher. Den Stiel haben sie auch neu entwickelt, er ist ein wenig schlanker als bei den Sauberwischs und erinnert mich an den alten Silberpfeil - ein Jammer, dass sie den nicht mehr herstellen, auf dem hab ich fliegen gelernt, ein wirklich solider Besen ... Auf diese Art fuhr sie noch eine ganze Weile fort, bis Wood sie unterbrach. hm - Madam Hooch? Knnte Harry den Feuerblitz jetzt zurckhaben? Wir mssen doch trainieren ... Oh - natrlich - hier ist er, Potter, sagte Madam Hooch. Ich setz mich mit Weasley dort drben hin ... Madam Hooch und Ron verlieen das Spielfeld und kletterten auf die Rnge, whrend sich das Gryffindor-Team um Wood scharte, der ihnen die letzten Anweisungen fr das morgige Spiel gab. Harry, ich hab eben erfahren, wer bei den Ravenclaws den Sucher macht. Es ist Cho Chang, eine Viertklsslerin, und sie ist ziemlich gut ... eigentlich hatte ich gehofft, sie wrde noch nicht wieder fit sein, sie hatte ein paar Verletzungsprobleme ... Woods Miene verfinsterte sich vor Missbehagen ber Cho Changs Genesung, dann fuhr er fort: Andererseits fliegt sie einen Komet Zwei-Sechzig, der wird neben dem Feuerblitz wie ein Witz aussehen. Er warf Harrys Besen einen Blick voll fiebriger Bewunderung zu. Okay, Leute, los geht's - Und endlich bestieg Harry seinen Feuerblitz und stie sich vom Boden ab. Es war besser, als er sich htte trumen lassen. Der Feuerblitz ging bei der leichtesten Berhrung in die Kurve, er schien eher seinen Gedanken als seiner Hand zu folgen; so schnell raste er ber das Spielfeld, dass Harry das Stadion nur noch als grnen und grauen Schleier wahrnahm; er lie ihnso scharf wenden, dass Alicia Spinnet aufschrie, dann ging er in einen vollkommen sicheren Sturzflug, streifte das Gras unten mit den Schuhspitzen und stieg dann wieder zehn, zwanzig, dreiig Meter hoch in die Lfte - Harry, ich lass den Schnatz raus!, rief Wood. Harry wendete und verfolgte einen Klatscher auf die Torstangen zu; er lie ihn ohne weiteres hinter sich, sah den Schnatz hinter Wood hervorschnellen und hatte ihn nach zehn Sekunden sicher in Hnden. Das Team jubelte, dass ihm die Ohren klangen. Harry lie den Schnatz wieder los, gab ihm eine Minute Vorsprung dann jagte er ihm nach, wobei er sich zwischen den anderen hindurchschlngelte; er sah ihn nahe Katie Bells Knie lauern, drehte lssig einen Looping um sie herum und fing den Schnatz erneut ein. So gut hatten sie noch nie trainiert; das Team, durch den Feuerblitz in seiner Mitte angespornt, bte die schwierigsten Spielzge fehlerlos, und als sie alle wieder gelandet waren, hatte Wood kein Wort der Kritik anzubringen, was, wie George Weasley verkndete, noch nie geschehen war. Ich kann mir nicht vorstellen, was uns jetzt noch aufhalten soll!, sagte Wood. Auer - Harry, du hast dein Problem mit diesen Dementoren doch jetzt im Griff, oder? Jaah, sagte Harry und dachte an seinen schwchlichen Patronus, den er sich viel strker wnschte. Die Dementoren werden nicht wieder aufkreuzen, Oliver, Dumbledore wrde vllig durchdrehen, sagte Fred zuversichtlich. Nun, das knnen wir nur hoffen, sagte Wood. Jedenfalls - das war gute Arbeit von euch allen. Gehen wir zurck in den Turm ... wollen heute mal frh ins Bett - Ich bleib noch eine Weile drauen, Oliver, Ron will Feuerblitz mal kurz ausprobieren, sagte Harry, und wh-rend die andern sich auf den Weg zu den Umkleidekabinen machten, ging Harry hinber zu Ron, der schon ber die Absperrungen gesprungen war und ihm entgegenlief. Madam Hooch war auf ihrem Sitz eingeschlafen. Da hast du ihn, sagte Harry und reichte Ron den Feuerblitz. Ron schwang sich mit hingebungsvoller Miene auf den Besen und schwirrte hoch in den dunkler werdenden Himmel. Harry ging am Spielfeldrand entlang und beobachtete ihn, und als Madam Hooch jh aufschreckte, war die Nacht schon hereingebrochen. Sie tadelte die beiden, weil sie sie nicht geweckt hatten, und schickte sie ungehalten zurck ins Schloss. Harry schulterte den Feuerblitz und verlie mit Ron das dunkle Stadion. Sie sprachen ber die herrlich sanften Bewegungen des Feuerblitzes, seine irre Beschleunigung und seine haarnadelengen Drehungen. Auf halbem Weg zum Schloss wandte Harry den Blick zur Seite und sah etwas, das sein Herz fast zum Stillstand brachte - ein Augenpaar leuchtete in der Dunkelheit herber. Harry blieb wie angefroren stehen, das Herz pochte ihm gegen die Rippen. Was ist los?, fragte Ron. Harry deutete mit dem Finger in die Dunkelheit. Ron zckte den Zauberstab und murmelte Lumos!. Ein Lichtstrahl fiel ber das Gras, traf den Stamm eines Baumes und erhellte seine ste; dort, zwischen den knospenden Zweigen, kauerte Krummbein. Runter vom Baum!, brllte Ron. Er bckte sich und packte einen Stein, doch schon war Krummbein unter heftigem Wedeln seines langen rostbraunen Schwanzes verschwunden. Siehst du?, sagte Ron aufgebracht und lie den Stein fal-len. Sie lt es immer noch zu, dass er sich rumtreibt, wo er will - wahrscheinlich verdaut er gerade Krtze gewrzt mit ein paar Vgeln Harry blieb stumm. Erleichterung durchstrmte ihn und er atmete tief durch; einen Augenblick lang war er sicher gewesen, dass diese Augen dem Grimm gehrten. Sie gingen weiter. Nach seinem kurzen Panikanfall genierte sich Harry ein wenig und sprach kein Wort mit Ron - und nicht ein einziges Mal sah er sich um, bis sie die hell erleuchtete Eingangshalle des Schlosses erreicht hatten. Am nchsten Morgen ging Harry zusammen mit den anderen Jungen im Schlafsaal, die wohl alle meinten, der Feuerblitz verdiene eine Ehrengarde, hinunter zum Frhstck. Als er die Groe Halle betrat, wandten sich aller Augen dem Feuerblitz zu und aufgeregtes Getuschel hob an. Harry sah mit immenser Genugtuung, dass das Team der Slytherins wie vom Donner gerhrt dasa. Hast du sein Gesicht gesehen?, sagte Ron schadenfroh und blickte ber die Schulter zu Malfoy hinber. Er kann es nicht fassen! Das ist klasse! Selbst Wood badete in dem Glanz, den der Feuerblitz auch auf ihn warf. Hier drauf mit dem Besen, Harry, sagte er und legte den Feuerblitz mitten auf den Tisch, wobei er sorgsam darauf achtete, dass auch ja der Name zu lesen war. Bald kam einer nach dem andern von den Tischen der Ravenclaws und Hufflepuffs herber, um ihn genauer zu betrachten. Auch Cedric Diggory kam zum Tisch, um Harry zu gratulieren, weil er einen so tollen Ersatz fr seinen Nimbus bekommen hatte, und Percys Freundin von den Ravenclaws, Penelope Clearwater, fragte, ob sie den Feuerblitz einmal anfassen drfe. Na, na, Penny, keine Sabotage!, sagte Percy gut gelaunt, whrend ihre Augen ber den Feuerblitz glitten. Penelope und ich haben gewettet, erklrte er dem Team. Zehn Galleonen auf das Ergebnis des Spiels! Penelope legte den Feuerblitz zurck auf den Tisch, dankte Harry und kehrte zu den Ravenclaws zurck. Harry - sieh blo zu, dass du gewinnst, flsterte Percy eindringlich. Ich hab keine zehn Galleonen. Ja, ich komme, Penny! Und er wuselte hinber, um sich mit ihr ein Stck Toast zu teilen. Bist du auch sicher, dass du mit diesem Besen umgehen kannst, Potter?, sagte eine kalte, schnarrende Stimme. Draco Malfoy, mit Crabbe und Goyle im Schlepptau, war herbergekommen, um sich die Sache nher anzusehen. Ja, ich denk schon, sagte Harry beilufig. Hat 'ne Menge Schnickschnack eingebaut, oder?, sagte Malfoy mit bsartig glitzernden Augen. Nur Pech, dass er nicht gleich mit Fallschirm geliefert wird - falls du einem Dementor zu nahe kommst. Crabbe und Goyle kicherten. Schade, dass du keinen Ersatzarm anschrauben kannst, Malfoy, sagte Harry, der knnte den Schnatz fr dich fangen. Die Gryffindors lachten laut auf. Malfoys blasse Augen verengten sich und er stakste davon. Sie beobachteten, wie er sich zu den anderen Spielern von Slytherin setzte, die jetzt die Kpfe zusammensteckten und Malfoy ganz gewiss fragten, ob Harrys Besen wirklich ein Feuerblitz sei. Um Viertel vor elf brachen die Gryffindors zu den Umkleiderumen auf. Das Wetter war um Welten besser als bei ihrem Spiel gegen Hufflepuff. Es war ein klarer, khler Tag mit einer sanften Brise; diesmal wrde Harry keine Schwierigkeiten haben, etwas zu sehen, und so nervs er auch war,zusehends sprte er die Begeisterung, die nur ein Quidditch-Spiel mit sich brachte. Sie hrten die anderen Schler drben ins Stadion einziehen. Harry legte den schwarzen Schulumhang ab, zog den Zauberstab aus der Tasche und steckte ihn in das T-Shirt, das er unter seinem Quidditch-Umhang tragen wollte. Er wrde ihn hoffentlich nicht brauchen. Pltzlich fragte er sich, ob Professor Lupin in der Menge war und ihm zusah. Du weit, was wir tun mssen, sagte Wood, als sie schon auf dem Sprung nach drauen waren. Wenn wir dieses Spiel verlieren, knnen wir endgltig einpacken. Flieg - flieg einfach wie gestern im Training und wir schaukeln das Ding! Unter tosendem Applaus marschierten sie hinaus auf das Spielfeld. Das Team der Ravenclaws, ganz in Blau, hatte sich bereits in der Mitte aufgestellt. Ihre Sucherin, Cho Chang, war das einzige Mdchen im Team. Sie war um fast einen Kopf kleiner als Harry, und trotz seiner Nervositt stellte er fest, dass sie besonders hbsch war. Sie lchelte Harry zu, whrend sich die Teams, die Gesichter einander zugewandt, hinter ihren Kapitnen aufstellten, und Harry war ein wenig schwummrig in der Magengegend, was jedoch, wie er glaubte, nichts mit seinen angespannten Nerven zu tun hatte. Wood, Davies, begrt euch, sagte Madam Hooch beschwingt, und Wood und der Kapitn der Ravenclaws schttelten sich die Hnde. Besteigt eure Besen ... auf meinen Pfiff geht's los eins - zwei - drei - Harry stie sich ab und der Feuerblitz rauschte schneller in die Hhe als jeder andere Besen; er jagte um das Stadion herum und begann nach dem Schnatz Ausschau zu halten, dabei lauschte er immer den Worten des Freundes der Weasley-Zwillinge, der den Spielkommentar sprach. Jetzt sind sie oben, und die groe Sensation dieses Spiels ist der Feuerblitz, den Harry Potter fr die Gryffindors fliegt. Rennbesen im Test zufolge werden die Nationalmannschaften bei der diesjhrigen Weltmeisterschaft allesamt den Feuerblitz fliegen - Jordan, wren Sie wohl so freundlich uns zu sagen, wie das Spiel verluft?, unterbrach ihn Professor McGonagalls Stimme. Da haben Sie vollkommen Recht, Professor - ich wollte nur ein wenig Hintergrundwissen vermitteln - brigens hat der Feuerblitz eine eingebaute automatische Bremse und - Jordan! Schon gut, schon gut, Gryffindor im Ballbesitz, Katie Bell auf dem Weg zum Tor ... Harry zog in der Gegenrichtung an Katie vorbei auf der Suche nach einem goldenen Schimmer und bemerkte, dass Cho Chang knapp hinter ihm herflog. Zweifellos war sie eine gute Fliegerin - stndig flog sie ihm in die Quere und zwang ihn, die Richtung zu wechseln. Zeig ihr, wie du beschleunigen kannst, Harry!, rief Fred, der einem Klatscher nachjagte, der es auf Alicia abgesehen hatte, und an ihm vorbeizischte. Harry brachte den Feuerblitz auf Touren, drehte ein paar Runden um die Torstangen, und Cho fiel zurck. Gerade als es Katie gelang, das erste Tor zu erzielen, und die Gryffindor-Kurve unten im Stadion anfing verrckt zu spielen, gerade da sah er ihn - der Schnatz flitzte eine Handbreit ber dem Boden an einer der Absperrungen entlang. Harry ging in den Sturzflug; Cho entging das nicht und sie strzte ihm nach - Harry wurde immer schneller, unglaubliche Freude durchflutete ihn; Sturzflge waren seine Spezialitt jetzt war er nur noch vier Meter entfernt - Ein Klatscher, von einem Treiber der Ravenclaws geschla-gen, kam aus dem Nichts angeschossen; Harry machte einen jhen Schlenker und kam um Haaresbreite an ihm vorbei, und in diesen wenigen entscheidenden Sekunden verschwand der Schnatz. Es folgte ein lang gezogenes enttuschtes Oooooh der Gryffindor-Fans, doch viel Applaus der Ravenclaw-Kurve fr ihren Treiber. George Weasley lie Dampf ab und schmetterte den zweiten Klatscher gegen diesen Missetter der anderen Seite, der sich mitten in der Luft auf den Rcken drehen musste, um dem Ball zu entgehen. Gryffindor fhrt mit achtzig zu null Punkten, und schaut euch an, wie dieser Feuerblitz losgeht! Potter macht ihm jetzt wirklich die Hlle hei, jetzt geht er scharf in die Kurve und Changs Komet kann da einfach nicht mithalten, die Gleichgewichtsautomatik des Feuerblitzes ist wirklich erstaunlich bei diesen langen - Jordan! Werden Sie dafr bezahlt, um fr Feuerblitze Reklame zu machen? Bleiben Sie beim Spiel! Die Ravenclaws holten jetzt auf; sie hatten drei Tore erzielt und Gryffindor lag nur noch mit fnfzig Punkten vorn - wenn Cho den Schnatz vor Harry fing, wrden sie gewinnen. Harry lie sich tiefer sinken, entging knapp einem Zusammensto mit einem Jger der Ravenclaws und suchte fiebereifrig das Spielfeld ab - ein goldener Schimmer, ein Flattern winziger Flgel - der Schnatz umschwirrte eine Torstange der Gryffindors - Harry beschleunigte, die Augen auf den goldenen gerichtet - doch schon war Cho aus dem Nichts aufgetaucht und blockierte ihm die Bahn - Harry, du kannst doch jetzt nicht den Kavalier spielen!, polterte Wood, als Harry sich in die Kurve legte, um einen Zusammenprall zu vermeiden. Hau sie wenn ntig runter von ihrem Besen! Harry wandte sich um und erblickte Cho; sie grinste. Wieder war der Schnatz verschwunden. Harry zog den Feuerblitz nach oben und war rasch zehn Meter ber dem Spiel. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Cho ihn hartnckig verfolgte ... sie hatte offenbar beschlossen, ihn im Auge zu behalten anstatt den Schnatz zu suchen ... na schn ... wenn sie sich auf seine Fhrte setzen wollte, musste sie auch die Folgen tragen ... Wieder strzte er sich in die Tiefe, und Cho, die glaubte, er habe den Schnatz gesichtet, versuchte ihm zu folgen; scharf riss sich Harry aus dem Sturzflug heraus und sie trudelte weiter in die Tiefe; wieder raste er schnell wie eine Gewehrkugel in die Hhe und dann sah er ihn zum dritten Mal - der Schnatz glitzerte hoch ber dem Feld drben auf der Seite der Ravenclaws. Er legte los; viele Meter weiter unten tat es ihm Cho nach. Jetzt wrde er gewinnen, jede Sekunde kam er nher auf den Schnatz zu - dann - Oh!, schrie Cho und deutete mit dem Arm nach unten. Harry lie sich ablenken und sah hinunter. Drei Dementoren, drei groe, schwarze, kapuzentragende Dementoren, sahen zu ihm hoch. Er berlegte erst gar nicht. Er steckte die Hand in den Kragen seines Umhangs, zckte den Zauberstab und brllte: Expecto patronum! Etwas Silbrigweies, etwas Riesiges, brach aus der Spitze seines Zauberstabes hervor. Er wusste, dass es direkt auf die Dementoren zuschoss, doch er wartete nicht, um zu sehen, was passierte; mit immer noch wundersam klarem Kopf sah er nach vorne - er war fast da - er streckte die Hand aus, die immer noch den Zauberstab hielt, und schaffte es eben noch, die Faust ber dem kleinen, widerspenstig flatternden Schnatz zu schlieen. Madam Hoochs Pfiff ertnte, Harry drehte sich in der Luft und sah sechs scharlachrote Schleier auf ihn zurasen, und schon schlangen die andern Spieler so heftig die Arme um ihn, dass sie ihn fast vom Besen zerrten. Von tief unten drangen die Begeisterungsstrme der Gryffindors im Publikum herauf. Gut gemacht, mein Junge!, rief Wood immer wieder. Alicia, Angelina und Katie hatten Harry inzwischen allesamt geksst, Fred hielt ihn so fest umklammert, dass Harry frchtete, er wrde ihm den Kopf abreien. In heillosem Durcheinander schaffte das Team gerade noch die Landung. Er stieg vom Besen und sah jetzt einen Wirbel von Gryffindors auf das Spielfeld rennen, Ron vorneweg. Bevor er sich retten konnte, war er schon von einer jubelnden Menge eingeschlossen. Ja!, rief Ron und riss Harrys Arm in die Luft. Ja! Ja! Gut gemacht, Harry!, sagte Percy vergngt. Zehn Galleonen fr mich! Ich muss Penelope suchen, entschuldige mich kurz - Feine Sache, Harry!, brllte Seamus Finnigan. Klasse, verdammt noch mal!, rief Hagrid mit strahlendem Gesicht ber die Kpfe der wogenden Menschenmenge hinweg. Dein Patronus war nicht von schlechten Eltern, flsterte jemand in Harrys Ohr. Harry wandte sich um und erkannte Professor Lupin, der erschttert und erfreut zugleich wirkte. Die Dementoren haben mir gar nichts ausgemacht!, sagte Harry aufgeregt. Ich hab gar nichts gesprt! Das - hm - liegt daran, dass sie gar keine Dementoren waren, sagte Professor Lupin. Komm und sieh dir das an - Er fhrte Harry aus der Menge heraus, bis sie den Spielfeldrand sehen konnten. Du hast Mr Malfoy einen hbschen Schreck eingejagt, sagte Lupin. Harry stand mit offenem Mund da. In einem verknuelten Haufen auf dem Boden lagen Malfoy, Crabbe, Goyle und Marcus Flint, der Teamkapitn der Slytherins, und mhten sich verzweifelt, sich aus ihren langen, schwarzen Kapuzenumhngen zu befreien. Offenbar hatte Malfoy auf Goyles Schultern gestanden. jemand hatte sich ber ihnen aufgebaut und blickte mit furchtbar wtendem Blick auf sie hinab - Professor McGonagall. Ein verabscheuungswrdiger Trick!, rief sie. Ein mieser und feiger Versuch, den Sucher der Gryffindors zu behindern. Strafarbeiten fr Sie alle, und fnfzig Punkte Abzug fr Slytherin! Ich werde mit Professor Dumbledore ber diese Sache sprechen, machen Sie sich keine falschen Vorstellungen! Ah, da kommt er ja schon! Wenn irgendetwas den Sieg der Gryffindors endgltig besiegelte, dann dies. Ron, der sich zu Harry durchgekmpft hatte, krmmte sich vor Lachen, whrend sie Malfoy zusahen, wie er sich aus seinem Umhang, in dem immer noch Goyles Kopf steckte, freizustrampeln versuchte. Komm mit, Harry!, sagte George, der sich ebenfalls durchgedrngelt hatte. Fete ist angesagt! Jetzt gleich im Gemeinschaftsraum! Gut!, sagte Harry, der sich seit Ewigkeiten nicht mehr so glcklich gefhlt hatte. Er ging mit den anderen Spielern, immer noch in den scharlachroten Umhngen, voran, aus dem Stadion hinaus und zurck ins Schloss. Es war, als htten sie den Quidditch-Pokal schon gewonnen. Den ganzen Tag tobte die Fete und weit hinein in die Nacht. Fred und George Weasley verschwanden fr ein paar Stunden und kehrten mit Massen von Butterbier, Krbislimo und Sigkeiten aus dem Honigtopf zurck. Wie habt ihr das geschafft?, kreischte Angelina Johnson,whrend George anfing, Pfefferminzkrten in die Menge zu werfen. Mit ein wenig Hilfe von Moony, Wurmschwanz, Tatze und Krone, murmelte Fred Harry ins Ohr. Nur eine nahm nicht an den Festlichkeiten teil. Hermine, es war nicht zu fassen, sa tatschlich in einer Ecke und versuchte einen Riesenschinken mit dem Titel Husliches Leben und gesellschaftliche Sitten britischer Muggel zu lesen. Harry lste sich von dem Tisch, an dem Fred und George gerade mit Butterbierflaschen jonglierten, und ging zu ihr hinber. Warst du wenigstens beim Spiel?, fragte er sie. Natrlich, sagte Hermine ohne aufzusehen mit merkwrdig hoher Stimme. Und ich bin sehr froh, dass wir gewonnen haben, und du warst wirklich gut, aber ich muss das hier bis Montag gelesen haben. Komm. schon, Hermine, iss doch wenigstens etwas, sagte Harry, blickte hinber zu Ron und fragte sich, ob der so gut gelaunt war, dass er das Kriegsbeil begraben wrde. Ich kann nicht, Harry, ich muss noch vierhundertzweiundzwanzig Seiten lesen!, sagte Hermine und klang jetzt ein wenig berdreht. Auerdem ..., sie warf einen Blick zu Ron hinber, er will ja nicht, dass ich mitmache. Daran gab es keinen Zweifel, denn Ron whlte eben diesen Moment, um zu verknden: Wenn Krtze nicht vor kurzem gefressen worden wre, htte er ein paar von diesen Zuckerwattefliegen haben knnen, die mochte er so gerne - Hermine brach in Trnen aus. Bevor Harry etwas sagen oder tun konnte, hatte sie den dicken Wlzer unter den Arm geklemmt, war schluchzend zur Mdchentreppe gerannt und verschwunden. Kannst du sie nicht wenigstens ein Mal in Ruhe lassen? fragte Harry Ron mit leiser Stimme. Nein, sagte Ron stur. Wenn sie wenigstens so tun wrde, als ob es ihr Leid tte - aber Hermine gibt nie zu, dass sie im Unrecht ist. Sie tut immer noch so, als ob Krtze einfach in Urlaub gefahren wre oder so was. Die Party der Gryffindors fand erst ein Ende, als Professor McGonagall um ein Uhr morgens in schottengemustertem Morgenmantel und Haarnetz auftauchte und sie, ohne Widerspruch zuzulassen, ins Bett schickte. Whrend Harry und Ron die Treppe zum Schlafsaal hochstiegen, redeten sie immer noch ber das Spiel. Endlich, ganz erschpft, kletterte Harry ins Bett, zog die Vorhnge ringsum zu, um das Mondlicht so lange wie mglich drauen zu halten, legte sich in die Kissen und sprte, wie er fast im selben Moment in den Schlaf entschwebte ... Er hatte einen sehr seltsamen Traum. Mit dem Feuerblitz auf der Schulter durchstreifte er einen Wald auf der Spur einer silbrig weien Gestalt. Sie huschte vor ihm durch die Bume und er sah sie nur hin und wieder zwischen den Blttern auftauchen. Er wollte sie unbedingt einholen, doch je schneller er ging, desto schneller floh auch seine Beute. Harry fing an zu rennen und jetzt konnte er galoppierende Hufe vor sich hren - er stie durch dichtes Blattwerk hinaus auf eine Lichtung und - AAAAAAAAAAAAAARRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH! NEIIIIIIIIIIIIIIIIIIN! Harry erwachte so pltzlich, als htte ihm jemand ins Gesicht geschlagen. Vllig verwirrt tastete er in der Dunkelheit nach den Vorhngen - er hrte Bewegungen um sich her und von der anderen Seite des Saals kam Seamus Finnigans Stimme: Was ist denn los? Harry glaubte, die Schlafsaaltr zugehen zu hren. Endlichfand er den Spalt in den Vorhngen, er riss sie auf und im selben Augenblick machte Dean Thomas seine Lampe an. Die Vorhnge von Rons Bett waren an einer Seite zerrissen. Ron sa kerzengerade im Bett mit einem Ausdruck sprachlosen Entsetzens auf dem Gesicht. Black! Sirius Black! Mit einem Messer! Was? Hier! Gerade eben! Hat die Vorhnge aufgeschlitzt! Hat mich aufgeweckt! Bist du sicher, dass du nicht getrumt hast, Ron?, sagte Dean. Sieh dir die Vorhnge an! Ich sag dir, er war hier! Alle kletterten aus ihren Betten; Harry war als Erster an der Tr und sie rannten die Treppe hinunter. Tren flogen hinter ihnen auf. verschlafene Stimmen riefen ihnen nach - Wer hat geschrien? Was macht ihr da? Das Glimmen des sterbenden Feuers im Kamin erleuchtete den Gemeinschaftsraum, in dem noch die berbleibsel ihrer Party verstreut lagen. Er war menschenleer. Bist du sicher, dass es kein Traum war, Ron? Ich sag dir, ich hab ihn gesehen! Was soll denn dieser Lrm? Professor McGonagall hat uns doch gesagt, wir sollen ins Bett gehen! Ein paar Mdchen waren ihre Treppe heruntergekommen, die Morgenmntel fest um den Krper gewickelt und tief ghnend. Auch mehrere Jungen tauchten jetzt auf Gute Idee, machen wir weiter?, fragte Fred Weasley strahlend. Alle zurck in die Betten!, sagte Percy, der jetzt hereingerannt kam und sich beim Sprechen sein Schulsprecher-Abzeichen an den Schlafanzug heftete. Perce - Sirius Black!, sagte Ron matt. In unserem Schlafsaal! Mit einem Messer! Hat mich geweckt! Im Gemeinschaftsraum wurde es totenstill. Unsinn!, sagte Percy, wenngleich verdutzt. Du hast zu viel gegessen, Ron - davon hat man Alptrume - Ich sag dir doch - Jetzt aber wirklich, genug ist genug! Professor McGonagall war auch wieder da. Sie schlug das Portrt hinter sich zu, trat in den Gemeinschaftsraum und blickte wtend in die Runde. Ich bin ja froh, dass Gryffindor das Spiel gewonnen hat, aber Ihr Betragen wird allmhlich lstig. Percy, ich htte mehr von Ihnen erwartet! Ich habe das natrlich nicht erlaubt, Professor!, sagte Percy emprt. Ich hab sie alle ins Bett zurckgeschickt. Mein Bruder Ron hier hatte einen Alptraum - Es war kein Alptraum!, rief Ron. Professor, ich bin aufgewacht und da stand Sirius Black ber mir mit einem Messer in der Hand! Professor McGonagall starrte ihn an. Machen Sie sich nicht lcherlich, Weasley, wie htte er denn durch das Portrtloch kommen sollen? Fragen Sie doch den!, sagte Ron und wies mit zitterndem Zeigefinger auf die Rckseite von Sir Cadogans Gemlde. Fragen Sie ihn, ob er - Mit einem bellaunigen Blick auf Ron stie Professor McGonagall das Portrt zur Seite und ging hinaus. Die ganze Schar lauschte mit angehaltenem Atem. Sie - Sie haben ihn eingelassen?, kreischte Professor McGonagall. Aber - aber das Passwort! Er hat sie gehabt!, sagte Sir Cadogan stolz. Hatte alle von der ganzen Woche, Mylady! Hat sie von einem kleinen Zettel abgelesen! Professor McGonagall kletterte zurck durch das Portrtloch und wandte sich der sprachlosen Menge zu. Sie war wei wie Kreide. Wer von Ihnen, sagte sie mit zitternder Stimme, welcher unsgliche Dummkopf hat die Passwrter von dieser Woche aufgeschrieben und sie herumliegen lassen? Zunchst herrschte vollkommene Stille und dann, zuerst kaum vernehmlich, hrte man ein schrecklich verngstigtes Quieken und Fiepen. Neville Longbottom, vom Kopf bis zu den flaumigen Pantoffeln zitternd, hob langsam die Hand. ~Snapes Groll Keiner im Turm der Gryffindors schlief in dieser Nacht. Sie wussten, dass das Schloss erneut durchsucht wurde, und das ganze Haus wartete im Gemeinschaftsraum auf die Nachricht, dass sie Black endlich gefasst htten. Im Morgengrauen kehrte Professor McGonagall zurck und sagte ihnen, dass er wieder entkommen war. Wo immer sie am nchsten Tag hinkamen, berall fielen ihnen die scharfen Sicherheitsvorkehrungen auf, Professor Flitwick brachte dem Schlossportal anhand eines groen Bildes bei, Sirius Black zu erkennen; Filch wuselte die Korridore entlang und gipste alles zu, was er finden konnte, von kleinen Rissen in der Wand bis zu Mauselchern. Sir Cadogan hatten sie gefeuert. Sein Portrt hing wieder auf dem verlassenen Korridor im siebten Stock und die fette Dame war wieder an ihrem Platz. Man hatte sie zwar fachmnnisch restauriert, doch immer noch war sie hchst nervs. Ihrer Rckkehr hatte sie nur unter der Bedingung zugestimmt, dass man ihr zustzlichen Schutz bot. Und so wurde zu ihrer Bewachung eine Truppe brbeiiger Sicherheitstrolle angeheuert. Diese bedrohlich wirkenden Gestalten, die jetzt auf dem Korridor Streife gingen, unterhielten sich mittels Grunzlauten und verglichen zum Zeitvertreib die Gre ihrer Schlagkeulen. Harry fiel auf, dass die Statue der einugigen Hexe im dritten Stock unbewacht blieb und auch ihr Buckel nicht zugegipst wurde. Offenbar hatten Fred und George Recht, 281 wenn sie glaubten, sie - und inzwischen auch Harry, Ron und Hermine - wren die Einzigen, die von dem Einstieg zum Geheimgang wussten. Meinst du, wir sollten es melden?, fragte Harry Ron. Black kann ihn ohnehin nicht benutzen, sagte Ron ohne Zgern. Er msste im Honigtopf einbrechen, wenn er durch die Falltr will. Und die Besitzer htten das doch lngst gemerkt, oder etwa nicht? Harry war froh, dass Ron so dachte. Zum einen war er nicht scharf darauf zu verraten, dass er jetzt die Karte des Rumtreibers besa. Zum andern wrde er nie wieder nach Hogsmeade kommen, wenn Filch die einugige Hexe auch noch zugipste. Ron war ber Nacht zur Berhmtheit geworden. Zum ersten Mal in seinem Leben schenkten ihm die anderen Schler mehr Aufmerksamkeit als Harry und offensichtlich genoss er diese Erfahrung. Zwar steckten ihm die nchtlichen Ereignisse immer noch in den Knochen, doch eifrig schilderte er jedem, der es hren wollte, was geschehen war, und sparte dabei nicht mit Einzelheiten. ... also, mitten im Schlaf hr ich pltzlich dieses Gerusch, als ob etwas zerreit, und ich denke, ich trum, versteht ihr? Aber dann spre ich diesen Luftzug ... Ich wache auf und der Vorhang auf der einen Bettseite ist runtergerissen ... ich drehe mich um ... und da steht er ber mir ... wie ein Skelett mit langen dreckigen Haaren ... er hlt ein Messer in der Hand, mindestens dreiig Zentimeter lang - und er starrt mich an und ich starre zurck und dann schreie ich und er haut ab. Warum eigentlich?, fragte er an Harry gewandt, whrend sich die Mdchen aus der zweiten Klasse, die seiner unheimlichen Geschichte gelauscht hatten, tuschelnd entfernten. Warum, ist er abgehauen? Auch Harry hatte sich diese Frage gestellt. Warum hatte Black, nachdem er erkannt hatte, dass er das falsche Bett erwischt hatte, Ron nicht zum Schweigen gebracht, um dann zum nchsten Bett zu gehen? Black hatte vor zwlf Jahren bewiesen, dass es ihm nichts ausmachte, unschuldige Menschen zu tten, und diesmal hatte er es mit fnf unbewaffneten jungen zu tun gehabt, von denen vier schliefen. Er muss gewusst haben, dass es fr ihn schwierig wrde, aus dem Schloss zu fliehen, nachdem du geschrien und die Leute aufgeweckt hast, sagte Harry nachdenklich. Er htte das ganze Haus umbringen mssen, wenn er durch das Portrtloch zurckwollte ... und dann htte er es mit den Lehrern zu tun bekommen ... Neville war in Schimpf und Schande gefallen. Professor McGonagall war so wtend auf ihn, dass sie ihm jeden weiteren Besuch in Hogsmeade verboten, ihm eine Strafarbeit aufgehalst und jedem untersagt hatte, ihm das Passwort zum Turm zu sagen. Der arme Neville musste nun jeden Abend drauen vor dem Gemeinschaftsraum warten, wo ihn die Sicherheitstrolle misstrauisch beugten, bis jemand kam, der ihn einlie. Keine dieser Strafen jedoch kam der nahe, die seine Gromutter fr ihn in petto hatte. Zwei Tage nach Blacks Einbruch schickte sie ihm das belste, das ein Hogwarts-Schler zum Frhstck auf den Tisch bekommen konnte - einen Heuler. Die Schuleulen schwebten wie jeden Morgen mit der Post in die Groe Halle. Neville verschluckte sich, als eine groe Schleiereule mit einem scharlachroten Umschlag im Schnabel vor ihm landete. Harry und Ron, die gegenber saen, erkannten sofort, dass in diesem Brief ein Heuler steckte - ein Jahr zuvor hatte Ron einen von seiner Mutter bekommen. Hau lieber ab, Neville, riet ihm Ron. Neville lie sich das nicht zweimal sagen. Er packte den Umschlag, hielt ihn mit ausgestrecktem Arm von sich wie eine Bombe und rannte aus der Halle, ein Anblick, bei dem der Tisch der Slytherins in tosendes Gelchter ausbrach. Sie hrten den Heuler in der Eingangshalle losgehen - die Stimme von Nevilles Gromutter, magisch verstrkt auf das Hundertfache ihrer blichen Lautstrke, schrie und tobte, welche Schande er ber die ganze Familie gebracht habe. Harry empfand ein so tiefes Mitleid mit Neville, dass er zunchst gar nicht bemerkte, dass auch er einen Brief bekommen hatte. Hedwig beanspruchte jetzt seine Aufmerksamkeit und pickte ihm schmerzhaft aufs Handgelenk. Autsch! Ach - danke, Hedwig - Whrend Hedwig sich ein wenig an Nevilles Cornflakes gtlich tat, riss Harry den Umschlag auf und entfaltete den Brief. Lieber Harry, lieber Ron, wie wr's mit einer Tasse Tee heute Nachmittag gegen sechs? Ich hol euch vom Schloss ab. Wartet in der Eingangshalle auf mich. Ihr drft nicht alleine rausgehen. Beste Gre, Hagrid Er will wahrscheinlich alles ber Black hren!, sagte Ron. Und so verlieen Harry und Ron an diesem Nachmittag um sechs den Turm der Gryffindors, gingen' schleunigst an den Sicherheitstrollen vorbei und stiegen hinunter in die Eingangshalle. Hagrid wartete bereits auf sie. Ich wei, Hagrid!, sagte Ron. Du willst sicher wissen, was Samstagnacht passiert ist? Das wei ich schon alles, sagte Hagrid, ffnete das Portal und geleitete sie nach drauen. Ach so, sagte Ron ein wenig enttuscht. Das Erste, was sie sahen, als sie in Hagrids Htte traten, war Seidenschnabel. Die gewaltigen Flgel an den Krper geschmiegt hatte er sich der Lnge nach auf Hagrids Flickenvorleger ausgestreckt und verspeiste gensslich einen groen Teller toter Frettchen. Harry wandte die Augen von diesem unschnen Anblick ab und sah jetzt einen kolossalen Anzug aus braunem Fellhaar und eine frchterliche gelborangerote Krawatte an der Tr von Hagrids Kleiderschrank hngen. Wozu brauchst du diese Klamotten?, fragte Harry. Fr den Prozess gegen Seidenschnabel vor dem Ausschuss fr die Beseitigung gefhrlicher Geschpfe, sagte Hagrid. Diesen Freitag. Wir fahren zusammen runter nach London. Ich hab zwei Betten im Fahrenden Ritter gebucht ... Harry berkamen pltzlich peinliche Gewissensbisse. Dass Seidenschnabel bald der Prozess drohte, hatte er vllig vergessen, und nach Rons verlegener Miene zu schlieen war es ihm nicht anders ergangen. Zudem hatten sie ihr Versprechen vergessen, Hagrid bei der Vorbereitung fr Seidenschnabels Verteidigung zu helfen: Der Feuerblitz hatte es schlichtweg aus ihren Kpfen gelscht. Hagrid schenkte ihnen Tee ein und bot ihnen einen Teller Rosinenbrtchen an, doch sie lehnten dankend ab; Hagrids Kochknste hatten sie noch gut in Erinnerung. Ich hab was mit euch zu besprechen, sagte Hagrid und setzte sich mit einer fr ihn ungewhnlich ernsten Miene zwischen die beiden. Was denn?, wollte Harry wissen. Hermine, sagte Hagrid. Was ist mit ihr?, fragte Ron. Geht ihr ziemlich elend, muss ich euch sagen. Sie hat mich seit Weihnachten oft besucht. Hat sich einsam gefhlt. Erst habt ihr wegen dem Feuerblitz nicht mit ihr geredet, jetzt ist es wegen ihrem Kater - - hat Krtze gefressen!, warf Ron zornig ein. So sind sie eben, die Kater, fuhr Hagrid unbeirrt fort. Sie hat ziemlich oft geheult, sag ich euch. Hat's im Moment nicht leicht. Hat sich mehr aufgehalst, als sie verkraften kann, wenn ihr mich fragt, diese ganze Lernerei tut ihr nicht gut. Hat aber trotzdem Zeit gefunden, mir mit Seidenschnabel zu helfen, alle Achtung ... und hat einiges rausgefunden, was ich wirklich gut gebrauchen kann ... schtze mal, er hat jetzt 'ne reelle Chance ... Hagrid, wir htten dir auch helfen sollen - tut uns Leid -, begann Harry peinlich berhrt. Ich will euch doch nichts vorwerfen, sagte Hagrid und tat Harrys Entschuldigung mit einer Handbewegung ab. Du hast wei Gott genug zu tun gehabt, Harry, ich hab dich Tag und Nacht Quidditch trainieren sehen - aber ich muss euch sagen, ich htte gedacht, euch wr ein Freund mehr wert als Besen und Ratten. Das ist alles. Harry und Ron tauschten betretene Blicke. Sie war ganz durcheinander, unsere Hermine, als Black dich fast erstochen hat, Ron. Sie hat das Herz am richtigen Fleck, und ihr zwei redet nicht mal mit ihr - Wenn dieser Kater verschwindet, red ich wieder mit ihr!, sagte Ron zornig, aber sie hngt immer noch an dem Vieh! Ein richtiges Raubtier, und sie will kein Wort gegen ihn hren! Ach weit du, die Menschen stellen sich manchmal ein wenig dumm, wenn's um ihre Haustiere geht, sagte Hagrid weise. Hinter ihnen spuckte Seidenschnabel ein paar Frettchenknochen auf Hagrids Kissen. Den Rest der Zeit sprachen sie ber Quidditch und die inzwischen besseren Chancen Gryffindors, den Pokal zu gewinnen. Um neun brachte Hagrid sie zurck ins Schloss. Im Gemeinschaftsraum drngte sich eine groe Schlertraube um das Mitteilungsbrett. Nchstes Wochenende geht's wieder mal nach Hogsmeade!, sagte Ron, der sich ein wenig vorgedrngelt hatte, um den neuen Zettel zu lesen. Was meinst du?, fgte er mit gedmpfter Stimme an Harry gewandt hinzu, whrend sie sich setzten. Naja, Filch hat sich um den Geheimgang zum Honigtopf nicht gekmmert ..., sagte Harry noch leiser. Harry!, sprach eine Stimme in sein rechtes Ohr. Harry zuckte zusammen und wandte sich um. Am Tisch hinter ihnen sa Hermine und rumte eine Lcke in der Wand aus Bchern frei, die sie bisher verborgen hatte. Harry, wenn du noch einmal nach Hogsmeade gehst ... erzhl ich Professor McGonagall von dieser Karte!, flsterte Hermine. Hrst du jemanden reden, Harry?, knurrte Ron ohne Hermine anzusehen. Ron, wie kannst du ihn auch noch anstacheln? Nach dem, was Sirius Black dir fast angetan htte! Ich mein's ernst, ich geh zu - Jetzt treibst du es noch so weit, dass sie Harry von der Schule werfen!, zischte Ron wtend. Hast du dieses Jahr noch nicht genug Schaden angerichtet? Hermine ffnete den Mund, um zu antworten, doch mit einem leisen Fauchen sprang ihr Krummbein auf den Scho. Hermine warf Ron einen besorgten Blick zu, dessen Gesicht jetzt einen merkwrdigen Ausdruck annahm. Sie packte Krummbein und ging rasch in Richtung Mdchenschlafsaal davon. Also, wie steht's?, sagte Ron zu Harry, als wren sie gar nicht unterbrochen worden. Komm schon, das letzte Mal, als du in Hogsmeade warst, hast du doch gar nichts gesehen. Du bist noch nicht mal bei Zonko gewesen! Harry vergewisserte sich, dass Hermine auer Hrweite war. Gut, sagte er. Aber diesmal nehm ich den Tarnumhang. Am Samstagmorgen packte Harry seinen Tarnumhang in die Schultasche, steckte die Karte des Rumtreibers in die Hose und ging mit den andern hinunter zum Frhstck. Hermine sah von der anderen Seite des Tisches immer wieder misstrauisch herber, doch er mied ihren Blick und sorgte dafr, dass sie ihn drauen in der Eingangshalle die Marmortreppe hochsteigen sah, whrend sich alle andern am Portal versammelten. Tschau!, rief Harry Ron nach. Wir sehen uns, wenn ihr zurck seid! Ron grinste und zwinkerte. Harry rannte hoch in den dritten Stock und zog die Karte hervor. Er kauerte sich hinter der einugigen Hexe auf den Boden und breitete sie aus. Ein kleiner Punkt bewegte sich in seine Richtung. Harry verfolgte ihn gespannt. In winziger Schrift neben dem Punkt stand Neville Longbottom. Rasch zckte Harry den Zauberstab, murmelte Dissendium und schob seine Schultasche in die Statue, doch bevor er selbst hineinklettern konnte, kam Neville um die Ecke Harry! Ich hab ganz vergessen, dass du ja auch nicht nach, Hogsmeade darfst! Hallo, Neville, sagte Harry. Schnell ging er ein Paar Schritte weg von der Statue und stopfte die Karte in die Umhangtasche. Irgendwelche Plne? Ne, sagte Neville schulterzuckend. Hast du Lust auf 'ne Partie Snape explodiert? hm - nicht jetzt - ich wollte eben in die Bibliothek und diesen Vampiraufsatz fr Lupin schreiben - Ich komm mit!, sagte Neville strahlend. Ich hab noch gar nicht damit angefangen! hm - wart mal - ja, hab ich ganz vergessen, ich hab ihn gestern Abend fertig geschrieben! Toll, dann kannst du mir ja helfen!, sagte Neville und sein Blick flehte um Beistand. Das mit dem Knoblauch kapier ich berhaupt nicht - mssen die den essen oder was - Unter leisem Keuchen erstarb Nevilles Stimme. Sein Blick fiel an Harry vorbei auf den Korridor. Es war Snape. Neville ging rasch hinter Harry in Deckung. Und was macht ihr beide hier?, sagte Snape, baute sich vor ihnen auf und sah sie abwechselnd an. Ein ungewhnlicher Treffpunkt - Harry berkam gewaltige Unruhe, als Snapes flackernder Blick ber die Tren zu beiden Seiten des Ganges huschte und dann an der einugigen Hexe hngen blieb. Das - das ist nicht unser Treffpunkt, sagte Harry. Wir haben uns - einfach zufllig getroffen. Tatschlich?, sagte Snape. Du hast die Gewohnheit, an ausgefallenen Orten aufzutauchen, Potter, und das meist aus ganz bestimmten Grnden ... Ich schlage vor, ihr zwei geht schleunigst zurck in euren Turm, dahin, wo ihr hingehrt. Harry und Neville gingen ohne ein weiteres Wort davon. Bevor sie um die Ecke bogen, wandte sich Harry noch einmal um. Snape strich mit der Hand ber den Kopf der einugigen Hexe und untersuchte sie genau. Bei der fetten Dame angelangt, schaffte es Harry, Nevilleabzuschtteln, indem er ihm das Passwort sagte und vorschtzte, seinen Vampiraufsatz in der Bibliothek vergessen zu haben. Er rannte davon. Auer Sicht der Sicherheitstrolle zog er die Karte hervor und versenkte sich in den Plan des Schlosses. Der Korridor im dritten Stock schien wie ausgestorben. Harry suchte die Karte sorgfltig ab und stellte mit Erleichterung fest, dass der kleine Punkt namens Severus Snape inzwischen wieder in seinem Bro war. Er rannte zurck zur einugigen Hexe, ffnete ihren Buckel, schlpfte hinein und schlitterte hinunter zu seiner Tasche am Ende der steinernen Rutsche. Er lschte die Karte des Rumtreibers und spurtete los. Harry, unter dem Tarnumhang vollkommen verborgen, trat ins Sonnenlicht vor dem Honigtopf und klopfte Ron auf den Rcken. Ich bin's, murmelte er. Wo hast du so lange gesteckt?, zischte Ron. Snape ist herumgeschlichen ... Sie machten sich auf den Weg die Hauptstrae entlang. Wo bist du?, murmelte Ron immer wieder aus den Mundwinkeln. Bist du noch da? Ein komisches Gefhl ist das ... Sie gingen zum Postamt. Ron tat so, als wolle er wissen, wie viel eine Eule zu Bill nach gypten koste, damit sich Harry in Ruhe umsehen konnte. Die Eulen, mindestens dreihundert Tiere, saen auf Stangen und fiepten ihm leise zu; alles war vertreten, von den groen Uhus bis zu den Kuzchen (Zustellung nur innerorts), die so winzig waren, dass sie auf Harrys Hand Platz gehabt htten. Dann besuchten sie Zonko, wo sich so viele Schler drngelten, dass Harry sorgfltig aufpassen musste, niemandemauf die Zehen zu treten und eine Panik auszulsen. Hier gab es Scherz- und Juxartikel, die selbst Freds und Georges wildeste Trume verblassen lieen; Harry flsterte Ron zu, was er tun sollte, und reichte ihm unter seinem Umhang ein paar Goldmnzen. Sie verlieen Zonko mit stark erleichterten Geldbeuteln, doch die Taschen berstend voll mit Stinkbomben, Schluckaufdrops, Froschlaichseife und mit je einer nasebeienden Teetasse. Es war ein schner Tag mit einer leichten Brise, und keiner von beiden hatte Lust, sich irgendwo reinzusetzen. Also schlenderten sie an den Drei Besen vorbei und einen Hgel hinauf Dort oben, ein wenig abseits vom Dorf, stand das verspukteste Haus in ganz Britannien, die Heulende Htte. Mit ihren brettervernagelten Fenstern und dem morastigen, berwucherten Garten war sie selbst bei Tageslicht ein wenig schaurig. Sogar die Geister von Hogwarts machen einen Bogen um die Htte, sagte Ron, whrend sie ber den Zaun gelehnt zu ihr hochsahen. Ich hab den Fast Kopflosen Nick gefragt ... er meinte, hier htte eine ziemlich raue Bande gelebt. Keiner kommt da rein. Fred und George haben's natrlich versucht, aber alle Eingnge sind versiegelt ... Harry, von der Klettertour erhitzt, berlegte gerade, ob er den Umhang nicht eine Weile ablegen sollte, als sie Stimmen in der Nhe hrten. Jemand stieg auf der anderen Seite des Hgels zur Htte empor; Sekunden spter war Malfoy zu erkennen, dicht gefolgt von Crabbe und Goyle. Malfoy sprach. ... ich erwarte jede Minute eine Eule von meinem Vater. Er musste zum Prozess, um ihnen von meinem Arm zu berichten ... dass ich ihn drei Monate lang nicht gebrauchen konnte ... Crabbe und Goyle glucksten. Ich wnschte, ich knnte dabei sein, wenn sich dieser zottige Volltrottel zu verteidigen sucht ... >Der tut nichts Bses, ehrlich -< ... dieser Hippogreif ist so gut wie tot - Da fiel Malfoys Blick auf Ron. Sein blasses Gesicht verzog sich zu einem bsartigen Grinsen. Was machst du denn hier, Weasley? Malfoy sah an Ron vorbei zu dem bauflligen Haus. Vermute mal, du wrdest am liebsten hier wohnen, nicht wahr, Weasley? Trumst davon, ein eigenes Schlafzimmer zu haben? Hab gehrt, bei euch schlafen sie alle in einem Zimmer - stimmt das? Harry packte Ron von hinten am Umhang, damit der sich nicht auf Malfoy strzte. berlass ihn mir, zischte er Ron ins Ohr. Die Gelegenheit war einfach zu gut. Leise schlich sich Harry hinter Malfoy, Crabbe und Goyle, bckte sich und grub eine groe Hand voll Schlamm aus dem Fuweg. Wir reden gerade ber deinen Freund Hagrid, sagte Malfoy zu Ron. Was er wohl dem Ausschuss fr die Beseitigung gefhrlicher Geschpfe erzhlt? Glaubst du, er fngt an zu heulen, wenn sie seinem Hippogreif - Klatsch. Malfoys Kopf ruckte nach vorn, als ihn der Schlamm von hinten traf; an seinem silberblonden Haar tropfte der Modder herunter. Was zum -? Ron bekam wabblige Knie vor Lachen und musste sich am Zaun festhalten. Malfoy, Crabbe und Goyle torkelten im Kreis herum und stierten fassungslos in die Gegend. Mhselig wischte sich Malfoy den Dreck aus den Haaren. Was war das? Wer war das? Spukt ganz schn hier oben, sagte Ron, als wrde er bers Wetter reden. Crabbe und Goyle bekamen es offenbar mit der Angst zu tun. Gegen Gespenster konnten sie mit ihren berquellenden Muskelpaketen nichts ausrichten. Malfoy stierte mit irrem Blick in die menschenleere Gegend. Harry schlich den Fuweg entlang bis zu einer besonders dreckigen Pftze und griff sich beherzt eine Hand voll bel riechenden grnlichen Schlicks. Flatsch. Diesmal bekamen Crabbe und Goyle ihren Anteil. Goyle tapste wtend umher und wischte sich verzweifelt den Schlick aus den kleinen dumpfen Augen. Es kommt von da drben!, sagte Malfoy und zeigte auf eine Stelle etwa zwei Meter links von Harry, whrend er sich immer noch das Gesicht wischte. Crabbe stolperte los, die langen Arme ausgestreckt wie ein Zombie. Harry duckte sich seitlich weg, hob einen Ast vom Boden und schleuderte ihn auf Crabbes Rcken. Crabbe hob vor Schreck vom Boden ab und drehte eine Pirouette in der Luft; Harry krmmte sich vor stummem Lachen. Da Ron der Einzige war, den Crabbe sehen konnte, ging er auf ihn los, doch Harry stellte ihm ein Bein - und Crabbes riesiger Plattfu verhedderte sich im Saum von Harrys Umhang. Harry sprte ein mchtiges Zerren, dann wurde der Tarnumhang von seinem Gesicht gerissen. Fr den Bruchteil einer Sekunde starrte ihn Malfoy an. AAAARH!, brllte er und deutete auf Harrys Kopf Dann machte er auf dem Absatz kehrt und rannte mit halsbrecherischer Geschwindigkeit den Hgel hinunter, Crabbe und Goyle auf den Fersen. Harry zog sich den Umhang wieder ber den Kopf, doch nun war es passiert. Harry!, sagte Ron, stolperte in seine Richtung und starrte hoffnungslos auf die Stelle, wo Harry verschwundenwar, du haust besser ab! Wenn Malfoy das erzhlt - du musst zurck ins Schloss, aber schnell - Bis spter, sagte Harry, und ohne ein weiteres Wort zu verlieren rannte er den Fuweg hinunter nach Hogsmeade. Wrde Malfoy seinen eigenen Augen trauen? Wrde irgend jemand Malfoy Glauben schenken? Keiner wusste von dem Tarnumhang - keiner auer Dumbledore. Harry drehte sich der Magen - wenn Malfoy die Geschichte erzhlte, wrde Dumbledore genau wissen, was passiert war - Zurck in den Honigtopf, die Kellertreppe hinunter, ber den steinernen Fuboden, durch die Falltr - Harry zog den Umhang aus, klemmte ihn unter den Arm und rannte ohne nachzudenken den Geheimgang entlang - Malfoy wrde vor ihm zurck sein - wie lange wrde er brauchen, um einen Lehrer zu finden? Er keuchte und sprte ein heftiges Stechen in der Seite, doch er rannte atemlos weiter, bis er die steinerne Rutsche erreichte. Er wrde den Umhang hier lassen mssen, er wre ein zu groer Verlust, falls Malfoy ihn bei einem Lehrer anschwrzen wrde - er versteckte ihn in einer dunklen Ecke und kletterte so schnell er konnte die Rutsche hoch. Immer wieder glitten seine schwitzigen Hnde an den Seiten ab. Er gelangte ins Innere des Hexenbuckels, tippte mit dem Zauberstab dagegen, streckte den Kopf ins Freie und kletterte hinaus; der Buckel schloss sich, und gerade als Harry hinter der Statue hervorgesprungen war, hrte er schnelle Schritte nher kommen. Es war Snape. Rasch und mit wehendem schwarzem Umhang ging er auf Harry zu und baute sich vor ihm auf So, sagte er. Unterdrckte Siegesgewissheit spiegelte sich in seinem Gesicht. Harry mhte sich wie ein Unschuldslamm auszusehen, doch er war sich bewusst, dass sein Gesicht verschwitztwar und seine Hnde voller Erde klebten, und er steckte sie rasch in die Taschen. Mitkommen, Potter, sagte Snape. Harry folgte ihm die Treppe hinunter. Unterwegs versuchte er die Hnde an der Innenseite seines Umhangs sauber zu wischen, ohne dass Snape es bemerkte. Sie gingen die Treppen zu den Kerkern hinunter und betraten Snapes Bro. Hier war Harry schon einmal gewesen, und auch damals hatte er in einem ziemlichen Schlamassel gesteckt. Seither hatte Snape noch ein paar weitere frchterliche Schleimungetme erworben, allesamt in Glasgefen auf Regalen hinter seinem Schreibtisch ausgestellt. Sie glitzerten im Licht des Feuers und hellten die bedrohliche Stimmung nicht gerade auf. Setz dich, sagte Snape. Harry setzte sich. Snape jedoch blieb stehen. Mr Malfoy war eben bei mir und hat mir eine merkwrdige Geschichte erzhlt, Potter, sagte Snape. Harry sagte nichts. Er sei oben bei der Heulenden Htte gewesen und habe dort zufllig Weasley getroffen - der offenbar allein war. Harry schwieg. Mr Malfoy behauptet, er habe sich mit Weasley unterhalten, als ihn eine ziemliche Hand voll Schlamm in den Nacken getroffen habe. Wie, glaubst du, konnte das geschehen? Ich wei nicht, Professor. Snapes Blick bohrte sich in Harrys Augen. Es war genau wie bei einem Hippogreif, den man anstarren musste, und Harry versuchte angestrengt nicht zu blinzeln. Daraufhin hatte Mr Malfoy eine ungewhnliche Erscheinung. Hast du eine Ahnung, was es gewesen sein knnte? Nein, sagte Harry und versuchte jetzt arglos-neugierig zu klingen. Es war dein Kopf, Potter. Und er schwebte in der Luft. Ein langes Schweigen trat ein. Vielleicht sollte er mal rber zu Madam Pomfrey, sagte Harry, wenn er solche Dinge sieht - Was hatte dein Kopf in Hogsmeade zu suchen, Potter?, sagte Snape leise. Dein Kopf ist in Hogsmeade verboten. Kein Teil deines Krpers darf dort sein. Das wei ich, sagte Harry und mhte sich, auf seinem Gesicht weder Schuld noch Angst zu zeigen. Klingt ganz so, als htte Malfoy Halluzin ... Malfoy hat keine Halluzinationen, schnarrte Snape. Er beugte sich hinunter und legte die Hnde auf Harrys Armlehnen, so dass ihre Gesichter keine Handbreit voneinander entfernt waren. Wenn dein Kopf in Hogsmeade war, dann war auch der Rest von dir dort. Ich war oben in unserem Turm, sagte Harry, wie Sie gesagt - Kann das jemand besttigen? Harry antwortete nicht. Snapes schmaler Mund kruselte sich zu einem frchterlichen Lcheln. Soso, sagte er und richtete sich auf Alle Welt, vom Zaubereiminister abwrts, bemht sich, den berhmten Harry Potter vor Sirius Black zu schtzen. Doch der berhmte Harry Potter folgt seinem eigenen Gesetz. Sollen sich die gewhnlichen Leute um seine Sicherheit sorgen! Der berhmte Harry Potter geht, wohin er will, ohne an die Folgen zu denken. Harry schwieg beharrlich. Snape wollte ihn doch nur triezen und ihm die Wahrheit entlocken. Den Gefallen wrde er ihm nicht tun. Snape hatte keinen Beweis - noch nicht. Du bist deinem Vater ganz erstaunlich hnlich, Potter,sagte Snape pltzlich mit glitzernden Augen. Auch er war ber die Maen arrogant. Ein gewisses Talent auf dem Quidditch-Feld lie ihn glauben, er stehe ber uns anderen. Ist mit Freunden und Bewunderern herumstolziert ... ihr seid euch geradezu unheimlich hnlich. Mein Dad ist nicht herumstolziert, platzte es aus Harry heraus. Und ich auch nicht. Und dein Vater hat auch nicht viel von Regeln gehalten, fuhr Snape fort; sein schmales Gesicht war voll Heimtcke. Regeln waren fr die Normalsterblichen da, nicht fr die Pokalsieger im Quidditch. Der Kopf war ihm so geschwollen - Schweigen Sie! Pltzlich war Harry auf den Beinen. Ein Zorn, wie er ihn seit dem letzten Abend im Ligusterweg nicht mehr gesprt hatte, durchstrmte ihn. Es war ihm gleich, dass sich Snapes Gesicht versteinert hatte und seine schwarzen Augen gefhrlich blitzten. Was hast du eben gesagt, Potter? Sie sollen aufhren, ber meinen Vater zu reden!, rief Harry. Ich wei die Wahrheit, okay? Er hat ihnen das Leben gerettet. Dumbledore hat es mir gesagt! Sie wren nicht einmal hier ohne meinen Dad! Snapes fahle Haut hatte die Farbe saurer Milch angenommen. Und hat dir der Schulleiter auch von den Umstnden berichtet, unter denen dein Vater mir das Leben gerettet hat?, flsterte er. Oder glaubte er, die Einzelheiten seien zu unerfreulich fr die Ohren des geschtzten jungen Potter? Harry biss sich auf die Lippen. Er wusste nicht, was geschehen war, wollte es aber nicht zugeben - doch Snape schien die Wahrheit zu erraten. Es wre mir berhaupt nicht recht, wenn du mit einerfalschen Vorstellung von deinem Vater herumlufst, Potter, und ein schreckliches Grinsen verzerrte sein Gesicht. Hast du dir vielleicht eine glorreiche Heldentat vorgestellt? Dann muss ich dich enttuschen - dein ach so wunderbarer Vater und seine Freunde spielten mir einen hchst amsanten Streich, der mich umgebracht htte, wenn dein Vater nicht im letzten Augenblick kalte Fe bekommen htte. Das hatte berhaupt nichts mit Mut zu tun. Er rettete sein Leben ebenso wie meines. Wenn ihr Scherz gelungen wre, htte man sie von der Schule geworfen. Snape bleckte seine unregelmigen gelblichen Zhne. Leer deine Taschen aus, Potter!, blaffte er ihn pltzlich an. Harry rhrte sich nicht. In seinen Ohren hmmerte es. Leer die Taschen aus oder wir gehen sofort zum Schulleiter! Zieh sie raus, Potter! Kalt vor Angst zog Harry langsam die Tte mit Scherzartikeln von Zonko und die Karte des Rumtreibers hervor. Snape griff sich Zonkos Tte. Ron hat sie mir geschenkt, sagte Harry und flehte zum Himmel, er wrde Ron noch warnen knnen, bevor Snape ihn sah. Er - hat sie letztes Mal aus Hogsmeade mitgebracht - Ach ja? Und du trgst sie seither stndig mit dir herum? Wie ungemein rhrend ... und was ist das hier? Snape hielt die Karte in Hnden. Harry versuchte mit aller Kraft, gleichmtig dreinzuschauen. Nur so 'n Stck Pergament, sagte er achselzuckend. Snape drehte es hin und her, ohne den Blick von Harry zu wenden. Du brauchst doch sicher kein so altes Stck Pergament?, sagte er. Warum - werfen wir es nicht einfach weg? Seine Hand nherte sich dem Feuer. Nein!, sagte Harry rasch. Ach?, sagte Snape mit zitternden Nasenflgeln. Noch ein wohl behtetes Geschenk von Mr Weasley? Oder - ist es etwas ganz anderes? Ein Brief vielleicht, mit unsichtbarer Tinte? Oder - die Anleitung, wie man nach Hogsmeade kommt, ohne an den Dementoren vorbeizumssen? Harry blinzelte. Snapes Augen glhten. Das werden wir gleich haben ..., murmelte er, zckte seinen Zauberstab und breitete die Karte auf dem Schreibtisch aus. Enthlle dein Geheimnis!, sagte er und berhrte das Pergament mit dem Zauberstab. Nichts geschah. Harry ballte die Hnde zu Fusten, um seine zitternden Finger zu verbergen. Zeige dich!, sagte Snape und versetzte der Karte einen scharfen Hieb. Sie blieb leer. Harry atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Professor Severus Snape, Oberlehrer an dieser Schule, befiehlt dir, das Wissen, das du verbirgst, preiszugeben!, sagte Snape und schlug die Karte mit dem Zauberstab. Wie von unsichtbarer Hand erschienen Wrter auf der glatten Oberflche der Karte. Mr Moony erweist Professor Snape die Ehre und bittet ihn, seine erstaunlich, lange Nase aus den Angelegenheiten anderer Leute herauszuhalten. Snape erstarrte. Auch Harry starrte wie vom Donner gerhrt auf die Schrift. Doch die Karte lie es nicht dabei bewenden. Unter der ersten Mitteilung erschien ein neuer Satz. Mr Krone kann Mr Moony nur beipflichten und mchte hinzufgen, dass Professor Snape ein hsslicher Schaumschlger ist. Das wre alles recht komisch, dachte Harry, wenn die Lage nicht so ernst wre. Und es kam noch schlimmer ... Mr Tatze wnscht sein Befremden kundzutun, dass ein solcher Dummkopf jemals Professor wurde. Harry schloss die Augen vor Entsetzen. Als er sie wieder ffnete, hatte die Karte schon ihr letztes Wort geschrieben. Mr Wurmschwanz wnscht Professor Snape einen schnen Tag und rt dem Schleimbeutel, sich die Haare zu waschen. Harry wartete auf den groen Knall. Schn ..., sagte Snape gedmpft. Wir werden der Sache auf den Grund gehen ... Er ging hinber zum Feuer, nahm eine Faust voll glitzerndem Puder aus einem Fsschen auf dem Kaminsims und warf es in die Flammen. Lupin!, rief Snape ins Feuer. Ich muss Sie kurz sprechen! Harry starrte verblfft ins Feuer. Eine groe Gestalt erschien darin und drehte sich rasend schnell um sich selbst. Sekunden spter stieg Professor Lupin aus dem Kamin und klopfte sich Asche von seinem schbigen Umhang. Sie haben gerufen, Snape?, sagte Lupin milde. Allerdings, sagte Snape mit zornverzerrtem Gesicht und ging zurck zum Schreibtisch. Ich habe eben Potter aufgefordert, seine Taschen zu leeren. Dies hier hatte er bei sich. Snape deutete auf das Pergament, auf dem immer noch die Worte der Herren Moony, Wurmschwanz, Tatze und Krone schimmerten. Lupins Gesicht wirkte pltzlich merkwrdig verschlossen. Nun?, sagte Snape. Lupin starrte immer noch auf die Karte. Harry hatte den Eindruck, dass er sehr rasch nachdachte. Nun?, sagte Snape erneut. Dieses Pergament steckt offensichtlich voll schwarzer Magie. Das ist angeblich Ihr Fachgebiet, Lupin. Wo, glauben Sie, hat Potter so etwas her? Lupin sah auf und warf Harry einen flchtigen Blick zu. Misch dich blo nicht ein, schien er zu bedeuten. Voll schwarzer Magie?, wiederholte er sanft. Glauben Sie wirklich, Snape? Mir kommt es nur wie ein Stck Pergament vor, das jeden beleidigt, der es liest. Kindisch, aber doch nicht gefhrlich? Ich denke, Harry hat es aus dem Scherzartikelladen - Tatschlich?, sagte Snape. Sein Kiefer mahlte vor Zorn. Sie glauben, ein Juxladen wrde ihm so etwas verkaufen? Halten Sie es nicht fr wahrscheinlicher, dass er es direkt von den Herstellern hat? Harry begriff nicht, was Snape meinte. Lupin scheinbar auch nicht. Sie meinen, von Mr Wurmschwanz oder einem der andern?, fragte er. Harry, kennst du einen von diesen Mnnern? Nein, sagte Harry rasch. Sehen Sie, Severus?, sagte Lupin und wandte sich erneut Snape zu. Mir kommt es vor wie etwas, das es bei Zonko zu kaufen gibt - Wie gerufen kam Ron ins Bro gestrmt und konnte, vllig auer Atem, nur knapp vor Snapes Schreibtisch abbremsen. Er hatte die Hand auf die offenbar stechende Brust gepresst und versuchte etwas zu sagen. Ich - habe - Harry - diese - Sachen - geschenkt, wrgte er hervor. Hab sie ... bei Zonko gekauft ... schon - ewig - lange - her ... Gut!, sagte Lupin, klatschte in die Hnde und blickte gut gelaunt in die Runde, das scheint mir die Sache zu klren! Severus, das hier nehme ich an mich, einverstanden? Er faltete die Karte zusammen und steckte sie in den Umhang. Harry, Ron, ihr kommt mit mir auf ein Wort ber den Vampiraufsatz - entschuldigen Sie uns bitte, Severus - Sie gingen hinaus und Harry wagte es nicht, einen Blick auf Snape zu werfen. Ohne ein einziges Wort zu wechseln gingen die drei den ganzen Weg zurck zur Eingangshalle. Dann wandte sich Harry an Lupin. Professor, ich - Ich mchte jetzt keine Erklrungen hren, sagte Lupin kurz angebunden. Er sah sich in der leeren Eingangshalle um und dmpfte die Stimme. Zufllig wei ich, dass Mr Filch diese Karte vor vielen Jahren beschlagnahmt hat. Harry und Ron rissen erstaunt die Augen auf. Ja, ich wei, dass es eine Karte ist, fuhr er fort. Ich mchte nicht wissen, wie sie in deinen Besitz gelangt ist. Allerdings bin ich erstaunt, dass du sie nicht an mich weitergegeben hast. Besonders nach dem, was beim letzten Mal geschehen ist, als ein Schler Informationen ber das Schloss herumliegen lie. Und ich kann sie dir nicht mehr zurckgeben, Harry. Harry hatte nichts anderes erwartet und war auf die Erklrung so gespannt, dass er gar nicht erst widersprach. Warum glaubt Snape eigentlich, dass ich sie von den Herstellern habe? Weil ..., Lupin zgerte, weil die Hersteller der Karte dich sicher aus der Schule haben wollten. Das htten sie hchst unterhaltsam gefunden. Sie kennen sie?, fragte Harry beeindruckt. Oberflchlich, sagte Lupin knapp. Er sah Harry ernster an als je zuvor. Glaub nicht, dass ich noch einmal fr dich in die Bresche springe, Harry. Ich kann dich nicht dazu zwingen, Sirius Black ernster zu nehmen. Aber ich htte geglaubt, dass die Dinge, die du hrst, wenn die Dementoren in die Nhe kommen, dich strker beeindruckt htten. Deine Eltern haben ihr Leben fr deines geopfert, Harry. Das ist keineschne Art, ihnen zu danken - ihr Opfer fr eine Tte magischer Scherzartikel zu verspielen. Er ging davon und lie Harry stehen, und Harry fhlte sich schlechter als je in Snapes Bro. Langsam stieg er mit Ron die Marmortreppe hoch. Als sie an der einugigen Hexe vorbeikamen, fiel ihm der Tarnumhang ein - er war immer noch dort unten, doch er wagte es nicht, ihn zu holen. Es ist meine Schuld, sagte Ron aus heiterem Himmel. Ich hab dich angestiftet mitzukommen. Lupin hat Recht, es war dumm, wir htten es nicht tun drfen - Er verstummte; sie waren jetzt in dem Korridor, in dem die Sicherheitstrolle auf und ab marschierten, und Hermine kam auf sie zu. Nach einem Blick in ihr Gesicht war sich Harry sicher, dass sie gehrt hatte, was passiert war. Sein Herz verkrampfte sich - hatte sie es Professor McGonagall erzhlt? Sie hielt vor ihnen an. Na, willst du deine Schadenfreude genieen?, sagte Ron gehssig. Oder hast du uns gerade verpetzt? Nein, sagte Hermine. Sie hielt einen Brief in der Hand und ihre Lippen zitterten. Ich dachte nur, ihr solltet es erfahren ... Hagrid hat den Prozess verloren. Sie werden Seidenschnabel hinrichten. ~Das Finale Er - er hat mir das geschickt, sagte Hermine und hielt einen Brief in die Hhe. Harry nahm das feuchte Pergament. Riesige Trnen hatten die Tinte an manchen Stellen so sehr verschwimmen lassen, dass der Brief schwer zu lesen war. Liebe Hermine, wir haben verloren. Ich darf ihn nach Hogwarts zurckbringen. Der Tag der Hinrichtung steht noch nicht fest. London hat Schnbelchen gefallen. All deine Hilfe fr uns werde ich nie vergessen. Hagrid Das knnen sie nicht machen, sagte Harry. Das drfen sie nicht. Seidenschnabel ist nicht gefhrlich. Malfoys Vater hat den Ausschuss eingeschchtert, sagte Hermine und wischte sich die Augen. Ihr wisst doch, wie er ist. Das ist eine Bande tattriger alter Dummkpfe und sie hatten Angst. Allerdings gibt es wie immer eine Berufungsverhandlung. Aber ich mache mir keine Hoffnungen ... ndern wird sich nichts. O doch, sagte Ron grimmig. Diesmal bist du nicht alleine, Hermine, ich werde dir helfen. O Ron! Sie warf ihre Arme um seinen Hals und schluchzte verzweifelt. Ron, vollkommen ratlos, ttschelte scheu ihren Kopf Schlielich lie sie ihn los. Ron, es tut mir wirklich ganz furchtbar Leid wegen Krtze ..., schluchzte sie. Ach - hm - es war schon eine alte Ratte, sagte Ron, offenbar ausgesprochen erleichtert, dass sie wieder auf eigenen Beinen stand. Und nicht besonders ntzlich. Wer wei, vielleicht kaufen mir Mum und Dad jetzt eine Eule. Seit Blacks zweitem Einbruch waren scharfe Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden und die drei konnten Hagrid abends nicht mehr besuchen. Die einzige Gelegenheit, mit ihm zu reden, ergab sich in Pflege magischer Geschpfe. Der Schock des Urteils schien ihm immer noch in den Knochen zu stecken. 's ist alles meine Schuld. Hab einfach das Maul nicht aufgebracht. Die sitzen alle vor mir in ihren schwarzen Umhngen und ich lass stndig meine Zettel fallen und vergess alles, was du fr mich aufgeschrieben hast, Hermine. Und dann steht auch noch Lucius Malfoy auf und sagt seinen Teil und der Ausschuss hat genau das gemacht, was er wollte ... Du hast immer noch die Berufung!, sagte Ron grimmig. Gib ja nicht auf, wir lassen uns was einfallen! Nach dem Unterricht gingen sie zusammen zurck zum Schloss. In einiger Entfernung auf dem ansteigenden Weg sahen sie Malfoy mit Crabbe und Goyle, der sich immer wieder unter hmischem Gelchter zu ihnen umdrehte. Ntzt doch alles nichts, Ron, sagte Hagrid traurig, als sie die Schlosstreppe erreicht hatten. Lucius Malfoy hat diesen Ausschuss in der Tasche. Ich kann nur noch dafr sorgen, dass es Seidenschnbelchen fr den Rest seiner Tage richtig gut geht. Das schulde ich ihm ... Hagrid drehte sich um, vergrub das Gesicht in sein Taschentuch und kehrte rasch zu seiner Htte zurck. Guckt mal, wie der flennt! Malfoy, Crabbe und Goyle hatten hinter dem Schlossportal gestanden und gelauscht. Hast du jemals so was Erbrmliches erlebt?, sagte Malfoy. Und der soll unser Lehrer sein! Harry und Ron gingen zornig ein paar Schritte auf Malfoy zu, doch Hermine war schneller - klatsch. Mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, gab sie Malfoy ein paar gepfefferte Ohrfeigen. Malfoy zitterten die Beine. Harry, Ron, Crabbe und Goyle standen mit aufgerissenen Mndern da und wieder hob Hermine die Hand. Wag es nicht noch einmal, Hagrid erbrmlich zu nennen, du Mistkerl - du Schuft - Hermine!, sagte Ron zaghaft und versuchte ihre Hand die noch einmal ausholte, festzuhalten. Lass mich los, Ron! Hermine zckte ihren Zauberstab. Malfoy wich zurck Crabbe und Goyle suchten in heilloser Verwirrung seinen Blick. Kommt, murmelte Malfoy, und im Nu waren alle drei im Eingang zu den Kerkern verschwunden. Hermine!, sagte Ron noch einmal, verdutzt und beeindruckt zugleich. Harry, sieh blo zu, dass du ihn im Quidditch-Finale schlgst, sagte Hermine schrill. Du musst einfach, ich kann es einfach nicht ertragen, wenn Slytherin gewinnt! Zauberkunst hat schon angefangen, sagte Ron, der Hermine immer noch glubschugig anstarrte. Wir mssen uns beeilen. Sie rannten die Marmortreppe zu Professor Flitwicks Klassenzimmer hoch und traten ein. Ihr kommt zu spt Jungs!, tadelte sie Professor Flitwick. Schnell die Zauberstbe raus, wir ben heute Aufmunterungszaubern, tut euch bitte paarweise zusammen -Harry und Ron eilten zu einem Tisch ganz hinten und ffneten die Mappen. Ron blickte ber die Schulter. Wo ist Hermine abgeblieben? Auch Harry sah sich um. Hermine war nicht mit ins Klassenzimmer gekommen, doch Harry wusste genau, dass sie neben ihm gewesen war, als er die Tr geffnet hatte. Ist ja seltsam, sagte Harry und starrte Ron an. Vielleicht - vielleicht ist sie aufs Klo gegangen? Doch Hermine tauchte in dieser Stunde nicht mehr auf Einen Aufmunterungszauber htte sie auch gut brauchen knnen, sagte Ron, whrend sie ber das ganze Gesicht grinsend zum Mittagessen gingen - der Zauber hatte ihnen ein Gefhl tiefer Zufriedenheit verschafft. Auch beim Essen fehlte Hermine. Als sie ihren Apfelkuchen verspeist hatten, lie die Wirkung des Aufmunterungszaubers langsam nach und Harry und Ron beschlich allmhlich Unruhe. Glaubst du, Malfoy hat ihr was getan?, sagte Ron besorgt, whrend sie zum Gryffindor-Turm hinaufrannten. Sie kamen an den Sicherheitstrollen vorbei, sagten der fetten Dame das Passwort (Aniontillado) und kletterten durch das Portrtloch in den Gemeinschaftsraum. Hermine sa an einem Tisch, den Kopf auf ein aufgeschlagenes Arithmantikbuch gelegt, und schlief wie ein Murmeltier. Sie setzten sich neben sie. Harry stupste sie an. Hermine schreckte hoch und sah sich um. W .. was ist?, sagte sie verwirrt. Mssen wir gehen? W ... was haben wir jetzt? Wahrsagen, aber erst in zwanzig Minuten, sagte Harry. Hermine, warum warst du nicht in Zauberkunst? Was? O nein!, kreischte Hermine, ich hab Zauberkunst ganz vergessen! Und wie konnte dir das passieren?, fragte Harry. Duwarst doch noch bei uns, als wir vor dem Klassenzimmer standen! Ich kann's nicht fassen!, klagte Hermine. War Professor Flitwick sauer? Ach, es war Malfoy, an den hab ich gedacht und vllig den Faden verloren! Weit du was, Hermine?, sagte Ron und sah auf den riesigen Arithmantikband, den sie als Kissen benutzt hatte. Ich glaube, du drehst langsam durch. Du hast dir einfach zu viel vorgenommen. Nein, tu ich nicht!, sagte Hermine, strich sich die Haare aus den Augen und suchte mit verzweifeltem Blick nach ihrer Mappe. Ich hab nur einen Fehler gemacht, das ist alles! Ich sollte am besten zu Professor Flitwick gehen und mich entschuldigen ... Bis spter in Wahrsagen! Sie trafen Hermine zwanzig Minuten spter am Fu der Leiter zu Professor Trelawneys Turmzimmer wieder. Sie sah uerst mitgenommen aus. Ich kann einfach nicht fassen, dass ich die Aufmunterungszauber verpasst habe! Und ich wette, die kommen in der Prfung dran, Professor Flitwick hat so was angedeutet! Nacheinander kletterten sie die Leiter zum dmmrigen, stickigen Turmzimmer hoch. Auf jedem der kleinen Tische stand eine Kristallkugel voll perlweiem Nebel. Harry, Ron und Hermine setzten sich zusammen an einen wackligen Tisch. Ich dachte, Kristallkugeln kommen erst im nchsten Vierteljahr dran, murmelte Ron und vergewisserte sich mit misstrauischem Blick, dass Professor Trelawney nicht in der Nhe stand. Beklag dich lieber nicht, das heit immerhin, dass wir mit Handlesen fertig sind, zischelte ihm Harry zu. Das hat mich ganz krank gemacht, wenn die bei jedem Blick auf meine Hnde fast in Ohnmacht gefallen ist. Einen schnen Tag wnsche ich euch!, sagte die vertraute rauchige Stimme, und mit gewohnt dramatischer Geste trat Professor Trelawney aus den Schatten heraus. Parvati und Lavender, die Gesichter vom milchigen Glimmen ihrer Kristallkugel erleuchtet, zitterten vor Begeisterung. Ich habe beschlossen, ein wenig frher als geplant mit der Kristallkugel zu beginnen, sagte Professor Trelawney, setzte sich mit dem Rcken zum Feuer und blickte in die Runde. Die Schicksalsgttin teilt mir mit, dass die Prfung im Juni sich ganz um die Kugel drehen wird, und ich will mich bemhen, euch genug Erfahrung zu vermitteln. Hermine schnaubte. Hrt euch das an, >die Schicksalsgttin teilt mir mitUm Ostern wird einer von uns fr immer von unsgehen!< Das haben Sie schon vor einer Ewigkeit gesagt, Professor! Professor Trelawney schenkte ihr ein munteres Lcheln. Ja, meine Liebe, ich wusste in der Tat, dass Miss Granger uns verlassen wrde. Aber man hofft doch immer, die Zeichen falsch gedeutet zu haben ... das Innere Auge kann eine Last sein, weit du ... Lavender und Parvati schienen tief beeindruckt und rckten zusammen, damit sich Professor Trelawney an ihren Tisch setzen konnte. Hermine schafft sie heute alle, murmelte Ron mit ehrfurchtsvoller Miene Harry zu. Jaah ... Harry starrte in die Kristallkugel, sah jedoch nichts als Wirbel aus weiem Nebel. Hatte Professor Trelawney wirklich schon wieder den Grimm gesehen? Wrde er ihn sehen? Was er jetzt gar nicht brauchen konnte, war noch ein lebensgefhrlicher Unfall, jetzt, wo das Quidditch-Finale immer nher rckte. Die Osterferien waren nicht gerade erholsam. Noch nie hatten die Drittklssler so viele Hausaufgaben zu erledigen gehabt. Neville Longbottom schien einem Nervenzusammenbruch nahe und er war nicht der Einzige. Und das nennen sie Ferien!, polterte Seamus Finnigan eines Nachmittags im Gemeinschaftsraum. Bis zu den Prfungen ist doch noch ewig Zeit, also was wollen sie eigentlich? Doch so viel wie Hermine hatte keiner zu tun. Selbst ohne Wahrsagen hatte sie mehr Fcher als alle andern. Meist war sie abends die Letzte, die den Gemeinschaftsraum verlie, und am nchsten Morgen die Erste, die in der Bibliothek sa; sie hatte dunkle Ringe unter den Augen wie Lupin und schien stndig den Trnen nahe. Ron hatte die Verantwortung fr Seidenschnabels Berufungsverhandlung bernommen. Wenn er nicht fr sich arbeitete, brtete er ber mchtigen Wlzern wie Handbuch der Hippogreif-Psychologie und Tollheit oder Tollwut? Die bergriffe von Hippogreifen. Er war so sehr in das Problem vertieft, dass er sogar verga, gemein zu Krummbein zu sein. Harry unterdessen musste seine Hausaufgaben neben dem tglichen Quidditch-Training erledigen, ganz zu schweigen von den endlosen Gesprchen mit Wood ber die Spieltaktik. Die Begegnung Gryffindor gegen Slytherin war fr den ersten Samstag nach den Osterferien angesetzt. Slytherin fhrte im Turnier mit genau zweihundert Punkten. Das bedeutete, wie Wood den Spielern unablssig einschrfte, dass ihr Sieg noch hher ausfallen musste, wenn sie den Pokal gewinnen wollten. Und es hie auch, dass die Last dieser Aufgabe weitgehend auf Harry ruhte, denn der Schnatz brachte hundertfnfzig Punkte. Also darfst du ihn erst fangen, wenn wir mit mehr als fnfzig Punkten fhren, erklrte ihm Wood tagein, tagaus. Nur wenn wir mit ber fnfzig Punkten vorn liegen, Harry, oder wir gewinnen zwar das Spiel, verlieren aber den Pokal. Das hast du doch begriffen? Du darfst den Schnatz erst fangen, wenn wir - Ich wei, Oliver!, fauchte Harry. Smtliche Gryffindors hatten nichts anderes mehr im Kopf als das kommende Spiel. Ihr Haus hatte den Quidditch-Pokal nicht mehr gewonnen, seit der legendre Charlie Weasley (Rons zweitltester Bruder) als Sucher gespielt hatte. Doch Harry fragte sich, ob auch nur einer von ihnen, Wood eingeschlossen, sich so nach dem Sieg sehnte wie er. Die Feindschaft zwischen Harry und Malfoy hatte ihren Hhepunkt erreicht. Malfoy rauchte immer noch vor Zorn wegen der einseitigen Schlammschlacht in Hogsmeade undwar noch zorniger darber, dass Harry der Strafe irgendwie entgangen war. Harry hatte Malfoys Versuch nicht vergessen, ihm bei der Partie gegen Ravenclaw ganz bel mitzuspielen, doch es war die Sache mit Seidenschnabel, die ihn so wild entschlossen machte, Malfoy vor den Augen der ganzen Schule zu demtigen. Keiner konnte sich erinnern, jemals in so geladener Atmosphre einem Spiel entgegengefiebert zu haben. Am Ende der Ferien erreichte die Spannung zwischen den beiden Teams und ihren Husern ihren knisternden Hhepunkt. In den Korridoren brachen kleinere Rangeleien aus, und es kam schlielich zu einem hsslichen Zwischenfall, in dessen Folge ein Viertklssler der Gryffindors und ein Sechstklssler der Slytherins im Krankenflgel landeten, weil ihnen krftige Lauchpflanzen aus den Ohren wucherten. Harry hatte es in dieser Zeit besonders schwer. Er konnte nicht in den Unterricht gehen, ohne dass ihm ein Slytherin irgendwo auf den Gngen ein Bein stellte; wo er auch war, Crabbe und Goyle tauchten berall auf und trollten sich mit enttuschten Mienen, wenn sie sahen, dass er von Schlern umringt war. Wood hatte die Gryffindors gebeten, Harry berallhin zu begleiten, falls die Slytherins versuchen sollten, ihn schon im Vorfeld lahm zu legen. Begeistert widmete sich das ganze Haus dieser Aufgabe, und Harry war es von nun an unmglich, rechtzeitig zum Unterricht zu kommen, da er stndig von einer dicken, schnatternden Menschentraube umgeben war. Harry sorgte sich weniger um seine Sicherheit als um die des Feuerblitzes. Wenn er ihn nicht flog, schloss er ihn in seinen Koffer ein, und hufig flitzte er in den Pausen nach oben in den Turm, um nachzusehen, ob er noch da war. Am Vorabend des Spiels ging im Gemeinschaftsraum nichts mehr seinen gewohnten Gang. Selbst Hermine hatte ihre Bcher beiseite gelegt. Ich kann nicht arbeiten, ich kann mich einfach nicht konzentrieren, sagte sie nervs. Es herrschte ziemlicher Lrm. Fred und George Weasley linderten die Anspannung auf ihre Weise und gebrdeten sich lauter und ausgelassener als sonst. Oliver Wood hatte sich ber ein Modell des Quidditch-Feldes in der Ecke gebeugt, schob kleine Figuren hin und her und murmelte vor sich hin. Angelina, Alicia und Katie lachten ber die Witzeleien von Fred und George. Harry sa mit Ron und Hermine etwas abseits vom Geschehen und versuchte nicht an den nchsten Tag zu denken, denn immer wenn er es tat, bekam er das frchterliche Gefhl, etwas sehr Groes wolle unbedingt aus seinem Magen heraus. Du schaffst das, sagte Hermine, sah dabei jedoch ausgesprochen besorgt aus. Du hast einen Feuerblitz!, sagte Ron. Jaah ..., sagte Harry und sein Magen verkrampfte sich. Zu seiner Erleichterung richtete sich Wood pltzlich auf und rief: Leute! Ins Bett! Harry schlief schlecht. Erst trumte ihm, er habe verschlafen und Wood rufe Wo steckst du? Statt deiner mussten wir Neville nehmen!. Dann trumte er, Malfoy und das ganze Slytherin-Team wrden mit fliegenden Drachen zum Spiel kommen. Er flog mit halsbrecherischer Geschwindigkeit und versuchte den Flammensten zu entgehen, die Malfoys Streitdrache ausspie, und dann fiel ihm ein, dass er seinen Feuerblitz vergessen hatte. Er strzte in die Tiefe und fuhr erschrocken aus dem Schlaf. Es dauerte ein paar Minuten, bis Harry einfiel, dass das Spiel noch gar nicht angefangen hatte, dass er wohlbehalten im Bett lag und dass es den Slytherins sicher verboten wrde, auf Drachen zu spielen. Er hatte schrecklichen Durst. So leise er konnte, stieg er aus dem Himmelbett und goss sich aus der silbernen Kanne am Fenster ein wenig Wasser ein. Still und ruhig lag das Schlossgelnde im Mondlicht. Kein Windhauch kruselte die Baumspitzen des Verbotenen Waldes; so reglos, wie die Peitschende Weide dastand, wirkte sie ganz unschuldig. Fr das Spiel morgen herrschten die besten Bedingungen. Harry stellte den Becher ab und wollte gerade zurck ins Bett, als ihm etwas ins Auge fiel. Ein Tier schlich ber den silbern glitzernden Rasen. Harry huschte zum Nachttisch, setzte sich die Brille auf und rannte zurck zum Fenster. Blo nicht wieder der Grimm - nicht jetzt - nicht kurz vor dem Spiel Er starrte hinaus auf das Gelnde und suchte es hektisch mit den Augen ab. Und da war es wieder. Es schlich sich jetzt am Waldrand entlang ... der Grimm war es jedenfalls nicht ... es war eine Katze ... Harry erkannte jetzt den buschigen Schwanz und umklammerte erleichtert den Fenstersims. Es war doch blo Krummbein ... Aber war es nur Krummbein? Harry presste die Nase gegen das Fensterglas und sphte mit zusammengekniffenen Augen hinunter. Krummbein war offenbar stehen geblieben. Im Schatten der Bume bewegte sich noch etwas anderes, da war sich Harry sicher. Und schon tauchte es auf - ein riesiger, zottiger schwarzer Hund trottete ber den Rasen, Krummbein an seiner Seite. Harry riss den Mund auf. Was sollte das bedeuten? Wenn selbst Krummbein den Hund sehen konnte, wie konnte er dann ein Vorbote des Todes fr Harry sein? Ron!, zischte Harry. Ron! Wach auf! Was'n los? Ich will wissen, was du da unten siehst! 's' doch vllig dunkel, Harry, murmelte Ron dumpf. was ist los mit dir? Dort unten - Rasch blickte Harry wieder aus dem Fenster. Krummbein und der Hund waren verschwunden. Harry kletterte auf den Fenstersims, um steil hinab in den Schatten des Schlosses sehen zu knnen, doch vergeblich. Wo waren sie abgeblieben? Ein lauter Schnarcher sagte ihm, dass Ron wieder eingeschlafen war. Tosender Beifall empfing Harry und die anderen Gryffindor-Spieler am nchsten Morgen in der Halle. Harry konnte ein Grinsen nicht unterdrcken, als er sah, dass sie auch an den Tischen der Ravenclaws und Hufflepuffs klatschten. Die Slytherins zischten laut, als sie vorbeigingen. Harrys Augen entging nicht, dass Malfoy noch blasser war als sonst. Wood war beim Frhstck damit beschftigt, sein Team zum Essen zu ermuntern, whrend er selbst keinen Bissen anrhrte. Dann, bevor die andern fertig waren, scheuchte er sie hinaus aufs Spielfeld, damit sie sich schon ein wenig umsehen konnten. Als sie die Groe Halle verlieen, gab es wieder Beifall von fast allen Seiten. Viel Glck, Harry!, rief Cho Chang. Harry sprte, wie er rot anlief. Okay - praktisch kein Wind - die Sonne ist ein bisschen hell, das knnte deine Sicht stren, also pass auf - der Boden ist recht hart, gut, dann knnen wir uns schnell abstoen Wood schritt das Feld ab und warf seinen Leuten immer wieder aufmerksame Blicke zu. Schlielich sahen sie, wie inder Ferne das Schlossportal aufging, und bald ergoss sich die ganze Schlerschar ber den Rasen. Umkleidekabinen, sagte Wood steif Keiner verlor ein Wort, whrend sie in ihre scharlachroten Umhnge schlpften. Harry fragte sich, ob es ihnen auch so erging wie ihm; er hatte das Gefhl, als htte er etwas frchterlich Wuseliges zum Frhstck verspeist. Kaum eine Minute schien ihm vergangen, als Wood schon sagte: Gut, es ist Zeit, gehen wir - Sie marschierten hinaus aufs Spielfeld und eine Flutwelle aus Lrm brandete ihnen entgegen. Drei Viertel der Zuschauer trugen scharlachrote Bandschleifen, schwangen scharlachrote Fahnen mit dem Gryffindor-Lwen oder hielten Spruchbnder in die Hhe. SIEG FR GRYFFINDOR und LWEN FR DEN CUP, hie es da. Hinter den Torstangen der Slytherins jedoch saen zweihundert Zuschauer ganz in Grn; die silberne Schlange der Slytherins glitzerte auf ihren Fahnen, und Professor Snape, ebenfalls grn gewandet, sa in der ersten Reihe und lchelte grimmig. Und hier kommen die Gryffindors!, rief Lee Jordan, der wie immer das Spiel kommentierte. Potter, Bell, Johnson, Spinnet, Weasley, Weasley und Wood. Weithin anerkannt als das beste Team, das Hogwarts seit einigen Jahren hervorgebracht hat - Lees Bemerkung ging in einer Welle von Buhrufen der Slytherins unter. Und hier ist das Team der Slytherins, gefhrt von Kapitn Flint. Er hat einige nderungen in der Aufstellung vorgenommen und scheint jetzt weniger auf Knnen als auf Kraft zu setzen - Wieder buhte die Kurve der Slytherins. Harry jedoch kam es so vor, als htte Lee durchaus Recht. Malfoy war eindeutigder Kleinste im Team der Slytherins, die anderen waren riesig. Begrt euch, Kapitne!, sagte Madam Hooch. Flint und Wood traten aufeinander zu und packten sich an den Hnden, so fest, als wollten sie sich die Finger brechen. Besteigt eure Besen!, sagte Madam Hooch. Drei ... zwei ... eins ... Der gellende Pfiff ging im Raunen der Menge unter und die vierzehn Besen stiegen in die Luft. Harry wehte das Haar aus der Stirn; jetzt, da er flog, begannen seine Nerven zu flirren; er blickte sich um und sah, dass Malfoy ihm folgte. Er beschleunigte scharf und machte sich auf die Suche nach dem Schnatz. Und jetzt ist Gryffindor im Ballbesitz, Alicia Spinnet mit dem Quaffel, sie fliegt direkt auf die Torstangen der Slytherins zu, sieht gut aus, Alicia! Aaarh, nein - Quaffel abgefangen von Warrington, Warrington von den Slytherins rast jetzt in die Gegenrichtung - autsch! - George Weasley hat da schn mit dem Klatscher gearbeitet, Warrington lsst den Quaffel fallen, er wird gefangen von - Johnson, Gryffindor wieder in Ballbesitz, komm schon, Angelina - hbscher Schlenker um Montague - duck dich, Angelina, da kommt ein Klatscher! - Sie macht das Tor! Zehn zu null fr Gryffindor! Angelina stie mit der Faust in die Luft und flog ber die Tribnen hinweg; das scharlachrote Meer in der Tiefe tobte vor Begeisterung - Autsch! Marcus Flint stie mit ihr zusammen und Angelina schleuderte es fast vom Besen. 'tschuldigung, sagte Flint, als die Menge unten zu buhen anfing. Tut mir Leid, hab sie nicht gesehen! Doch schon hatte ihn Fred Weasley mit seinem Schlgerauf den Hinterkopf gehauen - Flints Nase knallte gegen den Besenstiel und fing an zu bluten. Das reicht jetzt!, sagte Madam Hooch und rauschte dazwischen. Strafsto fr Gryffindor wegen einer willkrlichen Attacke auf ihre Jgerin! Strafsto fr Slytherin wegen mutwilliger Verletzung ihres Jgers! Das ist doch Unsinn, Miss!, heulte Fred, doch Madam Hooch blies in ihre Pfeife und Alicia flog nach vorne, um den Strafsto auszufhren., Alicia, du machst es!, schrie Lee in die Stille hinein, die sich ber die Menge gesenkt hatte. Ja! Sie hat den Torhter geschlagen! Zwanzig zu null fr Gryffindor! Harry riss den Feuerblitz scharf herum und sah Flint, der immer noch heftig aus der Nase blutete, nach vorne fliegen, um den Strafsto fr Slytherin auszufhren. Wood schwebte mit zusammengebissenen Zhnen vor den Torstangen der Gryffindors. Natrlich ist Wood ein exzellenter Torhter!, verkndete Lee Jordan dem Publikum, whrend Flint auf Madam Hoochs Pfiff wartete. Klasse! Sehr schwer den Ball vorbeizukriegen - wirklich ganz schwer - Jaaa! Ich kann's nicht glauben! Er hat ihn gehalten! Erleichtert flog Harry davon und hielt wieder Ausschau nach dem Schnatz, lauschte dabei allerdings jedem Wort von Lee. Entscheidend war, dass er Malfoy vom Schnatz fernhielt, bis Gryffindor mit mehr als fnfzig Punkten fhrte - Gryffindor wieder im Ballbesitz, nein, Slytherin - nein! - wieder Gryffindor und diesmal mit Katie Bell, Katie Bell fr Gryffindor mit dem Quaffel, sie rauscht das Spielfeld hoch -das war Absicht! Montague, ein Jger der Slytherins, war Katie in die Quere geflogen, und statt den Quaffel zu schnappen hatte er sie am Kopf gepackt. Katie drehte ein paar Saltos undschaffte es, auf dem Besen zu bleiben, lie jedoch den Quaffel fallen. Wieder ertnte Madam Hoochs Pfiff. Sie flog hinber zu Montague und begann laut mit ihm zu schimpfen. Kurze Zeit spter hatte Katie einen weiteren Strafsto gegen den Hter der Slytherins verwandelt. Dreiig zu null! Was sagt ihr jetzt, ihr dreckigen, falsch spielenden - Jordan, wenn Sie das Spiel nicht unparteiisch kommentieren knnen, dann -! Ich sag nur die Wahrheit, Professor! Harry berkam jetzt eine fiebrige Erregung. Er hatte den Schnatz gesehen - unten am Fu eines Torpfostens der Gryffindors schimmerte er - doch er durfte ihn noch nicht fangen - und wenn Malfoy ihn sah - Harry tat so, als wre er pltzlich auf etwas aufmerksam geworden, riss seinen Feuerblitz herum und raste auf das Tor der Slytherins zu - und es klappte. Malfoy jagte ihm nach und glaubte offensichtlich, Harry htte den Schnatz dort gesehen ... Wuuuusch. Einer der Klatscher, geschlagen von Derrick, dem riesenhaften Treiber der Slytherins, rauschte an Harrys rechtem Ohr vorbei. Und im nchsten Moment - Wuuuusch. Der zweite Klatscher hatte Harrys Ellbogen gestreift. Der andere Treiber, Bole, hatte auf ihn angelegt. Harry sah sie kurz aus den Augenwinkeln: Bole und Derrick kamen zangengleich mit erhobenen Schlgern auf ihn zugerast - In letzter Sekunde riss er den Feuerblitz in die Hhe und Bole und Derrick krachten zusammen, mit einem Gerusch, dass Harry sich am liebsten bergeben htte. Hahaaaa!, tobte Lee Jordan, whrend sich die beiden Treiber der Slytherins, die Hnde an den Kpfen, aus ihrer Verknuelung lsten, so ein Pech, Jungs! Da msst ihr frher aufstehen, wenn ihr einen Feuerblitz schlagen wollt! Und wieder Gryffindor mit Johnson in Quaffelbesitz - Flint neben ihr - stich ihm ins Auge, Angelina! - war nur 'n Scherz, Professor, war nur'n Scherz - o nein - Flint ist jetzt dran, Flint rast auf die Torstangen der Gryffindors zu - komm schon, Wood, halt -! Doch Flint hatte getroffen; in der Slytherin-Kurve brach Jubel aus und Lee begann so bel zu fluchen, dass Professor McGonagall Anstalten machte, ihm das magische Megafon zu entreien. Tut mir Leid, Professor, Entschuldigung! Wird nicht wieder vorkommen! Also, Gryffindor in Fhrung, dreiig zu zehn, und Gryffindor in Ballbesitz - Das wurde allmhlich die schmutzigste Partie, die Harry je erlebt hatte. Wtend, weil Gryffindor so frh in Fhrung gegangen war, war den Slytherins rasch jedes Mittel recht, um sich den Quaffel zu sichern. Bole versetzte Alicia einen Hieb mit dem Schlger und versuchte sich damit rauszureden, er habe geglaubt, sie wre ein Klatscher. George Weasley stie Bole zur Vergeltung mit dem Ellbogen ins Gesicht. Madam Hooch sprach beiden Teams Strafste zu und Wood schaffte noch einmal eine Glanzparade - schlielich stand es vierzig zu zehn fr Gryffindor. Der Schnatz war lngst wieder verschwunden. Malfoy hielt sich weiterhin an Harry, der flog ber den andern dahin und hielt Ausschau nach dem kleinen Ball - denn sobald Gryffindor fnfzig Punkte vorne lag - Jetzt hatte Katie getroffen. Fnfzig zu zehn. Fred und George Weasley surrten mit erhobenen Schlgern um sie herum, damit kein Slytherin auf den Gedanken kam, sich zurchen. Bole und Derrick nutzten das aus, um beide Klatscher gegen Wood zu schmettern; sie trafen ihn kurz nacheinander in die Magengegend, und Wood, vollkommen groggy, kippte zur Seite weg und konnte sich gerade noch an seinen Besen klammern. Madam Hooch war auer sich. Ihr sollt den Torhter nicht angreifen, auer wenn der Quaffel im Torraum ist!, schrie sie Bole und Derrick an. Strafsto fr Gryffindor! Und Angelina verwandelte. Sechzig zu zehn. Sekunden spter schmetterte Fred Weasley einen Klatscher gegen Warrington und schlug ihm den Quaffel aus den Hnden; Alicia packte ihn und trieb ihn ins Tor der Slytherins - siebzig zu zehn. Die Gryffindor-Fans unten auf den Rngen schrien sich heiser - Gryffindor lag mit sechzig Punkten vorne und wenn Harry den Schnatz jetzt fing, hatten sie den Pokal gewonnen. Harry sprte fast krperlich, wie Hunderte von Augen ihm folgten, whrend er um das Feld herumsauste, hoch ber den andern Spielern, nur mit Malfoy auf den Fersen. Und dann sah er ihn. Sieben Meter ber ihm glitzerte der Schnatz. Harry verlangte jetzt alles von seinem Feuerblitz; der Wind rauschte ihm in den Ohren; er streckte die Hand aus, doch pltzlich erlahmte der Besen - Entsetzt drehte er sich um. Malfoy hatte sich nach vorne geworfen, den Schweif des Feuerblitzes gepackt, und zerrte ihn zurck. Du - Harry war so zornig, dass er Malfoy geschlagen htte, wenn er nur an ihn herangekommen wre - Malfoy keuchte vor Anstrengung und hielt sich verbissen fest, doch seineAugen funkelten bsartig. Er hatte geschafft, was er wollte - der Schnatz war erneut verschwunden. Strafsto! Strafsto fr Gryffindor! Ein so bles Foulspiel hab ich noch nie erlebt!, kreischte Madam Hooch und schoss in die Hhe, whrend sich Malfoy auf seinen Nimbus Zweitausendeins zurckgleiten lie. Du betrgerisches Schwein!, heulte Lee Jordan ins Megafon und huschte vorsorglich auer Reichweite von Professor McGonagall, du dreckiges, fieses A- Doch Professor McGonagall scherte sich nicht darum, Lee einen Rffel zu erteilen. Wtend schttelte sie die Fuste in Richtung Malfoy, der Hut fiel ihr vom Kopf und jetzt schrie sie vor Zorn. Alicia bernahm den Strafsto, doch sie war so zornig, dass sie ein paar Meter danebenschoss. Die Gryffindors wurden zunehmend nervs und die Slytherins, entzckt ber Malfoys Foul an Harry, schwangen sich zu Glanzleistungen auf Slytherin im Spiel, Slytherin auf dem Weg zum Tor - Montague trifft. Lee sthnte auf. Siebzig zu zwanzig fr Gryffindor ... Harry flog jetzt so dicht neben Malfoy, dass sich ihre Knie berhrten. Er wrde ihn nicht noch einmal in die Nhe des Schnatzes lassen ... Lass das, Potter!, rief Malfoy gereizt, als er einen Wendeversuch unternahm und Harry ihn abblockte. Angelina Johnson holt den Quaffel fr Gryffindor, mach schon, Angelina, mach schon! Harry drehte sich um. Alle Slytherin-Spieler auer Malfoy flogen auf Angelina zu, selbst der Torhter - sie wollten sie abblocken - Harry riss den Feuerblitz herum, bckte sich so tief, dass er flach auf dem Besenstiel lag, und legte los. Wie eine Kugel schoss er auf die Slytherins zu. Aaaaarrh! Sie stoben auseinander, als sie den Feuerblitz auf sich zurasen sahen; Angelina hatte freie Bahn - Sie trifft! Toor! Toor! Gryffindor fhrt jetzt achtzig zu zwanzig - Harry, der fast kopfber in die Rnge getrudelt wre, bremste mitten in der Luft ab, machte kehrt und schoss zurck in die Mitte des Feldes. Und dann sah er etwas, das ihm das Herz stillstehen lie. Malfoy im Sturzflug, und Siegesgewissheit auf dem Gesicht - dort unten, wenige Meter ber dem Gras, ein kleiner, golden schimmernder Fleck - Harry peitschte den Feuerblitz in die Tiefe, doch Malfoy hatte einen gewaltigen Vorsprung - Los! Los! Los!, drngte Harry seinen Besen - sie kamen Malfoy jetzt nher - Harry legte sich flach auf den Besenstiel und entkam damit einem Klatscher von Bole - jetzt war er an Malfoys Fersen - er war gleichauf - Harry warf sich nach vorn, nahm beide Hnde vom Besen - stie Malfoys Arm beiseite und - Ja! Harry riss den Besen aus dem Sturzflug, die Hand mit dem Schnatz in der Luft, und das Stadion explodierte. Er zischte ber die Menge hinweg, ein merkwrdiges Klingen in den Ohren, und hielt den goldenen Ball fest umklammert, der mit seinen Flgelchen hoffnungslos gegen seine Finger schlug. Dann raste Wood auf ihn zu, halb geblendet von Trnen; er packte Harry am Arm und lie sich hemmungslos schluchzend gegen seine Schulter sinken. Fred und George klopften ihm auf den Rcken, dass es richtig wehtat; dann hrte er Angelina, Alicia und Katie rufen: Wir haben den Pokal! Wir haben den Pokal! Die vielen Arme zu einemeinzigen Knuel verschlungen, sank das Gryffindor-Team unter heiseren Schreien zurck zur Erde. Welle um Welle scharlachroter Anhnger ergoss sich ber die Absperrungen aufs Feld. Hnde regneten auf ihre Rcken herunter. Harry nahm verschwommen wahr, wie der Lrm anschwoll und die Krper auf ihn eindrangen. Dann waren er und die anderen Spieler auf den Schultern der Menge. jetzt, da er wieder etwas sehen konnte, erkannte er Hagrid, bepflastert mit scharlachroten Bandschleifen - Du hast sie geschlagen, Harry, du hast sie geschlagen! Wart nur, bis ich es Seidenschnabel erzhlt hab! Percy sprang wie verrckt in die Luft und hatte jede wrdevolle Zurckhaltung abgelegt. Professor McGonagall schluchzte noch herzergreifender als selbst Wood und wischte sich mit einer betttuchgroen Gryffindor-Fahne die Augen. Und dort kmpften sich Ron und Hermine zu ihm durch. Sie brachten kein Wort heraus. Sie strahlten nur, whrend Harry zu den Rngen getragen wurde, wo Dumbledore mit dem mchtigen Quidditch-Pokal auf sie wartete. Wre doch nur ein Dementor unterwegs gewesen ... Als der schluchzende Wood den Pokal an Harry weiterreichte, hatte er das Gefhl, jetzt knnte er den besten Patronus der Welt hervorbringen. ~Professor Trelawneys Vorhersage Mindestens eine Woche lang schwelgte Harry im Glck. Selbst der Himmel schien ihren Pokalsieg zu feiern. Der Juni brach an, die Wolken verzogen sich und es wurde schwl, und alle hatten nur noch Lust, ber die Wiesen zu schlendern und sich mit ein paar Krgen eiskalten Krbissafts ins Gras zu flzen. Hin und wieder konnte man vielleicht eine Partie Koboldstein spielen oder dem Riesenkraken zusehen, wie er traumverloren durch den See kraulte. Doch es ging nicht - die Prfungen standen bevor und anstatt drauen zu faulenzen mussten die Schler im Schloss bleiben und sich die Hirne zermartern, whrend durch die offenen Fenster verlockend die sommerlichen Lfte hereinwehten. Selbst Fred und George Weasley hatte man arbeiten sehen; bald wrden sie den ersten ZAG (Zauberergrad) schaffen. Percy bereitete sich auf den UTZ (Unheimlich Toller Zauberer) vor, den hchsten Abschluss, den Hogwarts zu bieten hatte. Da Percy sich beim Zaubereiministerium bewerben wollte, brauchte er die besten Noten. Er wurde zusehends fuchsiger und brummte jedem schwere Strafen auf, der die abendliche Ruhe im Gemeinschaftsraum strte. Nur eine Schlerin hatte noch mehr Bammel vor den Prfungen, und das war Hermine. Harry und Ron hatten es lngst aufgegeben, sie zu fragen, wie sie es schaffte, mehrere Fcher gleichzeitig zu belegen, doch als sie ihre Liste mit den Prfungsterminen sahen,konnten sie sich nicht mehr zurckhalten. In der ersten Spalte hie es: Montag 9 Uhr Arithmantik 9 Uhr Verwandlung Mittagessen 13 Uhr Zauberkunst 13 Uhr Alte Runen Hermine?, sagte Ron behutsam, weil sie in den vergangenen Tagen gern explodierte, wenn man sie unterbrach hm - bist du sicher, dass du diese Prfungszeiten richtig abgeschrieben hast? Was?, fauchte Hermine, nahm ihren Plan zur Hand und warf einen Blick darauf Ja, stimmt doch alles. Hat es irgendeinen Sinn dich zu fragen, wie du in zwei Prfungen zugleich sitzen willst?, fragte Harry. Nein, sagte Hermine knapp. Hat einer von euch mein Nummerologie und Grammatica rumliegen sehen? Ach ja, ich wollte im Bett noch ein wenig lesen und hab's mir ausgeliehen, sagte Ron, wenn auch recht leise Hermine kramte unter ihren vielen Pergamentstapeln nach dem Buch. In diesem Moment raschelte es am Fenster und Hedwig flatterte mit einer Nachricht im Schnabel herein. Von Hagrid, sagte Harry und riss den Umschlag auf. Die Berufungsverhandlung von Seidenschnabel - findet am achten Juni statt. Das ist doch unser letzter Prfungstag, sagte Hermine, whrend sie immer noch nach ihrem Arithmantikbuch stberte. Sie kommen dafr eigens hierher, sagte Harry und lasweiter aus dem Brief vor, jemand vom Zaubereiministerium und ... und ein Henker. Hermine blickte verdutzt auf Sie bringen den Henker mit zur Berufung! Das klingt doch, als htten sie schon alles entschieden! Ja, allerdings, sagte Harry langsam. Das knnen sie nicht machen!, heulte Ron, ich hab Ewigkeiten gebraucht, um fr Hagrid diese Wlzer durchzuarbeiten, das knnen sie nicht einfach abtun! Doch Harry hatte das schreckliche Gefhl, dass der Ausschuss fr die Beseitigung gefhrlicher Geschpfe die Sache bereits entschieden hatte, ganz so, wie Mr Malfoy es wollte. Draco, seit dem Triumph der Gryffindors im Quidditch auffallend kleinlaut, schien in den folgenden Tagen wieder ganz das alte Gromaul zu werden. Nach hmischen Bemerkungen zu schlieen, die Harry mithrte, war sich Malfoy sicher, dass Seidenschnabel hingerichtet wrde, und er war offenbar hchst zufrieden mit sich, weil er selbst alles angezettelt hatte. Bei solchen Gelegenheiten konnte sich Harry nur mit Mhe davon abhalten, es Hermine nachzutun und Malfoy ein paar Ohrfeigen zu verpassen. Und das Schlimmste war, dass sie weder Zeit noch Gelegenheit hatten, Hagrid zu besuchen, denn die strengen neuen Sicherheitsregeln waren nicht aufgehoben worden, und Harry traute sich nicht, seinen Tarnumhang aus dem Geheimgang unter der einugigen Hexe zu holen. Die Prfungswoche begann, und eine unnatrliche Stille breitete sich im Schloss aus. Montag um die Mittagszeit kamen die Drittklssler aus Verwandlung. Ausgelaugt und mit bleichen Gesichtern verglichen sie ihre Ergebnisse und klagten, wie schwer die Aufgaben diesmal gewesen seien. Zum Beispiel mussten sie eine Teekanne in eine Schildkrte ver-wandeln. Hermine rgerte sie alle, weil sie sich darber aufregte, dass ihre Schildkrte eher wie eine Krte ausgesehen habe, worber die andern mehr als froh gewesen wren. Meine hatte den Schnabel der Teekanne als Schwanz, ein Alptraum war das ... Sollten die Schildkrten eigentlich Dampf auspusten? Meine hatte diese chinesische Porzellanmalerei auf dem Schild, glaubt ihr, sie ziehen mir dafr Punkte ab? Dann, nach einem hastigen Mittagessen, ging es gleich wieder nach oben zur Prfung in Zauberkunst. Hermine hatte Recht gehabt; Professor Flitwick prfte sie tatschlich in Aufmunterungszaubern. Harry, nervs wie er war, trieb es ein wenig zu weit. Ron, sein Partner, fing aufgedreht an zu lachen und konnte sich nicht mehr einkriegen, so dass man ihn schlielich zum Abkhlen in ein ruhiges Zimmer bringen musste, bevor er selbst die Prfung ablegen konnte. Nach dem Abendessen kehrten sie rasch zurck in ihren Gemeinschaftsraum, nicht etwa, um sich zu entspannen, sondern um fr Pflege magischer Geschpfe, Zaubertrnke und Astronomie zu bffeln. Hagrid nahm die Prfung am nchsten Morgen mit ausgesprochen besorgter Miene ab; mit dem Herzen schien er ganz woanders zu sein. Er hatte fr die Klasse einen groen Zuber frischer Flubberwrmer vorbereitet und erklrte ihnen, wenn sie die Prfung bestehen wollten, mssten die Wrmer nach einer Stunde immer noch am Leben sein. Da Flubberwrmer am besten gediehen, wenn man sie vollkommen in Ruhe lie, war das die leichteste Prfung ihres Lebens, und zudem hatten Harry, Ron und Hermine genug Zeit, um mit Hagrid zu sprechen. Schnbelchen ist ein wenig trbselig, berichtete Hagrid, der sich tief gebckt hatte und so tat, als schaue er nach, ob Harrys Flubberwurm noch lebte. Ist jetzt schon so langeeingesperrt. Aber was soll man machen... bermorgen wissen wir's - so oder so - Am selben Nachmittag hatten sie Zaubertrnke, und das war schlichtweg eine Katastrophe. Harry konnte tun, was er wollte, er schaffte es einfach nicht, sein Verwirrungs-Elixier einzudicken. Snape beobachtete ihn mit heimtckischem Vergngen, und bevor er weiterging, machte er einen Kringel auf sein Blatt, der verdchtig wie eine Sechs aussah. Um Mitternacht war Astronomie dran, oben auf dem hchsten Turm; Geschichte der Zauberei war Mittwochmorgen, und Harry kritzelte alles hin, was Florean Fortescue ihm je ber die mittelalterliche Hexenverfolgung erzhlt hatte, whrend er sich in diesem stickigen Klassenzimmer nichts sehnlicher wnschte, als einen Becher von Fortescues Kokosnusseis vor sich stehen zu haben. Mittwochnachmittag war die Prfung in Kruterkunde, in den Gewchshusern unter der glhend heien Sonne; dann ging es mit sonnenverbrannten Nacken sofort zurck in den Gemeinschaftsraum, wo sie sehnschtig schon an Freitagnachmittag dachten, wenn alles vorbei sein wrde. Die vorletzte Prfung am Donnerstagmorgen war Verteidigung gegen die dunklen Knste. Professor Lupin hatte die ungewhnlichste Aufgabe von allen vorbereitet, eine Art Hindernisrennen drauen in der Sonne. Sie mussten durch einen tiefen Tmpel stapfen, in dem ein Grindeloh lauerte, eine Reihe von Erdlchern voller Rotkappen berqueren, durch ein sumpfiges Feld waten und dabei die irrefhrenden Wegangaben eines Hinkepanks missachten, und schlielich in einen alten Schrankkoffer klettern und sich mit einem neuen Irrwicht herumschlagen. Hervorragend, Harry, murmelte Lupin, als Harry grinsend aus dem Koffer stieg. Volle Punktzahl. Mit freudig gerteten Wangen blieb Harry noch eineWeile, um Ron und Hermine zuzusehen. Ron kam gut voran, bis er auf den Hinkepank traf, der es schaffte, ihn so zu verwirren, dass er hfthoch im Morast versank. Hermine gelang alles tadellos, bis sie zum Koffer mit dem Irrwicht kam. Nach einer Minute im Innern platzte sie schreiend heraus. Hermine!, sagte Lupin verblfft, was ist denn los? P ... Professor McGonagall!, stammelte Hermine und deutete auf den Koffer. S-sie sagt, ich sei berall durchgerasselt! Es dauerte eine Welle, bis Hermine sich wieder gefangen hatte. Unterwegs zurck zum Schloss kicherte Ron immer noch ein wenig ber ihren Irrwicht, doch angesichts dessen, was sie oben am Portal erwartete, kam es nicht zum Streit. Dort stand Cornelius Fudge, leicht schwitzend in seinem Nadelstreifenumhang, und sphte ber das Land. Er stutzte, als er Harry erkannte. Hallo, Harry!, sagte er. Du kommst von einer Prfung, nicht wahr? Hast es bald geschafft? Ja, sagte Harry. Hermine und Ron, die noch nie mit dem Zaubereiminister gesprochen hatten, hielten sich verlegen im Hintergrund. Schner Tag, sagte Fudge und lie die Augen ber den See wandern. Ein Jammer, wirklich ein Jammer ... Er seufzte tief und sah zu Harry hinunter. Ich bin wegen einer unangenehmen Aufgabe hier, Harry. Der Ausschuss fr die Beseitigung gefhrlicher Geschpfe braucht einen Zeugen fr die Hinrichtung eines verrckten Hippogreifs. Da ich ohnehin in Hogwarts vorbeischauen musste, um mich in Sachen Black umzutun, wurde ich gebeten einzuspringen. Soll das heien, die Berufungsverhandlung ist schon vorbei?, warf Ron ein und trat einen Schritt vor. Nein, nein, sie ist fr heute Nachmittag angesetzt, sagte Fudge und sah Ron neugierig an. Dann werden Sie ja vielleicht gar keine Hinrichtung bezeugen mssen!, sagte Ron beherzt. Der Hippogreif knnte ja freigesprochen werden! Bevor Fudge antworten konnte, traten hinter ihm zwei Zauberer durch das Schlossportal. Der eine war so steinalt, dass er vor ihren Augen zu verwittern schien, der andere war gro und rstig und hatte einen dnnen schwarzen Schnurrbart. Harry vermutete, dass sie zum Ausschuss fr die Beseitigung gefhrlicher Geschpfe gehrten, denn der steinalte Zauberer sphte hinber zu Hagrids Htte und sagte mit dnner Stimme: Meine Gte, ich werd langsam zu alt fr diese Geschichten ... es ist doch schon zwei, nicht wahr, Fudge? Der Mann mit dem schwarzen Schnurrbart nestelte an seinem Grtel; Harry sah nher hin und erkannte jetzt, dass er mit seinem breiten Daumen an der schimmernden Klinge eines Beils entlangfuhr. Ron ffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Hermine stie ihm heftig in die Rippen und nickte mit dem Kopf zum Eingang. Warum hast du mich aufgehalten?, sagte Ron wtend, als sie zum Mittagessen in die Groe Halle traten. Hast du die beiden gesehen? Die haben ja schon das Beil bereit! Das ist doch nicht fair! Ron, dein Dad arbeitet im Ministerium, da kannst du doch nicht so mit seinem Chef reden!, sagte Hermine, doch auch sie schien ganz aufgebracht. Wenn Hagrid diesmal die Nerven behlt und seine Sache richtig vertritt, knnen sie Seidenschnabel auf keinen Fall tten ... Doch Harry war klar, dass Hermine nicht wirklich an ihre eigenen Worte glaubte. Die andern Schler um sie herum schwatzten und lachten und freuten sich auf den Nachmittag,wenn alles vorbei sein wrde, doch Harry, Ron und Hermine waren sehr besorgt wegen Hagrid und Seidenschnabel und hatten keine Lust sich dem Getmmel anzuschlieen. Harry und Ron hatten ihre letzte Prfung in Wahrsagen, Hermine in Muggelkunde. Sie gingen zusammen die Marmortreppe hoch, oben verabschiedete sie sich und Harry und Ron stiegen weiter bis in den siebten Stock, wo schon einige aus ihrer Klasse auf der Wendeltreppe zu Professor Trelawneys Zimmer saen und sich in letzter Minute noch abfragten. Die beiden setzten sich zu Neville. Sie will uns alle einzeln drannehmen, erklrte er. Auf seinem Scho lag Entnebelung der Zukunft, das Kapitel ber Kristallkugeln aufgeschlagen. Hat einer von euch jemals irgendwas in einer Kristallkugel gesehen?, fragte er bekmmert. Null, sagte Ron beilufig. Immer wieder sah er auf die Uhr; Harry wusste, dass er die Minuten bis zum Beginn von Seidenschnabels Verhandlung zhlte. Die Warteschlange vor dem Klassenzimmer wurde nur mhlich krzer. Jeden, der die silberne Leiter herabstieg, lcherten sie mit gezischelten Fragen: Was wollte sie wissen? War es schwer? Doch keiner mochte etwas sagen. Sie meint, sie wisse aus der Kristallkugel, dass mir was Furchtbares passieren wird, wenn ich es verrate!, quiekte Neville, als er die Leiter zu Harry und Ron herunterkletterte, die unten warteten. Das macht sie geschickt, schnaubte Ron. Weit du, allmhlich glaube ich, dass Hermine Recht hatte (er wies mit dem Daumen nach unten), sie ist nichts weiter als 'ne olle Schwindlerin. Stimmt, sagte Harry und sah jetzt selbst auf die Uhr. Inzwischen war es zwei. Wenn sie sich nur beeilen wrde ... Parvati kam glhend vor Stolz die Leiter herunter. Sie sagt, ich htte alles, was eine wahre Seherin braucht, verkndete sie Harry und Ron. Ich hab ja so viel gesehen ... also, viel Glck! Und sie kletterte die Wendeltreppe hinunter, wo Lavender auf sie wartete. Ronald Weasley, sagte die vertraute rauchige Stimme ber ihren Kpfen. Ron zog eine Grimasse, kletterte die silberne Leiter hoch und verschwand. Jetzt war nur noch Harry brig. Er setzte sich mit dem Rcken an der Wand auf den Boden und lauschte dem Summen einer Fliege am sonnendurchfluteten Fenster. In Gedanken war er drben am Waldrand bei Hagrid. Endlich, nach zwanzig Minuten, erschienen Rons groe Fe auf der Leiter. Wie ist es gelaufen?, fragte Harry und stand auf Bescheuert, sagte Ron. Hab berhaupt nichts gesehen, also hab ich was erfunden. Glaub aber nicht, dass sie richtig berzeugt war ... Wir treffen uns im Gemeinschaftsraum, murmelte Harry, und schon rief Professor Trelawney Harry Potter!. Im Turmzimmer war es stickiger denn je; die Vorhnge waren zugezogen, das Feuer loderte und die slichen Dnste lieen Harry husten. Er stolperte durch das Gewirr von Sthlen und Tischen hinber zu Professor Trelawney, die vor einer groen Kristallkugel sa. Guten Tag, mein Lieber, sagte sie sanft. Wenn Sie so nett wren, in die Kugel zu schauen ... lassen Sie sich ruhig Zeit ... und dann sagen Sie mir, was Sie sehen ... Harry beugte sich ber die Kristallkugel und starrte hinein, mit aller Kraft suchte er nach etwas anderem als dem weien Nebelgewaber, doch nichts geschah. Nun?, hakte Professor Trelawney sachte nach. Was sehen Sie? Die Hitze berwltigte ihn und der parfmierte Rauch, der vom Feuer herberwaberte, stach ihm in die Nase. Er dachte an Ron und beschloss, es ihm gleichzutun. hm -, sagte Harry, eine dunkle Gestalt ... h ... Wem hnelt sie?, flsterte Professor Trelawney. Denken Sie mal nach ... Harry lie die Gedanken schweifen und sie landeten bei Seidenschnabel. Einem Hippogreif, sagte er entschieden. Tatschlich!, flsterte Professor Trelawney und kritzelte eifrig Notizen auf das Blatt Pergament auf ihren Knien. Mein Lieber, gewiss sehen Sie, wie dieser Streit des armen Hagrid mit dem Zaubereiministerium ausgeht! Sehen Sie genauer hin ... hat der Hippogreif denn noch ... seinen Kopf? Ja, sagte Harry nachdrcklich. Sind Sie sicher?, drngte ihn Professor Trelawney. Sind Sie ganz sicher, mein Lieber? Sehen Sie nicht vielleicht doch, wie er sich auf der Erde windet und eine dunkle Gestalt ber ihm die Axt erhebt? Nein!, sagte Harry und allmhlich wurde ihm schlecht. Kein Blut? Kein weinender Hagrid? Nein!, sagte Harry noch einmal und wnschte sich nichts sehnlicher als endlich aus diesem stickigen Zimmer zu entkommen. Er sieht gut aus, er - fliegt davon ... Professor Trelawney seufzte. Nun, mein Lieber, ich denke, wir belassen es dabei ... ein wenig enttuschend ... aber sicher haben Sie Ihr Bestes getan. Erleichtert stand Harry auf, griff nach seiner Tasche und wandte sich zum Gehen, doch pltzlich ertnte eine laute, rde Stimme hinter ihm. Es wird heute Nacht geschehen. Harry wirbelte herum. Professor Trelawney war in ihrem Lehnstuhl erstarrt, mit schielendem Blick und offenem Mund. W-wie bitte?, sagte Harry. Doch Professor Trelawney schien ihn nicht zu hren. Ihre Augen fingen an zu kullern. Harry packte die Angst. Sie sah aus, als wrde sie gleich einen Anfall kriegen. Er berlegte, ob er in den Krankenflgel laufen sollte, zgerte - und dann sprach Professor Trelawney erneut, mit derselben rden Stimme, ganz ungewohnt aus ihrem Mund: Der Schwarze Lord ist einsam, von Freunden und Anhngern verlassen. Sein Knecht lag zwlf Jahre in Ketten. Heute Nacht, vor der zwlften Stunde, wird der Knecht die Ketten abwerfen und sich auf den Weg zu seinem Meister machen. Mit seiner Hilfe wird der Schwarze Lord erneut die Macht ergreifen und schrecklicher herrschen denn je. Heute Nacht ... vor der zwlften Stunde ... wird der Knecht sich auf den Weg machen ... zurck zu seinem Meister ... Professor Trelawneys Kopf sackte auf die Brust. Sie machte ein grunzendes Gerusch. Harry stand da und starrte sie an. Dann, ganz pltzlich, zuckte ihr Kopf in die Hhe. Tut mir ja so Leid, mein Junge, sagte sie traumverloren, die Hitze, Sie wissen ... ich muss kurz eingedst sein ... Harry starrte sie unverwandt an. Stimmt irgendwas nicht, mein Lieber? Sie - Sie haben mir eben gesagt, dass - der Schwarze Lord wiederkommen wird ... dass sein Knecht zu ihm zurckkehrt ... Professor Trelawney schien aufrichtig perplex. Der Schwarze Lord? Er, dessen Name nicht genannt werden darf? Mein lieber Junge, darber macht man keine Witze ... wiederkommen, also hren Sie mal - Aber Sie haben es eben gesagt! Sie sagten, der Schwarze Lord - Ich glaube, auch Sie sind kurz weggedst, mein Lieber!, sagte Professor Trelawney. Ich wrde mir natrlich nie anmaen, etwas so Unsinniges vorauszusagen! Gedankenversunken stieg Harry die Leiter und die Wendeltreppe hinunter ... Hatte er eine echte Vorhersage von Professor Trelawney gehrt? Oder wollte sie die Prfung nur nach ihrem Geschmack beschlieen, mit etwas, das mchtig Eindruck hinterlie? Fnf Minuten spter, als er an den Sicherheitstrollen vor dem Gryffindor-Turm vorbeihastete, klangen ihm ihre Worte noch immer in den Ohren. Viele kamen ihm entgegen, lachend und scherzend und befreit, auf dem Weg hinaus vors schloss, um sich ein wenig in die Sonne zu legen; als er durch das Portrtloch in den Gemeinschaftsraum stieg, war fast keiner mehr da. Drben in einer Ecke allerdings hockten Ron und Hermine. Professor Trelawney, keuchte Harry, hat mir eben gesagt - Doch beim Anblick ihrer Gesichter stockte ihm die Stimme. Seidenschnabel hat verloren, sagte Ron erschpft. Das hier kam gerade von Hagrid. Diesmal war Hagrids Nachricht trocken, keine Trne hatte das Blatt benetzt, doch seine Hand hatte offenbar dermaen gezittert, dass die Notiz kaum leserlich war. Berufung verloren. Sie richten ihn bei Sonnenuntergang hin. Ihr knnt nichts mehr tun. Kommt nicht runter. Ich will nicht, dass ihr es mit anseht. Hagrid Wir mssen hin, sagte Harry sofort. Wir knnen ihn nicht alleine rumhocken und auf den Henker warten lassen! Sonnenuntergang, sagte Ron und starrte mit glasigem Blick aus dem Fenster. Das erlauben sie uns nie ... und dir schon gar nicht, Harry ... Harry lie den Kopf in die Hnde sinken und berlegte. Wenn ich nur den Tarnumhang htte ... Wo ist er?, fragte Hermine. Harry erklrte ihr, dass er ihn im Geheimgang unter der einugigen Hexe versteckt hatte. ... wenn Snape mich noch mal in dieser Ecke trifft, sitz ich wirklich in der Patsche, schloss er. Das stimmt, sagte Hermine und stand auf Wenn er dich sieht ... wie geht dieser Hexenbuckel noch mal auf?. Du - tippst dagegen und sagst >Dissendium<, erklrte ihr Harry, aber - Hermine wartete nicht, bis er ausgeredet hatte; mit groen Schritten durchquerte sie das Zimmer, klappte das Bild der fetten Dame zur Seite und verschwand. Sie geht doch nicht etwa hin und holt den Umhang?, sagte Ron und starrte ihr mit offenem Mund nach. Genau das tat Hermine. Eine halbe Stunde spter kam sie zurck, mit dem sorgfltig gefalteten silbrigen Tarnumhang unter ihrem eigenen Umhang verborgen. Hermine, ich wei nicht, was seit neuestem in dich gefahren ist!, sagte Ron verdutzt. Erst vermbelst du Malfoy, dann marschierst du bei Professor Trelawney einfach aus dem Unterricht - Offensichtlich fhlte Hermine sich geschmeichelt. Wie alle andern gingen sie zum Abendessen, doch sie kehrten danach nicht in den Turm zurck. Harry hatte den Umhang unter seinem eigenen versteckt; er musste die Arme verschrnkt halten, um das Bndel zu verbergen. Sie huschten in eine leere Kammer neben der Eingangshalle undlauschten, bis sie sicher waren, dass keiner mehr drauen war. Ein letztes Prchen eilte durch die Halle und eine Tr knallte zu. Hermine steckte den Kopf durch den Trspalt. Gut, flsterte sie, keiner mehr da - unter den Umhang - Eng aneinander geschmiegt, damit sie alle unter den Tarnumhang passten, durchquerten sie auf Zehenspitzen die Groe Halle und stiegen die steinernen Stufen zum Schlossgelnde hinunter. Schon versank die Sonne hinter dem Verbotenen Wald und tauchte die Baumspitzen in Gold. Vor Hagrids Htte angelangt, klopften sie. Er brauchte eine Welle, um sich zu rhren, dann trat er vor die Tr und schaute sich fahlgesichtig und zitternd nach seinem Besucher um. Wir sind's, zischte Harry. Wir tragen den Tarnumhang. Lass uns rein, dann knnen wir ihn ablegen. Ihr httet nicht kommen sollen!, flsterte Hagrid, trat aber zurck und sie gingen hinein. Rasch schloss Hagrid die Tr und Harry zog den Umhang herunter. Hagrid weinte nicht und er warf sich auch keinem von ihnen um den Hals. Er sah aus wie jemand, der nicht wei, wo er ist oder was er tut. Diese Hilflosigkeit war noch schlimmer mit anzusehen als Trnen. Wollt ihr 'n Tee?, sagte er. Mit zitternden Pranken langte er nach dem Kessel. Wo ist Seidenschnabel, Hagrid?, fragte Hermine zgernd. Ich - ich hab ihn rausgebracht, sagte Hagrid und bekleckerte beim Auffllen des Milchkrugs den ganzen Tisch. Er ist hinter meinem Krbisbeet an der Leine. Dachte, er sollte noch mal die Bume sehen und - und ein wenig frische Luft schnappen - bevor - Hagrids Hand zitterte so heftig, dass ihm der Milchkrug entglitt und auf dem Boden zerschellte. Ich mach das schon, Hagrid, sagte Hermine rasch und beeilte sich, den Milchsee aufzuwischen. Da ist noch einer im Schrank, sagte Hagrid. Er setzte sich und wischte sich mit dem rmel die Stirn. Harry warf Ron einen Blick zu, den dieser mit hoffnungsleeren Augen erwiderte. Kann man denn gar nichts mehr machen, Hagrid?, fragte Harry jetzt wild entschlossen und setzte sich neben ihn. Dumbledore - Er hat's doch versucht, sagte Hagrid. Aber er hat nicht die Macht, das Urteil zu ndern. Er hat den Leuten vom Ausschuss erklrt, dass Seidenschnabel in Ordnung ist, aber die haben doch Angst ... ihr kennt Lucius Malfoy ... der hat sie bedroht, vermut ich mal ... und der Henker, Macnair, ist ein alter Kumpel von Malfoy ... aber es wird schnell und sauber gehen ... und ich werd bei ihm sein ... Hagrid schluckte. Sein Blick huschte durch die Htte, als suchte er verzweifelt nach einem Fetzen Hoffnung oder Trost. Dumbledore will auch dabei sein, wenn es ... wenn es passiert. Hat mir heute Morgen geschrieben. Er will ... will bei mir sein. Groartiger Mensch, Dumbledore ... Hermine, die in Hagrids Schrank nach einem anderen Milchkrug gesucht hatte, lie einen leisen, rasch erstickten Schluchzer hren. Mit dem Krug in der Hand richtete sie sich auf, Wir bleiben bei dir, Hagrid, begann sie und kmpfte mit den Trnen, doch Hagrid schttelte seinen zottigen Kopf. Ihr msst zurck ins Schloss. Ich hab euch doch gesagt, ich will nicht, dass ihr zuseht. Und ihr solltet ohnehin nicht hier unten sein ... wenn Fudge und Dumbledore euch hier finden, Harry, dann kriegt ihr gewaltigen rger. Stumme Trnen rannen nun an Hermines Wangen hi-nunter, doch sie werkelte am Teekessel herum, um sie vor Hagrid zu verbergen. Dann langte sie nach der Milchflasche um die Kanne zu fllen - und stie einen spitzen Schrei aus. Ron! Ich - das gibt's doch nicht - es ist Krtze! Ron starrte sie mit aufgerissenem Mund an. Was redest du da? Hermine trug die Milchkanne hinber zum Tisch und stellte sie auf den Kopf. Mit einem panischen Quieken und verzweifelt mit den Beinchen krabbelnd, um wieder in die Kanne zu kommen, kam Krtze auf den Tisch gekullert. Krtze!, sagte Ron entgeistert. Krtze, was machst du denn hier? Er packte die widerspenstige Ratte und hielt sie ins Licht. Krtze sah schrecklich aus. Er war dnner als je, dicke Haarbschel waren ihm ausgefallen und hatten groe kahle Stellen hinterlassen. Er wand sich in Rons Hand, als ob er verzweifelt das Weite suchte. Ist schon gut, Krtze!, sagte Ron. Keine Katzen! Keiner hier will dir was antun! Pltzlich stand Hagrid auf und sphte durch das Fenster. Sein wettergegerbtes Gesicht hatte die Farbe von Pergament angenommen. Sie kommen ... Harry, Ron und Hermine wirbelten herum. In der Ferne sahen sie ein paar Mnner die Schlosstreppe herunterkommen. Voran ging Albus Dumbledore, dessen silberner Bart in der untergehenden Sonne schimmerte. Ihm nach trottete Cornelius Fudge. Dann folgten das tattrige alte Ausschussmitglied und Macnair, der Henker. Ihr msst gehen, sagte Hagrid. Er zitterte am ganzen Leib. Sie drfen euch hier nicht finden ... verschwindet jetzt, schnell ... Ron stopfte Krtze in seine Tasche und Hermine nahm den Umhang hoch. Ich lass euch hinten raus, sagte Hagrid. Sie folgten ihm durch die Tr in seinen Garten. Harry kam alles seltsam unwirklich vor, und das um so mehr, als er ein paar Meter entfernt Seidenschnabel sah, den Hagrid an den Zaun um sein Krbisbeet gebunden hatte. Seidenschnabel schien zu wissen, dass etwas geschehen wrde. Er warf den Kopf hin und her und scharrte nervs auf der Erde. Ist schon gut, Schnbelchen, sagte Hagrid leise. Es ist alles gut ... Er wandte sich den dreien zu. Geht jetzt, sagte er, sputet euch. Doch sie rhrten sich nicht. Hagrid, wir knnen nicht einfach - Wir sagen ihnen, was wirklich passiert ist - Sie drfen ihn nicht umbringen - Geht, sagte Hagrid grimmig. Ist alles schon schlimm genug, da msst ihr nicht auch noch rger kriegen! Sie hatten keine Wahl. Als Hermine den Umhang ber Harry und Ron warf, hrten sie Stimmen vor der Htte. Hagrid sah auf die Stelle, wo sie eben verschwunden waren. Geht schnell, sagte er heiser, und lauscht nicht ... Jemand klopfte an seine Tr und er ging rasch in die Htte. Langsam, wie in grauenerfllter Trance, schlichen sich Harry, Ron und Hermine leise um Hagrids Htte herum. Als sie auf der anderen Seite waren, fiel die Vordertr mit einem scharfen Knall ins Schloss. Beeilen wir uns, bitte, flsterte Hermine. Ich kann das nicht sehen, ich kann es nicht ertragen ... Sie gingen den Rasenhang zum Schloss hoch. Die Sonne versank jetzt schnell am Horizont; der Himmel hatte ein klares, mit purpurnen Schleiern durchzogenes Grau angenommen, doch im Westen glhte es rubinrot. Ron blieb wie angewurzelt stehen. O bitte, Ron, sagte Hermine. Es ist Krtze - gibt einfach keine Ruhe - Ron hatte sich gebckt und versuchte Krtze in der Tasche zu halten, doch die Ratte hatte rasende Angst gepackt; mit irrem Quieken, sich windend und kratzend, versuchte sie die Zhne in Rons Hand zu versenken. Krtze, ich bin's, Ron, du Dummkopf!, zischte Ron. Hinter ihnen ging eine Tr auf und sie hrten Mnnerstimmen. O Ron, bitte, gehn wir weiter, sie tun's jetzt!, keuchte Hermine. Gut - Krtze, bleib hier - Sie gingen weiter; Harry und Hermine versuchten, nicht auf die Stimmen hinter ihnen zu hren. Wieder erstarrte Ron. Ich kann sie nicht mehr festhalten - Krtze, halt's Maul, die hren uns doch - Die Ratte quiekte spitz, doch nicht laut genug, um die Gerusche zu berdecken, die von Hagrids Garten herberwehten. Zunchst gab es ein Gewirr undeutlicher Mnnerstimmen, dann trat Stille ein, und dann, ohne Warnung, hrten sie das unmissverstndliche Surren und den dumpfen Aufschlag einer Axt. Hermine wankte. Sie haben es wirklich getan!, flsterte sie Harry zu. Ich k ... kann's nicht fassen - sie haben's getan! ~Kater, Ratte, Hund Harry war so entsetzt, dass er keinen Gedanken mehr fassen konnte. Gelhmt vor Schreck standen sie unter dem Tarnumhang. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne tauchten das Land und die langen Schatten der Bume in blutrotes Licht. Dann hrten sie ein wildes Heulen. Hagrid, murmelte Harry. Unwillkrlich machte er kehrt, doch Ron und Hermine packten ihn an den Armen. Wir knnen jetzt nicht zu ihm, sagte Ron, das Gesicht wei wie Papier. Wenn sie rauskriegen, dass wir ihn besucht haben, wird alles noch viel schlimmer fr ihn ... Hermine atmete flach und unregelmig. Wie ... wie konnten sie nur?, wrgte sie hervor. Wie konnten sie das tun? Gehen wir, sagte Ron mit klappernden Zhnen. Sie gingen weiter und achteten unter dem Tarnumhang sorgfltig auf ihre Schritte, um sich nicht zu verraten. Das Tageslicht erstarb rasch. Als sie freies Gelnde erreicht hatten, legte sich die Dunkelheit wie ein Fluch ber sie. Gib Ruhe, Krtze, zischte Ron und presste die Hand auf die Brusttasche. Die Ratte strampelte und kratzte verzweifelt. Ron blieb pltzlich stehen und versuchte Krtze tiefer in die Tasche zu zwngen. Was ist los mit dir, du dumme Ratte? Ruhe jetzt - autsch! Er hat mich gebissen! Sei leise, Ron!, flsterte Hermine eindringlich. Fudge wird sicher gleich kommen - Er - will - einfach - nicht - dableiben - Krtze hatte offensichtlich Hllenangst. Er strubte sich mit aller Kraft und versuchte aus Rons Griff zu entkommen. Was ist eigentlich los mit ihm -? Doch Harry hatte es schon gesehen - etwas schlich auf sie zu, den Krper an den Boden geschmiegt, die weit aufgerissenen gelben Augen gespenstisch in der Dunkelheit glimmend - Krummbein. Ob er sie sehen konnte oder nur Krtzes Quieken folgte, wusste Harry nicht zu sagen. Krummbein!, sthnte Hermine, nein, Krummbein, hau ab! Doch der Kater kam nher. Krtze - nein! Zu spt - die Ratte entglitt Rons Fingern, fiel zu Boden und raschelte davon. Mit einem gewaltigen Sprung setzte ihr Krummbein nach, und bevor Harry oder Hermine auch nur die Hand rhren konnte, warf Ron den Tarnumhang ab und rannte ihnen hinterher in die Dunkelheit. Ron!, seufzte Hermine. Harry und Hermine sahen sich kurz an, dann strzten auch sie los; richtig rennen konnten sie nicht unter dem Tarnumhang, und so warfen sie ihn ab und lieen ihn hinter sich herflattern wie eine Fahne. Vor sich hrten sie das schnelle Getrommel von Rons Fen. Lass ihn in Ruhe - hau ab - Krtze, komm hierher - Es gab einen dumpfen Aufschlag. Hab ich dich! Hau ab, du stinkender Kater - Fast wren Harry und Hermine ber Ron gestolpert. Er lag rcklings auf dem Boden, doch Krtze war wieder in seiner Tasche; mit beiden Hnden drckte er fest auf die zitternde Beule. Ron - komm jetzt - zurck unter den Umhang -, keuchte Hermine. Dumbledore - und der Minister - sie kommen sicher gleich hier lang - Doch bevor sie sich wieder tarnen konnten, ja bevor sie wieder zu Atem kamen, hrten sie das leise Trommeln riesiger Pfoten ... etwas kam auf sie zugesprungen, stumm wie ein Schatten - ein riesiger, fahlugiger, rabenschwarzer Hund. Harry griff nach dem Zauberstab, doch zu spt - der Hund hatte einen gewaltigen Sprung gemacht und stie mit den Vorderpfoten gegen Harrys Brust; unter einem Wirbel von Haaren strzte er zu Boden; er sprte den heien Atem des Hundes ber sich, sah seine fingerlangen Zhne - Doch die Schnellkraft seines Sprungs lie den Hund ber Harry hinwegrollen; Harry hatte das Gefhl, smtliche Rippen wren ihm gebrochen; ganz benommen wollte er sich aufrichten, doch er hrte, wie sich der Hund knurrend zu einem neuen Angriff bereitmachte. Ron war inzwischen auf den Beinen - wieder setzte der Hund zum Sprung an, doch diesmal stie er Harry nur beiseite - und sein Maul klammerte sich um Rons ausgestreckten Arm; Harry warf sich auf ihn und packte eine Hand voll Fellhaare, doch das Untier zerrte Ron mit sich fort, so mhelos, als wre er eine Stoffpuppe - Dann, aus dem Nichts, schlug Harry etwas so heftig ins Gesicht, dass er wieder den Boden unter den Fen verlor. Auch Hermine schrie vor Schmerz und er hrte sie strzen. Harry tastete nach seinem Zauberstab - Lumos!, flsterte er. Das Licht des Zauberstabs fiel auf den dicken Stamm eines Baumes; sie hatten Krtze in den Schatten der Peitschenden Weide verfolgt, deren Zweige chzten, als herrsche Sturm, peitschend schlugen sie aus und verwehrten ihnen jeden weiteren Schritt auf sie zu. Und dort, unten am Fu des Baumstamms, war der Hund. Er zerrte Ron fort, hinein in eine groe Erdspaltezwischen den Wurzeln - Ron wehrte sich verzweifelt, doch schon war sein Kopf verschwunden - Ron!, rief Harry und versuchte ihm zu folgen, doch ein krftiger Zweig peitschte ihm todbringend entgegen und er musste zurckweichen. Jetzt war nur noch Rons Bein zu sehen, mit dem er sich an einer Wurzel festgehakt hatte, um nicht weiter in die Tiefe gezerrt zu werden - doch ein frchterliches Knacken durchschnitt die Luft wie ein Gewehrschuss; Rons Bein war gebrochen und schon war sein Fu verschwunden. Harry - wir mssen Hilfe holen -, keuchte Hermine; auch sie blutete; die Peitschende Weide hatte ihr die Schulter aufgerissen. Nein!, sagte Harry und wollte Ron nachstrzen, doch wieder surrte ein dicker Zweig durch die Luft und er konnte sich gerade noch rechtzeitig wegducken. Dieser Kter ist gro genug, um ihn zu fressen, wir haben nicht die Zeit - Harry - ohne Hilfe kommen wir nie durch - Wieder schlug ein Ast nach ihnen aus, die kleinen Zweige geballt wie Fuste. Wenn dieser Kter dort reinkommt, dann kommen wir auch rein, keuchte Harry. Immer wieder wollte er unter den Baum vorstoen, doch er kam keinen Schritt nher an die Wurzeln, ohne sich den Hieben seiner Zweige auszusetzen. Oh, Hilfe, Hilfe, flsterte Hermine verzweifelt und tnzelte ratlos auf der Stelle, bitte ... Pfeilschnell schoss Krummbein an ihnen vorbei. Wie eine Schlange wich er den Hieben der Weide aus und setzte dann die Vorderpfote auf einen Knoten am Baumstamm. Sofort erstarrte der ganze Baum, als wre er zu Stein geworden. Kein Zweig rhrte sich, kein Blatt zitterte. Krummbein!, flsterte Hermine argwhnisch. Sie klam-merte sich so fest an Harrys Arm, dass es wehtat. Woher wusste er das -? Er ist mit diesem Hund befreundet, sagte Harry grimmig. Ich hab sie zusammen gesehen. Komm - und halt deinen Zauberstab bereit - Im Handumdrehen waren sie beim Baumstamm, doch bevor sie den Spalt zwischen den Wurzeln erreicht hatten, war Krummbein schon hineingesprungen. Sie sahen nur noch seinen Schwanz, krftig wie eine Flaschenbrste, vor ihnen herwedeln. Harry folgte ihm; mit dem Kopf voran krabbelte er hinein, glitt eine Erdrutsche hinunter und landete auf dem Boden eines sehr niedrigen Tunnels. Ein paar Meter vor ihm blitzten Krummbeins Augen im Licht seines Zauberstabs. Sekunden spter kam Hermine runtergeschlittert und landete neben ihm. Wo ist Ron?, flsterte sie ngstlich. Da lang, sagte Harry und folgte Krummbein mit gebeugtem Rcken. Wohin fhrt dieser Tunnel?, keuchte Hermine hinter ihm. Ich wei nicht ... er ist auf der Karte des Rumtreibers eingezeichnet, aber Fred und George glauben, hier sei noch keiner reingekommen ... die Karte zeigte nicht, wo er endet, aber es sah so aus, als wrde er nach Hogsmeade fhren ... Tief gebckt liefen sie, so schnell sie konnten; immer wieder erhaschten sie einen Blick auf Krummbeins Schwanz. Der Geheimgang schien nicht enden zu wollen; er kam Harry so lang vor wie der zum Honigtopf. Er dachte nur noch an Ron und stellte sich vor, was der Riesenhund mit ihm anstellen konnte ... er rannte weiter, die Hnde fast auf dem Boden, erschpft um Luft ringend ... Endlich begann der Tunnel anzusteigen; kurz darauf ging es in eine Biegung und Krummbein war verschwunden. Doch jetzt konnte Harry einen schwachen Lichtfleck erkennen, der durch eine kleine ffnung fiel. Die beiden hielten inne und rangen nach Atem, dann drangen sie weiter vor. Sie hoben ihre Zauberstbe, um zu sehen, was hinter der ffnung lag. Es war ein Zimmer, wst und staubig. Die Tapeten schlten sich von den Wnden; -der ganze Fuboden war mit Flecken bedeckt; alle Mbel waren kaputt, als ob sie jemand zertrmmert htte. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt. Harry warf Hermine einen Blick zu. Sie schien verngstigt, nickte aber. Harry zog sich nach oben aus dem Loch und schaute sich um. niemand war in diesem Raum, doch zur Rechten stand eine Tr offen, die in einen dsteren Flur fhrte. Pltzlich packte Hermine Harrys Arm. Ihre aufgerissenen Augen wanderten ber die vernagelten Fenster. Harry, flsterte sie, ich glaub, wir sind in der Heulenden Htte. Harry sah sich um. Sein Blick fiel auf einen Stuhl neben ihnen. Holzstcke waren rausgerissen worden; ein Stuhlbein war abgerissen. Das waren keine Gespenster, sagte er langsam. In diesem Augenblick knarrte es ber ihren Kpfen. Im oberen Stockwerk hatte sich etwas bewegt. Sie blickten zur Decke. Hermine hatte sich so fest an Harrys Arm geklammert, dass seine Finger taub wurden. Er hob die Augenbrauen und sah sie an; sie nickte ihm zu und lie ihn los. So leise sie konnten, schlichen sie hinaus in den Flur und die morsche Treppe hoch. Eine dicke Staubschicht lag berall, nur auf den Stufen hatte etwas Schweres, das nach oben geschleift worden war, einen hellen, glnzenden Streifen hinterlassen. Oben gelangten sie in einen dunklen Korridor. Nox, flsterten sie wie aus einem Mund und die Lichter an den Spitzen ihrer Zauberstbe erloschen. Nur eine Tr stand offen. Als sie sich herantasteten, hrten sie, wie sich etwas dahinter bewegte; ein leises Sthnen und dann ein tiefes, lautes Schnurren. Sie wechselten einen letzten Blick und ein letztes Kopfnicken. Harry umklammerte den Zauberstab und hob ihn hoch, dann trat er die Tr auf. Auf einem prchtigen Himmelbett mit verstaubten Vorhngen flzte sich Krummbein, der bei Harrys Anblick laut zu schnurren begann. Neben dem Bett auf dem Fuboden lag Ron, die Hnde um ein Bein geklammert, das in merkwrdigem Winkel abstand. Harry und Hermine strzten zu ihm hin. Ron - was ist los mit dir? Wo ist der Hund? Kein Hund, sthnte Ron und biss vor Schmerz die Zhne zusammen. Harry, das ist eine Falle! Was? Er ist der Hund ... er ist ein Animagus ... Ron starrte ber Harrys Schulter. Harry wirbelte herum. Der Mann im Schatten lie die Tr ins Schloss fallen. Das schmutzige verfilzte Haar reichte ihm bis zu den Ellbogen. Wenn aus den tiefen, dunklen Hhlen in seinem Gesicht keine Augen geleuchtet htten, htte er auch eine Leiche sein knnen. Die wchserne Haut war so fest ber die Knochen gespannt, dass sein Kopf wie ein Totenschdel aussah. Ein Grinsen offenbarte die gelben Zhne. Es war Sirius Black. Expelliarmus!, krchzte er und richtete Rons Zauberstab auf sie. Harry und Hermine riss es die Zauberstbe aus den Hn-den, sie wirbelten durch die Luft und Black fing sie auf, Dann kam er einen Schritt nher. Seine Augen waren unverwandt auf Harry gerichtet. Ich Wusste, dass du kommen wrdest, um deinem Freund zu helfen, sagte er heiser. Seine Stimme klang, als htte er sie schon lange nicht mehr gebraucht. Dein Vater htte dasselbe fr mich getan. Mutig von dir, nicht erst einen Lehrer zu holen. Ich bin dir dankbar, es wird alles viel leichter machen ... Die Bemerkung ber seinen Vater klang in Harrys Ohren nach, als ob Black ihn angeschrien htte. Brennender Hass loderte in seiner Brust hoch und lie fr Angst keinen Platz. Zum ersten Mal in seinem Leben wollte er den Zauberstab nicht zurckhaben, um sich zu verteidigen, sondern um anzugreifen ... zu tten. Ohne zu wissen, was er tat, wollte er losstrzen, doch neben ihm gab es eine rasche Bewegung und zwei Paar Hnde packten ihn und hielten ihn zurck -Nein Harry!, flsterte Hermine, die Augen schreckensstarr; Ron jedoch sprach zu Black. Wenn Sie Harry tten wollen, dann mssen Sie uns auch tten!, sagte er grimmig, doch die Anstrengung, aufrecht zu stehen, trieb ihm den letzten Rest Farbe aus dem Gesicht und er schwankte ein wenig. In Blacks schattigen Augen flackerte etwas auf Leg dich hin, sagte er leise zu Ron. Dein Bein ist gebrochen. Haben Sie mich gehrt?, sagte Ron schwach, doch er klammerte sich an Harry, um nicht zu fallen. Sie mssen uns alle drei umbringen! Es wird heute Nacht nur einen Mord geben, sagte Black und sein Grinsen wurde breiter. Warum das denn?. fauchte Harry und versuchte sich dem Griff von Ron und Hermine zu entwinden. Das letzte Mal hat's Sie doch auch nicht gekmmert, oder? All diese Muggel abzuschlachten, um an Pettigrew zu kommen, hat Ihnen nichts ausgemacht ... was ist los, haben sie Sie weich gekriegt in Askaban? Harry!, wimmerte Hermine. Sei still! Er hat meine Mum und meinen Dad umgebracht!, brllte Harry. Mit einem heftigen Ruck befreite er sich von Hermine, und Ron strzte sich Black entgegen. Harry hatte alle Zauberei vergessen - er hatte vergessen, dass er klein und mager und dreizehn war, Black dagegen ein groer, ausgewachsener Mann. Harry wusste nur, dass er Black Schmerz zufgen wollte, so viel wie mglich, und dass es ihm gleich war, wenn Black ihm ebenfalls wehtat. Vielleicht war Black einen Augenblick zu verdutzt, weil Harry etwas so Dummes tat, jedenfalls hob er die Zauberstbe nicht rechtzeitig - Harry packte Blacks ausgezehrtes Handgelenk und schob die Zauberstbe von sich weg; mit der anderen Hand schlug er gegen Blacks Schlfe, dass ihm die Knchel schmerzten, und beide krachten gegen die Wand. Hermine schrie auf, Ron brllte; aus den Zauberstben in Blacks Hand schossen blendende Lichtblitze, und ein Funkenstrahl verfehlte Harrys Kopf um Haaresbreite; Harry sprte, wie Black den ausgemergelten Arm, den Harry umklammert hielt, verzweifelt losreien wollte, doch er umklammerte ihn noch fester und schlug mit der anderen Hand wie von Sinnen auf Black ein. Doch Blacks freie Hand hatte den Weg zu Harrys Gurgel gefunden. Nein, zischte er, ich hab zu lange gewartet. Seine Hand zog sich zu, Harry wrgte, die Brille hing ihm schief auf der Nase. Dann schoss Hermines Fu wie aus dem Nichts hervor; chzend vor Schmerz lie Black Harry los; Ron hatte sichauf Blacks Zauberstabhand geworfen und Harry hrte leises Geklapper. Er kmpfte sich aus dem Krperknuel frei und sah seinen Zauberstab ber den Boden rollen; er hechtete hinber, doch - Aaarh! Krummbein hatte sich ins Getmmel geworfen; die Klauen beider Vorderpfoten gruben sich tief in Harrys Arm; Harry schttelte ihn ab, doch Krummbein hpfte jetzt zu Harrys Zauberstab. Nein, das tust du nicht!, brllte Harry und versetzte Krummbein einen Futritt, der ihn fauchend in die Ecke fliegen lie; Harry schnappte sich den Zauberstab und wandte sich um. Aus dem Weg!, rief er Ron und Hermine zu. Sie lieen es sich nicht zweimal sagen. Hermine sprang japsend beiseite und warf sich mit blutenden Lippen auf ihren und Rons Zauberstab. Ron kroch hinber zum Bett und brach rchelnd darauf zusammen. Sein weies Gesicht war grn gesprenkelt und mit beiden Hnden umklammerte er das gebrochene Bein. Black lag ausgestreckt an der Wand. Seine flache Brust hob und senkte sich rasch, whrend er mit den Augen Harry folgte, der langsam auf ihn zuging, den Zauberstab direkt auf Blacks Herz gerichtet. Wirst du mich tten, Harry?, flsterte er. Harry blieb ber ihm stehen, den Zauberstab unverwandt auf Blacks Brust gerichtet, und sah zu ihm hinab. Ein brennender Riss zog sich um sein linkes Auge, und seine Nase blutete. Sie haben meine Eltern gettet, sagte Harry mit leichtem Zittern in der Stimme, doch die Hand mit dem Zauberstab war vollkommen ruhig. Black starrte aus seinen eingesunkenen Augen zu ihm hoch. Ich leugne es nicht, sagte er ganz ruhig. Aber ich habe es nicht gewollt. Sie haben es nicht gewollt?, wiederholte Harry; er hrte das Blut in seinen Ohren rauschen. Sie haben Voldemort gesagt, wo er sie finden kann, und Sie wussten nicht, dass er sie tten wrde? Hr mir zu, sagte Black, und ein flehender Ton lag jetzt in seiner Stimme. Tte mich, wenn du willst, aber zuerst hr mich an ... wenn nicht, wirst du es bereuen ... du verstehst nicht ... Ich verstehe nicht?, sagte Harry und jetzt bebte ihm die Stimme. Sie haben sie gehrt, oder nicht? Meine Mum ... wie sie versucht mich vor Voldemort zu retten ... und Sie haben es getan ... Sie waren es ... Bevor einer von ihnen noch ein Wort sagen konnte, huschte etwas Rostbraunes an Harry vorbei; und schon war Krummbein auf Blacks Brust gesprungen und hatte sich genau auf Blacks Herzen zusammengerollt. Black blinzelte und sah den Kater an. Scher dich blo weg, murmelte Black und versuchte Krummbein wegzuschieben. Doch Krummbein versenkte die Klauen in Blacks Umhang und rhrte sich nicht. Der Kater wandte sein hssliches, eingedelltes Gesicht Harry zu und sah mit seinen groen gelben Augen zu ihm hoch. Hinter sich hrte er Hermine, trocken schluchzen. Harry starrte auf Black und Krummbein und umklammerte den Zauberstab noch fester. Was machte es schon, wenn er auch den Kater ttete. Er war mit Black verbndet ... wenn er bereit war zu sterben, weil er Black schtzen wollte, ging Harry das nichts an ... wenn Black ihn rettenwollte, zeigte das nur, dass er sich mehr um Krummbein scherte als um Harrys Eltern ... Harry hob den Zauberstab. Die Zeit war gekommen. Dies war der Augenblick, Vater und Mutter zu rchen. Er wrde Black tten. Er musste Black tten. Dies war seine Chance ... Und die Sekunden zogen sich in die Lnge, und immer noch stand Harry wie angewurzelt da, den Zauberstab umklammert. Black, mit Krummbein auf der Brust, starrte zu ihm hoch. Vom Bett her hrte er Rons rasselndes Atmen, Hermine war ganz still. Und dann hrte er ein neues Gerusch - Gedmpfte Schritte drangen durch den Fuboden; jemand kam die Treppe hinauf. Wir sind hier oben!, rief Hermine pltzlich. Wir sind hier oben - Sirius Black - schnell! Black zuckte so heftig zusammen, dass Krummbein fast von seiner Brust gerutscht wre; Harry umklammerte krampfhaft seinen Zauberstab - tu's jetzt!, sagte eine Stimme in seinem Kopf - doch die Schritte polterten die Treppe herauf und Harry hatte immer noch nicht gehandelt. Die Tr krachte unter einem Schauer roter Funken auf und Harry wirbelte herum. Professor Lupin kam in das Zimmer gestrzt, das Gesicht blutleer, den Zauberstab drohend erhoben. Seine Augen flackerten hinber zu Ron, der auf dem Bett lag, zu Hermine, die an der Tr kauerte, und zu Harry, der dastand und Black mit dem Zauberstab bedrohte, und dann zu Black selbst, zusammengekrmmt und blutend zu Harrys Fen. Expelliarmus!, rief Lupin. Abermals flog Harry der Zauberstab aus der Hand, und auch Hermine verlor die beiden, die sie gehalten hatte. Geschickt fing Lupin sie auf, dann trat er nher und starrteBlack an, auf dessen Brust noch immer Krummbein schtzend lag. Harry stand da und fhlte sich pltzlich vollkommen leer. Er hatte es nicht getan. Er hatte nicht den Mumm dazu gehabt. Sie wrden Black den Dementoren aushndigen und Harrys Eltern wrden nie gercht werden ... Dann sprach Lupin, und seine Stimme war zum Zerreien gespannt. Wo ist er, Sirius? Harry blickte Lupin berrascht an. Er verstand nicht, was er meinte. Wo war wer? Er schaute erneut auf Black. Blacks Gesicht war vollkommen ausdruckslos. Ein paar Sekunden lang regte er sich berhaupt nicht. Dann, ganz langsam, hob er die leere Hand und deutete auf Ron. Verblfft wandte sich Harry zu Ron um, der ebenfalls vllig verdutzt schien. Aber dann ..., murmelte Lupin und starrte Black so durchdringend an, als wolle er seine Gedanken lesen, warum hat er sich dann nie offenbart? Auer - und Lupin riss pltzlich die Augen auf, als wrde er hinter Black noch etwas sehen, etwas, das keiner von den anderen sehen konnte - auer, er war es ... wenn ihr getauscht habt ... ohne es mir zu sagen? Ganz langsam, mit den eingesunkenen Augen starr auf Lupins Gesicht gerichtet, nickte Black mit dem Kopf. Professor, setzte Harry an, was -? Doch er kam mit seiner Frage nie zu Ende, denn was er sah, wrgte ihm die Stimme ab. Lupin lie den Zauberstab sinken und sah Black unverwandt an. Und schon sprang er an Blacks Seite, packte ihn bei der Hand, zog ihn hoch, so dass Krummbein zu Boden fiel, und umarmte Black wie einen Bruder. Harry hatte das Gefhl, als htte es ihm den Magen umgedreht. Ich glaub's nicht!, schrie Hermine. Lupin lste sich von Black und wandte sich ihr zu. Sie hatte sich aufgerichtet und deutete mit zornflackerndem Blick auf Lupin. Sie - Sie - Hermine - - Sie und er! Hermine, beruhige dich - Ich hab's niemandem erzhlt!, kreischte Hermine, ich hab es fr Sie vertuscht - Hermine, hr mir bitte zu!, rief Lupin, ich kann's dir erklren - Harry schttelte es am ganzen Leib, doch nicht aus Angst. Eine neue Welle von Zorn berschwemmte ihn. Ich habe Ihnen vertraut, rief er Lupin zu, seiner Stimme nicht mehr Herr, und die ganze Zeit waren Sie sein Freund - Du irrst dich, sagte Lupin, ich war bisher nicht Sirius' Freund, aber ich bin es jetzt - lass es mich erklren ... Nein!, schrie Hermine, Harry, trau ihm nicht, er hat Black geholfen, ins Schloss zu kommen, er will auch dich tot sehen - er ist ein Werwolf! Eine unheimliche Stille trat ein. Sirius Black starrte weiterhin Lupin an; es war unmglich zu sagen, was er von alldem hielt. Auch Lupin wirkte erstaunlich ruhig, wenn auch ziemlich blass. Nicht ganz so gut wie sonst, Hermine, sagte er. Nur einen von drei Punkten, frchte ich. Ich habe Sirius nicht geholfen, ins Schloss zu kommen, und ich will gewiss nicht, dass Harry stirbt ... Ein merkwrdiges Zittern huschte ihm bers Gesicht. Doch will ich nicht bestreiten, dass ich ein Werwolf bin. Ron unternahm einen vergeblichen Versuch, sich aufzurichten, sackte jedoch vor Schmerz wimmernd zurck aufsBett. Lupin ging mit besorgtem Blick zu ihm hinber, doch Ron japste: Weg von mir, Werwolf! Lupin blieb wie angewurzelt stehen. Dann wandte er sich mit offensichtlicher Mhe Hermine zu und sagte: Seit wann weit du es? Schon 'ne Ewigkeit, flsterte Hermine. Seit ich den Aufsatz fr Professor Snape geschrieben habe ... Er wird sich freuen, sagte Lupin khl. Er hat euch den Aufsatz schreiben lassen in der Hoffnung, jemand wrde erkennen, was meine Symptome bedeuten ... Hast du auf der Mondtabelle nachgesehen und festgestellt, dass ich bei Vollmond krank war? Oder ist dir aufgefallen, dass der Irrwicht sich in einen Mond verwandelte, als er mich sah? Beides, sagte Hermine leise. Lupin lachte geqult. Du bist die schlauste Hexe deines Alters, die ich je getroffen habe, Hermine. Bin ich nicht, flsterte Hermine, wenn ich ein wenig schlauer gewesen wre, htte ich allen gesagt, was Sie sind! Aber das wissen sie schon, sagte Lupin. Zumindest die Lehrer. Dumbledore hat Sie eingestellt, obwohl er wusste, dass Sie ein Werwolf sind?, schnaubte Ron mit aufgerissenen Augen. Ist er wahnsinnig? Einige Lehrer dachten das auch, sagte Lupin. Es war ein schweres Stck Arbeit, gewisse Lehrer davon zu berzeugen, dass man mir vertrauen kann - Und da hat er sich geirrt!, rief Harry. Sie haben ihm die ganze Zeit geholfen! Er deutete auf Black, der pltzlich zum Bett hinberhumpelte und darauf niedersank, als ob seine Beine ihn nicht mehr lnger tragen wollten. Krummbein sprang zu ihm hoch und kroch schnurrend aufseinen Scho. Ron rckte von beiden weg und zog sein Bein nach. Ich habe Sirius nicht geholfen, sagte Lupin. Wenn ihr mir eine Chance gebt, dann erklre ich es. Hier - Er nahm die Zauberstbe von Harry, Ron und Hermine und warf sie ihren Besitzern zu; verdutzt fing Harry den seinen auf. Also gut, sagte Lupin und steckte den eigenen Zauberstab in den Grtel. Ihr seid bewaffnet, wir nicht. Hrt ihr mir jetzt zu? Harry wusste nicht, was er davon halten sollte. War das eine List? Wenn Sie ihm nicht geholfen haben, sagte er mit zornigem Blick auf Black, woher wussten Sie dann, dass er hier war? Die Karte, sagte Lupin, die Karte des Rumtreibers. Ich war in meinem Bro und hab auf ihr nachgesehen. Sie wissen, wie man mit ihr umgeht?, sagte Harry misstrauisch. Black hatte den Kopf gehoben. Auch er starrte Lupin verblfft an. Natrlich wei ich, wie man mit ihr umgeht, sagte Lupin und wedelte ungeduldig mit der Hand. Ich hab daran mitgeschrieben. Ich bin Moony - das war mein Spitzname bei den Freunden in der Schule. Sie selbst -? Wichtig ist jetzt nur, dass ich die Karte heute Abend sorgfltig zu Rate gezogen habe, weil ich ahnte, dass ihr drei euch vielleicht aus dem Schloss stehlt, um Hagrid zu besuchen, bevor der Hippogreif hingerichtet wird. Und ich hatte Recht, nicht wahr? Er schritt jetzt im Zimmer auf und ab und sah sie abwechselnd an. Seine Schritte wirbelten kleine Staubwlkchen auf. Du hast sicher den Umhang deines Vaters getragen, Harry - Woher wissen Sie von dem Umhang? Ich sah James so oft darunter verschwinden ..., sagte Lupin und fuchtelte erneut ungeduldig mit der Hand. Der Witz dabei ist, selbst wenn du den Tarnumhang trgst, erscheinst du auf der Karte des Rumtreibers. jedenfalls sah ich euch ber das Gelnde gehen und Hagrids Htte betreten. Zwanzig Minuten spter seid ihr herausgekommen und habt euch auf den Rckweg gemacht. Doch jetzt war noch ein anderer dabei. Wie bitte?, sagte Harry. Nein, wir waren zu dritt! Ich wollte meinen Augen nicht trauen, sagte Lupin, der immer noch auf und ab ging und Harrys Einwurf nicht beachtete. Ich dachte, mit der Karte wrde etwas nicht stimmen. Wie konnte er bei euch sein? K ... keiner war bei uns!, sagte Harry. Und dann hab ich noch einen Punkt gesehen, der sich rasch auf euch zubewegte, mit dem Namen Sirius Black ... Ich sah, wie er mit euch zusammenstie und wie er zwei von euch unter die Peitschende Weide zerrte - Einen!, sagte Ron zornig. Nein, Ron, sagte Lupin. Zwei von euch. Er war stehen geblieben und lie die Augen ber Ron gleiten. Knnte ich mir mal deine Ratte ansehen?, sagte er gelassen. Was?, sagte Ron. Was hat Krtze mit alldem denn zu tun? Einiges, sagte Lupin. Kann ich sie sehen, bitte? Ron zgerte, dann steckte er die Hand in den Umhang und zerrte Krtze hervor, der verzweifelt um sich schlug. Fast wre er entkommen, htte Ron ihn nicht gerade nochan seinem langen kahlen Schwanz erwischt. Krummbein hatte den Kopf gehoben und fauchte. Lupin trat auf Ron zu. Er schien den Atem anzuhalten, whrend er Krtze aufmerksam musterte. Was?, fragte Ron erneut und drckte Krtze mit angsterflltem Blick an die Brust. Was hat meine Ratte mit alldem zu tun? Das ist keine Ratte, krchzte auf einmal Sirius Black. Was soll das heien - natrlich ist das eine Ratte - Nein, ist es nicht, sagte Lupin ruhig. Es ist ein Zauberer. Ein Animagus, sagte Black, mit Namen Peter Pettigrew. ~Vier Freunde Es dauerte eine Weile, bis sie diese aberwitzige Behauptung verdaut hatten. Dann sprach Ron aus, was Harry dachte. Sie sind verrckt, alle beide. Lcherlich!, sagte Hermine matt. Peter Pettigrew ist tot!, sagte Harry. Er hat ihn umgebracht! Er deutete auf Black, dessen Gesicht krampfartig zuckte. Das wollte ich, murmelte er, aber ich hab es nicht geschafft. Alle dachten, Sirius htte Peter umgebracht, sagte Lupin bedchtig und lie die Augen nicht von dem verzweifelt in Rons Faust strampelnden Krtze. Ich selbst habe es zwlf Jahre lang geglaubt - Peter hat Sirius in die Enge getrieben und Sirius hat ihn gettet. Doch die Karte des Rumtreibers lgt niemals ... das hier ist unser alter Freund Peter. Leute, ich verschwinde, sagte Ron zitternd. Er versuchte sich auf sein gesundes Bein zu stellen, doch Lupin hatte seinen Zauberstab gezckt und deutete auf Krtze. Ihr knnt gehen, wann ihr wollt, alle drei, sagte er ruhig. Aber Peter msst ihr hier lassen. Das ist nicht Peter, das ist Krtze!, rief Ron und drckte die Ratte fest an die Brust. Hren Sie, sagte Hermine und trat Ron zur Seite, als wollte sie ihn schtzen. Professor Lupin ... es ... es kann einfach nicht stimmen und Sie wissen das ... Sie klang verngstigt und argwhnisch zugleich, alswisse sie nicht so recht, ob Lupin jetzt den Verstand verloren hatte oder nicht. Harry konnte es ihr nachfhlen, und dass Lupin pltzlich anfing zu grinsen, machte alles nur noch schlimmer. Warum kann es nicht stimmen, Hermine?, fragte er, als wren sie in der Schule und Hermine sei beim Experimentieren mit Grindelohs ein Problem aufgefallen. Weil ... es bekannt wre, wenn Peter Pettigrew ein Animagus gewesen wre. Das Zaubereiministerium fhrt ein Verzeichnis aller Animagi ... das haben wir bei Professor McGonagall gelernt. Sie sagte, das Ministerium behlt alle Hexen und Zauberer im Auge, die sich in Tiere verwandeln knnen; in einem Verzeichnis steht, welches Tier sie werden knnen und wie man sie erkennt und so weiter. Und ich hab in diesem Verzeichnis nachgesehen, fr meine Hausaufgaben, und in diesem Jahrhundert gab es nur sieben Animagi, und Pettigrews Name stand nicht auf der Liste. Harry hatte kaum Zeit, im Stillen Hermine zu bewundern, wie sie auch diesmal wieder aufgepasst hatte, denn Lupin fing an zu lachen. Vielleicht war er tatschlich verrckt und ein Werwolf noch dazu - Schon richtig, Hermine!, sagte er. Aber das Ministerium wusste nie, dass es drei nicht verzeichnete Animagi in Hogwarts gab. Keiner davon hat seinen Namen im Ministerium eintragen lassen, weil sie insgeheim Animagi wurden, und aus einem sehr guten Grund - weil ich ein Werwolf bin. Harry und Ron schauten sich in die Augen und ohne ein Wort zu wechseln waren sie sich einig. Lupin redete blanken Unsinn. Er war wirklich verrckt - Das verstehe ich nicht, Professor, sagte Hermine mit zittriger Stimme, als ob sie es kaum ertragen knnte, dass ein Lehrer vor ihren Augen berschnappte. Lupin wollte gerade etwas antworten, als es hinter ihm laut knarrte. Die Schlafzimmertr war von allein aufgegangen. Alle fnf starrten sie an. Dann ging Lupin hinber und sah auf den Korridor hinaus. Keiner da ... Hier spukt es!, sagte Ron. Keineswegs, sagte Lupin und sah immer noch ratlos zur Tr. In der Heulenden Htte hat es nie gespukt . .. das Schreien und Heulen, das die Leute im Dorf hrten, das stammte von mir. Er wischte sich das angegraute Haar aus den Augen, dachte einen Moment lang nach und sagte dann: Ich will euch alles erzhlen. Ihr habt ein Recht, es zu erfahren - besonders du, Harry. Nichts davon htte geschehen knnen, wenn ich nicht ein Werwolf wre. Aber wo soll ich anfangen? Er lachte nicht mehr. Er sah ernst und mde aus. Also, ich denke, alles fing damit an, dass ich gebissen wurde. Ich war noch ein ganz kleiner Junge, als es geschah. Meine Eltern haben alles versucht, aber damals gab es noch keine Heilung. Der Trank, den Professor Snape fr mich gebraut hat, ist eine ganz neue Entdeckung. Er schtzt mich, msst ihr wissen. Wenn ich ihn in der Woche vor Vollmond einnehme, behalte ich den Verstand, whrend ich mich verwandle ... ich kann mich dann in meinem Bro einrollen, als harmloser Wolf und warten, bis der Mond wieder abnimmt. Bevor jedoch der Wolfsbann-Trank entdeckt wurde, verwandelte ich mich einmal im Monat in ein ausgewachsenes Ungeheuer. Es schien unmglich, mich nach Hogwarts zu schicken. Die anderen Eltern wrden ihre Kinder sicher nicht dieser Gefahr aussetzen wollen. Doch dann wurde Dumbledore Schulleiter, und er hatteVerstndnis. Solange wir bestimmte Vorkehrungen trfen, sagte er, gebe es keinen Grund, warum ich nicht zur Schule kommen sollte ... Lupin seufzte und sah Harry in die Augen. Ich hab dir schon vor Monaten erzhlt, dass die Peitschende Weide in dem Jahr gepflanzt wurde, als ich nach Hogwarts kam. Die Wahrheit ist, dass sie gepflanzt wurde weil ich nach Hogwarts kam. Dieses Haus -, Lupin sah sich traurig im Zimmer um, - der Tunnel, der hierher fhrt -sie wurden fr mich gebaut. Einmal im Monat hat man mich aus dem Schloss geschmuggelt, in dieses Haus, wo ich mich verwandeln konnte. Den Baum pflanzten sie am Eingang des Tunnels, damit niemand mir folgen konnte, wenn ich gefhrlich war. Harry hatte keine Ahnung, wo diese Geschichte hinfhren sollte, und dennoch lauschte er hingerissen. Auch Ron und Hermine schienen wie gebannt von Lupin. Selbst Sirius Black folgte gespannt Lupins Worten, als ob er diese Geschichte noch nie gehrt htte. Auer Lupins Stimme war nur noch Krtzes ngstliches Quieken zu hren. Meine Verwandlungen in jener Zeit waren ... waren frchterlich. Es ist sehr schmerzhaft, sich in einen Werwolf zu verwandeln. Ich war fernab von Menschen, die ich beien konnte, also biss und kratzte ich mich selbst. Die Dorfbewohner hrten den Lrm und die Schreie und glaubten, es seien besonders wste Gespenster. Dumbledore schrte diese Gerchte ... selbst heute, da im Haus seit Jahren Ruhe herrscht, wagen sich die Leute nicht in seine Nhe ... Doch abgesehen von meinen Verwandlungen war ich so glcklich wie nie im Leben. Zum ersten Mal hatte ich Freunde, drei groartige Freunde. Sirius Black ... Peter Pettigrew ... und natrlich deinen Vater, Harry. James Potter. Meinen drei Freunden konnte natrlich nicht entgehen, dass ich einmal im Monat verschwand. Ich lie mir allemglichen Geschichten einfallen. Meine Mutter sei krank und ich msse sie zu Hause besuchen ... Ich hatte frchterliche Angst, sie wrden mich verlassen, wenn sie herausfnden, was in mir steckte. Doch wie du, Hermine, fanden sie natrlich die Wahrheit heraus ... Und sie lieen mich nicht im Stich. Im Gegenteil, sie taten etwas fr mich, das meine Verwandlungen nicht nur ertrglich machte, sondern zur schnsten Zeit meines Lebens. Sie wurden Animagi. Mein Dad auch?, sagte Harry erstaunt. Ja, allerdings, sagte Lupin.Sie brauchten fast drei Jahre, um herauszufinden, wie man es anstellt. Dein Vater und Sirius hier waren, die klgsten Schler in Hogwarts und das war ein Glck, denn die Verwandlung in einen Animagus kann frchterlich schief gehen. Das ist ein Grund, weshalb das Ministerium alle, die es versuchen, scharf im Auge behlt. Peter htte es ohne die Hilfe von James und Sirius nicht geschafft. Sie sagten mir nicht, was sie vorhatten, sie taten es insgeheim, falls es nicht gelingen sollte. Doch dann, in unserem fnften Jahr in Hogwarts, schafften sie es. Aber wie konnten sie Ihnen damit helfen?, fragte Hermine verwirrt. Als Menschen konnten sie mir nicht Gesellschaft leisten, also taten sie es als Tiere, sagte Lupin. Ein Werwolf ist nur fr Menschen gefhrlich. Jeden Monat schlichen sie sich unter James' Tarnumhang aus dem Schloss. Sie verwandelten sich ... Peter, als der Kleinste, konnte unter den peitschenden Weidenzweigen hindurchschlpfen und den Knoten berhren, der sie erstarren lsst. Dann schlitterten sie hinunter in den Tunnel und kamen zu mir ins Haus. Unter ihrem Einfluss war ich weniger gefhrlich. Mein Krper war immer noch der eines Wolfes, doch wenn ich mit ihnen zusammen war, fhlte ich mich eher wie ein Mensch. Vor allem James und Sinus entdeckten jetzt, was wir alles unternehmen konnten, wenn wir uns verwandelt hatten. Bald verlieen wir die Heulende Htte und streiften nachts ber das Schlossgelnde. Sirius und James verwandelten sich in so groe Tiere, dass sie einen Werwolf mhelos in Schach halten konnten. Ich glaube nicht, dass je ein Hogwarts-Schler mehr ber das Schloss und die Lndereien herausgefunden hat als wir. Und so beschlossen wir, die Karte des Rumtreibers zu schreiben und sie mit unseren Spitznamen zu unterzeichnen. Sirius ist Tatze. Peter ist Wurmschwanz. James war Krone. Was fr ein Tier ... ?, wollte Harry wissen, doch Hermine unterbrach ihn. Das war immer noch sehr gefhrlich! Mit einem Werwolf in der Dunkelheit umherzulaufen. Du hast Recht, sagte Lupin nachdenklich. Aber wir waren jung und dachten, mit unserem Scharfsinn knnten wir alles machen. Ich will nicht verhehlen, dass es manchmal brenzlig wurde. Einige Male htte ich die andern fast aus den Augen verloren und jemanden verletzt. Und dann, eines Tages, rchte sich alles. Ihr - hm - habt sicher bemerkt, dass Professor Snape mich nicht leiden kann. Der Grund ist, dass Sirius ihm einen Streich gespielt hat, der ihn fast das Leben gekostet htte. Black grunzte hmisch. Geschah ihm recht, krchzte er. Hat rumgeschnffelt und wollte rausfinden, was wir vorhatten ... er wollte doch nur, dass wir von der Schule fliegen ... Snape war sehr erpicht darauf zu erfahren, wohin ich jeden Monat verschwand. Wir waren im selben Jahrgang, wisst ihr, und wir - hm - mochten uns nicht besonders. Vor allem gegen James hegte er eine Abneigung. Er war wohl neidisch, weil James im Quidditch so begabt war ... jeden-falls hatte Snape mich eines Abends, kurz vor Vollmond, mit Madam Pomfrey bers Gelnde gehen sehen, die mich immer zur Peitschenden Weide fhrte. Sirius hielt es fr eine - hm - lustige Idee, Snape zu sagen, er msse nur den Knoten an der Peitschenden Weide mit einem langen Stecken berhren und dann knne er mir folgen. Nur, natrlich hat Snape es probiert - und wenn er bis zu diesem Haus gekommen wre, dann htte er es mit einem ausgewachsenen Werwolf zu tun bekommen -, doch dein Vater, der hrte, was Sirius getan hatte, lief Snape hinterher und schleifte ihn zurck ... Allerdings hat Snape noch einen Blick auf mich erhascht, wie ich am Ende des Tunnels verschwand. Dumbledore hat ihm verboten, es irgend jemandem zu sagen, doch von da an wusste er, dass ich ... Wusste Professor Dumbledore von dem Animagus-Zauber?, fragte Hermine neugierig. Bis heute hat er keine Ahnung, dass James, Sirius und Peter Animagi wurden. Er htte sie von der Schule weisen mssen ... sie hatten ein wichtiges Gesetz gebrochen ... Und aus diesem Grund kann Snape Sie nicht leiden?, sagte Harry langsam. Weil er dachte, sie htten von Sirius' Scherz gewusst? So ist es, sagte eine kalte Stimme an der Wand hinter Lupin. Severus Snape riss sich den Tarnumhang vom Leib. Sein Zauberstab wies drohend auf Lupin. ~Lord Voldemorts Knecht Hermine schrie. Black sprang auf Harry war, als htte er einen schweren elektrischen Schlag bekommen. Den habe ich unter der Peitschenden Weide gefunden sagte Snape und warf den Tarnumhang beiseite, ohne den Zauberstab auch nur kurz von Lupins Brust abzuwenden Recht ntzlich, Potter, ich danke ... Snape wirkte leicht erschpft, doch auf seinem Gesicht spiegelte sich ein Ausdruck des Triumphs. Sie fragen sich vielleicht, woher ich wusste, dass Sie hier sind?, sagte er mit glitzernden Augen. Ich war eben in Ihrem Bro, Lupin. Sie haben heute Abend vergessen, ihren Trank zu nehmen, also wollte ich einen Becher vorbeibringen. Und das war ein Glck ... Glck fr mich, wrde ich sagen. Auf Ihrem Tisch lag eine gewisse Karte. Ein Blick darauf verriet mir alles, was ich wissen musste. Ich sah Sie durch den Tunnel laufen und verschwinden. Severus -, warf Lupin ein, doch Snape lie sich nicht unterbrechen. Ich habe den Schulleiter immer wieder gewarnt, dass Sie Ihrem alten Freund Black dabei helfen, in die Schule zu kommen, Lupin, und hier ist der Beweis. Doch nicht einmal ich habe mir trumen lassen, dass Sie die Nerven htten, diese alte Htte als Versteck zu benutzen - Severus, Sie machen einen Fehler, sagte Lupin eindringlich. Sie haben nicht alles gehrt - ich kann es erklren - Sirius ist nicht hier, um Harry zu tten - Zwei weitere Gefangene fr Askaban heute Nacht, sagte Snape, und seine Augen glhten jetzt wie die eines Besessenen. Bin gespannt, wie Dumbledore das alles aufnimmt ... er war vollkommen berzeugt, dass Sie harmlos seien, Lupin ... ein zahmer Werwolf - Sie Dummkopf!, sagte Lupin leise. Ist der Groll ber einen Schlerstreich Grund genug, einen Unschuldigen nach Askaban zu bringen? Ssss - dnne Seile schossen aus der Spitze von Snapes Zauberstab und schlngelten sich um Lupins Mund, Handgelenke und Fersen; er verlor das Gleichgewicht und strzte zu Boden, wo er liegen blieb, ohne einen Finger rhren zu knnen. Black sprang vom Bett auf und wollte sich auf Snape strzen, doch Snape richtete den Zauberstab genau zwischen seine Augen. Gib mir einen Grund, flsterte er. Gib mir nur einen Grund, es zu tun, und ich schwre, ich werde es tun. Black erstarrte. Es war unmglich zu sagen, welches Gesicht hasserfllter war. Harry stand da wie gelhmt und wusste nicht, was er tun oder wem er glauben sollte. Dem Gefhl nach war er immer auf der Seite von Snapes Gegnern - doch Black hatte selbst zugegeben, dass er Harrys Eltern umgebracht hatte - wie konnte Lupin ihn dann unschuldig nennen? Er drehte sich zu Ron und Hermine um. Ron sah genauso verwirrt aus wie er und kmpfte immer noch mit Krtze. Hermine machte einen unsicheren Schritt auf Snape zu und sagte mit matter Stimme: Professor Snape, es ... es wrde nichts schaden zu hren, was sie zu sagen haben, o-oder? Miss Granger, auf Sie wartet bereits der Schulverweis, bellte Snape. Sie, Potter und Weasley haben alle Regeln gebrochen und befinden sich in Gesellschaft eines verurteiltenMrders und eines Werwolfs. Auch wenn es das erste Mal in Ihrem Leben sein sollte, halten Sie den Mund. Aber wenn - wenn es einen Irrtum gab - Sei still, du dumme Gre!, schrie Snape und sah pltzlich ziemlich verstrt aus. Red nicht ber Dinge, die du nicht verstehst! Ein paar Funken prasselten aus der Spitze seines Zauberstabs, der immer noch auf Blacks Gesicht gerichtet war. Hermine verstummte. Rache ist zuckers߫, hauchte Snape Black zu. Wie sehr habe ich gehofft, dich als Erster in die Finger zu kriegen ... Und jetzt bist du wieder der Dumme, Severus, sagte Black gelassen. Wenn dieser Junge seine Ratte ins Schloss bringen kann, er nickte mit dem Kopf hinber zu Ron, komme ich ohne Federlesen mit ... Ins Schloss?, sagte Snape salbungsvoll. Ich glaube nicht, dass wir so weit gehen mssen. Sobald wir drauen vor der Weide sind, rufe ich die Dementoren. Sie werden hocherfreut sein, dich zu sehen, Black ... so entzckt, dass sie dir sicher einen kleinen Kuss geben wollen ... Das bisschen Farbe auf Blacks Gesicht verschwand. D ... du musst mich anhren, krchzte er. Die Ratte - schau dir die Ratte an - Doch ein irres Flackern, wie Harry es noch nie gesehen hatte, trat jetzt in Snapes Augen. Offenbar hatte er das Reich der Vernunft verlassen. Kommt mit, allesamt, sagte er. Er schnippte mit den Fingern und die Enden der Seile, die Lupin fesselten, flogen ihm in die Hnde. Ich ziehe den Werwolf. Vielleicht haben die Dementoren auch ein Ksschen fr ihn brig. Harry wusste nicht recht, was er tat, doch mit drei Schritten hatte er das Zimmer durchquert und sich vor der Tr aufgebaut. Aus dem Weg, Potter, du hast schon mehr als genug r-ger, schnarrte Snape. Wenn ich nicht hergekommen wre und deine Haut gerettet htte - Professor Lupin htte mich dieses Jahr schon hundert Mal umbringen knnen, sagte Harry. Ich war oft mit ihm allein, er gab mir Unterricht gegen die Dementoren. Wenn er Black helfen wollte, warum hat er mich nicht schon lngst erledigt? Woher soll ich wissen, was im Hirn eines Werwolfs vor sich geht?, zischte Snape. Aus dem Weg, Potter. Sie sind jmmerlich!, rief Harry. Nur weil Sie in der Schule zum Narren gehalten wurden, wollen Sie jetzt nicht mal zuhren! Ruhe! So spricht man nicht mit mir!, kreischte Snape und wirkte mehr denn je wie ein Irrer. Wie der Vater, so der Sohn, Potter! Gerade habe ich dir den Hals gerettet, du solltest mir auf den Knien dafr danken! Wr dir recht geschehen, wenn er dich umgebracht htte! Du wrst gestorben wie dein Vater, zu hochmtig, um zu glauben, er htte sich in Black getuscht - geh jetzt aus dem Weg, oder ich rum dich fort - aus dem Weg, Potter! Harry entschied sich im Bruchteil einer Sekunde. Bevor Snape auch nur einen Schritt auf ihn zugehen konnte, hatte er den Zauberstab erhoben. Expelliarmus!, rief er - allerdings war seine Stimme nicht die einzige. Es gab einen Knall, der fast die Tr aus den Angeln gehoben htte; Snape riss es von den Fen, er krachte gegen die Wand und rutschte an ihr herunter zu Boden. Unter seinem Haarschopf sickerte ein kleines rotes Rinnsal hervor. Er war ohnmchtig. Harry wandte sich um. Ron und Hermine hatten im selben Augenblick beschlossen, Snape zu entwaffnen. Snapes Zauberstab war durch die Luft geflogen und neben Krummbein auf dem Bett gelandet. Das httest du nicht tun sollen, sagte Black zu Harry gewandt. Du httest ihn mir berlassen sollen ... Harry mied Blacks Augen. Er war sich auch jetzt noch nicht sicher, das Richtige getan zu haben. Wir haben einen Lehrer angegriffen ... wir haben einen Lehrer angegriffen ..., wimmerte Hermine und starrte mit angsterfllten Augen auf den leblosen Snape. Oh, wir kriegen gewaltigen rger. Lupin kmpfte mit seinen Fesseln. Black bckte sich rasch und befreite ihn. Lupin richtete sich auf und rieb sich die Arme, wo das Seil ihm ins Fleisch geschnitten hatte. Danke, Harry, sagte er. Doch Harry erwiderte sein Lcheln nicht. Ich sage nicht, dass ich Ihnen glaube, erklrte er Lupin. Diesen ganzen Kram ber einen Haufen Animagi und Krtze, der ein Zauberer sein soll ... Dann ist es an der Zeit, dass wir es dir beweisen, sagte Lupin. Ron, bitte gib mir Peter. Jetzt. Ron drckte Krtze noch fester an die Brust. Hren Sie auf damit, sagte er mit schwacher Stimme. Wollen Sie sagen, er ist aus Askaban geflohen, nur um Krtze in die Hnde zu kriegen? Das ist doch ... Er sah Hilfe suchend zu Harry und Hermine auf, Gut, sagen wir, Pettigrew konnte sich in eine Ratte verwandeln - es gibt Millionen von Ratten - wie soll er wissen, hinter welcher er her ist, wenn er in Askaban sitzt? Wenn ich's mir berlege, Sirius, dann ist das eine berechtigte Frage, sagte Lupin und wandte sich mit leichtem Stirnrunzeln Black zu. Wie hast du eigentlich rausgefunden, wo er steckte? Black schob eine seiner klauenartigen Hnde in den Umhang, zog ein zerknlltes Stck Papier hervor, strich es glatt und hielt es fr die anderen hoch. Es war das Foto von Ron und seiner Familie, das im vorigen Sommer im Tagespropheten erschienen war, und da, auf Rons Schulter, sa Krtze. . Wie hast du das in die Finger bekommen?, fragte Lupin wie vom Donner gerhrt. Fudge, sagte Black. Letztes Jahr, bei seinem Kontrollbesuch in Askaban, gab er mir seine Zeitung. Und da war Peter, auf der Titelseite ... auf der Schulter dieses Jungen ... ich hab ihn sofort erkannt ... wie oft hatte ich gesehen, wie er sich verwandelte. Und darunter hie es, der Junge wrde bald wieder nach Hogwarts zurckkehren ... wo Harry war ... Mein Gott, sagte Lupin leise und starrte abwechselnd Krtze und das Zeitungsfoto an. Die Vorderpfote ... Was soll damit sein?, sagte Ron widerwillig. Ihr fehlt ein Zeh, sagte Black. Natrlich, seufzte Lupin, so einfach ... so gerissen ... er hat ihn selbst abgehackt? Kurz bevor er sich verwandelte, sagte Black. Als ich ihn gestellt hatte, schrie er, dass die ganze Strae es hrte, ich htte Lily und James verraten. Dann, bevor ich meinen Fluch sprechen konnte, hat er mit dem Zauberstab hinter dem Rcken die ganze Strae in die Luft gejagt und alle im Umkreis von zehn Metern gettet - und schlielich ist er mit den anderen Ratten im Kanalloch verschwunden ... Hast du es nie gehrt, Ron?, sagte Lupin. Das grte Stck, das sie von Peter gefunden haben, war sein Finger. Ach was, Krtze ist wahrscheinlich mit einer anderen Ratte aneinander geraten. Er ist schon ewig in meiner Familie. Zwlf Jahre, um genau zu sein, sagte Lupin. Hast du dich nie gewundert, warum er so lange lebt? Wir ... wir haben uns gut um ihn gekmmert!, sagte Ron. Sieht im Moment allerdings nicht sonderlich gesund aus, oder?, sagte Lupin. Ich vermute, er verliert Gewicht, seit er gehrt hat, dass Sirius wieder auf freiem Fu ist ... Er hatte Angst vor diesem verrckten Kater!, sagte Ron und nickte zu Krummbein hinber, der immer noch schnurrend auf dem Bett lag. Doch das stimmte nicht, fiel Harry pltzlich ein ... Krtze hatte schon krank ausgesehen, bevor er auf Krummbein traf ... schon seit Rons Rckkehr aus gypten ... seit Black geflohen war ... Dieser Kater ist nicht verrckt, sagte Black mit heiserer Stimme. Er streckte seine knochige Hand aus und streichelte Krummbeins wuschligen Kopf. Er ist der klgste Kater, den ich kenne. Er hat Peter sofort durchschaut. Und als er mich traf, war ihm auch klar, dass ich kein Hund war. Es dauerte eine Weile, bis er mir vertraute ... schlielich schaffte ich es, ihm mitzuteilen, hinter wem ich her war, und er half mir ... Was wollen Sie damit sagen?, wisperte Hermine. Er wollte mir Peter bringen, aber es gelang nicht ... also hat er die Passwrter fr den Gryffindor-Turm fr, mich gestohlen ... ich glaube, er hat sie vom Nachttisch eines Jungen stibitzt ... Doch Peter bekam Wind davon und floh ..., krchzte Black. Dieser Kater - Krummbein nennst du ihn? - hat mir gesagt, dass Peter Blut auf dem Laken hinterlassen hat ... ich denke, er hat sich selbst gebissen ... nun ja, seinen eigenen Tod vorzutuschen hat schon einmal geklappt ... Diese Worte rissen Harry aus seiner Trance. Und warum hat er seinen Tod vorgetuscht?, fragte er aufgebracht. Weil er wusste, Sie wrden ihn tten, wie Sie meine Eltern gettet haben! Nein, sagte Black, Harry - Und jetzt sind Sie gekommen, um ihn endgltig zu erledigen! Das stimmt, aber - Dann htte ich Snape freie Hand lassen sollen!, rief Harry. Harry, warf Lupin ein, begreifst du nicht? Die ganze Zeit dachten wir, Sirius htte deine Eltern verraten und Peter htte ihn gejagt und gestellt. Doch es war andersrum. Peter hat deine Mutter und deinen Vater verraten - und Sirius hat Peter gejagt - Das ist nicht wahr!, rief Harry, er war ihr Geheimniswahrer! Er hat es gesagt, bevor Sie kamen, er hat gesagt, dass er sie gettet hat! Er deutete auf Black, der nachdenklich den Kopf schttelte; seine eingesunkenen Augen leuchteten pltzlich. Harry ... es war praktisch meine Schuld, krchzte er. Ich habe Lily und James im letzten Moment dazu berredet, Peter an meiner statt als Geheimniswahrer zu nehmen ... ich bin schuld, ich wei es ... in der Nacht, als sie starben ... war ich Peter besuchen gegangen, doch er war nicht zu Hause und es sah nicht nach einem Kampf aus ich bin sofort zu deinen Eltern ... und als ich ihr zerstrtes Haus und ihre Leichen sah ... war mir klar, was Peter getan haben musste ... was ich getan hatte ... Die Stimme versagte ihm. Er wandte sich ab. Genug davon, sagte Lupin und etwas Sthlernes lag in seiner Stimme, wie Harry es von ihm nicht kannte. Es gibt nur einen sicheren Weg, um zu beweisen, was wirklich geschehen ist. Ron, gib mir diese Ratte. Ron sah stumm von Lupin zu Harry hinber. Harry nickte. Was werden Sie tun, wenn ich sie Ihnen gebe?, fragte Ron angespannt. Ihn zwingen, sich zu zeigen, sagte Lupin. Wenn das wirklich eine Ratte ist, tut es ihr nicht weh. Ron biss sich auf die Lippen und streckte die Hand mit Krtze aus. Lupin packte die Ratte. Krtze begann verzweifelt zu quieken und wehrte sich beiend und kratzend gegen Lupins Griff. Bereit, Sirius?, sagte Lupin. Schon hatte Black Snapes Zauberstab vom Bett genommen. Er trat auf Lupin und die sich windende Ratte zu, und seine feuchten Augen schienen pltzlich in ihren Hhlen zu brennen. Zusammen?, sagte er leise. Ich denke schon, sagte Lupin und packte Krtze fest mit der einen, den Zauberstab mit der andern Hand. Ich zhle bis drei. Eins - zwei - DREI! Blauweie Blitze knisterten aus beiden Zauberstben hervor; einen Moment blieb Krtze in der Luft schweben, die kleine schwarze Gestalt krampfartig zuckend - Ron schrie auf - dann fiel die Ratte zu Boden; ein weiterer blendend heller Lichtstrahl und dann - Es war, als shen sie im Zeitraffer, wie ein Baum wchst. Vom Fuboden wucherte ein Kopf empor, dann ein Krper, aus dem Glieder sprossen, und schon stand da, wo Krtze gelegen hatte, sich krmmend und hnderingend - ein Mann. Krummbein drben auf dem Bett fauchte und knurrte mit gestrubten Rckenhaaren. Es war ein sehr kleiner Mann, kaum grer als Harry und Hermine. Um einen groen kahlen Kreis auf dem Kopf fand sich noch ein wenig dnnes, farbloses Haar. Er machte den schmchtigen Eindruck eines pummeligen Mannes, der in kurzer Zeit viel Gewicht verloren hatte. Seine Haut wirkte schmuddlig, fast wie Krtzes Fell, und seine spitze Nase und die sehr kleinen, wssrigen Augen erinnerten an eine Ratte. Er blickte hechelnd in die Runde. Harry bemerkte, wie sein Blick rasch zur Tr huschte. Ach, hallo, Peter, sagte Lupin launig, als wre es nichts Ungewhnliches, dass sich Ratten in seinem Umkreis als alte Schulfreunde entpuppten. Lange nicht gesehen. S-Sirius ... R-Remus ... Selbst Pettigrew quiekte. Wieder huschten seine Augen zur Tr. Meine Freunde ... meine alten Freunde ... Black hob den Zauberstab, doch Lupin packte ihn am Armgelenk und sah ihn warnend an, dann wandte er sich, betont lssig und einladend, erneut Pettigrew zu. Wir hatten eine kleine Unterhaltung, Peter, ber die Nacht, als Lily und James starben. Du hast vielleicht die Einzelheiten verpasst, whrend du dort auf dem Bett herumgequiekt hast. Remus, keuchte Pettigrew, und Harry sah, wie Schweiperlen auf sein teigiges Gesicht traten, du glaubst ihm doch nicht etwa er hat versucht mich umzubringen, Remus ... Das wissen wir, sagte Lupin, jetzt eine Spur khler. Peter, ich mchte ein oder zwei kleine Fragen mit dir klren, wenn du so - Und jetzt ist er hier, um es noch einmal zu versuchen!, quiekte Pettigrew pltzlich und deutete auf Black. Harry sah, dass er seinen Mittelfinger benutzte, weil der Zeigefinger fehlte. Er hat Lily und James umgebracht und jetzt wird er auch mich tten ... du musst mir helfen, Remus ... Blacks Gesicht hnelte jetzt mehr denn je einem Totenschdel, und er starrte Pettigrew mit seinen unergrndlichen Augen an. Keiner hier wird versuchen dich zu tten, bevor wir ein paar Dinge geklrt haben, sagte Lupin. Geklrt?, kreischte Pettigrew und sah sich mit flehen-dem Blick um; die Augen huschten ber die brettervernagelten Fenster und dann erneut ber die einzige Tr. Ich wusste, dass er mich jagen wrde! Ich wusste, dass er mir auf den Fersen war! Darauf habe ich zwlf Jahre gewartet! Du wusstest, dass Sirius aus Askaban fliehen wrde?, sagte Lupin stirnrunzelnd. Obwohl es bisher noch keiner geschafft hatte? Er hat dunkle Krfte, von denen unsereiner nur trumen kann!, rief Pettigrew schrill. Wie sonst ist er dort rausgekommen? Ich vermute, Du-weit-schon-wer hat ihm ein paar Kniffe beigebracht! Black fing an zu lachen, ein schauriges, freudloses Lachen, das den ganzen Raum erfllte. Voldemort - und mir Kniffe beibringen?, sagte er. Pettigrew zuckte zusammen, als htte Black ihm einen Peitschenschlag versetzt. Was denn - Angst vor dem Namen des alten Herrn?, sagte Black. Ich versteh dich wohl, Peter. Seine Leute sind nicht besonders gut auf dich zu sprechen, nicht wahr? Ich wei nicht, was du meinst, Sirius, wisperte Pettigrew und sein Atem ging schneller. Sein Gesicht glitzerte jetzt von Schwei. Vor mir jedenfalls hast du dich nicht zwlf Jahre lang versteckt, sagte Black. Du hast dich vor Voldemorts alten Anhngern versteckt. Ich hab in Askaban gewisse Dinge gehrt, Peter ... sie glauben alle, du wrst tot, denn sonst msstest du ihnen Rede und Antwort stehen ... ich hab sie im Schlaf schreien gehrt. Klang, als ob sie glaubten, der Verrter htte sie selbst verraten. Voldemort ging auf deinen Wink hin zu den Potters ... und das war auch sein eigenes Ende. Aber nicht alle Anhnger Voldemorts landeten in Askaban, oder? Es treibt sich immer noch eine Menge herum und wartet, bis es wieder an der Zeit ist. Alle tun so, als ht-ten sie eingesehen, dass sie sich geirrt htten ... wenn sie je Wind davon bekommen, dass du noch lebst, Peter - Wei nicht ... wovon du redest ..., sagte Pettigrew erneut und schriller denn je. Er wischte sich mit dem rmel ber das Gesicht und sah zu Lupin hoch. Remus, du glaubst doch nicht etwa - diesem Irren - Ich muss zugeben, Peter, es fllt mir schwer zu begreifen, warum ein Unschuldiger zwlf Jahre als Ratte leben sollte, sagte Lupin gleichmtig. Unschuldig, aber voller Angst!, quiekte Pettigrew. Wenn Voldemorts Anhnger hinter mir her sind, dann doch nur, weil ich einen ihrer besten Mnner nach Askaban gebracht habe - den Spion, Sirius Black! Blacks Gesicht verzerrte sich. Wie kannst du es wagen, knurrte er und klang pltzlich wie der brengroe Hund, der er gewesen war. Ich, ein Spion fr Voldemort? Wann bin ich je um Leute herumscharwenzelt, die strker und mchtiger waren als ich? Aber du, Peter - ich werde nie begreifen, warum ich nicht gleich gesehen habe, dass du ein Spion bist. Du mochtest immer groe Freunde, die fr dich nach dem Rechten sahen, nicht wahr? Erst waren wir es ... ich und Remus ... und James ... Pettigrew trocknete sich erneut das Gesicht; er rang jetzt beinahe nach Luft. Ich, ein Spion ... du musst den Verstand verloren haben ... niemals ... wei nicht, wie du so etwas sagen kannst - Lily und James machten dich nur zum Geheimniswahrer, weil ich es vorgeschlagen hatte, zischte Black, so giftig, dass Pettigrew einen Schritt zurcktrat. Ich dachte, es wre ein perfekter Plan ... ein Bluff ... Voldemort wrde gewiss hinter mir her sein, er wrde sich nie trumen lassen, dass sie ein schwaches, unbegabtes Kerlchen wie dich nehmen ... das muss der grte Augenblick deines elenden Lebens ge-wesen sein, als du Voldemort erffnet hast, du knntest ihm die Potters ausliefern. Pettigrew murmelte geistesabwesend; Harry fing Worte auf wie weit hergeholt, und verrckt, doch er achtete eher auf Pettigrews aschfarbenes Gesicht und auf seine Augen, die immer wieder ber die Fenster und zur Tr huschten. Professor Lupin?, sagte Hermine schchtern. Kann - kann ich auch etwas sagen? Natrlich, Hermine, sagte Lupin hflich. Nun - Krtze - ich meine, dieser - dieser Mann - er hat drei Jahre lang in Harrys Schlafsaal geschlafen. Wenn er fr Du-weit-schon-wen arbeitet, wie kommt es dann, dass er niemals versucht hat, Harry etwas anzutun? Ganz genau!, sagte Pettigrew schrill und deutete mit seiner verstmmelten Hand auf Hermine. Ich danke dir! Siehst du, Remus? Ich hab Harry nie auch nur ein Haar gekrmmt! Warum sollte ich auch? Das will ich dir erklren, sagte Black. Weil du nie etwas fr irgend jemanden getan hast ohne zu wissen, was dabei fr dich herausspringt. Voldemort versteckt sich seit fnfzehn Jahren, es heit, er sei halb tot. Du wolltest unter Dumbledores Nase doch keinen Mord begehen fr einen Zauberer, der nur noch ein Wrack ist und all seine Macht verloren hat? Du musst ganz sicher sein, dass er der grte Qulgeist auf dem Spielplatz ist, bevor du zu ihm zurckkehrst. Warum sonst hat du eine Zaubererfamilie gesucht, die dich aufnimmt? Mit einem Ohr hast du auf die neuesten Nachrichten gelauscht, nicht wahr, Peter? Nur fr den Fall, dass dein alter Beschtzer seine Kraft wiedergewinnen wrde und du gefahrlos zurckkehren knntest ... Pettigrew bewegte den Mund, blieb jedoch stumm. Es schien ihm die Sprache verschlagen zu haben. hm - Mr Black - Sirius?, sagte Hermine ngstlich. Black zuckte zusammen, als Hermine ihn so anredete, und starrte sie an wie eine Erscheinung. Darf ich Sie fragen, wie - wie Sie aus Askaban fliehen konnten ohne schwarze Magie? Danke!, keuchte Pettigrew und nickte ihr begeistert zu, genau das, was ich - Doch Lupin brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. Black sah Hermine stirnrunzelnd an, schien sich aber nicht ber sie zu rgern. Offenbar dachte er ber seine Antwort nach. Ich wei nicht, wie ich es geschafft habe, sagte er langsam. Ich glaube, ich habe nur deshalb nicht den Verstand verloren, weil ich unschuldig war. Das war kein glcklicher Gedanke, also konnten ihn die Dementoren auch nicht aus mir heraussaugen ... aber er bewahrte mich davor, verrckt zu werden. Ich wusste immer, wer ich war ... das half mir, meine Krfte zu bewahren ... und als dann alles ... zu viel wurde ... konnte ich mich in meiner Zelle verwandeln ... und ein Hund werden. Dementoren knnen nichts sehen, musst du wissen ... Er schauderte. Sie spren den Menschen nach und nhren sich von ihren Gefhlen ... sie merkten, dass meine Gefhle weniger - weniger menschlich, einfacher waren, wenn ich ein Hund war ... aber sie dachten natrlich, ich wrde den Verstand verlieren wie alle andern dort drin, es kmmerte sie nicht. Doch ich war schwach, sehr schwach, und ich hatte keine Hoffnung, ich knnte sie mir ohne Zauberstab jemals vom Leib halten ... Doch dann sah ich Peter auf diesem Bild ... er war also mit Harry in Hogwarts ... in bester Lage, um handeln zu knnen, falls ihm zu Ohren gelangen sollte, dass die Dunkle Seite wieder an die Macht kam ... Pettigrew schttelte den Kopf und bewegte stumm dieLippen, starrte jedoch unverwandt Black an, als wre er hypnotisiert. ... bereit, in dem Moment zuzuschlagen, da er sich seiner Verbndeten sicher war ... und ihnen den letzten der Potters auszuliefern. Wenn er ihnen Harry brachte, wer wrde es dann noch wagen zu behaupten, er htte Lord Voldemort verraten? Sie wrden ihn in Ehren wieder aufhehmen ... Du siehst also, ich musste etwas tun. Ich war der Einzige, der wusste, dass Peter noch lebte ... Harry fiel ein, was Mr Weasley seiner Frau erzhlt hatte: Die Wachen sagen, er habe im Schlaf geredet ... immer dieselben Worte ... >Er ist in Hogwarts<. Es war, als htte jemand ein Feuer in meinem Kopf entfacht, fuhr Black fort, und die Dementoren konnten es nicht ersticken ... es war kein Glcksgefhl ... ich war wie besessen ... doch das gab mir Kraft und klrte meine Gedanken. Nun, eines Nachts, als sie meine Tr ffneten, um mir das Essen zu bringen, huschte ich flink als Hund an ihnen vorbei ... es ist so viel schwieriger fr sie, die Gefhle von Tieren zu erspren, das verwirrt sie ... ich war dnn, ganz abgemagert ... so konnte ich durch die Gitter schlpfen ... als Hund schwamm ich hinber zum Festland ... Er blickte Harry an und diesmal sah Harry nicht weg. Glaub mir, krchzte Black. Glaub mir, Harry. Ich habe James und Lily niemals verraten. Ich wre lieber gestorben als das zu tun. Und endlich glaubte ihm Harry. Er nickte mit zugeschnrter Kehle. Nein! Pettigrew war auf die Knie gefallen, als wre Harrys Nicken sein Todesurteil gewesen. Er rutschte auf den Knien herum, die Hnde vor sich verschrnkt, wie zu Kreuze kriechend.Sirius - ich bin's ... Peter ... dein Freund ... du wirst doch nicht ... Black stie mit dem Fu nach ihm und Pettigrew zuckte zurck. Ich hab schon genug Dreck auf dem Umhang, ohne dass du ihn berhrst, sagte Black. Pettigrew wandte sich Lupin zu. Remus!, quiekte er und krmmte sich flehend vor ihm. Du glaubst das doch nicht ... htte Sirius dir nicht gesagt, dass sie den Plan gendert hatten? Nicht, wenn er glaubte, ich wre der Spion, Peter, sagte Lupin. Ich vermute, deshalb hast du es mir nicht gesagt, Sirius?, sagte er ungerhrt ber Pettigrews Kopf hinweg. Verzeih mir, Remus, sagte Black. Keine Ursache, Tatze, alter Freund, sagte Lupin und krempelte sich die rmel hoch. Und du, vergibst auch du mir, dass ich dich fr einen Spion gehalten habe? Natrlich, sagte Black und ein kurzes Grinsen huschte ber sein ausgemergeltes Gesicht. Auch er begann die rmel hochzurollen. Sollen wir ihn gemeinsam tten? Ja, ich denke schon, sagte Lupin grimmig. Das knnt ihr nicht tun ... das werdet ihr nicht, keuchte Pettigrew. Und dann warf er sich herum und blickte Ron an. Ron ... war ich nicht immer ein guter Freund ... ein gutes Haustier? Du lsst doch nicht zu, dass sie mich tten, Ron ... du bist auf meiner Seite, nicht wahr? Doch Ron starrte Pettigrew mit grtem Ekel an. Ich hab dich in meinem Bett schlafen lassen!, sagte er. Lieber Junge ... gutes Herrchen ..., Pettigrew kroch auf Ron zu, das lsst du nicht zu ... ich war deine Ratte ... ich war ein gutes Haustier ... Wenn du als Ratte besser warst denn als Mensch, ist das kein Grund zu prahlen, Peter, herrschte ihn Black an. Ron zerrte das gebrochene Bein aus der Reichweite Pettigrews und der Schmerz lie ihn noch blasser werden. Pettigrew drehte sich auf den Knien herum, rutschte zu Hermine hinber und packte den Saum ihres Umhangs. Ses Mdchen ... kluges Mdchen ... du ... du lsst es nicht zu ... hilf mir ... Hermine riss den Umhang aus Pettigrews klammernden Hnden und wich mit entsetztem Gesicht an die Wand zurck. Pettigrew, immer noch auf den Knien, zitterte am ganzen Leib. Langsam drehte er den Kopf Harry zu. Harry ... Harry ... du siehst genau wie dein Vater aus ... wie aus dem Gesicht geschnitten ... Wie kannst du es wagen, Harry anzusprechen?, donnerte Black. Wie kannst du es wagen, ihn anzusehen? Wie kannst du es wagen, vor ihm ber James zu sprechen? Harry, flsterte Pettigrew und warf sich mit ausgestreckten Hnden vor ihm zu Boden. Harry, James htte nicht gewollt, dass sie mich tten ... James htte verstanden, Harry ... er htte mir Gnade erwiesen ... Black und Lupin traten rasch vor, packten Pettigrew an den Schultern und warfen ihn auf den Rcken. Da lag er, zuckend vor Angst, und starrte zu ihnen hoch. Du hast Lily und James an Voldemort verkauft, sagte Black, und auch er zitterte jetzt. Leugnest du das? Pettigrew brach in Trnen aus. Er bot einen furchtbaren Anblick, wie ein groes, fast kahlkpfiges Baby, das auf dem Boden kauerte. Sirius, Sirius, was htte ich tun knnen? Der Schwarze Lord ... du hast keine Ahnung ... er besitzt Waffen, von de-nen du keine Ahnung hast ... ich hatte Angst, Sirius, ich war nie mutig wie du und Remus und James. Ich habe es nicht gewollt ... Er, dessen Name nicht genannt werden darf, hat mich dazu gezwungen - Lg nicht!, bellte Black. Du hast Lily und James schon ein Jahr, bevor sie starben, ausgespitzelt! Du warst sein Spion! Er - er hat berall die Macht bernommen!, keuchte Pettigrew. W-was sollte es ntzen, sich ihm zu verweigern? Was sollte es ntzen, gegen den belsten Zauberer zu kmpfen, der je gelebt hat?, sagte Black, und furchtbarer Zorn stand ihm im Gesicht. Nur unschuldiges Leben htte man retten knnen, Peter! Du verstehst das nicht!, wimmerte Pettigrew, er htte mich gettet, Sirius! Dann httest du sterben sollen!, donnerte Black. Lieber sterben als deine Freunde zu verraten, wie wir es auch fr dich getan htten! Black und Lupin standen Schulter an Schulter, die Zauberstbe erhoben. Dir htte eins klar sein sollen, sagte Lupin leise. Wenn Voldemort dich nicht gettet htte, dann htten wir es getan. Adieu, Peter. Hermine schlug die Hnde vors Gesicht und drehte sich der Wand zu. NEIN!, rief Harry. Rasch trat er vor und stellte sich den Zauberstben entgegen. Sie sollen ihn nicht tten, sagte er und atmete ruckartig. Tun Sie es nicht. Black und Lupin waren verblfft. Harry, diese Kanallie ist der Grund, weshalb du keine Eltern mehr hast, schnarrte Black. Dieses sich windende Stck Dreck htte auch dich ohne mit der Wimper zu zu-cken sterben lassen. Du hast ihn gehrt. Seine eigene stinkende Haut war ihm mehr wert als deine ganze Familie. Ich wei߫, keuchte Harry; Wir bringen ihn hoch ins Schloss. Wir bergeben ihn den Dementoren ... er soll nach Askaban ... aber tten Sie ihn nicht. Harry!, seufzte Pettigrew und warf die Arme um Harrys Knie, du - ich danke dir - das ist mehr, als ich verdiene -danke - Lass mich los, fauchte Harry und schttelte angewidert Pettigrews Hnde ab. Das tue ich nicht fr dich. Ich tue es weil - ich glaube nicht, dass mein Vater gewollt htte, dass sie - zu Mrdern wrden - nur wegen dir. Niemand regte sich oder machte ein Gerusch, auer Pettigrew, der pfeifend atmete und die Arme um die Brust klammerte. Black und Lupin sahen sich an. Dann, wie von einer Hand, lieen sie die Zauberstbe sinken. Du bist der Einzige, der das Recht hat, dies zu entscheiden, Harry, sagte Black. Aber bedenke ... bedenke, was er getan hat ... Er soll nach Askaban, wiederholte Harry, wenn jemand es verdient, dort zu sitzen, dann er ... Hinter sich hrte er immer noch Pettigrews pfeifendes Atmen. Also gut, sagte Lupin. Geh beiseite, Harry. Harry zgerte. Ich werde ihn fesseln, sagte Lupin, das ist alles, ich schwr's dir. Harry trat aus dem Weg. Dnne Schnre schossen jetzt aus Lupins Zauberstab und kurz darauf wlzte sich Pettigrew gefesselt und geknebelt auf dem Boden. Aber wenn du dich verwandelst, Peter, knurrte Biack, den Zauberstab auf Pettigrew gerichtet, werden wir dich doch tten. Bist du einverstanden, Harry? Harry blickte die erbrmliche Gestalt auf dem Boden an und nickte; Pettigrew entging es nicht. Gut, sagte Lupin, auf einmal geschftsmig. Ron, ich kann Knochen nicht halb so gut heilen wie Madam Pomfrey, also ist es das Beste, wenn wir dein Bein einfach schienen, bis wir dich in den Krankenflgel bringen knnen. Rasch ging er zu Ron hinber, bckte sich, schlug mit dem Zauberstab sachte gegen sein Bein und murmelte Ferula. Eine Binde rollte sich an Rons Bein hoch und schnrte es an einer Schiene fest. Lupin half ihm auf; Ron trat behutsam auf, ohne vor Schmerz zu chzen. Schon besser, sagte er, danke. Was ist mit Professor Snape?, sagte Hermine betreten und sah auf die verkrmmte Gestalt hinunter. Lupin beugte sich ber Snape und fhlte ihm den Puls. Er hat nichts Ernstes, sagte er. Ihr wart nur ein wenig - hm - bereifrig. Immer noch ohnmchtig. Vielleicht ist es das Beste, wenn wir ihn erst drben im Schloss wieder aufpppeln. Wir knnen ihn so mitnehmen ... Er murmelte Mobilcorpus. Wie an unsichtbaren Fden, die sich um Snapes Armgelenke, Hals und Knie gewickelt hatten, wurde er hochgezogen, bis er aufrecht stand. Der Kopf baumelte immer noch beklemmend hin und her wie der einer Kasperlepuppe, und die Fe schwebten ein paar Zentimeter ber dem Boden. Lupin hob den Tarnumhang auf und verstaute ihn in seiner Tasche. Und zwei von uns sollten sich an das hier ketten, sagte Black und stie Pettigrew mit den Zehenspitzen an. Nur um sicherzugehen. Das mache ich, sagte Lupin. Und ich, sagte Ron mit bitterer Miene und humpelte herbei. Black beschwor schwere Handschellen aus dem Nichtsherauf; bald stand Pettigrew wieder auf den Beinen, den linken Arm an Lupins rechten und den rechten Arm an Rons linken gekettet. Ron machte ein steifes Gesicht. Krtzes wahre Gestalt schien er als persnliche Beleidigung zu empfinden. Krummbein sprang leichtfig vom Bett und fhrte sie hinaus, den Flaschenbrstenschwanz beschwingt in die Hhe gestreckt. ~Der Kuss des Dementors Es war schon eine sehr merkwrdige Prozession, an der Harry da teilnahm. Krummbein trippelte voraus die Treppe hinunter. Dann kamen Lupin, Pettigrew und Ron, die aussahen, als wollten sie bei einem Dreibeinwettlauf antreten. Ihnen folgte Professor Snape, der, senkrecht schwebend und mit den Fen gegen die Stufen schlagend, einen unheimlichen Anblick bot. In der Schwebe hielt ihn sein eigener Zauberstab, den Black auf Snapes Rcken gerichtet hielt. Harry und Hermine bildeten den Schluss. In den Tunnel einzusteigen war schwierig. Lupin, Pettigrew und Ron mussten sich zur Seite drehen, um es zu schaffen; Lupin hielt Pettigrew weiterhin mit dem Zauberstab in Schach. Harry beobachtete, wie sie, aneinander gekettet, den Tunnel entlangstolperten. Krummbein ging munter voran. Black, mit Harry im Gefolge, lie Snape vor sich herschweben, dessen leblos baumelnder Kopf immer wieder gegen die Tunnelwand schlug. Harry hatte den Eindruck, dass sich Black nicht darum scherte. Mhsam qulten sie sich voran. Du weit, was das bedeutet?, sagte Black zu Harry gewandt, Pettigrew auszuhndigen? Dann sind Sie frei, sagte Harry~ Ja ..., sagte Black. Aber ich bin auch - ich wei nicht, ob man es dir je gesagt hat - ich bin dein Pate. Ja, ich wei߫, sagte Harry. Nun ... deine Eltern wollten, dass ich dein Vormundwerde, sagte Black steif, falls ihnen irgendwas geschehen sollte ... Harry wartete. Meinte Black wirklich das, was Harry glaubte, dass er meinte? Ich verstehe natrlich, wenn du bei deiner Tante und deinem Onkel bleiben willst, sagte Black. Aber ... nun ... denk darber nach. Sobald mein guter Name wiederhergestellt ist ... wenn du ein ... ein neues Zuhause willst In Harrys Magen startete ein kleines Feuerwerk. Wie - bei Ihnen wohnen?, sagte Harry und stie mit dem Kopf versehentlich gegen ein Stck Fels, das aus der Tunneldecke ragte. Die Dursleys verlassen? Natrlich, es war mir schon klar, dass du nicht willst, sagte Black rasch. Ich verstehe, ich dachte nur, ich - Du bist wohl verrckt, sagte Harry und seine Stimme krchzte lngst genauso wie die von Black. Natrlich will ich von den Dursleys weg! Hast du ein Haus? Wann kann ich einziehen? Black wandte sich um und sah ihn an; Snapes Kopf scheuerte ber die Decke, doch Black schien es nicht zu kmmern. Du willst?, sagte er. Im Ernst? Ja, im Ernst!, sagte Harry. Blacks ausgemergeltes Gesicht verzog sich zum ersten wirklichen Lcheln, das Harry bei ihm gesehen hatte. Es hatte eine verblffende Wirkung: als ob ein zehn Jahre jngerer Mensch hinter der ausgemergelten Maske zum Vorschein kme. Fr einen kurzen Moment war er ganz deutlich jener lachende Mann bei der Hochzeit von Harrys Eltern. Sie sprachen kein Wort mehr, bis sie das Ende des Tunnels erreicht hatten. Krummbein schoss pfeilschnell voran nach oben; offenbar hatte er bereits die Pfoten auf den Knoten amBaumstamm gesetzt, denn Lupin, Pettigrew und Ron kletterten nach oben, ohne dass von den tdlichen Peitschenhieben der Weide etwas zu hren war. Black fhrte Snape am Zauberstab hoch und durch das Erdloch, dann trat er zur Seite und lie Harry und Hermine vorbei. Endlich waren sie alle drauen. ber die Lndereien war die Nacht hereingebrochen, das einzige Licht kam von den fernen Fenstern des Schlosses. Schweigend machten sie sich auf den Weg. Pettigrew atmete immer noch pfeifend und lie gelegentlich ein Wimmern hren. In Harrys Kopf berschlugen sich die Gedanken. Er wrde die Dursleys verlassen. Er wrde bei Sirius Black wohnen, dem besten Freund seiner Eltern ... ihm war ein wenig schwindlig ... was wrden die Dursleys sagen, wenn er ihnen verkndete, er wrde zu dem Gefangenen ziehen, den sie im Fernsehen gesehen hatten! Keine falsche Bewegung, Peter, sagte Lupin vor ihnen in drohendem Ton. Den Zauberstab hielt er immer noch auf Pettigrews Brust gerichtet. Schweigend zogen sie weiter und allmhlich wurden die Lichter des Schlosses grer. Snape schwebte immer noch als unheimliche Gestalt vor Black her, sein Kinn schlug auf die Brust. Und dann - Am Himmel tat sich ein Loch in den Wolken auf Pltzlich warfen sie dunkle Schatten aufs Gras. Der Mond tauchte sie in sein Licht. Snape prallte mit Lupin, Pettigrew und Ron zusammen, die wie angewurzelt stehen geblieben waren. Black erstarrte. Er streckte den Arm aus, um Harry und Hermine zurckzuhalten. Harry konnte Lupins Umrisse sehen. Er war steif geworden. Dann begannen seine Arme und Beine heftig zu zittern. O nein -, japste Hermine. Er hat heute Abend seinen Trank nicht genommen! Er ist gefhrlich! Rennt los, flsterte Black.Rennt, und zwar schnell. Doch Harry konnte nicht einfach losrennen. Ron war an Pettigrew und Lupin gekettet. Er sprang vor, doch Black packte ihn um die Brust und warf ihn zurck. berlass das mir - lauf! Ein schauriges Knurren. Lupins Kopf zog sich in die Lnge, dann der Krper. Die Schultern schrumpften. Ganz deutlich sah man Haare aus Gesicht und Hnden sprieen, und die Hnde ballten sich zu klauenartigen Pfoten - Krummbein standen die Haare zu Berge, er wich zurck - Whrend der Werwolf sich aufbumte und sein langes Maul aufriss, verschwand Black von Harrys Seite. Auch er hatte sich verwandelt - der gewaltige, brengleiche Hund sprang mit einem mchtigen Satz vor - als der Werwolf sich von seiner Fessel befreit hatte, packte ihn der Hund am Nacken und zerrte ihn fort, weg von Ron und Pettigrew. Ineinander verbissen lagen sie da und zerfetzten sich mit ihren Krallen das Fell. Harry erstarrte, gebannt von dem Anblick, und sah und hrte nichts auer den kmpfenden Tieren. Erst Hermines Schrei riss ihn aus seiner Trance - Pettigrew hatte sich auf Lupins Zauberstab im Gras geworfen. Ron, ohnehin wacklig auf seinem bandagierten Bein, wurde umgerissen. Es gab einen Knall, einen Lichtblitz - und Ron regte sich nicht mehr. Ein weiterer Knall - Krummbein wirbelte durch die Luft, flog ins Gras und blieb eingekringelt liegen. Expelliarmus!, schrie Harry und richtete den Zauberstab gegen Pettigrew; Lupins Zauberstab flog in den Nachthimmel und verschwand. Bleib, wo du bist!' rief Harry und strzte los. Doch zu spt. Pettigrew hatte sich verwandelt. Harry sah, wie der kahle Rattenschwanz mhelos durch die Fessel an Rons ausgestrecktem Arm glitt, und dann raschelte etwas im Gras davon. Hinter sich hrte er ein Heulen und ein donnerndes Grollen; Harry wandte sich um und sah, wie der Werwolf die Flucht ergriff-, mit langen Sprngen setzte er auf den Wald zu - Sirius, er ist fort, Pettigrew hat sich verwandelt!, rief Harry. Black blutete; am Maul und auf dem Rcken hatte er tiefe Risse, doch bei Harrys Worten rappelte er sich hoch und kurz darauf jagte er ber das Gelnde, bis das Trommeln der Pfoten langsam leiser wurde und erstarb. Harry und Hermine rannten hinber zu Ron. Was hat er ihm getan?, flsterte Hermine. Rons Augen waren nur halb geschlossen, der Mund stand offen. Er lebte noch, das war sicher, sie konnten ihn atmen hren, doch er schien sie nicht zu erkennen. Ich wei nicht ... Verzweifelt blickte sich Harry um. Black und Lupin waren verschwunden ... jetzt hatten sie niemanden mehr auer Snape, der immer noch bewusstlos ber dem Boden schwebte. Wir gehen besser hoch zum Schloss und holen Hilfe, sagte Harry. Er wischte sich die Haare aus den Augen und versuchte klar zu denken. Komm mit - Doch dann drang ein Jaulen und Wimmern aus der Dunkelheit herber; ein Hund, der Qualen litt ... Sirius, murmelte Harry und starrte in die Nacht hinein. Einen Moment lang zgerte er, doch im Augenblick konnten sie nichts fr Ron tun, und wie es sich anhrte, war Black in Schwierigkeiten - Harry rannte los und Hermine setzte ihm nach. Das Jaulen schien vom Ufer des Sees her zu kommen. Sie hetzten darauf zu, und mitten im Lauf sprte Harry die Wand aus Klte, doch er achtete nicht darauf Pltzlich verstummte das Jaulen. Am Seeufer angelangt, sahen sie, warum - Sirius hatte sich in einen Mann zurckverwandelt; er kauerte auf allen Vieren, die Hnde ber dem Kopf verschrnkt. Neiiiiin, sthnte er, neiiiin ... bitte ... Und dann sah Harry die Dementoren. Mindestens hundert Gestalten schoben sich wie eine schwarze Masse um den See herum auf sie zu. Er wirbelte herum und schon durchdrang die vertraute eisige Klte seine Eingeweide, und Nebel nahm ihm die Sicht; noch mehr Gestalten erschienen von beiden Seiten aus der Dunkelheit; sie wurden eingekreist ... Hermine, denk an ein glckliches Erlebnis!, rief Harry und hob den Zauberstab. Er blinzelte verzweifelt, um etwas sehen zu knnen, und schttelte den Kopf, um das leise Schreien in seinen Ohren loszuwerden, das allmhlich lauter wurde - Ich werde bei meinem Paten leben und nie mehr bei den Dursleys. Er zwang sich an Black zu denken und nur an Black und begann seinen Singsang: Expecto patronum! Expecto patronum! Black schauderte, kippte zur Seite und blieb reglos und fahl wie der Tod auf der Erde liegen. Er wird wieder gesund werden. Ich werde bei ihm leben. Expecto patronum! Hermine, hilf mir! Expecto patronum! Expecto -, flsterte Hermine, expecto - expecto - Doch sie schaffte es nicht. Die Dementoren schlossen den Kreis und waren jetzt nur noch drei Meter von ihnen entfernt. Sie bildeten einen undurchdringlichen Ring um Harry und Hermine und zogen ihn immer enger ... Expecto patronum!, rief Harry und versuchte das Schreien in seinen Ohren zu bertnen. Expecto patronum! Ein dnner silberner Faden schoss aus seinem Zauberstab und blieb wie ein Nebelschleier vor ihm schweben. Im selben Moment sprte Harry, wie Hermine neben ihm zusammenbrach. Er war allein ... vollkommen allein. Expecto - expecto patronum - Harry sprte, wie er mit den Knien ins kalte Gras fiel. Nebel waberte um ihn auf. Er zermarterte sich das Hirn mit dem einen Gedanken - Sirius war unschuldig - unschuldig - es wird uns gut gehen - ich werde bei ihm leben - Expecto patronum!, keuchte er. Im schwachen Licht seines gestaltlosen Patronus sah er, wie ein Dementor innehielt, ganz nahe bei ihm. Er konnte nicht durch das silbrige Licht dringen, das Harry heraufbeschworen hatte. Eine tote, schleimige Hand glitt unter dem Mantel her-vor. Sie machte eine Geste, als wolle sie den Patronus beiseite fegen. Nein - nein -, keuchte Harry. Er ist unschuldig ... expecto - expecto patronum - Er sprte, wie sie ihn beobachteten, ihr rasselnder Atem kam ihm vor wie ein wtender Sturm. Dieser Dementor schien es auf ihn abgesehen zu haben. Er hob die verrotteten Hnde - und zog die Kapuze vom Gesicht. Dort, wo die Augen htten sein sollen, war nur dnne, schorfige Haut, die sich glatt ber die leeren Hhlen spannte. Doch er hatte einen Mund ... einen tiefen, unfrmigen Schlund, und sein Atmen klang wie ein Todesrcheln. Lhmendes Grauen berkam Harry, er konnte sich weder rhren noch sprechen. Sein Patronus flackerte auf und erstarb. Weier Nebel blendete ihn. Er musste kmpfen ... expecto patronum ... er konnte nichts mehr sehen ... und in der Ferne hrte er das vertraute Schreien ... expecto patronum ... er tastete im Nebel nach Sirius und fand seinen Arm ... er wrde nicht zulassen, dass sie ihn fortnahmen ... Doch ein paar krftige, nasskalte Hnde klammerten sich pltzlich um Harrys Hals. Der Dementor drckte ihm das Kinn nach oben ... Harry sprte seinen Atem ... sie wollten ihn zuerst erledigen ... er roch den widerlichen Atem ... seine Mutter schrie in seinen Ohren - das wrde das Letzte sein, was er hrte - Und dann, durch den Nebel, der ihn ertrnkte, glaubte er ein silbernes Licht zu sehen, das heller und heller wurde ... er sprte, wie er aufs Gras fiel - Das Gesicht im Gras, zu schwach, um sich zu rhren, zitternd vor belkeit, ffnete er die Augen. Der Dementor musste ihn losgelassen haben - blendend helles Licht fiel auf das Gras um ihn her - das Schreien hatte aufgehrt, die Klte wich ... Etwas trieb die Dementoren davon ... es kreiste um ihn und Black und Hermine ... die Dementoren schwebten fort ... die Luft erwrmte sich ... Mit allerletzter Kraft hob Harry den Kopf noch ein wenig hher und sah inmitten des Lichts ein Tier, das ber den See davongaloppierte ... mit schweigetrbten Augen versuchte Harry zu erkennen, was es war ... es war hell wie ein Einhorn ... Harry, verzweifelt gegen die Ohnmacht ankmpfend, sah, wie es drben am anderen Ufer ankam und sich aufbumte. So hell war das Wesen, dass er noch sehen konnte, wie jemand es herzlich begrte ... die Hand hob und es ttschelte ... jemand, der ihm seltsam bekannt vorkam ... doch das konnte nicht sein Harry begriff nicht. Er konnte nicht mehr denken. Die letzten Krfte schwanden ihm und sein Kopf schlug zu Boden. Er war ohnmchtig. ~Hermines Geheimnis Frchterliche Geschichte ... schrecklich ... Wunder, dass alle noch leben ... so was hab ich noch nie gehrt ... Heiliger Strohsack, ein Glck, dass Sie da waren, Snape ... Danke, Minister. Orden des Merlin, zweiter Klasse, wrde ich sagen. Erster Klasse, wenn ich's deichseln kann! Herzlichen Dank, Minister. Sieht ja bel aus, der Schnitt, den sie da im Gesicht haben ... das war sicher Black? Keineswegs, Minister, es waren Potter, Weasley und Granger, Minister ... Nein! Black hatte sie verhext, war mir auf der Stelle klar. Ein Verwirrungszauber, so wie die sich auffhrten. Glaubten offenbar, er sei doch unschuldig. Sie waren fr ihre Taten nicht verantwortlich. Allerdings wre Black fast entkommen, weil sie sich eingemischt haben ... glaubten wohl, sie knnten ihn auf eigene Faust fangen. Man hat ihnen bisher einfach viel zu viel durchgehen lassen ... ich frchte, das ist ihnen zu Kopfe gestiegen ... und natrlich hat der Schulleiter immer grtes Nachsehen mit Potter. Nun ja, Snape ... Sie wissen, Harry Potter ... wir haben da alle einen schwachen Punkt, wenn es um ihn geht. Gleichwohl, Minister - tut es ihm gut, wenn er immer wieder mit allem davonkommt? Ich persnlich bemhe mich, ihn wie jeden anderen Schler auch zu behandeln. Und jeder andere Schler wrde - allermindestens - fr einige Zeit ausgeschlossen, wenn er seine Freunde derart in Gefahr gebracht htte. Bedenken Sie, Minister, gegen alle Schulregeln - und nach allem, was wir zu seinem Schutz getan haben - auerhalb der Schule angetroffen, sptabends, in Gesellschaft eines Werwolfs und eines Mrders - und auerdem habe ich Grund zu der Annahme, dass er auch unrechtmig in Hogsmeade war - Gut und schn ... wir werden sehen, Snape, wir werden sehen ... der Junge hat zweifellos eine Dummheit begangen ... Harry lag mit geschlossenen Augen da und lauschte. Ihm war sterbenselend zumute. Die Worte schienen nur langsam von seinen Ohren in sein Hirn zu dringen und er verstand sie kaum ... seine Glieder fhlten sich an wie mit Blei gefllt; die Augenlider waren zu schwer, um sie zu ffnen ... er wollte hier auf diesem bequemen Bett fr alle Ewigkeit liegen bleiben ... Was mich am meisten erstaunt, ist das Verhalten der Dementoren ... Sie haben wirklich keine Ahnung, weshalb sie zurckgewichen sind, Snape? Nein, Minister ... als ich zu mir kam, nahmen sie gerade wieder ihre Posten an den Toren ein ... Unglaublich. Aber Black und Harry und das Mdchen waren - Alle bewusstlos, als ich zu ihnen gelangte. Ich habe Black natrlich sofort gefesselt und geknebelt, Tragen heraufbeschworen und sie gleich ins Schloss gebracht. Eine Pause trat ein. Harrys Denken schien ein wenig schneller zu werden, und damit wuchs auch ein nagendes Gefhl in der Tiefe seines Magens ... Er ffnete die Augen. Alles war ein wenig verschwommen. jemand hatte ihmdie Brille abgenommen. Er lag im dunklen Krankensaal. Ganz am Ende des Saals konnte er Madam Pomfrey erkennen, die mit dem Rcken zu ihm stand und sich ber ein Bett beugte. Harry kniff die Augen zusammen. Neben Madam Pomfreys Arm lugte Rons roter Haarschopf hervor. Harry wandte den Kopf auf die andere Seite. Im Bett neben ihm lag Hermine. Ihr Bett lag im Mondlicht. Auch sie hatte die Augen geffnet und schien starr vor Angst. Als sie sah, dass Harry wach war, legte sie einen Finger auf die Lippen und deutete auf den Eingang. Die Tr war offen und vom Kortidor drangen die Stimmen von Cornellus Fudge und Snape herein. Jetzt hastete Madam Pomfrey auf Harrys Bett zu. Er wandte sich um. Sie hatte den grten Schokoladeriegel in Hnden, den er je gesehen hatte. Er sah aus wie ein Pflasterstein. Aha, du bist wach!, begrte sie ihn forsch. Sie legte den Schokoriegel auf Harrys Nachttisch und schlug mit einem Hmmerchen Stcke herunter. Wie geht's Ron?, fragten Harry und Hermine wie aus einem Mund. Er wird's berleben, sagte Madam Pomfrey mit bitterer Miene. Und ihr beiden ... ihr bleibt hier, bis ich berzeugt bin, dass - Potter, was fllt dir eigentlich ein? Harry hatte sich aufgerichtet, die Brille auf die Nase gesetzt und den Zauberstab gepackt. Ich muss den Schulleiter sprechen, sagte er. Potter, sagte Madam Pomfrey besnftigend, es ist alles gut. Sie haben Black. Er ist oben eingeschlossen. Die Dementoren werden ihn jeden Moment kssen - WAS? Harry sprang aus dem Bett; Hermine folgte ihm. Doch drauen im Gang hatten sie seinen Schrei gehrt; einen Mo-ment spter betraten Cornelius Fudge und Snape den Krankensaal. Harry, Harry, was soll das denn?, sagte Fudge aufgebracht. Du solltest im Bett bleiben - hat er seine Schokolade bekommen?, fragte er besorgt Madam Pomfrey. Minister, bitte hren Sie!, sagte Harry, Sirius Black ist unschuldig! Peter Pettigrew hat seinen eigenen Tod nur vorgetuscht! Wir haben ihn heute Nacht gesehen! Sie drfen nicht zulassen, dass die Dementoren diese Sache mit Sirius anstellen, er ist - Doch Fudge schttelte sanft lchelnd den Kopf, Harry, Harry, du bist vllig durcheinander, du hast Frchterliches durchlitten, leg dich jetzt wieder hin, wir haben alles im Griff ... Haben Sie nicht!, schrie Harry, Sie haben den falschen Mann! Minister, bitte hren Sie, sagte Hermine, sie trat rasch an Harrys Seite und sah Fudge flehend an. Ich hab ihn auch gesehen, es war Rons Ratte, er ist ein Animagus, Pettigrew, meine ich, und - Sehen Sie, Minister?, sagte Snape. Vllig bergeschnappt, alle beide ... Black hat ganze Arbeit geleistet ... Wir sind nicht bergeschnappt!, donnerte Harry. Minister! Professor!, sagte Madam Pomfrey emprt, ich muss darauf bestehen, dass Sie gehen, Potter ist mein Patient und Sie drfen ihn nicht aufregen! Ich bin nicht aufgeregt, ich versuche nur zu sagen, was passiert ist!, sagte Harry zornig. Wenn Sie nur zuhren wrden - Doch Madam Pomfrey stopfte ihm blitzschnell ein groes Stck Schokolade in den Mund; Harry verschluckte sich und sie nutzte die Gelegenheit, um ihn mit sanfter Gewalt aufs Bett zu schubsen. Nun, ich bitte Sie, Minister, diese Kinder brauchen Pflege - bitte gehen Sie. Die Tr ging auf und herein kam Dumbledore. Harry wrgte seinen Mund voll Schokolade mhsam hinunter und stand wieder auf. Professor Dumbledore, Sirius Black - Um Himmels willen!, sagte Madam Pomfrey erzrnt, ist das hier der Krankenflgel oder was? Direktor, ich muss - Verzeihung, Poppy, aber ich muss kurz mit Mr Potter und Miss Granger sprechen, sagte Dumbledore gelassen. Ich habe eben mit Sirius Black geredet - Ich nehme an, er hat Ihnen dasselbe Mrchen erzhlt, das er Potter ins Hirn gepflanzt hat?, fauchte Snape. Etwas von einer Ratte und dass Pettigrew noch am Leben sei. Das ist tatschlich Blacks Darstellung, sagte Dumbledore und sah Snape durch seine Halbmondbrille scharf an. Und meine Aussage zhlt berhaupt nicht?, schnarrte Snape. Peter Pettigrew war nicht in der Heulenden Htte, und drauen auf den Lndereien war keine Spur von ihm zu sehen. Sie waren doch bewusstlos, Professor!, sagte Hermine entschieden. Sie kamen zu spt, um zu hren - Miss Granger, hten Sie Ihre Zunge! Aber, aber, Snape, sagte Fudge aufgeschreckt, die junge Dame ist ein wenig durcheinander, da mssen wir nachsichtig sein. Ich mchte mit Harry und Hermine unter sechs Augen sprechen, warf Dumbledore pltzlich ein. Cornelius, Severus, Poppy - bitte lassen Sie uns allein. Aber Direktor, prustete Madam Pomfrey, sie brauchen Pflege, sie brauchen Ruhe - Es duldet keinen Aufschub, sagte Dumbledore. Ich muss darauf bestehen. Madam Pomfrey schrzte die Lippen, ging mit steifen Schritten hinber zu ihrem Bro am Ende des Krankensaals und schlug die Tr hinter sich zu. Fudge warf einen Blick auf die groe Taschenuhr, die an seiner Weste baumelte. Die Dementoren mssten inzwischen da sein, sagte er. Ich werde sie in Empfang nehmen. Wir sehen uns dann oben, Dumbledore. Er ging zur Tr und hielt sie fr Snape auf, doch Snape rhrte sich nicht. Sie glauben doch nicht etwa auch nur ein Wort von Blacks Geschichte?, flsterte Snape und starrte Dumbledore an. Ich wrde jetzt gern Harry und Hermine allein sprechen, wiederholte Dumbledore. Snape trat einen Schritt auf Dumbledore zu. Sirius Black hat schon im Alter von sechzehn Jahren bewiesen, dass er zum Mord fhig ist, wisperte er. Sie haben das nicht vergessen, Direktor? Sie haben nicht vergessen, dass er einst mich umbringen wollte? Mein Gedchtnis hat nicht gelitten, Severus, erwiderte Dumbledore knapp. Snape drehte sich auf dem Absatz um und marschierte durch die Tr, die Fudge immer noch fr ihn aufhielt. Als sie verschwunden waren, wandte sich Dumbledore Harry und Hermine zu. Beide sprudelten gleichzeitig los. Professor, Black sagt die Wahrheit - wir haben Pettigrew gesehen - - er konnte entkommen, als Professor Lupin sich in einen Werwolf verwandelte - - er ist eine Ratte - - Pettigrews Vorderpfote, einen Finger, meine ich, er hat ihn abgeschnitten - - Pettigrew hat Ron angegriffen, es war nicht Sirius - Doch Dumbledore hob die Hand, um die Flut von Erklrungen aufzuhalten. Ihr seid jetzt mit Zuhren dran, und bitte unterbrecht mich nicht, weil wir sehr wenig Zeit haben, sagte er ruhig. Es gibt nicht die Spur eines Beweises fr Blacks Geschichte, ich habe nur euer Wort - und das Wort zweier dreizehnjhriger Zauberer wird niemanden berzeugen. Eine Strae voller Augenzeugen hat geschworen, dass Sirius Pettigrew ermordet hat. Ich selbst habe im Ministerium ausgesagt, dass Sirius Potters Geheimniswahrer war. Professor Lupin kann es Ihnen erklren -, sagte Harry ungeduldig. Professor Lupin steckt gegenwrtig tief im Wald und kann keinem Menschen irgendetwas erklren. Wenn er wieder ein Mensch ist, wird es zu spt sein, Sirius wird tot sein, schlimmer als tot. Ich muss hinzufgen, dass die meisten von uns einem Werwolf dermaen misstrauen, dass sein Zeugnis wenig Gewicht haben wird - und die Tatsache, dass er und Sirius alte Freunde sind - Aber - Hr mir zu, Harry. Es ist zu spt, verstehst du? Du musst einsehen, dass Professor Snapes Darstellung der Ereignisse viel berzeugender ist als eure. Er hasst Sirius, sagte Hermine verzweifelt. Und alles nur, weil ihm Sirius einen dummen Streich gespielt hat - Sirius hat sich nicht gerade wie ein Unschuldiger benommen. Er hat die fette Dame angegriffen - dann ist er mit einem Messer in den Gryffindor-Turm eingedrungen - jedenfalls haben wir ohne Pettigrew, tot oder lebendig, keine Chance, Sirius die Strafe zu ersparen. Aber Sie glauben uns. Ja, das tue ich, sagte Dumbledore leise. Doch es steht nicht in meiner Macht, andere Menschen die Wahrheit se-hen zu lassen oder den Zaubereiminister in die Schranken zu weisen ... Harry blickte stumm zu Dumbledore hoch und hatte pltzlich das Gefhl, der Boden unter ihm wrde wegbrechen. Er hatte sich an den Gedanken gewhnt, dass dieser Mann alles richten konnte. Er hatte erwartet, dass Dumbledore eine verblffende Lsung aus dem Hut zaubern wrde. Aber nein, ihre letzte Hoffnung war zunichte. Was wir brauchen, sagte Dumbledore langsam, und seine hellblauen Augen wanderten von Harry zu Hermine, ist mehr Zeit. Aber -, setzte Hermine an. Und dann bekam sie ganz runde Augen. OH! Und jetzt passt auf, sagte Dumbledore sehr leise und deutlich. Sirius ist in Professor Flitwicks Bro im siebten Stock eingeschlossen. Dreizehntes Fenster rechts vom Westturm. Wenn alles gut geht, werdet ihr heute Nacht mehr als ein unschuldiges Leben retten knnen. Doch vergesst Folgendes nicht, ihr beiden. niemand darf euch sehen. Hermine, du kennst das Gesetz - du weit, was auf dem Spiel steht ... niemand - darf - euch - sehen. Harry hatte keine Ahnung, was vor sich ging. Dumbledore war bereits an der Tr, als er sich noch einmal umdrehte. Ich werde euch einschlieen. Es ist -, er sah auf die Uhr, fnf Minuten vor zwlf Hermine, drei Drehungen sollten gengen. Viel Glck. Viel Glck?, wiederholte Harry, als sich die Tr hinter Dumbledore schloss. Drei Drehungen? Was redet er da? Was sollen wir tun? Doch Hermine fingerte am Kragen ihres Umhangs und zog eine sehr lange, sehr feingliedrige Goldkette hervor. Harry, komm her, sagte sie eindringlich. Schnell! Vllig verdattert trat Harry zu ihr. Sie hielt die Kette in die Hhe. Harry sah ein winziges, funkelndes Stundenglas daran hngen. Hier - Sie warf die Kette auch um seinen Hals. Bereit?, sagte sie atemlos. was haben wir vor?, fragte Harry vllig ratlos. Hermine drehte das Stundenglas dreimal im Kreis. Der dunkle Krankensaal lste sich auf Harry hatte das Gefhl, schnell, rasend schnell rckwrts zu fliegen. Eine Flut von Farben und verschwommenen Gestalten raste an ihm vorbei, in seinen Ohren hmmerte es, er versuchte zu rufen, konnte aber seine eigene Stimme nicht hren - Und dann sprte er wieder festen Boden unter den Fen und um ihn her nahm alles wieder klare Gestalt an - Er stand neben Hermine in der menschenleeren Eingangshalle. Goldenes Sonnenlicht ergoss sich durch das offene Portal ber den steingefliesten Boden. Die Kette des Stundenglases schnitt ihm in den Hals. Verwirrt wandte er sich Hermine zu. Hermine, was -? Hier rein! Hermine packte ihn am Arm und zog ihn quer durch die Halle zu einem Besenschrank; sie ffnete ihn, schubste Harry hinein in das Durcheinander von Eimern und Wischlappen, dann zog sie die Tr hinter ihnen zu. Was - wie - Hermine, was ist passiert? Wir haben eine kleine Zeitreise gemacht, flsterte Hermine und befreite Harry in der Dunkelheit von der Kette. Drei Stunden in die Vergangenheit ... Harry tastete nach seinem Bein und zwickte es krftig. Es tat richtig weh, also war er offenbar nicht mitten in einem haarstrubenden Traum. Aber - Schh! Hr mal! Da kommt jemand! Ich glaube - ich glaube, das knnten wir sein! Hermine drckte ein Ohr an die Schranktr. Schritte durch die Halle ... ja, ich glaube, das sind wir auf dem Weg zu Hagrid! Willst du mir sagen, wisperte Harry, dass wir hier in diesem Schrank sind und gleichzeitig auch da drauen? Ja, sagte Hermine, das Ohr immer noch an die Schranktr gepresst. Ich bin sicher, dass wir es sind ... klingt nicht nach mehr als drei Leuten und wir gehen langsam, weil wir unter dem Tarnumhang stecken - Sie verstummte und lauschte gespannt. Wir gehen die Treppe runter ... Hermine setzte sich auf einen umgestlpten Eimer. Die Anspannung stand ihr ins Gesicht geschrieben, doch Harry musste unbedingt ein paar Fragen stellen. Wo hast du dieses Ding, dieses Stundenglas her? Es heit Zeitumkehrer, flsterte Hermine, und ich hab's am ersten Tag nach den Ferien von Professor McGonagall bekommen. Sie lie mich schwren, dass ich es niemandem sage. Sie musste alle mglichen Briefe an das Zaubereiministerium schreiben, damit ich einen kriegen konnte. Sie musste ihnen sagen, dass ich eine vorbildliche Schlerin bin und dass ich es niemals fr irgendetwas anderes als meine Schulausbildung benutzen wrde ... ich hab den Zeitumkehrer gedreht, damit ich die Stunden noch einmal erlebe, und deshalb habe ich mehrere Fcher gleichzeitig belegen knnen, verstehst du jetzt? Aber ... Harry, ich wei nicht, was Dumbledore meint, was wir tun sollen. Warum hat er gesagt, wir sollen drei Stunden zurckgehen? Wie soll das Sirius ntzen? Harry starrte in ihr sorgenvolles Gesicht. Etwas muss um diese Zeit passiert sein, etwas, das wir ndern sollen, sagte er langsam. Was ist passiert? Vor drei Stunden gingen wir hinunter zu Hagrid ... Das ist jetzt vor drei Stunden und wir gehen gerade hinunter zu Hagrid, sagte Hermine, wir haben uns eben gehen hren ... Harry runzelte die Stirn; er hatte das Gefhl, vor Anstrengung sein ganzes Hirn zu verknoten. Dumbledore hat eben gesagt - eben gesagt, dass wir mehr als ein unschuldiges Leben retten knnten ... Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Hermine, wir retten Seidenschnabel! Aber - wie helfen wir damit Sirius? Dumbledore - er hat uns gerade erklrt, wo das Fenster ist - das Fenster von Flitwicks Bro! Wo sie Sirius eingeschlossen haben! Wir mssen mit Seidenschnabel zum Fenster fliegen und Sirius retten! Sirius kann mit Seidenschnabel fliehen - sie knnen zusammen entkommen! Harry sah Hermines Gesicht nur undeutlich, doch sie schien entsetzt zu sein. Wenn wir das schaffen, ohne gesehen zu werden, wre das ein Wunder! Wir mssen es einfach versuchen, oder?, sagte Harry. Er stand auf und legte ein Ohr an die Tr. Hrt sich nicht an, als ob jemand da wre ... komm, gehen wir ... Harry drckte die Schranktr auf Die Eingangshalle war menschenleer. So schnell sie konnten, huschten sie aus dem Schrank und die steinernen Stufen hinunter. Schon zogen sich die Schatten in die Lnge, und wieder waren die Baumspitzen des Verbotenen Waldes in Gold getaucht. Hermine warf einen Blick zurck. Hoffentlich sieht uns keiner vom Fenster aus, ziepte sie. Lass uns rennen, sagte Harry entschlossen. Und zwar hinber zum Wald, einverstanden? Dann verstecken wir uns am besten hinter einem Baum und halten Ausschau. Gut, aber hinter den Gewchshusern lang!, keuchte Hermine. Und mglichst weit weg von Hagrids Tr, oder sie sehen uns. Wir sind schon fast bei seiner Htte! Harry, dem immer noch nicht klar war, was sie meinte, lief los und Hermine folgte ihm auf den Fersen. Sie rannten durch die Gemsegrten hinber zu den Gewchshusern, verpusteten sich in deren Schutz ein wenig, und rannten dann so schnell sie konnten weiter. Sie schlugen einen Bogen um die Peitschende Weide und gelangten schlielich zum schtzenden Waldrand ... Im Schatten der Bume verborgen, wandte Harry sich um; Sekunden spter stand Hermine neben ihm und schnappte nach Luft. Gut, japste sie, wir mssen zu Hagrid hinberschleichen ... halt dich versteckt, Harry ... Leise und dicht am Waldrand staksten sie im Unterholz voran. Dann, ganz in der Nhe von Hagrids Htte, hrten sie, wie es an der Tr klopfte. Sie versteckten sich rasch hinter dem dicken Stamm einer Eiche und sphten an beiden Seiten hervor. Hagrid erschien in der Tr, zitternd und bleich, und sah sich stirnrunzelnd um. Dann hrte Harry seine eigene Stimme. Wir sind's. Wir tragen den Tarnumhang. Lass uns rein, dann knnen wir ihn ablegen. Ihr httet nicht kommen sollen!, flsterte Hagrid. Er trat zurck, lie sie ein und schloss rasch die Tr. Das ist das Verrckteste, was wir je getan haben, sagte Harry begeistert. Gehen wir ein Stck weiter, flsterte Hermine. Wir mssen nher an Seidenschnabel heran! Sie krauchten zwischen den Bumen durch, bis sie den Hippogreif sahen, der gereizt an seiner Leine zerrte, die Hagrid am Zaun um sein Krbisbeet befestigt hatte. Jetzt?, flsterte Harry. Nein!, sagte Hermine. Wenn wir ihn jetzt stehlen, werden die Leute vom Ausschuss denken, Hagrid htte ihn befreit! Wir mssen warten, bis sie sehen, dass er drauen angebunden ist! Dann haben wir gerade mal sechzig Sekunden, sagte Harry. Allmhlich kam ihm das Unternehmen unmglich vor. In diesem Moment drang aus Hagrids Htte das Gerusch von zerbrechendem Porzellan. Jetzt hat er gerade den Milchkrug zerlegt, flsterte Hermine. Gleich werde ich Krtze finden - Und tatschlich hrten sie ein paar Minuten spter ihren berraschten Aufschrei. Hermine, sagte Harry pltzlich, wie wr's wenn wir - einfach reinrennen und uns Pettigrew schnappen - Nein!, flsterte Hermine erschrocken. Begreifst du nicht? Wir brechen gerade eines der wichtigsten Zaubereigesetze! niemand darf die Vergangenheit verndern, absolut niemand! Du hast Dumbledore gehrt: wenn wir gesehen werden - Nur wir selbst und Hagrid wrden uns sehen! Harry, was, glaubst du, wrdest du tun, wenn du dich selbst in Hagrids Htte reinplatzen siehst?, sagte Hermine. Ich - ich wrde glauben, ich sei verrckt geworden, sagte Harry, oder vermuten, dass jemand schwarze Magie mit mir treibt - Genau! Du wrdest es nicht verstehen, du wrdest dich vielleicht sogar selbst angreifen! Verstehst du nicht? Professor McGonagall hat mir erzhlt, was fr schreckliche Dingeschon geschehen sind, wenn Zauberer an der Vergangenheit herumgepfuscht haben ... viele von ihnen haben im Durcheinander ihr vergangenes oder knftiges Selbst gettet! Schon gut!, sagte Harry, war nur 'ne Idee, ich dachte - Doch Hermine stie ihn in die Rippen und deutete hinber zum Schloss. Harry schob den Kopf ein wenig vor, um das Portal in der Ferne sehen zu knnen. Dumbledore, Fudge, das alte Ausschussmitglied und Macnair, der Henker, kamen die Treppe herunter. Wir kommen jetzt gleich raus, wisperte Hermine. Und tatschlich ffnete sich Augenblicke spter Hagrids Tr und Harry sah sich Selbst, Ron und Hermine zusammen mit Hagrid herauskommen. Es war zweifellos das befremdlichste Erlebnis, das er je gehabt hatte: hinter einem Baum zu stehen und sich selbst dort drben im Krbisbeet zu beobachten. Ist schon gut, Schnbelchen, es ist alles gut ..., sagte Hagrid. Dann wandte er sich Harry, Ron und Hermine zu. Geht jetzt. Sputet euch. Hagrid, wir knnen nicht einfach - Wir sagen ihnen, was wirklich passiert ist - Sie drfen ihn nicht umbringen - Geht! Ist schon alles schlimm genug, da msst ihr nicht auch noch rger kriegen! Harry sah, wie Hermine im Krbisbeet den Umhang ber ihn und Ron warf. Geht schnell. Und lauscht nicht ... Vorne an Hagrids Tr klopfte es. Henker und Zeugen waren da. Hagrid wandte sich um und ging zurck in die Htte. Die Hintertr lie er offen. Harry sah, wie sich das Gras um die Htte fleckweise plttete, und hrte, wie sich drei Paar Fe entfernten. Er, Ron und Hermine waren gegangen ... doch der Harry und die Hermine, die sich hinterden Bumen versteckt hatten, konnten jetzt durch die offene Hintertr hren, was in der Htte vor sich ging. Wo ist das Biest?, sagte die kalte Stimme Macnairs. Drau ... drauen, krchzte Hagrid. Harry zog rasch den Kopf zurck, als Macnair an Hagrids Fenster auftauchte und zu Seidenschnabel hinaussah. Dann hrten sie Fudge. Wir - hm - mssen dir den offiziellen Hinrichtungsbefehl verlesen, Hagrid, ich mach's kurz. Und dann musst du ihn unterschreiben und Macnair auch. Macnair, hren Sie zu, das ist Vorschrift. Macnairs Gesicht verschwand vom Fenster. Jetzt oder nie. Warte hier, flsterte Harry. Ich mach das. Fudge fing wieder an zu sprechen und Harry schnellte hinter seinem Baum hervor, sprang ber den Zaun des Krbisbeetes und lief auf Seidenschnabel zu. Der Ausschuss fr die Beseitigung gefhrlicher Geschpfe hat beschlossen, den Hippogreif Seidenschnabel, im Weiteren der Verurteilte genannt, am sechsten Juni bei Sonnenuntergang hinzurichten - Und wieder starrte Harry, darauf bedacht, nicht zu blinzeln, in Seidenschnabels grimmiges rotes Auge und verbeugte sich. Seidenschnabel sank auf die schuppigen Knie und richtete sich wieder auf Harry nahm die Leine, die den Hippogreif an den Zaun band, und versuchte den Knoten zu lsen. ... verurteilt zum Tode durch Enthauptung, auszufhren durch den vom Ausschuss ernannten Henker, Walden Macnair ... Komm mit, Seidenschnabel, zischte Harry, komm. mit, wir helfen dir. Leise ... leise ... ... und schriftlich von ihm zu besttigen. Hagrid, du unterschreibst hier ... Harry zerrte nach Leibeskrften an dem Seil, doch Seidenschnabel hatte sich mit den Vorderbeinen eingegraben. Nun, bringen wir's hinter uns, sagte die dnne Stimme des alten Ausschussmitglieds in Hagrids Htte. Hagrid, vielleicht wre es besser, wenn Sie drinbleiben wrden - Nein - ich - ich will bei ihm sein ... ich will nicht, dass er allein ist - Das Gerusch von Schritten drang aus der Htte. Seidenschnabel, beweg endlich deinen Hintern, flehte Harry. Er zog noch heftiger am Seil um Seidenschnabels Hals Der Hippogreif raschelte verrgert mit den Flgeln und bewegte sich allmhlich. Noch waren sie einige Meter vom Wald entfernt und von Hagrids Hintertr aus deutlich zu sehen. Einen Moment noch bitte, Macnair, erklang Dumbledores Stimme. Auch Sie mssen hier unterschreiben. Die Schritte verstummten. Harry warf sich ins Seil. Seidenschnabel schnappte mit dem Schnabel und lie sich herab, ein wenig schneller zu gehen. Hermines weies Gesicht lugte hinter einem Baum hervor. Harry, schnell!, zischte sie. Noch immer konnte Harry Dumbledore in der Htte sprechen hren. Noch einmal ruckte er an dem Seil. Seidenschnabel verfiel in einen widerwilligen Trott. Sie erreichten die Bume. Schnell! Schnell!, sthnte Hermine und sprang hinter ihrem Baum hervor. Auch sie packte jetzt das Seil und zog wie verrckt daran, um Seidenschnabel ein wenig Beine zu machen. Harry blickte ber die Schulter; jetzt waren sie auer Sicht; sie konnten Hagrids Garten nicht mehr sehen. Halt!, hauchte er Hermine zu. Sie knnten uns noch hren - Krachend schlug Hagrids Hintertr auf Harry, Hermineund Seidenschnabel machten keinen Mucks; selbst der Hippogreif schien gespannt zu lauschen. Stille ... dann - Wo ist er?, sagte die dnne Stimme des Alten. Wo ist das Biest? Es war hier angebunden!, sagte der Henker wutentbrannt. Ich hab's mit eigenen Augen gesehen! Genau hier! Hchst erstaunlich, sagte Dumbledore mit einem Glucksen in der Stimme. Schnbelchen!, rief Hagrid heiser. Es gab ein surrendes Gerusch und dann folgte das Krachen einer Axt. Der Henker schien sie vor Wut in den Zaun geschlagen zu haben. Und dann kam Hagrids Heulen und diesmal konnten sie Hagrids Worte durch sein Schluchzen hren. Fort! Fort! Glck fr Schnbelchen, es ist fort! Muss sich losgerissen haben! Kluger Junge, Schnbelchen! Seidenschnabel begann am Seil zu zerren; offenbar wollte er zu Hagrid zurck. Harry und Hermine gruben die Fersen in den Waldboden und warfen sich ins Seil, um ihn aufzuhalten. Jemand hat ihn losgebunden!, raunzte der Henker. Wir sollten das Gelnde absuchen und den Wald. Macnair, und wenn Seidenschnabel wirklich gestohlen wurde, glauben Sie, der Dieb htte ihn zu Fu fortgebracht?. sagte Dumbledore und seine Stimme klang recht vergngt. Suchen Sie den Himmel ab, wenn Sie wollen ... Hagrid, ich knnte eine Tasse Tee vertragen. Oder einen groen Schnaps. O n-natrlich, Professor, sagte Hagrid, offenbar erschpft vor Glck, kommen Sie rein, kommen Sie ... Hermine und Harry lauschten mit gespitzten Ohren. Sie hrten Schritte, das leise Fluchen des Henkers, die Tr fiel ins Schloss und dann herrschte Stille. Was jetzt?, flsterte Harry und sah sich um. Wir mssen uns hier drin verstecken, sagte Hermine, die ziemlich mitgenommen aussah. Wir mssen erst einmal warten, bis sie wieder im Schloss sind. Und dann, bis es ungefhrlich ist, mit Seidenschnabel zum Fenster von Sirius fliegen. Er wird erst in ein paar Stunden dort sein ... Mensch, das wird schwierig werden ... Nervs blickte sie ber die Schulter ins Dunkel des Waldes. Die Sonne ging jetzt unter. Harry dachte scharf nach. Wir knnen nicht hier bleiben, sagte er. Wir mssen die Peitschende Weide sehen knnen, sonst wissen wir nicht, was geschieht. Gut, sagte Hermine und klammerte die Hand noch fester um Seidenschnabels Leine. Aber wir drfen uns nicht blicken lassen, Harry, denk dran ... Whrend sie am Waldrand entlangschlichen, senkte sich die Dunkelheit wie ein schwarzes Tuch ber sie. Schlielich versteckten sie sich hinter einer Gruppe von Bumen, von der aus sie die Peitschende Weide erkennen konnten. Da ist Ron!, sagte Harry pltzlich. Eine dunkle Gestalt hetzte ber das Gras und ihre Rufe hallten durch die stille Nachtluft. Lass ihn in Ruhe - hau ab - Krtze, komm hierher - Und dann tauchten wie aus dem Nichts zwei weitere Gestalten auf Harry beobachtete, wie er selbst und Hermine Ron hinterherjagten, der jetzt ins Gras hechtete. Hab ich dich! Hau ab, du stinkender Kater - Da ist Sirius!, sagte Harry. Der riesige Hund war zwischen den Wurzeln der Weide hervorgesprungen, sie sahen, wie der schwarze Umriss Harry zu Boden stie und Ron packte ... Sieht von hier noch schlimmer aus, nicht wahr?, sagte Harry und beobachtete, wie der Hund Ron zwischen dieWurzeln zerrte. Autsch - der Baum hat mir gerade eine verpasst - und jetzt kriegst du auch eine gewischt - das ist unheimlich - Die Peitschende Weide chzte und schlug mit den unteren Zweigen aus; sie sahen sich selbst dabei zu, wie sie immer wieder versuchten den Baum zu berlisten und an den Stamm zu gelangen. Und dann erstarrte der Baum. jetzt hat Krummbein den Knoten gedrckt, sagte Hermine. Und los geht's ..., murmelte Harry. Wir sind schon drin. Kaum waren sie verschwunden, regte sich der Baum wieder. Sekunden spter hrten sie ganz in der Nhe Schritte. Dumbledore, Macnair, Fudge und das alte Ausschussmitglied waren auf dem Rckweg ins Schloss. Gleich nachdem wir runter in den Tunnel sind!, sagte Hermine. Wenn Dumbledore doch blo mitgekommen wre ... Macnair und Fudge wren dann auch gekommen, sagte Harry bitter. Und Fudge htte Macnair auf der Stelle befohlen, Sirius umzubringen, darauf kannst du Gift nehmen ... Sie sahen den vier Mnnern nach, die jetzt die Schlosstreppe hochstiegen und verschwanden. Ein paar Minuten herrschte Stille. Dann - Dort kommt Lupin!, sagte Harry, und sie sahen seine Gestalt die Steinstufen hinunterspringen und auf die Weide zurennen. Harry sah zum Himmel. Der Mond war vllig hinter den Wolken verschwunden. Sie sahen, wie Lupin einen abgebrochenen Zweig aus dem Gras hob und den Knoten am Baumstamm anstupste. Der Baum hrte auf, um sich zu schlagen, und auch Lupin verschwand im Erdloch zwischen den Wurzeln. Wenn er nur den Tarnumhang mitgenommen htte, sagte Harry. Der liegt da einfach rum ... Er drehte sich zu Hermine um. Wenn ich kurz rberrenne und ihn hole, kann ihn Snape nicht mitnehmen und - Harry, niemand darf uns sehen! Wie kannst du das ertragen?, erwiderte er aufgebracht. Einfach nur rumzustehen und alles geschehen zu lassen? Er zgerte. Ich schnapp mir den Umhang! Harry, nein! Hermine packte Harry am Kragen, und keinen Moment zu frh. In diesem Augenblick hrten sie, wie jemand laut anfing zu singen. Es war Hagrid. Leicht schwankend war er auf dem Weg zum Schloss, schmetterte ein Liedchen und fuchtelte mit einer groen Flasche in der Hand durch die Luft. Siehst du?, flsterte Hermine. Siehst du, was passiert wre? Wir mssen versteckt bleiben! Nein, Seidenschnabel! Der Hippogreif machte erneut hektische Anstalten, zu Hagrid zu laufen. Auch Harry packte ihn jetzt wieder an der Leine und hielt ihn mhsam zurck. Sie sahen Hagrid nach, wie er in gewagten Schlangenlinien den Weg entlangging und schlielich verschwand. Seidenschnabel erlahmte und lie traurig den Kopf sinken. Kaum zwei Minuten spter flog das Schlossportal erneut auf und Snape kam heraus. Mit groen Schritten kam er auf die Weide zu. Vor der Weide hielt er inne und blickte sich um. Harry ballte die Fuste. Snape langte nach dem Tarnurnhang im Gras und hob ihn hoch. Lass deine dreckigen Finger davon, knurrte Harry hinter vorgehaltener Hand. Schhh! Snape nahm den Ast, den schon Lupin benutzt hatte, um den Baum zu lhmen, stupste gegen den Knoten und verschwand dann unter dem Tarnumhang. Das war's, sagte Hermine leise. Wir sind alle da unten. Und jetzt mssen wir warten, bis wir wieder rauskommen ... Sie nahm das Ende von Seidenschnabels Leine und wickelte es fest um den nchsten Baum, dann setzte sie sich auf den trockenen Boden und schlang die Arme um die Knie. Harry, eins verstehe ich nicht ... warum haben die Dementoren Sirius nicht gekriegt? Ich wei noch, wie sie kamen, und dann bin ich wohl ohnmchtig geworden ... es waren so viele ... Auch Harry setzte sich ins Gras. Er schilderte Hermine, was er gesehen hatte; der Dementor hatte bereits seinen Schlund auf Harrys Mund gesenkt, als ein groes weies Etwas ber den See galoppiert kam und die Dementoren zum Rckzug trieb. Als Harry fertig war, stand Hermines Mund halb offen. Aber was war das? Wenn es die Dementoren vertrieben hat, dann kann es nur eins gewesen sein, sagte Harry. Ein richtiger Patronus. Ein mchtiger. Aber wer hat ihn heraufbeschworen? Harry antwortete nicht. Er dachte an die Gestalt, die er auf der anderen Seite des Sees gesehen hatte. Er wusste schon, an wen er dabei dachte ... aber wie konnte das nur mglich sein? Hast du nicht gesehen, wie er aussah?, fragte Hermine begierig. War es einer der Lehrer? Nein, sagte Harry. Es war kein Lehrer. Aber es muss ein sehr mchtiger Zauberer gewesen sein, wenn er all diese Dementoren verjagen konnte ... wenn derPatronus so leuchtete, hat er ihn nicht beschienen? Konntest du nicht sehen -? Doch, ich hab ihn gesehen, sagte Harry langsam. Aber ... vielleicht hab ich's mir nur eingebildet ... ich konnte nicht klar denken ... gleich danach bin ich ohnmchtig geworden ... Wer, glaubst du, war es? Ich glaube -, Harry schluckte. Er wusste, wie seltsam dies klingen wrde. Ich glaube, es war mein Vater. Harry blickte auf und sah, dass Hermine den Mund weit aufgerissen hatte. Sie starrte ihn mit einer Mischung aus Entsetzen und Mitleid an. Harry, dein Dad ist - nun ja - tot, sagte sie leise. Das wei ich, sagte Harry rasch. Glaubst du, es war ein Geist? Ich wei nicht ... nein er schien aus Fleisch und Blut ... Aber dann - Vielleicht hab ich mir alles nur eingebildet, sagte Harry. Aber ... was ich gesehen habe ... sah wie Dad aus ... ich hab Fotos von ihm ... Hermine sah ihn immer noch an, als machte sie sich Sorgen um seinen Verstand. Ich wei, das klingt verrckt, sagte Harry mit tonloser Stimme. Er sah sich nach dem Hippogreif um, der gerade den Schnabel in die Erde bohrte und offenbar nach Wrmern suchte. Aber im Grunde sah er Seidenschnabel gar nicht an. Er dachte ber seinen Vater nach und ber seine drei ltesten Freunde ... Moony, Wurmschwanz, Tatze und Krone ... waren sie alle vier heute Nacht auf dem Gelnde? Wurmschwanz war diesen Abend wieder aufgetaucht, wo doch alle gedacht hatten, er sei tot ... war es denn unmg-lich, dass sein Vater dasselbe getan hatte? Hatte er drben am anderen Ufer wirklich jemanden gesehen? Die Gestalt war zu weit weg und zu verschwommen ... doch einen Moment lang war er sich sicher gewesen, bevor er ohnmchtig wurde ... Eine leichte Brise lie die Bltter ber ihnen rascheln. Hinter den Wolken, die ber den Himmel zogen, kam der Mond zum Vorschein und verschwand wieder. Hermine sa da, unverwandt auf die Weide blickend, und wartete. Und dann, endlich, nach ber einer Stunde .. . Da kommen wir!, flsterte Hermine. Auch Seidenschnabel hob den Kopf Sie sahen Lupin, Ron und Pettigrew mhsam aus dem Erdloch klettern. Dann kam Hermine ... dann der bewusstlose Snape, merkwrdig senkrecht dahinschwebend. Schlielich kamen Harry und Black. Sie alle machten sich auf den Weg zum Schloss. Harrys Herz begann sehr schnell zu pochen. Er sah zum Himmel. Jeden Moment wrde diese Wolke weiterziehen und der Mond wrde zum Vorschein kommen ... Harry, murmelte Hermine, als ob sie genau wsste, was er dachte, wir mssen hier bleiben. Wir drfen nicht gesehen werden. Wir knnen nichts tun ... Also lassen wir Pettigrew einfach wieder entkommen ..., sagte Harry leise. Wie willst du denn in der Dunkelheit eine Ratte finden?, fauchte Hermine. Wir knnen nichts tun! Wir sind zurckgekommen, um Sirius zu helfen, und wir sollten jetzt nichts anderes tun! Ist ja gut! Der Mond trat hinter der Wolke hervor. Sie sahen, wie die kleinen Figuren auf dem Gras innehielten. Dann bewegte sich etwas. Das ist Lupin, flsterte Hermine, er verwandelt sich. Hermine!, sagte Harry pltzlich, wir mssen fort von hier! Das geht nicht, ich erklr dir doch stndig - - dass wir uns nicht einmischen sollen! Ja doch, aber Lupin wird in den Wald rennen, direkt auf uns zu! Hermine riss die Augen auf Schnell!, sthnte sie und sprang zu Seidenschnabel, um ihn loszubinden. Schnell! Wo sollen wir denn hin? Wo sollen wir uns verstecken, die Dementoren werden jeden Moment kommen! Zurck zu Hagrid!, sagte Harry. Die Htte ist leer - komm schon! Sie rannten, so schnell sie konnten, und Seidenschnabel setzte in langen Sprngen hinter ihnen her. Schon hrten sie den Werwolf hinter sich heulen ... Sie konnten die Htte jetzt sehen; Harry rutschte zur Tr, stie sie auf und Hermine und Seidenschnabel flitzten an ihm vorbei. Harry strzte ihnen nach und verriegelte die Tr. Fang, der Saurde, klffte laut. Schhh, Fang, wir sind's!, sagte Hermine. Rasch ging sie hinber und kraulte Fang besnftigend die Ohren. Das war wirklich knapp!, sagte sie. Jaah ... Harry sah aus dem Fenster. Von hier aus war kaum noch etwas zu sehen. Seidenschnabel schien berglcklich, wieder zu Hause zu sein. Er legte sich vor den Kamin, faltete zufrieden die Flgel und wollte offenbar ein kleines Nickerchen einlegen. Ich glaube, ich geh am besten wieder nach drauen, sagte Harry langsam. Ich kann von hier aus nicht sehen, was passiert, und wir mssen doch wissen, wann es Zeit ist - Hermine sah ihn argwhnisch an. Ich werd mich ganz bestimmt nicht einmischen, sagteHarry rasch. Aber wenn wir nicht sehen, was passiert, wie sollen wir dann wissen, wann es Zeit ist, Sirius zu retten? Von mir aus ... ich warte hier mit Seidenschnabel ... aber sei vorsichtig, Harry - da drauen ist ein Werwolf - und die Dementoren! Harry ging hinaus und schlich um die Htte herum. Aus der Ferne hrte er erschpfte Schreie. Die Dementoren kreisten jetzt Sirius ein ... er und Hermine wrden jeden Augenblick zu ihm laufen ... Harry schaute hinber zum See und sein Herz fhrte eine Art Trommelwirbel in seiner Brust auf ... wer immer auch den Patronus geschickt hatte, wrde jeden Moment auftauchen ... Fr den Bruchteil einer Sekunde stand er unentschlossen vor Hagrids Tr. Keiner darf dich sehen. Doch er wollte nicht gesehen werden. Er wollte sehen ... er musste es unbedingt wissen ... Und da waren die Dementoren. Sie kamen aus der Dunkelheit, aus allen Richtungen, und glitten am Ufer des Sees entlang ... sie entfernten sich von Harry, schwebten hinber zum anderen Ufer ... er wrde ihnen nicht zu nahe kommen ... Harry rannte los. Er dachte nur noch an seinen Vater ... wenn er es war ... wenn er es wirklich war ... er musste es wissen, er musste es herausfinden ... Der See kam nher und nher, doch niemand war zu sehen. Am anderen Ufer konnte er dnne Silberschleier erkennen - seine eigenen Versuche, einen Patronus zu schaffen. Harry versteckte sich hinter einem Busch am Wasser und schaute verzweifelt durch das Blattwerk. Das silberne Glimmen am anderen Ufer erlosch mit einem Mal. Erregung packte ihn und Furcht - jeden Augenblick - Komm jetzt!, murmelte er und sphte umher, wo bist du? Dad, komm bitte - Doch keiner kam. Harry hob den Kopf und sah hinber. Die Dementoren hatten einen Ring gebildet. Einer von ihnen nahm die Kapuze ab. Es war hchste Zeit, dass der Retter erschien - doch diesmal kam keiner zu Hilfe - Und dann traf es ihn wie ein Schlag - er begriff. Er hatte nicht seinen Vater gesehen - sondern sich selbst - Harry strzte hinter dem Busch hervor und zckte den Zauberstab. Expecto patronum!, rief er. Und aus der Spitze seines Zauberstabs brach etwas hervor, keine unfrmige Nebelwolke, sondern ein schnes, blendend helles, silbernes Tier - er kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, was es war - es sah aus wie ein Pferd - es galoppierte lautlos davon, ber die schwarze Oberflche des Sees; Harry sah, wie es den Kopf senkte und mit den Hinterbeinen gegen den Schwarm der Dementoren ausschlug ... jetzt galoppierte es im Kreis um die schwarzen Gestalten am Boden, und die Dementoren wichen zurck, zerstreuten sich, verloren sich in der Dunkelheit ... und waren verschwunden. Der Patronus wandte sich um. Das Tier galoppierte ber den stillen See zurck. Es war kein Pferd. Es war auch kein Einhorn. Es war ein Hirsch. Er leuchtete so hell wie der Mond am Himmel ... er kehrte zu ihm zurck ... Am Ufer hielt er inne. Seine Hufe hinterlieen keine Spur im weichen Boden. Er starrte Harry mit seinen groen silbernen Augen an. Langsam neigte er den Kopf mit dem schweren Geweih. Und Harry erkannte ... Krone, flsterte er. Doch als er das Geschpf mit zitternden Fingern berhren wollte, verschwand es. Harry blieb mit ausgestreckter Hand stehen. Dann - und schon wollte ihm das Herz zerspringen - hrte er hinter sich Hufgetrappel. Er wirbelte herum und sah Hermine auf ihn zuspringen, Seidenschnabel im Schlepptau. Was hast du getan?, sagte sie und schumte vor Wut. Du wolltest doch nur Ausschau halten! Ich hab gerade unser aller Leben gerettet ..., sagte Harry. Komm - hinter diesen Busch - ich erklr's dir. Er schilderte, was geschehen war, und Hermine lauschte abermals mit offenem Mund. Hat dich jemand gesehen? Ja, hast du denn nicht zugehrt? Ich hab mich gesehen! Es ist gut jetzt! Harry, ich kann's nicht glauben ... du hast einen Patronus heraufbeschworen, der all diese Dementoren verjagt hat! Das ist sehr weit fortgeschrittene Zauberei ... Ich wusste, dass ich es diesmal schaffen wrde, sagte Harry, weil ich es schon einmal geschafft hatte ... red ich Unsinn? Ich wei nicht - Harry, da drben ist Snape! Sie lugten hinter dem Busch hervor auf die andere Seite. Snape war zu sich gekommen. Er zauberte Tragen herbei und hievte die leblosen Gestalten von Harry, Hermine und Black hoch. Eine vierte Trage, zweifellos mit Ron, schwebte bereits neben ihm. Dann, mit ausgestrecktem Zauberstab, lie er sie zum Schloss emporschweben. Gut, bald ist es so weit, sagte Hermine angespannt und warf einen Blick auf ihre Uhr. Wir haben eine drei viertel Stunde, bis Dumbledore die Tr zum Krankenflgel abschliet. Wir mssen Sirius retten und im Krankensaal zurck sein, bevor jemand merkt, dass wir fehlen ... Beim Warten sahen sie den Wolken zu, die sich im See spiegelten, whrend der Busch vor ihnen in der Brise wis-perte. Seidenschnabel langweilte sich und stocherte wieder nach Wrmern. Meinst du, er ist schon dort oben?, sagte Harry und sah auf die Uhr. Er sah hoch zum Schloss und zhlte die Fenster rechts vom Westturm ab. Schau!, flsterte Hermine. Wer ist das? Da kommt jemand aus dem Schloss! Harry sphte durch die Nacht. Der Mann eilte ber das Gelnde auf einen der Eingnge zu. Etwas Metallenes schimmerte an seinem Grtel. Macnair!, sagte Harry. Der Henker! Er holt die Dementoren! Wir mssen los, Hermine! Hermine legte die Hnde auf Seidenschnabels Rcken und Harry half ihr, sich aufzuschwingen. Dann stellte er den Fu auf einen niedrigen Ast und kletterte selbst hoch. Er zog Seidenschnabel die Leine um den Hals und befestigte sie wie Zgel oben am Kummet. Fertig?, flsterte er Hermine hinter ihm zu. Du hltst dich am besten an mir fest - Mit den Fersen stie er Seidenschnabel sanft in die Seiten. Seidenschnabel flatterte mhelos hoch in den dunklen Himmel. Harry presste die Knie gegen seine Flanken und sprte, wie sich die groen Flgel neben ihnen kraftvoll spannten. Hermine klammerte sich fest um Harrys Hfte; er konnte sie murmeln hren, O nein - das ist nichts fr mich - o nein, das ist wirklich nichts fr mich - Harry trieb Seidenschnabel zur Eile. Sie schwebten leise hinauf zu den oberen Stockwerken des Schlosses ... Harry zog die Leine heftig nach links und Seidenschnabel folgte ihm. Harry versuchte die vorbeifliegenden Fenster zu zhlen - Oha!, sagte er und riss mit aller Kraft an der Leine. Seidenschnabel flog langsamer und dann blieben sie in der Luft stehen, wenn man davon absah, dass sie auf- und abhpften, weil Seidenschnabel mit den Flgeln schlagen musste, um oben zu bleiben. Er ist da!, sagte Harry, der Sirius gesehen hatte, als sie vor seinem Fenster auftauchten. Er streckte die Hand mit dem Zauberstab aus und konnte beim nchsten Flgelschlag gegen das Glas schlagen. Black blickte auf Harry sah, wie ihm die Kinnlade herunterfiel. Black sprang vom Stuhl, strzte zum Fenster und wollte es ffnen, doch es war verschlossen. Zurcktreten!, rief ihm Hermine zu. Mit der linken Hand klammerte sie sich an Harrys Umhang fest, mit der rechten zckte sie den Zauberstab. Alohomora! Das Fenster sprang au Wie ... wie?, fragte Black erschpft und starrte den Hippogreif an. Steig auf Wir haben keine Zeit zu verlieren, sagte Harry und packte Seidenschnabel fest an der einen Seite seines schlanken Halses, um ihn ruhig zu halten. Du musst fliehen - die Dementoren kommen - Macnair holt sie. Black hielt sich an beiden Seiten des Fensters fest und zog Kopf und Schultern ins Freie. Ein Glck, dass er so mager war. In Sekundenschnelle gelang es ihm, ein Bein ber Seidenschnabels Rcken zu schwingen und sich hinter Hermine auf den Hippogreif zu ziehen. Gut gemacht, Seidenschnabel, und jetzt hoch -, sagte Harry und schlackerte mit der Leine. Hoch zum Turm - mach schon! Mit einem Schlag seiner mchtigen Flgel rauschten sie davon, hoch bis zur Spitze des Westturms. Seidenschnabel landete hufklappernd auf den Zinnen und Harry und Hermine lieen sich sofort heruntergleiten. Sirius, du verschwindest am besten, schnell, keuchte Harry. Sie werden jeden Moment in Flitwicks Bro kommen und sehen, dass du fort bist. Seidenschnabel scharrte auf dem Boden und warf seinen scharfen Kopf hin und her. Was ist mit dem anderen Jungen passiert? Mit Ron?, krchzte Sirius. Er wird sich wieder erholen - ist immer noch auer Gefecht, aber Madam Pomfrey sagt, sie wird ihn schon wieder hinkriegen - schnell - flieh - Doch Black starrte Harry unverwandt an. Wie kann ich dir jemals danken - Flieh!, riefen Harry und Hermine aus einem Mund. Black warf Seidenschnabel herum und sah in den offenen Himmel. Wir sehen uns wieder, sagte er. Du bist - ganz der Sohn deines Vaters, Harry ... Er drckte die Fersen in Seidenschnabels Seiten; Harry und Hermine sprangen zurck, und die gewaltigen Flgel hoben sich von neuem ... der Hippogreif stieg in den Nachthimmel ... Harry sah ihnen nach, wie sie kleiner und kleiner wurden ... dann schob sich eine Wolke vor den Mond ... fort waren sie. ~Noch einmal Eulenpost Harry! Hermine zupfte ihn am rmel und starrte auf die Uhr. Wir haben genau zehn Minuten, um in den Krankenflgel runterzukommen, bevor Dumbledore die Tr schliet - und keiner darf uns sehen! Okay, sagte Harry und wandte sich widerwillig vom Nachthimmel ab, gehen wir ... Sie schlpften durch die Turmtr und stiegen eine schmale Wendeltreppe hinunter. Unten angekommen, hrten sie Stimmen. Sie drngten sich in eine Nische in der Wand und lauschten. Die Stimmen klangen nach Fudge und Snape, die rasch den Korridor entlanggingen, in dem Harry und Hermine standen. ... hoffe nur, Dumbledore macht keine Scherereien, sagte Snape. Der Kuss wird doch sofort ausgefhrt? Sobald Macnair mit den Dementoren zurckkommt. Diese ganze Affre mit Black war uerst peinlich. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr ich mich darauf freue, dem Tagespropheten mitteilen zu knnen, dass wir ihn endlich gefasst haben ... die werden mit Ihnen sprechen wollen, Snape ... und sobald der Junge Harry wieder bei Verstand ist, mchte er den Zeitungsleuten sicher genau erzhlen, wie Sie ihn gerettet haben ... Harry biss die Zhne zusammen. Fudge und Snape gingen jetzt an ihrem Versteck vorbei und er erhaschte einen Blick auf Snapes grinsendes Gesicht. Ihre Schritte wurden leiserund erstarben. Um sicherzugehen, warteten Harry und Hermine noch einige Sekunden, dann rannten sie in die andere Richtung: eine Treppe hinunter, noch eine, durch einen Korridor - und dann hrten sie vor sich ein gackerndes Lachen. Peeves!, zischte Harry und packte Hermine am Handgelenk, da rein! Gerade noch rechtzeitig strzten sie in ein leeres Klassenzimmer zur Linken. Peeves hpfte in bester Laune den Korridor entlang und schien sich vor Lachen nicht mehr einzukriegen. Oh, ist der abscheulich, wisperte Hermine, das Ohr an der Tr. Ich wette, er ist ganz aus dem Huschen, weil die Dementoren Sirius erledigen wollen ... Sie sah auf die Uhr. Noch drei Minuten, Harry! Sie warteten, bis Peeves' schadenfroher Singsang in der Ferne verstummt war, dann glitten sie aus dem Zimmer und rannten erneut los. Hermine - was passiert - wenn wir nicht reinkommen -bevor Dumbledore die Tr schliet?, hechelte Harry. Daran will ich gar nicht denken!, sthnte Hermine und sah wieder auf die Uhr. Eine Minute noch! Sie waren im Korridor zum Krankenflgel angelangt. Gut - ich kann Dumbledore hren, sagte Hermine- angespannt. Komin, Harry! Sie schlichen den Gang entlang. Die Tr ffnete sich. Dumbledores Rcken erschien. Ich werde euch einschlieen, hrten sie ihn sagen. Es ist fnf Minuten vor zwlf Hermine, drei Drehungen sollten gengen. Viel Glck. Dumbledore trat heraus, schloss die Tr und nahm seinen Zauberstab, um sie magisch zu verschlieen. Von Panik gepackt strzten Harry und Hermine auf ihn zu. Dumbledoresah auf und ein breites Lcheln erschien unter seinem langen silbernen Schnurrbart. Nun?, fragte er leise. Wir haben's geschafft!, sagte Harry atemlos. Sirius ist geflohen, auf dem Rcken von Seidenschnabel ... Dumbledore strahlte. Gut gemacht. Ich glaube -, er lauschte aufmerksam an der Tr zum Krankensaal. Ja, ich glaube, auch ihr seid fort - geht rein - ich schliee euch ein - Harry und Hermine schlpften durch die Tr. Der Saal war fast leer, nur Ron lag immer noch reglos im letzten Bett. Die Tr klickte ins Schloss und Harry und Hermine krochen in ihre Betten zurck. Hermine steckte den Zeitumkehrer unter ihren Umhang. Und schon kam Madam Pomfrey aus ihrem Bro gewuselt. Hab ich den Direktor gehen hren? Darf ich jetzt nach meinen Patienten schauen? Sie hatte ausgesprochen schlechte Laune. Harry und Hermine hielten es fr das Beste, ihr stumm die Schokolade abzunehmen. Madam Pomfrey stand neben ihnen und passte auf, dass sie ihre Medizin auch aen. Doch Harry konnte kaum schlucken. Er und Hermine warteten, lauschten, ihre Nerven lagen blank ... Und dann, als sie beide das vierte Stck Schokolade hinunterwrgten, hrten sie aus der Ferne, irgendwo ber ihnen, ein zorniges Grollen ... Was war das?, fragte Madam Pomfrey aufgeschreckt. Jetzt konnten sie wtende Stimmen hren, die immer lauter wurden. Madam Pomfrey starrte zur Tr. Also wirklich - sie wecken alle auf! Was bilden die sich eigentlich ein? Harry versuchte zu verstehen, was die Stimmen sagten. Sie kamen nher - Er muss desappariert sein, Severus, wir htten jemanden bei ihm lassen sollen - wenn das rauskommt - Von wegen desappariert!, brllte Snape, jetzt ganz in der Nhe. Man kann in diesem Schloss weder apparieren noch desapparieren! Das - hat - etwas - mit - Potter - zu - tun! Severus, seien Sie vernnftig - Harry war doch eingeschlossen - Krach. Die Tr zum Krankensaal flog auf Fudge, Snape und Dumbledore kamen herein. Einzig Dumbledore sah gelassen aus. Tatschlich sah er fast aus, als wrde er sich amsieren. Fudge schien verrgert. Doch Snape war auer sich. Raus mit der Sprache, Potter!, bellte er. Was hast du getan! Professor Snape!, kreischte Madam Pomfrey. Benehmen Sie sich! Snape, seien Sie vernnftig, sagte Fudge, diese Tr war verschlossen, das haben wir eben festgestellt - Die beiden haben ihm geholfen zu fliehen, ich wei es!, heulte Snape und deutete auf Harry und Hermine. Sein Gesicht war zu einer Grimasse verzerrt und Spucke sprhte ihm aus dem Mund. Beruhigen Sie sich, Mann!, bellte jetzt Fudge. Sie reden Unsinn! Sie kennen Potter nicht!, kreischte Snape. Er hat es getan, ich wei es genau! Nun ist es aber gut, Severus, sagte Dumbledore. Denken Sie mal darber nach, was Sie sagen. Diese Tr war verschlossen, seit ich vor zehn Minuten hier raus bin. Madam Pomfrey, haben diese Schler ihre Betten verlassen? Natrlich nicht!, sagte Madam Pomfrey entrstet. Das htte ich gehrt! Nun, da haben Sie's, Severus, sagte Dumbledore sanft. Werin Sie nicht behaupten wollen, dass Harry und Her-mine an zwei Orten zugleich sein knnen, sehe ich nicht, warum wir sie noch lnger stren sollten. Snape brodelte immer noch vor Zorn und sein Blick wanderte von Fudge, der von Snapes Gebaren zutiefst schockiert schien, zu Dumbledore, dessen Augen hinter den Bnillenglsern funkelten. Snape wirbelte herum und strmte mit wehendem Umhang aus dem Krankensaal. Der Bursche scheint recht durcheinander zu sein, sagte Fudge und starrte ihm nach. Ich wrde ihn im Auge behalten, wenn ich Sie wre, Dumbledore. Oh, er ist nicht durcheinander, sagte Dumbledore gelassen. Er hat nur eben gerade eine schwere Enttuschung erlitten. Da ist er nicht der Einzige!, seufzte Fudge. Ich seh schon die Schlagzeile im Tagespropheten! Wir hatten Black schon dingfest gemacht und er ist uns wieder entwischt! Jetzt muss nur noch ans Licht kommen, dass dieser Hippogreif auch entkommen ist, und ich bin das Gesptt der Leute! Nun ... ich verschwinde jetzt besser und benachrichtige das Ministerium ... Und die Dementoren?, sagte Dumbledore. Sie werden von der Schule abgezogen, oder etwa nicht? O doch, sie mssen gehen, sagte Fudge und fuhr sich zerstreut mit den Fingern durch die Haare. Htte mir nie trumen lassen, dass sie versuchen wrden, einem unschuldigen Kind ihren Kuss zu verpassen ... vllig auer Kontrolle ... nein, ich lass sie heute Abend noch nach Askaban verfrachten ... vielleicht sollten wir ber Drachen am Schuleingang nachdenken ... Da wre Hagrid gleich dabei, sagte Dumbledore und lchelte Harry und Hermine zu. Als er und Fudge den Schlafsaal verlassen hatten, flitzte Madam Pomfrey gleich zur Tr und schloss ab. Zornig vor sich hin murmelnd eilte sie zurck in ihr Bro. Ein leises Sthnen drang vom anderen Ende des Saals herber. Ron war aufgewacht. Er setzte sich auf, rieb sich den Kopf und sah sich um. Was ... was ist passiert?, chzte er. Harry? Warum sind wir hier? Wo ist Black? Was ist eigentlich los? Harry und Hermine sahen sich an. Erklr du mal, sagte Harry und nahm sich noch ein wenig Schokolade. Als Harry, Ron und Hermine am nchsten Tag um die Mittagszeit den Krankenflgel verlieen, fanden sie ein fast menschenleeres Schloss vor. Die flirrende Hitze und das Ende der Prfungen hatten alle auf die Idee gebracht, wieder mal nach Hogsmeade zu gehen. Weder Ron noch Hermine hatten groe Lust dazu, und so wanderten sie mit Harry ber die Lndereien und unterhielten sich ber die erstaunlichen Ereignisse der vergangenen Nacht. Wo Sirius und Seidenschnabel inzwischen wohl waren? Sie lieen sich am Seeufer nieder und beobachteten den Riesenkraken, der mit seinen Greifarmen faul im Wasser planschte. Harry verlor den Gesprchsfaden, als er hinber auf die andere Seite sah. Vom anderen Ufer her war der Hirsch letzte Nacht auf ihn zugaloppiert ... Ein Schatten fiel ber sie und als sie aufblickten, stand ein recht trbugiger Hagrid hinter ihnen. Er wischte sich mit einem seiner tischtuchgroen Taschentcher den Schwei vom Gesicht und strahlte sie an. Ich wei, ich sollte nicht so guter Laune sein, nach dem, was gestern Nacht passiert ist, sagte er. Wo doch Black schon wieder geflohen ist - aber wisst ihr was? Was?, sagten sie und setzten ernste Mienen auf. Schnbelchen! Er ist entkommen! Er ist frei! Hab die ganze Nacht gefeiert! Das istja toll!, sagte Hermine und warf Ron, der kaum das Lachen unterdrcken konnte, einen vorwurfsvollen Blick zu. Jaah ... muss ihn wohl nicht richtig festgebunden haben, sagte Hagrid und lie den Blick glckselig ber das Land schweifen. Hab mir heute Morgen allerdings doch Sorgen gemacht, Leute ... dachte, er wre irgendwo da drauen vielleicht Professor Lupin ber den Weg gelaufen, aber Lupin sagt, er htte gestern Nacht berhaupt nichts gefressen ... Wie bitte?, sagte Harry rasch. Hol mich der Teufel, habt ihr's noch nicht gehrt?, fragte Hagrid und sein Lcheln verblasste ein wenig. Obwohl niemand in der Nhe war, senkte er die Stimme. hm - Snape hat es heute Morgen den Slytherins gesagt ... dachte, ihr wsstet es inzwischen ... Professor Lupin ist nmlich ein Werwolf. Und er hat sich letzte Nacht auf den Lndereien rumgetrieben ... er packt jetzt natrlich seine Sachen. Er packt?, sagte Harry erschrocken. Warum? Tja, er muss gehen, nicht wahr?, sagte Hagrid und schien berrascht, dass Harry auch noch fragen konnte. Hat gleich heute Morgen gekndigt. Sagt, er knne es nicht riskieren, dass es noch einmal passiert. Harry rappelte sich hoch. Ich geh zu ihm, sagte er zu Ron und Hermine gewandt. Aber wenn er gekndigt hat - - klingt nicht so, als knnten wir noch was tun - Ist mir egal. Ich will trotzdem mit ihm reden. Wir treffen uns dann hier. Lupins Brotr stand offen. Er war mit Packen fast fertig. Der leere Glasbehlter des Grindelohs stand neben seinem zerbeulten alten Koffer, in dem nicht mehr viel Platz war.Lupin beugte sich ber etwas auf seinem Schreibtisch und sah erst auf, als Harry an die Tr klopfte. Ich hab dich kommen sehen, sagte Lupin lchelnd. Er deutete auf das Pergament, ber dem er gebrtet hatte. Es war die Karte des Rumtreibers. Ich hab eben Hagrid gesehen, sagte Harry. Und er meinte, Sie htten gekndigt. Das stimmt doch nicht, oder? Ich frchte, doch, sagte Lupin. Er fing jetzt an, die Schreibtischschubladen herauszuziehen und sie zu leeren. Warum?, sagte Harry. Das Zaubereiministerium glaubt doch nicht, dass Sie Sirius geholfen haben, oder? Lupin ging zur Tr und schloss sie. Nein. Professor Dumbledore konnte Fudge davon berzeugen, dass ich versucht habe, euch das Leben zu retten. Er seufzte. Das hat das Fass fr Severus zum berlaufen gebracht. Ich glaube, es hat ihn schwer getroffen, dass er den Orden des Merlin nun doch nicht bekommt. Also hat er heute Morgen beim Frhstck - hm - versehentlich ausgeplaudert, dass ich ein Werwolf bin. Sie gehen doch nicht etwa deswegen!, sagte Harry. Lupin lchelte geqult. Morgen um diese Zeit trudeln die Eulen von den Eltern ein ... sie werden keinen Werwolf als Lehrer ihrer Kinder haben wollen, Harry. Und nach dem, was letzte Nacht passiert ist, kann ich sie verstehen. Ich htte jeden von euch beien knnen ... das darf nie mehr vorkommen. Sie sind der beste Lehrer fr Verteidigung gegen die dunklen Knste, den wir je hatten!, sagte Harry. Bleiben Sie! Lupin schttelte den Kopf und schwieg. Er rumte die nchste Schublade aus. Dann, whrend Harry noch nach einem guten Grund suchte, um ihn zum Bleiben zu bewegen, sagte Lupin: Nach dem, was der Schulleiter mir heute Morgen er-zhlt hat, hast du letzte Nacht einige Leben gerettet, Harry. Wenn ich dieses Jahr auf etwas stolz sein kann, dann darauf, wie viel du gelernt hast ... erzhl mir von deinem Patronus. Woher wissen Sie das? Was sonst htte die Dementoren vertreiben knnen? Harry schilderte Lupin, was geschehen war. Am Ende lchelte Lupin. Ja, dein Vater hat sich immer in einen Hirsch verwandelt, sagte er. Du hast richtig geraten ... darum haben wir ihn Krone genannt. Lupin warf die letzten Bcher in den Koffer, schloss die Schubladen und wandte sich Harry zu. Hier - das hab ich letzte Nacht aus der Heulenden Htte geholt, sagte er und gab Harry den Tarnumhang zurck. Und ..., er zgerte, dann streckte er ihm auch die Karte des Rumtreibers entgegen. Ich bin nicht mehr dein Lehrer, also fhle ich mich auch nicht unwohl dabei, wenn ich sie dir zurckgebe. Ich kann sie nicht gebrauchen und ich bin sicher, Ron und Hermine werden sie noch ntzlich finden. Grinsend nahm Harry die Karte entgegen. Sie haben gesagt, Moony, Wurmschwanz, Tatze und Krone htten mich aus der Schule locken wollen ... sie htten das lustig gefunden. Das htten wir auch getan, sagte Lupin und bckte sich, um den Koffer zu schlieen. Ich will dir nicht verhehlen, dass James mchtig enttuscht gewesen wre, wenn sein Sohn nie einen der Geheimgnge aus dem Schloss gefunden htte. Jemand klopfte. Harry stopfte die Karte und den Tarnumhang hastig in die Tasche. Es war Professor Dumbledore. Er schien nicht berrascht, Harry vorzufinden. Ihre Kutsche wartet vorne am Tor, Remus, sagte er. Vielen Dank, Direktor. Lupin hob seinen alten Koffer und den leeren Grindeloh-Kasten hoch. Also - auf Wiedersehen, Harry, sagte er lchelnd. Es hat richtig Spa gemacht, dein Lehrer zu sein. Ich bin sicher, wir sehen uns eines Tages wieder. Direktor, Sie mssen mich nicht hinausbegleiten, ich schaff das schon ... Harry hatte den Eindruck, als wolle Lupin so schnell wie mglich fort. Dann auf Wiedersehen, Remus, sagte Dumbledore trocken. Lupin nahm den Glaskasten unter den Arm und schttelte Dumbledore die Hand. Dann, mit einem letzten Kopfnicken fr Harry und dem Anflug eines Lchelns, ging Lupin hinaus. Harry setzte sich auf Lupins Stuhl und starrte trbselig zu Boden. Er hrte die Tr ins Schloss fallen und sah auf Dumbledore war noch da. Warum so niedergeschlagen, Harry?, fragte er sanft. Nach der letzten Nacht solltest du sehr stolz auf dich sein. Ich hab doch nichts ausrichten knnen, sagte Harry erbittert. Pettigrew ist entkommen. Nichts ausrichten?, sagte Dumbledore leise. Du hast etwas Entscheidendes geschafft, Harry. Du hast dazu beigetragen, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Du hast einen Unschuldigen vor einem schrecklichen Schicksal bewahrt. Schrecklich. Etwas regte sich in Harrys Gedchtnis. Grer und schrecklicher denn je ... Die Vorhersage von Professor Trelawney! Professor Dumbledore - gestern, als ich meine Prfung in Wahrsagen hatte, ist Professor Trelawney pltzlich - sehr merkwrdig geworden. Tatschlich?, sagte Dumbledore. hm - merkwrdiger als sonst, meinst du? Ja ... ihre Stimme war pltzlich ganz tief und ihre Augen kullerten und sie sagte ... sie sagte, Voldemorts Knecht wrde sich auf den Weg machen und noch vor Mitternacht zu ihm zurckkehren ... der Knecht wrde ihm helfen, wieder an die Macht zu kommen. Harry blickte zu Dumbledore auf Und dann wurde sie sozusagen wieder normal und sie konnte sich an nichts mehr erinnern. War das - war das eine echte Vorhersage? Dumbledore schien milde beeindruckt. Weit du, Harry, ich glaube, das knnte sein, sagte er nachdenklich. Wer htte das gedacht? Damit steigt die Zahl ihrer wahren Vorhersagen auf zwei. Ich sollte ihr eine Gehaltserhhung anbieten ... Aber -, Harry sah ihn entgeistert an. Wie konnte Dumbledore das nur so leicht nehmen? Aber - ich habe Sirius und Professor Lupin davon abgehalten, Pettigrew zu tten! Dann ist es meine Schuld, wenn Voldemort zurckkommt! Keineswegs, sagte Dumbledore gelassen. Hat die Erfahrung mit dem Zeitumkehrer dich nichts gelehrt, Harry? Die Folgen unserer Handlungen sind immer so verwickelt, so vielfltig, dass die Vorhersage der Zukunft ein uerst schwieriges Geschft ist ... Professor Trelawney, die Gute, ist der lebende Beweis dafr ... du hast etwas sehr Achtenswertes getan, als du Pettigrews Leben gerettet hast. Aber wenn er Voldemort hilft, an die Macht zu kommen -! Pettigrew verdankt dir sein Leben. Du hast Voldemort einen Gehilfen geschickt, der in deiner Schuld steht ... wenn ein Zauberer das Leben eines anderen Zauberers rettet, entsteht ein gewisses Band zwischen ihnen ... und ich msste mich schwer irren, wenn Voldemort einen Knecht will, der in Harry Potters Schuld steht. Ich will nichts mit Pettigrew zu tun haben!, sagte Harry. Er hat meine Eltern verraten! Das ist ganz tiefe, undurchdringliche Magie, Harry. Aber glaub mir ... der Tag mag kommen, an dem du sehr froh sein wirst, Pettigrew den Tod erspart zu haben. Harry konnte sich nicht vorstellen, wann das sein sollte. Dumbledore schien zu ahnen, was er dachte. Ich kannte deinen Vater sehr gut, Harry, sowohl in Hogwarts als auch spter, sagte er leise. Auch er htte Pettigrew das Leben gerettet, da bin ich sicher. Harry sah zu ihm auf. Dumbledore wrde nicht lachen - ihm konnte er es sagen ... Ich dachte, es wre mein Dad, der den Patronus heraufbeschworen hat. Als ich mich selbst am anderen Ufer gesehen habe ... dachte ich, ich wrde ihn sehen. Ein solches Versehen passiert leicht, sagte Dumbledore sanft. Es ist sicher nichts Neues fr dich, aber du siehst James verblffend hnlich. Nur deine Augen .. die Augen hast du von deiner Mutter. Harry schttelte den Kopf Das war dumm von mir, zu denken, es wre mein Dad, murmelte er. Ich wei doch, dass er tot ist. Glaubst du, die Toten, die wir liebten, verlassen uns je ganz? Glaubst du, es ist Zufall, dass wir uns in der grten Not am deutlichsten an sie erinnern? Du weit, er lebt in dir weiter, Harry, und zeigt sich am deutlichsten, wenn du fest an ihn denkst. Wie sonst konntest du gerade diesen Patronus erschaffen? Er trat letzte Nacht wieder in dein Leben. Harry brauchte eine Weile, um Dumbledores Worte zu begreifen. Sirius hat mir letzte Nacht erzhlt, wie sie Animagi wurden, sagte Dumbledore lchelnd. Eine ungeheure Leistung - und nicht zuletzt, dass sie es vor mir geheim gehaltenhaben. Und dann fiel mir ein, welch ungewhnliche Gestalt dein Patronus annahm, als er Mr Malfoy beim QuidditchSpiel gegen Ravenclaw so zusetzte. Weit du, Harry, in gewisser Weise hast du deinen Vater letzte Nacht wieder gesehen ... du hast ihn in dir selbst gefunden. Dumbledore ging hinaus und berlie Harry seinen arg verwirrten Gedanken. Keiner in Hogwarts kannte jetzt die Wahrheit ber das Geschehen in der Nacht, als Sirius, Seidenschnabel und Pettigrew verschwanden, auer Harry, Ron, Hermine und Dumbledore. Das Schuljahr ging nun rasch dem Ende zu und Harry hrte die unterschiedlichsten Theorien ber das, was wirklich geschehen war. Doch keine kam der Wahrheit nahe. Malfoy war wtend wegen Seidenschnabel. Er war berzeugt, Hagrid sei es irgendwie gelungen, den Hippogreif in Sicherheit zu bringen, und er schien auer sich vor Zorn, dass ein Wildhter ihm und seinem Vater ein Schnippchen geschlagen hatte. Percy Weasley unterdessen hatte einiges zur Flucht von Sirius zu sagen. Wenn ich es schaffe, ins Ministerium zu kommen, werde ich denen mal erklren, wie man in der Zaubererwelt Recht und Ordnung durchsetzt!, erklrte er dem einzigen Menschen, der zuhren wollte - seiner Freundin Penelope. Das Wetter war herrlich, alle waren bestens gelaunt, Harry wusste, dass sie das fast Unmgliche geschafft und Sirius zur Freiheit verholfen hatten - und doch hatte er dem Ende eines Schuljahres noch nie so niedergeschlagen entgegengesehen. Offensichtlich war er nicht der Einzige, der es schade fand, dass Professor Lupin gegangen war. Alle, die bei ihm Verteidigung gegen die dunklen Knste gehabt hatten, waren ber seine Kndigung bestrzt. Ich frag mich, wen sie uns nchstes Jahr vorsetzen, sagte Seamus Finnigan mit dsterer Miene. Vielleicht einen Vampir, meinte Dean Thomas hoffnungsvoll. Nicht allein der Abschied von Professor Lupin bedrckte Harry. Stndig musste er an Professor Trelawneys Vorhersage denken. Er fragte sich immer wieder, wo Pettigrew jetzt wohl Steckte, ob er bereits Zuflucht bei Voldemort gefunden hatte. Doch was Harry die Laune besonders vermieste, war die Aussicht, zu den Dursleys zurckzukehren. Gut eine halbe Stunde lang, eine herrliche halbe Stunde lang hatte er geglaubt, er wrde von nun an bei Sirius leben ... beim besten Freund seiner Eltern ... das wre fast so gut gewesen, wie seinen Vater zurckzubekommen. Keine Nachricht von Sirius war natrlich eine gute Nachricht, denn das hie, er hatte sich verstecken knnen. Und doch war Harry einfach elend zumute, wenn er an das Zuhause dachte, das er htte haben knnen. Am letzten Schultag bekamen sie die Prfungsergebnisse. Harry, Ron und Hermine hatten es in jedem Fach geschafft. Harry war verblfft, dass er in Zaubertrnke nicht durchgefallen war. Er hatte den dunklen Verdacht, dass Dumbledore eingegriffen und Snape daran gehindert hatte, ihn absichtlich durchrasseln zu lassen. Wie Snape sich ihm gegenber in der letzten Woche verhalten hatte, war uerst beunruhigend. Harry htte es nicht fr mglich gehalten, dass Snape sich noch mehr in seinen Hass gegen ihn hineinsteigern wrde, doch genauso war es. Jedes Mal, wenn er Harry ansah, zuckte es Unheil verkndend um seinen schmalen Mund und er lie die Fingerknchel knacken, als ob er danach gierte, die Finger ganz fest um Harrys Hals zu legen. Percy hatte seinen UTZ geschafft, Fred und George um Haaresbreite ihren ersten ZAG. Die Gryffindors unterdessenhatten, vor allem dank der Aufsehen erregenden Leistung im Quidditch-Cup, das dritte Jahr in Folge die Hausmeisterschaft gewonnen. So war die Halle beim Abschlussfest ganz in Scharlachrot und Gold geschmckt und am Tisch der Gryffindors ging es bei der Feier natrlich am lautesten zu. Selbst Harry schaffte es, die Rckreise zu den Dursleys, die am nchsten Tag anstand, zu vergessen, und er feierte, redete und lachte mit den andern. Als der Hogwarts-Express am nchsten Morgen aus dem Bahnhof fuhr, konnte Hermine mit einer erstaunlichen Neuigkeit fr Harry und Ron aufwarten. Heute Morgen kurz vor dem Frhstck habe ich mit Professor McGonagall gesprochen. Ich habe beschlossen, Muggelkunde sausen zu lassen. Aber du hast doch die Prfung mit dreihundertundzwanzig Prozent geschafft!, sagte Ron. Ich wei߫, seufzte Hermine, aber noch ein Jahr wie dieses halte ich nicht aus. Dieser Zeitumkehrer hat mich ganz verrckt gemacht. Ich hab ihn zurckgegeben. Ohne Muggelkunde und Wahrsagen hab ich endlich wieder einen ganz gewhnlichen Stundenplan. Ich kann immer noch nicht fassen, dass du uns nichts davon gesagt hast, grollte Ron. Wo wir doch angeblich deine Freunde sind. Ich habe versprochen, es niemandem zu sagen, sagte Hermine streng. Sie wandte sich Harry zu, der aus dem Fenster sah, wie Hogwarts hinter einem Berg verschwand. Zwei ganze Monate, bis er es wieder sehen wrde ... Aach, Kopf hoch, Harry!, sagte Hermine besorgt. Mir geht's gut, sagte Harry rasch. Ich denk nur an die Ferien. Ja, daran hab ich auch gedacht, sagte Ron. Harry, du musst uns besuchen kommen. Ich red erst mal mit Mumund Dad und dann ruf ich dich an. Ich wei jetzt, wie man ein Feleton benutzt - Ein Telefon, Ron, sagte Hermine. Ehrlich Mal, du solltest nchstes Jahr Muggelkunde belegen ... Ron berging das. In diesem Sommer ist die Weltmeisterschaft im Quidditch! Wie wr's, Harry? Komm ein paar Wochen zu uns und wir gehen hin! Dad kriegt meist Karten bers Bro. Der Vorschlag verfehlte seine Wirkung nicht und heiterte Harry krftig auf Jaah ... ich wette, die Dursleys sind froh, wenn sie mich los sind ... besonders nach dem, was ich mit Tante Magda angestellt hab ... Um einiges besser gelaunt spielte Harry mit Ron und Hermine ein paar Partien Snape explodiert, und als die Hexe mit dem Teewagen an die Tr kam, kaufte er sich ein recht ppiges Mittagessen, allerdings nichts mit Schokolade drin. Doch spt am Nachmittag dann tauchte das, was ihn so unglcklich machte, wieder auf ... Harry, sagte Hermine pltzlich. Sie sah an ihm vorbei aus dem Fenster. Was ist das eigentlich da drauen? Harry wandte sich um. Etwas Kleines und Graues hpfte vor dem Fenster auf und ab. Er stand auf, um es besser sehen zu knnen, und erkannte eine winzige Eule, mit einem Brief im Schnabel, der viel zu gro fr sie war. So klein war die Eule, dass sie heftig am Trudeln war und im Fahrtwind des Zuges immer wieder gegen die Scheibe klatschte. Schnell zog Harry das Fenster herunter, streckte den Arm hinaus und fing sie ein. Sie fhlte sich an wie ein sehr flaumiger Schnatz. Vorsichtig holte er sie ins Abteil. Die Eule lie ihren Brief auf Harrys Sitz fallen und begann im Abteil herumzuflattern, offenbar hochzufrieden, dass sie ihre Aufgabe geschafft hatte. Hedwig, mit wrdevoller Miene, klap-perte missbilligend mit dem Schnabel. Krummbein erwachte aus dem Schlaf, setzte sich auf und folgte der Eule mit seinen groen gelben Augen. Ron, dem das nicht entging, fing die Eule ein und barg sie in der Hand. Harry nahm den Brief hoch. Er trug seinen Namen. Er riss den Umschlag auf und rief: Von Sirius! Was?, sagten Ron und Hermine begeistert. Lies ihn laut vor! Lieber Harry, ich hoffe, dieser Brief erreicht dich, bevor du zu Onkel und Tante kommst. Ich wei nicht, ob sie an Eulenpost gewhnt sind. Seidenschnabel und ich haben ein Versteck gefunden. Ich sag dir nicht, wo es ist, falls diese Eule in die falschen Hnde gert. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie zuverlssig sie ist, aber sie ist die beste, die ich finden konnte, und sie schien ganz scharf auf diesen Job. Ich glaube, die Dementoren suchen immer noch nach mir, doch hier werden sie mich bestimmt nicht finden. Ich werde mich demnchst irgendwo ein paar Muggeln zeigen, weit weg von Hogwarts, so dass sie die Sicherheitsvorkehrungen im Schloss aufheben knnen. Es gibt noch etwas, das ich dir bei unserem kurzen Zusammentreffen nicht erzhlen konnte. Ich war es, der dir den Feuerblitz geschickt hat - Ha!, sagte Hermine triumphierend. Siehst du! Ich hab's dir doch gesagt! Ja, aber er hatte ihn nicht verhext, oder?, sagte Ron. Autsch! Die winzige Eule, die inzwischen glcklich in seinerHand fiepte, hatte ihm in den Finger gepickt und es offenbar zrtlich gemeint. Krummbein brachte fr mich die Bestellung zur Eulenpost. Ich habe deinen Namen verwendet, aber geschrieben, dass sie das Gold aus dem Gringotts-Verlies Nummer siebenhundertelf nehmen sollten - das mir gehrt. Bitte betrachte den Feuerblitz als dreizehn Geburtstagsgeschenke auf einmal von deinem Paten. Ich mchte mich auch dafr entschuldigen, dass ich dir im letzten Jahr offenbar so viel Angst bereitet habe, und zwar in der Nacht, als du das Haus deines Onkels verlassen hattest. Ich wollte nur kurz einen Blick auf dich werfen, bevor ich mich auf die Reise nach Norden begab, aber ich glaube, mein Anblick hat dir einen Schock verpasst. Ich habe noch etwas fr dich beigelegt, von dem ich glaube, dass es dein nchstes Jahr in Hogwarts vergnglicher machen wird. Wenn du mich je brauchst, schicke mir eine Nachricht. Deine Eule wird mich finden. Ich schreibe dir bald wieder, Sirius Harry sah sofort im Umschlag nach. Darin war noch ein Stck Pergament. Er las es rasch durch und fhlte sich pltzlich so warm und zufrieden, als ob er eine Flasche heies Butterbier in einem Zug getrunken htte. Ich, Sirius Black, Harry Potters Pate, erteile ihm hiermit die Erlaubnis, an den Wochenenden nach Hogsmeade zu gehen.Das wird Dumbledore gengen!, sagte Harry glcklich. Er kehrte zu Sirius'Brief zurck. Wartet, da ist noch ein PS ... Vielleicht will dein Freund Ron diese Eule behalten, immerhin ist es meine Schuld, dass er keine Ratte mehr hat. Ron machte groe Augen. Die Winzeule fiepte immer noch aufgeregt. Sie behalten?, sagte er unsicher. Einen Moment lang musterte er die Eule scharf und dann, zu Harrys und Hermines Verblffung, hielt er sie Krummbein zum Beschnffeln unter die Nase. Was schtzt du?, fragte Ron den Kater. Eindeutig 'ne Eule? Krummbein schnurrte. Das gengt mir, sagte Ron glcklich. Sie gehrt mir. Harry las den Brief von Sirius immer wieder Wort fr Wort durch, bis sie im Bahnhof King's Cross einfuhren. Er hatte ihn immer noch fest umklammert, als sie zu dritt durch die Absperrung von Gleis neundreiviertel in die Muggelwelt traten. Harry sah Onkel Vernon auf den ersten Blick. Er hatte sich in einigem Abstand von Mr und Mrs Weasley aufgestellt und ugte misstrauisch herber, und als Mrs Weasley Harry zur Begrung herzlich umarmte, schienen seine schlimmsten Vermutungen ber sie besttigt. Ich ruf dich wegen der Weltmeisterschaft an!, rief Ron Harry nach. Harry winkte Ron und Hermine zum Abschied und schob dann den Gepckwagen mit seinem Koffer und Hedwigs Kfig hinber zu Onkel Vernon, der ihn auf die bliche Weise begrte. Was ist das denn?, raunzte er und starrte auf den Umschlag, den Harry immer noch in der Hand hielt. Wenn daswieder so ein Formular ist, das ich unterschreiben soll, dann kannst du es dir Ist es nicht, sagte Harry vergngt. Das ist ein Brief von meinem Paten. Paten?, Prustete Onkel Vernon. Du hast doch keinen Paten! Hab ich doch, sagte Harry strahlend. Er war der beste Freund von Mum und Dad. Er ist ein verurteilter Mrder, aber er ist aus dem Zauberer-Gefngnis ausgebrochen und auf der Flucht. Er mchte aber trotzdem gern in Verbindung mit mir bleiben ... will wissen, was es so Neues gibt ... und ob's mir auch gut geht ... Breit grinsend angesichts des entsetzten Onkels Vernon schob Harry die ratternde Karre vor sich her zum Ausgang. Es sah ganz danach aus, als sollte dieser Sommer viel besser werden als der letzte. ~Ende von Harry Potter und der Gefangene von Askaban ~Joanne K. Rowling Harry Potter und der Feuerkelch ~Das Haus der Riddles In Little Hangleton nannten sie es immer noch das Riddle-Haus, obwohl die Familie Riddle schon seit vielen Jahren nicht mehr dort wohnte. Das Haus stand auf einem Hgel mit Blick ber das Dorf, einige Fenster waren mit Brettern vernagelt, das Dach war lchrig, und der Efeu rankte sich ungezgelt an den Mauern entlang. Das einst schne Anwesen der Riddles, das mit Abstand grozgigste und beeindruckendste Haus im ganzen Umkreis, war nun feucht, heruntergekommen und menschenleer. In Little Hangleton waren sich alle einig: das Haus war ihnen nicht geheuer. Ein halbes Jahrhundert zuvor war hier etwas Merkwrdiges, etwas Entsetzliches geschehen, ber das die lteren im Dorf immer noch zu munkeln pflegten, wenn es sonst wenig zu klatschen und zu tratschen gab. Sie hatten die Geschichte so oft aufgewrmt und an so vielen Stellen weitergestrickt, dass keiner mehr so recht wusste, was nun in Wahrheit geschehen war. Doch wer auch immer die Geschichte erzhlte, sie begann unweigerlich am selben Ort: Vor fnfzig Jahren - damals fhrten die Riddles noch einen stattlichen Haushalt - war ein Hausmdchen bei Anbrach eines schnen Sommermorgens in den Salon getreten und hatte alle drei Riddles tot vorgefunden. Schreiend war das Mdchen den Hgel hinab ins Dorf gestrzt und hatte die halbe Einwohnerschaft aus dem Schlaf gerissen. Da oben liegen sie mit offenen Augen! Eiskalt! Und haben noch ihre Abendgarderobe an! Die Polizei wurde gerufen und in ganz Little Hangleton breitete sich eine Mischung aus ngstlicher Neugier und kaum verhohlener Erregung aus. Niemand gab sich sonderliche Mhe so zu tun, als wre er besonders traurig ber den Tod der Riddles, denn sie waren ausgesprochen unbeliebt gewesen. Mr und Mrs Riddle, die lteren Herrschaften, galten als reich, hochnsig und grob, und ihr erwachsener Sohn Tom hatte sie darin noch bertroffen. Die Menschen im Dorf wollten einzig und allein wissen, wer der Mrder war - denn natrlich fielen drei offenbar gesunde Menschen nicht eines Abends einfach tot um. Im Gehngten Mann, dem Dorfpub, ging es an diesem Abend hoch her; alles, was Beine hatte, war gekommen, um ber die Morde zu spekulieren. Und es hatte sich gelohnt, die heimischen Kaminfeuer zu verlassen, denn pltzlich tauchte die Kchin der Riddles in ihrer Mitte auf und verkndete dem schlagartig verstummten Publikum mit dramatischer Geste, ein Mann namens Frank Bryce sei gerade verhaftet worden. Frank!, riefen einige Gste. Unmglich! Frank Bryce war der Grtner der Riddles. Er war mit einem stocksteifen Bein und einer groen Abscheu vor Menschenansammlungen und Lrm aus dem Krieg zurckgekehrt und hatte seither immer fr die Riddles gearbeitet. An der Theke gab es jetzt Gedrngel, denn man wollte die Kchin nicht auf dem Trockenen sitzen lassen und Genaueres von ihr hren. Mir ist er immer schrg vorgekommen, verkndete sie nach dem vierten Glas Sherry den begierig lauschenden Drflern. Irgendwie unfreundlich. Ich hab ihm mal 'ne Tasse Tee angeboten, aber das hat mir gereicht. Der wolltenichts mit anderen zu tun haben, das hat man gleich gemerkt. Nun ja, sagte eine Frau an der Bar, der Krieg war 'ne harte Zeit fr Frank, er mag eben gern seine Ruhe. Das ist noch lange kein Grund - Wer sonst hatte denn einen Schlssel fr die Hintertr?, fauchte die Kchin zurck. In der Grtnerhtte hing immer ein Zweitschlssel, das hab ich selbst gesehen! Gestern Nacht hat jedenfalls keiner die Tr aufgebrochen! Und die Fenster wurden auch nicht eingeschlagen! Frank musste blo ins Herrenhaus schleichen, whrend wir alle schliefen ...! Die Drfler wechselten viel sagende Blicke. Ich hab mir immer schon gedacht, der hat den bsen Blick, sag ich euch, brummte ein Mann an der Bar. Der Krieg hat 'nen komischen Kauz aus ihm gemacht, sagte der Wirt. Hab doch immer gesagt, ich will Frank lieber nicht in die Quere kommen, stimmt's, Dot?, sagte eine aufgeregte Frau in der Ecke. bles Temperament, erwiderte Dot und nickte eifrig. Ich hab ihn schon als Kind gekannt ... Am nchsten Morgen zweifelte kaum noch jemand in Little Hangleton daran, dass Frank Bryce die Riddles ermordet hatte. Doch drben im benachbarten Stdtchen Great Hangleton, im dunklen und schbigen Polizeirevier, behauptete Frank hartnckig, er sei unschuldig. Der einzige Mensch, den er an jenem Tag, als die Riddles gettet wurden, in der Nhe ihres Hauses gesehen hatte, war ein Junge im Teenageralter, ein Fremder mit dunklen Haaren und blassem Gesicht. Im Dorf jedoch hatte kein Mensch diesen Jungen gesehen, und die Polizisten waren sich ziemlich sicher, dass Frank ihn erfunden hatte. Schlielich, als es fr Frank schon bitterernst aussah, trafder Untersuchungsbericht ber die Leichen der Riddles ein, und mit einem Schlag nderte sich alles. Die Polizisten hatten noch nie einen so merkwrdigen Befund gelesen. Ein rzteteam hatte die Leichen untersucht und war zu dem Schluss gekommen, dass keiner der Riddles vergiftet, erstochen, erschossen, erwrgt, erstickt oder (soweit sie dies sagen konnten) berhaupt verletzt worden war. Tatschlich, so hie es in dem Bericht mit deutlicher Verblffung weiter, schienen die Riddles alle bei bester Gesundheit zu sein - abgesehen von der Tatsache, dass sie alle tot waren. Allerdings vermerkten die rzte, dass allen Toten das Entsetzen ins Gesicht geschrieben stand - doch einer der ratlosen Polizisten bemerkte dazu nur: Wer hat je von drei Menschen gehrt, die zu Tode gengstigt wurden? Da ein Mord an den Riddles nicht zu beweisen war, musste die Polizei Frank laufen lassen. Die Riddles wurden auf dem Friedhof von Little Hangleton bestattet und noch eine ganze Zeit lang wurden die Grber immer wieder von Neugierigen besucht. Dass Frank Bryce in seine Htte auf dem Anwesen der Riddles zurckkehrte, berraschte dann alle, und es gab viel Gemunkel. Wenn ihr mich fragt, dann hat er sie umgebracht, ist mir doch egal, was die Polizei sagt, verkndete Dot im Gehngten Mann. Und wenn nur ein Funken Anstand in ihm steckte, dann wrde er hier abhauen, wo ihm doch klar ist, dass er uns nichts vormachen kann. Doch Frank zog nicht weg. Er blieb, um den Garten fr die nchste Familie, die ins Riddle-Haus einzog, zu besorgen, und dann auch fr die bernchste - denn keine Familie blieb lange dort wohnen. Vielleicht hatte es etwas mit Frank zu tun, dass jeder neue Besitzer behauptete, dieses Haus verbreite eine dstere Stimmung. Und als keiner mehr dort wohnte, begann das Haus zu verfallen. Der reiche Mann, dem das Riddle-Haus inzwischen gehrte, lebte nicht hier und nutzte es auch nicht; im Dorf hie es, er wrde es aus steuerlichen Grnden unterhalten, doch keiner wusste so recht, was das heien sollte. Der reiche Besitzer entlohnte Frank jedoch regelmig frseine Arbeit im Garten. Frank war jetzt fast siebenundsiebzig, er war auf einem Ohr taub und sein schlimmes Bein war noch steifer geworden, doch bei schnem Wetter konnte man ihn in den Blumenbeeten harken und schnippeln sehen, auch wenn ihm das Unkraut allmhlich die Beine hochkroch. Doch Unkraut war nicht das Einzige, womit Frank sich herumrgern musste. Jungs aus dem Dorf kamen fter herauf und warfen Steine durch die Fenster des Riddle-Hauses. Sie fuhren mit ihren Fahrrdern ber den Rasen, den Frank so mhsam hegte und pflegte. Und wenn sie bermtig wurden, brachen sie auch schon mal ins Haus ein. Sie wussten, dass der alte Frank sich mit Leib und Seele dem ganzen Anwesen verschrieben hatte, und sie lachten ihn aus, wenn er durch den Garten humpelte, mit seinem Stock fuchtelte und sie krchzend beschimpfte. Frank wiederum glaubte, die Jungen wrden ihn belstigen, weil sie ihn, wie ihre Eltern und Groeltern, fr einen Mrder hielten. So dachte sich Frank nichts weiter, als er in einer Augustnacht erwachte und oben am alten Haus etwas recht Merkwrdiges sah. Die Jungs, so glaubte Frank, waren eben noch einen Schritt weiter gegangen, um ihn zu zermrben. Geweckt hatte ihn sein schlimmes Bein; so stark hatte es noch nie geschmerzt, selbst jetzt im Alter nicht. Er stand auf und humpelte nach unten in die Kche, um seine Wrmflasche aufzufllen, mit der er seinem steifen Knie ein wenig Linderung verschaffen konnte. Er stand am Waschbecken und fllte den Kessel, als sein Blick zum Herrenhaus hoch-wanderte. In den oberen Fenstern glommen Lichter. Frank war nicht sonderlich berrascht. Die Jungs waren wieder mal ins Haus eingebrochen, und nach dem flackernden Licht zu schlieen hatten sie ein Feuer entfacht. Frank hatte kein Telefon, und der Polizei vertraute er ohnehin nicht mehr, seit sie ihn nach dem Tod der Riddles zum Verhr mitgenommen hatten. Er lie den Kessel stehen, hastete, so rasch sein schlimmes Bein es ihm erlaubte, nach oben und brauchte nicht lange, um sich anzuziehen und in die Kche zurckzukehren. Er griff nach einem rostigen alten Schlssel am Trhaken, packte seinen Stock und machte sich auf in die Nacht. Die Tr des Riddle-Hauses war offenbar nicht aufgebrochen worden und auch die Fensterscheiben waren noch ganz. Frank humpelte um das Haus herum zu einem Eingang, der fast vllig von Efeu verborgen war, zog den alten Schlssel aus der Tasche, steckte ihn ins Schloss und ffnete lautlos die Tr. Sie fhrte ihn in eine groe, gewlbeartige Kche. Frank hatte sie seit Jahren nicht mehr betreten; zwar war es stockdunkel, doch er wusste noch, wo die Tr zum Flur lag. Er tastete sich an der Wand lang, modriger Geruch stieg ihm in die Nase, und er spitzte die Ohren, um ja keine Schritte oder Stimmen von oben zu berhren. Er gelangte in den Flur, wo es dank der groen Sprossenfenster zu beiden Seiten der Haustr ein wenig heller war, und betrat die Treppe. Er konnte von Glck reden, denn die dicke Staubschicht auf den Steinstufen erstickte die Gerusche seiner Schritte und seines Stocks. Oben auf dem Treppenabsatz wandte sich Frank nach rechts und sah sofort, wo die Eindringlinge steckten: ganz am Ende des Ganges stand eine Tr offen, ein flackerndes Licht fiel durch den Spalt und warf einen langen goldenenStreifen auf den schwarzen Fuboden. Frank umklammerte mit aller Kraft seinen Stock und schlich nher heran. Kurz vor der Tr konnte er ein schmales Stck von dem Zimmer dahinter einsehen. Jetzt erkannte er, dass das Feuer im Kamin entfacht worden war. Das berraschte ihn. Er blieb stehen und lauschte angestrengt, denn drinnen begann ein Mann zu sprechen; seine Stimme klang schchtern und ngstlich. Es ist noch ein Rest in der Flasche, Herr, wenn Ihr noch hungrig seid. Spter, sagte eine zweite Stimme. Auch sie war die eines Mannes - doch klang sie merkwrdig hoch und kalt wie ein jher eisiger Windsto. Etwas an dieser Stimme lie die sprlichen Haare auf Franks Nacken zu Berge stehen. Rck mich nher ans Feuer, Wurmschwanz. Frank wandte sein rechtes Ohr zur Tr hin, um mehr zu verstehen. Er hrte das Klirren einer Flasche, die auf etwas Hartem abgestellt wurde, und dann das dumpfe Kratzen eines schweren Stuhls, der ber den Boden gezogen wurde. Frank erhaschte einen kurzen Blick auf einen kleinen Mann, der mit dem Rcken zu ihm den Stuhl zum Kamin schob. Er trug einen langen schwarzen Umhang und hatte einen kahlen Fleck am Hinterkopf. Dann war er nicht mehr zu sehen. Wo ist Nagini?, sagte die kalte Stimme. Ich - ich wei nicht, Herr, sagte die erste Stimme nervs. Ich glaube, sie erkundet das Haus ... Du wirst sie melken, bevor wir uns zurckziehen, Wurmschwanz, sagte die zweite Stimme. Ich brauche heute Abend Nahrung. Die Reise hat mich sehr erschpft. Mit gerunzelter Stirn neigte Frank sein gutes Ohr noch ein wenig nher Richtung Tr und lauschte gebannt. Ein kurzes Schweigen trat ein und dann sprach erneut der Mann namens Wurmschwanz. Herr, darf ich fragen, wie lange wir hier bleiben werden? Eine Woche, sagte die kalte Stimme. Vielleicht lnger. Hier lsst es sich einigermaen aushaken und mit dem Plan knnen wir noch nicht fortfahren. Es wre eine Dummheit, wenn wir loslegten, bevor die Quidditch-Weltmeisterschaft zu Ende ist. Frank steckte sich einen knochigen Finger ins Ohr und fing an zu quirlen. Er hatte das Wort Quidditch gehrt, zweifellos, weil sich so viel Ohrenschmalz angesammelt hatte, denn Quidditch war berhaupt kein Wort. Die ... die Quidditch-Weltmeisterschaft, Herr?, fragte Wurmschwanz. (Frank bohrte den Finger noch energischer ins Ohr. ) Verzeiht mir, aber - ich verstehe nicht - warum sollten wir warten, bis die Quidditch-Weltmeisterschaft vorbei ist? Weil zu ebendieser Stunde Zauberer aus aller Herren Lnder ins Land strmen, du Dummkopf, und alle Kleinkrmer aus dem Zaubereiministerium ausgeschwrmt sind, um nach ungewhnlichen Vorkommnissen Ausschau zu halten und jeden doppelt und dreifach zu berprfen. Die haben nur noch eins im Kopf, nmlich sicherzugehen, dass die Muggel von allem nichts mitkriegen. Deshalb warten wir ab. Frank gab es auf, sein Ohr zu putzen. Er hatte klar und deutlich die Wrter Zaubereiministerium, Zauberer und Muggel gehrt. Natrlich bedeuteten all diese Ausdrcke etwas Geheimes, und Frank fielen nur zwei Sorten von Leuten ein, die eine Geheimsprache gebrauchten -Spione und Verbrecher. Frank umklammerte seinen Stock noch fester und spitzte die Ohren. Eure Lordschaft ist also immer noch entschlossen?, sagte Wurmschwanz leise. Natrlich bin ich entschlossen, Wurmschwanz. In der kalten Stimme war jetzt eine leise Drohung zu spren. Eine kurze Stille trat ein - und dann sprach Wurmschwanz. Die Worte stolperten ihm hastig aus dem Mund, als ob er sich zwingen msste, sie auszusprechen, bevor ihn der Mut verlie. Es knnte auch ohne Harry Potter gehen, Herr. Wieder trat Schweigen ein, es hielt ein wenig lnger an, und dann - Ohne Harry Potter?, hauchte die zweite Stimme kaum vernehmlich. Ich verstehe ... Herr, ich sage dies nicht aus Sorge um den Jungen!, sagte Wurmschwanz mit hoher, quiekender Stimme. Der Junge bedeutet mir nichts, berhaupt nichts! Nur, wenn wir einen anderen Zauberer oder eine Hexe nehmen - irgendjemanden -, knnten wir die Sache sehr viel schneller erledigen! Wenn Ihr mir erlauben wrdet, Euch fr kurze Zeit zu verlassen - Ihr wisst, dass ich mich ganz wirksam tarnen kann -, dann knnte ich in zwei Tagen mit einer geeigneten Person zurck sein - Ich knnte einen anderen Zauberer nehmen, sagte die zweite Stimme leise, das ist wahr ... Es wre das Beste, Herr, sagte Wurmschwanz und klang dabei ausgesprochen erleichtert. Harry Potter in die Hnde zu bekommen wre so schwierig, er ist sehr gut geschtzt - Und deshalb meldest du dich freiwillig und willst mir einen Ersatz besorgen? Merkwrdig ... vielleicht ist dir die Aufgabe, mich zu pflegen, lstig geworden, Wurmschwanz? Kann dieser Vorschlag, den Plan aufzugeben, denn etwas anderes sein als der Versuch, mich im Stich zu lassen? Herr! Ich ... ich habe nicht den Wunsch, Euch zu verlassen, keineswegs - Belg mich nicht!, zischte die zweite Stimme. Mir ent-geht nichts, Wurmschwanz! Du bereust, dass du berhaupt zu mir zurckgekommen bist. Bei mir wird dir bel. Ich sehe dich zusammenzucken, wenn du mich ansiehst, ich spre, wie es dich schaudert, wenn du mich berhrst ... Nein! Meine Hingabe fr Eure Lordschaft - Deine Hingabe ist nichts weiter als Feigheit. Du wrst nicht hier, wenn du eine andere Zuflucht httest. Wie soll ich ohne dich berleben, wenn du mich alle paar Stunden fttern musst? Wer soll Nagini melken? Aber Ihr scheint mir deutlich krftiger geworden, Herr - Lgner, keuchte die zweite Stimme. Ich bin nicht krftiger geworden, und ein paar Tage auf mich allein gestellt wrden reichen, um mich des wenigen an Kraft zu berauben, die ich unter deiner tlpelhaften Pflege gewonnen habe. Schweig! Wurmschwanz, der zusammenhanglose Worte hervorgesprudelt hatte, verstummte sofort. Ein paar Sekunden lang konnte Frank nichts weiter als das Knistern des Feuers hren. Dann sprach der zweite Mann erneut, mit einem Flstern, das fast ein Zischen war. Ich habe meine Grnde, den Jungen zu verwenden, wie ich dir schon erklrt habe, und ich werde keinen anderen nehmen. Dreizehn Jahre habe ich gewartet. Ein paar Monate mehr schaden da auch nicht. Was den Schutz angeht, mit dem der Junge umgeben ist, so glaube ich, dass mein Plan funktionieren wird. Alles, was ich brauche, ist ein wenig Mut deinerseits, Wurmschwanz - und diesen Mut wirst du aufbringen, wenn du nicht das ganze Ausma von Lord Voldemorts Zorn spren willst - Herr, hrt mich an!, sagte Wurmschwanz, und Panik lag jetzt in seiner Stimme. Whrend unserer Reise bin ich den Plan immer wieder durchgegangen - Bertha Jorkins' Verschwinden wird nicht lange unbemerkt bleiben,Herr, und wenn wir fortfahren, falls ich also tatschlich den Fluch - Falls?, flsterte die zweite Stimme. Falls du den Plan befolgst, Wurmschwanz, braucht das Ministerium nie zu erfahren, dass noch jemand verschwunden ist. Du wirst es in aller Stille und ohne Aufsehen erledigen; ich wnschte nur, ich knnte es selbst tun, doch in meinem jetzigen Zustand ... komm schon, Wurmschwanz, ein Hindernis musst du noch beseitigen, und unser Weg zu Harry Potter ist frei. Ich verlange ja nicht, dass du es alleine machst. Bis dahin wird mein treuer Diener wieder zu uns gestoen sein - Ich bin Euer treuer Diener, sagte Wurmschwanz, mit kaum vernehmlichem Trotz in der Stimme. Wurmschwanz, ich brauche jemanden mit Verstand, jemanden, der immer unerschtterlich zu mir gestanden hat, und du erfllst diese Forderung leider nicht. Ich habe Euch gefunden, sagte Wurmschwanz, und nun war die Widerspenstigkeit in seiner Stimme deutlich zu hren. Ich war es, der Euch gefunden hat. Ich habe Euch zu Bertha Jorkins gebracht. Das stimmt. Der zweite Mann klang belustigt. Ein brillanter Zug, den ich von dir nie erwartet htte, Wurmschwanz - allerdings, um der Wahrheit die Ehre zu geben, du wusstest doch nicht, wie ntzlich sie sein wrde, als du sie gefangen hast, nicht wahr? Ich ... ich dachte, sie knnte ntzlich sein, Herr - Lgner, sagte die zweite Stimme nun mit unverhohlen grausamer Hme. Allerdings bestreite ich nicht, dass ihr Wissen unschtzbar war. Ohne es htte ich nie unseren Plan auf die Beine stellen knnen und dafr wirst du belohnt werden, Wurmschwanz. Ich werde dir erlauben, eine wichtige Aufgabe fr mich zu erledigen, um die sich viele meiner Anhnger geradezu reien wrden ... W-wirklich, Herr? Was -? Wieder schwang Angst in Wurmschwanz' Stimme mit. Aah, Wurmschwanz, du willst doch nicht, dass ich dir die berraschung verderbe? Dein Auftritt kommt ganz am Schluss ... aber ich verspreche dir, du wirst die Ehre haben, genauso ntzlich zu sein wie Bertha Jorkins. Ihr ... Ihr ... Wurmschwanz klang pltzlich heiser, als wre sein Mund vllig ausgetrocknet. Ihr ... werdet ... auch mich tten? Wurmschwanz, Wurmschwanz, sagte die kalte Stimme schmeichlerisch, warum sollte ich dich tten? Ich habe Bertha gettet, weil ich musste. Nachdem ich sie ausgehorcht hatte, taugte sie zu nichts mehr, sie war berflssig. Jedenfalls wren peinliche Fragen gestellt worden, wenn sie zurck ins Ministerium gegangen wre und verkndet htte, sie htte im Urlaub dich getroffen. Zauberer, die angeblich tot sind, tun gut daran, unterwegs nicht in irgendwelchen Spelunken Hexen aus dem Zaubereiministerium zu treffen ... Wurmschwanz murmelte etwas, so leise, dass Frank es nicht verstand, doch der zweite Mann fing an zu lachen -ein gnzlich freudloses Lachen, kalt wie seine Stimme. Wir htten ihr Gedchtnis ummodeln knnen? Ein mchtiger Zauberer kann einen Gedchtniszauber brechen, wie ich ja selbst bei ihrem Verhr bewiesen habe. Wenn wir das Wissen nicht nutzten, das ich ihr abgepresst habe, wrden wir doch ihr Gedchtnis beleidigen, Wurmschwanz. Drauen im Korridor fiel Frank pltzlich auf, dass seine Hand, mit der er den Stock umklammerte, schweinass und glitschig war. Der Mann mit der kalten Stimme hatte eine Frau gettet. Er sprach darber ohne jede Reue - es belustigte ihn. Er war gefhrlich - ein Wahnsinniger. Und erplante noch mehr Morde - dieser Junge, Harry Potter, wer immer er war - er war in Gefahr - Frank wusste, was er zu tun hatte. Jetzt oder nie, es war hchste Zeit die Polizei zu rufen. Er wrde aus dem Haus schleichen und sich schnurstracks auf den Weg zur Telefonzelle im Dorf machen ... doch die kalte Stimme sprach erneut, und Frank blieb, wo er war, starr wie ein Eiszapfen, und lauschte mit aller Kraft. Ein Fluch noch ... mein treuer Diener in Hogwarts ... Harry Potter ist so gut wie mein, Wurmschwanz. Es ist beschlossen. Kein Streit mehr. Doch still ... ich glaube, ich hre Nagini ... Und die Stimme des zweiten Mannes vernderte sich. Er gab nun Laute von sich, wie Frank sie noch nie gehrt hatte; er zischte und fauchte ohne Luft zu holen. Er muss eine Art Krampf oder Anfall haben, dachte Frank. Und dann hrte er, wie sich hinter ihm im dunklen Korridor etwas bewegte. Er drehte sich um und erstarrte vor Schreck. ber den dunklen Boden des Korridors glitt etwas auf ihn zu, und als es sich dem Lichtstreifen des Feuers nherte, erkannte er mit einem Schauder des Entsetzens, dass es eine gigantische, gut vier Meter lange Schlange war. Versteinert vor Angst starrte Frank auf das Tier, das sich in weit ausladenden Wellenlinien durch den dicken Staub auf dem Boden bewegte und immer nher kam - was sollte er tun? Flchten konnte er nur in das Zimmer, wo die beiden Mnner saen und einen Mord ausheckten, doch wenn er stehen blieb, wrde ihn die Schlange gewiss tten - Doch bevor er sich entschieden hatte, war die Schlange gleichauf, und dann, unglaubliches Wunder, glitt sie an ihm vorbei; sie folgte den fauchenden und zischenden Lauten jener kalten Stimme hinter der Tr, und in Sekundenschnellewar die Spitze ihres diamantbesetzten Schwanzes durch den Trspalt verschwunden. Auf Franks Stirn standen Schweiperlen und seine Hand am Stock zitterte. Drinnen im Zimmer zischte die kalte Stimme weiter, und Frank kam ein merkwrdiger Gedanke in den Sinn, ein unmglicher Gedanke ... Dieser Mann kann mit Schlangen sprechen. Frank begriff nicht, was geschah. Er wnschte sich nichts sehnlicher, als mit seiner heien Wrmflasche behaglich im Bett zu liegen. Das Problem war nur, dass seine Beine keine Anstalten machten, sich zu bewegen. Am ganzen Krper zitternd stand er da und versuchte seine Glieder zu beherrschen, als die kalte Stimme pltzlich wieder Englisch sprach. Nagini hat interessante Neuigkeiten, Wurmschwanz, sagte sie. T-tatschlich, Herr?, sagte Wurmschwanz. In der Tat, ja, sagte die Stimme. Nagini zufolge steht drauen gleich vor der Tr ein alter Muggel und hrt jedes Wort mit, das wir sprechen. Frank hatte keine Chance, sich zu verstecken. Er hrte Schritte, dann wurde die Tr zum Zimmer weit aufgestoen. Ein kleiner Mann mit schtterem grauem Haar, spitzer Nase und wssrigen Augen stellte sich vor Frank auf, mit einer Mischung aus Angst und Misstrauen in den Augen. Bitte ihn doch herein, Wurmschwanz. Wo bleiben deine Manieren? Die kalte Stimme kam von dem alten Lehnstuhl am Feuer her, doch Frank konnte nicht sehen, wer da sprach. Die Schlange hingegen hatte sich, wie die grausige Karikatur eines Schohndchens, auf dem verrotteten Kaminvorleger eingekringelt. Wurmschwanz winkte Frank mit einer kleinen Verbeu-gung ins Zimmer. Frank steckte die Angst zwar immer noch in den Knochen, doch er umklammerte erneut seinen Stock und humpelte ber die Schwelle. Das Feuer war die einzige Lichtquelle im Zimmer; es warf lange, spinnengleiche Schatten an die Wnde. Frank starrte auf den Rcken des Lehnstuhls; der Mann darauf schien noch kleiner zu sein als sein Diener, denn Frank konnte nicht einmal seinen Hinterkopf sehen. Du hast also alles mitgehrt, Muggel?, sagte die kalte Stimme. Warum nennen Sie mich so?, sagte Frank widerspenstig, denn nun, da er in diesem Zimmer war, nun, da es an der Zeit war zu handeln, fhlte er sich mutiger; schon im Krieg war es so gewesen. Ich nenne dich einen Muggel, sagte die Stimme khl. Das bedeutet, dass du kein Zauberer bist. Ich wei nicht, was Sie mit Zauberer meinen, sagte Frank mit allmhlich festerer Stimme. Alles, was ich wei, ist, dass ich heute Nacht was gehrt hab, das sicher die Polizei interessieren wird. Sie haben einen Mord begangen und planen noch mehr Morde! Und ich sag Ihnen noch was, fgte er in einer pltzlichen Eingebung hinzu, meine Frau wei, dass ich hier oben bin, und wenn ich nicht zurckkomme - Du hast keine Frau, sagte die kalte Stimme vllig ungerhrt. Keiner wei, dass du hier bist. Du hast niemandem etwas gesagt. Belge Lord Voldemort nicht, Muggel, denn er wei ... er wei immer ... Stimmt das?, sagte Frank barsch. Lord, tatschlich? Nun, ich halte nicht viel von Ihren Manieren, Sie Lord, Sie. Warum drehen Sie sich nicht um und schauen mir ins Gesicht wie ein Mann? Ich bin kein Mann, Muggel, sagte die kalte Stimme, diesich kaum ber das Knistern des Feuers erhob. Ich bin viel, viel mehr als ein Mann. Allerdings ... warum nicht? Ich werde dir ins Gesicht sehen ... Wurmschwanz, komm her und drehe meinen Stuhl um. Vom Diener her kam ein Wimmern. Du hast mich gehrt, Wurmschwanz. Langsam, mit einer schrecklichen Grimasse, als wre ihm nichts mehr zuwider als sich seinem Herrn und der vor dem Kamin zusammengerollten Schlange zu nhern, ging der kleine Mann auf den Stuhl zu und begann ihn zu drehen. Die Stuhlbeine streiften leicht den Kaminvorleger und die Schlange hob ihren hsslichen dreieckigen Kopf und zischte leise. Und dann war der Stuhl auf Frank gerichtet, und er sah, was dort sa. Sein Stock fiel klappernd zu Boden. Er ffnete den Mund und stie einen Schrei aus. Er schrie so laut, dass er die Worte, die das Etwas auf dem Stuhl sprach, als es seinen Zauberstab erhob, nicht hren konnte. Ein grner Lichtblitz, ein Brausen, und Frank Bryce brach zusammen. Noch bevor er aufschlug, war er tot. Dreihundert Kilometer entfernt fuhr der Junge namens Harry Potter erschrocken aus dem Schlaf. ~Die Narbe Harry lag flach auf dem Rcken und atmete schwer, als ob er gerannt wre. Mit aufs Gesicht gepressten Hnden war er aus einem fiebrigen Traum erwacht. Die alte Narbe auf seiner Stirn, die aussah wie ein Blitz, brannte unter seinen Fingern, als ob ihm jemand einen wei glhenden Draht auf die Stirn drcken wrde. Er richtete sich auf, die eine Hand immer noch auf der Narbe, mit der anderen im Dunkeln nach seiner Brille auf dem Nachttisch tastend. Jetzt sah er sein Zimmer klarer. Es lag in dem schwachen, dunstig-orangeroten Licht, das die Straenlaterne von drauen durch die Vorhnge warf. Harry fuhr noch einmal mit den Fingern ber die Narbe. Sie tat immer noch weh. Er knipste die Lampe auf dem Nachttisch an, stieg aus dem Bett, durchquerte das Zimmer, ffnete seinen Schrank und blinzelte in den Spiegel an der Innenseite der Tr. Ein hagerer Junge von vierzehn Jahren schaute zurck, dessen hellgrne Augen unter dem zerzausten schwarzen Haar leicht verwirrt dreinblickten. Er besah sich die Blitznarbe im Spiegelbild etwas nher. Sie sah aus wie immer. Harry versuchte sich zu erinnern, was er getrumt hatte. Es war ihm so wirklich vorgekommen ... zwei Personen waren in dem Traum erschienen, die er kannte, und dann noch eine dritte, die er noch nie gesehen hatte ... er sammelte mit aller Kraft seine Gedanken, runzelte die Stirn und dachte nach ... Das verschwommene Bild eines abgedunkelten Zimmers kam ihm in den Sinn ... eine Schlange hatte auf einem Kaminvorleger gelegen ... ein kleiner Mann namens Peter, Spitzname Wurmschwanz ... und eine kalte, hohe Stimme ... die Stimme Lord Voldemorts. Beim bloen Gedanken an ihn fhlte sich Harry, als wrde ihm ein Packen Eiswrfel in den Magen gleiten ... Er drckte die Augen zu und versuchte sich zu erinnern, wie Voldemort ausgesehen hatte, doch er schaffte es nicht ... Harry wusste nur eines. In dem Augenblick, da Voldemorts Stuhl herumgedreht wurde und er, Harry, gesehen hatte, was auf ihm sa, hatte ihn das Entsetzen gepackt und aus dem Schlaf gerissen ... oder war es der Schmerz seiner Narbe gewesen? Und wer war der alte Mann? Denn ganz sicher war ein alter Mann dabei gewesen; Harry hatte beobachtet, wie er zusammengebrochen war. - Alles drehte sich; Harry legte das Gesicht in die Hnde, um sein Zimmer nicht mehr zu sehen, und versuchte das Bild des matt erleuchteten Raumes festzuhalten, doch es war, als ob er Wasser in hohlen Hnden halten wollte; die Einzelheiten versickerten umso schneller, je angestrengter er versuchte, sie festzuhalten ... Voldemort und Wurmschwanz hatten ber jemanden gesprochen, den sie gettet hatten, doch Harry konnte sich nicht mehr an den Namen erinnern ... und sie hatten sich verschworen, noch jemanden zu tten ... ihn ... Harry hob den Kopf, ffnete die Augen und blickte in seinem Zimmer umher, als ob er erwartete, etwas Ungewhnliches zu sehen. Tatschlich waren auergewhnlich viele ungewhnliche Dinge in diesem Zimmer. Ein groer hlzerner Koffer stand mit geffnetem Deckel am Fu seines Bettes, und darin lagen ein Kessel, ein Besen, schwarze Umhnge und verschiedene Bcher mit Zaubersprchen. Per-gamentrollen waren ber dem Schreibtisch verstreut, soweit der Platz nicht von dem groen leeren Kfig beansprucht wurde, in dem seine Schneeeule Hedwig fr gewhnlich hockte. Auf dem Boden neben seinem Bett lag ein aufgeschlagenes Buch; letzte Nacht hatte er vor dem Einschlafen darin gelesen. Alle Bilder in diesem Buch bewegten sich. Mnner in leuchtend orangeroten Umhngen kamen auf Besen fliegend nher und verschwanden dann wieder, wobei sie sich einen roten Ball zuwarfen. Harry ging hinber zu dem Buch, hob es auf und sah zu, wie einer der Zauberer ein sagenhaftes Tor machte, indem er den Ball durch einen in zwanzig Meter Hhe angebrachten Ring befrderte. Dann schlug er das Buch zu. Selbst Quidditch - nach Harrys Ansicht der beste Sport der Welt -konnte ihn jetzt nicht ablenken. Er legte Fliegen mit den Cannons auf seinen Nachttisch, ging hinber zum Fenster, zog die Vorhnge zurck und beobachtete die Strae vor dem Haus. Der Ligusterweg sah genauso aus, wie eine achtbare Vorstadtstrae in den frhen Morgenstunden eines Samstags aussehen musste. Alle Vorhnge waren zugezogen. Soweit Harry sehen konnte, war kein Lebewesen in der Nhe, nicht einmal eine Katze. Und doch ... und doch ... Rastlos ging Harry zurck zum Bett, setzte sich und fuhr erneut mit dem Finger ber die Narbe. Es war nicht der Schmerz, der ihn beschftigte; Harry hatte seine Erfahrungen mit Schmerzen und Verletzungen. Einmal hatte er alle Knochen seines rechten Armes verloren und man hatte sie ber Nacht unter Qualen wieder wachsen lassen. Derselbe Arm war nicht viel spter von einem ellenlangen Giftzahn durchstochen worden. Erst letztes Jahr war Harry von einem fliegenden Besen aus etwa fnfzehn Meter Hhe in die Tiefe gestrzt. Er war an haar-strubende Unflle und Verletzungen gewhnt; sie waren nicht zu vermeiden, wenn man nach Hogwarts ging, auf die Schule fr Zauberei und Hexerei, und wenn man rger wie magisch anzog. Nein, Harry beunruhigte etwas anderes. Als seine Narbe das letzte Mal geschmerzt hatte, war Voldemort in der Nhe gewesen ... doch Voldemort konnte nicht hier sein, nicht jetzt ... die Vorstellung, Voldemort wrde im Ligusterweg auf ihn lauern, war unsinnig, vllig abwegig ... Harry lauschte angestrengt in die Stille hinein. Erwartete er nicht doch das Knarren einer Treppe, das Rascheln eines Umhangs? Und dann zuckte er leise zusammen, als er seinen Cousin Dudley im Zimmer nebenan markerschtternd aufschnarchen hrte. Harry schttelte sich in Gedanken; das war doch albern; niemand war im Haus auer ihm, Onkel Vernon, Tante Petunia und Dudley, sie schliefen natrlich alle noch, sie trumten ungestrt und litten keine Schmerzen. So mochte Harry die Dursleys am liebsten: wenn sie schliefen; denn tagsber waren sie Harry nicht besonders zugetan, um es hflich auszudrcken. Onkel Vernon, Tante Petunia und Dudley waren Harrys einzige lebende Angehrige. Sie waren Muggel (nichtmagische Menschen), die Magie in jedweder Form hassten und verachteten, was bedeutete, dass Harry in ihrem Haus ungefhr so willkommen war wie der Hausschwamm. In den letzten drei Jahren war Harry viele Monate in Hogwarts gewesen, doch anderen Leuten hatten sie vorgemacht, er stecke im St. -Brutus-Si-cherheitszentrum fr unheilbar kriminelle Jungen. Sie wussten ganz genau, dass Harry, als minderjhriger Zauberer, auerhalb von Hogwarts nicht zaubern durfte, waren aber schnell dabei, ihm fr alles, was bei ihnen schief lief, die Schuld zu geben. Harry hatte ihnen nie sein Herz aus-schtten oder ihnen sein Leben in der Zaubererwelt schildern knnen. Die bloe Vorstellung, zu ihnen zu gehen, wenn sie aufwachten, und von seiner schmerzenden Narbe und von seinen Befrchtungen wegen Voldemort zu erzhlen, war geradezu lachhaft. Und doch war Voldemort der eigentliche Grund, warum Harry berhaupt zu den Dursleys gekommen war. Ohne Voldemort htte Harry nicht die Blitznarbe auf seiner Stirn. Ohne Voldemort htte Harry noch seine Eltern ... Harry war ein Jahr alt gewesen in jener Nacht, als Voldemort - der mchtigste schwarze Magier seit einem Jahrhundert, ein Zauberer, der elf Jahre lang stets seine Macht gemehrt hatte - in ihr Haus gekommen war und seinen Vater und seine Mutter gettet hatte. Daraufhin hatte Voldemort seinen Zauberstab gegen Harry gerichtet; er hatte den Fluch ausgesprochen, mit dem er viele gestandene Hexen und Zauberer auf seinem unaufhaltsamen Weg nach oben beseitigt hatte - doch unfasslicherweise hatte der Fluch bei ihm nicht gewirkt. Statt den kleinen Jungen zu tten, war der Fluch auf Voldemort zurckgefallen. Harry hatte berlebt und nur eine blitzfrmige Narbe auf der Stirn zurckbehalten, und Voldemort war auf etwas zusammengeschrumpft, das kaum noch Leben in sich hatte. Seiner Zauberkrfte beraubt, das Leben in ihm fast erloschen, war Voldemort geflohen; die Schreckensherrschaft, unter der die geheime Gemeinschaft der Hexen und Zauberer so lange gelebt hatte, war zusammengebrochen. Voldemorts Anhnger hatten sich zerstreut und Harry Potter war berhmt geworden. Mit einem gewaltigen Schreck hatte Harry an seinem elften Geburtstag herausgefunden, dass er ein Zauberer war; und die Entdeckung, dass sein Name in der verborgenen Zaubererwelt allbekannt war, beunruhigte ihn noch mehr.Bei seiner Ankunft in Hogwarts musste er feststellen, dass sich berall, wo er auftauchte, die Kpfe wandten und Ge-tuschel ihm auf Schritt und Tritt folgte. Doch inzwischen hatte er sich daran gewhnt: Ende des Sommers wrde er sein viertes Schuljahr in Hogwarts beginnen und er zhlte bereits die Tage bis dahin. Doch noch waren es zwei Wochen bis zu seiner Rckkehr nach Hogwarts. Er sah sich noch einmal ratlos in seinem Zimmer um, und sein Blick blieb an den Geburtstagskarten hngen, die seine beiden besten Freunde ihm Ende Juli geschickt hatten. Was wrden sie sagen, wenn er ihnen schriebe und von seiner schmerzenden Narbe berichtete? Schon hallte Hermine Grangers Stimme in seinem Kopf wider, schrill und voller Panik: Deine Narbe tut weh? Harry, damit ist nicht zu spaen ... Schreib an Professor Dumbledore! Und ich werd auf der Stelle in >Magische Hauskrankheiten und Gebrechen< nachsehen ... Vielleicht steht da was ber Fluchnarben drin ... Ja, das wrde Hermine raten: Geh sofort zum Schulleiter von Hogwarts und schlag vorher am besten noch in einem Buch nach. Harry blickte durch das Fenster auf den mit knigsblauen Schleiern berzogenen Morgenhimmel. Er hatte groe Zweifel, ob ein Buch ihm jetzt helfen wrde. Soweit er wusste, war er der einzige Mensch, der einen Fluch wie den Voldemorts berlebt hatte; deshalb war es hchst unwahrscheinlich, dass er seine Leiden in Magische Hauskrankheiten und Gebrechen wiederfinden wrde. Und was den Schulleiter anging, so hatte Harry keine Ahnung, wo Dumbledore in den Sommerferien hinfuhr. Einen Moment lang belustigte ihn die Vorstellung, dass Dumbledore mit seinem langen Silberbart, dem langen Zaubererumhang und dem Spitzhut irgendwo an einem Strand lag und sich Sonnenl auf die lange Adlernase rieb. Allerdings, wo immer Dum-bledore auch war, Hedwig wrde ihn sicher finden; Harrys Eule hatte es bisher noch immer geschafft, ihre Briefe zu berbringen, sogar ohne Adresse. Doch was sollte er schreiben? Lieber Professor Dumbledore, Verzeihung, dass ich Sie belstige, doch heute Morgen hat meine Narbe wehgetan. Mit freundlichen Gren, Harry Potter Selbst in seinem Kopf klangen diese Worte albern. So versuchte er sich vorzustellen, was Ron, sein anderer bester Freund, sagen wrde, und schon tauchte vor Harrys Augen Rons lange Nase und sein sommersprossiges Gesicht mit nachdenklicher Miene auf. Deine Narbe tut weh? Aber ... aber Du-weit-schon-wer kann doch gar nicht in deiner Nhe sein, oder? Im Ernst ... das wrdest du doch merken? Er wrde wieder versuchen dich zu erledigen, meinst du nicht? Ich wei nicht, Harry, vielleicht zwicken Fluchnarben immer ein wenig ... ich frag mal Dad ... Mr Weasley war ein voll ausgebildeter Zauberer, der in der Abteilung gegen den Missbrauch von Muggelartefakten im Zaubereiministerium arbeitete, doch soviel Harry wusste, war er in Sachen Flche nicht einschlgig bewandert. Jedenfalls behagte Harry die Vorstellung nicht, die ganze Familie Weasley wrde erfahren, dass er, Harry, schon wegen ein paar Wehwehchen nervs wurde. Mrs Weasley wrde einen noch greren Aufstand machen als Hermine, und Fred und George, Rons sechzehnjhrige Zwillingsbrder, dachten womglich noch, Harry wrde die Nerven verlieren. Die Weasleys waren fr Harry die tollste Familie der Welt; er hatte die Hoffnung, dass sie ihn schon bald zu sich einluden (Ron hatte etwas von der Quidditch-Weltmeister-schaft erwhnt), und irgendwie wollte er nicht, dass sein Aufenthalt mit besorgten Nachfragen zu seiner Narbe gestrt wurde. Harry massierte seine Stirn mit den Handkncheln. Was er wirklich wollte (und er schmte sich beinahe, es sich selbst einzugestehen), war so etwas wie eine Mutter oder einen Vater: ein erwachsener Zauberer, dessen Rat er erfragen konnte, ohne sich bld vorzukommen, jemand, der ihn gern hatte und der Erfahrung hatte mit schwarzer Magie ... Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Es war so einfach und so offensichtlich, dass er kaum fassen konnte, wie lange er gebraucht hatte - Sirius. Harry sprang vom Bett, strzte durchs Zimmer und setzte sich an seinen Schreibtisch; er zog ein Blatt Pergament zu sich her, fllte seine Adlerfeder mit Tinte und schrieb: Lieber Sirius, hielt inne und berlegte, wie er sein Problem am besten ausdrcken konnte. Warum, so wunderte er sich immer noch, hatte er nicht sofort an Sirius gedacht? Doch wenn er genauer berlegte, war es vielleicht gar nicht so merkwrdig - schlielich hatte er erst vor zwei Monaten herausgefunden, dass Sirius sein Pate war. Es gab einen einfachen Grund, warum Sirius bis dahin in Harrys Leben berhaupt nicht aufgetaucht war - Sirius hatte in Askaban gesteckt, dem schrecklichen Zauberergefngnis, das von Dementoren genannten Wesen bewacht wurde, blinden, Seelen saugenden Finsterlingen, die dann nach Hogwarts gekommen waren, um den entflohenen Sirius zu suchen. Doch Sirius war unschuldig - die Morde, fr die er verurteilt worden war, hatte Wurmschwanz begangen, Voldemorts Helfer, den jetzt fast alle fr tot hielten. Harry, Ron und Hermine wussten es jedoch besser; letztes Jahr waren sie Wurmschwanz von Angesicht zu Angesicht begegnet, doch nur Professor Dumbledore hatte ihnen diese Geschichte abgenommen. Eine wunderbare Stunde lang hatte Harry geglaubt, endlich die Dursleys verlassen zu knnen, denn Sirius hatte ihmein Zuhause angeboten, sobald sein Name rein gewaschen war. Doch diese Chance war ihm wieder geraubt worden -Wurmschwanz war entkommen, bevor sie ihn zum Zaubereiministerium hatten bringen knnen, und Sirius musste fliehen, um sein Leben zu retten. Harry hatte ihm geholfen, auf dem Rcken eines Hippogreifs namens Seidenschnabel zu entkommen, und seither war Sirius auf der Flucht. Der Gedanke an ein Zuhause, das Harry vielleicht gewonnen htte, wenn Wurmschwanz nicht entkommen wre, hatte ihn den ganzen Sommer ber nicht losgelassen. Mit der Vorstellung im Kopf, den Dursleys um ein Haar fr immer entkommen zu sein, war es Harry besonders schwer gefallen, zu ihnen zurckzukehren. Und doch hatte Sirius Harry in manchem geholfen, auch wenn er nicht bei ihm sein konnte. Dank Sirius hatte Harry jetzt all seine Schulsachen bei sich im Zimmer. Die Dursleys hatten ihm das noch nie zuvor erlaubt; sie hatten immer gewollt, dass es Harry so elend wie mglich ginge, und zugleich Angst vor seinen Fhigkeiten gehabt, deshalb hatten sie seinen Schulkoffer bisher im Schrank unter der Treppe eingeschlossen. Doch ihre Haltung hatte sich gendert, als sie herausgefunden hatten, dass Harrys Pate ein gefhrlicher Mrder war - Harry hatte bequemerweise vergessen ihnen zu sagen, dass Sirius unschuldig war. Harry hatte zwei Briefe von Sirius erhalten, seit er wieder im Ligusterweg wohnte. Nicht Eulen hatten sie berbracht (wie es unter Zauberern blich war), sondern groe, hellbunte tropische Vgel. Hedwig hatte diese glamoursen Eindringlinge gar nicht gemocht; nur uerst widerwillig erlaubte sie ihnen, aus ihrem Wassernapf zu trinken, bevor sie wieder davonflogen. Harry jedoch mochte die Vgel; sie erinnerten ihn an Palmen und weien Sand, und er hoffte, Sirius, wo immer er war (was er in seinen Briefen nie verriet,falls sie abgefangen wurden), wrde es sich gut gehen lassen. Harry konnte es sich kaum vorstellen, dass die Dementoren unter der strahlenden Sonne lange berleben wrden; vielleicht war Sirius deshalb nach Sden gegangen. Seine beiden Briefe, unter dem uerst ntzlichen losen Dielenbrett unter Harrys Bett versteckt, klangen recht frhlich, und er hatte Harry jedes Mal aufgefordert, ihm zu schreiben, falls er ihn brauchen sollte. Nun, jetzt brauchte er ihn wirklich ... Das kalte graue Licht, das den Sonnenaufgang ankndigte, drang allmhlich ins Zimmer und Harrys Lampe schien zu verblassen. Schlielich, als die Sonne aufgegangen war und die Wnde seines Zimmers in Gold getaucht hatte, als Gerusche aus Onkel Vernons und Tante Petunias Zimmer zu hren waren, rumte Harry die zerknitterten Pergamente von seinem Schreibtisch und las den fertigen Brief noch einmal durch. Lieber Sirius, danke fr deinen letzten Brief, dieser Vogel war so riesig, dass er es kaum durch mein Fenster geschafft hat. Hier geht es zu wie immer. Mit Dudleys Dit luft es nicht besonders gut. Meine Tante hat ihn gestern erwischt, wie er Doughnuts in sein Zimmer schmuggelte. Sie haben gedroht, ihm das Taschengeld zu krzen, wenn er das noch mal macht, und daraufhin ist er furchtbar wtend geworden und hat seine PlayStation aus dem Fenster geworfen. Das ist eine Art Computer, auf dem man spielen kann. Ziemlich dumm von ihm, wenn du mich fragst, denn jetzt hat er nicht mal Giga-Gemetzel Teil III, um sich abzulenken. Mir geht's ganz gut, vor allem weil die Dursleys schreckliche Angst haben, du knntest hier auftauchen und, wenn ich dich darum bitte, sie alle in Fledermuse verwandeln. Aber heute Morgen ist etwas Merkwrdiges passiert. MeineNarbe hat wieder wehgetan. Das letzte Mal hat sie geschmerzt, weil Voldemort in Hogwarts war. Aber ich glaube nicht, dass er irgendwo in meiner Nhe sein kann, oder? Weit du, ob Fluchnarben manchmal noch nach Jahren wehtun? Ich schick dir diesen Brief mit Hedwig, sobald sie zurckkommt, im Augenblick ist sie jagen. Gr Seidenschnabel von mir. Harry Ja, dachte Harry, das kann ich so lassen. Von seinem Traum wollte er lieber nichts erwhnen, sonst dachte Sirius womglich noch, er sei mit den Nerven vllig am Ende. Er faltete das Pergament zusammen und legte den Brief an den Tischrand, bereit fr Hedwig, wenn sie zurckkam. Dann stand er auf, streckte sich und ffnete noch einmal den Schrank. Ohne einen Blick auf sein Spiegelbild zu werfen, zog er sich an und ging hinunter zum Frhstck. ~Die Einladung Die drei Dursleys saen bereits am Tisch, aber keiner von ihnen blickte auf, als Harry in die Kche kam und sich dazusetzte. Onkel Vernons breites rotes Gesicht war hinter der morgendlichen Tagespost versteckt und Tante Petunia, die Lippen ber ihren Pferdezhnen gespitzt, viertelte eine Grapefruit. Dudley sa mit zornigem Schmollmund da und schien noch mehr Platz einzunehmen als sonst. Und das sollte schon etwas heien, denn er beanspruchte immer eine ganze Seite des quadratischen Tisches fr sich. Als Tante Petunia mit einem zittrigen Bitte sehr, Diddyschatz ein ungezuckertes Viertel der Grapefruit auf Dudleys Teller legte, warf er ihr einen finsteren Blick zu. Sein Leben hatte eine hchst unerfreuliche Wendung genommen, seit er mit dem Jahreszeugnis in die Sommerferien gekommen war. Wie blich hatten Onkel Vernon und Tante Petunia viele Ausreden fr seine schlechten Noten gefunden; Tante Petunia pflegte felsenfest zu behaupten, Dudley sei ein hoch begabter Junge, nur leider wrden die Lehrer ihn einfach nicht verstehen. Onkel Vernon hingegen versicherte, er wolle ohnehin keinen kleinen streberhaften Weichling haben. Auch den im Zeugnis erhobenen Vorwurf, Dudley wrde andere Schler schikanieren, taten sie ab - Er ist nun mal ein kleiner Rabauke, doch er wrde keiner Fliege was zuleide tun!, sagte Tante Petunia mit Trnen in den Augen. Allerdings fanden sich am Ende des Schreibens einige sorgsam gewhlte Bemerkungen der Schulkrankenschwester, dienicht einmal Onkel Vernon und Tante Petunia wegerklren konnten. Wie sehr Tante Petunia auch jammerte, Dudley habe eben groe Knochen und bestehe ansonsten doch aus Babyspeck, er sei ein Junge, der noch wachse und viel zu essen brauche - es blieb dabei, dass die Schulausstatter keine Knickerbocker mehr fhrten, die ihm noch passten. Der Schulkrankenschwester war nicht entgangen, was Tante Petunia - die so scharfe Augen hatte, wenn es darum ging, Fingerabdrcke auf ihren schimmernden Mbeln zu entdecken und das Kommen und Gehen der Nachbarn zu beobachten - einfach nicht sehen wollte: dass Dudley keineswegs Extraportionen zu essen brauchte, sondern ungefhr Gre und Gewicht eines jungen Killerwals erreicht hatte. Und so kam es, dass nach vielen Streitereien und Wutanfllen, die Harrys Zimmerboden erschtterten, und nach vielen Trnen Tante Petunias der neue Speiseplan eingefhrt wurde. Sie heftete den Ditzettel, den die Schulkrankenschwester aus Smeltings geschickt hatte, an den Khlschrank, rumte smtliche Lieblingsleckereien Dudleys aus - klebrige Softdrinks und Kuchen, Schokoriegel und Hamburger - und fllte ihn stattdessen mit Obst und Gemse und all jenen Dingen, die Onkel Vernon als Kaninchenfutter bezeichnete. Um Dudley die Sache ein wenig schmackhafter zu machen, bestand Tante Petunia darauf, dass auch der Rest der Familie Dit hielt. So reichte sie Harry jetzt ebenfalls ein Viertel Grapefruit. Harry entging nicht, dass es viel kleiner war als Dudleys Stck. Tante Petunia schien zu glauben, um Dudley bei Laune zu halten, msse sie zumindest dafr sorgen, dass er wenigstens mehr zu essen bekam als Harry. Doch Tante Petunia wusste nicht, was unter dem losen Dielenbrett oben in Harrys Zimmer versteckt war. Sie hatte keine Ahnung, dass Harry sich keineswegs an die Dit hielt. Kaum hatte er Wind davon bekommen, dass er den Sommer bervon Karotten wrde leben mssen, hatte Harry Hedwig mit einem Hilferuf zu seinen Freunden geschickt, und sie hatten diese Herausforderung glnzend bewltigt. Von Hermine hatte Hedwig eine groe Schachtel zuckerfreier Knabbereien zurckgebracht (Hermines Eltern waren Zahnrzte). Hagrid, der Wildhter von Hogwarts, war mit einem Beutel voll selbst ge-backener Felsenkekse in die Bresche gesprungen (Harry hatte sie noch nicht angerhrt; Hagrids Backknste kannte er zur Genge). Mrs Weasley jedoch hatte die Familieneule Errol mit einem riesigen Frchtekuchen und verschiedenen Pasteten zu Harry geschickt. Der arme, schon etwas altersschwache Errol hatte ganze fnf Tage gebraucht, um sich von dem Flug zu erholen. Und schlielich hatte Harry an seinem Geburtstag (den die Dursleys glatt bergangen hatten) vier kstliche Geburtstagskuchen erhalten, je einen von Ron, Hermine, Hagrid und Sirius. Harry hatte immer noch zwei davon brig, und so begann er in der Vorfreude auf ein herzhaftes Frhstck oben im Zimmer klaglos seine Grapefruit zu essen. Onkel Vernon legte die Zeitung zur Seite, schnaubte tief durch und besah sich sein eigenes Stck Grapefruit. Das ist alles?, sagte er ungndig zu Tante Petunia. Tante Petunia warf ihm einen strengen Blick zu und nickte mit gespitztem Mund hinber zu Dudley, der sein Grapefruit-Viertel bereits aufgegessen hatte und nun Harrys Stck mit einem sehr sauren Ausdruck in den kleinen Schweinsuglein ins Visier nahm. Onkel Vernon lie einen tiefen Seufzer vernehmen, der seinen ausladenden, buschigen Schnurrbart erzittern lie, und nahm den Lffel zur Hand. Jemand lutete an der Tr. Onkel Vernon wuchtete sich hoch und ging hinaus in den Flur. Whrend sich Tante Petunia am Teekessel zu schaffen machte, stibitzte Dudley blitzschnell Onkel Vernons restliche Grapefruit. Harry hrte Stimmen an der Haustr, ein Lachen und eine barsche Entgegnung Onkel Vernons. Dann fiel die Tr ins Schloss und vom Flur kam das Gerusch zerreienden Papiers. Tante Petunia stellte die Teekanne auf den Tisch und sah sich verdutzt nach Onkel Vernon um; sie musste nicht lange warten, denn kurz darauf erschien er mit zornrotem Gesicht. Du, blaffte er Harry an. Ins Wohnzimmer. Sofort. Verdutzt und ohne die geringste Ahnung, was zum Teufel er diesmal wieder verbrochen haben sollte, erhob sich Harry und folgte Onkel Vernon ins Zimmer nebenan. Onkel Vernon schlug die Tr hinter ihnen zu. So, sagte er, marschierte hinber zum Kamin, wandte sich um und fixierte Harry, als wolle er ihn auf der Stelle verhaften. So. Harry htte am liebsten Na was denn gesagt, doch er wollte Onkel Vernons Gemtsverfassung so frh am Morgen lieber nicht auf die Probe stellen, da sie durch Mangel an Nahrung ohnehin stark belastet war. So versuchte er ein wenig verwirrt auszusehen. Das hier ist gerade angekommen, sagte Onkel Vernon. Er fuchtelte mit einem Blatt purpurroten Schreibpapiers in Harrys Richtung. Ein Brief. Betrifft dich. Harry war nun tatschlich verdutzt. Wer sollte seinetwegen an Onkel Vernon schreiben? Wen kannte er, der Briefe mit der normalen Post schickte? Onkel Vernon starrte Harry zornig an, dann hob er den Brief und begann laut vorzulesen. Liebe Mr und Mrs Dursley, wir wurden einander nie vorgestellt, doch ich bin sicher, Sie haben von Harry eine Menge ber meinen Sohn Ron gehrt. Wie Harry Ihnen vielleicht gesagt hat, findet nchsten Montagabend das Finale der Quidditch-Weltmeisterschaft statt,und mein Mann Arthur hat es soeben geschafft, ber seine Beziehungen zur Abteilung fr Magische Spiele und Sportarten noch ein paar Karten zu besorgen. Ich hoffe doch, dass Sie uns gestatten, Harry mit zum Spiel zu nehmen, denn ein solches Ereignis darf man sich keinesfalls entgehen lassen; England ist zum ersten Mal seit dreiig Jahren wieder Gastgeberland und Karten sind kaum noch zu bekommen. Natrlich wrden wir uns freuen, wenn Harry fr die restlichen Sommerferien bei uns bleiben knnte. Wir werden ihn dann zum Zug begleiten, der ihn zurck in die Schule bringt. Am besten schickt Harry uns Ihre Antwort auf dem blichen Wege, denn der Muggelbrieftrger hat bei uns noch nie etwas eingeworfen, und ich bin mir nicht mal sicher, ob er wei, wo unser Haus ist. In der Hoffnung, Harry bald zu sehen, und mit freundlichen Gren Molly Weasley PS: Ich hoffe doch, wir haben genug Marken draufgeklebt. Onkel Vernon verstummte, schob die Hand in die Brusttasche und zog noch etwas hervor. Sieh dir das an, knurrte er. Er hob den Umschlag hoch, in dem Mrs Weasleys Brief gekommen war. Harry musste sich einen Lachanfall verkneifen. Der Umschlag war ber und ber mit Briefmarken beklebt, mit Ausnahme eines kleinen Quadrats auf der Vorderseite, in das Mrs Weasley in Winzschrift die Adresse der Dursleys hineingekritzelt hatte. Na also, hat doch gereicht mit den Briefmarken, sagte Harry, ganz so, als ob Mrs Weasleys Fehler jedem unterlaufen knnte. Onkel Vernons Augen blitzten. Der Brieftrger war sehr interessiert, sagte er mit zusammengebissenen Zhnen. Wollte unbedingt wissen, wo dieser Vrief herkommt. Deshalb hat er auch gelutet. Hielt es offenbar fr komisch. Harry sagt nichts. Andere Menschen mochten nicht verstehen, warum Onkel Vernon einen solchen Aufstand wegen ein paar berzhlier Briefmarken machte, doch Harry lebte nun lange genug bei den Dursleys, um zu wissen, wie gereizt sie auf alles reagierten, was auch nur ein wenig neben der Spur lag. Ihre schlimmste Befrchtung war, jemand knnte herausfinden, dass sie (wie entfernt auch immer) mit Leuten wie Mrs Weasley in Verbindung standen. Onkel Vernen starrte Harry immer noch zornfunkelnd an, whrend Harry versuchte eine arglose Miene aufzusetzen.Wenn er jetzt nichts Dummes tat oder sagte, dann stand ihm vielleicht die tollste Zeit seines Lebens bevor. Er wartete darauf, dass Onkel Vernon den Mund aufmachte, doch Onkel Vernon starrte ihn nur unverwandt an. Harry beschloss, die Stille zu durchbrechen. Und - darf ich gehen?, sagte er. Ein flchtiges Zucken huschte ber Onkel Vernons breites, purpurnes Gesicht. Der Schnurrbart stubte sich. Harry glaubte zu wissen, was hinter dem Schnurrbart vor sich ging: ein erbitterter Kampf zwischen zwei der strksten Antriebe Onkel Vernons. Wenn er Harry erlaubte zu gehen, wrde er ihn glcklich machen, und dagegen hatte Onkel Vernon sich seit dreizehn Jahren gewehrt. Wenn Harry jedoch fr den Rest der Ferien zu den Weasleys verschwand, war er ihn zwei Wochen frher los, als er gehofft hatte, und Onkel Vernon konnte es nicht ausstehen, wenn Harry im Haus war. Offenbar um sich ein wenig Zeit zum Nachdenken zu verschaffen, betrachtete er noch einmal Mrs WeasleysBrief. Wer ist diese Frau?, fragte er und starrte voller Abscheu auf die Unterschrift. Du hast sie schon mal gesehen, sagte Harry. Sie ist die Mutter meines Freundes Ron, sie hat ihn zu Ferienbeginn vom Hog-, vom Schulzug abgeholt. Fast htte er Hogwarts-Express gesagt und damit Onkel Vernon sicher zur Weiglut gereizt. Im Haus der Dursleys wurde der Name von Harrys Schule niemals laut ausgesprochen. Onkel Vernon verzog sein riesiges Gesicht zu einer Grimasse, als ob er versuchte sich an etwas sehr Unangenehmes zu erinnern. So ein plumper Typ von Frau?, knurrte er schlielich. Und 'ne Menge Kinder mit roten Haaren? Harry runzelte die Stirn. Es war schon ein starkes Stck von Onkel Vernon, jemanden plump zu nennen, wo doch sein eigener Sohn Dudley es endlich geschafft hatte, womit er seit dem Alter von drei Jahren gedroht hatte, nmlich breiter als lang zu werden. Onkel Vernon berflog abermals den Brief. Quidditch, murmelte er in seinen Schnurrbart. Quidditch - was ist das fr ein Bldsinn? Harry sprte zum zweiten Mal einen Anflug von rger. Das ist eine Sportart, sagte er knapp. Wird auf Besen- Schon gut, schon gut!, rief Onkel Vernon. Harry sah mit einiger Befriedigung einen Anflug von Panik auf Onkel Vernons Gesicht. Offenbar wrden seine Nerven dem Klang des Wortes Besenstiele in seinem Wohnzimmer nicht standhalten. Er flchtete sich wieder in den Brief. Harry sah, wie seine Lippen die Worte Ihre Antwort auf dem blichen Wege schicken formten. Sein Blick verfinsterte sich. Was heit, >auf dem blichen WegeMr Crouch sagt dieses, Mr Crouch sagt jenes ... wie ich immer zu Mr Crouchsage ... Mr Crouch ist der Meinung ... Mr Crouch hat mich beauftragt ...< Bald geben sie noch ihre Verlobung bekannt. Hast du einen schnen Sommer verbracht, Harry?, fragte Hermine. Und sind die Fresspakete auch angekommen? Ja, vielen Dank, sagte Harry. Diese Kuchen haben mir das Leben gerettet. Und hast du was von -?, setzte Ron an, doch Hermines Blick lie ihn verstummen. Harry wusste, dass er nach Sirius fragen wollte. Ron und Hermine hatten bei Sirius' Flucht tatkrftig mitgeholfen und waren jetzt beinahe ebenso um seinen Paten besorgt wie er. Allerdings war es nicht gut, wenn Ginny alles hrte. Keiner auer ihnen und Professor Dumbledore wusste, wie Sirius entkommen war, und keiner glaubte an seine Unschuld. Sie haben aufgehrt zu streiten, sagte Hermine, um den peinlichen Moment zu berbrcken, denn Ginnys Blick wanderte neugierig von Ron zu Harry. Sollen wir runtergehen und deiner Mum mit dem Abendessen helfen? Ja, von mir aus, sagte Ron. Alle vier verlieen Rons Zimmer und stiegen nach unten in die Kche, wo sie Mrs Weasley allein und uerst schlecht gelaunt vorfanden. Wir essen drauen im Garten, sagte sie, als die vier eintraten. Hier drin haben wir einfach keinen Platz fr elf Leute. Knntet ihr die Teller raustragen, Mdchen? Bill und Charlie decken die Tische. Ihr beide nehmt bitte Messer und Gabeln, sagte sie zu Ron und Harry und richtete ihren Zauberstab unversehens ein wenig zu energisch auf einen Haufen Kartoffeln im Waschbecken, die daraufhin so schnell aus ihren Pellen flutschten, dass sie gegen Wnde und Decke klatschten. Ach, um Himmels willen, seufzte sie und richtete ihrenZauberstab jetzt auf eine Kehrschaufel, die von der Wand hpfte, ber den Boden tnzelte und die Kartoffeln aufschaufelte. Diese beiden!, stie sie zornig hervor, whrend sie Tpfe und Pfannen aus dem Schrank holte, und Harry war klar, dass sie Fred und George meinte. Ich wei nicht, was aus denen mal werden soll, ehrlich gesagt. Keinen Ehrgeiz, wollen anderen nur mglichst viel rger bereiten ... Sie lie einen groen Kupfertopf auf den Kchentisch knallen und begann mit dem Zauberstab darin herumzurhren, bis sich eine cremige Sauce aus der Spitze in den Topf ergoss. Es ist ja nicht so, dass sie keinen Grips htten, fuhr sie gereizt fort, trug den Topf hinber zum Herd und entzndete diesen mit einem Stupser ihres Zauberstabs. Sie verschwenden ihn einfach, und wenn sie sich nicht bald zusammenreien, kriegen sie wirklich Probleme. Hogwarts hat mir mehr Eulen ihretwegen geschickt als wegen aller anderen zusammen. Wenn sie so weitermachen, landen sie noch vor dem Ausschuss gegen den Missbrauch der Magie. Mrs Weasley tippte mit dem Zauberstab gegen die Besteckschublade, die prompt aufsprang. Ein paar Messer flogen heraus, so dass Harry und Ron sich rasch ducken mussten, surrten quer durch die Kche und begannen die Kartoffeln in Scheiben zu schneiden, die die Kehrschaufel soeben wieder ins Waschbecken befrdert hatte. Ich wei nicht, was wir bei den beiden falsch gemacht haben, sagte Mrs Weasley, legte ihren Zauberstab beiseite und begann noch mehr Tpfe hervorzukramen. Das geht nun schon seit Jahren so, immer wieder was Neues, und sie wollen einfach nicht zuhren - o nein, nicht schon wieder! Sie hatte ihren Zauberstab vom Tisch genommen und er hatte sich unter lautem Quieken in eine riesige Gummimaus verwandelt. Schon wieder einer von ihren falschen Zauberstben!, rief sie. Wie oft hab ich den beiden schon gesagt, sie sollen sie nicht herumliegen lassen! Sie griff nach ihrem richtigen Zauberstab, drehte sich um und musste feststellen, dass die Sauce auf dem Herd zu ko-keln begonnen hatte. Komm mit, sagte Ron hastig zu Harry und kramte eine Hand voll Besteck aus der Schublade, wir gehen nach drauen und helfen Bill und Charlie. Sie lieen Mrs Weasley allein und gingen durch die Hintertr hinaus auf den Hof. Sie waren nur ein paar Schritte gegangen, als Hermines sbelbeiniger rtlicher Kater Krummbein aus dem Garten gesaust kam, den Schwanz wie eine Flaschenbrste schnurgerade in die Luft gestreckt, auf der Jagd nach etwas, das aussah wie eine erdige Kartoffel auf Beinen. Das kaum armlange Wesen lie seine verhornten kleinen Fe eifrig tapsen, hoppelte quer ber den Hof und strzte sich kopfber in einen der Gummistiefel, die an der Tr lagen. Harry konnte den Gnomen wie irre giggeln hren, whrend Krummbein eine Pfote in den Stiefel steckte und nach ihm aushieb. Unterdessen begann es von der anderen Seite des Hauses her laut zu lrmen. Was den Krach verursachte, erkannten sie erst, als sie in den Garten kamen und sahen, dass Bill und Charlie mit gezckten Zauberstben zwei arg ramponierte alte Tische hoch ber dem Rasen fliegen und gegeneinander knallen lieen, um den des Gegners zum Absturz zu bringen. Fred und George feuerten sie an; Ginny lachte und Hermine stand an der Ecke und trat von einem Bein aufs andere, offenbar hin- und hergerissen zwischen Vergngen und schlechtem Gewissen. Bills Tisch knallte laut gegen den Charlies und schlug ihm ein Bein weg. Oben am Haus klapperte etwas und sie sahen, wie Percy aus einem Fenster im zweiten Stock lugte. Hrt auf damit!, bellte er. Verzeihung, Perce, sagte Bill grinsend. Wie steht's mit den Kesselbden? Ganz bel, sagte Percy verdrielich und schlug das Fenster zu. Bill und Charlie lieen die Tische im sicheren Gleitflug auf dem Gras landen, dann fgte Bill mit einem Schnippen des Zauberstabs das fehlende Bein wieder an und deckte die Tische von Zauberhand. Um sieben Uhr chzten die Tische unter der Last von Tpfen und Tellern, die gefllt waren mit Mrs Weasleys herrlichen Gerichten, und die neun Weasleys, Harry und Hermine setzten sich und begannen unter dem klaren, tiefblauen Himmel zu essen. Fr jemanden, der sich den ganzen Sommer von zunehmend muffiger werdendem Kuchen ernhrt hatte, war dies das Paradies, und Harry hrte anfangs lieber zu als zu reden, da er sich an Hhnchen-und-Schin-ken-Pastete, Salzkartoffeln und Salat gtlich tat. Am anderen Ende des Tisches erzhlte Percy seinem Vater alles ber seinen Kesselboden-Bericht. Ich hab Mr Crouch gesagt, am Dienstag bin ich fertig, erklrte Percy mit Nachdruck. Das ist ein wenig frher, als er erwartet hat, aber ich bin eben immer eine Nasenlnge voraus. Ich glaube, er wird mir dankbar sein, dass ich es in so kurzer Zeit geschafft habe. Immerhin ist bei uns in der Abteilung gerade die Hlle los, bei den ganzen Vorbereitungen fr die Weltmeisterschaft. Wir bekommen einfach nicht die notwendige Untersttzung von der Abteilung fr Magische Spiele und Sportarten. Ludo Bagman - Ich mag Ludo, sagte Mr Weasley sachte. Er hat uns nmlich die guten Pltze fr das Endspiel besorgt. Hab ihm einen kleinen Gefallen getan: sein Bruder, Otto, hatte sichein kleines Problem eingehandelt - einen Rasenmher mit bernatrlichen Krften - und ich hab die Sache gerade gebogen. Oh, Bagman, ganz nett, natrlich, sagte Percy geringschtzig, aber wie er jemals Abteilungsleiter werden konnte ... wenn ich ihn mit Mr Crouch vergleiche! Ich kann mir bei Mr Crouch einfach nicht vorstellen, dass er einen Mitarbeiter seiner Abteilung verliert und nicht versucht herauszufinden, was mit ihm passiert ist. Ist dir klar, dass Bertha Jorkins jetzt schon seit ber einem Monat vermisst wird? Die Frau, die nach Albanien in den Urlaub fuhr und nicht zurckkam? Ja, ich hab Ludo nach ihr gefragt, sagte Mr. Weasley stirnrunzelnd. Er meint, Bertha sei schon fter vermisst worden - obwohl ich zugeben muss, wenn es jemand aus meiner Abteilung wre, wrde ich mir Sorgen machen ... Bertha ist ein hoffnungsloser Fall, gewiss, sagte Percy. Wie ich hre, wurde sie seit Jahren von Abteilung zu Abteilung geschoben und richtete mehr Schaden als Nutzen an ... und trotzdem, Bagman sollte versuchen sie zu finden. Mr Crouch interessiert sich persnlich dafr - sie hat frher bei uns gearbeitet, weit du, und ich glaube, Mr Crouch war ganz angetan von ihr - aber Bagman lacht immer nur und sagt, sie htte wahrscheinlich die Landkarte falsch gelesen und sei in Australien statt in Albanien gelandet. Allerdings, Percy lie einen gewichtigen Seufzer hren und nahm einen ausgiebigen Schluck vom Holunderbltenwein, wir haben in der Abteilung fr Internationale Magische Zusammenarbeit genug am Hals und knnen nicht auch noch Leute aus anderen Abteilungen suchen. Du weit ja, nach der Weltmeisterschaft mssen wir ein weiteres Groereignis organisieren. Er rusperte sich viel sagend und blickte hinber zum an-deren Ende des Tisches, wo Harry, Ron und Hermine saen. Du weit schon, wovon ich rede, Vater. Er hob leicht die Stimme. Diese Topsecret-Geschichte. Ron rollte mit den Augen und murmelte zu Harry und Hermine gewandt: Seit er angefangen hat zu arbeiten, will er uns dazu bringen zu fragen, was das fr ein Ereignis ist. Wahrscheinlich eine Ausstellung fr dickwandige Kessel. In der Mitte der Tafel stritt Mrs Weasley mit Bill ber seinen Ohrring, den er offenbar erst seit kurzem trug. ... mit einem frchterlichen Riesenzahn dran, wirklich, Bill, was sagen sie in der Bank? Mum, keiner in der Bank schert sich einen Pfifferling darum, wie ich mich anziehe, solange ich genug Schtze reinbringe, sagte Bill geduldig. Und dein Haar sieht allmhlich aus, mein Lieber, sagte Mrs Weasley und befingerte liebevoll ihren Zauberstab. Ich wnschte, du wrdest mich mal kurz da ranlassen ... Mir gefllt es so, sagte Ginny, die neben Bill sa. Du bist so altmodisch, Mum. Auerdem ist es nicht halb so lang wie das von Professor Dumbledore ... Neben Mrs Weasley unterhielten sich Fred, George und Charlie angeregt ber die Weltmeisterschaft. Ich tippe auf Irland, mampfte Charlie mit einem Mund voll Kartoffeln. Die haben Peru im Halbfinale platt gemacht. Aber Bulgarien hat Viktor Krum, sagte Fred. Krum ist gerade mal ein brauchbarer Spieler, Irland hat sieben, sagte Charlie schroff. Wr schn gewesen, wenn England es geschafft htte. Aber das war peinlich, wirklich sehr peinlich. Was war denn?, fragte Harry wissbegierig und rgerte sich mehr denn je, dass er nichts von der Zaubererwelt erfuhr, solange er im Ligusterweg steckte. Harry war ein lei-denschaftlicher Quidditch-Spieler. Seit seinem ersten Jahr in Hogwarts machte er den Sucher fr das Team seines Hauses, Gryffindor, und er besa einen der besten Rennbesen der Welt, einen Feuerblitz. Sind gegen Transsilvanien untergegangen, dreihundert-neunzig zu zehn, sagte Charlie trbselig. War grausam mit anzusehen. Und Wales hat gegen Uganda verloren, und Luxemburg hat Schottland abgeschlachtet. Mr Weasley beschwor Kerzen herauf, denn im Garten wurde es allmhlich dunkel. Es gab Nachtisch (selbst gemachtes Erdbeereis), und als sie aufgegessen hatten, flatterten Motten tief ber den Tisch und der Duft von Grsern und Geiblatt erfllte die warme Luft. Harry sah ein paar Gnomen nach, die mit irrem Lachen durch die Rosenbsche rasten, dicht gefolgt von Krummbein, und fhlte sich so richtig satt und zufrieden mit der Welt. Ron lie den Blick ber den Tisch schweifen, um sicherzugehen, dass die anderen sich alle eifrig unterhielten, dann sagte er sehr leise zu Harry: Wie steht's - hast du in letzter Zeit was von Sirius gehrt? Hermine wandte den Kopf und hrte gespannt zu. Jaah, sagte Harry gedmpft, zweimal. Er hrt sich gut an. Ich hab ihm vorgestern geschrieben. Vielleicht antwortet er noch, whrend ich hier bin. Pltzlich fiel ihm wieder ein, aus welchem Grund er an Sirius geschrieben hatte, und einen Moment lang wollte er Ron und Hermine erzhlen, dass seine Narbe wieder schmerzte, und von dem Traum berichten, der ihn aufgeweckt hatte ... doch im Grunde wollte er sie jetzt nicht beunruhigen, nicht wenn er selbst sich so glcklich und zufrieden fhlte. Schon so spt!, sagte Mrs Weasley pltzlich mit einem Blick auf ihre Armbanduhr. Ihr solltet schon lngst im Bettsein, die ganze Bande, ihr msst morgen in aller Frhe aufstehen, damit ihr zum Endspiel kommt. Harry, wenn du mir die Liste mit deinen Schulsachen rauslegst, besorge ich sie dir morgen in der Winkelgasse, ich muss sowieso hin. Nach der Weltmeisterschaft ist vielleicht keine Zeit mehr, das letzte Mal hat das Endspiel fnf Tage gedauert. Uff - diesmal hoffentlich auch!, sagte Harry ganz begeistert. Nun, ich persnlich kann darauf verzichten, sagte Percy scheinheilig. Mich schaudert, wenn ich daran denke, wie mein Eingangskorb ausshe, wenn ich fnf Tage nicht ins Bro ginge. Ja, vielleicht wrde wieder jemand Drachenmist reinwerfen, Perce?, sagte Fred. Das war eine Dngerprobe aus Norwegen!, sagte Percy und lief puterrot an. Nichts Persnliches! War es doch, flsterte Fred Harry zu, als sie sich erhoben. Wir haben sie geschickt. ~Der Portschlssel Harry schien es, als htte er sich kaum schlafen gelegt, da kam auch schon Mrs Weasley in Rons Zimmer und rttelte ihn wach. Zeit, aufzustehen, mein lieber Harry, flsterte sie und ging weiter, um Ron zu wecken. Harry tastete nach seiner Brille, setzte sie auf und sah sich um. Drauen war es noch dunkel. Ron, den seine Mutter gerade geweckt hatte, murmelte unverstndliche Worte. Am Fuende seines Bettes sah Harry zwei groe, zerzauste Gestalten aus einem Gewirr von Laken auftauchen. Sch-schon Sseit?, sagte Fred mit verschlafener Stimme. Zu mde, um viele Worte zu wechseln, zogen sie sich rasch an und stiegen unter Ghnen und chzen hinunter in die Kche. Mrs Weasley stand am Herd und rhrte in einem groen Topf, Mr Weasley sa am Tisch und bltterte einen Stapel groer Pergamentkarten durch. Er sah auf, als die Jungen eintraten, und breitete die Arme aus, damit sie seine Kleidung begutachten konnten. Er trug so etwas wie einen Pul-lunder und eine steinalte Jeans, die, ein wenig zu gro fr ihn, mit einem breiten Ledergrtel festgeschnrt war. Was haltet ihr davon?, fragte er erwartungsvoll. Wir sollen doch inkognito reisen - sehe ich aus wie ein Muggel, Harry? Hmmh, grinste Harry, sehr gut. Wo sind denn Bill und Charlie und Per-Per-Percy?,sagte George und konnte ein abgrundtiefes Ghnen nicht unterdrcken. Ach ja, die wollen apparieren, sagte Mrs Weasley, wuchtete den groen Topf auf den Tisch und schpfte Haferbrei in die Schalen. So knnen sie noch ein wenig ausschlafen. Harry wusste, dass Apparieren sehr schwierig war; es bedeutete, von einem Ort zu verschwinden und fast sofort an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Die pennen also noch?, grummelte Fred und zog eine Haferbreischale zu sich her. Warum knnen wir nicht auch apparieren? Weil ihr noch nicht alt genug seid und die Prfung noch nicht abgelegt habt, fauchte Mrs Weasley. Und wo sind eigentlich die Mdchen? Sie ging hinaus und die anderen hrten, wie sie die Treppe hochstieg. Frs Apparieren ist eine Prfung ntig?, fragte Harry. O ja, sagte Mr Weasley und steckte die Karten sorgfltig in die hintere Tasche seiner Jeans. Die Abteilung fr Magischen Personenverkehr musste vor kurzem einem Prchen Bugeld aufbrummen, weil die beiden ohne Erlaubnis appariert sind. Apparieren ist nicht einfach, und wenn man es nicht richtig macht, kann es ble Folgen haben. Das besagte Prchen hat es doch tatschlich geschafft, sich zu zersplintern. Alle am Tisch auer Harry zuckten zusammen. hm - zersplintern?, sagte Harry. Sie haben je die Hlfte von sich zurckgelassen, sagte Mr Weasley, whrend er Unmengen Sirup ber seinen Haferbrei kippte. Da saen sie natrlich ganz schn in der Klemme. Konnten weder vor noch zurck. Sie mussten auf das Magische Unfallumkehr-Kommando warten, das sie dann rausgeholt hat. Hie 'ne Menge Papierkram fr mich,kann ich euch sagen, wegen all der Muggel, die ber ihre zurckgelassenen Krperteile gestolpert sind ... Harry berkam die jhe Vorstellung von zwei Beinen und einem Augapfel, die auf dem Brgersteig des Ligusterwegs herumlagen. Haben sie es berstanden?, fragte er bestrzt. O ja, sagte Mr Weasley gelassen. Aber 'ne saftige Geldbue hat es gesetzt, und ich glaube nicht, dass sie es so schnell wieder versuchen. Mit dem Apparieren ist nicht zu spaen. Es gibt genug erwachsene Zauberer, die dankend darauf verzichten. Nehmen lieber einen Besen - langsamer, aber sicherer. Aber Bill und Charlie und Percy beherrschen es? Charlie musste die Prfung zweimal machen, sagte Fred grinsend. Das erste Mal ist er durchgefallen. Appa-rierte acht Kilometer weiter sdlich, als er eigentlich wollte, direkt auf dem Kopf von so 'ner armen Oma, die gerade beim Einkaufen war, wisst ihr noch? Tja nun, beim zweiten Mal hat er es jedenfalls geschafft, sagte Mrs Weasley, die unter herzhaftem Gekicher zurck in die Kche kam. Percy hat seine Prfung erst vor zwei Monaten bestanden, sagte George. Seither appariert er jeden Morgen nach hier unten, nur um zu beweisen, dass er es beherrscht. Vom Flur her waren Schritte zu hren und Hermine und Ginny kamen in die Kche. Sie sahen blass und verschlafen aus. Warum mssen wir so frh aufstehen?, sagte Ginny, rieb sich die Augen und setzte sich an den Tisch. Wir haben einen kleinen Fumarsch vor uns, sagte Mr Weasley. Fumarsch?, sagte Harry. Wie bitte, gehen wir etwa zu Fu zur Weltmeisterschaft? Nein, nein, das ist zu weit weg, sagte Mr Weasley lchelnd. Wir mssen nur ein kurzes Stck zu Fu gehen. Es ist nmlich sehr schwierig, eine groe Zahl von Zauberern an einem Ort zu versammeln, ohne dass es den Muggeln auffllt. Wir mssen ohnehin immer vorsichtig sein, und bei einem Riesenereignis wie der Quidditch-Weltmeis-terschaft - George!, sagte Mrs Weasley scharf, und alle schraken zusammen. Was ist?, sagte George in einem Unschuldston, der keinen tuschte. Was hast du da in der Tasche? Nichts! Lg nicht! Mrs Weasley richtete den Zauberstab auf Georges Tasche und sagte Accio!. Mehrere kleine, bunte Gegenstnde schssen daraus hervor; George versuchte sie einzufangen, sie entwischten ihm jedoch und flogen geradewegs in die ausgestreckte Hand seiner Mutter. Wir haben euch doch gesagt, ihr sollt sie unschdlich machen!, rief Mrs Weasley zornig und hielt offenbar einige weitere Wrgzungen-Toffees hoch. Schafft das Zeug fort, haben wir gesagt! Leert eure Taschen, aber dalli, und zwar beide! Es war peinlich mit anzusehen; die Zwillinge hatten offenbar beabsichtigt, mglichst viele Toffeebohnen aus dem Haus zu schmuggeln, und erst mit Hilfe ihres Sammelzaubers schaffte es Mrs Weasley, aller habhaft zu werden. Accio! Accio! Accio!, rief sie, und die Toffeebohnen flogen von berall her auf sie zu, etwa aus dem Futter von Freds Sakko und aus den Aufschlgen von Georges Jeans. Wir haben ein halbes Jahr gebraucht, um sie zu entwi-ekeln!, schrie Fred seine Mutter an, als sie die Toffees wegwarf. Ach, ist ja 'ne tolle Art, ein halbes Jahr zu verbringen!, kreischte sie. Kein Wunder, dass ihr nicht mehr ZAGs geschafft habt! Alles in allem herrschte bei ihrem Aufbruch keine besonders frhliche Stimmung. Mrs Weasley schaute immer noch finster, als sie ihren Gatten auf die Wange ksste, wenn auch lngst nicht so finster wie die Zwillinge, die ihre Ruckscke schulterten und ohne ein Abschiedswort fr sie hinausgingen. Dann viel Vergngen, sagte Mrs Weasley, und benehmt euch, rief sie den Zwillingen nach, die ihr jedoch stur den Rcken kehrten. Ich schicke Bill, Charlie und Percy gegen Mittag nach, sagte Mrs Weasley an ihren Mann gewandt, dann gingen er, Harry, Ron, Hermine und Ginny hinaus und folgten Fred und George ber den Hof. Es war recht khl und der Mond stand noch am Himmel. Nur ein grnlicher Schleier am stlichen Horizont kndigte den kommenden Tag an. Harry dachte an die Tausende von Zauberern, die alle zur Quidditch-Weltmeisterschaft kommen wollten, und beschleunigte seine Schritte, bis er Mr Weasley eingeholt hatte. Wie schaffen sie es eigentlich alle, dorthin zu kommen, ohne dass die Muggel es merken?, fragte er. Das war ein gewaltiger Organisationsaufwand, seufzte Mr Weasley. Das Problem ist, dass etwa hunderttausend Zauberer zur Quidditch-Weltmeisterschaft kommen und wir einfach kein magisches Gelnde haben, das gro genug wre, um sie alle aufzunehmen. Es gibt Orte, zu denen die Muggel nicht vordringen knnen, doch stell dir vor, du versuchst hunderttausend Zauberer in der Winkelgasse oder auf dem Bahnsteig neundreiviertel unterzubringen. Deshalbmussten wir ein hbsches, einsames Moor ausfindig machen und mglichst viel Muggelabwehr einrichten. Das ganze Ministerium war monatelang damit beschftigt. Zunchst mal mssen wir natrlich die Ankunft staffeln. Leute mit billigeren Karten mssen zwei Wochen vor der Zeit kommen. Einige von ihnen kommen mit den Verkehrsmitteln der Muggel, doch allzu viele drfen natrlich auch nicht ihre Busse und Zge verstopfen - vergiss nicht, dass Zauberer aus der ganzen Welt kommen. Manche apparieren natrlich, aber wir mssen sichere Pltze einrichten, wo sie fern von den Muggeln auftauchen knnen. Ich glaube, sie haben einen geeigneten Wald gefunden, den sie als Appara-tionsplatz nutzen. Fr alle, die nicht apparieren wollen oder knnen, verwenden wir Portschlssel. Das sind Gegenstnde, mit denen man Zauberer zu einem vereinbarten Zeitpunkt von einem Punkt zum anderen bringen kann. Wenn ntig, auch groe Gruppen. Hundert Portschlssel wurden an gnstig gelegenen Orten in ganz Grobritannien abgelegt, und der fr uns nchste liegt oben auf einem Hgel, dem Wieselkopf, und dort gehen wir jetzt hin. Mr Weasley deutete in die Ferne, wo sich eine groe schwarze Masse ber dem Dorf Ottery St. Catchpole erhob. Was ist das, ein Portschlssel?, fragte Harry wissbegierig. Nun, das kann alles Mgliche sein, sagte Mr Weasley. Unscheinbare Dinge natrlich, so dass die Muggel sie nicht einfach aufheben und mit ihnen spielen ... Sachen, die sie fr bloen Abfall halten ... Sie stapften den dunklen, feuchten Weg zum Dorf entlang und nur ihre Schritte strten die Stille. Whrend sie durch das Dorf gingen, erhellte sich der schwarze Himmel allmhlich und nahm ein dunkles Blau an. Harrys Hnde und Fe waren eiskalt. Mr Weasley blickte immer wieder auf die Uhr. Keuchend und ohne viele Worte stiegen sie den Wieselkopf hoch, stolperten hin und wieder in ein verstecktes Kaninchenloch oder rutschten auf dicken schwarzen Grashckern aus. Jeder Atemzug brannte Harry in der Brust, und seine Beine wollten gerade einknicken, als er endlich ein ebenes Stck Erde betrat. Puuuhhh, schnaufte Mr Weasley, nahm die Brille ab und wischte die Glser an seinem Pullunder trocken. Immerhin, wir liegen gut in der Zeit - wir haben noch zehn Minuten ... Hermine kam als Letzte ber den Hgelkamm, die Hnde mit schmerzverzerrter Miene in die Seite gepresst. Jetzt fehlt uns nur noch der Portschlssel, sagte Mr Weasley, setzte die Brille wieder auf und lie den Blick suchend ber die Erde schweifen. Er wird nicht gro sein ... ihr knnt mir helfen ... Sie verteilten sich ber der Hgelkuppe, hatten jedoch erst ein paar Minuten gesucht, als ein Ruf die Stille durchbrach. Hier, Arthur! Hierher, alter Junge, wir haben ihn! Amos!, sagte Mr Weasley, und ein Lcheln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Rasch schritt er hinber zu dem Mann, der gerufen hatte. Die anderen folgten ihm. Mr Weasley schttelte die Hand eines Zauberers mit wettergegerbtem Gesicht und braunem Stoppelhaar, der einen verschimmelten alten Stiefel in der anderen Hand hielt. Darf ich vorstellen, Amos Diggory, sagte Mr Weasley. Arbeitet in der Abteilung zur Fhrung und Aufsicht Magischer Geschpfe. Und ich glaube, ihr kennt seinen Sohn Cedric? Cedric Diggory war ein auergewhnlich hbscher Junge um die siebzehn Jahre. Er war Kapitn und Sucher des Quidditch-Teams der Hufflepuffs in Hogwarts. Hallo, sagte Cedric und blickte in die Runde. Alle antworteten Hallo, auer Fred und George, die nur nickten. Sie hatten Cedric nie ganz verziehen, dass er ihr Gryffindor-Team im ersten Quidditch-Spiel des letzten Jahres geschlagen hatte. War 'n langer Fumarsch, Arthur?, fragte Cedrics Vater. Nicht allzu schlimm, sagte Mr Weasley. Wir wohnen nicht weit von hier, auf der anderen Seite des Dorfes dort unten. Und ihr? Wir mussten um zwei aufstehen, nicht wahr, Ced? Ich kann dir sagen, ich bin froh, wenn er seine Prfung im Ap-parieren hinter sich hat. Na ja ... ich will mich nicht beklagen ... die Quidditch-Weltmeisterschaft, die wrd ich nicht fr einen Sack voll Galleonen verpassen wollen - und die Karten kosten ungefhr so viel. Dabei bin ich noch gnstig weggekommen ... Amos Diggory wandte sich mit wohlwollendem Blick den drei Weasley-Jungen, Harry, Hermine und Ginny zu. Alle von dir, Arthur? O nein, nur die Rotschpfe, sagte Mr Weasley und deutete auf seine Kinder. Das ist Hermine, eine Freundin von Ron - und Harry, auch ein Freund - Beim Barte von Merlin, sagte Amos Diggory, und seine Augen weiteten sich. Harry? Harry Potter? Aahm - ja, sagte Harry. Harry kannte es schon zur Genge, dass Leute, die ihn zum ersten Mal trafen, ihn neugierig anstarrten, dass ihr Blick sofort zu der Blitznarbe auf seiner Stirn huschte, doch noch immer fhlte er sich unwohl dabei. Ced hat natrlich von dir gesprochen, sagte Amos Diggory. Hat mir alles von dem Spiel letztes Jahr gegen euch erzhlt ... Ich hab ihm gesagt - Ced, das kannst du mal deinen Kindern erzhlen, hab ich gesagt ... du hast Harry Potter geschlagen! Harry wusste nicht, was er darauf antworten sollte, und schwieg. Fred und George sahen schon wieder missvergngt drein. Cedric schien ein wenig verlegen. Harry ist von seinem Besen gefallen, Dad, nuschelte er. Ich hab dir doch gesagt ... es war ein Unfall ... Ja, aber du bist nicht runtergefallen, nicht wahr?, drhnte Amos quietschvergngt. Immer so bescheiden, unser Ced, immer ein Ehrenmann ... aber der Beste auf dem Platz hat gewonnen, sicher wrde Harry das auch sagen, nicht wahr, Harry? Der eine fllt von seinem Besen, der andere bleibt oben, du musst kein Genie sein, um rauszufinden, wer der bessere Flieger ist! Wir mssen bald los, warf Mr Weasley rasch ein und zog seine Uhr aus der Tasche. Weit du, ob wir noch auf jemanden warten mssen, Amos? Nein, die Lovegoods sind schon seit 'ner Woche da und die Fawcetts haben keine Karten bekommen, sagte Mr Diggory. Hier in der Gegend wohnt sonst niemand mehr von uns, oder? Nicht dass ich wsste, sagte Mr Weasley. Ja, wir haben noch eine Minute ... machen wir uns bereit ... Er wandte sich Harry und Hermine zu. Ihr msst den Portschlssel nur berhren, das ist alles, ein Finger reicht - Von ihren klobigen Ruckscken ein wenig behindert traten sie auf den alten Stiefel zu, den Amos Diggory in die Hhe hielt. Alle neun standen in einem engen Kreis zusammen, als eine kalte Brise ber die Hgelkuppe blies. Keiner sprach. Harry fiel pltzlich ein, wie gespenstisch sie fr einen Muggel aussehen wrden, der zufllig hier auftauchte ... neun Menschen, darunter zwei erwachsene Mnner, die im Halbdunkel diesen vergammelten alten Gummistiefel berhrten und warteten ... Drei ..., murmelte Mr Weasley mit einem Auge auf der Uhr, zwei ... eins ... Es passierte sofort: Harry hatte das Gefhl, als ob er an einem Haken direkt hinter seinem Nabel pltzlich mit unwiderstehlicher Gewalt nach vorne gerissen wrde. Er hatte den Boden unter den Fen verloren; er sprte, dass Ron und Hermine Seite an Seite mit ihm flogen und ihre Schultern gegen die seinen schlugen; durch wtende Ben und wirbelnde Farbspiralen rasten sie dahin; sein Zeigefinger klebte an dem Stiefel, als zge er ihn magnetisch an, und dann - Harry prallte mit den Fen auf festen Grund; Ron stolperte und strzte ber Harry; der Portschlssel schlug mit einem lauten dumpfen Gerusch neben seinem Kopf ein. Harry blickte auf. Mr Weasley, Mr Diggory und Cedric standen auf den Beinen, sahen jedoch arg zerzaust aus; alle anderen lagen auf der Erde. Sieben nach fnf vom Wieselkopf, sagte eine Stimme. ~Bagman und Crouch Harry befreite sich aus Rons Umklammerung und richtete sich auf. Sie waren auf einem nebelverhangenen Moor gelandet. Vor ihnen standen zwei mde und missmutig drein-blickende Zauberer, der eine mit einer groen goldenen Uhr in der Hand, der andere mit einer dicken Pergamentrolle und einer Feder. Beide waren wie Muggel gekleidet, allerdings recht ungewhnlich; der Mann mit der Uhr trug einen Tweed-Anzug mit kniehohen Galoschen, sein Kollege einen Kilt und einen Poncho. Morgen, Basil, sagte Mr Weasley, hob den Stiefel auf und reichte ihn dem Zauberer im Kilt, der ihn in eine groe Kiste mit gebrauchten Portschlsseln warf; Harry konnte eine alte Zeitung erkennen, leere Getrnkedosen und einen durchlcherten Fuball. Ach, hallo, Arthur, sagte Basil matt. Nicht im Dienst, was? Manche sind fein raus ... wir sind schon die ganze Nacht hier ... ihr geht jetzt am besten aus dem Weg, wir erwarten um fnf Uhr fnfzehn eine groe Gruppe aus dem Schwarzwald. Augenblick mal, ich suche euch Pltze raus ... Weasley ... Weasley ... Er zog seine Pergamentliste zu Rate. Gut vierhundert Meter zu Fu von hier, das erste Feld, auf das ihr stot. Der Platzaufseher heit Mr Roberts. Diggory ... zweites Feld ... fragen Sie nach Mr Payne. Danke, Basil, sagte Mr Weasley und winkte den anderen, ihm zu folgen. Sie machten sich auf den Weg durch das einsame Moor,ohne dass sie durch den dichten Nebel allzu viel sehen konnten. Nach etwa zwanzig Minuten tauchte ein kleines steinernes Haus aus dem Nebel auf. Neben dem Haus sahen sie ein Tor, und dahinter konnten sie die geisterhaften Umrisse Hunderter und Aberhunderter von Zelten erkennen, deren Reihen sich ber ein sanft ansteigendes Feld bis zu einem dunklen Wald am Horizont emporzogen. Sie verabschiedeten sich von den Diggorys und gingen auf das Tor neben dem Haus zu. Ein Mann stand am Torweg und sphte hinber zu den Zelten. Harry war auf den ersten Blick klar, dass dies der einzige echte Muggel weit und breit war. Er hrte ihre Schritte, wandte sich um und musterte sie. Morgen!, sagte Mr Weasley munter. Morgen!, sagte der Muggel. Sie mssen Mr Roberts sein. Genau der bin ich, sagte Mr Roberts. Und wer sind Sie? Weasley - zwei Zelte, vor ein paar Tagen gebucht. Alles klar, sagte Mr Roberts und zog eine an die Tr geheftete Liste zu Rate. Sie haben einen Platz dort oben am Wald. Nur eine Nacht? Nur eine, sagte Mr Weasley. Dann zahlen Sie sofort?, fragte Mr Roberts. Aah - sofort - natrlich -, sagte Mr Weasley. Er entfernte sich ein paar Schritte von dem Haus und winkte Harry zu sich her. Du musst mir helfen, Harry, murmelte er, zog eine Rolle Muggelgeld aus der Tasche und fcherte die Scheine auf. Das hier ist ein - ein - Zehner? Ah ja, jetzt seh ich die kleine Zahl dadrauf ... dann ist das ein Fnfer? Nein, ein Zwanziger, berichtigte ihn Harry mit gedmpfter Stimme. Ihm war peinlich bewusst, dass Mr Ro-berts mit gespitzten Ohren jedes ihrer Worte aufzuschnappen versuchte. Ah ja, dann macht das also ... ich kenn mich mit diesen kleinen Papierfetzen einfach nicht aus ... Sind Sie Auslnder?, fragte Mr Roberts, als Mr Weasley mit dem richtigen Betrag zurckkam. Auslnder?, wiederholte Mr Weasley verdutzt. Sie sind nicht der Erste hier, der Probleme mit dem Geld hat, sagte Mr Roberts und musterte Mr Weasley scharf. Erst vor zehn Minuten haben zwei versucht, mich mit Goldmnzen zu bezahlen, die so gro waren wie Radkappen. Was Sie nicht sagen!, antwortete Mr Weasley zerstreut. Mr Roberts stberte in einer Blechdose nach Wechselgeld. Noch nie so voll gewesen hier, sagte er pltzlich und lie den Blick erneut ber das neblige Feld schweifen. Hunderte Vorausbuchungen. Normalerweise tauchen die Leute hier einfach auf ... Stimmt das so?, fragte Mr Weasley und streckte die Hand nach seinem Wechselgeld aus, doch Mr Roberts gab es ihm nicht. Tjaah, sagte er nachdenklich. Leute von berall her. 'ne Menge Auslnder. Und nicht nur Auslnder. Spinner, sag ich Ihnen. Da ist so ein Kerl, der in 'nem Kilt und 'nem Poncho rumspaziert. Darf er das nicht?, fragte Mr Weasley beunruhigt. Kommt mir vor wie ... wei nicht ... wie 'ne Art Versammlung, sagte Mr Roberts. Die scheinen sich alle zu kennen. Vielleicht 'ne Riesenparty. In diesem Moment erschien ein Zauberer in Knickerbockern aus dem Nichts neben Mr Roberts' Haustr. Obliviate!, rief er schrill und richtete den Zauberstab gegen Mr Roberts. Mr Roberts fing auf der Stelle an zu schielen, seine Stirn glttete sich und ein Ausdruck trumerischen Gleichmuts trat auf sein Gesicht. Wie Harry wusste, sah so ein Mensch aus, dessen Gedchtnis gerade verndert wurde. Eine Karte des Campingplatzes fr Sie, sagte Mr Roberts in aller Gelassenheit zu Mr Weasley. Und Ihr Wechselgeld. Vielen Dank, sagte Mr Weasley. Der Zauberer in den Knickerbockern begleitete sie zum Tor des Zeltplatzes. Er sah erschpft aus; sein stoppeliges Kinn schimmerte blulich, und dunkelrote Schatten lagen unter seinen Augen. Sobald Mr Roberts sie nicht mehr hren konnte, murmelte er Mr Weasley zu: Hatte eine Menge rger mit ihm. Braucht zehnmal am Tag einen Gedchtniszauber, damit er bei Laune bleibt. Und Ludo Bag-man rhrt keinen Finger. Schlendert herum, hlt den Leuten Vortrge ber Klatscher und Quaffel und schert sich nicht im Geringsten um die Muggelabwehr. Meine Nerven, bin ich froh, wenn das hier vorbei ist. Bis spter, Arthur. Er disapparierte. Ich dachte, Mr Bagman sei Chef der Abteilung fr Magische Spiele und Sportarten?, sagte Ginny mit berraschter Miene. Er sollte doch wissen, dass man in der Nhe von Muggeln nicht ber Klatscher reden darf, oder? Das sollte er, antwortete Mr Weasley lchelnd und fhrte sie durch das Tor auf den Zeltplatz, aber Ludo war schon immer ein wenig ... nun ja ... lax in Sicherheitsfragen. Aber einen Chef fr die Sportabteilung, der mit mehr Begeisterung dabei ist, gibt es einfach nicht. Er selbst hat Quidditch fr England gespielt, musst du wissen. Und er war der beste Treiber, den die Wimbourner Wespen je hatten. Sie wanderten die langen Zeltreihen entlang ber das nebelverhangene Feld. Die meisten Zelte sahen ganz gewhn-lich aus; ihre Besitzer hatten sie offenbar ganz nach Muggelart gestalten wollen, hin und wieder jedoch ein wenig danebengegriffen und sie mit Kaminen, Klingelzgen oder Wetterfahnen ausstaffiert. Allerdings gab es hie und da ein Zelt, das so offensichtlich magisch war, dass Harry sich nicht ber Mr Roberts' Misstrauen wunderte. Auf halbem Weg die Anhhe hinauf stand ein extravagantes Zelt aus gestreifter Seide, das mit seinen am Eingang angepflockten Pfauen wie ein kleiner Palast wirkte. Ein wenig weiter kamen sie an einem Zelt vorbei, das drei Stockwerke und mehrere Trmchen hatte; und kurz dahinter stand ein Zelt mit angehngtem Vorgarten, komplett mit Vogelbad, Sonnenuhr und Brunnen. Immer dasselbe, sagte Mr Weasley lchelnd, wir knnen es einfach nicht lassen, ein wenig zu prahlen, wenn wir zusammenkommen. Aha, wir sind da, seht, das ist unser Platz. Sie waren oben am Waldrand angelangt und hier fanden sie ihren Platz; auf einem kleinen, in die Erde gesteckten Schild stand Weezly geschrieben. Was Besseres htten wir nicht kriegen knnen!, sagte Mr Weasley glcklich. Das Spielfeld liegt auf der anderen Seite dieses Waldes, nher geht's nicht. Er lie den Rucksack zur Erde gleiten. Hrt mal, sagte er aufgeregt, eigentlich ist keine Zauberei erlaubt, wenn wir in so groer Zahl auf Muggelland sind. Wir bauen diese Zelte von Hand auf! Sollte nicht allzu schwer sein. Die Muggel tun es stndig ... Harry, schau dir das mal an, was meinst du, wo wir anfangen sollen? Harry hatte noch nie gezeltet; die Dursleys hatten ihn in all den Jahren nicht in den Urlaub mitgenommen und ihn lieber bei Mrs Figg, einer alten Nachbarin, abgeladen. Doch gemeinsam mit Hermine fand er heraus, wo die meisten der Stangen und Heringe hingehrten, und obwohl Mr Weasleyeher hinderlich denn hilfreich war, weil er richtig aus dem Huschen geriet, als er den Holzhammer benutzen durfte, hatten sie schlielich ein Paar abgenutzte Zweimannzelte vor sich stehen. Sie traten einige Schritte zurck, um ihrer Hnde Werk zu bewundern. Keiner, der diese Zelte ansah, wrde auf den Gedanken kommen, sie gehrten Zauberern, berlegte Harry, doch das Problem war, dass sie mit Bill, Charlie und Percy zu zehnt sein wrden. Auch Hermine schien sich zu wundern; sie warf Harry einen fragenden Blick zu, whrend Mr Weasley auf allen vieren ins erste Zelt kroch. Wird ein bisschen eng hier, rief er nach drauen, aber ich glaube, wir passen alle rein. Kommt und schaut. Harry bckte sich, kroch durch die Zeltluke und riss den Mund auf. Er befand sich in einer altmodisch mblierten Wohnung mit drei Zimmern, samt Bad und Kche. Seltsamerweise war die Wohnung genauso eingerichtet wie die von Mrs Figg; die bunt zusammengewrfelten Sessel waren mit Hkeldeckchen drapiert und es roch stark nach Katze. Macht nichts, es ist ja nicht fr lange, sagte Mr Weasley, rieb seine kahle Stelle mit dem Taschentuch und musterte die vier Bettkojen im Schlafzimmer. Ich hab mir das Zelt von Mrs Perkins aus dem Bro geliehen. Sie zeltet nur noch selten, die Arme, seit sie Hexenschuss hat. Er griff nach dem staubigen Kessel und sphte hinein. Wir brauchen Wasser ... Auf der Karte, die uns der Muggel gegeben hat, ist ein Wasserhahn eingezeichnet, sagte Ron, der Harry ins Innere des Zeltes gefolgt war und von dessen erstaunlicher Gerumigkeit berhaupt nicht beeindruckt schien. Auf der anderen Seite des Zeltplatzes. Schn, wie war's also, wenn du, Harry und Hermine uns ein wenig Wasser holt -, Mr Weasley reichte ihnen denKessel und ein paar Tpfe, - und wir anderen besorgen im Wald ein bisschen Feuerholz. Aber wir haben doch einen Ofen, sagte Ron, warum knnen wir nicht einfach - Muggelabwehr, Ron!, sagte Mr Weasley, und sein Gesicht glnzte voller Vorfreude. Wenn echte Muggel campen, kochen sie an Feuern unter freiem Himmel, das hab ich selbst gesehen! Nach einem kurzen Besuch im Mdchenzelt, das ein wenig kleiner als das der Jungen war, allerdings nicht nach Katze roch, machten sich Harry, Ron und Hermine mit Kessel und Tpfen auf den Weg ber den Zeltplatz. Die Sonne war aufgegangen und der Nebel lichtete sich, und nun konnten sie die Zeltstadt sehen, die sich in alle Himmelsrichtungen erstreckte. Gemchlich schlenderten sie durch die Zeltreihen und sahen sich neugierig um. Allmhlich dmmerte es Harry, wie viele Hexen und Zauberer es auf der ganzen Welt geben musste; an die in den anderen Lndern hatte er bisher kaum gedacht. Nach und nach erwachten ihre Mitcamper. Als Erste regten sich die Familien mit kleinen Kindern; Harry hatte noch nie so junge Hexen und Zauberer gesehen. Ein kleiner Junge, nicht lter als zwei, kauerte vor einem pyramidenfrmigen Zelt, hielt einen Zauberstab in der Hand und stocherte munter nach einer Schnecke im Gras, die langsam auf die Gre einer Salami anschwoll. Als sie neben dem Kleinen standen, kam seine Mutter aus dem Zelt gestrmt. Wie oft soll ich es dir noch sagen, Kevin? Rhr - Dad-dys - Zauberstab - nicht - an - uuhhtsch! Die Riesenschnecke war geplatzt, nachdem die Mutter auf sie getreten war. In der ruhigen Morgenluft hrten sie noch lange ihr Geschimpfe, vermischt mit den Rufen des Kleinen - Du Schnecke puttmacht, Schnecke puttmacht! Ein Stck weiter sahen sie zwei kleine Hexen, kaum lter als Kevin, auf Spielzeugbesen reiten, die sie gerade hoch genug trugen, um ihre Fe ber den taunassen Rasen gleiten zu lassen. Schon hatte ein Ministeriumszauberer die Kinder ins Visier genommen; als er an Harry, Ron und Hermine vorbeihastete, hrten sie ihn gereizt murmeln: Am helllichten Tag! Die Eltern schlafen wohl bis in die Puppen - Hie und da erschienen erwachsene Zauberer und Hexen vor ihren Zelten und begannen ihr Frhstck zu bereiten. Manche sahen sich verstohlen um und beschworen dann Feuer mit ihren Zauberstben herauf, andere versuchten es zweifelnden Blickes mit Streichhlzern. Drei afrikanische Zauberer saen auf der Erde und waren in ein ernstes Gesprch vertieft, alle trugen lange weie Umhnge und rsteten offenbar einen Hasen ber einem purpurroten Feuer. Eine Gruppe amerikanischer Hexen mittleren Alters sa glcklich schwatzend unter einem Sternenbanner mit der Aufschrift Hexeninstitut von Salem. Im Vorbeigehen fing Harry Gesprchsfetzen in fremden Sprachen auf, die aus den Zelten drangen, und obwohl er kein einziges Wort verstand, war die Vorfreude am Tonfall zu spren. Ahm - stimmt was nicht mit meinen Augen, oder ist hier alles grn geworden?, sagte Ron. Es lag nicht an Rons Augen. Sie waren zwischen ein paar Zelte geraten, die alle dicht mit Feldklee bedeckt waren, so als wren kleine, merkwrdig geformte Hgel aus der Erde gewachsen. Wo die Zeltluken geffnet waren, konnten sie das eine oder andere grinsende Gesicht im Innern erkennen. Dann rief jemand hinter ihnen ihre Namen. Harry! Ron! Hermine! Es war Seamus Finnigan aus dem Gryffindor-Haus von Hogwarts, der jetzt mit ihnen in die vierte Klasse kam. Er sa vor einem kleebedeckten Zelt neben einer rotblondenFrau, offenbar seiner Mutter, und seinem besten Freund Dean Thomas, ebenfalls aus Gryffindor. Gefllt euch die Dekoration?, fragte Seamus grinsend, als Harry, Ron und Hermine nher getreten waren und sie begrt hatten. Das Ministerium ist nicht sonderlich begeistert. Aach, warum sollten wir unsere Farben nicht zeigen?, sagte Mrs Finnigan. Ihr solltet sehen, was die Bulgaren alles an ihren Zelten hngen haben. Ihr seid natrlich fr Irland?, setzte sie hinzu und musterte Harry, Ron und Hermine mit ihren Perlaugen. Sie versicherten ihr hoch und heilig, sie seien Irland-Fans, dann brachen sie wieder auf. Als ob wir was anderes sagen wrden, wenn wir von einem Haufen Iren umgeben sind, meinte Ron nebenbei. Was die Bulgaren wohl an ihren Zelten hngen haben?, fragte Hermine. Gehen wir hin und schauen nach, sagte Harry und deutete auf eine groe Gruppe Zelte ein Stck weiter oben, wo die bulgarische Flagge wei, grn und rot in der Brise flatterte. Die Zelte hier waren nicht mit Pflanzen geschmckt, doch an jedem einzelnen hing das gleiche Poster, ein Poster von einem sehr brbeiigen Gesicht mit dichten schwarzen Augenbrauen. Natrlich bewegte sich das Gesicht, doch es schaute finster drein und die Augen blinzelten nur. Kram, sagte Ron leise. Was?, sagte Hermine. Krum!, sagte Ron. Viktor Kram, der bulgarische Sucher! Sieht ziemlich mrrisch aus, sagte Hermine und lie ihren Blick ber die vielen Krams schweifen, die bse blinzelnd auf sie herabsahen. Ziemlich mrrisch? Ron schaute gen Himmel. Wen kmmert es, wie er aussieht? Er ist phantastisch. Und noch ganz jung. Erst achtzehn, glaub ich. Er ist ein Genie, wartet nur, heute Abend seht ihr's selbst. Beim Wasserhahn an einer Ecke des Zeltplatzes hatte sich bereits eine kleine Schlange gebildet. Harry, Ron und Hermine reihten sich hinter zwei Mnnern ein, die erhitzt miteinander stritten. Der eine war ein steinalter Zauberer in einem langen Nachthemd mit Blmchenmuster. Der andere war offensichtlich ein Ministeriumszauberer; er hielt eine Nadelstreifenhose in Hnden und war so entnervt, dass er fast weinte. Zieh sie doch an, Archie, ich bitte dich, so kannst du doch nicht rumlaufen, der Muggel am Tor wird schon ziemlich misstrauisch - Das hab ich in einem Muggelladen gekauft, sagte der alte Zauberer stur. Muggel tragen so was auch. Muggelfrauen, Archie, nicht die -manner, die tragen so was, sagte der Ministeriumszauberer und fuchtelte mit der Nadelstreifenhose vor Archies Nase herum. Die zieh ich nicht an, sagte der alte Archie entrstet. Ich mag 'n frisches Lftchen untenrum, danke. Ein Kicheranfall packte Hermine und schttelte sie so heftig, dass sie sich aus der Schlange wegducken musste und erst wieder zurckkehrte, als Archie sein Wasser geholt hatte und verschwunden war. Etwas gemchlicher, da sie Wasser schleppten, machten sie sich auf den Rckweg durch das Zeltlager. Hie und da sahen sie weitere bekannte Gesichter: andere Hogwarts-Schler mit ihren Familien. Oliver Wood, der frhere Kapitn von Harrys Quidditch-Team, der sein letztes Jahr in Hogwarts hinter sich hatte, zog Harry hinber zum Zelt seiner Eltern, um ihn vorzustellen, und erzhlte ihm aufgeregt,dass er gerade von Eintracht Pftzensee als Reservespieler verpflichtet worden war. Als Nchstes wurden sie lauthals von Ernie Macmillan begrt, einem Viertklssler aus Hufflepuff, und ein paar Schritte weiter sahen sie Cho Chang, ein sehr hbsches Mdchen, das im Ravenclaw-Team Sucherin spielte. Sie winkte und lchelte Harry zu, der beim Zurckwinken eine Menge Wasser ber seine Hose schttete. Vor allem, um Ron das Grinsen zu verleiden, deutete er auf eine Gruppe Teenager, die er noch nie gesehen hatte. Was sind das wohl fr Leute?, sagte er. Sie gehen nicht nach Hogwarts, oder? Ich glaub, die gehen auf irgendeine auslndische Schule, sagte Ron. Ich wei jedenfalls, dass es noch andere Schulen gibt, hab aber noch nie jemanden davon kennen gelernt. Bill hatte eine Brieffreundin auf einer Schule in Brasilien ... das ist schon ewig lange her ... und er wollte mal als Austauschschler dorthin, aber Mum und Dad konnten es sich nicht leisten. Seine Brieffreundin war schwer sauer, als er absagte, und hat ihm einen verhexten Hut geschickt, der seine Ohren schrumpeln lie. Harry lachte, verschwieg jedoch, wie spannend er es fand, dass es noch andere Zaubererschulen gab. Nun, da er so viele Lnder auf dem Zeltplatz vertreten sah, kam er sich etwas dumm vor, nie daran gedacht zu haben, dass Hogwarts nicht die einzige Schule sein konnte. Er warf Hermine einen Seitenblick zu, doch sie schien von der Neuigkeit keineswegs berrascht zu sein. Sicher hatte sie in irgendeinem Buch etwas ber andere Zaubererschulen gelesen. Ihr habt ja ewig gebraucht, sagte George, als sie endlich wieder bei den Weasley-Zelten anlangten. Haben ein paar Bekannte getroffen, sagte Ron und stellte seinen Wassertopf ab. Und ihr habt immer noch kein Feuer gemacht? Dad treibt so seine Spae mit den Streichhlzern, sagte Fred. Mr Weasley gelang es nicht, ein Feuer zu entfachen, doch an Versuchen lie er es nicht mangeln. Der Boden zu seinen Fen war berst mit zersplitterten Streichhlzern, doch Mr Weasley schien mit kindlichem Vergngen bei der Sache zu sein. Uuuhps!, stie er aus, als er es schaffte, ein Streichholz zu entznden, und vor berraschung lie er es prompt fallen. Lassen Sie mich mal, Mr Weasley, sagte Hermine freundlich, nahm ihm die Zndholzschachtel aus der Hand und zeigte ihm, wie man es richtig machte. Schlielich brannte das Feuer, auch wenn es noch mindestens eine Stunde dauerte, bis es gro genug war, um darauf etwas zu kochen. Beim Warten gab es jedoch eine Menge zu sehen. Ihr Zelt schien gleich an einem Fuweg zum Spielfeld zu liegen, und Leute aus dem Ministerium schritten hastig hin und her und grten Mr Weasley im Vorbeigehen hflich. Mr Weasley spielte unterdessen den Laufkommentator, vor allem fr Harry und Hermine; seine eigenen Kinder wussten genug ber das Ministerium und waren nicht bermig interessiert. Das war Knutbert Mockridge, Chef des Kobold-Verbindungsbros ... hier kommt Wilbert Gimpel von der Arbeitsgruppe fr Experimentelles Zaubern, diese Hrner hat er jetzt schon seit einiger Zeit ... Hallo, Arnie ... Arnold Friedlich ... ein Vergissmich - so nennen wir die Leute vom Magischen Unfallumkehr-Kommando - und das sind Bode und Croaker ... sie sind Unsgliche ... Bitte was? Von der Mysteriumsabteilung, alles streng geheim, keine Ahnung, was die so treiben ... Endlich brannte das Feuer richtig und sie hatten gerade begonnen, Eier und Wrste zu braten, als Bill, Charlie und Percy zwischen den Bumen hervorkamen und ans Zelt traten. Eben mal kurz appariert, Dad, sagte Percy unberhrbar. Aah, Mittagessen, trifft sich gut! Sie hatten ihre Teller mit Eiern und Wrsten schon halb geleert, als Mr Weasley pltzlich aufsprang und lchelnd einem Mann winkte, der auf sie zugeschritten kam. Aha!, sagte Mr Weasley. Der Mann der Stunde! Ludo! Ludo Bagman war mit Abstand der aufflligste von allen Zauberern, die Harry bisher gesehen hatte, er lie selbst den alten Archie mit seinem geblmten Nachthemd blass aussehen. Er trug einen langen Quidditch-Umhang mit breiten hellgelben und schwarzen Querstreifen. Das riesige Bild einer Wespe prangte auf seiner Brust. Er machte den Eindruck eines krftig gebauten Mannes, der ein wenig in die Jahre gekommen war; der Umhang bauschte sich ber seinem dicken Bauch, den er in seiner Zeit als Quidditch-Spieler fr England gewiss noch nicht gehabt hatte. Ludos Nase war gebrochen (vermutlich von einem verirrten Klatscher, dachte Harry), doch seine runden blauen Augen, sein kurzes blondes Haar und sein rosiges Gesicht lieen ihn aussehen wie einen zu gro gewachsenen Schuljungen. Ahoi!, rief Bagman munter. Er schritt einher, als htte er Federn unter den Sohlen, und war offensichtlich in einem hchst euphorischen Zustand. Arthur, altes Haus, keuchte er, als er vor dem Lagerfeuer stand, was fr ein Tag! Was fr ein Tag! Schneres Wetter htten wir uns nicht wnschen knnen! Heute Nacht bleibt's klar ... und bei den Vorbereitungen luft fast alles wie am Schnrchen ... wei gar nicht, was ich gro tun soll! Hinter ihm eilten ein paar ausgezehrt wirkende Ministe-riumszauberer vorbei und deuteten in die Ferne, wo violette Funken zehn Meter in die Hhe stoben und auf eine Art magisches Feuer schlieen lieen. Percy sprang sofort auf die Beine und streckte die Hand aus. Offensichtlich hinderte ihn seine Missbilligung der Art und Weise, wie Ludo Bagman seine Abteilung leitete, nicht daran, bei ihm Eindruck schinden zu wollen. Ah - ja, sagte Mr Weasley grinsend, das ist mein Sohn Percy, er hat gerade im Ministerium angefangen - und das ist Fred - nein, George, tut mir Leid - das ist Fred - Bill, Charlie, Ron - meine Tochter Ginny - und Rons Freunde Hermine Granger und Harry Potter. Bagman stutzte bei Harrys Namen fast unmerklich und seine Augen huschten, wie Harry es schon kannte, ber die Narbe auf seiner Stirn. Darf ich vorstellen, fuhr Mr Weasley fort, Ludo Bag-man, ihr wisst ja, wer er ist, ihm haben wir die guten Pltze zu verdanken - Bagman strahlte und winkte ab, als handele es sich um eine Selbstverstndlichkeit. Kleine Wette ums Spiel gefllig, Arthur?, sagte er beflissen und klimperte mit einer offenbar groen Menge Goldmnzen in den Taschen seines gelbschwarzen Umhangs. Roddy Pontner ist schon dabei, hat auf Bulgarien gesetzt -hab ihm hbsche Quoten angeboten, wenn ich bedenke, dass die drei irischen Spitzen die strksten sind, die ich seit Jahren gesehen habe - und die kleine Agatha Timms hat die Hlfte ihrer Eulenfarm auf ein wochenlanges Spiel gesetzt. Aach ... lass mal gut sein, sagte Mr Weasley. Wie war's mit ... sagen wir, einer Galleone auf den Sieg von Irland? Eine Galleone? Ludo Bagman wirkte ein wenig enttuscht, fasste sich jedoch rasch wieder. Sehr schn, sehr schn ... will noch jemand setzen? Sie sind noch ein wenig jung frs Wetten, sagte Mr Weasley. Molly wrde das gar nicht gern - Wir wetten siebenunddreiig Galleonen, fnfzehn Sickel, drei Knuts, sagte Fred, der auf die Schnelle all sein Geld mit dem von George zusammengeworfen hatte, dass Irland gewinnt - aber Viktor Kram den Schnatz fngt. Oh, und wir legen noch einen Juxzauberstab drauf. Ihr wollt doch Mr Bagman nicht mit solchem Krempel belstigen -, zischte Percy, doch Bagman schien offenbar nicht zu denken, der Zauberstab sei Krempel; im Gegenteil, sein jungenhaftes Gesicht strahlte vor Begeisterung, als er ihn aus Freds Hand nahm, und als der Zauberstab ein lautes Gackern hren lie und sich in ein Gummihuhn verwandelte, brllte Bagman vor Lachen. Hervorragend! So 'nen tollen Juxstab hab ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen! Fr den wrd ich fnf Galleonen hinlegen! Percy erstarrte, bestrzt und entrstet. Jungs, nuschelte Mr Weasley, ich will nicht, dass ihr wettet ... das sind eure ganzen Ersparnisse ... eure Mutter - Sei kein Spielverderber, Arthur!, drhnte Ludo Bagman und klimperte erregt mit seinem Tascheninhalt. Sie sind alt genug, um zu wissen, was sie wollen! Ihr glaubt, Irland gewinnt, aber Krum fngt den Schnatz? Nie und nimmer, Jungs, nie und nimmer ... Ich biete euch 'ne sagenhafte Quote dafr ... und noch fnf Galleonen fr den Juxzauberstab dazu, nicht wahr ... Mr Weasley sah hilflos zu, wie Ludo Bagman ein Notizbuch und eine Feder zckte und die Namen der Zwillinge notierte. Alles klar, sagte George, nahm den Pergamentzettel von Bagman entgegen und steckte ihn in die vordere Jackentasche. Glnzend gelaunt wandte sich Bagman nun wieder Mr Weasley zu. Hast du vielleicht etwas zu trinken fr mich? Ich bin auf der Suche nach Barty Crouch. Mein bulgarischer Partner macht Schwierigkeiten, und ich versteh kein Wort von dem, was er sagt. Barty kann das sicher regeln. Er spricht ungefhr hundertfnfzig Sprachen. Mr Crouch?, sagte Percy, und mit einem Schlag belebte sich seine missbilligende Miene und er hechelte geradezu vor Aufregung. Er spricht ber zweihundert Sprachen! Nixisch und Beamtenchinesisch und Troll ... Jeder kann Troll, sagte Fred geringschtzig, man muss nur fuchteln und grunzen. Percy warf Fred einen uerst gehssigen Blick zu und stocherte energisch im Feuer, um das Wasser im Kessel wieder zum Kochen zu bringen. Was Neues von Bertha Jorkins, Ludo?, fragte Mr Weasley, als Bagman sich auf dem Gras neben ihnen niederlie. Keine Spur, sagte Bagman unbeschwert. Aber die wird schon wieder auftauchen. Arme alte Bertha ... Gedchtnis wie ein undichter Kessel und null Orientierungssinn. Hat sich verflogen, da wette ich mit dir. Irgendwann im Oktober spaziert sie wieder ins Bro und denkt, es sei immer noch Juli. Meinst du nicht, es wre an der Zeit, jemanden nach ihr suchen zu lassen?, mahnte Mr Weasley vorsichtig, whrend Percy Bagman den Tee reichte. Barty Crouch redet auch immer davon, sagte Bagman, und seine runden Augen weiteten sich in Unschuldsmanier, aber im Augenblick knnen wir wirklich keinen entbehren. Oh - wenn man vom Teufel spricht! Barty! Ein Zauberer war gerade an ihrem Lagerfeuer appariert, und er htte keinen greren Gegensatz zu Ludo Bagman bilden knnen, der sich in seinem alten Wespenumhang imGras flzte. Barty Crouch war ein steif aufgerichteter lterer Herr in einem tadellos sitzenden Anzug mit Krawatte. Der Scheitel seines kurzen grauen Haares war fast unnatrlich gerade und sein schmaler Oberlippenbart sah aus, als wrde er ihn mit dem Lineal stutzen. Seine Schuhe waren auf Hochglanz poliert. Harry war sofort klar, warum Percy ihn vergtterte. Percy glaubte fest an die strenge Einhaltung von Vorschriften, und Mr Crouch hatte die Vorschrift, Muggel-kleidung anzuziehen, so grndlich befolgt, dass er als Filialleiter einer Bank htte durchgehen knnen. Harry war sich nicht sicher, ob selbst Onkel Vernon ihn durchschaut htte. Setz dich ein wenig zu mir, Barty, sagte Ludo strahlend und strich ber das Gras. Nein danke, Ludo, sagte Crouch, und eine Spur Ungeduld lag in seiner Stimme. Ich hab dich berall gesucht. Die Bulgaren bestehen darauf, dass wir noch zwlf Sitze in der oberen Loge anbringen. Darauf sind die also aus?, sagte Bagman. Ich dachte, der Typ wollte sich 'ne Pinzette ausleihen. Ziemlich starker Akzent. Mr Crouch!, sagte Percy atemlos und versank in eine Art halbe Verbeugung, bei der er wirkte wie ein Buckliger. Mchten Sie vielleicht eine Tasse Tee? Oh, sagte Mr Crouch und warf Percy einen milde berraschten Blick zu. Ja - sehr aufmerksam, Weatherby. Fred und George prusteten in ihre Tassen. Percy, ganz rosa um die Ohren, machte sich eifrig am Kessel zu schaffen. Ach, und Sie wrde ich auch gern kurz sprechen, Arthur, sagte Mr Crouch und lie seine scharfen Augen auf Mr Weasley ruhen. Ali Bashir ist auf dem Kriegspfad. Er will ein Wrtchen mit Ihnen reden wegen Ihres Einfuhrverbots fr fliegende Teppiche. Mr Weasley tat einen tiefen Seufzer. Deswegen habe ichihm doch schon vor einer Woche eine Eule geschickt. Ich hab's ihm einmal gesagt, ich hab's ihm hundertmal gesagt: Teppiche gelten gem der Liste Verbotener Verhexbarer Gegenstnde als Muggelartefakte, aber er will einfach nicht hren. Da knnten Sie Recht haben, sagte Mr Crouch und nahm eine Tasse Tee von Percy entgegen. Er will diese Teppiche hier unbedingt einfhren. Nun ja, in Grobritannien werden sie die Besen nie verdrngen, oder?, sagte Bagman. Ali glaubt, es gibt eine Marktnische fr ein Familienfahrzeug, sagte Mr Crouch. Ich wei noch, mein Vater hatte einen alten Perser, auf dem zwlf Personen Platz hatten -aber das war natrlich vor dem Verbot von Teppichen. Er sprach, als ob er niemanden darber im Zweifel lassen wollte, dass all seine Vorfahren das Gesetz strikt befolgt hatten. Wie geht's sonst, Barty, viel zu tun?, sagte Bagman gelassen. Ziemlich, sagte Mr Crouch trocken. Portschlssel auf fnf Kontinente zu verteilen ist keine Kleinigkeit, Ludo. Ich denke, dann sind Sie beide froh, wenn das hier vorbei ist?, sagte Mr Weasley. Ludo Bagman wirkte schockiert. Froh! Ich wei nicht, wann ich mehr Spa hatte ... immerhin, es ist ja nicht so, dass wir uns auf nichts anderes freuen knnten, oder, Barty? He? Bleibt noch viel zu organisieren, nicht wahr? Mr Crouch sah Bagman mit hochgezogenen Brauen an. Wir haben uns doch geeinigt, nichts zu sagen, bevor nicht alle Einzelheiten - Aah, Einzelheiten!, sagte Bagman und verscheuchte das Wort mit einer Handbewegung wie einen Mckenschwarm. Sie haben unterschrieben, oder? Sie haben zugestimmt? Ichwette mit dir, diese Kinder hier werden es ohnehin bald erfahren. Immerhin findet es in Hogwarts statt - Ludo, wir mssen zu den Bulgaren, das weit du doch, sagte Mr Crouch, um Bagman abzuwrgen. Danke fr den Tee, Weatherby. Er schob seine unberhrte Tasse Percy zu und wartete darauf, dass Ludo sich erhob: Bagman rappelte sich hoch, schluckte den Rest Tee und lie das Gold in seinen Taschen frhlich klimpern. Wir sehen uns spter!, sagte er in die Runde. Ihr seid bei mir oben in der Ehrenloge - ich kommentiere das Spiel! Er winkte, Barty Crouch nickte knapp und die beiden disap-parierten. Was soll denn in Hogwarts stattfinden, Dad?, fragte Fred auf der Stelle. Worber haben die gesprochen? Das wirst du noch frh genug erfahren, sagte Mr Weasley lchelnd. Es handelt sich so lange um eine geheime Information, bis das Ministerium beschliet, sie freizugeben, sagte Percy steif. Mr Crouch hatte vollkommen Recht, sie nicht preiszugeben. Aaach, hlt's Maul, Weatherby, sagte Fred. Der Nachmittag verging, und allmhlich stieg die Spannung und breitete sich wie eine Wolke ber dem Zeltplatz aus. Als es dmmerte, schien selbst die stille Sommerluft vor Vorfreude zu vibrieren, und als sich die Dunkelheit wie ein Vorhang ber Tausende von wartenden Zauberern legte, fiel aller falsche Anschein in sich zusammen: das Ministerium beugte sich dem Unvermeidlichen und wehrte sich nicht mehr gegen die sich offensichtlich in Windeseile ausbreitende Magie. An allen Ecken und Enden des Zeltplatzes apparierten Verkufer mit Krben und Karren voll auergewhnlicherWaren. Es gab leuchtende Rosetten - grn fr Irland, rot fr Bulgarien -, welche in kreischendem Ton die Namen der Spieler ausriefen, grne Spitzhte, die mit tanzenden Kleeblttern geschmckt waren, bulgarische Schals, mit wirklichen brllenden Lwen verziert, Flaggen aus beiden Lndern, die ihre Nationalhymnen spielten, wenn man mit ihnen wedelte; kleine Modelle von Feuerblitzen, die tatschlich flogen, und Sammelfiguren von berhmten Spielern, die einem mit stolzgeschwellter Brust ber die Hand spazierten. Dafr hab ich den ganzen Sommer ber mein Taschengeld gespart, sagte Ron zu Harry gewandt, whrend sie mit Hermine durch die Reihen der Verkufer schlenderten und Andenken kauften. Zwar kaufte sich Ron einen Hut mit tanzenden Kleeblttern und eine groe grne Rosette, doch auch eine kleine Nachbildung von Viktor Krum, dem bulgarischen Sucher. Der Mini-Krum ging auf Rons Hand hin und her und warf finstere Blicke auf die grne Rosette ber ihm. Irre, schau dir die an!, sagte Harry und rannte hinber zu einem Marktkarren, auf dem stapelweise Messingfernglser lagen, die allerdings mit vielerlei merkwrdigen Knpfen und Zifferblttern versehen waren. Omniglser, sagte der Verkaufsmagier beflissen. Man kann das Gesehene wiederholen ... alles verlangsamen ... und sie zeigen dir einen Kurzkommentar zu allen Spielzgen, wenn du ihn brauchst. Schnppchenpreis - zehn Galleonen das Stck. Htt ich nur nicht den Kram hier gekauft, maulte Ron, deutete auf seinen Hut mit dem tanzenden Klee und betrachtete dabei sehnschtig die Omniglser. Drei Stck, sagte Harry entschlossen zu dem Zauberer. Nein - das ist doch nicht ntig, sagte Ron und lief rotan. Er war immer ein wenig empfindlich, wenn es darum ging, dass Harry, der ein kleines Vermgen von seinen Eltern geerbt hatte, viel mehr Geld hatte als er. Dafr kriegst du nichts zu Weihnachten, antwortete Harry und drckte Ron und Hermine je ein Omniglas in die Hnde. Und das zehn Jahre lang. Ist mir recht, sagte Ron grinsend. Oooh, danke, Harry, sagte Hermine. Und ich besorg uns ein paar Programme, seht mal - Mit betrchtlich leichteren Geldbeuteln gingen sie zurck zu den Zelten. Auch Bill, Charlie und Ginny hatten grne Rosetten vorzuzeigen und Mr Weasley trug eine irische Flagge. Fred und George hatten keine Souvenirs, da sie ihr ganzes Geld Bagman gegeben hatten. Dann drang von irgendwo jenseits des Waldes ein tiefer, drhnender Gong zu ihnen herber, und pltzlich flammten auf den Bumen grne und rote Laternen auf und tauchten den Weg zum Spielfeld in ihr Licht. Es ist so weit!, sagte Mr Weasley, genauso begeistert wie alle anderen. Kommt, wir gehen! ~Die Quidditsch-Weltmeisterschaft Ihre neu erworbenen Schtze an sich geklammert folgten sie Mr Weasley den laternenbeschienenen Weg entlang in den Wald. Dem Lrm nach zu schlieen waren Tausende auf den Beinen, sie hrten ihr Lachen und Rufen und gelegentlich wehte Gesang an ihre Ohren. Die fiebrige Erregung war hchst ansteckend; Harry konnte nicht aufhren zu grinsen. Zwanzig Minuten lang gingen sie durch den Wald, laut redend und scherzend, bis sie endlich auf der anderen Seite zwischen den Bumen hervortraten und sich im Schatten eines gigantischen Stadions fanden. Obwohl Harry nur einen kleinen Teil der riesigen goldenen Mauer sah, die das Spielfeld einfasste, war ihm klar, dass ins Innere des Stadions bequem zehn Kathedralen gepasst htten. Hunderttausend Pltze, sagte Mr Weasley, als er Harrys schwer beeindruckte Miene sah. Eine Spezialistengruppe von fnfhundert Ministeriumsleuten hat das ganze Jahr ber daran gearbeitet. Auf jedem Quadratzentimeter ein Muggel-abwehrzauber. Jedes Mal, wenn Muggel im letzten Jahr auch nur hier in die Nhe kamen, fielen ihnen pltzlich dringende Verabredungen ein und sie mussten schleunigst fort ... besser fr sie, setzte er munter hinzu und fhrte sie zum nchstgelegenen Eingang, an dem sich schon ein Schwrm lrmender Zauberer und Hexen versammelt hatte. Erstklassige Pltze!, sagte die Ministeriumshexe am Eingang, als sie ihre Karten kontrollierte. Ehrenloge! Gleich die Treppe rauf, Arthur, bis es nicht mehr hher geht. Die Treppen ins Stadion waren mit Lufern in sattem Purpurrot ausgelegt. Sie stiegen mit den anderen aus dem Schwrm der Wartenden nach oben, die sich jedoch allmhlich mal rechts, mal links in den Tren zu den Tribnen verloren. Mr Weasley und die Seinen gingen weiter, bis sie schlielich das Ende der Treppe erreichten und in eine kleine Loge traten. Sie bildete den hchsten Punkt des Stadions und lag genau in der Mitte zwischen den goldenen Torstangen. Etwa zwanzig rotgoldene Sthle waren hier in zwei Reihen aufgestellt, und Harry, der den Weasleys in die erste Reihe folgte, sah hinunter auf ein Schauspiel, wie er es noch nie erlebt hatte. Hunderttausend Hexen und Zauberer nahmen ihre Pltze auf den Sitzen ein, die sich Reihe um Reihe entlang des ovalen Spielfelds emporrankten. Die Szene war in ein geheimnisvolles goldenes Licht getaucht, das aus dem Stadion selbst zu kommen schien. Von hoch oben, wo sie saen, schien das Feld glatt und weich wie Samt. An den Enden des Feldes standen je drei Pfosten, auf denen in zwanzig Meter Hhe die Torringe angebracht waren; ihnen direkt gegenber, fast auf Harrys Augenhhe, befand sich eine gigantische schwarze Tafel. Goldene Schriftzeichen huschten ber sie hinweg, als wrde die Hand eines unsichtbaren Riesen darber krakeln und die Schrift dann wieder abwischen; Harry sah eine Weile zu und stellte fest, dass die Tafel Werbesprche ber das Stadion blitzen lie. Der Bulle: Ein Besen fr die ganze Familie - sicher, zuverlssig und mit eingebautem Diebstahlschutz-Summer ... Mrs Skowers Magischer Allzweckreiniger: Kein Fleck, kein Schreck! ... Besenknechts Sonntagsstaat - Zaubermode - London, Paris, Hogsmeade ... Harry wandte sich mit Mhe von der Tafel ab, um nachzusehen, wer mit ihnen zusammen in der Loge sa. Noch war niemand da, nur ein winziges Geschpf hockte auf dem zweitletzten Platz am Ende der hinteren Reihe. Das Wesen, mit so kurzen Beinen, dass sie steif aus dem Sitzpolster ragten, trug ein Geschirrtuch wie eine Toga um den Krper geschlungen und hatte das Gesicht in den Hnden verborgen. Doch diese langen, fledermaushnlichen Ohren kamen ihm merkwrdig bekannt vor ... Dobby?, sagte Harry unglubig. Das kleine Wesen sah auf und spreizte die Finger, durch die hindurch Harry riesige braune Augen und eine Nase von genau der Form und der Gre einer Tomate erkennen konnte. Es war nicht Dobby - es war allerdings unverkennbar ein Hauself, wie Harrys Freund Dobby es gewesen war. Harry hatte Dobby aus den Hnden seiner Besitzer, der Familie Malfoy, befreit. Haben Sie mich gerade Dobby genannt, Sir?, piepste der Elf neugierig zwischen den Fingern hindurch. Seine Stimme war noch hher als die Dobbys, ein leises, zittriges Piepsen, und Harry vermutete - auch wenn es bei Hauselfen schwer zu sagen war -, dass er diesmal wohl eine Elfe vor sich hatte. Auch Ron und Hermine drehten sich jetzt neugierig um. Zwar hatten sie von Harry viel ber Dobby gehrt, doch gesehen hatten sie ihn noch nie. Selbst Mr Weasley wandte sich interessiert um. Verzeihung, sagte Harry, ich habe dich eben mit jemand verwechselt, den ich kenne. Aber kennen tu ich Dobby auch, Sir!, piepste die Elfe. Sie hielt die Hnde vors Gesicht, als wrde das Licht sie blenden, obwohl die Ehrenloge nur schwach erleuchtet war. Mein Name ist Winky, Sir - und Sie, Sir - ihre dunkelbraunen Augen verweilten auf Harrys Narbe und weitetensich zur Gre von Platztellern - Sie mssen Harry Potter sein! Ja, der bin ich, sagte Harry. Aber Dobby spricht immer und immer von Ihnen, Sir!, sagte sie und lie von Ehrfurcht ergriffen die Hnde sinken. Wie geht es ihm?, fragte Harry. Wie bekommt ihm die Freiheit? Aaah, Sir, sagte Winky kopfschttelnd, aah, Sir, bei aller Wertschtzung, Sir, aber 's ist nicht sicher, ob Sie Dobby einen Gefallen getan haben, Sir, als Sie ihn befreit haben. Warum?, sagte Harry bestrzt. Was fehlt ihm denn? Die Freiheit steigt Dobby zu Kopf, Sir, sagte Winky traurig. Hat zu hohe Ansprche, Sir. Findet keine Stelle, Sir. Warum nicht?, fragte Harry. Winky senkte die Stimme um eine halbe Oktave und flsterte: Er will fr seine Arbeit bezahlt werden, Sir. Bezahlt?, sagte Harry verdutzt. Warum - warum sollte er nicht bezahlt werden? Winky schien diese Vorstellung geradezu Entsetzen einzujagen, und ihre Finger schlssen sich wieder, so dass ihr Gesicht nun halb verborgen war. Hauselfen werden nicht bezahlt, Sir!, sagte sie mit ersticktem Piepsen. Nein, nein, nein. Ich sag zu Dobby, sag ich, such dir 'ne nette Familie und bleib dort, Dobby. Will jetzt auf einmal das se Leben genieen, Sir, und das bekommt einem Hauselfen nicht gut. Du treibst dich berall rum, Dobby, sag ich, und am Ende wirst du noch ins Amt zur Fhrung und Aufsicht Magischer Geschpfe zitiert, wie ein dahergelaufener Kobold. Nun, es wird allmhlich Zeit, dass er ein wenig Spa hat, sagte Harry. Hauselfen sollten keinen Spa haben, Harry Potter,stie Winky energisch hinter der Hand hervor. Hauselfen tun, was man ihnen befiehlt. So weit oben mag ich gar nicht sitzen, Harry Potter -, sie warf einen Blick zur Brstung der Loge und wrgte, - aber mein Meister schickt mich zur Ehrenloge, und ich gehe, Sir. Warum hat er dich hier hochgeschickt, wenn er wei, dass dir die Hhe nicht bekommt?, sagte Harry stirnrunzelnd. Meister - Meister will, dass ich ihm einen Platz besetze, Harry Potter, er hat so viel zu tun, sagte Winky und nickte zu dem freien Platz neben sich. Winky wrde am liebsten wieder im Zelt vom Meister sein, Harry Potter, aber Winky tut, was man ihr befiehlt, Winky ist eine gute Hauselfe. Sie warf einen weiteren furchtsamen Blick zur Brstung und verbarg dann erneut ihre Augen. Harry wandte sich den anderen zu. Das ist also eine Hauselfe?, murmelte Ron. Komische Kreaturen, oder? Dobby war noch komischer, sagte Harry trocken. Ron zog sein Omniglas hervor und sphte hinunter in die Menge auf der anderen Seite des Stadions. Abgefahren!, rief er und drehte am Wiederholungsknopf. Ich kann diesen Opa da unten noch einmal in der Nase bohren lassen ... und noch einmal ... und noch einmal ... Hermine bltterte unterdessen eifrig durch ihr samtgebundenes, mit Troddeln geschmcktes Programmheft. >Vor dem Spiel zeigen die Mannschaftsmaskottchen ihr Knnen<, las sie laut. Das lohnt sich immer, sagte Mr Weasley. Die Nationalmannschaften bringen nmlich Geschpfe aus ihren Lndern mit, die vor dem Spiel eine kleine Show einlegen. Im Lauf der nchsten halben Stunde fllte sich die Logeallmhlich. Mr Weasley war stndig damit beschftigt, offenbar sehr wichtigen Zauberern die Hand zu schtteln. Auch Percy sprang jedes Mal auf, so dass es schien, als versuchte er, sich auf einen Igel zu setzen. Als Cornelius Fudge, der Zaubereiminister persnlich, hereintrat, verbeugte sich Percy so tief, dass seine Brille zu Boden fiel und zerbrach. Hchst verlegen reparierte er sie mit dem Zauberstab; danach blieb er sitzen und warf Harry, den Cornelius Fudge wie einen alten Freund begrte, neidische Blicke zu. Die beiden kannten sich, und Fudge schttelte Harry vterlich die Hand, fragte, wie es ihm gehe, und stellte ihm die Zauberer in seiner Begleitung vor. Harry Potter, wissen Sie, verkndete er lauthals dem bulgarischen Minister, der einen prchtigen goldbestickten Umhang aus schwarzem Samt trug und kein Wort Englisch zu verstehen schien. Harry Potter ... Oh, nun aber, Sie wissen doch, wer er ist ... der Junge, der Du-weit-schon-wen berlebte ... gewiss kennen Sie ihn - Pltzlich bemerkte der bulgarische Zauberer Harrys Narbe und deutete unter lautem Geschnatter mit dem Finger auf sie. Wusste doch, wir schaffen es, sagte Fudge entnervt zu Harry gewandt. Ich bin kein groes Sprachgenie, fr so etwas brauch ich Barty Crouch. Aah, seine Hauselfe besetzt ihm einen Platz ... war auch ntig, diese bulgarischen Mistkerle haben versucht, sich die besten Pltze allesamt unter den Nagel zu reien ... ah, und hier kommt Lucius! Harry, Ron und Hermine wirbelten herum. Zu den drei noch freien Pltzen in der zweiten Reihe direkt hinter Mr Weasley drngten sich die alten Besitzer von Dobby, dem Hauselfen - Lucius Malfoy, sein Sohn Draco und eine Frau, die, wie Harry vermutete, Dracos Mutter sein musste. Harry und Draco Malfoy waren seit ihrer ersten Reisenach Hogwarts verfeindet. Draco, ein blasser Junge mit spitzem Gesicht und weiblondem Haar, hatte groe hnlichkeit mit seinem Vater. Auch seine Mutter war blond; gro und schlank wie sie war, wre sie hbsch gewesen, wenn sie nicht ein Gesicht gemacht htte, als htte sie einen blen Geruch in der Nase. Ah, Fudge, sagte Mr Malfoy und streckte dem Zaubereiminister die Hand entgegen. Wie geht's? Ich glaube, meine Frau Narzissa kennen Sie noch nicht? Und unseren Sohn, Draco? Angenehm, angenehm, sagte Fudge lchelnd und verbeugte sich vor Mrs Malfoy. Darf ich Ihnen Mr Oblansk vorstellen - Obalonsk - Mr - nun ja, er ist der bulgarische Zaubereiminister, und er versteht ohnehin kein Wort von dem, was ich sage, also egal. Und mal sehen, wer noch - Sie kennen Arthur Weasley, nehme ich an? Einen Moment lang herrschte uerste Spannung. Mr Weasley und Malfoy musterten sich gegenseitig, und Harry stand noch lebhaft vor Augen, was passiert war, als sie sich das letzte Mal begegnet waren; es war in der Buchhandlung Flourish & Blotts gewesen, und die beiden hatten sich am Ende geprgelt. Mr Malfoys kalte graue Augen schweiften ber Mr Weasley und dann die Sitzreihe entlang. Meine Gte, Arthur, sagte er leise. Was mussten Sie denn verkaufen, um Pltze in der Ehrenloge zu bekommen? Ihr Haus htte sicher nicht genug gebracht? Fudge, der nicht zugehrt hatte, sagte: Lucius hat soeben eine sehr grozgige Spende fr das St. -Mungo-Hospital fr Magische Krankheiten und Verletzungen gegeben, Arthur. Er ist mein Gast heute. Wie - wie schn, sagte Mr Weasley mit angespanntem Lcheln. Mr Malfoys Augen waren zu Hermine zurckgekehrt, dieleicht rosa anlief, doch seinem Blick entschlossen standhielt. Harry wusste genau, warum Mr Malfoy die Lippen schrzte. Die Malfoys brsteten sich damit, Reinblter zu sein; das hie, sie hielten jeden, der von Muggeln abstammte, wie zum Beispiel Hermine, fr zweitklassig. Unter den Augen des Zaubereiministers jedoch wagte Mr Malfoy es nicht, etwas zu sagen. Er nickte Mr Weasley herablassend zu und ging weiter die Reihe entlang zu seinem Platz. Draco warf Harry, Ron und Hermine einen verchtlichen Blick zu und lie sich zwischen Mutter und Vater nieder. Schleimiges Pack, murmelte Ron, und die drei Freunde wandten sich wieder dem Spielfeld zu. In diesem Augenblick platzte Ludo Bagman in die Loge. Alle bereit?, rief er, und sein rundes Gesicht strahlte wie ein groer, erhitzter Edamer. Minister - sind Sie bereit? Von mir aus knnen Sie loslegen, sagte Fudge gut gelaunt. Ludo zckte seinen Zauberstab, richtete ihn gegen die eigene Kehle und sagte: Sonorus! Dann erhob er die Stimme ber die Wolke aus Lrm, die das ausverkaufte Stadion erfllte; seine Stimme hallte ber dem Publikum wider und drhnte in jede Ritze der Tribnen: Meine Damen und Herren ... willkommen! Willkommen zum Endspiel der vierhundertundzweiundzwanzigsten Quidditch-Weltmeis-terschaft! Die Zuschauer kreischten und klatschten. Tausende von Flaggen wehten, und die vielstimmig und falsch gesungenen Nationalhymnen steigerten den Trubel noch. Auf der riesigen Tafel gegenber wurde der letzte Werbespruch gelscht (Bertie Botts' Bohnen aller Geschmacksrichtungen - Russisch Roulette fr Ihre Zunge!), und nun erschien in flammender Schrift: BULGARIEN: NULL, IRLAND: NULL. Und jetzt mchte ich Ihnen ohne weiteres Brimboriumunsere Gste vorstellen ... die bulgarischen Mannschaftsmaskottchen! Die rechte Kurve des Stadions, ein einziger scharlachroter Block, gab drhnend und juchzend seine Freude kund. Was die wohl mitgebracht haben?, sagte Mr Weasley und beugte sich ber die Brstung. Aaah! Auf einmal riss er sich die Brille von der Nase und putzte sie eilends an seinem Pullunder. Veela! Was sind Veel-? Hundert Veela glitten nun hinaus ber das Spielfeld und beantworteten Harrys Frage. Veela waren Frauen ... die schnsten Frauen, die Harry je gesehen hatte ... nur dass sie nicht - das war unmglich ... wirkliche Menschen sein konnten. Harry versuchte einen Moment lang mit wirrem Kopf zu entrtseln, was sie denn sonst sein konnten; was konnte ihre Haut so mondhell schimmern lassen, was konnte ihr weigoldenes Haar so wehen lassen, wo es doch windstill war ... doch dann setzte die Musik ein und Harry war es gleich, ob sie menschlich waren oder nicht - in Wahrheit war ihm nun alles egal. Die Veela hatten zu tanzen begonnen, und in Harrys Kopf, von allem Strenden leer gefegt, herrschte die reine Seligkeit. Das einzig Wichtige auf der Welt war, dass er unverwandt die Veela betrachtete, denn wenn sie aufhrten zu tanzen, wrden schreckliche Dinge geschehen ... Und whrend die Veela immer schneller tanzten, begannen wilde, unausgegorene Gedanken durch Harrys benommenen Kopf zu jagen. Er wollte etwas sehr Beeindruckendes tun, und zwar auf der Stelle. Von der Loge aus ins Stadion springen schien ihm eine gute Idee ... doch wrde es gengen? Harry, was zum Teufel tust du da?, hrte er Hermines Stimme von ganz, ganz fern. Die Musik verstummte. Harry blinzelte. Er stand aufrecht, mit einem Bein auf der Brstung der Loge. Neben ihm war Ron in einer Haltung erstarrt, als ob er gleich von einem Sprungbrett hpfen wollte. Wtende Rufe erfllten das Stadion. Und Harry fand das richtig; natrlich war er fr Bulgarien, und er fragte sich verschwommen, warum eine groe grne Rosette an seine Brust gepinnt war. Ron unterdessen zerpfriemelte geistesabwesend die Kleebltter auf seinem Hut. Mr Weasley beugte sich mit einem milden Lcheln zu Ron hinber und zog ihm den Hut aus den Hnden. Den brauchst du sicher noch, sagte er, sobald Irland seinen Auftritt hat. Huh?, sagte Ron und starrte mit offenem Mund die Veela an, die sich nun an einer Seite des Spielfelds aufgestellt hatten. Hermine lie ein lautes Tss, tss hren. Sie hob den Arm und zog Harry zurck auf seinen Platz. Also wirklich!, sagte sie. Und nun, drhnte Ludo Bagmans Stimme erneut, heben Sie bitte alle Ihre Zauberstbe in die Luft ... fr die Maskottchen der irischen Nationalmannschaft! In diesem Augenblick schien ein groer grngoldener Komet ins Stadion zu rauschen. Er drehte eine Runde und teilte sich dann in zwei kleinere Kometen, die jeweils auf eine Torseite des Spielfelds zusausten. Ein Regenbogen spannte sich pltzlich ber das Spielfeld und verband die beiden Lichtkugeln. Die Menge rief Oooh und Aaah, wie bei einem Feuerwerk. Nun verblasste der Regenbogen, die Lichtkugeln flogen aufeinander zu, verschmolzen und bildeten ein groes schimmerndes Kleeblatt, das in den Himmel stieg und ber die Tribnen hinwegschwirrte. Eine Art goldener Regen schien sich daraus zu ergieen - Klasse!, rief Ron, als das Kleeblatt ber ihre Kpfe rauschte und schwere Goldmnzen auf sie herunterregnen lie, die ber Kpfe und Sitze kullerten. Harry sphte in die Hhe und erkannte, dass das Kleeblatt in Wahrheit aus Tausenden kleiner Mnnchen mit roten Schrzen bestand, von denen jedes eine winzige grn und rot leuchtende Laterne hielt. Leprechans - irische Kobolde!, rief Mr Weasley durch den tosenden Beifall der Menge, in der viele noch immer hektisch unter ihren Sitzen und in den Gngen nach den Goldmnzen stberten. Bitte sehr, rief Ron glcklich und drckte Harry eine Faust voll Goldmnzen in die Hand. Fr das Omniglas! Jetzt musst du mir doch ein Weihnachtsgeschenk kaufen, Harry! Das groe Kleeblatt lste sich auf, die Leprechans schwebten hinunter auf das Feld und lieen sich mit gekreuzten Beinen gegenber den Veela nieder, um sich das Spiel anzusehen. Und jetzt, meine Damen und Herren, ein herzliches Willkommen fr - die bulgarische Quidditch-National-mannschaft! Ich sage nur - Dimitrow! Eine in Scharlachrot gekleidete Gestalt auf einem Besen, die so schnell flog, dass sie nur verschwommen zu sehen war, schoss aus einer Luke weit unten hinaus aufs Spielfeld, und wilder Applaus der bulgarischen Anhnger brandete auf. Iwanowa! Eine scharlachrot gewandete Spielerin sauste ins Stadion. Zograf! Lewski! Vulkanow! Volkow! Uuuuuund - Krum! Das ist er, das ist er!, rief Ron und folgte Krum mit seinem Omniglas; rasch stellte Harry sein eigenes Glas scharf. Viktor Krum war schlank, dunkelhaarig und fahlgesichtig, hatte eine lange krumme Nase und dichte schwarze Augenbrauen. Er sah aus wie ein bergroer Raubvogel. Es war kaum zu glauben, dass er erst achtzehn war. Undjetzt, begren Sie bitte herzlich - die irische Quid-ditch-Nationalmannschaft!, rief Bagman. Ich stelle vor -Connolly! Ryan! Troy! Mullet! Moran! Quigley! Uuuuund -Lynch! Sieben nur verschwommen wahrzunehmende grne Gestalten rasten auf das Spielfeld; Harry drehte einen kleinen Knopf an dem Omniglas und verlangsamte, was sich vor ihm abspielte, so dass er das Wort Feuerblitz auf dem Besen jedes Spielers erkennen konnte, die ihre Namenszge in Silber auf den Rcken gestickt trugen. Und hier, aus dem fernen gypten, unser Schiedsrichter, der hoch angesehene Vorstandszauberer des Internationalen Quidditchverbandes, Hassan Mostafa! Ein kleiner, hagerer Zauberer, vollkommen kahlkpfig, doch mit einem Schnurrbart, der dem Onkel Vernons Konkurrenz gemacht htte, in einem nichts als goldenen, zum Stadion passenden Umhang, schritt aufs Spielfeld hinaus. Eine silberne Pfeife ragte unter seinem Schnurrbart hervor und er trug eine groe Holzkiste unter dem einen, seinen Besen unter dem anderen Arm. Harry drehte den Geschwindigkeitsknopf an seinem Glas zurck auf normal und sah gespannt zu, wie Mostafa seinen Besen bestieg und die Kiste mit dem Fu aufklappte - vier Blle schssen in die Luft: der scharlachrote Quaffel, die beiden schwarzen Klatscher und (Harry sah ihn nur einen kurzen Moment lang, denn er verschwand rasend schnell) den winzigen, geflgelten Goldenen Schnatz. Mit einem gellenden Pfiff rauschte Mostafa den Bllen nach in die Hhe. Looooooos geht's!, schrie Bagman. Mullet am Ball!Troy! Moran! Dimitrow! Wieder Mullet! Troy! Lewski! Moran! Es war ein Quidditch-Spiel, wie Harry es noch nie gesehen hatte. Er drckte das Omniglas so fest an die Augen, dass die Fassung in seine Nasenwurzel schnitt. Die Spieler waren unglaublich schnell - die Jger warfen sich den Quaffel so rasch zu, dass Bagman nur Zeit blieb, ihre Namen zu nennen. Harry stellte den Knopf an der rechten Seite des Om-niglases auf langsam und sah sofort alles in Zeitlupe. Purpurn glitzernde Buchstaben glitten nun ber die Linsen, whrend das Toben der Menge gegen seine Trommelfelle pochte. Falkenkopf-Angriff, las er, whrend die drei irischen Jger dicht nebeneinander dahinschwebten. Troy in der Mitte, ein wenig vor Mullet und Moran, im Angriff auf die Bulgaren. Porskoff-Tuschung flammte als Nchstes auf, als Troy so tat, als wolle er mit dem Quaffel in die Hhe schieen und damit die bulgarische Jgerin Iwanowa ablenken, dann jedoch den Quaffel auf Moran fallen lie. Einer der bulgarischen Treiber, Volkow, hieb knallhart mit seinem kleinen Stock gegen einen vorbeifliegenden Klatscher und trieb ihn auf Morans Flugbahn. Moran duckte sich, um dem Klatscher auszuweichen, und lie den Quaffel fallen; Lewski, der unter ihr herflog, fing ihn auf - Troy trifft!, donnerte Bagman, und das Stadion erzitterte unter dem rasenden Applaus und den Jubelschreien. Zehn zu null fr Irland! Was?, rief Harry und sah mit seinem Omniglas verwirrt umher. Aber Lewski hat doch den Quaffel! Harry, wenn du nicht in normaler Geschwindigkeit zuschaust, kriegst du nichts mit!, rief Hermine, die mit schlackernden Armen umhertanzte, whrend Troy eine Ehrenrunde um das Stadion drehte. Rasch blickte Harry ber denRand seines Omniglases und sah, dass die Leprechans, die am Spielfeldrand gesessen hatten, alle aufgesprungen waren und jetzt erneut das groe, glitzernde Kleeblatt bildeten. Von der anderen Seite des Feldes her sahen ihnen die Veela schmollend zu. Schon wurde weitergespielt, und Harry, der sich ber sich selbst rgerte, drehte den Geschwindigkeitsknopf auf normal zurck. Harry wusste genug ber Quidditch, um zu erkennen, dass die irischen Jger erste Sahne waren. Das Team fgte sich nahtlos zusammen und angesichts ihres Stellungsspiels konnte man meinen, sie knnten gegenseitig ihre Gedanken lesen; die Rosette auf Harrys Brust piepste stndig ihre Namen: Troy - Mullet - Moran! Innerhalb von zehn Minuten traf Irland noch zweimal und baute seine Fhrung auf dreiig zu null aus, was bei den grn gekleideten Fans eine wahre Springflut aus Jubelschreien und Hndeklatschen auslste. Das Spiel wurde noch schneller, doch auch hrter. Volkow und Vulkanow, die bulgarischen Treiber, schmetterten die Klatscher mit aller Kraft gegen die irischen Jger und waren schon im Begriff, deren beste Zge zu vereiteln; zweimal waren sie gezwungen, sich zu zerstreuen, und dann gelang es Iwanowa schlielich, die irischen Reihen zu durchbrechen, dem Hter Ryan auszuweichen und das erste Tor fr Bulgarien zu schieen. Finger in die Ohren!, bellte Mr Weasley, als die Veela ihren Freudentanz begannen. Harry drckte auch noch die Augen zu; er wollte einen klaren Kopf fr das Spiel behalten. Nach ein paar Sekunden wagte er einen Blick auf das Spielfeld. Die Veela hatten aufgehrt zu tanzen und Bulgarien war wieder im Besitz des Quaffels. Dimitrow! Lewski! Dimitrow! Iwanowa - oho, kann ich da nur sagen!, donnerte Bagman. Hunderttausend Zauberer und Hexen sthnten auf, als die beiden Sucher Krum und Lynch von oben mitten durch die Reihe der Jger strzten, so schnell, dass es aussah, als wren sie ohne Fallschirme aus dem Flugzeug gesprungen. Harry folgte ihrem Sturzflug mit seinem Omniglas und versuchte den Schnatz zu ersphen - Die knallen noch auf die Erde!, kreischte Hermine neben Harry. Sie hatte beinahe Recht - in der allerletzten Sekunde zog sich Viktor Krum aus dem Sturzflug und schwirrte spiralfrmig in die Hhe. Lynch jedoch krachte mit einem dumpfen Aufschlag, der im ganzen Stadion zu hren war, auf das Feld. Ein markerschtterndes Sthnen stieg aus den irischen Reihen auf. Idiot!, chzte Mr Weasley. Krum hat geblufft! Auszeit!, rief Bagman. Die Medimagier laufen aufs Spielfeld, um Aidan Lynch zu verarzten! Er ist schon okay, ist nur reingerasselt!, sagte Charlie beruhigend zu Ginny, die mit schreckensstarrem Blick ber der Brstung hing. Genau das, was Krum wollte, natrlich ... Hastig drckte Harry die Wiederholungs- und die Kommentar-Taste an seinem Omniglas, drehte am Geschwindigkeitsknopf und hielt sich das Glas wieder vor die Augen. Er sah noch einmal in Zeitlupe Krum und Lynch im Sturzflug. Wronski-Bluff - gefhrliche Falle fr den Sucher, sagte die leuchtende Purpurschrift auf der Linse. Er sah Krums in hchster Konzentration verzerrtes Gesicht, als er sich im letzten Moment aus dem Sturzflug herauszog, whrend Lynch die Platte machte, und er begriff - Krum hatte den Schnatz berhaupt nicht gesehen, er wollte nur, dass Lynch ihm auf den Leim ging. So hatte Harry noch nie jemanden fliegen sehen; fast schien es, als benutzte Krumgar keinen Besen; er bewegte sich so behnde durch die Luft, als ob er nichts zum Fliegen brauchte und schwerelos wre. Harry stellte sein Omniglas wieder auf normal und die Schrfe auf Krum ein. Hoch ber Lynch, den die Medimagier gerade mit einem Becher Zaubertrank aufpppelten, drehte er seine Kreise. Harry beobachtete Krums Gesicht noch genauer und konnte sehen, wie seine dunklen Augen ber den Boden in dreiig Meter Tiefe huschten. Er nutzte die Zeit, bis Lynch wieder auf dem Besen war, um in aller Ruhe nach dem Schnatz zu suchen. Endlich kam Lynch unter lauten Jubelschreien der grn gekleideten Anhnger wieder auf die Beine, bestieg seinen Feuerblitz und stie sich vom Boden ab. Seine Auferstehung schien Irland frischen Mut zu geben. Als Mostafa seine Pfeife trillern lie, legten die Jger los, mit einer Gewandtheit, die alles in den Schatten stellte, was Harry je gesehen hatte. Nach fnfzehn Minuten schnellen und furiosen Spiels war Irland mit zehn weiteren Toren davongezogen. Die Iren fhrten jetzt mit hundertdreiig zu zehn Punkten und das Spiel wurde allmhlich hrter. Als Mullet wieder einmal in Richtung Tor schoss, den Quaffel fest unter den Arm geklemmt, flog der bulgarische Hter Zograf hinaus, um sie abzublocken. Was immer auch geschah, es war so rasch vorbei, dass Harry nichts mitbekam, doch ein Wutschrei von den irischen Zuschauern und Mos-tafas langer, schriller Pfiff machten ihm klar, dass ein Foul passiert war. Und Mostafa knpft sich den bulgarischen Hter vor wegen Schrammens - bermiger Einsatz der Ellbogen!, teilte Bagman dem aufgeheizten Publikum mit. Und ja - es gibt einen Freiwurffr Irland! Die Leprechans, die wie ein Schwrm glitzernder Hornis-sen wtend in die Luft gestiegen waren, als Mullet gefoult wurde, flitzten zusammen und bildeten die Wrter: HA HA HA! Die Veela auf der anderen Seite des Feldes sprangen hoch, warfen zornig das Haar in den Nacken und begannen wieder zu tanzen. Wie auf Zuruf steckten sich die Weasley-Jungen und Harry sofort die Finger in die Ohren, doch Hermine, der die Veela schnuppe waren, zupfte einen Augenblick spter an Harrys rmel. Er wandte sich um und sie zog ihm ungeduldig die Finger aus den Ohren. Sieh dir mal den Schiedsrichter an!, sagte sie kichernd. Harry sah hinunter aufs Feld. Hassan Mostafa war direkt vor den tanzenden Veela gelandet und gebrdete sich tatschlich sehr merkwrdig. Erregt lie er seine Muskeln spielen und strich sich ber den Schnurrbart. Nun aber, so geht das nicht!, sagte Ludo Bagman, klang dabei jedoch hchst belustigt. Jemand muss den Schiedsrichter ohrfeigen, bitte! Ein Medimagier, der selbst die Finger in den Ohren hatte, kam ber das Feld gerannt und kickte Mostafa scharf gegen das Schienbein. Mostafa schien wieder zu sich zu kommen; Harry, das Omniglas auf der Nase, erkannte, dass er uerst verlegen dreinsah und die Veela anschrie, die aufgehrt hatten zu tanzen und rebellisch gestikulierten. Und wenn ich mich nicht sehr irre, versucht Mostafa tatschlich, die bulgarischen Mannschaftsmaskottchen vom Platz zu schicken!, ertnte Bagmans Stimme. Nun, so etwas haben wir noch nie gesehen ... oh, das knnte ganz bse enden ... In der Tat: die bulgarischen Treiber Volkow und Vulka-now landeten zu beiden Seiten Mostafas und begannen erzrnt mit ihm zu streiten; sie gestikulierten in Richtung der Leprechans, die inzwischen die Wrter HEE HEE HEEbildeten. Mostafa jedoch lie sich von den Argumenten der Bulgaren nicht beeindrucken; er stie mit dem Finger in die Luft, eine deutliche Anweisung fr die Bulgaren, sich wieder davonzumachen, und als sie sich weigerten, lie er zwei kurze gellende Pfiffe ertnen. Zwei Freiwrfe fr Irland!, rief Bagman, und die bulgarischen Zuschauer heulten vor Wut. Und Volkow und Vul-kanow sollten jetzt lieber wieder ihre Besen besteigen ... ja ... da fliegen sie wieder ... und Troy holt den Quaffel ... Im Stadion brodelte es jetzt und die Spieler kmpften so erbittert, wie sie es noch nie erlebt hatten. Die Treiber auf beiden Seiten lieen keine Gnade walten: vor allem Volkow und Vulkanow schwangen so heftig ihre Stcke, als wre es ihnen gleich, ob Mensch oder Klatscher getroffen wurde. Dimitrow schoss direkt auf Moran zu, die den Quaffel hatte, und schlug sie fast von ihrem Besen. Foul!, rhrten die irischen Fans mit einer Stimme und erhoben sich zu einer riesigen grnen Welle. Foul!, echote Ludo Bagmans magisch kraftvoll verstrkte Stimme. Dimitrow hutet Moran - stt absichtlich mit ihr zusammen - und das gibt einen weiteren Freiwurf - ja, da kommt der Pfiff! Die Leprechans waren erneut in die Hhe geschossen und diesmal bildeten sie eine riesige Hand, die eine sehr wste Geste zu den Veela hin machte. Bei diesem Anblick verloren die Veela die Beherrschung. Sie strzten ber das Feld und bewarfen die Leprechans mit, wie es schien, Hnden voll Feuer. Harry, der das ganze Geschehen durch sein Omniglas beobachtete, stellte fest, dass die Veela nun berhaupt nicht mehr schn aussahen. Im Gegenteil, ihre Gesichter waren in die Lnge gezogen zu scharfen Vogelkpfen mit grausamen Schnbeln, und nun brachen auch noch lange, schuppige Flgel aus ihren Schultern hervor. Und deshalb, Jungs, rief Mr Weasley durch den aufbrausenden Lrm der Menge, solltet ihr nie allein nach Schnheit gehen! Ministeriumszauberer strmten nun auf das Feld, um die Veela und die Leprechans zu trennen, doch mit wenig Erfolg; unterdessen war die offene Schlacht auf dem Feld nichts gegen das, was in der Luft vor sich ging. Harry, das Omniglas an die Augen gepresst, konnte dem Geschehen kaum folgen, denn der Quaffel wechselte den Besitzer mit der Geschwindigkeit einer Gewehrkugel - Lewski - Dimitrow - Moran - Troy - Mullet - Iwa-nowa - wieder Moran - Moran - Moran macht ihn rein! Doch der Jubel der irischen Fans ging fast unter in den Schreien der Veela, den Explosionen aus den Zauberstben der Ministeriumsmagier und den wtenden Rufen der Bulgaren. Das Spiel ging sofort weiter; Lewski hatte jetzt den Quaffel, dann Dimitrow - Der irische Treiber Quigley hieb mit aller Kraft gegen einen vorbeifliegenden Klatscher, und Kram, der sich nicht rechtzeitig geduckt hatte, wurde mit voller Wucht ins Gesicht getroffen. Ein ohrenbetubendes Sthnen stieg von der Menge unten herauf; Krums Nase schien platt, berall war Blut, doch Hassan Mostafa pfiff nicht. Er war gerade abgelenkt, und Harry konnte ihm deshalb keinen Vorwurf machen; eine Veela hatte ihm einen Feuerball entgegengeschleudert und seinen Besenschweif in Flammen gesetzt. Jemand muss doch sehen, dass Krum verletzt ist, dachte Harry; eigentlich war er fr Irland, doch Krum war der aufregendste Spieler auf dem Feld. Ron ging es offenbar genauso. Auszeit! Nun macht schon, er kann doch nicht spielen, so wie er aussieht - Schau dir Lynch an!, rief Harry. Der irische Sucher war pltzlich in den Sturzflug gegangen, und Harry war sich ziemlich sicher, dass dies kein Wronski-Bluff war, hier ging es um den Sieg ... Er hat den Schnatz gesehen!, rief Harry. Er hat ihn gesehen! Sieh mal, wie er loslegt! Die Hlfte des Publikums schien erkannt zu haben, was geschah; die irischen Anhnger erhoben sich in einer einzigen groen grnen Woge und feuerten ihren Sucher an ... doch Krum war ihm auf den Fersen. Wie er sehen konnte, wo er hinflog, war Harry schleierhaft; hinter ihm spritzte Blut durch die Luft, doch jetzt holte er Lynch ein, und wieder strzten sich die beiden in die Tiefe - Die krachen noch aufs Feld!, kreischte Hermine. Tun sie nicht!, polterte Ron. Lynch schon!, rief Harry. Und er hatte Recht - zum zweiten Mal schlug Lynch mit enormer Wucht auf die Erde und sofort trampelte eine Meute wtender Veela ber ihn hinweg. Der Schnatz, wo ist der Schnatz?, brllte ein paar Pltze weiter Charlie. Er hat ihn - Krum hat ihn - das Spiel ist aus!, rief Harry. Krum, dessen roter Umhang vor Blut glnzte, stieg elegant in die Hhe, mit ausgestreckter Faust, in der es golden schimmerte. Die Anzeigetafel lie BULGARIEN: EINHUNDERT-SECHZIG; IRLAND: EINHUNDERTSIEBZIG in die Menge leuchten, die offenbar noch nicht begriffen hatte, was geschehen war. Dann, ganz allmhlich, als wrde ein Jumbojet zum Start anlaufen, begannen die irischen Fans immer lauter zu poltern und die Spannung lste sich in Freudenschreien auf. Irland gewinnt!, rief Bagman, der offenbar wie die Irenvom pltzlichen Ende des Spiels berrascht worden war. Krum holt den Schnatz - aber Irland gewinnt - mein Gott, ich glaube, keiner von uns htte das erwartet! Warum zum Teufel hat er den Schnatz gefangen?, brllte Ron, der vor Freude in die Luft sprang und mit den Hnden ber dem Kopf Beifall klatschte. Dieser Idiot hat das Spiel beendet, als Irland hundertsechzig Punkte Vorsprung hatte! Er wusste, dass sie nie aufholen wrden, rief ihm Harry, ebenfalls laut klatschend, durch den Lrm hindurch zu. Die irischen Jger waren einfach zu gut ... er wollte das Spiel beenden, wie es ihm passte, das ist alles ... Er war sehr tapfer, nicht wahr?, sagte Hermine und beugte sich ber die Brstung, um Krum landen zu sehen. Ein Schwrm von Medimagiern blies die immer noch ineinander verbissenen Leprechans und Veela beiseite und bahnte sich einen Weg zu Krum. Er sieht frchterlich zermatscht aus ... Harry hob erneut das Omniglas an die Augen. Es war schwer auszumachen, was dort unten geschah, weil die Leprechans ganz verrckt ber das ganze Spielfeld sausten, doch eben noch konnte er Krum zwischen den Medimagiern erkennen. Verdrielicher denn je wollte er es partout nicht zulassen, dass sie ihn flickten. Seine Mannschaftskameraden standen kopfschttelnd und niedergeschlagen um ihn herum; nicht weit davon entfernt tanzten die irischen Spieler schadenfroh unter einem Regen aus Gold, den ihre Maskottchen niedergehen lieen. Flaggen wehten im ganzen Stadion, aus allen Himmelsrichtungen dudelte die irische Nationalhymne; die Veela schrumpften jetzt wieder zu ihrer blichen, schnen Gestalt, doch sahen sie nun bedrckt und elend aus. Jaha, wir habe mutige gekmpft, sagte eine traurigeStimme hinter Harry. Er drehte sich um; es war der bulgarische Zaubereiminister. Sie sprechen ja Englisch!, sagte Fudge emprt. Und ich hab den ganzen Tag lang den Kasper fr Sie gemacht! Jaha, es wre jedefalls serr lustik, sagte der bulgarische Minister achselzuckend. Und whrend die irischen Spieler, begleitet von ihren Maskottchen, eine Ehrenrunde drehen, wird der Quidditch-Weltmeisterschaftspokal in die Ehrenloge gebracht, donnerte Bagman. Harry wurde jh von einem gleiend weien Licht geblendet; die Ehrenloge lag in magischer Helle da, so dass unten auf den Tribnen alle sehen konnten, was geschah. Er blinzelte zum Eingang hin und sah zwei keuchende Zauberer einen riesigen goldenen Pokal in die Loge tragen und ihn Cornelius Fudge aushndigen. Fudge schien immer noch sauer, weil er den ganzen Tag sinnloserweise die Zeichensprache verwendet hatte. Bitte einen ganz herzlichen Beifall fr die edlen Verlierer - Bulgarien!, rief Bagman. Und die Treppe hoch in die Loge kamen die sieben geschlagenen bulgarischen Spieler. Die Menge klatschte anerkennend Beifall; Harry sah Tausende von Omniglsern zur Loge herberblitzen und -blinken. Einer nach dem anderen gingen die Bulgaren durch die Sitzreihen, und Bagman rief laut den Namen eines jeden Spielers, whrend sie ihrem Minister und dann Fudge die Hand schttelten. Krum, der Letzte in der Schlange, sah vllig geplttet aus. Zwei Veilchen blhten prchtig auf seinem blutunterlaufenen Gesicht. Immer noch hielt er den Schnatz in der Hand. Harry fiel auf, dass er sich auf festem Grund weit unsicherer bewegte als in der Luft. Er watschelte ein wenig und lie unverkennbar die Schultern hngen. Dochals Krums Name ausgerufen wurde, schenkte ihm das ganze Stadion ein tosendes, ohrenzerfetzendes Brllen. Und dann kam das irische Team. Moran und Connolly sttzten Aidan Lynch; seit dem zweiten Sturz schien er ein wenig weggetreten und die Augen sahen merkwrdigerweise in verschiedene Richtungen. Doch grinste er glcklich, als Troy und Quigley den Pokal in die Hhe hoben und die Menge unten donnernd ihre Anerkennung kundtat. Harrys Hnde waren vom vielen Klatschen schon taub. Endlich, als das irische Team die Loge verlassen hatte und eine weitere Besenrunde durch das Stadion drehte (Aidan Lynch machte den Sozius bei Connolly, die Arme fest um dessen Bauch geschlungen und immer noch leicht verwirrt grinsend) - nun endlich richtete Bagman den Zauberstab auf seine Kehle und murmelte: Quietus. Darber wird man noch in vielen Jahren reden, sagte er heiser, eine wirklich unerwartete Wendung war das ... schade, dass es nicht lnger gedauert hat ... ah ja ... ja, ich schulde euch ... wie viel? Fred und George waren soeben ber die Rckenlehnen ihrer Sitze gestolpert und standen nun breit grinsend und mit ausgestreckten Hnden vor Ludo Bagman. ~Das Dunkle Mal Sagt blo kein Wort zu eurer Mutter, dass ihr euer ganzes Geld verwettet habt, schrfte Mr Weasley Fred und George ein, whrend sie langsam die mit purpurrot bespannte Treppe hinabstiegen. Mach dir keine Sorgen, Dad, sagte Fred mit hinterlistigem Grinsen, wir haben mit dem Geld was Groes vor und wollen nicht, dass es beschlagnahmt wird. Mr Weasley schien einen Augenblick lang nach diesen groen Plnen fragen zu wollen, nach kurzer berlegung jedoch zu beschlieen, es lieber nicht so genau wissen zuwollen. Bald schwammen sie mit in den Scharen von Hexen und Zauberern, die aus dem Stadion hinausquollen, zurck zu den Zeltpltzen. Sie gingen den laternenbeschienenen Weg entlang, den sie gekommen waren; mit der nchtlichen Brise waberten heisere Gesnge an ihre Ohren, und immer wieder schwirrten irische Kobolde giggelnd und Laternen schwingend ber ihre Kpfe hinweg. Als sie endlich zu ihren Zelten gelangten, hatte niemand Lust schlafen zu gehen, und da um sie herum ohnehin noch lautes Treiben herrschte, erlaubte ihnen Mr Weasley vor dem Schlafengehen noch eine letzte Tasse Kakao. Es dauerte nicht lange, und sie stritten sich ausgelassen ber das Spiel; Mr Weasley und Charlie gerieten sich wegen der Rempelei in die Haare, und erst als Ginny an dem kleinen Tisch pltzlich wegnickte und die heie Schokolade ber den Boden ver-schttete, gebot Mr Weasley den wortgewaltigen Spieldiskussionen Einhalt und schickte alle zu Bett. Hermine und Ginny gingen ins Zelt nebenan und Harry und die brigen Weasleys schlpften in ihre Pyjamas und kletterten in die Schlafkojen. Von der anderen Seite des Zeltplatzes wehte immer noch Gesang herber und gelegentlich war ein laut in der Nacht widerhallender Knall zu hren. Meine Gte, bin ich froh, dass ich nicht im Dienst bin, murmelte Mr Weasley schlfrig. Ich kann mir was Schneres vorstellen als dort rberzugehen und den Iren zu sagen, sie sollen aufhren zu feiern. Harry, der in der Koje ber Ron lag, starrte die Zeltdecke an, durch die hin und wieder die Laterne eines vorbeifliegenden Kobolds schimmerte. Noch einmal fhrte er sich Krums tollste Spielzge vor Augen. Es juckte ihn, auf seinen eigenen Feuerblitz zu steigen und den Wronski-Bluff selbst auszuprobieren ... irgendwie hatte es Oliver Wood mit all seinen kurvenreichen Schaubildern nie richtig geschafft zu zeigen, wie dieser Zug aussehen musste ... Harry sah sich selbst in einen Umhang gehllt, der seinen Namen auf dem Rcken trug, und stellte sich das Gefhl vor, eine hunderttausendkpfige Menge brllen zu hren, whrend Ludo Bagmans Stimme durch das Stadion hallte: Und hier kommt ... Potter! Harry konnte spter nicht sagen, ob er eingenickt war oder nicht - seine lebhaften Vorstellungen, wie Krum fliegen zu knnen, mochten durchaus zu ausgewachsenen Trumen geworden sein -, er wusste nur, dass er pltzlich Mr Weasley rufen hrte. Steht auf! Ron - Harry - schnell, steht auf, das ist kein Scherz! Harry setzte sich rasch auf und stie mit dem Kopf gegen die Zeltdecke. Was'n los?, sagte er. Er ahnte dunkel, dass etwas nicht stimmte. Die Gerusche im Zeltlager hatten sich verndert. Die Gesnge waren verstummt. Er konnte Schreie hren und hastiges Fugetrappel. Er rutschte aus seiner Koje, griff nach seinen Kleidern, doch Mr Weasley, der eine Jeans ber den Pyjama gezogen hatte, hielt ihn auf: Keine Zeit, Harry - wirf nur rasch eine Jacke ber und geh raus - schnell! Harry tat wie ihm geheien und krabbelte dicht gefolgt von Ron aus dem Zelt. Im Licht der noch brennenden Feuer sah er Leute in den Wald rennen, offenbar auf der Flucht vor etwas, das ber das Feld auf sie zukam, etwas, das merkwrdige Lichtblitze schleuderte und lrmte wie Gewehrfeuer. Lautes Gejohle, drhnendes Lachen und die Schreie von Betrunkenen wehten zu ihnen her; dann flammte jh ein starkes grnes Licht auf und erhellte das Geschehen. Eine Gruppe von Zauberern, dicht aneinander gedrngt und mit zum Himmel gereckten Zauberstben, marschierte im Gleichschritt langsam ber das Feld. Harry sphte zu ihnen hinber ... sie schienen keine Gesichter zu haben ... dann erkannte er, dass sie Kapuzen ber die Kpfe gezogen und ihre Gesichter maskiert hatten. Hoch ber ihnen, mitten in der Luft schwebend, sah er vier verzweifelt strampelnde, grotesk verzerrte Gestalten. Es kam ihm vor, als wren die maskierten Zauberer auf dem Feld Puppenspieler und die Menschen ber ihnen Marionetten an unsichtbaren Fden, die von den Zauberstben aus in die Hhe stiegen. Zwei der Gestalten waren sehr klein. Andere Zauberer schlssen sich der marschierenden Gruppe an, johlend und mit den Zauberstben nach oben zu den schwebenden Krpern deutend. Die Menge schwoll an,Zelte auf dem Weg wurden umgerissen und niedergetrampelt. Hin und wieder beobachtete Harry, wie einer der Marschierer mit dem Zauberstab ein Zelt aus dem Weg blies. Einige fingen Feuer. Das Schreien wurde lauter. Flammen, die aus einem Zelt schlugen, beleuchteten pltzlich die in der Hhe schwebenden Menschen, und Harry erkannte einen von ihnen - es war Mr Roberts, der Aufseher des Zeltlagers. Die anderen drei sahen aus, als knnten sie seine Frau und seine Kinder sein. Einer der Vermummten lie Mrs Roberts kopfber kippen; ihr Nachthemd rutschte herunter und enthllte ihre bauschigen Schlpfer; unter dem hhnischen Kreischen und Johlen der Menge am Boden versuchte sie verzweifelt, ihre Ble zu bedecken. Das ist widerlich, murmelte Ron und beobachtete, wie das kleinste Muggelkind zwanzig Meter ber der Erde wie ein Kreisel zu wirbeln begann, das Kpfchen wehrlos von der einen auf die andere Schulter schlagend. Das ist wirklich widerlich ... Hermine und Ginny, die sich hastig Mntel ber ihre Nachthemden zogen, kamen auf sie zugerannt, dicht gefolgt von Mr Weasley. In diesem Moment kamen Bill, Charlie und Percy aus dem Jungenzelt, angezogen, mit hochgerollten rmeln und gezckten Zauberstben. Wir helfen den Ministeriumsleuten, rief Mr Weasley durch den Lrm und rollte nun ebenfalls die rmel hoch. Und ihr - verschwindet in den Wald und bleibt zusammen. Schon liefen Bill, Charlie und Percy den nher kommenden Marschierern entgegen; Mr Weasley eilte ihnen nach. Aus allen Himmelsrichtungen rannten die Zauberer des Ministeriums auf die Quelle des Aufruhrs zu. Immer nher kam der Haufen, ber dem die Familie Roberts in der Luft schwebte. Schnell, sagte Fred, packte Ginny am Arm und zog sie zum Wald. Harry, Ron, Hermine und George folgten ihnen. Als sie unter den Bumen angelangt waren, blickten sie zurck. Die Schar unter der Familie Roberts war weiter angeschwollen; sie konnten erkennen, wie die Ministeriumszauberer zu den Vermummten vorzudringen versuchten, doch offenbar hatten sie grte Schwierigkeiten. Es schien, als frchteten sie, ein Zauberspruch aus der Menge wrde die Roberts-Familie zu Boden strzen lassen. Die bunten Laternen am Weg zum Stadion waren erloschen. Dunkle Gestalten trieben sich zwischen den Bumen herum; Kinder weinten; angsterfllte Rufe und panische Schreie waberten durch die kalte Nachtluft. Harry sprte, wie er von Leuten, deren Gesichter er nicht sehen konnte, herumgeschubst wurde. Dann schrie Ron vor Schmerz auf. Was ist passiert?, sagte Hermine erschrocken und blieb so pltzlich stehen, dass Harry gegen sie prallte. Ron, wo bist du? Oh, ist das bescheuert - Lumos! Sie lie ihren Zauberstab aufleuchten und richtete den dnnen Lichtstrahl auf den Weg. Ron lag, alle viere von sich gestreckt, auf dem Boden. Bin ber eine Baumwurzel gestolpert, sagte er wtend und rappelte sich auf. Mit solchen Riesenfen ist das auch kein Wunder, sagte eine schnarrende Stimme hinter ihnen. Harry, Ron und Hermine wirbelten herum. Draco Malfoy stand ein wenig entfernt von ihnen an einen Baum gelehnt, allein und in vollkommen entspannter Haltung. Offenbar hatte er das Geschehen auf dem Zeltplatz mit verschrnkten Armen durch eine Lcke in den Bumen hindurch beobachtet. Ron schleuderte Malfoy etwas entgegen, das er, wie Harry wusste, vor Mrs Weasley nie zu sagen gewagt htte. Zgle dein Mundwerk, Weasley, sagte Malfoy mit einem Glitzern in den fahlen Augen. Solltet ihr jetzt nicht besser verschwinden? Ihr wollt doch nicht, dass man die hier sieht, oder? Er nickte zu Hermine hinber, und in diesem Moment hrten sie vom Zeltplatz her einen Knall wie von einer Bombe, und fr einen Augenblick erhellte ein grner Lichtblitz die Bume um sie her. Was soll das denn heien, sagte Hermine herausfordernd. Die sind hinter Muggeln her, Granger, sagte Malfoy. Willst du vielleicht mitten in der Luft dein Hschen vorzeigen ... sie kommen in diese Richtung, und das wr doch fr uns alle ein Riesenspa. Hermine ist eine Hexe, knurrte Harry. Wie du meinst, Potter, sagte Malfoy heimtckisch grinsend. Wenn du glaubst, die knnten eine Schlammblterin nicht erkennen, dann bleibt, wo ihr seid. Pass auf, was du sagst!, rief Ron. Alle Beteiligten wussten, dass Schlammblter ein sehr verletzender Ausdruck fr eine Hexe oder einen Zauberer mit Muggeleltern war. Lass ihn reden, Ron, warf Hermine ein und packte Ron, der einen Schritt auf Malfoy zutrat, beschwichtigend am Arm. Von jenseits der Bume hrten sie einen Knall, der lauter war als alles Bisherige. Einige im Umkreis schrien auf. Malfoy kicherte leise. Ihr kriegt es leicht mit der Angst zu tun, oder? Bestimmt hat Daddy gesagt, ihr sollt euch alle verstecken? Was hat er vor - will er die Muggel retten? Wo sind deine Eltern?, sagte Harry nun schon zorniger. Dort drben, nicht wahr, und zwar maskiert? Immer noch lchelnd wandte Malfoy das Gesicht Harry zu. Nun, selbst wenn es so wre, Potter, wrde ich es doch nicht ausgerechnet dir erzhlen? Ach, lasst ihn, sagte Hermine mit einem ekelerfllten Blick auf Malfoy, gehen wir lieber die anderen suchen. Und versteck besser deinen groen buschigen Kopf, Granger, hhnte Malfoy. Lasst ihn doch, wiederholte Hermine und zerrte Harry und Ron auf den Weg zurck. Ich wette mit euch, dass sein Dad einer von diesen maskierten Banditen ist, sagte Ron emprt. Mit ein wenig Glck wird das Ministerium ihn kriegen!, sagte Hermine erhitzt. Nein, ich fass es nicht, wo stecken denn die anderen? Auf dem Weg herrschte ein groes Gedrnge. Menschen warfen nervse Blicke zum Treiben auf dem Zeltplatz, doch von Fred, George und Ginny war weit und breit keine Spur. Ein Stck weiter trafen sie auf einen Schwrm Teenager, die sich lautstark und aufgeregt ber etwas stritten. Als sie Harry, Ron und Hermine sahen, wandte sich ein Mdchen mit dichtem Lockenhaar um und sagte schnell: O est Madame Maxime? Nous l'avons perdue - hm - was?, sagte Ron. Oh ..., das Mdchen, das gesprochen hatte, kehrte ihm den Rcken zu, und als sie weitergingen, hrten sie deutlich, wie sie Ogwarts sagte. Beauxbatons, murmelte Hermine. Wie bitte?, sagte Harry. Das mssen Beauxbatons sein, sagte Hermine. Ihr wisst doch ... Beauxbatons, Akademie fr Zauberei ... Ich hab davon im Handbuch der europischen Magierausbildung gelesen. Oh ... ja ... natrlich, sagte Harry. Fred und George knnen nicht so weit gekommen sein, sagte Ron, zckte den Zauberstab und lie den Lichtstrahl neben dem Hermines den Pfad entlangwandern. Harry grubin der Jackentasche nach seinem Zauberstab - doch er fand nur das Omniglas. Aah, nein, so ein Mist ... ich hab meinen Zauberstab verloren! Machst du Witze? Ron und Hermine hoben ihre Zauberstbe, um das sprliche Licht besser auf dem Boden zu verteilen; Harry suchte berall, wo er gestanden hatte, doch sein Zauberstab war nirgends zu sehen. Vielleicht hast du ihn im Zelt gelassen, sagte Ron. Vielleicht ist er dir aus der Tasche gefallen, als wir gerannt sind?, berlegte Hermine beklommen. Jaah, sagte Harry, vielleicht ... Normalerweise trug er seinen Zauberstab immer bei sich, wenn er in der Zaubererwelt war, und nun, da er inmitten dieses brenzligen Geschehens ohne ihn dastand, fhlte er sich ziemlich schutzlos. Ein Geraschel lie sie alle zusammenzucken. Winky, die Hauselfe, strampelte mhsam aus einem dichten Buschgeflecht am Wegrand hervor. Sie bewegte sich uerst merkwrdig, offenbar fiel es ihr sehr schwer zu gehen; es war, als ob etwas Unsichtbares sie festhalten wrde. Bse Zauberer sind berall!, piepste sie verwirrt, whrend sie sich nach vorn beugte und mit aller Kraft zu laufen versuchte. Leute oben - hoch oben in der Luft! Winky macht sich besser aus dem Staub! Und sie verschwand zwischen den Bumen auf der anderen Seite des Weges, keuchend und piepsend gegen die Kraft ankmpfend, die sie zurckhielt. Was ist denn mit der los?, sagte Ron und sah Winky neugierig nach. Warum kann sie nicht richtig laufen? Wahrscheinlich hat sie nicht gefragt, ob sie sich verstecken darf, sagte Harry. Er dachte an Dobby: Jedes Mal,wenn er versucht hatte etwas zu tun, was die Malfoys nicht mochten, sprte er den unwiderstehlichen Drang, sich selbst zu verprgeln. Ihr wisst ja, mit den Hauselfen springen sie ganz bel um!, sagte Hermine entrstet. Das ist Sklaverei, nichts anderes! Dieser Mr Crouch hat sie gezwungen, auf die hchste Tribne zu steigen, wo sie doch furchtbare Angst hatte, und er hat sie verhext, so dass sie nicht einmal wegrennen kann, wenn sie anfangen die Zelte niederzutrampeln! Warum unternimmt eigentlich niemand was dagegen? Was willst du, die Elfen sind doch glcklich, oder etwa nicht?, sagte Ron. Du hast doch vorhin beim Spiel die gute alte Winky gehrt ... >Hauselfen sollen keinen Spa haben< ... herumkommandiert werden ist doch genau das, was sie mag ... Es sind solche Leute wie du, Ron, platzte Hermine aufgebracht los, die morsche und ungerechte Ordnungen auch noch sttzen, nur weil ihr zu lasch seid, um ... Wieder knallte es laut vom Waldrand her. Lasst uns lieber weitergehen!, sagte Ron, und Harry bemerkte, wie er Hermine einen nervsen Blick zuwarf. Vielleicht war etwas dran an dem, was Malfoy gesagt hatte; vielleicht war Hermine tatschlich in grerer Gefahr als er und Ron. Whrend Harry immer noch seine Taschen durchwhlte, obwohl er wusste, dass sein Zauberstab nicht da war, machten sie sich wieder auf die Beine. Immer tiefer in den Wald hinein folgten sie dem dunklen Weg, stndig auf der Ausschau nach Fred, George und Ginny. Sie kamen an einer Gruppe Leprechans vorbei, die kichernd einen Sack Gold begutachteten, den sie zweifellos bei einer Wette gewonnen hatten, und die von dem Aufruhr auf dem Zeltplatz vllig unberhrt schienen. Noch ein Stck weiter sahen sie einen Fleck silbrigen Lichts, und alssie durch die Bume sphten, sahen sie drei groe, schne Veela auf einer Lichtung stehen, umringt von einer laut schnatternden Schar Zauberer. Ich mach ungefhr hundert Sack Galleonen im Jahr, rief einer von ihnen. Ich bin ein Drachentter beim Kommando fr die Beseitigung Gefhrlicher Geschpfe. Nein, red keinen Stuss, rief sein Freund, du bist Tellerwscher im Tropfenden Kessel ... aber ich bin ein Vampirjger, ich hab schon an die neunzig Stck erlegt - Ein dritter junger Zauberer, dessen Pickel selbst in dem schwachen, silbrigen Licht der Veela zu erkennen waren, meldete sich nun zu Wort: Ich werde demnchst zum jngsten Zaubereiminister aller Zeiten ernannt, wisst ihr. Harry schnaubte vor Lachen. Er erkannte den pickligen Zauberer; sein Name war Stan Shunpike, und er war in Wirklichkeit Schaffner im Fahrenden Ritter, einem dreistckigen Bus. Er wandte sich um und wollte Ron davon erzhlen, doch Rons Gesichtszge waren merkwrdig schlaff geworden, und schon fing er an zu rufen: Wisst ihr schon, dass ich einen Besen erfunden habe, mit dem man zum Jupiter fliegen kann? Also wirklich!, sagte Hermine von neuem, und sie und Harry packten Ron fest an den Armen, zerrten ihn herum und zogen mit ihm davon. Allmhlich erstarb das Geschnatter der Veela-Verehrer und nun waren sie im Herzen des Waldes. Um sie her war es fast still, sie waren nun offenbar ganz allein. Harry blickte sich um. Ich schtze, wir knnen einfach hier warten, hier hren wir jeden, auch wenn er noch meilenweit entfernt ist. Kaum hatte er den Mund zugemacht, als hinter einem Baum direkt vor ihrer Nase Ludo Bagman auftauchte. Selbst in dem schwachen Licht der beiden Zauberstbe konnte Harry erkennen, dass Ludos Erscheinung sich deutlich gewandelt hatte. Er wirkte nun nicht mehr schwungvoll und rosig und auch sein Schritt federte nicht mehr. Er sah ksewei und angespannt aus. Wer da?, sagte er und versuchte blinzelnd ihre Gesichter zu erkennen. Was treibt ihr hier ganz alleine mitten im Wald? Sie sahen sich berrascht an. Nun - es gibt eine Art Aufruhr, sagte Ron. Bagman starrte ihn an. Was? Auf dem Zeltplatz ... einige Leute haben sich eine Muggelfamilie geschnappt ... Bagman fluchte laut. Verdammtes Pack!, sagte er, offenbar recht beunruhigt. Und ohne ein weiteres Wort zu sagen disapparierte er mit einem leisen Plopp. Nicht gerade auf dem Laufenden, Mr Bagman, oder?, sagte Hermine stirnrunzelnd. Immerhin war er mal ein groer Treiber, sagte Ron und fhrte sie den Pfad entlang zu einer kleinen Lichtung, wo er sich auf einem Fleck trockenen Grases unter einen Baum setzte. Die Wimbourner Wespen haben dreimal in Folge die Meisterschaft gewonnen, als er bei ihnen gespielt hat. Er holte die kleine Nachbildung von Krum aus der Tasche, setzte sie auf die Erde und sah ihr eine Weile beim Herumgehen zu. Wie der echte Krum watschelte das Modell ein wenig und lie die Schultern hngen, und auf seinen gespreizten Fen war es bei weitem nicht so beeindruckend wie auf dem Besen. Harry lauschte auf Gerusche, die vom Zeltplatz herberwehten. Es schien alles ruhig, vielleicht war der Aufruhr vorber. Ich hoffe, den anderen geht es gut, sagte Hermine nach einer Weile. Wird schon, sagte Ron. Stell dir vor, dein Dad nimmt Lucius Malfoy fest, sagte Harry, lie sich neben Ron nieder und beobachtete, wie die kleine Krum-Figur ber die heruntergefallenen Bltter schlurfte. Er hat ja immer gesagt, er wrde ihm gerne etwas nachweisen knnen. Dann wrde dem ollen Draco das blde Grinsen vergehen, sagte Ron. Mir tun diese armen Muggel Leid, sagte Hermine nervs. Was ist, wenn sie es nicht schaffen, sie sicher herunterzuholen? Das werden sie schon, sagte Ron beruhigend, irgendwie schaffen sie es. Verrckt ist es schon, so etwas zu tun, wenn das ganze Zaubereiministerium hier drauen auf den Beinen ist!, sagte Hermine. Meinen die vielleicht, sie kommen einfach so davon? Glaubt ihr, sie haben sich betrunken, oder sind sie nur - Doch jh brach sie ab und blickte ber die Schulter. Auch Harry und Ron wandten sich um. Es klang, als ob jemand auf ihre Lichtung zustolperte. Gebannt lauschten sie auf die unregelmigen Schritte hinter den Bumen. Doch die Schritte hierten pltzlich inne. Hallo?, rief Harry. Stille. Harry stand auf und sphte durch die Bume. Es war zu dunkel, um weit sehen zu knnen, doch er sprte deutlich, dass dort in der Dunkelheut jemand stand. Wer ist da?, rief er. Und dann, ohne Vorwarnung, zeriss eine Stime die Stille, wie er sie hier im Wald noch nicht gehrt hatte; doches war kein panischer Schrei, sondern etwas, das wie ein Zauberspruch klang. Morsmordre! Und etwas Riesiges, grn und glitzernd, brach aus den Schatten hervor, die Harrys Augen hatten durchdringen wollen; es stieg ber die Baumspitzen hinaus und hoch an den Himmel. Was zum -?, keuchte Ron, sprang auf die Beine und starrte auf das Etwas, das dort oben erschienen war. Einen Augenblick lang dachte Harry, die irischen Kobolde htten sich zu einer neuen Gestalt zusammengefgt. Dann erkannte er, dass es ein riesiger Totenkopf war, der, wie es schien, aus smaragdgrnen Sternen bestand. Und aus der Mundhhle des Schdels quoll, wie eine Zunge, eine Schlange hervor. Sie sahen zu, wie der Schdel immer hher stieg, in grnlichen Dunst getaucht, doch strahlend hell, auf den schwarzen Himmel geprgt wie ein neues Gestirn. Pltzlich war der Wald um sie her ein Meer von Schreien. Harry wusste nur, dass der einzige Grund dafr das pltzliche Erscheinen des Totenschdels sein konnte, der nun so hoch gestiegen war, dass er den ganzen Wald erleuchtete wie ein grauenhaftes Neonschild. Er suchte in der Dunkelheit nach dem Beschwrer des Schdels, doch er sah niemanden. Wer ist da?, rief er noch einmal. Harry, komm, wir hauen ab! Hermine hatte ihn hinten an der Jacke gepackt und zerrte ihn rcklings fort. Was ist los?, fragte Harry und sah bestrzt in ihr weies, verngstigtes Gesicht. Es ist das Dunkle Mal, Harry!, keuchte Hermine und zerrte ihn mit aller Kraft fort. Das Zeichen von Du-weit-schon-wem! Voldemorts -? Harry, komm schon! Harry wandte sich jetzt um - Ron packte hastig seinen kleinen Krum ein - und die drei machten sich auf den Wegber die Lichtung - doch nach nur wenigen hastigen Schritten verriet ihnen ein leises Plopp nach dem anderen, dass zwanzig Zauberer aus dem Nichts aufgetaucht waren und sie umzingelten. Harry wirbelte herum, und im Bruchteil einer Sekunde erkannte er eines: Jeder dieser Zauberer hatte seinen Zauberstab gezckt, und die Zauberstbe waren auf ihn, Ron und Hermine gerichtet. Ohne weiter nachzudenken schrie er: Deckung!, packte die anderen beiden und riss sie zu Boden. Stupor!, donnerten zwanzig Stimmen - es gab ein blendendes Blitzgeprassel und Harry sprte, wie sich das Haar auf seinem Kopf kruselte, als ob ein krftiger Wind ber die Lichtung fegte. Er hob den Kopf nur wenige Zentimeter und sah rote Feuerste aus den Stben der Zauberer ber sie hinwegflammen, sich kreuzen, von Baumstmmen abprallen und sich in der Dunkelheit verlieren - Aufhren!, schrie eine Stimme, die er kannte. Stopp! Das ist mein Sohn! Der Wind, der Harrys Haar zerzaust hatte, legte sich. Er hob den Kopf ein wenig hher. Der Zauberer vor ihm hatte seinen Stab gesenkt. Harry setzte sich auf und sah Mr Weasley mit entsetztem Gesicht auf sie zugehen. Ron - Harry -, seine Stimme zitterte, - Hermine -seid ihr verletzt? Aus dem Weg, Arthur, herrschte ihn eine kalte Stimme an. Es war Mr Crouch. Er und die anderen Ministeriumszauberer zogen den Kreis um sie enger. Harry stand auf, um sich ihnen entgegenzustellen. Mr Crouchs Gesicht war wutverzerrt. Wer von Ihnen hat es getan?, bellte er, und seine scharfen Augen blitzten zwischen ihnen hin und her. Wer von Ihnen hat das Dunkle Mal heraufbeschworen? Das waren wir nicht!, sagte Harry und deutete mit der Hand hoch zum Schdel. Wir haben berhaupt nichts getan!, sagte Ron, rieb sich den Ellbogen und sah entrstet seinen Vater an. Warum habt ihr uns angegriffen? Lgen Sie nicht, Sir!, rief Mr Crouch. Sein Zauberstab war immer noch direkt auf Ron gerichtet und seine Augen quollen hervor - so wirkte er leicht bergeschnappt. Sie sind am Tatort entdeckt worden! Barty, flsterte eine Hexe in einem langen wollenen Morgenrock, das sind doch noch Kinder, Barty, die wren doch nie in der Lage - Wo kam denn das Mal her, ihr drei?, warf Mr Weasley rasch ein. Von da drben, sagte Hermine zitternd und deutete auf die dunkle Stelle, wo die Stimme hergekommen war, da war jemand hinter den Bumen ... er hat laut gesprochen -eine Beschwrung - Oh, stand also da drben, nicht wahr?, sagte Mr Crouch und wandte seine hervorquellenden Augen Hermine zu; dass er ihr nicht glaubte, stand ihm im Gesicht geschrieben. Hat eine Beschwrung gesprochen, soso? Sie scheinen sehr gut zu wissen, wie das Mal aufgerufen wird, Frulein - Doch keiner der Ministeriumszauberer auer Mr Crouch schien es berhaupt fr denkbar zu halten, dass Harry, Ron oder Hermine den Schdel heraufbeschworen hatte; im Gegenteil, bei Hermines Worten hoben sie alle wieder ihre Zauberstbe, sphten durch die Nacht und richteten sie auf die besagte Stelle. Zu spt, sagte die Hexe in dem wollenen Morgenrock kopfschttelnd. Die sind bestimmt schon disappariert. Da bin ich anderer Meinung, sagte ein Zauberer mit stoppligem braunem Bart. Es war Amos Diggory, Cedrics Va-ter. Unsere Schocker sind doch direkt durch diese Bume geflogen ... vielleicht haben wir sie sogar erwischt ... Sei vorsichtig, Amos!, warnten einige Umstehende, als Mr Diggory die Schultern straffte, den Zauberstab ausstreckte und die Lichtung berquerte. Die Hnde an den Mund gepresst sah Hermine ihn in den Schatten verschwinden. Sekunden spter hrten sie Mr Diggory rufen. Ja! Wir haben sie! Hier ist jemand! Bewusstlos! Es ist -aber - du meine Gte ... Sie haben jemanden?, rief Mr Crouch mit zweifelndem Unterton. Wen? Wer ist es? Sie hrten Zweige knacken und Bltter rascheln und dann die knirschenden Schritte Mr Diggorys, der wieder zwischen den Bumen auftauchte. Er trug eine kleine, schlaffe Gestalt in den Armen. Harry erkannte sofort das Geschirrtuch. Es war Winky. Mr Crouch schien zu Eis gefroren, als ihm Mr Diggory die Elfe vor die Fe legte. Die anderen Ministeriumszauberer starrten allesamt Mr Crouch an. Ein paar Sekunden lang blieb er wie gebannt stehen, die lodernden Augen auf die am Boden liegende Winky gerichtet. Das - kann - nicht - sein, stie er abgehackt hervor. Nein - Pltzlich ging er schnell um Mr Diggory herum und marschierte auf die Stelle zu, wo dieser Winky gefunden hatte. Hat keinen Zweck, Mr Crouch, rief ihm Mr Diggory nach. Mehr sind nicht da. Doch Mr Crouch schien ihm nicht glauben zu wollen. Sie konnten ihn bltterraschelnd zwischen den Bschen umhersuchen hren. Ziemlich peinlich, sagte Mr Diggory verbissen und sah hinunter auf die reglose Gestalt Winkys. Barty Crouchs Hauselfe ... schon ein starkes Stck ... Reg dich ab, Amos, sagte Mr Weasley leise, du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass es die Elfe war? Das Dunkle Mal ist das Zeichen eines Zauberers. Dazu ist ein Zauberstab ntig. Tja, sagte Mr Diggory, sie hatte einen Zauberstab. Wie bitte?, sagte Mr Weasley. Hier, schau. Mr Diggory hob den Zauberstab und zeigte ihn Mr Weasley. Hatte ihn in der Hand. Da htten wir also schon mal einen Versto gegen Artikel drei des Gesetzes zum Gebrauch des Zauberstabs: Kein nichtmenschliches Wesen darf einen Zauberstab tragen oder gebrauchen. In diesem Augenblick gab es ein erneutes Plopp und Ludo Bagman apparierte direkt neben Mr Weasley. Erschpft und verwirrt drehte er sich im Kreis und sphte kichernd zu dem smaragdgrnen Schdel hoch. Das Dunkle Mal!, keuchte er und htte um ein Haar Winky zertrampelt. Mit fragender Miene wandte er sich an seine Kollegen. Wer war das? Habt ihr sie? Barty! Was geht hier vor? Mr Crouch war mit leeren Hnden zurckgekehrt. Sein Gesicht war immer noch gespenstisch wei und seine Hnde und sein Oberlippenbrtchen zuckten. Wo warst du, Barty?, sagte Bagman. Warum warst du nicht beim Spiel? Deine Elfe hat dir doch einen Platz besetzt -wrgende Wasserspeier! Bagmans Blick war auf Winky zu Crouchs Fen gefallen. Was ist denn mit der passiert? Ich hatte vorhin zu tun, Ludo, antwortete ihm Mr Crouch, der immer noch am ganzen Leib zuckte und die Lippen kaum bewegte. Und meine Elfe wurde betubt. Betubt? Von euch hier, soll das heien? Aber warum -? Pltzlich dmmerte es auf Bagmans rundem, glnzendem Gesicht; er blickte hoch zu dem Schdel, hinab auf Winky und fixierte dann Mr Crouch. Nein!, sagte er. Winky? Hat das Dunkle Mal heraufbeschworen? Die wei doch nie und nimmer, wie das geht! Und erst einmal brauchte sie einen Zauberstab! Sie hatte einen, sagte Mr Diggory. Als ich sie fand, hatte sie einen in der Hand, Ludo. Wenn Sie einverstanden sind, Mr Crouch, sollten wir hren, was sie selbst dazu zu sagen hat. Crouch lie nicht erkennen, ob er Mr Diggory berhaupt verstanden hatte, doch Mr Diggory schien sein Schweigen fr Zustimmung zu halten. Er hob seinen eigenen Zauberstab, richtete ihn auf Winky und sagte: Enervate! Winky regte sich ein wenig. Ihre groen braunen Augen ffneten sich und sie blinzelte ein paar Mal recht verwirrt. Unter den stummen Blicken der Zauberer setzte sie sich zitternd auf den Hintern. Dann bemerkte sie Mr Diggorys Fe und sah langsam und bebend zu ihm auf; noch langsamer schlielich hob sie ihren Kopf zum Himmel. Harry sah den Schdel zweifach in ihren Augen gespiegelt. Sie keuchte, lie den Blick verstrt ber die Lichtung voller Zauberer huschen und brach dann in angsterflltes Schluchzen aus. Elfe!, sagte Mr Diggory barsch. Weit du, wer ich bin? Ich bin ein Mitglied der Abteilung zur Fhrung und Aufsicht Magischer Geschpfe! Winky, in kurzen Sten atmend, begann nun mit dem Oberkrper hin und her zu wippen. Sie erinnerte Harry deutlich an Dobby in seinen Momenten ngstlichen Ungehorsams. Wie du siehst, Elfe, wurde hier vor kurzem das Dunkle Mal heraufbeschworen, sagte Mr Diggory. Und du wurdest wenig spter entdeckt, direkt darunter! Eine Erklrung, wenn ich bitten darf! Ich - ich - ich hab nichts getan, Sir!, keuchte Winky. Ich wei doch nicht, wie, Sir! Du wurdest mit einem Zauberstab in der Hand gefunden!, blaffte sie Mr Diggory an und fuchtelte mit dem Stab vor ihrem Gesicht herum. Und als das grne Licht, das die Lichtung vom Schdel am Himmel her erfllte, auf den Zauberstab fiel, traf Harry fast der Schlag. Hee - das ist meiner!, sagte er. Alle auf der Lichtung starrten ihn an. Wie bitte?, sagte Mr Diggory unglubig. Das ist mein Zauberstab!, sagte Harry. Ich hab ihn verloren! Du hast ihn verloren?, wiederholte Mr Diggory zweifelnd. Ist das ein Gestndnis? Du hast ihn fortgeworfen, nachdem du das Dunkle Mal heraufbeschworen hattest? Amos, bedenk doch, mit wem du sprichst, sagte Mr Weasley erzrnt. Glaubst du vielleicht, Harry Potter wrde das Dunkle Mal heraufbeschwren? Hmmh - natrlich nicht, murmelte Mr Diggory. Verzeihung ... hab mich gehen lassen ... Ich hab ihn ohnehin nicht dort drben fallen lassen, sagte Harry und wies mit dem Daumen hinber zu den Bumen unter dem Schdel. Ich hab ihn schon vermisst, gleich nachdem wir im Wald waren. Nun gut, sagte Mr Diggory und wandte sich mit kalten Augen erneut an Winky, die zu seinen Fen kauerte. Du hast also diesen Zauberstab gefunden, Elfe? Und du hast ihn aufgehoben und dachtest, du knntest ein paar Spae damit treiben, nicht wahr? Ich hab keinen Zauber damit gemacht, Sir!, piepste Winky, und Trnen kullerten jetzt an ihrer eingedellten Kugelnase herunter. Ich hab ... ich hab ... ich hab ihn nur aufgehoben, Sir! Ich hab nicht das Dunkle Mal gemacht, Sir, ich wei nicht, wie! Sie war es nicht!, sagte Hermine. Vor all diesen Ministe-riumszauberern zu sprechen schien sie nervs zu machen, doch sie lie sich nicht beirren. Winky hat eine leise Piepsstimme und die Stimme, die wir bei der Beschwrung gehrt haben, war viel tiefer! Sie wandte sich Hilfe suchend an Harry und Ron. Sie klang nicht wie Winky, oder? Nein, sagte Harry und schttelte den Kopf. Die Stimme klang bestimmt nicht nach der Elfe. Ja, es war eine menschliche Stimme, sagte Ron. Nun, wir werden ja gleich sehen, knurrte Mr Diggory mit unbeeindruckter Miene. Es gibt eine einfache Mglichkeit, den letzten Zauber eines Zauberstabs festzustellen, wusstest du das, Elfe? Winky zitterte und schttelte verzweifelt und ohrenschlackernd den Kopf. Mr Diggory hob erneut seinen Zauberstab und berhrte mit ihm die Spitze von Harrys Zauberstab. Prior Incantado!, rief er mit donnernder Stimme. Harry hrte Hermine vor Entsetzen aufkeuchen, als ein gewaltiger Schdel mit Schlangenzunge genau dort hervorbrach, wo sich die Spitzen der beiden Stbe berhrten, doch diesmal war es nur ein Schatten des grnen Schdels hoch ber ihnen, der aussah, als bestnde er aus dichtem grnem Rauch: der Geist eines Zaubers. Deletrius!, rief Mr Diggory, und der Schdel aus Rauch verpuffte zu einem Wlkchen. So, sagte Mr Diggory, als htte er einen grausamen Sieg errungen, und sah hinab auf Winky, die immer noch am ganzen Leib bebte. Ich hab's nicht getan!, piepste sie und rollte entsetzt mit den Augen. Ich wei nicht, ich wei nicht, ich wei nicht, wie! Ich bin doch eine gute Elfe, ich mache nichts mit dem Zauberstab, ich wei nicht, wie! Du bist auffrischer Tat ertappt worden, Elfe!, polterteMr Diggory. Ertappt mit dem Tatwerkzeug, dem Zauberstab, in der Hand! Amos, sagte Mr Weasley laut, berleg doch mal ... herzlich wenig Zauberer wissen, wie man diesen Zauber ausbt ... wo sollte sie das gelernt haben? Womglich will Amos behaupten, sagte Mr Crouch mit kalter Wut in jeder Silbe, dass ich meinen Dienstboten regelmig beibringe, das Dunkle Mal zu beschwren? Ein zutiefst peinliches Schweigen trat ein. Amos Diggory schien entsetzt. Mr Crouch ... nein ... nein, keineswegs ... Und Sie htten um ein Haar ausgerechnet die zwei Personen auf dieser Lichtung beschuldigt, die gewiss am wenigsten mit dem Dunklen Mal zu tun haben wollen!, bellte Mr Crouch. Harry Potter - und mich! Ich nehme an, Sie kennen die Geschichte des Jungen, Amos? Natrlich - jeder kennt sie -, murmelte Mr Diggory und schien sich in seiner Haut hchst unwohl zu fhlen. Und ich denke, Sie wissen bestimmt auch noch, wie oft ich in meiner langen Laufbahn bewiesen habe, dass ich die dunklen Knste und jene, die sie ausben, hasse und verachte?, rief Mr Crouch, und erneut quollen ihm die Augen aus den Hhlen. Mr Crouch - ich - ich habe nie auch nur eine Andeutung gemacht, dass Sie irgendetwas damit zu tun htten!, murmelte Amos Diggory unter seinem braunen Stoppelbart errtend. Wenn Sie meine Elfe beschuldigen, dann beschuldigen Sie mich, Diggory!, rief Mr Crouch. Wo sonst soll sie gelernt haben, das Mal zu beschwren? Sie - sie knnte es berall mitgekriegt haben - Genau, Amos, sagte Mr Weasley. Sie htte es berall mitkriegen knnen ... Winky?, sagte er freundlich undwandte sich der Elfe zu, doch sie zuckte zusammen, als ob auch er sie angeschrien htte. Wo genau hast du Harrys Zauberstab gefunden? Winky zwirbelte so hartnckig an der Spitze ihres Geschirrtuchs, dass es zwischen ihren Fingern ausfranste. Ich - ich hab ihn gefunden - gefunden dort, Sir ..., flsterte sie, dort ... unter den Bumen, Sir ... Siehst du, Amos, sagte Mr Weasley. Wer immer das Mal heraufbeschworen hat, knnte sofort danach verschwunden sein und Harrys Zauberstab zurckgelassen haben. Ein gerissener Schachzug, nicht den eigenen Zauberstab zu nehmen, der ihn htte verraten knnen. Und Winky hier hatte das Pech, nur Augenblicke spter auf den Zauberstab zu stoen und ihn aufzuheben. Aber dann wre sie nur ein paar Meter vom wirklichen Schurken entfernt gewesen!, sagte Mr Diggory ungeduldig. Elfe? Hast du jemanden gesehen? Winky schttelte es am ganzen Leib. Ihre Riesenaugen flackerten von Mr Diggory zu Ludo Bagman und weiter zu Mr Crouch. Dann wrgte sie hervor: Ich hab niemanden gesehen, Sir ... niemanden nicht ... Amos, sagte Mr Crouch schroff. Natrlich wrden Sie Winky normalerweise zum Verhr ins Bro mitnehmen. Ich bitte Sie jedoch, mir zu gestatten, selbst mit ihr abzurechnen. Mr Diggory schien von diesem Vorschlag nicht besonders angetan, doch Harry war klar, dass Mr Crouch ein so hohes Tier im Ministerium war, dass er nicht wagte, den Vorschlag abzulehnen. Sie knnen sicher sein, dass sie bestraft wird, fgte Mr Crouch khl hinzu. M-M-Meister ..., stammelte Winky und sah mit tr-nenverquollenen Augen zu Mr Crouch auf. M-M-Meister, b-b-bitte ... Mr Crouch starrte sie an, seine Zge schienen noch schrfer, jede Falte auf seinem Gesicht tiefer geworden zu sein. In seinem Blick lag kein Erbarmen. Winky hat sich heute Nacht auf eine Weise benommen, die ich nicht fr mglich gehalten htte, sagte er langsam. Ich habe sie angewiesen, im Zelt zu bleiben. Ich habe sie angewiesen, dort zu bleiben, whrend ich unterwegs war, um dem Aufruhr Einhalt zu gebieten. Und ich stelle fest, dass sie mir nicht gehorcht hat. Das bedeutet Kleidung. Nein!, kreischte Winky und warf sich zu Mr Crouchs Fen auf die Erde. Nein, Meister! Nicht Kleidung, nicht Kleidung! Harry wusste, dass die einzige Mglichkeit, einen Hauselfen in die Freiheit zu entlassen, darin bestand, ihm richtige Kleider zu schenken. Es war ein Jammer mit anzusehen, wie Winky, das Geschirrtuch fest umklammernd, Trnen ber Mr Crouchs Schuhe vergoss. Sie hatte doch Angst!, stie Hermine zornig hervor und starrte Mr Crouch verchtlich an. Ihre Elfe hat Hhenangst und diese maskierten Zauberer lieen Leute in der Luft schweben! Sie knnen ihr nicht vorwerfen, dass sie das Weite suchen wollte! Mr Crouch schttelte die Elfe ab, trat einen Schritt zurck und musterte sie, als ob sie etwas Schmutziges und Ekliges wre, das seine polierten Schuhe besudle. Ich kann keine Hauselfe gebrauchen, die mir nicht gehorcht, sagte er kalt und sah zu Hermine auf. Ich kann keine Dienerin gebrauchen, die vergisst, was sie ihrem Meister und seinem Ruf schuldig ist. Winky weinte so heftig, dass ihr Schluchzen auf der ganzen Lichtung widerhallte. Ein sehr unangenehmes Schweigen trat ein, das von Mr Weasley mit leisen Worten beendet wurde: Nun, ich denke, ich nehme die Meinen zurck zum Zelt, wenn keiner etwas dagegen hat. Amos, dieser Zauberstab hat uns alles gesagt, was er kann - knnte Harry ihn bitte wieder zurckhaben - Mr Diggory reichte Harry den Zauberstab und Harry lie ihn in die Tasche gleiten. Na, dann kommt, ihr drei, sagte Mr Weasley leise. Doch Hermine schien keinen Schritt gehen zu wollen; ihr Blick ruhte immer noch auf der schluchzenden Elfe. Hermine!, sagte Mr Weasley etwas eindringlicher. Sie wandte sich um und folgte Harry und Ron ber die Lichtung und hinein in den Wald. Was geschieht mit Winky?, fragte Hermine, sobald sie die Lichtung hinter sich gelassen hatten. Ich wei es nicht, sagte Mr Weasley. Unglaublich, wie sie behandelt wird!, sagte Hermine zornig. Mr Diggory nennt sie die ganze Zeit >Elfe< ... und erst Mr Crouch! Er wei, dass sie es nicht getan hat, und trotzdem wirft er sie raus! Es war ihm doch gleich, dass sie furchtbare Angst hatte und ganz aus der Fassung war - als ob sie nicht mal ein Mensch wre! Nun ja, ist sie auch nicht, sagte Ron. Hermine sah ihn wutentbrannt an. Das heit noch lange nicht, dass sie keine Gefhle hat, Ron, es ist abscheulich, wie - Hermine, du hast ja Recht, warf Mr Weasley rasch ein und winkte sie weiter, aber jetzt ist nicht die Zeit, ber Elfenrechte zu diskutieren. Ich mchte so rasch wie mglich zum Zelt zurck. Was ist mit den anderen passiert? Wir haben sie in der Dunkelheit verloren, sagte Ron. Dad, warum regen sich denn alle so furchtbar ber diesen Schdel da oben auf? Das erklre ich dir, wenn wir wieder im Zelt sind, sagte Mr Weasley angespannt. Doch am Waldrand wurden sie aufgehalten. Eine groe Schar verngstigt aussehender Hexen und Zauberer hatte sich dort versammelt, und als sie Mr Weasley nher kommen sahen, hasteten ihm viele entgegen. Was geht dort drin vor? - Wer hat das Mal heraufbeschworen? - Arthur - doch nicht etwa - er selbst? Natrlich nicht, sagte Mr Weasley ungehalten. Wer es war, wissen wir nicht, und er ist verschwunden. Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich will schlafen gehen. Er bahnte Harry, Ron und Hermine einen Weg durch die Menge und schlielich gelangten sie zum Zeltplatz. Ruhe war eingekehrt; von den maskierten Zauberern war nichts mehr zu sehen, doch noch immer kokelten ein paar abgebrannte Zelte. Charlie steckte den Kopf aus dem Jungenzelt. Dad, was ist los?, rief er durch die Dunkelheit. Fred, George und Ginny sind hier, ihnen ist nichts passiert, aber die anderen - Die hab ich mitgebracht, sagte Mr Weasley, bckte sich und schlpfte ins Zelt. Harry, Ron und Hermine folgten ihm. Bill sa an dem kleinen Kchentisch und drckte sich ein Leintuch auf den Arm, der stark blutete. Charlie hatte einen langen Riss im Hemd und Percy konnte eine blutige Nase vorzeigen. Fred, George und Ginny schienen nicht verletzt, jedoch arg mitgenommen. Hast du ihn gekriegt, Dad?, sagte Bill scharf. Den, der das Mal heraufbeschworen hat? Nein, sagte Mr Weasley. Wir haben Barty Crouchs Elfe mit Harrys Zauberstab in der Hand gefunden, aber das sagt uns noch lange nicht, wer wirklich das Mal heraufbeschworen hat. Was?, sagten Bill, Charlie und Percy wie aus einem Mund. Harrys Zauberstab?, sagte Fred. Mr Crouchs Elfe?, sagte Percy wie vom Donner gerhrt. Mit ein paar ergnzenden Worten von Harry, Ron und Hermine schilderte Mr Weasley, was im Wald geschehen war. Als er geendet hatte, warf sich Percy entrstet in die Brust. Natrlich hat Mr Crouch vollkommen Recht, eine solche Elfe davonzujagen!, sagte er. Luft einfach davon, wo er ihr doch ausdrcklich gesagt hat ... wie peinlich fr ihn und das Ministerium ... wie htte das denn ausgesehen, wenn man sie vor der Abteilung zur Fhrung und Aufsicht ... Sie hat nichts getan - sie war nur zur falschen Zeit am falschen Ort, fauchte Hermine den vllig perplexen Percy an. Hermine war immer recht gut mit Percy ausgekommen -im Grunde besser als die anderen. Hermine, ein Zauberer in Mr Crouchs Position kann sich keine Hauselfe leisten, die mit einem Zauberstab Amok luft!, sagte Percy mit gewichtiger Miene, nachdem er sich gefasst hatte. Sie ist nicht Amok gelaufen!, rief Hermine. Sie hat ihn nur von der Erde aufgelesen! Hrt mal, kann mir jemand erklren, was es mit diesem Schdel auf sich hat?, sagte Ron ungeduldig. Er hat doch keinem was getan ... warum dann dieser ganze Aufstand? Ich hab dir doch erklrt, es ist das Symbol von Du-weit-schon-wem, Ron, sagte Hermine, bevor irgendjemand sonst antworten konnte. Hab ich in Aufstieg und Fall der dunklen Knste gelesen. Und der Schdel wurde dreizehn Jahre lang nicht gese-hen, sagte Mr Weasley leise. Natrlich hat er die Leute in Angst und Schrecken versetzt ... es war ja fast, als wrden sie Du-weit-schon-wen wieder sehen. Ich versteh's trotzdem nicht, sagte Ron stirnrunzelnd. Ich meine ... es ist nur ein Zeichen am Himmel ... Ron, Du-weit-schon-wer und seine Anhnger haben das Dunkle Mal immer dann aufsteigen lassen, wenn sie gemordet haben, sagte Mr Weasley. Du hast ja keine Ahnung ... welches Grauen es auslste. Stell dir vor, du kommst nach Hause und findest das Dunkle Mal ber deinem Haus schweben und du weit genau, was du drin vorfinden wirst ... das Schlimmste ... Eine kurze Stille trat ein. Schlielich nahm Bill seinen Verband ab, um sich seine Wunde am Arm anzusehen, und sagte: Jedenfalls hat uns der Schdel heute Nacht nicht geholfen, wer immer ihn heraufbeschworen hat. Die Todesser hat er sofort in panische Angst versetzt. Sie sind alle disappariert, bevor wir nahe genug dran waren, um auch nur einem von ihnen die Maske abzureien. Wenigstens konnten wir die Familie Roberts noch auffangen, bevor sie auf der Erde aufschlugen. Im Moment werden ihre Gedchtnisse verndert. Todesser?, sagte Harry. Was sind Todesser? So nannten sich die Anhnger von Du-weit-schon-wem, sagte Bill. Ich glaube, heute Nacht haben sich die versprengten berreste dieser Leute wieder zusammengefunden - die zumindest, die es geschafft haben, sich vor Askaban zu retten. Wir knnen nicht beweisen, dass sie es waren, Bill, sagte Mr Weasley. Obwohl du wahrscheinlich Recht hast, fgte er erbittert hinzu. Ja, darauf wette ich, sagte Ron pltzlich. Dad, wir haben Draco Malfoy im Wald getroffen, und er hat durchbli-cken lassen, dass sein Vater einer dieser Hirnis mit den Masken war! Und wir wissen alle, dass die Malfoys mit Du-weit-schon-wem unter einer Decke steckten! Aber das waren doch Anhnger Voldemorts -, warf Harry ein. Die anderen zuckten zusammen - wie die meisten in der Zaubererwelt vermieden es die Weasleys, Voldemort beim Namen zu nennen. Verzeihung, sagte Harry rasch. Warum eigentlich sollten diese Anhnger von Du-weit-schon-wem Muggel in der Luft schweben lassen? Was war denn der Sinn des Ganzen? Der Sinn?, sagte Mr Weasley mit einem hohlen Lachen. Harry, das verstehen diese Leute unter Spa. Die Hlfte der Morde an Muggeln in der Zeit, als Du-weit-schon-wer an der Macht war, wurden aus reinem Vergngen begangen. Ich nehme an, sie hatten am Abend einiges getrunken und konnten dann einfach der Lust nicht widerstehen, uns daran zu erinnern, dass viele von ihnen immer noch auf freiem Fu sind. Fr die war es ein nettes kleines Wiedersehensfest, schloss er angewidert. Aber wenn sie wirklich Todesser waren, warum sind sie dann disappariert, als sie das Dunkle Mal sahen?, sagte Ron. Eigentlich htten sie sich doch freuen mssen, oder? Ron, benutz doch mal deinen Grips, sagte Bill. Wenn sie wirklich Todesser waren, dann haben sie alles darangesetzt, nicht nach Askaban zu kommen, als Du-weit-schon-wer die Macht verlor, und alle mglichen Lgengeschichten aufgetischt, von wegen er htte sie gezwungen, Menschen zu tten und zu foltern. Ich wette, sie haben noch mehr Angst als wir anderen, dass er zurckkommt. Als er die Macht verloren hatte, bestritten sie doch, dass sie jemals wirklich etwas mit ihm zu tun hatten, und lebten weiter, als ob nichts gewesen wre ... Ich schtze, er wre nicht besonders angetan von ihnen, oder? Also ... wer immer das Dunkle Mal heraufbeschworen hat ..., sagte Hermine langsam, hatte er das Ziel, die Todesser anzufeuern oder ihnen Angst einzujagen und sie zu verscheuchen? Wir knnen das auch nicht besser beurteilen als du, Hermine, sagte Mr Weasley. Ich kann dir nur eines sagen ... einzig und allein die Todesser wussten, wie man es heraufbeschwor. Ich wre sehr berrascht, wenn dahinter nicht ein frherer Todesser stecken wrde, auch wenn er es jetzt nicht mehr ist ... brigens, es ist sehr spt, und wenn eure Mutter erfhrt, was passiert ist, wird sie keine ruhige Minute mehr haben. Wir brauchen jetzt noch ein paar Stunden Schlaf und dann versuchen wir einen der ersten Portschlssel von hier weg zu kriegen. Harry legte sich mit schwirrendem Kopf in die Koje. Er wusste, dass er eigentlich erschpft war - es war fast drei Uhr morgens -, doch er fhlte sich hellwach - und voll dunkler Ahnungen. Vor drei Tagen - es schien viel lnger her zu sein, doch es waren nur drei Tage - war er mit brennenden Schmerzen auf der Stirn aufgewacht. Und heute Nacht war zum ersten Mal seit dreizehn Jahren Lord Voldemorts Zeichen am Himmel erschienen. Was sollten diese Dinge bedeuten? Er dachte an den Brief, den er noch vom Ligusterweg aus an Sirius geschrieben hatte. Hatte Sirius ihn schon erhalten? Wrde er bald antworten? Harry lag da und starrte auf die Zeltplane, doch keine Trumereien vom Fliegen wiegten ihn nun in den Schlaf, und erst lange nachdem Bills Schnarchen das Zelt erzittern lie, dste Harry endlich ein. ~Wirbel im Ministerium Sie hatten nur wenige Stunden geschlafen, als Mr Weasley sie weckte. Die Zelte verpackten sich an diesem Morgen von allein und hastig verlieen sie den Campingplatz. Mr Roberts stand am Tor bei seinem Haus. Er sah sie mit einem seltsamen, leicht abwesenden Blick an und nuschelte zum Abschied Frhliche Weihnachten. Er wird schon wieder, sagte Mr Weasley gedmpft, whrend sie ber das Moor gingen. Bei solchen Gedchtnisvernderungen kommt es manchmal vor, dass die Leute fr kurze Zeit etwas verwirrt sind ... und diesmal war es sicher ein schweres Stck Arbeit, bei dem, was er erlebt hat ... Schon von weitem hrten sie hektisches Stimmengewirr, und als sie zu der Stelle kamen, wo die Portschlssel lagen, sahen sie eine groe Schar Hexen und Zauberer, die Basil, den Hter der Portschlssel, bedrngten und lautstark den nchstmglichen Transport verlangten. Mr Weasley sprach ein paar eindringliche Worte mit Basil, dann reihten sie sich in die Schlange ein und erwischten tatschlich noch vor Sonnenaufgang einen alten Gummireifen zurck zum Wieselkopf. In der Morgendmmerung wanderten sie ber Ottery St. Catchpole zum Fuchsbau zurck, recht schweigsam, denn sie waren erschpft und dachten sehnschtig an das Frhstck. Als sie um eine Biegung gingen und der Fuchsbau in Sicht kam, hallte ihnen auf dem feuchten Weg ein Schrei entgegen. Oh, Gott sei Dank, Gott sei Dank! Mrs Weasley, die offensichtlich vor dem Haus auf sie gewartet hatte, kam, die Pantoffeln noch an den Fen, auf sie zugerannt, mit bleichem, angespanntem Gesicht und einem zusammengeknllten Tagespropheten in der Hand. Arthur - ich hab mir ja solche Sorgen gemacht - frchterliche Sorgen - Sie warf Mr Weasley die Arme um den Hals und der Tagesprophet fiel aus ihrer erschlafften Hand. Harry sah zu Boden und las die Schlagzeile: Szenen des Grauens bei der Quidditch-Weltmeisterschaft, dazu ein funkelndes Schwarzweibild des Dunklen Mals ber den Baumspitzen. Ihr seid alle wohlauf, murmelte Mrs Weasley ein wenig abwesend, lie Mr Weasley los und sah sie mit gerteten Augen an, ihr lebt noch ... o meine Jungs ... Und zur berraschung aller zog sie Fred und George an sich und herzte sie so heftig, dass ihre Kpfe gegeneinander schlugen. Autsch! Mum - du erwrgst uns noch - Ich hab mit euch geschimpft, bevor ihr fort seid!, sagte Mrs Weasley und begann zu schluchzen. Daran musste ich die ganze Zeit denken! Was wre gewesen, wenn Du-weit-schon-wer euch gekriegt htte, und das Letzte, was ich euch gesagt htte, wre gewesen, dass ihr nicht genug ZAGs geschafft habt? O Fred ... o George ... Nun ist aber gut, Molly, wir sind alle kerngesund, sagte Mr Weasley beschwichtigend, zog sie sachte von den Zwillingen weg und fhrte sie zum Haus. Bill, fgte er in gedmpftem Ton hinzu, heb doch bitte die Zeitung auf, mal sehen, was sie schreiben ... Schlielich saen sie alle eng aneinander gedrngt in der kleinen Kche. Hermine kochte Mrs Weasley eine Tasse sehr starken Tee, in die Mr Weasley unbedingt noch einen Schuss Ogdens Alten Feuerwhisky kippen wollte, und Billreichte seinem Vater die Zeitung. Mr Weasley berflog die Titelseite, Percy las ber seine Schulter gebeugt mit. Ich habs doch gewusst, sagte Mr Weasley mit schwerer Stimme. Ministerium versagt ... Tter nicht gefasst ... laxe Sicherheitsvorkehrungen ... unkontrolliertes Treiben schwarzer Magier ... Schande fr das Land ... Wer hat das geschrieben? Ach ... natrlich ... Rita Kimmkorn ... Diese Frau hat es aufs Zaubereiministerium abgesehen!, erzrnte sich Percy. Letzte Woche schrieb sie, wir wrden mit unseren Haarspaltereien ber Kesselbodendicke nur Zeit verschwenden, wo wir doch Vampire erlegen sollten! Als ob in Paragraf zwlf der Richtlinien fr die Behandlung nichtmagischer Teilmenschen nicht ausdrcklich festgelegt wre, dass - Tu uns 'nen Gefallen, Perce, sagte Bill ghnend, und halt die Klappe. Mich erwhnt sie auch, sagte Mr Weasley, und die Augen hinter seiner Brille weiteten sich, als er den Schluss des Berichts im Tagespropheten las. Wo?, prustete Mrs Weasley und verschluckte sich an ihrem Tee mit Whisky. Wenn ich das gesehen htte, htte ich gewusst, dass du am Leben bist! Nicht namentlich, sagte Mr Weasley. Hrt mal zu: Sollten sich die zu Tode gengstigten Zauberer und Hexen, die am Waldrand atemlos auf Nachrichten warteten, beruhigende Worte vom Zaubereiministerium erhofft haben, dann wurden sie zutiefst enttuscht. Ein Vertreter des Ministeriums erschien einige Zeit nach dem Aufstieg des DunklenMals und lie verlauten, niemand sei verletzt worden, weigerte sich jedoch, weitere Informationen zu geben. Ob diese Stellungnahme ausreichen wird, um die Gerchte zu zerstreuen, wonach eine Stunde spter mehrere Leichen aus dem Wald getragen wurden, bleibt abzuwarten. Nicht zu fassen, sagte Mr Weasley emprt und reichte die Zeitung an Percy weiter. Niemand wurde verletzt, was sollte ich sonst sagen? >Gerchte, wonach mehrere Leichen aus dem Wald getragen wurden ...<, tja, jetzt, wo sie das geschrieben hat, wird es natrlich Gerchte geben. Er seufzte tief. Molly, ich muss wohl gleich ins Bro, da muss doch einiges klargestellt werden, damit sich die Gemter wieder beruhigen. Ich komme mit, Vater, sagte Percy mit schwellender Brust. Mr Crouch wird sicher alle verfgbaren Krfte bentigen. Und ich kann ihm meinen Kesselbericht persnlich bergeben. Er wuselte aus der Kche. Mrs Weasley schien vllig aus dem Huschen. Arthur, du bist im Urlaub! Das hat doch nichts mit deiner Abteilung zu tun, die knnen das sicher ohne dich regeln? Ich muss gehen, Molly, sagte Mr Weasley, ich hab alles nur noch schlimmer gemacht. Ich zieh nur kurz meinen Umhang an und dann bin ich weg ... Harry sa wie auf glhenden Kohlen. Mrs Weasley, warf er ein, Hedwig ist nicht zufllig mit einem Brief fr mich gekommen? Hedwig, mein Lieber?, sagte Mrs Weasley zerstreut. Nein ... nein, es ist berhaupt keine Post gekommen. Ron und Hermine sahen Harry neugierig an. Er warf beiden einen viel sagenden Blick zu und fragte: Was dagegen, wenn ich nach oben gehe und mein Zeug bei dir abstelle, Ron? Ahm ... ich glaub, ich geh mit, sagte Ron sofort. Hermine? Ja, sagte sie rasch, und die drei marschierten aus der Kche und die Treppe hoch. Was ist los, Harry?, sagte Ron, kaum hatten sie die Tr zur Dachkammer hinter sich geschlossen. Da ist noch etwas, das ich euch nicht erzhlt habe, sagte Harry. Als ich am Samstagmorgen aufgewacht bin, tat meine Narbe wieder weh. Ron und Hermine reagierten darauf fast genauso, wie Harry es sich in seinem Zimmer im Ligusterweg vorgestellt hatte. Hermine stockte der Atem und sie begann Harry sofort Ratschlge zu erteilen, nannte das eine oder andere Grundlagenwerk und die verschiedensten Namen, von Albus Dumbledore bis zu Madam Pomfrey, der Krankenschwester von Hogwarts. Ron hingegen schien einfach der Schlag getroffen zu haben. Aber - er war doch nicht da, oder? Du-weit-schon-wer? Ich meine - letztes Mal, als deine Narbe wehtat, war er doch in Hogwarts, oder? Ich bin sicher, dass er nicht im Ligusterweg war, sagte Harry. Aber ich hab von ihm getrumt ... und von Peter ... ihr wisst schon, Wurmschwanz. Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern, aber sie haben sich verschworen ... jemanden zu tten. Einen Moment lang hatte ihm das Wrtchen mich auf der Zunge gelegen, doch er brachte es nicht ber sich, Hermine mit noch entsetzterer Miene zu sehen. Es war doch blo ein Traum, sagte Ron aufmunternd. Nur ein Alptraum. Jaah, ich wei nicht recht ..., sagte Harry und wandte den Blick nach drauen, wo sich der Himmel langsam erhellte. Es ist doch komisch, oder? ... meine Narbe tut wehund drei Tage spter sind die Todesser auf dem Marsch und Voldemorts Zeichen steht am Himmel. Sag - seinen - Namen - nicht!, zischte Ron mit zusammengebissenen Zhnen. Und wisst ihr noch, was Professor Trelawney gesagt hat?, fuhr Harry fort, ohne auf Ron einzugehen. Ende letzten Jahres? Professor Trelawney war ihre Lehrerin fr Wahrsagen in Hogwarts. Hermines Entsetzen wich einem hmischen Schnauben. O Harry, du wirst doch nicht auf irgendetwas hren, was diese alte Schwindlerin sagt? Du warst damals nicht dabei, sagte Harry. Du hast sie nicht gehrt. Beim letzten Mal war es anders. Ich hab dir doch gesagt, sie ist in eine Trance gefallen - eine echte. Und sie sagte, der dunkle Lord wrde wieder an die Macht gelangen >... und schrecklicher herrschen denn je ...<, er wrde es mit Hilfe seines Dieners schaffen ... und in derselben Nacht noch ist Wurmschwanz geflohen. Sie schwiegen; Ron fummelte zerstreut an einem Loch in seiner Chudley-Cannons-Tagesdecke. Warum hast du gefragt, ob Hedwig gekommen sei, Harry?, fragte Hermine. Erwartest du einen Brief? Ich habe Sirius von meiner Narbe erzhlt, sagte Harry achselzuckend. Ich warte auf seine Antwort. Gute Idee!, sagte Ron, und seine Miene hellte sich auf. Ich wette, Sirius wei, was du tun kannst. Ich hatte ja gehofft, er wrde rasch antworten, sagte Harry. Aber wer wei, wo er steckt ... er kann in Afrika sein oder sonst wo, sagte Hermine nachdenklich. Fr eine solche Reise braucht Hedwig schon mehr als ein paar Tage. Ja, ich wei߫, sagte Harry, doch als er nach drauen aufden hedwiglosen Himmel sah, da sprte er eine bleierne Schwere im Magen. Los, komm, wir spielen 'ne Partie Quidditch im Obstgarten, Harry, sagte Ron. Komm schon - drei gegen drei, Bill und Charlie und Fred und George spielen alle - du kannst den Wronski-Bluff ausprobieren ... Ron, sagte Hermine in ihrem Sei-doch-mal-vernnftig-Tonfall, Harry will im Augenblick nicht Quidditch spielen ... er macht sich Sorgen und er ist mde ... und wir alle brauchen jetzt Schlaf ... Doch, ich will jetzt Quidditch spielen, sagte Harry pltzlich. Wartet, ich hol nur eben schnell mal meinen Feuerblitz. Hermine ging hinaus, etwas murmelnd, das deutlich nach Jungs klang. Mr Weasley und Percy waren in der folgenden Woche kaum zu Hause. Beide gingen frhmorgens, bevor die anderen aufstanden, und kamen erst lange nach dem Abendessen wieder zurck. Im Bro herrscht praktisch Krieg, verkndete Percy mit gewichtiger Miene am Sonntagabend vor ihrer Rckkehr nach Hogwarts. Ich spiele schon die ganze Woche Feuerwehr. Die Leute schicken uns einen Heuler nach dem anderen, und wenn man einen Heuler nicht auf der Stelle ffnet, explodiert er. Mein Schreibtisch ist voller Brandflecken und von meinem besten Federkiel ist nur noch ein Hufchen Asche brig. Warum schicken sie denn Heuler?, fragte Ginny, die auf dem Flickenteppich vor dem Wohnzimmerkamin sa und ihr aus dem Leim gegangenes Exemplar von Tausend magische Krauter und Pilze mit Zauberband klebte. Sie beschweren sich ber Sicherheitsmngel bei der Weltmeisterschaft, sagte Percy. Wollen Schadenersatz fr ihrzerstrtes Eigentum. Mundungus Fletcher beantragt Entschdigung fr ein Zwlf-Zimmer-Zelt mit eingebautem Whirlpool. Aber solche Spchen treibt er nicht mit mir. Zufllig wei ich genau, dass er unter einem an Holzpflcke genagelten Umhang geschlafen hat. Mrs Weasley warf einen Blick auf die Standuhr in der Ecke. Harry mochte diese Uhr. Sie war vollkommen nutzlos, wenn man wissen wollte, wie spt es war, doch ansonsten sehr auskunftsfreudig. Sie hatte neun goldene Zeiger, und auf jedem war der Name eines Mitglieds der Weasley-Familie eingraviert. Auf dem Zifferblatt waren keine Ziffern, vielmehr stand hier, wo das jeweilige Familienmitglied gerade steckte. Zu Hause, Schule und Arbeit hie es da, doch auch Verirrt, Krankenhaus, Gefngnis, und dort, wo sich auf einer gewhnlichen Uhr die Ziffer Zwlf befindet, stand Tdliche Gefahr. Acht Zeiger deuteten gerade auf Zu Hause, doch der lngste Zeiger, der von Mr Weasley, wies immer noch auf Arbeit. Mrs Weasley seufzte. Euer Vater musste seit den Tagen von Du-weit-schon-wem nicht mehr an den Wochenenden ins Bro, sagte sie. Sie nehmen ihn zu hart ran. Sein Abendessen wird ungeniebar, wenn er nicht bald nach Hause kommt. Vater hat das Gefhl, dass er seinen Fehler bei der Meisterschaft wieder gutmachen muss, sagte Percy. Um ehrlich zu sein, es war ein klein wenig dumm von ihm, eine ffentliche Stellungnahme abzugeben, ohne sie zuvor mit seinem Vorgesetzten abzusprechen - Mrs Weasley ging sofort an die Decke. Jetzt gibst du auch noch deinem Vater die Schuld fr das, was diese Kimmkorn-Ziege geschrieben hat!, rief sie. Wenn Dad gar nichts gesagt htte, dann htte die olle Rita geschrieben, es sei eine Schande, dass sich niemand aus dem Ministerium zu einer uerung bereit gefunden htte, sagteBill, der mit Ron Schach spielte. Rita Kimmkorn lsst ohnehin an niemandem ein gutes Haar. Wisst ihr noch, einmal hat sie alle Fluchbrecher von Gringotts interviewt und mich einen langhaarigen Bruder Leichtfu< genannt? Ehrlich gesagt, dein Haar ist tatschlich ein bisschen lang, Schatz, sagte Mrs Weasley sanft. Wenn du mich nur mal kurz - Nein, Mum. Regen peitschte gegen das Wohnzimmerfenster. Hermine war ins Lehrbuch der Zaubersprche, Band 4, vertieft, das Mrs Weasley fr sie, Harry und Ron in der Winkelgasse besorgt hatte. Charlie stopfte einen feuersicheren Kopfschtzer. Harry hatte das Besenpflege-Set, das ihm Hermine zum dreizehnten Geburtstag geschenkt hatte, zu seinen Fen liegen und polierte seinen Feuerblitz. Fred und George saen hinten in der Ecke, unterhielten sich flsternd und beugten sich mit gezckten Federkielen ber ein Blatt Pergament. Was heckt ihr beiden da wieder aus?, sagte Mrs Weasley streng und sah ihre Zwillinge scharf an. Hausaufgaben, murmelte Fred. Mach keine Witze, ihr habt doch noch Ferien, sagte Mrs Weasley. Ja, wir sind ein wenig spt dran, sagte George. Ihr setzt nicht zufllig ein neues Bestellformular auf, oder?, sagte Mrs Weasley misstrauisch. Ihr denkt nicht etwa daran, Weasleys Zauberhafte Zauberscherze wieder auf die Beine zu stellen? Ich bitte dich, Mum, sagte Fred und blickte mit einem gequlten Gesichtsausdruck zu ihr auf. Wenn der Hogwarts-Express morgen entgleisen wrde und George und ich sterben wrden, wie wrdest du dich bei dem Gedanken fhlen, dass das Letzte, was wir von dir gehrt haben, unbegrndete Anschuldigungen waren? Alle lachten, selbst Mrs Weasley. Da kommt euer Vater!, sagte sie pltzlich mit einem Blick zur Uhr. Mr Weasleys Zeiger war auf einmal von Arbeit auf unterwegs gesprungen; eine Sekunde spter dann rastete er klappernd auf Zu Hause ein, wo die anderen Zeiger schon standen, und schon hrten sie Mr Weasley aus der Kche rufen. Ich komme, Arthur!, antwortete Mrs Weasley und eilte davon. Augenblicke spter kam Mr Weasley mit dem Abendessen auf einem Tablett ins warme Wohnzimmer. Er sah vollkommen erschpft aus. Tja, jetzt haben wir die Bescherung, sagte er zu Mrs Weasley und lie sich in einen Sessel am Feuer fallen. Nicht gerade begeistert stocherte er in seinem verschrumpelten Blumenkohl. Rita Kimmkorn hat die ganze Woche bei uns im Ministerium rumgeschnffelt und nach weiteren Skandalgeschichten gesucht. Jetzt ist sie auf die Sache mit der guten Bertha gestoen, die vermisst wird, und morgen ist das sicher der Aufmacher im Tagespropheten. Ich hab Bagman doch gesagt, er htte schon lngst jemanden auf ihre Spur setzen sollen. Mr Crouch sagt das schon seit Wochen, warf Percy rasch ein. Crouch hat nun wirklich Dusel, dass Rita noch nicht von der Geschichte mit Winky erfahren hat, sagte Mr Weasley verrgert. Seine Hauselfe wird mit dem Zauberstab, der das Dunkle Mal heraufbeschworen hat, ertappt - das gbe Schlagzeilen fr eine Woche. Ich dachte, wir wren uns einig, dass diese Elfe zwar verantwortungslos gehandelt, aber das Dunkle Mal tatschlich nicht heraufbeschworen hat?, bemerkte Percy steif. Wenn du mich fragst, dann kann Mr Crouch froh sein, dasskeiner beim Tagespropheten wei, wie bel er mit Hauselfen umspringt!, sagte Hermine zornig. Hr mal zu, Hermine!, sagte Percy. Ein hochrangiger Ministerialbeamter wie Mr Crouch verdient unerschtterlichen Gehorsam von seiner Bediensteten - Seiner Sklavin, meinst du wohl!, sagte Hermine mit schriller Stimme. Denn er bezahlt Winky doch nicht, oder? Ich denke, ihr geht jetzt alle nach oben und schaut nach, ob ihr beim Packen nichts vergessen habt!, unterbrach Mrs Weasley den Streit. Nun los, und zwar alle ... Harry rumte sein Besenpflege-Set zusammen, schulterte den Feuerblitz und ging mit Ron nach oben. Unter dem Dach war der Regen noch lauter zu hren, begleitet vom lauten Pfeifen und Sthnen des Windes und nicht zu vergessen dem gelegentlichen Aufheulen des Ghuls, der unter dem Dachfirst hauste. Pigwidgeon begann zwitschernd in seinem Kfig herumzuflattern, als sie eintraten. Der Anblick der halb gepackten Koffer schien ihn vor Aufregung rasend zu machen. Wirf ihm ein paar Eulenkekse rein, sagte Ron und warf Harry eine Tte zu, vielleicht stopft ihm das den Schnabel. Harry steckte ein paar Eulenkekse durch die Kfigstangen und wandte sich dann wieder seinem Koffer zu, neben dem der immer noch leere Kfig von Hedwig stand. Sie ist schon ber eine Woche weg, sagte Harry und betrachtete Hedwigs verlassene Vogelstange. Ron, du glaubst doch nicht, dass sie Sirius erwischt haben, oder? Nein, das htte doch im Tagespropheten gestanden, entgeg-nete Ron. Das Ministerium htte sicher zeigen wollen, dass ihnen zumindest ein Fang gelungen ist. Jaah, schon mglich ... Sieh mal, hier sind die Sachen, die dir Mum aus der Winkelgasse mitgebracht hat. Und auerdem hat sie noch etwasGeld aus deinem Verlies geholt ... und all deine Socken gewaschen. Er lpfte einen Stapel Pakete auf Harrys Feldbett und legte den Geldbeutel und einen Haufen Socken daneben. Harry machte sich ans Auspacken. Auer dem Lehrbuch der Zaubersprche, Band 4, von Miranda Habicht waren da noch eine Hand voll neuer Federkiele, ein Dutzend Pergamentrollen und Nachfllpackungen fr seinen Zaubertrankkasten - Lwenfischgrten und Belladonna-Essenz waren in letzter Zeit knapp geworden. Gerade stopfte er Unterwsche in seinen Kessel, als Ron hinter ihm ein lautes Uh vernehmen lie. Was soll das denn sein? Er hielt etwas in die Hhe, das aussah wie ein langes, kastanienbraunes Samtkleid. Es hatte einen verschlissenen Rschenkragen und dazu passende Spitzensume an den rmeln. Es klopfte und Mrs Weasley trat mit einem Arm voll frisch gewaschener Hogwarts-Umhnge ein. Bitte sehr, sagte sie und verteilte sie zwischen den beiden. Und jetzt passt auf, dass ihr sie richtig einpackt, damit sie nicht knittern. Mum, du hast mir Ginnys neues Kleid gegeben, sagte Ron und hielt seiner Mutter das Samtkleid hin. Wie kommst du darauf, sagte Mrs Weasley. Das ist fr dich. Dein Festumhang. Mein was?, sagte Ron wie vom Donner gerhrt. Dein Festumhang!, wiederholte Mrs Weasley. Auf der Schulliste heit es, ihr braucht dieses Jahr einen Umhang ... for festliche Anlsse. Du machst Witze, sagte Ron unglubig. Das Teil zieh ich nie und nimmer an. Alle tragen so was, Ron!, sagte Mrs Weasley verdrossen. Die sehen nun mal so aus! Dein Vater hat welche fr schicke Partys! Bevor ich so was anziehe, geh ich lieber splitternackt, sagte Ron verbissen. Stell dich nicht so an, sagte Mrs Weasley, du brauchst unbedingt einen Festumhang, das steht auf der Liste! Fr Harry hab ich auch einen ... zeig ihn mal, Harry ... Mit leise bebender Hand ffnete Harry das letzte Paket auf seinem Feldbett. Es war jedoch nicht so bel, wie er befrchtet hatte; sein Festumhang hatte keine Rschen; tatschlich sah er ungefhr so aus wie seine Schulumhnge, nur war er nicht schwarz, sondern grn. Ich dachte, der bringt deine Augenfarbe gut zur Geltung, mein Lieber, sagte Mrs Weasley vergngt. Na also, der ist in Ordnung!, sagte Ron und musterte zornig Harrys Umhang. Warum hab ich nicht auch so einen gekriegt? Weil ... na ja, ich musste deinen im Secondhandladen besorgen, und da hatten sie nicht so viel Auswahl, sagte Mrs Weasley errtend. Harry starrte auf seine Fe. Liebend gern htte er all sein Geld im Gringotts-Verlies mit den Weasleys geteilt, doch er wusste, sie wrden es niemals annehmen. Den zieh ich nicht an, sagte Ron hartnckig. Nie und nimmer. Schn, fauchte Mrs Weasley. Dann geh nackt. Und Harry, pass auf, dass du ein Foto von ihm machst. Damit ich mal was zu lachen hab, meine Gte aber auch. Sie ging hinaus und schlug die Tr hinter sich zu. Vom Fenster her kam ein merkwrdiges Spotzen und Keuchen. Pig-widgeon wrgte an einem Eulenkeks, der zu gro fr seinen Hals war. Warum hab ich eigentlich immer nur Schrott?, sagte Ron zornig und ging hinber, um Pigwidgeons Schnabel zu entrmpeln. ~Im Hogwarts-Express Dstere Stimmung lag in der Luft, als Harry am nchsten Morgen erwachte, denn die Sommerferien waren nun endgltig vorbei. Der Regen klatschte noch immer schwer gegen die Scheiben, whrend er in Jeans und Sweatshirt schlpfte -die Umhnge wollten sie erst im Hogwarts-Express anziehen. Er machte sich mit Ron, Fred und George auf den Weg nach unten zum Frhstck und hatte gerade den Treppenabsatz im ersten Stock erreicht, als Mrs Weasley mit gequlter Miene am Fu der Treppe erschien. Arthur!, rief sie durchs Treppenhaus. Arthur! Dringende Nachricht vom Ministerium! Mr Weasley erschien, den Umhang verkehrt herum an, trippelte an Harry vorbei, der sich an die Wand drcken musste, und verschwand unten in der Kche. Als sie kurz danach hinzukamen, fanden sie Mrs Weasley aufgeregt in den Schubladen des Geschirrschranks whlen - Hier hatte ich doch irgendwo 'ne Feder liegen! -, whrend sich Mr Weasley ber das Feuer gebeugt mit jemandem unterhielt - Harry schloss die Augen und ffnete sie wieder, denn er war sich nicht sicher, ob er richtig sah. Inmitten der Flammen sa ein groes brtiges Ei, und dieses Ei war Amos Diggory. Das Ei redete hastig auf Mr Weasley ein, ohne sich von den umherstiebenden Funken und den um seine Ohren zngelnden Flammen auch nur im Geringsten stren zu lassen. ... Muggelnachbarn haben Lrm und Schreie gehrt unddeshalb diese, wie heien sie noch mal - Blitzisten gerufen. Arthur, du musst da unbedingt hin! Hier, bitte!, keuchte Mrs Weasley und drckte ihrem Mann ein Blatt Pergament, ein Flschchen Tinte und eine zerzauste Feder in die Hand. - wir knnen wirklich von Glck reden, dass ich davon gehrt hab, sagte Mr Diggorys Kopf. Ich musste heute recht frh ins Bro, um ein paar Eulen wegzuschicken, und da hab ich all diese Leute von Missbrauch der Magie losfliegen sehen - wenn Rita Kimmkorn Wind davon kriegt, Arthur - Was hat Mad-Eye denn nun genau gesehen?, fragte Mr Weasley, schraubte das Tintenflschchen auf und fllte seine Feder, um sich Notizen zu machen. Mr Diggory rollte mit den Augen. Jemand habe sich in seinem Hof rumgetrieben, sagte er. Er sei auf sein Haus zugeschlichen, doch seine Mlleimer htten sich auf ihn gestrzt. Was haben die Mlleimer gemacht?, fragte Mr Weasley eifrig kritzelnd. Einen Hllenlrm und den ganzen Mll durch die Gegend gepfeffert, soviel ich wei߫, sagte Mr Diggory. Als dann die Blitzisten auftauchten, ist offenbar immer noch einer umhergetorkelt - Mr Weasley sthnte auf. Und was ist mit dem Eindringling? Arthur, du kennst doch Mad-Eye, sagte Mr Diggorys Kopf unter erneutem Augenrollen. Jemand, der sich mitten in der Nacht in seinen Hof schleicht? Wahrscheinlich luft irgendwo eine zu Tode erschreckte Katze herum, dekoriert mit Kartoffelschalen. Aber sobald Mad-Eye den Leuten von der Missbrauchsbekmpfung in die Hnde fllt, ist er erledigt -denk mal an seine Vorstrafen - wir mssen ihm irgendeine Kleinigkeit anhngen, etwas aus deiner Abteilung - was kriegt man fr explodierende Mlleimer? Eine Verwarnung wr drin, sagte Mr Weasley stirnrunzelnd und schrieb immer noch hastig. Mad-Eye hat seinen Zauberstab nicht benutzt? Er selbst hat niemanden angegriffen? Ich wette, er ist aus dem Bett gesprungen und hat angefangen, alles zu verhexen, was er vom Fenster aus erreichen konnte, sagte Mr Diggory, aber die werden Schwierigkeiten haben, das zu beweisen; Verletzte gibt es nmlich nicht. Gut, ich muss los, sagte Mr Weasley, stopfte das Pergament mit den Notizen in die Tasche und huschte aus der Kche. Mr Diggorys Kopf wandte sich Mrs Weasley zu. Tut mir Leid, Molly, sagte er etwas ruhiger, dass ich euch heute so frh stren musste ... aber Arthur ist nun mal der Einzige, der Mad-Eye da raushauen kann, und Mad-Eye sollte heute eigentlich seine neue Stelle antreten. Warum er ausgerechnet letzte Nacht ... Schon gut, Amos, sagte Mrs Weasley. Magst du nicht ein wenig Toast mit Butter, bevor du gehst? O danke, da sag ich nicht nein. Mrs Weasley nahm ein Stck gebutterten Toast von einem Stapel auf dem Kchentisch, steckte es in die Feuerzange und schob es Mr Diggory in den Mund. Manke, schmatzte Mr Diggory und verschwand mit einem leisen Plopp. Harry hrte, wie sich Mr Weasley hastig von Bill, Charlie, Percy und den Mdchen verabschiedete. Fnf Minuten spter tauchte er wieder in der Kche auf, sich hastig kmmend, den Umhang jedoch richtig herum an. Ich muss mich beeilen - ein gutes Schuljahr wnsch ich euch, Jungs, rief er Harry, Ron und den Zwillingen zu, warf sich einen weiteren Umhang ber die Schulter und machte Anstalten zu disapparieren. Molly, macht es dir was aus, die Kinder nach King's Cross zu bringen? Ist schon gut, sagte Mrs Weasley. Kmmere du dich um Mad-Eye, wir kommen schon klar. Kaum war Mr Weasley verschwunden, traten Bill und Charlie in die Kche. Hat hier jemand was von Mad-Eye gesagt?, fragte Bill. Was hat er jetzt schon wieder ausgefressen? Er behauptet, jemand habe versucht, letzte Nacht in sein Haus einzubrechen, sagte Mrs Weasley. Mad-Eye Moody?, sagte George nachdenklich, whrend er seinen Toast mit Marmelade bestrick Ist das nicht dieser durchgeknallte - Dein Vater hlt sehr viel von Mad-Eye Moody, unterbrach ihn Mrs Weasley steif. Jaah, nun, Dad sammelt auch Stecker, oder?, sagte Fred leise, als Mrs Weasley hinausging. Seelenverwandtschaft ... Moody war zu seiner Zeit ein groer Zauberer, sagte Bill. Er ist doch ein alter Freund von Dumbledore?, meinte Charlie. Auch Dumbledore ist ja nicht gerade das, was man normal nennen wrde, sagte Fred. Sicher, er ist ein Genie und alles ... Wer ist denn nun Mad-Eye?, fragte Harry. Frher hat er frs Ministerium gearbeitet, heute ist er im Ruhestand, sagte Charlie. Ich hab ihn mal getroffen, als Dad mich zur Arbeit mitnahm. Er war ein Auror - einer der besten ... ein Jger schwarzer Magier, fgte er mit einem Blick auf den fragend dreinblickenden Harry hinzu. Zu seiner Zeit hat er praktisch die Hlfte der Zellen in Askaban gefllt. Hat sich dabei allerdings eine Menge Feinde gemacht ... vor allem die Familien von Leuten, die er gefangen hat ... und wie ich hre, hat ihn auf seine alten Tage noch der Verfolgungswahn gepackt. Traut keinem mehr ber den Weg. Sieht an jeder Ecke schwarze Magier. Bill und Charlie kamen berein, die anderen nach King's Cross zu begleiten und sich dort zu verabschieden. Percy jedoch entschuldigte sich wortreich, weil er unbedingt zur Arbeit msse. Ich kann es einfach nicht verantworten, noch lnger freizunehmen, verkndete er. Mr Crouch verlsst sich inzwischen ganz und gar auf mich. Ja, und weit du was, Percy?, sagte George mit ernster Miene. Ich denke, bald wird er sogar deinen Namen kennen. Mrs Weasley hatte sich ans Telefon im Dorfpostamt gewagt und drei gewhnliche Muggeltaxis bestellt, die sie nach London fahren sollten. Arthur hat versucht Wagen aus dem Ministerium zu besorgen, flsterte Mrs Weasley Harry zu, als sie auf dem regennassen Hof standen und zusahen, wie die Taxifahrer sechs schwere Hogwarts-Schrankkoffer in ihre Autos luden. Aber sie konnten keinen erbrigen ... meine Gte, die sehen nicht gerade frhlich aus, oder? Harry mochte Mrs Weasley ungern sagen, dass Muggel-taxifahrer selten berdrehte Eulen transportierten, und Pig-widgeon machte einen trommelfellzerfetzenden Lrm. Auch war es nicht besonders hilfreich, dass Freds Koffer aufsprang und berraschend eine Anzahl Dr. Filibusters hitzefreier, nass zndender Feuerwerksknaller losging. Woraufhin der Fahrer, dem Krummbein in Panik auch noch die Krallen in die Waden schlug, vor Schreck und Schmerz laut aufschrie. Mitsamt ihren Koffern auf die Rckbnke der Taxis gequetscht, hatten sie eine unbequeme Fahrt. Krummbein brauchte eine ganze Weile, um sich von den Knallern zu erholen, und als sie endlich London erreichten, waren Harry, Ron und Hermine furchtbar zerkratzt. Erleichtert aufatmendstiegen sie vor King's Cross aus, auch wenn es jetzt aus Kbeln goss und sie pitschnass wurden, als sie ihre Koffer ber die belebte Strae in den Bahnhof trugen. Harry fand es inzwischen recht einfach, auf Gleis neundreiviertel zu gelangen. Man musste nur ganz lssig durch die scheinbar solide Absperrung zwischen den Gleisen neun und zehn gehen. Das einzig Schwierige war, mglichst nicht aufzufallen, damit die Muggel nicht misstrauisch wurden. Heute gingen sie in Gruppen; Harry, Ron und Hermine (die Aufflligsten, da sie Pigwidgeon und Krummbein bei sich hatten) waren als Erste dran; kaum hatten sie sich ganz entspannt und munter schwatzend gegen die Absperrung gelehnt, als sie auch schon seitlich hindurchglitten ... und Gleis neundreiviertel vor ihren Augen auftauchte. Der Hogwarts-Express mit seiner scharlachrot leuchtenden Dampflok stand schon bereit, und im Nebel der Dampfschwaden, die aus dem Schornstein zischten, wirkten die vielen Hogwarts-Schler und ihre Eltern auf dem Bahnsteig wie dahingleitende Schatten. Pigwidgeon erwiderte die vielstimmigen Eulenschreie, die durch den Nebel drangen, mit besonders lautem und schrillem Gelrme. Harry, Ron und Hermine machten sich auf die Suche nach Sitzpltzen und konnten ihr Gepck auch bald in einem Abteil ungefhr in der Mitte des Zuges verstauen. Dann sprangen sie noch einmal auf den Bahnsteig, um Mrs Weasley, Bill und Charlie auf Wiedersehen zu sagen. Vielleicht seht ihr mich schneller wieder, als ihr denkt, grinste Charlie, whrend er Ginny zum Abschied umarmte. Warum?, fragte Fred neugierig. Ihr werdet ja sehen, sagte Charlie. Aber sagt blo Percy nicht, dass ich was erwhnt hab ... es ist ja >eine geheime Information, bis das Ministerium beschliet, sie freizugeben<. Ja, ich wnschte, ich knnte dieses Jahr noch mal in Hog-warts sein, sagte Bill, der mit den Hnden in den Taschen dastand und beinahe neidisch den Zug betrachtete. Warum?, fragte George ungeduldig. Ihr werdet jedenfalls ein spannendes Jahr erleben, sagte Bill augenzwinkernd. Vielleicht nehm ich mir sogar mal frei, um es mir selbst kurz anzuschauen ... Was denn?, fragte Ron. Doch in diesem Moment hrten sie einen gellenden Pfiff und Mrs Weasley schubste sie zur Waggontr. Sie stiegen ein, schlssen die Tr und lehnten sich aus dem Fenster. Danke, dass wir bei Ihnen wohnen durften, sagte Hermine. Es war mir ein Vergngen, meine Lieben, entgegnete Mrs Weasley. Ich wrde euch ja gerne zu Weihnachten einladen, aber ... nun, ich denke, ihr wollt sicher alle in Hogwarts bleiben, wo doch so viel los sein wird ... Mum!, sagte Ron gereizt. Nun sagt uns schon, worum es geht! Das werdet ihr wohl heute Abend erfahren, sagte Mrs Weasley lchelnd. Es wird sicher ganz spannend - ihr wisstja nicht, wie froh ich bin, dass sie die Regeln gendert haben - Welche Regeln?, kam es von Harry, Ron, Fred und George wie aus einem Munde. Doch jetzt begannen die Kolben laut zu zischen und der Zug setzte sich in Bewegung. Sag uns, was in Hogwarts passieren soll!, schrie Fred aus dem Fenster, doch Mrs Weasley, Bill und Charlie entfernten sich rasch. Welche Regeln haben sie denn gendert? Aber Mrs Weasley lchelte nur und winkte. Noch bevor der Zug um die Kurve gebogen war, war sie mit Bill und Charlie disappariert. Harry, Ron und Hermine gingen zurck in ihr Abteil. Dichter Regen klatschte gegen das Fenster und drauen warkaum etwas zu sehen. Ron ffnete seinen Koffer, zog seinen kastanienbraunen Festumhang hervor und warf ihn ber Pig-widgeons Kfig, um sein Geschrei zu dmpfen. Bagman wollte uns verraten, was in Hogwarts passiert, grummelte er und setzte sich neben Harry. Bei der Weltmeisterschaft, weit du noch? Aber meine Mutter, meine eigene Mutter will es mir nicht sagen. Ich frag mich, was - Schhh!, flsterte Hermine pltzlich, drckte einen Finger auf die Lippen und deutete auf das Nachbarabteil. Harry und Ron lauschten und hrten durch die offene Tr eine vertraute schnarrende Stimme. ... Vater hat tatschlich berlegt, ob er mich nach Durm-strang schicken soll und nicht nach Hogwarts. Er kennt nmlich den Schulleiter dort. Tja, ihr wisst ja, was er ber Dumbledore denkt - der Kerl ist ein unglaublicher Liebhaber von Schlammbltern - und Durmstrang nimmt solches Gesindel gar nicht erst auf. Aber Mutter wollte nicht, dass ich so weit weg in die Schule gehe. Vater sagt, in Durmstrang haben sie eine viel vernnftigere Einstellung zu den dunklen Knsten als in Hogwarts. Durmstrang-Schler lernen sie sogar und uns bringen sie nur diesen Verteidigungskram bei ... Hermine stand auf, ging auf Zehenspitzen zur Abteiltr und schob sie zu; Malfoy war jetzt nicht mehr zu hren. Also denkt er, Durmstrang htte besser zu ihm gepasst, sagte sie wtend. Ich wnschte, er wre tatschlich dorthin gegangen, dann mssten wir uns nicht mit ihm rumschlagen. Durmstrang ist auch eine Zaubererschule?, fragte Harry. Ja, sagte Hermine nasermpfend, und sie hat einen frchterlichen Ruf. Dem Handbuch der europischen Magierausbildung zufolge legen sie dort groen Wert auf die dunklen Knste. Ich glaub, ich hab schon davon gehrt, sagte Ron verschwommen. Wo ist sie? In welchem Land? Tja, das wei keiner, ist doch klar, sagte Hermine und hob die Augenbrauen. Hmm - wieso?, fragte Harry. Es gibt seit jeher viel Rivalitt zwischen den Zaubererschulen. Durmstrang und Beauxbatons ziehen es vor, sich zu verbergen, damit niemand ihre Geheimnisse stehlen kann, sagte Hermine, als sei dies das Natrlichste von der Welt. Hr auf, sagte Ron und fing an zu lachen. Durmstrang muss ungefhr so gro sein wie Hogwarts, und wie willst du denn so ein irre groes Schloss verstecken? Aber Hogwarts ist auch versteckt, entgegnete Hermine berrascht, jeder wei es ... nun ja, jeder, der die Geschichte von Hogwarts gelesen hat. Also nur du, sagte Ron. Dann erklr mir mal - wie versteckt man ein Schloss wie Hogwarts? Es ist verhext, sagte Hermine. Wenn die Muggel es anschauen, dann sehen sie nur eine vermoderte alte Ruine mit einem Schild ber dem Eingang, auf dem steht: ACHTUNG, REIN ZUTRITT, EINSTURZGEFAHR. Und Durmstrang sieht dann fr Auenstehende auch aus wie eine Ruine? Vielleicht, sagte Hermine achselzuckend, oder es hat Muggelabwehr-Zauber an den Mauern, wie das Weltmeisterschaftsstadion. Und damit fremde Zauberer es nicht finden, haben sie es sicher unortbar gemacht - Wie bitte? Nun, man kann ein Gebude so verzaubern, dass es auf einer Karte nicht zu orten ist, oder? hm - wenn du meinst, sagte Harry. Aber ich glaube, Durmstrang muss irgendwo im hohen Norden sein, sagte Hermine nachdenklich. Wo es ganz kalt ist - bei denen gehren nmlich Pelzmtzen zur Schuluniform. Aah, denkt doch mal an die Mglichkeiten, sagte Ron trumerisch. Es wre so einfach gewesen, Malfoy von einem Gletscher zu stoen und die Sache wie einen Unfall aussehen zu lassen ... jammerschade, dass seine Mutter ihn mag ... Weiter nach Norden fuhr der Zug und der Regen wurde immer strker. Der Himmel war dunkel und die Fenster waren beschlagen und deshalb gingen bereits gegen Mittag die Lampen an. Der Karren mit Speisen und Getrnken kam den Gang entlanggerattert und Harry kaufte einen groen Stapel Kesselkuchen fr alle. Einige ihrer Freunde schauten im Laufe des Nachmittags bei ihnen vorbei, darunter Seamus Finnigan, Dean Thomas und Neville Longbottom, ein rundgesichtiger Junge, der von seiner Gromutter, einer stattlichen Hexe, erzogen worden und fr seine Vergesslichkeit berchtigt war. Seamus trug immer noch seine Irland-Rosette. Ihr Zauber schien nun ein wenig nachzulassen; zwar piepste sie noch Troy! Mullet! Mo-ran!, doch es klang recht schwachbrstig und erschpft. Nach einer guten halben Stunde hatte Hermine das endlose Quidditch-Gerede satt, sie vergrub sich in das Lehrbuch der Zaubersprche, Band 4, und versuchte sich einen Sammelzauber beizubringen. Neville lauschte neiderfllt, wie die anderen das Endspiel noch einmal Zug um Zug durchsprachen. Oma wollte nicht hingehen, sagte er niedergeschlagen. Und hat mir keine Karte gekauft. Klingt aber toll, was ihr erzhlt. War es auch, sagte Ron. Schau dir das an, Neville ... Er stberte in seinem Koffer auf der Gepckablage und zog die kleine Nachbildung von Viktor Krum hervor. Wahnsinn, sagte Neville neidisch, als Ron Krum einen kleinen Klaps auf den dicken Kopf gab. Wir haben ihn ganz aus der Nhe gesehen, sagte Ron. Wir waren in der Ehrenloge. Zum ersten und letzten Mal in deinem Leben, Weasley. Draco Malfoy war in der Tr erschienen. Hinter ihm standen Crabbe und Goyle, seine fiesen bulligen Kumpels, die beide im Sommer offenbar um mehr als einen Kopf gewachsen waren. Wie es schien, hatten sie das Gesprch durch die Abteiltr, die Dean und Seamus offen gelassen hatten, belauscht. Ich erinnere mich nicht, dich eingeladen zu haben, Malfoy, sagte Harry khl. Hr mal, Weasley ... was ist das denn?, sagte Malfoy und deutete auf Pigwidgeons Kfig. Ein rmel von Rons Festumhang, der darber hing, schwang im Fahrtrhythmus des Zuges hin und her, so dass der vergammelte Spitzenbesatz gut zur Geltung kam. Ron wollte den Umhang rasch verschwinden lassen, doch Malfoy war schneller; er packte den rmel und zog ihn an sich. Seht euch das an!, rief er ganz entzckt und hob Rons Festumhang hoch, damit Crabbe und Goyle ihn begutachten konnten. Weasley, du hast doch nicht etwa die Absicht, den wirklich zu tragen? Immerhin - um 1890 herum war es sicher der letzte Schrei ... Friss Mist, Malfoy!, sagte Ron, und sein Gesicht hatte, als er ihn Malfoy entriss, lngst die Farbe des Umhangs angenommen. Malfoy wieherte hmisch und Crabbe und Goyle glotzten blde. Aha ... du willst dich also bewerben, Weasley? Willst den Namen deiner Familie mit ein wenig Ruhm bekleckern? Geld ist auch im Spiel, du weit ja ... knntest dir ein paar anstndige Umhnge leisten, wenn du gewinnen wrdest ... Wovon redest du eigentlich?, fuhr ihn Ron an. Machst du mit?, wiederholte Malfoy. Du, Potter, auf jeden Fall, schtze ich. Du lsst doch keine Gelegenheit aus, um den Angeber zu markieren, oder? Entweder du erklrst, wovon du redest, oder du verschwindest, Malfoy, sagte Hermine gereizt ber den Rand ihres Lehrbuchs der Zaubersprche hinweg. Ein hmisches Grinsen breitete sich auf Malfoys Gesicht aus. Erzhl mir blo nicht, dass du keine Ahnung hast, Weas-ley?, hhnte er gensslich. Du hast einen Vater und einen Bruder im Ministerium und du weit es nicht mal? Hr mal, mein Vater hat es mir schon vor einer Ewigkeit erzhlt ... hat es von Cornelius Fudge erfahren. So ist es eben, Vater hat immer mit den Topleuten im Ministerium zu tun ... vielleicht ist deiner ein zu kleines Licht und darf es berhaupt nicht wissen, Weasley ... tja ... wenn er in der Nhe ist, reden sie wahrscheinlich nicht ber wichtige Dinge ... Malfoy lachte laut auf, nickte Crabbe und Goyle zu, und die drei verschwanden. Ron erhob sich und knallte die Schiebetr des Abteils so wtend zu, dass die Scheibe zu Bruch ging. Ron!, sagte Hermine vorwurfsvoll, zckte ihren Zauberstab und murmelte Reparo!; die Scherben flogen zu einer Scheibe zusammen, die sich wieder in die Tr einfgte. Das Aas ... tut so, als ob er alles wsste und wir nicht ..., knurrte Ron. >Vater hat immer mit den Topleuten im Ministerium zu tun.< ... Mein Dad htte sich jederzeit befrdern lassen knnen ... ihm gefllt eben die Arbeit, die er jetzt macht ... Natrlich, das wissen wir, sagte Hermine beschwichti-gend. Lass dich doch nicht von Malfoy rgern, Ron - Er! Und mich rgern! Schwachsinn!, sagte Ron, packte einen der noch brig gebliebenen Kesselkuchen und zerdrckte ihn zu Matsch. Rons schlechte Laune hielt die restliche Fahrt ber an. Er sprach nicht viel, als sie ihre Umhnge anzogen, und blickte immer noch finster, als der Hogwarts-Express endlich bremste und schlielich in pechschwarzer Dunkelheit am Bahnhof von Hogsmeade Halt machte. Kaum waren die Waggontren aufgegangen, hrten sie ber sich ein Donnergrollen. Hermine wickelte Krummbein in ihren Umhang und Ron lie seinen Festumhang ber Pig-widgeons Kfig hngen. Mit gesenkten Kpfen, nur hin und wieder nach vorne blinzelnd, kmpften sie sich durch den Wolkenbruch. Es regnete so heftig, als wrden Eimer um Eimer eiskalten Wassers ber ihren Kpfen ausgeschttet. Hallo, Hagrid!, rief Harry; am Ende des Bahnsteigs hatte er eine hnenhafte Gestalt erspht. Alles klar, Harry?, brllte Hagrid und winkte ihnen zu. Sehn uns beim Festessen, falls wir vorher nicht absaufen! Wie es der Brauch war, fuhren die neuen Schler mit Booten ber den See hinber nach Hogwarts. Uuuuuh, bei diesem Wetter htt ich keine Lust, ber den See zu fahren, sagte Hermine und schttelte sich ausgiebig. Inmitten der Schlerschar gelangten sie nur mhsam ber den Bahnsteig und nach drauen vor den Bahnhof, wo bereits hundert pferdelose Kutschen auf sie warteten. Harry, Ron, Hermine und Neville stiegen erleichtert in einen der Wagen, die Tr schlug zu und wenige Augenblicke spter setzte sich die lange Kutschenprozession mit einem krftigen Ruck in Bewegung. Ratternd und Wasser zu allen Seiten verspritzend fuhren sie den Weg zum Schloss Hogwarts empor. ~Das Trimagische Turnier Die Kutschen rollten durch das von geflgelten Steinebern bewachte Schlosstor und kamen jetzt gefhrlich ins Schlingern, denn aus dem Wind war ein Sturm geworden. Harry hatte den Kopf ans Fenster gelehnt und sah Hogwarts mit seinen vielen erleuchteten Fenstern, die verschwommen durch den dichten Regenschleier schimmerten, allmhlich nher kommen. Blitze jagten sich am Himmel, als ihr Wagen an der steinernen Treppe anhielt, die zu dem groen Eichenportal hinauffhrte. Ihre Mitschler, die vor ihnen angekommen waren, strmten bereits die Stufen zum Schloss empor; auch Harry, Ron, Hermine und Neville sprangen aus ihrer Kutsche und hasteten die Treppe hoch, und erst als sie endlich in der gewlbten, fackelbeleuchteten Eingangshalle mit ihrer beeindruckenden Marmortreppe standen, sahen sie auf. Oje, sagte Ron, schttelte den Kopf und spritzte Wasser auf die Umstehenden, wenn das so weitergeht, luft der See noch ber. Ich bin pitsch ... - AAARRH! Ein groer, roter, mit Wasser gefllter Ballon war von der Decke herab auf Rons Kopf gefallen und geplatzt. Durchnsst und prustend stolperte Ron zur Seite und rempelte Harry an, und genau in diesem Moment fiel die zweite Bombe - sie verfehlte nur knapp Hermine, platzte vor Harrys Fen, und eine Welle eiskalten Wassers ergoss sich ber seine Turnschuhe und durchweichte seine Socken. Die Umstehenden flohen kreischend und sich gegenseitig schubsend aus derSchusslinie - Harry hob den Kopf und erkannte, sieben Meter ber ihnen schwebend, Peeves, den Poltergeist, einen kleinen Mann mit glockenfrmigem Hut und orangeroter Fliege, der sie jetzt, das breite, heimtckische Gesicht vor Anspannung verzogen, erneut aufs Korn nahm. Peeves!, rief eine zornige Stimme. Peeves, kommen Sie runter, und zwar sofort! Professor McGonagall, die stellvertretende Direktorin und Leiterin des Hauses Gryffindor, kam aus der Groen Halle gestrmt, rutschte jedoch auf dem nassen Steinboden aus und konnte sich nur vor einem Sturz bewahren, indem sie sich an Hermines Hals festklammerte. Autsch - Verzeihung, Miss Granger - Macht nichts, Professor!, wrgte Hermine und rieb sich die Kehle. Peeves, runter jetzt, sofort!, bellte Professor McGonagall, rckte ihren Spitzhut zurecht und starrte durch ihre quadratischen Brillenglser zornig zur Decke. Tu doch gar nichts, gackerte Peeves und warf mit groem Schwung eine Wasserbombe gegen eine Gruppe von Fnftklsslerinnen, die schreiend in die Groe Halle wegtauchten. Sind doch eh schon nass, oder? Die kleinen Racker! Uuuiiiiiii! Und mit einer weiteren Bombe nahm er ein paar Zweitklssler aufs Korn, die gerade angekommen waren. Ich rufe den Schulleiter!, rief Professor McGonagall. Ich warne Sie, Peeves - Peeves streckte ihr die Zunge heraus, warf seine letzte Wasserbombe hoch in die Luft und rauschte unter irrem Kichern ber die Marmortreppe hinweg davon. Also weiter jetzt, sagte Professor McGonagall mit einer gewissen Schrfe in der Stimme zu der durchnssten Menge. In die Groe Halle, Beeilung! Ron wischte sich das tropfnasse Haar unter wtendem Gemurmel aus dem Gesicht, und die drei schlitterten und rutschten durch die Eingangshalle und wandten sich dann nach rechts zur Flgeltr. Wie immer zum Fest der Neuen war die Groe Halle herrlich geschmckt. Im Licht unzhliger Kerzen, die ber den Tischen schwebten, schimmerten goldene Teller und Kelche. An den vier langen Haustischen saen dicht an dicht eifrig schwatzende Schler; etwas erhht an der Stirnseite der Halle saen die Lehrer, den Schlern zugewandt, entlang einer fnften Tafel. Hier in der Groen Halle war es warm. Harry, Ron und Hermine gingen an den Slytherins, den Ravenclaws und den Hufflepuffs vorbei und setzten sich zu den Gryffindors auf der anderen Seite der Halle, neben den Fast Kopflosen Nick, das Gespenst von Gryffindor. Perlwei und halb durchsichtig, trug Nick heute Abend sein bliches Wams, diesmal mit einer ungewhnlich breiten Halskrause, die zum einen besonders festlich aussehen sollte und zum anderen dafr sorgte, dass sein Kopf auf dem fast durchtrennten Hals nicht ber Gebhr eierte. Guten Abend, sagte er und strahlte sie an. Schn war's, sagte Harry. Er zog seine Turnschuhe aus und schttete das Wasser aus. Hoffentlich beeilen sie sich bei der Auswahl. Ich verhungere gleich. Zu Beginn jedes Schuljahres wurden die Neuen auf die vier Huser von Hogwarts verteilt, doch durch eine unglckliche Fgung der Umstnde war Harry seit seinem eigenen ersten Tag nie mehr bei einer Auswahl dabei gewesen. Im Grunde freute er sich darauf. In diesem Moment rief jemand weiter oben am Tisch ganz aufgeregt und atemlos: Holla, Harry! Es war Colin Creevey, ein Drittklssler, fr den Harry eine Art Held war. Hallo, Colin, sagte Harry verhalten. Harry, rat mal, was heute los ist? Rat mal, Harry! Heute fngt mein Bruder an! Mein Bruder Dennis! Hmmh - ist ja toll, sagte Harry. Er ist furchtbar aufgeregt!, rief Colin und hopste auf seinem Stuhl hin und her. Ich hoffe, er kommt nach Gryffindor! Drck ihm die Daumen, ja, Harry? hm - ja, mach ich!, sagte Harry und wandte sich wieder Hermine, Ron und dem Fast Kopflosen Nick zu. Geschwister kommen normalerweise zusammen in ein Haus, stimmt doch?, fragte er. Er dachte an die Weasleys, die alle sieben nach Gryffindor gekommen waren. O nein, nicht unbedingt, sagte Hermine. Parvati Patils Zwillingsschwester ist in Ravenclaw und die beiden sind nicht zu unterscheiden. Da wrdest du doch denken, sie gehrten auch hier zusammen, oder? Harry sah hoch zum Lehrertisch. Mehr Sthle als sonst schienen leer zu sein. Hagrid kmpfte sich natrlich immer noch mit den Erstklsslern ber den See; Professor McGonagall berwachte vermutlich das Aufwischen in der Eingangshalle, doch da war noch ein leerer Stuhl, und er kam nicht darauf, wer noch fehlen knnte. Wo ist der neue Lehrer fr Verteidigung gegen die dunklen Knste?, fragte Hermine, die ebenfalls zum Lehrertisch hochsah. Sie hatten noch nie einen Lehrer in diesem Fach gehabt, der lnger als ein Schuljahr geblieben war. Harrys mit Abstand liebster Lehrer war Professor Lupin gewesen, der letztes Jahr aufgegeben hatte. Er lie den Blick am Lehrertisch entlangwandern. Eindeutig kein neues Gesicht. Vielleicht haben sie keinen gekriegt!, sagte Hermine mit besorgter Miene. Noch einmal musterte Harry alle, die dort oben saen. Der winzig kleine Professor Flitwick, Lehrer fr Zauberkunst, sa auf einem groen Stapel Kissen neben Professor Sprout, der Lehrerin fr Kruterkunde, deren Hut schrg auf ihrem grauen Flatterhaar sa. Sie sprach gerade mit Professor Sinistra vom Fach Astrologie. Zur anderen Seite von Professor Sinistra sa der fahlgesichtige, fetthaarige Lehrer fr Zaubertrnke, Snape - den Harry am wenigsten von allen in Hogwarts ausstehen konnte. Harrys Hass auf Snape wurde nur von Snapes Hass auf Harry bertroffen, ein Hass, der sich letztes Jahr wohl noch gesteigert hatte, als Harry Sirius geholfen hatte, direkt unter Snapes bergroer Nase zu entkommen - Snape und Sirius waren seit ihrer eigenen Schulzeit miteinander verfeindet. Auf Snapes anderer Seite war ein leerer Stuhl, der sicher Professor McGonagall gehrte. Daneben, in der Mitte des Tisches, sa Professor Dumbledore, der Schulleiter. Sein wehendes Silberhaar und sein ppiger Bart schimmerten im Kerzenlicht und sein herrlicher dunkelgrner Umhang war ber und ber mit Sternen und Monden bestickt. Professor Dumbledores Kinn ruhte auf den zusammengelegten Spitzen seiner langen dnnen Finger und er blickte offenbar gedankenversunken durch die Halbmondglser seiner Brille hoch zur Decke. Auch Harry warf einen Blick zur Decke. Sie war verzaubert und sah aus wie der Himmel drauen, den er noch nie so sturmzerzaust gesehen hatte. Schwarze und purpurne Wolken wirbelten ber den Himmel, und als es drauen einen erneuten Donnerschlag gab, erhellte ihn fr einige Sekunden ein weit verstelter Blitz. Mensch, beeilt euch, sthnte Ron. Ich knnte einen Hippogreif verspeisen. Er hatte kaum den Mund zugemacht, da ffneten sich die Flgeltren der Groen Halle. Alle verstummten. Professor McGonagall erschien an der Spitze einer langen Reihe von Erstklsslern und fhrte sie andie Stirnseite der Halle. Harry, Ron und Hermine waren zwar ziemlich nass, doch das war nichts gegen die Neuen. Sie schienen nicht ber den See gefahren, sondern geschwommen zu sein. Alle zitterten vor Klte und Aufregung, als sie am Lehrertisch entlanggingen und sich in einer Reihe vor den lteren Schlern aufstellten - alle, nur der Kleinste von ihnen nicht, ein Junge mit mausgrauem Haar, der, wie Harry erkannte, in Hagrids Maulwurfmantel gewickelt war. Der viel zu groe Mantel wirkte, als wre der Junge in eine schwarze Pelzmarkise gehllt. Sein kleines Gesicht lugte aus dem Kragen hervor und zeigte, dass er vor Aufregung fast Qualen litt. Als er sich bei seinen verngstigt umherblickenden Mitschlern eingereiht hatte, fing er Colin Creeveys Blick auf, reckte beide Daumen in die Hhe und formte mit den Lippen die Worte: Ich bin in den See gefallen! Darber war er offensichtlich entzckt. Professor McGonagall kam mit einem dreibeinigen Stuhl in der Hand und stellte ihn vor den Neuen ab. Auf dem Stuhl lag ein steinalter, schmutziger, geflickter Zaubererhut. Die Neuen starrten ihn an. Und alle anderen auch. Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann ffnete sich ein Riss gleich ber der Krempe, ein Mund bildete sich, und der Hut begann zu singen: Eintausend Jahr und mehr ist's her, seit mich genht ein Schneiderer. Da lebten vier Zaubrer wohl angesehn; ihre Namen werden nie vergehn. Von wilder Heide der khne Gryffindor, der schne Ravenclaw den hchsten Fels erkor. Der gute Hufflepuff aus sanftem Tal, der schlaue Slytherin aus Smpfen fahl. Sie teilten einen Wunsch und Traum, einen khnen Plan, ihr glaubt es kaum junge Zauberer gut zu erziehn, das war von Hogwarts der Beginn. Es waren unserer Grnder vier, die schufen diese Huser hier und jeder schtzte eine andere Tugend bei der von ihm belehrten Jugend. Die Mutigsten zog Gryffindor bei weitem allen ndern vor; fr Ravenclaw die Klgsten waren alleine wert der Lehrerqualen. Und jedem, der da eifrig lernte, bescherte Hufflepuff reiche Ernte. Bei Slytherin der Ehrgeiz nur stillte den Machttrieb seiner Natur. Es ist vor langer Zeit gewesen, da konnten sie noch selbst verlesen, doch was sollte spter dann geschehen, denn sie wrden ja nicht ewig leben. 's war Gryffindor, des Rates gewiss, der mich sogleich vom Kopfe riss. Die Grnder sollten mir verleihn von ihrem Grips 'nen Teil ganz klein. So kann ich jetzt an ihrer statt, sagen, wer wohin zu gehen hat. Nun setzt mich rasch auf eure Schpfe, damit ich euch dann vor mir knpfe. Falsch gewhlt hab ich noch nie, weil ich in eure Herzen seh. Nun wollen wir nicht weiter rechten, ich sag, wohin ihr passt am besten. Der Sprechende Hut verstummte und in der Groen Halle brandete Beifall auf. Das ist doch nicht das Lied, das er damals fr uns gesungen hat, sagte Harry und klatschte ebenfalls. Er singt jedes Jahr ein neues, sagte Ron. Muss ein ziemlich langweiliges Leben sein fr diesen Hut, meint ihr nicht? Sicher verbringt er das ganze Jahr damit, ein neues Lied zu dichten. Professor McGonagall entrollte ein langes Pergament. Wenn ich euren Namen rufe, zieht ihr den Hut ber den Kopf und setzt euch auf den Stuhl, erklrte sie den Neuen. Wenn der Hut euer Haus ausruft, geht ihr zum richtigen Tisch und setzt euch dorthin. Ackerly, Stewart! Ein Junge, sichtlich am ganzen Leib zitternd, trat vor, nahm den Sprechenden Hut in die Hand, setzte ihn auf und lie sich auf dem Stuhl nieder. Ravenclaw!, rief der Hut. Stewart Ackerly nahm den Hut ab und hastete zu einem Platz am Tisch der Ravenclaws, die ihn begeistert klatschend empfingen. Harry erhaschte einen kurzen Blick auf Cho, die Sucherin der Ravenclaws, die Stewart Ackerly herzlich begrte. Einen flchtigen Moment lang hatte er das merkwrdige Gefhl, sich ebenfalls zu den Ravenclaws setzen zu wollen. Baddock, Malcolm! Slytherin! Am Tisch auf der anderen Seite der Halle brach Jubel aus; Harry konnte Malfoy klatschen sehen, als Baddock sich den Slytherins anschloss. Harry fragte sich, ob Baddock wusste, dass das Haus Slytherin mehr schwarze Hexen und Magier hervorgebracht hatte als alle anderen Huser. Fred und George pfiffen Malcolm Baddock aus, als er sich setzte. Branstone, Eleanor! Hufflepuff! Cauldwell, Owen! Hufflepuff! Creevey, Dennis! Der winzige Dennis Creevey trat ber Hagrids Maulwurfmantel stolpernd vor, und in genau diesem Moment glitt Hagrid selbst durch eine Tr hinter dem Lehrertisch in die Halle. Hagrid, etwa doppelt so gro wie ein normal gewachsener Mann und mindestens dreimal so breit, sah mit seinem langen, wilden und zerzausten schwarzen Haar und seinem Bart ein wenig bengstigend aus - ein falscher Eindruck, wie Harry, Ron und Hermine wussten, denn Hagrid war von ausgesprochen freundlichem Gemt. Er zwinkerte ihnen zu, setzte sich ans Ende des Lehrertisches und sah Dennis Creevey zu, der jetzt den Sprechenden Hut aufsetzte. Der Riss ber der Krempe ffnete sich weit - Gryffindor!, rief der Hut. Hagrid stimmte in den Applaus der Gryffindors ein, und Dennis, bers ganze Gesicht strahlend, nahm den Hut ab, legte ihn auf den Stuhl und rannte zum Gryffindor-Tisch, wo sein Bruder ihn empfing. Colin, ich bin in den See gefallen!, kreischte er und hopste auf einen freien Platz. Es war toll! Und da war etwas im Wasser, das hat mich gepackt und ins Boot zurckgeworfen! Cool!, sagte Colin, nicht minder begeistert. Das war sicher der Riesenkrake, Dennis! Irre!, sagte Dennis, als wre es die Erfllung der sehnlichsten Trume, in einen sturmgepeitschten, unergrndlichen See zu fallen und von einem gewaltigen Seemonster wieder herausgefischt zu werden. Dennis! Dennis! Siehst du den Jungen dort drben? Den mit dem schwarzen Haar und der Brille? Siehst du ihn? Weit du, wer das ist, Dennis? Harry wandte den Kopf zur Seite und starrte angestrengt hinber zum Sprechenden Hut, der gerade Emma Dobbs' Haus ausrief. So ging es weiter mit der Aufteilung der Schler; Jungen und Mdchen, alle mit mehr oder weniger ngstlichen Gesichtern, traten der Reihe nach vor den dreibeinigen Stuhl, und die Schlange der Wartenden war schon um einiges krzer, als Professor McGonagall zum Buchstaben L kam. Aah, beeilt euch, sagte Ron und massierte sich den Bauch. Ich bitte dich, Ron, die Auswahl ist viel wichtiger als das Essen, sagte der Fast Kopflose Nick, als Madley, Laura, gerade zu einer Hufflepuff ernannt wurde. Natrlich, wenn man schon tot ist, knurrte Ron. Ich hoffe instndig, dass die neuen Gryffindors erste Sahne sind, sagte der Fast Kopflose Nick, whrend er McDonald, Natalie beklatschte, die jetzt zum Gryffindor-Tisch kam. Wir wollen doch unsere Siegesserie fortsetzen, nicht wahr? Gryffindor hatte die Hausmeisterschaft die letzten drei Jahre in Folge gewonnen. Pritchard, Graham! Slytherin! Quirke, Orla! Ravenclaw! Und endlich, nach Whitby, Kevin! (Hufflepuff!) verstummte der Sprechende Hut. Professor McGonagall nahm Hut und Stuhl hoch und trug sie davon. Wird allmhlich Zeit, sagte Ron, packte Messer und Gabel und blickte erwartungsvoll auf seinen goldenen Teller. Professor Dumbledore hatte sich erhoben. Lchelnd sah er in die Runde und breitete die Arme zu einer Geste des Willkommens aus. Ich habe euch nur zwei Worte zu sagen, verkndete er, und seine tiefe Stimme hallte von den Wnden wider. Haut rein. Hrt, hrt!, sagten Harry und Ron laut, und schon fllten sich die leeren Schsseln unter ihren Augen von Zauberhand mit Speisen. Der Fast Kopflose Nick sah traurig zu, wie Harry, Ron und Hermine ihre Teller beluden. Mmmh, schom bescher, sagte Ron, den Mund voll Kartoffelbrei. Ihr habt Glck, dass es heute Abend berhaupt ein Festessen gibt, sagte der Fast Kopflose Nick. Vorhin gab's nmlich rger in der Kche. Warum? Wa'n paschiert?, schmatzte Harry mit einem mchtigen Stck Steak im Mund. Peeves, natrlich, sagte der Fast Kopflose Nick und schttelte den Kopf, der dabei gefhrlich ins Trudeln geriet. Er zog seine Halskrause ein wenig hher. Der bliche Streit, ihr wisst schon. Wollte beim Essen dabei sein - und das kommt berhaupt nicht in Frage, ihr kennt ihn ja, ungehobelter Kerl, er kann keinen Teller mit Essen sehen, ohne ihn durch die Gegend zu werfen. Wir haben Geisterrat gehalten - der Fette Mnch wollte ihm unbedingt eine Chance geben - aber der Blutige Baron war strikt dagegen, vllig zu Recht, wenn ihr mich fragt. Der Blutige Baron war der Geist von Slytherin, ein ausgemergeltes und stummes Gespenst, das mit silbrigen Blutflecken bespritzt war. Als Einziger in Hogwarts hatte er Peeves wirklich im Griff. Ja, wir haben mitgekriegt, dass Peeves aus irgendeinemGrund vllig von der Rolle war, sagte Ron stirnrunzelnd. Also, was hat er in der Kche angestellt? Ooch, das bliche, sagte der Fast Kopflose Nick achselzuckend. Verwstung und Chaos. berall lagen Tpfe und Pfannen herum. Die ganze Kche schwamm in Suppe. Hat die Hauselfen fast zu Tode erschreckt - Klang. Hermine hatte ihren goldenen Trinkbecher umgestoen. Der Krbissaft breitete sich unaufhaltsam ber das Tischtuch aus und lie ein paar Meter weien Linnens orangerot anlaufen, doch Hermine war das schnuppe. Hier gibt es Hauselfen?, sagte sie und sah den Fast Kopflosen Nick starr vor Entsetzen an. Hier in Hogwarts? Natrlich, sagte der Fast Kopflose Nick, vllig berrascht von der Wirkung seiner Worte. Mehr als in jedem anderen Hause Britanniens, glaube ich. ber hundert. Ich hab noch nie welche gesehen!, sagte Hermine. Natrlich nicht, sie verlassen tagsber kaum die Kche, sagte der Fast Kopflose Nick. Nachts kommen sie raus, um ein wenig sauber zu machen ... nach den Feuern zu schauen und so weiter ... auerdem soll man sie ja auch gar nicht sehen. Zeichnet es nicht gerade einen guten Hauselfen aus, dass man ihn berhaupt nicht bemerkt? Hermine starrte ihn an. Aber sie werden doch bezahlt?, fragte sie. Sie kriegen Urlaub, oder nicht? Und - sie sind krankenversichert und bekommen eine Rente? Der Fast Kopflose Nick gluckste so heftig, dass ihm die Halskrause herunterrutschte. Sein Kopf fiel zur Seite und blieb baumelnd an dem Fingerbreit Gespensterhaut und Muskelfaser hngen, der ihn noch mit dem Hals verband. Krankenversicherung und Rente?, sagte er, setzte seinen Kopf zurck auf den Hals und befestigte ihn wieder mitder Krause. Hauselfen wollen sich nicht krankschreiben lassen und auch nicht in Rente gehen! Hermine warf einen Blick auf ihr kaum berhrtes Essen, legte Messer und Gabel auf den Teller und schob ihn von sich weg. Ey, 'r mal, 'Ermine, sagte Ron und besprhte Harry versehentlich mit Stckchen seines Yorkshire-Puddings. Uuhps - Verzeihung, 'Arry - Er schluckte den Bissen hinunter. Selbst wenn du dich zu Tode hungerst, kriegen sie keinen Urlaub! Sklavenarbeit, sagte Hermine und atmete schwer durch die Nase. Das steckt hinter diesem Abendessen. Sklavenarbeit. Und sie weigerte sich, einen weiteren Bissen zu sich zu nehmen. Noch immer trommelte der Regen hart gegen die hohen, dunklen Fenster. Wieder lie ein Donnergrollen die Scheiben klirren, am sturmgepeitschten Himmel blitzte es, und die goldenen Teller erstrahlten kurz, whrend die Reste des ersten Ganges verschwanden und sofort der Nachtisch erschien. Siruptorte, Hermine!, sagte Ron und fchelte mit der Hand den Duft der Torte zu ihr hinber. Rosinenpudding, sieh mal! Und Schokoladenkuchen! Doch Hermine versetzte ihm einen Blick, der dem Professor McGonagalls um nichts nachstand, und Ron gab klein bei. Als auch der Nachtisch verschlungen war, die letzten Krmel von den Tellern gefegt und diese wieder blitzblank waren, erhob sich noch einmal Albus Dumbledore. Das Gesumme und Geschnatter, das die Groe Halle erfllte, verstummte jh, und nur noch das Heulen des Windes und das Trommeln des Regens waren zu hren. So!, sagte Dumbledore und lchelte in die Runde. Nun, da wir alle gefttert und gewssert sind (Hmfff!, machte Hermine), muss ich noch mal um eure Aufmerksamkeit bitten und euch einige Dinge mitteilen. Mr Filch, der Hausmeister, hat mich gebeten, euch zu sagen, dass die Liste der verbotenen Gegenstnde in den Mauern des Schlosses fr dieses Jahr erweitert wurde und nun auch Jaulende Jo-Jos, Fangzhnige Frisbees und Bissige Bu-merangs enthlt. Die vollstndige Liste zhlt, soviel ich wei, etwa vierhundertundsiebenunddreiig Gegenstnde auf und kann in Mr Filchs Bro eingesehen werden, falls jemand sie zu Rate ziehen will. Dumbledores Mundwinkel zuckten. Wie immer, fuhr er fort, mchte ich euch daran erinnern, dass der Wald auf dem Schlossgelnde fr Schler verboten ist, wie auch das Dorf Hogsmeade fr alle Schler der ersten und zweiten Klasse. Ich habe zudem die schmerzliche Pflicht, euch mitzuteilen, dass der Quidditch-Wettbewerb zwischen den Husern dieses Jahr nicht stattfinden wird. Was?, keuchte Harry. Er sah sich nach Fred und George um, seinen Mitspielern im Quidditch-Team. Sie waren offenbar zu entsetzt, um einen Ton hervorzubringen, und von ihren Lippen war nur ein stummes Flehen in Richtung Dumbledore abzulesen. Der Grund ist eine Veranstaltung, die im Oktober beginnt, fuhr Dumbledore fort, und den Lehrern das ganze restliche Schuljahr viel Zeit und Kraft abverlangen wird -doch ich bin sicher, ihr werdet alle viel Spa dabei haben. Mit grtem Vergngen mchte ich ankndigen, dass dieses Jahr in Hogwarts - Doch in diesem Moment gab es ein ohrenbetubendes Donnergrollen und die Flgeltren der Groen Halle schlugen krachend auf. Ein Mann, auf einen langen Stock gesttzt und in einen schwarzen Reiseumhang gehllt, stand am Eingang. Jeder Kopf in der Groen Halle wirbelte zu dem Fremden herum, den ein spinnbeiniger Blitz am Himmel jh ins Licht tauchte. Er nahm seine Kappe ab, befreite mit einem Kopfschtteln seine lange, grauweie Haarmhne und wandte seine Schritte dem Lehrertisch zu. Ein dumpfes Klonk wummerte bei jedem zweiten Schritt durch die Groe Halle. Er bestieg das Podium, wandte sich nach rechts und humpelte auf Dumbledore zu. Erneut schoss ein Blitz ber den Himmel. Hermine hielt den Ateman. Der Blitz hatte ihnen das Gesicht des Mannes als scharfes Relief gezeigt, und es war ein Gesicht, wie Harry noch nie eines gesehn hatte. Es wirke, als wre es aus einem Stck verwitterten Holzes geschnitzt, von jemandem, der nur eine ganz dunkle Ahnung von einem menschlichen Gesicht hatte und nicht allzu kunstfertig mit dem Breitel umgehen konnte. Jeder Zentimeter seiner Haut schien vernarbt zu sein, Der Mund war eine klaffende Wunde, die sich schrg ber das Gesicht zog, und ein groes Stck der Nase fehlte. Doch es waren die Augen des Mannes, die einem wirklich Angst einjagten. Das eine war eine kleine, dunkle Perle. Das andere war gro, rund wie eine Mnze und von einem leuchtend sthlernen Blau. Das blaue Auge bewegte sich unablssig, ohne Lidschlag, rollte nach oben, nach unten, zur Seite, ganz unabhngig vom normalen Auge - und dann drehte es sich ganz nach hinten und blickte in den Kopf des Mannes hinein, so dass sie nur noch das Weie des Augapfels sehen konnten. Der Fremde trat nun vor Dumbledore. Er streckte die Hand aus, die genauso schwer vernarbt war wie sein Gesicht, Dumbledore schttelte sie und murmelte ein paarWorte, die Harry nicht verstand. Er schien den Fremden nach etwas zu fragen, der jetzt ohne ein Lcheln den Kopf schttelte und mit gedmpfter Stimme antwortete. Dumbledore nickte und bot dem Mann den leeren Platz neben sich an. Der Fremde setzte sich, warf die grauweien Haare aus dem Gesicht, zog einen Teller Wrste zu sich her, hob sie zum Rest seiner Nase hoch und beschnffelte sie. Dann zog er ein kleines Messer aus der Tasche, spiete damit eine Wurst auf und begann zu essen. Sein normales Auge ruhte auf den Wrsten, doch das blaue Auge huschte immer noch ruhelos in seiner Hhle umher und musterte die Halle und die Schler. Ich mchte euch euren neuen Lehrer fr Verteidigung gegen die dunklen Knste vorstellen, sagte Dumbledore strahlend in das Schweigen hinein. Professor Moody. Normalerweise wurden neue Lehrer mit Beifall begrt, doch kein Lehrer und auch kein Schler rhrte die Hand, mit Ausnahme von Dumbledore und Hagrid. Beide klatschten, doch in der Stille klang es klglich, und sie hrten schnell wieder auf. Alle anderen schienen so gebannt von Moodys auergewhnlicher Erscheinung, dass sie ihn nur anstarren konnten. Moody?, wisperte Harry Ron zu. Mad-Eye Moody? Dem dein Dad heute Morgen zu Hilfe gekommen ist? Das muss er sein, sagte Ron mit leiser, beeindruckter Stimme. Was ist denn mit dem los?, flsterte Hermine. Was ist mit seinem Gesicht passiert? Keine Ahnung, flsterte Ron, der Moody immer noch fasziniert anstarrte. Moody schien sein wenig berschwnglicher Empfang nicht im Mindesten zu stren. Ohne den Krug mit Krbis-saft vor sich zu beachten, steckte er die Hand abermals in seinen Reiseumhang, zog einen Flachmann heraus und nahm einen krftigen Schluck. Als er den Arm hob, um zu trinken, verrutschte sein Umhang ein wenig, und Harry sah unter dem Tisch einige Zentimeter seines geschnitzten Holzbeines, das in einem Klauenfu endete. Dumbledore rusperte sich erneut. Wie ich eben erwhnte, sagte er und lchelte dem Meer von Schlern zu, die immer noch gebannt Mad-Eye Moody anstarrten, werden wir in den kommenden Monaten die Ehre haben, Gastgeber einer sehr spannenden Veranstaltung zu sein, eines Ereignisses, das seit ber einem Jahrhundert nicht mehr stattgefunden hat. Mit allergrtem Vergngen teile ich euch mit, dass dieses Jahr in Hogwarts das Trimagi-sche Turnier stattfinden wird. Sie machen Witze!, sagte Fred Weasley laut. Die Spannung, welche die Halle seit Moodys Ankunft erfllt hatte, entlud sich mit einem Schlag. Fast alle lachten und Dumbledore gluckste zufrieden. Ich mache keine Witze, Mr Weasley, sagte er, obwohl, da fllt mir ein, im Sommer habe ich einen kstlichen Witz gehrt; ein Troll, eine Vettel und ein irischer Kobold gehen zusammen in die Kneipe - Professor McGonagall rusperte sich vernehmlich. hm - aber vielleicht ein andermal ... nein ..., sagte Dumbledore. Wo war ich stehen geblieben? Ah ja, das Tri-magische Turnier ... nun, einige von euch werden nicht wissen, worum es bei diesem Turnier geht, und ich hoffe, dass die anderen mir verzeihen, wenn ich es kurz erklre, sie knnen ja inzwischen weghren. Das Trimagische Turnier fand erstmals vor etwa siebenhundert Jahren statt, als freundschaftlicher Wettstreit zwischen den drei grten europischen Zaubererschulen -Hogwarts, Beauxbatons und Durmstrang. Jede Schule whlte einen Champion aus, der sie vertrat, und diese drei mussten im Wettbewerb drei magische Aufgaben lsen. Die Schulen wechselten sich alle fnf Jahre als Gastgeber des Turniers ab, und alle fanden, dies sei der beste Weg, persnliche Bande zwischen jungen Hexen und Magiern verschiedener Lnder zu knpfen - bis allerdings die Todesrate so stark zunahm, dass das Turnier eingestellt wurde. Todesrate?, flsterte Hermine mit alarmierter Miene. Doch ihre Beklemmung schien von der Mehrheit der Schler in der Halle nicht geteilt zu werden; viele von ihnen tuschelten aufgeregt miteinander, und auch Harry wartete gespannt darauf, mehr ber das Turnier zu hren, und hatte keine Lust, sich ber Hunderte von Jahren zurckliegende Todesflle Gedanken zu machen. Es gab im Laufe der Jahrhunderte mehrere Versuche, das Turnier wieder einzufhren, fuhr Dumbledore fort, doch keiner davon war sehr erfolgreich. Nun allerdings hat unsere Abteilung fr Magische Spiele und Sportarten beschlossen, dass die Zeit reif ist fr einen neuen Versuch. Den ganzen Sommer ber haben wir uns alle Mhe gegeben, dafr zu sorgen, dass diesmal kein Champion in tdliche Gefahr geraten kann. Die Schulleiter von Beauxbatons und Durmstrang werden mit ihren Kandidaten engerer Wahl im Oktober hier eintreffen und der Ausscheidungskampf fr die drei Champions wird an Halloween stattfinden. Ein unparteiischer Richter wird entscheiden, welche Schler geeignet sind, im Trimagischen Turnier fr den Ruhm ihrer Schule anzutreten und das ausgesetzte Preisgeld von tausend Galleonen zu gewinnen. Ich mach mit!, zischte Fred Weasley, so dass es alle am Tisch hrten, und er strahlte schon begeistert bei der Vor-Stellung so viel Ruhm und Reichtum ernten zu knnen. Er war offenbar nicht der Einzige, der sich bereits als Hog-warts-Champion sah. An jedem Haustisch sah Harry Schler, die entweder traumverloren Dumbledore anstarrten oder fieberhaft mit ihren Nachbarn flsterten. Doch dann erhob Dumbledore erneut die Stimme, und die Halle verstummte. Zwar wei ich, wie begierig ihr alle darauf seid, den Tri-magischen Pokal fr Hogwarts zu holen, sagte er, doch die Leiter der teilnehmenden Schulen haben gemeinsam mit dem Zaubereiministerium beschlossen, in diesem Jahr eine Altersbegrenzung fr die Bewerber festzusetzen. Nur Schler, die volljhrig sind - das heit siebzehn Jahre oder lter -, erhalten die Erlaubnis, sich am Wettbewerb zu beteiligen. Dies ist ein Schritt - und Dumbledore sprach ein wenig lauter, denn bei diesen Worten hatten einige Schler emprt aufgeschrien und die Weasley-Zwillinge schienen pltzlich mchtig zornig zu sein - dies ist ein Schritt, den wir fr notwendig halten, denn die Turnieraufgaben sind schwierig und trotz aller Vorkehrungen nur unter Gefahr zu lsen, und es ist hchst unwahrscheinlich, dass Schler unterhalb der sechsten Klassenstufe damit zurechtkommen. Ich persnlich werde dafr sorgen, dass kein minderjhriger Schler unseren unparteiischen Schiedsrichter hinters Licht fhrt, um Hogwarts-Champion zu werden. Seine hellblauen Augen huschten zwinkernd ber Freds und Georges rebellische Mienen. Ich bitte euch daher, eure Zeit nicht mit einer Bewerbung zu verschwenden, wenn ihr noch nicht siebzehn seid. Die Abordnungen aus Beauxbatons und Durmstrang werden im Oktober eintreffen und den grten Teil des Jahres bei uns bleiben. Ich wei, dass ihr unsere auslndischen Gste mit grter Herzlichkeit empfangen und den Hogwarts-Champion mit Leib und Seele untersttzen werdet, sobald er oder sie ausgewhlt ist. Und nun ist es spt und ich wei, wie wichtig es ist, dass ihr alle wach und ausgeruht seid, wenn ihr morgen in die Klassen geht. Schlafenszeit! Husch, husch! Dumbledore setzte sich und begann mit Mad-Eye Moody zu sprechen. Unter lautem Stuhlbeinscharren und Tischercken erhoben sich die Schler und schwrmten auf die Flgeltren der Eingangshalle zu. Das knnen sie nicht machen!, sagte George Weasley, der sich dem Strom zur Tr nicht angeschlossen hatte, sondern nur da stand und Zornfunkelnd zu Dumbledore hochstarrte. Im April werden wir siebzehn, warum drfen wir es nicht probieren? Ich trete jedenfalls an, daran werden die mich nicht hindern, sagte Fred verbissen und starrte ebenfalls mit finsterer Miene in Richtung Dumbledore. Der Champion darf sicher alles Mgliche anstellen, was wir sonst nie tun drfen. Und tausend Galleonen Preisgeld! Jaah!, sagte Ron mit abwesendem Blick. Jaah, tausend Galleonen ... Kommt jetzt, sagte Hermine, sonst sind wir noch die Letzten hier. Harry, Ron, Hermine, Fred und George machten sich auf den Weg hinaus in die Eingangshalle, und Fred und George berlegten laut, wie Dumbledore es schaffen knnte, die unter Siebzehnjhrigen vom Turnier fern zu halten. Wer ist dieser unparteiische Richter, der ber die Champions entscheidet?, fragte Harry. Keine Ahnung, sagte Fred, aber den mssen wir auf jeden Fall austricksen. Ich denke mal, ein paar Tropfen Alterungstrank werden gengen, George ... Aber Dumbledore wei doch, dass ihr nicht alt genug seid, sagte Ron. Schon, aber er entscheidet ja nicht, wer Champion wird, oder?, sagte Fred mit hinterlistigem Lcheln. Ich glaube, sobald dieser Richter wei, wer mitkmpfen will, whlt er von jeder Schule den Besten aus, ohne dass er gro aufs Alter achtet. Dumbledore will doch nur verhindern, dass wir uns bewerben. Aber es sind schon Leute dabei umgekommen!, sagte Hermine mit besorgter Stimme, whrend sie durch eine hinter einem Wandvorhang verborgene Tr gingen und dann eine schmale Treppe erklommen. Tjaah, sagte Fred lssig, aber das ist doch schon ewig her. Und auerdem, wo bleibt der Spa, wenn nicht ein bisschen Prickeln dabei ist? Hey, Ron, wie war's, wenn wir Dumbledore reinlegen? Hast du Lust mitzumachen? Was meinst du?, fragte Ron Harry. Mitmachen wre cool, oder? Aber ich glaube, die brauchen jemand lteren ... wei nicht, ob wir schon genug gelernt haben ... Ich jedenfalls nicht, ertnte Nevilles verzagte Stimme hinter Fred und George. Aber Oma wrde sicher wollen, dass ich mitmache, immer redet sie davon, dass ich die Familienehre verteidigen soll. Ich muss nur - uuuhps ... Nevilles Fu war geradewegs durch eine Stufe in der Mitte der Treppe gesunken. Von diesen Trickstufen gab es viele in Hogwarts; die meisten der lteren Schler bersprangen sie bereits im Schlaf, doch Neville war berchtigt fr sein schwaches Gedchtnis. Harry und Ron packten ihn unter den Achseln und zogen ihn hoch, unter dem Kreischen und Klappern und pfeifenden Lachen einer Rstung oben am Treppenabsatz. Klappe, sagte Ron und knallte der Rstung im Vorbeigehen das Visier zu. Schlielich gelangten sie zum Eingang des Gryffindor-Turms, der hinter dem groen Portrt einer fetten Dame in einem rosa Seidenkleid verborgen war. Passwort?, sagte sie, als sie nher kamen. Quatsch, sagte George, hat mir ein Vertrauensschler unten verraten. Das Gemlde klappte zur Seite und gab ein Loch in der Wand frei, durch das sie kletterten. Ein knisterndes Feuer wrmte den runden Gemeinschaftsraum, der voller Tische und weicher Sessel war. Hermine warf den ausgelassen tanzenden Flammen einen dsteren Blick zu und Harry hrte sie deutlich Sklavenarbeit murmeln, bevor sie ihnen gute Nacht wnschte und durch die Tr zum Mdchenschlafraum verschwand. Harry, Ron und Neville kletterten die letzte Treppe hoch, die sich spiralfrmig nach oben wand, und gelangten schlielich in ihren eigenen Schlafsaal in der Turmspitze. Fnf Himmelbetten mit scharlachroten Vorhngen standen an den Wnden und davor lagen bereits ihre Schulkoffer. Dean und Seamus machten sich schon zum Schlafen fertig; Seamus hatte seine Irland-Rosette an das Kopfbrett des Bettes gepinnt und Dean hatte mit Reizwecken ein Poster von Viktor Krum ber seinem Nachttisch befestigt. Sein altes Poster der Mannschaft von West Ham hing gleich daneben. Verrckt, seufzte Ron und schttelte den Kopf angesichts der vllig unbeweglichen Fuballspieler. Harry, Ron und Neville schlpften in ihre Pyjamas und legten sich hin. Irgendjemand - zweifellos ein Hauself - hatte Wrmflaschen unter ihre Decken gesteckt, und so konnten sie hchst behaglich dem Wten des Sturmes um das Schloss lauschen. Knnte schon sein, dass ich mitmache, weit du, sagte Ron schlaftrunken in die Dunkelheit, wenn Fred und George herausfinden, wie ... das Turnier ... man wei nie, oder? Hast wohl Recht ..., murmelte Harry und rollte sich auf die Seite. Vor seinem geistigen Auge spielte sich Wunderbares ab ... er hatte den unparteiischen Richter glauben gemacht, er sei siebzehn ... er war Champion von Hogwarts geworden ... er stand drauen auf dem Gelnde, die Arme in Siegerpose erhoben, und alle, alle aus seiner Schule klatschten und kreischten ... er hatte gerade das Trimagische Turnier gewonnen ... und aus der verschwommenen Menge hob sich deutlich Chos Gesicht hervor, das ihn bewundernd anstrahlte ... Harry grinste in sein Kissen hinein, fr diesmal uerst froh, dass Ron nicht sehen konnte, was er sah. ~Mad-Eye Moody Am nchsten Morgen hatte sich der Sturm gelegt, doch die Decke der Groen Halle war immer noch dunkel verhangen und schwere, zinngraue Wolken wirbelten ber den Himmel. Harry, Ron und Hermine saen beim Frhstck und begutachteten ihre neuen Stundenplne. Ein paar Pltze weiter fachsimpelten Fred, George und Lee Jordan eifrig ber magische Alterungsmittel und diskutierten ihre Chancen, sich trotz allem ins Trimagische Turnier zu schmuggeln. Gar nicht bel, heute ... wir sind den ganzen Vormittag drauen, sagte Ron und fuhr mit dem Finger ber die Spalte seines Stundenplans, Kruterkunde mit den Hufflepuffs und Pflege magischer Geschpfe ... verflucht, immer noch mit diesen Slytherins ... Heute Nachmittag dann 'ne ganze Doppelstunde Wahrsagen, chzte Harry und lie den Kopf hngen. Einmal abgesehen vom Zaubertrankunterricht mochte er Wahrsagen am wenigsten. Professor Trelawney sagte andauernd seinen Tod voraus, was Harry uerst lstig fand. Du httest den Krempel hinschmeien sollen, genau wie ich, sagte Hermine frisch und munter und butterte sich ein Stck Toast. Dann knntest du was Vernnftiges lernen wie zum Beispiel Arithmantik. Du isst ja wieder, sagte Ron und sah zu, wie Hermine ihren Buttertoast grozgig mit Marmelade belud. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es bessere Wegegibt, fr die Elfenrechte einzutreten, sagte Hermine und reckte das Kinn. Sicher ... und auerdem hattest du Hunger, erwiderte Ron grinsend. ber ihren Kpfen hrten sie pltzlich lautes Geraschel; an die hundert Eulen kamen mit der morgendlichen Post in den Krallen durch die offenen Fenster geflogen. Harry sah instinktiv auf, doch in dem dichten braunen und grauen Eulengeflatter konnte er keine weie Feder erkennen. Die Eulen zogen Kreise ber den Tischen, auf der Suche nach den Schlern, fr die ihre Briefe und Pckchen bestimmt waren. Ein groer Waldkauz strzte hinunter zu Neville Longbottom und warf ihm ein Paket in den Scho - Neville verga beim Packen fast immer irgendwas. Drben auf der anderen Seite der Halle lie sich Draco Malfoys Uhu auf seiner Schulter nieder, offenbar mit dem blichen Nachschub an Sigkeiten und Kuchen von zu Hause. Harry versuchte nicht auf das flaue Gefhl in seinem Magen zu achten und wandte sich wieder seinem Haferbrei zu. War Hedwig womglich etwas passiert und hatte Sirius seinen Brief gar nicht erhalten? Whrend sie auf dem sumpfigen Weg zwischen den Gemsebeeten hinber zum Gewchshaus drei gingen, lieen Harry die Sorgen nicht los. Doch dann lenkte ihn Professor Sprout ab, die der Klasse die hsslichsten Pflanzen zeigte, die Harry je gesehen hatte. Tatschlich hnelten sie weniger Pflanzen als dicken schwarzen Riesenschnecken, die, sich leicht krmmend und windend, senkrecht aus dem Boden ragten. An den Stngeln hatten sie einige groe, glnzende Geschwlste, die offenbar mit Flssigkeit gefllt waren. Bubotubler, erklrte ihnen Professor Sprout putzmunter. Die mssen ausgequetscht werden. Dann sammelt ihr den Eiter - Den was?, sagte Seamus Finnigan angewidert. Den Eiter, Finnigan, den Eiter, sagte Professor Sprout, und er ist uerst wertvoll, also verschttet ihn nicht. Ihr sammelt also den Eiter, und zwar in diesen Flaschen. Zieht eure Drachenhauthandschuhe ber, dieser Bubotubler-Eiter kann, wenn er unverdnnt ist, die lustigsten Dinge mit der Haut anstellen. Die Bubotubler auszupressen war eine eklige und doch eigenartig befriedigende Arbeit. Aus jeder Geschwulst, die sie ausdrckten, quoll eine groe Menge gelblich grner Flssigkeit, die stark nach Benzin roch. Sie fingen sie in Flaschen auf, wie Professor Sprout gesagt hatte, und am Ende der Stunde hatten sie einige Liter beisammen. Madam Pomfrey wird ganz entzckt sein, sagte Professor Sprout und stpselte die letzte Flasche mit einem Korken zu. Ein hervorragendes Mittel gegen die hartnckigeren Formen der Akne, dieser Bubotubler-Eiter. Sollte einige von euch, die ihre Pickel loswerden wollen, von Verzweiflungstaten abhalten. Wie die arme Eloise Midgen, sagte Hannah Abbott, eine Hufflepuff, mit schchterner Stimme. Sie hat versucht ihre Pickel wegzufluchen. Dummes Mdchen, sagte Professor Sprout kopfschttelnd. Aber Madam Pomfrey hat ihr die Nase dann wieder ordentlich anwachsen lassen. Vom Schloss jenseits der regennassen Wiesen wehte eindringliches Glockengelut herber und verkndete das Ende der Stunde. Die Schler trennten sich; die Hufflepuffs stiegen die Steintreppe zum Verwandlungsunterricht hoch, die Gryffindors gingen in die andere Richtung, den sanft abfallenden Rasen hinunter zu Hagrids kleiner Holzhtte am Rand des Verbotenen Waldes. Hagrid erwartete sie bereits an der Tr, die eine Hand amHalsband seines riesigen schwarzen Saurden Fang. Um ihn herum lagen mehrere offene Holzkisten, und der winselnde Fang, offenbar ganz scharf darauf, ihren Inhalt genauer in Augenschein zu nehmen, zog und zerrte an seinem Halsband. Als sie nher kamen, drang ein merkwrdiges Rasseln an ihre Ohren, offenbar durchsetzt mit kleineren Explosionen. Moin!, sagte Hagrid und grinste Harry, Ron und Hermine an. Wir warten besser auf die Slytherins, die wollen das sicher nicht verpassen, die Knallrmpfigen Krter! Wie bitte?, sagte Ron. Hagrid deutete auf die Kisten. Uurrh! wrgte Lavender Brown hervor und sprang einen Schritt zurck. Uurrh war aus Harrys Sicht eine ziemlich treffende Beschreibung der Knallrmpfigen Krter. Sie sahen aus wie missgestaltete, schalenlose Hummer, scheulich fahl und schleimig, mit Beinen, die an allen mglichen und unmglichen Stellen aus dem Krper ragten, whrend Kpfe nicht zu erkennen waren. Injeder Kiste lagen etwa hundert dieser Geschpfe, jedes um die fnfzehn Zentimeter lang, sie krabbelten blind durcheinander und stieen gegen die Kistenwnde. Ein sehr starker Gestank nach verfaultem Fisch ging von ihnen aus. Hin und wieder stoben Funken aus dem Rumpf eines der Krter und schleuderten ihn mit einem leisen ffhhht ein paar Zentimeter weiter. Frisch ausgebrtet, sagte Hagrid stolz, jetzt knnt ihr sie selbst groziehn! Dachte, wir machen so was wie 'n Projekt draus! Und warum eigentlich sollen wir die groziehen?, sagte eine kalte Stimme. Die Slytherins waren angekommen. Wer sprach, war Draco Malfoy. Crabbe und Goyle taten glucksend ihren Beifall fr seine Worte kund. Die Frage schien Hagrid in Verlegenheit zu strzen. Ich meine, wozu sind die denn ntze?, fragte Malfoy. Was ist der Witz dabei? Hagrid ffnete den Mund, offenbar angestrengt nachdenkend; ein paar Sekunden herrschte Schweigen, dann sagte er barsch: In'ner nchsten Stunde, Malfoy. Heut fttert ihr sie nur. Probiert doch mal 'n paar verschiedene Sachen aus - ich hab sie noch nie gehabt, wei nich, was sie lecker finden -hab Ameiseneier und Froschlebern und 'n Stck Ringelnatter - nehmt einfach von allem etwas. Erst Eiter und jetzt das hier, murrte Seamus. Einzig und allein ihre tiefe Zuneigung zu Hagrid brachte Harry, Ron und Hermine dazu, glitschige Froschlebern in die Hnde zu nehmen und sie in die Kisten gleiten zu lassen, um die Knallrmpfigen Krter zum Essen zu verfhren. Harry konnte den Verdacht nicht unterdrcken, dass das Ganze vollkommen sinnlos war, denn die Knallrmpfigen Krter schienen keine Muler zu haben. Autsch!, schrie Dean Thomas nach etwa zehn Minuten. Mich hat's erwischt! Hagrid eilte mit besorgtem Blick zu ihm hinber. Sein Rumpf ist explodiert!, sagte Dean suerlich und zeigte Hagrid eine Brandblase an seiner Hand. Hmh, ja, kann passieren, wenn sie losknallen, nickte Hagrid. Uurrh!, kam es erneut von Lavender Brown. Uurrh, Hagrid, was ist das fr ein spitzes Ding auf dem da? Hmh, ja, 'n paar von denen ha'm Stacheln, sagte Hagrid begeistert (Lavender zog rasch die Hand aus der Kiste). Ich glaub, das sind die Mnnchen ... die Weibchen haben so was wie 'n Saugnapf am Bauch ... ich glaub, das knnte zum Blutsaugen sein. Schn, jetzt wei ich, warum wir sie unbedingt htschelnsollten, sagte Malfoy trocken. Wer will nicht ein Haustier, das brennen, stechen und Blut saugen zugleich kann? Nur weil sie nicht hbsch sind, heit das noch lange nicht, dass sie nicht ntzlich sind, stie Hermine hervor. Drachenblut hat sagenhafte magische Wirkungen, aber einen Drachen als Haustier willst du trotzdem nicht, oder? Harry und Ron grinsten Hagrid zu, der hinter seinem buschigen Bart flchtig zurcklchelte. Hagrid htte nur zu gerne einen Drachen als Haustier gehalten, wie Harry, Ron und Hermine sehr genau wussten - er hatte in ihrem ersten Jahr fr kurze Zeit einen Drachen gehabt, einen angriffslustigen Norwegischen Stachelbuckel namens Norbert. Hagrid liebte einfach Monster - je tdlicher, desto besser. Na, wenigstens sind diese Krter klein, sagte Ron eine Stunde spter auf dem Weg zum Mittagessen ins Schloss. Das sind sie jetzt noch, sagte Hermine verrgert, aber sobald Hagrid rausgefunden hat, was sie fressen, werden sie sicher zwei Meter lang. Na und, das macht doch nichts, wenn sie am Ende die Seekrankheit oder so was heilen knnen!, sagte Ron und grinste sie schlaumeierisch an. Du weit ganz genau, dass ich das nur gesagt habe, um Malfoy abzuwrgen, sagte Hermine. In Wahrheit denke ich, dass er Recht hat. Das Beste wre, die alle totzutreten, bevor sie anfangen, ber uns herzufallen. Sie setzten sich an den Gryffindor-Tisch und taten sich Lammkoteletts mit Kartoffeln auf. Hermine begann so schnell zu essen, dass Harry und Ron sie mit offenem Mund anstarrten. hem - ist das dein neuer Feldzug fr die Elfenrechte?, sagte Ron. Dass du futterst bis zum Erbrechen? Nein, sagte Hermine so wrdevoll, wie es mit einemMund voll Rosenkohl gerade noch ging, ich will nur schnell in die Bibliothek kommen. Wie bitte?, sagte Ron unglubig. Hermine - wir sind gerade mal den ersten Tag hier! Wir haben noch nicht mal Hausaufgaben! Hermine zuckte die Achseln und spachtelte munter weiter, als htte sie seit Tagen nichts gegessen. Dann sprang sie auf, sagte: Bis zum Abendessen!, und entschwand in hchster Eile. Als die Glocke zum Nachmittagsunterricht lutete, machten sich Harry und Ron auf den Weg zum Nordturm. Am oberen Ende einer engen und schmalen Wendeltreppe fhrte eine silberne Trittleiter an die Decke und zu einer runden Falltr, hinter der Professor Trelawney lebte. Nachdem sie die Trittleiter erklommen hatten, drang ihnen ein vertrauter slicher Parfmduft vom Feuer her in die Nasen. Wie immer waren alle Vorhnge zugezogen; die vielen mit Seidentchern und Schals drapierten Lampen tauchten das Zimmer in ein mattes rtliches Licht. Harry und Ron schlngelten sich durch das dichte Gewirr bereits besetzter Chintz-Sthle und Sitzpolster und lieen sich an einem kleinen runden Tisch nieder. Guten Tag. Die rauchige Stimme Professor Trelawneys ertnte direkt hinter Harry und lie ihn zusammenzucken. Professor Trelawney, eine sehr dnne Frau mit riesiger Brille, die ihre Augen ber die Maen gro erscheinen lie, musterte Harry von oben herab, mit jener tragischen Miene, die sie bei seinem Anblick immer aufsetzte. Im Licht des Feuers glitzerte die bliche Menge an Perlen, Kettchen und Ringen an Hals, Armen und Fingern. Du bist in Sorge, mein Lieber, sagte sie mit trauerschwerer Stimme zu Harry. Mein inneres Auge sieht durchdein mutiges Antlitz hindurch auf die geplagte Seele in dir. Und ich muss dir leider sagen, dass deine Sorgen nicht vllig grundlos sind. Ich sehe leider, leider schwere Zeiten auf dich zukommen ... die schwersten ... ich frchte, wovor dir graut, wird tatschlich eintreten ... und schneller vielleicht, als du denkst ... Sie senkte ihre Stimme und flsterte jetzt beinahe. Ron sah Harry an und rollte mit den Augen, doch Harry blickte mit steinerner Miene zurck. Professor Trelawney schwebte an ihnen vorbei und setzte sich, der Klasse zugewandt, in einen groen geflgelten Lehnstuhl am Feuer. Lavender Brown und Parvati Patil, die Professor Trelawney zutiefst bewunderten, saen auf Polstern zu ihren Fen. Meine Lieben, es ist an der Zeit, dass wir uns den Sternen zuwenden, sagte sie. Den Bewegungen der Planeten und den geheimnisvollen Botschaften, die sie nur jenen entber-gen, welche die Schritte des Sternentanzes zu deuten wissen. Das Schicksal der Menschen kann mit Hilfe der Planetenstrahlen entziffert werden, die sich kreuzen ... Doch Harrys Gedanken waren abgeschweift. Das parfmierte Feuer machte ihn immer schlfrig und ein wenig be-drppelt, und Professor Trelawneys weitschweifige Reden ber die Wahrsagerei schlugen ihn nie so richtig in Bann -obwohl er unweigerlich daran denken musste, was sie ihm eben gesagt hatte. Ich frchte, wovor dir graut, wird tatschlich eintreten ... Doch Hermine hatte Recht, dachte Harry rgerlich, Professor Trelawney war tatschlich eine alte Schwindlerin. Im Moment hatte er vor nichts Angst ... nun ja, wenn er von den Befrchtungen absah, dass Sirius gefangen war ... doch was wusste Professor Trelawney? Er war schon lange zu dem Schluss gekommen, dass sie als Wahrsagerin im Grunde nurso lange herumrtselte, bis sie einen Treffer landete, und dies dann noch mit Geheimnistuerei garnierte. Eine Ausnahme war natrlich jenes letzte Treffen am Ende des vorigen Schuljahrs gewesen, als sie vorausgesagt hatte, dass Voldemort wieder an die Macht gelangen wrde ... Dumbledore selbst, dem Harry ihre Trance beschrieben hatte, hatte gemeint, sie sei wohl nicht gespielt gewesen ... Harry!, murmelte Ron. Was denn? Harry sah sich um; die ganze Klasse starrte ihn an und er setzte sich kerzengerade hin. Fast wre er eingedst, versunken in der Wrme und verloren in seinen Gedanken. Ich sagte soeben, mein Lieber, dass du offenbar unter dem unheilvollen Einfluss des Saturns geboren bist, sagte Professor Trelawney mit einem Hauch von Widerwillen in der Stimme, weil Harry offensichtlich nicht an ihren Lippen gehangen hatte. Geboren unter - Verzeihung, wem bitte?, fragte Harry. Saturn, mein Lieber, Saturn!, sagte Professor Trelawney und klang nun, da ihn diese Neuigkeit nicht vom Stuhl riss, offenkundig verrgert. Ich sagte, Saturn war sicher in einer machtvollen Position am Himmel zur Stunde deiner Geburt ... dein dunkles Haar ... deine mickrige Statur ... tragische Verluste schon so frh im Leben ... ich denke, ich liege richtig, wenn ich sage, mein Lieber, dass du mitten im Winter geboren bist? Nein, sagte Harry, ich bin im Juli geboren. Ron konnte gerade noch ein Lachen abwrgen, das zu einem trockenen Hsteln gerann. Eine halbe Stunde spter saen sie vor komplizierten kreisrunden Karten, auf denen sie die Position der Planeten im Augenblick ihrer Geburt einzeichnen sollten. Es warein stinklangweiliges Geschft, denn stndig mussten sie irgendwelche Tabellen zu Rate ziehen und Winkel berechnen. Ich habe hier zwei Neptune, sagte Harry nach einer Weile und besah sich stirnrunzelnd sein Pergamentblatt, das kann nicht stimmen, oder? Aaaah, sagte Ron, Professor Trelawneys geheimnisvoll waberndes Flstern nachahmend, wenn zwei Neptune am Himmel erscheinen, ist dies ein sicheres Zeichen, dass ein Zwerg mit Brille geboren wird, Harry ... Seamus und Dean, die am Nebentisch arbeiteten, wieherten laut, wenn auch nicht laut genug, um das aufgeregte Kreischen Lavender Browns zu bertnen - O Professor, sehen Sie! Ich glaube, ich habe einen aspektlosen Planeten! Uuuuh, welcher ist das, Professor? Der Uranus, meine Liebe, sagte Professor Trelawney mit einem Blick auf die Karte. Kann ich Uranus auch mal sehen, Lavender?, fragte Ron. Unglcklicherweise hrte ihn Professor Trelawney, und vielleicht war dies der Grund, dass sie ihnen am Ende der Stunde so viele Hausaufgaben gab. Eine genaue Untersuchung der Frage, auf welche Weise die Planetenbewegungen des kommenden Monats euch betreffen werden, mit Verweis auf eure persnliche Karte, fauchte sie und klang dabei eher nach Professor McGonagall als nach ihrem blichen windig-duftigen Selbst. Abgabe ist nchsten Montag, und keine Ausreden! Biestige alte Fledermaus, sagte Ron erbittert, als sie sich in die Scharen einreihten, die die Treppen hinunter in die Groe Halle zum Abendessen strmten. Das wird uns das ganze Wochenende kosten, sag ich dir ... 'ne Menge Hausaufgaben?, strahlte Hermine, die sie ge-rade eingeholt hatte. Professor Vektor hat uns jedenfalls berhaupt keine gegeben! Ist ja ganz toll von Professor Vektor, sagte Ron missgelaunt. Sie gelangten in die Eingangshalle, wo sich schon eine lange Schlange fr das Abendessen gebildet hatte. Sie hatten sich gerade angestellt, als hinter ihnen eine laute Stimme ertnte. Weasley! Hey, Weasley! Harry, Ron und Hermine wandten sich um. Hinter ihnen standen Malfoy, Crabbe und Goyle und schienen sich prchtig ber etwas zu amsieren. Was gibt's?, sagte Ron schroff. Dein Dad steht in der Zeitung, Weasley!, sagte Malfoy und wedelte mit einem Tagespropheten. Hr dir das an!, verkndete er so laut, dass es alle in der brechend vollen Eingangshalle hren konnten. Weitere Pannen im Zaubereiministerium Es scheint, als sei die Pannenserie im Zaubereiministerium noch lngst nicht zu Ende. Das Ministerium, erst jngst heftiger Kritik ausgesetzt wegen der mangelhaften Kontrolle der Besucher whrend der Quidditch-Weltmeisterschaft und immer noch nicht in der Lage, das Verschwinden einer seiner Hexen zu erklren, wurde gestern in neue Verlegenheit gestrzt durch das merkwrdige Gebaren von Arnold Weasley vom Amt gegen den Missbrauch von Muggelartefakten. Malfoy blickte auf. Stell dir vor, die haben nicht mal seinen Namen richtig geschrieben, Weasley, als ob er eine komplette Null wre, krhte er. Die ganze Eingangshalle hrte jetzt zu. Malfoy glttete gensslich das Blatt und las weiter: Arnold Weasley, der vor zwei Jahren wegen des Besitzes eines fliegenden Autos angezeigt wurde, war gestern in eine Rangelei mit mehreren Gesetzeshtern der Muggel (Polizisten) verwickelt. Der Grund waren einige hchst angriffslustige Mlleimer. Mr Weasley war offenbar einem gewissen Mad-Eye Moody zu Hilfe geeilt, einem in die Jahre gekommenen Ex-Auroren, den das Ministerium in den Ruhestand versetzt hatte, als er den Unterschied zwischen einem Hndedruck und einem Mordversuch nicht mehr zu erkennen vermochte. Es wird niemanden berraschen, dass Mr Weasley bei seiner Ankunft in Mr Moodys schwer bewachtem Haus feststellte, dass Mr Moody wieder einmal falschen Alarm geschlagen hatte. Mr Weasley war gezwungen, mehrere Gedchtnisse zu verndern, weigerte sich jedoch, auf die Frage des Tagespropheten zu antworten, warum er das Ministerium in ein so wrdeloses und mglicherweise peinliches Geschehen verwickelt hatte. Und hier ist ein Bild, Weasley!, sagte Malfoy, schlug das Blatt um und hob die Zeitung in die Hhe. Ein Bild deiner Eltern vor ihrem Haus - wenn man das berhaupt Haus nennen kann! Deine Mutter knnte auch ein paar Pfunde weniger vertragen! Ron schttelte es vor Zorn. Alle starrten ihn an. Verpiss dich, Malfoy, sagte Harry. Wir gehen, Ron ... Ach ja, du warst doch im Sommer zu Besuch bei denen, oder, Potter?, hhnte Malfoy. Also sag mal, ist seine Mutter wirklich so fett oder sieht es auf dem Bild nur so aus? Und was ist mit deiner Mutter, Malfoy?, zischte Harry -er und Hermine hatten Ron hinten am Umhang gepackt, damit er sich nicht auf Malfoy strzte - Warum macht sie stndig ein Gesicht, als ob sie Mist unter der Nase htte? Hat sie immer schon so ausgesehen, oder ist es erst, seit es dich gibt? Malfoys bleiches Gesicht lief leicht rosa an. Wag es blo nicht, meine Mutter zu beleidigen, Potter. Dann halt dein dreckiges Maul, sagte Harry und wandte sich ab. PENG! Einige schrien auf - Harry fhlte etwas glhend Heies an seinem Gesicht vorbeisirren - blitzschnell langte er in die Tasche nach seinem Zauberstab, doch bevor er ihn auch nur berhrt hatte, hrte er ein zweites lautes PENG und ein Krachen, das die Eingangshalle erschtterte. O nein, das machst du nicht, Freundchen! Harry wirbelte herum. Professor Moody hinkte die Marmortreppe hinunter. Er hatte den Zauberstab gezckt und deutete unverwandt auf ein strahlend weies Frettchen, das zitternd auf dem steingepflasterten Boden lag, genau dort, wo Malfoy gestanden hatte. In der Eingangshalle herrschte schreckerfllte Stille. Keiner auer Moody rhrte auch nur einen Finger. Moody wandte sich um und sah Harry an - zumindest sein normales Auge sah Harry an; das andere war in seinen Kopf hineingedreht. Hat er dich erwischt?, sagte Moody leise knirschend. Nein, sagte Harry, ging daneben. Lass es liegen!, bellte Moody. Was denn?, fragte Harry verdutzt. Nicht du - er!, knurrte Moody und warf die Hand kurz ber die Schulter in Richtung Crabbe, der sich zu dem weien Frettchen hinuntergebeugt hatte und jetzt erstarrte. Of-fenbar war Moodys rollendes Auge magisch und konnte auch aus seinem Hinterkopf hinaussehen. Moody hinkte jetzt auf Crabbe, Goyle und das Frettchen zu, das ein verngstigtes Kreischen hren lie und in Richtung Kerker davonflitzte. Hier geblieben!, donnerte Moody und richtete den Zauberstab erneut auf das Frettchen - es flog drei Meter hoch in die Luft, klatschte wieder auf den Boden und schnellte dann erneut in die Hhe. Ich mag Leute, die angreifen, wenn ihnen der Gegner den Rcken zukehrt, berhaupt nicht, knurrte Moody, whrend er das vor Schmerz kreischende Frettchen immer hher in die Luft schleuderte. Widerlich, feige, gemein ist das ... Das Frettchen flog wehrlos strampelnd und mit dem Schwanz schlackernd durch die Luft. Tu - das - nie - wieder -, sagte Moody, und bei jedem Wort schlug das Frettchen auf den Steinboden und schleuderte wieder empor. Professor Moody!, ertnte eine entsetzte Stimme. Professor McGonagall kam mit den Armen voller Bcher die Marmortreppe herunter. Hallo, Professor McGonagall, sagte Moody gelassen und lie das Frettchen noch hher schleudern. Was ... was tun Sie da?, fragte Professor McGonagall und verfolgte mit den Augen das Auf und Ab des Frettchens. Unterrichten, sagte Moody. Unter ... , Moody, ist das ein Schler?, kreischte Professor McGonagall und die Bcher fielen ihr aus den Armen. Jep, sagte Moody. Nein!, schrie Professor McGonagall; sie rannte die letzten Stufen hinunter und zog ihren Zauberstab; mit einem lauten Knall erschien Draco Malfoy, in sich zusammengesunken auf dem Boden liegend, das glattseidene Blondhaarber sein leuchtend rosarotes Gesicht gebreitet. Wimmernd rappelte er sich wieder hoch. Moody, wir setzen Verwandlungen niemals zur Bestrafung ein!, sagte Professor McGonagall ermattet. Das hat Ihnen Professor Dumbledore doch sicher gesagt? Hat er vielleicht mal erwhnt, ja, sagte Moody und kratzte sich ungerhrt am Kinn, aber ich dachte, ein kurzer Schock, der richtig wehtut - Wir geben Strafarbeiten, Moody! Oder sprechen mit dem Leiter des Hauses, dem der Missetter angehrt! Das werd ich schon noch tun, sagte Moody und starrte Malfoy mit grter Abneigung an. Malfoy, dessen blasse Augen immer noch vor Schmerz und Scham trnten, sah voller Hass zu Moody auf und murmelte etwas, aus dem die Wrter mein Vater herauszuhren waren. Ach ja?, sagte Moody leise und humpelte ein paar Schritte vor, wobei das dumpfe Klonk seines Holzbeins von den Wnden widerhallte. Gut, ich kenn deinen Vater schon sehr lange, Junge ... sag ihm, dass Moody seinen Sohn jetzt scharf im Auge behlt ... sag ihm das von mir ... und euer Hauslehrer ist sicher Snape? Ja, grollte Malfoy. Noch ein alter Freund, knurrte Moody. Ich freu mich schon die ganze Zeit auf ein Pluschchen mit Snape ... komm mit, du ... Er packte Malfoy am Oberarm und schleifte ihn in Richtung Kerker fort. Professor McGonagall starrte ihnen einen Augenblick lang mit bangem Blick nach, dann lie sie mit einem Schwung ihres Zauberstabs die auf dem Boden liegenden Bcher zurck in ihre Arme flattern. Im Augenblick will ich kein Wort von euch hren, flsterte Ron Harry und Hermine zu, als sie sich ein paar Minu-ten spter an den Gryffindor-Tisch setzten, inmitten von aufgeregtem Getuschel ber das eben Geschehene. Warum nicht?, fragte Hermine berrascht. Weil ich das fr immer in mein Gedchtnis einbrennen will, sagte Ron mit geschlossenen Augen und einem Ausdruck von ungetrbter Glckseligkeit auf dem Gesicht. Draco Malfoy, das sagenhafte hopsende Frettchen ... Hermine und Harry lachten und Hermine tat allen dreien Rinderschmorbratenscheiben auf die Teller. Dabei htte er Malfoy ernsthaft verletzen knnen, sagte sie. Eigentlich war es gut, dass Professor McGonagall eingeschritten ist - Hermine, sagte Ron zornig und ffnete die Augen wieder. Du zerstrst gerade den schnsten Moment meines Lebens! Hermine murmelte etwas Unwirsches und begann schon wieder mit unglaublicher Geschwindigkeit zu essen. Erklr mir ja nicht, du willst heute Abend wieder in die Bibliothek?, sagte Harry mit prfendem Blick. Allerdings, mampfte Hermine, 'ne Menge zu tun. Aber du hast uns doch gesagt, Professor Vektor - Es geht nicht um Hausaufgaben, sagte sie. Fnf Minuten spter hatte sie ihren Teller leer geputzt und war verschwunden. Kaum war sie weg, als Fred Weasley auch schon ihren Platz einnahm. Moody!, sagte er. Wie cool ist er? Ultracool, sagte George und setzte sich Fred gegenber. Supercool, sagte der beste Freund der Zwillinge, Lee Jordan, und rutschte auf den Stuhl neben George. Wir hatten ihn heute Nachmittag, erklrte er Harry und Ron. Und wie war's?, sagte Harry neugierig. Fred, George und Lee tauschten bedeutungsschwere Blicke. So 'ne Stunde hab ich noch nie erlebt, sagte Fred. Er wei es, Mann, sagte Lee. Wei was?, fragte Ron und beugte sich vor. Wei, wie es ist, dort drauen zu sein und es zu tun, sagte George eindringlich. Was zu tun?, fragte Harry. Gegen die schwarzen Magier zu kmpfen, sagte Fred. Er hat alles erlebt, sagte George. Irre, sagte Lee. Ron stberte in seiner Tasche nach dem Stundenplan. Wir haben ihn erst am Donnerstag!, sagte er enttuscht. ~Die Unverzeihlichen Flche Die nchsten beiden Tage vergingen ohne grere Zwischenflle, abgesehen davon, dass Neville in Zaubertrnke bereits seinen sechsten Kessel zum Schmelzen brachte. Professor Snape, der im Sommer offenbar neue Hhen der Gemeinheit erklommen hatte, lie ihn nachsitzen, und von dieser Stunde, in der er einen Bottich gehrnter Krten hatte ausnehmen mssen, kehrte Neville als komplettes Nervenbndel zurck. Dir ist doch klar, warum Snape derart bellaunig ist, oder?, sagte Ron zu Harry, whrend sie Hermine zusahen, die Neville gerade einen Putzzauber beibrachte, damit er die Froschinnereien unter seinen Fingerngeln loswurde. Jaah, sagte Harry. Moody. Es war kein Geheimnis, dass Snape in Wahrheit selbst Lehrer fr Verteidigung gegen die dunklen Knste sein wollte, und jetzt hatte er es auch im vierten Jahr nicht geschafft. Snape hatte keinen ihrer bisherigen Lehrer in diesem Fach ausstehen knnen und daraus auch keinen Hehl gemacht -doch merkwrdigerweise schien er gegen Mad-Eye Moody lieber keine offene Abneigung zeigen zu wollen. Im Gegenteil, immer wenn Harry die beiden zusammen sah - beim Essen oder wenn sie sich auf dem Gang begegneten -, hatte er den deutlichen Eindruck, dass Snape Moodys Blick auswich, ob nun dem magischen oder dem normalen Auge. Ich glaube, Snape hat ein wenig Schiss vor ihm, sagte Harry nachdenklich. Stell dir vor, Moody wrde Snape in eine gehrnte Krte verwandeln, sagte Ron mit verschleiertem Blick, und wrde ihn zwischen den Mauern seines Kerkers hin und her klatschen lassen ... Die Viertklssler von Gryffindor waren so gespannt auf Moodys erste Stunde, dass sie am Donnerstag nach dem Mittagessen viel zu frh vor dem Klassenzimmer erschienen und davor Schlange standen. Wer fehlte, war Hermine, die schlielich erst in letzter Sekunde auftauchte. War in der - - Bibliothek, ergnzte Harry. Komm schnell, die besten Pltze sind gleich weg. Sie strzten sich auf drei Sthle direkt vor dem Lehrertisch, nahmen Die dunklen Krfte - Eine Anleitung zur Selbstverteidigung heraus und warteten ungewhnlich leise auf das Kommende. Es dauerte gar nicht lange, dann hrten sie dumpfe, pochende Schritte den Gang entlanghallen, und schon kam Moody, unheimlich und Furcht erregend wie er war, zur Tr herein. Den hlzernen Klauenfu konnten sie eben noch unter seinem Umhang hervorlugen sehen. Die knnt ihr wieder wegstecken, knurrte er, humpelte zu seinem Tisch und setzte sich, diese Bcher. Die braucht ihr nicht. Sie rumten die Bcher wieder in ihre Taschen und vor allem Ron schien davon schwer beeindruckt. Moody zog eine Liste hervor, schttelte seine lange grauweie Haarmhne aus dem zerfurchten und vernarbten Gesicht und begann ihre Namen aufzurufen, wobei sein normales Auge langsam die Liste entlangwanderte, whrend das magische Auge umherhuschte und jeden Schler, der sich meldete, scharf ansah. Gut denn, sagte er, nachdem er den Letzten aufgerufenhatte. Ich habe hier einen Bericht von Professor Lupin ber den Wissensstand der Klasse. Sieht aus, als httet ihr eine recht grndliche Ausbildung im Umgang mit schwarzen Kreaturen - ihr habt Irrwichte, Rotkappen, Hinkepanks, Grindelohs, Kappas und Werwlfe durchgenommen, stimmt das? Allseits zustimmendes Murmeln. Aber ihr liegt zurck - weit zurck - im Umgang mit Flchen, sagte Moody. Daher will ich euch mal ausfhrlich beibringen, was Zauberer sich gegenseitig antun knnen. Ich habe ein Jahr, um euch zu lehren, wie man mit den dunklen - Was, Sie bleiben nicht lnger?, platzte Ron heraus. Moodys magisches Auge flutschte herum und starrte Ron an; Ron schien aufs uerste gespannt, doch einen Moment spter breitete sich ein Lcheln auf Moodys Gesicht aus - wie Harry es noch nie bei ihm gesehen hatte. Sein vernarbtes Gesicht erschien dadurch nur noch zerfurchter und verzerrter, und dennoch war es eine Erleichterung zu sehen, dass er auch zu so etwas Freundlichem wie einem Lcheln fhig war. Ron wirkte, als wre ihm ein Stein vom Herzen gefallen. Du bist doch Arthur Weasleys Sohn, he?, sagte Moody. Dein Vater hat mich vor ein paar Tagen aus einer ganz blen Klemme rausgeholt ... ja, ich bleibe nur dieses eine Jahr hier. Und das auch nur, um Dumbledore einen Gefallen zu tun ... ein Jahr, und dann kehre ich wieder in den Frieden meines Ruhestands zurck. Er lachte rau und schlug die knochigen Hnde zusammen. Also, legen wir gleich los. Flche. Es gibt sie in vielen Strken und Gestalten. Dem Zaubereiministerium zufolge soll ich euch Gegenflche lehren und es dabei belassen. Eigentlich darf ich euch die verbotenen schwarzen Flche erst zeigen, wenn ihr in der sechsten Klasse seid. Vorher seidihr angeblich noch zu jung, um damit fertig zu werden. Aber Professor Dumbledore hlt mehr von eurem Nervenkostm, er denkt, ihr schafft es, und ich sage, je frher ihr wisst, wogegen ihr antretet, desto besser. Wie sollt ihr euch denn gegen etwas verteidigen, was ihr nie gesehen habt? Ein Zauberer, der euch mit einem verbotenen Fluch verhext, wird euch nicht sagen, was er vorhat. Er wird euch dabei ins Gesicht lcheln. Ihr msst darauf vorbereitet sein. Ihr msst wachsam sein und stndig auf der Hut. Das sollten Sie lassen, whrend ich rede, Miss Brown. Lavender zuckte zusammen und wurde knallrot. Sie hatte Parvati unter dem Tisch ihr fertiges Horoskop gezeigt. Offenbar konnte Moodys magisches Auge auch durch eine Holzplatte sehen, nicht nur durch seinen Hinterkopf. Also ... wei jemand von euch, welche Flche vom Zaubereigesetz mit den schwersten Strafen belegt werden? Ein paar hoben vorsichtig die Hnde, darunter auch Ron und Hermine. Moody deutete auf Ron, doch sein magisches Auge fixierte immer noch Lavender. hm, sagte Ron zgernd, mein Dad hat mir von einem erzhlt ... heit er Imperius-Fluch oder so? Ah ja, sagte Moody anerkennend. Den kennt dein Vater natrlich. Hat dem Ministerium schon mal heftiges Kopfzerbrechen bereitet, dieser Imperius-Fluch. Moody stellte sich schwer atmend auf seine ungleichen Fe, ffnete die Schublade seines Tisches und nahm ein Einmachglas heraus. Drei groe schwarze Spinnen krabbelten darin herum. Harry sprte, wie Ron neben ihm leicht zurckwich - Ron verabscheute Spinnen. Moody langte in das Glas, fing eine Spinne ein und legte sie auf seinen Handballen, so dass alle sie sehen konnten. Dann richtete er seinen Zauberstab auf sie und murmelte: Imperio! Die Spinne schwang sich an einem dnnen Faden von Moodys Hand und begann hin- und herzuschwingen wie an einem Trapez. Sie streckte die Beine aus, legte einen Salto rckwrts ein, riss den Faden durch, landete auf dem Tisch und begann im Kreis Rad zu schlagen. Moody schwang seinen Zauberstab, und die Spinne stellte sich auf zwei Hinterbeine und legte, wie es aussah, einen Stepptanz hin. Alle lachten - alle auer Moody. Lustig, nicht wahr?, knurrte er. Wrdet ihr es auch lustig finden, wenn ich das mit euch machen wrde? Das Lachen erstarb mit einem Schlag. Vollkommene Unterwerfung, sagte Moody leise, whrend die Spinne sich zusammenrollte und ber den Tisch kugelte. Ich knnte sie dazu bringen, aus dem Fenster zu hpfen, sich zu ersufen, sich in einen von euren offenen Mndern zu strzen ... Ron erschauderte unwillkrlich. Vor einigen Jahren gab es eine Menge Hexen und Zauberer, die vom Imperius-Fluch beherrscht waren, sagte Moody, und Harry wusste, dass er ber die Tage sprach, in denen Voldemort auf dem Hhepunkt seiner Macht war. War keine leichte Aufgabe frs Ministerium herauszufinden, wer unterworfen war und wer aus seinem freien Willen heraus handelte. Der Imperius-Fluch kann bekmpft werden, und ich werde euch beibringen, wie. Doch das verlangt wirkliche Charakterstrke und nicht alle besitzen die. Passt lieber auf, dass ihr nicht zum Opfer dieses Fluchs werdet. IMMER WACHSAM!, bellte er, und alle zuckten zusammen. Moody hob die Purzelbume schlagende Spinne hoch und warf sie wieder in das Glas. Wei noch jemand einen? Einen verbotenen Fluch? Hermines Hand schoss erneut in die Hhe und auch, zuHarrys gelinder berraschung, die Nevilles. Der einzige Unterricht, in dem Neville freiwillig etwas zum Besten gab, war Kruterkunde, mit Abstand sein strkstes Fach. Neville schien von seinem eigenen Wagemut berrascht. Ja?, sagte Moody, und sein magisches Auge machte eine halbe Drehung und fixierte Neville. Es gibt noch den ... den Cruciatus-Fluch, sagte Neville leise, aber deutlich. Moody sah Neville sehr aufmerksam an, diesmal mit beiden Augen. Dein Name ist Longbottom?, sagte er, und sein magisches Auge stie nach unten, um noch einmal die Liste zu prfen. Neville nickte nervs, doch Moody fragte nicht weiter nach. Er wandte sich wieder der Klasse zu, steckte die Hand in das Glas, zog die nchste Spinne heraus und legte sie auf den Tisch, wo sie reglos stehen blieb, offenbar starr vor Angst. Der Cruciatus-Fluch, sagte Moody. Die muss ein wenig grer werden, damit ihr euch eine Vorstellung davon machen knnt. Er richtete den Zauberstab auf die Spinne. Engorgio! Die Spinne schwoll an. Sie war jetzt grer als eine Tarantel. Alle falsche Gelassenheit fiel von Ron ab und er schob seinen Stuhl, so weit er konnte, von Moodys Tisch weg. Moody hob erneut seinen Zauberstab und richtete ihn gegen die Spinne, dann murmelte er: Crucio! Sofort falteten sich die Beine der Spinne ber ihrem Krper zusammen; sie rollte auf den Rcken und begann unter frchterlichen Krmpfen hin und her zu wippen. Sie gab keinen Laut von sich, doch Harry wusste, wenn sie eine Stimme gehabt htte, dann htte sie geschrien. Moody zog seinen Zauberstab nicht zurck und die Spinne begann jetzt noch heftiger zu zittern und zu zucken - Aufhren!, kreischte Hermine. Harry wandte sich zu ihr um. Hermines Blick galt nicht der Spinne, sondern Neville, und Harry sah jetzt, dass Neville die Hnde an die Tischplatte geklammert hatte, die Knchel wei, die weit aufgerissenen Augen von Grauen erfllt. Moody hob den Zauberstab. Die Beine der Spinne erschlafften, doch sie hrte nicht auf zu zucken. Reducio, murmelte Moody und die Spinne schrumpfte wieder auf ihre normale Gre zusammen. Er steckte sie zurck in das Glas. Schmerz, sagte Moody leise. Man braucht keine Daumenschrauben oder Messer, um jemanden zu foltern, wenn man den Cruciatus-Fluch beherrscht ... auch dieser war einst sehr beliebt. Schn ... kennt jemand noch einen? Harry sah sich um. Den Gesichtern seiner Mitschler nach zu schlieen fragten sie sich alle, was mit der letzten Spinne geschehen wrde. Hermines Hand zitterte leicht, als sie sich zum dritten Mal meldete. Ja?, sagte Moody und sah sie an. Avada Kedavra, flsterte Hermine. Einige Schler, darunter auch Ron, wandten sich voll Unbehagen zu ihr um. Aah, sagte Moody, und ein weiteres leises Lcheln lie seinen schrg sitzenden Mund zucken. Ja, der letzte und schlimmste. Avada Kedavra ... der tdliche Fluch. Er steckte die Hand in das Glas, und als wsste sie, was ihr bevorstand, krabbelte die dritte Spinne panisch auf dem Boden herum und versuchte Moodys Fingern zu entkommen, doch er schnappte sie und legte sie auf den Tisch, wo sie verzweifelt hin und her lief. Moody hob den Zauberstab und Harry sprte das jhe Kribbeln einer bsen Vorahnung. Avada Kedavra, donnerte Moody. Ein gleiend heller grner Lichtstrahl, ein scharfes Sirren, als ob ein mchtiges, unsichtbares Etwas durch die Luft raste - und im selben Augenblick kullerte die Spinne auf den Rcken, unverletzt, doch offensichtlich tot. Einige Mdchen stieen erstickte Schreie aus; Ron hatte sich nach hinten geworfen und wre fast vom Stuhl gefallen, als die Spinne auf ihn zu rollte. Moody wischte die tote Spinne vom Tisch. Nicht nett, sagte er gelassen. Nicht angenehm. Und es gibt keinen Gegenfluch. Man kann ihn nicht abwehren. Wir kennen bislang nur einen Menschen, der ihn berlebt hat, und der sitzt hier vor mir. Harry sprte, wie er rot anlief, als Moodys Augen (diesmal beide) in die seinen blickten. Auch die Blicke aller anderen sprte er im Nacken. Harry starrte die leere Tafel an, als ob sie besonders spannend wre, doch im Grunde sah er sie gar nicht ... So also waren seine Eltern gestorben ... genau wie diese Spinne. Waren auch sie ohne die Spur einer Verletzung geblieben? Hatten sie einfach nur den grnen Lichtstrahl gesehen und das Sirren des rasenden Todes gehrt, bevor ihr Leben ausgelscht wurde? Seit drei Jahren schon stellte sich Harry den Tod seiner Eltern immer wieder vor, seit er herausgefunden hatte, dass sie ermordet worden waren, und wusste, was in jener Nacht geschehen war: dass Wurmschwanz das Versteck seiner Eltern an Voldemort verraten hatte, der sie daraufhin in dem Haus aufgesprt hatte. Dass Voldemort zuerst Harrys Vater gettet hatte. Dass James Potter versucht hatte, ihn aufzuhalten, und seiner Frau zugerufen hatte, Harry an sich zu reien und zu fliehen ... doch Voldemort war auf Lily Potter zugegangen und hatte ihr befohlen, beiseite zu treten, damit erHarry tten konnte ... sie hatte ihn angefleht, sie an Harrys statt zu tten, hatte sich geweigert, Harry preiszugeben ... und so hatte Voldemort auch sie ermordet und dann den Zauberstab gegen Harry gerichtet ... Harry kannte diese Einzelheiten, weil er die Stimmen seiner Eltern gehrt hatte, als er letztes Jahr gegen die Dementoren kmpfte - denn dies war die schreckliche Gabe der Dementoren: sie zwangen ihre Opfer, die schlimmsten Erinnerungen ihres Lebens noch einmal zu durchleiden und wehrlos in ihrer Verzweiflung zu ertrinken ... Moody begann erneut zu sprechen, doch fr Harry klang es wie aus weiter Ferne. Mit uerster Kraft riss er sich in die Gegenwart zurck, um Moodys Worten zu lauschen. Avada Kedavra ist ein Fluch, hinter dem ein mchtiges Stck Magie stehen muss - ihr knntet hier und jetzt eure Zauberstbe hervorholen, sie auf mich richten und die Worte sagen, und ich wrde mir vermutlich nicht mal eine blutige Nase holen. Aber das spielt keine Rolle. Ich bin nicht hier, um euch beizubringen, wie der Fluch funktioniert. Wenn es keinen Gegenzauber gibt, warum zeige ich euch dann den Fluch? Weil ihr ihn kennen msst! Ihr msst das Schlimmste mit eigenen Augen gesehen haben. Ihr wollt euch doch nicht in eine Lage bringen, in der ihr es mit ihm zu tun bekommt. IMMER WACHSAM!, polterte er und wieder zuckte die ganze Klasse zusammen. Nun ... diese drei Flche - Avada Kedavra, Imperius und Cruciatus - nennen wir die Unverzeihlichen Flche. Wer auch nur einen von ihnen gegen einen Mitmenschen richtet, handelt sich einen lebenslangen Aufenthalt in Askaban ein. Dagegen steht ihr. Den Kampf gegen diese Flche muss ich euch beibringen. Ihr msst euch vorbereiten. Ihr msst euch wappnen. Doch vor allem msst ihr lernen, ineurer Wachsamkeit niemals nachzulassen. Holt eure Federn raus ... und schreibt mit ... Den Rest der Stunde verbrachten sie damit, sich zu jedem der Unverzeihlichen Flche Notizen zu machen. Keiner sprach, bis es lutete - doch als Moody sie entlassen hatte und sie drauen vor dem Klassenzimmer standen, brach ein Schwall von Worten aus ihnen heraus. Die meisten redeten mit ngstlicher Stimme ber die Flche - Hast du gesehen, wie sie gezuckt hat? - ... und dann hat er sie gettet - einfach so! Sie sprachen ber die Stunde, fand Harry, als ob sie eine atemberaubende Show gewesen wre, doch er hatte sie nicht besonders unterhaltsam gefunden - und wie es schien, auch Hermine nicht. Beeilt euch, sagte sie in angespanntem Ton zu Harry und Ron. Nicht schon wieder die blde Bibliothek?, sagte Ron. Nein, sagte Hermine schroff und deutete in einen Seitengang. Neville. Neville stand allein in der Mitte des Ganges und starrte auf die steinerne Wand gegenber - mit denselben weit aufgerissenen, grauenerfllten Augen wie vorhin, als Moody den Cruciatus-Fluch gezeigt hatte. Neville?, sagte Hermine mit sanfter Stimme. Neville wandte sich um. Oh, hallo, sagte er mit ungewhnlich hoher Stimme. Interessante Stunde, nicht wahr? Bin gespannt, was es zu essen gibt, ich ... ich verhungere gleich, du auch? Neville, geht's dir gut?, fragte Hermine. O ja, mir geht's blendend, plapperte Neville immer noch mit unnatrlich hoher Stimme. Sehr interessant, das Abendessen - der Unterricht, meine ich - was gibt's zu essen? Ron warf Harry einen verdutzten Blick zu. Neville ... was -? Doch ein merkwrdig dumpfes Pochen ertnte hinter ihnen, sie wandten sich um und sahen Professor Moody auf sie zu hinken. Alle vier verstummten und sahen ihn beklommen an, doch so leise und sanft wie jetzt hatten sie ihn noch nicht sprechen gehrt. Ist schon gut, Kleiner, sagte er zu Neville. Willst du nicht kurz mit mir hoch ins Bro kommen? Keine Sorge ... wir trinken zusammen ein Tsschen Tee ... Die Aussicht auf eine Tasse Tee mit Moody schien Neville noch mehr Angst einzujagen. Er blieb stumm und rhrte sich nicht vom Fleck. Moody lie sein magisches Auge auf Harry ruhen. Dir geht's gut, nicht wahr, Potter? Ja, sagte Harry, fast herausfordernd. Moodys blaues Auge zitterte leicht in seiner Hhle, whrend er Harry mit prfendem Blick ansah. Du musst es erfahren, sagte er schlielich. Es kommt dir vielleicht hart vor, aber du musst es erfahren. Hat keinen Sinn sich was vorzumachen ... nun denn ... komm mit, Longbottom, ich hab da ein paar Bcher, die dich interessieren werden. Neville warf den drei Freunden einen flehenden Blick zu, doch sie sagten kein Wort, und so hatte er keine Wahl, als sich, eine von Moodys knchernen Hnden auf der Schulter, mit sanfter Gewalt fortfhren zu lassen. Was sollte das jetzt wieder?, sagte Ron, als Neville und Moody um die Ecke verschwunden waren. Keine Ahnung, sagte Hermine mit nachdenklicher Miene. Bestimmt 'ne Lektion fr uns, oder?, sagte Ron zu Harry auf dem Weg zur Groen Halle. Fred und Georgehatten Recht, siehst du? Er kennt sich wirklich aus, dieser Moody. Wie er Avada Kedavra gebracht hat und diese Spinne dann tot umgefallen ist, so einfach den Lffel abgegeben hat - Doch Ron verstummte, als er den Ausdruck auf Harrys Gesicht sah, und sprach erst wieder, als sie in die Groe Halle gelangten, wo er vorschlug, am Abend schon mal mit den Voraussagen fr Professor Trelawney anzufangen, da sie sicher Stunden dafr brauchen wrden. Hermine hielt sich aus dem Gesprch zwischen Harry und Ron heraus, putzte in aller Hast ihren Teller leer und strzte dann wieder in Richtung Bibliothek davon. Harry und Ron schlenderten zurck in den Gryffindor-Turm, und Harry, der beim Essen an nichts anderes gedacht hatte, sprach jetzt selbst die Sache mit den Unverzeihlichen Flchen an. Wrden Moody und Dumbledore nicht Schwierigkeiten mit dem Ministerium kriegen, wenn die erfahren, dass wir die Flche gesehen haben?, fragte Harry, als sie auf die fette Dame zugingen. Jaah, ziemlich sicher, sagte Ron. Aber Dumbledore hat immer seinen eigenen Kopf durchgesetzt, und Moody hat, glaube ich, schon seit Jahren Schwierigkeiten mit denen. Greift erst an und stellt dann Fragen - denk nur an seine Mlleimer. Quatsch. Die fette Dame klappte zur Seite und gab das Eingangsloch frei, und sie kletterten in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors, der heute Abend berfllt und lrmig war. Also, wie war's mit dem Wahrsagekram?, sagte Harry. Muss wohl sein, sthnte Ron. Sie gingen hoch in den Schlafsaal, um ihre Bcher und Karten zu holen, und fanden dort Neville allein auf dem Bett sitzend und lesend. Er sah um einiges ruhiger aus alsnach Moodys Unterricht, wenn auch noch nicht ganz beisammen. Seine Augen waren noch ziemlich rot. Geht's dir gut, Neville?, fragte Harry. Ja, ja, sagte Neville, mir geht's gut, danke. Ich lese gerade dieses Buch, das mir Professor Moody geliehen hat ... Er hielt das Buch hoch: Magische Wasserpflanzen des Mittelmeeres und ihre Wirkungen. Professor Sprout hat nmlich Professor Moody erzhlt, dass ich in Kruterkunde wirklich gut bin, sagte Neville. In seiner Stimme lag ein Hauch von Stolz, den Harry bei ihm kaum einmal wahrgenommen hatte. Er dachte, dieses Buch wrde mir gefallen. Neville zu sagen, was Professor Sprout berichtet hatte, war eine sehr taktvolle Art, ihn aufzumuntern, fand Harry, denn Neville bekam sehr selten zu hren, dass er in irgendetwas gut sei. Auf diese Weise htte es auch Professor Lupin versucht. Harry und Ron nahmen ihre Exemplare von Entnebelung der Zukunft mit nach unten, suchten sich einen freien Tisch und machten sich an ihre Vorhersagen fr den kommenden Monat. Eine Stunde spter war ihr Tisch zwar berst mit Pergamentblttern voll Zahlen und Symbolen, und Harrys Kopf war vernebelt, als wre er gefllt mit den Ausdnstungen von Professor Trelawneys Feuer, doch eigentlich waren sie kaum vorangekommen. Ich hab keinen Schimmer, was dieses Zeug hier bedeuten soll, sagte er und starrte auf eine lange Liste mit Zahlen und Formeln. Weit du was, sagte Ron, dem die Haare zu Berge standen, weil er vor rger stndig mit den Fingern durch seinen Schpf fuhr, ich glaube, wir probieren es mal wieder mit unserer alten Wahrsagekrcke. Wie bitte - das Ganze erfinden? Ja, sagte Ron, wischte das Gewirr bekritzelter Pergamente vom Tisch, stippte seine Feder ins Tintenfass und begann zu schreiben. Am nchsten Montag, sagte er eifrig kritzelnd, werd ich wahrscheinlich einen Schnupfen kriegen, und zwar weil Mars und Jupiter ganz ungnstig zueinander stehen. Er sah zu Harry auf. Du kennst sie doch - misch 'ne hbsche Portion Elend rein, und sie leckt es dir aus der Hand. Stimmt, sagte Harry, knllte seinen ersten Versuch zusammen und warf den Pergamentball ber die Kpfe einiger schnatternder Erstklssler hinweg ins Feuer. Gut ... am Montag gerate ich in Gefahr - hm - mich zu verbrennen. Da kannst du Gift drauf nehmen, sagte Ron mit finsterem Blick, am Montag sehen wir die Krter wieder. Schn, am Dienstag werd ich dann ... hm ... Etwas verlieren, das dir lieb und teuer ist, sagte Harry, der auf der Suche nach Anregungen durch Entnebelung der Zukunft bltterte. Gute Idee, sagte Ron und schrieb sie auf. Wegen ... hm ... Merkur. Wie war's, wenn dir jemand, den du fr einen Freund gehalten hast, ein Messer in den Rcken stt? Jaah ... cool ..., sagte Harry und lie die Feder kratzen, weil ... Venus im zwlften Haus steht. Und am Mittwoch, glaub ich, krieg ich bei einer Prgelei was auf die Nase. Aaah, eigentlich wollte ich mich prgeln. Gut, dann verlier ich eine Wette. Ja, du wettest, dass ich die Prgelei gewinne ... So strickten sie noch eine Stunde weiter an ihren Vorhersagen (die immer tragischer wurden), whrend die anderen allmhlich schlafen gingen. Krummbein kam zu ihnen herbergeschlenzt, sprang leichtfig auf einen leeren Stuhl und starrte Harry mit un-ergrndlichen Augen an, ganz so, wie Hermine schauen wrde, wenn sie gewusst htte, dass sie ihre Hausaufgaben nicht ordentlich erledigten. Harry lie den Blick durch das Zimmer schweifen und versuchte sich ein Unglck einfallen zu lassen, das er noch nicht aufgebraucht hatte, da sah er Fred und George an der Wand gegenber sitzen, die Kpfe zusammengesteckt und mit gezckten Federn ber einem Pergament brtend. Man sah die beiden nur ganz selten in einer Ecke versteckt und stumm bei der Arbeit; meist liebten sie den Trubel und waren dann auch der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Wie sie da gemeinsam an ihrem Pergament arbeiteten, hatten sie etwas Geheimnistuerisches an sich, und Harry fiel ein, dass sie schon im Fuchsbau zusammengesessen und etwas geschrieben hatten. Damals hatte er gedacht, es ginge um ein neues Bestellformular fr Weasleys Zauberhafte Zauberscherze, doch diesmal sah es nicht danach aus, denn sonst htten sie gewiss Lee Jordan an dem Spa beteiligt. Er fragte sich, ob es etwas mit dem Versuch zu tun hatte, am Trima-gischen Turnier teilzunehmen. Harry sah jetzt, wie George den Kopf schttelte, mit seiner Feder etwas durchstrich und mit ganz leiser Stimme, die dennoch durch den fast leeren Raum herberwehte, zu Fred sagte: Nein - das klingt, als wrden wir ihn beschuldigen. Wir mssen vorsichtig sein ... Dann sah George auf und bemerkte, dass Harry sie beobachtete. Harry grinste und wandte sich rasch wieder seinen Vorhersagen zu - er wollte nicht, dass George dachte, er wrde lauschen. Kurz danach rollten die Zwillinge ihr Pergament zusammen, sagten gute Nacht und gingen zu Bett. Die beiden waren gerade zehn Minuten fort, als das Portrtloch aufging und Hermine in den Gemeinschaftsraumkletterte, in der einen Hand ein Blatt Pergament und in der anderen ein Kstchen mit schepperndem Inhalt. Krummbein machte einen Buckel und schnurrte. Hallo, sagte sie, ich bin gerade fertig geworden! Ich auch!, sagte Ron ausgelassen und warf seine Feder hin. Hermine setzte sich, legte ihre Sachen auf einen leeren Sessel und zog das Blatt mit Rons Voraussagen zu sich her. Wird kein besonders guter Monat fr dich, oder?, sagte sie mit schrgem Lcheln, whrend Krummbein es sich auf ihrem Scho gemtlich machte. Tjaah, wenigstens bin ich vorgewarnt, ghnte Ron. Sieht aus, als ob du zweimal ertrinkst, sagte Hermine. Ach nein, wirklich?, sagte Ron und warf einen Blick auf seine Vorhersagen. Dann ndere ich das eine lieber in Zertrampeltwerden von einem wild gewordenen Hippogreif. Meinst du nicht, jeder merkt, dass ihr alles erfunden habt?, fragte Hermine. Wie kannst du nur so etwas sagen!, rief Ron mit gespielter Entrstung. Wir haben hier geschuftet wie die Hauselfen! Hermine hob die Brauen. Ist doch nur so 'ne Redewendung, sagte Ron hastig. Auch Harry legte jetzt seine Feder weg, nachdem er zum guten Schluss seinen Tod durch Enthauptung vorausgesagt hatte. Was ist dadrin?, fragte er und deutete auf das Kstchen. So 'n Zufall, dass du fragst, sagte Hermine und warf Ron einen garstigen Blick zu. Sie hob den Deckel des Kstchens ab. Darin lagen etwa fnfzig Anstecker in verschiedenen Farben, doch alle mit derselben Aufschrift: B.ELFE.R. Belfer?, sagte Harry, nahm einen Anstecker und betrachtete ihn. Was ist das? Nicht Belfer, sagte Hermine hchst ungehalten. Es heit B-ELFE-R, Bund fr ELFEnRechte. Nie davon gehrt, sagte Ron. Natrlich nicht, fauchte Hermine, ich hab ihn eben erst gegrndet. Achja?, sagte Ron milde berrascht. Wie viele Mitglieder hat er? Na ja - wenn ihr mitmacht - drei, sagte Hermine. Und du glaubst im Ernst, wir wollen mit Ansteckern rumlaufen, auf denen >Belfer< steht? B-ELFE-R!, zrnte Hermine. Zuerst hatte ich >Stoppt die schndliche Misshandlung unserer magischen Mitgeschpfe - Bewegung zur Strkung der Elfenrechte<, aber das hat nicht draufgepasst. Dafr ist es jetzt der Titel unseres Manifests. Sie wedelte mit dem Pergament unter ihren Nasen. Ich hab in der Bibliothek grndlich nachgeforscht. Die Elfenversklavung reicht schon Jahrhunderte zurck. Ich kann einfach nicht fassen, dass bisher niemand was dagegen unternommen hat. Hermine - nun hr mal gut zu, sagte Ron laut. Sie. Mgen. Es. Sie mgen es, versklavt zu sein! Unser kurzfristiges Ziel, sagte Hermine, noch lauter sogar als Ron und scheinbar ohne ein Wort gehrt zu haben, ist die Durchsetzung fairer Lhne und Arbeitsbedingungen. Zu unseren langfristigen Zielen gehrt die nderung des Gesetzes ber den Nichtgebrauch von Zauberstben und der Versuch, eine Elfe in die Abteilung zur Fhrung und Aufsicht Magischer Geschpfe zu bringen, denn dort sind sie skandals schlecht vertreten. Und wie stellen wir das an?, fragte Harry. Zuerst mal werben wir Mitglieder an, sagte Hermine munter. Ich dachte an zwei Sickel fr die Mitgliedschaft -dafr gibt es einen Anstecker - und mit dem Erls knnen wir unsere Flugblattkampagne bezahlen. Du bist der Schatzmeister, Ron - oben hab ich fr dich eine Sammelbchse -, und Harry, du bist der Sekretr, also wr's am besten, wenn du alles mitschreibst, was ich jetzt sage, um unser erstes Treffen festzuhalten. Eine Pause trat ein, in der Hermine die beiden anstrahlte und Harry nur dasa, hin- und hergerissen zwischen rger ber Hermine und Belustigung ber Rons Miene. Nicht Ron brach das Schweigen, der ohnehin aussah, als htte es ihm zeitweilig die Sprache verschlagen, sondern ein leises tok, tok am Fenster. Harry sphte durch den inzwischen leeren Gemeinschaftsraum und sah eine ins Mondlicht getauchte Schneeeule auf dem Fenstersims hocken. Hedwig!, rief er, sprang aus dem Sessel, strmte hinber und riss das Fenster auf. Hedwig flog herein, schwebte durch den Raum und lie sich auf dem Tisch mit Harrys Vorhersagen nieder. Wird langsam Zeit!, sagte Harry und rannte ihr nach. Sie hat eine Antwort!, sagte Ron aufgeregt und deutete auf das schmuddelige Stck Pergament, das an Hedwigs Bein gebunden war. Hastig knpfte Harry das Pergament los und setzte sich, um es zu lesen, woraufhin Hedwig ihm aufs Knie flatterte und leise schuhuhte. Was schreibt er?, fragte Hermine atemlos. Der Brief war sehr kurz und sah aus, als wre er in groer Hast hingekritzelt worden. Harry las ihn laut vor: Harry, ich fliege sofort nach Norden. Diese Neuigkeit ber deine Narbe ist nur das letzte Glied in einer Kette merkwrdigerGerchte, die mir hier zu Ohren gekommen sind. Wenn sie wieder anfngt zu schmerzen, geh unverzglich zu Dumbledore - es heit, er habe Mad-Eye aus dem Ruhestand zurckgeholt, was bedeutet, dass wenigstens er, wenn auch sonst keiner, die Zeichen liest. Ich melde mich bald. Meine besten Wnsche an Ron und Hermine. Halt die Augen offen, Harry. Sirius Harry sah zu Ron und Hermine auf, die ihn mit groen Augen anstarrten. Er fliegt nach Norden?, flsterte Hermine. Er kommt zurck? Was sind das fr Zeichen, die Dumbledore liest?, fragte Ron vollkommen perplex. Harry, was ist los mit dir? Harry hatte sich gerade mit der Faust gegen die Stirn geschlagen und Hedwig aus seinem Scho geworfen. Ich htt's ihm nicht sagen sollen!, rief er wtend. Wovon redest du eigentlich?, sagte Ron verdutzt. Jetzt denkt er, er muss zurckkommen!, sagte Harry und donnerte seine Faust so heftig auf den Tisch, dass Hedwig auf Rons Stuhllehne flatterte und entrstet grummelte. Zurckkommen, weil er glaubt, ich sei in Schwierigkeiten! Aber mir geht's doch gut! Und fr dich hab ich nichts, fauchte er Hedwig an, die erwartungsvoll mit dem Schnabel klackerte, da musst du schon hoch in die Eulerei, wenn du was zu fressen willst. Hedwig warf ihm einen zutiefst beleidigten Blick zu, erwischte ihn mit ausgebreitetem Flgel unsanft am Kopf und flog zum offenen Fenster hinaus. Harry -, setzte Hermine beschwichtigend an. Ich geh schlafen, sagte Harry barsch. Bis morgen frh dann. Oben im Schlafsaal zog er seinen Pyjama an und legte sich ins Himmelbett, doch er sprte nicht die geringste Mdigkeit. Wenn Sirius zurckkme und gefasst wrde, wre es seine, Harrys, Schuld. Warum hatte er nicht den Mund gehalten? Ein paar Sekunden Schmerz und er musste gleich losjammern ... htte er nur khlen Kopf bewahrt und alles fr sich behalten ... Kurze Zeit spter hrte er Ron in den Schlafsaal kommen, doch er sprach ihn nicht an. Lange lag Harry wach und starrte auf den dunklen Baldachin ber seinem Bett. Im Schlafsaal herrschte vollkommene Stille, und wre Harry nicht so tief in Gedanken versunken gewesen, wre ihm aufgefallen, dass Neville nicht wie blich schnarchte und er daher nicht der Einzige war, der keinen Schlaf fand. ~Beauxbatons und Durmstrang Als htte Harrys Kopf im Schlaf unermdlich gearbeitet, erwachte er frh am nchsten Morgen mit einem glasklaren Plan im Sinn. Er stand auf, zog sich im blassen Dmmerlicht an und ging dann ohne Ron zu wecken hinunter in den verlassenen Gemeinschaftsraum. Er nahm ein Blatt Pergament vom Tisch, auf dem noch seine Hausaufgaben fr Wahrsagen lagen, und schrieb den folgenden Brief: Lieber Sirius, ich glaube, ich habe mir nur eingebildet, dass meine Narbe wehtat, ich war noch ziemlich verpennt, als ich dir diesen Brief schrieb. Es hat keinen Zweck, dass du zurckkommst, hier ist alles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen um mich, mein Kopf fhlt sich ganz normal an. Harry Dann kletterte er aus dem Portrtloch, stieg die Treppen des noch im Schlaf liegenden Schlosses hoch (nur ganz kurz von Peeves aufgehalten, der ihm in einem Korridor im vierten Stock eine groe Vase ber den Kopf stlpen wollte), bis er schlielich in die Eulerei in der Spitze des Westturms gelangte. Die Eulerei war ein kreisrunder Raum mit steinernen Wnden, und da die Fenster keine Scheiben hatten, war er recht kalt und zugig. Der strohbedeckte Boden war berst mit Eulenmist und ausgewrgten Knochen von Musen und Maulwrfen. Hunderte von Eulen jeder erdenklichenArt hockten hier auf den Stangen, die sich bis hoch zum Turmgeblk zogen, und fast alle schliefen, auch wenn hie und da ein rundes Bernsteinauge Harry mit scharfem Blick folgte. Jetzt sah er auch Hedwig behaglich zwischen einer Schleiereule und einem Waldkauz schlafen, und er ging hastig zu ihr hinber, wobei er fast auf dem mit Vogelkot bersten Boden ausgerutscht wre. Es dauerte eine Weile, bis er sie dazu bringen konnte, aufzuwachen und ihn berhaupt anzusehen, denn zunchst trippelte sie auf ihrer Stange umher und zeigte ihm nur den Schwanz. Offensichtlich war sie immer noch gekrnkt wegen seiner undankbaren Art am Abend zuvor. Am Ende schaffte es Harry dann doch, sie zu berzeugen, indem er laut berlegte, dass sie wohl zu mde sei und er Ron bitten wrde, ihm Pigwidgeon zu leihen; daraufhin streckte sie ein Bein aus und lie ihn den Brief daran festbinden. Du findest ihn, nicht wahr?, sagte Harry und streichelte ihr bers Gefieder, whrend er sie auf dem Arm zu einer der Mauerluken trug. Bevor die Dementoren ihn finden. Sie kniff ihm in den Finger, vielleicht ein wenig krftiger als sonst, schuhuhte jedoch leise, als wollte sie ihn trotz allem beruhigen. Dann breitete sie ihre Flgel aus und flatterte in den Sonnenaufgang hinein. Harry sah ihr mit dem schon vertrauten flauen Gefhl im Magen nach, bis sie verschwunden war. Er war sich so sicher gewesen, dass Sirius' Antwort seine Sorgen lindern und nicht noch steigern wrde. Das war eine Lge, Harry, sagte Hermine in scharfem Ton beim Frhstck, als er ihr und Ron von seinem Brief erzhlt hatte. Du hast dir nicht blo eingebildet, dass deine Narbe wehtat, das weit du genau. Na und?, sagte Harry. Meinetwegen soll er jedenfalls nicht wieder in Askaban landen. Lass stecken, fuhr Ron Hermine an, als sie den Mund ffnete, um noch ein wenig weiterzustreiten; und ausnahmsweise folgte ihm Hermine und verstummte. Whrend der nchsten Wochen mhte sich Harry nach Krften, sich keine Sorgen ber Sirius zu machen. Gewiss, er konnte es einfach nicht lassen, mit bangem Gefhl aufzusehen, wenn am Morgen die Posteulen ankamen, noch konnte er verhindern, dass spt am Abend, bevor er einschlief, grauenhafte Bilder an seinem inneren Auge vorbeizogen, Bilder von Sirius, wie er in irgendeiner dunklen Londoner Strae von Dementoren in die Enge getrieben wurde. Doch ansonsten gab er sich Mhe, nicht an seinen Paten zu denken. Knnte er doch nur Quidditch spielen, um sich abzulenken; nichts htte seinem aufgewhlten Gemt so gut getan wie eine harte, fetzige Trainingsstunde. Andererseits war der Unterricht jetzt so anspruchsvoll und schwierig wie nie zuvor, besonders in Verteidigung gegen die dunklen Knste. Zu ihrer berraschung hatte Professor Moody angekndigt, dass er jeden Einzelnen von ihnen mit dem Imperius-Fluch belegen wrde, um dessen Macht zu zeigen und zu prfen, ob sie sich gegen seine Wirkungen zur Wehr setzen konnten. Aber, Sie sagten doch, er sei verboten, Professor, sagte Hermine verunsichert, als Moody mit einem Schwung seines Zauberstabs die Tische fortrcken lie und sich einen groen freien Platz in der Mitte des Raumes verschaffte. Sie sagten - ihn gegen einen anderen Menschen einzusetzen, sei - Dumbledore will, dass ich euch beibringe, wie es sich anfhlt, sagte Moody, und sein magisches Auge schwamm zu Hermine hin und fixierte sie mit schaurigem Blick, ohne ein einziges Mal zu blinzeln. Wenn du es lieber auf die harteTour lernen willst - wenn dich jemand damit berrascht und dich vollkommen unterwirft - mir soll es recht sein. Du bist entschuldigt. Da geht's raus. Er wies mit seinem knochigen Finger zur Tr. Hermine lief rosa an und murmelte etwas von wegen, das htte sie so nicht gemeint. Harry und Ron grinsten sich zu. Sie wussten, dass Hermine lieber Bubotubler-Eiter schlrfen wrde als eine so wichtige Unterrichtsstunde zu verpassen. Moody lie sie der Reihe nach vortreten und belegte sie mit dem Imperius-Fluch. Harry beobachtete, wie seine Mitschler unter Moodys Einfluss die erstaunlichsten Dinge vollfhrten. Dean Thomas hpfte dreimal im Kreis durchs Zimmer und sang dabei die Nationalhymne. Lavender Brown ahmte ein Eichhrnchen nach. Neville zeigte eine Reihe ganz verblffender Gymnastikbungen, bei denen er ansonsten sicher zusammengeklappt wre. Nicht einer von ihnen schien fhig zu sein, den Fluch abzuwehren, und alle erholten sich erst, als Moody ihn wieder aufhob. Potter, knurrte Moody, du bist dran. Harry trat vor in die Mitte des Klassenzimmers, wo Moody Platz geschaffen hatte. Moody hob den Zauberstab, richtete ihn auf Harry und sagte: Imperio. Es war ein hchst wundersames Gefhl. Harry glaubte zu schweben, jeder Gedanke, alle Sorgen, die ihn Umtrieben, waren wie von sanfter Hand weggewischt, und zurck blieb nur ein vages, unergrndliches Glcksgefhl. Da stand er, unendlich entspannt, nur leise ahnend, dass alle ihn ansahen. Und dann hrte er Mad-Eye Moodys Stimme in einer fernen Kammer seines leeren Kopfes widerhallen: Spring auf den Tisch ... spring auf den Tisch ... Harry ging folgsam in die Knie und setzte zum Sprung an. Spring auf den Tisch ... Warum eigentlich? Eine andere Stimme, weit hinten in seinem Kopf, war erwacht. Wr doch ziemlich bescheuert, das zu tun, sagte die Stimme. Spring auf den Tisch ... Nein, das werd ich lieber nicht tun, danke, sagte die andere Stimme, ein wenig fester ... Nein, ich will nicht wirklich ... Spring! Sofort. Was Harry als Nchstes sprte, war ein heftiger Schmerz. Er war gesprungen und hatte zugleich versucht sich davon abzuhalten - woraufhin er mit dem Kopf auf den Tisch geschlagen war, ihn umgeworfen hatte und sich, nach dem Gefhl in seinen Beinen zu schlieen, auch noch beide Kniescheiben zertrmmert hatte. Nun, das war doch schon mal was!, hrte er Moodys knurrende Stimme, und pltzlich sprte Harry, wie das leere, hallende Gefhl in seinem Kopf verschwand. Er erinnerte sich genau daran, was passiert war, und der Schmerz in seinen Knien schien sich noch zu verdoppeln. Schaut euch das an, ihr Rasselbande ... Potter hat gekmpft! Er hat gegen den Fluch angekmpft und ihn verdammt noch mal fast gebrochen! Wir versuchend noch mal, Potter, und die anderen passen gut auf - schaut ihm in die Augen, da seht ihr's - sehr gut, Potter, wirklich sehr gut! Die werden Schwierigkeiten haben, dich zu unterwerfen! So, wie er redet, murmelte Harry, als er eine Stunde spter aus dem Klassenzimmer humpelte (Moody hatte darauf bestanden, Harry viermal in Folge an seine Grenzen gehen zu lassen, bis er schlielich den Fluch vollkommen abschtteln konnte), so, wie er redet, sollte man meinen, wir knnten jeden Augenblick angegriffen werden. Ja, ich wei߫, sagte Ron, der immer noch bei jedem zweiten Schritt hpfte. Er hatte viel mehr Probleme mit dem Fluch gehabt als Harry, doch Moody versicherte ihm,die Wirkung wrde bis zum Mittagessen abklingen. Wenn wir schon beim Verfolgungswahn sind ..., Ron sah nervs ber die Schulter, ob Moody auch ja auer Hrweite war, und fuhr fort: Kein Wunder, dass sie im Ministerium froh waren, ihn loszuwerden. Hast du gehrt, wie er Seamus erzhlt hat, was er mit dieser Hexe angestellt hat, die am ersten April hinter seinem Rcken >Buuh< gerufen hat? Und wann sollen wir denn alles ber den Widerstand gegen den Impe-rius-Fluch nachlesen, wenn wir ohnehin so viel zu tun haben? Allen Viertklsslern war aufgefallen, dass sie dieses Jahr eine ganze Menge mehr arbeiten mussten. Professor McGonagall erklrte ihnen auch, warum, als die Klasse in Verwandlung mit besonders lautem Sthnen und chzen auf eine neue Ladung Hausaufgaben reagiert hatte. Fr Sie beginnt jetzt eine besonders wichtige Zeit in Ihrer Ausbildung als Zauberer!, verkndete sie und die Augen hinter ihren quadratischen Brillenglsern glitzerten gefhrlich. Ihre Prfungen fr die ZAGs stehen bevor - Wir kriegen die ZAGs doch erst im fnften Jahr!, sagte Dean Thomas entrstet. Das mag sein, Thomas, aber glauben Sie mir, Sie brauchen alle Vorbereitung, die Sie bekommen knnen! Miss Granger ist bis heute die Einzige in der Klasse, die es schafft, einen Igel in ein gewhnliches Nadelkissen zu verwandeln. Ich darf Sie daran erinnern, Thomas, dass Ihr Kissen immer noch vor Angst zusammenschrumpft, wenn sich jemand mit einer Nadel nhert! Hermine war wieder einmal rosa angelaufen und schien sich zu bemhen, nicht allzu geschmeichelt auszusehen. Harry und Ron amsierten sich kstlich, als Professor Trelawney in der nchsten Wahrsagestunde verkndete, sie htten fr ihre Vorhersagen Spitzennoten bekommen. Sielas ausgiebig aus ihren Arbeiten vor und lobte sie fr ihren unerschrockenen Blick auf die Schrecken, die ihnen ins Haus standen - weniger erfreut waren sie jedoch, als Professor Trelawney ihnen aufgab, das Gleiche noch einmal fr den bernchsten Monat zu machen; allmhlich gingen den beiden die Ideen aus. Unterdessen lie sie Professor Binns, der Geist, der Geschichte der Zauberei lehrte, jede Woche einen Aufsatz ber die Kobold-Aufstnde im achtzehnten Jahrhundert schreiben. Professor Snape zwang sie, Gegengifte zu erforschen. Das nahmen sie sehr ernst, denn er deutete an, er knnte ja einen von ihnen noch vor Weihnachten vergiften, um festzustellen, ob das Gegengift wirke. Professor Flitwick verlangte von ihnen, zur Vorbereitung auf den Unterricht ber Aufrufe- und Sammelzauber noch drei weitere Bcher nebenher zu lesen. Selbst Hagrid brdete ihnen zustzliche Lasten auf. Die Knallrmpfigen Krter wuchsen erstaunlich schnell, wenn man bedachte, dass noch keiner herausgefunden hatte, was sie fraen. Hagrid war es eine Wonne und er schlug im Rahmen ihres Projekts vor, sie sollten doch jeden zweiten Abend zu seiner Htte herunterkommen, um die Krter zu beobachten und sich Notizen ber ihr eigenartiges Verhalten zu machen. Ich jedenfalls nicht, sagte Draco Malfoy lustlos, nachdem Hagrid ihnen diesen Vorschlag mit der Miene eines Weihnachtsmannes gemacht hatte, der ein besonders groes Pckchen aus dem Sack zieht. Ich seh im Unterricht genug von diesen widerlichen Dingern, danke. Hagrids Lcheln erstarb. Du tust, was man dir sagt, knurrte er, oder ich red mal ein Wrtchen mit Professor Moody ... hab gehrt, du gibst 'n niedliches Frettchen ab, Malfoy. Die Gryffindors lachten schallend. Malfoy errtete vor Zorn, doch offenbar war die Erinnerung an die Bestrafung durch Moody immer noch schmerzhaft genug, um ihm den Mund zu versiegeln. Harry, Ron und Hermine kehrten nach dem Unterricht bestens gelaunt in das Schloss zurck; zu erleben, wie Hagrid Malfoy in die Schranken wies, war eine Genugtuung gewesen, vor allem, da Malfoy sich im letzten Jahr nach Krften bemht hatte, Hagrid aus der Schule werfen zu lassen. In der Eingangshalle gerieten sie in ein dichtes Gewhle von Mitschlern, die sich alle um ein groes Schild drngelten, das am Fu der Marmortreppe aufgestellt worden war. Ron, der Lngste der drei, lugte auf Zehenspitzen stehend ber die Kpfe hinweg und las den anderen beiden vor, was auf dem Schild stand. ~Trimagisches Turnier Die Abordnungen aus Beauxbatons und Durmstrang kommen am Freitag, den 30. Oktober, um sechs Uhr nachmittags an. Der Unterricht endet eine halbe Stunde frher. Toll!, sagte Harry. In der letzten Stunde am Freitag haben wir Zaubertrnke! Dann hat Snape wenigstens keine Zeit mehr, uns alle zu vergiften! Die Schler werden gebeten, Taschen und Bcher in die Schlafrume zu bringen und sich vor dem Schloss zu versammeln, um unsere Gste vor dem Willkommensfest zu begren. Nur noch eine Woche!, sagte Ernie McMillan von den Hufflepuffs, der mit glnzenden Augen aus der Menge auf-tauchte. Ob Cedric das schon wei? Ich glaub, ich geh und sag's ihm ... Cedric?, sagte Ron mit ahnungslosem Gesicht, als Ernie davonrannte. Diggory, sagte Harry. Er wird sicher am Turnier teilnehmen. Dieser Idiot soll Hogwarts-Champion werden?, sagte Ron, whrend sie sich durch die plappernde Menge zur Treppe schoben. Er ist kein Idiot, du kannst ihn nur nicht ausstehen, weil er Gryffindor im Quidditch geschlagen hat, sagte Hermine. Ich hab gehrt, er sei richtig gut im Unterricht - und er ist Vertrauensschler. Sie sprach, als ob die Angelegenheit damit erledigt wre. Du magst ihn doch nur, weil er hbsch ist, sagte Ron spttisch. Entschuldige mal, ich mag niemanden, nur weil er hbsch ist!, sagte Hermine entrstet. Ron lie ein falsches Hsteln hren, das merkwrdigerweise wie Lockhart! klang. Das Schild in der Eingangshalle hatte erstaunliche Wirkung auf die Bewohner des Schlosses. In der folgenden Woche schien es, gleich, wo Harry hinkam, nur ein Thema zu geben: das Trimagische Turnier. Gerchte flogen von Schler zu Schler wie ansteckende Bazillen: Wer wrde fr Hogwarts ins Rennen gehen, welche Turnieraufgaben warteten auf ihn oder sie, waren die Schler von Beauxbatons und Durmstrang anders als die von Hogwarts? Harry bemerkte auch, dass im Schloss besonders grndlich geputzt wurde. Mehrere ruberzogene Gemlde wurden geschrubbt, zum groen Missvergngen der Abgebildeten, die in ihren Rahmen kauerten und zusammenzuckten, wenn sie ihre frisch gewaschenen rosa Gesichter berhrten. Die Rstungen glnz-ten auf einmal und kreischten nicht bei jeder Bewegung, und Argus Filch, der Hausmeister, bekamjedes Mal, wennjemand verga, sich die Schuhe abzuputzen, einen derartigen Wutanfall, dass zwei Mdchen aus der ersten Klasse vor Angst Schreikrmpfe bekamen. Auch die Mitglieder des Lehrkrpers schienen merkwrdig angespannt. Longbottom, seien Sie so nett und zeigen Sie den Leuten von Durmstrang ja nicht, dass Sie nicht einmal einen einfachen Verwandlungszauber beherrschen!, blaffte Professor McGonagall Neville am Ende einer besonders schwierigen Stunde an, whrend deren er versehentlich seine eigenen Ohren auf einen Kaktus verpflanzt hatte. Als sie am Morgen des dreiigsten Oktober zum Frhstck hinuntergingen, stellten sie fest, dass die Groe Halle ber Nacht geschmckt worden war. Riesige seidene Banner hingen an den Wnden, eines fr jedes Hogwarts-Haus -ein goldener Lwe auf rotem Grund fr Gryffindor, ein bronzener Adler auf Rot fr Ravenclaw, ein schwarzer Dachs auf Gelb fr Hufflepuff und eine silberne Schlange auf grnem Grund fr Slytherin. Hinter dem Lehrertisch prangte auf dem grten Banner das Wappen von Hogwarts: Lwe, Adler, Dachs und Schlange um den groen Buchstaben H. Harry, Ron und Hermine sahen schon vom Eingang aus Fred und George am Gryffindor-Tisch sitzen. Wieder einmal und ganz ungewohnt saen sie abseits von den anderen und unterhielten sich flsternd. Ron ging den anderen voraus auf sie zu. Es ist ein Reinfall, zugegeben, sagte George mit trbseliger Miene zu Fred. Aber wenn er nicht persnlich mit uns sprechen will, mssen wir ihm doch den Brief schicken. Oder wir drcken ihn ihm in die Hand, er kann uns ja nicht ewig aus dem Weg gehen. Wer geht euch aus dem Weg?, fragte Ron und setzte sich zu ihnen. Ich wnschte, du, sagte Fred, verrgert ber die Unterbrechung. Was ist ein Reinfall?, fragte Ron George. 'nen naseweisen Kerl wie dich als Bruder zu haben, sagte George. Habt ihr beide schon irgendwelche Ideen, was ihr beim Trimagischen Turnier anfangen wollt?, fragte Harry. Habt ihr darber nachgedacht, ob ihr doch noch teilnehmt? Ich hab McGonagall gefragt, wie die Champions ausgewhlt werden, aber sie hat nichts verraten, sagte George erbittert. Sie meinte nur, ich solle den Mund halten und endlich meinen Waschbren verwandeln. Was das wohl fr Aufgaben sein werden?, sagte Ron nachdenklich. Harry, ich wette, wir knnten es schaffen, mit gefhrlichen Dingen kennen wir uns doch aus ... Wer sind die Schiedsrichter?, fragte Harry. Jedenfalls sind die Leiter der teilnehmenden Schulen immer mit in der Jury, sagte Hermine, und alle drehten sich erstaunt zu ihr um. Das wei ich, weil alle drei beim Turnier von 1792 verletzt wurden, als ein Basilisk, den die Champions eigentlich fangen sollten, auf Nahrungssuche ging. Es entging ihr nicht, dass alle sie ansahen, und da niemand auer ihr all die Bcher gelesen hatte, sagte sie wie blich etwas hochnsig: Steht alles in der Geschichte von Hogwarts. Natrlich ist dieses Werk nicht ganz zuverlssig. Eine umgeschriebene Geschichte von Hogwarts wre zutreffender. Oder Eine hchst einseitige und zensierte Geschichte von Hogwarts, welche die hsslicheren Seiten der Schule bertncht. Worauf willst du raus?, sagte Ron, whrend Harry zu wissen glaubte, was jetzt kam. Hauselfen!, sagte Hermine laut und besttigte Harrys Ahnung. Nicht ein einziges Mal auf ber tausend Seiten erwhnt die Geschichte von Hogwarts, dass wir alle bei der Unterdrckung von hundert Sklaven mitwirken! Kopfschttelnd machte sich Harry ber sein Rhrei her. Die mangelnde Begeisterung, die er und Ron zeigten, hatte Hermines Eifer, mit dem sie Gerechtigkeit fr die Hauselfen erkmpfen wollte, nicht im Mindesten gedmpft. Gewiss, sie beide hatten zwei Sickel fr den B.ELFE.R-Anstecker bezahlt, doch nur, um sie zu beschwichtigen. Ihr Geld hatte jedoch nichts genutzt, Hermine war eher noch eifriger geworden und hatte Harry und Ron seither stndig in den Ohren gelegen. Zunchst einmal sollten sie ihre Anstecker auch tragen, dann sollten sie auch andere dazu berreden, und zudem hatte Hermine es sich zur Gewohnheit gemacht, jeden Abend im Gemeinschaftsraum der Gryffindors umherzutin-geln, ihre Mitschler in die Enge zu treiben und mit der Sammelbchse unter ihren Nasen zu klappern. Ihr wisst doch genau, dass eure Bettwsche gewechselt, eure Feuer angezndet, eure Klassenzimmer geputzt und eure Mahlzeiten gekocht werden von einer Gruppe magischer Geschpfe, die unbezahlt und versklavt sind?, pflegte sie mit wtendem Blick zu sagen. Manche, wie Neville, hatten bezahlt, nur damit Hermine sie nicht mehr finster ansah. Einige schienen oberflchlich interessiert an dem, was sie zu sagen hatte, zgerten jedoch, tatkrftiger fr die Bewegung zu arbeiten. Viele hielten das Ganze fr einen Scherz. Ron lie den Blick zur Decke schweifen, die sie alle in herbstliches Sonnenlicht tauchte, und Fred wandte sich mit enormem Interesse seinem Schinken zu (die Zwillinge hatten sich geweigert, einen B.ELFE.R-Anstecker zu kaufen). George jedoch beugte sich zu Hermine hinber. Hr mal zu, Hermine, bist du jemals unten in den Kchen gewesen? Nein, natrlich nicht, erwiderte Hermine schroff, ich glaube kaum, dass Schler dort unten was - Aber wir beide schon, sagte George und deutete auf Fred, und zwar fters, um Essen zu klauen. Wir haben sie getroffen, und ich sag dir, sie sind glcklich. Sie glauben, sie haben die besten Jobs der Welt - Weil sie ungebildet sind und eine Gehirnwsche verpasst bekamen!, unterbrach ihn Hermine erhitzt, doch ihre nchsten Worte gingen in dem pltzlichen Rauschen ber ihren Kpfen unter, das die Ankunft der Posteulen verkndete. Harry blickte sofort auf und sah Hedwig auf sich zu-schweben. Hermine verstummte jh; sie und Ron verfolgten mit bangem Blick, wie Hedwig sich auf Harrys Schulter niederlie, ihre Flgel einzog und ermattet das Bein ausstreckte. Harry zog Sirius' Antwort von Hedwigs Bein und bot ihr die Speckschwarten seines Schinkens an, die sie dankbar auffra. Dann, nachdem er sich mit einem Blick zu Fred und George vergewissert hatte, dass sie erneut im Gesprch ber das Trimagische Turnier vertieft waren, las Harry Ron und Hermine im Flsterton Sirius' Brief vor. Netter Versuch, Harry, ich bin wieder im Land und gut versteckt. Ich mchte, dass du mich ber alles, was in Hogwarts vor sich geht, per Brief auf dem Laufenden hltst. Nimm nicht mehr Hedwig, wechsle stndig die Eulen und mach dir keine Sorgen um mich, pass nur auf dich selbst auf. Vergiss nicht, was ich ber deine Narbe gesagt habe. Sirius Warum sollst du stndig die Eulen wechseln?, fragte Ron mit gedmpfter Stimme. Hedwig zieht zu viel Aufmerksamkeit auf sich, erwiderte Hermine sofort. Sie fllt auf. Eine Schneeeule, die stndig zu seinem Versteck fliegt ... sie ist jedenfalls kein einheimischer Vogel, verstehst du? Harry rollte den Brief zusammen und steckte ihn in den Umhang. Ihm war nicht ganz klar, ob er sich jetzt mehr oder weniger Sorgen machen sollte. Dass Sirius es geschafft hatte, zurckzukommen ohne gefasst zu werden, war immerhin etwas. Auerdem konnte er nicht leugnen, dass es ihn beruhigte, Sirius in seiner Nhe zu wissen; wenigstens wrde er jetzt nicht mehr so lange auf eine Antwort warten mssen, wenn er ihm schrieb. Danke, Hedwig, sagte er und streichelte sie. Sie schu-huhte schlfrig, tauchte den Schnabel krz in seinen Becher mit Orangensaft und flatterte davon, offensichtlich mit dem dringenden Bedrfnis, sich in der Eulerei so richtig auszu-schlafen. An diesem Tag lag eine angenehm erwartungsvolle Stimmung in der Luft. Im Unterricht passte niemand so recht auf, vielmehr waren alle gespannt auf die abendliche Ankunft der Delegationen aus Beauxbatons und Durm-strang; selbst Zaubertrnke war ertrglicher als sonst, denn der Unterricht war eine halbe Stunde krzer. Als es dann frh lutete, rannten Harry, Ron und Hermine nach oben in den Gryffindor-Turm, legten ihre Taschen und Bcher ab, wie man sie geheien hatte, zogen ihre warmen Umhnge an und eilten dann wieder hinunter in die Eingangshalle. Die Hauslehrer wiesen ihre Schler an, sich in Reihen aufzustellen. Weasley, richten Sie Ihren Hut gerade, herrschte Profes-sor McGonagall Ron an. Miss Patil, nehmen Sie dieses lcherliche Ding da aus den Haaren. Parvati sah sie finster an und zog eine groe Schmetterlingsspange von ihrer Zopfspitze. Folgen Sie mir, bitte, sagte Professor McGonagall, die Erstklssler vornean ... und kein Gedrngel ... Sie gingen im Gnsemarsch die Vortreppe hinunter und reihten sich vor dem Schloss auf. Es war ein kalter, klarer Abend; die Dmmerung brach an und der Mond, blass und durchsichtig wirkend, war bereits ber dem Verbotenen Wald aufgegangen. Harry, der zwischen Ron und Hermine in der vierten Reihe stand, sah, wie es Dennis Creevey vorn bei den Erstklsslern vor gespannter Erwartung geradezu schttelte. Fast sechs, sagte Ron mit einem Blick auf seine Uhr und sphte dann ungeduldig die Auffahrt hinunter, die nach vorn zum Schlosstor fhrte. Wie, glaubst du, werden sie kommen? Mit dem Zug? Wohl kaum, sagte Hermine. Wie dann? Auf Besen?, berlegte Harry und blickte hoch zum sternbedeckten Himmel. Glaub ich auch nicht ... wenn sie von so weit her kommen ... Mit einem Portschlssel?, rtselte Ron. Oder sie knnten apparieren - Du kannst nicht aufs Gelnde von Hogwarts apparieren, wie oft soll ich dir das noch sagen?, flsterte Hermine unwirsch. Aufgeregt suchten sie die Lndereien des Schlosses ab, ber die jetzt die Nacht hereinbrach, doch nichts rhrte sich; alles war friedlich, still und eigentlich wie immer. Harry wurde allmhlich kalt. Wenn sie sich nur beeilen wrden ... vielleicht bereiteten die auslndischen Schlereinen dramatischen Auftritt vor ... ihm fiel ein, was Mr Weasley im Zeltlager vor der Quidditch-Weltmeisterschaft gesagt hatte - Immer dasselbe, wir knnen es einfach nicht lassen, ein wenig zu prahlen, wenn wir zusammenkommen ... Und dann rief Dumbledore aus der hinteren Reihe, wo er mit den anderen Lehrern stand - Aha! Wenn ich mich nicht sehr tusche, nhert sich die Delegation aus Beauxbatons! Dort!, schrie ein Sechstklssler und deutete hinber zum Wald. Etwas Groes, viel grer als ein Besen - oder auch hundert Besen -, kam in sanften Wellen ber den tiefblauen Himmel auf das Schloss zugeflogen. Ein Drache!, kreischte eine Fnftklsslerin und geriet vllig aus dem Huschen. Bldsinn ... es ist ein fliegendes Haus!, sagte Dennis Creevey. Dennis war mit seiner Vermutung schon nher dran ... Als die gigantische schwarze Gestalt ber die Baumspitzen des Verbotenen Waldes strich und ins Licht der Schlossfenster glitt, sahen sie, dass es eine riesige graublaue Kutsche war, gro wie ein stattliches Haus, die auf sie zurauschte, durch die Lfte gezogen von einem Dutzend geflgelter Pferde, allesamt Palominos, jedoch so gro wie Elefanten. Die ersten drei Schlerreihen wichen zurck, als die Kutsche sich neigte und mit ungeheurer Geschwindigkeit zum Landen ansetzte - dann, mit einem alles erschtternden Krachen, das Neville rckwrts auf den Fu eines Slytherin-Fnftklsslers springen lie, schlugen die Pferdehufe auf festem Grund auf. Eine Sekunde spter landete auch die Kutsche und federte auf ihren riesigen Rdern auf und ab, whrend die goldenen Pferde ihre riesigen Kpfe zurckwarfen und mit ihren groen feuerroten Augen rollten. Harry konnte gerade noch erkennen, dass auf der Kutschentr ein Wappen prangte (zwei gekreuzte goldene Zauberstbe, aus denen jeweils drei Funken stoben), als auch schon die Tr aufging. Ein Junge in blassblauem Umhang sprang aus der Kutsche, bckte sich, machte sich einen Moment lang auf dem Kutschboden zu schaffen, zog dann eine ausklappbare goldene Treppe heraus und sprang respektvoll einen Schritt zurck. Harry sah einen hochhackigen, schimmernd schwarzen Schuh aus der Kutsche auftauchen - ein Schuh von der Gre eines Kinderschlittens -, dem sogleich die grte Frau folgte, die er je gesehen hatte. Das erklrte natrlich die Gre der Kutsche und der Pferde. Einigen Umstehenden stockte der Atem. Harry hatte bisher nur einen Menschen gesehen, der so gro war wie diese Frau, und das war Hagrid; er war sich nicht sicher, ob Hagrid auch nur um einen Zentimeter grer war. Doch irgendwie - vielleicht nur, weil er an Hagrid gewhnt war - schien diese Frau (die sich jetzt am Fu der Treppe zu der mit aufgerissenen Augen wartenden Menge umsah) von noch unnatrlicherer Gre zu sein. Als sie in das Licht trat, das aus der Eingangshalle flutete, zeigte sich, dass sie ein hbsches, olivfarbenes Gesicht hatte, groe, schwarze, feucht schimmernde Augen und eine schnabelhnliche Nase. Ihr Haar war im Nacken zu einem glnzenden Knoten zusammengebunden. Sie war von Kopf bis Fu in schwarzen Satin gekleidet und an Hals und Hnden glitzerten viel prchtige Opale. Dumbledore fing an zu klatschen; ihm folgend brachen auch die Schler in Applaus aus, und viele stellten sich auf die Zehenspitzen, um diese Frau besser sehen zu knnen. Die Anspannung in ihrem Gesicht wich einem dankbaren Lcheln und sie schritt auf Dumbledore zu und streckte ihmihre funkelnde Hand entgegen. Dumbledore, der selbst nicht gerade klein war, musste sich ein wenig recken, um sie zu kssen. Meine liebe Madame Maxime, sagte er. Willkommen in Hogwarts. Dumbly-dorr, sagte Madame Maxime mit tiefer Stimme. Isch 'offe, Sie befinden sisch wohl? In exzellenter Verfassung, danke, Madame, sagte Dumbledore. Meine Schler, sagte Madame Maxime und wies mit ihrer riesigen Hand lssig nach hinten. Harry, der wie gebannt auf Madame Maxime gestarrt hatte, sah jetzt, dass etwa ein Dutzend Jungen und Mdchen - offenbar alle ltere Teenager - aus der Kutsche geklettert waren und sich nun hinter Madame Maxime aufstellten. Sie bibberten, was angesichts ihrer feinseidenen Umhnge nicht berraschte. Einen Reiseumhang trug keiner von ihnen, ein paar jedoch hatten Tcher und Schals um die Kpfe geschlungen. Nach dem, was Harry von ihren Gesichtern erkennen konnte (sie standen im mchtigen Schatten Madame Maximes), sahen sie mit bangem Blick hinauf nach Hogwarts. Ist Karkaroff schon angekommen?, fragte Madame Maxime. Er sollte jeden Moment eintreffen, sagte Dumbledore. Mchten Sie vielleicht hier warten und ihn begren oder wrden Sie lieber hineingehen und sich ein wenig aufwrmen? Aufwrmen, wrde isch sagen, sagte Madame Maxime. Aber die 'ferde - Unser Lehrer fr die Pflege magischer Geschpfe wird sich mit Vergngen um sie kmmern, sagte Dumbledore, sobald er sich von einem kleinen Notfall lsen kann, dersich bei einem seiner - hm - anderen Schtzlinge eingestellt hat. Krter, murmelte Ron Harry ins Ohr und fing an zu grinsen. Meine Rosse verlangen - ahm - eine 'arte 'and, sagte Madame Maxime mit einer Miene, als bezweifelte sie, dass der zustndige Lehrer in Hogwarts der richtige Mann dafr sei. Sie sind serr stark ... Ich versichere Ihnen, dass Hagrid dieser Aufgabe vollkommen gewachsen ist, sagte Dumbledore lchelnd. Serr gutt, sagte Madame Maxime mit einer leichten Verbeugung, wrden Sie bitte diesem 'Agrid mitteilen, dass die 'ferde nur Single Malt Whisky saufen? Dafr wird selbstverstndlich gesorgt, Madame, sagte Dumbledore ebenfalls mit einer Verbeugung. Kommt, sagte Madame Maxime gebieterisch zu ihren Schlern, und das versammelte Hogwarts teilte sich, um ihr und ihrem Gefolge einen Weg die steinerne Treppe hinauf zu ffnen. Wie gro, glaubt ihr, werden die Pferde von Durmstrang sein?, sagte Seamus Finnigan, der sich um Lavender und Parvati herumbeugte und Harry und Ron ansah. Tja, wenn sie noch grer sind als die hier, kann selbst Hagrid sie nicht mehr im Zaum halten, sagte Harry. Womglich haben ihn die Krter inzwischen schon verspeist. Was dahinten wohl los ist? Vielleicht sind sie abgehauen, sagte Ron hoffnungsvoll. Sag blo nicht so was, sagte Hermine schaudernd. Stell dir vor, dieses Gekrse krabbelt auf den Lndereien rum ... Sie standen jetzt bibbernd da und warteten auf die Ankunft der Schler aus Durmstrang. Die meisten lieen die Blicke hoffnungsvoll ber den Himmel schweifen. Ein paarMinuten lang wurde die Stille nur durch das Schnauben und Stampfen von Madame Maximes Pferden unterbrochen. Doch dann - Kannst du was hren?, sagte Ron pltzlich. Harry lauschte; ein lautes, ganz und gar unvertrautes, schauriges Gerusch kam aus der Dunkelheit; ein gedmpftes Pochen und ein Saugen, als ob ein riesiger Staubsauger ein Flussbett entlangrauschte ... Der See!, rief Lee Jordan und deutete hinber aufs Wasser. Seht euch den See an! Dort, wo sie standen, oben auf der begrnten Anhhe mit Blick ber die Lndereien, konnten sie die glatte schwarze Wasseroberflche gut sehen - nur dass diese Oberflche pltzlich nicht mehr glatt war. Tief unten in der Mitte des Sees musste sich etwas regen; groe Blaseri drangen nach oben, Wellen splten ber die sumpfigen Uferbnke - und dann bildete sich mitten im See ein gewaltiger Strudel, als wre soeben ein riesiger Stpsel aus dem Seegrund gezogen worden ... Etwas wie ein langer schwarzer Pfahl begann nun langsam aus dem Herzen des Strudels emporzusteigen ... und dann sah Harry die Takelage ... Es ist ein Mast!, sagte er zu Ron und Hermine. Langsam und majesttisch erhob sich das Schiff aus dem Wasser und schimmerte im Mondlicht. Es hatte etwas merkwrdig Gerippehaftes an sich, als wre es ein geborgenes Wrack, und die trben, verschwommenen Lichter, die aus seinen Bullaugen schimmerten, sahen aus wie Geisteraugen. Endlich, mit einem gewaltigen Schmatzen und Schwappen, tauchte das Schiff zur Gnze auf, tnzelte ber das aufgewhlte Wasser und glitt auf das Ufer zu. Nun gingen Leute von Bord; ihre Umrisse waren vor den Lichtern der Bullaugen zu sehen. Sie alle, fiel Harry auf, schienen ungefhr die Statur von Crabbe und Goyle zu ha-ben ... doch dann, als sie den Hang herauf nher kamen und das Licht der Eingangshalle auf sie fiel, sah er, dass ihre Gestalten deshalb so massig wirkten, weil sie Mntel aus einer Art zottigem, verfilztem Pelz trugen. Doch der Mann, der sie hoch zum Schloss fhrte, trug einen ganz anderen Pelz: seidig und glnzend wie sein Haar. Dumbledore!, rief er mit Inbrunst, als er die Anhhe erreicht hatte, wie geht's Ihnen, altes Haus, wie geht's? Glnzend, danke, Professor Karkaroff, erwiderte Dumbledore. Karkaroff hatte eine sonore, lige Stimme; als er in das Licht trat, das aus dem Schlossportal fiel, sahen sie, dass er gro und schlank war wie Dumbledore, doch sein weies Haar war kurz und sein Spitzbart (der in einem kleinen Ge-krusel endete) konnte sein fliehendes Kinn nicht ganz verbergen. Er ging auf Dumbledore zu und streckte ihm beide Hnde entgegen. Das gute alte Hogwarts, sagte er und sah lchelnd hoch zum Schloss; seine Zhne waren ziemlich gelb und Harry fiel auf, dass sein Lcheln sich nicht auf seine Augen erstreckte, deren Blick kalt und scharf blieb. Wie schn, wieder hier zu sein, wie schn ... Viktor, komm rein in die Wrme ... Sie haben nichts dagegen, Dumbledore? Viktor hat einen leichten Schnupfen ... Karkaroff winkte einem seiner Schler. Als der Junge vorbeiging, erhaschte Harry einen Blick auf eine markante Adlernase und dichte schwarze Brauen. Er brauchte nicht erst Ron, der ihm einen Schlag auf den Arm versetzte, oder das Zischen in seinem Ohr, um dieses Profil zu erkennen. Harry - das ist Krum! ~Der Feuerkelch Nicht zu fassen!, sagte Ron vllig entgeistert. Sie reihten sich jetzt mit den anderen Hogwarts-Schlern hinter den Durmstrangs ein und folgten ihnen die Treppe hoch zum If Schloss. Krum, Harry! Viktor Krum! Um Himmels willen, Ron, er ist doch nur ein Quidditch-Spieler, sagte Hermine. Nur ein Quidditch-Spieler? Ron sah sie an, als htte er sich verhrt. Hermine - er ist einer der besten Sucher der Welt! Ich hatte keine Ahnung, dass er noch zur Schule geht! Auf dem Weg durch die Eingangshalle hinber zur Groen Halle sah Harry, wie Lee Jordan immer wieder in die Luft sprang, um wenigstens einen Blick auf Viktor Krum zu erhschen. Einige Mdchen aus der sechsten Klasse stberten unterdessen hektisch in ihren Taschen - O nein, bin ich bescheuert, ich hab nicht mal 'ne Feder mit ... - Glaubst du, er schreibt mir mit Lippenstift ein Autogramm auf den Hut? Also wirklich, sagte Hermine nasermpfend, als sie an den Mdchen vorbeigingen, die sich jetzt wegen des Lippenstifts kabbelten. Ich jedenfalls hol mir auch ein Autogramm, wenn's geht, sagte Ron, du hast nicht zufllig 'ne Feder dabei, Harry? N, die sind oben in meiner Tasche, erwiderte Harry. Sie gingen hinber zum Gryffindor-Tisch. Ron setzte sichmit Bedacht so hin, dass er den Eingang im Auge behalten konnte, da Krum und seine Mitschler aus Durmstrang immer noch an der Tr standen, offenbar nicht sicher, wo sie Platz nehmen sollten. Die Schler aus Beauxbatons hatten sich an den Ravenclaw-Tisch gesetzt und sahen sich verdrielich in der Groen Halle um. Drei von ihnen hatten auch jetzt noch Schals und Tcher um die Kpfe geschlungen. So kalt ist es doch auch wieder nicht, sagte Hermine und warf ihnen einen gereizten Blick zu. Warum haben sie keine dicken Umhnge mitgebracht? Hierher! Kommt und setzt euch hierher!, zischte Ron. Hierher! Hermine, rck auf und mach Platz - Was? Zu spt, sagte Ron enttuscht. Viktor Krum und seine Mitschler aus Durmstrang hatten sich am Slytherin-Tisch niedergelassen. Harry sah Malfoy, Crabbe und Goyle in die Runde feixen. Jetzt beugte sich Malfoy vor und sprach Krum an. Jaah, recht so, schleim dich nur bei ihm ein, Malfoy, hhnte Ron. Aber ich wette, Krum durchschaut ihn sofort ... der hat doch stndig Leute, die um ihn rumscharwenzeln ... wo, glaubst du, schlafen die eigentlich? Wir knnten ihm einen Platz in unserem Schlafsaal anbieten, Harry ... mir wrd's nichts ausmachen, ihm mein Bett zu geben, ich knnte auf einem Feldbett pennen. Hermine schnaubte. Sie sehen um einiges glcklicher aus als die anderen aus Beauxbatons, sagte Harry. Die Durmstrangs zogen ihre schweren Pelze aus und sahen mit interessierten Mienen zum Sternengewlbe hoch; einige nahmen die goldenen Teller und Schalen in die Hnde und musterten sie offenbar recht beeindruckt. Oben am Lehrertisch trug Filch, der Hausmeister, zustzliche Sthle herbei. Zu dieser festlichen Gelegenheit trug er seinen muffigen alten Frack. berrascht stellte Harry fest, dass er vier Sthle dazustellte, je zwei zur Linken und zur Rechten Dumbledores. Aber es sind doch nur zwei Leute dazugekommen, sagte Harry. Warum bringt Filch dann vier Sthle? Wer kommt denn noch? Hmh?, mummelte Ron. Noch immer starrte er voll Begeisterung auf Krum. Als alle Schler hereingekommen waren und ihre Pltze gefunden hatten, traten die Lehrer ein, gingen in einer Reihe hoch zu ihrem Tisch und setzten sich. Den Schluss bildeten Professor Dumbledore, Professor Karkaroff und Madame Maxime. Die Gste aus Beauxbatons sprangen auf, sobald sie ihre Schulleiterin sahen. Einige Hogwarts-Schler lachten. Den Beauxbatons schien es jedoch keineswegs peinlich, und sie nahmen ihre Pltze erst wieder ein, als sich Madame Maxime links von Dumbledore niedergelassen hatte. Dumbledore jedoch blieb stehen und die Groe Halle verstummte. Guten Abend, meine Damen und Herren, Geister und -vor allem - Gste, sagte Dumbledore, sah in die Runde und strahlte die auslndischen Schler an. Ich habe das groe Vergngen, Sie alle in Hogwarts willkommen zu heien. Ich bin sicher, dass Sie eine angenehme und vergngliche Zeit an unserer Schule verbringen werden. Eines der Mdchen aus Beauxbatons, das immer noch einen Schal um den Kopf geschlungen hatte, lachte unverhohlen spttisch. Keiner zwingt dich, hier zu sein!, zischelte Hermine und warf ihr einen zornfunkelnden Blick zu. Das Turnier wird nach dem Festessen offiziell erffnet,sagte Dumbledore. Nun lade ich alle ein, zu essen, zu trinken und sich wie zu Hause zu fhlen! Er setzte sich, und Harry sah, wie Karkaroff sich sofort zu ihm neigte und ihn in ein Gesprch verwickelte. Die Schsseln und Teller vor ihnen fllten sich wie immer mit Speisen. Die Hauselfen in der Kche schienen alle Register ihres Knnens gezogen zu haben; noch nie hatte Harry so viele verschiedene Gerichte vor sich gesehen, darunter auch einige, die ganz eindeutig aus fremden Lndern stammten. Was ist das denn?, sagte Ron und deutete auf eine groe Schssel mit einer Art Muscheleintopf, die neben einer mchtigen Beefsteak-und-Nieren-Pastete stand. Bouillabaisse, sagte Hermine. Wenn wir dich nicht htten, sagte Ron. Es ist ein franzsisches Gericht, sagte Hermine. Ich hab es vorletzten Sommer in den Ferien gegessen, schmeckt ganz gut. Das glaub ich dir aufs Wort, sagte Ron und tat sich eine Portion Blutwurst auf. In der Groen Halle schien viel mehr los zu sein als sonst, obwohl kaum zwanzig Gastschler hier waren; vielleicht entstand der Eindruck, weil ihre farbigen Schuluniformen sich so auffllig von den schwarzen Umhngen der Hogwarts-Schler unterschieden. Nun, da die Durmstrangs ihre Pelze abgelegt hatten, zeigte sich, dass sie Umhnge in sattem Blutrot trugen. Hagrid kam zwanzig Minuten nach Beginn des Festessens durch eine Tr hinter dem Lehrertisch gehuscht. Er glitt auf einen Platz am Ende der Tafel und winkte Harry, Ron und Hermine mit einer dick bandagierten Hand zu. Die Krter gedeihen, Hagrid?, rief Harry. Prchtig, erwiderte Hagrid glcklich. Tja, da kannst du Gift drauf nehmen, sagte Ron leise. Sieht ganz so aus, als htten sie endlich rausgefunden, was sie fressen mgen. Hagrids Finger. In diesem Augenblick sagte eine Stimme: Versei'ung, mchten Sie noch von dieser Bouillabaisse essen? Es war das Mdchen von Beauxbatons, das whrend Dumbledores Rede gelacht hatte. Sie hatte nun doch ihren Schal abgelegt. Ihr langer, silbrig blonder Haarschopf fiel ihr fast bis zur Taille. Sie hatte groe, dunkelblaue Augen und ebenmige, makellos weie Zhne. Ron lief purpurrot an. Er starrte zu ihr hoch, ffnete den Mund, um zu antworten, doch er brachte nur ein schwchliches Gegurgel heraus. Nein, bitte sehr, sagte Harry und schob dem Mdchen die Schssel hin. Sie sind damit fertig? Jaah, hauchte Ron. Jaah, wirklich ganz hervorragend. Sie nahm die Schssel und trug sie umsichtig hinber zum Ravenclaw-Tisch. Ron glotzte dem Mdchen nach, als htte er noch nie eines gesehen. Harry fing an zu lachen, was Ron offenbar zur Besinnung brachte. Sie ist eine Veela!, stie er mit heiserer Stimme hervor. Natrlich nicht!, sagte Hermine bissig. Ich seh sonst keinen, der sie wie ein Idiot anglubscht! Doch damit hatte sie nicht ganz Recht. Als das Mdchen die Halle durchquerte, wandten sich viele Jungenkpfe nach ihr um, und einigen schien es ganz wie Ron die Sprache zu verschlagen. Ich sag euch, das ist kein normales Mdchen!, sagte Run und lehnte sich zur Seite, damit er sie im Blick behalten konnte. So was findest du in Hogwarts nicht! Findest du wohl, sagte Harry unwillkrlich. Zufllig saCho Chang nur ein paar Pltze von dem Mdchen mit dem Silberhaar entfernt. Wenn ihr beide eure Augen wieder eingesetzt habt, sagte Hermine schroff, dann schaut mal, wer gerade gekommen ist. Sie deutete hoch zum Lehrertisch. Die beiden vorhin noch leeren Pltze waren nun besetzt. Zur anderen Seite von Professor Karkaroff sa Ludo Bagman und neben Madame Maxime sa Percys Chef, Mr Crouch. Was tun die denn hier?, fragte Harry berrascht. Sie haben doch das Trimagische Turnier organisiert, sagte Hermine. Ich vermute mal, sie wollten bei der Erffnung dabei sein. Der Nachtisch kam, und auch hier waren, wie ihnen auffiel, eine Reihe unbekannter Speisen dabei. Ron nahm eine Art blassweien Kse nher in Augenschein, dann schob er ihn ein wenig zur Seite, damit er vom Ravenclaw-Tisch aus gut zu sehen war. Das Mdchen, das wie eine Veela aussah, schien jedoch genug gegessen zu haben und kam nicht herber, um den Nachtisch zu holen. Sobald die goldenen Teller leer geputzt waren, erhob sich Dumbledore von neuem. Die Halle war nun von angenehmer Spannung erfllt. Harry fragte sich, was wohl kommen wrde, und sprte ein leises, erwartungsvolles Kribbeln. Weiter unten am Tisch beugten sich Fred und George vor und sphten mit grter Konzentration zu Dumbledore hinber. Der Augenblick ist gekommen, sagte Dumbledore und lchelte in das Meer der ihm zugewandten Gesichter. Das Trimagische Turnier kann nun beginnen. Ich mchte einige erluternde Worte sagen, bevor wir die Truhe hereinbringen - Die was?, murmelte Harry. Ron zuckte die Achseln. - nur um unser diesjhriges Verfahren zu erklren. Doch jenen, die sie noch nicht kennen, mchte ich zunchst Mr Bartemius Crouch vorstellen, Leiter der Abteilung fr Internationale Magische Zusammenarbeit - hier und da hob sich ein Hndepaar zu hflichem Applaus - und Mr Ludo Bagman, den Leiter der Abteilung fr Magische Spiele und Sportarten. Fr Bagman gab es deutlich mehr Beifall als fr Crouch, vielleicht weil er als Quidditch-Treiber berhmt war oder einfach deshalb, weil er so viel sympathischer wirkte. Er bedankte sich mit freundlichem Winken. Bartemius Crouch jedoch lchelte nicht, noch hob er die Hand, als er vorgestellt wurde. Harry, der ihn in seinem tadellosen Anzug von der Quidditch-Weltmeisterschaft her in Erinnerung hatte, fand, dass ihm ein Zaubererumhang nicht so richtig stand. Sein Oberlippenbrtchen und der strenge Scheitel wirkten neben Dumbledores langem weiem Haar und Bart ganz unpassend. Mr Bagman und Mr Crouch haben in den vergangenen Monaten unermdlich fr die Vorbereitung des Trimagi-schen Turniers gearbeitet, fuhr Dumbledore fort, und sie werden neben mir, Professor Karkaroff und Madame Maxime die Jury bilden, die ber die Leistungen der Champions befindet. Bei der Erwhnung der Champions schien das Publikum pltzlich aufzumerken. Dumbledore war offenbar nicht entgangen, dass mit einem Schlag Stille eingetreten war, denn mit einem Lcheln sagte er: Wenn ich bitten darf, Mr Filch, die Truhe. Filch, der bisher in einer dunklen Ecke der Halle herumgestanden hatte, trat auf Dumbledore zu, in den Hnden eine groe, mit Juwelen besetzte Holztruhe. Sie wirkte un-geheuer alt. Die Schler begannen aufgeregt und neugierig zu murmeln und zu tuscheln; Dennis Creevey stellte sich tatschlich auf seinen Stuhl, um alles sehen zu knnen, doch da er so klein war, ragte sein Kopf kaum ber die der anderen hinaus. Mr Crouch und Mr Bagman haben die Aufgaben, die die Champions dieses Jahr lsen mssen, bereits geprft, sagte Dumbledore, whrend Filch die Truhe vorsichtig auf den Tisch stellte, und sie haben die notwendigen Vorbereitungen fr diese Herausforderungen getroffen. Wir haben drei Aufgaben ber das ganze Schuljahr verteilt, die das Knnen der Champions auf unterschiedliche Weise auf die Probe stellen ... ihr magisches Knnen - ihre Khnheit - ihre Fhigkeit zum logischen Denken - und natrlich ihre Gewandtheit im Umgang mit Gefahren. Bei den letzten Worten legte sich wieder Stille ber die Halle, so vollkommen, als wrden alle auf einmal den Atem anhalten. Wie ihr wisst, kmpfen im Turnier drei Champions gegeneinander, fuhr Dumbledore gelassen fort, von jeder teilnehmenden Schule einer. Wir werden benoten, wie gut sie die einzelnen Aufgaben lsen, und der Champion mit der hchsten Punktzahl nach drei Aufgaben gewinnt den Trimagischen Pokal. Ein unparteiischer Richter wird die Champions auswhlen ... der Feuerkelch. Dumbledore zog seinen Zauberstab und schlug dreimal sachte auf den Deckel der Truhe. Langsam und knarrend ffnete er sich. Dumbledore steckte die Hand hinein und zog einen groen, grob geschnitzten Holzkelch heraus. Er selbst war nicht weiter bemerkenswert, doch er war bis an den Rand gefllt mit tnzelnden blauweien Flammen. Dumbledore schloss die Truhe und stellte den Kelch vorsichtig auf den Deckel, wo ihn alle sehen konnten. Jeder, der sich als Champion bewerben will, muss seinen Namen und seine Schule in klarer Schrift auf einen Pergamentzettel schreiben und ihn in den Kelch werfen, sagte Dumbledore. Wer mitmachen will, hat vierundzwanzig Stunden Zeit, um seinen Namen einzuwerfen. Morgen Nacht, an Halloween, wird der Kelch die Namen jener drei preisgeben, die nach seinem Urteil die wrdigsten Vertreter ihrer Schulen sind. Der Kelch wird noch heute Abend in der Eingangshalle aufgestellt, wo er fr alle, die teilnehmen wollen, frei zugnglich ist. Um sicherzustellen, dass keine minderjhrigen Schler der Versuchung erliegen, ergnzte Dumbledore, werde ich eine Alterslinie um den Feuerkelch ziehen, sobald er in der Eingangshalle aufgestellt ist. Niemand unter siebzehn wird diese Linie berschreiten knnen. Schlielich mchte ich allen, die teilnehmen wollen, eindringlich nahe legen, mit ihrer Entscheidung nicht leichtfertig umzugehen. Sobald der Feuerkelch einen Champion bestimmt hat, wird er oder sie das Turnier bis zum Ende durchstehen mssen. Wenn ihr euren Namen in den Kelch werft, schliet ihr einen bindenden magischen Vertrag. Wenn ihr einmal Champion seid, knnt ihr euch nicht pltzlich anders besinnen. berlegt daher genau, ob ihr von ganzem Herzen zum Spiel bereit seid, bevor ihr euren Zettel in den Kelch werft. Nun, denke ich, ist es Zeit schlafen zu gehen. Gute Nacht euch allen. Eine Alterslinie!, sagte Fred Weasley mit glnzenden Augen, whrend sie die Halle in Richtung Tr durchquerten. Die kann man doch sicher mit einem Alterungstrank austricksen? Und wenn dein Name einmal in diesem Kelch ist, hast du gut lachen - er kann doch nicht wissen, ob wir siebzehn sind oder nicht! Aber ich glaube nicht, dass jemand unter siebzehn eineChance hat, sagte Hermine, wir haben einfach noch nicht genug gelernt ... Du kannst nur von dir reden, sagte George unwirsch. Aber du, Harry, du probierst es doch sicher? Harry dachte kurz an Dumbledores Mahnung, niemand unter siebzehn drfe seinen Namen einwerfen, doch dann berkam ihn erneut die herrliche Vorstellung, er selbst wrde das Trimagische Turnier gewinnen ... er fragte sich, wie sauer Dumbledore sein wrde, wennjemand unter siebzehn tatschlich eine Mglichkeit fand, ber die Alterslinie zu kommen ... Wo ist er?, sagte Ron, der bisher kein Wort mitbekommen hatte, weil er andauernd nach Krum Ausschau gehalten hatte. Dumbledore hat nicht gesagt, wo die Durmstrangs schlafen, oder? Die Antwort auf diese Frage lie nicht lange auf sich warten. Als sie am Tisch der Slytherins vorbeigingen, kam Karkaroff gerade zu seinen Schlern herbergehastet. Zurck zum Schiff, Leute, sagte er. Viktor, wie fhlst du dich? Hast du genug gegessen? Soll ich dir ein Glas Glhwein aus der Kche bringen lassen? Harry sah, wie Krum den Kopf schttelte, whrend er sich den Pelz berzog. Professor, ich htte gerrn etwas Vein, sagte ein anderer Durmstrang-Junge hoffnungsvoll. Dich habe ich nicht gefragt, Poliakoff, herrschte ihn Karkaroff an, und von seiner warmen vterlichen Art war pltzlich nichts mehr zu spren. Ich sehe, du hast wieder deinen ganzen Umhang mit Essen bekleckert, das ist ja widerlich - Karkaroff wandte sich um, ging seinen Schlern voran zur Tr und erreichte sie genau im selben Moment wie Harry, Ron und Hermine. Harry blieb stehen, um ihm den Vortritt zu lassen. Danke, sagte Karkaroff gleichgltig und warf ihm im Vorbeirauschen einen Blick zu. Und dann erstarrte Karkaroff. Er wandte sich zu Harry um und sah ihn an, als wrde er seinen Augen nicht trauen. Hinter ihrem Direktor stauten sich die Schler aus Durm-strang. Karkaroffs Blick wanderte langsam hoch zu Harrys Stirn und blieb an seiner Narbe hngen. Auch die Durmstrangs musterten Harry neugierig. Aus den Augenwinkeln nahm Harry wahr, wie es einigen von ihnen allmhlich dmmerte. Der Junge mit der bekleckerten Robe kniff dem Mdchen neben ihm in den Arm und deutete unverhohlen auf Harrys Stirn. Ja, das ist Harry Potter, knurrte eine Stimme hinter ihnen. Professor Karkaroff wirbelte herum. Hinter ihm stand Mad-Eye Moody, schwer auf seinen Stock gesttzt; sein magisches Auge starrte den Durmstrang-Direktor finster und unverwandt an. Harry sah, wie die Farbe aus Karkaroffs Gesicht wich und es zu einer zorn- und angsterfllten Grimasse wurde. Sie!, sagte er und starrte Moody an, als wre er nicht sicher, ihn wirklich zu sehen. Ich, sagte Moody grimmig. Und wenn Sie Potter nichts zu sagen haben, Karkaroff, dann gehen Sie bitte schn weiter. Sie blockieren die Tr. Das stimmte; die halbe Halle wartete schon hinter ihnen und die Schler lugten auf Zehenspitzen stehend zur Tr, um den Grund fr den Stau auszumachen. Ohne ein weiteres Wort winkte Professor Karkaroff seinen Schlern und fhrte sie davon. Moody sah ihm nach, das magische Auge unbewegt auf seinen Rcken gerichtet und mit einem Ausdruck lodernden Abscheus auf dem entstellten Gesicht. Da der nchste Tag ein Samstag war, gingen die meisten Schler spt zum Frhstck. Harry, Ron und Hermine jedoch waren nicht die Einzigen, die frher als sonst am Wochenende aufstanden. Als sie in die Eingangshalle hinunterkamen, sahen sie etwa zwanzig ihrer Mitschler, einige noch an ihrem Toast kauend, im Kreis um den Feuerkelch herumstehen. Er war in der Mitte der Halle aufgestellt, auf dem Stuhl, der sonst immer den Sprechenden Hut trug. Auf dem Boden zog sich eine schmale goldene Linie in gut drei Meter Abstand um den Kelch herum. Hat schon jemand seinen Namenszettel eingeworfen?, fragte Ron neugierig ein Mdchen aus der dritten Klasse. Der ganze Haufen aus Durmstrang, erwiderte sie. Aber aus Hogwarts hab ich noch keinen gesehen. Ich wette, ein paar von uns haben ihre Zettel letzte Nacht eingeworfen, als wir alle schon im Bett waren, sagte Harry. Jedenfalls htte ich es so gemacht ... htte keine Lust darauf gehabt, dass alle zusehen. Was wre zum Beispiel, wenn der Kelch dich gleich wieder ausspucken wrde? Hinter ihm hrte er Gelchter. Er wandte sich um und sah Fred, George und Lee Jordan die Treppe herunterstrmen, alle drei offenbar in grter Aufregung. Das war's, flsterte Fred mit Siegermiene Harry, Ron und Hermine zu. Wir haben ihn geschluckt. Wen denn?, fragte Ron. Den Alterungstrank, ihr Dumpfbeutel, sagte Fred. Jeder einen Tropfen, sagte George und rieb sich feixend die Hnde. Wir mssen ja nur ein paar Monate lter werden. Wenn einer von uns gewinnt, teilen wir die tausend Galleonen zwischen uns auf, sagte Lee mit breitem Grinsen. Ich an eurer Stelle wr mir nicht so sicher, dass esklappt, warnte Hermine. Dumbledore hat das sicher schon bedacht. Fred, George und Lee wrdigten sie keines Blickes. Fertig?, sagte Fred zitternd vor Aufregung zu den anderen beiden. Also dann - ich geh voraus - Harry sah gespannt zu, wie Fred einen Pergamentfetzen aus der Tasche zog, auf dem Fred Weasley - Hogwarts stand. Er trat genau bis an die Linie und stand da wie ein Taucher, der zu einem Sprung aus zwanzig Meter Hhe ansetzt. Dann, aller Augen in der Halle auf sich gerichtet, holte er tief Luft und trat ber die Linie. Fr den Bruchteil einer Sekunde dachte Harry, Fred htte es geschafft - George jedenfalls war sich dessen sicher, denn mit einem Triumphschrei sprang er Fred nach -, doch schon war ein lautes Zischen zu hren, und die Zwillinge flogen aus dem goldenen Kreis, als wren sie von einem unsichtbaren Kugelstoer hinausgeschleudert worden. Sie schlugen schwer auf dem kalten Steinboden auf, vier Meter vom Kreis entfernt, und um alles noch schlimmer zu machen, ertnte ein lauter Knall und aus den Gesichtern der beiden sprossen lange, weie und vollkommen gleich aussehende Barte. Ihre Mitschler brllten vor Lachen, und selbst Fred und George stimmten mit ein, sobald sie sich aufgerappelt und ihre Barte ausgiebig begutachtet hatten. Ich habe euch gewarnt, sagte eine tiefe, vergngte Stimme, und alle wandten sich zu Professor Dumbledore um, der aus der Groen Halle kam. Er musterte Fred und George augenzwinkernd. Ich schlage vor, ihr beide geht hoch zu Madam Pomfrey. Sie kmmert sich bereits um Miss Fawcett von Ravenclaw und Mr Summers von Hufflepuff, die ebenfalls auf die Idee kamen, sich ein wenig lter zu machen. Allerdings muss ich sagen, dass ihre Barte bei weitem nicht so schn geworden sind wie eure. Fred und George machten sich auf den Weg in den Krankenflgel, begleitet von Lee, der sich vor Lachen kaum auf den Beinen halten konnte, whrend Harry, Ron und Hermine kichernd zum Frhstck gingen. Die Groe Halle war am Morgen umgestaltet worden. Da Halloween war, flatterte eine Wolke echter Fledermuse an der verzauberten Decke umher, und aus den Ecken heraus schielten und grinsten Hunderte ausgeschnitzter Krbisse. Harry fhrte sie hinber zu Dean und Seamus, die sich darber unterhielten, welche volljhrigen Hogwarts-Schler sich wohl bewerben wrden. Hier geht das Gercht um, Warrington sei frh aufgestanden und habe seinen Namen eingeworfen, berichtete Dean. Dieser groe Kerl von Slytherin, der aussieht wie ein Faultier. Harry, der Quidditch gegen Warrington gespielt hatte, schttelte angewidert den Kopf. Blo keinen Slytherin-Champion! Und alle Hufflepuffs reden von Diggory, sagte Seamus verchtlich. Aber ich htte nicht gedacht, dass er sein gutes Aussehen riskieren wrde. Hrt mal!, sagte Hermine pltzlich. Aus der Eingangshalle drang Jubelgeschrei herein. Sie wirbelten auf ihren Sthlen herum und sahen Angelina Johnson, ein wenig verlegen grinsend, durch die Tr kommen. Angelina war ein groes schwarzes Mdchen, das Jgerin fr das Gryffindor-Team spielte; sie kam zu ihnen herber, setzte sich und sagte: Tja, ich hab's getan. Ich hab gerade meinen Namen eingeworfen! Du machst Witze!, sagte Ron, sahjedoch beeindruckt aus. Du bist also schon siebzehn?, fragte Harry. Was fragst du noch? Siehst du 'nen Bart bei ihr oder was?, sagte Ron. Ich hatte letzte Woche Geburtstag, sagte Angelina. Mensch, bin ich froh, dass jemand aus Gryffindor teilnimmt, sagte Hermine. Ich drck dir die Daumen, dass du gewinnst, Angelina! Danke, Hermine, sagte Angelina und lchelte ihr zu. Ja, besser du als dieser Schnling Diggory, sagte Seamus, woraufhin einige vorbeigehende Hufflepuffs ihn finster ansahen. Und was fangen wir mit dem Rest des Tages an?, fragte Ron, als sie nach dem Frhstck die Groe Halle verlieen. Wir haben Hagrid noch gar nicht besucht, sagte Harry. Gut, sagte Ron, solange er uns nicht bittet, den Krtern ein paar Finger zu opfern. Auf Hermines Gesicht breitete sich pltzlich helle Begeisterung aus. Da fllt mir ein - ich hab Hagrid noch nicht gefragt, ob er bei B-ELFE-R mitmachen will!, strahlte sie. Wartet auf mich, bitte, ich renn nur mal kurz hoch und hol die Anstecker! Was ist blo in sie gefahren?, sagte Ron halb verzweifelt, whrend Hermine die Marmortreppe hochstrmte. Hey, Ron, sagte Harry pltzlich. Da ist deine Freundin ... Die Schler aus Beauxbatons, unter ihnen das Veela-Md-chen, kamen gerade von drauen herein. Die Schar, die sich um den Feuerkelch versammelt hatte, wich zurck und machte ihnen unter neugierigen Blicken Platz. Madame Maxime, die zuletzt hereingekommen war, wies ihre Schtzlinge an, sich in einer Reihe aufzustellen. Dann traten die Beauxbatons nacheinander ber die Linie und warfen ihre Pergamentzettel in die blauweien Flammen. Kurz bevor sie im Feuer verschwanden, flammte der Namenszug rot auf und stob Funken aus. Was, glaubst du, geschieht mit denen, die nicht ausge-whlt werden?, murmelte Ron Harry zu, als das Veela-Mdchen sein Pergament in den Feuerkelch warf. Meinst du, sie gehen zurck in ihre Schule, oder bleiben sie hier und sehen sich das Turnier an? Wei nicht, sagte Harry. Sie bleiben hier, nehm ich mal an ... Madame Maxime jedenfalls ist doch Schiedsrichterin, oder? Als alle Beauxbatons ihre Namen eingeworfen hatten, fhrte Madame Maxime sie wieder hinaus ins Freie. Wo schlafen die wohl?, fragte Ron, bewegte sich auf den Ausgang zu und starrte ihnen nach. Ein lautes Scheppern hinter ihnen kndigte Hermine an, die mit ihrem Kstchen voll B.ELFE.R-Ansteckern zurckkehrte. Na schn, beeilen wir uns, sagte Ron und rannte die steinerne Vortreppe hinunter, den Blick unverwandt auf dem Rcken des Veela-Mdchens, das in Madame Maximes Gefolge den Rasen schon halb berquert hatte. Als sie sich Hagrids Htte am Rande des Verbotenen Waldes nherten, lste sich auch das Rtsel, wo die Beauxbatons schliefen. Die gigantische graublaue Kutsche, in der sie angekommen waren, war keine zweihundert Meter von Hagrids Htte entfernt abgestellt, und die Schler stiegen gerade wieder hinein. Die elefantsen fliegenden Pferde, die die Kutsche gezogen hatten, grasten nebenan auf einer eilends umzunten Koppel. Harry klopfte an Hagrids Tr, und sofort antwortete Fang mit freudigem Klffen. Wird allmhlich Zeit!, sagte Hagrid, als er die Tr aufriss und sah, wer gekommen war. Dachte, ihr Rasselbande httet vergessen, wo ich wohne! Wir hatten irre viel zu tun, Hag-, begann Hermine, doch als sie Hagrid sah, verschlug es ihr die Sprache. Hagrid trug seinen allerbesten (und ganz frchterlichen)Braunhaar-Anzug und eine gelb-orange karierte Krawatte. Doch das war noch nicht das Schlimmste; er hatte offenbar versucht, seine Haarpracht zu zhmen, und zwar, wie es schien, mit einer gewaltigen Menge Schmierfett. Es fiel nun in zwei glitschigen Bndeln herunter - vielleicht hatte er es mit einem Pferdeschwanz versucht wie Bill einen hatte, doch festgestellt, dass er zu viel Haare besa. Dieser neue Aufzug stand Hagrid gar nicht gut. Einen Moment lang betrachtete ihn Hermine mit groen Augen, dann kam sie offenbar zu dem Schluss, lieber nichts sagen zu wollen, und fragte nur: hm - wo sind die Krter? Drauen beim Krbisbeet, sagte Hagrid vergngt. Die nehm'n allmhlich richtig zu, mssen inzwischen mindestens 'n Meter lang sein. Das Problem ist nur, sie haben angefangen sich gegenseitig umzubringen. Ach was, wirklich?, sagte Hermine und warf Ron einen strengen Blick zu, der die ganze Zeit auf Hagrids neue Frisur geglotzt hatte und gerade den Mund aufmachte, um eine Bemerkung loszuwerden. Jaah, sagte Hagrid traurig. Ist schon wieder gut jetzt, ich hab sie in verschiedene Kisten gesperrt. Hab noch ungefhr zwanzig. Na, was fr ein Glck, sagte Ron. Hagrid entging der spttische Unterton. Seine Htte bestand aus einem einzigen Raum, in dessen einer Ecke ein gigantisches Bett mit einer Flickendecke stand. Ein hnlich gewaltiger Tisch und Sthle standen vor dem Feuer, unter der Wolke aus gerucherten Schinken und toten Vgeln, die von der Decke hingen. Sie setzten sich an den Tisch, whrend Hagrid Tee kochte, und bald waren sie von neuem in ein Gesprch ber das Trimagische Turnier vertieft. Hagrid schien nicht weniger begeistert zu sein als sie. Wartet's ab, sagte er grinsend. Wartet nur ab. Ich zeig euch gleich was, das habt ihr noch nie gesehn. Erste Aufgabe ... aah, aber ich darf's ja nicht sagen. Nur weiter, Hagrid!, drngten ihn Harry, Ron und Hermine, doch er schttelte nur den Kopf und grinste. Will euch ja nich die Spannung vermiesen, sagte er. Aber 's wird 'n Hllenspa, sag ich euch. Diese Schmpions werden's ganz schn schwer haben. Htt nie gedacht, dass ich je ein Trimagisches Turnier sehen wrd! Sie blieben schlielich zum Essen, auch wenn sie nicht gerade herzhaft zulangten - Hagrid tischte seinen eigenen Worten zufolge Rinderbraten auf, doch nachdem Hermine eine groe Kralle aus ihrem Stck gezogen hatte, verging den dreien ein wenig der Appetit. Sie machten sich stattdessen einen Spa daraus, Hagrid die Aufgaben des Trimagi-schen Turniers zu entlocken, und berlegten wild hin und her, welche Bewerber es wohl zum Champion schaffen wrden und ob Fred und George inzwischen schon bartlos waren. Gegen Nachmittag setzte leichter Regen ein; behaglich saen sie am Feuer, lauschten dem sanften Getrommel am Fenster und sahen Hagrid zu, wie er seine Socken stopfte und mit Hermine ber die Hauselfen stritt - sie hatte ihm nmlich die Anstecker gezeigt, doch er weigerte sich strikt, bei B.ELFE.R mitzumachen. Da tt man ihnen keinen Gefallen mit, Hermine, sagte er mit ernster Miene und fdelte einen dicken gelben Garnfaden in eine massige Knochennadel ein. 's liegt in ihrer Natur, sich um Menschen zu kmmern, das mgen sie, verstehst du? Du wrdest sie unglcklich machen, wenn du ihnen die Arbeit nimmst, und wenn du sie bezahlst, sind sie beleidigt. Aber Harry hat Dobby befreit und der war berglck-lieh!, sagte Hermine, auerdem haben wir gehrt, dass er jetzt fr seine Arbeit Lohn verlangt! Ja nu, Spinner gibt's berall. Ich sag ja nich, dass es nich den einen oder ndern Elf gibt, der sich befreien lsst, aber die meisten kriegst du nicht dazu - n, da ist nichts zu machen, Hermine. Hermine war ziemlich sauer und steckte ihr Kstchen zurck in die Umhangtasche. Gegen halb fnf wurde es dunkel, und Harry, Ron und Hermine fanden es an der Zeit, zum Halloween-Fest hoch ins Schloss zu gehen - zumal da heute Abend verkndet wurde, wer die Schul-Champions sein sollten. Ich komm mit, sagte Hagrid und legte sein Nhzeug weg. 'ne Sekunde noch. Hagrid stand auf, ging hinber zur Kommode neben seinem Bett und begann nach etwas zu suchen. Sie achteten nicht sonderlich auf ihn, bis ein wahrhaft frchterlicher Geruch in ihre Nasen drang. Hagrid, was ist das denn?, hstelte Ron. Hmh?, sagte Hagrid und wandte sich mit einer groen Flasche in der Hand um. Mgt ihr's nicht? Ist das Rasierwasser?, sagte Hermine mit halb erstickter Stimme. hm - Klnischwasser, murmelte Hagrid. Er lief rot an. Vielleicht 'n bisschen viel, sagte er unsicher. Ich mach's wieder ab, wartet kurz ... Er stapfte aus der Htte und sie sahen, wie er sich am Wassertrog vor dem Fenster ungestm wusch. Klnischwasser?, sagte Hermine verdutzt. Hagrid? Und was ist mit dem Haar und dem Anzug?, setzte Harry viel sagend hinzu. Seht mal!, sagte Ron pltzlich und deutete aus dem Fenster. Hagrid hatte sich aufgerichtet und wandte sich um. Wenn er vorher rot geworden war, dann war dies nichts im Vergleich zu dem, was ihm jetzt passierte. Harry, Ron und Hermine waren so leise wie mglich aufgestanden, damit Hagrid sie nicht bemerkte, und sahen jetzt, durchs Fenster sphend, Madame Maxime und ihre Schler aus der Kutsche steigen, offenbar ebenfalls auf dem Weg zum Fest. Sie konnten nicht hren, was Hagrid zu Madame Maxime sagte, doch sein Blick hatte sich verschleiert und sein Gesicht hatte einen Ausdruck der Verzckung angenommen, wie Harry ihn bei Hagrid nur einmal beobachtet hatte - als er den Babydrachen Norbert betrachtet hatte. Er geht mit ihr zusammen hoch zum Schloss!, sagte Hermine entrstet. Ich dachte, wir sollten auf ihn warten! Hagrid warf nicht einmal einen kurzen Blick zurck zur Htte, sondern stapfte an Madame Maximes Seite die Anhhe zum Schloss hoch, in ihrem Gefolge die Schler von Beauxbatons, die im Laufschritt gingen, um mithalten zu knnen. Er steht auf sie!, sagte Ron unglubig. Na ja, wenn sie dann noch Kinder kriegen, stellen sie einen Weltrekord auf - ich wette, ein Baby von denen wrde ber 'ne Tonne wiegen. Sie verlieen die Htte und schlssen die Tr. Drauen war es schon berraschend dunkel. Sie wickelten sich fest in ihre Umhnge und machten sich auf den Weg hoch zum Schloss. Uuh, schaut mal, da sind die anderen!, flsterte Hermine. Die Durmstrangs kamen vom See her zum Schloss hoch. Viktor Krum ging an der Seite Karkaroffs, die anderen trotteten hinter ihnen her. Ron verfolgte Krum mit aufgeregten Blicken, doch Krum erreichte das Portal ein wenig vorHarry, Ron und Hermine und betrat, ohne sich noch einmal umzuschauen, das Schloss. In der kerzenerleuchteten Groen Halle gab es schon fast keine freien Sthle mehr. Der Feuerkelch hatte einen anderen Platz bekommen; er stand jetzt vor Dumbledores leerem Stuhl am Lehrertisch. Fred und George - von ihren Barten befreit - schienen ihre Enttuschung ziemlich gut verkraftet zu haben. Ich hoffe, es wird Angelina, sagte Fred, als Harry, Ron und Hermine sich setzten. Ich auch!, sagte Hermine. Na, wir werden es ja gleich erfahren! Das Halloween-Festessen schien viel lnger zu dauern als blich. Vielleicht weil es sein zweites Festmahl in zwei Tagen war, konnte Harry sich nicht mehr so heftig fr die raffiniert zubereiteten Speisen begeistern. Wie alle anderen in der Halle - jedenfalls angesichts der ungeduldigen Mienen, des allgemeinen Gezappels, der sich stndig reckenden Hlse und neugierigen Blicke, ob Dumbledore endlich aufgegessen hatte -, wie alle anderen wollte Harry nur, dass sich die Teller leerten, und dann endlich hren, wer Champion geworden war. Endlich kehrten die goldenen Teller in ihren ursprnglichen makellosen Zustand zurck; der Lrm in der Halle schwoll rasch an und erstarb dann wieder, kaum dass Dumbledore aufgestanden war. Professor Karkaroff und Madame Maxime zu seinen Seiten wirkten nicht weniger gespannt und erwartungsvoll als alle anderen. Ludo Bagman strahlte und zwinkerte dieser undjener Schlerin zu. Mr Crouchje-doch schien recht wenig interessiert, ja fast gelangweilt. Nun, der Kelch ist gleich bereit, seine Entscheidung zu fllen, sagte Dumbledore. Ich schtze, er braucht noch eine Minute. Wenn die Namen der Champions ausgerufenwerden, bitte ich sie, hier aufs Podium zu kommen und am Lehrertisch vorbei in diese Kammer dort zu gehen -, er deutete auf die Tr hinter dem Lehrertisch, - wo sie dann ihre ersten Anweisungen erhalten. Er zckte den Zauberstab und schwang ihn ausladend durch die Luft; sofort erloschen alle Kerzen, nur in den geschnitzten Krbissen flackerten sie noch, so dass nun alles im Halbdunkel lag. Der Feuerkelch leuchtete jetzt heller als alles andere in der Halle, das gleiende, blauwei funkelnde Licht der Flammen stach sogar ein wenig in die Augen. Alle starrten auf den Kelch und warteten ... hie und da blickte jemand auf die Uhr ... Gleich geht's los, flsterte Lee Jordan zwei Pltze neben Harry. Die Flammen im Kelch frbten sich pltzlich wieder rot. Funken sprhten aus der Glut. Im nchsten Augenblick schoss eine Flammenzunge in die Luft, ein verkohltes Stck Pergament flatterte heraus - und die ganze Halle hielt den Atem an. Dumbledore fing das Pergament auf und hielt es mit gestrecktem Arm von sich, damit er es im Licht des Feuers lesen konnte, das nun wieder blauwei war. Der Champion fr Durmstrang, las er mit klarer und krftiger Stimme, ist Viktor Krum. Keine berraschung!, rief Ron, whrend Beifall und Jubel durch die Halle wogten. Harry sah Viktor Krum vom Slytherin-Tisch aufstehen und zu Dumbledore hochschlurfen; er wandte sich nach rechts, ging am Lehrertisch vorbei und verschwand durch die Tr in der Kammer dahinter. Bravo, Viktor!, polterte Karkaroff so laut, dass er den Beifall bertnte. Wusste doch, du hast es in den Knochen! Das Plappern und Schnattern erstarb. Nun richteten sichalle Augen wieder auf den Kelch, dessen Flammen sich sogleich wieder rot frbten. Ein zweites Pergament flog, hochgeschleudert von der Hitze, aus der Glut. Champion fr Beauxbatons, sagte Dumbledore, ist Fleur Delacour! Das ist sie, Ron!, rief Harry, als das Mdchen, das einer Veela so hnlich sah, sich anmutig erhob, seinen silbrig blonden Haarschopf zurckwarf und zwischen den Tischen der Ravenclaws und Hufflepuffs hindurchglitt. Oh, schau mal, die sind alle enttuscht, rief Hermine durch den Lrm und nickte zu den anderen Beauxbatons hinber. Enttuscht war ein wenig untertrieben, fand Harry. Zwei der Mdchen, die es nicht geschafft hatten, zerflossen in Trnen und vergruben schluchzend die Kpfe in den Hnden. Als auch Fleur Delacour in der Kammer verschwunden war, legte sich erneut Stille ber die Halle, doch diesmal war es eine Stille, die so starr vor Anspannung war, dass man sie fast schmecken konnte. Jetzt kam der Name des Hogwarts-Champions ... Und das Feuer des Kelches frbte sich wiederum rot; Funken sprhten aus der Glut; eine Flamme zngelte hoch und aus ihrer Spitze zog Dumbledore das dritte Stck Pergament. Der Hogwarts-Champion, rief er, ist Cedric Diggory! Nein!, sagte Ron laut, doch keiner auer Harry hrte ihn; der Tumult am Nachbartisch war zu gewaltig. Ausnahmslos alle Hufflepuffs waren aufgesprungen, schrien und stampften mit den Fen, whrend Cedric mit breitem Grinsen an ihnen vorbei auf die Kammer hinter dem Lehrertisch zuging. Tatschlich hielt der Beifall fr Cedric so lange an, dass Dumbledore einige Zeit brauchte, um sich wieder Gehr zu verschaffen. Bestens!, rief Dumbledore glcklich, als der Aufruhr sich endlich legte. Schn, wir haben nun drei Champions. Ich bin sicher, ich kann mich darauf verlassen, dass ihr alle, auch die nicht ausgewhlten Schler aus Beauxbatons und Durmstrang, euren Champion mit uerster Kraft untersttzt. Indem ihr euren Champion anfeuert, knnt ihr durchaus dazu beitragen - Doch Dumbledore verstummte pltzlich und es entging keinem, was ihn ablenkte. Das Feuer des Kelches hatte sich abermals rot verfrbt. Eine lange Flamme schoss jh in die Hhe und mit sich trug sie wiederum ein Pergament. Wie in Trance, so schien es, streckte Dumbledore seinen langen Arm aus und griff nach dem Blatt. Er hielt es von sich und las stumm den Namen, der daraufgeschrieben stand. Eine lange Pause trat ein, whrend deren Dumbledore auf das Blatt in seiner Hand starrte und alle anderen Dumbledore anstarrten. Und dann rus-perte sich Dumbledore und las laut - Harry Potter. ~Die vier Champions Harry sa da und wusste genau, dass jedes Augenpaar in der Groen Halle auf ihn gerichtet war. Er war geschockt. Er war gelhmt. Er musste trumen. Er hatte nicht richtig gehrt. Niemand klatschte. Pltzlich kam ein Summen wie von einem Schwrm wtender Bienen in der Halle auf und wurde immer lauter; einige standen auf, um Harry besser sehen zu knnen, wie er da vollkommen starr auf seinem Platz hockte. Oben am Lehrertisch war Professor McGonagall aufgestanden und an Ludo Bagman und Professor Karkaroff vorbei zu Professor Dumbledore gerauscht, der ihr mit leichtem Stirnrunzeln das Ohr zuneigte. Harry wandte sich zu Ron und Hermine um; hinter ihnen saen die anderen Gryffindors in langer Reihe an der Tafel und starrten ihn mit offenen Mndern an. Ich hab meinen Namen nicht eingeworfen, sagte Harry fassungslos. Das wisst ihr doch. Die beiden sahen ihn nicht minder fassungslos an. Am Lehrertisch nickte Professor Dumbledore seiner Kollegin zu und stand dann auf. Harry Potter!, rief er. Harry! Nach oben, wenn ich bitten darf! Geh schon, flsterte Hermine und versetzte Harry einen kleinen Schubs. Harry stand auf, verhedderte sich im Saum seines Umhangs und geriet kurz ins Stolpern. Der Weg zwischen den Tischen der Gryffindors und Hufflepuffs hindurch kam ihm vor wie einungeheuer langer Marsch; der Lehrertisch wollte und wollte nicht nher kommen und ihm war, als wrden ihm die vielen hundert Augen wie Suchscheinwerfer Schritt fr Schritt folgen. Das Summen schwoll weiter an. Dann endlich, es musste eine Stunde vergangen sein, stand er vor Dumbledore und jetzt sprte er die Blicke smtlicher Lehrer auf sich gerichtet. Nun ... durch die Tr, Harry, sagte Dumbledore. Er lchelte nicht. Harry ging am Lehrertisch entlang. Ganz am Ende sa Hagrid. Er zwinkerte Harry nicht zu, winkte auch nicht und hob auch nicht wie sonst immer die Hand zum Gru. Er sah vollkommen verdattert aus und starrte, wie all die anderen auch, den vorbeigehenden Harry an. Harry ging durch die Tr und befand sich nun in einem kleineren Raum, an dessen Wnden Gemlde von Hexen und Zauberern hingen. Ein stattliches Feuer prasselte hinten im Kamin. Kaum war er eingetreten, wandten sich ihm die Gesichter auf den Gemlden zu. Eine verhutzelte Hexe huschte aus ihrem Bilderrahmen, tauchte im nchsten, bei einem Zauberer mit Walrossschnurrbart, wieder auf und begann ihm ins Ohr zu flstern. Viktor Kram, Cedric Diggory und Fleur Delacour saen am Kamin. Vor dem flackernden Feuer wirkten ihre Profile ungewhnlich beeindruckend. Kram, ein wenig abseits von den anderen, lehnte in sich versunken an der Kamineinfassung. Cedric hatte die Hnde auf dem Rcken verschrnkt und stierte ins Feuer. Fleur Delacour wandte sich um, als Harry eintrat, und warf mit einer raschen Kopfbewegung ihr langes ppiges Silberhaar in den Nacken. Was ist los?, sagte sie. Sollen wir zurck in die 'alle? Sie dachte, Harry sei mit einer Nachricht gekommen. Harry wusste nicht, wie er erklren sollte, was soeben geschehen war. Er stand einfach da und sah die drei Champions an.Jetzt auf einmal fiel ihm auf, wie gro sie alle waren. Hinter sich hrte er hastige Schritte, dann trat Ludo Bagman ein. Er packte Harry am Arm und zog ihn beiseite. Unglaublich!, murmelte er und drckte Harrys Arm. Absolut unglaublich! Meine Herren ... meine Dame, ergnzte er und ging auf die anderen am Kamin zu. Darf ich Ihnen - so unfasslich es klingen mag - den vierten Champion unseres Turniers vorstellen? Viktor Krum richtete sich auf. Er sah Harry scharf an und sein mrrisches Gesicht verdsterte sich noch mehr. Cedric schien vollkommen aus der Fassung geraten. Sein Blick wanderte von Bagman zu Harry und wieder zurck, als wre er sich sicher, dass er Bagman soeben missverstanden hatte. Fleur Delacour jedoch warf ihr Haar in den Nacken und sagte lchelnd: Oh, sehr lustiger Wids, Miester Bagman. Witz?, echote Bagman verdutzt. Nein, nein, keineswegs! Der Feuerkelch hat gerade Harrys Namen ausgegeben! Krams dichte schwarze Brauen zogen sich unmerklich zusammen. Cedric schien noch immer um Fassung zu ringen. Fleur ranzelte die Stirn. Aber offensischtlisch ist das ein Fehler, sagte sie verchtlich in Richtung Bagman. r kann nischt teilnehmen. r ist zu jung. Nun ja ... es ist hchst erstaunlich, sagte Bagman. Er rieb sich das glatte Kinn und lchelte zu Harry hinunter. Doch wie Sie wissen, wurde die Altersbegrenzung erst dieses Jahr eingefhrt, als zustzliche Sicherheitsvorkehrung. Und da der Kelch seinen Namen ausgegeben hat ... es ist nun einmal so weit gekommen, und ich denke, dann darf man sich nicht drcken ... es steht in den Regeln, er ist verpflichtet ... Harry muss ganz einfach tun, was in seinen Krften - Die Tr hinter ihm ging auf und eine grere Gruppe kam herein: Professor Dumbledore, dicht gefolgt von Mr Crouch, Professor Karkaroff, Madame Maxime, Professor McGona-gall und Professor Snape. Harry hrte das Gesumme seiner Mitschler hereindringen, bis Professor McGonagall die Tr schloss. Madame Maxime!, rief Fleur und ging mit groen Schritten hinber zu ihrer Lehrerin. Man sagt, dass dieser kleine Junge 'ier ebenfalls teilnehmen soll! Irgendwo unter seiner Benommenheit und Ratlosigkeit sprte Harry einen zornigen Stich. Kleiner Junge? Madame Maxime richtete sich zu ihrer stattlichen Gre auf. Mit ihrem schnen Kopf streifte sie den kerzenbesetzten Kronleuchter, und ihre mchtige, in schwarzen Satin gehllte Brust hob sich. Was 'at das zu bedeuten, Dumbly-dorr?, sagte sie in gebieterischem Ton. Das wrde auch ich gerne wissen, Dumbledore, sagte Professor Karkaroff. Er hatte ein sthlernes Lcheln aufgesetzt und seine blauen Augen wirkten wie Eissplitter. Zwei Champions fr Hogwarts? Mir jedenfalls hat keiner gesagt, dass fr die gastgebende Schule zwei Champions antreten drfen - oder habe ich die Regeln nicht sorgfltig genug gelesen? Er lachte kurz und gehssig auf. C'est impossible, sagte Madame Maxime, deren gewaltige Hnde mit ihren vielen herrlichen Opalen auf Fleurs Schulter ruhten. 'Ogwarts kann keine zwei Champions 'aben. Das ist 'chst ungerescht. Wir hatten darauf vertraut, dass ihre Alterslinie jngere Bewerber fern halten wrde, Dumbledore, sagte Karkaroff noch immer sthlern lchelnd, whrend seine Augen noch klter wurden. Denn sonst htten wir natrlich eine grere Auswahl an Kandidaten aus unseren Schulen mitgebracht. Dafr trgt einzig und allein Potter die Schuld, Karkaroff, sagte Snape leise. Seine schwarzen Augen glhten heimt-ckisch. Stellen Sie Dumbledore nicht an den Pranger, nur weil Potter so entschlossen ist, die Regeln zu brechen. Seit er an dieser Schule ist, bertritt er stndig Grenzen - Danke, Severus, sagte Dumbledore mit fester Stimme, und Snape verstummte, auch wenn seine Augen immer noch gehssig durch den Vorhang fettigen schwarzen Haares schimmerten. Professor Dumbledore sah zu Harry hinunter, der ihm geradewegs in die Augen hinter den Halbmondglsern schaute und versuchte, ihren Ausdruck zu entschlsseln. Hast du den Zettel mit deinem Namen in den Feuerkelch geworfen, Harry?, fragte Dumbledore ruhig. Nein, sagte Harry. Er wusste, dass ihn alle scharf beobachteten. Snape lie aus dem Hintergrund ein leises, unwilliges und unglubiges Schnauben hren. Hast du einen lteren Schler gebeten, deinen Namen fr dich in den Feuerkelch zu werfen?, fragte Professor Dumbledore ohne auf Snape zu achten. Nein, sagte Harry nachdrcklich. Aah, aber natrlisch lgt er!, rief Madame Maxime. Snape schrzte die Lippen und schttelte den Kopf. Er wre nicht ber die Alterslinie gekommen, sagte Professor McGonagall schneidend. Ich bin sicher, wir stimmen alle darin berein - Dumbly-dorr muss einen Fehler bei der Linie gemacht 'aben, sagte Madame Maxime achselzuckend. Das ist natrlich mglich, entgegnete Dumbledore hflich. Dumbledore, Sie wissen genau, dass Sie keinen Fehler gemacht haben!, sagte Professor McGonagall aufgebracht. Nun aber wirklich, was fr ein Unsinn! Harry htte die Linie nicht selbst bertreten knnen, und wenn Professor Dumbledore ihm glaubt, dass er keinen lteren Mitschlerdazu angestiftet hat, dann mchte ich doch hoffen, dass Sie alle damit zufrieden sind! Sie warf Professor Snape einen sehr zornigen Blick zu. Mr Crouch ... Mr Bagman, sagte Karkaroff nun mit salbungsvoller Stimme, Sie sind unsere - hm - unparteiischen Richter. Sie stimmen sicher mit mir berein, dass es sich hier um eine offene Regelverletzung handelt? Bagman wischte sich mit dem Taschentuch ber das runde, jungenhafte Gesicht und sah Mr Crouch an, der auerhalb des Feuerscheins stand, das Gesicht halb im Schatten verborgen. Er sah ein wenig schaurig aus, das Halbdunkel machte ihn viel lter und verlieh ihm ein fast totenkopfartiges Aussehen. Er sprach jedoch in seinem blichen barschen Ton. Wir mssen die Regeln befolgen und in den Regeln heit es klar, dass die Schler, deren Namen der Feuerkelch ausgibt, verpflichtet sind, am Turnier teilzunehmen. Tja, Barty kennt das Regelwerk praktisch auswendig, strahlte Bagman und wandte sich wieder Karkaroff und Madame Maxime zu, als ob die Sache damit entschieden wre. Ich bestehe darauf, noch einmal die Namen meiner brigen Schler einzuwerfen, sagte Karkaroff. Der salbungsvolle Ton und das Lcheln waren von ihm abgefallen. Dafr hatte sein Gesicht einen ungemein hsslichen Ausdruck angenommen. Sie werden den Feuerkelch noch einmal aufstellen, und wir werfen weitere Namen, ein, bis jede Schule zwei Champions hat. Das ist nur fair, Dumbledore. Aber Karkaroff, das wird nicht mglich sein, sagte Bag-man. Der Feuerkelch ist soeben, erloschen - er wird sich erst wieder zu Beginn des nchsten Turniers entznden - - an dem Durmstrang ganz sicher nicht teilnehmen wird!, warf Karkaroff zornig ein. Nach all unseren Treffen und gemeinsamen Absprachen Htte ich nicht erwartet, dassso etwas passieren knnte! Ich behalte mir vor, Hogwarts sofort zu verlassen! Leere Drohung, Karkaroff, knurrte eine Stimme an der Tr. Sie knnen Ihren Champion jetzt nicht im Stich lassen. Er muss kmpfen. Sie alle mssen kmpfen. Es ist ein bindender magischer Vertrag, wie Dumbledore gesagt hat. Das passt Ihnen doch, oder? Moody war gerade hereingekommen. Er hinkte auf das Feuer zu und jedes Mal, wenn er den rechten Fu aufsetzte, gab es ein lautes Klonk. Das soll mir passen?, sagte Karkaroff. Ich frchte, ich verstehe Sie nicht, Moody. Harry sprte, dass er eigentlich verchtlich klingen wollte, als wren Moodys Worte eine Entgegnung berhaupt nicht wert, doch seine Hnde verrieten ihn; er hatte sie zu Fusten geballt. Nicht?, sagte Moody leise. Es ist ganz einfach, Karkaroff. Jemand hat Potters Namen in den Kelch geworfen, und dieser Jemand wusste genau, dass Harry teilnehmen muss, wenn der Kelch ihn erwhlt. Offensischtlisch jemand, der wollte, dass 'Ogwarts zwei Chancen bekommt!, sagte Madame Maxime. Sie haben vollkommen Recht, Madame Maxime, sagte Karkaroff und verneigte sich vor ihr. Ich werde Beschwerde beim Zaubereiministerium sowie bei der Internationalen Zauberervereinigung einreichen - Wenn hier jemand Grund hat sich zu beschweren, dann ist es Potter, knurrte Moody, aber ... komisch ... von ihm hre ich kein Wort ... Warum sollte er sisch beschweren?, platzte Fleur Dela-cour los und stampfte mit dem Fu auf. Er 'at die Chance teilzunehmen, nischt wahr? Wir anderen 'aben wochenlang darauf ge'offt! Die Ehre fr unsere Schulen! EintausendGalleonen Preisgeld - fr diese Chance wrden viele sogar sterben! Vielleicht hofft jemand, dass Potter tatschlich dafr stirbt, sagte Moody mit kaum noch merklichem Knurren. Diesen Worten folgte ein uerst gespanntes Schweigen. Ludo Bagman trippelte nervs hin und her und entgegnete beklommen: Moody, altes Haus ... was sagen Sie denn da! Wir alle wissen, dass Professor Moody den Morgen fr verschwendet hlt, wenn er nicht vor dem Mittagessen sechs Mordverschwrungen gegen sich aufdeckt, sagte Karkaroff laut. Offenbar bringt er jetzt auch seinen Schlern die Angst vor einem Attentat bei. Ein merkwrdiger Zug bei einem Lehrer fr Verteidigung gegen die dunklen Knste, Dumbledore, aber Sie hatten bestimmt ihre Grnde, ihn kommen zu lassen. Ich bilde mir Dinge ein, tatschlich?, knurrte Moody. Ich sehe schon Gespenster, oder? Es war eine fhige Hexe oder ein Zauberer, der den Namen dieses Jungen in den Kelch geworfen hat ... Aah, wo sind die Beweise dafr?, sagte Madame Maxime und ihre riesigen Hnde ruderten durch die Luft. Hier wurde ein kraftvoller magischer Gegenstand ausgetrickst!, sagte Moody. Ein ungewhnlich starker Verwechslungszauber war ntig, damit dieser Kelch vergisst, dass nur drei Schulen am Turnier teilnehmen ... Ich vermute, dass Potters Name fr eine vierte Schule eingeworfen wurde, denn dann galt er als deren einziger Kandidat ... Sie scheinen ja ausgiebig darber nachgedacht zu haben, Moody, entgegnete Karkaroff khl, und das ist natrlich eine ausgefuchste Theorie - allerdings ist mir zu Ohren gekommen, dass Sie jngst die fixe Idee hatten, eines Ihrer Geburtstagsgeschenke sei ein raffiniert getarntes Basiliskenei. Sie schleuderten es deshalb gegen die Wand und mussten dann leider erken-nen, dass es nur ein Resiewecker war. Sie mssen dahre verstehen, dass wir Sie nicht ganz ernst nehmen knnen... Ich denke an gewisse Leute, die harmlose Veranstaltungen fr ihre Zwecke ins Gegenteil verkehren, entgegnete Moody in drohendem Tonfall. Wie Sie eigentlich wissen sollten, Karkaroff, ist es meine Aufgabe, mich in das Denken scharzer Magier einzufhlen ... Alastor!, sagte Dumbledore mahnen. Harry wunderte sich einen Momen lang, wen er damit meinte, doch dann wurde ihm klar, dass Mad-Eye wohl kaum Moodys richtiger Vorname sein konnte. Moody verstummte, beobachtete Karkaroff jedoch immer noch voll Genugtuung - und Karkaroffs Gesicht glhte. Wir wissen nicht, wie wir in diese Lage geraten sind, sagte Dumbledore in die Runde. Ich denke jedoch, wir haben wohl keine andere Wahl, als das Beste daraus zu machen. Sowohl Cedric als auch Harry wurden zu Teilnehmern des Turniers bestimmt. Daher werden sie auch ... Ah, aber Dumbly-dorr - Meine liebe Madame Maxime, wenn Sie einen anderen Vorschlag haben, wre ich erfreut ihn zu hren. Dumbledore wartete, doch Madame Maxime schwieg und sah ihn nur zornfunkelnd an. Und sie war nicht die Einzige. Auch Snape sah wtend aus; Karkaroff schien vor Zorn zu kochen. Bagman jedoch machte den Eindruck, als sei er vor Begeisterung ganz aus dem Huschen. Nun, wie steht's, legen wir los?, sagte er, rieb sich die Hnde und lchtelte in die Runde. Wir mssen unseren Champions doch sagen, um was es geht. Barty, ich erteile dir das Wort. Mr Crouch schien aus tiefer Nachdenklichkeit zu erwachen. Ja, sagte er langsam, die Anweisungen. Ja ... die erste Aufgabe ... Er trat ins Licht des Feuers. Von nahem, fand Harry, sah er krank aus. Dunkle Schatten lagen unter seinen Augen und seine runzlige Haut wirkte, ganz anders als bei der Weltmeisterschaft, dnn und papieren. Die erste Aufgabe dient dazu, Ihren Mut auf die Probe zu stellen, verkndete er Harry, Cedric, Fleur und Krum, und deshalb sagen wir Ihnen nicht, um was es geht. Khnheit angesichts der berraschenden Gefahr ist ein sehr wichtiger Charakterzug von Zauberern ... sehr wichtig ... Die erste Aufgabe werden wir Ihnen am vierundzwanzigs-ten November stellen, vor all Ihren Mitschlern und den Schiedsrichtern. Den Champions ist es nicht gestattet, von ihren Lehrern Hilfe irgendwelcher Art zu erbitten oder anzunehmen, damit sie die Aufgaben lsen knnen. Sie werden sich der ersten Herausforderung nur mit ihrem Zauberstab bewaffnet stellen mssen. Wenn die erste bewltigt ist, erhalten sie Auskunft ber die zweite Aufgabe. Da das Turnier uerste Kraft und viel Zeit verlangt, sind die Champions von den Jahresabschlussprfungen freigestellt. Mr Crouch wandte sich an Dumbledore. Ich glaube, das ist alles, Albus? Ich denke auch, sagte Dumbledore und sah Mr Crouch ein wenig besorgt an. Sind Sie sicher, dass Sie heute Nacht nicht in Hogwarts bleiben wollen, Barty? Ja, Dumbledore, ich muss zurck ins Ministerium, sagte Mr Crouch. Wir haben im Moment eine schwierige und arbeitsreiche Zeit ... ich habe dem jungen Weatherby die Verantwortung berlassen, solange ich weg bin ... sehr eifrig ... ein wenig bereifrig, um die Wahrheit zu sagen ... Bevor Sie gehen, schauen Sie doch auf ein Glschen bei mir vorbei?, sagte Dumbledore. Jetzt komm schon, Barty, ich bleibe auch hier!, sagte Bag-man ausgelassen. Hier in Hogwarts spielt jetzt die Musik, das ist doch viel spannender als das Broleben! Das glaube ich nicht, Ludo, sagte Crouch mit einem An-flug seiner frheren Ungeduld. Professor Karkaroff - Madame Maxime - noch einen Schlummertrunk?, fragte Dumbledore. Doch Madame Maxime hatte bereits ihren Arm um Fleurs Schultern gelegt und fhrte sie rasch hinaus. Harry hrte, wie sie sich drauen in der Halle sehr schnell auf Franzsisch unterhielten. Karkaroff winkte Krum zu und auch sie gingen hinaus, allerdings schweigend. Harry, Cedric, ich schlage vor, ihr geht jetzt nach oben, sagte Dumbledore und lchelte beiden zu. Ich bin sicher, die Gryffindors und Hufflepuffs warten nur darauf, mit euch zu feiern, und es wre jammerschade, sie dieses trefflichen Vorwandes zu berauben, eine Menge Mll und Lrm zu machen. Harry warf Cedric einen Blick zu, Cedric nickte, und sie gingen zusammen hinaus. Die Groe Halle lag jetzt verlassen da; die Kerzen waren heruntergebrannt und das schartige und flackernde Grinsen der Krbisse hatte etwas Unheimliches angenommen. So ist das also, sagte Cedric mit einem halben Lcheln. Wir spielen schon wieder gegeneinander! Sieht so aus, sagte Harry. Etwas Besseres fiel ihm einfach nicht ein. In seinem Kopf schien alles durcheinander gewirbelt zu sein, als htte ihn jemand krftig geschttelt. Dann ... verrat mir mal eines ..., sagte Cedric in der Eingangshalle, die jetzt, da der Feuerkelch verschwunden war, nur noch im Licht der Fackeln dalag. Wie hast du deinen Namen da reingebracht? Hab ich nicht, sagte Harry und sah zu ihm hoch. Ich hab ihn nicht eingeworfen. Ich sag die Wahrheit. Ah ... na gut, sagte Cedric. Harry wusste, dass er ihm nicht glaubte. Na ja ... wir sehen uns. Cedric nahm nicht die Marmortreppe, sondern ging rechts an ihr vorbei auf eine Tr zu. Harry blieb stehen und lauschte, wie Cedric eine steinerne Treppe hinunterstieg, dann ging er langsam die Marmortreppe hoch. Wrde irgendjemand auer Ron und Hermine ihm glauben, oder wrden sie alle denken, er selbst htte seinen Na-menszettel in den Kelch geworfen? Doch wie konnte jemand so etwas glauben, wo doch seine Konkurrenten drei Jahre lnger Zaubern gelernt hatten - und zudem musste er nicht nur diese Aufgaben bewltigen, die so richtig nach Gefahr rochen, sondern es wrden auch noch Hunderte von Menschen dabei sein und ihm zusehen. Ja, er hatte daran gedacht ... er hatte mit dem Gedanken gespielt ... er hatte davon getrumt ... doch im Grunde war es ein Witz gewesen, der keine Folgen haben sollte ... er hatte nie und nimmer ernsthaft vorgehabt teilzunehmen ... Doch jemand anderes hatte es getan ... jemand wollte, dass er am Turnier teilnahm, und hatte dafr gesorgt, dass sein Name ins Spiel gebracht wurde. Warum? Um ihm einen Gefallen zu tun? Das konnte er kaum glauben ... Um zu sehen, wie er sich zum Narren machte? In diesem Fall wrde der Wunsch wohl in Erfllung gehen ... Doch um ihn sterben zu sehen? Litt Moody nur wieder an seinem blichen Verfolgungswahn? War es nicht mglich, dass jemand seinen Namen in den Kelch geworfen hatte, um sich einen Scherz zu erlauben, um ihn zu triezen? Wollte wirklich jemand, dass er starb? Diese Frage konnte Harry sofort beantworten. Ja, jemand wollte ihn tot sehen, jemand wnschte ihm den Tod, seit er ein Jahr alt gewesen war ... Lord Voldemort. Doch wie htte es Voldemort bewerkstelligen sollen, seinen Namen in denFeuerkelch zu werfen? Voldemort war angeblich weit weg, in einem fernen Land, und versteckte sich, einsam und allein ... entkrftet und machtlos ... Doch in jenem Traum, aus dem er mit schmerzender Narbe hochgeschreckt war, war Voldemort nicht allein gewesen ... er hatte mit Wurmschwanz gesprochen ... und mit ihm den Mord an Harry ausgeheckt ... Harry erschrak, denn er stand pltzlich vor der fetten Dame. Er hatte kaum wahrgenommen, wohin ihn seine Fe trugen. Eine berraschung war auch, dass sie nicht allein in ihrem Rahmen war. Die verhutzelte Hexe, die in das Gemlde ihres Nachbarn huschte, als er vorhin in den kleinen Raum gekommen war, sa nun mit blasierter Miene neben der fetten Dame. Sie musste durch jedes Bild entlang der sieben Treppen gehastet sein, nur um vor ihm hier anzukommen. Die Hexe und die fette Dame sahen ihn hchst interessiert von oben herab an. Schn, schn, schn, sagte die fette Dame. Violet hat mir soeben alles erzhlt. Wer ist nun also gerade zum Schulchampion bestimmt worden? Quatsch, sagte Harry dumpf. Das ist es ganz sicher nicht, sagte die Hutzelhexe entrstet. Nein, nein, Vi, es ist das Passwort, beschwichtigte sie die fette Dame, und sie schwang an ihren Angeln hngend zur Seite, um Harry einzulassen. Der Lrmschwall, der durch das Portrtloch an Harrys Ohren drang, riss ihn beinahe von den Fen. Dann wusste er nur noch, dass ein Dutzend Hndepaare ihn in den Gemeinschaftsraum zerrte, wo ganz Gryffindor schreiend, klatschend und pfeifend auf ihn wartete. Du httest uns was sagen sollen!, brllte Fred halb verrgert, doch auch schwer beeindruckt. Wie hast du es geschafft, ohne dass dir ein Bart gewachsen ist? Genial!, polterte Fred. Hab ich nicht, sagte Harry. Ich wei nicht, wie - Doch Angelina hatte sich nun seiner angenommen. Tja, wenn nicht ich, dann wenigstens ein anderer Gryffindor - Jetzt kannst du es Diggory fr das letzte Quidditch-Spiel heimzahlen!, kreischte Katie Bell, ebenfalls eine Gryffindor-Jgerin. Wir haben was zu essen, Harry, komm, hau rein - Ich hab keinen Hunger, wirklich, ich hab beim Fest genug gegessen - Doch niemand wollte hren, dass er keinen Hunger hatte; niemand wollte hren, dass nicht er selbst seinen Namen in den Feuerkelch geworfen hatte; nicht ein Einziger von ihnen schien zu merken, dass er berhaupt nicht in Feierstimmung war ... Lee Jordan hatte irgendwo ein Gryffindor-Banner ausgegraben und er lie sich nicht davon abbringen, es wie eine Toga um Harry zu wickeln. Kein Entkommen fr Harry; wann immer er versuchte sich zur Schlafsaaltreppe zu verdrcken, schloss sich die Schar um ihn und drngte ihm noch ein Butterbier auf, drckte ihm Kartoffelchips und Erdnsse in die Hnde ... alle wollten sie wissen, wie er es geschafft hatte, Dumbledores Alterslinie auszutricksen und seinen Namenszettel in den Kelch zu werfen ... Ich war's nicht, sagte er immer und immer wieder. Ich wei nicht, was passiert ist. Doch er htte genauso gut den Mund halten knnen, so wenig hrten sie ihm zu. Ich bin mde!, brllte er schlielich, nach fast einer halben Stunde. Nein, im Ernst, George, ich geh zu Bett - Er wnschte sich nichts sehnlicher, als mit Ron und Hermine zu sprechen und wieder ein wenig zu sich zu kommen, aber keiner von beiden schien hier zu sein. Noch einmal riefer, dass er Schlaf brauche, und trat fast die kleinen Creevey-Brder platt, die ihm am Fu der Treppe auflauerten. Doch dann gelang es ihm, alle abzuschtteln, und er hastete, so schnell er konnte, die Treppe hoch zum Schlafsaal. Zu seiner groen Erleichterung fand er Ron noch angezogen auf dem Bett im sonst leeren Schlafsaal liegen. Dieser hob den Kopf, als Harry die Tr hinter sich schloss. Wo warst du?, fragte Harry. Ach, hallooh, sagte Ron. Er grinste, doch es war ein sehr merkwrdiges, gezwungenes Grinsen. Harry wurde pltzlich klar, dass er immer noch das scharlachrote Gryffindor-Banner trug, das Lee ihm umgebunden hatte. Rasch wollte er es losschnren, doch es war sehr fest verknotet. Ron lag reglos auf dem Bett und sah Harry zu, wie er verzweifelt versuchte das Tuch loszuwerden. Na denn, sagte er, als sich Harry endlich von dem Banner befreit und es in eine Ecke gepfeffert hatte. Gratuliere. Was soll das denn heien, gratuliere?, sagte Harry und sah Ron finster an. Etwas stimmte offensichtlich nicht mit Rons Lcheln; es war eher eine Grimasse. Na ja ... keiner sonst ist ber die Alterslinie gekommen, sagte Ron. Nicht mal Fred und George. Wie hast du's gemacht - mit dem Tarnurnhang? Mit dem Tarnurnhang wre ich nicht ber diese Linie gekommen, sagte Harry langsam. Na gut, sagte Ron. Ich dachte nur, du httest es mir sagen knnen, wenn es der Umhang gewesen wre ... da htten wir immerhin beide druntergepasst, oder? Aber du hast was anderes gefunden? Hr zu, sagte Harry, ich hab meinen Namen nicht in diesen Kelch geworfen. Jemand anderes muss es getan haben. Ron hob die Brauen. Warum sollte jemand das tun? Wei ich nicht, sagte Harry. Er hatte das Gefhl, es wrde auf peinliche Art schaurig klingen, wenn er sagen wrde, um mich zu tten. Ron zog die Augenbrauen so weit hoch, dass sie unter seinen Haaren zu verschwinden schienen. Es ist schon in Ordnung, mir jedenfalls kannst du die Wahrheit erzhlen, sagte er. Wenn du nicht willst, dass es alle erfahren, schn, aber ich wei nicht, warum du auch noch anfngst zu lgen, du hast ja nicht einmal rger gekriegt, oder? Diese Freundin der fetten Dame, Violet, hat uns schon alles erzhlt. Dumbledore lsst dich teilnehmen. Tausend Galleonen Preisgeld, aber hallo. Und von den Prfungen bist du auch befreit ... Ich hab meinen Namen nicht in diesen Kelch geworfen!, sagte Harry mit einem Anflug von rger. Jaah, schon gut, erwiderte Ron und klang dabei genauso unglubig wie Cedric. Aber du hast doch heute Morgen gesagt, du httest es in der Nacht getan, damit dich keiner sieht ... ich bin nicht bld, weit du. Aber den Bldmann spielst du ziemlich gut, blaffte ihn Harry an. Jaah?, sagte Ron, und jetzt war keine Spur eines Grinsens, ob echt oder falsch, auf seinem Gesicht. Du willst jetzt sicher schlafen, Harry, ich denke, du musst morgen frh raus, fr einen Fototermin oder so was. Ron zog die Vorhnge seines Himmelbetts zu, und Harry stand an der Tr und starrte auf den dunkelroten Stoff, der nun einen der wenigen Menschen verbarg, von denen er berzeugt gewesen war, dass sie ihm glauben wrden. ~Die Eichung der Zauberstbe Als Harry am Sonntagmorgen erwachte, wusste er zunchst nicht, warum er sich so besorgt und niedergeschlagen fhlte. Dann berkam ihn die Erinnerung an den Abend zuvor. Er setzte sich auf und riss die Bettvorhnge zur Seite, um auf der Stelle mit Ron zu sprechen, denn Ron musste ihm jetzt einfach glauben - doch dann sah er, dass Rons Bett leer war; offenbar war er schon unten beim Frhstck. Harry zog sich an und stieg die Wendeltreppe in den Gemeinschaftsraum hinunter. Kaum war er eingetreten, fingen seine Mitschler, die schon gefrhstckt hatten, erneut an zu klatschen. Die Aussicht, in die Groe Halle zu gehen und dort den anderen Gryffindors zu begegnen, die ihn ebenfalls wie einen Helden feiern wrden, war nicht besonders verlockend; doch sollte er hier bleiben und sich von den Cree-vey-Brdern in die Zange nehmen lassen, die ihn begeistert zu sich herberwinkten? Entschlossen ging er zum Portrtloch, kletterte hinaus und sah sich pltzlich Hermine gegenber. Hallo, sagte sie. In der Hand hatte sie ein paar in Servietten gewickelte Toastbrote. Das hier ist fr dich ... hast du vielleicht Lust auf einen Spaziergang? Gute Idee, sagte Harry dankbar. Sie gingen hinunter, durchquerten rasch die Eingangshalle, gingen hinaus und schlenderten ber den Rasen zum See hinber, wo das am Ufer vertute Schiff der Durmstrangs sich schwarz im Wasser spiegelte. Es war ein kalterMorgen, und whrend sie im Gehen ihre Brote aen, schilderte Harry ganz genau, was am Abend zuvor, nachdem er den Gryffindor-Tisch verlassen hatte, geschehen war. Als er merkte, dass Hermine ihm seine Geschichte ohne weitere Nachfragen glaubte, fiel ihm ein schwerer Stein vom Herzen. Hr mal, natrlich war mir klar, dass du dich nicht selbst ins Spiel gebracht hast, sagte sie, nachdem er ihr geschildert hatte, was in dem Raum hinter dem Lehrertisch geschehen war. Du httest dein Gesicht sehen sollen, als Dumbledore deinen Namen ausgerufen hat! Die Frage ist nur, wer hat den Zettel wirklich eingeworfen? Denn Moody hat Recht, Harry ... ich glaube nicht, dass es ein Schler getan hat ... keiner von uns htte es geschafft, den Kelch zu tuschen oder ber Dumbledores Linie - Hast du Ron gesehen?, warf Harry ein. Hermine zgerte. hm ... ja ... er war beim Frhstck, sagte sie. Glaubt er immer noch, dass ich meinen Namenszettel selbst eingeworfen habe? Hmh ... nein, ich denke nicht ... nicht wirklich, sagte Hermine verlegen. Was soll das heien, nicht wirklich? Oh, Harry, ist das nicht klar?, sagte Hermine verzweifelt. Er ist neidisch! Neidisch?, sagte Harry unglubig. Neidisch auf was? Will er sich vielleicht vor der ganzen Schule zum Deppen machen? Sieh mal, sagte Hermine geduldig, immer bist du es, der alle Aufmerksamkeit bekommt, das weit du doch. Natrlich, du kannst nichts dafr, fgte sie rasch hinzu, denn Harry riss emprt den Mund auf. Mir ist klar, du legst es nicht darauf an ... aber - na ja - Ron hat so viele Brder, mitdenen er sich zu Hause messen muss, und du bist sein bester Freund und bist richtig berhmt - wenn Leute auf dich zukommen, wird er immer beiseite gedrngt, und er steckt es weg und sagt nie ein Wort, aber ich glaube, das war ihm nun doch zu viel ... Groartig, sagte Harry erbittert. Wirklich groartig. Richte ihm von mir aus, dass ich jederzeit mit ihm tausche. Du kannst ihm ja sagen, er darf es gerne mal selbst ausprobieren ... wo ich auch hinkomme, stndig glotzen mir die Leute auf die Stirn ... Ich richte ihm gar nichts aus, sagte Hermine kurz angebunden. Sag es ihm selbst, nur so knnt ihr die Sache zwischen euch klren. Ich lauf ihm doch nicht nach und helf ihm, erwachsen zu werden!, sagte Harry so laut, dass einige Eulen in einem nahen Baum erschrocken aufflatterten. Vielleicht glaubt er mir erst dann, dass ich es nicht zum Spa mache, wenn ich mir den Hals breche oder - Das ist nicht komisch, sagte Hermine leise. Das ist berhaupt nicht komisch. Sie schien zutiefst beunruhigt. Harry, ich habe nachgedacht - du weit, was wir tun mssen, sobald wir wieder im Schloss sind? Allerdings, Ron einen saftigen Tritt in den - An Sirius schreiben. Du musst ihm sagen, was passiert ist. Er hat dich gebeten, ihn ber alles, was in Hogwarts geschieht, auf dem Laufenden zu halten ... mir kommt es vor, als htte er beinahe erwartet, dass so etwas passiert. Hier, ich hab ein Blatt Pergament und eine Feder mitgebracht - Nun beruhige dich doch, sagte Harry und sah sich um, ob jemand lauschte, doch auer ihnen war niemand hier drauen. Er ist wieder ins Land gekommen, nur weil meine Narbe geziept hat. Wahrscheinlich kommt er gleich mit Riesenkaracho ins Schloss gerauscht, wenn ich ihm sage,dass mich jemand ins Trimagische Turnier geschmuggelt hat - Das wrde er sicher von dir erfahren wollen, sagte Hermine beharrlich. Und er wird es ohnehin rausfinden - Wie? Harry, das wird doch kein Geheimnis bleiben, sagte Hermine mit groem Ernst. Dieses Turnier ist berhmt, und du bist berhmt, ich wre wirklich berrascht, wenn der Tagesprophet nichts darber bringen wrde, dass du teilnimmst ... du stehst doch schon in jedem zweiten Buch ber Du-weit-schon-wen ... und Sirius wrde es lieber von dir selbst erfahren, da bin ich mir sicher. Schon gut, ich schreib ihm, sagte Harry und warf sein letztes Stck Toast in den See. Sie warteten eine Weile und beobachteten, wie es zunchst auf dem Wasser trieb, bis ein mchtiger Greifarm aus der Tiefe heraufstie und es mit sich hinunterriss. Dann kehrten sie zum Schloss zurck. Wessen Eule soll ich denn losschicken?, sagte Harry, als sie die Treppen hochstiegen. Er hat doch geschrieben, ich solle Hedwig nicht mehr nehmen. Frag doch Ron, ob er dir nicht - Ich frag Ron gar nichts, sagte Harry lustlos. Dann leih dir eine von den Schuleulen, die sind fr alle da, sagte Hermine. Sie stiegen hoch in die Eulerei. Hermine reichte Harry ein Stck Pergament, eine Feder und ein Tintenfass, und Harry setzte sich an die Wand und schrieb seinen Brief. Lieber Sirius, du hast mir geschrieben, ich solle dich ber das, was in Hogwarts passiert, auf dem Laufenden halten, also los geht's: Ich wei nicht, ob du es schon gehrt hast, jedenfalls findet dieses Jahr das Trimagische Turnier statt und am Samstagabendwurde ich zum vierten Champion gewhlt. Ich wei nicht, wer meinen Namen in den Feuerkelch geworfen hat, ich jedenfalls war es nicht. Der andere Hogwarts-Champion ist Cedric Diggory von den Hufflepuffs. An dieser Stelle hielt er inne und berlegte. Es drngte ihn, ber seine Angst zu schreiben, die seit letzter Nacht wie ein riesiger Knoten in seiner Brust sa, doch ihm fiel nicht ein, wie er dies in Worte fassen sollte, und so tauchte er die Feder wieder ins Tintenfass und schrieb nur: Ich hoffe, dir geht es gut und Seidenschnabel auch. Harry Fertig, sagte er zu Hermine, stand auf und klopfte sich das Stroh vom Umhang. Sofort kam Hedwig auf seine Schulter geflattert und streckte ein Bein aus. Ich kann dich nicht nehmen, erklrte ihr Harry und sah sich nach den Schuleulen um. Ich muss eine von deinen Kolleginnen schicken ... Hedwig stie einen lauten Schrei aus und flatterte so abrupt los, dass ihre Krallen in seine Schulter schnitten. Whrend Harry seinen Brief an das Bein einer groen Schleiereule band, kehrte sie ihm beharrlich den Rcken zu. Als die Schleiereule dann losgeflogen war, streckte Harry die Hand aus, um Hedwig zu streicheln, doch sie klackerte nur zornig mit dem Schnabel und flatterte ins Dachgerst davon. Erst Ron und dann auch noch du, sagte Harry wtend. Ich kann doch nichts dafr. Harry hatte die leise Hoffnung gehegt, es wrde ihm besser gehen, sobald alle sich an den Gedanken gewhnt hatten, dass er Champion war, doch der Tag darauf zeigte ihm, wiefalsch er damit lag. Er konnte den anderen Mitschlern nicht lnger aus dem Weg gehen, da er jetzt wieder Unterricht hatte - und es war klar, dass die Schler der anderen Huser, genau wie die Gryffindors, dachten, er htte sich selbst fr das Turnier beworben. Im Gegensatz zu den Gryffindors jedoch schienen sie nicht beeindruckt. Die Hufflepuffs, die normalerweise glnzend mit ihnen auskamen, zeigten sich erstaunlich abweisend gegen alle Gryffindors. Eine Stunde Kruterkunde reichte, um ihnen das klarzumachen. Es war offensichtlich, dass die Hufflepuffs dachten, Harry htte ihrem Champion die Schau gestohlen; vielleicht setzte sich dieser Gedanke bei ihnen um-so strker fest, als die Hufflepuffs bislang nur wenig Ruhm geerntet hatten und Cedric, der einst Gryffindor im Quidditch geschlagen hatte, einer der wenigen war, die je Lorbeeren fr das Haus geholt hatten. Ernie Macmillan und Justin Finch-Fletchley, mit denen Harry sich sonst gut verstand, redeten nicht mehr mit ihm, obwohl sie am selben Setzkasten standen und Springende Knollen umtopften. Dafr lachten sie spttisch, als sich eine der Springenden Knollen Harrys Griff entwand und ihm knallhart ins Gesicht schlug. Auch Ron sprach nicht mehr mit Harry. Hermine sa zwischen ihnen und machte sehr gezwungene Konversation. Doch whrend beide ihr ganz wie immer antworteten, vermieden sie es, sich gegenseitig in die Augen zu sehen. Harry hatte das Gefhl, sogar Professor Sprout sei nicht gut auf ihn zu sprechen - schlielich war sie die Leiterin des Hauses Hufflepuff. Unter gewhnlichen Umstnden htte er sich darauf gefreut, Hagrid zu treffen, doch Pflege magischer Geschpfe hie auch, dass sie auf die Slytherins trafen - das erste Mal seit seiner Wahl zum Champion hatte er wieder mit ihnen zu tun. Wie abzusehen kam Malfoy mit jenem hmischen Grinsen, das bereits mit ihm verwachsen war, auf Hagrids Htte zu. Aaah, seht her, Jungs, der Champion persnlich, sagte er zu Crabbe und Goyle, sobald sie nah genug waren, dass Harry ihn hren konnte. Habt ihr eure Autogrammbcher dabei? Dann holt euch besser gleich eine Unterschrift, ich bin mir nicht sicher, ob er noch lange unter uns weilt ... die Hlfte der Turnier-Champions ist umgekommen ... wie lange, glaubst du, hltst du es aus, Potter? Zehn Minuten in der ersten Runde, schtze ich. Crabbe und Goyle johlten kriecherisch, doch Malfoy verstummte pltzlich, denn Hagrid kam hinter seiner Htte hervor, in den Armen einen wackligen Stapel Holzkisten, die jeweils einen prchtig gediehenen Knallrmpfigen Krter enthielten. Zum Entsetzen der Klasse verkndete Hagrid, der Grund, warum die Krter sich gegenseitig umbrchten, sei ganz einfach zu viel angestaute Energie, und die Therapie bestehe darin, dass sich jeder von ihnen einen Krter nehme, eine Leine an ihm befestige und einen kleinen Spaziergang mit ihm mache. Das einzig Gute an Hagrids Ausfhrungen war, dass sie Malfoy auf andere Gedanken brachten. Diese Viecher spazieren fhren?, sagte er angewidert und starrte in eine der Kisten. Und wo genau sollen wir die Leine befestigen? Um den Stachel, den Knallrumpf oder den Saugnapf? Um die Mitte, sagte Hagrid und machte es sogleich vor. hm - vielleicht zieht ihr eure Drachenhauthandschuhe ber, nur so zur Vorsicht, nich. Harry - komm doch mal her und hilf mir mit diesem Groen da ... In Wahrheit wollte Hagrid ein wenig abseits von der Klasse ein Wort mit Harry wechseln. Er wartete, bis die anderen mit ihren Krtern losmarschiert waren, dann wandte er sich Harry zu und sagte mit ernster Miene: Also - du kmpfst mit, Harry. Im Turnier. Schul-Schmpion. Einer der Champions, berichtigte ihn Harry. Hagrids kferschwarze Augen sahen sehr beunruhigt unter seinen wilden Brauen hervor. Keine Ahnung, wer dich da reingebracht hat, Harry? Du glaubst mir also, dass ich es nicht war?, sagte Harry und konnte kaum verbergen, wie unendlich dankbar er fr Hagrids Worte war. Natrlich, grummelte Hagrid. Du sagst, du warst es nich, und ich glaub dir - und Dumbledore glaubt dir nmlich auch. Wenn ich nur wsste, wer es wirklich war, sagte Harry erbittert. Sie sahen hinber auf den Rasen; Harrys Mitschler hatten sich weit ber das Gelnde verteilt und alle hatten enorme Schwierigkeiten mit den Krtern. Sie waren inzwischen ber einen Meter lang und hatten gewaltige Krfte entwickelt. Auch waren sie nicht mehr schalen- und farblos, sondern hatten eine Art dicken, grulich glnzenden Panzer ausgebildet. Sie sahen aus wie eine Kreuzung zwischen einem Riesenskorpion und einer langen Krabbe - doch Kpfe oder Augen waren immer noch nicht zu erkennen. Wegen ihrer ungeheuren Krfte waren sie kaum noch zu bndigen. Sieht ganz danach aus, als htten sie Spa dabei, oder?, sagte Hagrid munter. Harry nahm an, dass er die Krter meinte, denn seine Mitschler hatten mit Sicherheit keinen Spa; hin und wieder explodierte einer der Krterrmpfe mit einem erschreckend lauten Knall, und das Geschpf schleuderte ein paar Meter nach vorn. Nicht wenige Schler rutschten, die Leine in der Hand, buchlings ber den Rasen und versuchten verzweifelt, wieder auf die Beine zu kommen. Ach, ich wei nicht, Harry, seufzte Hagrid pltzlich und sah ihn mit besorgter Miene an. Schul-Schmpion ... dir scheint auch alles in den Scho zu fallen, oder? Harry antwortete nicht. Ja, alles schien ihm in den Scho zu fallen ... das war ungefhr das, was Hermine bei ihrem Spaziergang um den See gesagt hatte, und das war ihr zufolge der Grund, warum Ron nicht mehr mit ihm sprach. Die nchsten Tage gehrten zu den schlimmsten, die Harry in Hogwarts je erlebt hatte. Ganz hnlich war es ihm schon einmal whrend jener Monate ergangen, als fast alle in Hogwarts ihn verdchtigt hatten, seine Mitschler anzugreifen. Doch damals hatte Ron auf seiner Seite gestanden. Harry hatte das Gefhl, wenn Ron nur wieder sein Freund wre, knnte er das Verhalten der anderen leichter ertragen, doch auf keinen Fall wollte er versuchen, wieder mit Ron zu sprechen, wenn Ron selbst es nicht wollte. So blieb er einsam und bekam die Abneigung der anderen tglich zu spren. Die Hufflepuffs konnte er verstehen, auch wenn er es nicht gut fand, wie sie sich auffhrten; immerhin hatten sie ihren eigenen Champion, den sie untersttzen mussten. Von den Slytherins erwartete er ohnehin nichts anderes als fiese Beleidigungen - dort war er seit langem verhasst, da er bei den Gryffindors oft tatkrftig mitgeholfen hatte, die Slytherins zu besiegen, sowohl im Quidditch als auch im Schulwettkampf der Huser. Doch er hatte daraufgesetzt, dass wenigstens die Ravenclaws sich dazu durchringen wrden, ihn ebenso eifrig zu untersttzen wie Cedric. Und darin hatte er sich geirrt. Die meisten Ravenclaws schienen zu glauben, er sei nur darauf aus, noch mehr Ruhm zu ernten, und habe deshalb dem Kelch seinen Namen untergeschoben. Hinzu kam, dass Cedric einen viel besser aussehenden Champion hergab als Harry. Cedric war mit seiner geraden Nase, seinem dunklen Haar und seinen grauen Augen ungewhnlich hbsch, und es war schwer zu sagen, wer dieser Tage mehr Aufmerksamkeit bekam, Cedric oder Viktor Krum. Tatschlich beobachtete Harry eines Tages beim Mittagessen dieselben Mdchen aus der sechsten Klasse, die so scharf auf Krums Autogramm gewesen waren, wie sie Cedric anflehten, seinen Namenszug auf ihre Schultaschen zu schreiben. Unterdessen wartete er immer noch auf eine Antwort von Sirius. Hedwig weigerte sich, auch nur in seine Nhe zu kommen, Professor Trelawney sagte seinen Tod mit noch grerer Bestimmtheit als sonst voraus, und bei Professor Flitwick war er so schlecht im Aufrufezaubern, dass er noch eine Extraportion Hausaufgaben bekam - als Einziger, abgesehen von Neville. Im Grunde ist es gar nicht so schwer, versuchte ihn Hermine aufzumuntern, als sie nach Flitwicks Unterricht hinausgingen - whrend der ganzen Stunde hatte sie irgendwelche Gegenstnde durchs Zimmer und in ihre Hnde fliegen lassen, als wre sie ein merkwrdiger Magnet fr Tafelschwmme, Papierkrbe und Lunaskope. Du hast dich einfach nicht richtig konzentriert - Und warum wohl?, sagte Harry niedergeschlagen. Und in diesem Augenblick ging Cedric Diggory vorbei, umringt von einer Schar geziert lchelnder Mdchen, die Harry ansahen, als ob er ein besonders groer Knallrmpfiger Krter wre. Na ja - ist doch egal, oder? Ich kann michja auf heute Nachmittag freuen, Doppelstunde Zaubertrnke ... Die Doppelstunde Zaubertrnke war immer ein schreckliches Erlebnis, doch jetzt war es die reine Folter. Anderthalb Stunden lang mit Snape und den Slytherins in einen Kerker gesperrt zu sein, die alle entschlossen schienen, Harry so schwer wie mglich zu bestrafen, weil er es gewagt hatte, Schul-Champion zu werden, das war so ziemlich das Unangenehmste, was Harry sich vorstellen konnte. Einen Freitag hatte er schon durchgestanden, mit Hermine an seiner Seite, die ihm stndig Scher dich nicht drum, lass sie reden zumurmelte, und er wusste nicht, warum es ihm heute besser ergehen sollte. Als er nach dem Mittagessen mit Hermine vor Snapes Kerker ankam, warteten die Slytherins bereits an der Tr, und ausnahmslos alle trugen groe Anstecker an den Umhngen. Einen berdrehten Moment lang dachte Harry, es seien B.ELFE.R-Anstecker - dann sah er, dass alle dieselbe Aufschrift in roten Leuchtbuchstaben trugen, die durch das Dmmerlicht des Kellergangs strahlten: Ich bin fr CEDRIC DIGGORY - den WAHREN Hogwarts-Champion! Gefllt's dir, Potter?, sagte Malfoy laut, als Harry nher trat. Und das ist nicht alles - sieh mal! Er drckte mit dem Finger auf den Anstecker, die Schrift verschwand und dann erschienen leuchtend grne Lettern: POTTER STINKT Die Slytherins brllten vor Lachen. Nun drckten auch die anderen auf ihre Anstecker und schlielich leuchtete im ganzen Umkreis die Botschaft POTTER STINKT. Harry sprte, wie Hitze in ihm aufwallte und in Hals und Gesicht stieg. Unglaublich witzig, sagte Hermine trocken zu Pansy Parkinson und ihrer Bande Slytherin-Mdchen, die sich besonders amsierten, wirklich sehr einfallsreich. Ron stand mit Dean und Seamus an der Wand. Er lachte nicht, doch er sprang Harry auch nicht bei. Willst du einen, Granger?, sagte Malfoy und hielt ihr einen Anstecker hin. Ich hab sie kistenweise. Aber berhr blo nicht meine Hand. Ich hab sie gerade gewaschen und ich will nicht, dass eine Schlammblterin sie einschleimt. Es war, als ob der Zorn, den Harry nun seit Tagen mit sich herumtrug, einen Damm in seiner Brust durchbrach. Er hatte seinen Zauberstab in der Hand, bevor er recht wusste, was er tat. Einige Umstehende strzten sofort in den Kellergang davon. Harry!, warnte ihn Hermine. Jetzt mach schon, Potter, sagte Malfoy leise und zog ebenfalls seinen Zauberstab. Moody ist nicht hier, um dich auf den Scho zu nehmen - tu's doch, wenn du den Mumm dazu hast - Den Bruchteil einer Sekunde lang sahen sie sich in die Augen, und dann, in genau demselben Moment, griffen sie an. Furnunculus!, rief Harry. Densaugeo!, schrie Malfoy. Lichtblitze schssen aus beiden Zauberstben, trafen sich in der Luft und schleuderten sich aus der Bahn - Harrys Blitzstrahl traf Goyle im Gesicht, der Malfoys traf Hermine. Goyle jaulte auf und schlug die Hnde auf seine Nase, wo groe, hssliche Blasen aufquollen - Hermine, panisch wimmernd, presste die Hnde auf den Mund. Hermine! Ron strmte herbei, um zu sehen, was ihr passiert war. Harry wandte sich um und sah, wie Ron Hermines Hnde von ihrem Gesicht zog. Es war kein schner Anblick. Hermines Vorderzhne - ohnehin schon berdurchschnittlich lang - wuchsen mit alarmierender Geschwindigkeit; mehr und mehr nahm sie das Aussehen eines Bibers an und ihreZhne wuchsen weiter, ber ihre Unterlippe hinaus, auf ihr Kinn zu - in ihrer Panik tastete sie danach und schrie von Grauen gepackt auf. Was soll dieser Krach hier?, sagte eine leise, eiskalte Stimme. Snape war gekommen. Die Slytherins redeten laut durcheinander, um ihre Sicht der Dinge loszuwerden. Snape deutete mit einem langen gelben Finger auf Malfoy und sagte: Erklre. Potter hat mich angegriffen, Sir - Wir haben uns gleichzeitig angegriffen!, rief Harry. - und er hat Goyle getroffen - sehen Sie - Snape musterte Goyles Gesicht, das nun nach etwas aussah, das in ein Buch ber Giftpilze gehrte. Krankenflgel, Goyle, sagte Snape ruhig. Malfoy hat Hermine getroffen!, sagte Ron. Sehen Sie! Er zwang Hermine, Snape ihre Zhne zu zeigen - sie tat ihr Bestes, um sie mit den Hnden zu verbergen, was jedoch schwierig war, denn jetzt waren sie schon an ihrem Kragen vorbeigewachsen. Pansy Parkinson und die anderen Slytherin-Mdchen waren hinter Snapes Rcken in die Hocke gegangen, kicherten verdruckst und deuteten mit den Fingern auf Hermine. Snape sah Hermine kalt an, dann sagte er: Ich sehe keinen Unterschied. Hermine lie ein Wimmern hren; ihre Augen fllten sich mit Trnen, sie drehte sich auf den Fersen um und rannte, rannte in den Kellergang hinein und verschwand. Vielleicht war es ein Glck, dass Harry und Ron gleichzeitig begannen Snape anzuschreien; ein Glck, dass ihr Geschrei an den steinernen Kellerwnden widerhallte, denn aus dem lauten Stimmengewirr konnte Snape nicht genau heraushren, als was sie ihn alles beschimpften. Das Wesentliche allerdings bekam er mit. Schauen wir mal, sagte er, lig wie noch nie. Fnfzig Punkte Abzug fr Gryffindor und Nachsitzen fr Potter und Weasley. Jetzt aber rein oder ihr bleibt eine Woche im Keller. In Harrys Ohren rauschte es. So ungerecht war das alles, dass er Snape am liebsten in tausend schleimige Stcke zer-flucht htte. Er ging an Snape vorbei und an Rons Seite in den hinteren Teil des Kerkers, wo er seine Tasche auf einen Tisch knallte. Auch Ron bebte vor Zorn - einen Moment lang hatte Harry das Gefhl, alles sei wieder wie frher, doch dann wandte sich Ron ab, lie ihn allein am Tisch zurck und setzte sich zu Dean und Seamus. Vorn in der ersten Reihe drehte Malfoy Snape den Rcken zu, grinste und drckte auf seinen Anstecker. POTTER STINKT flammte durch den Kerker. Harry sa da und starrte Snape an, der zu reden begonnen hatte, und er stellte sich vor, dass Snape schreckliche Dinge zustieen ... wenn er nur wsste, wie dieser Cruciatus-Fluch funktionierte ... er wrde Snape flach auf den Rcken legen wie diese Spinne und zucken und zappeln lassen ... Gegengifte!, sagte Snape und sah sie mit bedrohlich funkelnden kalten schwarzen Augen an. Ihr solltet inzwischen eure Rezepte vorbereitet haben. Ihr werdet jetzt mit aller Sorgfalt eure Tinkturen zubereiten, und dann werden wir jemanden aussuchen, an dem wir eine davon ausprobieren ... Snape suchte Harrys Blick, und Harry wusste genau, was ihm bevorstand. Snape wrde ihn vergiften. Harry sah sich schon seinen Kessel packen, nach vorn spurten und ihn ber Snapes fettigen Kopf stlpen - Und dann riss ihn ein Klopfen an der Tr aus den Gedanken. Es war Colin Creevey; er streckte den Kopf durch denTrspalt, strahlte in Harrys Richtung und ging nach vorn zu Snapes Tisch. Ja?, sagte Snape schroff. Bitte, Sir, ich soll Harry Potter nach oben bringen. Snape sah an seiner Hakennase entlang hinunter auf Colin, dem das Lcheln auf dem begeisterten Gesicht sofort gefror. Potter hat hier noch eine Stunde Zaubertrnke abzusitzen, sagte Snape kalt. Er wird nach oben kommen, wenn der Unterricht zu Ende ist. Colin lief rosa an. Sir - Sir, Mr Bagman will ihn sprechen, sagte er aufgeregt. Alle Champions mssen kommen, ich glaube, sie wollen Fotos von ihnen machen ... Harry htte alles gegeben, was er besa, wenn Colin nur nicht die letzten Worte ausgesprochen htte. Aus den Augenwinkeln sah er zu Ron hinber, doch Ron starrte verbissen an die Decke. Von mir aus, fauchte Snape. Potter, lass deine Sachen hier, du kommst so schnell wie mglich zurck, ich will dein Gegengift testen. Bitte, Sir, er muss seine Sachen mitnehmen, piepste Colin. Alle Champions - Schon gut!, blaffte Snape. Potter, nimm deine Tasche und verschwinde hier! Harry warf sich die Tasche ber die Schulter, stand auf und ging eilig auf die Tr zu. Als er zwischen den Tischen der Slytherins hindurchging, blinkte ihn von allen Seiten POTTER STINKT an. Ist das nicht toll, Harry?, sagte Colin, kaum hatte Harry die Kerkertr hinter sich geschlossen. Oder, Harry? Dass du Champion bist! Ja, echt toll, sagte Harry matt, whrend sie die Stufenzur Eingangshalle hochgingen. Wozu brauchen sie Fotos, Colin? Fr den Tagespropheten, glaub ich! Groartig, sagte Harry lahm. Genau das, was mir fehlt. Noch mehr Rummel. Viel Glck!, sagte Colin, als sie vor dem Raum standen. Harry klopfte und trat ein. Es war ein recht kleines Klassenzimmer; die meisten Tische waren nach hinten an die Wand gerckt worden, um in der Mitte viel Platz zu schaffen; drei Tische jedoch waren lngs der Tafel aufgestellt und mit einem langen samtenen Tuch bedeckt. Fnf Sthle standen hinter diesen Tischen und auf einem davon sa Ludo Bagman und unterhielt sich mit einer Hexe in magentarotem Umhang. Harry hatte sie noch nie gesehen. Viktor Krum stand wie immer missgelaunt in einer Ecke und sprach mit niemandem. Cedric und Fleur unterhielten sich. Fleur sah um einiges glcklicher aus, als Harry sie bisher gesehen hatte; immer wieder, wenn sie den Kopf zurckwarf, leuchtete ihr langes Silberhaar im Licht auf. Ein dickbauchiger Mann mit einer groen schwarzen Kamera in der Hand, aus der es ein wenig rauchte, beobachtete Fleur aus den Augenwinkeln. Bagman, der pltzlich bemerkt hatte, dass Harry eingetreten war, sprang auf und kam beschwingt auf ihn zu. Aah, da ist er ja! Unser Champion Nummer vier! Komm herein, Harry, immer rein mit dir ... keine Sorge, es geht nur um die Eichung der Zauberstbe, die anderen Schiedsrichter werden gleich da sein - Eichung der Zauberstbe?, fragte Harry nervs. Wir mssen prfen, ob eure Zauberstbe in Ordnung sind und keine Probleme machen, da sie doch die wichtigsten Werkzeuge fr die kommenden Aufgaben sind, sagte Bagman. Der Fachmann ist gerade oben bei Dumbledore.Und dann gibt es noch einen kleinen Fototermin. Darf ich vorstellen, Rita Kimmkorn, fgte er hinzu und wies auf die Hexe mit dem magentaroten Umhang, sie schreibt fr den Tagespropheten einen kleinen Artikel ber das Turnier ... Vielleicht nicht ganz so klein, Ludo, sagte Rita Kimmkorn, die Augen auf Harry gerichtet. Sie hatte eine kunstvolle und auffllig steife Lockenfrisur, die berhaupt nicht zu ihrem schwerkiefrigen Gesicht passen wollte, und trug eine juwelenbesetzte Brille. Ihre dicken Finger, die den Griff einer Krokodillederhandtasche umklammerten, endeten in fnf Zentimeter langen, karmesinrot lackierten Fingerngeln. Wre es vielleicht mglich, dass ich rasch ein Wort mit Harry wechsle, bevor wir anfangen?, fragte sie Bagman, ohne den Blick von Harry abzuwenden. Der jngste Champion, Sie wissen schon ... damit das Ganze ein wenig Pep kriegt? Natrlich!, rief Bagman. Das heit - wenn Harry keine Einwnde hat? hm -, sagte Harry. Wunderbar, sagte Rita Kimmkorn, und schon hatten ihre knallroten Krallenfinger Harry berraschend fest am Oberarm gepackt. Sie bugsierte ihn hinaus auf den Gang und ffnete eine Tr nebenan. Dort drin ist es doch viel zu laut fr uns, sagte sie. Sehen wir mal ... ah ja, hier ist es nett und gemtlich. Es war ein Besenschrank. Harry starrte sie an. Komm mit, mein Lieber - so ist es recht - wunderbar, sagte Rita Kimmkorn, lie sich vorsichtig auf einem umgekippten Eimer nieder, drckte Harry hinunter auf einen Pappkarton und schloss die Tr. Es war stockdunkel. Wollen mal sehen ... Sie lie ihre Krokodillederhandtasche aufschnappen undzog eine Hand voll Kerzen heraus, die sie mit einem Schlen-ker ihres Zauberstabs entzndete und in der Luft schweben lie, so dass sie sehen konnten, was sie taten. Du hast doch nichts dagegen, Harry, wenn ich eine Flotte-Schreibe-Feder benutze? Dann kann ich in aller Ruhe mit dir reden ... Eine was? Rita Kimmkorns Lcheln wurde immer breiter. Harry zhlte drei Goldzhne. Sie steckte die Hand erneut in die Krokodilledertasche und zog eine lange giftgrne Feder und eine Rolle Pergament hervor, die sie auf einer Lattenkiste mit Mrs Skowers Magischem Allzweckreiniger zwischen ihr und Harry ausrollte. Sie nahm die Spitze der grnen Feder in den Mund, saugte kurz mit offensichtlichem Genuss daran, dann stellte sie die Feder senkrecht auf das Pergament, wo sie zitternd auf der Spitze stehen blieb. Probe ... mein Name ist Rita Kimmkorn, Reporterin des Tagespropheten. Harry sah rasch hinunter auf die Feder. Kaum hatte Rita Kimmkorn den Mund zugemacht, begann die grne Feder schwungvoll ber das Pergament zu fliegen: Die attraktive Rita Kimmkorn (43), deren feurige Feder manch einen aufgeblhten Ruf durchlchert hat - Wunderbar, sagte Rita Kimmkorn erneut, riss das beschriebene Stck Pergament ab, zerknllte es und steckte es in ihre Handtasche. Dann beugte sie sich zu Harry hinber und sagte: Nun, Harry ... warum hast du dich entschlossen, am Trimagischen Turnier teilzunehmen? hm -, sagte Harry, doch die Feder lenkte ihn ab. Obwohl er gar nichts sagte, flitzte sie ber das Pergament und hinterlie als Spur einen frischen Satz: Eine hssliche Narbe, Erinnerung an seine tragische Vergangenheit, entstellt den ansonsten durchaus reizenden Harry Potter, dessen Augen - Achte nicht auf die Feder, Harry, sagte Rita Kimmkorn gebieterisch. Zgernd sah Harry zu ihr auf. Nun - warum hast du beschlossen, am Turnier teilzunehmen, Harry? Das hab ich nicht, sagte Harry. Ich wei nicht, wie mein Name in den Feuerkelch geraten ist. Ich hab ihn jedenfalls nicht eingeworfen. Rita Kimmkorn hob eine mit krftigem Stift nachgezogene Augenbraue. Komm schon, Harry, du brauchst keine Angst zu haben, dass du Schwierigkeiten bekommst. Wir wissen alle, dass du dich eigentlich gar nicht httest bewerben drfen. Aber mach dir darber keine Gedanken. Unsere Leser stehen auf Rebellen. Aber ich habe mich wirklich nicht beworben, wiederholte Harry. Ich wei nicht, wer - Welches Gefhl hast du, wenn du an die kommenden Aufgaben denkst?, fragte Rita Kimmkorn. Bist du aufgeregt? Nervs? Im Grunde hab ich noch nicht darber nachgedacht ... Jaah, nervs vielleicht schon, sagte Harry. Sein Magen verkrampfte sich schmerzhaft, whrend er sprach. Es sind schon Champions gestorben!, sagte Rita Kimmkorn munter. Hast du berhaupt schon daran gedacht? Na ja ... sie sagen, es sei dieses Jahr viel sicherer, sagte Harry. Die Feder sauste ber das Pergament zwischen ihnen, vor und zurck, als wrde sie Schlittschuh laufen. Natrlich hast du dem Tod schon einmal ins Angesicht geblickt, nicht?, sagte Rita Kimmkorn und musterte ihn scharf. Wie, wrdest du sagen, hat dich das persnlich betroffen gemacht? hm, sagte Harry noch einmal. Glaubst du, dass dich das Trauma deiner Kindheit dazu fhrt, dich immer von neuem beweisen zu wollen? Deinem Namen alle Ehre zu machen? Bist du vielleicht der Versuchung erlegen, am Trimagischen Turnier teilzunehmen, weil - Ich hab mich nicht beworben!, sagte Harry und sprte, wie Zorn in ihm hochkochte. Kannst du dich berhaupt an deine Eltern erinnern?, fragte Rita Kimmkorn, ohne auf ihn einzugehen. Nein, sagte Harry. Wie, glaubst du, wrden deine Eltern sich fhlen, wenn sie wssten, dass du am Trimagischen Turnier teilnimmst? Stolz? Besorgt? Wtend? Jetzt ging sie Harry entschieden auf die Nerven. Woher um Himmels willen sollte er wissen, wie sich seine Eltern fhlen wrden, wenn sie noch lebten? Er sprte, dass ihn Rita Kimmkorn scharf beobachtete. Er runzelte die Stirn, mied ihren Blick und sah hinunter auf das, was die Feder gerade geschrieben hatte: Trnen erfllen diese verblffend grnen Augen, sobald unser Gesprch sich den Eltern zuwendet, an die er sich kaum noch erinnern kann. Ich habe KEINE Trnen in den Augen!, sagte Harry laut. Bevor Rita Kimmkorn ein Wort sagen konnte, ging die Tr des Besenschranks auf. Harry drehte sich um und blinzelte gegen das helle Licht. Drauen stand Albus Dumbledore und sah hinunter auf sie beide, wie sie da im Besenschrank eingepfercht saen. Dumbledore!, rief Rita Kimmkorn, allem Anschein nach hchst erfreut - doch Harry bemerkte, dass Feder undPergament auf einmal von der Kiste mit dem Magischen Allzweckreiniger verschwunden waren und Ritas Klauenfinger den Verschluss ihrer Krokodilledertasche hastig zuklicken lieen. Wie geht es Ihnen?, sagte sie, stand auf und streckte Dumbledore eine ihrer groen, mnnlichen Hnde entgegen. Ich hoffe, Sie haben im Sommer meinen Artikel ber die Konferenz der Internationalen Zauberervereinigung gelesen? Bezaubernd gehssig, sagte Dumbledore mit funkelnden Augen. Besonders gefallen hat mir Ihre Beschreibung meiner Person als eines in die Jahre gekommenen, altmodischen Narren. Rita Kimmkorn schien es nicht im Entferntesten peinlich zu sein. Ich wollte eigentlich nur sagen, dass manche Ihrer Vorstellungen ein wenig veraltet sind, Dumbledore, und dass viele Zauberer, die man so auf der Strae trifft - Mit Vergngen wrde ich mir die Grnde fr diese Gemeinheit anhren, Rita, sagte Dumbledore lchelnd und verbeugte sich hflich, aber ich frchte, wir mssen diese Dinge auf spter verschieben. Die Eichung beginnt gleich, und wir knnen nicht anfangen, solange einer der Champions in einem Besenschrank versteckt ist. Erleichtert, endlich von Rita Kimmkorn loszukommen, ging Harry eilig zurck in das Klassenzimmer. Die anderen Champions hatten inzwischen auf Sthlen in der Nhe der Tr Platz genommen und er setzte sich rasch neben Cedric. Drben an den samtbedeckten Tischen saen jetzt vier der fnf Richter - Professor Karkaroff, Madame Maxime, Mr Crouch und Ludo Bagman. Rita Kimmkorn lie sich in einer Ecke nieder; Harry sah, wie sie das Pergament hastig wieder aus der Tasche holte, es auf ihren Knien ausbreitete, an der Spitze der Flotte-Schreibe-Feder nuckelte und sie dann auf das Pergament stellte. Darf ich Ihnen Mr Ollivander vorstellen?, wandte sich Dumbledore an die Champions, als er seinen Platz am Schiedsrichtertisch einnahm. Er wird Ihre Zauberstbe prfen, um sicherzustellen, dass sie vor dem Turnier in gutem Zustand sind. Harry wandte den Blick und zuckte berrascht zusammen, als er einen alten Zauberer mit groen, blassen Augen schweigend am Fenster stehen sah. Er hatte Mr Ollivander schon einmal getroffen - er war der Zauberstabmacher aus der Winkelgasse, bei dem Harry vor ber drei Jahren seinen Zauberstab gekauft hatte. Mademoiselle Delacour, drfen wir Sie als Erste nach vorn bitten?, sagte Mr Ollivander und schritt auf den freien Platz in der Mitte des Zimmers zu. Fleur Delacour schwebte hinber zu Mr Ollivander und reichte ihm ihren Zauberstab. Hmmm ..., sagte er. Er wirbelte den Zauberstab durch die Finger wie einen Taktstock und ein paar rosa und goldene Funken sprhten aus seiner Spitze hervor. Dann hob er ihn dicht an die Augen und untersuchte ihn sorgfltig. Ja, sagte er leise, neuneinhalb Zoll ... unbiegsam ... Rosenholz ... und er enthlt ... meine Gte ... Ein 'aar vom Kopf einer Veela, sagte Fleur. Eine meiner Gromtter. Also war Fleur doch eine Art Veela, dachte Harry und nahm sich fest vor, es gleich nachher Ron zu erzhlen ... dann fiel ihm ein, dass Ron ja nicht mehr mit ihm sprach. Ja, sagte Mr Ollivander, ja, ich persnlich habe natrlich nie Veela-Haare verwendet. Ich finde, das ergibt doch recht eigenwillige Zauberstbe ... nun, fr jeden gibt's den richtigen, und wenn er zu Ihnen passt ... Mr Ollivander fuhr mit dem Finger ber den Zauberstab,offenbar auf der Suche nach Kratzern oder Hckern; dann murmelte er Orchideus! und ein Strau Blumen brach aus der Stabspitze hervor. Sehr schn, sehr schn, zum Arbeiten vllig geeignet, sagte Mr Ollivander, bndelte die Blumen zu einem Strau und berreichte ihn Fleur zusammen mit ihrem Zauberstab. Mr Diggory, Sie sind dran. Fleur schwebte zu ihrem Platz zurck, nicht ohne Cedric im Vorbeigehen ein Lcheln zu schenken. Ah, das ist einer von mir, nicht wahr?, sagte Mr Ollivander mit deutlich grerer Begeisterung, als ihm Cedric den Zauberstab reichte. Ja, ich erinnere mich noch gut daran. Er enthlt ein einziges Schwanzhaar eines besonders gut gewachsenen Einhorns ... muss an die siebzehn Handbreit lang gewesen sein; hat mich mit seinem Horn fast noch aufgespiet, nachdem ich an seinem Schwanz gezupft hatte. Zwlfeinviertel Zoll ... Esche ... federt ganz hbsch. Ist ja in bestem Zustand ... du pflegst ihn regelmig? Hab ihn gestern Abend noch poliert, sagte Cedric grinsend. Harry sah auf seinen eigenen Zauberstab hinab. berall waren Fingerabdrcke zu sehen. Er hob den Saum seines Umhangs vom Knie, ballte ihn zusammen und versuchte den Zauberstab mglichst unauffllig zu putzen. Einige Goldfunken schssen aus seiner Spitze hervor. Fleur Delacour versetzte ihm einen recht mitleidigen Blick und daraufhin lie er es bleiben. Mr Ollivander lie einen Strom silberner Rauchringe aus der Spitze von Cedrics Zauberstab durchs Zimmer schweben, erklrte sich zufrieden und sagte dann: Mr Krum, wenn ich bitten darf. Viktor Krum stand auf und schlurfte plattfig und mit hngenden Schultern zu Mr Ollivander hinber. Er riss sei-nen Zaubcrstab hervor, steckte die Hnde in die Taschen und wartete mit finsterem Blick. Hmm, sagte Mr Ollivander, das ist doch einer von Gregorowitsch, wenn ich mich nicht irre? Ein guter Zauberstabmacher, auch wenn mir die Gestaltung nicht immer ganz ... allerdings ... Er hob den Zauberstab an die Augen und drehte ihn einige Male mit prfendem Blick. Ja ... Weibuche und Drachenherzfaser?, sagte er dann pltzlich, und Krum nickte. Doch um einiges dicker, als man ihn sonst zu sehen bekommt ... recht steif ... zehnein-viertel Zoll ... Avis! Der Weibuchenstab knallte wie ein Gewehr, und ein paar kleine Vgel flogen zwitschernd aus seiner Spitze hervor und durch das offene Fenster hinauf in den wolkenverhangenen Himmel. Gut, sagte Mr Ollivander und gab Krum den Zauberstab zurck. Jetzt bleibt nur noch ... Mr Potter. Harry stand auf und ging an Krum vorbei zu Mr Ollivander. Er reichte ihm seinen Zauberstab. Aaaah, ja, sagte Mr Ollivander, und seine blassen Augen begannen pltzlich zu leuchten. Ja, ja, ja. Wie gut ich mich noch erinnere. Auch Harry erinnerte sich noch. Er sah es vor sich, als wre es gestern gewesen ... Vor vier Sommern, an seinem elften Geburtstag, war er zusammen mit Hagrid in Mr Ollivanders Laden gekommen, um einen Zauberstab zu kaufen. Mr Ollivander hatte seine Mae genommen und ihm dann einige Zauberstbe zum Ausprobieren gegeben. Harry hatte, wie es ihm vorkam, jeden einzelnen Zauberstab im Laden geschwungen, bis er endlich den gefunden hatte, der zu ihm passte - dieser hier, der aus dem Holz einer Stechpalme gefertigt war undeine einzige Feder vom Schwanz eines Phnix enthielt. Mr Ollivander war sehr berrascht gewesen, dass Harry so gut zu diesem Zauberstab passte. Sehr seltsam, hatte er gesagt, ... seltsam, und erst als Harry fragte, was denn so seltsam sei, hatte Mr Ollivander erklrt, dass die Phnixfeder vom selben Vogel stammte, von dem auch die Feder des Zauberstabs von Lord Voldemort kam. Harry hatte dieses Wissen nie mit jemandem geteilt. Ihm gefiel sein Zauberstab sehr gut, und was ihn anging, war seine Beziehung zu Lord Voldemorts Zauberstab etwas, fr das er nichts konnte - genauso, wie er nichts fr seine Verwandtschaft mit Tante Petunia konnte. Allerdings hoffte er instndig, dass Mr Ollivander nicht gleich allen verknden wrde, was es mit dem Zauberstab auf sich hatte. Er hatte das komische Gefhl, Rita Kimmkorns Flotte-SchreibeFeder wrde sich dann vor Begeisterung geradezu selbst zerfleddern. Mr Ollivander wendete fr Harrys Zauberstab viel mehr Zeit auf als fr die anderen. Schlielich jedoch lie er eine Weinfontne daraus hervorsprudeln und gab ihn Harry mit der Bemerkung zurck, er sei immer noch in tadellosem Zustand. Ich danke allen, sagte Dumbledore am Richtertisch und erhob sich. Sie knnen jetzt wieder in den Unterricht zurck - oder vielleicht wre es besser, wenn Sie gleich runter zum Essen gehen, da es ohnehin bald Zeit ist - Harry, der das Gefhl hatte, dass heute wenigstens einmal etwas gut gelaufen war, erhob sich und wollte gerade hinausgehen, als der Mann mit der schwarzen Kamera aufsprang und sich rusperte. Fotos, Dumbledore, Fotos!, rief Bagman aufgeregt. Alle Richter und Champions. Was halten Sie davon, Rita? hm - ja, erst das Gruppenfoto, sagte Rita Kimmkorn,den Blick erneut auf Harry gerichtet. Und dann vielleicht ein paar Einzelaufnahmen. Die Aufnahmen kosteten viel Zeit. Madame Maxime, wo immer sie auch stand, stellte alle anderen in den Schatten, und der Fotograf bekam sie nicht ganz aufs Bild, weil er beim Zurckgehen hinten an die Wand stie; schlielich musste sie sich setzen, whrend sich die anderen um sie herum aufstellten; Karkaroff wickelte stndig seinen Spitzbart um die Finger, um ihm einen zustzlichen Kringel zu verpassen; Krum, von dem Harry gedacht hatte, er msse an solche Auftritte gewhnt sein, drckte sich halb verdeckt im Hintergrund herum. Der Fotograf schien vor allem erpicht darauf, Fleur im Vordergrund zu haben, doch Rita Kimmkorn rannte stndig herbei und zerrte Harry nach vorn, damit er besser ins Bild kam. Dann bestand sie auf Einzelfotos aller Champions. Und endlich konnten sie gehen. Harry ging hinunter zum Mittagessen. Hermine war nicht da - er nahm an, dass sie immer noch im Krankenflgel war und sich die Zhne wieder in Ordnung bringen lie. Er a fr sich allein am Tischende, dann kehrte er zum Gryffindor-Turm zurck, in Gedanken bei all den zustzlichen Arbeiten, die er fr die Aufrufezauber erledigen musste. Oben im Schlafsaal stie er auf Ron. Du hast eine Eule, sagte Ron brsk, sobald Harry hereinkam. Er deutete auf Harrys Kissen. Dort wartete die Schleiereule der Schule auf ihn. Oh - gut, sagte Harry. Und wir mssen morgen Abend nachsitzen, in Snapes Kerker, sagte Ron. Dann ging er hinaus, ohne Harry auch nur eines weiteren Blickes zu wrdigen. Einen Moment lang wollte Harry ihm nachlaufen - er war sich nicht sicher, ob er mit ihm reden oder ihm eine reinhauen sollte, beides schien seine Reize zuhaben -, doch der Drang, Sirius' Antwort zu lesen, war zu stark. Harry ging hinber zu der Schleiereule, nahm ihr den Brief vom Bein und rollte ihn auf. Harry, ich kann in einem Brief nicht alles sagen, was ich mchte, es ist zu riskant, falls die Eule abgefangen wird - wir mssen unter vier Augen miteinander reden. Kannst du dafr sorgen, dass du am 22. November um ein Uhr morgens allein am Kamin im Gryffindor-Turm bist? Ich wei besser als alle anderen, dass du auf dich selbst aufpassen kannst, und solange Dumbledore und Moody in deiner Nhe sind, glaube ich nicht, dass dir einer was antun kann. Doch genau daraufscheint sich jemand mit allen Mitteln vorzubereiten. Dich ins Turnier zu schmuggeln, und dazu noch unter Dumbledores Nase, muss sehr gefhrlich gewesen sein. Sei auf der Hut, Harry. Ich mchte weiterhin ber alles Ungewhnliche unterrichtet werden. Lass mir wegen des 22. November so rasch wie mglich eine Nachricht zukommen. Sirius ~Der Ungarische Hornschwanz Die Aussicht, bald mit Sirius sprechen zu knnen, war alles, was Harry whrend der nchsten zwei Wochen bei Laune hielt, es war der einzige helle Fleck an einem Horizont, der so dunkel war wie noch nie. Den Schock, pltzlich Schul-Champion zu sein, hatte er inzwischen halbwegs verkraftet, doch allmhlich kroch die Angst vor dem Kommenden in ihm hoch. Der Tag der ersten Aufgabe rckte immer nher; er hatte das Gefhl, ein widerliches Monster wrde auf ihn zukrauchen und ihm den Weg versperren. Wie ihm jetzt die Nerven flatterten, war berhaupt nicht mit dem zu vergleichen, was er vor irgendeinem Quidditch-Spiel durchgemacht hatte, nicht einmal vor seinem letzten gegen die Slytherins, bei dem es um den Pokal gegangen war. Harry fiel es schwer, berhaupt an die Zukunft zu denken, er hatte das Gefhl, sein ganzes Leben wre geradewegs auf diese erste Aufgabe zugelaufen und wrde mit ihr auch enden ... Wie er sich eingestand, hatte er keine Ahnung, wie Sirius ihn eigentlich aufmuntern sollte, da er doch vor Hunderten von Zuschauern einen unbekannten, schwierigen und gefhrlichen Zauber bewltigen musste, doch der bloe Anblick eines freundlichen Gesichts war immerhin schon etwas. Harry antwortete Sirius, er wrde zur vorgeschlagenen Zeit am Kamin des Gemeinschaftsraums sein, und er berlegte mit Hermine lange hin und her, wie sie es anstellen knnten, in dieser Nacht etwaige Trdler zu vertreiben. Wenn alles andere schief gehen sollte, wrden sie es miteinem Sack voll Stinkbomben versuchen, doch sie hofften, das wrde ihnen erspart bleiben - Filch wrde sie bei lebendigem Leibe huten. Unterdessen wurde das Leben in den Mauern des Schlosses noch schwerer fr Harry, denn Rita Kimmkorn hatte ihren Bericht ber das Trimagische Turnier verffentlicht, und wie sich herausstellte, war es weniger ein Bericht ber das Turnier als eine in grellen Farben gemalte Lebensgeschichte Harrys. Ein Foto von Harry nahm einen groen Teil der Titelseite ein; der Artikel (fortgesetzt auf den Seiten zwei, sechs und sieben) drehte sich einzig und allein um Harry, die Namen der Champions von Beauxbatons und Durmstrang (alle falsch geschrieben) waren in die letzte Zeile gequetscht worden und Cedric wurde berhaupt nicht erwhnt. Der Artikel war vor zehn Tagen erschienen, und noch immer brannte Harry vor Scham der Magen, wenn er daran dachte. Rita Kimmkorn zufolge hatte er dies und das und jenes gesagt, doch er konnte sich nicht erinnern, solche Worte jemals im Leben gebraucht zu haben, und schon gar nicht in diesem Besenschrank. Ich glaube, es sind meine Eltern, die mir Kraft geben, ich wei, sie wrden sehr stolz auf mich sein, wenn sie mich jetzt sehen knnten ... ja, nachts weine ich manchmal noch, wenn ich an sie denke, ich schme mich nicht, das zuzugeben ... Ich wei, dass mir im Turnier nichts zustoen kann, denn sie wachen ber mich ... Doch Rita Kimmkorn hatte nicht nur seine hms in lange, belkeit erregende Stze verwandelt: Sie hatte auch andere ber ihn ausgefragt: Harry hat in Hogwarts endlich die Liebe gefunden. Sein enger Freund, Colin Creevey, berichtet, dass Harry fast stndig in Begleitung Hermine Grangers zu sehen ist, eines umwerfend hbschen muggelstmmigen Mdchens, das wie Harry zu den besten Schlern des Internats gehrt. Kaum war der Artikel erschienen, musste es Harry ber sich ergehen lassen, dass seine Mitschler - vor allem Slytherins -lauthals Stze daraus vorlasen, wenn er an ihnen vorbeiging, und dazu noch ihre hmischen Kommentare abgaben. Willst vielleicht 'n Taschentuch, Harry, falls du in Verwandlung zu heulen anfngst? Seit wann bist du einer der Spitzenschler des Internats, Potter? Oder soll das eine Schule sein, die du zusammen mit Longbottom gegrndet hast? Hallo - Harry!, rief jemand im Korridor. Ja, ist schon gut, schrie Harry pltzlich zu seiner eigenen berraschung und wirbelte herum. Er hatte es jetzt satt. Ich hab mir gerade die Augen ausgeheult wegen meiner toten Mama und will jetzt gleich noch ein wenig weiterweinen ... Nein - ich meinte doch nur - du hast deine Feder verloren. Es war Cho. Harry sprte, wie er rot anlief. Oh - danke - tut mir Leid, nuschelte er und hob die Feder auf. Hmmh ... und viel Glck am Dienstag, sagte sie. Ich drck dir die Daumen, dass es gut geht. Und Harry stand ziemlich bedrppelt da. Auch Hermine war nicht zu kurz gekommen und hatte einiges an Gemeinheiten schlucken mssen, doch noch war es nicht so weit, dass sie vllig unbeteiligte Zuschauer anschrie; Harry bewunderte sie in Wahrheit zutiefst fr ihre Art, mit der schwierigen Situation umzugehen. Umwerfend hbsch? Die?, hatte Pansy Parkinson gekreischt, als sie Hermine nach dem Erscheinen von Rita Kimmkorns Artikel zum ersten Mal begegnet war. Im Vergleich zu was denn - einem Eichhrnchen? Einfach nicht beachten, sagte Hermine khl, reckte das Kinn und stapfte an den giggelnden Slytherin-Mdchen vorbei, als wre sie taub fr deren Worte. Ist doch schnuppe, Harry. Doch Harry war es nicht schnuppe. Ron hatte kein Wort mehr mit ihm geredet, seit er ihm gesagt hatte, wann sie bei Snape nachsitzen mussten. Harry hatte schon halb gehofft, dass sie in den zwei Stunden, in denen sie in Snapes Keller Rattenhirne einpkeln mussten, ihren Streit aus der Welt schaffen wrden, doch an diesem Tag war Ritas Artikel erschienen und er schien Rons Glaube bestrkt zu haben, dass Harry all die Aufmerksamkeit so richtig genoss. Hermine war wtend auf sie beide; sie ging vom einen zum anderen und versuchte sie zu zwingen, wieder miteinander zu reden, doch Harry wollte nicht nachgeben: Er wrde erst dann wieder mit Ron reden, wenn Ron zugab, dass Harry seinen Namenszettel nicht in den Feuerkelch geworfen hatte, und sich dafr entschuldigte, dass er ihn einen Lgner genannt hatte. Ich hab ja nicht damit angefangen, sagte Harry eisern. Das ist sein Problem. Du vermisst ihn doch!, sagte Hermine ungeduldig. Und ich wei, dass er dich vermisst - Ich und ihn vermissen?, sagte Harry. Ich vermisse ihn berhaupt nicht ... Doch das war schlicht gelogen. Harry mochte Hermine sehr, doch mit Ron war es einfach anders. Mit Hermine statt Ron als bestem Freund gab es viel weniger zu lachen und sie saen viel lnger in der Bibliothek herum. Harry beherrschtedie Aufrufezauber immer noch nicht, etwas in ihm schien sich sogar dagegen zu sperren, und Hermine beteuerte unablssig, die Anleitungen in den Bchern wrden ihm bestimmt helfen. So verbrachten sie fast die ganzen Mittagspausen damit, in der Bibliothek ber Wlzern zu brten. Auch Viktor Krum war auffllig oft in der Bibliothek, und Harry fragte sich, was er im Sinn hatte. Lernte er oder suchte er nach einem Buch, das ihm bei der ersten Aufgabe helfen wrde? Hermine beklagte sich hufig, wenn Krum da war -nicht etwa, weil er sie je gestrt htte, sondern weil immer wieder Scharen kichernder Mdchen auftauchten und ihn hinter Bcherregalen versteckt beobachteten, und Hermine fand den ganzen Rummel einfach lstig. Er sieht nicht mal gut aus!, zischelte sie und warf Krums Profil einen finsteren Blick zu. Sie stehen doch nur auf ihn, weil er berhmt ist! Sie wrden ihn doch keines Blickes wrdigen, wenn er nicht diesen Wanzki-Stuss beherrschen wrde - Wronski-Bluff, sagte Harry zhneknirschend. Ganz abgesehen davon, dass er Wert darauf legte, sorgfltig mit Quidditch-Begriffen umzugehen, gab ihm auch der Gedanke einen Stich, was fr ein Gesicht Ron wohl machen wrde, wenn er Hermine vom Wanzki-Stuss reden hrte. Es ist merkwrdig, doch wenn man schreckliche Angst vor etwas hat und alles dafr geben wrde, den Lauf der Zeit zu verlangsamen, hat dieses Etwas die lstige Gewohnheit, noch schneller zu kommen. Die Tage bis zur ersten Aufgabe glitten dahin, als ob sich jemand an den Uhren zu schaffen gemacht htte und diese jetzt doppelt so schnell liefen. Wohin er auch ging, Harry lie das Gefhl kaum beherrschter Panik nicht los, es begleitete ihn genauso hartnckig wie der Spott ber den Artikel im Tagespropheten. An dem Samstag vor der ersten Aufgabe durften alle Schler ab der dritten Klasse das Dorf Hogsmeade besuchen. Hermine erklrte Harry, es wrde ihm gut tun, fr eine Weile aus dem Schloss zu kommen, und Harry lie sich nicht lange bitten. Aber was ist mit Ron?, sagte er. Willst du nicht mit ihm gehen? Oh ... na ja ... Hermine lief rosa an. Ich dachte, wir knnten uns mit ihm in den Drei Besen treffen ... Nein, sagte Harry nur. Ach, Harry, das ist doch bescheuert - Ich komm mit, aber mit Ron treffe ich mich nicht, und ich trage meinen Tarnurnhang. Na gut, von mir aus ..., fauchte Hermine, aber ich kann es nicht ausstehen, mit dir zu reden, wenn du in diesem Umhang steckst, wo ich doch nie wei, ob ich dich jetzt ansehe oder nicht. Also zog Harry im Schlafsaal seinen Tarnurnhang an, ging wieder nach unten und machte sich zusammen mit Hermine auf den Weg nach Hogsmeade. Unter diesem Umhang fhlte sich Harry wunderbar frei; er beobachtete, wie die anderen Schler an ihnen vorbei ins Dorf gingen, die meisten mit CEDRIC DIGGORY-Ansteckern auf der Brust, doch zur Abwechslung musste er sich keine hmischen Bemerkungen anhren und niemand las aus diesem frchterlichen Artikel vor. Mich starren die Leute jetzt stndig an, sagte Hermine missgelaunt, als sie aus dem Honigtopf kamen und sich ber die groen sahnegefllten Schokoriegel hermachten. Sie glauben, ich fhre Selbstgesprche. Dann beweg eben deine Lippen nicht. Hr mal zu, ich bitte dich, nimm doch fr eine Weile diesen Umhang ab. Hier belstigt dich doch keiner. Ach ja?, sagte Harry. Dann dreh dich mal um. Rita Kimmkorn und ihr Freund, der Fotograf, hatten gerade den Pub Drei Besen verlassen. In ein gedmpftes Gesprch vertieft, gingen sie direkt an Hermine vorbei ohne sie eines Blickes zu wrdigen. Harry drckte sich an die Hausmauer des Honigtopfes, denn er sah es schon kommen, dass ihm Rita Kimmkorn mit ihrer Krokodilledertasche eins berzog. Als sie vorbei waren, sagte Harry: Sie hat sich hier im Dorf ein Zimmer genommen. Ich wette, sie sieht sich das Turnier an. Noch whrend er sprach, durchflutete die Angst seinen Magen wie ein Strom heier Lava. Er sagte Hermine kein Wort davon; sie hatten kaum darber gesprochen, was in der ersten Aufgabe wohl auf ihn zukommen wrde; er hatte den Eindruck, dass sie nicht darber nachdenken wollte. Sie ist weg, sagte Hermine und sphte durch Harry hindurch zum Ende der Hauptstrae. Wie war's, wenn wir in den Drei Besen ein Butterbier trinken? Es ist doch ziemlich frisch hier drauen, oder? Und du musst ja nicht mit Ron reden!, fgte sie, sein Schweigen richtig deutend, verrgert hinzu. Die Drei Besen waren brechend voll, vor allem mit Hog-warts-Schlern, die ihren freien Nachmittag feierten, doch auch mit einem Typ von magischen Menschen, wie sie Harry anderswo kaum zu Gesicht bekam. Da Hogsmeade das einzige nur von Zauberern und Hexen bewohnte Dorf in Grobritannien war, vermutete Harry, dass es eine Art Zuflucht war fr Geschpfe wie die Sabberhexen, die sich nicht so geschickt tarnen konnten wie Zauberer. Es war gar nicht einfach, sich mit dem Tarnurnhang durch die Menge zu bewegen, denn wenn man zufllig jemandem auf die Fe trat, fhrte dies meist zu peinlichen Fragen.Harry schlngelte sich vorsichtig zu einem freien Tisch in der Ecke durch, whrend Hermine an der Theke etwas zu trinken holte. Auf dem Weg nach hinten sah Harry Ron an einem Tisch mit Fred, George und Lee Jordan sitzen. Er hatte groe Lust, Ron einen deftigen Klaps auf den Hinterkopf zu versetzen, lie es dann aber doch lieber sein. Endlich schaffte er es zu seinem Tisch und setzte sich. Hermine kam einen Augenblick spter und schob ihm unauffllig ein Butterbier unter den Tarnurnhang. Die halten mich sicher fr bescheuert, hier ganz allein rumzusitzen, murmelte sie. Ein Glck, dass ich was zum Arbeiten mitgebracht habe. Sie zog ein Notizbuch heraus, in dem sie eine Liste der B.ELFE.R-Mitglieder fhrte. Harry sah seinen und Rons Namen ganz oben auf der sehr kurzen Liste stehen. Es schien so furchtbar lange her zu sein, dass er mit Ron zusammen an den Prophezeiungen gebastelt hatte, bis dann Hermine aufgetaucht war und sie zu Sekretr und Schatzmeister ernannt hatte. Weit du, vielleicht sollte ich einfach mal versuchen, ein paar von den Dorfleuten fr B-ELFE-R zu gewinnen, sagte Hermine nachdenklich und sah sich im Pub um. Ja, schon gut, sagte Harry. Er trank einen Schluck Butterbier unter seinem Tarnurnhang. Hermine, wann gibst du diesen Belfer-Kram endlich auf? Wenn die Hauselfen anstndige Lhne und Arbeitsbedingungen haben!, zischelte sie zurck. Allmhlich glaube ich, es ist an der Zeit, etwas Handfestes zu unternehmen. Weit du zufllig, wie man in die Schulkche kommt? Keine Ahnung, frag doch Fred und George, sagte Harry. Hermine verfiel in nachdenkliches Schweigen; Harry trank sein Butterbier und beobachtete die Leute im Pub. Alle wirkten gut gelaunt und entspannt. Ernie Macmillanund Hannah Abbott, beide mit CEDRIC DIGGORY-An-steckern auf den Umhngen, tauschten an einem Nachbartisch Schokofrosch-Karten. Drben an der Tr sah er Cho und eine grere Schar ihrer Freunde aus Ravenclaw. Einen CEDRIC DIGGORY-Anstecker trug sie allerdings nicht ... und das munterte Harry ein wenig auf ... Was htte er nicht alles gegeben, um zu ihnen zu gehren, die da saen und lachten und sich unterhielten und keine greren Sorgen kannten als die Erledigung ihrer Hausaufgaben! Er stellte sich vor, wie er sich hier fhlen wrde, wenn der Feuerkelch nicht seinen Namen ausgespuckt htte. Zunchst einmal wrde er keinen Tarnurnhang tragen. Ron wrde bei ihm sitzen. Alle drei wrden sie wahrscheinlich ganz ausgelassen darber nachdenken, welche Aufgabe die Schul-Champions am Dienstag unter Todesgefahr zu lsen haben wrden. Wie er sich darauf freuen wrde, ihnen zuzusehen ... ungefhrdet irgendwo hinten auf den Rngen zu sitzen und Cedric anzufeuern ... Er fragte sich, wie sich die anderen Champions fhlten. Jedes Mal, wenn er Cedric in letzter Zeit gesehen hatte, war er von Bewunderern umringt gewesen und hatte zwar nervs, aber auch freudig erregt ausgesehen. Fleur Delacour hatte Harry hin und wieder kurz im Vorbeigehen gesehen; sie wirkte so wie immer, hochmtig und nicht die Spur nervs. Und Krum sa die ganze Zeit in der Bibliothek und brtete ber irgendwelchen Bchern. Harry dachte an Sirius und der festgezurrte Knoten in seiner Brust schien sich ein wenig zu lockern. In gut zwlf Stunden wrde er mit ihm sprechen knnen, denn heute Nacht wollten sie sich am Kamin des Gemeinschaftsraums treffen - vorausgesetzt, dass nichts schief ging, wo doch in letzter Zeit alles schief gegangen war ... Sieh mal, da ist Hagrid!, sagte Hermine. Hagrids gewaltiger zottiger Hinterkopf - die beiden Zpfe hatte er dankenswerterweise wieder aufgelst -tauchte ber der Menge auf. Harry fragte sich, warum er ihn nicht gleich gesehen hatte, da Hagrid so gro war; doch als er vorsichtig aufstand, sah er, dass Hagrid sich hinuntergebeugt und mit Professor Moody gesprochen hatte. Hagrid hatte seinen blichen mchtigen Humpen vor sich, doch Moody trank aus seinem Flachmann. Madam Rosmerta, die hbsche Wirtin, schien davon nicht viel zu halten; als sie die Glser von den umstehenden Tischen einsammelte, warf sie Moody einen scheelen Blick zu. Vielleicht dachte sie, Moody wrde ihren heien Met verschmhen, doch Harry wusste es besser. Moody hatte ihnen in der letzten Stunde Verteidigung gegen die dunklen Knste erzhlt, dass er es vorzog, sich sein Essen und seine Getrnke immer selbst zu bereiten, da es fr einen schwarzen Magier so einfach war, einen unbewachten Becher zu vergiften. Harry sah jetzt, wie Hagrid und Moody Anstalten machten zu gehen. Er winkte ihnen, dann fiel ihm ein, dass Hagrid ihn ja gar nicht sehen konnte. Moody jedoch hielt inne, das magische Auge auf die Ecke gerichtet, in der Harry stand. Er stupste Hagrid ins Kreuz (seine Schulter konnte er ja nicht erreichen), murmelte etwas und die beiden kamen durch den Pub auf Harrys und Hermines Tisch zu. Alles klar, Hermine?, sagte Hagrid laut. Hallo, sagte Hermine und lchelte ihn an. Moody hinkte um den Tisch herum und beugte sich vor; Harry dachte, er wrde das B.ELFE.R-Notizbuch lesen, bis Moody murmelte: Hbscher Umhang, Potter. Harry starrte ihn verdutzt an. Moodys Nase mit dem groen fehlenden Stck war im Abstand von einigen Zentimetern besonders eindrucksvoll. Moody grinste. Kann Ihr Auge - ich meine, knnen Sie -? Ja, ich kann durch Tarnumhnge sehen, sagte Moody gedmpft. Und das war schon einige Male recht ntzlich, kann ich dir sagen. Auch Hagrid strahlte zu Harry hinunter. Harry wusste, dass Hagrid ihn nicht sehen konnte, doch Moody hatte ihm offenbar erzhlt, dass er hier sa. Hagrid beugte sich jetzt ber den Tisch, tat so, als wrde auch er das B.ELFE.R-No-tizbuch lesen, und flsterte dann so leise, dass nur Harry ihn hren konnte: Harry, komm heut um Mitternacht runter zu meiner Htte. Trag diesen Umhang. Dann richtete er sich auf und sagte laut: War nett, dich zu sehen, Hermine, zwinkerte und ging davon. Moody folgte ihm. Warum will er, dass ich ihn um Mitternacht treffe?, fragte Harry vollkommen berrascht. Keine Ahnung, was er vorhat, sagte Hermine ebenfalls verdutzt. Und ich wei auch nicht, ob du gehen solltest, Harry ... Sie sah sich nervs um und zischte: Denn dann verpasst du vielleicht Sirius. Sie hatte Recht. Hagrid um Mitternacht zu treffen, hie, dass es fr die Zusammenkunft mit Sirius ganz schn knapp wurde; Hermine schlug vor, sie sollten Hedwig schicken, um Hagrid abzusagen - immer vorausgesetzt, sie wrde sich dazu herablassen -, doch Harry hielt es fr besser, Hagrid kurz anzuhren und dann rasch wieder zu verschwinden. Er war sehr neugierig, was es sein knnte; noch nie hatte Hagrid ihn gebeten, so spt noch zu kommen. Um halb zwlf nachts zog Harry, der verkndet hatte, er wolle heute frh schlafen gehen, den Tarnurnhang erneut an, ging hinunter und schlich sich durch den Gemeinschaftsraum. Es waren durchaus noch einige Mitschler da. Die Creevey-Brder hatten es geschafft, einen Stapel Ich bin frCEDRIC DIGGORY-Anstecker in die Finger zu bekommen, und versuchten sie jetzt zu verhexen, damit es stattdessen Ich bin fr HARRY POTTER hie. Bislang jedoch war es ihnen nur gelungen, die erste Aufschrift zu lschen, so dass jetzt nur noch POTTER STINKT angezeigt wurde. Harry drckte sich an ihnen vorbei zum Portrtloch und wartete, die Augen auf die Uhr gerichtet, gut eine Minute. Dann ffnete Hermine von der anderen Seite die fette Dame, wie sie es abgemacht hatten. Er glitt mit einem geflsterten Danke! an ihr vorbei und machte sich auf den Weg durch das Schloss. Drauen auf den Lndereien war es stockfinster. Harry lief ber das Gras auf die Lichter von Hagrids Htte zu. Auch die riesige Beauxbatons-Kutsche war hell erleuchtet; Harry konnte Madame Maxime drinnen reden hren, als er an Hagrids Tr klopfte. Bist du das, Harry?, flsterte Hagrid, ffnete die Tr und sphte umher. Ja, sagte Harry, huschte hinein und zog sich den Umhang vom Kopf. Was gibt's? Will dir nur was zeigen, sagte Hagrid. Hagrid machte einen ungeheuer aufgeregten Eindruck. Er trug eine Blume im Knopfloch, die einer bergroen Artischocke hnelte. Es schien, als wrde er inzwischen auf Schmierfett verzichten, doch er hatte offensichtlich versucht sich zu kmmen - ein paar abgebrochene Kammzhne waren in die Haare verknotet. Um was geht es denn?, sagte Harry lustlos und fragte sich, ob die Krter vielleicht Eier gelegt hatten oder ob Hagrid es wieder einmal geschafft hatte, einem Wildfremden in der Kneipe einen dreikpfigen Riesenhund abzukaufen. Sei leise, versteck dich unter deinem Umhang und komm mit, sagte Hagrid. Fang lassen wir hier, dem wird es nicht gefallen ... Hr mal, Hagrid, ich kann nicht lange bleiben ... ich muss um ein Uhr wieder im Schloss oben sein - Doch Hagrid hrte nicht zu; er ffnete die Httentr und marschierte hinaus in die Dunkelheit. Harry beeilte sich, mit ihm Schritt zu halten, und stellte berrascht fest, dass Hagrid ihn zur Kutsche der Beauxbatons fhrte. Hagrid, was -? Schhh!, machte Hagrid und klopfte dreimal gegen die Tr mit den gekreuzten goldenen Zauberstben. Madame Maxime ffnete. Sie hatte einen Seidenschal um ihre massigen Schultern geschlungen und lchelte, als sie Hagrid sah. Aa, 'Agrid ... ist es schon Sseit? Bong-soar, sagte Hagrid und strahlte sie an, dann reichte er ihr die Hand und half ihr die goldenen Stufen hinunter. Madame Maxime schloss die Tr hinter sich, Hagrid bot ihr den Arm an und sie machten sich auf den Weg um die Koppel mit Madame Maximes geflgelten Riesenpferden. Harry, vollkommen perplex, musste rennen, um Schritt zu halten. Hatte Hagrid ihm nur Madame Maxime zeigen wollen? Er konnte sie doch jederzeit sehen ... sie war ja nicht gerade schwer zu verfehlen ... Doch offenbar hatte Hagrid Madame Maxime ebenfalls zu diesem Ausflug eingeladen, denn nach einer Weile sagte sie neckisch: Wo fhren Sie misch denn 'in, 'Agrid? Verrat ich nicht, sagte Hagrid ruppig. Wird Ihnen gefallen, das kann ich versprechen. Aber - sagen Sie keinem was davon, ja? Denn eigentlich drfen Sie es gar nicht sehen. Natrlisch nischt, sagte Madame Maxime und klimperte mit ihren langen schwarzen Wimpern. Und sie gingen weiter. Harry rgerte sich immer mehr, dass er berhaupt hinter den beiden hertrabte, und sah stn-dig auf die Uhr. Hagrid musste irgendetwas Hirnrissiges vorhaben und deshalb wrde er vielleicht auch noch Sirius verpassen. Wenn sie nicht bald da waren, wrde er einfach kehrtmachen und ins Schloss zurcklaufen. Hagrid konnte dann seinen Mondscheinspaziergang mit Madame Maxime alleine genieen ... Doch dann - sie waren schon so weit am Wald entlanggelaufen, dass Schloss und See nicht mehr zu sehen waren -hrte Harry etwas. In einiger Entfernung von ihnen riefen und schrien Mnner durcheinander ... dann hrte er ein markerschtterndes, tromnielfellzerfetzendes Brllen ... Hagrid fhrte Madame Maxime um eine dichte Baumgruppe herum und blieb stehen. Harry hastete ihnen nach und stellte sich neben sie. Fr den Bruchteil einer Sekunde meinte er einige groe Erntefeuer zu erkennen und Mnner, die um sie herumrannten - doch dann klappte ihm der Mund auf. Drachen. In einem mit schweren Holzplanken umgrenzten Gehege standen vier ausgewachsene, gewaltige, bsartig aussehende Drachen brllend und schnaubend auf den Hinterbeinen - aus ihren weit aufgerissenen, mit Fangzhnen gespickten Mulern, fnfzehn Meter hoch auf den gereckten Hlsen, schssen lange Stichflammen in die Nacht. Da war ein blaugrauer Drache mit langen, spitzen Hrnern, der fauchend nach den Zauberern am Boden schnappte; ein glattschuppiger grner Drache schlngelte und wand sich mit aller Kraft und schlug mit dem Schwanz wild um sich; ein roter Drache mit einem merkwrdigen Kranz aus scharfen Goldzacken um das Gesicht spie pilzfrmige Feuerwolken in die Luft, und ganz in der Nhe stand ein gigantischer schwarzer Drache, der viel mehr als die anderen einer Riesenechse hnelte. Mindestens dreiig Zauberer, sieben oder acht fr jeden Drachen, versuchten sie zu bndigen, sie zogen und rissen an Ketten, die an schweren Lederriemen um Hlse und Leiber der Drachen befestigt waren. Wie in Trance hob Harry den Kopf und sah hoch ber sich die Augen des schwarzen Drachen mit senkrecht stehenden Katzenpupillen aus ihren Hhlen quellen, rasend vor Angst oder Wut, Harry wusste es nicht ... das Heulen und Kreischen und Brllen des Drachen war grauenhaft anzuhren ... Bleib ja dahinten stehen, Hagrid!, rief ein Zauberer am Gehege und zerrte an der Kette in seiner Hand. Sie knnen im Umkreis von sieben Metern Feuer speien! Und ich hab gesehen, wie dieser Hornschwanz es doppelt so weit geschafft hat! Sind sie nicht schn?, sagte Hagrid leise. So kommen wir nicht weiter!, rief ein anderer Zauberer. Schockzauber, ich zhle bis drei! Harry sah, wie die Drachenwrter ihre Zauberstbe zogen. Stupor!, riefen alle wie aus einem Mund, und die Schockzauber rasten durch die Dunkelheit wie die Feuerschweife von Raketen und schlugen Funken stiebend gegen die Schuppenpanzer der Drachen - Harry sah, wie der Drache in ihrer Nhe auf seinen Hinterbeinen ins Wanken geriet; jh riss er seinen Rachen zu einem stummen Heulen auf; seine Nstern waren pltzlich erloschen, auch wenn sie noch rauchten. Dann, ganz langsam, kippte er hintenber, und mehrere Tonnen zhes, schuppiges schwarzes Drachenfleisch krachten mit einem Rums zu Boden, der, wie Harry geschworen htte, die Bume hinter ihm erzittern lie. Die Drachenwrter senkten ihre Zauberstbe und gingen auf ihre niedergestreckten Schtzlinge zu, jeder so gro wieein kleiner Hgel. Hastig zogen sie die Ketten enger und banden sie an eisernen Stangen fest, die sie mit ihren Zauberstben tief in die Erde trieben. Woll'n wir nher rangehn?, fragte Hagrid Madame Maxime mit begeisterter Miene. Die beiden gingen vor bis zur Einfriedung und Harry folgte ihnen. Der Zauberer, der Hagrid ermahnt hatte, nicht nher zu kommen, wandte sich um und erst jetzt erkannte ihn Harry - es war Charlie Weasley. Wie geht's, Hagrid?, keuchte er und kam auf ein paar Worte herber. Jetzt mssten sie sich langsam beruhigt haben - wir hatten ihnen fr den Weg hierher ein Schlafelixier verpasst und dachten, es wre besser fr sie, wenn sie nachts und in aller Ruhe aufwachen - aber wie du gesehen hast, waren sie nicht glcklich, berhaupt nicht glcklich - Welche Arten hast du denn hier, Charlie?, fragte Hagrid und starrte den in der Nhe liegenden Drachen - es war der schwarze - mit beinahe ehrfrchtiger Miene an. Die Augen des Drachen waren nur noch einen Schlitz breit offen. Unter seinem runzligen schwarzen Augenlid konnte Harry einen gelb glhenden Streifen sehen. Das ist ein Ungarischer Hornschwanz, sagte Charlie. Dort drben ist ein Gemeiner Walisischer Grnling, der kleine da - dieser blaugraue - ist ein Schwedischer Kurz-schnuzler und der rote dort ist ein Chinesischer Feuerball. Charlie wandte sich um; Madame Maxime hatte sich entfernt und schlenderte, die betubt daliegenden Drachen musternd, an der Einfriedung des Geheges entlang. Ich wusste nicht, dass du sie mitbringen wrdest, Hagrid, sagte Charlie stirnrunzelnd. Die Champions sollen nicht wissen, was sie erwartet - sie erzhlt es sicher ihrer Schlerin, oder? Dachte mir nur, sie wrd sie gern sehen, sagte Hagridachselzuckend, ohne jedoch seinen trumerischen Blick von den Drachen abzuwenden. Wirklich 'ne romantische Verabredung, Hagrid, sagte Charlie kopfschttelnd. Vier ..., sagte Hagrid, also einen fr jeden Champion? Was mssen sie tun - gegen sie kmpfen? Nur an ihnen vorbeikommen, glaub ich, sagte Charlie. Wir sind dabei, falls es ernst werden sollte, und halten die Feuerlschzauber stndig bereit. Sie wollten brtende Weibchen haben, ich wei nicht, warum ... aber ich sag dir, wer es mit dem Hornschwanz zu tun kriegt, der ist nicht zu beneiden. Bsartiges Vieh. Sein Hinterteil ist genauso gefhrlich wie die Schnauze, sieh nur. Charlie deutete auf das Hinterteil des Hornschwanzes, und Harry konnte erkennen, dass der Schwanz des Drachen ber und ber mit bronzenen Stacheln gespickt war. In diesem Moment wankten fnf von Charlies Wrterkollegen auf den Hornschwanz zu, die zwischen sich ein Tuch aufgespannt hielten, auf dem ein Gelege aus mchtigen granitgrauen Eiern lag. Sie legten die Eier vorsichtig an den Bauch des Hornschwanzes. Hagrid sthnte sehnsuchtsvoll auf. Ich hab sie zhlen lassen, Hagrid, sagte Charlie streng. Wie geht's eigentlich Harry? Gut, sagte Hagrid. Seine Augen ruhten immer noch auf den Eiern. Ich hoffe nur, es geht ihm auch noch gut, nachdem er sich mit dieser Meute hier herumgeschlagen hat, sagte Charlie grimmig und lie den Blick ber die Drachenkoppel schweifen. Ich hab mich nicht mal getraut, Mum zu sagen, was er bei der ersten Aufgabe tun muss, sie kriegt ohnehin Zustnde, wenn sie an ihn denkt ... Charlie ahmte jetzt die besorgte Stimme seiner Mutter nach. >Wie konntensie es nur zulassen, dass er an diesem Turnier teilnimmt, er ist noch viel zu jung! Ich dachte, sie wren davor sicher, es gab doch eine Al-tersbegrenzung!< Nachdem sie diesen Artikel ber ihn im Tagespropheten gelesen hatte, war sie vollkommen aufgelst. >Er weint immer noch wegen seiner Eltern! Oh, der Arme, wenn ich das gewusst htte!< Harry hatte es jetzt satt. Hagrid hatte immerhin vier leibhaftige Drachen und Madame Maxime, denen er seine Aufmerksamkeit schenken konnte, und so wrde er Harry sicher nicht vermissen. Er drehte sich geruschlos um und machte sich auf den Rckweg zum Schloss. Er wusste nicht, ob er froh sein sollte, gesehen zu haben, was auf ihn zukam. Vielleicht war es besser so. Den ersten Schreck hatte er schon berstanden. Wenn er die Drachen am Dienstag zum ersten Mal gesehen htte, dann wre er womglich vor aller Augen ohnmchtig geworden ... vielleicht jedoch wrde ihm das ohnehin passieren ... er wrde mit seinem Zauberstab bewaffnet - der jetzt, wenn er daran dachte, nur ein dnnes Stck Holz war - gegen einen fnfzehn Meter hohen, schuppigen, stachelbewehrten, Feuer speienden Drachen antreten. Und er musste an ihm vorbeikommen. Unter den Augen aller. Wie? Harry ging am Waldrand entlang und beschleunigte jetzt seine Schritte; er hatte nur noch fnfzehn Minuten, um zum Kamin zu gelangen und mit Sirius zu sprechen. Und er konnte sich nicht erinnern, sich jemals so danach gesehnt zu haben, mit jemandem zu reden - und dann stie er urpltzlich gegen etwas Festes und fiel rcklings auf die Erde. Seine Brille baumelte nur noch an einem Ohr und er zog den Tarnurnhang fest um sich. Dann hrte er, ganz nahe, eine Stimme: Autsch! Wer da! Harry prfte hastig, ob ihn der Tarnumhang ganz verhllte, blieb reglos liegen und sah hinauf zu dem schwarzenUmriss des Zauberers, mit dem er soeben zusammengestoen war. Er erkannte den Spitzbart ... es war Karkaroff. Wer ist da?, sagte Karkaroff erneut argwhnisch und sphte in der Dunkelheit umher. Harry rhrte sich nicht und gab keine Antwort. Nach ungefhr einer Minute schien Karkaroff zu dem Schluss gekommen zu sein, dass irgendein Tier ihn angefallen habe; er sah auf Hfthhe um sich her, als ob er erwartete, einen Hund zu sehen. Dann schlich er zurck in den Schutz der Bume und stahl sich weiter zum Drachengehege vor. Langsam und umsichtig stand Harry auf und ging dann, so schnell er konnte, ohne allzu viel Gerusche zu machen, weiter in Richtung Schloss. Harry wusste genau, was Karkaroff im Schilde fhrte. Er hatte sich von seinem Schiff geschlichen und wollte auskundschaften, worin die erste Aufgabe bestand. Vielleicht hatte er sogar Hagrid und Madame Maxime zusammen am Wald entlanggehen sehen ... und nun musste Karkaroff nur ihren Stimmen folgen, dann wrde auch er, wie schon Madame Maxime, genau wissen, was die Champions erwartete. So, wie es jetzt aussah, wrde Cedric am Dienstag der Einzige sein, der nicht wusste, was auf ihn zukam. Harry erreichte das Schloss, glitt durchs Portal und stieg die Marmortreppe hoch; er atmete schwer, doch er wagte es nicht, ein wenig langsamer zu gehen ... er hatte nur noch fnf Minuten, um nach oben zum Kamin zu kommen ... Quatsch!, keuchte er vor der fetten Dame, die in ihrem Bild vor dem Portrtloch dste. Wenn du meinst, murmelte sie schlfrig, und ohne die Augen zu ffnen, lie sie das Bild zur Seite schwingen und gab den Weg frei. Harry kletterte hinein. Der Gemeinschaftsraum war menschenleer, und da es hier wie immer roch, hatte Hermine offenbar keine Stinkbomben werfenmssen, um ihm und Sirius ein Gesprch unter vier Augen zu ermglichen. Harry zog sich den Tarnurnhang vom Kopf und warf sich in einen Sessel vor dem Feuer. Der Raum lag im Halbdunkel; nur die Flammen gaben ein wenig Licht. Auf einem Tisch in der Nhe glommen die Lettern der Anstecker. Doch jetzt war etwas anderes zu lesen. POTTER STINKT WIRKLICH. Harry sah wieder ins Feuer und zuckte zusammen. Sirius' Kopf sa mitten in den Flammen. Wenn Harry nicht vor einiger Zeit bei den Weasleys Mr Diggory in genau derselben Haltung gesehen htte, dann wre er zu Tode erschrocken. Stattdessen breitete sich auf seinem Gesicht das erste Lcheln seit Tagen aus, er rappelte sich aus dem Sessel und kauerte sich am Kamin nieder. Sirius - wie geht's dir? Sirius sah anders aus, als Harry ihn in Erinnerung hatte. Als sie sich verabschiedet hatten, war sein Gesicht noch ausgemergelt und hohlwangig gewesen, umwachsen von einer langen mattschwarzen Haarmhne - doch nun war sein Haar kurz und sauber, sein Gesicht voller und er sah jnger aus, viel eher wie auf dem einzigen Foto, das Harry von ihm besa und das bei der Hochzeit der Potters aufgenommen worden war. Wie's mir geht, ist nicht so wichtig, wie geht's dir?, sagte Sirius ernst. Mir geht's - Einen Moment lang versuchte Harry gut zu sagen. Doch er schaffte es nicht. Bevor er recht wusste, wie ihm geschah, hatte er mehr geredet als whrend der ganzen letzten Tage zusammen - er erzhlte, wie er gegen seinen Willen ins Turnier gelangt war, dass Rita Kimmkorn im Tagespropheten Lgen ber ihn verbreitet hatte, dass er keinen Flur entlanggehen konnte, ohne sich hmische Bemerkungen anhren zu mssen - und er redete ber Ron,ber Ron, der ihm nicht glaubte, der eiferschtig war ... Und gerade vorhin hat Hagrid mir gezeigt, was sie in der ersten Runde bringen, nmlich Drachen, Sirius, und jetzt bin ich erledigt, schloss er verzweifelt. Sirius sah ihn voller Sorge an, mit Augen, die noch nicht ganz den Ausdruck verloren hatten, den ihnen Askaban eingebrannt hatte - diesen abgestumpften und gehetzten Blick. Er hatte Harry ohne Unterbrechung reden lassen, bis dieser erschpft war, doch jetzt sagte er: Mit Drachen werden wir schon fertig, Harry, aber dazu gleich - ich kann nicht lange bleiben ... ich bin in ein Zaubererhaus eingebrochen, um den Kamin zu benutzen, aber die knnen jeden Augenblick zurckkommen. Ich muss dich vor jemandem warnen. Vor wem denn?, fragte Harry, und auch der letzte Rest seiner Zuversicht begann zu schwinden ... was konnte denn noch Schlimmeres kommen als die Drachen? Karkaroff, sagte Sirius. Harry, er war ein Todesser. Du weit, was Todesser sind? Ja - was - war mit ihm? Er wurde gefasst, er war mit mir in Askaban, doch sie haben ihn freigelassen. Ich wette, das ist der Grund, warum Dumbledore dieses Jahr einen Auroren in Hogwarts haben wollte - damit er ein Auge auf ihn wirft. Es war Moody, der Karkaroff damals gefasst hat. Er hat ihn berhaupt erst nach Askaban gebracht. Karkaroff wurde freigelassen?, sagte Harry langsam -sein Gehirn schien Mhe zu haben, auch noch diese erschreckende Neuigkeit aufzunehmen. Warum haben sie ihn freigelassen? Er hat mit dem Zaubereiministerium ein Geschft gemacht, sagte Sirius erbittert. Er sagte, er htte seine Irrtmer eingesehen, und dann nannte er Namen ... hat statt seiner eine Menge anderer Leute nach Askaban gebracht ...dort drin ist er nicht gerade beliebt, kann ich dir sagen. Und seit er drauen ist, hat er, soweit ich wei, jedem Schler, den er in seiner Schule ausbildet, die dunklen Knste beigebracht. Also nimm dich auch vor dem Durmstrang-Champion in Acht. Gut, sagte Harry nachdenklich. Aber ... willst du damit sagen, dass Karkaroff meinen Namen in den Kelch geworfen hat? Denn dann wre er ein wirklich guter Schauspieler. Er schien doch so wtend darber zu sein. Er wollte mich berhaupt nicht im Turnier haben. Wir wissen, dass er ein guter Schauspieler ist, sagte Sirius, denn er hat immerhin das Zaubereiministerium davon berzeugt, er knne freigelassen werden, oder? Harry, ich habe in letzter Zeit den Tagespropheten verfolgt - Du und der Rest der Welt, sagte Harry erbittert. - und wenn ich den Bericht von dieser Kimmkorn letzten Monat zwischen den Zeilen lese, dann wird mir klar, dass Moody in der Nacht, bevor er in Hogwarts antrat, angegriffen wurde. Ja, ich wei, sie behauptet, es sei wieder mal falscher Alarm gewesen, setzte Sirius hastig hinzu, da Harry schon den Mund aufmachte, aber ich kann das nicht so recht glauben. Ich denke, dass jemand versucht hat, ihn daran zu hindern, nach Hogwarts zu kommen. Jemand muss gewusst haben, dass es viel schwieriger sein wrde, etwas zu erledigen, wenn Moody in der Nhe ist. Und keiner wird sich ernsthaft um den Vorfall kmmern, weil Mad-Eye im Lauf der Zeit schlicht ein wenig zu viele Eindringlinge gehrt haben will. Doch das heit nicht, dass er eine wirkliche Gefahr nicht mehr wittern kann. Moody war immerhin der beste Auror, den das Ministerium je hatte. Also ... was willst du damit sagen, erwiderte Harry langsam. Dass Karkaroff mich umbringen will? Aber -warum? Sirius zgerte. Mir sind einige sehr merkwrdige Dinge zu Ohren gekommen, sagte er nachdenklich. Die Todesser scheinen in letzter Zeit ein wenig umtriebiger geworden zu sein. Bei der Quidditch-Weltmeisterschaft sind sie offen aufgetreten. Jemand hat das Dunkle Mal an den Himmel beschworen ... und auerdem - hast du von dieser Ministeriumshexe gehrt, die vermisst wird? Bertha Jorkins?, fragte Harry. Genau ... sie ist in Albanien verschwunden, und ausgerechnet dort soll sich, wenn man den Gerchten glaubt, Voldemort in letzter Zeit aufgehalten haben ... und Bertha muss gewusst haben, dass das Trimagische Turnier geplant war. Ja, aber ... es ist doch unwahrscheinlich, dass sie Voldemort einfach so ber den Weg gelaufen ist, oder? Hr zu, ich kannte Bertha Jorkins, sagte Sirius grimmig. Sie war damals mit uns zusammen in Hogwarts, ein paar Klassen ber mir und deinem Dad. Und sie war schlichtweg doof. Furchtbar neugierig, aber von Grips keine Spur. Keine gute Mischung, Harry. Ich wrde sagen, es wre ein Leichtes, sie in die Falle zu locken. Also ... htte Voldemort von dem Turnier erfahren knnen?, sagte Harry. Ist es das, was du mir sagen willst? Du denkst, Karkaroff knnte auf seinen Befehl hin hier sein? Ich bin mir nicht sicher, entgegnete Sirius zgernd. Ich wei es einfach nicht ... Karkaroff kommt mir nicht vor wie der Typ, der zu Voldemort zurckkehrt, wenn er sich nicht sicher ist, dass Voldemort mchtig genug ist, um ihn zu schtzen. Aber wer auch immer deinen Namen in diesen Kelch geworfen hat, er hatte einen guten Grund. Und ich werde den Gedanken nicht los, dass das Turnier eine glnzende Mglichkeit bietet, dich anzugreifen und es wie einen Unfall aussehen zu lassen. Sieht wie ein wirklich guter Plan aus, bei dem, was mir jetzt bevorsteht, sagte Harry trbselig. Sie mssen nur die Hnde in den Scho legen und die Drachen erledigen den Rest. Genau - die Drachen, sagte Sirius, pltzlich sehr in Eile. Es gibt eine Mglichkeit, Harry. Versuch es blo nicht mit einem Schockzauber - Drachen sind zu stark und als magische Wesen viel zu mchtig, um von einem einzigen Schocker ausgeschaltet zu werden. Um einen Drachen zu erledigen, braucht es mindestens ein halbes Dutzend Zauberer - Tja, das wei ich, ich hab's gerade gesehen, meinte Harry. Aber du kannst es ganz alleine schaffen, sagte Sirius. Es gibt eine Mglichkeit mit nur einem einfachen Zauber. Und zwar - Doch Harry hob die Hand, damit er verstummte, und sein Herz pochte pltzlich, als wolle es platzen. Er hrte Schritte die Wendeltreppe hinter sich herunterkommen. Geh!, zischte er Sirius zu. Geh! Da kommt jemand! Harry rappelte sich hoch und stellte sich aufrecht vor das Feuer - wenn jemand Sirius' Gesicht in den Mauern von Hogwarts sah, dann gbe es einen unglaublichen Aufruhr -das Ministerium wrde alarmiert - sie wrden ihn ins Gebet nehmen und fragen, wo Sirius stecke - Harry hrte ein leises Plopp im Feuer hinter seinem Rcken und wusste, dass Sirius verschwunden war. Er fasste die letzten Stufen der Wendeltreppe ins Auge - wer hatte beschlossen, um ein Uhr nachts noch einen kleinen Spaziergang zu machen, und hinderte Sirius daran, ihm zu sagen, wie er an einem Drachen vorbeikam? Es war Ron. In seinem kastanienbraunen Pyjama mit Pais-leymuster. Er erstarrte, als er Harry drben am Kamin sah, und blickte sich um. Mit wem hast du gesprochen?, fragte er. Was geht dich das an?, raunzte Harry. Was hast du eigentlich mitten in der Nacht hier unten zu suchen? Ich hab mich nur gefragt, wo du - Ron brach schulterzuckend ab. Nichts. Ich geh wieder ins Bett. Wolltest einfach mal rumschnffeln, oder?, rief Harry. Er wusste, dass Ron keine Ahnung hatte, wen er da verscheucht hatte, wusste auch, dass er es nicht absichtlich getan hatte, doch es war ihm egal - in diesem Augenblick hasste er alles an Ron, bis hinunter zu dem Stck nackten Schienbeins, das sich unter dem Saum seiner Schlafanzughose zeigte. O Verzeihung, sagte Ron, und sein Gesicht wurde zornrot. Htte wissen mssen, dass du nicht gestrt werden willst. Ich lass dich jetzt in aller Ruhe fr dein nchstes Interview ben. Harry packte einen der POTTER STINKT WIRKLICH-Anstecker, die auf dem Tisch lagen, und schleuderte ihn mit aller Kraft durchs Zimmer. Das Blech traf Rons Stirn und fiel scheppernd zu Boden. Na bitte, sagte Harry. Das kannst du am Dienstag tragen. Wenn du Glck hast, gibt es sogar eine Narbe ... das ist es doch, was du willst, oder? Er marschierte durchs Zimmer auf die Treppe zu; halb rechnete er damit, dass Ron ihn aufhalten wrde, er wre sogar froh gewesen, wenn Ron sich mit ihm geprgelt htte. Doch Ron stand einfach da in seinem Hochwasserpyjama und rhrte sich nicht. Harry strmte nach oben und lag noch lange kochend vor Zorn im Bett. Er hrte nicht einmal, dass Ron hereinkam. ~Die erste Aufgabe Harry war am Sonntagmorgen beim Anziehen so zerstreut, dass es eine Weile dauerte, bis ihm auffiel, dass er seinen Zauberhut statt einer Socke ber den Fu ziehen wollte. Endlich waren alle Kleidungsstcke am richtigen Platz, und er eilte los, um Hermine zu suchen. Er fand sie in der Groen Halle am Gryffindor-Tisch, wo sie mit Ginny frhstckte. Harry, dem gar nicht nach Essen zumute war, wartete, bis Hermine ihren letzten Lffel Haferschleim geschluckt hatte, dann schleppte er sie sofort hinaus auf die Lndereien. Bei einem langen Spaziergang um den See erzhlte er ihr alles ber die Drachen und sein Gesprch mit Sirius. Hermine beunruhigten zwar Sirius' Warnungen vor Karkaroff, doch fand sie, die Drachen seien das drngendere Problem. Wir mssen unbedingt alles daransetzen, dass du den Dienstag berlebst, sagte sie verzweifelt, und dann knnen wir uns ber Karkaroff Gedanken machen. Dreimal umrundeten sie den See und berlegten angestrengt, wie es mglich sein sollte, mit Hilfe eines einfachen Zaubers einen Drachen zu bndigen. Doch es fiel ihnen nichts ein, und schlielich suchten sie die Lsung in der Bibliothek. Harry zog jedes Buch ber Drachen aus den Regalen, das er finden konnte, dann nahmen sie sich gemeinsam den groen Bcherstapel vor. Krallenschneiden mit Zauberkraft ... Behandlung von Schup-penechte ... bringt nichts, das ist eher was fr Spinner wie Hagrid, die diese Viecher auch noch aufpppeln wollen ... >Drachen sind uerst schwer zu erlegen aufgrund der uralten magischen Krfte, mit denen ihre dicken Hute durchdrungen sind, und nur die mchtigsten Zauberer knnen sie brechen ...< Aber Sirius hat gesagt, ein ganz simpler Zauber wrde gengen ... Versuchen wir es eben mit einfachen Zauberbchern, sagte Harry und pfefferte Mnner, die Drachen zu sehr lieben beiseite. Er kam mit einem Stapel Zauberbcher zum Tisch zurck, legte sie ab und begann eins nach dem anderen durchzublttern. Hermine sa an seinen Ellbogen gedrngt und flsterte ihm unablssig zu. Gut, es gibt Verwandlungszauber ... aber wozu sind die ntze? Auer du verwandelst seine Fangzhne in Weingummis oder so was, das wrde ihn ein wenig kuscheliger machen ... das Problem ist nur, wie es in dem anderen Buch stand, es gibt nicht viel, was durch diese Drachenhaut dringt ... ich wrde sagen, verwandle ihn, aber bei etwas so Groem hast du eigentlich keine Chance, ich glaube, nicht mal Professor McGonagall ... oder wie war's, wenn du einen Zauber auf dich selbst anwendest? Um dir zustzliche Krfte zu verschaffen? Aber das sind jedenfalls keine einfachen Zauber, und auerdem haben wir sie noch nicht im Unterricht gehabt, ich wei das zufllig, weil ich schon mal ein paar ZAG-bungsbltter durchgearbeitet hab ... Hermine, sagte Harry zhneknirschend, -wrdest du bitte fr einen Moment den Mund halten? Ich versuch mich zu konzentrieren. Doch alles, was passierte, als Hermine verstummte, war, dass in Harrys Kopf ein monotones Summen anhob, das ihm einfach keine Chance lie, genau nachzudenken. Hoffnungs-los starrte er auf das Stichwortverzeichnis von Zaubern fr Dummies: da war zum Beispiel Sofortskalpieren ... aber Drachen hatten keine Haare ... Pfefferatem ... das wrde die Feuerkraft eines Drachen wahrscheinlich noch steigern ... Hornzunge ... genau, was er brauchte - dem Biest noch eine Waffe geben ... O nein, da ist er schon wieder! Warum kann er nicht auf seinem blden Schiff lesen?, sagte Hermine gereizt, denn Viktor Krum schlurfte herein, warf ihnen einen verdrielichen Blick zu und lie sich mit einem Stapel Bcher hinten in einer Ecke nieder. Komm, Harry, wir gehen nach oben in den Gemeinschaftsraum ... sein Fanclub wird gleich hier sein und sich begeiern ... Und tatschlich, als sie die Bibliothek verlieen, kam ihnen eine Horde Mdchen auf Zehenspitzen entgegen, von denen eines einen Bulgarien-Schal um die Hfte geschlungen hatte. Harry tat in dieser Nacht kaum ein Auge zu. Als er am Montagmorgen erwachte, dachte er zum ersten Mal und ernsthaft daran, einfach abzuhauen. Doch als er beim Frhstck den Blick durch die Groe Halle wandern lie und sich ausmalte, was dies bedeuten wrde, wurde ihm klar, dass er das Schloss nicht verlassen konnte. Hogwarts war der einzige Ort, an dem er jemals glcklich gewesen war ... natrlich, er musste wohl auch bei seinen Eltern glcklich gewesen sein, doch daran konnte er sich nicht mehr erinnern. Trotz allem war es gut, das sichere Gefhl zu haben, viel lieber hier zu sein und sich einem Drachen entgegenzustellen als sich im Ligusterweg mit Dudley herumzuschlagen; dieser Gedanke beruhigte ihn ein wenig. Er a mit Mhe seinen Schinken auf (mit dem Schlucken hatte er Schwierigkeiten), und als er dann mit Hermine aufstand, sah er Cedric Diggory den Hufflepuff-Tisch verlassen. Cedric wusste noch nichts von den Drachen ... er war der einzige Champion, der keine Ahnung hatte, denn sicher hatten Madame Maxime und Karkaroff es ihren Schtzlingen Fleur und Krum gesagt ... Hermine, wir sehen uns dann im Gewchshaus, sagte Harry, der Cedric mit den Augen gefolgt war und dann seinen Entschluss gefasst hatte. Geh schon mal vor, ich komm dann nach. Harry, du kommst zu spt, es lutet gleich - Ich komm dann nach, okay? Harry hatte eben den Fu der Marmortreppe erreicht, als Cedric schon oben angekommen war. Er war mit seinen Freunden aus der sechsten Klasse unterwegs, vor denen Harry nicht mit ihm reden wollte. Sie gehrten zu den Leuten, die ihm jedes Mal, wenn er in ihre Nhe gekommen war, Rita Kimmkorns Artikel um die Ohren gehauen hatten. Er folgte ihnen in einigem Abstand, bis er feststellte, dass sie zu dem Klassenzimmer gingen, in dem sie Zauberkunst hatten. Das brachte ihn auf eine Idee. Er blieb in einiger Entfernung von ihnen stehen, zog den Zauberstab und zielte sorgfltig. Diffindo! Cedrics Tasche riss auf, Pergamentbltter, Federn und Bcher fielen zu Boden und ein paar Tintenfsser zerbrachen. Ich mach das schon, danke, sagte Cedric genervt, als seine Freunde sich bckten, um ihm zu helfen. Geht schon mal vor und sagt Flitwick, dass ich nachkomme ... Genau darauf hatte Harry gewartet. Er steckte den Zauberstab wieder ein, wartete, bis Cedrics Freunde in ihr Klassenzimmer gegangen waren, und rannte dann den Gang entlang, in dem jetzt auer ihm und Cedric keiner mehr war. Hallo, sagte Cedric und hob sein mit Tinte bespritztesLehrbuch der Verwandlung fr Fortgeschrittene auf. Meine Tasche ist gerade kaputtgegangen ... brandneu, stell dir vor ... Cedric, sagte Harry, in der ersten Aufgabe kommen Drachen. Wie bitte?, sagte Cedric und sah auf. Drachen, sagte Harry hastig, denn er befrchtete, Professor Flitwick knnte herauskommen, um nachzusehen, wo Cedric abgeblieben war. Sie haben vier, fr jeden von uns einen, und wir mssen an ihnen vorbeikommen. Cedric starrte ihn an. Harry sah ein wenig von jener Furcht, die er selbst seit Samstagnacht sprte, in Cedrics grauen Augen aufflackern. Bist du dir ganz sicher?, fragte Cedric mit gedmpfter Stimme. Todsicher, sagte Harry. Ich hab sie gesehen. Aber wie hast du das rausgekriegt? Wir drfen es doch nicht wissen ... Ist doch egal, sagte Harry rasch - Hagrid wrde Schwierigkeiten bekommen, wenn er die Wahrheit erzhlte. Aber ich bin nicht der Einzige, der davon wei. Fleur und Krum werden es inzwischen auch wissen - Maxime und Karkaroff haben die Drachen auch gesehen. Cedric richtete sich auf, die Arme voll tintenverschmierter Federn, Pergamentrollen und Bcher, die aufgerissene Tasche baumelte von seiner Schulter. Er starrte Harry an und ein verwirrter, beinahe misstrauischer Ausdruck trat in seine Augen. Warum sagst du mir das?, fragte er. Harry sah ihn unglubig an. Er war sich sicher, dass Cedric nicht gefragt htte, wenn er die Drachen selbst gesehen htte. Harry htte es selbst seinem schlimmsten Feind nicht gegnnt, unvorbereitet diesen Drachen zu begegnen - na ja, vielleicht Malfoy oder Snape ... Es ist einfach ... fair, oder?, sagte er. Jetzt wissen wir es alle ... wir haben die gleichen Chancen. Cedric stand immer noch da und sah ihn mit einer Spur Misstrauen an, als Harry hinter sich ein vertrautes Pochen hrte. Er wandte sich um und sah Mad-Eye Moody aus einem der umliegenden Klassenzimmer kommen. Komm mit, Potter, knurrte er. Diggory, du kannst gehen. Harry starrte Mad-Eye Moody gespannt an. Hatte er sie zufllig belauscht? hm - Professor, ich sollte eigentlich in Kruterkunde - Vergiss das mal, Potter. In mein Bro, bitte ... Harry folgte ihm voll dunkler Vorahnungen. Was, wenn Moody wissen wollte, wie er von den Drachen erfahren hatte? Wrde Moody zu Dumbledore gehen und Hagrid auffliegen lassen, oder wrde er Harry nur in ein Frettchen verwandeln? Es wre vielleicht einfacher, an einem Drachen vorbeizukommen, wenn er ein Frettchen war, berlegte Harry dumpf, er war dann kleiner und aus einer Hhe von fnfzehn Metern viel schwerer zu erkennen ... Er folgte Moody ins Bro. Moody schloss die Tr hinter ihnen und wandte sich dann Harry zu, das magische Auge und auch das normale scharf auf ihn gerichtet. Was du da gerade getan hast, war sehr anstndig von dir, Potter, sagte Moody leise. Harry wusste nicht, was er sagen sollte; er hatte alles erwartet, nur das nicht. Setz dich, sagte Moody, Harry setzte sich und sah sich um. In diesem Bro hatte er schon die zwei Vorgnger Moo-dys erlebt. In Professor Lockharts Tagen waren die Wnde mit strahlenden, zwinkernden Bildern von Professor Lockhart persnlich gepflastert gewesen. Zu Zeiten Lupins war man hier eher auf ein neues Exemplar eines faszinierendenschwarzen Geschpfes gestoen, das er fr sie beschafft hatte, damit sie es im Unterricht untersuchen konnten. Nun jedoch war das Bro voll gestopft mit einer Reihe uerst merkwrdiger Gegenstnde, die Moody, wie Harry vermutete, in seiner Zeit als Auror benutzt haben musste. Auf dem Schreibtisch stand etwas, das wie ein kaputter groer glserner Kreisel aussah; Harry erkannte sofort, dass es ein Spickoskop war, weil er selbst eins besa, wenn auch ein viel kleineres. Auf einem Tisch in der Ecke stand etwas, das aussah wie eine extra verschnrkelte goldene Zimmerantenne. Das Ding summte leise. An der Wand gegenber von Harry hing eine Art Spiegel, doch er spiegelte nichts. Schattenhafte Gestalten bewegten sich darin, keine davon war klar zu sehen. Gefallen dir meine Antiobskuranten?, sagte Moody und beobachtete Harry scharf. Was ist das denn?, fragte Harry und deutete auf die verschnrkelte Fernsehantenne. Geheimnis-Detektor. Vibriert, wenn er Heimlichkeiten und Lgen entdeckt ... hier ist er natrlich nutzlos, zu starke berlagerungen, berall im Schloss erzhlen sie stndig Lgenmrchen, warum sie ihre Hausaufgaben nicht geschafft haben. Das Ding summt ununterbrochen, seit ich hier bin. Und mein Spickoskop musste ich abstellen, weil es einfach nicht aufhren wollte zu pfeifen. Es ist hyperempfindlich und kriegt alles mit, was in einer Meile Umkreis passiert. Natrlich knnte es auch mehr als Kinderkram aufspren, fgte er knurrig hinzu. Und wozu ist der Spiegel? Das ist mein Feindglas. Siehst du sie da drauen miesepetrig rumhngen? Ich bin erst wirklich in Schwierigkeiten, wenn ich das Weie in ihren Augen sehe. Dann ffne ich meinen Koffer. Er lachte kurz und knirschend, dann deutete er auf einen groen Koffer unter dem Fenster. Er hatte sieben Schlssellcher in einer Reihe. Harry berlegte, was wohl drin sein knnte, bis ihn Moodys nchste Frage pltzlich aus seinen Gedanken riss. Soso ... hast also die Sache mit den Drachen rausgefunden? Harry zgerte. Genau davor hatte er sich gefrchtet -doch er hatte Cedric nicht gesagt und wrde es bestimmt auch Moody nicht verraten, dass Hagrid die Regeln gebrochen hatte. Ist schon gut, sagte Moody, setzte sich und streckte grunzend sein Holzbein aus. Schummeln ist beim Trimagi-schen Turnier alte Tradition. Ich hab nicht geschummelt, sagte Harry scharf. Es war - so was wie ein Zufall, dass ich es erfahren habe. Moody grinste. Ich hab dir keinen Vorwurf gemacht, Junge. Ich hab Dumbledore von Anfang an gesagt, er knne von mir aus noch so edel gesinnt sein, aber der alte Karkaroff und Maxime wrden sicher mit gezinkten Karten spielen. Die werden ihren Champions inzwischen alles gesagt haben, was sie wissen. Die wollen gewinnen. Sie wollen Dumbledore schlagen. Sie mchten beweisen, dass er auch nur ein Mensch ist. Moody lachte knirschend und sein magisches Auge schwamm so schnell umher, dass Harry vom Zusehen fast schwindelig wurde. Also ... hast du schon irgendeine Idee, wie du um deinen Drachen herumkommen kannst?, fragte Moody. Nein, sagte Harry. Nun denn, ich werd's dir sagen, brummte Moody. Ich will ja niemanden begnstigen. Ich geb dir nur ein paar gute, allgemeine Ratschlge. Und der erste ist: Setz auf deine Strken. Ich hab keine, platzte es aus Harry heraus, bevor er richtig berlegt hatte. Entschuldige mal, knurrte Moody, wenn ich sage, du hast Strken, dann hast du auch welche. Denk nach. Worin bist du am besten? Harry versuchte seine Gedanken zu sammeln. Ja, worin war er am besten? Nun, das war im Grunde einfach - Quidditch, flsterte er dumpf, aber das hilft mir ja auch n ... Stimmt, sagte Moody und sah ihn mit seinem magischen Auge, das er kaum bewegte, durchdringend an. Du bist ein verdammt guter Flieger, wie ich hre. Jaah, aber ..., Harry starrte ihn an. Ich darf keinen Besen benutzen, ich hab nur meinen Zauberstab - Mein zweiter allgemeiner Ratschlag, unterbrach ihn Moody mit erhobener Stimme, verwende einen schlichten kleinen Zauber, mit dem du bekommst, was du brauchst. Harry sah ihn mit groen Augen an. Was meinte er damit? Komm schon, Junge ..., flsterte Moody. Zhl zwei und zwei zusammen ... so schwierig ist es nicht ... Und der Groschen fiel. Am besten war er im Fliegen. Er musste in der Luft an dem Drachen vorbeikommen. Dafr brauchte er seinen Feuerblitz. Und fr seinen Feuerblitz brauchte er - Hermine, flsterte Harry, nachdem er drei Minuten spter ins Gewchshaus gestrmt war und Professor Sprout im Vorbeigehen rasch eine Entschuldigung zugemurmelt hatte. Hermine, ich brauche deine Hilfe. Was glaubst du eigentlich, worber ich die ganze Zeit nachdenke?, flsterte sie mit groen, sorgenvollen Augen ber den zitternden Ginsterbusch hinweg, den sie gerade beschnitt. Hermine, ich muss den Aufrufezauber richtig beherrschen, und zwar bis morgen Nachmittag. Also bten sie. Sie gingen nicht zum Mittagessen, sondern in ein freies Klassenzimmer, wo Harry mhsam versuchte, verschiedene Gegenstnde durch den Raum auf sich zufliegen zu lassen. Noch immer hatte er damit Schwierigkeiten. Jedes Mal verloren die Bcher und Federkiele auf halbem Weg die Lust und fielen wie Steine zu Boden. Konzentrier dich, Harry, konzentrier dich ... Was glaubst du eigentlich, was ich hier mache?, sagte Harry zornig. Mir schwirrt stndig ein tzender Riesendrache im Kopf rum, ich wei auch nicht, wieso ... gut, noch mal ... Er wollte Wahrsagen schwnzen, um weiterzuben, doch Hermine weigerte sich strikt, Arithmantik sausen zu lassen, und ohne Hermine hatte es keinen Sinn. So musste er ber eine Stunde lang Professor Trelawney ber sich ergehen lassen, die die meiste Zeit damit verbrachte, ihnen zu erklren, dass die gegenwrtige Position des Mars in Konstellation zu der des Saturn zur Folge habe, dass im Juli geborene Menschen in groer Gefahr seien, eines pltzlichen und gewaltsamen Todes zu sterben. Schn, warum nicht, rief Harry, dem der Geduldsfaden riss, wenigstens zieht es sich dann nicht so ewig hin, ich will nicht lange leiden. Ron sah einen Moment lang aus, als wolle er lachen; es war sicher das erste Mal seit Tagen, dass er Harry in die Augen sah, doch Harry war immer noch so sauer auf ihn, dass es ihn nicht rhrte. Whrend der restlichen Stunde versuchte er mit dem Zauberstab unter dem Tisch kleine Gegenstnde zu sich heranzuziehen. Er schaffte es auch tatschlich, eine Fliege direkt in seine Hand summen zu lassen,doch er war sich nicht ganz sicher, ob das seiner Strke im Aufrufezaubern zu verdanken war - oder ob die Fliege einfach nur dumm war. Nach Wahrsagen wrgte er ein wenig vom Mittagessen hinunter, dann warf er sich und Hermine den Tarnurnhang ber, damit sie vor den Blicken der Lehrer sicher waren, und sie kehrten in das leere Klassenzimmer zurck. Bis nach Mitternacht bten sie weiter und wren sogar noch lnger geblieben, wenn Peeves nicht aufgetaucht wre. Peeves verstand Harry absichtlich falsch, nmlich so, als wolle Harry nichts lieber als mit Gegenstnden beworfen zu werden, und so machte er sich einen Spa daraus, Sthle durchs Zimmer zu schleudern. Harry und Hermine ergriffen die Flucht, bevor der Lrm Filch auf den Plan rief, und liefen zurck in den Gemeinschaftsraum, der nun glcklicherweise leer war. Um zwei Uhr morgens stand Harry am Kamin, inmitten eines Haufens von Bchern, Federn, umgestrzten Sthlen, einem alten Koboldsteinspiel und Nevilles Krte Trevor. Erst in der letzten Stunde hatte er den Dreh rausgekriegt. Schon besser, Harry, das wird schon, sagte Hermine erschpft, aber zufrieden. Tja, jetzt wissen wir, was du das nchste Mal tun musst, wenn ich einen Zauber nicht beherrsche, sagte Harry und warf Hermine ein Runenwrterbuch zu, um den Aufrufezauber ein letztes Mal zu proben. Du setzt mir einen Drachen vor die Nase. Fertig ... Noch einmal hob er den Zauberstab: Accio Wrterbuch! Der schwere Wlzer flog aus Hermines Hand, flatterte durchs Zimmer und landete in Harrys Armen. Harry, ich glaube, du hast es raus!, sagte Hermine erleichtert. Morgen jedenfalls muss es klappen, sagte Harry. DerFeuerblitz ist dann viel weiter weg als die Sachen hier, nmlich im Schloss, und ich bin drauen auf dem Gelnde. Das spielt keine Rolle, sagte Hermine zuversichtlich. Wenn du dich wirklich ganz fest darauf konzentrierst, dann kommt er. Wir gehen jetzt lieber noch ein wenig schlafen ... du wirst es brauchen. Harry hatte an diesem Abend so angestrengt versucht, den Aufrufezauber zu lernen, dass seine blinde Panik ein wenig nachgelassen hatte. Am nchsten Morgen berkam sie ihn jedoch wieder mit ganzer Wucht. In der Schule herrschte eine sehr gespannte und aufgeregte Atmosphre. Der Unterricht sollte um die Mittagszeit enden, damit alle Schler die Mglichkeit hatten, hinunter zum Drachengehege zu gehen - doch wussten sie natrlich noch nicht, was sie dort erwartete. Harry fhlte sich merkwrdig fern von allen Menschen um ihn herum, ob sie ihm nun viel Glck wnschten oder ihm im Vorbeigehen nur zuzischten: Wir bringen dir dann 'ne Packung Taschentcher, Potter. Seine Nervositt hatte sich so breit gemacht, dass er frchtete, schlicht und einfach den Kopf zu verlieren, wenn sie ihn zum Drachen hinausfhren wollten und er dann auch noch versuchen wrde, alles in seiner Umgebung zu verhexen. Die Zeit verging auf ganz eigenartige Weise. Groe Klumpen auf einmal brachen von ihr ab; im einen Moment lie er sich zur ersten Stunde, Geschichte der Magie, nieder, und im nchsten schon zum Mittagessen ... und dann (wo war der Morgen geblieben? Die letzten drachenfreien Stunden?) kam Professor McGonagall in der Groen Halle zu ihm herbergeeilt. Potter, die Champions mssenjetzt hinaus aufs Gelnde. Sie mssen sich fr die erste Aufgabe bereitmachen. Gut, sagte Harry und stand auf. Seine Gabel fiel klirrend auf den Teller. Viel Glck, Harry, flsterte Hermine. Du schaffst es schon! Ja, sagte Harry mit einer Stimme, die er von sich gar nicht kannte. Er ging mit Professor McGonagall hinaus. Auch sie schien nicht mehr sie selbst zu sein; tatschlich sah sie fast so besorgt aus wie Hermine. Sie ging mit ihm die Steintreppe hinunter, hinaus in den kalten Novembernachmittag, und legte ihm die Hand auf die Schulter. Nur jetzt nicht die Nerven verlieren, sagte sie, einfach khlen Kopf bewahren ... wir haben Zauberer, die bereitstehen und eingreifen, wenn die Sache auer Kontrolle gert ... Hauptsache, Sie geben Ihr Bestes, dann wird keiner schlecht von Ihnen denken ... alles in Ordnung? Ja, hrte sich Harry sagen. Mir geht's gut. Sie fhrte ihn am Waldrand entlang auf das Drachengehege zu, doch als sie die dichte Baumgruppe erreichten, von der aus er die Drachen gesehen hatte, stellte Harry fest, dass nun ein Zelt, das zu ihrer Seite hin geffnet war, die Sicht versperrte. Dort mssen Sie mit den anderen Champions rein, sagte Professor McGonagall mit recht zittriger Stimme, und warten, bis Sie dran sind, Potter. Mr Bagman erwartet Sie ... er wird das ... das Verfahren erklren ... viel Glck. Danke, sagte Harry mit tonloser, weit entfernter Stimme. Sie verlie ihn am Zelteingang und Harry trat ein. Auf einem Holzschemel in der Ecke sa Fleur Delacour. Sie wirkte nicht annhernd so gefasst wie sonst, eher bleich und eingeschchtert. Viktor Krum blickte noch miesepetriger drein als sonst, und Harry berlegte, ob dies seine Artwar, Nerven zu zeigen. Cedric schritt im Zelt auf und ab und lchelte ihm kurz zu, und als Harry zurcklchelte, sprte er, dass sich seine Gesichtsmuskeln arg anstrengen mussten, ganz als ob sie vergessen htten, wie Lcheln ging. Harry! Ach schn!, sagte Bagman vergngt und wandte sich ihm zu. Komm rein, komm rein und fhl dich wie zu Hause. Bagman sah unter all den blassgesichtigen Champions fast aus wie eine etwas zu knallig geratene Comicfigur. Heute trug er wieder seinen alten Wespenumhang. Schn, jetzt, da wir alle hier sind, ist es Zeit, euch aufzuklren!, strahlte Bagman. Wenn sich alle Zuschauer eingefunden haben, werde ich euch der Reihe nach diesen Beutel reichen, er hielt ein kleines, purpurnes Seidensckchen hoch und schttelte es, aus dem ihr jeweils ein kleines Modell dessen, mit dem ihr es zu tun bekommt, herauszieht. Es gibt verschiedene - hm - Arten, versteht ihr. Und ich muss euch auch noch etwas anderes sagen ... hmh, ja ... eure Aufgabe ist es, das goldene Ei zu holen! Harry sah sich um. Cedric hatte kurz genickt, um zu zeigen, dass er Bagmans Worte verstanden hatte, und ging jetzt wieder im Zelt auf und ab; er schien ein wenig grn angelaufen zu sein. Fleur Delacour und Krum hatten berhaupt nicht reagiert. Vielleicht frchteten sie, sich bergeben zu mssen, wenn sie den Mund aufmachten; so jedenfalls fhlte sich Harry. Doch sie hatten sich wenigstens freiwillig fr dieses Turnier gemeldet ... Nur wenige Minuten waren vergangen, als sie auch schon Hunderte und Aberhunderte von Fen am Zelt vorbeitrampeln hrten, mit ihren aufgeregt redenden, lachenden, Witze reienden Besitzern ... Harry fhlte sich der Menge so fremd, als wrde es sich dabei um eine andere Gattung von Lebewesen handeln. Und dann - Harry kam es vor, alsob nur eine Sekunde vergangen wre - ffnete Bagman den Bund seines purpurnen Seidensckchens. Ladies first, sagte er und hielt das Sckchen Fleur Delacour hin. Sie steckte ihre zitternde Hand hinein und zog ein winziges, aber tadelloses Modell eines Drachen heraus - des Walisischen Grnlings. Er trug die Nummer 2 um den Hals. Und da Fleur nicht die Spur berrascht schien, wusste Harry nun, dass er Recht gehabt hatte: Madame Maxime hatte ihr erzhlt, was kommen wrde. Dasselbe galt fr Krum. Er zog den scharlachroten Chinesischen Feuerball. Der kleine Drache trug die Nummer 3 um den Hals. Krum zuckte nicht einmal mit der Wimper und starrte weiter stur zu Boden. Cedric steckte die Hand in das Sckchen und zog den blaugrauen Schwedischen Kurzschnuzler heraus, der die l um den Hals trug. Harry wusste, welcher noch brig war, steckte die Hand in den Seidenbeutel und zog den Ungarischen Hornschwanz, die Nummer 4, heraus. Er spannte die Flgel, als Harry ihn betrachtete, und zeigte seine winzigen Fangzhne. Schn, das war's!, sagte Bagman. Mit den Drachen, die ihr gezogen habt, bekommt ihr es jetzt zu tun, und die Nummern geben an, in welcher Reihenfolge ihr antretet. Alles klar? Gut. Ich muss euch gleich allein lassen, weil ich das Turnier kommentieren werde. Mr Diggory, Sie sind als Erster dran, wenn Sie eine Pfeife hren, gehen Sie einfach hinaus ins Gehege, verstanden? Ach ... Harry ... knnte ich kurz mit dir sprechen? Drauen? hm ... ja, sagte Harry tonlos, stand auf und ging mit Bagman aus dem Zelt, der ihn einige Schritte fort bis unter die Bume fhrte und ihn dann mit vterlicher Miene ansah. Fhlst du dich wohl, Harry? Kann ich dir irgendwas besorgen? Was?, sagte Harry. Ich - nein, nichts. Hast du einen Plan?, sagte Bagman und senkte verschwrerisch die Stimme. Mir macht es nmlich nichts aus, dir ein paar Tipps zu geben, nur wenn du willst, versteht sich. Dann fuhr er mit noch leiserer Stimme fort: Hr mal, du bist der Auenseiter hier, Harry ... wenn ich dir irgendwie helfen kann ... Nein, sagte Harry rasch, und er wusste genau, dass er unhflich klang, nein - ich - ich hab schon entschieden, was ich tun will, danke. Niemand wrde es erfahren, Harry, sagte Bagman augenzwinkernd. Nein, mir geht's gut, sagte Harry und fragte sich gleichzeitig, warum er den Leuten das stndig erzhlte und ob er sich jemals schlechter gefhlt hatte. Ich hab mir einen Plan gemacht, ich - Von irgendwoher kam ein Pfiff. Meine Gte, ich muss mich beeilen!, sagte Bagman erschrocken und rannte davon. Harry ging zum Zelt zurck und sah, wie Cedric, inzwischen noch grner im Gesicht, herauskam. Harry wollte ihm im Vorbeigehen Glck wnschen, doch alles, was aus seinem Mund kam, war ein heiseres Gurgeln. Harry ging hinein zu Fleur und Krum. Sekunden spter hrten sie den Aufschrei der Menge. Cedric hatte also das Gehege betreten und stand nun dem lebendigen Vorbild seines Modells von Angesicht zu Angesicht gegenber ... Nur dazusitzen und zu lauschen war schlimmer, als Harry es sich je htte vorstellen knnen. Die Menge kreischte ... schrie ... sthnte wie ein einziges vielkpfiges Wesen, whrend Cedric was auch immer unternahm, um an dem SchwedischenKurzschnuzler vorbeizukommen. Krum stierte immer noch zu Boden. Fleur tat es nun Cedric gleich und schritt unablssig im Kreis durch das Zelt. Und Bagmans Kommentar machte alles noch viel, viel schlimmer ... furchtbare Bilder nahmen in Harrys Kopf Gestalt an, whrend er lauschte: Oooh, da hat er ihn knapp verfehlt, ganz knapp ... Er geht ja volles Risiko, der Junge! ... clevere Finte - schade, dass es nichts genutzt hat! Und dann, nach ungefhr fnfzehn Minuten, hrte Harry das ohrenbetubende Brllen, das nur eines bedeuten konnte: Cedric war an seinem Drachen vorbeigekommen und hatte das goldene Ei geholt. Wirklich sehr gut!, rief Bagman. Und nun die Noten der Jury! Doch er las die Noten nicht laut vor; Harry vermutete, dass die Richter sie fr das Publikum hochhielten. Einer ist durch, drei haben wir noch!, rief Bagman, und wieder gellte der Pfiff. Miss Delacour, bitte! Fleur zitterte am ganzen Leib, und als sie mit erhobenem Kopf, den Zauberstab fest umklammert, aus dem Zelt ging, sprte Harry sogar ein wenig mehr Herzlichkeit fr sie als bisher. Er und Krum saen sich jetzt allein gegenber und vermieden es sorgfltig, sich in die Augen zu schauen. Die ganze Geschichte ging von vorn los ... Oh, ich bin mir nicht sicher, ob das klug war!, konnten sie Bagman schadenfroh rufen hren. Oh ... beinahe! Jetzt aber Vorsicht ... du meine Gte, ich dachte schon, sie wre erledigt! Zehn Minuten spter hrte Harry, wie die Menge erneut in Beifall ausbrach. Auch Fleur musste es geschafft haben. Eine Pause, whrend deren Fleurs Noten gezeigt wurden ... noch mehr Beifall ... und dann, zum dritten Mal, der Pfiff. Und hier kommt Mr Krum!, rief Bagman. Krum schlurfte hinaus und lie Harry allein zurck. Er sprte jetzt seinen Krper viel strker als sonst; er war sich deutlich bewusst, dass sein Herz rasend pochte und seine Finger vor Angst zitterten ... doch zugleich schien er auerhalb seiner selbst zu stehen, die Wnde des Zeltes zu sehen und die Menge zu hren, wie aus ganz, ganz weiter Ferne ... Sehr gewagt!, rief Bagman, und Harry hrte, wie der Chinesische Feuerball einen grauenhaften, kreischenden Schrei ausstie und die Menge auf einen Schlag den Atem anhielt. Er hat ganz schn Nerven, muss man sagen - und - ja, er hat das Ei! Beifall durchzitterte die kalte Luft wie das Gerusch zerbrechenden Glases; Krum hatte es geschafft - jeden Augenblick war Harry selbst dran. Er stand auf und nahm verschwommen wahr, dass seine Beine aus Gummi zu bestehen schienen. Er wartete. Und dann hrte er den Pfiff. Als er hinausging, berschwemmte ihn die Panik wie eine eiskalte Welle. Er ging an den Bumen vorbei und durch eine ffnung in der Umfriedung. Er sah alles vor sich wie in einem grellbunten Traum. Viele hundert Gesichter sahen von den Tribnen, die sie inzwischen herbeigezaubert hatten, auf ihn herab. Und da war das Hornschwanz-Weibchen, am anderen Ende der Koppel, gedrungen ber ihrem Gelege kauernd, die Flgel halb eingezogen, die bsartigen gelben Augen auf ihn gerichtet -eine monstrse, schuppige schwarze Echse, die mit ihrem dornenbesetzten Schwanz auf den Boden peitschte und meterlange Furchen in die Erde schlug. Die Zuschauer machten einigen Lrm, doch ob sie ihn anfeuerten oder ausbuhten, es war Harry nun gleich. Jetzt war es an der Zeit zu tun, was er tun musste ... ausschlielich und mit aller Kraft an das zu denken, was seine einzige Chance war ... Er hob den Zauberstab. Accio Feuerblitz!, rief er. Er wartete, und jede Faser seines Krpers hoffte, flehte ... vielleicht war es misslungen ... vielleicht kam er nicht ... er sah alles wie durch eine schimmernde, durchsichtige Mauer, durch einen Hitzeschleier, der das Gehege und die Hunderte von Gesichtern um ihn her merkwrdig verschwimmen lie ... Und dann hrte er ihn. Hinter ihm rauschte er durch die Luft. Harry drehte sich um und sah den Feuerblitz am Waldrand entlang auf ihn zuschwirren, er schoss in das Gehege und kam in Hfthhe neben ihm zum Halt, bereit, von Harry bestiegen zu werden. Die Menge tobte jetzt ... Bag-man rief irgendetwas ... doch es erreichte Harrys Ohren nicht ... Zuhren war unwichtig ... Er schwang ein Bein ber den Besen und stie sich vom Boden ab. Und eine Sekunde spter geschah etwas Wundersames ... Als er in die Hhe schoss, als der Wind durch sein Haar blies und die Gesichter der Menge zu bloen fleischfarbenen Stecknadelkpfen wurden und der Hornschwanz auf die Gre eines Hundes schrumpfte, da wurde ihm klar, dass er nicht nur den Erdboden hinter sich gelassen hatte, sondern auch seine Angst ... er war wieder da, wo er hingehrte ... Dies hier war nur ein Quidditch-Spiel, ganz einfach ... nur noch ein Quidditch-Spiel, und der Hornschwanz war nichts weiter als eine dieser gemeinen gegnerischen Mannschaften ... Er sphte hinunter auf das Gelege und sah das goldene Ei, das sich schimmernd von den zementfarbenen Eiern abhob, geborgen zwischen den Vorderbeinen des Drachen. Gut, sagte sich Harry, Ablenkungstaktik ... los geht's ... Er schoss senkrecht Richtung Erde. Der Kopf des Horn-Schwanzes folgte ihm; er wusste, was der Drache tun wrde, und riss sich im letzten Augenblick aus dem Sturzflug; ein Feuersto hatte die Luft verbrannt, genau dort, wo er gewesen wre ... doch Harry war es gleich ... das war nichts anderes als einem Klatscher auszuweichen ... Meine Gte, der kann fliegen!, rief Bagman durch das Kreischen und Seufzen der Menge. Sehen Sie das, Mr Krum? Harry zog sich wie auf einer weiten Spirale nach oben; der Hornschwanz folgte ihm mit den Augen, sein Kopf rotierte auf dem langen Hals - wenn er das durchhielt, wrde es dem Drachen ganz schn schwindelig werden -, doch sollte er es besser nicht zu weit treiben, sonst wrde das Biest wieder Feuer speien. Harry strzte sich genau in dem Moment in die Tiefe, als der Hornschwanz das Maul aufriss, doch diesmal hatte er weniger Glck - er entging zwar den Flammen, doch der Schwanz peitschte nach ihm, und als er seitlich ausbrach, streifte ein langer Dorn seine Schulter und zerfetzte seinen Umhang. Er sprte einen stechenden Schmerz, er hrte die Schreie und das Sthnen der Menge, doch der Riss schien nicht besonders tief zu sein ... er schwirrte ber dem Rcken des Hornschwanzes herum, und da fiel ihm etwas ein ... Der Hornschwanz schien offenbar nicht fliegen zu wollen, das Drachenweibchen sorgte sich zu sehr um seine Brut. Es zuckte zwar und wand sich, spannte die Flgel und rollte sie wieder ein und verfolgte Harry unablssig mit den Furcht erregenden gelben Augen, doch hatte es Angst, sich zu weit von seinen Eiern zu entfernen ... aber genau dazu musste er den Drachen unbedingt bringen, oder er wrde nie an das Gelege herankommen ... der Witz war, es ganz vorsichtig, ganz allmhlich zu tun ... Er flog vor dem Kopf des Drachen hin und her, weit genug entfernt, damit er kein Feuer spie, um ihn zu verjagen, doch immer noch als druende Gefahr, die er nicht aus den Augen lassen durfte. Den Kopf hin- und herschwenkend verfolgte er ihn mit den Augen, beobachtete ihn aus seinen senkrechten Pupillen, die Fangzhne gebleckt ... Er stieg hher. Der Drache reckte den Hals, bis es nicht mehr ging, und noch immer schwenkte er den Kopf hin und her wie eine Schlange vor ihrem Beschwrer ... Harry stieg noch ein paar Meter hher, und der Drache brllte wtend auf. Fr ihn war er wie eine Fliege, eine Fliege, die er in rasendem Zorn totklatschen wollte; wieder schlug er mit dem Schwanz aus, doch jetzt konnte er ihn nicht mehr erreichen ... er spie einen Feuerball nach Harry, doch Harry wich ihm aus ... das Maul ffnete sich weit ... Komm schon, zischte Harry und drehte Kreise ber dem Drachenkopf, um ihn noch weiter zu reizen, komm nur, schnapp mich doch ... steh auf, mach schon ... Und dann bumte sich der Drache auf, spannte endlich seine groen schwarzen ledrigen Flgel, lang wie die eines kleinen Flugzeugs - und Harry strzte sich hinab. Bevor der Drache wusste, was Harry getan hatte oder wohin er verschwunden war, raste Harry, so schnell er konnte, auf die Erde und auf die Eier zu, die jetzt nicht mehr von den klauenbesetzten Pranken beschtzt waren - er nahm die Hnde vom Feuerblitz - und packte das goldene Ei - Und mit einem gewaltigen Spurt floh er, raste ber die Tribnen hinweg, das schwere Ei sicher unter den unverletzten Arm geklemmt. Und in diesem Augenblick schien jemand die Lautstrke hoch gedreht zu haben - zum ersten Mal wurde ihm klar bewusst, welchen Lrm die Zuschauer machten, die so laut wie die irischen Anhnger bei der Weltmeisterschaft schrien und klatschten - Schaut euch das an!, rief Bagman. Da schaut euch das mal an! Unser jngster Champion hat sein Ei am schnellsten geholt! Damit stehen die Chancen fr Mr Potter nun ganz anders! Harry sah die Drachenwrter herbeilaufen, um den Hornschwanz zu beruhigen, und drben, am Eingang des Geheges, fanden sich eilends Professor McGonagall, Professor Moody und Hagrid ein, um ihn zu empfangen; alle winkten ihm zu, und schon von weitem sah er sie lcheln. Er flog ber die Tribnen hinweg zurck, das Toben der Menge pochte in seinen Ohren, und er landete weich auf der Erde. Seit Wochen war ihm nicht mehr so leicht ums Herz gewesen ... er hatte die erste Aufgabe geschafft, er hatte berlebt ... Das war wirklich eine Glanzleistung, Potter!, rief Professor McGonagall, als er von seinem Feuerblitz stieg - und aus ihrem Munde war dies ein wahrhaft unerhrtes Lob. Er sah, dass ihre Hand zitterte, als sie auf seine Schulter deutete. Sie mssen erst einmal zu Madam Pomfrey, bevor die Richter Ihre Punktzahl bekannt geben ... dort drben, sie musste auch schon Diggory zusammenflicken ... Du hast's gepackt, Harry!, sagte Hagrid heiser. Du hast es gepackt! Und sogar gegen das Hornschwanz-Weibchen. Charlie meinte, die sei die Schlimmste - Danke, Hagrid, sagte Harry laut, damit Hagrid nicht weiterplapperte und verriet, dass er ihm die Drachen zuvor gezeigt hatte. Auch Professor Moody sah sehr zufrieden aus; das magische Auge tanzte in seiner Hhle. Schlicht und einfach, das war der Trick dabei, Potter, knurrte er. Nun aber los, Potter, zum Erste-Hilfe-Zelt, wenn ich bitten darf ..., sagte Professor McGonagall. Immer noch keuchend verlie Harry das Gehege und sah jetzt Madam Pomfrey, die mit besorgtem Blick am Eingang des zweiten Zeltes stand. Drachen!, sagte sie angewidert und zog Harry ins Zelt. Es war in kleine Rume abgeteilt; er konnte Cedrics Schatten an der Stoffwand sehen, doch er schien nicht schwer verletzt; zumindest sa er aufrecht. Madam Pomfrey untersuchte Harrys Schulter und lie ihrem rger freien Lauf. Letztes Jahr Dementoren, dieses Jahr Drachen, was werden sie nchstes Jahr in diese Schule schleppen? Da hast du noch mal Glck gehabt ... die Wunde ist nicht tief ... aber bevor ich sie verheilen lasse, muss ich sie reinigen ... Sie suberte den Riss mit einem Tropfen purpurroter Flssigkeit, die rauchte und auf der Haut brannte, doch dann gab sie ihm mit dem Zauberstab einen Klaps auf die Schulter, und er sprte, wie die Wunde in Sekundenschnelle heilte. Schn, und jetzt bleib eine Minute ruhig sitzen - bleib sitzen! Dann kannst du gehen und dir deine Punkte abholen. Sie wackelte hinaus und er hrte, wie sie nebenan sagte: Wie geht's uns jetzt, Diggory? Harry wollte nicht ruhig sitzen bleiben; noch rauschte es zu sehr in seinen Adern. Er stand auf, um nachzusehen, was drauen los war, doch bevor er den Zelteingang erreicht hatte, waren zwei von drauen hereingestrzt - Hermine, dicht gefolgt von Ron. Harry, du warst einfach klasse!, jubilierte Hermine. Dort, wo sie sich vor Angst die Finger ins Gesicht gekrallt hatte, waren die Spuren ihrer Fingerngel zu sehen. Du warst einfach unglaublich! Wirklich unglaublich! Doch Harrys Blick galt Ron, der ganz wei im Gesicht war und Harry anstarrte, als wre er ein Gespenst. Harry, sagte er ernst, wer immer deinen Namen in diesen Kelch geworfen hat - ich - ich wette, die wollten dich erledigen! Es war, als ob die letzten Wochen nie gewesen wren - als ob Harry Ron zum ersten Mal sehen wrde, nachdem er Champion geworden war. Hast es kapiert, oder?, sagte Harry khl. Hast ja lange genug gebraucht. Hermine stand zwischen den beiden und blickte ganz hibbelig von einem zum anderen. Ron, unsicher geworden, ffnete den Mund. Harry wusste, dass er sich entschuldigen wollte, und pltzlich hatte er das Gefhl, er msse es gar nicht hren. Ist schon gut, sagte er, bevor Ron ein Wort herausbrachte. Vergiss es. Nein, sagte Ron, ich htte nicht - Vergiss es, sagte Harry. Ron grinste ihn nervs an und Harry grinste zurck. Hermine brach in Trnen aus. Da gibt's doch nichts zu weinen, sagte Harry verwirrt. Ihr beiden seid so doof!, schrie sie und stampfte mit dem Fu auf. Trnen fielen auf ihren Umhang. Dann, bevor einer von ihnen sie daran hindern konnte, umarmte sie beide und rauschte, nun erst richtig heulend, davon. Vollkommen bergeschnappt, sagte Ron kopfschttelnd. Harry, komm mit, gleich gibt es deine Punkte ... Harry, der es vor einer Stunde noch nicht fr mglich gehalten htte, dass er jetzt vor Glck schwebte, nahm das goldene Ei und den Feuerblitz und schlpfte mit Ron, der wie ein Wasserfall redete, aus dem Zelt. Du warst brigens der Beste, und zwar konkurrenzlos. Cedric hat ein merkwrdiges Ding gedreht und einen Felsbrocken auf dem Boden verwandelt ... und zwar in einenHund ... damit der Drache auf den Hund statt auf ihn losging. Na ja, als Verwandlungsstck war das ziemlich cool, und es hat auch irgendwie geklappt, weil er das Ei gekriegt hat, aber verbrannt hat er sich auch - der Drache hat es sich nmlich zwischendurch anders berlegt und wollte lieber Cedric als den Labrador grillen, er ist gerade noch entkommen. Und diese Fleur hat es mit einem Zauber versucht, ich glaub, sie wollte ihn in Trance versetzen - schn, das hat auch geklappt, er ist ganz schlfrig geworden, aber dann hat er angefangen zu schnarchen und eine groe Stichflamme ist ihm aus der Schnauze geschossen und ihr Rock hat Feuer gefangen - sie hat ihn mit Wasser aus ihrem Zauberstab gelscht. Und Krum - du wirst es nicht glauben, aber er ist nicht mal auf die Idee gekommen zu fliegen! Trotzdem war er nach dir sicher der Zweitbeste. Er hat ihm einen Fluch mitten ins Auge geschossen. Pech war nur, dass der Drache vor Schmerz anfing herumzutrampeln und die Hlfte der echten Eier zerquetscht hat - dafr haben sie ihm Punkte abgezogen, denn sie durften ja nicht beschdigt werden. Sie erreichten den Rand des Geheges und Ron legte eine kleine Pause ein. Nun, da sie den Hornschwanz fortgebracht hatten, konnte Harry sehen, wo die fnf Richter saen - gegenber auf der anderen Seite, auf einem Podium mit goldbespannten Sthlen. Jeder kann hchstens zehn Punkte vergeben, sagte Ron, und Harry sphte ber das Feld und sah den ersten Richter -Madame Maxime - den Zauberstab heben. Ein langer Silberfaden flog aus der Spitze hervor und verschlngelte sich zu einer groen Acht. Nicht schlecht!, rief Ron, und das Publikum klatschte. Ich vermute, sie hat dir wegen deiner Schulter Punkte abgezogen. Mr Crouch war der Nchste. Er lie die Ziffer Neun in die Luft schieen. Sieht gut aus!, rief Ron und klatschte Harry auf den Rcken. Jetzt kam Dumbledore. Auch er lie eine Neun erstehen. Die Menge jubelte noch lauter. Ludo Bagman - eine Zehn. Zehn?, sagte Harry unglubig. Aber ... ich wurde verletzt ... worauf hat der es abgesehen? Harry, jetzt beklag dich nicht!, rief Ron begeistert. Und nun erhob Karkaroff seinen Zauberstab. Er zgerte einen Moment, und dann schoss auch aus seinem Zauberstab eine Ziffer - Vier. Wie bitte?, brllte Ron zornig. Vier? Du lausiger parteiischer Schleimbeutel, du hast Krum eine Zehn gegeben! Doch Harry war es egal, und es wre ihm auch egal gewesen, wenn Karkaroff ihm zehn Punkte gegeben htte; dass Ron sich fr ihn so entrstete, war ihm hundert Punkte wert. Davon sagte er Ron natrlich nichts, doch als er sich umwandte und aus dem Gehege ging, war ihm das Herz leichter als eine Feder. Und es war nicht nur Ron ... die dort im Publikum jubelten, waren nicht nur Gryffindors. Als es darauf ankam, als sie gesehen hatten, was ihm bevorstand, waren die meisten seiner Mitschler auf seiner Seite gewesen, wie zuvor auf Cedrics ... die Slytherins kmmerten ihn nicht - was immer sie ihm noch vorwerfen wrden, es wrde an ihm abprallen. Du bist auf dem ersten Platz, Harry, zusammen mit Krum!, sagte Charlie Weasley, der ihnen nachgerannt kam, als sie sich auf den Weg zur Schule machten. Hr mal, ich muss mich beeilen, weil ich Mum unbedingt eine Eule schicken muss, ich hab ihr geschworen, alles haarklein zu beschreiben - aber das war unglaublich! Ach ja - und ich solldir ausrichten, dass du noch ein paar Minuten hier bleiben sollst ... Bagman will mit dir sprechen, im Champions-Zelt. Ron wollte warten, und Harry ging ins Zelt, das ihm jetzt ganz anders, freundlich und einladend, vorkam. Er dachte daran, wie er sich gefhlt hatte, whrend er den Hornschwanz austrickste, und dann an die lange Wartezeit, bis es so weit gewesen war ... kein Vergleich, das Warten war unendlich viel schlimmer gewesen. Fleur, Cedric und Krum kamen ebenfalls herein. Eine Seite von Cedrics Gesicht war mit einer dicken orangeroten Paste bestrichen, die wohl seine Verbrennung heilen sollte. Er grinste Harry zu, als er ihn sah. Gut gemacht, Harry. Du auch, sagte Harry und grinste ebenfalls. Ihr alle habt's gut gemacht!, sagte Ludo Bagman, der ins Zelt gestrmt kam und so vergngt aussah, als ob er selbst gerade an einem Drachen vorbeigekommen wre. Ich wollte nur kurz mit euch sprechen. Vor der nchsten Runde habt ihr eine schne lange Pause. Sie wird am vier-undzwanzigsten Februar um halb zehn morgens stattfinden - aber fr die Zwischenzeit geben wir euch was zum Knobeln! Wenn ihr euch diese goldenen Eier in euren Hnden anschaut, dann seht ihr, dass sie sich ffnen lassen ... seht ihr die kleinen Scharniere? Im Ei steckt ein Rtsel, das ihr lsen msst - es wird euch verraten, worin die zweite Aufgabe besteht und wie ihr euch darauf vorbereiten knnt. Alles klar? Keine Fragen? Nun, dann marsch zurck in die Schule! Harry verlie das Zelt und ging mit Ron am Waldrand entlang zurck. Sie unterhielten sich whrend des ganzen Wegs; Harry wollte genauer wissen, wie es den anderen Champions ergangen war. Dann, als sie die dichte Baumgruppe umrundeten, hinter der Harry die Drachen erstmalshatte brllen hren, sprang hinter ihnen eine Hexe zwischen den Bumen hervor. Es war Rita Kimmkorn. Heute trug sie einen giftgrnen Umhang; die Flotte-Schreibe-Feder in ihrer Hand passte tadellos dazu. Gratuliere, Harry!, sagte sie und strahlte die beiden an. Drfte ich euch auf ein Wort unterbrechen? Harry, wie war es fr dich, gegen den Drachen zu kmpfen? Was hltst du vom Urteil der Schiedsrichter? Ja, Sie drfen uns auf ein Wort unterbrechen, sagte Harry wtend. Tschss! Und zusammen mit Ron ging er davon. ~Die Hauselfen-Befreiungsfront Harry, Ron und Hermine gingen an diesem Abend hoch in die Eulerei, um nach Pigwidgeon zu suchen, den sie mit einem Brief zu Sirius schicken wollten. Harry hatte ihm geschrieben, dass er unverletzt an dem Drachen vorbeigekommen war. Auf dem Weg nach oben erzhlte er Ron alles, was Sirius ihm ber Karkaroff gesagt hatte. Ron erschrak zuerst, als er hrte, dass Karkaroff ein Todesser gewesen war, doch als sie die Eulerei betraten, sagte er, sie htten ihn von Anfang an verdchtigen sollen. Das passt doch alles zusammen, sagte er. Weit du noch, was Malfoy im Zug gesagt hat? Dass sein Dad mit Karkaroff befreundet sei? Jetzt wissen wir, wo sie sich kennen gelernt haben. Wahrscheinlich sind sie bei der Weltmeisterschaft zusammen in diesen Masken rumgelaufen ... aber ich sag dir eines, Harry, wenn es tatschlich Karkaroff war, der deinen Namenszettel in den Kelch geworfen hat, wird er sich jetzt ziemlich dumm vorkommen. Es hat doch nicht geklappt, oder? Du hast nur einen Kratzer abgekriegt! Komm, gib her, ich mach schon - Pigwidgeon war so aus dem Huschen, weil er einen Brief zustellen durfte, dass er ununterbrochen kreischend um Harrys Kopf herumflog. Ron schnappte ihn mitten im Flug und hielt ihn fest, whrend ihm Harry den Brief ans Bein band. Die anderen Aufgaben knnen doch unmglich so gefhrlich sein, oder?, fuhr Ron fort, whrend er Pigwidgeonzum Fenster trug. Weit du was? Ich glaube sogar, du knntest dieses Turnier gewinnen, und das meine ich ernst. Das sagte Ron nur, um sein unmgliches Verhalten von letzter Woche wieder gutzumachen, fand Harry, und trotzdem hrte er es gerne. Hermine jedoch lehnte sich gegen eine Mauer, verschrnkte die Arme und sah Ron finster an. Harry hat einen langen Weg vor sich, bis er dieses Turnier abschlieen kann, sagte sie ernst. Wenn das die erste Aufgabe war, mchte ich lieber nicht daran denken, was das nchste Mal drankommt. Immer ein aufmunterndes Wort auf den Lippen, nicht wahr, Hermine?, sagte Ron. Du und Professor Trelawney, ihr solltet euch mal zusammensetzen. Er schleuderte den kleinen Kauz aus dem Fenster. Pigwid-geon sackte erst einmal vier Meter in die Tiefe, bis er sich fangen und in die Hhe steigen konnte; der Brief an seinem Bein war viel lnger und schwerer als sonst; Harry hatte es nicht lassen knnen, Sirius jedes einzelne Flugmanver zu beschreiben, mit dem er den Hornschwanz umkreist, gereizt und ausgetrickst hatte. Sie warteten, bis Pigwidgeon in der Dunkelheit verschwunden war, dann sagte Ron: Hr zu, Harry, unten gibt's 'ne berraschungsparty fr dich - Fred und George haben inzwischen bestimmt genug zu futtern aus der Kche geklaut. Und tatschlich, als sie den Gemeinschaftsraum der Gryffindors betraten, jubelten und klatschten ihre Mitschler, dass die Wnde wackelten. Smtliche Tische und Fensterbnke trugen Berge von Kuchen und Krge voll Krbissaft und Butterbier; Lee Jordan hatte ein paar von Dr. Filibusters famosen hitzefreien und nass zndenden Knallern losgelassen, so dass sie vor Funken und Sternennebel kaum noch et-was sehen konnten; Dean Thomas, der im Zeichnen ganz gut war, hatte ein paar eindrucksvolle neue Banner entworfen. Meist war Harry darauf zu sehen, wie er den Kopf des Hornschwanzes umschwirrte, hin und wieder auch Cedric mit seinem brennenden Haarschopf. Harry nahm sich etwas zu essen und setzte sich zu Ron und Hermine; er hatte beinahe vergessen, wie es war, richtig hungrig zu sein. Er konnte es immer noch nicht begreifen, dass er sich so glcklich fhlte; Ron war wieder an seiner Seite, er hatte die erste Aufgabe geschafft und die nchste kam ja erst in drei Monaten dran. Uff, ist das Ding schwer, sagte Lee Jordan, der das goldene Ei, das Harry auf den Tisch gelegt hatte, hochhob und in den Hnden wog. Mach es auf, Harry, na los! Lass uns einfach mal nachschauen, was drin ist! Er soll das Rtsel doch ganz allein lsen, warf Hermine rasch ein. Das steht in den Turnierregeln ... Ich sollte auch allein rausfinden, wie ich am Drachen vorbeikomme, murmelte Harry so leise, dass nur sie ihn hren konnte, worauf sie recht schuldbewusst grinste. Ja, los, Harry, mach es auf!, riefen einige der Umstehenden. Lee reichte Harry das Ei, Harry steckte die Fingerngel in die Rille, die sich um den Bauch des Eis zog, und ffnete es. Das Ei war hohl und ganz leer - doch kaum hatte Harry es aufgeklappt, drang ihnen ein grsslich lautes und kreischendes Gejammer in die Ohren. Harry hatte nur einmal etwas hnliches gehrt, nmlich das Geisterorchester auf der Todestagsfeier des Fast Kopflosen Nick, als alle Mann hoch die Musiksge gespielt hatten. Mach's zu!, brllte Fred, die Hnde an die Ohren gepresst. Was war das?, fragte Seamus Finnigan und starrte das Eian, als Harry es wieder zugeklappt hatte. Klang ja wie eine Banshee ... vielleicht musst du das nchste Mal an einer von diesen Todesfeen vorbeikommen, Harry! Es klang wie jemand, der gefoltert wird, sagte Neville, der ksebleich geworden war und sein Wurstbrtchen fallen gelassen hatte. Du musst gegen den Cruciatus-Fluch kmpfen! Red keinen Stuss, Neville, der ist doch verboten, sagte George. Den Cruciatus-Fluch lassen sie bestimmt nicht auf die Champions los. Ich dachte, es klang eher ein wenig, als wrde Percy singen ... vielleicht musst du ihn angreifen, whrend er unter der Dusche steht, Harry. Willst du ein Stck Biskuittorte, Hermine?, fragte Fred. Hermine beugte misstrauisch den Teller, den er ihr anbot. Fred grinste. Ist schon gut, sagte er. Ich hab nichts daran gedreht. Bei den Eierkremschnitten musst du aufpassen - Neville, der sich gerade einen Bissen Eierkremschnitte genehmigt hatte, wrgte und spickte ihn aus. Fred lachte. War nur 'n Witz, Neville ... Hermine nahm sich ein Stck Biskuittorte. Hast du die ganzen Sachen aus der Kche, Fred?, fragte sie. Jep, sagte Fred und grinste. Dann ahmte er mit hoher, piepsender Stimme einen Hauselfen nach. >Alles, was Sie wnschen, Sir, alles, was Sie wnschen!< Die sind ja so unglaublich hilfsbereit ... die wrden dir einen gegrillten Ochsen bringen, wenn du sagst, du hast 'nen Mordshunger. Und wie kommst du da rein?, fragte Hermine in unschuldig beilufigem Tonfall. Ganz einfach, sagte Fred, hinter einem Gemlde mit einer Obstschale ist eine Geheimtr. Du kitzelst einfach dieBirne, sie kichert und - Er brach ab und sah sie misstrauisch an. Warum? Nur so, sagte Hermine rasch. Willst du diese Hauselfen etwa in den Streik fhren?, sagte George. Gibst du diesen Flugblattkram auf und versuchst jetzt, sie zur Rebellion anzustacheln? Einige der Umstehenden gackerten. Hermine antwortete nicht. Hetz sie blo nicht auf und sag ihnen, sie htten ein Recht auf Kleidung und Bezahlung!, warnte Fred. Das hlt sie nur vom Kochen ab! In diesem Augenblick sorgte Neville fr eine kleine Ablenkung, indem er sich in einen Kanarienvogel verwandelte. O Verzeihung, Neville!, rief Fred durch das allgemeine Gelchter. Hab ich doch glatt vergessen - es war doch die Eierkrem, die wir verhext haben - Es dauerte jedoch nur eine Minute, dann verlor Neville seine Federn, und als die letzte ausgefallen war, erschien er wieder gesund und munter und stimmte sogar selbst in das Gelchter ein. Kanarienkremschnitten!, verkndete Fred laut der aufgeregten Schlerschar. Haben George und ich erfunden -sieben Sickel das Stck, ein echtes Schnppchen! Es war fast ein Uhr morgens, als Harry schlielich mit Ron, Neville, Seamus und Dean in den Schlafsaal hochstieg. Bevor er zu Bett ging, legte er das kleine Modell des Ungarischen Hornschwanzes auf seinen Nachttisch, wo es ghnte, sich einkringelte und die Augen schloss. Wirklich, dachte Harry, als er die Vorhnge um sein Bett zuzog, Hagrid hatte irgendwie Recht ... eigentlich sind sie ganz in Ordnung, diese Drachen ... Der Dezemberanfang brachte Strme und Graupelschauer nach Hogwarts. Zwar war das Schloss im Winter zugig wie immer, doch Harry dachte mit Erleichterung an die Feuer in den Kaminen und an die dicken Mauern, wenn er drauen am See wieder einmal am Schiff der Durmstrangs vorbeikam, das in den Windben taumelte und dessen schwarze Segel sich gegen den dunklen Himmel bauschten. Auch im Beauxbatons-Wohnwagen musste es ziemlich kalt sein. Wie ihm auffiel, versorgte Hagrid Madame Maximes Pferde grozgig mit ihrem Lieblingsgetrnk, Single Malt Whisky, und die Dmpfe, die vom Trog in einer Ecke ihrer Koppel herberwehten, reichten aus, um die ganze Pflege-magischer-Geschpfe-Klasse beschwipst zu machen. Das war nicht besonders hilfreich, denn sie pppelten immer noch diese grsslichen Krter auf und dafr brauchten sie einen klaren Kopf. Ich wei nicht, ob sie 'nen Winterschlaf halten, verkndete Hagrid in der nchsten Stunde der bibbernden Klasse im windigen Krbisbeet. Dachte, wir probieren mal aus, ob sie 'n Nickerchen mgen ... Legen wir sie doch einfach mal in diese Kisten hier ... Inzwischen waren nur noch zehn Krter brig; offenbar war ihnen die Lust, sich gegenseitig umzubringen, durch die sportliche Bettigung nicht ausgetrieben worden. Die Viecher waren nun schon fast zwei Meter lang. Ihr dicker grauer Panzer, ihre krftigen, flinken Beine, ihre Funken sprhenden Rmpfe, ihre Stacheln und Saugnpfe - das alles machte die Krter zu den widerlichsten Kreaturen, die Harry je gesehen hatte. Die Klasse besah sich missmutig die riesigen Kisten, die Hagrid herausgebracht und allesamt mit Kissen und flaumigen Decken ausgepolstert hatte. Wir fhren sie einfach da rein, sagte Hagrid, und machen die Deckel zu, dann sehen wir ja, was passiert. Doch die Krter, so viel wurde ihnen klar, hielten keinenWinterschlaf und schtzten es nicht, in die kissengepolsterten Kisten gezwngt und dann eingenagelt zu werden. Kurze Zeit spter marodierten die Krter im Krbisfeld, das mit den schwelenden Bruchstcken ihrer Kisten berst war, und Hagrid rief: Keine Panik jetzt, immer mit der Ruhe! Der grte Teil der Klasse - Malfoy, Crabbe und Goyle als Erste - war durch die Hintertr in Hagrids Htte geflohen und hatte sich verbarrikadiert; Harry, Ron und Hermine jedoch gehrten zu jenen, die drauen blieben und versuchten Hagrid zu helfen. Gemeinsam schafften sie es, neun Krter zu berwltigen und festzubinden, wenn auch um den Preis zahlreicher Brandblasen und Schnitte; am Ende war nur noch ein Krter brig. Jetzt erschreckt ihn blo nicht!, schrie Hagrid, als Ron und Harry ihre Zauberstbe nahmen und den Krter, der, den zitternden Stachel ber den Rcken gebogen, auf sie zukrabbelte, mit einer spotzenden Funkenwolke beschossen. Versucht einfach, die Leine um seinen Stachel zu schlingen, damit er die anderen nicht verletzt! Ja natrlich, das wre ganz furchtbar!, schrie Ron zornig, whrend er und Harry gegen die Wand von Hagrids Htte zurckwichen und sich den Krter mit ihren Funken sprhenden Zauberstben vom Leib hielten. Schn, schn, schn ... das scheint ja richtig Spa zu machen. Rita Kimmkorn lehnte lssig an Hagrids Gartenzaun und begutachtete den Kampf. Heute trug sie einen schweren magentaroten Mantel mit einem purpurroten Pelzkragen; die Krokodillederhandtasche baumelte an ihrem Arm. Hagrid warf sich auf den Rcken des Krters, der Harry und Hon zu Leibe rckte, und drckte ihn platt; eine Stichflamme schoss aus seinem Rumpfund versengte die Krbispflanzen im Umkreis. Wer sind Sie?, fragte Hagrid an Rita Kimmkorn gewandt, whrend er eine Seilschlinge um den Stachel des Krters warf und sie festzurrte. Rita Kimmkorn, Reporterin fr den Tagespropheten, erwiderte Rita und strahlte ihn an. Ihre Goldzhne blitzten. Mir ist doch, als htte Dumbledore gesagt, Sie htten in der Schule nichts mehr verloren?, sagte Hagrid und legte die Stirn in Falten. Er stand auf und zog den leicht ldierten Krter hinber zu seinen Artgenossen. Rita tat, als htte sie seine Worte nicht gehrt. Wie heien diese faszinierenden Geschpfe eigentlich?, fragte sie und strahlte ihn noch breiter an. Knallrmpfige Krter, brummte Hagrid. Wirklich?, sagte Rita, scheinbar brennend interessiert. Ich hab noch nie von ihnen gehrt ... woher kommen die denn? Harry sah, wie Hagrid unter seinem wilden schwarzen Bart dunkelrot anlief, und das Herz sank ihm in die Hose. Genau, wo zum Teufel hatte Hagrid die Krter her? Hermine, die sich hnliches zu fragen schien, warf rasch ein: Sie sind sehr interessant, oder? Oder, Harry? Was? O ja ... autsch ... interessant, sagte Harry, nachdem sie ihm auf den Fu getreten war. Rita Kimmkorn wandte sich zu ihnen um. Ah, du bist hier, Harry!, sagte sie. Also gefllt dir Pflege magischer Geschpfe? Eins deiner Lieblingsfcher? Ja, sagte Harry wacker. Hagrid strahlte ihn an. Wunderbar, sagte Rita. Wirklich wunderbar. Unterrichten Sie schon lange?, fgte sie zu Hagrid gewandt hinzu. Harry bemerkte, wie sie den Blick schweifen lie - ber Dean (der eine unschne Schnittwunde an der Wange hatte), Lavender (deren Umhang stark versengt war), Sea-mus (der mehrere verbrannte Finger leckte) und dann hinber zum Httenfenster, wo der groe Rest der Klasse sich die Nasen an der Scheibe platt drckte und wartete, bis die Luft rein war. Das ist erst mein zweites Jahr, sagte Hagrid. Wunderbar ... wren Sie vielleicht bereit, mir ein Interview zu geben? Ein wenig von Ihren Erfahrungen mit magischen Geschpfen zu erzhlen? Der Tagesprophet hat jeden Mittwoch eine Heimtierseite, wie Sie sicher wissen. Wir knnten was ber diese - hm - Knallschtigen Trter bringen. Knallrmpfige Krter, sagte Hagrid beflissen. hm - ja, warum nicht? Harry schwante gar nichts Gutes, doch er konnte sich Hagrid nicht bemerkbar machen, ohne dass es Rita Kimmkorn mitbekam, und so musste er schweigend zusehen, wie Hagrid und Rita sich fr Ende der Woche zu einem richtig ausfhrlichen Interview in den Drei Besen verabredeten. Dann lutete oben im Schloss die Glocke und verkndete das Ende der Stunde. Gut denn, auf Wiedersehen, Harry!, rief ihm Rita Kimmkorn vergngt zu, als er sich mit Ron und Hermine auf den Weg machte. Bis Freitagabend dann, Hagrid! Sie wird ihm die Worte im Mund umdrehen, sagte Harry mit gedmpfter Stimme. Hoffentlich hat er diese Krter nicht unrechtmig eingefhrt oder so etwas, sagte Hermine missvergngt. Ihre Blicke trafen sich - genau das sah Hagrid nmlich hnlich. Hagrid hat doch schon eine Menge rger gehabt und Dumbledore hat ihn nie rausgeworfen, beschwichtigte Ron die beiden. Das Schlimmste, was ihm passieren kann, ist, dass er die Krter loswerden muss. Verzeihung ... hab ich gesagt, das Schlimmste? Ich meine, das Beste. Harry und Hermine lachten und gingen ein wenig besser gelaunt zum Mittagessen. An diesem Nachmittag machte Harry die Doppelstunde Wahrsagen ausgesprochen Spa; noch immer ging es um Himmelskarten und Prophezeiungen, doch nun, da er und Ron wieder Freunde waren, fanden sie die ganze Sache erneut recht komisch. Professor Trelawney, die so zufrieden mit den beiden gewesen war, als sie ihre eigenen grauenhaften Tode vorausgesagt hatten, wurde zunehmend gereizter, als Harry und Ron whrend ihrer Ausfhrungen ber die verschiedenen Mglichkeiten, wie Pluto das tgliche Leben stren konnte, ununterbrochen kicherten. Ich wrde doch meinen, flsterte sie geheimnisvoll, ohne jedoch ihren rger verbergen zu knnen, dass einige von uns - und sie sah Harry viel sagend an - vielleicht ein wenig nachdenklicher wren, wenn sie gesehen htten, was ich gestern Nacht bei meiner Suche in der Kristallkugel entdeckt habe. Als ich gestern so dasa, vllig versunken in meine Strickarbeit, berwltigte mich pltzlich der Drang, die Kugel zu Rate zu ziehen. Ich erhob mich, ich lie mich vor ihr nieder und ich sphte in ihre kristallinen Tiefen ... und wer, glaubt ihr, starrte mich da an? Eine hssliche alte Fledermaus mit bergroer Brille?, flsterte Ron. Harry mhte sich, seine Unschuldsmiene zu bewahren. Der Tod, meine Lieben. Parvati und Lavender schlugen mit entsetzten Blicken die Hnde vor den Mund. Ja, sagte Professor Trelawney und nickte eindringlich, er kommt immer nher, er zieht Kreise wie ein Geier, immer tiefer ... immer tiefer ber dem Schloss ... Sie starrte Harry, der unverhohlen und herzhaft ghnte, durchdringend an. Es wre ein wenig eindrucksvoller, wenn sie es nicht schon ungefhr achtzigmal gesagt htte, meinte er, als sie im Treppenhaus unter Professor Trelawneys Zimmer endlich wieder frische Luft schnappen konnten. Aber wenn ich jedes Mal, wenn sie es sagte, tot umgefallen wre, dann wre ich ein medizinisches Wunder. Du wrst sozusagen ein ganz hochprozentiger Geist, gluckste Ron, als sie dem Blutigen Baron begegneten, der sie mit aufgerissenen, bsen Augen ansah. Wenigstens haben wir keine Hausaufgaben. Ich hoffe, Professor Vektor hat Hermine eine Menge aufgehalst, ich geniee es, nichts zu tun, whrend sie arbeitet ... Doch Hermine war weder beim Abendessen noch in der Bibliothek, wo sie spter nach ihr suchten. Der Einzige hier war Viktor Krum. Ron und Harry trieben sich eine Weile hinter den Bcherregalen herum und beobachteten Krum, wobei sie sich flsternd darber unterhielten, ob Ron ihn vielleicht um ein Autogramm bitten sollte - doch dann entdeckte Ron, dass sechs oder sieben Mdchen hinter der nchsten Regalreihe lauerten und genau dasselbe beratschlagten, und seine Begeisterung fr die Idee schwand. Sie gingen zurck in den Gryffindor-Turm. Wo sie wohl steckt?, fragte Ron. Keine Ahnung ... Quatsch. Doch die fette Dame war kaum zur Seite geklappt, als hektisches Fugetrappel hinter ihnen Hermines Ankunft verkndete. Harry!, keuchte sie und bremste schlitternd vor ihnen ab (die fette Dame sah sie mit Stirnrunzeln von oben herab an). Harry, du musst mitkommen - du musst unbedingt mitkommen, da passiert etwas absolut Unglaubliches - bitte! Sie packte Harry am Arm und versuchte ihn mit sich zu zerren. Was ist denn los?, fragte Harry. Ich zeig's dir, wenn wir da sind - komm schon, schnell - Harry wandte sich zu Ron um, doch Ron schien neugierig geworden zu sein. Na gut, sagte Harry und ging mit Hermine den Gang entlang zurck, whrend Ron sich beeilte, mit ihnen Schritt zu halten. Oh, keine Ursache!, rief ihnen die fette Dame entrstet nach. Ihr braucht euch doch nicht zu entschuldigen, nur weil ihr mich gestrt habt! Ich hnge hier einfach weiter rum, sperrangelweit offen, bis ihr wiederkommt, einverstanden? Ja, danke, rief Ron ber die Schulter zurck. Hermine, wo gehen wir hin?, fragte Ron, als Hermine die beiden durch sechs Stockwerke gefhrt hatte und nun ber die Marmortreppe hinunter in die Eingangshalle wollte. Das seht ihr gleich, nur Geduld!, sagte Hermine aufgeregt. Sie wandte sich am Fu der Treppe nach links und hastete zu der Tr, durch die Cedric Diggory an jenem Abend gegangen war, als der Feuerkelch seinen und Harrys Namen ausgeworfen hatte. Durch diese Tr ging Harry zum ersten Mal. Sie folgten Hermine eine steinerne Treppenflucht in die Tiefe, doch anstatt in einen dsteren unterirdischen Gang zu gelangen, fanden sie sich in einem breiten steinernen Korridor wieder, der von Fackeln hell erleuchtet und mit heiteren Gemlden geschmckt war, die vorwiegend Essbares zeigten. Oh, wart mal ..., sagte Harry zgernd auf halbem Weg den Korridor entlang. Wart doch kurz, Hermine ... Was ist? Sie wandte sich zu ihm um und er sah, dass die Spannung ihr ins Gesicht geschrieben stand. Ich wei, was du vorhast, sagte Harry. Er knuffte Ron in die Seite und deutete auf das Gemlde di-rekt hinter Hermine. Es zeigte eine ausladende silberne Obstschale. Hermine!, sagte Ron, bei dem der Groschen gefallen war. Du willst uns wieder in diesen Belfer-Kram verwickeln! Nein, nein, will ich nicht!, entgegnete sie hastig. Und es heit nicht Belfer, Ron - Dann hast du den Namen gendert?, sagte Ron und sah sie stirnrunzelnd an. Was sind wir denn jetzt, vielleicht die Hauselfen-Befreiungsfront? Ich platze doch nicht in diese Kche rein und versuche sie vom Arbeiten abzuhalten, nicht mit mir - Das verlange ich auch gar nicht!, sagte Hermine ungeduldig. Ich bin erst vorhin hier runtergekommen, um mit ihnen zu reden, und wen hab ich da getroffen - oh, komm schon, Harry, das musst du sehen! Sie packte ihn erneut am Arm, zog ihn vor das Bild mit der riesigen Obstschale, streckte ihren Zeigefinger aus und kitzelte die prchtige grne Birne. Sie begann sich zu winden, fing an zu kichern und verwandelte sich pltzlich in einen groen grnen Trgriff. Hermine ergriff ihn, zog die Tr auf und stie Harry mit einem unsanften Schlag in den Rcken hinein. Harry erhaschte nur einen kurzen Eindruck des weitlufigen, hohen Gewlbes, das so gro war wie die Groe Halle darber, mit seinen Stapeln schimmernder Kupfertpfe und Messingpfannen an den steinernen Wnden und seinem mchtigen, mit Ziegelsteinen eingefassten Herd am anderen Ende - da wuselte etwas Kleines aus der Mitte des Raums auf ihn zu und piepste: Harry Potter, Sir! Harry Potter! Und schon im nchsten Moment schnappte er nach Luft, denn der piepsende Elf hatte den Kopf in seiner Magengrube versenkt und herzte ihn so strmisch, dass Harry frchtete, sich die Rippen zu brechen. D-Dobby?, japste Harry. Es ist Dobby, Sir, er ist es!, piepste die Stimme in seiner Nabelgegend. Dobby hat so fest gehofft, Harry Potter wieder zu sehen, Sir, und Harry Potter ist gekommen, um ihn zu besuchen, Sir! Dobby lie ihn los, trat ein paar Schritte zurck und strahlte Harry von unten herauf an. Aus seinen riesigen grnen, tennisballfrmigen Augen quollen Trnen des Glcks. Er sah fast genauso aus, wie Harry ihn in Erinnerung hatte; die bleistiftdnne Nase, die fledermaushnlichen Ohren, die langen Finger und Fe - nur war er diesmal ganz anders angezogen. Als Dobby fr die Malfoys gearbeitet hatte, hatte er immer denselben schmutzigen alten Kissenberzug getragen. Nun jedoch trug er die merkwrdigste Auswahl an Kleidern, die Harry je gesehen hatte; es war ihm sogar gelungen, sich noch schlechter anzuziehen als die Zauberer bei der Weltmeisterschaft. Er trug einen Teewrmer als Hut, an den er ein paar leuchtende Sticker gepinnt hatte; auf der nackten Brust trug er eine Krawatte mit Hufeisenmuster, darunter so etwas wie eine kurze Kinderfuballhose und zwei verschiedenfarbige Socken. Eine davon, fiel Harry auf, war jene, die er sich einst selbst ausgezogen hatte, um Mr Malfoy zu berlisten, der sie Dobby weitergab und ihn damit befreite. Dobby, was tust du hier?, sagte Harry verblfft. Dobby ist gekommen, um in Hogwarts zu arbeiten, Harry Potter, Sir!, quiekte Dobby aufgeregt. Professor Dumbledore hat Dobby und Winky Arbeit gegeben, Sir! Winky?, sagte Harry. Ist sie auch hier? Ja, Sir, ja!, sagte Dobby, packte Harrys Hand und zog ihn weiter in die Mitte der Kche, wo vier lange Holztische standen. Jeder dieser Tische, fiel Harry auf, stand genau unter den vier Haustischen in der Groen Halle. Im Augenblick waren keine Speisen zu sehen, das Abendessen war beendet, doch ervermutete, dass die Tische noch vor einer Stunde voller Teller gewesen waren, die dann durch die Decke zu ihren Gegenstcken hinaufgeschickt wurden. Mindestens hundert kleine Elfen standen in der Kche herum, sie strahlten und verbeugten sich und machten Knickse, als Dobby Harry an ihnen vorbeifhrte. Sie alle trugen dieselbe Uniform: ein Geschirrtuch, das mit dem Hog-warts-Wappen bedruckt und wie bei Winky als Toga gewickelt war. Dobby hielt vor dem backsteinernen Herd an und streckte die Hand aus. Winky, Sir!, sagte er. Winky sa auf einem Stuhl am Herd. Offensichtlich hatte sie im Gegensatz zu Dobby ihre Kleider nicht blindlings zusammengeworfen. Sie trug einen hbschen kleinen Rock und eine Bluse und passend dazu einen blauen Hut, der Lcher fr ihre groen Ohren hatte. Whrend allerdings jedes Stck von Dobbys merkwrdiger Kleidersammlung so sauber und gut gepflegt war, dass es brandneu wirkte, achtete Winky offensichtlich berhaupt nicht auf ihre Sachen. Ihre Bluse war voller Suppenflecken und ihr Rock hatte ein Brandloch. Hallo, Winky, sagte Harry. Winkys Lippen zitterten. Dann brach sie in Trnen aus, die in rascher Folge aus ihren groen braunen Augen quollen und ihre Bluse benetzten, genau wie damals bei der Weltmeisterschaft. O du liebe Gte, sagte Hermine. Sie und Ron waren Harry und Dobby in die Kche hinein gefolgt. Winky, bitte nicht weinen, bitte nicht ... Doch Winky schluchzte nun noch heftiger. Dobby jedoch strahlte zu Harry empor. Mchte Harry Potter eine Tasse Tee?, quiekte er laut ber Winkys Schluchzen hinweg. hm - ja, danke, sagte Harry. Im selben Augenblick trippelten sechs Hauselfen mit einem groen Silbertablett auf ihn zu, das beladen war mit einer Teekanne und Tassen fr Harry, Ron und Hermine, einem Milchkrug und einem groen Teller mit Keksen. Guter Service!, sagte Ron beeindruckt. Hermine sah ihn streng an, doch die Elfen schienen geschmeichelt; sie verbeugten sich tief und zogen sich dann zurck. Wie lange bist du schon hier, Dobby?, fragte Harry, whrend Dobby den Tee ausschenkte. Seit einer Woche, Harry Potter, Sir!, sagte Dobby glcklich. Dobby ist zu Professor Dumbledore gegangen, Sir. Wissen Sie, Sir, es ist sehr schwierig fr einen Hauselfen, der entlassen wurde, eine neue Stellung zu finden, Sir, wirklich sehr schwierig - Bei diesen Worten heulte Winky noch lauter, aus ihrer gequetschten Tomatennase tropfte es nur so auf ihre Bluse, doch sie mhte sich nicht, die Flut einzudmmen. Dobby ist zwei lange Jahre durch das Land gereist, Sir, und hat versucht Arbeit zu finden, quiekte Dobby. Aber Dobby hat keine Arbeit gefunden, Sir, weil Dobby jetzt bezahlt werden will! Die Hauselfen in der ganzen Kche, die interessiert zugesehen und gelauscht hatten, schauten bei diesen Worten betreten zu Boden, als ob Dobby etwas Unanstndiges und Peinliches gesagt htte. Hermine jedoch sagte: Gut fr dich, Dobby! Vielen Dank, Miss!, sagte Dobby und grinste sie zhnebleckend an. Aber die meisten Zauberer wollen keinen Hauselfen, der bezahlt werden mchte, Miss. >Das gehrt sich nicht fr Hauselfen<, sagen sie dann, und sie schlagen die Tr vor Dobbys Nase zu! Dobby mag arbeiten, aber er will auch was zum Anziehen und er will Lohn fr seine Arbeit, Harry Potter ... Dobby ist gerne frei! Die Hauselfen von Hogwarts hatten inzwischen begonnen, vor Dobby zurckzuweichen, als ob er eine ansteckende Krankheit htte. Winkyjedoch blieb, wo sie war, begann aber noch lauter zu weinen. Und dann, Harry Potter, geht Dobby Winky besuchen und findet heraus, dass Winky auch freigekommen ist, Sir!, sagte Dobby vergngt. Bei diesen Worten warf sich Winky kopfber vom Stuhl, knallte mit dem Gesicht auf den steingepflasterten Boden, trommelte mit ihren Fustchen darauf ein und schrie sich das Elend aus dem Leib. Hermine kniete schnell neben ihr nieder und versuchte sie zu trsten, doch was sie auch sagte, es half nicht im Mindesten. Dobby bertnte mit schriller Stimme Winkys Schreie und fuhr mit seiner Geschichte fort. Und dann hatte Dobby die Idee, Harry Potter, Sir! >Warum gehen Dobby und Winky nicht zusammen auf Arbeitssuche?<, sagt Dobby. >Wo gibt es denn genug Arbeit fr zwei Hauselfen?<, sagt Winky. Und Dobby berlegt, und da fllt es ihm ein, Sir! Hogwarts! Also gehen Dobby und Winky zu Professor Dumbledore, Sir, und Professor Dumbledore hat uns genommen! Dobby strahlte bers ganze Gesicht und wieder traten Glckstrnen in seine Augen. Und Professor Dumbledore sagt, er will Dobby bezahlen, Sir, wenn Dobby Lohn will! Und so ist Dobby ein freier Elf, Sir, und Dobby bekommt eine Galleone die Woche und einen freien Tag im Monat! Das ist nicht gerade viel!, rief Hermine entrstet vom Fuboden hoch, whrend Winky immer noch schrie und mit den Fusten trommelte. Professor Dumbledore hat Dobby zehn Galleonen die Woche angeboten und freie Wochenenden, sagte Dobby, den pltzlich ein leiser Schauder berkam, als ob die Aussichtauf so viel Mue und Reichtum erschreckend wre, aber Dobby hat es abgelehnt, Miss ... Dobby mag die Freiheit, Miss, aber er will nicht zu viel, Miss, er mag lieber arbeiten. Wie viel bezahlt Professor Dumbledore dir, Winky?, fragte Hermine freundlich. Wenn sie geglaubt hatte, dies wrde Winky aufmuntern, hatte sie sich schwer geirrt. Winky hrte auf zu heulen, doch als sie sich aufsetzte, starrte sie Hermine mit wssrigen braunen Augen finster an, das ganze Gesicht klitschnass und pltzlich hell erzrnt. Winky ist eine Elfe in Schande, aber Winky wird nicht bezahlt!, quiekte sie. So tief ist Winky nicht gesunken! Winky schmt sich richtig, frei zu sein! Du schmst dich?, sagte Hermine verdutzt. Aber -Winky, nun hr mal! Wer sich schmen sollte, ist Mr Crouch, nicht du! Du hast nichts Falsches getan, er hat sich dir gegenber frchterlich benommen - Doch bei diesen Worten klatschte Winky die Hnde auf die Lcher in ihrem Hut und hielt sich die Ohren zu, um dann zu kreischen: Sie drfen nicht meinen Meister beleidigen, Miss! Sie beleidigen nicht Mr Crouch! Mr Crouch ist ein guter Zauberer, Miss! Mr Croch hatte Recht, die bse Winky fortzujagen! Winky hat noch ein wenig Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden, Harry Potter, quiekte Dobby vertraulich. Winky vergisst, dass sie nicht mehr an Mr Crouch gefesselt ist; sie darf jetzt alles sagen, was sie denkt, aber sie will es nicht. Drfen Hauselfen also nicht frei ber ihre Meister reden?, fragte Harry. O nein, Sir, nein, sagte Dobby pltzlich mit ernster Miene. Das steht uns als Sklaven nicht zu, Sir. Wir bewahren ihre Geheimnisse und brechen nie unser Schweigen, Sir, wir halten die Ehre der Familie aufrecht und wir sprechen nieschlecht von ihr - auch wenn Professor Dumbledore Dobby gesagt hat, das sei ihm nicht so wichtig. Professor Dumbledore hat gesagt, wir drfen freimtig - Dobby schien pltzlich nervs und winkte Harry nher. Harry beugte sich zu ihm hinunter. Er hat gesagt, flsterte Dobby, wenn wir wollen, drfen wir ihn einen - einen bekloppten alten Kauz nennen, Sir! Dobby lie ein ngstliches Kichern hren. Aber Dobby will nicht, Harry Potter, sagte er jetzt wieder lauter und schttelte den Kopf, dass ihm die Ohren schlackerten. Dobby hat Professor Dumbledore sehr gern, Sir, und er ist stolz, seine Geheimnisse zu bewahren. Aber ber die Malfoys kannst du jetzt sagen, was du willst?, fragte Harry grinsend. Ein Anflug von Furcht trat in Dobbys riesige Augen. Dobby - Dobby knnte, sagte er zweifelnd. Er reckte seine kleinen Schultern. Dobby knnte Harry Potter sagen, seine alten Meister waren - waren - bse schwarze Magier! Dobby stand einen Moment lang am ganzen Leib zitternd da, zu Tode erschrocken ber seine eigene Khnheit - dann rannte er hinber zum nchsten Tisch und begann seinen Kopf schnell und heftig gegen das Tischbein zu schlagen. Bser Dobby! Bser Dobby! Harry packte Dobby an der Krawattenschlaufe und zerrte ihn vom Tisch weg. Danke, Harry Potter, danke, japste Dobby und rieb sich den Kopf. Du brauchst nur noch ein wenig bung, sagte Harry. bung!, piepste Winky zornig. Du, du solltest dich schmen vor dir selbst, Dobby, so ber deine Meister zu reden! Sie sind nicht mehr meine Meister!, sagte Dobby trotzig. Dobby schert sich nicht mehr darum, was sie denken! Du bist ein bser Elf, Dobby!, sthnte Winky und wieder rannen ihr die Trnen bers Gesicht. Mein armer Mr Crouch, was macht er nur ohne Winky? Er braucht mich, er braucht meine Hilfe! Ich hab mein ganzes Leben lang fr die Familie Crouch gesorgt, und meine Mutter vor mir und meine Gromutter vor ihr ... oh, was wrden sie nur sagen, wenn sie wssten, dass Winky frei ist? Oh, welche Schande, welche Schande! Sie vergrub das Gesicht in ihren Rock und heulte erneut los. Winky, sagte Hermine eindringlich. Ich bin ziemlich sicher, dass Mr Crouch auch ohne dich sehr gut zurechtkommt. Wir haben ihn gesehen, weit du - Sie haben meinen Meister gesehen?, hauchte Winky, hob das trnenverschmierte Gesicht aus ihrem Rock und glubschte Hermine an. Sie haben ihn gesehen, hier in Hogwarts? Ja, sagte Hermine. Er und Mr Bagman sind Richter im Trimagischen Turnier. Mr Bagman ist auch da?, piepste Winky, und zu Harrys groer berraschung (und nach ihren Gesichtern zu schlieen ging es Ron und Hermine genauso) sah sie pltzlich wieder zornig aus. Mr Bagman ist ein bser Zauberer! Ein sehr bser Zauberer! Mein Meister mag ihn gar nicht, o nein, berhaupt nicht! Bagman - soll bse sein?, sagte Harry. O ja, sagte Winky und nickte eifrig mit dem Kopf. Mein Meister hat Winky ein paar Dinge erzhlt! Aber Winky verrt es nicht ... Winky bewahrt die Geheimnisse ihres Meisters ... Wieder brach sie in Trnen aus und schluchzte erstickt in ihren Rock. Armer Meister, armer Meister, keine Winky mehr da, um ihm zu helfen! Sie brachten aus Winky kein vernnftiges Wort mehr he-raus. Sie berlieen sie ihren Trnen, tranken ihren Tee und unterhielten sich mit Dobby, der glcklich ber sein Leben als freier Elf plauderte und ihnen erzhlte, was er alles mit seinem ersten Geld anfangen wollte. Dobby kauft als Erstes einen Pullover, Harry Potter!, sagte er ausgelassen und deutete auf seine nackte Brust. Ich mach dir 'nen Vorschlag, Dobby, sagte Ron, der den Elfen offenbar richtig ins Herz geschlossen hatte, ich schenk dir den Pulli, den mir meine Mutter zu Weihnachten strickt, ich bekomme immer einen von ihr. Du hast doch nichts gegen Kastanienbraun? Dobby war entzckt. Fr dich mssen wir ihn vielleicht ein wenig einlaufen lassen, erklrte Ron, aber zusammen mit deinem Teewrmer steht er dir sicher gut. Als sie Anstalten machten zu gehen, scharten sich pltzlich viele der Kchenelfen um sie und boten ihnen Leckereien zum Mitnehmen an. Hermine lehnte ab, mit peinlich berhrtem Blick auf die sich verbeugenden und knicksenden Elfen, doch Harry und Ron stopften ihre Taschen mit Kremschnitten und Pasteten voll. Vielen Dank, sagte Harry zu den Elfen, die sich allesamt an der Tr versammelt hatten, um gute Nacht zu sagen. Bis bald, Dobby! Harry Potter ... darf Dobby Sie mal besuchen kommen, Sir?, fragte Dobby schchtern. Natrlich darfst du, sagte Harry, und Dobby strahlte. Wisst ihr was?, sagte Ron, als sie die Kche verlassen hatten und die Treppe hoch zurck in die Eingangshalle stiegen. All die Jahre war ich ganz beeindruckt von Fred und George, wie sie stndig Essen aus der Kche geklaut haben - tja, es ist ja nicht besonders schwierig, oder? Die werfen es einem ja nach! Ich glaube, das ist das Beste, was diesen Elfen passieren konnte, sagte Hermine und betrat als Erste die Marmortreppe nach oben. Dass Dobby hierher kam, um zu arbeiten, meine ich. Die anderen Elfen werden sehen, wie glcklich er in Freiheit ist, und allmhlich wird ihnen dmmern, dass sie auch frei sein wollen! Hoffentlich sehen sie sich Winky nicht allzu genau an, sagte Harry. Ach, die wird sich schon wieder fangen, entgegnete Hermine, klang jedoch ein wenig unsicher. Sobald sie den Schock berwunden und sich an Hogwarts gewhnt hat, wird sie sehen, wie viel besser es ihr geht ohne diesen Widerling von Crouch. Sie scheint ihn ja zu lieben, mampfte Ron (er hatte gerade in eine Kremschnitte gebissen). Hlt aber nicht viel von Bagman, oder?, sagte Harry. Ich frag mich, was Crouch zu Hause so ber ihn erzhlt hat. Wahrscheinlich, dass er kein besonders guter Abteilungsleiter ist, sagte Hermine, und ehrlich gesagt ... da ist was dran, meint ihr nicht? Ich wrde trotzdem lieber fr ihn als fr den ollen Crouch arbeiten, sagte Ron. Ludo Bagman hat wenigstens Sinn fr Humor. Lass das blo nicht Percy hren, sagte Hermine milde lchelnd. Natrlich, Percy wrde fr keinen arbeiten wollen, der Sinn fr Humor hat, sagte Ron und machte sich ber ein Schoko-Eclair her. Percy wrde einen Witz nicht mal erkennen, wenn er nackt und mit Dobbys Teewrmer auf dem Kopf vor ihm herumtanzen wrde. ~Die unerwartete Aufgabe Potter! Weasley! Werden Sie wohl zuhren? Professor McGonagalls gereizte Stimme knallte wie ein Peitschenhieb durch den Verwandlungsunterricht. Harry und Ron zuckten zusammen und sahen auf. Die Dienstagsstunde war fast zu Ende; sie hatten ihre Sachen zusammengerumt, und die Perlhhner, die sie in Meerschweinchen verwandelt hatten, steckten nun in einem groen Kfig auf Professor McGonagalls Schreibtisch (Nevilles Meerschweinchen hatte allerdings noch Federn); auch ihre Hausaufgaben hatten sie von der Tafel abgeschrieben (Erlutern Sie anhand von Beispielen, wie der Verwandlungszauber aussehen muss, wenn Sie zwischen verschiedenen Tiergattungen wechseln wollen). Jeden Moment musste es luten, und Harry und Ron, die sich hinten in der letzten Reihe einen Schwertkampf mit Freds und Georges Juxzauberstben geliefert hatten, blinzelten jetzt verdutzt; Ron hielt einen blechernen Papagei, Harry einen Gummikabeljau in der Hand. Nun, Potter und Weasley waren so nett uns zu zeigen, wie erwachsen sie schon sind, sagte Professor McGonagall und warf den beiden einen zornigen Blick zu. Der Kopf von Harrys Kabeljau - den Rons Papagei soeben mit dem Schnabel glatt abgetrennt hatte - kullerte geruschlos zu Boden. Ich habe eine Ankndigung fr Sie alle. Der Weihnachtsball rckt nher - er gehrt traditionell zum TrimagischenTurnier und bietet uns die Gelegenheit, unsere auslndischen Gste ein wenig nher kennen zu lernen. An diesem Ball drfen alle ab der vierten Klasse teilnehmen - doch wenn Sie mchten, drfen Sie auch einenjngeren Mitschler einladen - Lavender Brown brach in schrilles Giggeln aus. Parvati Patil stie ihr unsanft in die Rippen, doch auch ihrem Gesicht war die unendliche Mhe anzusehen, mit der sie einen Kicheranfall bekmpfte. Beide wandten sich zu Harry um. Professor McGonagall achtete nicht auf sie, was Harry als ausgesprochen unfair empfand, wo sie doch soeben ihn und Ron gerffelt hatte. Sie werden Ihre Festumhnge tragen, fuhr Professor McGonagall fort, und der Ball wird am ersten Weihnachtsfeiertag um acht Uhr abends in der Groen Halle beginnen und um Mitternacht enden. Nun denn - Professor McGonagall ging mit bedchtigen Schritten durch die Reihen. Der Weihnachtsball gibt uns allen natrlich die Gelegenheit, uns - hm - ein wenig lockerer zu geben, sagte sie mit missbilligendem Unterton. Lavender giggelte noch heftiger und presste die Hand auf den Mund, um den Anfall zu ersticken. Diesmal begriff Harry, was denn so komisch sein sollte: Professor McGonagall, das Haar zu einem festen Knoten gebunden, sah aus, als htte sie sich noch nie locker gegeben. Aber das heit NICHT, fuhr sie fort, dass wir die Benimmregeln lockern, denen ein Hogwarts-Schler zu folgen hat. Ich wre hchst unangenehm berhrt, sollte ein Gryffin-dor-Schler ganz Hogwarts auf irgendeine Weise in Verruf bringen. Es lutete, und wie immer gab es ein kleines Durcheinander, denn alle packten ihre Taschen, warfen sie ber die Schultern und strmten los. Potter - ich mchte gerne ein Wort mit Ihnen reden, rief Professor McGonagall durch den Trubel. Harry, der annahm, dass es um den kopflosen Gummikabeljau ging, trottete in trister Stimmung nach vorn zum Lehrertisch. Professor McGonagall wartete, bis die anderen verschwunden waren, dann sagte sie: Potter, die Champions und ihre Partner - Welche Partner?, fragte Harry. Professor McGonagall sah ihn argwhnisch an, als ob er sich ber sie lustig machen wollte. Ihre Partner fr den Weihnachtsball, Potter, sagte sie khl. Ihre Tanzpartner. Harrys Eingeweide schienen sich einzurollen und zusammenzuschrumpfen. Tanzpartner? Er sprte, wie er rot anlief. Ich tanze nicht, sagte er rasch. O doch, das tun Sie, sagte Professor McGonagall verrgert. Wenn ich es Ihnen sage. Der Tradition gem erffnen die Champions und ihre Partner den Ball. Harry hatte pltzlich ein Bild von sich vor Augen, in Frack und Zylinder, begleitet von einem Mdchen in einem Rschenkleid, wie es Tante Petunia immer zu Onkel Vernons Betriebsfeiern trug. Ich tanze nicht, sagte er. Es ist so Tradition, sagte Professor McGonagall entschieden. Sie sind Hogwarts-Champion und Sie werden tun, was man von Ihnen als Vertreter Ihrer Schule erwartet. Also sorgen Sie dafr, dass Sie eine Partnerin haben, Potter. Aber - ich kann nicht - Sie haben gehrt, was ich gesagt habe, Potter, sagte Professor McGonagall, und es klang unmissverstndlich nach dem Ende des Gesprchs. Eine Woche zuvor noch htte Harry gesagt, eine Partnerin fr einen Tanzabend zu finden wre ein Kinderspiel im Vergleich zum Kampf gegen einen Ungarischen Hornschwanz. Doch nun, da er diesen Kampf bestanden hatte und vor der Aufgabe stand, ein Mdchen zum Ball zu bitten, hatte er das Gefhl, er wrde es lieber noch einmal mit dem Hornschwanz aufnehmen. Harry hatte noch nie erlebt, dass sich so viele seiner Mitschler auf der Liste derer eintrugen, die ber Weihnachten in Hogwarts bleiben wollten; er selbst blieb natrlich immer in der Schule, denn die einzige andere Mglichkeit war ja, dass er in den Ligusterweg zurckkehrte. Doch whrend er in den letzten Jahren fast allein im Schloss geblieben war, schien es nun, als wollten alle Schler ab der vierten Klasse dableiben und als htten sie nur noch den Ball im Kopf- zumindest die Mdchen, und es war ganz erstaunlich, wie viele Mdchen auf einmal Hogwarts bevlkerten; bisher war ihm das noch nicht so richtig aufgefallen. Mdchen, die in den Gngen kicherten und tuschelten, Mdchen, die lachten und kreischten, wenn Jungen an ihnen vorbeigingen, Mdchen, die ganz aufgeregt Zettel verglichen, auf denen stand, was sie am Weihnachtsabend tragen wollten ... Warum mssen die sich immer in Rudeln bewegen?, fragte Harry Ron, als ein gutes Dutzend Mdchen, giggelnd und Harry anstarrend, an ihnen vorbeiging. Wie soll man da mal eine allein treffen, um sie zu fragen? Wie war's, wenn du eine mit dem Lasso fngst?, schlug Ron vor. Hast du schon 'ne Ahnung, wen du fragen willst? Harry gab keine Antwort. Er wusste ganz genau, wen er gern fragen wrde, aber den Mumm dafr aufzubringen war gar nicht so einfach ... Cho war ein Jahr lter als er; sie war sehr hbsch; sie war eine sehr gute Quidditch-Spielerin und sie war auch sehr beliebt. Ron schien zu wissen, was in Harrys Kopf vor sich ging. Hr zu, du wirst sicher keine Schwierigkeiten haben. Du bist ein Champion. Du hast gerade den Ungarischen Hornschwanz geschlagen. Ich wette, sie stehen Schlange, um mit dir zu diesem Ball zu gehen. Aus Achtung vor ihrer gerade erst wieder eingerenkten Freundschaft hatte Ron die Bitterkeit aus seiner Stimme bis auf eine winzige Spur verbannt. Und auerdem zeigte sich, wie Harry verblfft feststellte, dass er Recht hatte. Ein lockiges Hufflepuff-Mdchen, mit dem Harry noch nie ein Wort gesprochen hatte, fragte ihn schon am nchsten Tag, ob er nicht mit ihr zum Ball gehen wolle. Harry war so verdutzt, dass er nein sagte, bevor er ernsthaft nachgedacht hatte. Das Mdchen ging mit ziemlich verletzter Miene davon und Harry musste whrend der ganzen Geschichtsstunde Deans, Seamus' und Rons Sptteleien ber sich ergehen lassen. Am nchsten Tag fragten ihn noch zwei Mdchen, eine Zweit-klsslerin und (zu seinem Entsetzen) eine Fnftklsslerin, die den Eindruck machte, als wrde sie ihn zu Boden strecken, wenn er ablehnte. Sah aber ziemlich gut aus, sagte Ron offenherzig, nachdem er sich von seinem Lachanfall erholt hatte. Sie war ber einen Kopf grer als ich, sagte Harry, immer noch genervt. Stell dir vor, wie ich ausshe, wenn ich versuchen wrde mit ihr zu tanzen. Hermines Worte ber Krum gingen ihm immer wieder durch den Kopf. Sie stehen ja nur auf ihn, weil er berhmt ist! Harry bezweifelte stark, dass eines der Mdchen, die ihn gefragt hatten, auch dann mit ihm zum Ball gehen wollte, wenn er nicht der Schul-Champion wre. Dann fragte er sich, ob ihn das stren wrde, wenn Cho ihn bitten wrde. Alles in allem musste sich Harry eingestehen, dass es ihm trotz der peinigenden Aussicht, den Ball erffnen zu mssen,wieder besser ging, seit er die erste Aufgabe geschafft hatte. Wenn er durch das Schloss lief, musste er sich kaum noch Sptteleien anhren, und er vermutete, dass vor allem Cedric dahinter steckte - Harry ahnte vage, dass Cedric, weil er ihm fr seine Drachenwarnung dankbar war, den Hufflepuffs gesagt hatte, sie sollten ihn in Ruhe lassen. Auch kam es ihm vor, als wrde er immer weniger Ich bin fr CEDRIC DIGGORY-Anstecker zu sehen bekommen. Draco Malfoy zitierte natrlich immer noch bei jeder mglichen Gelegenheit lautstark Rita Kimmkorns Artikel, doch er erntete immer sprlichere Lacher - und wie um Harrys Laune noch zu verbessern, erschien auch kein Artikel ber Hagrid im Tagespropheten. Die fand magische Geschpfe wohl nicht so spannend, kann ich dir nur sagen, erklrte Hagrid, als Harry, Ron und. Hermine ihn in der letzten Stunde Pflege magischer Geschpfe vor Weihnachten fragten, wie sein Interview mit Rita Kimmkorn gelaufen war. Zu ihrer gewaltigen Erleichterung ersparte ihnen Hagrid jetzt den direkten Umgang mit den Krtern, und so hockten sie heute nur hinten im Schutz des Httendachs an einem Klapptisch und bereiteten ein frisches Men zu, mit dem sie die Krter in Versuchung fhren wollten. Sie wollte, dass ich ber dich rede, Harry, fuhr Hagrid mit gedmpfter Stimme fort. Na ja, ich hab ihr gesagt, wir sind Freunde, seit ich dich von den Dursleys weggeholt hab. >Und in vier Jahren mussten Sie nie ein Donnerwetter veranstalten?< hat sie gesagt. >Er hat Sie im Unterricht nie auf die Schippe genommen?< - >Nee<, hab ich gesagt, und da war sie berhaupt nich zufrieden. Htte fast gedacht, sie wollte, dass ich sage, du bist 'n furchtbarer Kerl, Harry! Natrlich wollte sie das, sagte Harry, warf Drachenleberstcke in eine groe Blechschssel und nahm sein Messer zurHand, um noch eine weitere Leber zu schneiden. Sie kann nicht die ganze Zeit schreiben, was fr ein tragischer kleiner Held ich bin, das wird doch langweilig. Sie will eben hinter die Kulissen sehen, Hagrid, sagte Ron weise und pellte ein weiteres Salamanderei. Du httest sagen sollen, Harry ist ein verrckter Unruhestifter! Das ist er aber nicht!, sagte Hagrid und schien aufrichtig schockiert. Sie htte Snape interviewen sollen, sagte Harry grimmig. Er wird bestimmt eines Tages so richtig ber mich auspacken. >Seit er an dieser Schule ist, bertritt er stndig Grenzen ...< Das hat er gesagt, ne?, sagte Hagrid unter dem Gelchter von Ron und Hermine. Tja, du hast vielleicht 'n paar Regeln strapaziert, Harry, aber im Grunde bist du 'n anstndiger Kerl, oder? Schon gut, Hagrid, sagte Harry grinsend. Kommst du eigentlich zu diesem komischen Ball an Weihnachten, Hagrid?, fragte Ron. Dachte, ich knnt mal vorbeischauen, ja, sagte Hagrid brummig. Knnt ganz lustig werden, denk ich mal. Du erffnest den Ball, nicht wahr, Harry? Wen nimmst du mit? Hab noch keine, sagte Harry und merkte, wie er schon wieder rot anlief. Hagrid drang nicht weiter in ihn ein. In der letzten Woche vor den Weihnachtsferien ging es immer turbulenter zu. Durch das ganze Schloss schwirrten Gerchte ber den Weihnachtsball, doch Harry glaubte nicht die Hlfte davon - zum Beispiel hie es, Dumbledore htte bei Madam Rosmerta achthundert Fsser eingelegtes Fleisch gekauft. Es schien jedoch zu stimmen, dass er die Schwestern des Schicksals gebucht hatte. Wer genau diese Schwestern waren, wusste Harry nicht, da er nie eines dieser Zauberradiosbesessen hatte, doch aus der wilden Begeisterung jener, die mit den Klngen des Magischen Rundfunks (MRF) aufgewachsen waren, schloss er, dass sie eine sehr berhmte Musikgruppe sein mussten. Einige Lehrer, etwa der kleine Professor Flitwick, gaben es ganz auf, sie zu unterrichten, da sie mit den Gedanken doch stndig woanders waren; in seiner Stunde am Dienstag durften sie spielen, und er selbst sa die meiste Zeit bei Harry und sprach mit ihm ber seinen tadellos gelungenen Aufrufezauber bei der ersten Turnierrunde. Andere Lehrer waren nicht so grozgig. Nichts wrde zum Beispiel Professor Binns davon abhalten, seine Aufzeichnungen ber die Kobold-Aufstnde durchzuwlzen - da Binns sich nicht einmal durch seinen eigenen Tod vom Unterricht hatte abhalten lassen, vermuteten sie, dass eine Kleinigkeit wie Weihnachten ihn auch nicht aus der Bahn werfen wrde. Es war erstaunlich, wie es Binns gelang, selbst die blutigen und lasterhaften Zeiten der Kobold-Unruhen so langweilig klingen zu lassen wie Percys Kesselgutachten. Auch die Professoren McGonagall und Moody hielten sie bis zur letzten Minute des Unterrichts auf Trab, und Snape dachte natrlich genauso wenig daran, sie im Unterricht spielen zu lassen, wie Harry zu adoptieren. Er starrte gehssig in die Runde und teilte ihnen mit, dass er sie in der letzten Stunde zum Thema Gegengifte prfen wrde. So ein Armleuchter, sagte Ron erbittert, als sie an diesem Abend im Gemeinschaftsraum der Gryffindors saen. Am allerletzten Tag kommt er uns noch mit einem Test. Ruiniert die letzte Woche mit einer Unmenge Bffelei. Mmm ... du beranstrengst dich auch nicht gerade, oder?, sagte Hermine und schaute ihn ber den Rand ihrer Zaubertranknotizen hinweg an. Ron war damit beschftigt, ein Kartenschloss aus seinen explosiven Mau-Mau-Kartenzu bauen, mit denen sie immer Snape explodiert gespielt hatten - und mit diesen Karten war es viel prickelnder als mit Muggelkarten, weil das Ganze ja jederzeit in die Luft fliegen konnte. Es ist Weihnachten, Hermine, sagte Harry trge; er flzte sich in einem Sessel am Feuer und las jetzt zum zehnten Mal Fliegen mit den Cannons. Hermine versetzte auch ihm einen strengen Blick. Ich htte gedacht, du tust was Ntzliches, Harry, wenn du schon deine Gegengifte nicht lernen willst! Was zum Beispiel?, fragte Harry und sah zu, wie Joey Jenkins von den Cannons einen Klatscher gegen einen Jger der Flammenden Fledermuse knallte. Dieses Ei!, zischte Hermine. Nun ist aber gut, Hermine, ich hab doch noch Zeit bis zum vierundzwanzigsten Februar, sagte Harry. Er hatte das goldene Ei oben in seinen Koffer gelegt und es seit der Siegesfete nach der ersten Runde nicht mehr geffnet. Schlielich musste er erst in zweieinhalb Monaten wissen, was es mit diesem kreischenden Gejammer auf sich hatte. Aber vielleicht brauchst du Wochen, um es rauszufin-den!, sagte Hermine. Dann stehst du wirklich da wie ein Idiot, wenn alle anderen die nchste Aufgabe schon kennen und du nicht! Lass ihn in Ruhe, Hermine, er hat sich eine kleine Pause verdient, sagte Ron. Er stellte die letzten zwei Karten auf die Spitze seines Turms und das ganze Kartenhaus explodierte und versengte ihm die Augenbrauen. Siehst ja hbsch aus, Ron ... passt sicher gut zu deinem Festumhang. Es waren Fred und George. Sie setzten sich an den Tisch zu Harry, Ron und Hermine, whrend Ron mit den Fingern den Brandschaden in seinem Gesicht betastete. Ron, knnen wir uns Pigwidgeon ausleihen?, fragte George. Nein, er ist mit einem Brief unterwegs, sagte Ron. Warum? Weil George ihn zum Ball einladen will, sagte Fred trocken. Weil wir einen Brief verschicken wollen, du Riesenrindvieh, setzte George hinzu. An wen schreibt ihr da eigentlich die ganze Zeit?, fragte Ron. Steck deine Nase nicht in unsere Angelegenheiten, oder ich verbrenn sie dir auch noch, sagte Fred und fuchtelte bedrohlich mit dem Zauberstab. Wie steht's ... habt ihr schon eure Mdchen fr den Ball? Nee, sagte Ron. Tja, ihr solltet euch besser beeilen, sonst sind die besten weg, sagte Fred. Und mit wem gehst du?, fragte Ron. Angelina, sagte Fred wie aus der Pistole geschossen und ohne eine Spur Verlegenheit. Wie bitte?, sagte Ron verdutzt. Hast du sie schon gefragt? Gut, dass du's sagst, meinte Fred. Er wandte den Kopf und rief durch den Gemeinschaftsraum: Hey! Angelina! Angelina, die sich am Kamin mit Alicia Spinnet unterhalten hatte, sah zu ihm herber. Was gibt's?, rief sie. Willst du mit mir zum Ball gehen? Angelina musterte Fred einen Augenblick lang abschtzend. Na gut, sagte sie und wandte sich dann verhalten grinsend wieder Alicia und ihrer Unterhaltung zu. Na bitte, sagte Fred zu Harry und Ron, nichts leichter als das. Er stand auf und ghnte: Dann nehmen wir eben 'ne Schuleule. George, komm mit ... Sie gingen hinaus. Ron lie jetzt seine Augenbrauen in Ruhe und sah ber die schwelende Ruine seines Kartenhauses hinweg Harry an. Wir sollten tatschlich was unternehmen ... einfach jemanden fragen. Er hat Recht. Wir wollen ja schlielich nicht mit einem Paar Trollinnen aufkreuzen. Hermine prustete entrstet los. Einem Paar ... was bitte? Na ja - du weit schon, sagte Ron achselzuckend. Ich wrd lieber allein gehen als zum Beispiel mit - Eloise Midgeon. Mit ihren Pickeln ist es in letzter Zeit viel besser geworden - und sie ist wirklich nett! Ihre Nase ist verrutscht, sagte Ron. Oh, verstehe, kchelte Hermine. Kurz und gut, dunimmst das bestaussehende Mdchen, das mit dir gehen will,selbst wenn sie ganz unausstehlich ist? < hm - ja, so ungefhr, sagte Ron. Ich geh schlafen, fauchte Hermine und rauschte ohne ein weiteres Wort zur Mdchentreppe davon. Die Lehrerschaft von Hogwarts, ganz offensichtlich von dem Wunsch beseelt, die Gste aus Beauxbatons und Durmstrang zu beeindrucken, schien entschlossen, die Schule dieses Weihnachten von ihrer besten Seite zu prsentieren. Sie wurde nun festlich geschmckt, und Harry musste feststellen, dass er das Schloss noch nie in so verblffendem Gewand gesehen hatte. An den Gelndern der Marmortreppe hingen ewige Eiszapfen; die blichen zwlf Christbume in der Groen Halle waren mit allem Erdenklichen geschmckt, von leuchtenden Holunderbeeren bis zu echten, schuhuhenden Goldeulen; die Rstungen waren allesamt verhext und san-gen Weihnachtslieder, wenn man an ihnen vorbeiging. Es war schon beeindruckend, einen leeren Helm, der die Hlfte des Textes vergessen hatte, Ihr Kinderlein kommet singen zu hren. Filch, der Hausmeister, musste wiederholt Peeves aus den Rstungen zerren, wo er sich gerne versteckte und die Lcken in den Liedern mit selbst gebastelten und allesamt sehr unanstndigen Reimen fllte. Harry hatte Cho noch immer nicht gefragt, ob sie mit ihm zum Ball gehen wollte. Er und Ron wurden allmhlich nervs, doch Harry meinte, Ron wrde ohne Partnerin bei weitem nicht so dumm dastehen wie er; immerhin sollten Harry und die anderen Champions den Ball erffnen. Es gibt ja immer noch die Maulende Myrte, sagte er trbselig, in Gedanken bei dem Geist, der im Mdchenklo im zweiten Stock spukte. Harry - wir mssen die Zhne zusammenbeien und es einfach tun, sagte Ron am Freitagmorgen in einem Ton, als ob es darum ginge, eine uneinnehmbare Festung zu strmen. Wenn wir uns heute Abend im Gemeinschaftsraum treffen, haben wir beide eine Partnerin - abgemacht? hm - einverstanden, sagte Harry. Doch jedes Mal, wenn er Cho an diesem Tag sah - in der Pause und dann beim Mittagessen und spter wieder auf dem Weg zu Geschichte der Magie -, war sie von einer Traube Freundinnen umgeben. Ging sie denn nie irgendwo allein hin? Sollte er vielleicht warten und dann auf sie losstrmen, wenn sie aufs Klo ging? Aber nein - selbst aufs Klo schien sie mit einem Geleitzug aus vier oder fnf Mdchen zu gehen. Doch wenn er es nicht bald tat, wrde ihm sicher ein anderer zuvorkommen. Er konnte bei Snapes Gegengiftprfung kaum einen vernnftigen Gedanken fassen, verga dann auch die wichtigste Zutat - einen Gallenstein - und bekam prompt eine mise-rable Note. Doch es war ihm egal; er war ausschlielich damit beschftigt, seinen Mumm fr das zusammenzukratzen, was er gleich vorhatte. Als es lutete, packte er seine Tasche und hastete zur Kerkertr. Wir sehen uns beim Abendessen, rief er Ron und Hermine zu und sprintete die Treppe hoch. Er musste Cho doch nur um ein Wort unter vier Augen bitten, das war alles ... auf der Suche nach ihr hastete er durch die rappelvollen Gnge und dann (immerhin frher als erwartet) fand er sie, als sie gerade aus Verteidigung gegen die dunklen Knste kam. hm - Cho? Knnte ich dich kurz sprechen? Kichern sollte verboten werden, dachte Harry zornig, als alle Mdchen um Cho herum damit anfingen. Sie allerdings nicht. Sie sagte gut und folgte ihm auer Hrweite ihrer Klassenkameradinnen. Harry wandte sich zu ihr um und sein Magen tat einen merkwrdigen Hpfer, als ob er beim Treppabgehen eine Stufe verpasst htte. hm, sagte er. Er konnte sie nicht fragen. Er konnte es einfach nicht. Doch er musste. Cho stand da und sah ihn verwirrt an. Die Worte kamen heraus, bevor Harry seine Zunge richtig um sie geschlungen hatte. Willuballmimir? Wie bitte?, sagte Cho. Willst du - willst du mit mir zum Ball gehen?, sagte Harry. Warum musste er jetzt rot werden? Warum? Oh!, sagte Cho und auch sie wurde rot. Oh, Harry, tut mir wirklich Leid, und sie sah tatschlich danach aus. Ich bin schon mit jemand anderem verabredet. Oh, sagte Harry. Es war doch komisch; noch vor einem Augenblick hatten sich seine Eingeweide gewunden wie ein Haufen Schlangen, doch pltzlich schien er berhaupt keine Eingeweide mehr zu haben. Oh, schon gut, sagte er, kein Problem. Tut mir wirklich Leid, sagte sie noch mal. Schon gut, sagte Harry. Sie standen da und sahen sich an, dann sagte Cho: Nun - Ja, sagte Harry. Gut, bis dann, sagte Cho, immer noch ziemlich rot, und ging davon. Dann, bevor er wusste, was er tat, rief Harry ihr nach: Mit wem gehst du denn? Oh - mit Cedric, sagte sie. Cedric Diggory. Oh, verstehe, sagte Harry. Seine Eingeweide waren wieder da. Allerdings fhlten sie sich jetzt an, als wren sie zwischenzeitlich mit Blei gefllt worden. Das Abendessen hatte Harry vllig vergessen und langsam stieg er die Treppen zum Gryffidor-Turm hoch. Chos Stimme klang ihm bei jedem Schritt in den Ohren. >Cedric -Cedric Diggorys In letzter Zeit hatte er eigentlich begonnen, Cedric zu mgen - und war schon bereit gewesen zu vergessen, dass er ihn einmal im Quidditch geschlagen hatte und dass er hbsch war und beliebt und der Lieblingschampion von fast allen. Doch nun war ihm pltzlich klar, dass Cedric ein nichtsnutziger Schnling war, dessen gesammelter Grips nicht mal einen Eierbecher fllte. Lichterfee, sagte er dumpf zu der fetten Dame - das Pass-wort war tags zuvor gendert worden. Ja, in der Tat, mein Lieber!, trllerte sie, zupfte ihr neues Lametta-Haarband zurecht und schwang beiseite, um ihn einzulassen. Harry trat in den Geineinschaftsraum und sah sich um. Zu seiner berraschung sah er Ron mit aschgrauem Gesicht an einem Tisch weit hinten sitzen. Bei ihm sa Ginny, die offenbar mit leiser, trstender Stimme auf ihn einredete. Was gibt's, Ron?, sagte Harry und setzte sich dazu. Ron hob den Kopf und sah Harry mit einem Ausdruck blinden Entsetzens an. Warum hab ich das nur getan?, stie er wtend hervor. Ich wei nicht, was in mich gefahren ist! Was denn?, sagte Harry. Er - hm - er hat eben Fleur Delacour gefragt, ob sie mit ihm zum Ball gehen will, sagte Ginny. Sie sah aus, als wrde sie ein Lcheln unterdrcken, ttschelte jedoch weiterhin mitfhlend Rons Arm. Du hast was?, sagte Harry. Ich wei nicht, was mich da geritten hat!, keuchte Ron. Was war mit mir los? Da waren Leute - berall - ich muss verrckt geworden sein - und alle haben zugesehen! Es war in der Eingangshalle, sie stand da und unterhielt sich mit Diggory, und ich bin nur so an ihr vorbeigegangen - da hat es mich irgendwie gepackt - und ich hab sie gefragt! Ron sthnte und schlug die Hnde vors Gesicht. Er sprach weiter, doch seine Worte waren kaum zu verstehen. Sie hat mich angeschaut, als wr ich eine Meeresschnecke oder so was. Hat nicht geantwortet. Und dann - ich wei nicht -, dann bin ich wohl wieder zu mir gekommen und bin abgehauen. Sie hat was von einer Veela, sagte Harry. Du hattest Recht - ihre Gromutter war eine. Es war nicht dein Fehler, ich wette, du bist in dem Moment an ihr vorbeigegangen, als sie Diggory mit ihrem unheimlichen Charme besprhte, und du hast was davon abbekommen - aber das hat ihr nichts genutzt. Er geht mit Cho Chang. Ron sah auf. Ich hab sie eben noch gefragt, ob sie mit mir kommen will, sagte Harry traurig, und sie hat es mir erzhlt. Ginny hatte pltzlich aufgehrt zu lcheln. Das ist doch verrckt, sagte Ron, jetzt sind wir die Einzigen, die niemanden haben - na ja, auer Neville. Hey - rat mal, wen er gefragt hat! Hermine! Wie bitte? Harry war durch diese verblffende Neuigkeit ganz von den eigenen Sorgen abgelenkt. Ja, stimmt!, sagte Ron und fing an zu lachen, was ihm wieder ein wenig Farbe ins Gesicht trieb. Er hat es mir nach Zaubertrnke gesagt! Sie sei ja immer so nett zu ihm gewesen, htte ihm bei den Hausaufgaben geholfen und alles - aber sie htte gesagt, sie sei schon verabredet. Ha! Denkste! Sie wollte nur nicht mit Neville ... na ja, ich meine, wer will das schon? Hrt auf!, sagte Ginny gereizt. Lacht nicht - In diesem Augenblick kletterte Hermine durch das Portrtloch. Warum wart ihr beide nicht beim Abendessen?, fragte sie und kam an ihren Tisch. Weil - seid still, ihr beiden -, weil sie gerade eben Krbe von zwei Mdchen gekriegt haben!, antwortete Ginny. Das lie Harry und Ron verstummen. Wie nett von dir, Ginny, sagte Ron suerlich. Alle gut Aussehenden sind schon weg, Ron?, sagte Hermine schnippisch. Eloise Midgeon sieht allmhlich immer hbscher aus, oder? Nun, ich bin sicher, irgendwo findet ihr irgendeine, die euch haben will. Doch Ron starrte Hermine an, als wrde er sie pltzlich in einem ganz anderen Licht sehen. Hermine, Neville hat Recht - du bist tatschlich ein Mdchen ... Oh, gut beobachtet, sagte sie bissig. Nun ja - du kannst mit einem von uns gehen! Nein, kann ich nicht, fauchte Hermine. Ach, nun hab dich nicht so, sagte Ron ungeduldig, wir brauchen Partnerinnen, wie stehen wir denn da, wenn wir keine haben, alle anderen haben welche ... Ich kann nicht mit euch gehen, sagte Hermine errtend, weil ich schon jemanden habe. Nein, hast du nicht!, entgegnete Ron. Das hast du nur gesagt, um Neville loszuwerden! Aach, wie genau du das weit!, sagte Hermine und ihre Augen blitzten gefhrlich. Nur weil ihr drei Jahre gebraucht habt, Ron, heit das noch lange nicht, dass kein anderer bemerkt hat, dass ich ein Mdchen bin! Ron starrte sie an. Dann begann er wieder zu grinsen. Schon gut, schon gut, wir wissen, dass du ein Mdchen bist, sagte er. Ist es jetzt gut? Kommst du nun mit oder nicht? Ich hab's dir doch gesagt!, fauchte Hermine zornig. Ich geh mit einem anderen! Und sie strmte in Richtung Mdchenschlafsaal davon. Ron sah ihr nach. Sie lgt, sagte er matt. Tut sie nicht, flsterte Ginny. Und wer soll es denn sein?, fragte Ron scharf. Das erzhl ich dir nicht, es ist ihre Angelegenheit, sagte Ginny. Na schn, sagte Ron, der hchst missgelaunt aussah, das wird mir allmhlich zu dumm. Ginny, du kannst mit Harry gehen, und ich werd einfach - Das geht nicht, sagte Ginny und nun lief auch sie scharlachrot an. Ich gehe mit - mit Neville. Er hat mich gefragt, als Hermine nein gesagt hat, und ich dachte ... wisst ihr ... ich wrde sonst nicht mitkommen knnen, ich bin doch noch nicht in der vierten Klasse. Sie sah ganz elend aus. Ich glaub, ich geh mal runter zum Abendessen, sagte sie, stand mit hngendem Kopf auf und kletterte durch das Portrtloch. Ron sah Harry mit hervorquellenden Augen an. Was ist blo in die beiden gefahren?, fragte er. Doch Harry hatte gerade Parvati und Lavender durch das Portrtloch hereinkommen sehen. Die Zeit war reif fr einen Befreiungsschlag. Warte hier, sagte er zu Ron, stand auf und ging geradewegs auf Parvati zu. Parvati? Mchtest du nicht mit mir zum Ball kommen? Parvati berkam ein Kicherkrampf. Harry wartete mit in der Tasche gekreuzten Fingern, bis sie sich beruhigt hatte. Ja, eigentlich schon, sagte sie endlich und wurde feuerrot. Danke, sagte Harry erleichtert. Lavender - mchtest du mit Ron gehen? Sie geht schon mit Seamus, sagte Parvati und die beiden fingen noch heftiger an zu kichern. Harry seufzte. Wisst ihr vielleicht ein Mdchen, das mit Ron gehen wrde?, sagte er mit gedmpfter Stimme, damit Ron nichts hrte. Was ist mit Hermine Granger?, sagte Parvati. Sie hat schon jemanden. Parvati schien verblfft. Oooooh - wen?, fragte sie spitz. Harry zuckte die Achseln. Keine Ahnung. Also, was ist mit Ron? Na ja ..., sagte Parvati langsam, ich glaube, meine Schwester wrde vielleicht ... Padma, weit du ... in Ravenclaw. Ich frag sie, wenn du mchtest. Ja, das wr klasse, sagte Harry. Und sag mir Bescheid, ja? Er ging mit dem Gefhl zu Ron zurck, so viel Mhe wre dieser Ball doch nicht wert. Hoffentlich sa Padma Patils Nase genau in der Mitte. ~Der Weihnachtsball Zwar hatten die Viertklssler eine Unmenge Hausaufgaben mit in die Ferien bekommen, doch whrend der ersten freien Tage hatte Harry einfach keine Lust zu arbeiten und lie es sich in den Vorweihnachtstagen, wie alle anderen auch, mglichst gut gehen. Im Gryffindor-Turm sah man kaum weniger Schler als whrend der Unterrichtszeit, und es schien sogar ein wenig enger geworden zu sein, denn die Dagebliebenen machten viel mehr Radau als sonst. Fred und George hatten mit ihren Kanarienkremschnitten einen groen Erfolg gelandet, und whrend der ersten Ferientage passierte es andauernd, dass einem der Schler pltzlich ein Federkleid wuchs. Doch es dauerte nicht lange, bis die Gryffindors alles, was ihnen zu essen angeboten wurde, mit uerster Vorsicht genossen, denn es konnte ja Kanarienkrem drin sein, und George teilte Harry ganz im Vertrauen mit, dass sie mit einer Neuentwicklung beschftigt waren. Harry nahm sich fest vor, von Fred und George in Zukunft nicht einmal mehr einen Kartoffelchip anzunehmen. Dudley und sein Wrgzungen-Toffee hatte er nmlich noch in guter Erinnerung. Dichter Schnee fiel auf das Schloss und die Lndereien. Die blassblaue Beauxbatons-Kutsche sah neben dem glasierten Lebkuchenhuschen, in das sich Hagrids Htte verwandelt hatte, wie ein groer, in Eiswasser getauchter Krbis aus, und auch die Bullaugen des Durmstrang-Schiffes waren vereist, die Masten und Leinen kristallwei gepudert. DieHauselfen unten in der Kche bertrafen sich selbst mit einer Folge reichhaltiger, wrmender Eintpfe und pikanter Nachspeisen, und nur Fleur Delacour schien immer etwas zu finden, ber das sie sich beschweren konnte. Es ist zu schwer, dieses Essen in 'Ogwarts, hrten sie Fleur eines Abends murren, als sie hinter ihr die Groe Halle verlieen. (Ron ging geduckt hinter Harry, damit sie ihn ja nicht sehen konnte.) Isch werde nischt in mein Abendkleid passen! Ooooh, was fr eine Tragdie, feixte Hermine, whrend Fleur nach drauen ging. Ganz schn eingebildet, unsere Mademoiselle. Hermine - mit wem gehst du zum Ball?, fragte Ron. Fortwhrend plagte er sie mit dieser Frage, in der Hoffnung, sie einmal zu berrumpeln und eine Antwort aus ihr rauszuschtteln. Hermine hob jedoch nur die Brauen und meinte: Ich sag es dir nicht, sonst machst du dich nur ber mich lustig. Machst du Witze, Weasley?, tnte Malfoy hinter ihnen. Du willst mir doch nicht erzhlen, jemand habe das hier zum Ball eingeladen? Doch nicht das Schlammblut mit den langen Hauern? Harry und Ron wirbelten herum, doch Hermine blickte ber Malfoys Schulter, winkte und rief: Hallo, Professor Moody! Malfoy erbleichte, sprang erschrocken einen Schritt zurck und sah sich hektisch um, doch Moody sa immer noch am Lehrertisch und verspeiste den Rest seines Eintopfs. Was fr ein verschrecktes kleines Frettchen du doch bist, Malfoy, hhnte Hermine und schritt laut lachend mit Ron und Harry auf die Marmortreppe zu. Hermine, sagte Ron und sah sie pltzlich stirnrunzelnd von der Seite her an, deine Zhne ... Was ist damit?, fragte sie. Na ja, sie sind anders ... fllt mir gerade auf ... Natrlich - hast du geglaubt, ich behalte diese Beier, die mir Malfoy verpasst hat? Nein, ich meine, sie sehen auch anders aus, als sie waren, bevor er dich mit diesem Fluch belegt hat ... sie sind alle ... regelmig und - nicht mehr zu gro. Hermine lchelte auf einmal hinterlistig, und auch Harry fiel es jetzt auf: Es war ein ganz anderes Lcheln, als er es von ihr kannte. Das war so ... ich bin nach oben gegangen zu Madam Pomfrey, um die Zhne schrumpfen zu lassen, und sie hat mir einen Spiegel vors Gesicht gehalten und gemeint, ich solle Halt sagen, wenn sie wieder so sind wie frher. Und ich hab sie einfach ... ein wenig weiterzaubern lassen. Hermines Lcheln war noch eine Spur breiter geworden. Mum und Dad wird das gar nicht gefallen. Ich hab ewig lang versucht sie zu berreden, dass ich sie schrumpfen lassen darf, aber sie wollten unbedingt, dass ich meine Klammer weiter trage. Du weit doch, sie sind Zahnrzte, sie halten einfach nichts davon, wenn Zhne und Zauberei - ach, sieh mal! Pigwidgeon ist wieder da! Rons winziger Steinkauz sa mit einer Pergamentrolle am Bein auf dem eiszapfenschweren Treppengelnder und zwitscherte wie verrckt. Im Vorbeigehen deuteten ein paar Schler auf ihn und lachten und eine Gruppe Drittklssle-rinnen blieb stehen. Oh, schaut euch mal diese Winzeule an! Ist sie nicht niedlich? Dummes kleines fedriges Biest!, zischte Ron, nahm ein paar Stufen auf einmal nach oben, packte Pigwidgeon und schloss ihn in die Faust. Das nchste Mal bringst du den Brief gleich zum Empfnger! Ohne zu trdeln und dich wichtig zu machen! Pigwidgeon quetschte den Kopf aus Rons Faust hervor und schuhuhte vergngt. Die Drittklsslerinnen machten erschrockene Mienen. Verschwindet!, fauchte Ron sie an und fuchtelte mit der Faust, und Pigwidgeon schuhuhte noch ausgelassener, als er so rasch durch die Luft geschleudert wurde. Hier - nimm du das, Harry, fgte Ron gedmpft hinzu, und die Drittklsslerinnen trotteten mit emprten Blicken davon. Ron zog Sirius' Antwortbrief vorsichtig von Pigwidgeons Bein, Harry steckte ihn in die Tasche, und sie hasteten nach oben in den Gryffindor-Turm, um den Brief zu lesen. Im Gemeinschaftsraum waren alle immer noch so sehr damit beschftigt, Feriendampf abzulassen, dass keiner gro darauf achtete, was um ihn her vor sich ging. Die drei setzten sich ein wenig abseits von den anderen an ein fast schon zugeschneites Fenster, und Harry las vor: Lieber Harry, meinen Glckwunsch, dass du an diesem Hornschwanz vorbeigekommen bist. Wer auch immer deinen Namen in den Kelch geworfen hat, wird jetzt nicht sonderlich glcklich sein! Ich wollte dir eigentlich einen Bindehautentzndungs-Fluch vorschlagen, da die Augen die schwchste Stelle eines Drachen sind - Genau das, was Krum gemacht hat!, flsterte Hermine. - aber deine List war besser, Hut ab. Jetzt ruh dich aber nicht auf deinen Lorbeeren aus, Harry. Du hast erst eine Aufgabe geschafft; wer immer dich ins Turnier gebracht hat, wird noch genug Gelegenheit haben, dir etwas anzutun. Halt die Augen offen - besonders wenn der, von dem wir gesprochen haben, in der Nheist - und achte vor allem darauf, dir keinen rger einzuhandeln. Schreib mir wieder; ich mchte auch weiterhin von allen ungewhnlichen Vorkommnissen erfahren. Sirius Er hrt sich genauso an wie Moody, sagte Harry leise und steckte den Brief zurck in den Umhang. >Immer wachsam!< Man knnte meinen, ich laufe blind in der Gegend herum und krache stndig gegen Wnde ... Aber er hat Recht, Harry, sagte Hermine, du hast tatschlich noch zwei Aufgaben vor dir. Du solltest dir dieses Ei wirklich mal genauer ansehen und allmhlich herausfinden, was es zu bedeuten hat ... Ja, schon gut, schon gut, brummte Harry. Dann sah er den Ausdruck auf Hermines Gesicht und sagte: Und wie bitte soll ich mich konzentrieren bei diesem Lrm? Bei dem Radau, den die Meute hier macht, kann ich das Ei ja nicht mal hren. Wenn du meinst, seufzte sie, lie sich in ihren Sessel zurcksinken und sah den beiden beim Schachspiel zu, das Ron mit einem tollen Schachmatt beendete, bei dem ein paar todesmutige Bauern und ein sehr brutaler Lufer die Hauptrollen spielten. Am Weihnachtsmorgen erwachte Harry ganz pltzlich. Verwundert, was ihn aus dem Schlaf gerissen hatte, ffnete er die Augen. Ein Wesen starrte ihn mit riesigen, grnen Telleraugen aus der Dunkelheit heraus an, und es war ihm so nahe, dass es fast seine Nasenspitze berhrte. Dobby!, rief Harry und krabbelte so hastig weg von dem Elfen, dass er fast aus dem Bett fiel. Was soll denn das? Dobby bittet um Verzeihung, Sir!, quiekte Dobby verschchtert, presste die langen Finger auf den Mund und trampelte rckwrts ber die Decke. Dobby will Harry Potter nur frohe Weihnachten wnschen und ihm ein Geschenk bringen, Sir! Ist schon gut, sagte Harry, noch immer ein wenig kurzatmig, whrend sein Herzschlag sich wieder beruhigt hatte. Das nchste Mal - stups mich meinetwegen, aber beug dich blo nicht so ber mein Gesicht wie vorhin ... Harry zog die Vorhnge des Himmelbetts zurck, nahm die Brille vom Nachttisch und setzte sie auf. Sein Schrei hatte Ron, Seamus, Dean und Neville geweckt. Alle blinzelten mit verquollenen Augen und zerzausten Haaren zwischen ihren Vorhngen hindurch. Hat dich jemand angegriffen, Harry?, fragte Seamus schlfrig. Nein, es ist nur Dobby, murmelte Harry. Du kannst weiterschlafen. Nh ... Geschenke!, sagte Seamus, dem jetzt ein Berg von Pckchen am Fuende seines Bettes aufgefallen war. Auch Ron, Dean und Neville fanden, da sie nun schon einmal wach waren, knnten sie sich ja auch gleich ans Geschenkeauspacken machen. Harry wandte sich wieder Dobby zu, der jetzt hibbelig an Harrys Bett stand und immer noch schuldbewusst dreinsah, weil er ihn erschreckt hatte. An der Schlaufe seines Teewrmers baumelte eine Christbaumkugel. Darf Dobby Harry Potter sein Geschenk geben?, quiekte er schchtern. Natrlich, sagte Harry. hm ... ich hab auch was fr dich. Das war eine Lge; er hatte berhaupt nichts fr Dobby gekauft, dennoch ffnete er rasch seinen Koffer und zog einbesonders schlabberiges verknultes Paar Socken heraus. Sie waren seine ltesten und widerlichsten, von senfgelber Farbe, und hatten einst Onkel Vernon gehrt. Besonders schlabberig waren sie, weil Harry sie nun schon seit einem Jahr ber sein Spickoskop zog. Er nahm das Spickoskop heraus, reichte Dobby die Socken und sagte: Tut mir ja Leid, hab vergessen sie zu verpacken ... Doch Dobby war malos entzckt. Socken sind Dobbys liebste, liebste Kleidungsstcke, Sir!, sagte er, riss sich seine zwei verschiedenfarbigen von den Fen und zog Onkel Vernons Socken an. Ich hab siebenjetzt, Sir ... aber Sir ..., sagte er und seine Augen weiteten sich nun, da er die Socken, so weit es ging, hochgezogen hatte, und sie reichten bis zum Saum seiner Shorts, im Laden haben sie einen Fehler gemacht und Harry Potter zwei gleiche Socken gegeben! O nein, Harry, wie konnte dir das nur passieren!, sagte Ron und grinste von seinem mit Packpapierknueln bersten Bett herber. Ich mach dir 'n Vorschlag, Dobby - bitte -nimm diese beiden, dann kannst du sie richtig mischen. Und hier ist dein Pulli. Er warf Dobby ein Paar frisch ausgepackte violette Socken zu sowie den selbst gestrickten Pulli, den ihm seine Mutter geschickt hatte. Dobby war vor Freude vollkommen aus dem Huschen. Sir, das ist sehr lieb von Ihnen!, quiekte er, und wieder standen Trnen in seinen Augen. Er machte eine tiefe Verbeugung vor Ron. Dobby wusste schon, dass Sir ein groer Zauberer sein muss, denn er ist Harry Potters bester Freund, aber Dobby wusste nicht, dass er auch so gromtig, so edel, so selbstlos ... Es sind doch nur Socken, sagte Ron, der um die Ohren herum leicht rosa angelaufen war, aber gleichwohl ziemlichgeschmeichelt aussah. Irre, Harry - Er hatte soeben Harrys Geschenk ausgewickelt, einen Hut in den Farben der Chudley Cannons. Cool! Er stlpte ihn ber den Kopf, wo er sich frchterlich mit seinem roten Haar biss. Dobby reichte Harry jetzt ein kleines Pckchen, und heraus kamen - Socken. Dobby hat sie selbst gestrickt, Sir!, sagte der Elf glcklich. Er hat die Wolle von seinem Lohn gekauft, Sir! Die linke Socke hatte ein Besenmuster auf Hellrot, die rechte Socke war grn und hatte kleine Knubbel. Die sind ... wirklich ... ja, vielen Dank, Dobby, sagte Harry und zog sie an, was wiederum Glckstrnen aus Dobbys Augen rollen lie. Dobby muss jetzt gehen, Sir, in der Kche kochen wir schon das Weihnachtsessen!, sagte Dobby, winkte Ron und den anderen zum Abschied zu und trippelte aus dem Schlafsaal. Harrys andere Geschenke waren doch etwas brauchbarer als Dobbys ungleiches Sockenpaar - ausgenommen natrlich das der Dursleys, das aus einem einzigen Papiertaschentuch bestand, ein Rekord an Gemeinheit. Harry vermutete, dass auch sie das Wrgzungen-Toffee nicht vergessen hatten. Hermine hatte Harry ein Buch geschenkt, Quidditch-Mannschaften Grobritanniens und Irlands; von Ron bekam er eine prall gefllte Tte Stinkbomben, von Sirius ein praktisches Taschenmesser mit vielfltigem Zubehr, um jedes Schloss und jeden Knoten zu ffnen; und Hagrid schenkte ihm eine Riesenschachtel Sigkeiten mit all seinen Lieblingsleckereien - Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung, Schokofrsche, Bubbels Bester Blaskaugummi und zischende Zauberdrops. Natrlich war wie immer Mrs Weasleys Pckchen mit dem neuesten Pulli angekommen (grn mit aufgesticktem Drachen - Harry ver-mutete, dass Charlie ihr alles ber den Hornschwanz erzhlt hatte) und einer Unmenge selbst gemachter Pasteten. Harry und Ron trafen sich im Gemeinschaftsraum mit Hermine und gingen hinunter zum Frhstck. Danach verbrachten sie fast den ganzen Morgen im Gryffindor-Turm, wo sich alle mit ihren Geschenken amsierten, dann kehrten sie zu einem herrlichen Mittagessen in die Groe Halle zurck, bei dem es mindestens hundert Truthhne und Plumpuddings und bergeweise Kribbels Zauberkrcker gab. Am Nachmittag gingen sie hinaus aufs Schlossgelnde; der Schnee war noch unberhrt, nur die Durmstrangs und Beauxbatons hatten auf ihren Wegen zum Schloss tiefe Grben in der Schneedecke hinterlassen. Hermine schaute bei der Schneeballschlacht, die sich Ron und Harry gegen die beiden anderen Weasleys lieferten, lieber nur zu und verkndete dann gegen fnf, sie wolle jetzt nach oben gehen und sich auf den Ball vorbereiten. Wie bitte, du brauchst drei Stunden?, fragte Ron und sah sie verdutzt an, was er prompt ben musste, denn ein groer Schneeball von George traf ihn hart am Ohr. Mit wem gehst du eigentlich?, rief er Hermine nach, doch sie winkte nur von der Steintreppe her und verschwand im Schloss. Heute gab es keinen Weihnachtstee, da zum Ball ein Festmahl gehrte, und um sieben Uhr, als sie ohnehin kaum noch etwas sehen konnten, gaben sie ihre Schneeballschlacht auf und stapften zurck in den Gemeinschaftsraum. Die fette Dame sa mit ihrer Freundin Violet aus dem Erdgeschoss beisammen, beide schon ziemlich beschwipst, was bei den leeren Schnapspralinen-Schachteln, die ber den Boden verstreut lagen, nicht weiter verwunderlich war. Fichterleen, so isses!, kiekste sie auf das Passwort hin und schwang zur Seite, um sie einzulassen. Harry, Ron, Seamus und Neville zogen oben im Schlafsaal ihre Festumhnge an und guckten dabei allesamt recht verlegen aus der Wsche, doch keiner litt solche Qualen wie Ron, der sich im hohen Spiegel in der Ecke entsetzt anstarrte. Es lie sich einfach nicht leugnen, dass sein Umhang peinliche hnlichkeit mit einem Kleid hatte. In einem verzweifelten Versuch, es mehr nach Mnnermode aussehen zu lassen, machte er sich mit einem Abtrennzauber ber Rschenkragen und Spitzensume her. Es gelang ihm auch halbwegs, denn zumindest war der Umhang jetzt rschenfrei, doch auf dem Weg nach unten war dann doch deutlich zu sehen, dass Kragen und rmelsume frchterlich ausgefranst waren. Ich begreif immer noch nicht, wie ihr zwei die beiden bestaussehenden Mdchen der ganzen Klassenstufe abkriegen konntet, grummelte Dean. Tierischer Magnetismus, sagte Ron mit dsterer Miene und zog wieder mal einen losen Faden aus dem rmelsaum. Der Gemeinschaftsraum bot einen ganz ungewhnlichen Anblick: es war heute nicht das bliche schwarze Gewusel, sondern er war voller Schler, die in den verschiedensten Farben gekleidet waren. Parvati erwartete Harry am Fu der Treppe. Mit ihrem knallroten Umhang, dem mit goldenen Strhnen durchflochtenen langen schwarzen Zopf und den goldenen Armspangen, die an ihren Handgelenken schimmerten, sah sie unbestreitbar hbsch aus. Harry stellte erleichtert fest, dass sie nicht giggelte. Du -, hm - siehst nett aus, sagte er verlegen. Danke, erwiderte sie. Padma erwartet dich in der Eingangshalle, fgte sie zu Ron gewandt hinzu. Gut, sagte Ron und sah sich um. Wo steckt Hermine? Parvati zuckte die Achseln. Wie steht's, Harry, wollen wir gehen? Einverstanden, sagte Harry und wre doch am liebsten im Gemeinschaftsraum geblieben. Fred zwinkerte Harry auf dem Weg zum Portrtloch zu. Auch in der Eingangshalle wimmelte es von Leuten, die sich gegenseitig auf die Fe traten und warteten, dass es endlich acht Uhr wurde und die Flgeltren zur Groen Halle aufgingen. Wer mit einem Partner aus einem anderen Haus verabredet war, drngte sich mit verzweifelt suchendem Blick durch die Menge. Parvati fand ihre Schwester Padma und fhrte sie hinber zu Harry und Ron. Hallo, sagte Padma, die in ihrem helltrkisen Umhang nicht weniger hbsch aussah als Parvati. Allerdings schien sie nicht bermig begeistert, Ron als Partner zu haben. Als sie ihn von Kopf bis Fu musterte, blieben ihre dunklen Augen an dem ausgefransten Kragen und den rmeln seines Fest-umhangs haften. Hallo, sagte Ron, sah sie jedoch berhaupt nicht an, sondern lie den Blick hastig durch die Menge schweifen. O nein ... Er ging in die Knie, um sich hinter Harrys Rcken zu verstecken, denn in diesem Augenblick schwebte Fleur Dela-cour vorbei, begleitet vom Quidditch-Kapitn der Ravenclaws, Roger Davies. In ihrem silbergrauen Satinumhang sah Fleur einfach umwerfend aus. Als sie verschwunden waren, richtete sich Ron wieder auf und lugte ber die Kpfe der Menge hinweg. Wo steckt blo Hermine?, fragte er zum wiederholten Mal. Eine Gruppe Slytherins kam die Treppe von ihrem Gemeinschaftsraum unten in den Kerkern herauf. Malfoy fhrte sie an; er trug einen Festumhang aus schwarzem Satin mit einem Stehkragen, und Harry fand, dass er aussah wie ein Priester. An Malfoys Arm klammerte sich Pansy Parkin-son in einem stark berschten blassrosa Umhang. Crabbe und Goyle trugen beide Grn; sie hnelten moosbewachsenen Gerllblcken, und wie Harry befriedigt feststellte, war es keinem von beiden gelungen, eine Partnerin zu finden. Das Eichenportal ffnete sich und alle wandten sich um. Die Schler aus Durmstrang betraten die Halle, angefhrt von Professor Karkaroff. Mit an der Spitze ging Krum, begleitet von einem hbschen Mdchen in blauem Umhang, das Harry nicht kannte. Er sphte ber ihre Kpfe hinweg und sah, dass sie drauen direkt vor dem Schloss ein Stck Rasen in eine Art Grotte voller Lichterfeen verwandelt hatten - Hunderte von echten Feen saen dort in Rosenbschen oder flatterten ber einem steinernen Weihnachtsmann mit Rentier. Jetzt ertnte Professor McGonagalls krftige Stimme: Die Champions hierher, bitte! Parvati, die bers ganze Gesicht strahlte, rckte ihre Ketten und Spangen zurecht; bis gleich, sagten sie zu Ron und Padma. Die schwatzende Menge teilte sich vor ihnen und sie gingen nach vorn. Professor McGonagall, die einen Festumhang aus rotem Schottentuch trug und einen ziemlich hsslichen Distelkranz auf die Krempe ihres Huts gelegt hatte, wies sie an, rechts von der Tr zu warten, whrend die anderen schon hineingingen und sich auf ihre Pltze setzten; erst dann sollten sie in einem feierlichen Zug die Groe Halle durchqueren. Fleur Delacour und Roger Davies stellten sich gleich neben der Tr auf; Davies schien von seinem Glck, Fleur als Partnerin abbekommen zu haben, so berwltigt, dass er kaum den Blick von ihr wenden konnte. Auch Cedric und Cho standen in Harrys Nhe; er sah anderswohin, damit er nicht mit ihnen sprechen musste. So fiel sein Blick auf das Mdchen neben Krum. Und der Mund klappte ihm auf. Es war Hermine. Aber sie sah berhaupt nicht aus wie Hermine. Offenbar hatte sie etwas mit ihrem Haar angestellt; es war nicht mehr buschig, sondern geschmeidig und glnzend und verschlang sich in ihrem Nacken zu einem eleganten Knoten. Sie trug einen Umhang aus flieendem, immergrn-blauem Stoff, und sie bewegte sich auch irgendwie anders; doch vielleicht nur deshalb, weil die zwei Dutzend Bcher fehlten, die sie auf dem Rcken mit sich zu schleppen pflegte. Auerdem lchelte sie - ziemlich nervs, und nun fiel deutlich auf, dass ihre Vorderzhne geschrumpft waren. Harry begriff nicht, warum er es nicht schon lngst bemerkt hatte. Hallo, Harry!, sagte sie. Hallo, Parvati! Parvati starrte Hermine mit unverhohlener Bestrzung an. Und sie war nicht die Einzige; als sich die Tren der Groen Halle ffneten, stakste Krums Fanclub aus der Bibliothek vorbei und warf Hermine Blicke voll abgrundtiefer Verachtung zu. Pansy Parkinson, an Malfoys Arm, lief mit offenem Mund an ihr vorbei, und selbst Malfoy schien um eine Beleidigung verlegen, die er ihr an den Kopf werfen konnte. Ron jedoch lief schnurstracks an Hermine vorbei, ohne sie eines Blickes zu wrdigen. Sobald drinnen alle ihre Pltze gefunden hatten, wies Professor McGonagall die Champions an, sich zu zweit mit Partner oder Partnerin zusammenzutun und ihr der Reihe nach zu folgen. Unter allgemeinem Beifall betraten sie die Groe Halle und machten sich auf den Weg hinauf zu einem groen runden Tisch auf dem Podium, wo die Richter saen. Die Wnde der Halle waren mit funkelnden Eiskristallen geschmckt und Hunderte von Girlanden aus Mistelzweigen und Efeu berwucherten die gestirnte schwarze Decke. Die Haustische waren verschwunden; an ihrer Stelle fandensich gut hundert kleinere Tische mit Lampen, an denen jeweils ein Dutzend Schler saen. Harry achtete vor allem darauf, nicht zu stolpern. Parvati schien sich blendend zu amsieren; sie sah strahlend in die Menge und bugsierte Harry so energisch herum, dass er sich vorkam wie ein dressiertes Hndchen, das sie Kunststcke auffhren lassen wollte. Als er sich dem runden Tisch nherte, erhaschte er einen kurzen Blick auf Ron und Padma. Rons Augen verengten sich zu Schlitzen, als Hermine an ihm vorbeiging. Padma schien ein wenig zu schmollen. Vom Podiumstisch aus lchelte Dumbledore den Champions glcklich entgegen. Karkaroffs Miene hingegen hnelte der von Ron, als er Krum und Hermine nher kommen sah. Ludo Bagman, heute Abend in hellpurpurnem Umhang mit groen gelben Sternen, klatschte nicht weniger begeistert als die Schler unten; auch Madame Maxime, die ihre bliche Uniform aus schwarzem Satin gegen ein flieendes Gewand aus lavendelfarbener Seide eingetauscht hatte, klatschte ihnen hflich zu. Harry fiel pltzlich auf, dass Mr Crouch nicht da war. Auf dem fnften Platz sa Percy Weasley. Als die Champions und ihre Partner den Tisch erreichten, zog Percy den leeren Stuhl neben sich vor und sah Harry eindringlich an. Harry folgte dem Wink und setzte sich neben Percy, der einen brandneuen marineblauen Umhang trug und eine ungeheuer blasierte Miene aufgesetzt hatte. Ich bin befrdert worden, sagte Percy, bevor Harry berhaupt fragen konnte, und nach seinem Ton zu schlieen, htte er genauso gut zum Herrscher des Universums gewhlt worden sein knnen. Ich bin jetzt Mr Crouchs persnlicher Assistent und als sein Vertreter hier. Warum kann er nicht selbst kommen?, fragte Harry. Er freute sich nicht gerade darauf, whrend des ganzen Abendessens ber Kesselbden belehrt zu werden. Ich muss leider sagen, dass Mr Crouch sich nicht wohl befindet, berhaupt nicht wohl. Seit der Weltmeisterschaft ist er etwas leidend. Das wundert einen natrlich nicht -berarbeitung. Er ist nicht mehr der Jngste - selbstverstndlich immer noch brillant, immer noch ein groartiger Kopf. Doch die Weltmeisterschaft war ein Fiasko fr das ganze Ministerium, und dann hat das Fehlverhalten seiner Hauselfe, Blinky oder wie sie hie, Mr Crouch auch noch persnlich schwer getroffen. Natrlich hat er sie sofort danach verstoen, aber - nun ja, wie gesagt, er kommt schon zurecht, braucht jedoch Hilfe im Haushalt, und ich frchte, seit sie fort ist, hat er es zu Hause doch deutlich schwerer. Und dann mussten wir auch noch das Turnier organisieren und die Folgen der Weltmeisterschaft bewltigen - diese unverschmte Kimmkorn hat berall rumgeschnffelt -, nein, der arme Mann hat nun seine wohlverdienten ruhigen Weihnachten. Jedenfalls wei er, da ist jemand, auf den er sich verlassen kann und der ihn vertritt, und darber bin ich einfach froh. Harry lag die Frage auf der Zunge, ob Mr Crouch schon aufgehrt hatte, Percy Weatherby zu nennen, doch er widerstand der Versuchung. Noch war auf den schimmernden Goldtellern kein Essen, doch alle hatten kleine Speisekarten vor sich liegen. Unsicher nahm Harry seine Karte in die Hand und sah sich um -Bedienungen waren nicht in Sicht. Dumbledore jedoch studierte aufmerksam seine Karte, dann sagte er klar und deutlich zu seinem Teller: Schweinekoteletts! Und Schweinekoteletts erschienen. Die anderen am Tisch begriffen und bestellten ebenfalls bei ihren Tellern. Harry wandte den Kopf zu Hermine, um zu sehen, wie sie sich bei dieser neuen und komplizierten Weise, zu Abend zu essen, fhlen mochte - gewiss bedeutete dies viel zustzliche Pla-ckerei fr die Hauselfen? -, doch endlich einmal schien Hermine nicht an B.ELFE.R zu denken. Sie war in ein Gesprch mit Viktor Krum vertieft und nahm offenbar kaum wahr, was sie berhaupt a. Mit einem Mal fiel Harry auf, dass er Krum bisher noch gar nicht wirklich hatte reden hren, doch jetzt sprach er ausgiebig, und dazu noch sehr begeistert. Wir habe auch eine Schloss, nicht so gro wie diese hier und auch nicht so bequem, mchte ich meine, erklrte er Hermine. Wir habe nur vier Stockwerke und die Feuer brenne nur fr magische Swecke. Aber wir habe viele grere Land als ihr, aber in Winter wir habe wenig Licht und wir habe nichts davon. Doch in Sommer fliege wir jede Tag, ber die Seen und die Berge - Nun aber, Viktor!, sagte Karkaroff mit einem Lachen und einem kalten Blick. Blo nicht alles verraten, sonst wird unsere reizende Freundin gleich ganz genau wissen, wo wir zu finden sind! Dumbledore lchelte und seine Augen funkelten. Igor, all die Geheimniskrmerei ... man knnte fast meinen, Sie wollten gar keinen Besuch haben. Wissen Sie, Dumbledore, sagte Karkaroff und zeigte seine gelben Zhne in ihrer ganzen Pracht, wir schtzen doch alle unser eigenes Reich, nicht wahr? Bewachen wir nicht eiferschtig die Tempel der Gelehrsamkeit, die uns anvertraut sind? Sind wir nicht zu Recht stolz darauf, dass nur wir alleine die Geheimnisse unserer Schulen kennen und sie auch schtzen? Oh, nie im Traum wrde ich mir einbilden, alle Geheimnisse von Hogwarts zu kennen, Igor, sagte Dumbledore freundlich. Erst heute Morgen zum Beispiel habe ich auf dem Weg ins Bad die falsche Tr geffnet und fand mich pltzlich in einem herrlich gestalteten Raum, den ich nochnie zuvor gesehen hatte und der eine ganz erstaunliche Sammlung von Nachttpfen enthielt. Als ich dann spter zurckkam, um mir die Sache nher anzusehen, war der Raum verschwunden. Aber ich muss die Augen nach ihm offen halten. Vielleicht ist er nur um halb sechs Uhr morgens zugnglich. Oder er erscheint nur bei Viertelmond - oder wenn der Suchende eine auergewhnlich volle Blase hat. Harry prustete in seinen Gulaschteller. Percy runzelte die Stirn, doch Harry htte schwren knnen, dass Dumbledore ihm ganz kurz zugezwinkert hatte. Unterdessen uerte sich Fleur Delacour gegenber Roger Davies ausgesprochen abfllig ber das weihnachtlich geschmckte Hogwarts. Das ist nischts, sagte sie geringschtzig und lie den Blick ber die funkelnden Wnde der Groen Halle schweifen. Im Palast von Beauxbatons 'aben wir an Weihnachten Eisskulpturen berall im Speisesaal. Sie schmelsen natrlisch nischt ... sie sind wie riesige Statuen aus Diamant und glit-sern dursch den ganzen Saal. Und das Essen ist einfach sperb. Und wir 'aben Chre aus Waldnymphen, die uns beim Essen mit ihren Gesngen begleiten. Wir 'aben keine sol-sche 'sslischen Rstungen in den 'allen, und wenn ein Poltergeist je in Beauxbatons eindringen wrde, dann wrden wir ihn - sakk - einfach rauswerfen. Sie klatschte unwirsch mit der Hand auf den Tisch. Roger Davies hing mit glasigem Blick an ihren Lippen und verfehlte mit der Gabel andauernd seinen Mund. Harry hatte den Eindruck, dass Davies zu sehr damit beschftigt war, sie anzustarren, als dass er auch nur ein Wort von ihr verstanden htte. Vollkommen richtig, sagte er eilig und schlug nun selbst mit der Hand auf den Tisch. Zack und weg. Genau. Harry lie den Blick durch die Halle wandern. Hagrid saan einem der anderen Lehrertische; er hatte wieder einmal seinen frchterlichen Braunhaar-Anzug an und sphte hinauf zum Podiumstisch. Harry bemerkte, wie er jemandem kurz zuwinkte, folgte seinem Blick und sah Madame Maxime, deren Opale im Kerzenlicht glitzerten, zurckwinken. Hermine war gerade dabei, Kram zu belehren, wie ihr Name richtig ausgesprochen wurde; andauernd nannte er sie Erminne. Her - mie - ne, sagte sie langsam und deutlich. Her - minne. Wird schon, sagte sie, fing Harrys Blick auf und grinste. Als sie aufgegessen hatten, erhob sich Dumbledore und bat die Schler ebenfalls aufzustehen. Dann, mit einem Schlenker seines Zauberstabs, bewegten sich die Tische fort und reihten sich an den Wnden auf, so dass in der Mitte viel Platz war. Dann beschwor er an der rechten Wand eine Bhne herauf. Er stattete sie mit einem Schlagzeug, mehreren Gitarren, einer Laute, einem Cello und einigen Dudelscken aus. Unter wild begeistertem Klatschen strmten die Schwestern des Schicksals die Bhne; alle hatten sie besonders wilde Mhnen und waren in schwarze Umhnge gekleidet, die kunstvoll zerrissen und aufgeschlitzt waren. Sie nahmen ihre Instramente auf, und Harry, der sie so gespannt beobachtet hatte, dass er fast vergessen hatte, was auf ihn zukam, erkannte pltzlich, dass die Lampen auf den Tischen ringsum ausgegangen waren und sich die anderen Champions und ihre Partner erhoben. Komm mit!, zischte Parvati. Wir sollen doch tanzen! Harry verhedderte sich beim Aufstehen in seinem Festumhang. Die Schwestern des Schicksals stimmten eine langsame, traurige Melodie an; Harry, ganz darauf bedacht, ja niemanden anzusehen, schritt auf die hell erleuchtete Tanz-flche (aus den Augenwinkeln sah er, dass Seamus und Dean ihm zuwinkten und kicherten), und schon hatte Parvati ihn an den Hnden gefasst, legte eine um ihre Hfte und hielt die andere fest in der eigenen. Knnte schlimmer sein, dachte Harry und drehte sich langsam auf der Stelle (Parvati fhrte). Er sah stur ber die Kpfe des Publikums hinweg, und schon bald waren viele Mitschler auf die Tanzflche gekommen, so dass die Champions nicht mehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen. Neville und Ginny tanzten ganz in der Nhe -er konnte Ginny immer wieder das Gesicht verziehen sehen, wenn ihr Neville auf die Fe tappte -, whrend Dumbledore mit Madame Maxime einen Walzer hinlegte. Sie war so viel grer als er, dass die Spitze seines Hutes gerade mal ihr Kinn kitzelte; sie jedoch bewegte sich fr eine so groe Frau ausgesprochen grazis. Mad-Eye Moody tanzte einen uerst unbeholfenen Twostep mit Professor Sinistra, die immer wieder nervs seinem Holzbein auswich. Hbsche Socken, Potter, knurrte Moody im Vorbeitanzen und starrte mit dem magischen Auge durch Harrys Umhang hindurch. Oh - ja, Dobby, der Hauself, hat sie fr mich gestrickt, erwiderte Harry grinsend. Er ist ja so gruslig!, flsterte Parvati, als Moody davon-geklonkt war. So ein Auge gehrt verboten! Der Dudelsack gab einen letzten zittrigen Ton von sich und Harry hrte es mit Erleichterung. Die Schwestern des Schicksals beendeten ihr Stck, Beifall brauste auf und Harry lie Parvati sofort los. Wollen wir uns nicht setzen? Och, aber - das hier ist wirklich gut!, sagte Parvati, als die Schwestern mit dem nchsten, viel schnelleren Lied begannen. Nein, nicht mein Fall, log Harry und fhrte sie von der Tanzflche - vorbei an Fred und Angelina, die so ausgelassen tanzten, dass die Leute um sie her ngstlich zurckwichen, um sich nicht zu verletzen - und hinber zum Tisch, wo Ron und Padma saen. Wie luft's?, fragte Harry Ron, setzte sich und ffnete eine Flasche Butterbier. Ron gab keine Antwort. Er starrte finster zu Hermine und Krum hinber, die ganz in der Nhe tanzten. Padma hatte die Arme verschrnkt und die Beine bereinander geschlagen und wippte mit dem Fu im Takt der Musik. Hin und wieder versetzte sie Ron, der sie vllig ignorierte, einen beleidigten Blick. Parvati setzte sich neben Harry, kreuzte ebenfalls Arme und Beine und wurde nach wenigen Minuten von einem Jungen aus Beauxbatons zum Tanz aufgefordert. Du erlaubst doch, Harry?, sagte Parvati. Wie bitte?, sagte Harry, der gedankenversunken Cho und Cedric beobachtete. Oh, schon gut, fauchte Parvati und ging mit dem Jungen aus Beauxbatons davon. Am Ende des Stcks kehrte sie nicht zurck. Dafr kam Hermine zum Tisch und setzte sich auf Parva-tis leeren Stuhl. Das Tanzen hatte ihr einen Hauch Rosa ins Gesicht getrieben. Hallo, sagte Harry. Ron sagte kein Wort. Hei hier drin, nicht wahr?, sagte Hermine und fchelte sich mit der Hand Luft zu. Viktor holt uns eben was zu trinken. Ron warf ihr einen vernichtenden Blick zu. Viktor?, sagte er. Darfst du ihn noch nicht Vicky nennen? Hermine sah ihn verdutzt an. Was ist los mit dir?, fragte sie. Wenn du das nicht weit, fauchte Ron, dann sag ich's dir auch nicht. Hermine starrte erst ihn an, dann Harry, der die Achseln zuckte. Ron, was -? Er ist aus Durmstrang!, zischte Ron. Er kmpft gegen Harry! Gegen Hogwarts! Du - du - Ron suchte offenbar nach Worten, die stark genug waren fr Hermines Verbrechen, du verbrderst dich mit dem Feind, das ist es! Hermine klappte der Mund auf. Du hast sie doch nicht mehr alle!, erwiderte sie nach kurzer Besinnung. Mit dem Feind! Jetzt mach aber mal halblang - wer war denn so aufgeregt, als Krum hier ankam? Wer wollte unbedingt ein Autogramm von ihm? Wer hat ein Krum-Pppchen oben im Schlafsaal? Ron zog es vor, darauf nicht einzugehen. Ich nehm an, er hat dich gefragt, ob du mit ihm zum Ball gehen willst, als ihr oben in der Bibliothek alleine wart? Ja, allerdings, sagte Hermine, und die rosa Flecken auf ihren Wangen glhten nun. Na und? Und wie ist es passiert - hast wohl versucht, ihn auf Bel-fer hei zu machen? Nein, hab ich nicht! Wenn du's wirklich wissen willst -er sagte, er wre jeden Tag in die Bibliothek gekommen, um mal mit mir zu sprechen, und dann htte er immer den Mut verloren! Hermine hatte sehr schnell gesprochen und wurde jetzt so knallrot wie Parvatis Umhang. Ja - schn, das hat er dir erzhlt, sagte Ron gehssig. Und was soll das wieder heien? Ist doch klar, oder? Er ist der Schler von Karkaroff. Er wei, mit wem du so oft zusammen bist ... er versucht dochnur, nher an Harry heranzukommen - einiges ber ihn zu erfahren - oder ihm so nahe zu kommen, dass er ihn verhexen kann - Hermine sah aus, als htte Ron ihr eine Ohrfeige verpasst. Sie antwortete mit zitternder Stimme. Nur um das zu klren, er hat mir nicht eine einzige Frage zu Harry gestellt, nicht eine - Mit Lichtgeschwindigkeit wechselte Ron die Spur. Dann hofft er, dass du ihm hilfst, sein Eierrtsel zu lsen! Sicher habt ihr bei diesen traulichen kleinen Bibliothekstreffen die Kpfe zusammengesteckt - Ich wrde ihm nie und nimmer helfen, das Eierrtsel zu lsen!, sagte Hermine emprt. Niemals. Wie kannst du nur so etwas sagen - ich will, dass Harry das Turnier gewinnt. Das weit du doch, Harry, oder? Komische Art, das zu zeigen, hhnte Ron. Der Sinn dieses ganzen Turniers soll es doch sein, Zauberer aus anderen Lndern kennen zu lernen und Freundschaften zu schlieen!, sagte Hermine schrill. Nein, Bldsinn!, rief Ron. Es geht allein ums Gewinnen! Einige Leute schauten nun zu ihnen rber. Ron, sagte Harry leise, mir macht es nichts aus, dass Hermine mit Krum gekommen ist - Doch Ron ignorierte auch Harry. Warum lufst du Vicky nicht nach, er sucht dich sicher schon, sagte er. Und nenn ihn nicht Vicky! Hermine sprang auf, strmte auf die Tanzflche und verschwand in der Menge. Ron sah ihr mit einer Mischung aus Zorn und Genugtuung nach. Bittest du mich heute Abend eigentlich mal zum Tanz?, fragte ihn Padma. Nein, sagte Ron und schaute weiter finster in die Menge. Schn, zischte Padma, erhob sich und ging hinber zu Parvati und dem Jungen aus Beauxbatons, der so schnell einen seiner Freunde auftrieb, dass Harry geschworen htte, das sei nur mit einem Aufrufezauber mglich gewesen. Wo ist Her-minne?, sagte eine Stimme. Krum war soeben mit zwei Butterbieren in den Hnden an ihren Tisch getreten. Keine Ahnung, sagte Ron mit steifer Miene und blickte zu ihm hoch. Hast sie verloren, was? Krum sah schon wieder mrrisch drein. Gutt, wenn ihr sie seht, sagt ihr, ich hab was zu trinke, sagte er und schlurfte davon. Hast dich mit Viktor Krum angefreundet, Ron? Percy war herbeigewuselt, rieb sich die Hnde und machte eine ungemein wichtige Miene. Ganz exzellent! Genau darum geht es nmlich - internationale magische Zusammenarbeit! Zu Harrys rger nahm Percy prompt Padmas verlassenen Platz ein. Der Tisch auf dem Podium war jetzt leer; Professor Dumbledore tanzte mit Professor Sprout; Ludo Bagman mit Professor McGonagall; Madame Maxime und Hagrid walzten eine breite Schneise durch die Tanzenden, und Karkaroff war spurlos verschwunden. In der nchsten Musikpause gab es wieder allseits Beifall, und Harry sah, wie Ludo Bagman Professor McGonagall die Hand ksste und sich durch die Menge zu seinem Platz zurckschlngelte. In diesem Augenblick sprachen ihn Fred und George an. Was glauben die eigentlich, was sie da tun, belstigen auch noch hochrangige Ministeriumsvertreter!, zischte Percy und beugte Fred und George argwhnisch, so was von respektlos. Ludo Bagman wimmelte Fred und George jedoch ziemlich schnell ab, entdeckte Harry, winkte und kam zu ihrem Tisch herber. Ich hoffe, meine Brder haben Sie nicht belstigt, Mr Bagman?, sagte Percy beflissen. Wie bitte? O nein, berhaupt nicht!, sagte Bagman. Nein, sie haben mir nur ein wenig mehr ber ihre falschen Zauberstbe erzhlt. Ob ich nicht einen Rat wsste, wie sie zu vermarkten wren. Ich hab versprochen, sie mit ein paar Geschftsfreunden von mir in Zonkos Zauberscherzladen bekannt zu machen ... . Percy schien keineswegs begeistert, und Harry htte wetten knnen, dass er es Mrs Weasley verraten wrde, sobald er heimkam. Offenbar hatten Fred und George in letzter Zeit recht ehrgeizige Plne entwickelt, wenn sie jetzt schon vorhatten, ihre Zauberstbe zu verkaufen. Bagman ffnete den Mund, um Harry etwas zu fragen, doch Percy unterbrach ihn. Wie, finden Sie, luft das Turnier, Mr Bagman? Unsere Abteilung jedenfalls ist recht zufrieden - natrlich war diese kleine Panne mit dem Feuerkelch - er warf Harry einen Blick zu - ein wenig bedauerlich, doch bisher scheint doch alles glatt zu laufen, meinen Sie nicht auch? O ja, sagte Bagman vergngt, war alles ein Riesenspa. Wie geht's dem guten Barty? Ein Jammer, dass er nicht kommen konnte. Oh, ich bin sicher, Mr Crouch wird im Nu wieder auf den Beinen sein, sagte Percy mit wichtiger Miene, doch bis dahin bin ich natrlich gern bereit, fr ihn einzuspringen. Selbstverstndlich geht es nicht darum, sich auf Bllen rumzutreiben - er lachte berheblich - o nein, ganz im Gegenteil. Ich muss mich ja um alles kmmern, was whrend seiner Abwesenheit so anfllt - Sie haben doch gehrt,dass man Ali Bashir festgesetzt hat, weil er eine Sendung fliegender Teppiche ins Land schmuggeln wollte? Und dann versuchen wir die Transsilvanier davon zu berzeugen, endlich das Internationale Duellverbotsabkommen zu unterzeichnen. Zu Jahresbeginn hab ich ein Treffen mit ihrem Abteilungsleiter fr magische Zusammenarbeit - Lass uns kurz mal frische Luft schnappen, murmelte Ron Harry zu, damit wir Percy loswerden ... Unter dem Vorwand, Getrnke holen zu gehen, standen sie auf und drngelten sich an der Tanzflche entlang hinaus in die Eingangshalle. Das Portal stand offen, und die flatternden Lichterfeen im Rosengarten zwinkerten und funkelten, als sie die Vortreppe hinuntergingen. Unten ging es auf von Bschen eingefassten Pfaden weiter, die sich in kunstvollen Windungen an groen steinernen Statuen entlang dahin-schlngelten. Harry konnte Wasser pltschern hren und es klang wie ein Brunnen. Sie folgten einem der gewundenen, von Rosenbschen bestandenen Wege, waren allerdings noch nicht weit gekommen, als sie eine unangenehm vertraute Stimme hrten. ... verstehe nicht, was es da noch zu reden gibt, Igor. Severus, du kannst nicht so tun, als wrde das nicht passieren! Karkaroffs Stimme klang besorgt und gedmpft, als wollte er auf keinen Fall belauscht werden. Das wird doch schon seit Monaten immer deutlicher, ich mach mir allmhlich ernsthaft Sorgen, das muss ich zugeben - Dann flieh, entgegnete Snape barsch. Flieh, ich werde eine Ausrede fr dich finden. Ichjedoch bleibe in Hogwarts. Snape und Karkaroff bogen um eine Hecke. Snape hatte seinen Zauberstab gezckt und zerfledderte mit uerst miesepetriger Miene die Rosenbsche am Wegrand in tausend Stcke. Aus den Bschen drangen Schreie und dunkle Schatten strzten hervor. Zehn Punkte Abzug fr Hufflepuff, Fawcett!, raunzte Snape ein Mdchen an, das an ihm vorbeirannte. Und auch zehn Punkte minus fr Ravenclaw, Stebbins!, als ein Junge ihr nachstrmte. Und was tut ihr zwei hier?, fgte er hinzu, als er Harry und Ron ein Stck vor sich auf dem Pfad erkannte. Karkaroff, fiel Harry auf, schien bei ihrem Anblick beinahe die Fassung zu verlieren. Seine Hand fuhr nervs zum Spitzbart und er zwirbelte ihn um den Finger. Wir gehen spazieren, antwortete Ron knapp. Nicht verboten, oder? Dann geht geflligst schnell weiter!, raunzte Snape und rauschte mit gebauschtem schwarzem Umhang an ihnen vorbei. Karkaroff folgte ihm hastig. Harry und Ron gingen weiter den Pfad entlang. Wovor frchtet sich Karkaroff wohl?, murmelte Ron. Und seit wann duzen sich er und Snape?, sagte Harry langsam. Sie waren jetzt bei einem groen steinernen Rentier angelangt, ber dem sie die hohen Fontnen eines Springbrunnens funkeln sahen. Auf einer Steinbank waren die schattenhaften Umrisse zweier riesiger Menschen zu erkennen, und offenbar sahen sie im Mondlicht dem Tanz der Fontnen zu. Dann hrte Harry Hagrid sprechen. Ich hab Sie nur einmal ansehn brauchen, da wusst ich's, sagte er mit seltsam rauer Stimme. Harry und Ron erstarrten. Das klang irgendwie nicht danach, als sollten sie dazwischenplatzen ... Harry blickte sich um und sah Fleur Delacour und Roger Davies ganz in der Nhe, halb verdeckt in einem Rosenbusch. Er tippte Ron auf die Schulter und nickte zu den beiden hinber, um ihm zu bedeuten, dass sie auf diesem Weg leicht unbemerkt entkommen konnten (denn Fleur und Davies kamen Harry sehr be-schftigt vor). Doch Rons Augen weiteten sich vor Schreck beim Anblick von Fleur, er schttelte heftig den Kopf und zog Harry tief in die Schatten hinter dem Rentier. Was 'aben Sie gewusst, 'Agrid?, sagte Madame Maxime mit einem deutlichen Schnurren in ihrer leisen Stimme. Hier wollte Harry ganz bestimmt nicht zuhren; er wusste, Hagrid wre es peinlich, in dieser Situation belauscht zu werden (ihm selbst wrde es sicher so gehen) - und wenn es mglich gewesen wre, htte Harry sich Finger in die Ohren gesteckt und laut gesummt, doch das ging nun wirklich nicht. Stattdessen versuchte er sich fr einen Kfer zu begeistern, der ber den Rcken des steinernen Rentiers krabbelte, doch er war einfach nicht interessant genug, um Hagrids nchste Worte untergehen zu lassen. Ich wusst es gleich ... Sie sind wie ich ... war's die Mutter oder der Vater? Isch - isch wei nischt, was Sie meinen, 'Agrid ... Bei mir war's die Mutter, sagte Hagrid leise. Sie war eine der Letzten in Britannien. Natrlich kann ich mich nich mehr gut an sie erinnern ... sie ist fortgegangen. Als ich ungefhr drei war. War nich so der mtterliche Typ. Tja ... liegt eben nich in ihrer Natur, nich. Keine Ahnung, was aus ihr geworden ist ... vielleicht ist sie gestorben ... Madame Maxime sagte kein Wort. Harry konnte der Verlockung nicht widerstehen, wandte den Blick von dem Kfer ab und sphte mit gespitzten Ohren ber das Geweih des Rentiers zu den beiden hinber ... noch nie hatte er Hagrid ber seine Kindheit sprechen gehrt. Dass sie fortging, hat meinem Dad das Herz gebrochen. Winziger kleiner Kerl, mein Dad. Als ich sechs war, konnte ich ihn hochheben und ihn auf den Kchenschrank setzen, wenn er mich gergert hat. Dann hat er immer gelacht ... Hagrids tiefe Stimme brach ab. Madame Maxime lauschteihm reglos, ihr Blick schien auf den silbrigen Fontnen zu ruhen. Dad hat mich grogezogen ... aber dann ist er natrlich gestorben, gerade als ich in die Schule gekommen bin. Danach musste ich mich mehr schlecht als recht selbst durchschlagen. Dumbledore hat mir wirklich geholfen. War sehr freundlich zu mir, muss ich sagen ... Hagrid zog ein groes, gepunktetes seidenes Taschentuch hervor und schnuzte sich markerschtternd. Tja ... wie auch immer ... das war's von mir. Und wie steht's mit Ihnen? Von wem haben Sie's? Doch Madame Maxime war pltzlich aufgestanden. Mir ist kalt, sagte sie. Doch so kalt es hier drauen auch immer war, es war nicht annhernd so eisig wie ihre Stimme. Isch mschte wieder reinge'en. Was?, sagte Hagrid verdutzt. Nein, gehen Sie nicht! Ich -ich hab noch nie eine andere getroffen! Eine andere was denn, genau?, fragte Madame Maxime kalt. Harry htte Hagrid am liebsten gesagt, er solle jetzt blo den Mund halten. Da stand er im Schatten verborgen, biss die Zhne zusammen und hoffte auf das Unmgliche - doch es hatte keinen Zweck. Eine zweite Halbriesin, natrlich, sagte Hagrid. Wie knnen Sie es wagen!, kreischte Madame Maxime. Ihre Stimme gellte wie ein Nebelhorn durch die friedliche Nacht; Harry hrte, wie Fleur und Roger hinter ihm aus ihrem Rosenbusch strzten. Man 'at misch nie im Leben dermaen beleidigt! 'albriese? Moi? Isch 'abe - isch 'abe groe Knochen! Sie strmte davon; groe, vielfarbene Feenschwrme flatterten auf, als sie sich wtend durch die Bsche schlug. Hagrid sa immer noch auf der Bank und starrte ihr nach. Es war viel zu dunkel, um sein Gesicht sehen zu knnen. Dann, nachetwa einer Minute, stand er auf und schritt davon, nicht zurck zum Schloss, sondern hinaus auf das dunkle Land und hinber zu seiner Htte. Komm, sagte Harry sehr leise zu Ron. Gehen wir ... Doch Ron rhrte sich nicht. Was ist los?, fragte Harry und sah ihn an. Ron wandte sich mit todernster Miene Harry zu. Hast du das gewusst?, wisperte er. Dass Hagrid ein Halbriese ist? Nein, sagte Harry achselzuckend. Na und? Ron sah ihn an und Harry wusste sofort, dass er wieder einmal seine Unwissenheit ber die Zaubererwelt kundgetan hatte. Er war bei den Dursleys aufgewachsen, und daher war vieles, was die Zauberer fr selbstverstndlich hielten, berraschend neu fr Harry. Im Laufe seiner Schulzeit hatte er immer weniger von diesen Schnitzern begangen, nun jedoch sprte er, dass die meisten Zauberer nicht na und? sagen wrden, wenn sie herausfnden, dass einer ihrer Freunde ein Halbriese war. Ich erklr's dir drin, sagte Ron leise. Komm mit ... Fleur und Roger Davies waren verschwunden, vermutlich weiter ins Buschwerk hinein, wo sie ungestrt sein konnten. Harry und Ron kehrten in die Groe Halle zurck. Parvati und Padma saen nun an einem Tisch im Hintergrund, umgeben von einer ganzen Traube von Beauxbatons-Jungen, und Hermine tanzte schon wieder mit Krum. Harry und Ron setzten sich an einen Tisch in sicherer Entfernung von der Tanzflche. Also?, bohrte Harry nach. Was soll denn schon sein mit den Riesen? Also, sie sind ... sie sind ..., Ron rang nach Worten, nicht besonders nett, endete er lahm. Wen strt das?, sagte Harry. Hagrid ist doch vllig in Ordnung! Das wei ich auch, aber ... verdammt noch mal, kein Wunder, dass er den Mund hlt, sagte Ron kopfschttelnd. Ich dachte immer, er sei als Kind in einen vermasselten Ver-schlingungszauber reingestolpert oder etwas in der Art. Hatte keine Lust, darber zu sprechen ... Aber was ist denn schon dabei, wenn seine Mutter eine Riesin ist?, fragte Harry. Na ja ... keiner, der ihn kennt, wird sich darum scheren, weil wir wissen, dass er nicht gefhrlich ist, sagte Ron langsam. Aber ... Harry, die Riesen sind nun einmal bsartig. Wie Hagrid selbst gesagt hat, es liegt in ihrer Natur, sie sind wie Trolle ... sie mgen einfach tten, das wei jeder. Aber in Grobritannien gibt es keine mehr. Was ist mit ihnen passiert? Sie waren ohnehin am Aussterben und dann haben die Auroren viele von ihnen umgebracht. In anderen Lndern soll es aber noch Riesen geben ... sie leben meist versteckt in den Bergen ... Ich wei nicht, wen die Maxime eigentlich tuschen will, sagte Harry und sah hinber zu ihr, die allein und mit sehr betrbter Miene am Richtertisch sa. Wenn Hagrid ein Halbriese ist, dann ist sie es eindeutig auch. Von wegen groe Knochen ... das Einzige, was grere Knochen hat als sie, ist ein Dinosaurier. Harry und Ron verbrachten den restlichen Ballabend damit, in einer Ecke zu sitzen und ber Riesen zu fachsimpeln; keiner von beiden hatte Lust zu tanzen. Harry mied mglichst jeden Blick auf Cho und Cedric, und wenn er sie dann doch sah, htte er am liebsten gegen das Tischbein getreten. Als die Schwestern des Schicksals um Mitternacht zu spielen aufhrten, bekamen sie von allen noch eine letzte Runde Applaus, dann trpfelten die Gste allmhlich hinaus in die Eingangshalle. Viele sagten, am liebsten htten sie weiterge-feiert, doch Harry war es nur recht, dass er endlich zu Bett gehen konnte; was ihn anging, war der Abend nicht besonders lustig gewesen. Drauen in der Eingangshalle sahen Harry und Ron, wie Hermine Krum, der auf dem Weg zurck zum Durmstrang-Schiff war, gute Nacht wnschte. Sie versetzte Ron einen sehr khlen Blick und rauschte ohne ein Wort an ihm vorbei und die Marmortreppe hoch. Harry und Ron folgten ihr, doch auf halber Treppe hrte Harry, wie ihn jemand rief. Hey - Harry! Es war Cedric Diggory. Harry sah, dass Cho unten in der Halle auf ihn wartete. Ja?, sagte Harry kurz, und Cedric kam zu ihm hochgestrmt. Er sah ganz so aus, als wollte er vor Ron lieber nicht den Mund aufmachen. Ron zuckte die Achseln, schaute genervt und ging weiter die Treppe hinauf. Hr mal ..., sagte Cedric mit gedmpfter Stimme, als Ron verschwunden war. Ich schulde dir 'nen Gefallen fr diese Drachengeschichte. Was ist mit deinem goldenen Ei? Jammert es auch, wenn du es aufmachst? Ja, sagte Harry. Nun ... nimm ein Bad, verstanden? Was? Nimm ein Bad und - hm - nimm das Ei mit und - hmh -denk im heien Wasser einfach mal drber nach. Das wird dir helfen ... glaub mir. Harry starrte ihn an. Und noch was, sagte Cedric. Nimm das Badezimmer der Vertrauensschler. Im fnften Stock, vierte Tr links von dieser Statue von Boris dem Bekloppten. Das Passwort ist Pinienfrisch. Muss mich jetzt sputen - will ihr noch gute Nacht sagen - Er grinste Harry zu und strzte hastig zum Fu der Treppe hinunter, wo Cho auf ihn wartete. Harry stieg allein hoch in den Gryffindor-Turm. Das war ein uerst merkwrdiger Ratschlag. Warum sollte ihm ein Bad helfen, herauszufinden, was es mit diesem kreischenden Ei auf sich hatte? Wollte Cedric ihn verulken? Versuchte er, Harry wie einen Dummkopf dastehen zu lassen, um bei Cho noch besser abzuschneiden? Die fette Dame und ihre Freundin Vi dsten in ihrem Bild ber dem Portrtloch. Harry musste Lichterfeen! schreien, damit sie endlich aufwachten, und dann waren sie auch noch hchst verrgert. Er kletterte in den Gemeinschaftsraum und geriet mitten in einen heien Streit zwischen Ron und Hermine. Sie standen drei Meter voneinander entfernt und brllten sich mit scharlachroten Gesichtern an. Na schn, wenn du es nicht leiden kannst, dann weit du ja, was du zu tun hast, oder?, schrie Hermine; ihr Haar lste sich allmhlich aus dem eleganten Knoten und ihr Gesicht war wutverzerrt. Ach ja?, schrie Ron zurck. Was denn bitte? Wenn das nchste Mal ein Ball ist, dann frag mich doch gleich, und nicht als letzte Rettung! Ron mummelte stumme Worte wie ein Goldfisch und Hermine wandte sich auf dem Absatz um und strmte die Treppe hoch in ihren Schlafsaal. Ron schien wie vom Blitz getroffen. Pff, prustete er, tss -das zeigt doch, dass sie berhaupt nicht begriffen hat, worum es ging - Harry sagte nichts dazu. Es gefiel ihm einfach zu gut, wieder mit Ron reden zu knnen, als dass er ihm seine Meinung htte sagen knnen - doch er konnte den Gedanken nicht abschtteln, dass Hermine viel besser als Ron begriffen hatte, worum es ging. ~Rita Kimmkorns Riesenknller Am zweiten Weihnachtstag standen alle spt auf. Im Gemeinschaftsraum der Gryffindors war es so ruhig wie schon lange nicht mehr und viel Geghne durchzog die lahmen Unterhaltungen. Hermine hatte nun wieder buschiges Haar; Harry gestand sie, dass sie vor dem Ball Riesenmengen Seidenglatts Haargel genommen hatte, aber fr jeden Tag wr mir das entschieden zu viel Aufwand, sagte sie nchtern und kraulte Krummbein hinter den Ohren. Ron und Hermine schienen stillschweigend bereingekommen zu sein, ihren Streit zu begraben. Sie gingen betont freundlich miteinander um, allerdings merkwrdig steif. Ron und Harry warteten nicht lange, bis sie Hermine von dem Gesprch zwischen Madame Maxime und Hagrid erzhlten, das sie belauscht hatten. Doch Hermine schien die Neuigkeit, dass Hagrid ein Halbriese war, nicht annhernd so schockierend zu finden wie Ron. Nun ja, ich hab's mir schon gedacht, sagte sie achselzuckend. Ich wusste, dass er kein ausgewachsener Riese sein kann, denn die sind ja um die sieben Meter gro. Aber ehrlich gesagt, was soll diese ganze Aufregung um die Riesen. Sie knnen doch nicht alle schrecklich sein ... gegen die Werwlfe gibt es genau dieselben Vorurteile ... die Leute sind einfach viel zu engstirnig! Ron sah aus, als ob er ihr am liebsten hhnisch ber den Mund gefahren wre, doch vielleicht wollte er nicht schon wieder Streit anfangen, denn er beschrnkte sich darauf, un-glubig den Kopf zu schtteln, als Hermine gerade woanders hinsah. Es wurde allmhlich Zeit, an die Hausaufgaben zu denken, die sie in der ersten Ferienwoche vernachlssigt hatten. Jetzt, da Weihnachten vorbei war, schienen alle ein wenig matt und lahm - alle auer Harry, der (wieder mal) ziemlich nervs wurde. Das Problem war, dass der vierundzwanzigste Februar mit Weihnachten im Rcken viel nher gekommen zu sein schien, und noch immer hatte er nichts unternommen, um das Rtsel des goldenen Eis zu lsen. So fing er an, das Ei jedes Mal, wenn er in den Schlafsaal ging, aus dem Koffer zu holen, es zu ffnen und ihm aufmerksam zu lauschen, immer in der Hoffnung, es wrde ihm endlich ein Licht aufgehen. Er zermarterte sich den Kopf darber, woran ihn der Lrm erinnerte, aber einmal abgesehen von dreiig Musiksgen hatte er so etwas noch nie gehrt. Er schloss das Ei, schttelte es energisch und ffnete es wieder, um zu hren, ob sich der Ton verndert hatte, doch nein. Er versuchte, gegen das Wehklagen anbrllend, dem Ei Fragen zu stellen, doch nichts geschah. Er warf das Ei sogar durch den Saal, doch es brachte nichts, und eigentlich hatte er auch nicht daran geglaubt. Harry hatte den Hinweis von Cedric nicht vergessen, aber da er im Augenblick nicht allzu freundschaftliche Gefhle fr Cedric hegte, wollte er mglichst ohne seine Hilfe auskommen. Und wenn Cedric ihm wirklich einen heien Tipp htte geben wollen, dann htte er mehr mit der Sprache rausrcken mssen. Er selbst hatte Cedric genau gesagt, was bei der ersten Aufgabe drankam, aber Cedrics Vorstellung von einem fairen Tausch war wohl, ihm zu sagen, er solle ein Bad nehmen. Nein, solche Krcken brauchte er nicht - und schon gar nicht von jemandem, der mit Cho Hndchen haltend durch die Schule spazierte. Und so kam der erste Tag nach den Fe-rien, Harry ging wie immer beladen mit Bchern, Pergamenten und Federn zum Unterricht, doch das Ei lag ihm so schwer im Magen, als ob er es stndig mit sich herumtragen wrde. Noch immer lag hoher Schnee, und die Fenster des Gewchshauses waren so dicht beschlagen, dass sie in Kruter-kunde nicht einmal nach drauen sehen konnten. Bei so einem Wetter freute sich niemand auf Pflege magischer Geschpfe, obwohl Ron meinte, die Krter wrden ihnen sicher ganz schn einheizen, denn entweder mssten sie hinter ihnen herjagen, oder sie wrden so stark explodieren, dass Hagrids Htte Feuer fing. Drben vor der Htte sahen sie jedoch nur eine ltere Hexe mit kurz geschorenem grauem Haar und einem energisch spitzen Kinn vor der Tr stehen. Nun beeilt euch mal, es hat schon vor fnf Minuten gelutet, blaffte sie die Klasse an, die durch den Schnee auf sie zustapfte. Wer sind Sie?, fragte Ron und starrte sie an. Wo ist Hagrid? Mein Name ist Professor Raue-Pritsche, sagte sie barsch, ich bin eure Vertretung in Pflege magischer Geschpfe. Wo ist Hagrid?, wiederholte Harry laut. Er fhlt sich nicht wohl, sagte Professor Raue-Pritsche knapp. Leises, unangenehmes Lachen drang an Harrys Ohren. Er wandte sich um; Draco Malfoy und die anderen Slytherins waren hinzugestoen. Ihnen allen stand die Schadenfreude ins Gesicht geschrieben, und keiner schien berrascht, Professor Raue-Pritsche hier zu sehen. Hier lang, bitte, sagte Professor Raue-Pritsche und ging mit schnellen Schritten an der Koppel entlang, auf der die riesigen Beauxbatons-Pferde zitterten. Harry, Ron und Hermine folgten ihr und warfen hin und wieder Blicke ber die Schulter zu Hagrids Htte. Alle Vorhnge waren zugezogen. War Hagrid dort drin, krank und allein? Was fehlt Hagrid denn?, fragte Harry und beeilte sich, mit Professor Raue-Pritsche Schritt zu halten. Das geht dich nichts an, sagte sie, als hielte sie ihn fr einen naseweisen Bengel. Tut es allerdings, sagte Harry gereizt. Was ist los mit ihm? Professor Raue-Pritsche tat so, als ob sie ihn nicht hren wrde. Sie fhrte sie an der Koppel vorbei, wo sich die Beauxbatons-Pferde jetzt zum Schutz gegen die Klte aneinander geschmiegt hatten, und auf einen Baum am Waldrand zu. An den Baum gebunden war ein groes, schnes Einhorn. Viele Mdchen uuuhten bei diesem Anblick. Oooh, ist es nicht wunderschn?, flsterte Lavender Brown. Wie hat sie es gefangen? Das soll ja unglaublich schwer sein! Das Einhorn war so gleiend wei, dass der Schnee um es herum grau schien. Es stampfte nervs mit seinen goldenen Hufen und warf seinen gehrnten Kopf zurck. Jungen zurckbleiben!, bellte Professor Raue-Pritsche, und ihr ausgestreckter Arm traf Harry hart an der Brust. Sie ziehen die Hand einer Frau vor, diese Einhrner. Mdchen nach vorn, und vorsichtig annhern. Kommt schon, ganz locker bleiben ... Sie ging mit den Mdchen langsam auf das Einhorn zu, whrend die Jungen am Koppelzaun stehen blieben und zusahen. Sobald Professor Raue-Pritsche auer Hrweite war, drehte sich Harry zu Ron um. Was, meinst du, ist los mit ihm? Hat ihn vielleicht ein Krter -? Oh, er wurde nicht angegriffen, Potter, wenn du das meinst, sagte Malfoy leise. Nein, er schmt sich nur zu sehr, sein groes hssliches Gesicht zu zeigen. Was meinst du damit?, fragte Harry scharf. Malfoy steckte die Hand in den Umhang und zog eine zusammengefaltete Zeitungsseite heraus. Hier, lies, sagte er. Tut mir ja unendlich Leid, dass du es erfahren musst, Potter ... Er grinste hhnisch, whrend Harry ihm das Zeitungsblatt aus der Hand riss, es auffaltete und zusammen mit Ron, Seamus, Dean und Neville, die ihm ber die Schulter lugten, durchlas. Es war ein Artikel mit einem Bild von Hagrid, auf dem er uerst verschlagen aussah. Dumbledores Riesenfehler Albus Dumbledore, der exzentrische Direktor von Hogwarts, der Schule fr Zauberei und Hexerei, hat sich noch nie gescheut, Stellen mit umstrittenen Personen zu besetzen. Im September dieses Jahres stellte er Alastor Mad-Eye Moody ein, den berchtigten, schockzauberfreudigen Ex-Auroren, und zwar als Lehrer zur Verteidigung gegen die dunklen Knste. Diese Entscheidung hat im Zaubereiministerium einiges Kopfschtteln ausgelst, da Moody durchaus bekannt dafr ist, dass er gewohnheitsmig jeden angreift, der in seinem Umkreis auch nur eine pltzliche Bewegung macht. Mad-Eye Moody jedoch kommt einem ganz vernnftig und freundlich vor, wenn man ihn mit dem Halbmenschen vergleicht, den Dumbledore Pflege magischer Geschpfe unterrichten lsst. Rubeus Hagrid, der zugibt, dass er in seinem dritten Schuljahr von Hogwarts geflogen ist, hat seither die Stelle eines Wildhters an der Schule inne, eine Arbeit, die ihm Dumble-dore besorgt hat. Letztes Jahr allerdings hat Hagrid seinen unheilvollen Einfluss auf Dumbledore dazu eingesetzt, sich zustzlich die Stelle eines Lehrers fr die Pflege magischer Geschpfe unter den Nagel zu reien, ohne Rcksicht auf viele besser ausgebildete Kandidaten. Hagrid, ein bengstigend groer und wild aussehender Mann, nutzt seitdem seine neu gewonnene Autoritt, um die ihm anvertrauten Schler mit einer Reihe grauenhafter Kreaturen in Angst und Schrecken zu versetzen. Whrend Dumbledore beide Augen zudrckte, hat Hagrid in einigen seiner Unterrichtsstunden, die viele als sehr bengstigend beschreiben, dafr gesorgt, dass mehrere Schler schwer verletzt wurden. Ich wurde von einem Hippogreif angegriffen und mein Freund Vincent Crabbe ist von einem Flubberwurm ganz schlimm gebissen worden, berichtet der Viertklssler Draco Malfoy. Wir alle hassen Hagrid, aber wir haben zu viel Angst, um etwas zu sagen. Hagrid hat freilich nicht die Absicht, seine Einschchterungskampagne zu beenden. Im Gesprch mit einer Reporterin des Tagespropheten gab er letzten Monat zu, dass er Geschpfe gezchtet habe, die er Knallrmpfige Krter nennt, eine hchst gefhrliche Kreuzung zwischen Heuschrecke und Feuerkrabbe. Die Zchtung neuer Kreuzungen magischer Geschpfe steht natrlich unter der strengen Kontrolle der Abteilung zur Fhrung und Aufsicht magischer Geschpfe. Hagrid jedoch scheint sich ber solch kleinliche Beschrnkungen erhaben zu fhlen. Es hat mir einfach Spa gemacht, sagte er, um dann hastig das Thema zu wechseln. Als ob dies nicht genug wre, hat der Tagesprophet inzwischen Beweise dafr gefunden, dass Hagrid kein - wie er immer vorgab - reinbltiger Zauberer ist. Er ist in Wahrheitnicht einmal ganz Mensch. Seine Mutter, so knnen wir jetzt exklusiv berichten, ist keine andere als die Riesin Fridwulfa, deren Aufenthalt gegenwrtig unbekannt ist. Blutrnstig und gewaltttig wie sie sind, brachten sich die Riesen im Laufe des vergangenen Jahrhunderts durch Kriege untereinander selbst an den Rand des Aussterbens. Die wenigen, die brig geblieben waren, schlssen sich den Reihen von Du-weit-schon-wem an und verbten whrend seiner Schreckensherrschaft einige der bestialischsten Massenmorde an Muggeln. Zwar wurden viele Riesen, die Du-weit-schon-wem dienten, von Auroren im Kampf gegen die dunklen Krfte gettet, doch Fridwulfa entkam. Es ist mglich, dass sie Zuflucht in einem der Riesen-Drfer gefunden hat, die es in Bergregionen anderer Lnder noch immer gibt. Nach seinem Gebaren als Lehrer fr die Pflege magischer Geschpfe zu schlieen hat Fridwulfas Sohn jedoch offensichtlich ihr gewaltttiges Wesen geerbt. Eine makabre Seite dieser Geschichte ist nun, dass Hagrid, wie zu hren ist, eine enge Freundschaft zu dem Jungen aufgebaut hat, der den Sturz des Unnennbaren herbeifhrte -und damit Hagrids Mutter und die brig gebliebenen Anhnger des Unnennbaren in den Untergrund getrieben hat. Vielleicht kennt Harry Potter die unangenehme Wahrheit ber seinen groen Freund gar nicht - doch Albus Dumbledore hat gewiss die Pflicht, dafr zu sorgen, dass Harry Potter und seine Mitschler vor den Gefahren, die ihnen beim Umgang mit Halbriesen drohen, gewarnt werden. Rita Kimmkorn Als Harry zu Ende gelesen hatte, blickte er zu Ron auf, dessen Mund offen stand. Wie hat sie das rausgefunden?, wisperte er. Das war es allerdings nicht, was Harry umtrieb. Was soll das heien, >Wir alle hassen HagridSpitzhacke<. Sag ich natrlich nicht, sonst meinen die noch, ich wrde sie bedrohen. Er lachte kurz und drhnend auf. Was wollen die?, fragte Harry, dem auffiel, dass die Kobolde Bagman immer noch scharf im Visier hatten. hm - nun ja ..., sagte Bagman und schien pltzlich nervs geworden. Sie ... hm ... sie suchen nach Barty Crouch. Und warum ausgerechnet hier?, sagte Harry. Er ist doch in Lond9n im Ministerium? hm ... ehrlich gesagt, ich hab keine Ahnung, wo er steckt, sagte Bagman. Er hat gewissermaen ... aufgehrt zu arbeiten. Taucht schon seit einigen Wochen nicht mehr auf. Der junge Percy, sein Assistent, behauptet, er sei krank. Offenbar hat er vor kurzem per Eulenpost Anweisungen geschickt. Aber das bleibt doch unter uns, Harry? Rita Kimmkorn schnffelt nmlich immer noch berall rum, und ich wette, sie blst Bartys Krankheit zu irgendeiner blen Geschichte auf. Dann heit es wahrscheinlich noch, er werde vermisst, wie Bertha Jorkins. Haben Sie etwas von Bertha Jorkins gehrt?, fragte Harry. Nein, sagte Bagman, und wieder schien er angespannt. Ich hab natrlich ein paar Leute auf die Suche geschickt ..., (Wurde allmhlich auch Zeit, dachte Harry), doch das ist alles sehr merkwrdig. Wir wissen jetzt, dass sie in Albanien angekommen ist, weil sie dort ihren Cousin zweiten Grades getroffen hat. Und dann hat sie das Haus ihres Cousins in Richtung Sden verlassen, um eine Tante zu besuchen ... aber unterwegs ist sie offenbar spurlos verschwunden. Verdammt, wenn ich nur wsste, wo sie steckt ... sie scheint jedenfalls nicht der Typ zu sein, der einfach durchbrennt ... aber was soll's ... was reden wir hier berhaupt von Kobolden und Bertha Jorkins? Ich wollte dich was ganz anderes fragen - er senkte die Stimme - wie kommst du mit dem goldenen Ei voran? hm ... nicht schlecht, schwindelte Harry. Bagman schien zu wissen, dass er nicht die Wahrheit sagte. Hr zu, Harry, sagte er (immer noch mit gedmpfter Stimme), ich komme mir bei dieser ganzen Sache ziemlich schlecht vor ... du bist einfach ins Turnier reingerasselt, du hast dich nicht freiwillig gemeldet ... und wenn (er sprach jetzt so leise, dass Harry ihm das Ohr zuneigen musste, um ihn zu verstehen) ... wenn ich dir irgendwie helfen kann ... ein kleiner Tipp, wo's langgehen knnte ... weit du, irgendwie mag ich dich ... und wie du an diesem Drachen vorbeigekommen bist ... Also, du brauchst nur ein Wort zu sagen. Harry blickte auf und sah in Bagmans rundes, rosiges Gesicht und die geweiteten, babyblauen Augen. Wir sollen doch das Rtsel allein lsen, oder?, sagte er, darauf bedacht, lssig zu klingen und nicht so, als ob er den Chef der Abteilung fr Magische Spiele beschuldigen wrde, die Regeln zu brechen. Ja, schon richtig, sagte Bagman ungeduldig, aber - nun stell dich nicht so an, Harry, wir wollen doch alle einen Sieger aus Hogwarts, oder? Haben Sie Cedric auch Hilfe angeboten?, fragte Harry. Auf Bagmans glattem Gesicht erschienen sehr feine Runzeln. Nein, hab ich nicht, sagte er. Ich - nun, wie gesagt, ich mag dich inzwischen ganz gern. Dachte eben, ich knnte dir ein wenig unter die Arme ... Nett von Ihnen, sagte Harry, aber ich glaube, ich hab dieses Eierrtsel fast gelst ... brauch vielleicht nur noch ein paar Tage. Er war sich nicht ganz sicher, warum er Bagmans Hilfe ablehnte, er wusste nur, dass er Bagman eigentlich gar nicht kannte, und wenn er seine Hilfe annehmen wrde, htte er viel eher das Gefhl, er wrde mogeln, als wenn er Ron, Hermine oder Sirius um Rat fragte. Bagman sah fast beleidigt aus, aber er konnte nichts weiter sagen, weil in diesem Augenblick Fred und George auftauchten. Hallo, Mr Bagman, sagte Fred und lchelte breit. Drfen wir Sie zu einem Drink einladen? hm ... nein, sagte Bagman mit einem letzten, enttuschten Blick auf Harry, nein danke, Jungs ... Fred und George schienen nicht weniger enttuscht als Mr Bagman, der Harry musterte, als htte er ihn ganz bel im Stich gelassen. Jetzt muss ich mich aber sputen, sagte er. War schn, euch zu sehen. Viel Glck, Harry. Er eilte hinaus. Die Kobolde rutschten von ihren Sthlen und folgten ihm vor die Tr. Harry ging hinber zu Ron und Hermine. Was wollte er?, fragte Ron, kaum hatte Harry sich gesetzt. Er hat mir Hilfe fr das goldene Ei angeboten, antwortete Harry. Das darf er eigentlich nicht!, sagte Hermine schockiert. Er ist einer der Richter! Und auerdem hast du es doch schon gelst, oder? hemm ... fast, sagte Harry. Ich glaube nicht, dass Dumbledore erfreut wre, wenn er wsste, dass Bagman dich zum Mogeln anstiften will!, sagte Hermine mit einem noch immer zutiefst missbilligenden Blick. Ich hoffe, er versucht auch Cedric zu helfen! Tut er nicht. Ich hab ihn gefragt, sagte Harry. Wen kmmert es, ob Diggory Hilfe kriegt?, meinte Ron. Harry gab ihm stillschweigend Recht. Diese Kobolde sahen nicht gerade freundlich aus, sagte Hermine und nippte an ihrem Butterbier. Was hatten die hier verloren? Bagman behauptet, sie suchen nach Crouch, entgegnete Harry. Er ist immer noch krank. Erscheint nicht zur Arbeit. Vielleicht ist Percy dabei, ihn zu vergiften, sagte Ron. Denkt wahrscheinlich, wenn Crouch abnippelt, wird er zum Chef der Abteilung fr Internationale Magische Zusammenarbeit ernannt. Hermine versetzte Ron einen Darber-macht-man-keine-Witze-Blick und sagte: Merkwrdig, Kobolde, die nach Mr Crouch suchen ... normalerweise haben sie mit der Abteilung zur Fhrung und Aufsicht Magischer Geschpfe zu tun. Crouch beherrscht brigens eine Menge verschiedener Sprachen, sagte Harry. Vielleicht brauchen sie einen bersetzer. Jetzt sorgst du dich auch noch um die sen kleinen Kobolde, nicht wahr?, fragte Ron Hermine. Willst du vielleicht so was wie BLK grnden? Befreit die Lmmelhaften den Kobolde? Ha, ha, ha, lachte Hermine trocken. Kobolde brauchen keinen Schutz. Habt ihr nicht gehrt, was uns Professor Binns ber die Kobold-Aufstnde erzhlt hat? Nein, sagten Harry und Ron wie aus einem Munde. Sie sind durchaus fhig, es mit Zauberern aufzunehmen, sagte Hermine und nippte an ihrem Butterbier. Sie sind ziemlich klug. Ganz anders als die Hauselfen, die nie fr ihre Sache eingetreten sind. O nein, sagte Ron und blickte zur Tr. Rita Kimmkorn war gerade eingetreten. Heute trug sie einen bananengelben Umhang; ihre langen Fingerngel wa-ren knallrosa lackiert, und begleitet wurde sie von ihrem dickbauchigen Fotografen. Sie holten Getrnke an der Bar, dann drngten sie sich durch die Menge, und zwar, wie Harry, Ron und Hermine mit finsteren Blicken feststellten, zu einem Tisch in ihrer Nhe. Rita Kimmkorn redete sehr schnell und offenbar voller Genugtuung. ... schien nicht besonders scharf darauf, mit uns zu reden, oder, Bozo? Was glaubst du, warum? Und was tut er eigentlich mit einer Bande Kobolde im Schlepptau? Zeigt ihnen die Sehenswrdigkeiten ... was fr ein Bldsinn ... er war immer schon ein schlechter Lgner. Denkst du, da ist was im Busch? Sollen wir vielleicht ein wenig Staub aufwirbeln? In Ungnade gefallener Ex-Chef der Sportabteilung, Ludo Bagman ... packender Satzanfang, Bozo - wir brauchen nur noch 'ne Story, die dazu passt - Wieder mal dabei, jemandes Leben zu ruinieren?, fragte Harry laut. Einige Kpfe wandten sich um. Rita Kimmkorns Augen hinter der juwelenbesetzten Brille weiteten sich, als sie erkannte, wer gesprochen hatte. Harry!, rief sie und setzte ein strahlendes Lcheln auf. Wie wunderbar! Willst du dich nicht zu uns -? Ich wrde nicht mal mit einem Dreimeterbesen in Ihre Nhe kommen, sagte Harry erhitzt. Warum haben Sie das Hagrid angetan? Rita Kimmkorn hob ihre stark nachgezogenen Brauen. Unsere Leser haben das Recht, die Wahrheit zu erfahren, Harry, ich tue nur meine - Wen schert es, dass er ein Halbriese ist?, rief Harry. Er ist vllig in Ordnung! Der ganze Pub war verstummt. Madam Rosmerta stand hinter der Bar und starrte herber, ohne zu merken, dass der Krug, den sie mit Met fllte, schon berlief. Rita Kimmkorns Lcheln flackerte kaum merklich, doch sie festigte es sofort wieder; sie lie ihre Krokodillederhandtasche aufschnappen, zog ihre Flotte-Schreibe-Feder heraus und sagte: Wie war's mit einem Interview ber Hagrid, wie du ihn kennst, Harry? Der Mann hinter den Muskeln? Eure doch sehr verwunderliche Freundschaft und die Grnde, die dahinter stecken. Wrdest du ihn als Vaterersatz bezeichnen? Hermine stand abrupt auf und umklammerte das Butterbierglas, als wre es eine Granate. Sie entsetzliche Frau, sagte sie zhneknirschend, Ihnen ist alles gleich, nicht wahr, Hauptsache, Sie haben eine Story und jeder kann dafr den Kopf hinhalten, nicht wahr? Selbst Ludo Bagman - Setz dich, du dummes kleines Gr, und red nicht ber Dinge, von denen du nichts verstehst, sagte Rita Kimmkorn khl und musterte Hermine mit einem harten Ausdruck in den Augen. Ich wei Dinge ber Ludo Bagman, die dir die Haare zu Berge stehen lieen ... Nicht dass das ntig wre -, fgte sie mit einem Blick auf Hermines buschigen Haar-schopf hinzu. Gehen wir, sagte Hermine. Kommt, Harry - Ron ... Sie gingen zur Tr; viele Gste starrten ihnen nach, und Harry warf von der Tr her einen Blick zurck. Rita Kimmkorns Flotte-Schreibe-Feder war nicht mehr zu halten; sie flog wie besessen ber ein Blatt Pergament auf dem Tisch, vor und zurck, vor und zurck. Dich nimmt sie als Nchste aufs Korn, Hermine, sagte Ron mit leiser, besorgter Stimme, whrend sie rasch die Strae hinuntergingen. Lasst sie nur machen!, sagte Hermine schrill; sie zitterte vor Wut. Ich werd's ihr schon zeigen! 'ne dumme Gre bin ich also? Oh, das werd ich ihr heimzahlen, erst Harry, dann Hagrid ... Du willst doch nicht etwa Rita Kimmkorn in die Quere schieen, sagte Ron nervs. Ich mein es ernst, Hermine, dann wird sie irgendwas ber dich ausgraben - Meine Eltern lesen den Tagespropheten nicht, mich bringt sie nicht zum Kuschen!, sagte Hermine und schritt so energisch aus, dass Harry und Ron Mhe hatten, ihr zu folgen. Das letzte Mal, dass Harry sie so wtend gesehen hatte, hatte sie Draco Malfoy ein paar saftige Ohrfeigen verpasst. Und Hagrid kommt jetzt aus seinem Versteck! Er htte sich von so einer niedertrchtigen Kreatur nie und nimmer einschchtern lassen drfen! Kommt mit! Sie rannte ihnen voran den ganzen Weg zurck, durch das von Ebern flankierte Tor und ber das Schlossgelnde zu Hagrids Htte. Die Vorhnge waren immer noch zugezogen, und als sie nher kamen, hrten sie Fang klffen. Hagrid!, rief Hermine und pochte gegen die Tr. Hagrid, jetzt reicht's aber! Wir wissen, dass du dadrin bist! Es kmmert doch keinen, dass deine Mum eine Riesin war, Hagrid! Du kannst doch nicht zulassen, dass diese miese Kimmkorn dir das antut! Hagrid, komm jetzt raus, sei doch nicht so - Die Tr ging auf. Hermine sagte: Wird auch Z-!, doch jh brach sie ab, denn nicht Hagrid sah ihr ins Gesicht, sondern Albus Dumbledore. Guten Tag, sagte er freundlich und lchelte auf sie herab. Wir - hem - wir wollten eigentlich Hagrid besuchen, sagte Hermine nun etwas kleinlaut. Ja, so viel hab ich verstanden, sagte Dumbledore. Wollt ihr nicht reinkommen? Oh - hm - gut, sagte Hermine. Die drei betraten die Htte; sofort strzte sich Fang wie verrckt bellend auf Harry und versuchte ihm die Ohren zu lecken. Harry wimmelte ihn ab und sah sich um. Hagrid sa an seinem Tisch, auf dem zwei groe Becher Tee standen. Er sah ungeheuer elend aus. Sein Gesicht war fleckig, die Augen waren geschwollen, und was sein Haar anging, so hatte er es jetzt ins andere Extrem getrieben; es war nicht im Mindesten gezhmt, sondern sah aus wie eine Percke aus verknoteter Drahtwolle. Hallo, Hagrid, sagte Harry. Hagrid sah auf. 'lo, sagte er mit sehr heiserer Stimme. Noch ein wenig Tee, nehm ich an, sagte Dumbledore, schloss die Tr hinter den dreien, zckte den Zauberstab und lie ihn kurz im Kreis wirbeln; mitten in der Luft erschien ein sich drehendes Tablett, mit Teetassen und einem Teller voller Kekse. Dumbledore zauberte das Tablett auf den Tisch und alle setzten sich. Ein kurzes Schweigen trat ein, dann sagte Dumbledore: Hast du zufllig verstanden, was Miss Granger da gerufen hat, Hagrid? Hermines Wangen verfrbten sich, doch Dumbledore lchelte sie an und fuhr fort: Hermine, Harry und Ron wollen offenbar immer noch etwas mit dir zu tun haben, wenn man bedenkt, dass sie fast die Tr eingeschlagen htten. Natrlich wollen wir das!, sagte Harry und sah Hagrid eindringlich an. Du glaubst doch nicht etwa, dass irgendetwas von dieser Kimmkorn-Kuh - Verzeihung, Professor, fgte er rasch hinzu und sah Dumbledore an. Ich bin vorbergehend taub und hab keine Ahnung, was du gesagt hast, Harry, sagte Dumbledore, drehte Dumchen und starrte an die Decke. hm - gut, sagte Harry verlegen. Ich wollte nur sagen -Hagrid, wie konntest du nur glauben, wir wrden uns darum scheren, was diese - Person - ber dich geschrieben hat? Zwei dicke Trnen traten aus Hagrids kferschwarzen Augen und kullerten langsam durch seinen wirren Bart. Das ist der lebendige Beweis dessen, was ich dir gesagt habe, Hagrid, sagte Dumbledore und starrte vorsorglich immer noch zur Decke. Ich hab dir die Briefe von zahllosen Eltern gezeigt, die dich noch aus ihrer eigenen Schulzeit kennen und mir unmissverstndlich schreiben, sollte ich dich feuern, dann htten sie ein Wrtchen mit mir zu reden - Nich alle, sagte Hagrid heiser. Nich alle woll'n, dass ich bleib. Ich bitte dich, Hagrid, wenn du von allen geliebt werden willst, dann, frchte ich, musst du sehr lange in dieser Htte hocken bleiben, sagte Dumbledore und schaute Hagrid nun streng ber den Rand seiner Halbmondglser hinweg an. Seit ich Direktor bin, ist noch keine Woche vergangen, in der ich nicht mindestens eine Eule bekommen habe mit einer Beschwerde ber meine Art, diese Schule zu leiten. Aber was soll ich machen? Mich in meinem Studierzimmer verbarrikadieren und mich weigern, mit irgendjemandem zu reden? Sie - Sie sind ja auch kein Halbriese!, krchzte Hagrid. Hagrid, sieh dir doch mal meine Verwandten an!, sagte Harry aufgebracht. Schau dir die Dursleys an! Eine hervorragende Idee, sagte Professor Dumbledore. Mein eigener Bruder, Aberforth, wurde wegen Ausbung unpassender Zauberstcke an einer Ziege verklagt. Es stand in allen Zeitungen, aber meinst du, Aberforth htte sich versteckt? Von wegen! Er hielt die Ohren steif und ging seinen Geschften nach, als wre nichts gewesen! Natrlich bin ich mir nicht ganz sicher, ob er lesen kann, daher mag es nicht nur Tapferkeit gewesen sein ... Komm zurck und unterrichte wieder, Hagrid, sagte Hermine leise, bitte komm zurck, wir vermissen dich sehr. Hagrid schluckte schwer. Noch mehr Trnen kullerten ihm aus den Augen, liefen die Wangen hinunter und verschwanden in dem wirren Bart. Dumbledore erhob sich. Ich weigere mich, deine Kndigung anzunehmen, Hagrid, und erwarte dich am Montag wieder zur Arbeit, sagte er. Du frhstckst um halb neun mit mir in der Groen Halle. Und keine Widerrede. Schnen Nachmittag euch allen noch. Dumbledore verlie die Htte, nicht ohne vorher noch kurz Fangs Ohren gekrault zu haben. Als die Tr hinter ihm zugegangen war, begann Hagrid in seine mlleimer-deckelgroen Hnde zu schluchzen. Hermine ttschelte ihm den Arm, und endlich hob Hagrid den Kopf, sah sie mit brennend roten Augen an und sagte: Groartiger Mann, Dumbledore ... groartiger Mann ... Ja, das ist er, sagte Ron. Kann ich einen von diesen Keksen haben, Hagrid? Schlag zu, sagte Hagrid und wischte sich mit dem Handrcken ber die Augen. Aahr, 'trlich hat er Recht - ihr habt alle Recht ... war dumm von mir ... mein alter Dad htt sich geschmt fr mich ... Wieder rollten Trnen ber seine Wangen, doch jetzt wischte er sie energisch weg und sagte: Hab euch noch nich mal 'n Bild von meinem alten Dad gezeigt, nich? Hier ... Hagrid stand auf, ging hinber zu seiner Kommode, ffnete eine Schublade und zog ein Bild von einem kleinen Zauberer heraus, der Hagrids runzlige schwarze Augen hatte und mit strahlendem Gesicht auf Hagrids Schulter sa. Hagrid war nach dem Apfelbaum neben ihm zu schlieen gut zweieinhalb Meter gro, doch sein Gesicht war bartlos jung, rund und glatt - er wirkte kaum lter als elf Jahre. Das war, kurz nachdem sie mich in Hogwarts aufgenommen ham, krchzte Hagrid. Dad war so was von froh ... dachte, ich wr vielleicht kein Zauberer, wisst ihr, weil meine Mum ... na, wie auch immer, 'trlich war ich nie der groe Magier, stimmt schon ... aber wenigstens hat er nich erlebt,wie sie mich rausgeworfen haben. Ist nmlich schon in meinem zweiten Schuljahr gestorben ... Dumbledore war der Einzige, der sich nach dem Tod von meinem Dad fr mich eingesetzt hat. Hat mir diese Wildhterstelle besorgt ... vertraut einfach Leuten, ist doch wahr. Gibt ihnen noch 'ne zweite Schangse ... ganz anders als die anderen Schulleiter, wisst ihr. Er nimmt jeden auf in Hogwarts, wenn er nur begabt ist. Wei, dass was Gutes aus den Leuten werden kann, auch wenn ihre Familien ... wie sagt man ... nicht so respektierlich war'n. Aber manche verstehn das einfach nich, 's gibt welche, die halten dir das immer wieder vor ... manche von unserem Schlag tun sogar so, als htten sie nur groe Knochen, statt den Mund aufzumachen und zu sagen - ich bin, was ich bin, und ich schm mich nich dafr. >Schm dich nie<, hat mein alter Dad immer gesagt, >'s gibt immer welche, die's dir vorwerfen, aber mit denen brauchst du dich gar nich abzugeben.< Und er hat Recht gehabt. Ich war 'n Idiot. Mit der geb ich mich nich mehr ab, das versprech ich euch. Groe Knochen ... erzhlt mir was von wegen groe Knochen. Harry, Ron und Hermine warfen sich nervse Blicke zu; Harry wre eher mit fnfzig Knallrmpfigen Krtern spazieren gegangen als Hagrid zu gestehen, dass er ihn bei seiner Unterhaltung mit Madame Maxime belauscht hatte, doch Hagrid redete weiter, offenbar nicht ahnend, was er ausgeplaudert hatte. Weit du was, Harry?, sagte er und sah mit leuchtenden Augen vom Foto seines Vaters auf. Als ich dich kenn gelernt hab, hast du mich ein bisschen an mich selbst erinnert. Mum und Dad nicht mehr da, und du hattest das Gefhl, dass du gar nicht nach Hogwarts passt, weit du noch? Warst nicht sicher, ob du es berhaupt schaffst ... und nu schau dich mal an, Harry! Schul-Schmpion! Sein Blick verweilte einen Moment lang auf Harry, dann sagte er tiefernst: Weit du, was ich wirklich gut finden wrd, Harry? Ich fand's wirklich gut, wenn du gewinnst, sag ich dir. Dann httest du's allen gezeigt ... du brauchst nicht reinbltig zu sein, um es zu schaffen. Du brauchst dich nicht zu schmen, weil du so bist, wie du bist. Dann wrden sie sehen, dass es Dumbledore ist, der Recht hat und alle aufnimmt, wenn sie nur zaubern knnen. Wie steht's eigentlich mit dem Ei, Harry? Groartig, sagte Harry. Wirklich groartig. Auf Hagrids verweintem Gesicht brach sich ein breites, feuchtes Lcheln Bahn. Gut gemacht, Junge ... Du zeigst es denen, Harry, du zeigst es denen. Schlgst sie alle. Hagrid anzulgen war nicht ganz dasselbe, wie irgendje-manden anzulgen. Spter am Nachmittag, als Harry mit Ron und Hermine zum Schloss zurckging, konnte er das Bild von Hagrids bartumwuchertem Gesicht nicht aus seinen Gedanken verbannen, das so glcklich ausgesehen hatte bei der Vorstellung, Harry wrde das Turnier gewinnen. Das rtselhafte Ei lastete an diesem Abend schwer auf Harrys Gewissen, und als er im Bett lag, hatte er seinen Entschluss schon gefasst - es war an der Zeit, seinen Stolz zu vergessen und herauszufinden, ob Cedrics rtselhafter Hinweis irgendetwas taugte. ~Das Ei und das Auge Da Harry keine Ahnung hatte, wie lange er baden musste, um das Geheimnis des goldenen Eis zu lften, beschloss er, nachts zu gehen, wenn er sich so viel Zeit nehmen konnte, wie er brauchte. Es widerstrebte ihm zwar, einem weiteren Ratschlag von Cedric zu folgen, doch er entschied sich, das Bad der Vertrauensschler zu benutzen. Nur wenige durften dort rein und so wrde er eher ungestrt bleilben. Harry plante seine Unternehmung mit Sorgfalt, denn schon einmal hatte ihn Filch, der Hausmeister, mitten in der Nacht aufgegriffen, als er sich verbotenerweise im Schloss herumgetrieben hatte, und er hatte nicht das Bedrfnis, dies noch einmal zu erleben. Natrlich wrde der Tarnurnhang entscheidend sein, und als zustzliche Vorkehrung wollte er die Karte des Rumtreibers mitnehmen, die neben dem Umhang das ntzlichste Werkzeug frs Regelbrechen war, das Harry besa. Die Karte zeigte ganz Hogwarts, auch die vielen Abkrzungen und Geheimgnge, und vor allem zeigte sie die Leute im Schloss als winzige, beschriftete Punkte, die sich durch die Gnge bewegten, so dass Harry gewarnt sein wrde, wenn sich jemand dem Badezimmer nherte. Am Dienstagabend stahl sich Harry hoch in den Schlafsaal, warf sich den Tarnurnhang ber, schlich mach unten und wartete, wie in jener Nacht, als Hagrid ihn zu den Drachen gefhrt hatte, bis sich das Portrtloch ffnete. Diesmal war es Ron, mit dem er sich abgesprochen hatte; er stand auf der anderen Seite des Portrtlochs, sagte der fetten Damedas Passwort (Bananeneis), stieg in den Gemeinschaftsraum, murmelte Harry viel Glck zu, und Harry schlpfte hinaus. Heute Abend fiel es ihm schwer, sich mit dem Tarnurnhang zu bewegen, denn er trug das schwere Ei unter dem einen Arm und hielt sich mit dem anderen die Karte vor die Augen. Die mondbcschicnencn Gnge waren jedoch ausgestorben und still, und indem Harry gelegentlich anhielt und die Karte vorsorglich prfte, gelang es ihm, unliebsame Begegnungen zu vermeiden. Als er die Statue von Boris dem Bekloppten erreichte, einem ratlos in die Gegend schauenden Zauberer mit Handschuhen, bei denen er links und rechts verwechselt hatte, sah er die richtige Tr, neigte sich zu ihr und murmelte das Passwort Pinienfrisch, wie Cedric ihm gesagt hatte. Knarrend ffnete sich die Tr. Harry glitt hinein, schob den Riegel vor, zog den Tarnurnhang vom Kopf und sah sich um. Sein erster Eindruck war, dass es sich durchaus lohnen wrde, Vertrauensschler zu werden, nur um dieses Badezimmer benutzen zu drfen. Ein stattlicher kerzenbestckter Kronleuchter tauchte das Bad in sein warmes Licht. Es war ganz aus Marmor, auch das in der Mitte des Raums eingelassene rechteckige Becken, das eher wie ein leerer Swimmingpool aussah. Rund hundert goldene Wasserhhne ragten aus den Seitenwnden des Beckens und in jedem Drehknopf war ein andersfarbener Juwel eingelassen. Auch ein Sprungbrett gab es hier. An den Fenstern hingen lange, weie Leinenvorhnge; in einer Ecke fand sich ein groer Stapel flaumig weicher weier Badetcher, und an der Wand hing ein einzelnes, goldgerahmtes Gemlde. Darauf war eine blonde Meerjungfrau zu sehen, die tief schlafend auf einem Felsen lag und deren langes Haar bei jedem Schnarcher ber ihr Gesicht flatterte. Harry legte seinen Umhang, das Ei und die Karte auf den Boden und ging, sich umsehend, auf das Becken zu, wobei seine Schritte von den Wnden widerhallten. Gewiss, dieses Bad war herrlich - und er hatte groe Lust, ein paar von diesen Wasserhhnen auszuprobieren -, doch nun, da er hier war, kam ihm der unangenehme Gedanke, dass Cedric ihn vielleicht auf den Arm genommen hatte. Wie um alles in der Welt sollte ihm dieses Bad helfen, das Geheimnis des Eis zu lsen? Trotz allem legte er eines der flaumigen Tcher an den Rand des swimmingpoolgroen Beckens, legte den Umhang, die Karte und das Ei dazu, kniete sich nieder und drehte ein paar Wasserhhne auf. Sofort war ihm klar, dass jeder Wasserstrahl eine andere Sorte Schaumbad enthielt, aber es war Schaumbad, wie Harry es noch nie erlebt hatte. Aus einem Hahn blubberten rosa und blaue Blasen von Fuballgre, aus einem anderen quoll eisweier Schaum, so dicht und fest, dass Harry sicher war, er wrde ihn ber das Wasser tragen; aus einem dritten Hahn sprhten schwer parfmierte purpurne Wolken, die ber dem Wasser schweben blieben. Harry drehte eine Weile nach Lust und Laune an den Hhnen, und besonders einer gefiel ihm, dessen Strahl auf der Wasseroberflche abprallte und in groen Bgen darber hinweghpfte. Als das tiefe Becken mit heiem Wasser, feinem Schaum und mchtigen Blasen gefllt war (was bei seiner Gre doch schnell gegangen war), drehte Harry alle Hhne zu, zog Morgenrock, Pyjama und Badeschlappen aus und lie sich ins Wasser gleiten. Es war so tief, dass seine Fe kaum den Boden berhrten, und so schwamm er tatschlich ein paar Runden, dann lehnte er sich an den Beckenrand, planschte ein wenig im Wasser und nahm das Ei unter die Lupe. So toll es auch war, im heien und schaumigen Wasser durch wabernde bunteDampfwolken zu schwimmen, es hatte ihn kein Geistesblitz getroffen, noch war ihm pltzlich etwas wie Schuppen von den Augen gefallen. Harry streckte die Arme aus, hob das Ei mit nassen Hnden hoch und ffnete es. Das klagende, kreischende Lrmen erfllte das Bad und hallte zitternd von den Marmorwnden wider, doch es klang so unbegreiflich wie immer, und im Gewirr der Echos vielleicht noch rtselhafter. Aus Sorge, der Lrm knnte Filch auf den Plan rufen, wie es Cedric vielleicht sogar beabsichtigt hatte, lie er das Ei wieder zuschnappen - und dann schrak er so heftig zusammen, dass er das Ei fallen lie. Scheppernd rollte es ber den Marmorboden davon. Jemand sprach. Ich wrde es einfach mal ins Wasser legen, wenn ich du wre. Harry hatte vor Schreck eine betrchtliche Menge Seifenblasen geschluckt. Prustend richtete er sich auf und sah den Geist eines sehr verdrossen aussehenden Mdchens mit bergeschlagenen Beinen auf einem der Wasserhhne sitzen. Es war die Maulende Myrte, die man normalerweise im Abflussrohr eines Klos drei Stockwerke weiter unten schluchzen hren konnte. Myrte!, sagte Harry emprt. Ich - ich hab berhaupt nichts an! Der Schaum war so dicht, dass es kaum eine Rolle spielte, aber er hatte das unangenehme Gefhl, dass Myrte ihn aus einem der Hhne heraus beobachtet hatte, schon seit er hereingekommen war. Ich hab die Augen geschlossen, als du reinkamst, sagte sie und blinzelte ihn durch ihre dicken Brillenglser an. Du hast mich schon ewig nicht mehr besucht. Jaah ... nun ..., sagte Harry und ging ein wenig in die Knie, nur um vollkommen sicher zu sein, dass Myrte nichtsals seinen Kopf sehen konnte, ich darf doch eigentlich gar nicht in dein Klo. Es ist doch nur fr Mdchen. Frher hat dich das nicht gestrt, schmollte Myrte. Frher bist du stndig gekommen. Das stimmte, allerdings nur, weil Harry, Ron und Hermine festgestellt hatten, dass Myrtes kaputtes Klo der beste Platz war, um insgeheim einen Vielsaft-Trank zu brauen -einen verbotenen Zaubertrank, der Harry und Ron fr eine Stunde in lebende Abbilder von Crabbe und Goyle verwandelt hatte, als die sie sich dann in den Gemeinschaftsraum der Slytherins schmuggeln konnten. Ich hab rger gekriegt, weil ich dort rein bin, sagte Harry, was nur die halbe Wahrheit war; nur Percy hatte ihn einmal erwischt, wie er aus Myrtes Klo kam. Danach dachte ich, ich lass es lieber bleiben. Oh ... verstehe ..., sagte Myrte und fingerte mit grmlicher Miene an einem dunklen Punkt auf ihrem Kinn herum. Ja ... wie auch immer ... ich wrde das Ei mal ins Wasser legen. Das hat Cedric Diggory nmlich getan. Hast du den auch schon bespitzelt?, sagte Harry entrstet. Was treibst du hier eigentlich - schleichst dich abends einfach rein und siehst zu, wie die Vertrauensschler baden? Manchmal, sagte Myrte verschmitzt, aber bisher bin ich noch nie aus dem Versteck gekommen, um mit jemandem zu sprechen. Das ehrt mich aber, sagte Harry mit finsterer Miene. Halt dir jetzt blo die Augen zu! Er vergewisserte sich, dass Myrte ihre Brille gut verdeckt hatte, bevor er sich aus dem Wasser zog, das Badetuch fest um sich wickelte und dann das Ei holen ging. Sobald er wieder im Wasser war, sphte Myrte durch ihre Finger hindurch und sagte: Nun mach schon ... ffne es unter Wasser. Harry drckte das Ei unter die schaumige Wasseroberflche und ffnete es ... und diesmal war kein Klagen zu hren. Ein gegurgeltes Lied ertnte, ein Lied, dessen Text er durch das Wasser nicht verstehen konnte. Du musst mit dem Kopf untertauchen, sagte Myrte, die es offensichtlich zutiefst genoss, ihn herumkommandieren zu knnen. Mach schon! Harry holte tief Atem und tauchte unter - undjetzt, da er auf dem marmornen Boden des schaumgefllten Bades sa, hrte er einen Chor schauriger Stimmen, der aus dem offenen Ei in seinen Hnden heraus ein Lied fr ihn sang: Komm, such, wo unsere Stimmen klingen, denn ber dem Grund knnen wir nicht singen. Und whrend du suchst, berlege jenes: Wir nahmen, wonach du dich schmerzlich sehnest. In einer Stunde musst du es finden und es uns dann auch wieder entwinden. Doch brauchst du lnger, fehlt dir das Glck, zu spt, 's ist fort und kommt nicht zurck. Harry lie sich nach oben treiben, stie mit dem Kopf durch die Seifenblasen und schttelte sich das Haar aus dem Gesicht. Hast du es gehrt?, fragte Myrte. Ja ... >Komm, such, wo unsere Stimmen klingen ...< Und wenn ich mich bitten lasse? ... Warte, ich muss es noch mal hren ... Wieder tauchte er unter. Harry musste sich das Unterwasserlied noch dreimal anhren, bis er es endlich auswendig konnte; dann dachte er eine Weile im Wasser planschend angestrengt nach, whrend Myrte dasa und ihn beobachtete. Ich muss wohl nach Leuten Ausschau halten, die ihreStimmen ber dem Wasser nicht benutzen knnen ..., sagte er langsam. Hmh ... wer knnte das sein? Bist einer von den Langsamen, nicht? Er hatte die Maulende Myrte noch nie so gut gelaunt gesehen, auer an dem Tag, als sich Hermine mit einer Dosis Vielsaft-Trank ein haariges Gesicht und einen Katzenschwanz verpasst hatte. Harry sah sich nachdenklich im Badezimmer um ... wenn die Stimmen nur unter Wasser zu hren waren, dann mussten es Wassergeschpfe sein. Er stellte seine berlegung Myrte vor, die ihn nur geziert anlchelte. Tja, das hat Diggory auch gedacht, sagte sie. Da lag er und hat ewig lang mit sich selbst gesprochen. Kam einfach nicht zum Schluss ... fast alle Seifenblasen waren weg ... Unter Wasser ..., sagte Harry langsam. Myrte ... was lebt eigentlich im See, auer dem Riesenkraken? Oh, dies und das, sagte sie. Manchmal komm ich dort runter ... es geht einfach nicht anders, wenn jemand berraschend mein Klo splt ... Harry versuchte sich lieber nicht vorzustellen, wie es war, wenn die Maulende Myrte mit dem Inhalt eines Klos durch ein Rohr in den See rauschte, und sagte: Hat denn etwas dort im See eine menschliche Stimme? Wart mal - Sein Blick war auf das Bild der schnarchenden Nixe an der Wand gefallen. Myrte, dort drin leben doch nicht etwa Wassermenschen? Ooh, sehr gut, sagte sie und ihre dicken Brillenglser funkelten. Diggory hat viel lnger gebraucht! Und die dort war sogar wach - Myrte zuckte mit dem Kopf angewidert in Richtung Nixe - und hat gekichert und sich rausgeputzt und mit ihrer Flosse gespielt ... Das ist es!, sagte Harry aufgeregt. Die zweite Aufgabe ist, die Wassermenschen im See aufzusuchen und ... und ... Doch pltzlich wurde ihm klar, was er eben gesagt hatte, und die Freude ber seine Entdeckung wurde aus ihm herausgesogen, als ob jemand einen Stpsel aus seinem Magen gezogen htte. Er war kein sehr guter Schwimmer; viel gebt hatte er nie. Dudley hatte, als er noch kleiner war, Unterricht bekommen, doch Tante Petunia und Onkel Vernon hatten sich nie darum gekmmert, dass Harry schwimmen lernte, zweifellos in der Hoffnung, Harry wrde eines Tages ersaufen. Ein paar Lngen dieses Beckens, schn und gut, doch dieser See war sehr gro und sehr tief ... und die Wassermenschen lebten sicher auf dem Grund des Sees ... Myrte, sagte Harry langsam, wie soll ich dort unten atmen? Bei diesen Worten fllten sich Myrtes Augen pltzlich mit Trnen. Wie taktlos von dir!, murrte sie und stberte in ihrem Umhang nach einem Taschentuch. Was ist taktlos?, fragte Harry verwirrt. Vor mir vom Atmen zu sprechen!, sagte sie schrill, und ihre Stimme hallte laut im Badezimmer wider. Wo ich doch ... schon so lange ... nicht mehr ... kann ... Sie vergrub das Gesicht in ihrem Taschentuch und schniefte laut. Harry fiel ein, wie empfindlich Myrte schon immer gewesen war, weil sie tot war, doch kein anderer Geist, den er kannte, machte ein solches Drama daraus. Verzeihung, sagte er ungeduldig. Ich hab's nicht so gemeint - ist mir ganz entfallen ... O ja, es ist so leicht, Myrtes Tod zu vergessen, schluchzte Myrte und sah ihn mit verquollenen Augen an. Keiner hat mich vermisst, selbst als ich noch am Leben war. Stundenlang haben sie gebraucht, um meine Leiche zu finden - ich wei es noch, ich sa ja da und hab auf sie gewartet. Olive Hornby kam in mein Klo - >Steckst du schon wieder hier drin und schmollst, Myrte?<, hat sie gesagt. >Pro-fessor Dippet hat mich nmlich gebeten, nach dir zu suchen -< Und dann hat sie meine Leiche gesehen ... ooooh, das hat sie bis an ihr Lebensende nicht vergessen, dafr hab ich schon gesorgt ... ich bin ihr nmlich stndig gefolgt und hab sie dran erinnert, ich wei noch, bei der Hochzeit ihres Bruders - Doch Harry hrte ihr nicht zu; er dachte wieder ber das Lied der Wassermenschen nach. Wir nahmen, wonach du dich schmerzlich sehnest. Das klang ganz danach, als wrden sie ihm etwas stehlen, etwas, das er zurckholen musste. Was sollte das sein? - und dann ist sie natrlich vors Zaubereiministerium gezogen, damit ich ihr nicht mehr nachspuke, deshalb musste ich wieder hierher kommen und in meinem Klo leben. Gut, sagte Harry verschwommen. Schn, ich bin jetzt viel weiter als vorher ... schlie doch noch mal die Augen, ich komm raus. Er holte das Ei vom Beckenboden herauf, kletterte heraus, trocknete sich ab und zog Pyjama und Morgenrock an. Kommst du mich mal wieder in meinem Klo besuchen?, fragte die Maulende Myrte mit trauriger Stimme, als Harry den Tarnurnhang aufhob. hm ... ich versuch's, sagte Harry, obwohl er im Stillen dachte, er wrde nur dann noch einmal in Myrtes Klo vorbeischauen, wenn alle anderen Klos im Schloss verstopft wren. Bis dann, Myrte ... danke fr deine Hilfe. Adieu, adieu, sagte sie schwermtig, und als sich Harry den Tarnurnhang wieder anzog, sah er, wie sie in einem der Wasserhhne verschwand. Drauen im dunklen Korridor warf Harry einen Blick auf die Karte des Rumtreibers, um zu prfen, ob die Luft noch rein war. Ja, die Punkte fr Filch und Mrs Norris warenimmer noch eindeutig in seinem Bro ... niemand auer Peeves schien sich zu bewegen, der ein Stockwerk ber Harry im Pokalzimmer auf- und abhpfte ... schon war er den ersten Schritt zurck in den Gryffindor-Turm gegangen, als ihm etwas anderes ins Auge fiel ... etwas uerst Merkwrdiges. Peeves war nicht der Einzige, der sich bewegte. Ein anderer Punkt flitzte in einem Zimmer in der linken unteren Ecke umher - in Snapes Bro. Doch der Punkt war nicht mit Severus Snape beschriftet ... es war Bartemius Crouch. Harry starrte auf den Punkt. Mr Crouch war doch angeblich zu krank, um zur Arbeit oder zum Weihnachtsball zu kommen - also warum hatte er sich um ein Uhr morgens in Hogwarts eingeschlichen? Harry sah gespannt zu, wie der Punkt sich unablssig im Zimmer auf und ab bewegte und nur hie und da kurz innehielt ... Harry zgerte, berlegte ... und dann gewann seine Neugier die Oberhand. Er drehte sich um und lief in die andere Richtung, bis zur nchsten Treppe. Er wrde schon herausfinden, was Crouch hier zu suchen hatte. Harry ging, so leise er konnte, treppab, dennoch wandten sich die Kpfe in den Gemlden beim Knarzen eines Dielenbrettes oder bei dem Rascheln seines Pyjamas neugierig um. Er schlich den Korridor einen Stock tiefer entlang, schob auf halbem Weg einen Wandteppich zur Seite und ging eine schmalere Treppe hinunter, eine Abkrzung, die ihn gleich zwei Stockwerke tiefer bringen wrde. Immer wieder warf er einen Blick auf die Karte und wunderte sich ... es schien einfach nicht zu diesem korrekten, gesetzestreuen Charakter von Mr Crouch zu passen, so spt in der Nacht in einem fremden Bro herumzuschnffeln ... Und dann, auf halber Treppe, als er nicht mehr auf seineSchritte achtete und ganz in Gedanken ber das seltsame Gebaren von Mr Crouch vertieft war, sank Harrys Bein pltzlich geradewegs durch die Trickstufe, die Neville dauernd zu berspringen verga. Er begann unbeholfen zu schwanken, und das goldene Ei, noch feucht vom Badewasser, glitt ihm aus dem Arm. Er lie sich nach vorn fallen, um es aufzufangen, doch zu spt; das Ei kullerte die lange Treppe hinunter und lie auf jeder Stufe einen Schlag wie von einer Basstrommel hren. Der Tarnurnhang rutschte ihm vom Kopf und Harry konnte ihn gerade noch packen, da flatterte ihm die Karte des Rumtreibers aus der Hand und segelte sechs Stufen hinunter, wo er sie, bis bers Knie in die Stufe versunken, nicht erreichen konnte. Das goldene Ei kullerte durch den Wandteppich am Fu der Treppe, schlug scheppernd im Korridor unten auf und begann mit seinem lauten Wehklagen. Harry zog den Zauberstab und mhte sich verzweifelt, die Karte des Rumtreibers zu berhren und sie zu lschen, doch er konnte sie nicht erreichen. Er zog sich den Umhang wieder ber den Kopf, richtete sich auf und lauschte angestrengt, die Augen vor Angst zu Schlitzen verengt - und es dauerte nur einen Augenblick - PEEVES! Das war unmissverstndlich der Jagdruf von Filch, dem Hausmeister. Harry konnte deutlich seine hastig schlurfenden Schritte nher und nher kommen und seine keuchende Stimme vor Wut schrill werden hren. Was soll dieser Hllenlrm? Du weckst noch das ganze Schloss! Ich krieg dich, Peeves, ich krieg dich, du wirst ... und was ist das? Filch war offenbar stehen geblieben; es gab ein Klingen von Metall auf Metall und das Wehklagen erstarb. Filch hatte das Ei aufgehoben und es geschlossen. Harry stand reglos da, daseine Bein immer noch fest in der magischen Stufe verklemmt, und lauschte gebannt. Jeden Moment wrde Filch den Gobelin zur Seite ziehen und nach Peeves Ausschau halten ... und da wrde kein Peeves sein ... doch wenn er die Treppe hochstieg, wrde er die Karte des Rumtreibers entdecken ... und diese Karte wrde, mit oder ohne Tarnumhang, Harry Potter genau da anzeigen, wo er stand. Ei?, sagte Filch leise am Fu der Treppe. Meine Se! - offenbar war Mrs Norris bei ihm - Das ist ein Tri-magischer Schlssel! Er gehrt einem Schul-Champion! Harry wurde schlecht; sein Herz hmmerte rasend schnell - PEEVES!, donnerte Filch voll Schadenfreude. Du hast gestohlen! Er riss den Wandteppich unten zur Seite, und Harry sah sein frchterliches Sackgesicht und die hervorquellenden fahlen Augen, die die dunkle und (fr Filch) vllig ausgestorbene Treppe hochstarrten. Versteckst dich, was?, sagte er leise. Ich werd dich schon kriegen, Peeves ... du hast doch tatschlich einen Tri-magischen Schlssel gestohlen, Peeves ... dafr wird dich Dumbledore endlich rausschmeien, du mieser kleiner Dieb von Poltergeist ... Filch stieg die ersten Stufen hoch, dicht gefolgt von einer drren, staubfarbenen Katze. Mrs Norris' lampenartige Augen, die denen ihres Herrn so sehr hnelten, hatten geradewegs Harry ins Visier genommen. Schon einmal hatte er sich fragen mssen, ob der Tarnurnhang auch bei Katzen wirkte ... sein Magen verkrampfte sich vor Anspannung, whrend er Filch in seinem alten Flanellmorgenmantel immer nher kommen sah - verzweifelt mhte er sich, sein eingeklemmtes Bein zu befreien, doch es sank nur noch ein paar weitere Zentimeter ein - und Filch musste nun jede Sekunde die Karte entdecken oder direkt in ihn hineinlaufen -Filch? Was ist hier los? Filch hielt ein paar Stufen unterhalb von Harry inne und wandte sich um. Am Fu der Treppe stand der Einzige, der Harrys Lage nur noch verschlimmern konnte - Snape. Er trug ein langes graues Nachthemd und schien vor Zorn zu rasen. Es ist Peeves, Professor, wisperte Filch bsartig. Er hat dieses Ei die Treppe runtergeworfen. Rasch nahm Snape die Stufen bis hinauf zu Filch. Harry biss die Zhne zusammen, berzeugt, dass sein laut pochendes Herz ihn jede Sekunde verraten musste ... Peeves?, sagte Snape leise und starrte das Ei in Filchs Hand an. Aber Peeves konnte nicht in mein Bro ... Dieses Ei war in Ihrem Bro, Professor? Natrlich nicht, fuhr ihn Snape an, ich hab Gepolter und Gejammer gehrt - Ja, Professor, das war das Ei - - und wollte kurz nachsehen, was los ist - Peeves hat es runtergeworfen, Professor - - und als ich an meinem Bro vorbeikam, sah ich, dass die Fackeln brannten und eine Schranktr offen stand! Jemand hat es durchsucht! Aber Peeves konnte nicht - Das wei ich auch, Filch!, bellte Snape. Ich versiegle mein Bro mit einem Fluch, den nur ein Zauberer brechen kann! Snape sah die Treppe hoch, durch Harry hindurch, und dann hinunter auf den Korridor. Ich mchte, dass Sie mir bei der Suche nach dem Eindringling helfen, Filch. Ich - ja, Professor - aber - Filch blickte sehnschtig die Treppe hoch, und Harry entging nicht, dass er nur widerwillig die Chance sausen lie, Peeves in die Enge zu treiben. Geh, flehte ihn Harry stumm an, geh mit Snape ... geh ... Mrs Norris lugte hinter Filchs Bei-nen hervor ... Harry hatte den deutlichen Eindruck, dass sie ihn riechen konnte ... warum nur hatte er das Bad mit so viel Duftschaum gefllt? Die Sache ist die, Professor, sagte Filch mit wehleidiger Stimme, diesmal wird der Direktor auf mich hren mssen, Peeves hat einen Schler bestohlen, das wre meine Chance, ihn ein fr alle Mal aus dem Schloss werfen zu lassen - Filch, dieser vermaledeite Poltergeist ist mir verdammt noch mal vllig egal, ich muss mich um mein Bro - Klonk. Klonk. Klonk. Snape verstummte mit einem Schlag. Er und Filch sphten hinunter zum Fu der Treppe. Harry sah Mad-Eye Moody humpelnd in der schmalen Lcke zwischen ihren Kpfen auftauchen. Moody trug seinen alten Reiseumhang ber dem Nachthemd und sttzte sich wie immer auf seinen Stock. Was haben wir denn hier, 'ne Pyjama-Party?, knurrte er die Treppe hoch. Professor Snape und ich haben Lrm gehrt, Professor, antwortete Filch berstrzt. Peeves, der Poltergeist, hat mal wieder Sachen durch die Gegend geworfen - und dann hat Professor Snape entdeckt, dass jemand in sein Bro eingeb- Mund halten!, zischte Snape. Moody trat einen weiteren Schritt auf die Treppe zu. Harry sah, wie sein magisches Auge ber Snape wanderte und dann, er war sich sicher, auf ihm ruhen blieb. Harrys Herz tat einen ganz frchterlichen Schlag: Moody konnte durch Tarnumhnge sehen ... fr ihn allein offenbarte sich die ganze Seltsamkeit dieses Schauspiels auf der Treppe ... Snape im Nachthemd, Filch mit dem Ei unter dem Arm, und er, Harry, ber ihnen in eine Stufe eingeklemmt. Moodys schrg klaffende Wunde von Mund ff-nete sich berrascht. Einige Sekunden lang starrten sich er und Harry an. Dann machte Moody den Mund zu und lie sein blaues Auge zu Snape wandern. Hab ich richtig gehrt, Snape?, fragte er langsam. Jemand ist in Ihr Bro eingebrochen? Das ist unwichtig, sagte Snape kalt. Im Gegenteil, knurrte Moody, es ist sehr wichtig. Wer sollte denn in Ihr Bro einbrechen wollen? Ein Schler, wrde ich vermuten, sagte Snape. Harry konnte eine Ader auf Snapes fettiger Stirn frchterlich zucken sehen. Das ist schon fter vorgekommen. Zaubertrankzutaten sind aus meinem persnlichen Vorratsschrank verschwunden ... Schler, die verbotene Mixturen ausprobieren, mit Sicherheit ... Die waren also auf Trankzutaten aus?, fragte Moody. Sie verstecken nicht zufllig etwas in Ihrem Bro? Harry sah von der Seite, wie Snapes fahles Gesicht hsslich ziegelrot anlief und die Ader auf seiner Stirn noch schneller pulste. Sie wissen, dass ich nichts verstecke, Moody, sagte er mit leiser und drohender Stimme, da Sie mein Bro ja selbst recht grndlich durchsucht haben. Moodys Gesicht verzog sich zu einem Lcheln. Das Vorrecht des Auroren, Snape. Dumbledore nieinte, ich solle ein Auge auf- Dumbledore vertraut mir, sagte Snape zhneknirschend. Ich weigere mich zu glauben, dass er Sie angewiesen hat, mein Bro zu durchsuchen! Natrlich traut Dumbledore Ihnen, knurrte Moody. Verliert nie den Glauben an das Gute im Zauberer, nicht wahr? Gibt jedem 'ne zweite Chance. Ich aber - ich sage, es gibt Flecken, die gehen nicht mehr raus, Snape. Flecken, die nie mehr rausgehen, Sie wissen, wovon ich rede? Snape tat pltzlich etwas sehr Seltsames. Er packte seinen linken Unterarm krampfartig mit der rechten Hand, als ob er heftig schmerzen wrde. Moody lachte. Gehen Sie wieder schlafen, Snape. Sie sind nicht befugt, mich herumzukommandieren!, zischte Snape und lie seinen Arm los, als wrde er sich ber sich selbst rgern. Ich habe genauso das Recht wie Sie, nach Einbruch der Dunkelheit in dieser Schule Wache zu gehen! Dann wachen Sie woanders, sagte Moody, doch in seiner Stimme lag etwas sehr Bedrohliches. Ich freu mich darauf, Sie eines Nachts in einem dunklen Korridor zu treffen ... brigens, Sie haben was verloren ... Mit einem stummen Schrei des Entsetzens sah Harry, wie Moody auf die Karte des Rumtreibers deutete, die noch immer sechs Stufen unter ihm lag. Snape und Filch wandten die Kpfe. Und in diesem Augenblick lie Harry alle Vorsicht fahren; er hob unter seinem Tarnurnhang die Arme, winkte verzweifelt, um Moodys Blick auf sich zu ziehen, und formte mit den Lippen die Worte: Das ist meine! Meine! Schon hatte Snape, dem die dmmernde Erkenntnis als frchterliche Grimasse ins Gesicht geschrieben stand, die Hand nach der Karte ausgestreckt - Accio Pergament! Die Karte flog hoch, raschelte durch Snapes ausgestreckte Finger und flatterte die Stufen hinunter direkt in Moodys Hand. Mein Fehler, sagte Moody gelassen. Die gehrt mir -muss sie vorhin fallen gelassen haben - Doch Snapes schwarze Augen blitzten vom Ei in Filchs Armen hinber zur Karte in Moodys Hand, und Harry war klar, dass er zwei und zwei zusammenzhlte, wie nur Snape es konnte ... Potter, flsterte er. Wie bitte?, sagte Moody gleichmtig, faltete die Karte zusammen und steckte sie ein. Potter!, raunzte Snape, und tatschlich wandte er den Kopf und starrte genau auf die Stelle, wo Harry stand, als ob er ihn pltzlich sehen knnte. Dieses Ei gehrt Potter. Dieses Pergament gehrt auch Potter. Ich hab es schon einmal gesehen, ich erkenne es wieder. Potter ist hier! Potter, in seinem Tarnurnhang! Snape streckte die Hnde aus wie ein Blinder und begann die Stufen hinaufzusteigen; Harry htte schwren knnen, dass seine bergroen Nstern sich weiteten und er versuchte, Harry zu erschnffeln - in der Falle festsitzend beugte sich Harry nach hinten, um Snapes Fingerspitzen zu entgehen, doch er musste ihn jeden Moment - Da gibt's nichts zu suchen, Snape!, bellte Moody. Aber ich werde umgehend dem Schulleiter berichten, wie schnell Sie an Harry Potter gedacht haben! Was soll das heien?, raunzte Snape und wandte den Kopf, die ausgestreckten Hnde immer noch Zentimeter von Harrys Brust entfernt, zu Moody um. Das soll heien, dass Dumbledore sehr erpicht darauf ist zu erfahren, wer es auf den Jungen abgesehen hat!, sagte Moody und hinkte noch einen Schritt nher zum Fu der Treppe. Und das gilt auch fr mich, Snape, da bin ich sehr neugierig. Das Fackellicht flackerte ber sein zerstrtes Gesicht, so dass die Narben und die Stelle, an der ein Stck seiner Nase fehlte, noch tiefer und dunkler wirkten. Snape sah auf Moody hinunter und Harry konnte sein Gesicht nicht sehen. Einen Moment lang herrschte vollkommene Stille, niemand rhrte sich oder sprach. Dann lie Snape langsam die Hnde sinken. Ich dachte nur, sagte Snape mit gezwungen ruhigerStimme, wenn Potter sich schon wieder zu nachtschlafender Zeit im Schloss rumtreibt ... das ist eine bedauerliche Angewohnheit von ihm ... dann sollte man ihm Einhalt gebieten. Zu - zu seiner eigenen Sicherheit. Ah, verstehe, sagte Moody leise. Ihnen liegt nur Potters Wohl am Herzen. Stille trat ein. Snape und Moody sahen sich immer noch an. Mrs Norris lie ein lautes Miauen hren und sphte immer noch hinter Filchs Beinen hervor, auf der Suche nach der Quelle des Schaumbaddufts. Ich werd mich jetzt wohl wieder hinlegen, sagte Snape barsch. Die beste Idee, die Sie heute Nacht hatten, sagte Moody. Filch, wenn Sie mir jetzt bitte dieses Ei geben - Nein!, sagte Filch und umklammerte das Ei, als wre es sein erstgeborener Sohn. Professor Moody, das ist der Beweis fr Peeves' Verrat! Es ist das Eigentum des Champions, dem er es gestohlen hat!, sagte Moody. Geben Sie es mir, sofort. Snape rauschte die Treppe hinunter und lief ohne ein Wort an Moody vorbei. Filch schnalzte Mrs Norris zu, die noch ein paar Sekunden lang unverwandt Harry anstarrte, sich dann umdrehte und ihrem Herrn folgte. Harry, der immer noch schnell atmete, hrte, wie Snape sich auf dem Korridor entfernte; Filch bergab Moody das Ei und verschwand nun ebenfalls, wobei er Mrs Norris zumurmelte: Macht nichts, meine Se ... wir sehen Dumbledore morgen frh ... dann sagen wir ihm schon, was Peeves angestellt hat ... Eine Tr fiel zu. Harry stand jetzt alleine auf der Treppe und sah hinunter zu Moody, der seinen Stock auf die erste Stufe stellte und begann, unter groer Mhsal und mit einem dumpfen Klonk auf jeder Stufe die Treppe zu ihm hochzusteigen. Das war knapp, Potter, murmelte er. Jaah ... ich - hm ... danke, sagte Harry matt. Was hat es damit auf sich?, sagte Moody, zog die Karte des Rumtreibers aus der Tasche und entfaltete sie. Karte von Hogwarts, sagte Harry und hoffte, Moody wrde ihn endlich aus seiner Treppenstufe ziehen; das Bein tat ihm inzwischen richtig weh. Beim Barte des Merlin, hauchte Moody, sein magisches Auge schien angesichts der Karte vllig verrckt zu spielen. Das ... das ist ja 'ne sagenhafte Karte, Potter! Jaah, sie ist ... recht ntzlich, sagte Harry. Ihm trnten allmhlich die Augen vor Schmerz. hm - Professor Moody, vielleicht knnten Sie mir kurz helfen -? Was? Oh! Ja ... ja natrlich ... Moody umklammerte Harrys Arme und zog ihn nach oben; Harrys Bein lste sich aus der Trickstufe und er setzte es auf die Stufe darber. Moody starrte immer noch auf die Karte. Potter ..., sagte er langsam, du hast nicht zufllig gesehen, wer in Snapes Bro eingebrochen ist? Auf dieser Karte, meine ich? hm ... ja, hab ich ..., gab Harry zu. Es war Mr Crouch. Moodys magisches Auge huschte prfend ber die Karte. Pltzlich schien er alarmiert. Crouch?, fragte er. Bist du - bist du dir sicher, Potter? Absolut, sagte Harry. Jedenfalls ist er nicht mehr da, sagte Moody, dessen Augen bestndig ber die Karte flogen. Crouch ... das ist sehr - sehr interessant ... Fast eine Minute lang schwieg er und starrte nur auf die Karte. Harry war klar, dass ihm diese Neuigkeit etwas gesagt hatte, und wollte sehnlichst wissen, was es war. Er berlegte, ob er es wagen sollte zu fragen. Moody jagte ihm ein wenigAngst ein ... doch Moody hatte ihm gerade geholfen, einer Menge rger aus dem Weg zu gehen. hm ... Professor Moody ... warum, glauben Sie, wollte sich Mr Crouch in Snapes Bro umsehen? Moodys magisches Auge lste sich von der Karte und fixierte nun zitternd Harry. Es war ein durchdringender Blick, und Harry hatte den Eindruck, dass Moody ihn taxierte, nicht sicher, ob er antworten sollte oder nicht, oder wie viel er ihm erzhlen sollte. Lass es mich so sagen, Potter, murmelte Moody endlich, es heit, der alte Mad-Eye sei ganz besessen davon, schwarze Magier zu fassen ... aber Mad-Eye ist nichts -nichts - im Vergleich zu Barty Crouch. Erneut starrte er auf die Karte. Harry brannte darauf, mehr zu erfahren. Professor Moody, sagte er noch einmal. Glauben Sie, knnte dies damit zu tun haben ... dass Mr Crouch vielleicht denkt, es sei irgendwas im Busch ... Zum Beispiel?, fragte Moody scharf. Harry berlegte, wie viel er zu sagen wagen sollte. Moody sollte nicht auf den Gedanken kommen, dass er eine Quelle auerhalb von Hogwarts hatte; das wrde womglich zu peinlichen Fragen ber Sirius fhren. Ich wei nicht, murmelte Harry, in letzter Zeit sind ein paar merkwrdige Sachen passiert. Es stand ja im Tagespropheten ... das Dunkle Mal bei der Weltmeisterschaft und die Todesser und alles ... Die beiden so verschiedenen Augen Moodys weiteten sich. Du bist ein schlauer Junge, Potter, sagte er. Sein magisches Auge wanderte nun wieder zur Karte des Rumtreibers. So was knnte tatschlich in Crouchs Kopf vor sich gehen, sagte er langsam. Sehr gut mglich ... in letzterZeit sind einige seltsame Gerchte umhergeschwirrt - mit tatkrftiger Untersttzung von Rita Kimmkorn, natrlich. Das macht einige Leute nervs, vermute ich. Ein grimmi-jges Lcheln zerrte an seinem schrgen Mund. Oh, wenn es eins gibt, das ich hasse, murmelte er, mehr zu sich selbst als zu Harry gewandt, und sein magisches Auge fixierte die Einke untere Ecke der Karte, dann ist es ein Todesser, der (entkommen ist und frei herumluft ... Harry starrte ihn an. Konnte Moody tatschlich das meinen, was Harry vermutete? Und jetzt mchte ich dir eine Frage stellen, Potter, sagte Moody nun wieder in nchternem Ton. Harry wurde schwer ums Herz; er hatte schon darauf gewartet. Moody wrde ihn fragen, woher er die Karte, diesen recht zweifelhaften magischen Gegenstand, eigentlich hatte - und die Geschichte, wie sie ihm in die Hnde gefallen war, wrde nicht nur ihn belasten, sondern seinen eigenen Vater, Fred und George Weasley sowie Professor Lupin, ihren letzten Lehrer fr Verteidigung gegen die dunklen Knste. Moody wedelte mit der Karte vor Harrys Nase herum und Harry machte sich auf das Schlimmste gefasst - Kann ich mir die ausleihen? Oh!, sagte Harry. Er hatte viel Freude an seiner Karte, doch andererseits war er ungeheuer erleichtert, dass Moody nicht fragte, wo er sie herhatte, und zweifellos schuldete er hm auch einen Gefallen. Ja, klar. Guter Junge, knurrte Moody. Die kann ich wirklich gut gebrauchen ... das ist vielleicht genau das, wonach ich gesucht habe ... schn, nun aber ins Bett, Potter, komm mit ... Sie stiegen zusammen die Treppe hoch, und auch im Gehen untersuchte Moody die Karte wie einen Schatz, von (dem er nicht zu trumen gewagt hatte. Schweigend gingen sie bis zur Tr von Moodys Bro, wo er stehen blieb und zuHarry hinuntersah. Hast du jemals daran gedacht, ein Au-ror zu werden, Potter? Nein, sagte Harry vllig perplex. Dann berleg's dir doch mal, sagte Moody, nickte mit dem Kopf und musterte Harry nachdenklich. Ja, allerdings ... und brigens ... ich vermute mal, du bist mit diesem Ei heute Nacht nicht einfach so spazieren gegangen? hm - nein, sagte Harry grinsend. Ich hab das Rtsel gelst. Moody sah ihn zwinkernd an, und wieder spielte sein magisches Auge verrckt. Gibt nichts Besseres als einen kleinen Mondscheinspaziergang, um auf Ideen zu kommen, Potter ... wir sehen uns morgen frh ... Er betrat sein Bro, den Blick schon wieder auf der Karte des Rumtreibers, und schloss die Tr hinter sich. Langsam ging Harry zurck in den Gryffindor-Turm, ganz in Gedanken an Snape und Crouch versunken, und rtselte, was das alles zu bedeuten hatte ... Warum schtzte Crouch vor, krank zu sein, wenn er es dann doch schaffte, nach Hogwarts zu kommen? Und was, vermutete er, sei in Snapes Bro versteckt? Dann hatte Moody auch noch vorgeschlagen, er, Harry, sollte Auror werden! Interessanter Vorschlag ... doch als Harry vier Minuten spter Ei und Tarnurnhang sicher in seinem Koffer verstaut hatte und leise in sein Bett stieg, kam ihm doch noch der Gedanke, dass er zunchst mal sehen wollte, wie vernarbt die anderen Auroren waren, bevor er sich fr diesen Beruf entschied. ~Die zweite Aufgabe Du hast doch gesagt, du httest das Eierrtsel schon gelst!, entrstete sich Hermine. Sprich doch leiser!, erwiderte Harry rgerlich. Ich muss es nur noch ein wenig - ausfeilen, verstehst du? Sie hatten sich im Zauberkunstunterricht zu dritt an einen Tisch in der hinteren Reihe gesetzt. Heute war das Gegenteil des Aufrufezaubers dran - der Verscheuchezauber. Professor Flitwick, wohl wissend, was fr hssliche Unflle passieren konnten, wenn stndig irgendwelche Gegenstnde durch das Zimmer flogen, hatte jedem Schler einen Stapel Kissen zum ben gegeben. Der Gedanke dahinter war, dass niemand verletzt wrde, wenn die Kissen ihr Ziel verfehlten. Als Idee sehr gut, taugte er in der Praxis nicht allzu viel. Neville peilte so schlecht, dass nicht nur die leichten Kissen durchs Zimmer flogen, sondern zum Beispiel auch Professor Flitwick. Vergiss doch einfach mal fr 'ne Weile dieses Ei!, zischte Harry, whrend Professor Flitwick mit einem Ausdruck stummen Leidens auf dem Gesicht an ihnen vorbeischwebte und auf einem groen Schrank landete. Ich will dir doch nur diese Geschichte von Snape und Moody erzhlen ... Dieser Unterricht bot die beste Deckung fr ein vertrauliches Gesprch, da all ihre Mitschler viel zu viel Spa hatten, um gro auf die drei zu achten. Harry erzhlte nun schon seit einer halben Stunde in geflsterten Fortsetzungen von seinen Abenteuern in der vorigen Nacht. Snape sagte, auch Moody htte sein Bro durchsucht?, wisperte Ron, die Augen vor Neugier flackernd, whrend er gleichzeitig mit einem Schwung des Zauberstabs ein Kissen fortjagte (es sauste durch die Luft und schlug Parvati den Hut vom Kopf). Was glaubst du ... ist Moody hier in der Schule, um nicht nur Karkaroff, sondern auch Snape im Auge zu behalten? Keine Ahnung, ob Dumbledore ihn darum gebeten hat, auf jeden Fall tut er genau das, sagte Harry und wedelte achtlos mit dem Zauberstab, woraufhin sein Kissen eine verkorkste Bauchlandung auf dem Boden hinlegte. Moody meinte, Dumbledore behalte Snape nur hier, weil er ihm eine zweite Chance oder so was geben will ... Was?, sagte Ron und riss die Augen auf. Sein nchstes Kissen trudelte hoch in die Luft, prallte gegen den Kronleuchter und schlug klatschend auf Professor Flitwicks Tisch auf. Harry ... vielleicht glaubt Moody, Snape habe deinen Namen in den Feuerkelch geworfen! Ach, Ron, sagte Hermine und schttelte unglubig den Kopf. Wir haben schon einmal gedacht, Snape wolle Harry umbringen, und dann stellte sich raus, dass er ihm das Leben gerettet hat, weit du noch? Sie verscheuchte ein Kissen, es flog quer durchs Zimmer und landete in der Kiste, genau da, wo es sollte. Harry sah Hermine nachdenklich an ... es stimmte, Snape hatte ihm einmal das Leben gerettet, doch das Merkwrdige war, dass Snape ihn entschieden hasste, genauso, wie er Harrys Vater gehasst hatte, als sie zusammen auf der Schule waren. Snape bereitete es Genuss, Harry Punkte abzuziehen, und er lie gewiss nie eine Gelegenheit aus, ihm Strafen zu verpassen oder sogar vorzuschlagen, er solle von der Schule verwiesen werden. Mir ist egal, was Moody sagt, fuhr Hermine fort,Dumbledore ist nicht dumm. Er hatte Recht, Hagrid und Professor Lupin zu vertrauen, auch wenn eine Menge Leute ihnen keine Arbeit gegeben htten. Warum sollte er sich dann in Snape tuschen, selbst wenn Snape ein wenig - - bsartig ist, ergnzte Ron schlagartig. Nun hr mal, Hermine, warum sollte dann ein Schwarzmagierfnger sein Bro durchsuchen? Warum hat Mr Crouch so getan, als sei er krank?, fragte Hermine, ohne auf Ron einzugehen. Schon ein wenig komisch, oder, dass er es nicht schafft, zum Weihnachtsball zu kommen, aber mitten in der Nacht hier rumschleichen kann, wie es ihm passt? Du kannst Crouch einfach nicht leiden, und zwar wegen dieser Winky, seiner Elfe, sagte Ron und lie ein Kissen gegen das Fenster klatschen. Und du hast dir in den Kopf gesetzt, dass Snape irgendwas ausheckt, sagte Hermine und lie ihr Kissen tadellos in die Kiste fliegen. Ich will nur wissen, was Snape mit seiner ersten Chance angefangen hat, wenn das jetzt seine zweite ist, sagte Harry grimmig, und zu seiner grten berraschung flog sein Kissen schnurgerade durchs Zimmer und landete auf dem Hermines Harry folgte dem Wunsch von Sirius, ber alle merkwrdi-gen Geschehnisse in Hogwarts unterrichtet zu werden, und schickte ihm noch in dieser Nach einen Brief per Waldkauz, in dem er ihm alles ber Mr Crouchs Einbruch in Snapes Bro und Moodys und Snapes Zusammensto be-richtete. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit ernsthaft dem dringendsten Problem zu, vor dem er stand. Wie sollte er am vierundzwanzigsten Februar eine Stunde lang unter Wasser bleiben? Ron gefiel die Idee ganz gut, noch einmal den Aufrufezauber zu benutzen - Harry hatte ihm erklrt, dass es in der Muggelwelt Atmungsgerte gab, und Ron wollte partout nicht einsehen, warum Harry nicht ein solches Gert aus der nchsten Muggelstadt zu sich rufen sollte. Hermine machte diesen Plan zunichte, indem sie verkndete, dass Harry wohl kaum innerhalb der gesetzten Zeit von einer Stunde lernen wrde, mit einer Taucherlunge umzugehen, und selbst dann wrde er sofort disqualifiziert, weil er den Internationalen Kodex zur Geheimhaltung der Magie gebrochen htte. Es war einfach unsinnig zu hoffen, dass kein Muggel eine Taucherlunge bemerken wrde, die ber das Land auf Hogwarts zuflog. Die beste Lsung wre natrlich, wenn du dich in ein U-Boot oder so was verwandeln knntest, sagte sie. Wenn wir nur schon Verwandlung fr Menschen gehabt htten! Aber ich glaub nicht, dass wir vor der sechsten Klasse damit anfangen, und es kann ganz bel ausgehen, wenn du nicht genau weit, was du tust ... Allerdings, ich hab keine Lust, mit einem Sehrohr im Kopf durch die Gegend zu laufen, sagte Harry. Vielleicht sollte ich einfach jemanden direkt vor Moodys Augen angreifen, dann erledigt er es sicher fr mich ... Er lsst dich nicht selbst whlen, in was er dich verwandelt, entgegnete Hermine nchtern. Nein, ich denke, die beste Mglichkeit wre irgendein Zauber. Und so vergrub Harry sich abermals in der Bibliothek, auf der Suche nach einem Zauber, der ihm helfen wrde, ohne Sauerstoff zu berleben, auch wenn er allmhlich das Gefhl hatte, fr den Rest seines Lebens von den staubigen Bnden genug zu haben. Doch obwohl die drei ihre Mittagspausen, die Abende und die Wochenenden mit der Suche verbrachten - und obwohl Harry Professor McGonagall um eine Bescheinigung bat, damit er auch die Verbotene Abtei-lung benutzen durfte, und sogar die reizbare, geierartige Bibliothekarin Madam Pince um Hilfe fragte -, sie fanden trotz allem nichts, was es Harry ermglicht htte, eine Stunde unter Wasser zu verbringen und danach seine Geschichte auch noch erzhlen zu knnen. Anflge von Panik, wie Harry sie schon kannte, begannen ihn nun wieder zu qulen, und wieder einmal fiel es ihm schwer, im Unterricht seine Gedanken beisammenzuhalten. Der See, der fr Harry immer wie selbstverstndlich zum Schlossgelnde gehrt hatte, zog fortwhrend seinen Blick an, wenn er in der Nhe eines Klassenzimmerfensters sa, diese groe, eisengraue Masse kalten Wassers, dessen dunkle und eisige Tiefen ihm allmhlich so fern schienen wie der Mond. Genau wie damals, bevor er es mit dem Hornschwanz aufnehmen musste, glitt die Zeit davon, als ob jemand die Uhren verhext htte und sie jetzt besonders schnell liefen. Noch eine Woche war es bis zum vierundzwanzigsten Februar (also immer noch Zeit) ... dann waren es fnf Tage (wurde nun allmhlich Zeit, dass er etwas fand) ... noch drei Tage (bitte lass mich was finden ... bitte). Noch zwei Tage, und Harry verlor wieder einmal den Appetit. Das einzig Gute beim Frhstck am Montag war die Rckkehr des Waldkauzes, den er Sirius geschickt hatte. Er nahm ihm das Pergament vom Bein, glttete es und hatte den krzesten Brief vor Augen, den Sirius ihm je geschrieben hatte. Schick mir das Datum des nchsten Hogsmeade-Wochenen-des eulenwendend zurck. Harry drehte das Pergament um, denn vielleicht stand ja etwas auf der Rckseite, doch sie war leer. bernchstes Wochenende, flsterte Hermine, die ber Harrys Schulter mitgelesen hatte. Hier, nimm meine Feder und schick die Eule sofort zurck. Harry kritzelte das Datum auf die Rckseite von Sirius' Brief, band ihn wieder an das Bein des Waldkauzes und sah zu, wie der Vogel zum Rckflug ansetzte. Was hatte er erwartet? Einen Ratschlag, wie er unter Wasser berleben konnte? Er war so erpicht darauf gewesen, Sirius alles ber Snape und Moody zu erzhlen, dass er vllig vergessen hatte, das Eierrtsel zu erwhnen. Weshalb will er denn wissen, wann wir das nchste Mal in Hogsmeade sind?, fragte Ron. Keine Ahnung, sagte Harry dumpf. Das kurze Glcksgefhl angesichts des Waldkauzes war schon wieder verflogen. Beeil dich ... wir haben Pflege magischer Geschpfe. Ob Hagrid sie nun fr die Knallrmpfigen Krter entschdigen wollte, oder weil nur noch zwei davon brig waren, oder weil er beweisen wollte, dass er alles konnte, was Professor Raue-Pritsche konnte - Harry wusste es nicht, doch seit Hagrid wieder arbeitete, hatte er den Unterricht ber Einhrner fortgesetzt. Es stellte sich heraus, dass Hagrid genausoviel ber Einhrner wusste wie ber Monster, aber es war klar, dass ihn die Einhrner ein wenig enttuschten, da sie ja keine Giftzhne hatten. Er hatte es geschafft, zwei Einhorn-Fohlen zu fangen. Im Gegensatz zu ausgewachsenen Einhrnern waren sie von Kopf bis Schwanz von reiner goldener Farbe. Parvati und Lavender waren ganz hingerissen von diesem Anblick, und selbst Pansy Parkinson hatte Mhe zu verbergen, wie sehr sie die Tiere mochte. Leichter zu erkennen als die Alten, erklrte Hagrid der Klasse. Sie wer'n silbern, wenn sie etwa zwei Jahre alt sind, und mit vier Jahren wchst ihnen das Horn. Erst wenn sieausgewachsen sind, mit etwa sieben, wer'n sie ganz wei. Als Babys sind sie 'n wenig zutraulicher ... haben nicht so viel gegen Jungs ... nur zu, ein wenig nher ran, ihr knnt sie streicheln, wenn ihr wollt ... gebt ihnen 'n paar von diesen Zuckerstckchen ... Alles in Ordnung mit dir?, murmelte Hagrid und zog Harry ein wenig beiseite, whrend die meisten anderen um die Baby-Einhrner herumschwrmten. Jaah, sagte Harry. Blo 'n bisschen nervs, nich?, sagte Hagrid. Bisschen, murmelte Harry. Harry, sagte Hagrid und gab ihm mit seiner massigen Hand einen solchen Klaps auf die Schulter, dass Harrys Knie unter der Wucht einknickten, ich hab mir ja Sorgen gemacht, bevor ich gesehn hab, wie du's mit diesem Horn-schwanz aufgenommen hast, aber jetzt wei ich, du schaffst alles, was du dir inn Kopf setzt. Ich mach mir jedenfalls keine Gedanken mehr drber. Du kriegst das schon hin. Dein Rtsel hast du doch schon gelst, nich? Harry nickte, doch noch whrend er dies tat, berkam ihn ein verrckter Drang zu gestehen, dass er keine Ahnung hatte, wie er eine Stunde lang am Grund des Sees berleben sollte. Er sah zu Hagrid auf - vielleicht hatte er schon ein paar Mal in den See steigen mssen, weil er sich um dessen Geschpfe kmmern musste? Schlielich pflegte er auch alle anderen Wesen der Lndereien - Du gewinnst, knurrte Hagrid und klatschte erneut mit solcher Wucht auf Harrys Schulter, dass er buchstblich ein paar Zentimeter in den sumpfigen Boden sank. Das wei ich. Hab ich im Gespr. Du gewinnst, Harry. Harry brachte es einfach nicht ber sich, das glckliche, zuversichtliche Lcheln auf Hagrids Gesicht zu Eis gefrieren zu lassen. Er zwang sich ebenfalls zu einem Lcheln, tratscheinbar ganz interessiert zu den jungen Einhrnern und begann, seinen Mitschlern gleich, sie zu streicheln. Am Abend vor der zweiten Aufgabe fhlte sich Harry in einem Alptraum gefangen. Selbst wenn er wie durch ein Wunder einen brauchbaren Zauber fand, so war ihm doch vollkommen klar, dass es ungeheuer schwer sein wrde, ihn ber Nacht noch zu erlernen. Wie hatte er es so weit kommen lassen knnen? Warum hatte er sich nicht frher an das Eierrtsel gesetzt? Wieso war er im Unterricht so oft mit den Gedanken woanders gewesen - was, wenn ein Lehrer einmal zufllig erwhnt htte, wie man unter Wasser atmen konnte? Whrend drauen die Sonne unterging, saen Harry, Ron und Hermine in der Bibliothek, voreinander durch mchtige Stapel Zauberbcher verborgen, und bltterten fieberhaft Seite um Seite um. Harry zuckte jedes Mal heftig zusammen, wenn er das Wort Wasser auf einer Buchseite sah, doch meist hie es da nur: Man nehme einen Liter Wasser, ein halbes Pfund geschnittene Alraunenbltter und einen Molch ... Ich glaub, es geht einfach nicht, hrte er Rons matte Stimme von der anderen Seite des Tisches her. Nichts zu finden. Nichts. Was am ehesten noch ginge, wre dieser Dreh, um Pftzen und Tmpel auszutrocknen, dieser Drrezauber, aber der ist nie und nimmer mchtig genug, um diesen See trocken zu legen. Es muss doch etwas geben, murmelte Hermine und zog eine Kerze nher zu sich heran. Das Brten ber Alte und vergessene Hexereien und Zaubereien in dieser winzigen Schrift hatte ihre Augen so ermdet, dass sie mit der Nasenspitze fast die Seiten berhrte. Sie wrden doch nie eine Aufgabe stellen, die nicht zu lsen ist. Haben sie aber, sagte Ron. Harry, du gehst morgeneinfach runter zum See, steckst deinen Kopf ins Wasser und rufst nach den Wassermenschen, sie sollen dir bitteschn das zurckgeben, was sie dir gestohlen haben, und einfach rauswerfen. Mehr kannst du schlicht nicht machen, Alter. Es gibt eine Mglichkeit!, sagte Hermine. Es muss doch eine geben! Dass sich in der Bibliothek nichts Brauchbares finden lie, schien sie als persnliche Beleidigung aufzufassen; nie zuvor hatten sie die Bcher im Stich gelassen. Ich wei, was ich htte tun sollen, sagte Harry, der die Wange auf Scharfe Tricks fr scharfe Typen gelegt hatte. Ich htte mich zum Animagus ausbilden lassen sollen, so wie Sirius. Genau, dann httest du dich jederzeit in einen Goldfisch verwandeln knnen!, sagte Ron. Oder einen Frosch, ghnte Harry. Er war erschpft. Es dauert Jahre, bis man ein Animagus wird, und dann musst du dich auch noch anmelden und so weiter, sagte Hermine unwirsch. Sie hatte in/wischen das Stichwortverzeichnis von Tausend knifflige Zauberrtsel berflogen. Wisst ihr das nicht mehr, Professor McGonagall hat es uns doch gesagt ... du musst dich dann beim Amt gegen den Missbrauch der Magie eintragen lassen ... welches Tier du werden willst, und deine besonderen Kennzeichen, damit du keinen Unsinn anstellst ... War doch nur 'n Witz, Hermine, sagte Harry mde. Ich wei, ich habe keine Chance, mich bis morgen Abend in einen Frosch zu verwandeln ... Ach, das bringt doch berhaupt nichts, sagte Hermine und klappte Tausend knifflige Zauberrtsel zu. Wer um Himmels willen mchte schon, dass seine Nasenhaare als Ringel-lckchen wachsen? Fand ich nicht schlecht, ertnte Fred Weasleys Stimme. Knnte man mal drber reden, oder? Harry, Ron und Hermine sahen auf. Fred und George waren gerade hinter einem Bcherregal hervorgetreten. Was treibt ihr zwei denn hier?, fragte Ron. Wir suchen euch, sagte George. McGonagall will dich sprechen, Ron. Und dich auch, Hermine. Warum?, fragte Hermine verdutzt. Keine Ahnung ... jedenfalls sah sie ziemlich angespannt aus, sagte Fred. Wir sollen euch zu ihr ins Bro runterbringen, sagte George. Ron und Hermine starrten Harry an, dem sich der Magen zusammenzog. Wollte Professor McGonagall den beiden eine Strafpredigt halten? Vielleicht war ihr aufgefallen, wie viel sie ihm halfen, wo er doch allein herausfinden sollte, wie die Aufgabe zu lsen war? Wir treffen uns dann im Gemeinschaftsraum, sagte Hermine und erhob sich zusammen mit Ron - beide schienen ziemlich beunruhigt. Und bring mglichst viele von diesen Bchern mit, ja? Gut, sagte Harry bedrckt. Um Punkt acht lschte Madam Pince alle Lampen und scheuchte Harry aus der Bibliothek. Er nahm so viele Bcher mit, wie er tragen konnte, und schwankte mit seiner Last zurck in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors, wo er sich einen Tisch beiseite zog und seine Suche fortsetzte. In Magische Mtzchen fr tumbe Zauberer war nichts ... und auch nicht im Fhrer durch die mittelalterliche Hexenkunst ... nicht ein Wort ber Unterwasserausflge in Eine Anthologie der Zauberei des achtzehnten Jahrhunderts oder in Grausige Wesen der Tiefe und auch nicht in Krfte Ihres Innern, von denen Sie nie wussten, und was Sie jetzt damit anfangen. Krummbein krabbelte auf Harrys Scho und kuschelte sich sonor schnurrend darin ein. Allmhlich wurde es umHarry herum leer. Manche wnschten ihm viel Glck fr den nchsten Morgen und klangen dabei so frhlich und zuversichtlich wie Hagrid. Offenbar waren sie alle berzeugt, er wrde, wie schon bei der ersten Aufgabe, erneut einen verblffenden Auftritt hinlegen. Harry konnte ihnen nicht antworten, er hatte das Gefhl, ein Golfball stecke ihm in der Kehle, und so nickte er nur. Er hatte alle mitgebrachten Bcher durchstbert und Ron und Hermine waren noch immer nicht zurck. Es ist aus, sagte er sich. Du schaffst es nicht. Du musst eben morgen frh runter zum See und es den Richtern ganz klar sagen ... Er sah sich schon gestehen, dass er die Aufgabe nicht lsen konnte. Er stellte sich Bagmans rundugige berraschung vor, Karkaroffs zufriedenes, gelbzhniges Lcheln. Er hrte beinahe schon, wie Fleur Delacour sagte: Isch 'ab es gewusst, er ist doch nur ein kleiner Junge. Er sah Malfoy mit seinem POTTER STINKT-Anstecker vor dem Publikum herumtnzeln, sah Hagrids enttuschtes, unglubiges Gesicht ... Harry stand urpltzlich auf, und da er ganz vergessen hatte, dass Krummbein auf seinem Scho lag, landete der Kater auf dem Boden. Er fauchte zornig, versetzte Harry einen angewiderten Blick und stolzierte mit hoch aufgerichtetem Flaschenbrstenschwanz davon. Doch Harry strmte bereits die Wendeltreppe zum Schlafsaal hoch ... er wollte sich den Tarnurnhang schnappen und in die Bibliothek zurckkehren, und dort wrde er die ganze Nacht bleiben, wenn es sein musste ... Lumos, flsterte Harry fnfzehn Minuten spter, als er die Tr zur Bibliothek ffnete. Mit leuchtender Zauberstabspitze schlich er an den Regalen entlang und zog Bcher heraus - noch mehr Bcher ber Hexerei und Zauberei, Bcher ber Wassermenschen und Wassermonster, Bcher ber berhmte Hexen undZauberer, ber magische Erfindungen, Bcher ber einfach alles, in denen vielleicht auch nur beilufig erwhnt war, wie man unter Wasser berleben konnte. Er trug den Stapel hinber zu einem Tisch und machte sich an die Arbeit. Im schmalen Lichtstrahl seines Zauberstabs bltterte er Seite um Seite um, hin und wieder sah er auf die Uhr ... Ein Uhr ... zwei Uhr ... um sich anzuspornen, blieb ihm nur, sich selbst einzureden: Im nchsten Buch ... im nchsten ... im nchsten ... Die Nixe auf dem Gemlde im Badezimmer der Vertrauensschler lachte und lachte. Harry trieb wie ein Korken auf dem schaumigen Wasser um ihren Fels, whrend sie den Feuerblitz ber seinem Kopf ausgestreckt hielt. Komm und hol ihn dir!, giggelte sie hmisch. Los, spring schon! Ich kann nicht, keuchte Harry, schnappte nach dem Feuerblitz und strampelte verzweifelt, um nicht unterzugehen. Gib ihn her! Doch sie stie ihm nur die Besenspitze schmerzhaft in die Seite und lachte ihn aus. Das tut weh - lass das sein - autsch - Harry Potter muss aufwachen, Sir! Hr auf mich zu stupsen - Dobby muss Harry Potter stupsen, Sir, er muss aufwachen! Harry ffnete die Augen. Er war immer noch in der Bibliothek; der Tarnurnhang war ihm im Schlaf vom Kopf gerutscht und er lag mit der Wange auf dem Groen Selbsthilfebuch fr Zauberer. Er setzte sich auf, rckte seine Brille zurecht und blinzelte ins helle Tageslicht. Harry Potter muss sich beeilen!, quiekte Dobby. Die zweite Runde beginnt in zehn Minuten, und Harry Potter -Zehn Minuten?, krchzte Harry. Zehn - zehn Minuten? Er blickte auf seine Uhr. Dobby hatte Recht. Es war zwanzig nach neun. Ein groes schweres Gewicht schien ihm durch die Brust in den Magen zu fallen. Beeilung, Harry Potter!, quiekte Dobby und zupfte ihn am rmel. Sie sollten lngst unten am See bei den anderen Champions sein, Sir! Es ist zu spt, Dobby, sagte Harry mit hoffnungsloser Stimme. Ich werde nicht antreten, ich wei nicht, wie - Harry Potter wird diese Aufgabe lsen!, quiekte der Elf. Dobby wusste, dass Harry nicht das richtige Buch gefunden hat, also hat Dobby es fr ihn getan! Was?, sagte Harry. Aber du weit doch gar nicht, was in der zweiten Aufgabe drankommt - Dobby wei es sehr wohl, Sir! Harry Potter muss in den See hinein und seinen Wheezy finden - Meinen was finden? - und seinen Wheezy von den Wassermenschen zurckholen! Was ist ein Wheezy? Ihren Wheezy, Sir, Ihren Wheezy - Wheezy, der Dobby seinen Pulli geschenkt hat! Dobby zupfte an dem geschrumpften kastanienbraunen Pulli, den er jetzt ber seinen Shorts trug. Was?, keuchte Harry. Sie haben ... sie haben Ron? Das, was Harry Potter am meisten vermissen wird, Sir!, quiekte Dobby. Und nach einer Stunde - >- fehlt dir das Glck<, zitierte Harry und sah den Elfen an, >zu spt, 's ist fort und kommt nicht zurck.< Dobby - was muss ich tun? Sie mssen essen, Sir!, quiekte der Elf, steckte die Hand in die Tasche seiner Shorts und zog etwas heraus, das aussahwie eine Kugel aus schmierigen, graugrnen Rattenschwnzen. Kurz bevor Sie in den See gehen, Sir - Dianthus-kraut! Was bewirkt das?, fragte Harry und starrte die Krautku-gel an. Es macht, dass Harry Potter unter Wasser atmen kann, Sir! Dobby, sagte Harry aufgebracht, hr zu - bist du dir sicher? Er konnte nicht ganz vergessen, dass er das letzte Mal, als Dobby versucht hatte, ihm zu helfen, am Ende ohne Knochen in seinem rechten Arm im Krankenflgel gelandet war. Dobby ist sich ganz, ganz sicher, Sir!, sagte der Elf mit ernster Miene. Dobby hrt dies und das, Sir, er ist ein Hauself, er geht im ganzen Schloss herum und macht Feuer und wischt die Bden, Dobby hat Professor McGonagall und Professor Moody im Lehrerzimmer gehrt, wie sie ber die nchste Aufgabe gesprochen haben ... Dobby kann nicht zulassen, dass Harry Potter seinen Wheezy verliert! Harrys Zweifel schwanden. Er sprang auf und riss sich den Tarnurnhang herunter, stopfte ihn in seine Schultasche, packte die Dianthuskraut-Kugel und steckte sie in seinen Umhang, dann hetzte er mit Dobby auf den Fersen aus der Bibliothek. Dobby muss zurck in die Kche, Sir!, quiekte Dobby, als sie in den Korridor strzten. Man wird Dobby vermissen - viel Glck, Harry Potter, Sir, viel Glck! Bis spter dann, Dobby!, rief Harry, sprintete den Korridor entlang und nahm drei Stufen auf einmal die Treppen hinunter. In der Eingangshalle traf er auf ein paar Nachzgler aus der Groen Halle, die durch das Eichenportal hinausgingen, um sich die zweite Runde anzusehen. Mit aufgerissenen Au-gen sahen sie Harry vorbeiflitzen, die steinerne Treppe hinunterrasen und, beinahe Colin und Dennis Creevey umrempelnd, hinaus aufs Gelnde und in den sonnigen, kalten Tag spurten. Whrend er den grasbewachsenen Abhang hinunterjagte, sah er, dass die Tribnen, die im November das Drachengehege umgeben hatten, am anderen Ufer aufgebaut waren und sich im See darunter spiegelten; eine Sitzreihe ber der anderen war bis auf den letzten Platz besetzt. Das aufgeregte Geschnatter und Getuschel der Menge hallte als merkwrdiges Summen ber das Wasser, whrend Harry, inzwischen vllig auer Atem, am Ufer entlang auf die Richter zurannte, die wieder an einem golddrapierten Tisch direkt am Wasser saen. Cedric, Fleur und Krum standen neben dem Richtertisch und sahen ihm entgegen. Ich ... ich bin ... da ..., keuchte Harry, bremste schlitternd ab und bespritzte Fleur versehentlich mit Uferschlamm. Wo hast du gesteckt?, sagte eine herrische, missbilligende Stimme. Wir haben schon gewartet! Harry wandte sich um. Percy Weasley sa am Richtertisch - Mr Crouch war wieder einmal nicht erschienen. Schon gut, Percy!, sagte Ludo Bagman, der ungeheuer erleichtert schien, Harry zu sehen. Lassen Sie ihn doch erst mal Luft holen! Dumbledore lchelte Harry zu, doch Karkaroff und Madame Maxime schienen keineswegs erfreut, ihn zu sehen -nach ihren Mienen zu schlieen hatten sie offenbar geglaubt, er wrde nicht mehr auftauchen. Harry sttzte die Hnde auf die Knie und rang nach Luft; er hatte solches Seitenstechen, dass es ihm vorkam, als htte er ein Messer zwischen den Rippen. Aber er hatte nicht die Zeit, es ausklingen zu lassen; Ludo Bagman trat nun zwischen die Champions und stellte sie in drei Meter Abstandam Ufer entlang auf. Harry stand ganz am Ende der Reihe, neben Krum, der eine Badehose trug und seinen Zauberstab bereithielt. Alles klar, Harry?, wisperte Bagman und zog Harry ein paar Schritte weiter von Krum fort. Du weit, wie du es anstellst? Ja, keuchte Harry und massierte sich die Rippen. Bagman kniff ihm kurz in die Schulter und kehrte zum Richtertisch zurck; er richtete den Zauberstab, wie schon bei der Weltmeisterschaft, auf seine Kehle, sagte Sonorus! und lie seine Stimme ber das Wasser hinber zu den Tribnen drhnen. Es ist so weit, unsere Champions sind bereit fr die nchste Aufgabe, die auf meinen Pfiff hin beginnt. Sie haben genau eine Stunde, um das zurckzuholen, was ihnen genommen wurde. Ich zhle also bis drei. Eins ... zwei ... drei! Der Pfiff hallte in der kalten, windstillen Luft schrill wider; auf den Tribnen brach Jubel und Beifall los; ohne sich darum zu kmmern, was die anderen Champions taten, zog Harry Schuhe und Socken aus, zog die Hand voll Dianthus-kraut aus der Tasche, stopfte sich die Kugel in den Mund und watete hinaus in den See. Das Wasser war so kalt, dass die Haut auf seinen Beinen brannte, als wrde er durch ein Feuer und nicht durch eisiges Wasser gehen. Sein durchweichter Umhang hing ihm immer schwerer von den Schultern, whrend er tiefer hineinwatete. Das Wasser stand ihm ber den Knien und seine rasch ertaubenden Fe rutschten ber Schlick und flache, glitschige Steine. Er kaute das Dianthuskraut, so kraftvoll und schnell er konnte; es fhlte sich unangenehm schleimig und gummiartig an wie die Greifarme eines Tintenfischs. Hfthoch im eisigen Wasser hielt er inne, schluckte und wartete darauf, dass etwas passierte. Er konnte Gelchter aus dem Publikum hren und wusste, dass er bescheuert aussehen musste, wie er da im See herumtapste ohne auch nur ein Anzeichen fr magische Krfte. Was noch trocken an ihm war, war Gnsehaut, und bis zur Brust im kalten Wasser stehend blies nun auch noch eine grausame Brise durch sein Haar, und es begann ihn vor Klte heftig zu schtteln. Er mied den Blick hinber zu den Tribnen; das Gelchter wurde lauter und die Slytherins begannen zu buhen und zu hhnen ... Dann, ganz pltzlich, fhlte sich Harry, als wrde ihm ein unsichtbares Kissen auf Mund und Nase gedrckt. Er versuchte Luft zu holen, doch es drehte sich alles in seinem Kopf; seine Lungen waren leer und er sprte pltzlich einen stechenden Schmerz zu beiden Seiten seines Halses - Harry klammerte die Hnde um den Hals und sprte zwei groe, gelippte Schlitze gleich unter den Ohren, die in der kalten Luft flatterten ... er hatte Kiemen. Ohne weiter nachzudenken, tat er das Einzige, was Sinn hatte - er warf sich buchlings ins Wasser. Der erste Zug eisigen Wassers kam ihm vor wie das lebensrettende Atemholen. Der Wirbel in seinem Kopf legte sich; er nahm einen weiteren krftigen Zug Wasser und sprte, wie es sanft durch seine Kiemen floss und Sauerstoff in sein Gehirn schickte. Er streckte die Hnde vor sich aus und betrachtete sie. Unter Wasser wirkten sie gespenstisch grn und zwischen den Fingern hatten sich Schwimmhutchen gebildet. Er neigte den Kopf nach unten und musterte seine nackten Fe - sie waren lnger geworden, und auch zwischen seinen Zehen waren nun Schwimmhutchen; es sah aus, als wren ihm Flossen gewachsen. Das Wasser schien ihm nun auch nicht mehr eisig ... im Gegenteil, er fhlte sich angenehm, khl und sehr leicht. Harry machte noch einen Schwimmzug und freute sich, wieschnell und weit seine Flossenfe ihn durchs Wasser trieben, freute sich, wie klar er jetzt sehen konnte und dass er nicht mehr zu blinzeln brauchte. Bald war er so weit in den See hineingeschwommen, dass er den Grund nicht mehr sehen konnte. Er senkte den Kopf und stie sich hinunter in die Tiefen. Stille drckte auf seine Ohren, whrend er ber eine fremde, dunkle, neblige Landschaft schwebte. Er hatte nur drei Meter Sicht, und whrend er rasch durchs Wasser glitt, tauchten pltzlich immer neue Landschaften aus der Dunkelheit auf: Wlder aus wimmelndem schwarzem Tang, weite, mit matt schimmernden Steinen berste Schlickebenen. Tiefer hinunter schwamm er, und weit hinaus in die Mitte des Sees, mit aufgerissenen Augen durch das schauerlich graue Licht starrend, auf die Schatten um ihn her, die er nicht durchdringen konnte. Kleine Fische flitzten an ihm vorbei wie Silberpfeile. Das eine oder andere Mal glaubte er etwas Groes vor sich zu erkennen, doch wenn er nher kam, entdeckte er, dass es nur ein dicker, geschwrzter Baumstamm war oder ein dichtes Tanggeflecht. Von den anderen Champions, von Wassermenschen, von Ron war keine Spur zu entdecken - und glcklicherweise auch nicht von dem Riesenkraken. Hellgrner Tang erstreckte sich vor ihm, so weit sein Blick reichte, meterhoch, wie eine wild verwucherte Wiese. Harry sphte ohne zu blinzeln in die Tiefen und versuchte in dem dsteren Licht Gestalten zu erkennen ... und dann, ohne Vorwarnung, packte ihn etwas am Knchel. Harry wirbelte herum und sah einen Grindeloh, einen kleinen, gehrnten Wasserdmon, den Kopf aus dem Tang strecken, die langen Finger fest um Harrys Bein geklammert und die spitzen Vorderzhne gebleckt - rasch steckte Harry seine mit Schwimmhutchen bewachsene Hand in die Ta-sche und tastete nach seinem Zauberstab - aber bis er ihn in den Fingern hatte, waren zwei weitere Grindelohs aus dem Tang aufgetaucht, hatten sich an seinem Umhang festgeklammert und versuchten ihn in die Tiefe zu ziehen. Relaschio!, rief Harry, doch kein Laut kam aus seinem Mund ... nur eine groe Blase, und sein Zauberstab schoss auch keinen Funkenstrom gegen die Grindelohs, sondern einen Strahl offenbar kochend heien Wassers, denn da, wo er sie traf, flammten rote Flecken auf ihrer grnen Haut auf. Harry entwand sein Bein dem Griff der Grindelohs und schwamm, so schnell er konnte, davon; hin und wieder jagte er einen weiteren heien Wasserstrahl blindlings ber die Schultern, denn ihm war, als ob ein Grindeloh noch immer nach seinem Fu schnappte. Dann stie er heftig nach hinten aus, und endlich sprte er, wie sein Fu einen gehrnten Schdel traf, und als er einen Blick zurckwarf, sah er den benommenen Grindeloh mit schielendem Blick davontrei-ben, whrend seine Mitdmonen wtend die Faust gegen ihn reckten und sich in ihren Tang zurcksinken lieen. Harry ging es nun ein wenig langsamer an, steckte den Zauberstab in den Umhang und blickte lauschend umher, whrend er einen groen Kreis im Wasser schwamm. Die Stille lastete nun noch schwerer auf seinen Trommelfellen. Er wusste, dass er tief unten im See sein musste, doch nichts auer dem wimmelnden Tang bewegte sich. Wie kommst du so voran? Harry war einem Herzanfall nahe. Er wirbelte herum und sah die Maulende Myrte im nebligen Licht vor sich schwimmen und ihn durch ihre dicke Perlmuttbrille anstarren. Myrte!, versuchte Harry zu rufen, doch wiederum kam nichts als eine groe Blase aus seinem Mund. Doch der Maulenden Myrte gelang es zu kichern. Vielleicht probierst du es mal dort drben!, sagte sie unddeutete ins Trbe. Ich komm nicht mit ... ich mag sie nicht besonders, sie jagen mich immer, wenn ich ihnen zu nahe komme ... Harry bedankte sich mit nach oben gerecktem Daumen und schwamm erneut los, darauf bedacht, etwas hher ber dem Tang zu bleiben, um den Grindelohs, die vielleicht noch auf ihn lauerten, zu entgehen. Er schwamm, wie es ihm vorkam, mindestens zwanzig Minuten lang. Weite Ebenen schwarzen Schlamms, von seinen Flossen trb aufgewirbelt, zogen unter ihm hinweg. Dann endlich hrte er einen Fetzenjenes Wassermenschenliedes, das er nicht mehr vergessen wrde: In einer Stunde musst du es finden und es uns dann auch wieder entwinden ... Nach ein paar raschen Zgen sah Harry vor sich einen groen Fels aus dem trben Wasser auftauchen. Auf den Stein waren Wassermenschen gemalt; sie trugen Speere und waren offenbar auf der Jagd nach Riesenkraken. Harry schwamm weiter, am Fels vorbei, und folgte dem Wassermenschenlied. ... die Zeit ist halb um, so zaudre nicht, sonst sieht, was du suchst, nie mehr das Licht. Aus der Dunkelheit ragten pltzlich einige primitive und mit Algen bewachsene steinerne Behausungen ins trbe Licht. Durch die dunklen Fenster sah Harry hie und da ein paar Gesichter ... Gesichter, die nicht entfernt der Nixe auf jenem Badezimmergemlde hnelten ... Die Wassermenschen hatten gruliche Haut und langes, wildes, dunkelgrnes Haar. Ihre Augen waren gelb, wie ihre splittrigen Zhne, und sie trugen dicke Perlenschnre um den Hals. Mit scheelen Blicken verfolgten sie grinsend, wie Harry vorbeischwamm; einige wenige kamen aus ihren Hhlen, um ihn besser betrachten zu knnen; sie trugenSpeere in den Hnden und durchpeitschten das Wasser mit ihren krftigen silbernen Schwanzflossen. Harry schwamm rasch weiter, sphte umher und sah bald noch weitere Behausungen auftauchen; um. manche davon waren Tanggrten angelegt, und vor einer Tr, an einem Pfahl angeleint, sah er sogar einen Hausgrindeloh. Von allen Seiten erschienen jetzt Wassermenschen und betrachteten ihn neugierig, deuteten auf seine Flossenhnde und Kiemen und tuschelten hinter vorgehaltenen Hnden miteinander. Schnell bog Harry um einen Felsen, doch dahinter tat sich ein sonderbares Schauspiel vor ihm auf. Eine ganze Schar Wassermenschen schwebte vor einer Huserreihe, die eine Art Dorfplatz bildete, nur dass dieser Platz unter Wasser errichtet war. Ein Wassermenschenchor in der Mitte des Platzes sang jenes Lied, das die Champions anlocken sollte, und hinter dem Chor ragte eine Statue auf: ein gigantischer Wassermensch, mit groben Schlgen aus einem mchtigen Gerllblock gehauen. An die Schwanzflosse des steinernen Wassermenschen waren vier Menschen gefesselt. Ron hatten sie zwischen Hermine und Cho Chang angebunden. Mit dabei war auch ein Mdchen, das nicht lter als acht schien. Die silbrige Haarwolke, die um es her im Wasser schwebte, lie Harry sicher sein, dass es Fleur Delacours Schwester war. Alle vier schienen in einen sehr tiefen Schlaf versunken. Die Kpfe hingen schlaff herunter und Strme feiner Blasen quollen aus ihren Mndern. Harry schwamm mit raschen Zgen auf die Geiseln zu, in der Furcht, dass die Wassermenschen ihre Speere senken und gegen ihn schleudern wrden, doch nichts geschah. Die Gefangenen waren mit dicken, glibberigen und sehr zhen Tangschlingen an die Statue gefesselt. Einen kurzen Augenblick lang dachte er an das Messer, das ihm Sirius zu Weih-nachten geschenkt hatte - aber es lag sicher verwahrt und vllig nutzlos in seinem Koffer im Schloss. Er sah sich um. Viele der Wassermenschen, die ihn und die vier Geiseln umkreisten, trugen Speere. Er schwamm auf einen ber zwei Meter groen Wassermann mit langem grauem Bart und einer Halskette aus Haifischzhnen zu und versuchte ihm grimassierend und fuchtelnd verstndlich zu machen, dass er sich seinen Speer ausleihen wolle. Der Wassermann lachte und schttelte den Kopf. Wir helfen nicht, sagte er mit knirschender und krchzender Stimme. Nun mach schon!, sagte Harry wtend (doch nur Blasen kamen aus seinem Mund) und versuchte dem Wassermann den Speer zu entwinden, doch er riss ihn an sich, schttelte wieder den Kopf und lachte. Harry wirbelte herum und blickte umher. Etwas Scharfes ... irgendetwas ... Auf dem Boden des Sees lagen Steine verstreut. Er schwamm hinab, holte sich einen besonders scharf gezackten Stein und kehrte zu der Statue zurck. Dann begann er auf die Taue einzuhacken, mit denen Ron gefesselt war, und nach einigen Minuten harter Arbeit rissen sie. Ron blieb bewusstlos ein paar Zentimeter ber dem Seegrund schweben und dmpelte langsam dahin. Harry sah sich um. Von den anderen Champions war keine Spur zu sehen. Worauf warteten sie? Warum beeilten sie sich nicht? Er wandte sich nun Hermine zu, hob den gezackten Stein und begann auch auf ihre Fesseln einzuhacken - Doch schon packten ihn mehrere Paar starker grauer Hnde. Ein halbes Dutzend Wassermnner schttelten die grnhaarigen Kpfe und zogen ihn lachend von Hermine fort. Du nimmst deine eigene Geisel, sagte einer der Wassermnner. Lass die anderen hier ... Unmglich!, wollte Harry aufgebracht schreien - doch seinem Mund entwichen nur zwei groe Blasen. Deine Aufgabe ist es, deinen Freund zurckzuholen ... lass die anderen hier ... Mit ihr bin ich auch befreundet!, rief Harry und gestikulierte zu Hermine hinber, wobei ihm eine riesige silberne Blase geruschlos aus dem Mund trat. Und die anderen sollen auch nicht sterben! Chos Kopf lag auf Hermines Schulter; das kleine silberhaarige Mdchen war gespenstisch grn und fahl. Harry mhte sich verzweifelt, die Wassermnner abzuschtteln, doch sie lachten nur noch lauter und hielten ihn fest. Harry blickte hektisch um sich. Wo blieben die anderen Champions? Hatte er noch Zeit, Ron nach oben zu bringen und dann zurckzukommen, um Hermine und die anderen zu holen? Wrde er sie dann wieder finden? Er sah auf die Uhr, um zu prfen, wie viel Zeit ihm noch blieb - aber sie war stehen geblieben. Nun jedoch deuteten die Wassermnner um ihn her auf etwas ber seinem Kopf. Harry blickte auf und sah Cedric auf sich zuschwimmen. Sein Kopf steckte in einer mchtigen Blase, die seine Zge merkwrdig weitete und spannte. Hab mich verirrt!, formte er mit den Lippen, die Augen voller Panik. Fleur und Krum kommen gleich! Harry fiel ein Stein vom Herzen, und er beobachtete, wie Cedric ein Messer aus der Tasche zog und Chos Fesseln durchschnitt. Er zog sie in die Hhe und verschwand mit ihr. Harry sah sich angespannt um. Wo blieben Fleur und Krum? Die Zeit wurde allmhlich knapp, und dem Lied zufolge waren die Geiseln nach einer Stunde verloren ... Die Wassermenschen kreischten erregt. Jene, die Harry festhielten, lockerten ihren Griff und schauten ber die Schultern. Auch Harry wandte sich um und sah etwas Monstrses durch das Wasser furchen: ein menschlicher Krper in Badehosen mit dem Kopf eines Hais ... es war Krum. Erschien sich selbst verwandelt zu haben - allerdings nicht besonders gut. Der Hai-Mann schwamm geradewegs auf Hermine zu und begann an ihren Fesseln zu reien und zu beien: Das Problem war nur, dass Krums neue Zhne wenig dazu geeignet waren, etwas Kleineres als einen Delphin zu zerbeien, und Harry sah es schon kommen, dass Krum, wenn er nicht vorsichtig war, Hermine in zwei Teile reien wrde. Er schoss auf ihn zu, schlug ihm hart auf die Schulter und hielt den gezackten Stein in die Hhe. Krum packte den Stein und begann Hermine freizuhacken. Nach Sekunden schon war es ihm gelungen; er schlang den Arm um Hermines Taille und schwamm ohne einen Blick zurck davon. Was jetzt?, dachte Harry verzweifelt. Wenn er nur sicher wsste, dass Fleur auf dem Weg war ... noch war nichts von ihr zu sehen. Es blieb ihm nichts anderes brig ... Er holte den Stein vom Grund, den Krum hatte fallen lassen, doch die Wassermnner kamen nher, bildeten nun einen Kreis um Ron und das kleine Mdchen und schttelten die Kpfe. Harry zog seinen Zauberstab. Aus dem Weg! Nur Blasen sprudelten ihm aus dem Mund, aber er war sich sicher, dass die Wassermnner ihn verstanden hatten, denn pltzlich hrten sie auf zu lachen. Mit ihren gelblichen Augen blickten sie gebannt und verngstigt auf Harrys Zauberstab. Harry war allein und sie waren viele, doch nach ihren Mienen zu schlieen konnten sie genauso wenig zaubern wie der Riesenkrake. Ich zhle bis drei!, rief Harry; ein langer Strom aus Blasen quoll aus seinem Mund, doch er hielt drei Finger in die Hhe, damit sie die Botschaft auch sicher verstanden. Eins ... (er zog einen Finger ein) - zwei ... (er zog den zweiten Finger ein) - Sie wichen zurck. Harry schoss auf das kleine Mdchen zu und hieb mit dem Stein auf das Tau ein, mit dem es an die Statue gefesselt war; und endlich war auch sie befreit. Er schlang den Arm um die Taille des Mdchens, packte Ron hinten am Umhang und stie mit seinen Beinen durchs Wasser. Er kam nur langsam und mhsam voran. Seine Schwimmhnde konnte er nicht mehr benutzen, um sich anzutreiben; er ruderte verzweifelt mit seinen Beinen, doch Ron und Fleurs Schwester waren wie Scke voll Kartoffeln, die ihn hinabzogen ... er wandte das Gesicht nach oben, obwohl das Wasser ber ihm noch dunkel war und er wusste, dass er noch tief unten sein musste ... Auch Wassermenschen stiegen mit ihm hoch. Sie schlngelten vllig mhelos um ihn herum und beobachteten, wie er sich durch das Wasser kmpfte ... wrden sie ihn zurck in die Tiefe ziehen, wenn die Zeit um war? Fraen sie vielleicht sogar Menschen? Harrys Beine verkrampften sich vor Anstrengung; seine Schultern schmerzten furchtbar unter der Last Rons und des Mdchens, die sie nach oben ziehen mussten ... Das Luftholen war nun unertrglich schwer geworden. Wieder sprte er Schmerzen an beiden Seiten seines Halses ... jetzt wurde ihm auch bewusst, dass sein Mund voll Wasser war ... aber die Dunkelheit war jetzt nicht mehr so undurchdringlich ... ber sich konnte er das Tageslicht sehen ... Er stie mit den Beinen krftig nach unten und entdeckte, dass er wieder ganz normale Fe hatte ... Wasser drang ihm durch den Mund in die Lungen ... er fhlte sich schwindlig und benommen, doch er wusste, dass nur drei Meter ber ihm Licht und Luft waren ... er musste es bis oben schaffen ... er musste einfach ... Harry ruderte so verzweifelt mit seinen Beinen, dass es sich anfhlte, als wrden seine Muskeln vor Emprungschreien; sogar sein Kopf schien voll Wasser, er konnte nicht atmen, er brauchte Sauerstoff, er musste weitermachen, er durfte nicht aufhren - Und dann sprte er, wie sein Kopf durch die Wasseroberflche stie; wunderbare, kalte, klare Luft stach ihm ins nasse Gesicht; er sog sie in mchtigen Zgen ein, und es schien ihm, als htte er in seinem Leben noch nie richtig geatmet. Keuchend zog er Ron und das kleine Mdchen hoch an die Luft. berall um ihn her tauchten wilde, grnbehaarte Kpfe aus dem Wasser und lchelten ihm zu. Die Menge auf der Tribne machte einigen Lrm; alle waren aufgesprungen und riefen und schrien; Harry hatte den Eindruck, dass sie Ron und das Mdchen fr tot hielten, doch sie irrten sich ... beide hatten die Augen geffnet; das Mdchen sah ngstlich und verwirrt aus und Ron spuckte nur einen groen Wasserstrahl aus, blinzelte im hellen Licht, wandte sich Harry zu und sagte: Nass, oder? Dann erkannte er Fleurs Schwester. Warum hast du die mitgebracht? Fleur ist nicht gekommen. Ich konnte sie nicht da unten lassen, keuchte Harry. Harry, du Trottel!, sagte Ron, du hast dieses Lied doch nicht etwa ernst genommen? Dumbledore htte doch keinen von uns im Stich gelassen! Aber in dem Lied heit es - Nur damit ihr auch ja innerhalb der Zeit wieder zurckkommt!, sagte Ron. Ich hoffe, du hast da unten nicht deine Zeit verplempert und den Helden gespielt! Harry kam sich dumm vor und war zugleich verrgert. Ron hatte gut reden; er hatte ja geschlafen, er hatte nicht erlebt, wie schaurig es dort unten im See gewesen war, umkreist von speertragenden Wassermnnern, die durchaus zum Tten bereit schienen. Komm her, sagte er schroff, hilf mir mit dem Mdchen, ich glaub nicht, dass sie allzu gut schwimmen kann. Sie zogen Fleurs Schwester durch das Wasser, hinber zum Ufer, wo die Richter standen und sie beobachteten. Begleitet wurden sie von einer Art Ehrengarde aus zwanzig Wassermenschen, die ihre frchterlich kreischigen Lieder sangen. Harry sah, wie Madam Pomfrey um Hermine, Krum, Cedric und Cho herumwirbelte, die allesamt in dicke Decken eingewickelt waren. Dumbledore und Ludo Bagman standen da und strahlten Harry und Ron entgegen, die jetzt auf das Ufer zuschwammen, doch Percy, der sehr blass und merkwrdig jnger aussah als sonst, kam ins Wasser gepatscht, um sie zu begren. Unterdessen versuchte Madame Maxime Fleur zu bndigen, die vollkommen aufgelst schien und sich mit Zhnen und Klauen kmpfend zurck ins Wasser strzen wollte. Gabrielle! Gabrielle! Lebt sie noch! Ist sie verletzt? Ihr geht's gut!, wollte Harry ihr zurufen, doch er war so erschpft, dass er kaum sprechen und schon gar nicht laut rufen konnte. Percy schnappte sich Ron und zerrte ihn ans Ufer (Hau ab, Percy, mir geht's gut!); Dumbledore und Bagman zogen Harry auf die Beine; Fleur hatte sich Madame Maximes Griff entwunden und umarmte ihre Schwester. Es waren die Grindelohs ... sie 'aben misch angegriffen ... oh, Gabrielle, isch dachte schon ... isch dachte ... Komm hierher zu mir, Junge, sagte Madam Pomfrey; sie packte Harry am Arm, zog ihn hinber zu Hermine und den anderen, wickelte ihn so fest in eine Decke, dass er sich vorkam wie in einer Zwangsjacke, und flte ihm resolut einen Lffel sehr heien Zaubertranks ein. Dampf stob ihm aus den Ohren. Gut gemacht, Harry!, rief Hermine. Du hast es geschafft, du hast es ganz allein rausgefunden! Na ja -, sagte Harry. Er htte ihr gerne von Dobby erzhlt, doch soeben war ihm aufgefallen, dass Karkaroff ihn beobachtete. Er war der einzige Richter, der den Tisch nicht verlassen hatte; der einzige Richter, der nicht erfreut und erleichtert schien, dass Harry, Ron und Fleurs Schwester wohlbehalten zurck waren. Ja, stimmt schon, sagte Harry und hob ein wenig die Stimme, damit Karkaroff ihn hren konnte. Du hast eine Wasserkfer in deine Haar, Erminne, sagte Krum. Harry hatte den Eindruck, dass Krum versuchte, ihre Aufmerksamkeit wiederzugewinnen, vielleicht um sie daran zu erinnern, dass er sie gerade aus dem See gerettet hatte, doch Hermine wischte den Wasserkfer unwirsch weg und sagte: Aber du hast die Zeit weit berschritten, Harry ... hast du so lange gebraucht, um uns zu finden? Nein ... gefunden hatte ich euch schon lange ... Harry kam sich allmhlich ziemlich belmmert vor. Nun, wieder auf dem Trockenen, war er sich sicher, dass Dumbledore keine Geisel htte sterben lassen, nur weil ihr Champion nicht zu ihr durchkam. Warum hatte er sich nicht einfach Ron geschnappt und war verschwunden? Er wre der Erste gewesen ... Cedric und Krum hatten keine Zeit damit verschwendet, sich um irgendjemanden zu kmmern; sie hatten das Wasserlied nicht ernst genommen ... Dumbledore kauerte am Ufer, vertieft in ein Gesprch mit einem Wassermenschen, offenbar der Anfhrerin, einer besonders wild und grimmig aussehenden Nixe. Dumbledore machte genau jene Gerusche, die die Wassermenschen von sich gaben, wenn sie an der Oberflche waren; offensichtlich konnte er Meerisch sprechen. Schlielichrichtete er sich auf, wandte sich seinen Richterkollegen zu und sagte: Ich denke, wir sollten uns beraten, bevor wir die Noten vergeben. Die Richter scharten sich eng zusammen. Madam Pomfrey ging hinber, um Ron aus Percys Klammergriff zu lsen; sie fhrte ihn zu Harry und den anderen, gab ihm eine Decke und ein wenig Aufpppel-Trank, dann ging sie Fleur und ihre Schwester holen. Fleur hatte viele Schnittwunden auf Gesicht und Armen und ihr Umhang war zerfetzt, doch es schien sie nicht zu kmmern, und sie gestattete Madam Pomfrey nicht einmal, die Wunden zu reinigen. Kmmern Sie sisch um Gabrielle, sagte sie und wandte sich Harry zu. Du 'ast sie gerettet, keuchte sie. Obwohl sie nischt deine Geisel war. Ja-ah, sagte Harry, der inzwischen zutiefst bereute, nicht alle drei Mdchen in Fesseln an der Statue gelassen zu haben. Fleur strzte sich nun auch auf ihn und gab ihm einen Kuss. Hermine machte ein zorniges Gesicht, doch in diesem Augenblick drhnte Ludo Bagmans magisch verstrkte Stimme neben ihnen hinaus auf den See, sie zuckten zusammen und die Menge auf der Tribne wurde ganz still. Meine Damen und Herren, wir haben unsere Entscheidung getroffen. Seehuptlingin Murcus hat uns genau geschildert, was auf dem Grund des Sees geschehen ist, und wir haben daher beschlossen, die Champions bei fnfzig mglichen Punkten wie folgt zu benoten ... Miss Fleur Delacour hat zwar gezeigt, dass sie hervorragend mit dem Kopfblasenzauber umgehen kann, doch sie wurde von Grindelohs angegriffen, als sie sich ihrem Ziel nherte, und hat es nicht geschafft, ihre Geisel zu befreien. Wir erteilen ihr fnfundzwanzig Punkte. Applaus von der Tribne. Isch 'ab eigentlisch keinen verdient, krchzte Fleur und schttelte ihren herrlichen Kopf. Mr Cedric Diggory, der ebenfalls den Kopfblasenzauber verwendet hat, kam als Erster mit seiner Geisel zurck, allerdings nach der gesetzten Zeit von einer Stunde. Gewaltiger Jubel von den Hufflepuffs im Publikum; Harry sah, wie Cho Cedric einen glhenden Blick schenkte. Deshalb geben wir ihm siebenundvierzig Punkte. Harry wurde schwer ums Herz. Wenn Cedric die Zeit berschritten hatte, was war dann erst mit ihm? Mr Viktor Krum hat eine unvollstndige Verwandlung benutzt, die dennoch sehr wirksam war, und ist als Zweiter mit seiner Geisel zurckgekehrt. Wir geben ihm vierzig Punkte. Karkaroff klatschte besonders laut und mit berlegenem Mienenspiel. Mr Harry Potter hat mit bester Wirkung Dianthuskraut genommen, fuhr Bagman fort. Er kehrte als Letzter zurck und weit ber dem Zeitlimit von einer Stunde. Wie uns die Seehuptlingin allerdings mitteilt, hat Mr Potter die Geiseln als Erster erreicht, und die Versptung bei seiner Rckkehr war seiner Entschlossenheit geschuldet, alle Geiseln, nicht nur die seine, in Sicherheit zu bringen. Ron und Hermine warfen Harry halb aufgebrachte, halb mitleidige Blicke zu. Die Mehrzahl der Richter - und an dieser Stelle versetzte Bagman Karkaroff einen sehr bissigen Blick - sind der berzeugung, dass dies moralisches Rckgrat beweist und mit der vollen Punktzahl belohnt werden sollte. Dennoch ... Mr Potters Ergebnis lautet fnfundvierzig Punkte. Harrys Magen sprang ihm in die Kehle - jetzt war er mit Cedric zusammen auf dem ersten Platz. Ron und Hermine, auf dem falschen Fu erwischt, sahen Harry mit groen Au-gen an und begannen dann wie die anderen wild zu klatschen. Da hast du es, Harry!, rief Ron durch den Trubel. Du warst berhaupt nicht blde - du hast moralisches Rckgrat bewiesen! Auch Fleur klatschte begeistert, whrend Krum berhaupt nicht glcklich schien. Wieder versuchte er, Hermine in ein Gesprch zu verwickeln, doch sie war zu sehr damit beschftigt, Harry zu bejubeln, um hinzuhren. Die dritte und letzte Runde des Turniers findet am vier-undzwanzigsten Juni bei Einbruch der Dunkelheit statt, fuhr Bagman fort. Wir werden den Champions genau einen Monat vorher mitteilen, was auf sie zukommt. Dank an alle fr die Untersttzung ihrer Champions. Es ist vorbei, dachte Harry benommen, und schon bugsierte Madam Pomfrey die Champions und ihre Geiseln zurck ins Schloss, wo sie trockene Kleider anziehen sollten Es war vorbei, er war durchgekommen ... er musste sich jetzt bis zum vierundzwanzigsten Juni um gar nichts mehr sorgen ... Das nchste Mal, wenn ich nach Hogsmeade komme, so beschloss er, als er die Steinstufen zum Schloss hochging, das nchste Mal kaufe ich Dobby fr jeden Tag des Jahres ein Paar Socken. ~Tatzes Rckkehr Der ganze Trubel nach der zweiten Runde, als alle unbedingt hren wollten, was denn genau auf dem Grund des Sees geschehen war, hatte vor allem ein Gutes: Ron stand wenigstens einmal gemeinsam mit Harry im Rampenlicht. Harry fiel auf, dass Ron seine Geschichte jedes Mal ein wenig anders erzhlte. Die erste Darstellung schien durchaus noch der Wahrheit zu entsprechen; sie stimmte jedenfalls mit dem berein, was Hermine berichtete: Dumbledore hatte in Professor McGonagalls Bro die Geiseln in einen Zauberschlaf versetzt, nachdem er ihnen versichert hatte, ihnen wrde nichts geschehen und sie wrden erst wieder aufwachen, wenn sie an Land seien. Eine Woche spter jedoch erzhlte Ron die nervenzerfetzende Geschichte einer Entfhrung, bei der er allein gegen fnfzig schwer bewaffnete Wassermenschen gekmpft habe, die ihn erst htten zusammenschlagen mssen, um ihn fesseln zu knnen. Aber ich hatte meinen Zauberstab im rmel versteckt, beteuerte er Padma Patil, die nun, da Ron so viel Beachtung fand, offenbar viel schrfer auf ihn war und jedes Mal, wenn sie ihm im Korridor begegnete, unter groem Hallo unbedingt mit ihm sprechen wollte. Diese Wasseridioten htt ich jederzeit erledigen knnen. Und wie bitte httest du das angestellt, wolltest du sie vielleicht anschnarchen?, giftete Hermine. Sie hatte sich viele Sticheleien anhren mssen, weil sie es war, die ViktorKrum am meisten vermisste, und war in ziemlich gereizter Stimmung. Ron wurde rot um die Ohren und kehrte von Stund an zu der Geschichte mit dem Zauberschlaf zurck. Anfang Mrz wurde das Wetter trockener, aber wenn sie drauen auf dem Land waren, rteten ihnen furchtbare Winde die Hnde und Gesichter. Ihre Briefe kamen versptet an, denn die Strme bliesen die Eulen aus ihren Flugbahnen. Der Waldkauz, den Harry Sirius mit dem Datum des Hogsmeade-Wochenendes geschickt hatte, tauchte eines Freitagmorgens beim Frhstck auf, und die Hlfte seiner Federn war in die falsche Richtung gebrstet; kaum hatte Harry Sirius' Antwort von seinem Bein gerissen, flatterte er wieder davon, offensichtlich aus Furcht, er wrde gleich wieder in die Lfte geschickt. Sirius' Brief war fast so kurz wie sein voriger. Komm Samstagnachmittag um zwei zu dem Gatter an der Strae, die aus Hogsmeade herausfhrt (an Derwisch und Banges vorbei). Bring so viel Essbares mit, wie du tragen kannst. Er ist doch nicht etwa wieder in Hogsmeade?, sagte Ron unglubig. Sieht ganz danach aus, meinte Hermine. Das kann er doch nicht machen, sagte Harry mit angespannter Stimme. Wenn sie ihn fassen ... Bis hierher ist er jedenfalls durchgekommen, sagte Ron. Und in diesem Kaff wird sich jetzt wohl kein Dementor mehr rumtreiben. Nachdenklich faltete Harry den Brief zusammen. Wenn er ehrlich zu sich war, wollte er Sirius wirklich gern wieder sehen. In die letzte Doppelstunde an diesem Nachmittag -Zaubertrnke - ging er jedenfalls viel besser gelaunt als sonst, wenn er die Treppen zu den Kerkern hinunterstieg. Malfoy, Crabbe und Goyle standen vor der Klassenzimmertr und hatten die Kpfe mit einigen Slytherin-Mdchen aus Pansy Parkinsons Bande zusammengesteckt. Sie kicherten ausgelassen ber etwas, das Harry nicht sehen konnte. Als die drei nher kamen, lugte Pansys aufgeregtes Mopsgesicht hinter Goyles breitem Rcken hervor. Da sind sie ja, da sind sie!, giggelte sie, und die Slythe-rin-Traube stob auseinander. Harry sah, dass Pansy eine Illustrierte in der Hand hielt - die Hexenwoche. Das bewegte Titelbild zeigte eine lockenhaarige Hexe, die zhneblitzend lchelte und mit dem Zauberstab auf einen groen Biskuit-kuchen deutete. Da steht was drin, das dich sicher interessieren wird, Granger!, rief Pansy und warf die Illustrierte Hermine zu, die sie verdutzt auffing. In diesem Augenblick ffnete sich die Kerkertr und Snape winkte sie herein. Harry, Ron und Hermine gingen wie immer schnurstracks auf einen Tisch ganz hinten zu. Sobald Snape ihnen den Rcken gekehrt hatte, um die Zutaten des heutigen Tranks an die Tafel zu schreiben, bltterte Hermine unter dem Tisch hastig das Heft durch. Im mittleren Teil fand sie schlielich, wonach sie suchten. Harry und Ron beugten sich tiefer ber die Seiten. Ein Farbfoto von Harry prangte ber einem kurzen Artikel mit der berschrift Harry Potters stummes Herzeleid Ein Junge wie kein anderer, knnte man meinen - doch auch ein Junge, der die ganz gewhnlichen Qualen des Heranwachsenden durchleidet. Seit dem tragischen Ableben seiner Eltern der Liebe beraubt, glaubte der vierzehnjhrigeHarry Potter, endlich Trost bei seiner festen Freundin in Hogwarts, Hermine Granger, gefunden zu haben. Doch er ahnte nicht, dass seine Seele in diesem ohnehin von persnlichen Verlusten geprgten Leben bald erneut einen schweren Schlag erleiden wrde. Miss Granger, ein uerlich unscheinbares, aber ehrgeiziges Mdchen, hegt offenbar eine Vorliebe fr berhmte Zauberer, die Harry allein nicht befriedigen kann. Seit Viktor Krum, der bulgarische Sucher und Held der letzten Quidditch-Weltmeisterschaft, in Hogwarts weilt, spielt Miss Granger mit den Gefhlen beider Jungen. Krum, der von der tckischen Miss Granger offensichtlich hingerissen ist, hat sie bereits eingeladen, ihn whrend der Sommerferien in Bulgarien zu besuchen, und versichert, er habe solche Gefhle noch fr kein anderes Mdchen empfunden. Allerdings sind es womglich gar nicht die zweifelhaften natrlichen Reize Miss Grangers, denen diese beiden unglcklichen Jungen verfallen sind. Im Grunde ist sie hsslich, meint Pansy Parkinson, eine hbsche und lebhafte Viertklsslerin, aber dass sie einen Liebestrank zusammenbraut, traue ich ihr durchaus zu, sie hat ja ziemlich viel Grips. Ich bin sicher, damit schafft sie es. Natrlich sind Liebestrnke in Hogwarts verboten und zweifellos sollte Albus Dumbledore diesen Behauptungen nachgehen. In der Zwischenzeit knnen alle, die sich um das Wohl Harry Potters sorgen, nur hoffen, dass er sein Herz das nchste Mal einer wrdigeren Kandidatin schenkt. Rita Kimmkorn Ich hab's dir doch gesagt!, zischelte Ron Hermine zu, die mit offenem Mund das Blatt anstarrte. Ich hab dir doch gesagt, du sollst diese Rita Kimmkorn nicht rgern! Jetzt hatsie dich auf dem Kieker und macht aus dir so eine - eine Lebedame! Hermines verblffte Miene lste sich in schnaubendes Gelchter auf. Lebedame?, wiederholte sie, wandte sich Ron zu und zitterte verhalten kichernd. So nennt es jedenfalls meine Mum, murmelte Ron und wieder lief er um die Ohren herum rot an. Wenn das alles ist, was Rita zustande bringt, dann wird sie allmhlich langweilig, sagte Hermine und warf die Hexenwoche immer noch kichernd auf den leeren Stuhl neben ihr. Das ist doch nichts als ein Haufen Mll. Sie sah hinber zu den Slytherins, die gespannt beobachteten, ob es ihnen gelungen war, sie und Harry mit dem Artikel zu rgern. Hermine schenkte ihnen ein herablassendes Lcheln und einen lssigen Wink mit der Hand, dann packten die drei die Zutaten aus, die sie fr ihren Gripsschr-fungs-Trank brauchten. Eins ist schon komisch daran, sagte Hermine zehn Minuten spter und hielt die Mrserkeule ber eine Schale Skarabuskfer. Wie hat Rita Kimmkorn das nur rausgefunden ...? Was rausgefunden?, fragte Ron sofort. Du hast doch nicht etwa Liebestrnke gebraut? Sei doch nicht albern, zischte Hermine und begann ihre Kfer zu zerstampfen. Nein, es ist nur ... wie hat sie erfahren, dass Viktor mich eingeladen hat, ihn im Sommer zu besuchen? Hermine lief bei diesen Worten scharlachrot an und vermied entschieden Rons Blick. Was? Ron lie seinen Stel mit einem lauten Klonk fallen. Er hat mich gefragt, gleich nachdem er mich aus dem See gezogen hatte, murmelte Hermine. Nachdem er seinen Haikopf losgeworden ist. Madam Pomfrey hat uns Deckengegeben, dann hat er mich von den Richtern weggezogen, damit sie nichts mitbekamen, und gefragt, ob ich im Sommer schon was vorhtte und ob ich nicht Lust htte - Und was hast du geantwortet?, warf Ron ein und hmmerte, die Augen unverwandt auf Hermine gerichtet, gut eine Armlnge von der Schale entfernt mit dem Stel auf den Tisch. Und er hat wirklich gesagt, dass er noch nie solche Gefhle fr jemanden empfunden htte, fuhr Hermine fort und wurde so rot, dass Harry die Hitze, die in ihr aufstieg, fast spren konnte. Aber wie knnte Rita Kimmkorn uns belauscht haben? Sie war nicht da ... oder doch? Vielleicht hat sie einen Tarnumhang und hat sich aufs Gelnde geschlichen, um sich die zweite Runde anzusehen ... Und was hast du geantwortet?, wiederholte Ron und hieb mit dem Stel so heftig auf den Tisch, dass eine Delle im Holz zurckblieb. Mich hat nur interessiert, ob es dir und Harry gut geht und - So faszinierend Ihr gesellschaftliches Leben zweifellos ist, Miss Granger, sagte eine eisige Stimme direkt hinter ihnen, ich muss Sie doch ermahnen, es nicht im Unterricht zu errtern. Zehn Punkte Abzug fr Gryffindor. Snape war zu ihrem Tisch herbergeglitten, whrend sie gesprochen hatten. Die ganze Klasse drehte nun die Kpfe um; Malfoy nutzte die Gelegenheit und lie POTTER STINKT durch den Kerker zu Harry hinberblitzen. Ah ... und man liest auch noch Heftchen unter dem Tisch?, setzte Snape hinzu und schnappte sich die Hexenwoche. Noch einmal zehn Punkte Abzug fr Gryffindor ... oh, verstehe ... Snapes schwarze Augen strzten sich gierig auf Rita Kimmkorns Artikel. Potter muss natrlich erfahren, was die Presse ber ihn schreibt ... Der Kerker erzitterte unter dem Gelchter der Slytherins und ein unangenehmes Lcheln kruselte Snapes dnne Lippen. Harry trieb es die Zornesrte ins Gesicht, als Snape auch noch begann, den Artikel laut vorzulesen. Harry Potters stummes Herzeleid ... meine Gte, Potter, was hast du nun wieder fr ein Wehwehchen? Ein Junge wie kein anderer, knnte man meinen ... Harrys Gesicht brannte. Snape legte am Ende jedes Satzes eine kleine Pause ein, um den Slytherins einen ausgiebigen Lacher zu gnnen. Von Snape vorgelesen, klang der Artikel noch zehnmal schlimmer. ... knnen alle, die sich um das Wohl Harry Potters sorgen, nur hoffen, dass er sein Herz das nchste Mal einer wrdigeren Kandidatin schenkt. Wie unglaublich rhrend, hhnte Snape und rollte das Heft unter dem anhaltenden Gelchter der Slytherins zusammen. Es ist wohl am besten, wenn ich euch drei voneinander trenne, damit ihr euch Gedanken ber Zaubertrnke statt ber euer Liebesleben macht. Weasley, du bleibst hier. Miss Granger, dort rber, neben Miss Parkinson. Potter, an den Tisch vor meinem Pult. Beweg dich. Sofort. Harry warf die Zutaten und die Schultasche wtend in seinen Kessel und zog ihn nach vorn zu dem freien Tisch. Snape folgte ihm, setzte sich an das Pult und sah zu, wie Harry seine Sachen aus dem Kessel packte. Entschlossen, Snape keines Blickes zu wrdigen, begann Harry erneut seine Skarabuskfer zu zerstampfen, und jeder einzelne davon, so schien es ihm, hatte Snapes Gesicht. Dieser ganze Presserummel scheint deinen ohnehin schon bergroen Kopf noch mehr aufgeblasen zu haben, Potter, sagte Snape leise, sobald der Rest der Klasse sich wieder beruhigt hatte. Harry antwortete nicht. Er wusste, dass Snape ihn provozieren wollte; das kannte er bereits von ihm. Zweifellos warer darauf aus, einen Grund zu finden, um Gryffindor noch vor Ende der Stunde satte fnfzig Punkte abzuziehen. Du leidest vielleicht unter der Wahnvorstellung, dass die ganze Zaubererwelt von dir beeindruckt ist, fuhr Snape so leise fort, dass ihn niemand sonst hren konnte (Harry hieb weiter auf seine Skarabuskfer ein, obwohl er sie bereits zu einem ganz feinen Pulver zerstampft hatte), aber mir ist es vllig gleich, wie oft dein Bild in der Zeitung erscheint. Fr mich, Potter, bist du nichts als ein ungezogener kleiner Ben-gel, der Vorschriften fr unter seiner Wrde hlt. Harry schttete die zerstubten Kfer in seinen Kessel und begann seine Ingwerwurzeln klein zu schneiden. Ihm bebten die Hnde vor Wut, aber er hielt den Blick gesenkt, als knne er nicht hren, was Snape sagte. Also lass dir das eine Warnung sein, Potter, fuhr Snape noch leiser und bedrohlicher klingend fort, winzige Berhmtheit oder nicht - wenn ich dich noch einmal dabei erwische, wie du in mein Bro einbrichst - Ich war nicht mal in der Nhe Ihres Bros!, entgegnete Harry zornig und verga dabei vllig seine vorgeschtzte Taubheit. Lg mich nicht an!, zischte Snape, und seine unergrndlichen schwarzen Augen bohrten sich in die Harrys. Baumschlangenhaut. Dianthuskraut. Beide stammen aus meinen persnlichen Vorrten, und ich wei, wer sie gestohlen hat. Harry hielt Snapes Blick stand, entschlossen, nicht zu blinzeln oder schuldbewusst auszusehen. In Wahrheit hatte er Snape weder das eine noch das andere gestohlen. Hermine hatte die Baumschlangenhaut in ihrem zweiten Schuljahr geklaut - die hatten sie fr den Vielsaft-Trank gebraucht -und damals hatte Snape Harry zwar verdchtigt, doch er hatte es nie beweisen knnen. Und das Dianthuskraut hatte natrlich Dobby gestohlen. Ich wei nicht, wovon Sie reden, log Harry khl. Du bist im Schloss umhergeschlichen in der Nacht, als bei mir eingebrochen wurde!, zischte Snape. Mach mir nichts vor, Potter! Schn, Mad-Eye hat sich vielleicht deinem Fanclub angeschlossen, ich aber werde diese Umtriebe nicht dulden! Wenn du dich noch einmal in mein Bro schleichst, Potter, dann bezahlst du dafr! In Ordnung, sagte Harry gelassen und wandte sich wieder seinen Ingwerwurzeln zu, ich denk dran, wenn ich je den Drang verspren sollte, da reinzugehen. Snapes Augen blitzten. Er steckte die Hand ins Innere seines schwarzen Umhangs. Einen verwirrten Moment lang dachte Harry, Snape wrde seinen Zauberstab ziehen und ihm einen Fluch auf den Hals jagen - doch dann sah er, dass Snape eine kleine Kristallflasche mit einer vollkommen klaren Flssigkeit herauszog. Harry starrte das Flschchen an. Weit du, was das ist, Potter?, fragte Snape, und wieder glitzerten seine Augen gefhrlich. Nein, entgegnete Harry, diesmal vllig aufrichtig. Das ist ein Veritaserum - ein Wahrheitselixier, das so mchtig ist, dass drei Tropfen gengen, damit du vor der ganzen Klasse deine tiefsten Geheimnisse ausplauderst, sagte Snape mit tckischer Miene. Allerdings unterliegt der Gebrauch dieses Elixiers sehr strengen Richtlinien des Ministeriums. Doch wenn du dich nicht vorsiehst, knnte es passieren, dass meine Hand versehentlich - er schttelte lssig das Kristallflschchen - ber deinem abendlichen Krbissaft ausrutscht. Und dann, Potter ... dann wird sich erweisen, ob du in meinem Bro warst oder nicht. Harry sagte kein Wort. Er nahm das Messer zur Hand, wandte sich wieder den Ingwerwurzeln zu und begann sie in Scheiben zu schneiden. Die Sache mit dem Wahrheitselixier hrte sich berhaupt nicht gut an, und er wrde esSnape durchaus zutrauen, ihm ein paar Tropfen unterzujubeln. Er unterdrckte ein Schaudern bei dem Gedanken, was ihm dann aus dem Mund sprudeln wrde ... ganz abgesehen davon, dass dann auch einige andere rger bekommen wrden - vor allem Hermine und Dobby - und dann waren da all die anderen Geschichten, die er geheim hielt ... zum Beispiel, dass er Verbindung zu Sirius hatte ... und -seine Eingeweide verknulten sich - was er fr Cho empfand ... Er schttete nun auch die Ingwerwurzeln in den Kessel und fragte sich, ob er sich an Moody ein Beispiel nehmen und nur noch aus seiner persnlichen Taschenflasche trinken sollte. An der Kerkertr klopfte es. Herein, sagte Snape mit seiner gewhnlichen Stimme. Die Tr ging auf und die Klasse wandte die Kpfe. Professor Karkaroff trat ein. Unter aller Augen ging er auf Snapes Tisch zu. Er wirkte aufgewhlt und wickelte schon wieder seinen Ziegenbart um den Finger. Ich muss Sie sprechen, sagte Karkaroff unvermittelt, als er vor Snape stand. Er ffnete kaum den Mund, offenbar entschlossen, niemand auer Snape solle ihn hren, und wirkte dabei wie ein schlechter Bauchredner. Harry wandte die Augen nicht von den Ingwerwurzeln und spitzte die Ohren. Ich spreche nach dem Unterricht mit Ihnen, Karkaroff-, murmelte Snape, doch Karkaroff unterbrach ihn. Ich will jetzt mit dir sprechen; von hier kannst du nicht einfach verschwinden, Severus. Du bist mir die letzte Zeit dauernd aus dem Weg gegangen. Nach der Stunde, zischte Snape. Wie um zu prfen, ob er genug Grteltiergalle eingegossen hatte, hielt Harry einen Messbecher in die Hhe und warf bei dieser Gelegenheit einen Seitenblick auf die bei-den. Karkaroff schien uerst beunruhigt, Snape dagegen wtend. Karkaroff vertrat sich fr den Rest der Doppelstunde die Beine hinter Snapes Rcken. Er schien ihn unbedingt daran hindern zu wollen, am Ende der Stunde einfach zu entwischen. Harry, ganz neugierig darauf, was Karkaroff sagen wollte, stie zwei Minuten vor dem Luten absichtlich seine Flasche Grteltiergalle um, ein guter Grund, sie anschlieend hinter seinen Kessel gebckt aufzuwischen, whrend der Rest der Klasse lrmend hinausging. Was ist denn so dringend?, hrte er Snape zischen. Das hier, sagte Karkaroff, und Harry sah, als er ber den Rand seines Kessels lugte, wie Karkaroff den linken rmel seines Umhangs hochzog und Snape etwas auf der Innenseite seines Unterarms zeigte. Nun?, sagte Karkaroff, immer noch bemht, nicht die Lippen zu bewegen. Siehst du? Es war noch nie so deutlich, noch nie seit - Weg damit!, raunzte Snape und lie die schwarzen Augen durch das Klassenzimmer schweifen. Aber du musst doch bemerkt haben -, setzte Karkaroff mit erregter Stimme an. Wir knnen spter darber sprechen, Karkaroff!, bellte Snape. Potter! Was machst du hier? Ich wische meine Grteltiergalle auf, Professor, sagte Harry mit argloser Stimme, richtete sich auf und zeigte Snape den nassen Lumpen in seiner Hand. Karkaroff drehte sich auf dem Absatz um und marschierte hinaus, offenbar verschreckt und wtend zugleich. Mit dem malos aufgebrachten Snape wollte Harry auf keinen Fall allein bleiben; er stopfte seine Bcher und Zutaten in die Tasche und machte sich berstrzt davon, um Ron und Hermine zu erzhlen, was er soeben gehrt hatte. Am nchsten Tag gingen sie um die Mittagszeit aus dem Schloss, hinaus in das noch schwache silberne Sonnenlicht. So mild war es in diesem Jahr noch nicht gewesen, und als sie in Hogsmeade angekommen waren, hatten sie lngst ihre Umhnge ausgezogen und ber die Schultern geworfen. Das Essen, das sie fr Sirius mitbringen sollten, trug Harry in der Tasche mit sich; sie hatten ein Dutzend Hhnerbeine, einen Laib Brot und eine Flasche Krbissaft vom Mittagstisch geklaut. Sie gingen in den Besenknecht, um ein Geschenk fr Dobby zu kaufen, und machten sich einen Spa daraus, die grsslichsten Socken auszusuchen, darunter auch welche, die mit blitzenden Gold- und Silbersternen geschmckt waren, und solche, die laut schrien, wenn sie zu stinkig wurden. Um halb zwei dann machten sie sich auf den Weg die Hauptstrae entlang, an Derwisch und Banges vorbei zum Dorf hinaus. In diese Richtung war Harry noch nie gegangen. Die gewundene Strae fhrte sie hinaus in die wilde Landschaft um Hogsmeade. Hier gab es nur noch vereinzelte Landhuser mit groen Grten; die Strae fhrte zunchst auf den Berg zu, in dessen Schatten Hogsmeade lag. Dann machte sie eine Biegung und sie konnten am Ende der Strae ein Gatter sehen. Dort wartete, die Vorderpfoten auf der obersten Stange, ein sehr groer, zottiger schwarzer Hund, der einen Packen Zeitungen im Maul trug und ihnen sehr bekannt vorkam ... Hallo, Sirius, sagte Harry, als sie ihn erreicht hatten. Der schwarze Hund schnffelte begierig an Harrys Tasche, wedelte kurz mit dem Schwanz, drehte sich dann um und trottete ber das struppige Grasland davon, das bis zum felsigen Fu des Berges anstieg. Die drei kletterten ber das Gatter und folgten ihm. Sirius fhrte sie bis zum Fu des Berges, wo der Boden mit Gerllblcken und Steinen berst war. Mit seinen vier Hundebeinen kam er leicht voran; bei Harry, Ron und Hermine dauerte es nicht lange, bis sie auer Puste waren. Doch sie folgten Sirius weiter; nun ging es steil den Berg hoch. Die Gurte von Harrys Tasche schnitten ihm in die Schultern, und alle drei gerieten unter der Sonne ins Schwitzen, whrend sie eine halbe Stunde lang Sirius' wedelndem Schwanz folgten und einen gewundenen und steinigen Pfad emporkletterten. Dann war es so weit. Sirius verschwand pltzlich, und als sie die Stelle erreichten, wo sie ihn zuletzt gesehen hatten, standen sie vor einem schmalen Spalt im Fels. Sie drngten sich hindurch und standen in einer khlen, schwach erleuchteten Hhle. Im hinteren Teil der Hhle, angeleint an einen groen Stein, stand Seidenschnabel, der Hippogreif, halb graues Pferd, halb Adler. Seine wilden Augen blitzten auf, als er sie erkannte. Alle drei verbeugten sich tief vor ihm, und nachdem er sie einen Moment lang gemustert hatte wie ein Gebieter, knickte er die schuppigen Vorderbeine ein und erlaubte es Hermine, rasch hinberzugehen und seinen fedrigen Hals zu streicheln. Harry jedoch sah gebannt auf den schwarzen Hund, der sich gerade in seinen Paten verwandelte. Sirius trug einen zerlumpten grauen Umhang; er hatte ihn schon getragen, als er aus Askaban geflohen war. Seit er mit Harry im Kamin gesprochen hatte, war sein schwarzes Haar lnger geworden und nun wieder stumpf und zerzaust. Er sah abgemagert aus. Hhnchen!, sagte er mit rauer Stimme, nachdem er die alten Tagespropheten aus dem Mund genommen und zu Boden geworfen hatte. Harry ffnete seine Tasche und reichte Sirius das Bndel mit Hhnerbeinen und Brot. Danke, sagte Sirius, wickelte es auf, packte einen Schlegel, setzte sich auf den Hhlenboden und riss mit den Zhnen ein groes Stck Fleisch ab. Hab die letzte Zeit meist von Ratten gelebt. Darf in Hogsmeade nicht zu viel Essen stehlen; die wrden sonst auf mich aufmerksam werden. Er grinste zu Harry hoch, doch Harry grinste nur widerwillig zurck. Was treibst du hier, Sirius?, fragte er. Ich erflle meine Pflicht als Pate, antwortete Sirius und nagte hundemig an dem Hhnerknochen herum. Mach dir keine Sorgen um mich, fr die Leute bin ich nur ein ser kleiner Streuner. Noch immer grinste er, doch als er Harrys besorgte Miene sah, sagte er mit ernster Stimme: Ich will in der Nhe sein, fr alle Flle. Dein letzter Brief ... sagen wir einfach, allmhlich ist was faul. Immer wenn jemand die Zeitung wegwirft, schnappe ich sie mir, und wie es aussieht, bin ich mittlerweile nicht mehr der Einzige, der sich Sorgen macht. Er nickte zu den zwei vergilbenden Tagespropheten auf dem Hhlenboden hinber. Ron bckte sich danach und schlug eine Zeitung auf. Harry sah jedoch unverwandt Sirius an. Was ist, wenn sie dich erkennen? Was ist, wenn sie dich fangen? Ihr drei und Dumbledore seid die Einzigen hier in der Gegend, die wissen, dass ich ein Animagus bin, sagte Sirius achselzuckend und wandte sich wieder mit mchtigem Appetit seinem Hhnerbein zu. Ron stie Harry in die Rippen und reichte ihm die Tagespropheten. Es waren zwei Ausgaben; die erste trug die Schlagzeile: Mysterise Erkrankung von Bartemius Crouch, die zweite: Ministeriumshexe noch immer vermisst - Zaubereiminister erklrt den Fall zur Chefsache. Harry berflog den Artikel ber Crouch. Auf einigen Stzen blieb sein Blick hngen: ... ist seit November nicht mehr in der ffentlichkeit gesehen worden ... sein Haus scheint leer zu stehen ... St.-Mun-go-Hospital fr Magische Krankheiten und Verletzungen lehnt jede Stellungnahme ab ... das Ministerium will Gerchte ber eine schwere Erkrankung nicht besttigen ... Das klingt ja, als wrde er im Sterben liegen, sagte Harry langsam. Aber so krank kann er nicht sein, wenn er es geschafft hat, hier hochzukommen ... Mein Bruder ist Crouchs persnlicher Assistent, sagte Ron zu Sirius gewandt. Er behauptet, Crouch sei einfach berarbeitet. Er hat wirklich ziemlich krank ausgesehen, als ich ihn das letzte Mal aus der Nhe gesehen hab, sagte Harry. An dem Abend, als der Kelch meinen Namen ausgegeben hat ... Ist doch nur die wohlverdiente Strafe dafr, dass er Winky entlassen hat, sagte Hermine khl. Sie streichelte Seidenschnabel, whrend dieser knirschend einen Hhnerknochen zermalmte. Ich wette, er bereut es inzwischen -und sprt mal am eigenen Leib, wie es ist, wenn sie nicht da ist und ihn betttelt. Hermine hat sich wegen dieser Hauselfen in irgendwas reingesteigert, murmelte Ron Sirius zu, wobei er Hermine einen finsteren Blick zuwarf. Sirius jedoch schien aufzumerken. Crouch hat seine Hauselfe rausgeworfen? Ja, bei der Quidditch-Weltmeisterschaft, sagte Harry und erzhlte hastig vom Erscheinen des Dunklen Mals, von Winky, die mit Harrys Zauberstab in der Hand aufgefunden wurde, und von Mr Crouchs groem Zorn deswegen. Als Harry geendet hatte, war Sirius wieder auf den Beinen und schritt die Hhle auf und ab. Wie war das noch mal?, sagte er nach einer Weile und wedelte mit einem Hhnerbein. Ihr habt die Elfe zunchst in der Ehrenloge gesehen. Sie hat fr Mr Crouch einen Platz besetzt? Richtig, sagten Harry, Ron und Hermine wie aus einem Mund. Aber Mr Crouch ist zu dem Spiel gar nicht aufgetaucht? Nein, sagte Harry. Spter meinte er, er sei zu beschftigt gewesen. Ohne ein Wort zu sagen schritt Sirius an der Hhlenwand entlang. Dann wandte er sich Harry zu: Hast du nachgesehen, ob dein Zauberstab noch in der Tasche war, als du die Ehrenloge verlassen hast? hm ... Harry dachte angestrengt nach. Nein, sagte er schlielich. Bis wir in den Wald kamen, hab ich ihn ja nicht gebraucht. Und als ich dann die Hand in die Tasche steckte, fand ich nur mein Omniglas. Er sah Sirius mit groen Augen an. Willst du etwa sagen, wer immer dieses Mal beschworen hat, der hat auch in der Ehrenloge meinen Zauberstab gestohlen? Schon mglich, erwiderte Sirius. Winky hat diesen Zauberstab nicht gestohlen!, sagte Hermine schrill. Die Elfe war ja nicht alleine in der Ehrenloge, sagte Sirius stirnrunzelnd und war schon wieder dabei, in der Hhle auf und ab zu schreiten. Wer sa sonst noch hinter dir? Eine Menge Leute, sagte Harry. Ein paar bulgarische Minister ... Cornelius Fudge ... die Malfoys ... Die Malfoys!, rief Ron pltzlich so laut, dass seine Stimme an den Hhlenwnden widerhallte und Seidenschnabel nervs seinen Kopf zurckwarf. Ich wette, es war Lucius Malfoy! Sonst noch jemand?, sagte Sirius. Nein, niemand, sagte Harry. Doch, noch jemand, und zwar Ludo Bagman, erinnerte ihn Hermine. Achja ... Ich wei nichts ber Bagman, auer dass er frher Treiber bei den Wimbourner Wespen war, sagte Sirius und ging immer noch auf und ab. Was ist er fr ein Mann? Er ist schon in Ordnung, sagte Harry. Er bietet mir andauernd seine Hilfe fr das Trimagische Turnier an. Ach, tut er das?, sagte Sirius und legte die Stirn in noch tiefere Falten. Ich frag mich, warum eigentlich? Er meint, er knne mich ganz gut leiden, sagte Harry. Hmmh, brummte Sirius nachdenklich. Wir haben ihn im Wald gesehen, kurz bevor das Dunkle Mal erschienen ist, sagte Hermine. Wisst ihr noch?, wandte sie sich fragend an Harry und Ron. Ja, aber er ist doch nicht im Wald geblieben, sagte Ron. Kaum hatten wir ihm von dem Aufruhr erzhlt, ist er Richtung Zeltplatz verschwunden. Woher willst du das wissen?, warf Hermine ein. Woher willst du wissen, wohin er disappariert ist? Nun hr aber auf, entgegnete Ron verwundert, willst du etwa sagen, du hltst es fr mglich, dass Ludo Bagman das Dunkle Mal heraufbeschworen hat? Jedenfalls ist es ihm eher zuzutrauen als Winky, sagte Hermine stur. Hab's dir ja gesagt, wandte sich Ron mit viel sagendem Blick an Sirius, sie hat sich da in was reingesteigert wegen dieser Haus- Doch Sirius hob die Hand, um Ron Schweigen zu gebieten. Als das Dunkle Mal am Himmel war und die Elfe mit Harrys Zauberstab entdeckt wurde, was hat Crouch da getan? Er ging ins Gebsch, um noch einmal nachzusehen, sagte Harry, aber er hat niemanden gefunden. Natrlich, murmelte Sirius auf und ab gehend, natrlich wollte er es unbedingt jemand anderem an den Hals hngen, wo doch seine Elfe beschuldigt wurde ... und dann hat er sie rausgeworfen? Ja, regte sich Hermine auf. Er hat sie rausgeworfen, nur weil sie nicht im Zelt geblieben ist und sich hat niedertrampeln lassen - Hermine, nun hr doch mal auf mit dieser Elfe!, sagte Ron. Doch Sirius schttelte den Kopf. Sie hat Crouch besser durchschaut als du, Ron. Wenn du wissen willst, wie ein Mensch ist, dann sieh dir genau an, wie er seine Untergebenen behandelt, nicht die Gleichrangigen. Er fuhr sich mit der Hand ber das stoppelige Gesicht, offenbar angestrengt nachdenkend. Dieser Barty Crouch lsst sich so selten blicken ... da befiehlt er eigens seiner Hauselfe, ihm einen Platz bei der Quidditch-Weltmeisterschaft zu besetzen, und dann kommt er nicht mal, um sich das Spiel anzusehen. Er trgt mit viel Mhe dazu bei, dass das Trimagische Turnier wieder stattfinden kann, und dann erscheint er auch dazu nicht ... das sieht Crouch gar nicht hnlich. Wenn er vor dieser ganzen Geschichte auch nur einen Tag wegen Krankheit freigenommen hat, dann verspeise ich Seidenschnabel. Du kennst Crouch also?, fragte Harry. Sirius' Miene verdsterte sich. Pltzlich sah er so bedrohlich aus wie in der Nacht, als Harry ihn zum ersten Mal gesehen hatte, in jener Nacht, als er noch geglaubt hatte, Sirius wre ein Mrder. Oh, natrlich kenne ich Crouch, sagte er leise. Er war es, der den Befehl gab, mich nach Askaban zu bringen -ohne Gerichtsverhandlung. Was?, sagten Ron und Hermine im selben Moment. Du machst Witze!, sagte Harry. Nein, berhaupt nicht, sagte Sirius und biss ein groes Stck Hhnchen ab. Crouch war frher Chef der Abteilung fr Magische Strafverfolgung, habt ihr das nicht gewusst? Die drei schttelten die Kpfe. Er war als nchster Zaubereiminister im Gesprch, sagte Sirius. Ein groartiger Zauberer, dieser Barty Crouch, mit starken magischen Krften und machthungrig - brigens nie ein Anhnger Voldemorts, setzte er hinzu und beantwortete damit die Frage, die in Harrys Gesicht geschrieben stand. Nein, Barty Crouch hat sich immer klar und deutlich gegen die dunkle Seite gewandt. Allerdings wurden mit der Zeit viele Leute, die gegen die dunkle Seite kmpften ... nun, das wrdet ihr nicht verstehen ... ihr seid noch zu jung ... Das hat mein Dad bei der Weltmeisterschaft auch gesagt, erwiderte Ron mit einer Spur rger in der Stimme. Warum stellst du uns denn nicht mal auf die Probe? Ein Grinsen blitzte ber Sirius' hageres Gesicht. Gut, ich versuch's mal ... Er schritt davon in den hinteren Teil der Hhle, kehrte wieder zurck und sagte: Stellt euch vor, Voldemort ist gerade sehr mchtig. Ihr wisst nicht, wer seine Anhnger sind, ihr wisst nicht, wer fr ihn arbeitet und wer nicht; ihr wisst, dass er sich Menschen Untertan machen kann, die dann schreckliche Dinge tun, ohne dass sie sich selbst Einhalt gebieten knnen. Ihr habt Angst um euer eigenes Leben, um eure Familie, eure Freunde. Jede Woche gibt es Meldungen von neuen Morden, von Verschwundenen, von Folter ... im Zaubereiministerium herrscht vlliges Durcheinander, sie wissen nicht, was sie tun sollen, sie versuchen, alles vor den Muggeln zu verbergen, doch unterdessen sterben auchMuggel. Allenthalben herrscht Schrecken ... Angst ... Chaos ... so war es damals. Solche Zeiten bringen bei manchen Menschen das Beste zum Vorschein, bei anderen das Schlimmste. Crouchs Grundstze mgen zu Anfang gut gewesen sein - ich wei es nicht. Er stieg im Ministerium rasch auf und begann harte Manahmen gegen Voldemorts Anhnger zu befehlen. Den Auroren erteilte er weitgehende Machtbefugnisse - zum Beispiel die Erlaubnis zu tten, statt Gefangene zu machen. Und ich war nicht der Einzige, den sie ohne Prozess sofort den Dementoren ausgeliefert haben. Crouch hat Gewalt mit Gewalt bekmpft und den Einsatz der Unverzeihlichen Flche gegen Verdchtige erlaubt. Ich wrde sagen, er wurde so gefhllos und grausam wie viele von der dunklen Seite. Er hatte natrlich seine Anhnger - eine Menge Leute dachten, er wrde die Probleme richtig anpacken, und viele Hexen und Zauberer waren von der Vorstellung ganz begeistert, er knnte Zaubereiminister werden. Als Voldemort verschwand, sah es so aus, als wre es nur noch eine Frage der Zeit, bis Crouch den Ministerposten bernehmen wrde. Doch dann geschah etwas Peinliches ... Sirius lchelte grimmig. Crouchs eigener Sohn wurde zusammen mit einer Gruppe von Todessern gefasst, die es dank ihrer Lgenmrchen geschafft hatten, dass man sie aus Askaban entlassen hatte. Offenbar versuchten sie damals, Voldemort zu finden und ihn an die Macht zurckzubringen. Crouchs Sohn wurde gefasst?, keuchte Hermine. Ja, sagte Sirius, warf Seidenschnabel einen Hhnerknochen zu, bckte sich, hob das am Boden liegende Brot auf und brach es in zwei Teile. Hsslicher kleiner Schock fr den guten Barty, knnte ich mir vorstellen. Htte vielleicht hin und wieder frher aus dem Bro gehen und ein wenigmehr Zeit zu Hause bei seiner Familie verbringen sollen ... dann htte er seinen eigenen Sohn kennen gelernt. Er begann groe Stcke Brot zu verschlingen. War sein Sohn tatschlich ein Todesser?, fragte Harry. Keine Ahnung, sagte Sirius und stopfte sich weiter Brot in den Mund. Ich selbst war bereits in Askaban, als sie ihn eingeliefert haben. Das meiste hab ich erst erfahren, seit ich raus bin. Der Junge wurde jedenfalls in Begleitung von Leuten geschnappt, die, da wette ich mein Leben drum, Todesser waren - aber er htte natrlich auch zufllig zur falschen Zeit am falschen Ort sein knnen, genau wie die Hauselfe. Hat Crouch versucht, seinen Sohn da rauszuhauen?, flsterte Hermine. Sirius lie ein Lachen hren, das eher wie ein Bellen klang. Crouch und seinen Sohn raushauen? Ich dachte, du httest ihn durchschaut, Hermine? Alles, was seinen Ruf zu gefhrden drohte, musste beseitigt werden, er hatte sein ganzes Leben dem Ziel gewidmet, Zaubereiminister zu werden. Du hast doch gesehen, wie er eine treue Hauselfe rausgeworfen hat, weil sie mit dem Dunklen Mal in Verbindung gebracht wurde - das zeigt dir doch, wie er ist? Crouchs vterliche Zuneigung ging nur so weit, dass er dafr sorgte, dass seinem Sohn der Prozess gemacht wurde, und nach allem, was man hrt, war dieser Prozess nicht viel mehr als eine gute Gelegenheit fr Crouch, zu zeigen, wie sehr er seinen Sohn hasste ... danach schickte er ihn direkt nach Askaban. Er hat seinen eigenen Sohn den Dementoren ausgeliefert?, fragte Harry leise. Ja, allerdings, sagte Sirius und wirkte nun keineswegs mehr amsiert. Ich hab gesehen, wie ihn die Dementoren reinbrachten, ich hab sie durch die Gitter meiner Zellentrgenau beobachtet. Er konnte nicht lter als neunzehn gewesen sein. Sie steckten ihn in eine Zelle in der Nhe von meiner. Als es Nacht wurde, schrie er nach seiner Mutter. Nach ein paar Tagen allerdings wurde er ruhiger ... irgendwann sind sie alle verstummt ... nur hin und wieder schrien sie im Schlaf ... Fr kurze Zeit war die Abgestumpftheit in Sirius' Blick deutlich wie nie zu sehen, so als htten sich Stahltren hinter seinen Augen geschlossen. Also ist er immer noch in Askaban?, sagte Harry. Nein, sagte Sirius matt. Nein, er ist nicht mehr dort. Er starb, ungefhr ein Jahr nachdem sie ihn eingeliefert hatten. Er ist gestorben? Er war nicht der Einzige, sagte Sirius bitter. Die meisten dort drin werden wahnsinnig und viele hren schlielich einfach auf zu essen. Sie verlieren ihren Lebenswillen. Man wusste immer, wann einer sterben wrde, denn die Dementoren sprten es und wurden erregt. Dieser Junge sah schon recht krnklich aus, als er eingeliefert wurde. Da Crouch ein wichtiger Mann im Ministerium war, durften er und seine Frau ihn am Totenbett besuchen. Das war das letzte Mal, dass ich Barty Crouch gesehen hab; er musste seine Frau praktisch an meiner Zelle vorbeitragen. Offenbar ist sie dann auch gestorben, kurz danach. Verzweiflung. Sie ist dahingesiecht, genau wir ihr Junge. Crouch hat die Leiche seines Sohnes nicht einmal abgeholt. Die Dementoren haben ihn drauen vor der Festung begraben, ich hab sie dabei beobachtet. Sirius warf das Brotstck, das er gerade zum Mund gehoben hatte, beiseite, setzte die Flasche Krbissaft an die Lippen und leerte sie in schnellen Zgen. Der alte Crouch hat also alles verloren, genau in dem Augenblick, da er glaubte, es endlich geschafft zu haben,fuhr er fort und wischte sich mit dem Handrcken ber den Mund. Da ist er ein Held, drauf und dran, Zaubereiminister zu werden ... kurz darauf stirbt sein Sohn, stirbt seine Frau, der gute Name gert in Verruf, und wie ich seit meiner Flucht gehrt habe, hat auch seine Beliebtheit rapide abgenommen. Als der Junge schlielich tot war, empfanden die Leute ein wenig mehr Mitgefhl fr ihn und fingen an zu fragen, wie ein junger Bursche aus einer angesehenen Familie auf solche Abwege geraten konnte. So konnte Cornelius Fudge den Chefposten erobern und Crouch hat man in die Abteilung fr Internationale Magische Zusammenarbeit abgeschoben. Ein langes Schweigen trat ein. Harry rief sich in Erinnerung, wie Crouchs Augen hervorgequollen waren, als er auf seine ungehorsame Hauselfe hinabgesehen hatte. Das musste der Grund sein, weshalb Crouch so berzogen streng reagiert hatte, nachdem sie Winky im Wald unter dem Dunklen Mal gefunden hatten. Der Vorfall hatte ihn an seinen Sohn erinnert, an den alten Skandal und seinen Gesichtsverlust im Ministerium. Moody behauptet, Crouch sei davon besessen, schwarze Magier zu fangen, bemerkte Harry. Ja, wie ich hre, ist es bei ihm fast ein Wahn geworden, sagte Sirius. Wenn du mich fragst, glaubt er immer noch, er knnte seine frhere Beliebtheit bei den Leuten zurckgewinnen, wenn er nur wieder einen Todesser fngt. Und er hat sich in Hogwarts eingeschlichen und Snapes Bro durchsucht!, sagte Ron und versetzte Hermine einen triumphierenden Blick. Ja, und das ergibt berhaupt keinen Sinn, entgegnete Sirius. Tut es sehr wohl!, sagte Ron aufgeregt. Doch Sirius schttelte den Kopf. Hr zu, wenn CrouchSnape nachspren will, warum kommt er dann nicht als Richter zum Turnier? Das wre doch die beste Begrndung dafr, Hogwarts regelmige Besuche abzustatten und ihn im Auge zu behalten. Dann glaubst du auch, dass Snape irgendwas ausheckt?, fragte Harry, doch Hermine redete dazwischen. Hr mal, egal was du sagst, Dumbledore jedenfalls vertraut Snape - Nun lass das doch, Hermine, sagte Ron ungeduldig. Natrlich wei ich, dass Dumbledore ein brillanter Kopf ist und so weiter, aber das heit nicht, dass ein wirklich gerissener schwarzer Magier ihn nicht tuschen knnte - Und warum hat dann Snape Harry im ersten Schuljahr das Leben gerettet? Warum hat er ihn nicht einfach sterben lassen? Keine Ahnung - vielleicht dachte er, Dumbledore wrde ihn rauswerfen - Was meinst du, Sirius?, sagte Harry laut. Ron und Hermine hrten auf sich zu kabbeln und lauschten. Bei dem, was ihr beide sagt, ist wohl jeweils was Wahres dran, sagte Sirius und sah Ron und Hermine nachdenklich an. Seit ich rausgefunden habe, dass Snape hier unterrichtet, frage ich mich, warum Dumbledore ihn eingestellt hat. Die dunklen Knste haben Snape immer schon fasziniert, in der Schule wusste das jeder. Ein schleimiger, liger, fetthaariger Bengel war er, fgte Sirius hinzu, und Harry und Ron grinsten sich an. Als Snape in die Schule kam, beherrschte er mehr Flche als die Hlfte der Schler im siebten Jahr, und er gehrte zu einer Bande von Slytherins, die sich spter fast alle als Todesser erwiesen. Sirius hielt die Finger in die Hhe und begann Namen abzuzhlen. Rosier und Wilkes - beide wurden ein Jahr vor Voldemorts Sturz von Auroren gettet. Die Lestranges - einEhepaar - sitzen in Askaban. Avery - wie ich hre, hat er sich aus der Schlinge gezogen, indem er behauptete, er habe unter dem Einfluss des Imperius-Fluchs gehandelt - er ist noch auf freiem Fu. Doch soweit ich wei, wurde Snape nie beschuldigt, ein Todesser zu sein - aber das heit natrlich nicht viel. Viele von ihnen wurden nie gefasst. Und Snape ist sicher klug und gerissen genug, nicht in irgendwelche Schwierigkeiten hineinzutappen. Snape kennt Karkaroff ziemlich gut, aber das will er unter der Decke halten, sagte Ron. Jaah, du httest Snapes Gesicht sehen sollen, als er gestern in Zaubertrnke aufgetaucht ist!, fgte Harry rasch hinzu. Karkaroff wollte mit Snape reden, er behauptete, Snape sei ihm aus dem Weg gegangen. Er sah jedenfalls ziemlich panisch aus. Dann hat er Snape etwas auf seinem Arm gezeigt, aber ich konnte nicht sehen, was es war. Er hat Snape etwas auf seinem Arm gezeigt?, fragte Sirius offensichtlich verblfft. Nachdenklich fuhr er sich mit den Fingern durch sein verschmutztes Haar, dann zuckte er die Achseln. Ich hab keine Ahnung, was das bedeuten soll ... aber wenn Karkaroff aufrichtig besorgt ist und er zu Snape geht, um sich Rat zu holen ... Sirius starrte auf die Hhlenwand, dann zog er eine verdrieliche Grimasse. Es bleibt dabei, Dumbledore vertraut Snape, und ich wei, dass Dumbledore noch vertrauensselig ist, wo andere lngst misstrauisch sind, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er Snape in Hogwarts unterrichten liee, wenn Snape je fr Voldemort gearbeitet htte. Warum sind Moody und Crouch dann so scharf darauf, Snapes Bro zu durchsuchen?, bohrte Ron nach. Na ja, sagte Sirius bedchtig, ich wrde es Mad-Eye durchaus zutrauen, dass er smtliche Lehrerbros durch-sucht hat, als er nach Hogwarts kam. Er nimmt die Verteidigung gegen die dunklen Knste schon sehr ernst, der gute Moody. Ich bin mir nicht mal sicher, ob er berhaupt jemandem vertraut, und nach allem, was er erlebt hat, wundert mich das nicht. Eins halte ich Moody jedoch zugute, er hat nie gettet, wenn es sich vermeiden lie. Hat die Leute immer lebend abgeliefert. Er war hart, aber er hat nie die Mittel der Todesser angewandt. Crouch jedoch ... ist ein anderer Typ ... ist er wirklich krank? Wenn das stimmt, warum hat er sich dann aufgerafft und sich in Snapes Bro geschleppt? Und wenn nicht ... was hat er vor? Was war denn so wichtig, dass er bei der Weltmeisterschaft nicht in die Ehrenloge kommen konnte? Was hat er getrieben, whrend er als Richter beim Turnier gebraucht wurde? Sirius, den Blick immer noch starr auf die Hhlenwand gerichtet, verfiel in Schweigen. Seidenschnabel scharrte auf dem steinigen Boden nach Knochen, die er vielleicht bersehen hatte. Schlielich blickte Sirius zu Ron auf. Du sagst, dein Bruder ist Crouchs persnlicher Assistent? Vielleicht knntest du ihn fragen, ob er Crouch in letzter Zeit gesehen hat? Ich kann's versuchen, sagte Ron mit zweifelnder Miene. Sollte aber mglichst nicht so klingen, als wrde ich vermuten, Crouch wrde irgendein faules Ei ausbrten. Percy liegt Crouch zu Fen. Und wenn du schon dabei bist, knntest du versuchen herauszufinden, ob sie irgendeine Spur von Bertha Jorkins gefunden haben, setzte Sirius hinzu und deutete auf die andere Ausgabe des Tagespropheten. Bagman hat mir gesagt, dass sie immer noch im Dunkeln tappen, sagte Harry. Ja, er wird in diesem Artikel hier zitiert, sagte Sirius mit einem Kopfnicken zur Zeitung hin. Lstert ber Berthasschlechtes Gedchtnis. Vielleicht hat sie sich seit damals verndert, aber die Bertha, die ich kannte, war berhaupt nicht vergesslich - ganz im Gegenteil. Sie war kein groes Licht, aber sie hatte ein glnzendes Gedchtnis fr Klatsch und Tratsch. Hat sich damals regelmig in groe Schwierigkeiten gebracht, weil sie nie wusste, wann es besser war, den Mund zu halten. Ich knnte mir vorstellen, dass sie fr das Zaubereiministerium eine ziemliche Belastung war ... vielleicht hat sich Bagman deshalb so lange nicht darum geschert, sie suchen zu lassen ... Sirius lie einen mchtigen Seufzer hren und rieb sich die dunkel umringten Augen. Wie spt ist es? Harry sah auf die Uhr, dann fiel ihm ein, dass sie nicht mehr ging, seit sie eine Stunde unter Wasser gewesen war. Es ist halb vier, sagte Hermine. Ihr geht jetzt am besten zurck in die Schule, sagte Sirius und erhob sich. Und hrt mal ..., er sah Harry besonders eindringlich an - ich will nicht, dass ihr euch allzu oft aus der Schule schleicht, um mich zu besuchen, verstanden? Schickt mir einfach Nachrichten hier hoch. Ich will weiterhin von allen merkwrdigen Vorfllen erfahren. Aber ihr solltet Hogwarts nicht ohne Erlaubnis verlassen, das wre die beste Gelegenheit fr jemanden, euch anzugreifen. Bisher hat keiner versucht mich anzugreifen, auer einem Drachen und einer Hand voll Grindelohs, sagte Harry. Doch Sirius sah ihn stirnrunzelnd an. Das hat nichts zu sagen ... ich werd erst aufatmen knnen, wenn dieses Turnier vorbei ist, und das ist erst im Juni. Und brigens, wenn ihr unter euch ber mich redet, dann nennt mich Schnuffel, ja? Er reichte Harry das leere Serviettenbndel und die Flasche und ging nach hinten, um sich mit einem Ttscheln von Seidenschnabel zu verabschieden. Ich lauf mit euch biszum Dorfrand, sagte Sirius, mal sehen, ob ich noch 'ne Zeitung abstauben kann. Bevor sie die Hhle verlieen, verwandelte er sich in den groen schwarzen Hund, und sie stiegen mit ihm zusammen den Berghang hinunter, durchquerten das gerllberste Grasland und erreichten schlielich das Gatter. Hier lie er sich von jedem kurz den Kopf kraulen, dann rannte er, einen gBogen um die Auslufer des Dorfes einschlagend, davon. Harry, Ron und Hermine machten sich auf den Weg zurck nach Hogsmeade und hoch nach Hogwarts. Ich frag mich, ob Percy all diese Geschichten ber Crouch kennt, sagte Ron, whrend sie den Torweg zum Schloss entlanggingen. Aber vielleicht ist es ihm vllig egal ... er wrde Crouch dann womglich nur noch mehr bewundern. Ja, Percy ist vernarrt in Vorschriften. Er wrde einfach sagen, Crouch habe sich geweigert, sie fr seinen eigenen Sohn zu brechen. Percy wrde nie jemanden aus seiner eigenen Familie den Dementoren ausliefern, sagte Hermine streng. Ich wei nicht recht, sagte Ron. Wenn er glaubte, wir wrden seiner Karriere im Weg stehen ... Percy ist richtig ehrgeizig, weit du ... Sie gingen die steinernen Stufen zur Eingangshalle hoch, wo ihnen schon die kstlichen Dfte aus der Groen Halle entgegenwehten. Armer alter Schnuffel, sagte Ron gensslich einatmend. Er muss dich wirklich mgen, Harry ... stell dir vor, du msstest von Ratten leben. ~Mr Crouchs Wahn Harry, Ron und Hermine stiegen nach dem Frhstck am Sonntagmorgen hoch in die Eulerei. Wie von Sirius vorgeschlagen, hatten sie einen Brief an Percy dabei, in dem sie ihn fragten, ob er in letzter Zeit Mr Crouch gesehen habe. Weil Hedwig schon lange keinen Auftrag mehr bekommen hatte, gaben sie ihr den Brief mit. Vom Eulereifenster aus beobachteten sie, wie Hedwig davonflog, dann gingen sie hinunter in die Kche, um Dobby die neuen Socken zu schenken. Die Hauselfen begrten sie mit freudigem Hallo, sie verbeugten sich, machten Knickse und wuselten dann gleich wieder davon, um Tee zu kochen. Dobby war hin und weg von seinem Geschenk. Harry Potter ist viel zu gut zu Dobby!, quiekte er und wischte sich groe Trnen aus seinen gewaltigen Augen. Du hast mir mit diesem Dianthuskraut das Leben gerettet, Dobby, und das meine ich ernst, sagte Harry. Habt ihr vielleicht noch ein Eclair brig?, sagte Ron zu den strahlenden und sich verbeugenden Hauselfen. Du hast doch eben erst gefrhstckt!, entrstete sich Hermine, doch schon schwebte, getragen von vier Elfen, eine groe silberne Platte mit Eclairs auf sie zu. Wir brauchen auch noch was zu futtern fr Schnuffel, murmelte Harry. Gute Idee, sagte Ron. Dann hat Pig wenigstens was zu tun. Habt ihr vielleicht noch was zum Mitnehmen fr uns?,sagte er zu den umstehenden Hauselfen, und wieder verneigten sie sich belustigt und eilten davon. Dobby, wo steckt Winky?, sagte Hermine und sah sich in der Kche um. Winky ist dort drben beim Herd, Miss, sagte Dobby leise und lie ein wenig die Ohren hngen. Meine Gte, sagte Hermine, als sie Winky erkannte. Auch Harry sah hinber zum Herd. Winky sa auf demselben Stuhl wie letztes Mal, doch sie war so heruntergekommen und schmutzig, dass sie vor den rauchgeschwrzten Ziegelsteinen nicht auf den ersten Blick zu erkennen war. Ihre Kleider waren zerlumpt und voll gekleckert. Sie umklammerte eine Flasche Butterbier und stierte, ein wenig auf ihrem Stuhl schwankend, unverwandt ins Feuer. Und in diesem Moment packte sie ein offenbar heftiger Schluckauf. Winky ist inzwischen bei sechs Flaschen am Tag, wisperte Dobby Harry zu. Na ja, das Zeug ist nicht besonders stark, sagte Harry. Aber Dobby schttelte den Kopf. Fr einen Hauselfen ist es stark, Sir. Winky hickste erneut. Die Elfen, die die Eclairs gebracht hatten und jetzt wieder an die Arbeit zurckkehrten, versetzten ihr missbilligende Blicke. Winky hat Sehnsucht, Harry Potter, flsterte Dobby traurig. Winky will nach Hause. Winky glaubt immer noch, dass Mr Crouch ihr Meister ist, Sir, und Dobby kann sagen, was er will, sie wird nie Professor Dumbledore als ihren neuen Meister annehmen. Hey, Winky, sagte Harry, dem pltzlich eine Idee gekommen war. Er ging hinber und beugte sich zu ihr hinunter. Du weit nicht zufllig, wie es Mr Crouch geht? Er lsst sich nmlich als Richter beim Trimagischen Turnier nicht blicken. Winkys Augen flackerten. Ihre riesigen Pupillen stellten sich auf Harry scharf. Sie schwankte noch ein wenig, dann lallte sie: M-meister kommt - hicks - nicht mehr? Nein, sagte Harry, wir haben ihn seit der ersten Runde nicht mehr gesehen. Der Tagesprophet schreibt, er sei krank. Winky schwankte ein wenig heftiger und sah Harry mit trben Augen an. Meister - hicks - krank? Ihre Unterlippe begann zu zittern. Aber wir sind nicht sicher, ob das stimmt, sagte Hermine rasch. Meister braucht seine - hicks - Winky!, wimmerte die Elfe. Meister kann nicht - hicks - alles - hicks - allein schaffen ... Andere Leute schaffen es sehr wohl, ihre Hausarbeit selbst zu erledigen, Winky, belehrte sie Hermine. Winky - hicks - ist nicht die Einzige - hicks - die im Haus von Mr Crouch arbeitet!, piepste Winky entrstet, begann nun gefhrlich zu schwanken und verschttete Butterbier ber ihre ohnehin schon sehr fleckige Bluse. Meister - hicks - vertraut Winky - hicks - das Wichtigste -hicks - das Geheimste an - Was denn?, sagte Harry. Doch Winky schttelte ganz energisch den Kopf und bespritzte sich erneut mit Butterbier. Winky bewahrt - hicks - die Geheimnisse ihres Meisters, sagte sie trotzig und sah jetzt unter halsbrecherischem Schwanken und mit finster gekreuztem Blick zu Harry hoch. Du - hicks - du willst spionieren, du. So darf Winky nicht zu Harry Potter sprechen!, sagte Dobby erzrnt. Harry Potter ist edel und tapfer und Harry Potter spioniert nicht! Er will - hicks - das ganz geheime Geheimnis - hicks -meines Meisters - hicks - ausspionieren - hicks - Winky isteine gute Hauselfe - hicks - Winky ist stumm wie ein Fisch -hicks - wenn jemand kommt und - hicks - stbert und schnffelt - hicks - Winkys Augenlider klappten pltzlich zu, sie glitt von ihrem Stuhl herunter, blieb vor dem Herd liegen und begann laut zu schnarchen. Die leere Flasche Butterbier rollte ber den steingefliesten Boden davon. Ein halbes Dutzend Hauselfen kam mit angewiderten Blicken herbeigeeilt. Einer hob die Flasche auf, die anderen deckten Winky mit einem groen karierten Tischtuch zu und stopften es fest unter ihren Krper, so dass sie nicht mehr zu sehen war. Verzeihung bitte, dass Sie so etwas mit ansehen mussten, Sirs und Miss!, quiekte einer der Elfen und schttelte mit tief beschmter Miene den Kopf. Wir hoffen, dass Sie uns nicht nach Winky beurteilen, Sirs und Miss! Sie ist unglcklich!, sagte Hermine aufgebracht. Warum deckt ihr sie einfach zu und versucht nicht mal, sie aufzumuntern? Ich bitte um Verzeihung, Miss, piepste der Hauself mit einer tiefen Verbeugung, aber Hauselfen haben kein Recht, unglcklich zu sein, wenn Arbeit zu tun ist und ihre Meister bedient werden mssen. Oh, um Himmels willen!, sagte Hermine wtend. Hrt mir mal gut zu, ihr alle! Ihr habt genauso gut das Recht wie Zauberer, unglcklich zu sein! Ihr habt ein Recht auf Bezahlung und Urlaub und richtige Kleidung, ihr msst nicht alles tun, was man euch sagt - schaut euch Dobby an! Miss, bitte halten Sie Dobby da raus, murmelte Dobby mit ngstlicher Miene. Das frhliche Lcheln war von den Gesichtern der Hauselfen ringsum verschwunden. Pltzlich sahen sie Hermine an, als wre sie verrckt und gefhrlich. Hier ist noch viel mehr zu essen!, quiekte eine Elfe an Harrys Ellbogen und stemmte ihm ein Dutzend Kuchen-stcke, ein paar pfel und Birnen und; einen groen Schinken in die Arme. Auf Wiedersehen! Die Hauselfen scharten sich jetzt dicht um Harry, Ron und Hermine, drckten ihnen viele kleine Hnde ins Kreuz und begannen sie aus der Kche zu schubsen. Danke fr die Socken, Harry Potter!, rief Dobby niedergeschlagen vom Herd herber, wo er neben der in das zerschlissene Tischtuch gewickelten Winky stand. Httest du nicht wenigstens einmal den Mund halten knnen, Hermine?, sagte Ron zornig, als die Kchentr hinter ihnen zugeschlagen war. Die wollen uns sicher nie wieder hier unten sehen! Wir htten vielleicht noch mehr ber Crouch aus Winky rauskitzeln knnen! Oh, als ob dich das kmmern wrde!, feixte Hermine. Du kommst doch nur wegen des Essens hier runter! Den Rest des Tages herrschte eine! eigentmlich gereizte Stimmung. Harry war es so leid, dass sich Ron und Hermine bei den Hausaufgaben im Gemeinschaftsraum stndig angifteten, dass er an diesem Abend allein mit Sirius' Esspaket in die Eulerei hochstieg. Pigwidgeon war viel zu klein, um einen ganzen Schinken allein den Berg hochfliegen zu knnen, deshalb verpflichtete Harry zustzlich noch zwei Hbichtskuze der Schule. Als das sehr merkwrdige Trio mit dem groen Paket unter sich in die Dmmerung hineingeflogen war, lehnte sich Harry aus dem Fenster und lie den Blick ber das Land schweifen, ber die dunklen, rauschenden Baumspitzen des Verbotenen Waldes und die sich im Wind kruselnden Segel des Schiffs von Durmstrang. Ein Uhu flog durch den Rauchfaden, der sich aus Hagrids Kamin emporkringelte; er segelte auf das Schloss zu, um did Eulerei herum und verschwand. Harry schaute hinunter und sah Hagrid vor seiner Htte mit krftigen Schlgen der Hacke ein Stck Erde um-graben; offenbar wollte er ein neues Gemsebeet anlegen. Jetzt konnte er beobachten, wie Madame Maxime aus ihrer Kutsche stieg und zu Hagrid hinberging. Es sah so aus, als wollte sie ihn in ein Gesprch verwickeln. Hagrid sttzte sich auf seine Hacke, schien jedoch nicht erpicht, sich lnger mit ihr zu unterhalten, denn Madame Maxime kehrte nach kurzer Zeit zu ihrer Kutsche zurck. Harry hatte keine Lust, in den Gryffindor-Turm zu gehen und zu hren, wie sich Ron und Hermine gegenseitig anfauchten, und so sah er Hagrid eine Weile beim Umgraben zu, bis ihn die Dunkelheit verschluckte und die Eulen ringsum allmhlich erwachten und an Harry vorbei in die Nacht flatterten. Beim Frhstck am nchsten Tag war die schlechte Laune von Ron und Hermine endgltig verflogen, und Rons dstere Prophezeiung, die Hauselfen wrden jetzt nur noch miserables Essen an den Gryffindor-Tisch schicken, weil Hermine sie gekrnkt hatte, erwies sich als falsch; Schinken, Eier und Lachs waren genauso gut wie immer. Als die Eulen kamen, sah Hermine auf, offenbar erwartete sie Post. Percy wird noch keine Zeit gehabt haben zu antworten, sagte Ron. Wir haben Hedwig doch erst gestern losgeschickt. Nein, das ist es nicht, sagte Hermine. Ich hab den Tagespropheten abonniert, weil es mir langsam stinkt, dass wir alles von den Slytherins erfahren mssen. Gute Idee!, sagte Harry und sah nun ebenfalls hoch zu den Eulen. Hey, Hermine, ich glaub, du hast Glck - Ein Steinkauz segelte auf Hermine zu. Der hat aber keine Zeitung, sagte sie mit enttuschterMiene. Er - Doch zu ihrer Verblffung landete der Steinkauz vor ihrem Teller, dicht gefolgt von vier Schleiereulen, einer Sumpfohreule und einem Waldkauz. Wie viele Abos hast du eigentlich bestellt?, fragte Harry und griff nach Hermines Becher, bevor er von der flgelschlagenden Eulenschar umgeworfen wurde, die alle auf Hermine zudrngelten, weil jede ihren Brief als Erste abliefern wollte. Was um Himmels willen -?, sagte Hermine, nahm dem Steinkauz den Brief ab, ffnete ihn und begann zu lesen. Was soll das denn!, stie sie hervor und lief rot an. Was ist?, fragte Ron. Das ist - nein, wie lcherlich -, sie klatschte Harry den Brief in die Hand, der nun sah, dass er nicht handgeschrieben, sondern mit ausgeschnittenen Buchstaben, offenbar aus dem Tagespropheten, zusammengeklebt war. Du bist ein BsEs MdchEN, HaRRy PottEr verDienT eineBesserE. VerSchwinde daHin wo du herKommst mUggel. Die sind alle so!, sagte Hermine verzweifelt und ffnete einen Brief nach dem anderen. >Du hast Harry Potter nicht verdient ...< - >Dich sollte man in Froschlaich kochen ...< Autsch! Sie hatte den letzten Brief geffnet und gelblich grne Flssigkeit, die stark nach Benzin roch, spritzte ihr ber die Hnde, auf denen sofort groe gelbe Blasen aufquollen. Unverdnnter Bubotubler-Eiter!, sagte Ron, hob mit spitzen Fingern den Umschlag auf und roch daran. Au!, wimmerte Hermine, und ihre Augen fllten sich mit Trnen, whrend sie versuchte, den Eiter mit einer Serviette von ihren Hnden zu wischen, doch ihre Finger wa-ren nun so dicht mit schmerzhaften Geschwlsten bedeckt, dass es aussah, als trage sie ein Paar dicke, ausgebeulte Handschuhe. Du gehst am besten in den Krankenflgel, sagte Harry, whrend die Eulen um Hermine eine nach der anderen davonflogen, wir sagen dann Professor Sprout, wo du abgeblieben bist ... Ich hab sie gewarnt!, sagte Ron, als Hermine, die Hnde schtzend unter dem Umhang versteckt, aus der Groen Halle eilte. Ich hab ihr gesagt, sie soll Rita Kimmkorn nicht rgern! Sieh dir den hier an ... Er nahm einen der Briefe, die Hermine zurckgelassen hatte, und las ihn vor: >In der Hexenwoche hab ich gelesen, was fr ein falsches Spiel du mit Harry Potter treibst, und dieser Junge hat es doch schwer genug gehabt, und ich werde dir mit der nchsten Post einen Fluch schicken, sobald ich einen Umschlag finde, der gro genug ist.< Zum Teufel, sie sollte gut auf sich aufpassen. Hermine erschien nicht zu Kruterkunde. Als Harry und Ron das Gewchshaus verlieen und sich auf den Weg zu Pflege magischer Geschpfe machten, sahen sie Malfoy, Crabbe und Goyle die Steintreppe vor dem Schloss herunterkommen. Hinter ihnen wisperte und giggelte Pansy Parkinson mit ihrer Bande Slytherin-Mdchen. Als Pansy Harry erkannte, rief sie: Potter, hast du dich von deiner Liebsten getrennt? Warum war sie denn beim Frhstck so durch den Wind? Harry wrdigte sie keines Blickes; er wollte ihr nicht auch noch die Genugtuung gnnen zu erfahren, wie viel rger der Artikel in der Hexenwoche verursacht hatte. Hagrid, der ihnen in der letzten Stunde verkndet hatte, dass sie mit den Einhrnern fertig seien, erwartete sie vor der Htte mit einer neuen Sammlung offener Kisten zu sei-nen Fen. Harrys Laune verschlechterte sich beim Anblick der Kisten noch mehr - das war doch nicht etwa eine frische Krterbrut? Doch als er nahe genug war, konnte er in den Kisten flaumige schwarze Geschpfe mit langen Schnauzen erkennen. Ihre Vorderpfoten waren eigentmlich flach, wie Spaten, und als sie zu der Schlerschar hochblinzelten, wirkten sie ob all dieser Aufmerksamkeit milde verdutzt. Das sind Niffler, verkndete Hagrid, als sich die Klasse im Kreis aufgestellt hatte. Man findet sie meist unten in Bergwerksstollen. Sie stehn auf Glitzerzeug ... da seht ihr's. schon. Ein Niffler war pltzlich hochgeschnellt, umklammerte Pansy Parkinsons Arm und versuchte ihr die Uhr vom Handgelenk zu beien. Kreischend stolperte sie ein paar Schritte zurck. Ntzliche kleine Schatzsucher, sagte Hagrid glcklich. Dachte, wir machen uns heut 'nen lustigen Vormittag mit denen. Seht ihr das dort drben? Er deutete auf das groe Stck frisch umgegrabener Erde, auf dem ihn Harry vom Eulereifenster aus hatte arbeiten sehen. Ich hab dort 'n paar Goldmnzen vergraben. Wessen Niffler nachher die meisten Goldmnzen ausgrbt, kriegt von mir 'nen Preis. Ihr msst nur eure Wertsachen ablegen, dann sucht ihr euch 'nen Niffler aus und macht euch bereit, sie loszulassen. Harry nahm seine Uhr ab, die er nur noch aus Gewohnheit trug, und steckte sie in die Tasche. Dann hob er einen Niffler aus der Kiste. Der Niffler steckte seine lange Schnauze in Harrys Ohr und schnffelte begeistert. Ein wirklich kuscheliges Geschpf. Wartet mal, sagte Hagrid und sah hinunter in die Kiste, da ist noch 'n Niffler brig ... wer fehlt hier? Wo ist Hermine? Sie muss sich verarzten lassen, sagte Ron. Erklren wir dir spter, murmelte Harry; Pansy Parkinson hatte die Ohren gespitzt. So viel Spa hatten sie in Pflege magischer Geschpfe mit Abstand noch nicht gehabt. Die Niffler tauchten in das Stck Erde ein und wieder daraus auf, als ob es ein Teich wre, dann trippelte jeder zu dem Schler zurck, der ihn losgelassen hatte, und spuckte ihm Gold in die Hnde. Rons Niffler war besonders tchtig; bald hatte er seinen ganzen Scho mit Goldmnzen gefllt. Kann man die auch als Haustiere kaufen, Hagrid?, meinte er begeistert, whrend der Niffler sich schon wieder in die Erde strzte und Rons Umhang mit Dreck bespritzte. Da wr deine Mum aber nich so glcklich, Ron, grinste Hagrid, die bringen ganze Huser zum Einsturz, diese Niffler. Ich schtze, sie haben jetzt fast alle, fgte er hinzu und ging um das Stck Erde herum, whrend die Niffler eifrig weitertauchten. Ich hab doch nur hundert Mnzen vergraben. Oh, da bist du ja, Hermine! Hermine kam ber den Rasen auf sie zu. Ihre Hnde waren rundum bandagiert und sie sah elend aus. Pansy Parkinson beobachtete sie mit glnzenden Knopfaugen. Gut, schauen wir mal, wie ihr abgeschnitten habt!, sagte Hagrid. Zhlt eure Mnzen! Und es hat keinen Zweck zu stehlen, Goyle, fgte er hinzu, die kferschwarzen Augen zu Schlitzen verengt. Das ist Leprechan-Gold. Lst sich nach 'n paar Stunden auf. Mit mrrisch verzogenem Mund leerte Goyle seine Taschen. Wie sich herausstellte, war Rons Niffler der Tchtigste gewesen, und Hagrid berreichte ihm als Preis einen Riesenriegel Schokolade aus dem Honigtopf. Glockengelut wehte ber das Land und rief sie zum Mittagessen; Harry, Ron und Hermine blieben noch kurz da, um Hagrid zu hel-fen, die Niffler in die Kisten zu stecken, whrend der Rest der Klasse zum Schloss ging. Harry fiel auf, dass Madame Maxime sie von ihrem Kutschenfenster aus beobachtete. Was hast du mit deinen Hnden gemacht, Hermine?, fragte Hagrid besorgt. Hermine erzhlte ihm von der Hasspost, die sie am Morgen bekommen hatte, und von dem Umschlag voller Bubo-tubler-Eiter. Aaach, mach dir keine Sorgen, sagte Hagrid und sah sie freundlich lchelnd an. Nach dem, was diese Rita Kimm-korn ber meine Mutter geschrieben hat, hab ich auch 'n paar von diesen Briefen gekriegt. >Du bist ein Monster und man sollte dich erlegen.< - >Deine Mutter hat unschuldige Menschen gettet, und wenn du nur einen Funken Anstand httest, wrdest du in den See springen.< Nein!, rief Hermine entsetzt. Ja, besttigte Hagrid und trug die Niffler-Kisten hinber zur Httenwand. Sind doch nur Spinner, Hermine. Wenn du noch mehr von diesen Briefen kriegst, mach sie blo nicht auf. Wirf sie einfach ins Feuer. Da hast du mal eine wirklich gute Unterrichtsstunde verpasst, meinte Harry auf dem Rckweg zu Hermine gewandt. Sind doch toll, diese Niffler, oder, Ron? Ron jedoch stierte mit finsterem Blick auf die Schokolade, die Hagrid ihm geschenkt hatte. Aus irgendeinem Grund schien er schwer sauer zu sein. Was ist los?, sagte Harry. Stimmt was nicht mit der Schokolade? Nein, sagte Ron brsk. Warum hast du mir nichts von dem Gold erzhlt? Welchem Gold?, fragte Harry. Von dem Gold, das ich dir bei der Quidditch-Weltmeis-terschaft gegeben hab, sagte Ron. Dem Leprechan-Goldfr mein Omniglas. In der Ehrenloge. Warum hast du mir nicht gesagt, dass es sich aufgelst hat? Harry musste einen Augenblick nachdenken, bis er begriff, wovon Ron eigentlich redete. Oh ..., sagte er, als er sich endlich erinnerte. Keine Ahnung ... hab gar nicht bemerkt, dass es verschwunden ist. Ich hab mir eher Sorgen um meinen Zauberstab gemacht, verstehst du? Sie stiegen die Treppe zum Schloss hoch und gingen in die Groe Halle zum Mittagessen. Muss schn sein, sagte Ron unvermittelt, als sie sich gesetzt hatten und ihre Teller mit Roastbeef und Yorkshire-Pudding beluden. So viel Geld zu haben, dass du nicht einmal merkst, wenn eine Tasche voll Galleonen einfach verschwindet. Hr zu, ich hatte in dieser Nacht andere Dinge im Kopf!, sagte Harry ungeduldig. Wir alle, weit du noch? Ich wusste nicht, dass sich Leprechan-Gold auflst, murmelte Ron. Ich dachte, ich htte bezahlt, was ich dir geschuldet hab. Du httest mir diesen Chudley-Cannons-Hut nicht zu Weihnachten schenken sollen. Vergiss es, ja?, sagte Harry. Ron spiete mit der Gabel eine Bratkartoffel auf und starrte sie missmutig an. Dann sagte er: Ich hasse es, arm zu sein. Harry und Hermine sahen sich an. Sie wussten beide nicht recht, was sie darauf sagen sollten. Alles Unsinn, sagte Ron und starrte immer noch seine Kartoffel an. Ich mach Fred und George jedenfalls keinen Vorwurf, weil sie versuchen, nebenher ein wenig Geld zu verdienen. Wenn ich's nur selbst knnte. Wenn ich nur einen Niffler htte. Schn, dann wissen wir ja, was wir dir das nchste Mal zuWeihnachten schenken, sagte Hermine mit einem breiten Lcheln. Doch als Ron weiterhin eine triste Miene machte, fgte sie hinzu: Komm schon, Ron, dir geht's nicht schlecht. Wenigstens sind deine Finger nicht voller Eiter. Hermine hatte einige Schwierigkeiten, mit Messer und Gabel zu hantieren, da ihre Finger stocksteif und geschwollen waren. Ich hasse diese Kimmkorn-Tante!, brach es zornig aus ihr hervor. Das zahl ich ihr heim, und wenn es das Letzte ist, was ich tue! Auch in der Woche darauf bekam Hermine immer wieder Hasspost. Zwar befolgte sie Hagrids Ratschlag und ffnete sie nicht mehr, doch einige der Hermine-Hasser schickten ihr Heuler, die am Gryffindor-Tisch explodierten und sie, fr alle hrbar, mit schrillen Beschimpfungen berhuften. Selbst wer nicht die Hexenwoche las, erfuhr jetzt alles ber die angebliche Dreiecksgeschichte Harry-Krum-Hermine. Harry war schon vllig entnervt, weil er den Leuten stndig erklren musste, dass er mit Hermine nur befreundet war und nichts weiter. Glaub mir, das wird sich legen, versicherte er Hermine, wenn wir einfach drber hinweggehen ... was sie das letzte Mal ber mich geschrieben hat, fanden die Leute mit der Zeit auch langweilig - Ich will aber wissen, wie sie vertrauliche Gesprche belauschen kann, wo sie doch angeblich Hausverbot hat!, fauchte Hermine zornig. Nach der nchsten Stunde Verteidigung gegen die dunklen Knste blieb sie noch kurz im Klassenzimmer zurck, um Professor Moody etwas zu fragen. Die anderen machten, dass sie wegkamen; Moody hatte sie in Zauberabwehr so scharf geprft, dass viele von ihnen an kleinen Rissen und Stichen auf ihren Armen nuckelten. Harry litt unter einemso schweren Fall von Ohrenzucken, dass er die Hnde gegen die Ohren pressen musste, als er nach drauen ging. Also, Rita benutzt jedenfalls keinen Tarnumhang!, keuchte Hermine fnf Minuten spter, als sie Harry und Ron am Fu der Marmortreppe eingeholt und Harrys Hand von einem zuckenden Ohr weggezogen hatte. Moody sagt, er habe sie bei der zweiten Runde nirgendwo in der Nhe des Richtertischs gesehen und auch nirgendwo am See! Hermine, hat es noch irgendeinen Sinn, dir zu sagen, dass du die Sache endlich aufgeben sollst?, sagte Ron. Nein!, sagte Hermine stur. Ich will wissen, wie sie mich und Viktor belauscht hat! Und wie sie von Hagrids Mutter erfahren hat! Vielleicht hat sie dich verwanzt, sagte Harry. Verwanzt?, sagte Ron verdutzt. Wie meinst du ... Flhe auf sie angesetzt oder so was? Harry begann ihm etwas von versteckten Mikrofonen und Tonbndern zu erzhlen. Ron fand es ungeheuer spannend, doch Hermine unterbrach sie. Wollt ihr beide denn nie Eine Geschichte von Hogwarts lesen? Wozu denn?, erwiderte Ron. Du kennst das Buch doch auswendig, wir mssen dich nur fragen. All die Sachen, die die Muggel als Ersatz fr Zauberei benutzen - Elektrizitt und Computer und Radar und so weiter -, die spielen in der Nhe von Hogwarts alle verrckt, es liegt einfach zu viel Magie in der Luft. Nein, Rita gebraucht einen Zauber, um uns abzuhren, sie muss ... wenn ich nur rausfinden knnte, was es ist ... und wehe, es ist gesetzwidrig, dann werd ich sie ... Haben wir denn sonst keine Sorgen?, fragte Ron. Mssen wir auch noch einen Rachefeldzug gegen Rita Kimmkorn starten? Dich hab ich doch gar nicht um Hilfe gebeten!, fauchte Hermine. Ich mach es allein! Ohne einen Blick zurck stolzierte sie die Marmortreppe hoch. Harry war sich ziemlich sicher, dass sie in die Bibliothek ging. Wetten, sie kommt mit einer Schachtel >Ich hasse Rita Kimmkorn<-Anstecker wieder?, sagte Ron. Hermine bat Harry und Ron tatschlich nicht um Hilfe fr ihren Rachefeldzug gegen Rita Kimmkorn, wofr sie beide dankbar waren, denn in den Wochen vor den Oster-ferien sthnten sie immer lauter unter einem wachsenden Berg von Arbeit. Harry bewunderte unverhohlen, wie Hermine sich ber magische Abhrverfahren kundig machen konnte und dann auch noch alles andere nebenher erledigte. Er hatte allein mit den Hausaufgaben mehr als genug zu tun, auch wenn er nie verga, regelmig Esspakete hoch zu Sirius in die Berghhle zu schicken; seit dem letzten Sommer hatte er nicht vergessen, wie es war, stndig hungrig zu sein. Er steckte Zettel fr Sirius dazu, auf denen er schrieb, dass nichts Ungewhnliches passiert sei und dass sie immer noch auf Antwort von Percy warteten. Hedwig kam erst am Ende der Osterferien zurck. Percys Brief lag in einem Pckchen mit Ostereiern, die Mrs Weasley geschickt hatte. Die fr Harry und Ron waren gro wie Dracheneier und gefllt mit hausgemachter Karamellkrem. Hermines Ei hingegen war nicht grer als das eines Hhnchens. Ihre Zge erschlafften, als sie es sah. Deine Mum liest nicht zufllig die Hexenwoche, Ron?, fragte sie leise. Doch, sagte Ron mit dem Mund voll Karamellkrem. Aber nur wegen der Rezepte. Hermine betrachtete traurig ihr kleines Ei. Willst du nicht wissen, was Percy geschrieben hat?,fragte Harry eilig. Percys Brief war knapp und in gereiztem Ton gehalten. Wie ich dem Tagespropheten andauernd mitteile, gnnt sich Mr Crouch eine wohlverdiente Ruhepause. Er schickt mir regelmig Eulen mit seinen Anweisungen. Nein, ich habe ihn tatschlich nicht gesehen, aber ich denke, man wird mir zutrauen, dass ich die Handschrift meines eigenen Vorgesetzten kenne. Im Moment habe ich zu viel zu tun, um auch noch diese lcherlichen Gerchte aus der Welt schaffen zu knnen. Bitte belstigt mich nicht mehr, auer wenn etwas Wichtiges anliegt. Frohe Ostern. Wenn es nach Ostern auf den Sommer zuging, begann Harry normalerweise hart fr das letzte Quidditch-Spiel der Saison zu trainieren. Dieses Jahr jedoch musste er sich auf die dritte und letzte Aufgabe des Trimagischen Turniers vorbereiten, doch er wusste immer noch nicht, was da auf ihn zukam. Endlich, in der letzten Maiwoche, nahm ihn Professor McGonagall nach Verwandlung kurz beiseite. Sie gehen heute Abend um neun hinunter zum Quidditch-Feld, Potter, verkndete sie ihm. Dort wird MrBag-man allen Champions die dritte Aufgabe erlutern. Und so lie Harry um halb neun Ron und Hermine im Gryffindor-Turm zurck und ging nach unten. Er durchquerte gerade die Eingangshalle, als Cedric vom Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs hochkam. Was, schtzt du, kommt diesmal dran?, fragte er Harry, whrend sie zusammen die Steintreppe hinunter und in die bewlkte Nacht hinausgingen. Fleur quasselt stndig von unterirdischen Gngen und glaubt, wir mssten einen Schatz finden. Das wr ja gar nicht so bel, sagte Harry, denn dannknnte er einfach Hagrid um einen Niffler bitten, der die Arbeit fr ihn erledigen wrde. Sie liefen den Rasenabhang zum Quidditch-Stadion hinunter und nahmen einen schmalen Durchgang zwischen den Tribnen hinaus aufs Feld. Was haben sie damit angestellt?, sagte Cedric entrstet und blieb wie angewurzelt stehen. Das Quidditch-Feld war keine ebene Rasenflche mehr. Es sah aus, als htte jemand lange, niedrige Mauern darber gezogen, die sich kreuz und quer und in engen Windungen ber das ganze Feld erstreckten. Das sind Hecken!, sagte Harry und beugte sich vor, um eine der Pflanzen unter die Lupe zu nehmen. Hallo, ihr da!, rief eine frhliche Stimme. Ludo Bagman stand mit Krum und Fleur in der Mitte des Feldes. Harry und Cedric kletterten ber die Hecken zu ihnen hinber. Fleur strahlte Harry entgegen. Seit er ihre Schwester aus dem See gezogen hatte, war sie ihm gegenber vllig verndert. Nun, was haltet ihr davon?, sagte Bagman launig, als Harry und Cedric ber die letzte Hecke gestiegen und bei den dreien angelangt waren. Die wachsen doch ganz hbsch? Noch einen Monat und Hagrid hat sie sieben Meter hochgezogen. Und macht euch keine Sorgen, fgte er grinsend hinzu, als er die nicht allzu glcklichen Mienen Harrys und Cedrics sah, ihr bekommt euer Quidditch-Feld genauso wieder, wie es war, wenn die letzte Runde vorbei ist! Nun, ihr knnt sicher erraten, was wir hier wachsen lassen? Einen Moment lang schwiegen alle. Dann - Irrgarten, knurrte Krum. Richtig!, sagte Bagman. Einen Irrgarten. Die dritte Aufgabe ist wirklich einfach. Der Trimagische Pokal wird inder Mitte des Labyrinths aufgestellt. Der erste Champion, der ihn berhrt, erhlt die volle Punktzahl. Wir mssen nur dursch den Irrgarten kommen?, fragte Fleur. Fr Hindernisse garantieren wir, sagte Bagman ausgelassen und wiegte sich auf den Fuballen. Hagrid wird uns eine Reihe von Kreaturen zur Verfgung stellen ... dann gibt es Zauber, die gebrochen werden mssen ... alles, was wir so haben, ihr wisst ja. Die Champions, die nach Punkten fhren, werden als Erste in den Irfgarten starten knnen. Bagman grinste Harry und Cedric an. Dann kommt Mr Krum ... und nach ihm Fleur Delacour. Aber ihr alle habt 'ne faire Chance, ihr msst euch nur wacker an den Hindernissen vorbeikmpfen. Wird doch Spa machen, meint ihr nicht? Harry, der nur zu gut wusste, was fr Kreaturen Hagrid fr ein solches Ereignis wohl herbeischaffen wrde, war sich berhaupt nicht sicher, wo hier der Spa stecken sollte. Doch wie die anderen Champions nickte er hflich. Sehr schn ... wenn ihr jetzt keine Fragen mehr habt, gehen wir nach oben ins Schloss, es ist doch ein wenig frisch hier ... Sie schlngelten sich aus dem noch wachsenden Irrgarten, und Bagman schloss mit raschen Schritten zu Harry auf. Harry ahnte schon, dass Bagman ihm gleich wieder seine Hilfe anbieten wrde, doch in diesem Moment tippte ihm Krum auf die Schulter. Knnt ich eine Wort mit dir sprecken? Ja, natrlich, sagte Harry ziemlich berrascht. Gehen wir zusammen ein wenig? Klar, sagte Harry neugierig. Bagman schien leicht irritiert. Ich warte auf dich, Harry, oder nicht? Nein, ist schon gut, Mr Bagman, sagte Harry und unterdrckte ein Lcheln, ich denke, ich finde das Schloss schon allein, danke. Harry und Krum verlieen zusammen das Stadion, aber Krum wandte seine Schritte nicht hinber zum Durm-strang-Schiff. Vielmehr ging er auf den Wald zu. Warum gehen wir hier lang?, fragte Harry, als sie an Hagrids Htte und der erleuchteten Beauxbatons-Kutsche vorbeikamen. Will nicht, dass uns jemand hrt, sagte Krum knapp. Als sie endlich, nicht weit von der Koppel der Beauxba-tons-Pferde, ein abgeschiedenes Fleckchen Land erreicht hatten, blieb Krum im Schatten der Bume stehen und sah Harry ins Gesicht. Ich will wissen, sagte er mit finsterem Blick, was zwischen dir und Her-minne ist. Harry, der wegen Krums Geheimnistuerei schon etwas Ernsteres erwartet hatte, starrte verblfft zu ihm hoch. Nichts, sagte er. Doch Krum sah ihn weiter bse an, und Harry, dem noch einmal schlagartig bewusst wurde, wie gro Krum war, lie sich zu ein paar mehr Worten herbei. Wir sind befreundet. Wir gehen nicht zusammen, wie du meinst. Diese Kimmkorn hat das alles nur erfunden. Her-minne sprickt sehr oft von dir, sagte Krum und sah Harry misstrauisch an. Ja, selbstverstndlich, sagte Harry, immerhin sind wir Freunde. Er konnte es nicht fassen, dieses Gesprch mit Viktor Krum, dem berhmten internationalen Quidditch-Spieler. Es war, als ob der achtzehnjhrige Krum glaubte, er, Harry, sei ihm ebenbrtig - sei ein echter Rivale - Ihr habt nie ... ihr seid nie ... Nein, sagte Harry sehr bestimmt. Krum sah ein wenig zufriedener aus. Er blickte Harry ein paar Sekunden lang unverwandt an, dann sagte er: Du fliegst serr gutt. Ich hab dich gesehn bei erste Aufgabe. Danke, sagte Harry mit einem breiten Lcheln und fhlte sich mit einem Mal viel grer. Ich hab dich bei der Quidditch-Weltmeisterschaft gesehen. Dein Wronski-Bluff, ich muss schon sagen - Doch hinter Krum, zwischen den Bumen, bewegte sich etwas, und Harry, der am eigenen Leib erfahren hatte, was in diesem Wald alles auf einen lauern konnte, packte Krum instinktiv am Arm und zog ihn beiseite. Was ist los? Harry schttelte den Kopf und sphte durch die Bume hinber zu der Stelle, wo er etwas gesehen hatte. Er schob die Hand in den Umhang und griff nach seinem Zauberstab. In diesem Augenblick stolperte ein Mann hinter einer hohen Eiche hervor. Einen Moment lang kam er Harry fremd vor ... dann erkannte er Mr Crouch. Er sah aus, als wre er seit Tagen unterwegs. An den Knien war sein Umhang zerrissen und blutig; sein Gesicht war zerkratzt; er war unrasiert und aschgrau vor Erschpfung. Sein sonst immer geschniegeltes Haar und sein Schnurrbart hatten Wasser und Schere dringend ntig. Mr Crouchs merkwrdige uere Erscheinung war jedoch nichts im Vergleich zu seinem Gebaren. Murmelnd und gestikulierend schien er mit jemandem zu sprechen, den nur er allein sehen konnte. Er erinnerte Harry lebhaft an einen alten Landstreicher, den er einmal gesehen hatte, als er mit den Dursleys einkaufen gegangen war. Auch dieser Mann hatte sich wild fuchtelnd mit einem Luftgespinst unterhalten; Tante Petunia hatte Dudley an der Hand genommen und ihn ber die Strae gezogen, um nicht an ihm vorbeigehen zu mssen; danach hatte Onkel Vernon der Familie einen langen Sermon darber gehal-ten, was er am liebsten mit Bettlern und Vagabunden anstellen wrde. Warr er nicht ein Richter?, sagte Krum und starrte Mr Crouch mit groen Augen an. Ist er nicht aus eure Ministerium? Harry nickte, zgerte einen Moment lang, dann trat er langsam auf Mr Crouch zu, der ihn nicht ansah, sondern weiter mit einem Baum in der Nhe sprach: ... und wenn Sie das erledigt haben, Weatherby, schicken Sie eine Eule zu Dumbledore und besttigen Sie ihm die Zahl der Durmstrang-Schler, die am Turnier teilnehmen, Karkaroff hat soeben mitgeteilt, dass es zwlf sein werden ... Mr Crouch?, sagte Harry behutsam. ... und schicken Sie eine weitere Eule an Madame Maxime, denn vielleicht mchte sie die Zahl der Schler, die sie mitbringt, aufstocken, da jetzt Karkaroff ein rundes Dutzend veranschlagt ... tun Sie das, Weatherby, hren Sie? Hren Sie? Hren ... Mr Crouchs Augen quollen hervor. Da stand er, den Blick auf den Baum gerichtet, und murmelte stumm zu ihm hin. Dann stolperte er seitlich weg und fiel auf die Knie. Mr Crouch?, sagte Harry laut. Was ist mit Ihnen? Crouchs Augen rollten in ihren Hhlen. Harry sah sich nach Krum um, der ihm zwischen die Bume gefolgt war und mit alarmiertem Blick auf Mr Crouch hinuntersah. Was fehlt ihm denn? Keine Ahnung, murmelte Harry. Hr zu, du gehst am besten jemanden holen - Dumbledore!, keuchte Mr Crouch. Er streckte die Hand aus, packte Harrys Umhang und zog ihn zu sich her, aber seine Augen stierten immer noch ber Harrys Kopf hinweg. Ich muss ... Dumbledore ... sprechen ... Gut, sagte Harry, wenn Sie aufstehen wrden, Mr Crouch, dann knnen wir hoch zum - Ich hab ... Dummheit ... gemacht, hauchte Mr Crouch. Er machte den Eindruck eines vollkommen Wahnsinnigen. Seine Augen rollten und traten hervor und ein Rinnsal aus Speichel lief ihm ber das Kinn. Muss es ... Dumbledore ... sagen. Stehen Sie auf, Mr Crouch, sagte Harry laut und deutlich. Stehen Sie auf, ich bringe Sie zu Dumbledore! Mr Crouchs Blick kippte in Harrys Richtung. Wer ... du?, wisperte er. Ich bin ein Schler aus dem Schloss, sagte Harry und sah sich Hilfe suchend nach Krum um, doch Krum, offenbar hchst nervs, hielt sich im Schatten. Du bist nicht ... seiner?, flsterte Crouch, und der Unterkiefer fiel ihm herab. Nein, sagte Harry ohne die geringste Ahnung, wovon Crouch berhaupt redete. Dumbledores? Ja, stimmt, sagte Harry. Crouch zog ihn nher an sein Gesicht; Harry versuchte Crouchs Klammergriff an seinem Umhang zu lockern, doch er war zu krftig. Warne ... Dumbledore ... Ich hole Dumbledore, wenn Sie mich loslassen, sagte Harry. Lassen Sie mich einfach los, Mr Crouch, und ich hole ihn ... Danke, Weatherby, und wenn Sie das erledigt haben, htte ich gerne eine Tasse Tee. Meine Frau und mein Sohn werden in Krze eintreffen und heute Abend gehen wir mit Mr und Mrs Fudge ins Konzert. Crouch sprach nun wieder eifrig mit einem Baum und schien Harrys Anwesenheit vllig vergessen zu haben, was Harry so bestrzte, dass er garnicht merkte, dass Crouch ihn losgelassen hatte. Ja, mein Sohn hat jngst zwlf ZAGs erworben, uerst zufrieden stellend, ja, danke Ihnen, ja, wirklich sehr stolz. Nun, wenn Sie mir bitte das Schreiben des andorranischen Zaubereiministers bringen wrden, ich denke, ich habe noch Zeit, eine Antwort aufzusetzen ... Du bleibst hier bei ihm!, sagte Harry zu Krum gewandt. Ich hole Dumbledore, das geht schneller, weil ich wei, wo sein Bro ist - Er ist wahnsinnig, sagte Krum mit zweifelnder Stimme und starrte hinunter auf Crouch, der immer noch den Baum anplapperte, offenbar berzeugt, er sei Percy. Pass kurz auf ihn auf, sagte Harry und hatte sich schon halb erhoben, doch das schien einen erneuten pltzlichen Wandel in Mr Crouchs Gedanken auszulsen; er schlang den Arm fest um Harrys Knie und zog ihn wieder zu Boden. Lass ... mich ... nicht allein!, flsterte er, und wieder traten ihm die Augen aus den Hhlen. Ich ... bin entkommen ... muss es Dumbledore ... sagen ... warnen ... meine Schuld ... alles meine Schuld ... Bertha ... tot ... alles meine Schuld ... mein Sohn ... meine Schuld ... sag Dumbledore ... Harry Potter ... der dunkle Lord ... strker ... Harry Potter ... Ich hol Dumbledore, wenn Sie mich loslassen, Mr Crouch! Er sah sich wtend nach Krum um. Hilf mir doch endlich! Krum trat mit uerst widerwilliger Miene nher und hockte sich neben Mr Crouch auf die Erde. Pass einfach auf, dass er hier liegen bleibt, sagte Harry und befreite sich aus Mr Crouchs Umklammerung. Ich komm gleich mit Dumbledore zurck. Beeil dich, ja!?, rief Krum ihm vom Waldrand aus nach, als Harry losspurtete und ber das dunkle Schlossgelndedavonjagte. Kein Mensch war zu sehen; Bagman, Cedric und Fleur waren verschwunden. Harry rannte die Steintreppe hoch, durch das eichene Portal und ber die Marmortreppe nach oben in den zweiten Stock. Fnf Minuten spter strzte er auf einen steinernen Wasserspeier in der Mitte eines verlassenen Korridors zu. Scherbert Zitrone!, japste er ihm entgegen. Dies war das Passwort fr die verborgene Treppe zu Dumbledores Bro - zumindest hatte es vor zwei Jahren noch so gelautet. Doch offenbar war das Passwort gendert worden, denn der steinerne Wasserspeier erwachte nicht zum Leben und sprang auch nicht zur Seite, sondern stand nur steinern da und sah Harry feindselig an. Beweg dich!, schrie ihn Harry an. Mach schon! Doch in Hogwarts hatte sich noch nie etwas bewegt, nur weil er es angeschrien hatte; er wusste, dass es nichts ntzte. Er sphte nach links und rechts den dunklen Korridor entlang. Vielleicht war Dumbledore im Lehrerzimmer? Er begann, so schnell er konnte, auf die Treppe zuzurennen - POTTER! Harry geriet ins Schlittern, blieb stehen und drehte sichum. Aus einem verborgenen Treppenaufgang hinter dem stei-nernem Wasserspeier war Snape herausgekommen. Whrend sich die ffnung in der Wand hinter ihm schloss, winkte er Harry zu sich her. Was tust du hier, Potter? Ich muss Professor Dumbledore sprechen!, sagte Harry, rannte auf Snape zu und bremste rutschend vor ihm ab. Es geht um Mr Crouch ... ich hab ihn gerade entdeckt ... er ist im Wald ... er fragt nach - Was soll der Unsinn?, sagte Snape mit glitzernden schwarzen Augen. Wovon redest du berhaupt? Mr Crouch!, rief Harr. Aus dem Ministerium! Er istkrank oder so was - er ist im Wald, er will Dumbledore sehen! Geben Sie mir doch das Passwort nach oben - Der Direktor ist beschftigt, Potter, sagte Snape, und sein dnner Mund kruselte sich zu einem gehssigen Lcheln. Ich muss es Dumbledore sagen!, schrie Harry. Hast du mich nicht verstanden, Potter? Harry sprte, dass Snape es in tiefen Zgen genoss, Harry in all seiner Panik genau das zu verweigern, was er brauchte. Hren Sie, sagte Harry zornig, Crouch geht es nicht gut - er - ist nicht richtig beisammen - er will - vor etwas warnen - Die steinerne Wand hinter Snape teilte sich. In der ffnung stand Dumbledore in seinem langen grnen Umhang und mit belustigt neugieriger Miene. Gibt es ein Problem?, sagte er und sah abwechselnd Harry und Snape an. Professor!, sagte Harry und duckte sich an Snape vorbei, bevor dieser den Mund aufmachen konnte. Mr Crouch ist hier - unten im Wald, er will mit Ihnen sprechen! Harry htte erwartet, dass Dumbledore erst einmal Fragen stellen wrde, doch zu seiner Erleichterung tat er nichts dergleichen. Bring mich dorthin, sagte er prompt und rauschte hinter Harry den Korridor entlang, whrend Snape am Wasserspeier stehen blieb und einen bislang unerreicht garstigen Anblick bot. Was hat Mr Crouch gesagt, Harry?, fragte Dumbledore, whrend sie hastig die Marmortreppe hinunterstiegen. Er meinte, er wolle Sie warnen ... er habe etwas Schreckliches getan ... hat was von seinem Sohn gesagt ... und Bertha Jorkins ... und - und Voldemort ... etwas von wegen Voldemort wrde strker werden ... Tatschlich, sagte Dumbledore und beschleunigte seine Schritte hinaus in die rabenschwarze Nacht. Er benimmt sich ganz merkwrdig, sagte Harry, als er an Dumbledores Seite dahinhastete. Er wei offenbar nicht, wo er ist. Stndig redet er, als ob er glauben wrde, Percy Weasley sei bei ihm, und dann macht er pltzlich einen Gedankensprung und sagt, er msse Sie sehen ... Ich hab Viktor Krum bei ihm gelassen. Ach ja?, sagte Dumbledore scharf und schritt nun noch zgiger voran, so dass Harry rennen musste, um Schritt zu halten. Weit du, ob sonst noch jemand Mr Crouch gesehen hat? Nein, sagte Harry. Krum und ich haben uns unterhalten, Mr Bagman hatte uns gerade die dritte Aufgabe erklrt, wir sind hinter den anderen zurckgeblieben, und dann haben wir Mr Crouch aus dem Wald kommen sehen - Wo sind sie?, sagte Dumbledore, als die Beauxbatons-Kutsche aus der Dunkelheit auftauchte. Dort drben, sagte Harry und lief jetzt Dumbledore voraus den Weg durch die Bume entlang. Er konnte Crouchs Stimme nicht mehr hren, doch er wusste, wo er hinwollte; es war nicht weit von der Beauxbatons-Kutsche entfernt gewesen ... irgendwo hier ... Viktor?, rief Harry. Keine Antwort. Sie waren hier, sagte Harry zu Dumbledore. Sie waren ganz bestimmt irgendwo hier ... Lumos, sagte Dumbledore. Aus seinem Zauberstab fiel ein Lichtstrahl und er hob ihn in die Hhe. Der dnne Strahl wanderte ber die schwarzen Baumstmme und erhellte den Waldboden. Und dann fiel er auf ein Paar Fe. Harry und Dumbledore strzten darauf zu. Krum lag alle viere von sich gestreckt auf dem Waldboden. Offenbar war er bewusstlos. Von Mr Crouch war keine Spur zu sehen.Dumbledore beugte sich ber Krum und hob sachte eines seiner Augenlider an. Schockzauber, sagte er leise. Seine Halbmondglser glitzerten im Licht des Zauberstabs, whrend er den Boden zwischen den umstehenden Bumen absuchte. Soll ich jemanden holen gehen?, sagte Harry. Madam Pomfrey? Nein, sagte Dumbledore rasch. Bleib hier. Er hob den Zauberstab hoch und richtete ihn mit ausgestrecktem Arm auf Hagrids Htte. Harry sah, wie etwas Silbernes aus der Spitze hervorschoss und wie ein Geistervogel zwischen den Bumen hindurchflog. Dann beugte sich Dumbledore erneut ber Krum, richtete den Zauberstab auf ihn und murmelte: Enervate. Krum ffnete die Augen. Er wirkte benommen. Als er Dumbledore erkannte, versuchte er sich aufzurichten, doch Dumbledore legte ihm die Hand auf die Schulter und bedeutete ihm, ruhig liegen zu bleiben. Er hat mich angegriffen!, murmelte Krum und fuhr mit der Hand zur Stirn. Der alte Irre hat mich angegriffen! Ich habe nur nachsehe wollen, wo Potter steckt, und da hat er mich von hinte angegriffen! Bleib noch einen Moment ruhig liegen, sagte Dumbledore. Das Gerusch donnernder Schritte drang zu ihnen herber und Hagrid trat mit Fang auf den Fersen in den Lichtschein. Er trug seine Armbrust. Professor Dumbledore!, sagte er und seine Augen weiteten sich. Harry - was zum -? Hagrid, ich mchte, dass du Professor Karkaroff holen gehst, sagte Dumbledore. Sein Schler wurde angegriffen. Und danach alarmiere bitte Professor Moody - Nicht ntig, Dumbledore, ertnte ein heiseres Knur-ren, ich bin schon da. Auf den Stock gesttzt und mit leuchtendem Zauberstab hinkte Moody auf sie zu. Verfluchtes Bein, sagte er aufgebracht. Wr sonst schneller hier gewesen ... was ist passiert? Snape sagte was von wegen Mr Crouch - Crouch?, sagte Hagrid verdutzt. Karkaroff, bitte, Hagrid!, sagte Dumbledore scharf. O ja ... 'trlich, Professor ..., sagte Hagrid, machte kehrt und verschwand mit Fang im Schlepptau in der Dunkelheit. Ich wei nicht, wo Barty Crouch steckt, sagte Dumbledore zu Moody gewandt, aber wir mssen ihn unbedingt finden. Bin schon unterwegs, knurrte Moody, richtete seinen Zauberstab auf und humpelte in den Wald hinein davon. Weder Harry noch Dumbledore sprachen ein Wort, bis unmissverstndlich zu hren war, dass Hagrid und Fang zurckkehrten. Ihnen nach hastete Karkaroff. Er trug seinen silbrig-seidenen Pelzmantel und wirkte bleich und erregt. Was hat das zu bedeuten?, rief er, als er Krum am Boden liegen und Dumbledore und Harry neben ihm knien sah. Was geht hier vor? Ich wurde angegriffen!, sagte Krum, setzte sich jetzt auf und rieb sich die Stirn. Mr Crouch oder wie diese Mann heit - Crouch hat dich angegriffen? Crouch hat dich angegriffen? Der Trimagische Richter? Igor, setzte Dumbledore an, doch Karkaroff hatte sich aufgerichtet und krallte, offenbar rasend vor Zorn, die Finger in seinen Pelz. Verrat!, brllte er und deutete auf Dumbledore. Es ist eine Verschwrung! Sie und Ihr Zaubereiminister haben mich unter fadenscheinigen Vorwnden hierher gelockt,Dumbledore! Dies ist kein fairer Wettkampf! Zuerst schmuggeln Sie Potter in das Turnier, obwohl er zu jung ist! Nun versucht einer Ihrer Kumpane im Ministerium, meinen Champion zu erledigen! Ich wittere Betrug und Bestechung in dieser ganzen Angelegenheit, und Sie, Dumbledore, Sie mit Ihrem Gerede ber engere internationale Zaubererbeziehungen, ber den Wiederaufbau alter Partnerschaften, ber das Begraben alter Konflikte - hier ist, was ich von Ihnen halte! Karkaroff spuckte Dumbledore vor die Fe. Mit einer blitzschnellen Bewegung packte Hagrid Karkaroff am Pelzkragen, hob ihn in die Luft und schmetterte ihn gegen einen nahen Baum. Entschuldige dich, fauchte Hagrid, die massige Faust an Karkaroffs Kehle, der mit baumelnden Fen in der Luft hing und nach Atem rang. Hagrid, hr auf!, rief Dumbledore mit blitzenden Augen. Hagrid zog die Hand zurck, mit der er Karkaroff gegen den Baum gedrckt hatte, und Karkaroff rutschte am Baumstamm hinunter und sackte am Wurzelansatz zu einem Hufchen zusammen; ein paar Zweige und Bltter regneten ihm auf den Kopf. Sei bitte so freundlich und begleite Harry hoch zum Schloss, Hagrid, sagte Dumbledore scharf. Schwer atmend versetzte Hagrid Karkaroff einen drohenden Blick. Vielleicht sollte ich besser hier bleiben, Direktor ... Du bringst Harry zurck in die Schule, Hagrid, wiederholte Dumbledore barsch. Bring ihn gleich hoch in den Gryffindor-Turm. Und, Harry - ich mchte, dass du dort oben bleibst. Alles, was dir so zu tun einfllt - vielleicht die eine oder andere Eule fortzuschicken -, kann bis morgen warten, hast du mich verstanden? hm - ja, sagte Harry und starrte ihn an. Woher wusste Dumbledore, dass er genau in diesem Moment daran gedacht hatte, Pigwidgeon sofort zu Sirius zu schicken, um ihm zu berichten, was geschehen war? Ich lass Fang bei Ihnen, Direktor, sagte Hagrid und starrte weiterhin drohend Karkaroff an, der noch immer am Fu des Baumes zusammengesunken lag, verknuelt in seinen Pelz und die Baumwurzeln. Hier geblieben, Fang. Komm mit, Harry. Sie marschierten schweigend an der Beauxbatons-Kutsche vorbei hinauf zum Schloss. Wie kann der das wagen, knurrte Hagrid, als sie am See entlanggingen. Wie kann der es wagen, Dumbledore zu beschuldigen. Als ob Dumbledore so was tun wrde. Als ob Dumbledore ausgerechnet dich im Turnier haben wollte. Was fr Sorgen er sich macht! Ich wei nich, wann ich Dumbledore je so besorgt gesehen hab wie in letzter Zeit. Und du!, sagte Hagrid pltzlich mit zorniger Stimme zu Harry, der verdutzt zu ihm aufsah. Was hast du da unten zu suchen mit diesem krummen Kram? Er ist aus Durm-strang, Harry! Htte dir gleich da unten 'nen Zauber verpassen knnen! Haste denn nichts gelernt bei Moody! Wenn ich mir vorstell, dass er dich allein da runtergelockt hat - Krum ist schon in Ordnung!, sagte Harry, als sie die Stufen zur Eingangshalle hochstiegen. Er hat nicht versucht, mir einen Zauber aufzuhalsen, er wollte nur ber Hermine sprechen - Mit der werd ich auch noch 'n Wrtchen reden, da kannst du Gift drauf nehmen, sagte Hagrid und stapfte grimmig die Stufen empor. Je weniger ihr drei mit diesen Auslndern zu tun habt, desto besser fr euch. Da kann man doch keinem von trauen. Mit Madame Maxime bist du aber ganz gut ausgekommen, sagte Harry gereizt. Hr mir blo auf mit der!, sagte Hagrid und einen Moment lang sah er durchaus bedrohlich aus. Der'n Masche kenn ich jetzt! Will sich nur wieder bei mir einschmeicheln und aus mir rauskitzeln, was in der dritten Aufgabe drankommt. Ha! Trau blo keinem von denen! Hagrid war so schlechter Laune, dass Harry ganz froh war, sich vor der fetten Dame von ihm verabschieden zu knnen. Er kletterte durch das Portrtloch in den Gemeinschaftsraum und eilte gleich auf die Ecke zu, in der Ron und Hermine saen, um ihnen alles zu erzhlen. ~Der Traum Es gibt nur zwei Mglichkeiten, sagte Hermine und rieb sich die Stirn. Entweder hat Mr Crouch Viktor angegriffen oder jemand anderer hat beide aus dem Hinterhalt berfallen. Es war sicher Crouch selbst, warf Ron ein. Darum war er verschwunden, als Harry und Dumbledore hinzukamen. Hat sich schnell aus dem Staub gemacht. Das glaub ich nicht, entgegnete Harry kopfschttelnd. Mir kam er tatschlich schwach vor - sah nicht so aus, als htte er disapparieren knnen. Man kann auf dem Hogwarts-Gelnde nicht disapparieren, wie oft soll ich euch das denn noch erklren?, sagte Hermine. Okay ... und wie war's mit meiner Theorie, sagte Ron erhitzt. Krum hat Crouch angegriffen - nein, lass mich ausreden - und sich dann selbst einen Schockzauber verpasst! Und Mr Crouch hat sich in Luft aufgelst, ja?, entgegnete Hermine khl. hm, jaah ... Der Tag brach an. Harry, Ron und Hermine hatten sich in aller Frhe aus ihren Schlafslen geschlichen und waren in die Eulerei hochgehastet, um Sirius eine Nachricht zu schicken. Nun standen sie oben am Fenster und sahen hinaus auf das nebelverhangene Land. Alle drei waren blass und hatten geschwollene Augen, weil sie noch bis spt in die Nacht hinein ber die Sache mit Mr Crouch gesprochen hatten. Lass uns das Ganze noch mal durchgehen, Harry, sagte Hermine. Was genau hat er gesagt? Ich hab's dir doch schon erzhlt, es war viel wirres Zeugs darunter, erwiderte Harry. Er wollte Dumbledore vor etwas warnen. Jedenfalls hat er von Bertha Jorkins gesprochen und schien sie fr tot zu halten. Immer wieder hat er gesagt, es sei seine Schuld gewesen ... und seinen Sohn hat er auch erwhnt. Ja, das war allerdings wirklich seine Schuld, sagte Hermine gereizt. Er war vollkommen durcheinander, fuhr Harry fort. Mir kam's immer wieder so vor, als glaube er, seine Frau und sein Sohn seien noch am Leben, und dauernd hat er mit einem eingebildeten Percy geredet und ihm irgendwelche Anweisungen fr die Arbeit erteilt. Und ... was hat er noch mal ber Du-weit-schon-wen gesagt?, fragte Ron argwhnisch. Hab ich doch schon gesagt, erwiderte Harry matt. Er sei strker geworden. Stille trat ein. Dann meldete sich Ron zu Wort, doch sein zuversichtlicher Tonfall klang nicht ganz echt: Aber du sagst doch selbst, dass er vllig durcheinander war, und die halbe Zeit hat er wahrscheinlich nur rumgesponnen ... Er klang am klarsten, als er von Voldemort gesprochen hat, sagte Harry, ohne auf Rons erschrockenes Zucken zu achten. Sonst ist es ihm recht schwer gefallen, seine Gedanken auf die Reihe zu bringen, aber bei Voldemort schien er zu wissen, wovon er redete und was er wollte. Er sagte immer wieder, er wolle Dumbledore sehen. Harry wandte sich vom Fenster ab und sphte hoch ins Dachgeblk. Die Hlfte der vielen Vogelstangen war leer; dann und wann kam eine Eule mit einer Maus imSchnabel von der nchtlichen Jagd durch eines der Fenster gesegelt. Wenn Snape mich nur nicht aufgehalten htte, sagte Harry erbittert, dann wren wir vielleicht noch rechtzeitig gekommen. >Der Direktor ist beschftigt, Potter ... was soll dieser Unsinn, Potter?< Warum konnte er nicht einfach verduften? Vielleicht wollte er gar nicht, dass du dorthin zurckgehst!, sagte Ron hastig. Vielleicht - wart mal kurz - wie schnell, glaubst du, htte er in den Wald kommen knnen? Denkst du, er htte es vor dir und Dumbledore geschafft? Nur dann, wenn er sich in eine Fledermaus verwandeln konnte, sagte Harry. Das wrd ich ihm glatt zutrauen, brummte Ron. Wir mssen zu Professor Moody, schlug Hermine vor, und ihn fragen, ob er Mr Crouch gefunden hat. Wenn er die Karte des Rumtreibers mithatte, war es sicher einfach, sagte Harry. Oder Crouch war schon auerhalb des Gelndes, sagte Ron, weil sie ja nur bis zur Grenze - Schhh!, machte Hermine pltzlich. Jemand stieg die Treppe zur Eulerei hoch. Harry konnte zwei streitende Stimmen hren, die immer nher kamen. - das ist Erpressung, sag ich dir, das kann uns 'ne Menge rger einbringen - - wir haben es lange genug auf die nette Tour versucht, wird allmhlich Zeit, dass wir die harte Gangart einschlagen, tut er ja auch. Es wre ihm sicher unangenehm, wenn man im Zaubereiministerium erfhrt, was er getan hat - Ich sag dir, wenn du das schreibst, ist es Erpressung! Jaah, und ausgerechnet du wirst dich beklagen, wenn 'ne hbsche Summe dabei rausspringt? Die Eulereitr schlug auf. Fred und George traten ber die Schwelle und blieben beim Anblick von Harry, Ron und Hermine wie angewurzelt stehen. Was macht ihr denn hier?, fragten Ron und Fred gleichzeitig. Post verschicken, antworteten Harry und George wie auf Kommando. Wie, so frh?, sagten Hermine und Fred. Fred grinste. Schn - wir fragen euch nicht, was ihr hier zu suchen habt, wenn ihr uns nicht fragt, was wir hier treiben, sagte er. Er hielt einen versiegelten Umschlag in der Hand. Harry warf einen Blick darauf, doch Fred, ob zufllig oder absichtlich, verschob die Hand, so dass der Namenszug nicht mehr zu lesen war. Lasst euch von uns nicht aufhalten, sagte er und deutete mit einer bertriebenen Verbeugung zur Tr. Ron rhrte sich nicht vom Fleck. Wen wollt ihr erpressen?, fragte er. Das Grinsen auf Freds Gesicht erstarb. George warf Fred einen kurzen Blick zu, dann lchelte er Ron an. Mach dich nicht lcherlich, ich hab nur Witze gemacht, sagte er gelassen. Klang aber gar nicht danach, sagte Ron. Fred und George wechselten einen Blick. Dann sagte Fred barsch: Ich hab's dir doch schon mal gesagt, Ron, steck deine Nase nicht da rein, wenn du sie hbsch findest, so wie sie ist. Wei zwar nicht, warum das so sein sollte, aber ... Es ist auch meine Angelegenheit, wenn ihr jemanden erpresst, sagte Ron. George hat Recht, ihr knntet ernsthaft rger kriegen. Ich hab dir doch gesagt, dass ich einen Witz gemachthab, entgegnete George. Er ging auf Fred zu, nahm ihm den Brief aus der Hand und band ihn an das Bein der nchstbesten Schleiereule. Du klingst allmhlich wie unser lieber lterer Bruder, muss ich sagen. Mach so weiter, und sie ernennen dich noch zum Schulsprecher. Was fr ein Bldsinn, sagte Ron entrstet. George trug die Schleiereule hinber zum Fenster und lie sie davonflattern. Dann wandte er sich grinsend zu Ron um. Na dann hr auf, den Leuten vorzuschreiben, was sie tun sollen. Bis spter. Die beiden verschwanden Harry. Ron und Hermine starrten sich verdutzt an. Ihr glaubt doch nicht, dass sie etwas von alldem mitbekommen haben?, flsterte Hermine. Von Crouch und so weiter? Nein, sagte Harry. Wenn es etwas so Ernstes wre, dann wrden sie es jemandem sagen. Zumindest Dumbledore. Ron jedoch schien sich in seiner Haut nicht recht wohl zu fhlen. Was ist los mit dir?, fragte Hermine. Na ja ..., setzte Ron an, ich bin mir da nicht so sicher. Sie ... sie sind in letzter Zeit ganz scharf darauf, Geld zu machen, das ist mir aufgefallen, als ich fter mit ihnen rumgehangen bin, - als - ihr wisst schon - Als wir nicht miteinander redeten, beendete Harry den Satz fr ihn. Sicher, aber Erpressung ... Sie haben sich diese Sache mit dem Zauberscherzladen in den Kopf gesetzt, sagte Ron. Ich dachte zuerst, sie wollten damit nur Mum rgern, aber sie meinen es ernst, sie wollen einen Laden aufmachen. Sie haben nur noch ein Jahr in Hogwarts, stndig reden sie davon, es sei an der Zeit, ber die Zukunft nachzudenken, und dass Dad ihnen nicht hel-fen knne und dass sie Gold brauchten, um berhaupt anfangen zu knnen. Jetzt schien sich Hermine unbehaglich zu fhlen. Schon, aber ... sie wrden nichts Ungesetzliches tun, oder doch? Oder doch?, wiederholte Ron mit skeptischer Miene. Keine Ahnung ... jedenfalls haben sie keine groen Probleme damit, Regeln zu verletzen. Ja, aber hier geht's um das Gesetz, sagte Hermine mit besorgtem Blick. Und nicht um eine alberne Vorschrift in der Hausordnung ... bei Erpressung kommen sie mit Nachsitzen nicht davon! Ron ... vielleicht solltest du es Percy sagen ... Bist du verrckt?, entgegnete Ron. Percy? Er wrde wahrscheinlich einen auf Crouch machen und sie einbuchten lassen! Er starrte zum Fenster hinaus, durch das die Eule von Fred und George verschwunden war, dann sagte er: Kommt, lasst uns was frhstcken. Glaubt ihr, es ist noch zu frh, um zu Professor Moody zu gehen?, fragte Hermine, whrend sie die Wendeltreppe hinunterstiegen. Ja, sagte Harry. Wenn wir ihn im Morgengrauen wecken, wird er wahrscheinlich glauben, wir wollten ihn angreifen, und dann sprengt er uns glattweg durch die Tr. Warten wir lieber bis zur groen Pause. Geschichte der Zauberei war lange nicht mehr so furchtbar zh dahingeflossen. Harry sah andauernd auf Rons Uhr, da er seine eigene nun doch weggeworfen hatte, aber Rons ging so langsam, dass er gewettet htte, auch die sei kaputt. Alle drei waren dermaen mde, dass sie am liebsten die Kpfe auf den Tisch gelegt und geschlafen htten; selbst Hermine machte sich ausnahmsweise keine Notizen, sondern sa da, den Kopf auf die Hnde gesttzt, und sah Professor Binns mit trben Augen an. Als es endlich lutete, hasteten sie hinaus in den Gang und hinber zum Klassenraum, in dem sie Verteidigung gegen die dunklen Knste hatten; Moody kam gerade aus der Tr. Er sah so mde aus, wie sie sich fhlten. Das Lid seines normalen Auges hing schlaff herab und verlieh seinem Gesicht einen noch schieferen Ausdruck als sonst. Professor Moody?, rief Harry, und sie drngelten sich durch die Scharen auf dem Korridor zu ihm hinber. Hallo, Potter, knurrte Moody. Sein magisches Auge folgte ein paar vorbeigehenden Erstklsslern, die verngstigt ihre Schritte beschleunigten; es kippte zurck ins Innere seines Kopfes und beobachtete, wie sie um die Ecke verschwanden, bevor er wieder ein Wort sagte. Kommt hier rein. Er trat zur Seite, lie sie in sein leeres Klassenzimmer treten, hinkte ihnen nach und schloss die Tr. Haben Sie ihn gefunden?, fragte Harry ohne Umschweife. Mr Crouch? Nein, sagte Moody. Er humpelte hinber zu seinem Tisch, setzte sich, streckte leise grunzend das Holzbein aus und zog seinen Flachmann hervor. Haben Sie die Karte benutzt?, sagte Harry. Natrlich, entgegnete Moody und genehmigte sich einen Schluck aus der Flasche. Hab mir ein Beispiel an dir genommen, Potter. Hab sie aus meinem Bro in den Wald gerufen. Auf der Karte war er jedenfalls nicht. Also ist er tatschlich disappariert?, fragte Ron. Du kannst auf dem Gelnde nicht disapparieren, Ron!, entgegnete Hermine. Es gibt andere Wege, auf denen er htte verschwinden knnen, nicht wahr, Professor Moody? Moodys magisches Auge blieb leicht zitternd auf Hermine ruhen. Du bist auch so eine, die mal ber eine Laufbahn als Au-ror nachdenken sollte, erklrte er. Tickst genau richtig dafr, Granger. Hermine lief vor Stolz rosarot an. Jedenfalls war er nicht unsichtbar, sagte Harry. Die Karte zeigt auch Unsichtbare. Also muss er das Gelnde verlassen haben. Aber aus eigener Kraft?, sagte Hermine eifrig. Oder weil ihn jemand gezwungen hat? Ja, jemand htte - htte ihn auf einen Besen zerren und mit ihm fortfliegen knnen, oder?, sagte Ron hastig und sah Moody hoffnungsvoll an, ganz als ob auch er hren wollte, dass er das Zeug zum Auroren habe. Auch eine Entfhrung knnen wir nicht ausschlieen, brummte Moody. Und?, fragte Ron, vermuten Sie, dass er irgendwo in Hogsmeade ist? Knnte berall sein, sagte Moody kopfschttelnd. Sicher wissen wir nur, dass er nicht hier ist. Er ghnte so ausgiebig, dass sich seine Narben spannten und sein schrger Mund einige Zahnlcken offenbarte. Dann sagte er: Nun, Dumbledore meint zwar, ihr drei spielt gern Detektive, aber fr Crouch knnt ihr nichts tun. Das Ministerium wird inzwischen nach ihm suchen, Dumbledore hat sie unterrichtet. Potter, du musst jetzt ber die dritte Aufgabe nachdenken. Wie bitte?, sagte Harry. Ach ja ... Er hatte keinen einzigen Gedanken an den Irrgarten verschwendet, seit er ihn letzte Nacht mit Krum verlassen hatte. Sollte dir diesmal wirklich liegen, sagte Moody, sah zu Harry auf und kratzte sein vernarbtes und stoppliges Kinn. Dumbledore meint jedenfalls, dass du schon einschlgig bewandert bist. Hast im ersten Schuljahr ein paar Hinder-nisse auf dem Weg zum Stein der Weisen abgerumt, nicht wahr? Wir haben ihm dabei geholfen, warf Ron hastig ein. Ich und Hermine haben ihm geholfen. Moody grinste. Schn, wenn ihr ihm auch helft, sich auf diese Runde vorzubereiten, dann wrd's mich sehr berraschen, wenn er nicht gewinnt, sagte er. Und bis dahin ... immer wachsam, Potter. Immer wachsam. Er nahm noch einen krftigen Zug aus seinem Flachmann und lie sein magisches Auge zum Fenster hinberschwenken. Von seinem Platz aus war die oberste Spiere des Durmstrang-Schiffes zu sehen. Ihr beide - sein normales Auge musterte Ron und Hermine - ihr passt auf Potter auf, klar? Ich behalt zwar im Auge, was hier so vorgeht, aber trotzdem ... man kann nie genug Augen offen haben. Sirius schickte ihre Eule schon am nchsten Morgen zurck. Sie flatterte vor Harry auf den Tisch, genau in dem Moment, als ein Waldkauz mit einem Tagespropheten im Schnabel vor Hermine landete. Sie nahm ihm die Zeitung ab, berflog die ersten Seiten, sagte: Ha! Sie hat nichts von Crouch erfahren!, und beugte sich dann zu Ron und Harry hinber, die lasen, was Sirius ber die mysterisen Ereignisse der vorletzten Nacht zu sagen hatte. Harry - wie konntest du dich darauf einlassen, mit Viktor Krum in den Wald zu gehen? Schwre mir bitte eulenwendend, dass du mit niemandem mehr nachts spazieren gehst. In Hogwarts ist jemand, der hchst gefhrlich ist. Fr mich ist offensichtlich, dass sie nicht wollten, dass Crouch mit Dumbledore spricht, und sie waren vermutlich nur ein paar Meter von dir entfernt in der Dunkelheit. Sie htten dich umbringen knnen. Dein Name ist nicht zufllig in den Feuerkelch geraten. Wenn dich jemand angreifen will, dann hat er jetzt seine letzte Chance. Bleib immer in der Nhe von Ron und Hermine, verlass abends nicht mehr den Gryffindor-Turm und wappne dich fr die dritte Aufgabe. be Schockzaubern und Entwaffnen. Ein paar Hexereien knnen auch nicht schaden. In dieser Crouch-Sache kannst du nichts tun. Halt dich bedeckt und pass auf dich auf. Ich erwarte deinen Brief mit dem Versprechen, dass du dich nicht wieder drauen rumtreibst. Sirius Ausgerechnet er will mir was erzhlen von wegen drauen rumtreiben?, entrstete sich Harry mild, faltete Sirius' Brief zusammen und steckte ihn in den Umhang. Nach all dem, was er selbst damals in der Schule getrieben hat! Er macht sich Sorgen um dich!, sagte Hermine scharf. Genau wie Moody und Hagrid! Also hr auf ihn! Das ganze Jahr ber hat keiner versucht, mich anzugreifen, sagte Harry. Niemand hat mir auch nur ein Haar gekrmmt - Auer, dass jemand deinen Namen in den Feuerkelch geworfen hat, unterbrach ihn Hermine. Und der oder die mssen das aus einem bestimmten Grund getan haben, Harry. Schnuffel hat Recht. Vielleicht haben sie nur abgewartet. Vielleicht ist es genau diese Runde, bei der sie dich kriegen wollen. Pass auf, sagte Harry ungeduldig, nehmen wir an, Schnuffel hat Recht und jemand hat Krum einen Schocker verpasst und Crouch entfhrt. Gut, dann wren sie doch irgendwo hinter den Bumen um uns her gewesen? Aber sie haben gewartet, bis ich fort war, und dann erst angegriffen. Also sieht's nicht danach aus, als ob sie es auf mich abgesehen htten! Sie htten es nicht nach einem Unfall aussehen lassen knnen, wenn sie dich im Wald ermordet htten!, entgegnete Hermine. Aber wenn du whrend einer Turnierrunde stirbst - Aber Krum haben sie doch einfach angegriffen, sagte Harry. Warum haben sie mich dann nicht auch gleich weggeputzt? Sie htten es zum Beispiel so aussehen lassen knnen, als ob Krum und ich uns duelliert htten. Harry, ich versteh's ja auch nicht, sagte Hermine verzweifelt. Ich wei nur, dass eine Menge merkwrdiger Dinge passieren, und mir gefllt das berhaupt nicht ... Moody hat Recht - Schnuffel hat Recht - du musst endlich fr die dritte Runde trainieren, und zwar sofort. Und vergiss ja nicht, Schnuffel zu antworten und ihm zu versprechen, dass du dich nicht mehr alleine rumtreibst. Das Schlossgelnde drauen wirkte immer dann ungeheuer verlockend auf Harry, wenn er nicht rauskonnte. Whrend der nchsten Tage verbrachte er seine ganze Freizeit entweder in der Bibliothek, wo er zusammen mit Hermine und Ron nach brauchbaren Zaubern suchte, oder in leeren Klassenzimmern, in die sie sich schlichen, um in Ruhe zu ben. Harry nahm sich vor allem den Schockzauber vor, den er noch nie angewandt hatte. Das Problem war nur, dass Ron und Hermine dafr gewisse Opfer bringen mussten. Knnen wir nicht Mrs Norris kidnappen?, schlug Ron am Montag in der Mittagspause vor, als er mitten im Zauberkunstklassenzimmer flach auf dem Rcken lag, soeben zum fnften Mal in Folge von Harry geschockt und wieder belebt. Schocken wir doch die mal zur Abwechslung. Oder du knntest Dobby nehmen, Harry, ich wette, er wrde alles tun, um dir zu helfen. Ich will mich ja nicht beklagen oderso - er stand chzend auf und rieb sich den Hintern - aber mir tut schon alles weh ... Wenn du auch andauernd neben die Kissen fllst!, sagte Hermine unwirsch und warf die Kissen, die sie schon fr den Verscheuchezauber benutzt hatten, auf einen Haufen. Versuch doch einfach mal gerade nach hinten zu fallen! Wenn du geschockt bist, geht das nicht mehr, Hermine!, sagte Ron wtend. Warum probierst du es nicht selbst? Ach weit du, ich glaube, Harry hat es jetzt ohnehin raus, erwiderte Hermine hastig. Und wegen Entwaffnung mssen wir uns keine Sorgen machen, das kann er ja schon ewig ... ich denke, heute Abend sollten wir mit ein paar von diesen Hexereien anfangen. Sie berflog die Liste, die sie in der Bibliothek aufgestellt hatten. Der hier gefllt mir, sagte sie, dieser Lhmfluch. Soll alles verlangsamen, was dich angreifen will, Harry. Mit dem fangen wir an. Die Glocke lutete. Eilends stopften sie die Kissen in Flitwicks Schrank zurck und schlpften aus dem Klassenzimmer. Wir sehen uns beim Abendessen!, sagte Hermine und machte sich auf den Weg zu Arithmantik, whrend Harry und Ron zu Wahrsagen in den Nordturm gingen. Durch die hohen Fenster fielen breite Streifen gleiend goldenen Sonnenlichts auf den Gang. Der Himmel war von einem leuchtenden, wie in Email gemalten Blau. In Trelawneys Zimmer wird's kochend hei sein, die macht ihr Feuer doch nie aus, sagte Ron, als sie die Treppe zur silbernen Leiter und zur Falltr hochgingen. Er hatte vllig Recht. In dem matt erleuchteten Zimmer herrschte brtende Hitze. Und die schwer parfmierten Rauchschwaden aus dem Kamin machten alles noch uner-fraglicher. Harry wurde ganz schwummrig im Kopf und er ging hinber zu einem der verhngten Fenster. Als Professor Trelawney ihren Schal von einer Lampe abwickelte und gerade nicht hinsah, ffnete er das Fenster einen Spaltbreit und lie sich dann in einen Chintz-Sessel sinken. Eine sanfte Brise umspielte jetzt sein Gesicht. Es war unendlich angenehm. Meine Lieben, sagte Professor Trelawney, setzte sich in ihren geflgelten Lehnstuhl vor die Klasse und sah sie reihum mit ihren merkwrdig vergrerten Augen an, wir haben unsere Arbeiten zur Weisheit der Planeten fast abgeschlossen. Heute jedoch bietet sich eine exzellente Gelegenheit, die Wirkungen des Mars zu studieren, denn gegenwrtig steht er in hchst interessanter Konstellation. Wenn ihr bitte alle hierher schauen wrdet, ich dmpfe das Licht ... Sie schwang ihren Zauberstab und die Lampen erloschen. Das Feuer war jetzt die einzige Lichtquelle. Professor Trelawney bckte sich, langte unter ihren Stuhl und hob ein kleines, unter einer Glaskuppel geborgenes Modell des Sonnensystems hoch. Es war ein schnes Stck; um die neun Planeten drehten sich schimmernde Monde, beschienen von der feurigen Sonne, und alle wurden von unsichtbarer Hand unter dem Glas gehalten. Harry sah trge hin, whrend Professor Trelawney erklrte, in welch faszinierendem Winkel Mars jetzt zu Neptun stehe. Die schwer parfmierten Schwaden waberten ber ihn hinweg und die Brise vom Fenster her khlte ein wenig sein Gesicht. Irgendwo hinter dem Vorhang hrte er ein Insekt leise summen. Seine Lider wurden schwer ... Er flog jetzt auf dem Rcken eines Uhus, schwebte am klaren blauen Himmel auf ein altes, mit Efeu berwuchertes Haus hoch oben auf einem Hgel zu. Jetzt neigten sie sich in die Tiefe, und der Wind blies Harry angenehm ins Gesicht, bis sie ein dunkles, kaputtes Fenster im oberen Stockwerkerreichten und hineinflogen. Nun ging es einen dsteren Korridor entlang, zu einem Zimmer ganz am Ende ... durch die Tr, hinein in das dunkle Zimmer, dessen Fenster mit Brettern vernagelt waren ... Harry war vom Rcken des Uhus gestiegen ... er sah ihm nach, wie er durch das Zimmer flatterte, auf einen Stuhl, dessen Rckenlehne ihm zugekehrt war, und sein Bein jemandem entgegenstreckte ... auf dem Boden neben dem Lehnstuhl waren zwei dunkle Gestalten zu sehen ... beide bewegten sich ... Die eine war eine riesige Schlange ... die andere war ein Mann ... ein kleiner Mann mit schtterem Haar, wssrigen Augen und spitzer Nase ... er keuchte und schluchzte auf dem Kaminvorleger ... Du hast Glck gehabt, Wurmschwanz, sagte eine kalte, hohe Stimme aus den Tiefen des Lehnstuhls, auf dem die Eule gelandet war. Wirklich viel Glck. Dein dummer Fehler hat nicht alles ruiniert. Er ist tot. Herr!, keuchte der Mann auf dem Boden. Herr, ich bin ... ich bin hocherfreut ... und bedaure das sehr ... Nagini, sagte die kalte Stimme, du hast heute kein Glck. Ich werde dir Wurmschwanz doch nicht zum Fra vorwerfen ... aber reg dich nicht auf, bleib ruhig ... es gibt ja immer noch Harry Potter ... Die Schlange zischelte. Harry konnte ihre Zunge flattern sehen. Na, Wurmschwanz, sagte die kalte Stimme, vielleicht noch eine kleine Erinnerung, warum ich nicht noch einen Fehler deinerseits hinnehmen werde ... Herr ... nein ... ich bitte Euch ... Aus der Kuhle des Lehnstuhls tauchte die Spitze eines Zauberstabs auf. Sie richtete sich auf Wurmschwanz. Cru-cio, sagte die kalte Stimme. Wurmschwanz schrie, schrie, als ob jeder Nerv seines Krpers brennen wrde, das Schreien erfllte Harrys Ohren, und die Narbe auf seiner Stirn entflammte vor rasendem Schmerz; auch Harry schrie jetzt laut ... Voldemort wrde ihn hren, wrde wissen, dass er da war ... Harry! Harry! Harry ffnete die Augen. Er lag, die Hnde aufs Gesicht gepresst, auf dem Boden von Professor Trelawneys Zimmer. Seine Narbe brannte immer noch so frchterlich, dass ihm die Augen trnten. Der Schmerz war kein Phantom gewesen. Die ganze Klasse stand um ihn herum und Ron kniete mit entsetztem Gesicht neben ihm. Alles in Ordnung mit dir?, fragte er. Natrlich nicht!, sagte Professor Trelawney mit beraus erregter Miene. Ihre groen Augen schwebten lauernd ber Harry. Was war es, Potter? Eine Vorahnung? Eine Erscheinung? Was haben Sie gesehen? Nichts, log Harry. Er setzte sich auf. Sein Krper bebte. Er konnte nicht anders, er musste sich einfach umdrehen und in die Schatten hinter sich sphen; Voldemorts Stimme hatte sich so nah angehrt ... Sie hatten die Hand auf Ihre Narbe gepresst!, sagte Professor Trelawney. Sie haben sich auf dem Boden gewlzt, mit der Hand auf der Narbe! Kommen Sie schon, Potter, ich habe Erfahrung mit solchen Dingen! Harry sah zu ihr auf. Ich glaube, ich muss in den Krankenflgel, sagte er. ble Kopfschmerzen. Mein Lieber, Sie wurden ohne Zweifel durch die auerordentlich klarsichtigen Schwingungen meines Zimmers stimuliert!, sagte Professor Trelawney. Wenn Sie jetzt gehen, verlieren Sie vielleicht die Mglichkeit, weiter denn je in die Zukunft zu sehen - Ich mchte nichts weiter sehen als ein Kopfschmerzmittel, sagte Harry. Er stand auf. Die Klasse wich zurck. Alle sahen erschttert aus. Bis spter dann, murmelte Harry Ron zu, nahm seine Tasche und ging auf die Falltr zu, ohne auf Professor Trelawney zu achten, die ein frchterlich enttuschtes Gesicht machte, ganz als ob ihr ein richtiger Leckerbissen durch die Lappen gegangen wre. Als Harry jedoch unten am Fu der Leiter ankam, wandte er seine Schritte nicht zum Krankenflgel. Er hatte keinen Moment vorgehabt, dort hinzugehen. Sirius hatte ihm gesagt, was er tun solle, wenn seine Narbe wieder zu schmerzen anfing, und Harry wollte seinem Ratschlag folgen: Er wrde geradewegs in Dumbledores Bro gehen. Whrend er durch die Flure lief, berlegte er, was er soeben im Traum gesehen hatte ... er war ebenso klar und deutlich gewesen wie jener Traum, der ihn im Ligusterweg aus dem Schlaf gerissen hatte ... noch einmal fhrte er sich die Einzelheiten vor Augen, um sich spter gut daran erinnern zu knnen ... er hatte gehrt, wie Voldemort Wurmschwanz beschuldigte, einen dummen Fehler gemacht zu haben ... doch der Uhu hatte gute Nachrichten gebracht, der Fehler war ausgemerzt, jemand war tot ... deshalb sollte Wurmschwanz nicht an die Schlange verfttert werden ... statt seiner wrde er, Harry, ihr zum Fra vorgeworfen ... Gedankenversunken war Harry an dem steinernen Wasserspeier, der den Eingang zu Dumbledores Bro bewachte, einfach vorbeigegangen. Er blinzelte, sah sich um, erkannte, wo er war, lief zurck und blieb vor dem Wasserspeier stehen. Dann fiel ihm ein, dass er das Passwort ja gar nicht kannte. Scherbert Zitrone? Ein Versuch konnte ja nicht schaden. Der Wasserspeier rhrte sich nicht. Okay, sagte Harry und starrte ihn an. Birnenbrandpra-line. hm - Lakritzzauberstab. Zischende Zauberdrops. Bubbels Bester Blaskaugummi. Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung ... o nein, die mag er doch nicht, oder? ... Nun komm schon, mach einfach auf!, sagte er wtend. Ich muss ihn unbedingt sprechen, es ist dringend. Der Wasserspeier lie sich nicht erweichen. Harry stie mit dem Fu dagegen, doch dafr bekam er nichts als einen hllischen Schmerz im groen Zeh. Schokofrosch!, schrie er zornig, auf einem Bein hpfend. Zuckerfederkiel! Kakerlakenschwarm! Der Wasserspeier erwachte zum Leben und sprang zur Seite. Harry blinzelte. Kakerlakenschwarm?, sagte er verdutzt. War doch nur 'n Scherz ... Er hastete durch den Spalt in der Wand, der sich lautlos hinter ihm schloss, betrat eine steinerne Wendeltreppe, die sich langsam nach oben drehte und ihn vor eine polierte Eichentr mit einem bronzenen Trklopfer brachte. Aus dem Bro drangen Stimmen. Er sprang von der Treppe, zgerte einen Moment und lauschte. Dumbledore, ich frchte, ich kann den Zusammenhang berhaupt nicht erkennen! Es war die Stimme des Zaubereiministers, Cornelius Fudge. Ludo meint, Bertha wre es durchaus zuzutrauen, dass sie sich verirrt. Zugegeben, wir hatten gehofft, sie zwischenzeitlich zu finden, und dennoch haben wir keinen Beweis fr irgendein faules Spiel, Dumbledore, nicht den geringsten. Von wegen, ihr Verschwinden hinge mit dem von Barty Crouch zusammen! Und was, glauben Sie, ist mit Barty Crouch passiert, Minister?, ertnte Moodys knurrende Stimme. Ich sehe da zwei Mglichkeiten, Alastor, sagte Fudge.Entweder ist Crouch, wenn man seine persnliche Geschichte bedenkt, jetzt vollkommen bergeschnappt - hat sich geistig umnachtet vom Acker gemacht und treibt sich irgendwo rum - In diesem Fall hat er sich sehr schnell vom Acker gemacht, Cornelius, sagte Dumbledore ruhig. Oder aber - nun ... Fudge klang verlegen. Ich will nicht urteilen, bevor ich nicht die Stelle gesehen habe, an der er gefunden wurde, aber Sie sagen, es war nicht weit von der Beauxbatons-Kutsche? Dumbledore, wissen Sie, was diese Frau ist? Ich halte sie fr eine sehr fhige Schulleiterin - und eine exzellente Tnzerin, sagte Dumbledore leise. Dumbledore, nun kommen Sie!, sagte Fudge aufgebracht. Meinen Sie nicht, Sie sehen sie wegen Hagrid durch eine rosarote Brille? Die erweisen sich nicht alle als harmlos - wenn Sie Hagrid berhaupt als harmlos bezeichnen knnen, mit seinem ganzen Monsterfimmel - Ich verdchtige Madame Maxime genauso wenig wie Hagrid, sagte Dumbledore weiterhin gelassen. Ich denke, es ist mglich, dass Sie da Vorurteile haben, Cornelius. Knnen wir diese Diskussion nun vielleicht beenden?, knurrte Moody. Ja, ja, gehen wir also runter aufs Gelnde, sagte Fudge ungeduldig. Nein, das meinte ich nicht, sagte Moody, ich wollte nur bemerken, dass Potter Sie sprechen will, Dumbledore. Er steht vor der Tr. ~Das Denkarium Die Brotr ffnete sich. Hallo, Potter, sagte Moody. Na, dann komm mal rein. Harry trat ein. Schon einmal war er in Dumbledores Bro gewesen; es war ein schnes, kreisrundes Zimmer, ringsum behangen mit Bildern ehemaliger Schulleiter, Mnner und Frauen, allesamt tief schlafend. Cornelius Fudge stand neben Dumbledores Schreibtisch, er trug den blichen Nadelstreifenumhang und hielt seinen limonengrnen Bowler in der Hand. Harry!, sagte Fudge und trat mit einladender Geste auf ihn zu. Wie geht es dir? Gut, log Harry. Wir sprachen eben ber die Nacht, in der Mr Crouch auf dem Schlossgelnde aufgetaucht ist, sagte Fudge. Du hast ihn doch entdeckt? Ja, sagte Harry. Dann beschloss er, es sei zwecklos so zu tun, als ob er ihr Gesprch nicht mitgehrt hatte, und fgte hinzu: Aber Madame Maxime habe ich nirgends gesehen, und fr sie wre es sicher nicht so einfach gewesen, sich zu verstecken? Hinter Fudges Rcken lchelte ihm Dumbledore mit funkelnden Augen zu. Nun, wie dem auch sei, meinte Fudge mit verlegener Miene, wir wollten eben aufbrechen und uns die Stelle mal ansehen ... vielleicht gehst du einfach in den Unterricht zurck - Ich wollte mit Ihnen sprechen, Professor, wandte sich Harry rasch zu Dumbledore, der ihm einen kurzen, forschenden Blick zuwarf. Warte hier auf mich, Harry, sagte er. Unsere kleine Expedition wird nicht lange dauern. Wortlos gingen sie an ihm vorbei aus dem Zimmer und schlssen die Tr. Nach gut einer Minute erstarb das Klopfen von Moodys Holzbein unten im Korridor. Harry sah sich um. Hallo, Fawkes, sagte er. Fawkes, Professor Dumbledores Phnix, hockte auf seiner goldenen Stange neben der Tr. Der Vogel von der Gre eines Schwans, mit herrlich scharlachrotem und goldenem Gefieder, raschelte mit seinem langen Schweif und blinzelte Harry freundlich an. Harry setzte sich auf einen Stuhl vor Dumbledores Schreibtisch. Einige Minuten lang hockte er da, sah den ehemaligen Schulleitern beim Schlummern zu, dachte ber das eben Gehrte nach und betastete mit dem Finger seine Narbe. Sie schmerzte jetzt nicht mehr. Hier in diesem Bro, mit der Aussicht, Dumbledore gleich von dem Traum erzhlen zu knnen, fhlte Harry sich schon viel ruhiger. Er lie den Blick ber die Wand hinter dem Schreibtisch wandern. Der Sprechende Hut, zerschlissen und geflickt, lag auf einem Wandbord. Neben ihm stand eine Glasvitrine mit einem prachtvollen silbernen Schwert, in dessen Griff groe Rubine eingelassen waren, und Harry erkannte, dass es das Schwert war, das er selbst im zweiten Jahr aus dem Sprechenden Hut gezogen hatte. Einst hatte es Godric Gryffindor gehrt, dem Begrnder des Hauses, zu dem Harry gehrte. Er lie den Blick darauf ruhen und erinnerte sich gerade lebhaft, wie es ihm damals, als er schon alle Hoffnung aufgegeben hatte, zu Hilfe gekommenwar, da bemerkte er einen silbrig schimmernden Lichtfleck, der auf dem Glas der Vitrine tanzte. Er wandte den Kopf und sah, dass aus einem schwarzen Schrank, dessen Tr nicht ganz geschlossen war, ein schmaler Streifen Licht herausfiel. Harry zgerte, warf Fawkes einen Blick zu, stand auf, ging hinber und zog die Schranktr auf. Im Schrank stand eine flache steinerne Schale mit merkwrdigen Gravuren entlang des Rands; Runen und Symbole, die Harry nicht entziffern konnte. Das silbrige Licht kam aus dem Inneren der Schale und stammte von etwas, das Harry noch nie gesehen hatte. Er konnte nicht erkennen, ob die Substanz eine Flssigkeit oder ein Gas war. Sie war hell, silbrig wei, und bewegte sich unablssig; ihre Oberflche kruselte sich wie Wasser, ber das ein Wind streicht, dann wiederum teilte sie sich auf in sanft wirbelnde Wolken. Es war wie flssiges Licht oder wie Wind, der greifbare Gestalt angenommen hatte - Harry war ratlos. Er wollte die Substanz berhren, herausfinden, wie sie sich anfhlte, doch nach fast vier Jahren Erfahrung mit der magischen Welt wusste er, dass es sehr dumm wre, einfach die Hand in eine Schale mit einer unbekannten Substanz zu tauchen. Daher zog er den Zauberstab aus dem Umhang, lie den Blick nervs durch das Bro huschen, wandte sich erneut der Schale zu und rhrte ihren Inhalt ganz kurz mit der Spitze des Zauberstabs um. An der Oberflche der silbrigen Substanz begann es sehr schnell zu wirbeln. Harry beugte sich tiefer ber die Schale und steckte mit dem Kopf bereits mitten im Schrank. Die silbrige Substanz war durchsichtig geworden; sie wirkte wie Glas. Er sah von oben in sie hinein und erwartete den steinernen Boden der Schale zu sehen - doch stattdessen erblickte er unter der Oberflche der geheimnisvollen Substanz einen riesigenRaum, in den er wie durch ein rundes Fenster in der Decke hinuntersehen konnte. Der Raum war schwach erleuchtet; vielleicht war er sogar unterirdisch, denn es gab keine Fenster, nur Fackeln an den Mauern, wie er sie schon von Hogwarts kannte. Er bckte sich noch tiefer, so dass seine Nase nur noch wenige Zentimeter von der glasigen Substanz entfernt war, und nun sah er, dass an den Wnden entlang Sitzbnke errichtet waren, die sich stufenweise nach oben zogen und bis auf den letzten Platz besetzt waren mit Hexen und Zauberern. Genau in der Mitte des Raumes stand ein leerer Stuhl. Etwas an diesem Stuhl erweckte eine dunkle Vorahnung in ihm. An den Armlehnen hingen Ketten, als ob man die dort Sitzenden an den Stuhl zu fesseln pflegte. Wo befand sich dieser Ort? Sicher nicht in Hogwarts; einen solchen Raum hatte er im Schloss noch nicht gesehen. Zudem gab es in diesem geheimnisvollen Saal nur Erwachsene, und Harry wusste, dass es nicht annhernd so viele Lehrer in Hogwarts gab. Sie scheinen auf etwas zu warten, berlegte er; zwar konnte er von oben nur auf ihre Spitzhte sehen, doch sie alle blickten offenbar in eine Richtung und sprachen nicht miteinander. Da die Schale rund war und der Raum, den Harry beobachtete, quadratisch, konnte er nicht erkennen, was in den Ecken passierte. Doch er wollte noch mehr sehen und neigte den Kopf noch tiefer ... Seine Nasenspitze berhrte die seltsame Substanz, in die er geblickt hatte. Dumbledores Bro tat einen bermchtigen Ruck - Harry warf es nach vorn und er strzte kopfber in die Substanz der Schale - Doch sein Kopf schlug nicht auf dem steinernen Boden auf. Er fiel durch etwas Eiskaltes und Schwarzes; es war, als wrde er in einen dunklen Malstrom gesogen - Und pltzlich sa er auf einer Bank an der Mauer desRaumes in der Schale, einer Bank hoch ber den anderen. Er blickte zur steinernen Decke auf und erwartete, dort das runde Fenster zu sehen, durch das er eben gespht hatte, doch da war nichts als dunkler, fester Stein. Schwer und schnell atmend blickte sich Harry um. Keine einzige Hexe, kein Zauberer in diesem Raum achtete auf ihn (und es waren mindestens zweihundert von ihnen da). Niemand schien bemerkt zu haben, dass ein vierzehnjhriger Junge soeben von der Decke herunter in ihre Mitte gefallen war. Harry wandte sich dem Zauberer zu, der neben ihm auf der Bank sa, und stie vor berraschung einen lauten Schrei aus, der in dem stillen Raum widerhallte. Ihm zur Seite sa Albus Dumbledore. Professor!, sagte Harry mit einer Art ersticktem Flstern. Verzeihung - das war keine Absicht - ich wollte mir nur diese Schale in Ihrem Schrank ansehen - ich - wo sind wir? Doch Dumbledore rhrte sich nicht und sagte kein Wort. Er achtete berhaupt nicht auf Harry. Wie alle anderen Zauberer auf den Bnken schaute er in die gegenberliegende Ecke des Raumes, wo eine Tr war. Harry starrte Dumbledore verdutzt an, lie den Blick ber die schweigend und gespannt wartende Menge schweifen und wandte sich erneut Dumbledore zu. Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen ... Schon einmal hatte Harry sich an einem Ort befunden, an dem ihn niemand sehen oder hren konnte. Damals war er durch die Bltter eines verzauberten Taschenkalenders gefallen, mitten hinein in das Gedchtnis eines Anderen ... und wenn er sich nicht sehr irrte, war etwas hnliches auch jetzt geschehen ... Harry hob die rechte Hand, zgerte kurz und wedelte dann energisch vor Dumbledores Gesicht hin und her. Dumbledore rhrte sich nicht, zuckte nicht einmal mit der Wimper. Damit war fr Harry die Sache klar. Er war im Innern eines Gedchtnisses, und dies war nicht der Dumbledore der Gegenwart. Doch allzu lange konnte es nicht her sein ... der Dumbledore, der jetzt neben ihm sa, hatte silbernes Haar, genau wie der heutige Dumbledore. Doch was war dies fr ein Ort? Worauf warteten all diese Zauberer? Harry sah sich jetzt etwas aufmerksamer um. Es war, wie er von oben aus schon vermutet hatte, fast sicher ein unterirdischer Raum - eine Art Kerker, befand er. Der Ort hatte etwas Dsteres, ja Bedrohliches an sich; an den Wnden hingen keine Bilder, es gab berhaupt keinen Schmuck; nur diese dicht geschlossenen Bankreihen, die sich an den Wnden des Raums emporzogen, so dass alle Zuschauer ungehinderten Blick auf den Stuhl mit den Ketten an den Armlehnen hatten. Harry berlegte noch, wozu dieser Raum dienen sollte, als er Schritte hrte. Die Tr in der Ecke des Kerkers ffnete sich und drei Gestalten traten ein - genau gesagt ein Mann, flankiert von zwei Dementoren. Harrys Eingeweide gefroren. Die Dementoren, groe Gestalten mit Kapuzen, die ihre Gesichter verhllten, glitten langsam auf den Stuhl in der Mitte zu. Sie hatten mit ihren verwesenden und modrigen Hnden die Arme des Mannes gepackt. Der Mann in ihrer Mitte machte den Eindruck, als wrde er gleich ohnmchtig werden, und Harry konnte es durchaus nachfhlen ... er wusste, dass ihm die Dementoren im Innern eines Gedchtnisses nichts anhaben konnten, doch er erinnerte sich nur zu gut an ihre Krfte. Ein leises Schaudern lief durch die Zuschauerreihen, whrend die Dementoren den Mann zu dem Kettenstuhl fhrten und dann hinausglitten. Die Tr schwang hinter ihnen zu. Harry sah hinunter auf den Mann, der jetzt auf dem Stuhl sa, und erkannte Karkaroff. Im Gegensatz zu Dumbledore sah Karkaroff hier viel jnger aus; Haare und Ziegenbart waren schwarz. Er hatte keinen glattseidenen Pelz an, sondern einen dnnen und schbigen Umhang. Er zitterte am ganzen Leib. Noch whrend ihn Harry beobachtete, erglhten die Ketten an den Armlehnen pltzlich golden, schlangen sich an seinen Armen hoch und zurrten sie fest. Igor Karkaroff, sagte eine barsche Stimme links von Harry. Harry wandte sich um und sah, wie sich in der Mitte seiner Sitzbank Mr Crouch erhob. Crouchs Haar war dunkel, sein Gesicht hatte viel weniger Falten, er wirkte krftig und wachsam. Sie wurden aus Askaban hierher gebracht, um vor dem Zaubereiministerium auszusagen. Sie gaben uns zu verstehen, dass Sie wichtige Informationen fr uns htten. Karkaroff, fest an den Stuhl gebunden, richtete sich, so gut er konnte, auf. Das habe ich, Sir, sagte er, und obwohl seine Stimme ngstlich klang, hrte Harry den vertrauten ligen Ton heraus. Ich mchte dem Ministerium dienlich sein. Ich will helfen. Ich - ich wei, dass das Ministerium versucht - auch noch die letzten Anhnger des dunklen Lords zu stellen. Ich werde alles tun, um dabei zu helfen ... Von den Bnken kam Gemurmel. Einige der Zauberer und Hexen musterten Karkaroff gespannt, andere offen misstrauisch. Dann hrte Harry von der anderen Seite Dumbledores her ganz deutlich eine vertraute knurrende Stimme: Dreck. Harry beugte sich vor und wandte den Kopf. Dort, rechts neben Dumbledore, sa Mad-Eye Moody - mit einem gewaltigen Unterschied zu dem Moody, den er kannte. Dieser Moody hatte kein magisches Auge, sondern zwei normale. Beide sahen hinab auf Karkaroff, und beide waren, von glhendem Abscheu erfllt, zu Schlitzen verengt. Crouch wird ihn laufen lassen, flsterte er Dumbledore zu. Hat sich auf einen Tauschhandel mit ihm eingelassen. Sechs Monate hab ich gebraucht, bis ich ihn endlich in die Finger bekommen hab, und Crouch lsst ihn einfach laufen, wenn er genug neue Namen von ihm kriegt. Nehmen wir seine Informationen, wrd ich sagen, und werfen ihn gleich wieder den Dementoren vor. Aus Dumbledores langer Adlernase kam ein leises, missbilligendes Schnauben. Ach ja, hab ich ganz vergessen ... du magst ja diese Dementoren nicht, Albus?, sagte Moody mit maskenhaftem Lcheln. Nein, sagte Dumbledore leise, ich frchte, nein. Ich war schon immer der Meinung, das Ministerium sollte mit diesen Kreaturen nicht gemeinsame Sache machen ... Aber bei Dreckskerlen wie diesem hier ..., sagte Moody leise. Sie sagen, Sie htten Namen fr uns, Karkaroff, meldete sich jetzt wieder Mr Crouch. Bitte, wir hren. Sie mssen verstehen, sagte Karkaroff hastig, dass er, dessen Name nicht genannt werden darf, immer unter strengster Geheimhaltung gearbeitet hat ... er zog es vor, dass wir - das heit seine Anhnger - und ich bedaure heute zutiefst, dass ich mich je zu ihnen zhlte - Raus mit der Sprache, hhnte Moody. - wir wussten nie die Namen all unserer Gefhrten - nur er wusste genau, wer alles dazugehrte - Ein durchaus kluger Schachzug, nicht wahr, Karkaroff, damit ein Kerl wie du sie nicht alle verpfeifen kann, murmelte Moody. Und doch behaupten Sie, Sie htten ein paar Namen fr uns?, sagte Mr Crouch. Ja - das habe ich, erwiderte Karkaroff atemlos. Unddas waren, beachten Sie, wichtige Gefolgsleute. Leute, die ich mit eigenen Augen seinen Willen habe ausfhren sehen. Ich gebe diese Namen preis zum Zeichen, dass ich ihm ganz und gar abschwre und so tief bereue, dass ich kaum - Diese Namen lauten?, sagte Mr Crouch scharf. Karkaroff holte tief Luft. Einer war Antonin Dolohow, sagte er. Ich - ich sah ihn unzhlige Muggel foltern und - und Gegner des dunklen Lords. Und hast ihm dabei geholfen, brummte Moody. Wir haben Dolohow bereits gefasst, sagte Crouch. Er wurde kurz nach Ihnen aufgegriffen. Tatschlich?, sagte Karkaroff und seine Augen weiteten sich. Es - es freut mich, dies zu hren. Doch er sah nicht danach aus. Harry sprte, dass diese Neuigkeit Karkaroff einen schweren Schlag versetzt hatte. Einer seiner Namen war wertlos geworden. Weitere Namen?, fragte Crouch kalt. Natrlich, ja ... da war Rosier, sagte Karkaroff hastig. Evan Rosier. Rosier ist tot, sagte Crouch. Auch er wurde kurz nach Ihnen gefasst. Er zog es vor zu kmpfen, statt ruhig mitzukommen, und wurde im Kampf gettet. Hat dabei aber noch ein Stck von mir mitgenommen, flsterte Moody. Harry wandte sich zu ihm um und sah, wie er Dumbledore das groe Loch in seiner Nase zeigte. Das - das hat er auch verdient!, sagte Karkaroff mit einem deutlichen Anflug von Panik in der Stimme. Harry sah, dass er sich allmhlich Sorgen machte, ob berhaupt eine seiner Informationen dem Ministerium ntzen wrde. Karkaroffs Augen huschten zur Tr an der Ecke, hinter der zweifellos noch die Dementoren lauerten. Weitere Namen?, sagte Crouch. Ja!, stie Karkaroff hervor. Da war Travers - er half mit, die McKinnons zu ermorden! Mulciber - er war auf den Imperius-Fluch spezialisiert und hat zahllose Leute gezwungen, schreckliche Dinge zu tun! Rookwood, ein Spion, hat dem Unnennbaren ntzliche Informationen aus dem inneren Kreis des Ministeriums geliefert! Harry sprte, dass Karkaroff diesmal auf eine Goldader gestoen war. Die Zuschauer fingen an zu tuscheln. Rookwood?, fragte Mr Crouch mit einem Kopfnicken zu einer vor ihm sitzenden Hexe, die auf ihr Pergamentblatt zu kritzeln begann. Augustus Rookwood von der Mysteriumsabteilung? Ja, genau der, sagte Karkaroff beflissen. Ich glaube, er nutzte ein Netz gut platzierter Zauberer innerhalb wie auerhalb des Ministeriums, um wichtige Informationen zu sammeln - Aber Travers und Mulciber haben wir, sagte Mr Crouch. Nun gut, Karkaroff, wenn das alles ist, werden Sie nach Askaban zurckgebracht, whrend wir entscheiden - Noch nicht!, schrie Karkaroff in heller Verzweiflung. Warten Sie, ich habe noch mehr! Harry sah ihn im Licht der Fackeln schwitzen, die weie Haut scharf abgehoben gegen das Schwarz von Haar und Bart. Snape!, rief er. Severus Snape! Snape wurde vor diesem Rat bereits entlastet, sagte Crouch khl. Albus Dumbledore hat sich fr ihn verbrgt. Nein!, rief Karkaroff und zerrte an den Ketten, die ihn an den Stuhl fesselten. Ich versichere Ihnen, Severus Snape ist ein Todesser! Dumbledore hatte sich erhoben. Ich habe in dieser An-gelegenheit bereits ausgesagt, erklrte er ruhig. Severus Snape war in der Tat ein Todesser, doch er hat sich schon vor Lord Voldemorts Sturz wieder unseren Reihen angeschlossen und als Spion fr uns gearbeitet, unter grter Gefahr fr sein eigenes Leben. Er ist heute genauso wenig ein Todesser, wie ich es bin. Harry wandte den Kopf Mad-Eye Moody zu. Da sa er, hinter Dumbledores Rcken, und machte ein Gesicht, in dem tiefe Zweifel geschrieben standen. Nun gut, Karkaroff, sagte Crouch khl, Sie waren hilfreich. Ich werde Ihren Fall noch einmal prfen. In der Zwischenzeit werden Sie nach Askaban verbracht ... Mr Crouchs Stimme erstarb. Harry sah sich um; der Kerker lste sich auf, als wre er aus Rauch; alles verblasste, er konnte nur noch seinen eigenen Krper sehen, alles andere waren wirbelnde Schatten ... Und dann kehrte der Kerker zurck. Harry sa auf einem anderen Platz; noch immer auf der hchsten Bank, doch jetzt links von Mr Crouch. Die Stimmung war ganz anders; entspannt, fast frhlich. Die hier versammelten Hexen und Zauberer unterhielten sich miteinander, als wren sie bei einer Sportveranstaltung. Eine Hexe auf halber Hhe gegenber fing Harrys Blick auf. Sie hatte kurzes blondes Haar, trug einen magentaroten Umhang und nuckelte an der Spitze eines giftgrnen Federkiels. Es war, unverkennbar, die jngere Rita Kimmkorn. Harry sah sich um; wieder sa Dumbledore neben ihm, diesmal in einem anderen Umhang. Mr Crouch wirkte mder, auch irgendwie grimmiger und hagerer ... Harry begriff. Es war eine andere Erinnerung, ein anderer Tag ... ein anderer Prozess. Die Tr in der Ecke ffnete sich und Ludo Bagman schritt herein. Dies war jedoch nicht der ein wenig aus dem Leim gegan-gene Ludo Bagman, sondern ein Bagman, der offensichtlich auf der Hhe seiner Kraft als Quidditch-Spieler war. Seine Nase war noch nicht gebrochen; er war gro, schlank und muskuls. Bagman wirkte nervs, als er sich auf den Kettenstuhl setzte, doch der Stuhl fesselte ihn nicht wie zuvor Karkaroff, und Bagman, dadurch vielleicht ermutigt, lie den Blick ber die Zuschauermenge schweifen, winkte einigen von ihnen und schaffte sogar den Anflug eines Lchelns. Ludo Bagman, Sie sind hier vor dem Rat fr das Magische Gesetz, um sich zu Anschuldigungen im Zusammenhang mit den Umtrieben von Todessern zu uern, sagte Mr Crouch. Wir haben gehrt, was gegen Sie vorliegt, und kommen nun zum Urteil. Haben Sie Ihrer Aussage noch etwas hinzuzufgen, bevor wir das Urteil verknden? Harry traute seinen Ohren nicht. Ludo Bagman, ein Todesser? Nur, sagte Bagman verlegen lchelnd, nur - dass mir klar ist, dass ich ein ziemlicher Dummkopf war - Einige Zauberer und Hexen auf den umliegenden Pltzen lchelten nachsichtig. Mr Crouch schien ihre Gefhle nicht zu teilen. Er starrte mit einem Ausdruck grter Abneigung und Strenge auf Ludo Bagman hinunter. Da sagst du mal ein wahres Wort, Bursche. Jemand hinter Harry hatte das in trockenem Ton Dumbledore zugemurmelt. Harry drehte sich um, und wieder war es Moody, der da auf der Bank sa. Wenn ich nicht gewusst htte, dass er noch nie 'ne groe Leuchte war, htt ich gesagt, dass diese Klatscher sein Hirn dauerhaft in Mitleidenschaft gezogen haben ... Ludo Bagman, Sie wurden dabei ertappt, wie Sie Informationen an die Gefolgsleute Lord Voldemorts weitergaben, sagte Mr Crouch. Dafr beantrage ich eine Haftstrafe in Askaban von nicht weniger als - Doch von den Bnken im Umkreis kam ein zorniger Aufschrei. Einige der Hexen und Zauberer, die an der Mauer saen, standen auf, sahen Mr Crouch kopfschttelnd an und drohten sogar mit Fusten. Aber ich hab Ihnen doch schon gesagt, ich hatte keine Ahnung!, rief Bagman mit ernster Miene ber das Getuschel der Menge hinweg. berhaupt keine! Der alte Rookwood war ein Freund meines Dads ... ich htte mir nie trumen lassen, dass er mit Du-weit-schon-wem unter einer Decke steckte! Ich dachte, er wrde Informationen fr unsere Seite sammeln. Und Rookwood hat stndig davon geredet, er wolle mir spter eine Stelle im Ministerium besorgen ... wenn meine Quidditch-Karriere beendet ist, wissen Sie ... ich meine, ich kann mich doch nicht fr den Rest meiner Tage von Klatschern beballern lassen, oder? Einige Zuschauer kicherten verhalten. Ich lasse darber abstimmen, sagte Mr Crouch kalt. Er wandte sich an eine Gruppe, die an der rechten Seite des Verlieses sa. Ich bitte die Jury um Handzeichen ... wer ist fr eine Haftstrafe ...? Harry wandte den Blick nach rechts. Keine einzige Hand hob sich. Viele Hexen und Zauberer ringsum begannen zu klatschen. Eine der Hexen aus der Jury erhob sich. Ja?, bellte Crouch. Wir mchten die Gelegenheit nutzen und Mr Bagman zu seiner glnzenden Leistung fr England im Quidditch-Spiel gegen die Trkei letzten Samstag gratulieren, sagte die Hexe atemlos. Mr Crouch schien wtend. Donnernder Beifall erschtterte den Kerker. Bagman stand auf und verbeugte sich mit strahlendem Lcheln. Ungeheuerlich, fauchte Mr Crouch Dumbledore zuund setzte sich, whrend Bagman hinausging. Rookwood wollte ihm tatschlich eine Stelle bei uns besorgen ... der Tag, an dem Ludo Bagman kommt, wird ein sehr trauriger Tag fr das Ministerium sein ... Und wieder lste sich der Kerker auf. Nach einer Weile festigte er sich, und Harry sah sich um. Er und Dumbledore saen immer noch neben Mr Crouch, doch die Stimmung konnte nicht gegenstzlicher sein. Es herrschte vollkommene Stille, unterbrochen einzig vom trockenen Schluchzen einer verhrmten und abgemagerten Hexe, die neben Mr Crouch sa. Mit zitternden Hnden presste sie ein Taschentuch an die Lippen. Harry sah zu Mr Crouch auf, der noch hagerer und grauer als zuvor wirkte. Auf seiner Schlfe zuckte ein Nerv. Bringt sie rein, sagte er, und seine Stimme hallte in dem stillen Kerker wider. Die Tr in der Ecke ffnete sich. Diesmal kamen sechs Dementoren herein, die vier Menschen mit sich fhrten. Harry fiel auf, dass die Zuschauer sich umdrehten und Mr Crouch verstohlene Blicke zuwarfen. Einige flsterten jetzt miteinander. Die Dementoren fhrten die vier in die Mitte des Kerkers, wo fr jeden ein Stuhl mit kettenbewehrten Armlehnen bereitstand. Einer der Gefangenen war ein untersetzter Mann, der mit leerem Blick zu Mr Crouch hochstarrte; ein anderer, schlanker und fahriger wirkend, lie den Blick ber die Menge huschen; eine Frau mit dichtem, glnzend schwarzem Haar und dunkel umschatteten Augen sa auf ihrem Kettenstuhl, als wre er ein Thron; und schlielich war da ein Junge, noch keine zwanzig Jahre alt, dessen Miene buchstblich versteinert war. Zitternd sa er da, Strhnen von strohblondem Haar im sommersprossigen, milchig weien Gesicht. Die schmchtige kleine Hexe neben Crouch be-gann auf ihrem Platz vor- und zurckzuwippen und in ihr Taschentuch zu wimmern. Crouch stand auf. Er sah auf die vier vor ihm hinunter und in seinem Gesicht stand der blanke Hass. Sie wurden hierher vor den Rat fr das Magische Gesetz gebracht, sagte er mit klarer Stimme, damit wir Sie fr ein Verbrechen verurteilen, so abscheulich ... Vater, sagte der Junge mit dem strohblonden Haar. Vater ... bitte ... - so abscheulich, wie wir es in den Mauern dieses Gerichts selten zu Ohren bekommen ..., sagte Crouch mit erhobener Stimme, die die seines Sohnes erstickte. Wir haben gehrt, welche Beweise gegen Sie vorliegen. Sie sind angeklagt, einen Auroren - Frank Longbottom - berwltigt und ihn dem Cruciatus-Fluch unterworfen zu haben, weil Sie glaubten, er kenne den Aufenthaltsort Ihres geflohenen Herrn, dessen Name nicht genannt werden darf- Vater, ich war es nicht!, schrie der Junge in Ketten. Ich war es nicht, ich schwre es, Vater, schick mich nicht zu den Dementoren zurck - Sie sind weiterhin angeklagt, bellte Mr Crouch, den Cruciatus-Fluch gegen Frank Longbottoms Frau gerichtet zu haben, weil er selbst nichts preisgegeben hatte. Sie hatten die Absicht, ihm, dessen Name nicht genannt werden darf, wieder an die Macht zu verhelfen und die Welt erneut mit Gewalt zu berziehen, wie Sie es vermutlich schon taten, als er noch stark war - Mutter!, schrie der Junge, und die verhrmte kleine Hexe neben Crouch begann zu schluchzen und heftig mit dem Oberkrper zu wippen. Mutter, sag ihm, er soll aufhren, Mutter, ich hab es nicht getan, ich war es nicht! Ich fordere nun die Mitglieder der Jury auf, rief Mr Crouch, die Hand zu heben, wenn sie mit mir der Mei-nung sind, dass fr diese Verbrechen eine lebenslngliche Strafe in Askaban angemessen ist. Die Hexen und Zauberer an der rechten Seite des Kerkers hoben einstimmig die Hnde. Die Zuschauer auf den Bnken begannen zu klatschen, wie sie es schon fr Bagman getan hatten, doch diesmal waren ihre Gesichter erfllt von zorniger Genugtuung. Wieder begann der Junge zu schreien. Nein! Mutter, nein! Ich hab es nicht getan, ich war nicht dabei, ich wusste es nicht! Schick mich nicht dorthin, lass es nicht zu! Die Dementoren glitten herein. Die drei Mitangeklagten des Jungen erhoben sich schweigend von ihren Sthlen; die Frau mit den schweren, dunklen Augenlidern sah zu Crouch auf und rief: Der dunkle Lord wird wiederkommen, Crouch! Begrab uns ruhig in Askaban, wir werden warten! Er wird wieder aufsteigen und uns von dort erlsen, er wird uns frstlicher belohnen als alle seine anderen Anhnger! Wir allein waren ihm treu! Wir allein haben versucht, ihn zu finden! Der Junge allerdings versuchte die Dementoren abzuwehren, doch Harry sah, wie ihre kalte, Leben aussaugende Kraft ihn allmhlich erlahmen lie. Die Menge jubelte, manche Zuschauer waren aufgesprungen, und whrend die Frau rasch aus dem Kerker gegangen war, wehrte sich der Junge immer noch verbissen. Ich bin dein Sohn!, schrie er zu Crouch hoch. Ich bin dein Sohn! Du bist nicht mein Sohn!, bellte Crouch, und seine Augen traten pltzlich hervor. Ich habe keinen Sohn! Die verhrmte Hexe neben ihm schluchzte laut auf und brach auf ihrem Platz zusammen. Sie war ohnmchtig. Crouch schien es nicht bemerkt zu haben. Bringt sie fort!, donnerte Crouch den Dementoren entgegen, und Speicheltropfen flogen ihm aus dem Mund. Bringt sie fort und lasst sie dort verrotten! Vater! Vater, ich war nicht dabei! Nein! Nein! Vater, bitte! Ich denke, Harry, es ist Zeit, in mein Bro zurckzukehren, sagte eine ruhige Stimme in Harrys Ohr. Harry zuckte zusammen. Er wandte sich zur einen Seite um. Dann zur anderen Seite. Zu seiner Rechten sa ein Albus Dumbledore, der beobachtete, wie die Dementoren Crouchs Sohn mit sich fortzerrten - und zu seiner Linken sa ein Albus Dumbledore, der ihm direkt in die Augen sah. Komm mit, sagte dieser Dumbledore und schob die Hand unter Harrys Ellbogen. Harry hatte das Gefhl, in die Luft zu steigen; der Kerker um ihn her lste sich auf; einen Moment lang herrschte vollkommene Schwrze, dann kam es ihm vor, als htte er einen Salto in Zeitlupe gemacht, und er landete pltzlich glatt auf den Fen, mitten in Dumbledores Bro, im gleienden Licht der Sonne, die durch die Fenster schien. Sein Blick fiel auf die steinerne Schale im Schrank und neben ihm stand Albus Dumbledore. Professor, keuchte Harry, ich wei, ich htte nicht -ich wollte eigentlich nicht - die Schranktr war sozusagen offen und - Ich verstehe vollkommen, sagte Dumbledore. Er hob die Schale hoch, trug sie zu seinem Schreibtisch, stellte sie auf die polierte Tischplatte und setzte sich auf seinen Stuhl. Mit einer Handbewegung forderte er Harry auf, ihm gegenber Platz zu nehmen. Harry setzte sich, ohne die steinerne Schale aus den Augen zu lassen. Ihr Inhalt war jetzt wieder silbrig wei und begann unter seinem Blick zu wirbeln und sich zu kruseln. Was ist das?, fragte Harry zitternd. Das? Man nennt es ein Denkarium, sagte Dumbledore. Mir kommt es manchmal so vor, und sicher kennst du das Gefhl, dass mein Kopf einfach mit zu vielen Gedanken und Erinnerungen voll gestopft ist. hm, sagte Harry, der nicht aufrichtig sagen konnte, dass er sich je so gefhlt htte. Dann ist es an der Zeit fr mich, sagte Dumbledore und deutete auf die Steinschale, das Denkarium zu benutzen. Man saugt einfach die berschssigen Gedanken aus seinem Kopf, versenkt sie in der Schale und schaut sie sich je nach Laune wieder an. Es wird dann leichter, Muster und Verknpfungen zu erkennen, wenn sie in dieser Gestalt aufbewahrt sind, verstehst du. Sie meinen ... dieses Zeug hier, das sind Ihre Gedanken?, fragte Harry und starrte auf die wirbelnde weie Substanz in der Schale. Natrlich, sagte Dumbledore. Ich zeig's dir. Er zog den Zauberstab aus dem Umhang und legte dessen Spitze an seinen silbernen Haarschopf nahe der Schlfe. Als er den Zauberstab wegzog, schienen seine Haare daran zu kleben - doch dann sah Harry, dass es in Wahrheit ein glitzernder Faden ebenjener merkwrdigen, silbrig weien Substanz im Denkarium war. Dumbledore fgte seinen frischen Gedanken der Schale hinzu, und Harry sah verblfft sein eigenes Gesicht auf der Oberflche der Substanz schwimmen. Dumbledore legte seine schlanken Hnde zu beiden Seiten auf die Schale und versetzte ihr einen kleinen Dreh, ein wenig wie ein Goldgrber, der in seiner Wasserschssel nach Goldklmpchen sucht ... und Harry sah, wie sein Gesicht ganz sanft in das von Snape berging, der den Mund ffnete und zur Decke sprach, mit leise widerhallender Stimme. Eskommt zurck ... das von Karkaroff auch ... strker und deutlicher denn je ... Ein Zusammenhang, auf den ich auch ohne Hilfe htte kommen knnen, seufzte Dumbledore, aber sei's drum. Er sah Harry ber seine Halbmondglser hinweg an, der wiederum mit offenem Mund Snapes Gesicht anstarrte, das immer noch in der Schale umherwirbelte. Ich hatte das Denka-rium gerade benutzt, als Mr Fudge zu unserer Besprechung eintraf, und es dann recht hastig weggestellt. Zweifellos habe ich die Schranktr nicht richtig zugemacht. Kein Wunder, dass es dann deine Aufmerksamkeit angezogen hat. Tut mir Leid, murmelte Harry. Dumbledore schttelte den Kopf. Neugier ist keine Snde, sagte er. Aber wir sollten sie mit Umsicht walten lassen ... ja, in der Tat ... Die Stirn in sanfte Falten gelegt, rhrte er mit der Spitze seines Zauberstabs die Gedanken in der Schale ein wenig durch. Nicht lange, und eine Gestalt erhob sich daraus, die eines plumpen, missmutig blickenden Mdchens um die sechzehn. Die Fe noch in der Schale, begann sie sich langsam zu drehen. Von Harry oder Professor Dumbledore nahm sie keinerlei Notiz. Nun sprach sie, und ihre Stimme hallte wie die Snapes im Raum wider, als ob sie aus der Tiefe eines steinernen Beckens dringen wrde. Er hat mich verhext, Professor Dumbledore, und ich wollte ihn doch nur ein wenig rgern, Sir, ich hab doch nur gesagt, ich htte ihn letzten Donnerstag gesehen, wie er mit Florence hinter den Gewchshusern geknutscht hat ... Aber warum, Bertha, sagte Dumbledore traurig und sah zu dem sich still um sich selbst drehenden Mdchen hoch, warum musstest du ihm berhaupt nachschleichen? Bertha?, flsterte Harry und sah zu ihr auf. Ist das -war das Bertha Jorkins? Ja, sagte Dumbledore und rhrte noch einmal durch die Gedanken in der Schale; Bertha versank in ihnen und sie wurden erneut silbern und undurchsichtig. Das war die Bertha, wie sie mir als Schlerin in Erinnerung ist. Das Silberlicht aus dem Denkarium erhellte Dumbledores Gesicht, und pltzlich fiel Harry auf, wie alt er aussah. Er wusste natrlich, dass Dumbledore allmhlich in die Jahre kam, doch irgendwie hatte er sich ihn nie als alten Mann vorgestellt. Nun, Harry, sagte Dumbledore leise. Bevor du dich in meinen Gedanken verloren hast, wolltest du mir etwas sagen. Ja, sagte Harry. Professor - ich war vorhin in Wahrsagen und - hm - bin da eingeschlafen. Er zgerte, unsicher, ob Dumbledore ihn tadeln wrde, doch Dumbledore sagte nur: Durchaus verstndlich. Erzhl weiter. Ich hatte einen Traum, sagte Harry. Einen Traum von Lord Voldemort. Er hat Wurmschwanz gefoltert ... Sie kennen Wurmschwanz - Ja, allerdings, antwortete Dumbledore rasch. Bitte fahr fort. Eine Eule hatte Voldemort einen Brief berbracht. Er sagte etwas von wegen, Wurmschwanz' Fehler sei ausgemerzt. Jemand sei tot. Und er wrde Wurmschwanz nicht der Schlange zum Fra vorwerfen - da war eine Schlange neben seinem Stuhl. Er sagte - er sagte, er wrde mich an seiner Stelle an die Schlange verfttern. Dann hat er Wurmschwanz den Cruciatus-Fluch aufgehalst - und meine Narbe hat pltzlich geschmerzt. Das hat mich aufgeweckt, es tat so bel weh. Dumbledore sah ihn wortlos an. Hmmh - das ist alles, sagte Harry. Verstehe, sagte Dumbledore leise. Verstehe. Nun, hat deine Narbe noch fter wehgetan, auer jetzt und letztem Sommer? Nein, ich - woher wissen Sie, dass sie mich letzten Sommer geweckt hat?, fragte Harry verblfft. Du bist nicht der Einzige, dem Sirius Briefe schreibt, sagte Dumbledore. Auch ich stehe mit ihm in Verbindung, seit er letztes Jahr Hogwarts verlassen hat. Ich war es, der die Berghhle als sichersten Ort fr ihn vorgeschlagen hat. Dumbledore stand auf und begann hinter seinem Schreibtisch auf und ab zu gehen. Hin und wieder berhrte er mit der Spitze des Zauberstabs seine Schlfe, zog einen silbrig leuchtenden Gedanken heraus und fgte ihn dem Denka-rium hinzu. Die Gedanken in der Schale begannen so schnell zu wirbeln, dass Harry nichts klar erkennen konnte; es war nur noch ein Strudel verschwommener Farben. Professor?, sagte er nach ein paar Minuten. Dumbledore blieb stehen und sah Harry an. Entschuldige bitte, murmelte er leise. Er setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. Wissen - wissen Sie, warum meine Narbe schmerzt? Dumbledore sah Harry einen Moment durchdringend an, dann sagte er: Ich habe eine Theorie, nicht mehr ... Ich bin der Auffassung, deine Narbe schmerzt sowohl, wenn Lord Voldemort in deiner Nhe ist, als auch, wenn ihn eine besonders starke Woge des Hasses berkommt. Aber ... warum? Weil du und er durch den Fluch, der gescheitert ist, miteinander verbunden seid, sagte Dumbledore. Das ist keine gewhnliche Narbe. Also glauben Sie ... dieser Traum ... ist es wirklich geschehen? Durchaus mglich, sagte Dumbledore. Ich wrde sagen - wahrscheinlich. Harry - hast du Voldemort gesehen? Nein, sagte Harry. Nur die Stuhllehne. Aber - da wre doch gar nichts zu sehen, oder? Ich meine, er hat doch keinen Krper? Aber ... aber wie sonst htte er dann den Zauberstab halten knnen?, sagte Harry langsam. Ja, wie sonst?, murmelte Dumbledore. Wie sonst ... Eine ganze Weile sagten weder Dumbledore noch Harry ein Wort. Dumbledore starrte auf die Wand gegenber, legte hin und wieder seinen Zauberstab an die Schlfe und fgte dem Denkarium einen weiteren silbrig glnzenden Gedanken hinzu. Professor, sagte Harry schlielich, glauben Sie, dass er strker wird? Voldemort?, fragte Dumbledore und sah Harry ber das Denkarium hinweg an. Es war der typische, durchdringende Blick, mit dem ihn Dumbledore schon einige Male angesehen hatte, und bei dem Harry immer das Gefhl hatte, er wrde ihn auf eine Weise durchschauen, wie es selbst Moo-dys magisches Auge nicht vermochte. Noch einmal, Harry, ich kann dir nur sagen, was ich vermute. Dumbledore seufzte erneut und sah jetzt lter und mder aus denn je. Whrend der Jahre, in denen Voldemorts Macht immer grer wurde, sagte er, sind immer wieder Menschen verschwunden. Bertha Jorkins ist dort spurlos verschwunden, wo Voldemort mit Sicherheit zum letzten Mal war. Auch Mr Crouch ist verschwunden ... und das auch noch auf unserem Gelnde. Und jemand Drittes ist verschwunden, ein Fall, den das Ministerium, wie ich leider sagen muss, fr unwichtig hlt, denn es geht um einen Muggel. Sein Name war Frank Bryce, er lebte in dem Dorf, in dem Voldemorts Vater aufwuchs, und er wurde seit August letzten Jahres nichtmehr gesehen. Du siehst, ich lese die Muggelzeitungen, im Gegensatz zu den meisten unserer Freunde im Ministerium. Dumbledore sah Harry mit sehr ernster Miene an. Diese Flle von verschwundenen Personen scheinen miteinander in Verbindung zu stehen. Das Ministerium ist da anderer Meinung - wie du vielleicht gehrt hast, als du drauen vor dem Bro gewartet hast. Harry nickte. Wieder verfielen beide in Schweigen und Dumbledore zog sich gelegentlich einen Gedanken aus dem Kopf. Harry hatte das Gefhl, es sei Zeit fr ihn zu gehen, doch seine Neugier hielt ihn auf dem Stuhl. Professor?, sagte er erneut. Ja, Harry?, sagte Dumbledore. hm ... knnte ich Sie etwas zu dieser ... dieser Gerichtsverhandlung fragen, bei der ich war ... im Denkarium? Ja, du knntest, erwiderte Dumbledore mit trger Stimme. Ich war oft im Gericht, aber manche Prozesse sind mir viel deutlicher in Erinnerung als andere ... besonders jetzt ... Sie wissen - Sie wissen, in welchem Prozess Sie mich gefunden haben? Dem mit Crouchs Sohn? Da wurde ber Nevilles Eltern gesprochen ... Dumbledore versetzte Harry einen sehr scharfen Blick. Hat Neville dir nie gesagt, warum er bei seiner Gromutter aufgewachsen ist?, sagte er. Harry schttelte den Kopf und fragte sich im gleichen Moment, warum er Neville in den ganzen vier Jahren, die er ihn nun kannte, nie gefragt hatte. Ja, es ging um Nevilles Eltern, sagte Dumbledore. Sein Vater, Frank Longbottom, war ein Auror wie Professor Moody. Er und seine Frau wurden gefoltert, wie du gehrthast, um ihnen abzupressen, wo sich Voldemort nach seinem Sturz aufhielt. Also sind sie tot?, sagte Harry leise. Nein, erwiderte Dumbledore, und seine Stimme war erfllt von einer Bitterkeit, wie sie Harry von ihm nicht kannte. Sie sind geistig zerrttet. Beide sind im St.-Mungo-Hospital fr Magische Krankheiten und Verletzungen. Ich glaube, Neville besucht sie immer whrend der Ferien zusammen mit seiner Gromutter. Sie erkennen ihn nicht. Harry erstarrte vor Entsetzen. Er hatte keine Ahnung gehabt ... in den ganzen vier Jahren hatte er Neville nicht einmal danach gefragt ... Die Longbottoms waren sehr beliebt, sagte Dumbledore. Die Angriffe gegen sie kamen erst nach dem Sturz Voldemorts, als alle dachten, sie wren sicher. Diese Attacken haben eine Welle des Zorns ausgelst, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Das Ministerium stand unter groem Druck, die Tter zu fassen. Leider waren die Aussagen der Longbottoms - angesichts ihres Zustands - nicht besonders zuverlssig. Dann war Mr Crouchs Sohn vielleicht tatschlich nicht dabei?, fragte Harry langsam. Dumbledore schttelte den Kopf. Was das betrifft, habe ich keine Ahnung. Harry verstummte und betrachtete eine Weile die wirbelnde Substanz im Denkarium. Da waren noch zwei Fragen, die ihm auf der Zunge brannten ... doch sie drehten sich um die Schuld Lebender ... hm, sagte er, Mr Bagman ... ... wurde seither nie mehr irgendwelcher schwarzer Umtriebe beschuldigt, antwortete Dumbledore leise. Gut, sagte Harry eilig und starrte erneut auf den Wirbel im Denkarium, der sich jetzt verlangsamt hatte, da Dumble-dore keine Gedanken mehr hinzufgte. Und ... hm ... und ... Doch das Denkarium schien die Frage an seiner statt zu stellen. Snapes Gesicht schwamm erneut auf der Oberflche. Dumbledore sah darauf hinab und dann hoch zu Harry. Und auch Professor Snape nicht, sagte er. Harry sah in Dumbledores hellblaue Augen, und das, was ihm wirklich auf der Zunge lag, sprudelte aus seinem Mund, bevor er wusste, was geschah. Was, Professor, hat Sie davon berzeugt, dass er kein Anhnger Voldemorts mehr ist? Dumbledore hielt Harrys Blick fr einige Sekunden, dann sagte er: Das, Harry, ist eine Angelegenheit zwischen Professor Snape und mir. Harry wusste, dass das Gesprch zu Ende war; Dumbledore schien zwar nicht verrgert, doch es war etwas Abschlieendes in seinem Tonfall, das Harry sagte, dass es Zeit war zu gehen. Er stand auf und auch Dumbledore erhob sich. Harry, sagte er, als Harry die Tr erreicht hatte. Bitte sprich mit niemand anderem ber Nevilles Eltern. Er hat das Recht, es den Leuten selbst zu sagen, sobald er dazu bereit ist. Ja, Professor, sagte Harry und wandte sich zum Gehen. Und - Harry blickte zurck. Dumbledore stand ber das Denkarium gebeugt, und sein Gesicht, von unten durch die silbrigen Lichtstrahlen erhellt, wirkte nun noch lter. Er sah Harry einen Moment lang an, dann sagte er: Viel Glck bei der dritten Aufgabe. ~Die dritte Aufgabe Sogar Dumbledore glaubt, dass Du-weit-schon-wer strker wird?, flsterte Ron. Alles, was Harry im Denkarium gesehen, beinahe alles, was ihm Dumbledore gesagt und schlielich gezeigt hatte, hatte er inzwischen Ron und Hermine erzhlt - und kaum war er aus Dumbledores Bro gekommen, hatte er auch Sirius eine Eule geschickt. Die drei saen an diesem Abend wieder einmal bis tief in die Nacht im Gemeinschaftsraum und gingen alles noch einmal durch, bis Harry der Kopf zu schwirren begann und er verstand, was Dumbledore gemeint hatte, als er sagte, ein Kopf knne so berfllt sein, dass es eine Erleichterung wre, die Gedanken einfach abzusaugen. Ron starrte ins Kaminfeuer. Harry glaubte ihn leicht zittern zu sehen, obwohl es ein warmer Abend war. Und er vertraut Snape?, fragte Ron. Er vertraut Snape tatschlich, obwohl er wei, dass er ein Todesser war? Ja, erwiderte Harry. Hermine hatte seit zehn Minuten kein Wort mehr gesagt. Sie sa da, die Hnde an die Stirn gepresst, und starrte auf ihre Knie. Auch sie sieht aus, als knnte sie ein Denkarium ganz gut gebrauchen, dachte Harry. Rita Kimmkorn, murmelte sie schlielich vor sich hin. Wie kannst du dich ausgerechnet jetzt ber die aufregen?, sagte Ron verdutzt. Ich reg mich nicht ber sie auf, sagte Hermine zu ihren Knien. Ich berleg nur ... wisst ihr noch, was sie mir in denDrei Besen gesagt hat? >Ich wei Dinge ber Ludo Bagman, da wrden dir die Haare zu Berge stehen.< Jetzt wissen wir, was sie gemeint hat, oder? Sie hat damals ber seinen Prozess berichtet, sie wei, dass er Informationen an die Todesser weitergegeben hat. Und Winky auch ... erinnert euch ... >MrBagman ist ein bserZauberer.< Mr Crouch hat es sicher rasend gemacht, dass Bagman davonkam, und hat dann zu Hause von ihm gesprochen. Stimmt schon, aber Bagman hat die Informationen doch nicht absichtlich weitergegeben? Hermine zuckte die Achseln. Und Fudge vermutet, Madame Maxime htte Crouch angegriffen?, sagte Ron und wandte sich erneut Harry zu. Ja, entgegnete Harry, aber das sagt er nur, weil Crouch in der Nhe der Beauxbatons-Kutsche verschwunden ist. An sie haben wir noch gar nicht gedacht, sagte Ron langsam. berlegt mal, sie hat eindeutig Riesen-Blut und will es nicht zugeben - Natrlich nicht, erwiderte Hermine scharf und hob den Kopf. Sieh dir doch an, was Hagrid passiert ist, als Rita rausfand, wer seine Mutter ist. Und berleg mal, wie schnell Fudge Madame Maxime verdchtigt, nur weil sie etwas von einer Riesin hat. Wer braucht diese Vorurteile? Wahrscheinlich wrd ich selbst behaupten, ich htte groe Knochen, wenn ich wsste, was ich mir einhandle, wenn ich die Wahrheit sage. Hermine sah auf die Uhr. Wir haben noch nicht trainiert!, setzte sie erschrocken hinzu. Wir wollten doch den Lhmzauber ben! Morgen mssen wir aber wirklich ran! Ins Bett, Harry, du brauchst deinen Schlaf. Harry und Ron gingen langsam nach oben in den Schlafsaal. Whrend Harry seinen Pyjama anzog, warf er einenBlick hinber zu Nevilles Bett. Wie Dumbledore versprochen, hatte er Ron und Hermine nichts von Nevilles Eltern erzhlt. Er nahm die Brille ab und stieg ins Bett. Whrend er dalag, fragt er sich, wie er sich fhlen wrde, wenn seine Eltern noch leben wrden, ihn jedoch nicht erkennen knnten. Er erntete hufig Mitgefhl von Fremden, weil er eine Waise war, doch whrend er Nevilles Schnarchen lauschte, berlegte er, dass Neville dieses Mitgefhl eher verdient htte als er. Wie er so dalag in der Dunkelheit, sprte er pltzlich Zorn und Hass in sich aufsteigen gegen jene, die Mr und Mrs Longbottom gefoltert hatten ... er erinnerte sich, wie die Menge gejubelt hatte, als Crouchs Sohn und seine Gefhrten von den Dementoren aus dem Gericht gezerrt wurden ... er konnte es ihnen nachfhlen ... und dann erinnerte er sich an das milchig weie Gesicht des schreienden Jungen und mit jhem Schreck fiel ihm ein, dass dieser Junge ein Jahr spter gestorben war ... Es war Voldemort, dachte Harry und starrte durch die Dunkelheit auf den Baldachin seines Bettes; hinter alldem steckte Voldemort ... er war es, der diese Familien auseinander gerissen hatte, er war es, der all diese Leben zerstrt hatte ... Ron und Hermine htten eigentlich fr ihre Prfungen lernen sollen - die letzten standen am Tag der dritten Runde an -, doch den grten Teil ihrer Krfte verwandten sie darauf, Harry bei der Vorbereitung fr die letzte Aufgabe zu helfen. Mach dir deswegen keine Gedanken, sagte Hermine brsk, als Harry sie darauf ansprach und meinte, er knne durchaus mal eine Weile fr sich allein ben. Wenigstens kriegen wir dann Spitzennoten in Verteidigung gegen die dunklen Knste, im Unterricht htten wir nie so viel ber diese Hexereien rausgefunden. Gutes Training fr spter, wenn wir mal alle Auroren sind, sagte Ron begeistert und erprobte den Lhmzauber an einer Wespe, die ins Zimmer gesummt war und nun mitten in der Luft erstarrte. In den ersten Junitagen breitete sich erneut eine gespannte und erregte Stimmung im Schloss aus. Alle freuten sich auf die dritte Runde, die eine Woche vor Ende des Schuljahrs stattfinden wrde. Harry bte in jedem freien Augenblick magische Verwnschungen. Vor dieser dritten Runde fhlte er sich zuversichtlicher als vor den ersten beiden Aufgaben. Zwar wrde sie mit Sicherheit gefhrlich und schwierig sein, doch Moody hatte Recht: Harry hatte es schon einige Male zuvor mit monstrsen Geschpfen und verzauberten Hindernissen aufgenommen, und diesmal war er zumindest vorgewarnt und hatte eine Chance, sich fr das Kommende zu wappnen. Professor McGonagall war es leid, die drei andauernd in den Fluren ben zu sehen, und erlaubte es Harry, ber die Mittagszeit das leere Verwandlungs-Klassenzimmer zu benutzen. Harry hatte den Lhmzauber bald im Griff, ein Fluch, der Angreifer behinderte und erlahmen lie, auerdem den Reduktor-Fluch, mit dem er feste Gegenstnde aus dem Weg schieen konnte, und schlielich, eine ntzliche Entdeckung Hermines, den Vier-Punkte-Zauber, der seinen Zauberstab nach Norden ausrichtete und es ihm ermglichen wrde zu prfen, ob er im Irrgarten in die richtige Richtung ging. Einige Schwierigkeiten hatte er jedoch immer noch mit dem Schild-Zauber. Er sollte vorbergehend eine unsichtbare Mauer um ihn hochziehen, die schwchere Flche abprallen lie; Hermine schaffte es, die Mauer mit einem gut gezielten Wabbelbein-Fluch bersten zu lassen. Zehn Minuten lang eierte Harry durchs Zimmer, bis sie endlich einen Gegenfluch nachgeschlagen hatte. Luft trotzdem ganz gut bei dir, ermutigte ihn Hermine, blickte auf ihre Liste und strich die Zauber durch, die sie schon gelernt hatten. Ein paar von denen sind sicher ganz ntzlich. Kommt und seht euch das an, sagte Ron vom Fenster her. Er schaute hinunter aufs Gelnde. Was treibt Malfoy denn da? Harry und Hermine traten zu Ron und sahen hinunter. Malfoy, Crabbe und Goyle standen unten im Schatten eines Baumes. Crabbe und Goyle schienen nach etwas Ausschau zu halten; beide feixten. Malfoy redete hinter vorgehaltener Hand mit ihnen. Sieht aus, als wrde er ein Handy benutzen, sagte Harry neugierig. Unmglich, entgegnete Hermine, ich hab dir doch gesagt, diese Dinger funktionieren in und um Hogwarts nicht. Nun komm schon, Harry, fgte sie ungeduldig hinzu, wandte sich vom Fenster ab und ging zurck in die Mitte des Zimmers, probieren wir mal diesen Schild-Zauber. Sirius schickte inzwischen tglich eine Eule. Wie Hermine schien er seine Krfte ganz darauf verwenden zu wollen, Harry heil durch die letzte Runde zu bringen, alles andere konnte warten. In jedem Brief ermahnte er Harry, alles, was auerhalb der Mauern von Hogwarts vor sich gehe, brauche ihn nicht zu beschftigen, und schon gar nicht liege es in seiner Macht, diese Dinge zu beeinflussen. Er schrieb Harry: Wenn Voldemort wirklich wieder strker wird, dann ist es mir am wichtigsten, fr deine Sicherheit zu sorgen. Er kann nicht hoffen, dich in die Hnde zu kriegen, whrend du unter Dumbledores Schutz stehst, und dennoch, riskiere nichts: Konzentriere dich darauf, sicher durch dieses Laby-rinth zu kommen, dann erst knnen wir unsere Aufmerksamkeit anderen Dingen zuwenden. Der vierundzwanzigste Juni rckte immer nher, und Harrys Nerven spannten sich allmhlich, doch sie flatterten nicht so schlimm wie vor der ersten und zweiten Aufgabe. Zum einen hatte er das gute Gefhl, diesmal wirklich alles in seinen Krften Stehende getan zu haben, um sich auf die Aufgabe vorzubereiten. Zum anderen war dies die letzte Hrde, und wie gut oder schlecht er auch immer abschneiden mochte, das Turnier wrde endlich vorbei sein, und das allein schon war eine gewaltige Erleichterung. Am Morgen der dritten Runde war das Frhstck am Gryffindor-Tisch eine recht lrmige Angelegenheit. Die Posteulen erschienen und brachten Harry eine Karte mit den besten Wnschen von Sirius. Es war nur ein Stck Pergament, zusammengefaltet und mit einer schlammigen Hundepfote gestempelt, doch Harry freute sich gleichwohl darber. Eine Schleiereule lie sich vor Hermine nieder, wie blich mit der morgendlichen Ausgabe des Tagespropheten. Hermine entrollte die Zeitung, warf einen Blick auf die Titelseite und spritzte einen Mund voll Krbissaft darber. Was ist los?, fragten Harry und Ron gleichzeitig und starrten sie an. Nichts, sagte Hermine rasch und versuchte das Blatt unter ihren Umhang zu stecken, doch Ron schnappte es ihr aus den Fingern. Er starrte auf die Schlagzeile und sagte: Nicht zu fassen. Ausgerechnet heute. Diese blde Kuh. Wie?, sagte Harry. Schon wieder Rita Kimmkorn? Nein, entgegnete Ron, und genau wie Hermine wollte er die Zeitung verschwinden lassen. Es geht um mich, ja?, sagte Harry. Nein, sagte Ron in keineswegs berzeugendem Ton. Doch bevor Harry energisch verlangen konnte, das Blatt zu sehen, rief Draco Malfoy vom Slytherin-Tisch her durch die Groe Halle: Hey, Potter! Potter! Wie geht's deinem Kopf? Noch alle Tassen im Schrank? Oder gehst du gleich auf uns los wie ein Berserker? Malfoy hielt den Tagespropheten hoch. Die Slytherins am ganzen Tisch begannen zu kichern und wandten die Kpfe, um zu sehen, wie Harry reagieren wrde. Lass mich sehen, sagte Harry zu Ron. Gib her. Hchst widerwillig reichte ihm Ron die Zeitung. Harry drehte sie um und sah in sein eigenes Gesicht, und darber las er die Schlagzeile: Harry Potter gestrt und gefahrlich Der Junge, der den Unnennbaren besiegte, ist labil und mglicherweise gefhrlich. Beunruhigende Tatsachen ber Harry Potters seltsames Verhalten sind jetzt ans Licht gekommen, und sie wecken Zweifel, ob er geeignet ist, an einem krftezehrenden Wettkampf wie dem Trimagischen Turnier teilzunehmen oder auch nur die Hogwarts-Schule zu besuchen. Wie der Tagesprophet heute exklusiv enthllen kann, bricht Potter in der Schule des fteren zusammen und klagt hufig ber Schmerzen, die ihm seine Stirnnarbe bereitet (berbleibsel des Fluches, mit dem Du-weit-schon-wer versuchte ihn zu tten). Letzten Montag, mitten im Wahrsageunterricht, wurde Ihr Tagesprophet-Reporter Zeuge, wie Potter aus dem Klassenzimmer strzte und behauptete, er habe so heftige Narbenschmerzen, dass er nicht weiter am Unterricht teilnehmen knne. Topspezialisten am St.-Mungo-Hospital fr Magische Krankheiten und Verletzungen halten es fr durchaus mglich, dass Potters Gehirn durch den Angriff des Unnennbaren nachhaltig geschdigt wurde und dass seine Behauptung, die Narbe schmerze noch immer, Ausdruck einer tief sitzenden Strung ist. Gut mglich, dass er alles vortuscht, meint ein Spezialist, es knnte ein Schrei nach Zuwendung sein. Der Tagesprophet hat jedoch alarmierende Fakten ber Harry Potter ans Licht gebracht, die Albus Dumbledore, Schulleiter von Hogwarts, vor der Zaubererffentlichkeit sorgfltig verborgen hat. Potter beherrscht Parsel, enthllt Draco Malfoy, ein Viertklssler in Hogwarts. Vor ein paar Jahren gab es viele Angriffe auf Schler, und die meisten vermuteten Potter dahinter, nachdem sie gesehen hatten, wie er in einem Duellierklub die Nerven verlor und eine Schlange auf einen anderen Jungen hetzte. Aber es wurde alles vertuscht. Auerdem hat er sich auch noch mit Werwlfen und Riesen angefreundet. Wir glauben, dass er fr ein bisschen Macht alles tun wrde. Parsel, die Fhigkeit mit Schlangen zu sprechen, wurde lange als eine dunkle Kunst betrachtet. Tatschlich ist der berhmteste Parselmund unserer Zeit kein anderer als Du-weit-schon-wer persnlich. Ein Mitglied der Liga zur Verteidigung gegen die dunkle Kraft, das ungenannt bleiben will, stellte fest, jeder Zauberer, der Parsel spreche, solle seiner Meinung nach einmal grndlich durchleuchtet werden. Ich persnlich wrde jedem mit grtem Misstrauen begegnen, der mit Schlangen sprechen kann, denn diese Tiere werden oft bei den schlimmsten schwarzmagischen Praktiken eingesetzt und wurden im Laufe der Jahrhunderte immer wieder mit Schurken in Verbindung gebracht. Desglei-chen gelte fr alle, welche die Nhe solch heimtckischer Kreaturen wie Werwlfe und Riesen suchten, dass sie sich offensichtlich an der Gewalt ergtzen. Albus Dumbledore sollte unbedingt darber nachdenken, ob ein solcher Junge am Trimagischen Turnier teilnehmen darf. Manche befrchten, Potter knnte sein Heil in den dunklen Knsten suchen, um das Turnier zu gewinnen, dessen dritte Runde heute Abend stattfindet. Von unserer Sonderkorrespondentin Rita Kimmkorn Sieht aus, als htt ich's mir mit ihr verscherzt, sagte Harry gelassen und faltete die Zeitung zusammen. Malfoy, Crabbe und Goyle saen lachend drben am Slytherin-Tisch, zeigten ihm den Vogel, zogen abstruse Fratzen und lieen ihre Zungen flattern wie Schlangen. Woher wusste sie, dass deine Narbe in Wahrsagen wehtat?, fragte Ron. Sie konnte unmglich dabei gewesen sein, sie kann es unmglich selbst gehrt haben - Das Fenster war offen, sagte Harry. Ich hab's aufgemacht, um frische Luft zu kriegen. Du warst hoch oben im Nordturm!, meinte Hermine. Deine Stimme htte nie bis ganz nach unten wehen knnen! Na, du bist doch diejenige, die magische Methoden der Verwanzung erforscht!, sagte Harry. Sag mir doch, wie sie es geschafft hat! Ich hab's ja versucht!, sagte Hermine. Aber ich ... aber ... Ein seltsam trumerischer Ausdruck trat pltzlich auf Hermines Gesicht. Sie hob langsam die Hand und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Alles in Ordnung mit dir?, sagte Ron und sah sie stirnrunzelnd an. Ja, hauchte Hermine. Wieder strich sie sich mit den Fingern durchs Haar, dann hielt sie die Hand an die Wange, als wrde sie in ein unsichtbares Handy sprechen. Harry und Ron sahen sich mit groen Augen an. Ich hab 'ne Idee, sagte Hermine ins Leere starrend. Ich glaub, ich wei es ... denn dann htte es keiner gesehen ... nicht mal Moody ... und sie htte auf den Fenstersims kommen knnen ... aber das darf sie nicht ... das ist eindeutig verboten ... ich glaub, wir haben sie! Gebt mir 'ne Sekunde in der Bibliothek - nur um sicherzugehen! Und schon packte Hermine ihre Schultasche und strzte aus der Groen Halle. Hey!, rief ihr Ron nach. In zehn Minuten haben wir Geschichtsprfung! Unglaublich, sagte er dann zu Harry gewandt, sie muss diese Kimmkorn wirklich hassen, wenn sie's riskiert, den Anfang einer Prfung zu verpassen. Was machst du eigentlich gleich bei Binns - wieder mal die ganze Zeit lesen? Harry, der von den Prfungen entbunden war, hatte bisher Stunde um Stunde in der hinteren Reihe gesessen und nach neuen Hexereien fr die dritte Aufgabe gesucht. Denk schon, sagte Harry; doch in diesem Augenblick kam Professor McGonagall am Gryffindor-Tisch entlang auf ihn zugeschritten. Potter, die Champions finden sich nach dem Frhstck im Raum hinter der Halle ein, sagte sie. Aber das Turnier ist doch erst heute Abend!, sagte Harry, und vor Schreck, er htte sich in der Zeit geirrt, bekleckerte er sich mit Rhrei. Das wei ich wohl, Potter, sagte sie. Die Familien der Champions sind eingeladen, bei der dritten Runde zuzuschauen. Eine sehr gute Gelegenheit fr Sie, sie zu begren. Sie entfernte sich. Harry sah ihr mit offenem Mund nach. Sie glaubt doch nicht etwa, dass die Dursleys hier auftauchen?, fragte er Ron verdutzt. Keine Ahnung, sagte Ron. Harry, ich muss mich beeilen, sonst komm ich zu spt zu Binns. Bis dann. Harry a sein Frhstck auf, whrend sich die Groe Halle allmhlich leerte. Er sah, wie Fleur Delacour am Ravenclaw-Tisch aufstand und sich Cedric anschloss, der auf die Tr zum Nebenraum zuging und eintrat. Auch Krum schlurfte kurze Zeit spter dort hinein. Harry blieb, wo er war. Er hatte berhaupt keine Lust, in die Kammer zu gehen. Er hatte keine Eltern - jedenfalls keine Familie, die hier aufkreuzen und zusehen wrde, wie er sein Leben riskierte. Doch gerade als er aufstehen wollte und berlegte, in die Bibliothek zu gehen und auf die Schnelle noch ein paar Hexereien zu bffeln, ffnete sich die Tr des Nebenraums und Cedric streckte den Kopf heraus. Harry, komm schon, sie warten auf dich! Vollkommen perplex stand Harry auf. Die Dursleys konnten doch nicht etwa da sein? Er durchquerte die Halle und ffnete die Tr zur Kammer. Cedric und seine Eltern standen gleich bei der Tr. Viktor Krum stand drben in einer Ecke und unterhielt sich in schnellem Bulgarisch mit seinen Eltern. Er hatte die Hakennase seines Vaters geerbt. Auf der anderen Seite parlierte Fleur mit ihrer Mutter. Fleurs kleine Schwester Gabrielle hielt sich an der Hand der Mutter fest. Sie winkte Harry und er winkte zurck. Dann fiel sein Blick auf Mrs Weasley und Bill, die vor dem Kamin standen und ihn anstrahlten. berraschung!, trllerte Mrs Weasley aufgeregt, als Harry breit lchelnd zu ihnen trat. Dachten, wir knnten kommen und dir zusehen, Harry! Sie beugte sich zu ihm hinunter und ksste ihn auf die Wange. Alles okay mit dir?, fragte Bill und schttelte Harry grinsend die Hand. Charlie wollte auch kommen, aber er hat nicht freigekriegt. Er meinte, du httest gegen diesen Hornschwanz einen unglaublichen Kampf hingelegt. Fleur Delacour, fiel Harry auf, musterte Bill ber die Schulter ihrer Mutter mit unverhohlenem Interesse. Harry war sofort klar, dass sie berhaupt nichts gegen lange Haare oder Ohrringe mit Giftzhnen einzuwenden hatte. Das ist wirklich nett von euch, murmelte Harry Mrs Weasley zu. Ich dachte schon - die Dursleys - Hmm, sagte Mrs Weasley und spitzte die Lippen. Sie hatte sich vor Harry mit Kritik an den Dursleys immer zurckgehalten, doch ihre Augen blitzten jedes Mal auf, wenn er sie erwhnte. Toll, wieder mal hier zu sein, sagte Bill und sah sich in der Kammer um. (Violet, die Freundin der fetten Dame, zwinkerte ihm aus ihrem Rahmen heraus zu.) Hab Hogwarts seit fnf Jahren nicht mehr gesehen. Gibt es eigentlich noch dieses Gemlde von dem verrckten Ritter, Sir Cadogan? Aber klar, sagte Harry, der im letzten Jahr Bekanntschaft mit Sir Cadogan gemacht hatte. Und die fette Dame?, fragte Bill. Die war schon zu meiner Zeit hier, sagte Mrs Weasley. Eines Nachts, ich bin um vier Uhr heimgekommen, hat sie mir eine solche Gardinenpredigt gehalten - Was hattest du um vier Uhr morgens drauen zu suchen? Bill schaute seine Mutter erstaunt an. Mrs Weasley lchelte und ihre Augen funkelten. Dein Vater und ich hatten einen kleinen Nachtspaziergang unternommen, sagte sie. Ihn hat dann Apollyon Pringle erwischt - damals der Hausmeister - und die blauen Flecke hat dein Vater praktisch immer noch. Httest du Lust, uns ein wenig durchs Schloss zu fhren, Harry?, sagte Bill. Ja, gern, erwiderte Harry, und sie wandten sich zum Gehen. Amos Diggory blickte auf, als sie an ihm vorbeikamen. Na, da bist du ja, sagte er und sah Harry abschtzig an. Wette, du fhlst dich nicht mehr ganz so wie 'n toller Hecht, jetzt, wo Cedric dich eingeholt hat? Was?, fragte Harry. Hr nicht auf ihn, sagte Cedric mit leiser Stimme zu Harry und sah seinen Vater stirnrunzelnd an. Er ist sauer, seit er diesen Kimmkorn-Artikel bers Turnier gelesen hat -du weit doch, wo sie so tat, als wrst du der einzige Hogwarts- Champion. Hat sich aber nicht die Mhe gemacht, ihr mal die Meinung zu sagen, oder?, sagte Amos Diggory so laut, dass Harry, der mit Mrs Weasley und Bill zur Tr hinausging, es nicht berhren konnte. Was soll's ... du wirst es ihm zeigen, Ced. Hast ihn doch schon mal geschlagen! Rita Kimmkorn tut alles, was sie kann, um rger zu provozieren, Amos!, sagte Mrs Weasley aufgebracht. Das msstest du eigentlich wissen, wo du doch im Ministerium arbeitest! Mr Diggory ffnete entrstet den Mund, doch seine Frau legte ihm die Hand auf den Arm und er zuckte nur die Schultern und wandte sich ab. Harry genoss es an diesem Morgen, mit Bill und Mrs Weasley ber das Schlossgelnde zu flanieren und ihnen die Beauxbatons-Kutsche und das Durmstrang-Schiff zu zeigen. Mrs Weasley war ganz begeistert von der Peitschenden Weide, die erst nach ihrer Schulzeit gepflanzt worden war, und schwelgte in Erinnerungen an Hagrids Vorgnger als Wildhter, einen Mann namens Ogg. Wie geht's Percy?, fragte Harry beim Gang durch die Gewchshuser. Nicht gut, sagte Bill. Er regt sich furchtbar auf, sagte Mrs Weasley mit gedmpfter Stimme und sah sich argwhnisch um. Das Ministerium will Mr Crouchs Verschwinden vertraulich behandeln, aber Percy haben sie wegen der Anweisungen, die Mr Crouch geschickt hat, hart ins Gebet genommen. Sieht so aus, als hielten sie es fr mglich, dass jemand seine Handschrift geflscht hat. Percy steht ziemlich unter Druck. Heute Abend darf er nicht fr Mr Crouch als fnfter Richter einspringen. Cornelius Fudge wird dabei sein. Sie kehrten zum Mittagessen ins Schloss zurck. Mum - Bill!, sagte Ron vollkommen verdutzt, als er zum Gryffindor-Tisch kam. Was macht ihr denn hier? Wir schauen Harry bei der letzten Aufgabe zu!, strahlte Mrs Weasley. Und ich muss sagen, es ist zur Abwechslung mal ganz schn, nicht selbst kochen zu mssen. Wie war deine Prfung? Oh ... es ging, sagte Ron. Mir sind nicht alle Namen von diesen Koboldrebellen eingefallen, also hab ich ein paar erfunden. Wird schon werden. Mrs Weasley sah ihn spitz an, doch er tat sich eine Bltterteigpastete auf und fuhr fort: Die heien doch alle Bodrod der Brtige oder Urg der Unsaubere oder so, war jedenfalls nicht schwierig. Auch Fred, George und Ginny kamen und setzten sich dazu, und Harry machte die Unterhaltung so viel Spa, dass er sich beinahe fhlte, als wre er wieder im Fuchsbau; er verga vllig, sich ber die abendliche Aufgabe Sorgen zu machen, und erst als Hermine auftauchte, nachdem die anderen schon halb aufgegessen hatten, fiel ihm wieder ein, dass sie ja einen Geistesblitz gehabt hatte, mit dem sie das Rtsel um Rita Kimmkorn lsen wollte. Erzhlst du uns jetzt -? Hermine warf Mrs Weasley einen Blick zu und schttelte warnend den Kopf. Hallo, Hermine, sagte Mrs Weasley, viel steifer, als es sonst ihre Art war. Hallo, sagte Hermine und ihr Lcheln erstarb angesichts des khlen Ausdrucks auf Mrs Weasleys Gesicht. Harry sah die beiden abwechselnd an, dann sagte er: Mrs Weasley, Sie glauben doch nicht etwa diesen Mist, den Rita Kimmkorn in der Hexenwoche geschrieben hat? Hermine und ich haben nmlich nichts miteinander. Oh!, sagte Mrs Weasley. Nein - natrlich nicht! Und danach verhielt sie sich Hermine gegenber um einiges herzlicher. Harry, Bill und Mrs Weasley vertrieben sich den Nachmittag mit einem langen Spaziergang ums Schloss und kehrten erst zum abendlichen Festessen in die Groe Halle zurck. Auch Ludo Bagman und Cornelius Fudge waren inzwischen eingetroffen und saen am Lehrertisch. Bagman war offenbar in aufgerumter Stimmung, doch Cornelius Fudge, der neben Madame Maxime sa, machte eine ernste Miene und sprach kein Wort. Madame Maxime, deren Augen Harry gertet vorkamen, konzentrierte sich auf ihren Teller. Von der anderen Seite des Tisches warf Hagrid ihr immer wieder einen Blick zu. Es gab mehr Gnge als sonst, doch Harry, der sich allmhlich wieder ausgesprochen nervs fhlte, a nur wenig. Als das Blau der verzauberten Hallendecke einem dunklen Purpur wich, erhob sich Dumbledore, und Stille senkte sich ber die Halle. Meine Damen und Herren, noch fnf Minuten, und ich werde Sie bitten, sich auf den Weg zum Quidditch-Feld zu begeben, zur dritten und letzten Aufgabe des TrimagischenTurniers. Die Champions folgen bitte jetzt schon Mr Bagman hinunter zum Stadion. Harry stand auf. Die Gryffindors tischauf, tischab klatschten ihm Beifall; die Weasleys und Hermine wnschten ihm viel Glck, und gemeinsam mit Cedric, Fleur und Krum verlie er die Groe Halle. Wie steht's mit dir, Harry?, fragte Bagman, whrend sie drauen die Steintreppe hinunterstiegen. Traust du es dir zu? Ich fhl mich ganz okay, sagte Harry. Das stimmte auch halbwegs; er war nervs, doch er ging im Kopf noch einmal alle Hexereien und Zauberflche durch, die er gebt hatte, und da er feststellte, dass er nichts vergessen hatte, war er recht zuversichtlich gestimmt. Sie betraten das Quidditch-Feld, das inzwischen nicht mehr wiederzuerkennen war. Eine sieben Meter hohe Hecke war um das ganze Spielfeld herum gewachsen. Direkt vor ihnen lag eine ffnung; der Eingang zu dem weitlufigen Irrgarten. Der Weg hinein verlor sich in beklemmender Dunkelheit. Fnf Minuten spter fllten sich die Rnge; die Luft war erfllt vom aufgeregten Stimmengewirr ihrer Mitschler und von dem Getrappel Hunderter von Fen. Der Himmel hatte ein tiefes, klares Blau angenommen und jetzt erschienen auch die ersten Sterne. Hagrid, Professor Moody, Professor McGonagall und Professor Flitwick kamen ins Stadion und gingen auf Bagman und die Champions zu. Sie trugen groe, leuchtend rote Sterne an den Hten, nur Hagrids Stern prangte auf dem Rcken seiner MaulwurffellWeste. Wir werden um den Irrgarten herum Wache gehen, sagte Professor McGonagall zu den Champions. Wenn Sie in Schwierigkeiten stecken und gerettet werden wollen,sprhen Sie rote Funken in die Luft, und einer von uns wird Sie da rausholen, haben Sie verstanden? Die Champions nickten. Na dann mal los!, sagte Bagman und strahlte die Labyrinthpatrouille an. Viel Glck, Harry, flsterte Hagrid, und die vier Lehrer trennten sich und gingen davon, um ihre Posten im Umkreis des Irrgartens einzunehmen. Bagman richtete den Zauberstab auf seine Kehle, murmelte Sonorus, und seine magisch verstrkte Stimme hallte auf den Tribnen wider. Meine Damen und Herren, gleich beginnt die dritte und letzte Runde des Trimagischen Turniers! Zu Ihrer Erinnerung noch einmal der gegenwrtige Punktestand! Mit jeweils fnfundachtzig Punkten zusammen auf dem ersten Platz - Mr Cedric Diggory und Mr Harry Potter, beide von der Hogwarts-Schule! Jubelschreie und Applaus lieen einige Vgel aus dem Verbotenen Wald in den abendlichen Himmel flattern. Auf dem zweiten Platz, mit achtzig Punkten - Mr Viktor Krum vom Durmstrang-Institut! Ebenfalls Applaus. Und auf dem dritten Platz - Miss Fleur Delacour von der Beauxbatons-Akademie! Harry konnte gerade noch erkennen, wie Mrs Weasley, Bill, Ron und Hermine auf halber Hhe der Tribne Fleur hflich Beifall spendeten. Er winkte zu ihnen hoch und sie winkten mit strahlenden Gesichtern zurck. Nun ... auf meinen Pfiff, Harry und Cedric!, sagte Bag-man. Drei - zwei - eins - Er blies kurz und krftig in seine Trillerpfeife und Harry und Cedric liefen in den Irrgarten hinein. Die hoch aufragenden Hecken warfen schwarze Schatten ber den Weg, und war es nun, weil sie so hoch und dicht gewachsen oder weil sie verzaubert waren, jedenfalls erstarbder Lrm der Menge, kaum hatten sie den Irrgarten betreten. Harry kam es fast so vor, als wre er wieder unter Wasser. Er zog seinen Zauberstab, murmelte Lumos und hrte, wie Cedric dicht hinter ihm das Gleiche tat. Nach gut vierzig Metern gelangten sie zu einer Gabelung. Sie sahen sich an. Bis spter, sagte Harry und wandte sich nach links, whrend Cedric den rechten Weg nahm. Harry hrte Bagman zum zweiten Mal pfeifen. Nun hatte Krum den Irrgarten betreten. Harry beschleunigte seine Schritte. Der Weg, den er gewhlt hatte, schien vllig ausgestorben. Er wandte sich nach rechts, hastete weiter und hielt den Zauberstab hoch ber seinem Kopf, um so weit wie mglich sehen zu knnen. Noch immer war nichts Bedrohliches zu entdecken. In der Ferne gellte zum dritten Mal Bagmans Pfeife. Jetzt waren alle Champions im Irrgarten. Harry warf immer wieder einen Blick zurck. Das altbekannte Gefhl, beobachtet zu werden, hatte erneut von ihm Besitz ergriffen. Der Himmel hoch oben frbte sich allmhlich knigsblau und mit jeder Minute wurde es dunkler im Irrgarten. Er stie auf eine zweite Gabelung. Weise mir die Richtung, flsterte er seinem Zauberstab zu und legte ihn auf seine flache Hand. Der Zauberstab drehte sich einmal im Kreis und wies dann mit der Spitze nach rechts in die undurchdringliche Hecke. Da war also Norden, und Harry wusste, dass er nach Nordwesten gehen musste, um die Mitte des Irrgartens zu erreichen. Das Beste war, den linken Abzweig zu nehmen und so bald wie mglich wieder nach rechts zu gehen. Auch dieser Weg lag wie ausgestorben da, und als Harry einer Biegung nach rechts gefolgt war, fand er den Weg wiederum frei. Er wusste nicht, warum, aber das Fehlen von Hindernissen lie seine Nerven flattern. Er htte inzwi-sehen doch sicher auf irgendetwas stoen mssen? Es war, als ob der Irrgarten ihn verfhren wollte, sich in einem falschen Gefhl der Sicherheit zu wiegen. Dann hrte er, wie sich direkt hinter ihm etwas bewegte. Er streckte den Zauberstab aus, doch es war Cedric, der gerade von rechts her aus einem Pfad gestrzt kam. Er sah schwer mitgenommen aus. Ein rmel seines Umhangs rauchte. Hagrids Knallrmpfige Krter!, fauchte er. Die sind riesig geworden - htten mich fast umgebracht! Kopfschttelnd tauchte er in die Dunkelheit eines anderen Pfades ein. Auch Harry war an einer Begegnung mit den Krtern berhaupt nicht interessiert und er hastete davon. Dann, nach einer Biegung - Ein Dementor glitt auf ihn zu. Vier Meter gro, das Gesicht von der Kapuze verborgen, die verwesenden, schorfigen Hnde ausgestreckt, drang er vor, blindlings den Weg zu Harry ersprend. Harry konnte seinen rasselnden Atem hren; klamme Klte kroch ihm ber die Haut, doch er wusste, was er zu tun hatte ... Er stellte sich das glcklichste Ereignis vor, das ihm einfiel, und konzentrierte sich mit aller Kraft auf die Vorstellung, aus dem Irrgarten zu kommen und mit Ron und Hermine zu feiern. Zugleich hob er den Zauberstab und schrie: Expecto patronum! Ein silberner Hirsch brach aus der Spitze seines Zauberstabs hervor und galoppierte auf den Dementor zu, der berstrzt zurckwich und ber den Saum seines Umhangs stolperte ... Harry hatte einen Dementor noch nie stolpern sehen. Wart mal!, rief er und drang im Schutz seines silbrigen Patronus vor, du bist ein Irrwicht! Riddikulus! Es gab einen lauten Knall und der Gestaltwechsler verpuffte zu einem Rauchwlkchen. Der silbrige Hirsch ver-schwamm und lste sich auf. Harry wnschte, er wre geblieben, einen Gefhrten htte er gut gebrauchen knnen ... doch er ging, so schnell und leise er konnte, weiter, lauschte angestrengt und hielt den Zauberstab hoch ber sich. Links ... rechts ... wieder links ... zweimal stand er vor der Heckenwand einer Sackgasse. Wieder holte er sich Rat beim Vier-Punkte-Zauber und stellte fest, dass er zu weit nach Osten gegangen war. Er drehte um, nahm eine Biegung nach rechts und sah einen merkwrdigen goldenen Nebelschleier vor sich schweben. Harry nherte sich vorsichtig, die Spitze des Zauberstabs auf den Nebel gerichtet. Mit Sicherheit war er verwunschen. Vielleicht konnte er ihn ja aus dem Weg blasen. Reductio!, sagte er. Der Fluch schoss geradewegs durch den Nebel, ohne den kleinsten Wirbel zu hinterlassen. Das htte er eigentlich wissen mssen, berlegte er; der Reduktor-Fluch wirkte nur bei festen Gegenstnden. Was wrde geschehen, wenn er durch den Nebel liefe? Sollte er es darauf ankommen lassen oder lieber kehrtmachen? Er zgerte noch, als ein Schrei die Stille durchbrach. Fleur?, rief Harry. Wieder Stille. Er sphte umher. Was war ihr zugestoen? Ihr Schrei schien von vorn gekommen zu sein. Er holte tief Luft und strzte sich in den verwunschenen Nebel. Die Welt kippte auf den Kopf. Harry hing vom Erdboden herab, mit gestrubten Haaren, die Brille am Ohr baumelnd, drauf und dran, in die unendliche Tiefe des Himmels zu strzen. Er drckte sich die Brille auf die Nase. Starr vor Schreck hing er da, und es fhlte sich ganz so an, als wren seine Schuhsohlen an das Gras geklebt, das nun zur irdenen Decke geworden war. Unter ihm erstreckte sich die endlose Weite des dunklen, sternfunkelnden Himmels. Er frchtete,wenn er auch nur einen Fu bewegte, wrde er fr immer von der Erde fallen. Denk nach, sagte er sich, und alles Blut rauschte ihm in den Kopf, denk ... Doch keiner der Zauber, die er gebt hatte, taugte dazu, eine solche Verkehrung von Himmel und Erde zu bekmpfen. Sollte er es wagen, einen Fu zu bewegen? Das Blut pochte ihm in den Ohren. Er hatte nur zwei Mglichkeiten - es doch versuchen und sich bewegen oder rote Funken sprhen; die Lehrer wrden ihn retten und dann war das Turnier fr ihn gelaufen. Er schloss die Augen, weil er den endlosen Raum unter sich nicht sehen wollte, und zog seinen rechten Fu mit aller Kraft vom Gras weg. Sofort kippte die Welt wieder ins Lot. Harry fiel mit den Knien auf den wunderbar festen Boden. Einige Augenblicke war er gelhmt vor Schreck. Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen, dann stand er auf und rannte weiter, hinaus aus dem goldenen Nebel, der ihn, als er einen Blick ber die Schulter warf, im Mondlicht unschuldig anglitzerte. An einer Wegkreuzung blieb er stehen und sah sich nach einem Zeichen von Fleur um. Er war sich sicher, dass sie es gewesen war, die geschrien hatte. Was war ihr begegnet? War sie verletzt? Rote Funken waren nirgends zu sehen -hatte sie sich nun aus der Gefahr befreit oder sa sie in der Falle und konnte ihren Zauberstab nicht erreichen? Mit einem Gefhl wachsenden Unbehagens nahm Harry den rechten Abzweig ... doch zugleich wurde er den Gedanken nicht los, dass ein Champion raus war ... Der Pokal musste jetzt irgendwo in der Nhe sein und offenbar war Fleur nicht mehr im Rennen. War er nicht doch ziemlich weit gekommen? Was, wenn er es tatschlich schaffte zu gewinnen? Zum ersten Mal, seit er berraschend Champion geworden war, sah er sich selbst, ganz flchtig,wie er vor der ganzen Schule den Trimagischen Pokal in die Hhe hielt. Die nchsten zehn Minuten traf er auf nichts, auer auf die Heckenmauern von Sackgassen. Zweimal nahm er dieselbe falsche Abzweigung. Schlielich fand er eine neue Strecke, auf der er entlangtrabte, wobei der zittrige Lichtstrahl aus dem Zauberstab seinen Schatten in grotesken Gestalten ber die Heckenwnde huschen lie. Wieder bog er um eine Ecke - und stand vor einem Knallrmpfigen Krter. Cedric hatte Recht - er war tatschlich gigantisch. ber drei Meter lang, sah er am ehesten aus wie ein Riesenskorpion. Der lange Stachel war drohend ber den Rcken gebogen. Der dicke Panzer schimmerte im Licht des Zauberstabs, den Harry auf ihn gerichtet hatte. Stupor! Der Fluch schlug gegen den Panzer des Krters und prallte zurck; Harry duckte sich gerade noch rechtzeitig, doch schon roch es nach verbranntem Haar; der Fluch hatte ihm den Schpf versengt. Der Krter lie einen Feuersto aus seinem Rumpf knallen und schleuderte auf Harry zu. Impedimenta!, rief Harry. Wieder traf der Fluch den Panzer des Krters und prallte schrg weg; Harry stolperte ein paar Schritte rckwrts und fiel rcklings zu Boden. IMPEDIMENTA! Nur noch Zentimeter von Harry entfernt erstarrte der Krter - Harry hatte es geschafft, ihn in den panzerlosen, fleischigen Bauch zu treffen. Keuchend stemmte er sich von dem Vieh weg und rannte, so schnell er konnte, in die andere Richtung - der Lhmzauber hielt nicht lange vor, der Krter wrde jeden Augenblick seine Beine wieder benutzen knnen. Er nahm einen Weg nach links und stie auf eine Heckenmauer, nach rechts, und wieder war es eine Sackgasse; mithmmerndem Herzen zwang er sich stehen zu bleiben, lie erneut den Vier-Punkte-Zauber sprechen, machte kehrt und whlte einen Pfad in nordwestliche Richtung. Auf diesem neuen Weg war er ein paar Minuten lang gegangen, als er etwas auf dem parallel verlaufenden Pfad hrte, das ihn erstarren lie. Was tust du da?, hrte er Cedric schreien. Was zum Teufel machst du da? Und dann hrte er Krums Stimme. Crucio! Die Luft war erfllt von Cedrics Schreien. Entsetzt rannte Harry los, auf der Suche nach einer Lcke hinber zu Cedric. Da er keine fand, versuchte er es noch einmal mit dem Reduktor-Fluch. Er war nicht sonderlich wirksam, doch er brannte ein kleines Loch in die Hecke; Harry steckte seinen Fu hinein und stie gegen das dichte Gestrpp aus Zweigen und Dornen, bis er endlich zur anderen Seite durchgebrochen war; er zwngte sich durch das Loch, wobei ihm die Dornen den Umhang zerrissen. Nach rechts blickend sah er Cedric zuckend und zappelnd auf dem Boden liegen. ber ihm stand Krum. Harry rappelte sich hoch und richtete seinen Zauberstab auf Krum, genau in dem Moment, da dieser aufblickte. Krum wirbelte herum und rannte davon. Stupor!, rief Harry. Der Fluch traf Krum in den Rcken; er erstarrte mitten im Lauf, fiel mit dem Gesicht ins Gras und blieb reglos liegen. Harry strzte auf Cedric zu. Er zuckte nicht mehr und lag nur noch keuchend, mit den Hnden auf dem Gesicht da. Bist du verletzt?, fragte Harry hastig und packte Cedric am Arm. Nein, keuchte Cedric. Nein ... ich glaub's einfachnicht ... er hat sich hinter meinem Rcken angeschlichen ... ich hab ihn gehrt, hab mich umgedreht, und da hatte er schon den Zauberstab auf mich gerichtet ... Cedric stand auf. Er zitterte immer noch. Die beiden sahen hinunter auf Krum. Ich kann's einfach nicht fassen ... ich dachte, er wre in Ordnung, sagte Harry mit starrem Blick auf Krum. Ich auch, sagte Cedric. Hast du vorhin Fleur schreien gehrt?, fragte Harry. Ja, sagte Cedric. Glaubst du, Krum hat auch sie berfallen? Ich wei nicht. Sollen wir ihn hier lassen?, murmelte Cedric. Nein, sagte Harry. Ich schtze, wir sollten rote Funken versprhen. Dann kommt jemand und holt ihn ... andernfalls frisst ihn wahrscheinlich ein Krter. Verdient htt er's ja, murmelte Cedric, dennoch hob er den Zauberstab und lie einen Schauer roter Funken in die Luft sprhen, die hoch ber Krum schweben blieben und die Stelle markierten, wo er lag. Harry und Cedric standen einen Moment lang in der Dunkelheit und sahen sich um. Dann sagte Cedric: Tja ... ich glaub, wir sollten besser weitergehen ... Wie?, sagte Harry. Ach ... ja ... stimmt ... Es war ein merkwrdiger Moment. Er und Cedric waren gegen Krum fr kurze Zeit verbndet gewesen - und nun fiel ihnen beiden wieder ein, dass sie eigentlich Gegner waren. Schweigend gingen sie den dunklen Pfad entlang, dann wandte sich Harry nach links und Cedric nach rechts. Seine Schritte erstarben bald in der Ferne. Harry ging weiter und vergewisserte sich gelegentlich mit dem Vier-Punkte-Zauber, dass er die richtige Richtung eingeschlagen hatte. Nun wrde der Kampf zwischen ihm undCedric entschieden. Der Wunsch, den Pokal als Erster zu erreichen, brannte nun strker denn je in ihm, doch noch immer konnte er nicht fassen, was er Krum soeben hatte tun sehen. Einen Unverzeihlichen Fluch gegen einen Mitmenschen zu richten, hie, sich eine lebenslange Strafe in Askaban einzuhandeln, das hatte Moody ihnen erklrt. Das konnte Krum der Trimagische Pokal doch wohl nicht wert sein ... Harry beschleunigte seine Schritte. Immer wieder geriet er in Sackgassen, doch weil es um ihn zunehmend dunkel wurde, war er sich sicher, dem Herzen des Irrgartens ganz nahe zu sein. Dann, einen geraden Weg entlanggehend, sah er erneut, wie sich etwas bewegte, und der Strahl seines Zauberstabs traf ein erstaunliches Geschpf, wie er es nur von einem Bild im Monsterbuch der Monster kannte. Es war eine Sphinx. Sie hatte den Krper eines bergroen Lwen, mchtige, klauenbewehrte Tatzen und einen langen, gelblichen Schwanz, der in einem braunen Haarbschel endete. Der Kopf jedoch war der einer Frau. Harry trat nher, und sie wandte den Kopf und lie ihre langen Mandelaugen auf ihm ruhen. Er hob seinen Zauberstab, zgerte jedoch. Sie duckte sich nicht, als wolle sie zum Sprung ansetzen, sondern trottete quer ber den Pfad und versperrte ihm so den Weg. Dann sprach sie mit tiefer, heiserer Stimme: Du bist deinem Ziel sehr nahe. Der schnellste Weg fhrt an mir vorbei. Also ... wrdest du mich bitte vorbeilassen?, sagte Harry und wusste doch schon die Antwort darauf. Nein, sagte sie und trottete weiter hin und her. Erst wenn du mein Rtsel gelst hast. Antworte richtig beim ersten Versuch - und ich lass dich vorbei. Antworte falsch -und ich werde angreifen. Schweig - und ich werde dich unversehrt zurckweichen lassen. Harrys Magen versuchte es mit einem Salto. Das war eigentlich etwas fr Hermine, nicht fr ihn. Er wog seine Chancen ab. Wenn das Rtsel zu schwer war, konnte er immer noch schweigen, sich unverletzt zurckziehen und einen anderen Weg in die Mitte des Irrgartens suchen. Gut, sagte er. Kann ich das Rtsel hren? Die Sphinx lie sich mitten auf dem Weg auf die Hinterbeine nieder und sprach: Erst denk an den Menschen, der immer lgt, der Geheimnisse sucht und damit betrgt. Doch um das Ganze nicht zu verwssern, nimm von dem Wort nur die ersten drei Lettern. Nun denk an das Doppelte des Gewinns, den Anfang von nichts und die Mitte des Sinns. Und schlielich ein Laut, ein Wrtchen nicht ganz, das du auch jetzt von dir selbst hren kannst. Nun fg sie zusammen, denn dann wirst du wissen, welches Geschpf du niemals willst kssen. Harry starrte sie mit offenem Mund an. Knnte ich es noch mal hren ... ein wenig langsamer?, fragte er zaghaft. Sie blinzelte ihn an, lchelte und wiederholte das Gedicht. Wenn ich alles lse, bekomm ich am Schluss den Namen eines Geschpfs, das ich niemals kssen will? Sie lchelte nur ihr geheimnisvolles Lcheln. Harry deutete es als Ja. Er berlegte hin und her. Es gab eine Menge Tiere, die er nicht kssen wollte; als Erstes fiel ihm ein Knallrmpfiger Krter ein, aber irgendetwas lie ihn ahnen,dass dies nicht die Lsung war. Er musste es versuchen und die einzelnen Teile des Rtsels lsen ... Ein Mensch, der immer lgt, murmelte Harry und starrte die Sphinx an, der Geheimnisse sucht ... hm ... vielleicht ein Agent. Ne, wart mal! Ein Spion? Und nur die ersten drei Buchstaben? Ich komm darauf zurck ... knntest du mir bitte noch einmal das nchste Rtsel aufsagen? Sie wiederholte den zweiten Teil des Gedichts. Das Doppelte des Gewinns, murmelte Harry. Hmh ... keine Ahnung ... der Anfang von nichts ... ne ... knnt ich den letzten Teil noch mal hren? Sie sagte ihm die letzten vier Verse auf. Ein Laut, ein Wrtchen nicht ganz, das du auch jetzt von dir selbst hren kannst, sagte Harry. Hmm ... ne, das msste ... ne ... wart mal - >neNe< ist ein Laut! Die Sphinx lchelte ihn an. Spi ... hm ... ne, sagte Harry, den Weg auf und ab schreitend. Ein Geschpf, das ich nicht kssen mchte ... eine Spinne! Die Sphinx schenkte ihm ein breites Lcheln. Sie erhob sich, streckte die Vorderbeine aus und wich dann zur Seite, um ihn vorbeizulassen. Danke!, sagte Harry und hastete weiter, noch immer verblfft von seiner Glanzleistung. Er musste jetzt ganz nah dran sein, das war sicher ... sein Zauberstab sagte ihm, dass er genau auf Kurs war; wenn er jetzt nicht auf irgendetwas allzu Schreckliches stie, dann hatte er durchaus eine Chance ... Vor ihm gabelte sich der Weg erneut. Weise mir die Richtung!, flsterte er seinem Zauberstab zu, und der Stab wirbelte herum und deutete mit der Spitze auf den rechten Abzweig. Er strzte sich hinein und jetzt sah er vor sich ein Licht. Keine hundert Meter entfernt, auf einer Sule, schimmerte ihm der Trimagische Pokal entgegen. Harry hatte gerade zum Spurt angesetzt, als eine dunkle Gestalt vor ihm auf den Weg sprang. Cedric wrde als Erster da sein. Cedric rannte, so schnell er konnte, auf den Pokal zu, und Harry wusste, er wrde ihn nicht mehr einholen knnen, Cedric war viel grer als er und hatte lngere Beine - Dann sah er, ber einer Hecke links von ihm, etwas ungeheuer Groes, das sich rasch auf einem Pfad bewegte, der den ihrigen kreuzte, und Cedric, der nur noch den Pokal im Auge hatte, wrde blindlings in dieses Ungeheuer hineinlaufen - .Cedric!, brllte Harry. Pass auf - da links! Cedric wandte gerade noch rechtzeitig den Kopf. Er hechtete an dem Wesen vorbei und konnte einen Zusammenprall vermeiden, doch in seiner Hast stolperte er. Harry sah, wie ihm der Zauberstab wegflog und er strzte, und nun erschien eine gigantische Spinne auf dem Weg und richtete sich drohend ber Cedric auf. Stupor!, schrie Harry; der Fluch traf den riesigen, haarigen Krper der Spinne, doch er htte sie genauso gut mit einem Stein bewerfen knnen, so wenig richtete er aus; die Spinne zuckte, drehte sich blitzschnell um und ging nun auf Harry los. Stupor! Impedimental! Stupor! Doch es ntzte alles nichts - die Spinne war entweder zu gro oder so magisch, dass Flche sie nur noch rasender machten - einen schrecklichen Augenblick lang sah Harry acht glimmende schwarze Augen und rasiermesserscharfe Greifscheren, dann war sie ber ihm. Sie zwngte ihn zwischen ihre Vorderbeine und hob ihn hoch; in verzweifelter Anstrengung schlug er mit den Fen um sich; doch er stie mit dem Bein gegen eine Greifschere,und ein unertrglicher, schneidender Schmerz durchdrang ihn - er hrte noch, wie auch Cedric Stupor! rief, doch sein Fluch richtete nicht mehr aus als der Harrys - die Spinne ffnete erneut ihre Greifzangen; Harry hob den Zauberstab und rief: Expelliarmus! Der Entwaffnungszauber wirkte - die Spinne lie ihn los, doch das hie, dass er vier Meter tief auf sein schon verletztes Bein fiel und es unter sich begrub. Ohne weiter zu berlegen zielte er nach oben auf den Bauch der Spinne, wie schon bei dem Krter, und rief Stupor! - im selben Augenblick wie Cedric. Die beiden Flche bewirkten zusammen, was mit einem allein nicht zu schaffen war - die Spinne knickte seitlich ein und rollte auf den Rcken, walzte dabei eine Hecke nieder und versperrte den Weg mit einem Gewirr haariger Beine. Harry!, hrte er Cedric rufen. Bist du verletzt? Ist das Vieh auf dich gefallen? Nein, japste Harry. Er besah sich sein Bein. Es blutete heftig. Sein zerfetzter Umhang war mit einem zhen, klebrigen Sekret verschmiert. Er versuchte aufzustehen, doch sein Bein zitterte frchterlich und wollte seine Last nicht tragen. Nach Luft schnappend lehnte er sich gegen die Hecke und sah sich um. Cedric stand keine paar Meter vom Trimagischen Pokal entfernt, der hinter ihm schimmerte. Nun nimm ihn schon, keuchte Harry. Los, beeil dich, nimm ihn. Du stehst doch davor. Doch Cedric rhrte sich nicht. Er stand nur da und musterte Harry. Dann drehte er sich um und sah den Pokal an. Im goldenen Licht der Trophe konnte Harry den sehnschtigen Ausdruck in Cedrics Gesicht erkennen. Er drehte sich wieder zu Harry um, der sich inzwischen an die Hecke klammerte, um nicht einzuknicken. Cedric holte tief Luft. Nimm du ihn. Du solltest gewinnen. Du hast mir hier drin zweimal den Hals gerettet. Darum geht es hier aber nicht, sagte Harry. Er sprte Zorn in sich hochkochen; die Wunde an seinem Bein schmerzte, und alle Knochen im Leib taten ihm weh von dem Versuch, sich der Spinne zu entwinden. Und nach all dieser Mhsal war ihm Cedric auch noch zuvorgekommen, wie schon bei Cho, die er als Erster zum Ball gebeten hatte. Wer den Pokal zuerst erreicht, kriegt die Punkte. Und das bist du. Ich kann nur sagen, dass ich mit meinem Bein jedenfalls kein Wettrennen gewinnen kann. Cedric ging ein paar Schritte weg vom Pokal auf die gelhmte Spinne zu und schttelte den Kopf. Nein, sagte er. Hr auf, so verdammt edelmtig zu sein, sagte Harry gereizt. Nimm ihn einfach, dann kommen wir endlich hier raus. Cedric sah stumm zu, wie Harry sich verzweifelt an der Hecke festklammerte, um nicht hinzufallen. Du hast mir von den Drachen erzhlt, sagte Cedric. Ich wr schon in der ersten Runde untergegangen, wenn du mir nicht gesagt httest, was drankommt. Da hat mir auch jemand geholfen, fauchte Harry und mhte sich, sein blutberstrmtes Bein mit dem Umhang abzuwischen. Du hast mir bei diesem Ei geholfen - wir sind quitt. Bei diesem Ei hat mir zuallererst jemand geholfen, sagte Cedric. Trotzdem sind wir quitt, sagte Harry und versuchte behutsam sein Bein zu belasten; es zitterte heftig, als er damit auftrat; beim Sturz von der Spinne hatte er sich den Knchel verstaucht. Du httest fr die zweite Aufgabe mehr Punkte bekom-men sollen, sagte Cedric strrisch. Du bist da unten geblieben und wolltest alle Geiseln mitnehmen. Das htte ich auch tun sollen. Ich war der Einzige, der so bld war, dieses Lied ernst zu nehmen!, sagte Harry erbittert. Jetzt nimm schon diesen Pokal! Nein, sagte Cedric. Er stieg ber das Gewirr der Spinnenbeine herber zu Harry, der ihn sprachlos anstarrte. Cedric meinte es ernst. Er verzichtete auf eine Ruhmestat, wie sie seit Jahrhunderten keinem aus dem Haus Hufflepuff mehr gelungen war. Geh schon, sagte Cedric. Er sah aus, als wrde ihn dies alle Entschlusskraft kosten, die er aufbringen konnte, doch mit seiner festen Miene und den verschrnkten Armen wirkte er unerschtterlich. Harry lie den Blick von Cedric zum Pokal wandern. Einen schimmernden Moment lang sah er sich, den Pokal in Hnden, aus dem Irrgarten auftauchen. Er sah sich den Tri-magischen Pokal in die Hhe halten, hrte das Toben der Menge, sah Chos leuchtendes Gesicht, voll Bewunderung ihm zugewandt, sah es deutlicher als je zuvor ... und dann verblasste das Bild und er starrte nur noch in Cedrics abgeschattetes, stures Gesicht. Wir beide?, fragte Harry. Was? Wir nehmen ihn gleichzeitig. Dann ist es auch ein Sieg fr Hogwarts. Wir teilen ihn uns. Cedric starrte Harry an. Seine Arme lsten sich aus der Verschrnkung. Das - das meinst du ernst? Ja, sagte Harry. Ja ... wir haben uns gegenseitig geholfen, oder nicht? Wir sind beide so weit gekommen. Dann nehmen wir ihn eben gemeinsam. Einen Moment lang sah Cedric aus, als wolle er seinenOhren nicht trauen; doch dann trat ein breites Lcheln auf sein Gesicht. Einverstanden, sagte er. Komm mit. Er packte Harry unter der Achsel und half ihm, auf die Sule mit dem Pokal zuzuhumpeln. Als sie davor standen, hielt jeder die Hand ber einen der schimmernden Henkel des Pokals. Bei drei, ja?, sagte Harry. Eins - zwei - drei - Beide packten zu. Im selben Moment sprte Harry irgendwo hinter seinem Nabel ein Reien. Er verlor den Boden unter den Fen. Er konnte seinen Griff um den Trimagischen Pokal nicht lockern, der ihn mit sich riss und Cedric an seiner Seite, hinein in einen zornig wirbelnden Sturm aus Farben. ~Fleisch, Blut und Knochen Harry sprte, wie seine Fe auf die Erde schlugen; sein verletztes Bein knickte ein und er strzte zu Boden; endlich konnte er seine Hand vom Trimagischen Pokal lsen. Er hob den Kopf. Wo sind wir?, fragte er. Cedric schttelte den Kopf. Er stand auf und zog Harry auf die Beine. Sie blickten sich um. Hier mussten sie fern von Hogwarts sein; offenbar waren sie viele, vielleicht sogar Hunderte von Kilometern gereist, denn selbst die Berge der Umgebung von Hogwarts waren nicht mehr zu sehen. Sie standen auf einem dunklen, berwucherten Friedhof; hinter einer groen Eibe war der schwarze Umriss einer kleinen Kirche zu erkennen. Zu ihrer Linken ragte ein Hgel auf. Harry konnte eben noch die Umrisse eines stattlichen alten Hauses hoch oben auf der Kuppe erkennen. Cedric warf einen Blick auf den Trimagischen Pokal am Boden und sah dann zu Harry auf. Hat dir jemand gesagt, dass der Pokal ein Portschlssel ist?, fragte er. Ne, sagte Harry. Er lie die Augen ber den Friedhof wandern. Es war vollkommen still hier und ein wenig unheimlich. Soll das hier vielleicht zur Aufgabe gehren? Keine Ahnung, antwortete Cedric. Er klang leicht nervs. Zauberstbe raus, meinst du nicht? Ja, sagte Harry, froh, dass Cedric den Vorschlag gemacht hatte und nicht er. Sie zogen ihre Zauberstbe. Harry schaute umher. Wieder einmal hatte er das merkwrdige Gefhl, beobachtet zu werden. Da kommt jemand, sagte er pltzlich. Angestrengt durch die Dunkelheit sphend, sahen sie eine Gestalt, die zwischen den Grbern hindurch geradewegs auf sie zukam. Harry konnte ihr Gesicht nicht erkennen; doch nach dem Gang und der Haltung der Arme zu schlieen, musste die Gestalt etwas mit sich tragen. Wer immer es war, er war klein und hatte die Kapuze des Umhangs tief ber den Kopf gezogen, um das Gesicht zu verbergen. Die Gestalt war nun schon deutlicher zu erkennen und kam immer noch nher - und jetzt erkannte Harry, dass das, was die Gestalt in den Armen trug, wie ein Baby aussah ... oder war es nur ein zusammengerollter Umhang? Harry lie den Zauberstab sinken und sah Cedric aus den Augenwinkeln an. Cedric versetzte ihm einen kurzen, ratlosen Blick. Dann wandten sie sich wieder der nher kommenden Gestalt zu. Sie blieb neben einem bermannshohen marmornen Grabstein stehen, nur zwei Meter von ihnen entfernt. Eine Sekunde lang sahen sich Harry, Cedric und die kleine Gestalt an. Und dann, ohne Vorwarnung, loderte Harrys Narbe vor Schmerz auf. Eine solche Hllenqual hatte er noch nie durchlitten; der Zauberstab glitt Harry aus den Fingern und er schlug die Hnde vors Gesicht; seine Knie gaben nach, er strzte zu Boden, schwarze Nacht umhllte ihn, und sein Kopf schien im nchsten Augenblick platzen zu wollen. Von weit oben hrte er eine hohe, kalte Stimme: Tte den berflssigen. Harry hrte ein Sirren, und eine zweite Stimme kreischte in die Nacht: Avada Kedavra! Ein gleiender Strahl grnen Lichts drang durch Harrys Augenlider und er hrte etwas Schweres neben sich zu Boden strzen; der Schmerz seiner Narbe wurde so unertrglich, dass er wrgen musste, und dann lie er nach; es graute ihm vor dem, was er gleich sehen wrde, und er ffnete seine schmerzenden Augen. Cedric lag neben ihm auf der Erde, Arme und Beine von sich gestreckt. Er war tot. Eine Sekunde, die eine Ewigkeit umfasste, starrte Harry in Cedrics Gesicht, in seine offenen grauen Augen, leer und ausdruckslos wie die Fenster eines verlassenen Hauses, auf Cedrics wie in leichter berraschung geffneten Mund. Und dann, noch bevor Harry aufgenommen hatte, was er da sah, bevor er mehr fhlen konnte als dumpfes Erstaunen, sprte er, wie er auf die Beine gezogen wurde. Der kleine Mann mit dem Kapuzenumhang hatte sein Stoffbndel auf die Erde gelegt, seinen Zauberstab erstrahlen lassen und schleifte Harry jetzt auf den marmornen Grabstein zu. Im flackernden Licht des Zauberstabs sah Harry den Namen auf dem Stein, dann wurde er herumge-zerrt und mit dem Rcken gegen den Stein geschmettert. TOM RIDDLE Der Mann im Kapuzenmantel beschwor Seile herauf, die Harry vom Hals bis zu den Fugelenken an den Grabstein zurrten. Harry hrte flache, schnelle Atemzge aus der Tiefe der Kapuze; er zerrte und zog an seinen Fesseln, und der Mann schlug ihn - schlug ihn mit einer Hand, an der ein Finger fehlte. Jetzt wusste Harry, wer sich unter der Kapuze verbarg. Es war Wurmschwanz. Du!, keuchte er. Doch Wurmschwanz antwortete nicht; er prfte jetzt, obdie Seile straff genug saen. Mit fahrig zitternden Fingern betastete er die Knoten. Als er sich vergewissert hatte, dass Harry so straff an den Grabstein gefesselt war, dass er sich nicht mehr rhren konnte, zog er ein Stck schwarzen Stoffes aus dem Umhang und stopfte es grob in Harrys Mund; dann, ohne ein Wort zu sagen, wandte er sich ab und eilte davon. Harry brachte keinen Laut hervor, noch konnte er sehen, wo Wurmschwanz hingegangen war; er konnte den Kopf nicht drehen und hinter den Grabstein blicken; er sah nur, was direkt vor ihm war. Einige Meter von ihm entfernt lag Cedrics Leiche. Nicht weit dahinter leuchtete der Trimagische Pokal im Sternen-licht. Harrys Zauberstab lag auf der Erde zu seinen Fen. Das Umhangbndel, das Harry fr ein Baby gehalten hatte, lag ganz in der Nhe, am Fu des Grabes. Etwas regte sich darin, gereizt und ungeduldig, wie es schien. Noch whrend Harry es beobachtete, jagte erneut der brennende Schmerz durch seine Narbe ... und pltzlich wusste er: Er wollte nicht sehen, was in diesem Umhang war ... er wollte nicht, dass sich das Bndel ffnete ... Zu seinen Fen raschelte es. Er blickte hinunter und sah eine riesige Schlange durch das Gras gleiten und einen Kreis um den Grabstein ziehen, an den er gefesselt war. Wieder drang Wurmschwanz' hastiges, pfeifendes Atmen an seine Ohren. Es klang, als wrde er etwas Schweres ber den Boden schleifen. Er tauchte in Harrys Gesichtskreis auf, und nun sah Harry, dass er einen Kessel an den Fu des Grabes schob. Er schien mit Wasser gefllt zu sein - Harry konnte es schwappen hren - und war grer als irgendein Kessel, den Harry je benutzt hatte; das bauchig ausladende Gef war so gro, dass ein Mann darin sitzen konnte. Das Etwas in dem Umhangbndel regte sich nun heftiger, als wollte es sich daraus befreien. Wurmschwanz machtesich jetzt mit dem Zauberstab am Fu des Kessels zu schaffen. Pltzlich zngelten knisternde Flammen vom Kesselboden her auf. Die groe Schlange glitt in die Dunkelheit davon. Das Wasser im Kessel schien rasch hei zu werden. An der Oberflche begann es zu brodeln, und prasselnde Funken stoben in die Hhe, als ob der ganze Kessel in Flammen stnde. Dichter Dampf wallte auf und lie Wurmschwanz' ber das Feuer gebeugte Gestalt verschwimmen. Das Etwas unter dem Umhang schien erregt zu zappeln. Und wieder hrte Harry die hohe, kalte Stimme. Beeil dich! Das Wasser leuchtete im Licht der Funken, als wre die ganze Oberflche mit Diamanten gesprenkelt. Es ist bereit, Meister. Nun ..., sagte die kalte Stimme. Wurmschwanz bckte sich nach dem Bndel auf der Erde und begann es aufzuwickeln, enthllte, was in ihm verborgen war. Harry stie einen Schrei aus, der in dem Stofffetzen in seinem Mund erstickte. Es war, als htte Wurmschwanz einen Stein umgedreht; etwas Hssliches, Schleimiges und Blindes war zum Vorschein gekommen - doch schlimmer noch, hundertmal schlimmer. Was Wurmschwanz mit sich getragen hatte, hatte die Gestalt eines zusammengekauerten menschlichen Kindes, allerdings hatte er noch nie etwas gesehen, das einem Kind so Wenig hnelte. Es hatte keine Haare und seine Haut schien geschuppt und von einem dunklen, schrundigen Rotschwarz. Die Arme und Beine waren dnn und zerbrechlich, und das Gesicht - kein lebendes Kind hatte je so ein Gesicht gehabt - war flach und schlangengleich, mit rot schimmernden Augen. Das Wesen schien fast gnzlich hilflos; es hob seine dr-ren Arme, schlang sie um Wurmschwanz' Hals, und Wurmschwanz hob es hoch. Dabei rutschte ihm die Kapuze vom Kopf, und Harry sah im Licht des Feuers den Ausdruck des Abscheus in seinem schlaffen, bleichen Gesicht, als er das Geschpf zum Kesselrand trug. Einen Moment lang sah Harry das bse, flache Gesicht des Wesens im Licht der Funken, die ber dem Gebrodel tanzten. Und dann tauchte Wurmschwanz das Geschpf in den Kessel ein; ein Zischen, und es versank; Harry hrte den zerbrechlichen Krper leise und dumpf auf dem Kesselboden aufschlagen. Wenn es doch ersaufen wrde, dachte Harry, und seine Narbe brannte fast unertrglich, bitte ... wenn es doch ersaufen wrde ... Wurmschwanz sprach. Seine Stimme bebte, die Angst schien ihn um den Verstand zu bringen. Er hob den Zauberstab, schloss die Augen und sprach in die Nacht hinein: Knochen des Vaters, unwissentlich gegeben, Au wirst deinen Sohn erneuern! Die Grabplatte unter Harrys Fen knackte. Von Grauen erfllt sah Harry, wie ein schmaler Staubwirbel auf Wurmschwanz' Befehl hin aus dem Grab aufstieg und dann sanft in den Kessel fiel. Die diamantene Oberflche des Wassers teilte sich unter scharfem Zischen; Funken stoben kreuz und quer aus dem Kessel und nahmen ein lebhaftes, giftig wirkendes Blau an. Und jetzt konnte er Wurmschwanz wimmern hren. Er zog einen langen, silbern schimmernden Dolch aus seinem Mantel. Seine Stimme war ein abgehacktes, vor Angst versteinertes Schluchzen. Fleisch - des Dieners - w-willentlich gegeben - du wirst - deinen Meister - wieder beleben. Er streckte die rechte Hand aus - die Hand mit dem fehlenden Finger. Er packte den Dolch fest mit der Linken und schwang ihn nach oben. Harry wurde erst in letzter Sekunde klar, was Wurmschwanz da tat - er schloss die Augen, so fest er konnte, doch den Schrei, der die nchtliche Stille zerriss, musste er hren, und er durchstach Harry, als ob der Dolch in ihn eingedrungen wre. Er hrte etwas zu Boden fallen, hrte das angstgequlte Keuchen von Wurmschwanz, dann ein Brechreiz erregendes Platschen von etwas, das in den Kessel fiel. Harry konnte es nicht ertragen hinzusehen ... doch das Gebru hatte ein brennendes Rot angenommen, so hell, dass es durch Harrys geschlossene Augenlider leuchtete ... Wurmschwanz keuchte und sthnte unter seinen Qualen. Erst als Harry seinen angsterfllten Atem auf seinem Gesicht sprte, wurde ihm jh bewusst, dass er direkt vor ihm stand. B-Blut des Feindes - mit Gewalt genommen - du wirst - deinen Gegner wieder erstarken lassen. Harry konnte nichts tun, um es zu verhindern, die Seile waren zu straff um ihn gespannt ... er blickte hinunter, strubte sich verzweifelt gegen die Fesseln, und dann sah er den silbernen Dolch in Wurmschwanz' verbliebener Hand zittern. Er sprte, wie sich die Spitze durch die Beuge seines rechten Armes bohrte und Blut den rmel seines zerrissenen Umhangs hinabsickerte. Wurmschwanz, vor Schmerz immer noch keuchend, stberte in seiner Tasche nach einer Phiole und hielt sie unter Harrys Wunde; ein dnnes Blutrinnsal trpfelte in das Glas. Mit Harrys Blut stolperte Wurmschwanz zurck zum Kessel. Er schttete es hinein. Sofort nahm das Gebru im Kessel ein blendend helles Wei an. Nun, da er seine Arbeit getan hatte, fiel Wurmschwanz neben dem Kessel auf die Knie, sackte zur Seite und blieb auf der Erde liegen, keuchend und schluchzend, und verbarg den blutenden Armstumpf unter seinem Krper. Der Kessel brodelte und versprhte seine diamantenen Funken so blendend hell, dass alles andere in samtene Dunkelheit getaucht wurde. Nichts geschah ... Lass es ertrunken sein, dachte Harry, lass es misslungen sein ... Und dann, ganz pltzlich, erlosch das Funkengestiebe ber dem Kessel. Weier Dampf quoll in dicken Schwaden aus dem Kessel und tauchte alles vor Harry in weies Nichts, so dass er weder Wurmschwanz noch Cedric noch sonst etwas sehen konnte, nur den Dampf, der in der Luft hing ... es ist fehlgeschlagen, dachte er ... es ist ertrunken ... bitte ... bitte, lass es tot sein ... Doch dann - und eine eisige Woge des Grauens berkam ihn -, dann sah er durch den Nebel hindurch, wie der dunkle Umriss eines Mannes, gro und drr wie ein Skelett, langsam aus dem Innern des Kessels aufstieg. Meinen Umhang, sagte die hohe, kalte Stimme hinter der Nebelwand, und Wurmschwanz, schluchzend und wimmernd, den verstmmelten Arm noch immer schtzend an den Leib gepresst, stolperte hinber und griff nach dem schwarzen Umhang auf der Erde, richtete sich auf, streckte seine verbliebene Hand aus und zog den Umhang ber die Schultern seines Gebieters. Der drre Mann stieg langsam aus dem Kessel und starrte Harry an ... und Harry starrte zurck in dieses Gesicht, das ihn drei Jahre lang in seinen Alptrumen verfolgt hatte. Weier als ein Schdel, mit weiten, scharlachrot lodernden Augen und einer Nase, die so platt war wie die einer Schlange, mit Schlitzen als Nstern ... Lord Voldemort war wieder erstanden. ~Die Todesser Voldemort wandte die Augen von Harry ab und begann seinen Krper zu untersuchen. Seine Hnde waren wie groe, bleiche Spinnen; mit den langen Fingern streichelte er seine Brust, die Arme, das Gesicht; die roten Pupillen, katzengleich zu Schlitzen verengt, glommen noch heller durch die Nacht. Er hob die Hnde hoch und krmmte mit verzckt triumphierendem Blick die Finger. Von Wurmschwanz, der zuckend und blutend am Boden lag, nahm er nicht die geringste Notiz, noch von der groen Schlange, die herbeigeglitten war und erneut ihren zischelnden Kreis um Harry zog. Voldemort schob eine der unnatrlich langfingrigen Hnde tief in die Tasche und zog einen Zauberstab hervor. Auch ihn streichelte er sanft; und dann richtete er ihn auf Wurmschwanz, der in die Hhe gerissen und gegen den Grabstein geschleudert wurde, an den Harry gefesselt war; Wurmschwanz fiel zurck auf die Erde und blieb zusammengekrmmt und weinend am Fu des Grabsteins liegen. Voldemort wandte seine scharlachroten Augen wieder Harry zu und lie sein hohes, kaltes, freudloses Lachen hren. Wurmschwanz' Umhang glnzte vor Blut; er hatte seinen Armstumpf darin eingewickelt. Herr ..., wrgte er hervor, Herr ... Ihr habt versprochen ... Ihr habt versprochen ... Streck deinen Arm aus, sagte Voldemort trge. Oh, Herr ... ich danke Euch, Herr ... Er schob den blutigen Stumpf unter seinem Krper her-vor, doch Voldemort lachte nur. Den anderen Arm, Wurmschwanz. Herr, bitte ... bitte ... Voldemort bckte sich und zog Wurmschwanz' linken Arm unter ihm hervor; dann schob er den rmel des Umhangs ber Wurmschwanz' Ellbogen, und Harry konnte jetzt etwas auf der Haut des Unterarms erkennen, das aussah wie eine brennend rote Ttowierung - ein Totenschdel, aus dessen Mund eine Schlange drang -, das Zeichen, das bei der Quidditch-Weltmeisterschaft am Himmel erschienen war: das Dunkle Mal. Voldemort untersuchte es sorgfltig, ohne auf Wurmschwanz' krampfartiges Schluchzen zu achten. Es ist wieder da, sagte er leise, sie werden es alle bemerkt haben ... und jetzt werden wir sehen ... jetzt werden wir erfahren ... Er drckte seinen langen weien Zeigefinger auf das Brandmal an Wurmschwanz' Arm. Erneut loderte ein brennender Schmerz durch Harrys Stirnnarbe, und Wurmschwanz stie einen markerschtternden Schrei aus. Voldemort lste den Finger von Wurmschwanz' Mal, und Harry sah, dass es sich pechschwarz verfrbt hatte. Mit einem Ausdruck grausamer Genugtuung richtete sich Voldemort auf, warf den Kopf zurck und blickte auf dem dunklen Friedhof umher. Wie viele werden wohl den Mut haben zurckzukehren, wenn sie es spren?, flsterte er, die glimmenden roten Augen auf die Sterne gerichtet. Und wie viele werden dumm genug sein, nicht zu kommen? Er begann vor Harry und Wurmschwanz auf und ab zu schreiten, whrend er mit den Augen wachsam den Friedhof absuchte. Nach etwa einer Minute sah er auf Harry hinab,und ein grausames Lcheln spielte ber sein schlangenartiges Gesicht. Harry Potter, du stehst auf den sterblichen berresten meines Vaters, zischte er leise. Ein Muggel und ein Tor ... deiner lieben Mutter sehr hnlich. Doch beide waren sie von Nutzen, nicht wahr? Deine Mutter starb, um dich, ihr Kind, zu schtzen ... und ich ttete meinen Vater, doch sieh nur, wie ntzlich er sich noch im Tod erwiesen hat ... Erneut lachte Voldemort auf. Er schritt auf und ab, wachsame Blicke ber den Friedhof werfend, und die Schlange zog ihre Kreise im Gras. Siehst du das Haus dort oben auf dem Hgel, Potter? Dort lebte mein Vater. Meine Mutter, eine Hexe, die hier in diesem Dorf lebte, verliebte sich in ihn. Doch er verlie sie, als sie ihm sagte, was sie war ... er mochte keine Zauberei, mein Vater ... Er lie sie im Stich und kehrte zu seinen Muggeleltern zurck, noch bevor ich berhaupt geboren war, Potter, und sie starb bei meiner Geburt, so dass man mich in einem Waisenhaus der Muggel grozog ... doch ich schwor mir, ihn zu finden ... ich rchte mich an ihm, an diesem Dummkopf, der mir seinen Namen gab ... Tom Riddle ... Noch immer schritt er auf und ab und die roten Augen huschten von Grab zu Grab. Hre, wie ich noch einmal die Geschichte meiner Familie durchlebe ..., sagte er leise. Aber ich werde nicht noch rhrselig werden ... Doch sieh, Harry! Meine wahre Familie kehrt zurck ... Pltzlich war die Luft erfllt vom Rascheln und Rauschen vieler Umhnge. Zwischen den Grbern, hinter der Eibe, tief in den Schatten, apparierten Zauberer. Alle waren maskiert und trugen Kapuzen. Und einer nach dem anderen kam auf sie zu ... langsam, vorsichtig, als wrden sie ihren Augen kaumtrauen. Voldemort stand schweigend da und erwartete sie. Dann sank einer der Todesser auf die Knie, rutschte auf Voldemort zu und ksste den Saum seines schwarzen Umhangs. Herr ... Herr ..., murmelte er. Die Todesser hinter ihm taten es ihm nach; einer nach dem anderen nherte sich Voldemort auf Knien und ksste ihm den Umhang, wich dann zurck und erhob sich. Alle zusammen bildeten sie einen stummen Kreis um Tom Riddles Grab, um Harry, Voldemort und den schluchzenden und zuckenden Haufen, der Wurmschwanz war. Doch sie lieen Lcken im Kreis, als warteten sie auf noch Kommende. Voldemort jedoch schien keinen mehr zu erwarten. Er sah reihum in die maskierten Gesichter, und obwohl es windstill war, schien ein Rascheln durch den Kreis zu laufen, als ob er zitterte. Willkommen, Todesser, sagte Voldemort leise. Vierzehn Jahre ... vierzehn Jahre seit unserer letzten Zusammenkunft ... so sind wir denn noch immer vereint unter dem Dunklen Mal! Oder nicht? Er reckte sein schreckliches Gesicht in die Luft und schnffelte und seine schlitzartigen Nstern weiteten sich. Ich rieche Schuld, sagte er. Der Gestank von Schuld liegt in der Luft. Erneut lief ein Schaudern durch den Kreis, als ob jeder der Versammelten sich danach sehnte, doch es nicht wagte, vor ihm zurckzuweichen. Ich sehe euch hier versammelt, gesund und unversehrt, auf der Hhe eurer Zauberkraft - welch promptes Erscheinen! -, und ich frage mich ... warum ist diese Bande von Zauberern ihrem Herrn, dem sie ewige Treue geschworen hatte, nie zu Hilfe geeilt? Keiner sprach. Keiner rhrte sich auer Wurmschwanz, der schluchzend ber seinen Arm gebeugt auf der Erde lag. Und ich antworte mir selbst, flsterte Voldemort. Sie mssen geglaubt haben, ich sei gebrochen, sie glaubten, ich sei vernichtet. Sie schlichen sich wieder unter meine Feinde und verkndeten, sie seien unschuldig, sie htten nichts gewusst, sie seien meinem Zauber unterworfen gewesen ... Und dann frage ich mich, weshalb nur konnten sie glauben, ich wrde nicht wieder erstehen? Sie, die die Schritte kannten, die ich vor langer Zeit tat, um mich vor dem endgltigen Tod zu schtzen? Sie, die mit eigenen Augen gesehen haben, wie weit meine Macht reichte in jener Zeit, da ich mchtiger war als jeder lebende Zauberer? Und ich sage mir, vielleicht glaubten sie, eine noch grere Macht knne existieren, eine, die selbst Lord Voldemort besiegen knne ... vielleicht huldigen sie nun einem anderen ... vielleicht diesem Frsprecher der Gewhnlichen, der Schlammblter und Muggel, Albus Dumbledore. Bei der Erwhnung von Dumbledores Namen lief ein nervses Zittern durch den Kreis, einige begannen zu murmeln und schttelten den Kopf. Voldemort achtete nicht auf sie. Es ist eine Enttuschung fr mich ... ich bekenne, dass ich enttuscht bin ... Pltzlich brach einer der Mnner aus dem Kreis aus und strzte nach vorn. Am ganzen Leib zitternd brach er zu Voldemorts Fen zusammen. Herr!, kreischte er. Herr, vergib mir! Vergib uns allen! Voldemort fing an zu lachen. Er richtete seinen Zauberstab auf ihn. Crucio! Der Todesser auf der Erde krmmte sich und schrie; Harry war sich sicher, dass der Lrm zu den Husern in der Umgebung dringen wrde ... ruft die Polizei, dachte er verzweifelt ... wen auch immer ... tut irgendwas ... Voldemort hob des Zauberstab. Der gequlte Todesser lag ausgestreckt und nach Luft ringend auf der Erde. Steh auf, Avery, sagte Voldemort leise. Steh auf. Du bittest um Vergebung? Ich vergebe nicht. Ich vergesse nicht. Vierzehn lange Jahre ... ich will vierzehn Jahre zurckbezahlt haben, bevor ich dir vergebe. Wurmschwanz hier hat bereits einen Teil seiner Schuld beglichen, nicht wahr, Wurmschwanz? Er sah auf Wurmschwanz hinab, der weiter schluchzte. Du bist zu mir zurckgekehrt, nicht aus Treue, sondern aus Angst vor deinen alten Freunden. Du verdienst diesen Schmerz, Wurmschwanz. Das weit du doch? Ja, Herr, sthnte Wurmschwanz, bitte, Herr, bitte ... Doch hast du geholfen, mir meinen Krper wiederzugeben, sagte Voldemort mit kaltem Blick auf den schluchzenden Wurmschwanz am Boden. So wertlos und verrterisch du auch bist, du hast mir geholfen ... und Lord Voldemort belohnt seine Helfer ... Voldemort hob den Zauberstab und lie ihn durch die Luft wirbeln. Es schien, als wrde die Spitze eine leuchtende Schliere aus geschmolzenem Silber hinter sich lassen. Einen Moment lang noch formlos, verschlang sie sich und nahm dann Gestalt an, die schimmernde Nachbildung einer menschlichen Hand, hell wie das Mondlicht. Sie flog zur Erde und fgte sich an Wurmschwanz' blutendes Handgelenk an. Wurmschwanz hrte schlagartig auf zu schluchzen. Rasselnd und stockend atmend hob er den Kopf und starrte unglubig seine silberne Hand an, die sich jetzt nahtlos mit seinem Arm verbunden hatte, so dass es schien, als wrde er einen silbern leuchtenden Handschuh tragen. Er krmmte die schimmernden Finger, dann hob er zitternd einen kleinen Zweig von der Erde und zerrieb ihn zu Holzmehl. Herr, flsterte er. Herr ... sie ist wunderbar ... ich danke Euch ... ich danke Euch ... Er rutschte auf den Knien vor und ksste den Saum von Voldemorts Umhang. Auf dass du nie mehr wanken mgest in deiner Treue, Wurmschwanz, sagte Voldemort. Nein, Herr ... niemals, Herr ... Wurmschwanz erhob sich und nahm seinen Platz in dem Kreis ein, den Blick unablssig auf seine krftige neue Hand gerichtet, das Gesicht noch trnenverschmiert. Voldemort nherte sich jetzt dem Mann rechts neben Wurmschwanz. Lucius, mein aalglatter Freund, flsterte er und blieb vor ihm stehen. Wie ich hre, hast du die alten Bruche nicht aufgegeben, auch wenn du der Welt ein Achtung heischendes Gesicht zeigst. Du bist immer noch der Erste, wenn es darum geht, die Muggel ein wenig zu qulen? Doch hast du nie versucht, mich zu finden, Lucius ... deine Grotaten bei der Quidditch-Weltmeisterschaft waren vergnglich, zugestanden ... doch httest du deine Krfte nicht besser darauf verwandt, deinen Herrn zu finden und ihm zu helfen? Herr, ich war immer bereit, drang Lucius Malfoys Stimme hastig unter der Kapuze hervor. Htte es irgendein Zeichen von Euch gegeben, irgendein Geflster, wo Ihr seid, ich wre sofort an Eurer Seite gewesen, nichts htte mich aufhalten knnen - Und doch flohst du vor meinem Dunklen Mal, als ein treuer Todesser es letzten Sommer gen Himmel schickte?, sagte Voldemort trge, und Malfoy verstummte schlagartig. Ja, ich wei alles darber, Lucius ... du hast mich sehr enttuscht ... in Zukunft erwarte ich treuere Gefolgschaft. Natrlich, Herr, natrlich ... Ihr seid gndig, ich danke Euch ... Voldemort ging ein paar Schritte weiter, hielt dann inne und schaute auf den leeren Platz - breit genug fr zwei -, der Malfoy und den nchsten Mann trennte. Die Lestranges sollten hier stehen, sagte Voldemort leise. Sie sind lebendig begraben in Askaban. Sie waren mir treu. Sie gingen lieber nach Askaban, als mir abzuschwren ... wenn wir die Mauern von Askaban sprengen, werden wir die Lestranges ehren, wie sie es nie zu trumen wagten. Die Dementoren werden sich uns anschlieen ... wir werden die Riesen aus der Verbannung zurckrufen ... ich werde all meine hingebungsvollen Diener wieder um mich scharen, und auch ein Heer von Kreaturen, das alle frchten werden ... Er schritt weiter. An einigen Todessern ging er schweigend vorbei, vor anderen blieb er stehen und sprach sie an. Macnair ... wie mir Wurmschwanz mitteilt, vernichtest du jetzt gefhrliche Biester im Dienst des Ministeriums? Du wirst bald bessere Opfer bekommen, Macnair. Lord Voldemort wird dafr sorgen ... Ich danke Euch, Herr ... danke ..., murmelte Macnair. Und hier -, Voldemort trat auf die beiden grten der vermummten Gestalten zu, hier haben wir Crabbe ... diesmal wirst du dich besser bewhren, nicht wahr, Crabbe? Auch du, Goyle? Beide verneigten sich linkisch und murmelten dumpfe Worte. Ja, Herr ... Das werden wir. Herr ... Dasselbe gilt fr dich, Nott, sagte Voldemort leise, als er an einer gedrungenen Gestalt in Goyles Schatten vorbeiging. Herr, ich werfe mich vor Euch in den Staub, ich bin Euer demtigster - Das reicht, sagte Voldemort. Er kam zur grten Lcke zwischen den Gestalten und suchte sie mit seinen leeren roten Augen ab, als knne er dort jemanden stehen sehen. Und hier haben wir sechs fehlende Todesser ... drei, gettet in meinen Diensten. Einer, zu feige, um zurckzukehren ... er wird dafr bezahlen. Einer, von dem ich glaube, dass er mich fr immer verlassen hat ... dafr wird er natrlich sterben ... und einer, der mein treuester Diener blieb und bereits jetzt wieder in meinem Dienst steht. Ein Rascheln lief durch den Kreis der Todesser; Harry sah, wie sie sich durch die Augenschlitze ihrer Masken verstohlene Blicke zuwarfen. Er ist in Hogwarts, dieser treue Diener, und seinen Mhen ist es zu verdanken, dass unser junger Freund heute Abend hier sein kann ... Ja, sagte Voldemort, und sein lippenloser Mund kruselte sich zu einem Grinsen, whrend alle Augen des Kreises in Harrys Richtung blitzten. Harry Potter war so freundlich, zu meiner Wiedergeburtsfeier zu kommen. Man knnte sogar so weit gehen und ihn als meinen Ehrengast bezeichnen. Alle schwiegen. Schlielich trat der Todesser rechts von Wurmschwanz ein paar Schritte vor und durch die Maske drang die Stimme von Lucius Malfoy. Herr, wir flehen Euch an ... wir bitten Euch instndig ... zu erklren, wie Ihr dieses ... dieses Wunder vollbracht habt ... wie Ihr es geschafft habt, zu uns zurckzukehren ... Aah, welch eine Geschichte, Lucius, sagte Voldemort. Und sie beginnt - und endet - mit unserem Freund hier. Er kam mit lssigen Schritten auf Harry zu und trat an seine Seite, und aller Augen im Rund richteten sich auf sie. Die Schlange zog weiter ihren Kreis. Ihr wisst natrlich, dass sie diesen Jungen als mein Schicksal bezeichnet haben?, sagte Voldemort leise, die roten Augen auf Harry gerichtet, dessen Narbe so rasend zu brennen begann, dass er vor Qual fast geschrien htte. Ihr alle wisst, dass ich in der Nacht, da ich meine Machtund meinen Krper verlor, versucht hatte, ihn zu tten. Seine Mutter starb, weil sie ihn retten wollte - und schtzte ihn damit unwissentlich auf eine Weise, die ich, zugegeben, nicht vorausgesehen hatte ... ich konnte den Jungen nicht berhren ... Voldemort hob einen seiner langen weien Finger und fhrte ihn ganz nahe an Harrys Wange heran. Seine Mutter hat die Spuren ihres Opfers auf ihm hinterlassen ... das ist uralte Magie, ich htte es wissen sollen, wie dumm von mir, dies zu bersehen ... doch nun ist es gleich. Ich kann ihn jetzt berhren. Harry sprte, wie ihn die Spitze des langen weien Fingers berhrte, und dachte, sein Kopf msse bersten vor Schmerz. Voldemort lachte ihm leise ins Ohr, dann nahm er den Finger weg und fuhr an die Todesser gewandt fort: Ich hatte mich verschtzt, meine Freunde, zugegeben. Das trichte Opfer dieser Frau hat meinen Fluch abprallen lassen und er ist auf mich zurckgefallen. Aaah ... Schmerz, unvorstellbarer Schmerz, meine Freunde; nichts htte mich dagegen wappnen knnen. Ich wurde aus meinem Krper gerissen, ich war weniger als ein Geist, weniger als das klglichste Gespenst ... und doch, ich lebte. Was ich war - nicht einmal ich selbst wei es ... Ich, der ich weiter als alle anderen gegangen bin auf dem Weg, der zur Unsterblichkeit fhrt. Ihr kennt mein Ziel - den Tod zu besiegen. Und nun wurde ich geprft, und es schien, als wre das eine oder andere meiner Experimente gelungen ... denn ich war nicht gettet worden, obwohl der Fluch dies htte bewirken mssen. Dennoch war ich so kraftlos wie die schwchste lebende Kreatur und der Mittel beraubt, mir selbst zu helfen ... denn ich hatte keinen Krper, und jeder Zauber, der mir htte helfen knnen, verlangte einen Zauberstab ... Ich wei nur noch, dass ich mich schlaflos, endlos, Sekunde um Sekunde dazu zwang, nur zu existieren ... ich lie mich in einem fernen Land nieder, in einem Wald, und ich wartete ... gewiss wrde einer meiner getreuen Todesser auf die Suche nach mir gehen ... einer wrde kommen und den Zauber ber mich sprechen, den ich nicht sprechen konnte, und mir meinen Krper zurckgeben ... doch ich wartete vergeblich ... Erneut lief ein Schauder durch den Kreis der lauschenden Todesser. Voldemort wartete, bis die Stille eine frchterliche Spannung angenommen hatte, dann fuhr er fort: Nur ein Vermgen war mir geblieben. Ich konnte mich der Krper anderer bemchtigen. Doch ich wagte es nicht, dort hinzugehen, wo sich viele Menschen aufhielten, denn ich wusste, dass die Auroren immer noch in fremde Lnder ausschwrmten und mich suchten. Manchmal bewohnte ich Tiere - Schlangen mochte ich natrlich besonders -, doch erging es mir in ihnen kaum besser denn als bloer Geist, da ihre Krper nicht dazu geeignet waren, Zauber auszufhren ... und dass ich von ihnen Besitz ergriffen hatte, verkrzte ihr Leben; keines davon lebte lang ... Dann ... vor vier Jahren ... schien meine Rckkehr greifbar nahe zu sein. Ein Zauberer - jung, tricht und leichtglubig - lief mir in dem Wald, in dem ich hauste, ber den Weg. Oh, er schien genau die Chance zu bieten, von der ich getrumt hatte ... denn er war ein Lehrer an Dumbledores Schule ... es war ein Leichtes, ihn meinem Willen zu unterwerfen ... er brachte mich zurck in dieses Land, und nach einiger Zeit nahm ich von seinem Krper Besitz, um ihn streng zu berwachen, wenn er meine Befehle ausfhrte. Doch mein Plan scheiterte. Es gelang mir nicht, den Stein der Weisen zu stehlen. Ich sollte mir nicht das ewige Lebensichern knnen. Mein Vorhaben wurde durchkreuzt ... abermals durchkreuzt von Harry Potter ... Wieder trat Stille ein; nichts regte sich, nicht einmal die Bltter der Eibe. Die Todesser standen vollkommen reglos da, die glitzernden Augen unter ihren Masken wie gebannt auf Voldemort und Harry gerichtet. Der Diener starb, als ich seinen Krper verlie, und ich blieb so schwach wie zuvor, fuhr Voldemort fort. Ich kehrte in mein fernes Versteck zurck, und ich will euch nicht verhehlen, dass ich damals frchtete, meine Krfte fr immer verloren zu haben ... ja, dies war meine dunkelste Stunde ... ich konnte nicht hoffen, dass mir jemals wieder ein Zauberer begegnen wrde, von dem ich Besitz ergreifen konnte ... und ich hatte nun die Hoffnung aufgegeben, dass irgendeiner der Todesser sich darum kmmerte, was aus mir geworden war ... Einige der maskierten Zauberer regten sich voll Unbehagen, doch Voldemort achtete nicht auf sie. Und dann, es ist noch kein Jahr her, als ich die Hoffnung fast aufgegeben hatte, geschah es endlich ... ein Diener kehrte zu mir zurck: Wurmschwanz hier, der seinen eigenen Tod vorgetuscht hatte, um einer Strafe zu entgehen, wurde aus seinem Versteck getrieben von jenen, die er einst zu seinen Freunden gezhlt hatte, und er beschloss zu seinem Herrn zurckzukehren. Er suchte mich in dem Land, wo ich mich, wie das Gercht schon lange ging, versteckt hatte ... wobei ihm natrlich die Ratten, die er unterwegs traf, tatkrftig halfen. Wurmschwanz hat eine seltsame Neigung zu Ratten, nicht wahr, Wurmschwanz? Seine schmutzigen kleinen Freunde erzhlten ihm, es gebe einen Ort, tief in einem Wald Albaniens, den sie mieden, wo kleine Tiere wie sie selbst den Tod gefunden hatten durch einen dunklen Schatten, der von ihnen Besitz ergriff ... Doch seine Reise zu mir verlief nicht so glatt, oder, Wurmschwanz? Denn eines Nachts, am Rande des Waldes, in dem er hoffte mich zu finden, betrat er, Dummkopf, der er war, mit knurrendem Magen ein Gasthaus, um etwas zu essen ... und dort traf er ausgerechnet Bertha Jorkins, eine Hexe aus dem Zaubereiministerium! Nun seht, wie das Schicksal Lord Voldemort begnstigt. Dies htte durchaus das Ende von Wurmschwanz bedeuten knnen und meiner letzten Hoffnung, wieder zu erstarken. Doch Wurmschwanz - und hier bewies er eine Geistesgegenwart, die ich ihm nie zugetraut htte - berredete Bertha Jorkins, ihn auf einem nchtlichen Spazier gang zu begleiten. Er berwltigte sie ... er brachte sie zu mir. Und Bertha Jorkins, die alles htte ruinieren knnen, erwies sich vielmehr als ein Geschenk, das ich mir nie ertrumt htte ... denn sie wurde fr mich - mit ein klein wenig Nachhilfe - eine wahre Goldgrube an ntzlichem Wissen. Sie sagte mir, dass in diesem Jahr das Trimagische Turnier in Hogwarts stattfinden solle. Sie kenne einen treuen Todesser, der bereit wre, mir zu helfen, wenn ich nur Verbindung mit ihm aufnehmen knnte. Sie erzhlte mir vieles ... doch die Mittel, die ich gebrauchte, um den Gedchtnis-'zauber, dem sie unterlag, zu brechen, waren sehr drastisch, und als ich ihr alle ntzlichen Informationen abgepresst hatte, waren ihr Krper und ihr Geist unrettbar beschdigt. Sie hatte nun ihren Zweck erfllt. Ich konnte nicht von ihr Besitz ergreifen. Ich beseitigte sie. Voldemort lchelte sein schreckliches Lcheln, die Augen rot und mitleidlos. Wurmschwanz' Krper war natrlich ebenfalls nicht geeignet, in Besitz genommen zu werden, da alle ihn fr tot hielten und er zu viel Aufmerksamkeit erregen wrde, wenn man ihn she. Jedoch war er der krperlich gesundeDiener, den ich brauchte, und obzwar ein schlechter Zauberer, doch in der Lage, meine Anweisungen auszufhren, die mir einen elementaren, ganz schwachen eigenen Krper verschaffen sollten, einen Krper, den ich bewohnen konnte, whrend ich auf die entscheidenden Zutaten fr meine wahre Wiedergeburt wartete ... ein oder zwei Zauber, die ich selbst erfunden habe ... ein wenig Hilfe von meiner lieben Nagini - Voldemorts rote Augen senkten sich auf die sich stndig im Kreis windende Schlange - ein Elixier, gebraut aus Einhornblut und dem Schlangengift, das Nagini mir gab ... bald gewann ich eine fast menschliche Gestalt zurck und war krftig genug, um zu reisen. Ich konnte nicht mehr hoffen, des Steins der Weisen habhaft zu werden, denn ich wusste, dass Dumbledore dafr gesorgt hatte, dass er zerstrt wurde. Doch mir sollte zunchst einmal das sterbliche Leben gengen, bevor ich mich auf die Jagd nach dem unsterblichen begab. Ich wollte mich beschrnken ... ich wollte mich mit meinem alten Krper abfinden, und meiner alten Kraft. Damit dies gelingen wrde - dieses alte Kunststck schwarzer Magie, dies Elixier, das mich heute wieder belebt hat -, brauchte ich drei machtvolle Zutaten. Nun, eine davon war bereits zur Hand, nicht wahr, Wurmschwanz? Fleisch, dargeboten von einem Diener ... Knochen von meinem Vater bedeutete natrlich, dass wir hierher kommen mussten, wo er begraben war. Doch das Blut eines Feindes ... Wurmschwanz wollte, dass ich irgendeinen Zauberer nehme, nicht wahr, Wurmschwanz? Irgendeinen Zauberer, der mich hasste ... wie es noch immer so viele tun. Doch ich kannte jenen, den ich brauchte, wenn ich wieder aufsteigen wollte, mchtiger werden wollte als vor meinem Sturz. Ich wollte Harry Potters Blut. Ich wollte das Blut dessen, der mich vor vierzehn Jahren meinerMacht beraubt hatte, denn dann wrde jener dauerhafte Schutz, den ihm seine Mutter geschenkt hatte, auch in meinen Adern flieen ... Doch wie an Harry Potter herankommen? Denn er war besser geschtzt, als er selbst wohl wusste, geschtzt auf vielerlei Weise, wie es Dumbledore vor langer Zeit schon geplant hatte, als ihm die Pflicht zufiel, fr die Zukunft des Jungen zu sorgen. Dumbledore rief einen alten Zauber auf, um den Jungen zu schtzen, solange er in der Obhut seiner Verwandten ist. Nicht einmal ich kann ihm dort etwas anhaben ... dann, natrlich, gab es die Quidditch-Weltmeister-schaft ... ich glaubte, sein Schutz wre dort, fern von seinen Verwandten und Dumbledore, schwcher, doch ich war noch nicht stark genug, um eine Entfhrung aus der Mitte einer Horde von Ministeriumszauberern wagen zu knnen. Und danach wrde der Junge nach Hogwarts zurckkehren, wo er sich von morgens bis nachts unter der krummen Nase dieses Muggel liebenden Narren befindet. Wie also konnte es mir gelingen? Nun ... natrlich indem ich nutzte, was Bertha Jorkins mir gesagt hatte. Ich musste meinen getreuen Todesser, postiert in Hogwarts, in Dienst nehmen und dafr sorgen, dass der Name des Jungen in den Feuerkelch geworfen wurde. Mein Todesser musste gewhrleisten, dass der Junge das Turnier gewann - dass er als Erster den Trimagischen Pokal berhrte - den Pokal, den mein Todesser in einen Portschlssel verwandelt hatte. Der Portschlssel wrde ihn hierher bringen, wo Dumbledore ihm nicht mehr helfen, wo er ihn nicht mehr schtzen knnte, hierher in meine wartenden Arme. Und hier ist er ... Voldemort trat langsam vor und wandte das Gesicht Harry zu. Er hob den Zauberstab. Crucio! Es war ein Schmerz, der alles bertraf, was Harry je erlit-ten hatte; seine Knochen standen buchstblich in Flammen; sein Kopf, frchtete er, wrde jeden Moment entlang der Narbe aufplatzen; die Augen berschlugen sich in seinem Kopf, er wollte, dass es aufhrte ... ohnmchtig werden ... sterben ... Und dann war es vorbei. Er hing matt in den Seilen, die ihn an den Grabstein von Voldemorts Vater fesselten, und sah durch eine Art Nebel hoch in jene hellroten Augen. Das Gelchter der Todesser drhnte durch die Nacht. Ihr seht, denke ich, wie tricht es war zu glauben, dass dieser Junge jemals strker sein knnte als ich, sagte Voldemort. Doch ich mchte nicht, dass sich ein Irrtum in euren Kpfen festsetzt. Harry Potter entkam mir durch eine fr ihn glckliche Fgung. Und ich werde nun meine Macht beweisen, indem ich ihn tte, hier und jetzt, vor euch allen, nun, da kein Dumbledore da ist, um ihm zu helfen, und keine Mutter, um fr ihn zu sterben. Ich werde ihm seine Chance geben. Ich werde ihm erlauben zu kmpfen, und ihr werdet spter keinen Zweifel haben, wer von uns der Strkere war. Nur noch ein wenig Geduld, Nagini, flsterte er, und die Schlange glitt durchs Gras davon, hinber zum Kreis der wartenden Todesser. Nun lse seine Fesseln, Wurmschwanz, und gib ihm seinen Zauberstab zurck. ~Priori Incantatem Wurmschwanz kam auf Harry zu, der sich hastig mhte, auf die Beine zu kommen, bevor die Fesseln fielen. Wurmschwanz hob seine neue silberne Hand, zog den Knebel aus Harrys Mund und schnitt dann mit einem Hieb des Zauberstabs die Seile entzwei, die Harry an den Grabstein fesselten. Den Bruchteil einer Sekunde lang mochte Harry berlegt haben, ob er nicht einfach losrennen sollte, doch nun, da er wieder auf dem berwucherten Grab stand, zitterte sein verletztes Bein unter der Last seines Krpers, und die Todesser rckten zusammen und zogen ihren Kreis um ihn und Voldemort enger, sie schlssen auch die Lcken, die sie vorhin noch offen gelassen hatten. Wurmschwanz verlie den Kreis und ging hinber zu der Stelle, wo der tote Cedric lag; er kehrte mit Harrys Zauberstab zurck und drckte ihn Harry ohne aufzublicken in die Hand. Dann nahm er seinen Platz im Kreis der lauernden Todesser ein. Man hat dir das Duellieren beigebracht, Harry Potter?, sagte Voldemort leise, und seine Augen schimmerten rot in der Dunkelheit. Bei diesen Worten erinnerte sich Harry, als wre es in einem frheren Leben gewesen, an den Duellierklub in Hogwarts, den er vor zwei Jahren fr kurze Zeit besucht hatte ... alles, was er dort gelernt hatte, war der Entwaffnungszauber, Expelliarmus ... und selbst wenn es ihm gelingen sollte, Voldemort den Zauberstab zu entreien, was wrde es ihm ntzen, wo er doch von Todessern umringt und dreiig-fach unterlegen war? Nie hatte er etwas gelernt, das ihm in einer solchen Lage helfen konnte. Er wusste, dass ihm genau das bevorstand, wovor ihn Moody immer gewarnt hatte ... der unabwehrbare Fluch Avada Kedavra - und Voldemort hatte Recht - diesmal war seine Mutter nicht da, um fr ihn sterben zu knnen ... er war vllig schutzlos ... Wir verneigen uns voreinander, Harry, sagte Voldemort und neigte sich leicht vor, das Schlangengesicht jedoch aufgerichtet und Harry zugewandt. Komm, die Gepflogenheiten mssen beachtet werden ... Dumbledore wrde sicher wollen, dass du Manieren zeigst ... verneige dich vor dem Tod, Harry ... Die Todesser lachten. Voldemorts lippenloser Mund lchelte. Harry verneigte sich nicht. Er wrde nicht zum Spielball Voldemorts werden, bevor Voldemort ihn ttete ... diese Genugtuung wollte er ihm nicht verschaffen ... Ich sagte, verneige dich, sagte Voldemort und hob den Zauberstab - und Harry sprte, wie sich sein Rckgrat krmmte, als ob eine riesige unsichtbare Hand ihn gnadenlos zur Erde drckte, und jetzt lachten die Todesser noch lauter. Sehr gut, flsterte Voldemort und senkte den Zauberstab; der Druck auf Harrys Rcken lie nach. Jetzt tritt mir entgegen wie ein Mann ... aufrecht und stolz, so wie dein Vater starb ... Und nun - duellieren wir uns. Voldemort hob den Zauberstab, und bevor Harry etwas tun konnte, um sich zu verteidigen, bevor er sich auch nur rhren konnte, hatte ihn der Cruciatus-Fluch erneut niedergeworfen. Der Schmerz war so stark, so allumfassend, dass er verga, wo er war ... wei glhende Messer durchbohrten jeden Zentimeter seiner Haut, sein Kopf wrde vor Schmerz gleich platzen; er schrie lauter, als er je im Leben geschrien hatte - Und dann hrte es auf. Harry drehte sich zur Seite und rappelte sich auf; es schttelte ihn so heftig wie Wurmschwanz, als er sich die Hand abgeschnitten hatte; er stolperte zur Seite, hinein in die Mauer der lauernden Todesser, und sie stieen ihn weg, zurck zu Voldemort. Eine kleine Pause, sagte Voldemort, und seine schlitzartigen Nstern weiteten sich vor Erregung, eine kleine Pause ... das tat weh, nicht, Harry? Du willst nicht, dass ich das noch mal tue, oder? Harry antwortete nicht. Er wrde sterben wie Cedric, diese erbarmungslosen roten Augen sagten es ihm ... er wrde sterben, und es gab nichts, was er dagegen tun konnte ... doch er wrde nicht mitspielen. Er wrde Voldemort nicht gehorchen ... er wrde nicht um sein Leben betteln ... Ich hab dich gefragt, ob ich das noch einmal tun soll, sagte Voldemort leise. Antworte mir! Imperio! Und Harry hatte zum dritten Mal in seinem Leben das Gefhl, alle Gedanken wrden aus seinem Kopf gefegt ... ah, es war eine Wonne, nicht mehr denken zu mssen, es war, als ob er schwebte, trumte ... antworte einfach >nein < ... sag doch >nein <, sag einfach >nein < ... Ich will nicht, sagte eine strkere Stimme in seinem Hinterkopf, ich werde nicht antworten ... Sag einfach >nein < ... Ich will es nicht, ich will es nicht sagen ... Sag einfach >nein < ,.. DAS WERDE ICH NICHT! Und diese Worte platzten aus Harrys Mund; sie hallten auf dem Friedhof wider, und er wurde aus seinem Traum gerissen, als htte ihn jemand mit kaltem Wasser bespritzt - zurck strmten die Schmerzen, die der Cruciatus-Fluch auf seinem ganzen Krper hinterlassen hatte - zurck strmte das Wissen, wo er war und wem er gegenberstand ... Du willst nicht?, sagte Voldemort leise, und die Todesser lachten diesmal nicht. Du willst nicht >nein< sagen? Harry, Gehorsam ist eine Tugend, die ich dir beibringen muss, bevor du stirbst ... wie war's mit einer weiteren kleinen Kostprobe Schmerz? Voldemort hob den Zauberstab, aber diesmal war Harry bereit; reflexartig, wie er es sich beim Quidditch antrainiert hatte, warf er sich seitlich zu Boden und rollte hinter den Grabstein von Voldemorts Vater; im selben Augenblick krachte der Fluch gegen den Grabstein. Wir spielen hier nicht Verstecken, Harry, sagte Voldemort leise, und die kalte Stimme nherte sich, whrend die Todesser erneut auflachten. Du kannst dich nicht vor mir verstecken. Heit das, du bist des Duellierens mde? Heit das, du ziehst es vor, dass ich es auf der Stelle beende? Komm vor, Harry ... komm vor und spiel mit ... es wird schnell gehen ... vielleicht sogar schmerzlos ... ich kann es nicht wissen ... ich bin nie gestorben ... Harry kauerte hinter dem Grabstein und wusste, dass das Ende gekommen war. Alle Hoffnung war verloren ... niemand wrde ihm helfen knnen. Und whrend er lauschte, wie Voldemort immer nher kam, war er sich, weit jenseits von Angst oder Vernunft, in einem sicher - er wollte hier nicht sterben wie ein Kind, das Versteck spielte; er wollte nicht zu Voldemorts Fen kniend sterben ... er wrde aufrecht sterben wie sein Vater, und er wrde im Sterben versuchen, sich zu verteidigen, selbst wenn es aussichtslos war ... Noch bevor Voldemort mit seinem Schlangengesicht um den Grabstein schauen konnte, war Harry aufgestanden ... er packte mit fester Hand seinen Zauberstab, hielt ihn vor sich und warf sich vor den Grabstein, Voldemort entgegen. Voldemort war bereit. Harry rief: Expelliarmus!, Voldemort schrie: Avada Kedavra! Ein grner Lichtblitz schoss aus Voldemorts Zauberstab, und im selben Augenblick knallte ein roter Lichtblitz aus Harrys Zauberstab - sie trafen sich in der Luft - und pltzlich begann Harrys Zauberstab zu vibrieren, als stnde er unter elektrischer Spannung; seine Hand hatte sich eisern um den Stab geklammert; er htte nicht loslassen knnen, auch wenn er gewollt htte - und jetzt verband ein dnner Lichtstrahl die beiden Zauberstbe, weder rot noch grn, sondern hell und sattgolden -, und Harry, der dem Strahl mit verblfftem Blick folgte, sah, dass auch Voldemorts lange bleiche Finger einen zitternden und bebenden Zauberstab umklammerten. Und dann geschah etwas, auf das ihn nichts htte vorbereiten knnen: Harry sprte, wie er den Boden unter den Fen verlor. Etwas hob ihn in die Luft, und Voldemort genauso, whrend ihre Zauberstbe durch den schimmernden Faden aus goldenem Licht verbunden blieben. Sie schwebten weg von dem Grabstein und sanken dann wieder zu Boden, auf ein grberloses, ebenes Stck Erde ... Die Todesser riefen und schrien durcheinander und flehten Voldemort an, ihnen Befehle zu erteilen; jetzt kamen sie zu ihnen, die Schlange glitt ihnen nach, und sie bildeten erneut einen Kreis um Harry und Voldemort, und einige zckten den Zauberstab - Der goldene Faden, der Harry und Voldemort verband, faserte sich jetzt auf: Zwar blieben die Zauberstbe verbunden, doch tausend neue Lichtfden entstanden und wlbten sich ber Harry und Voldemort, schssen kreuz und quer ber sie, bis sie unter einem goldenen, kupp eifrmigen Netz eingeschlossen waren, einem Kfig aus Licht, jenseits dessen die Todesser, deren Schreie nun merkwrdig erstickt klangen, wie Schakale im Kreis herumhuschten ... Tut nichts!, kreischte Voldemort den Todessern zu, undHarry sah, wie sich seine roten Augen beim Anblick dessen, was um ihn her geschah, verblfft weiteten, sah, wie er sich mhte, den Lichtfaden zu zerreien, der immer noch seinen und Harrys Zauberstab verband; Harry packte den Zauberstab noch fester, umklammerte ihn nun mit beiden Hnden, und der goldene Faden blieb unversehrt. Tut nichts ohne meinen Befehl!, schrie Voldemort den Todessern zu. Und dann erfllte ein berirdisch schner Klang die Luft ... er drang aus jedem Faden des Lichtgewebes ber ihnen und lie die Luft um Harry und Voldemort erzittern. Es war ein Klang, den Harry wieder erkannte, obwohl er ihn erst einmal im Leben gehrt hatte ... es war der Gesang des Phnix ... Fr Harry war er die reine Hoffnung ... das Schnste, das Willkommenste, das er je gehrt hatte ... er hatte das Gefhl, der Gesang sei nicht nur um ihn her, sondern in ihm ... es war der Klang, den er mit Dumbledore verband, und es war fast, als wrde ein Freund ihm ins Ohr sprechen ... Lse die Verbindung nicht. Ich wei, antwortete Harry der Musik, ich wei, ich darf es nicht geschehen lassen ... doch kaum hatte er es gedacht, wurde es viel schwerer, sein Zauberstab zitterte viel strker als zuvor ... und nun vernderte sich der Strahl zwischen ihm und Voldemort ... es war, als ob groe Lichtperlen an dem Faden zwischen den beiden Zauberstben entlangglitten - Harry sprte den Zauberstab in seiner Hand erneut heftig zittern, whrend die Lichtperlen langsam und stetig auf ihn zuglitten ... die Kraft des Lichtstrahls war nun gegen ihn gerichtet und ging von Voldemort aus, und Harry sprte, wie sein Zauberstab zornig bebte ... Die vordere Lichtperle kam der Spitze seines Zauberstabs immer nher, das Holz zwischen seinen Fingern wurde so hei, dass er frchtete, es wrde entflammen. Je nher dieLichtperle kam, desto heftiger bebte Harrys Zauberstab; gewiss wrde der Zauberstab die Berhrung mit der Perle nicht berstehen; er fhlte sich an, als wrde er im nchsten Moment zwischen seinen Fingern zerbersten - Mit jeder Faser seines Gehirns konzentrierte er sich darauf, die Perle zu Voldemort zurckzudrngen, die Ohren erfllt vom Gesang des Phnix, die Augen lodernd, gebannt auf die Perle blickend ... und langsam, ganz langsam, kamen die Perlen zitternd zum Stillstand, und dann, ebenso langsam, begannen sie in die andere Richtung zu gleiten ... und es war Voldemorts Zauberstab, der nun gefhrlich zitterte ... und es war Voldemort, dem das Erstaunen, ja, die Angst in den Augen stand ... Eine der Lichtperlen zitterte jetzt nur Zentimeter vor Voldemorts Zauberstab. Harry wusste nicht, warum er es tat, wusste nicht, was er damit erreichen knnte ... doch er dachte mit allerletzter Kraft nur noch daran, dass er diese Lichtperle zurckzwingen musste, hinein in Voldemorts Zauberstab ... und langsam ... sehr langsam ... schwebte sie an dem goldenen Faden entlang ... erbebte einen Moment lang ... und dann berhrte sie Voldemorts Zauberstab ... Im selben Augenblick drangen laut hallende Schmerzens-schreie daraus hervor ... und dann - Voldemorts rote Augen weiteten sich vor Schreck - flog eine Hand aus dickem Rauch aus der Spitze heraus und verschwand - der Geist der Hand, die er fr Wurmschwanz erschaffen hatte ... wieder Schmerzensschreie ... und dann erblhte etwas viel Greres aus der Spitze von Voldemorts Zauberstab, ein groes, graues Etwas, das aussah, als wre es aus greifbar dickem Rauch ... es war ein Kopf ... nun eine Brust und Arme ... der Oberkrper von Cedric. Dieses eine Mal htte Harry vor Schreck fast seinen Zauberstab losgelassen, doch instinktiv umklammerte er ihn wei-ter, und der goldene Lichtfaden blieb erhalten, whrend nun der rauchgraue Geist von Cedric Diggory (war es denn ein Geist? Er wirkte greifbar fest) zur Gnze aus Voldemorts Zauberstab drang, als ob er sich aus einem sehr engen Tunnel herauszwngte ... und der Schatten von Cedric richtete sich auf, sah an dem goldenen Lichtfaden entlang und sprach: Halte aus, Harry. Seine Stimme hallte von fern her. Harry sah zu Voldemort ... dessen rote Augen vor Schreck immer noch geweitet waren ... was hier geschah, hatte er genauso wenig erwartet wie Harry ... und nun hrte Harry, stark gedmpft, die angsterfllten Rufe der Todesser, die lauernd um den Rand des goldenen Kfigs schlichen ... Wieder drangen Schmerzensschreie aus dem Zauberstab ... und dann quoll erneut etwas aus der Spitze hervor ... der dichte Schatten eines zweiten Kopfes, rasch gefolgt von Armen und Oberkrper ... ein alter Mann, den Harry einmal im Traum gesehen hatte, stie sich jetzt heraus, genau wie Cedric es getan hatte ... und sein Geist oder sein Schatten, oder was immer es war, fiel neben den Cedrics, erhob sich und musterte auf seinen Gehstock gesttzt Harry und Voldemort und das goldene Netz und die verbundenen Zauberstbe ... Er ist also ein echter Zauberer?, sagte der alte Mann, die Augen auf Voldemort gerichtet. Hat mich gettet, der hier ... kmpfe gegen ihn, Junge ... Doch schon tauchte ein weiterer Kopf auf ... und dieser Kopf, grau wie eine Plastik aus Rauch, war der einer Frau ... Harry, dem jetzt beide Arme zitterten vor Anstrengung, den Zauberstab ruhig zu halten, sah, wie sie den anderen gleich zu Boden fiel, sich aufrichtete und umherblickte ... Der Schatten Bertha Jorkins' bestaunte mit groen Augen den Kampf, der sich vor ihr abspielte. Lass jetzt blo nicht los!, schrie sie, und auch ihre Stimme hallte, wie die Cedrics, wie von fern her. Er darf dich nicht kriegen, Harry - lass nicht los! Sie und die anderen beiden schattenhaften Gestalten begannen an der Innenwand des goldenen Netzes entlangzuschreiten, whrend die Todesser auf der anderen Seite umherhuschten ... und Voldemorts tote Opfer flsterten, whrend sie die Duellanten umkreisten, flsterten ermutigende Worte fr Harry und zischten Voldemort Worte zu, die Harry nicht verstand. Und wieder erschien ein Kopf an der Spitze von Voldemorts Zauberstab ... und Harry wusste auf den ersten Blick, wer es sein wrde ... er wusste es, als htte er es von dem Moment an erwartet, als Cedric dort erschienen war ... er wusste es, denn der Mensch, der jetzt erschien, war der, an den er an diesem Abend fter als an jeden anderen gedacht hatte ... Der rauchige Schatten eines groen Mannes mit zerzaustem Haar fiel zu Boden, wie vor ihm Bertha, richtete sich auf und sah Harry an ... und Harry, dessen Arme jetzt unbndig zitterten, erwiderte den Blick und sah in das geisterhafte Gesicht seines Vaters. Deine Mutter kommt ..., sagte er leise. Sie will dich sehen ... es wird gut gehen ... halt durch ... Und sie kam ... erst ihr Kopf, dann ihr Krper ... eine junge Frau mit langem Haar, die rauchig schattenhafte Gestalt Lily Potters, erblhte aus der Spitze von Voldemorts Zauberstab, fiel zu Boden und erhob sich. Sie ging auf Harry zu, sah auf ihn hinab und sprach mit derselben fernen, hallenden Stimme wie die anderen, doch leise, so dass Voldemort es nicht hren konnte, dessen Gesicht nun, da seine Opfer um ihn herumstreiften, vor Angst wild zuckte ... Wenn die Verbindung abbricht, werden wir nur nochwenige Augenblicke bleiben knnen ... doch wir werden dir Zeit verschaffen ... du musst den Portschlssel erreichen, er wird dich nach Hogwarts zurckbringen ... verstehst du mich, Harry? Ja, keuchte Harry, er mhte sich verzweifelt, den Zauberstab festzuhalten, der ihm jetzt durch die Finger rutschte und zu entgleiten drohte. Harry ..., flsterte die Gestalt Cedrics, bitte nimm meinen toten Krper mit zurck. Bring meine Leiche zurck zu meinen Eltern ... Das werde ich, sagte Harry, und sein Gesicht verzerrte sich vor Anstrengung, den Zauberstab zu halten. Tu es jetzt, flsterte die Stimme seines Vaters. Mach dich bereit ... tu es jetzt ... JETZT!, schrie Harry; ich htte ohnehin keine Sekunde lnger durchhalten knnen, dachte er - und mit allerletzter Kraft zog er seinen Zauberstab in die Hhe und der goldene Faden riss; der Lichtkfig lste sich auf, der Gesang des Phnix erstarb - doch die schattenhaften Gestalten der Opfer Voldemorts verschwanden nicht - sie gingen im Kreis auf Voldemort zu und schirmten Harry vor seinem Blick ab - Und Harry rannte, wie er nie in seinem Leben gerannt war, warf zwei vor Schreck erstarrte Todesser um, lief im Zickzack zwischen den Grbern hindurch, sprte schon, wie ihre Flche ihm nachjagten, hrte, wie sie gegen Grabsteine prallten - er wich Flchen und Grbern aus, strzte auf Cedrics Krper zu, den Schmerz in seinem Bein nicht mehr sprend, sein ganzes Sein auf das konzentriert, was er tun musste - Schockt ihn!, hrte er Voldemort schreien. Noch drei Meter von Cedric entfernt tauchte Harry hinter einem Marmorengel ab, um den Blitzen aus rotem Licht zu entgehen, und sah, wie die Spitze des marmornen Flgelsunter dem Aufprall der Flche absplitterte. Er packte seinen Zauberstab noch fester und hechtete hinter dem Engel hervor - Impedimenta!, brllte er und fuchtelte mit dem Zauberstab ber die Schulter, den ihm folgenden Todessern entgegen. Er hrte einen erstickten Schrei und glaubte, wenigstens einen von ihnen erwischt zu haben, doch er hatte keine Zeit, sich umzudrehen und nachzusehen; er sprang ber den Pokal, hrte es hinter sich erneut prasseln und knallen und zog den Kopf ein; wieder flogen Lichtblitze ber ihn hinweg, er lie sich fallen, streckte die Hand aus und packte Cedrics Arm - Beiseite! Ich werde ihn tten! Er gehrt mir!, kreischte Voldemort. Harrys Hand umschloss Cedrics Oberarm; ein Grabstein stand zwischen ihm und Voldemort, doch mit sich tragen konnte er Cedric nicht, und der Pokal war auer Reichweite - Voldemorts rote Augen flammten in der Dunkelheit auf. Harry sah, wie sich sein Mund zu einem Grinsen verzerrte, sah, wie er den Zauberstab hob. Accio!, rief Harry und deutete auf den Trimagischen Pokal. Der Pokal flog hoch in die Luft und sirrte auf ihn zu -Harry packte ihn am Henkel - Er hrte Voldemorts Wutschrei im selben Moment, da er das Reien hinter seinem Nabel sprte, und er wusste, dass der Portschlssel seine Arbeit tat - er flog mit ihm davon in einen Strudel aus Wind und Farben, und Cedric war bei ihm ... sie kehrten zurck ... ~Veritaserum Harry schlug buchlings auf, sein Gesicht drckte sich in die Erde; Grasgeruch stieg ihm in die Nase. Er hatte die Augen geschlossen gehalten, whrend der Portschlssel ihn getragen hatte, und tat es auch weiterhin. Er rhrte sich nicht. Alle Luft schien aus ihm herausgepresst zu sein; der Kopf schwirrte ihm so heftig, als schwankte die Erde unter ihm wie das Deck eines Schiffes. Um den Schwindel zu lindern, umklammerte er das, was er in Hnden hielt, noch fester - den glatten, kalten Henkel des Trimagischen Pokals und Cedrics leblosen Arm. Wenn er sie loslassen wrde, so frchtete er, wrde er sofort wieder in die Dunkelheit hinabsinken, die vom Rand seines Bewusstseins her auf ihn zukroch. Schock und Erschpfung hielten ihn am Boden, er atmete den Geruch des Grases ein und wartete ... wartete darauf, dass jemand etwas unternahm ... dass etwas geschah ... und die ganze Zeit ber sprte er noch dumpf die Narbe auf seiner Stirn brennen ... Eine Springflut aus ohrenbetubendem Lrm verwirrte ihn, berall waren Stimmen, Fugetrappel, Schreie ... er blieb, wo er war, die Nase ins Gras gedrckt, als wre dies ein Alptraum, der vorbergehen wrde ... Ein Paar Hnde packte ihn grob und drehte ihn um. Harry! Harry! Er ffnete die Augen. Er sah den sternbersten Himmel und Albus Dumbledore, der sich ber ihn gebeugt hatte. Die dunklen Schatten einer vielkpfigen Menge schoben und drngten sich auf siezu; Harry sprte im Nacken, wie die Erde unter ihrem Fugetrappel erzitterte. Er war am Rand des Irrgartens gelandet. ber sich sah er die Tribnen in die Hhe ragen, die menschlichen Gestalten, die sich auf ihnen bewegten, die Sterne am Himmel. Harry lie den Pokal los, doch Cedrics Arm klammerte er umso fester an sich. Er hob seine freie Hand und packte Dumbledore, dessen Gesicht vor seinen Augen immer wieder verschwamm, am Handgelenk. Er ist zurck, flsterte Harry. Er ist zurck. Voldemort. Was sagst du da? Was ist geschehen? Das Gesicht von Cornelius Fudge erschien verkehrt herum ber Harry; es war wei, starr vor Entsetzen. Mein Gott - Diggory!, flsterte er. Dumbledore - er ist tot! Jemand wiederholte die Worte, die Schattengestalten, die auf sie zudrngten, keuchten sie den Umstehenden zu ... und andere schlielich schrien - kreischten - die Worte in die Nacht hinaus - Er ist tot! Er ist tot! - Cedric Diggory! Tot! Lass ihn los, Harry, hrte er Fudges Stimme sagen, und er sprte Finger, die versuchten, seine Hand von Cedrics leblosem Arm zu lsen, doch Harry umklammerte ihn nur noch fester. Dumbledores Gesicht, noch immer verschwommen wie hinter einem Dunstschleier, kam jetzt nher. Harry, du kannst ihm jetzt nicht mehr helfen. Es ist vorbei. Lass los. Er wollte, dass ich ihn zurckbringe, murmelte Harry -es schien ihm wichtig, dies zu erklren. Er hat mich gebeten, ihn zu seinen Eltern zurckzubringen ... Das ist schon richtig, Harry ... nun lass einfach los ... Dumbledore bckte sich zu ihm hinunter, und mit einer fr einen so alten und dnnen Mann erstaunlichen Krafthob er Harry vom Boden und stellte ihn auf die Fe. Harry wankte. In seinem Kopf hmmerte es. Sein verletztes Bein wollte ihn nicht mehr tragen. Die Umstehenden rempelten sich an, drngten mit dunklen Mienen auf ihn zu - Was ist passiert? - Was fehlt ihm? Diggory ist tot! Er muss in den Krankenflgel!, verkndete Fudge laut. Er ist krank, er ist verletzt - Dumbledore, Diggorys Eltern, sie sind hier, sie sind auf der Tribne ... Ich nehme Harry mit, Dumbledore, ich nehm ihn schon - Nein, es wre besser - Dumbledore, dort luft Amos Diggory ... er kommt hier rber ... meinen Sie nicht, Sie sollten es ihm sagen ... bevor er ihn sieht -? Harry, bleib hier - Mdchen schrien, schluchzten hysterisch ... die Szenerie vor Harrys Augen begann merkwrdig zu flackern ... Ist schon gut, Junge, ich bin bei dir ... komm mit ... Krankenflgel ... Nein, Dumbledore hat gesagt, ich soll bleiben, nuschelte Harry, und in seiner Stirnnarbe hmmerte es so stark, dass er sich gleich bergeben wrde; noch trber wurde es ihm jetzt vor Augen. Du musst dich hinlegen ... komm jetzt mit ... Eine Gestalt, grer und strker als Harry, zog ihn halb, trug ihn halb durch die verngstigte Menge; Harry hrte die Leute keuchen, schreien und rufen, whrend der Mann, der ihn sttzte, sich einen Weg durch das Gedrnge bahnte und ihn hinber zum Schloss fhrte, ber den Rasen, vorbei am See und am Schiff der Durmstrangs; Harry hrte nichts als das schwere Atmen des Mannes, der ihm gehen half. Was ist passiert, Harry?, fragte der Mann schlielich,whrend er Harry die Steintreppe hinauftrug. Klonk. Klonk. Klonk. Es war Mad-Eye Moody. Pokal war 'n Portschlssel, sagte Harry, als sie die Eingangshalle durchquerten. Hat mich und Cedric auf einen Friedhof gebracht ... und da war Voldemort ... Lord Voldemort ... Klonk. Klonk. Klonk. Die Marmortreppe hoch ... Der dunkle Lord war da? Was ist dann passiert? Cedric gettet ... sie haben Cedric gettet ... Und dann? Klonk. Klonk. Klonk. Den Korridor entlang ... Hat ein Elixier gebraut ... hat seinen Krper wieder ... Der dunkle Lord hat seinen Krper wieder? Er ist zurckgekehrt? Und die Todesser kamen ... und dann haben wir uns duelliert ... Du hast dich mit dem dunklen Lord duelliert? Bin davongekommen ... mein Zauberstab ... hat was Komisches gemacht ... ich hab Mum und Dad gesehen ... sie kamen aus dem Zauberstab ... Hier rein, Harry ... hier rein, und dann setz dich ... es geht dir gleich besser ... trink das hier ... Harry hrte einen Schlssel in einem Schloss scharren und sprte, wie ihm eine Tasse in die Hnde gedrckt wurde. Trink das ... dann geht's dir besser ... komm schon, Harry, ich muss ganz genau wissen, was passiert ist ... Moody flte ihm das Getrnk ein; Harry hustete, etwas mit pfefferartigem Geschmack brannte ihm in der Kehle. Moodys Bro nahm nun klarere Umrisse an, und auch Moody selbst ... er wirkte so wei wie schon Fudge, und beide Augen waren starr und ohne Lidschlag auf Harry gerichtet. Voldemort ist zurckgekehrt, Harry? Bist du dir sicher? Wie hat er es geschafft? Er hat etwas aus dem Grab seines Vaters genommen und etwas von Wurmschwanz - und von mir, sagte Harry. Sein Kopf war jetzt klarer; seine Narbe schmerzte nicht mehr so stark; er konnte Moodys Gesicht deutlicher sehen, obwohl es im Bro dunkel war. Vom fernen Quidditch-Feld her hrte er immer noch Rufe und Schreie. Was hat der dunkle Lord von dir genommen?, fragte Moody. Blut, sagte Harry und hob den Arm. Wo Wurmschwanz' Dolch den rmel aufgeschlitzt hatte, war jetzt ein groer Riss. Moody atmete mit lang anhaltendem, leisem Pfeifen aus. Und die Todesser? Sind auch sie zurckgekehrt? Ja, sagte Harry. Ungeheuer viele ... Wie hat er sie behandelt?, fragte Moody leise. Hat er ihnen verziehen? Doch jetzt fiel es Harry pltzlich wieder ein. Er htte es Dumbledore sagen sollen, er htte es ihm doch gleich sagen mssen - In Hogwarts ist ein Todesser! Ein Todesser ist hier - er hat meinen Namen in den Feuerkelch getan, er hat dafr gesorgt, dass ich bis zum Schluss durchgehalten hab - Harry wollte aufstehen, doch Moody drckte ihn auf den Stuhl zurck. Ich wei, wer dieser Todesser ist, sagte er leise. Karkaroff?, sagte Harry wild umherblickend. Wo ist er? Haben Sie ihn gefasst? Ist er eingesperrt? Karkaroff?, sagte Moody mit einem seltsamen Lachen. Karkaroffist heute Abend geflohen, als er das Dunkle Mal auf seinem Arm brennen sprte. Er hat zu viele treue Anhnger des dunklen Lords verraten und will ihm lieber nicht begegnen ... aber er wird wohl nicht weit kommen. Derdunkle Lord hat Mittel und Wege, seine Feinde aufzuspren. Karkaroffist fort? Er ist geflohen? Aber dann - dann hat er meinen Namen nicht in den Kelch geworfen? Nein, sagte Moody langsam. Nein, er war es nicht. Ich habe es getan. Harry hrte es, doch er konnte es nicht glauben. Nein, das haben Sie nicht, sagte er. Nein, Sie waren es nicht ... das knnen Sie nicht getan haben ... Ich versichere dir, ich habe es getan, sagte Moody, und sein magisches Auge schwang herum und blieb auf der Tr ruhen, und Harry wusste, er vergewisserte sich, dass niemand drauen stand. Zugleich zckte Moody seinen Zauberstab und richtete ihn auf Harry. Er hat ihnen also verziehen?, sagte er. Den Todessern, die nicht bestraft wurden? Die Askaban entkommen sind? Was?, sagte Harry. Er blickte auf den Zauberstab, den Moody auf ihn gerichtet hielt. Das war ein schlechter Scherz, unmglich konnte es anders sein. Ich hab dich gefragt, sagte Moody leise, ob er diesem Abschaum verziehen hat, der nicht einmal versucht hat, ihn zu finden. Diesen verrterischen Feiglingen, die fr ihn nicht einmal Askaban auf sich nehmen wollten. Diesen treulosen, wertlosen Dreckskerlen, die mutig genug waren, bei der Quidditch-Weltmeisterschaft maskiert durch die Gegend zu laufen, aber beim Anblick des Dunklen Mals, das ich an den Himmel schoss, schleunigst geflohen sind. Sie haben ... was reden Sie da ...? Ich hab's dir gesagt, Harry ... ich hab's dir gesagt. Wenn es jemanden gibt, den ich mehr als alle anderen hasse, dann ist es ein Todesser, der davongekommen ist. Sie haben sich von meinem Herrn abgekehrt, als er sie am ntigstenbrauchte. Ich hatte erwartet, dass er sie bestraft. Ich hatte erwartet, dass er sie foltert. Sag mir, dass er sie geqult hat, Harry ... Pltzlich erschien ein irres Lcheln auf Moodys Gesicht. Sag mir, dass er ihnen verkndet hat, dass ich allein ihm treu geblieben bin ... dass ich bereit war, alles zu riskieren, um ihm den zu bringen, den er vor allen anderen wollte ... dich. Sie haben doch nicht ... Sie - Sie knnen nicht sein ... Wer hat deinen Namen in den Feuerkelch geworfen, als Teilnehmer fr eine andere Schule? Das war ich. Wer hat je-dem Angst und Schrecken eingejagt, der dir womglich etwas antun konnte oder dich daran gehindert htte, das Turnier zu gewinnen? Das war ich. Wer hat Hagrid angestiftet, dir die Drachen zu zeigen? Das war ich. Wer hat dir geholfen herauszufinden, aufweiche Weise du den Drachen schlagen kannst? Das war ich. Moodys magisches Auge hatte sich nun von der Tr abgewandt. Es ruhte auf Harry. Sein schiefer Mund grinste schrger denn je. Es war nicht einfach, Harry, dich durch diese Aufgaben zu fhren, ohne Misstrauen zu wecken. Ich musste hllisch schlau sein, damit unter deinem Erfolg nicht meine Handschrift durchschimmerte. Dumbledore wre schnell argwhnisch geworden, wenn du die Aufgaben zu leicht gemeistert httest. Ich musste unbedingt erreichen, dass du in den Irrgarten kamst, am besten mit einem ordentlichen Vorsprung - dann, das wusste ich, hatte ich eine Chance, die anderen Champions loszuwerden und dir freie Bahn zu verschaffen. Aber ich musste auch noch gegen deine Dummheit ankmpfen. Die zweite Aufgabe ... da dachte ich schon, wir wrden scheitern. Ich behielt dich im Auge, Potter. Ich wusste, du hattest dieses Eierrtsel nicht gelst, also musste ich dir einen weiteren Hinweis liefern - Das haben Sie nicht, sagte Harry mit heiserer Stimme. Cedric hat mich auf die Spur gebracht - Wer hat Cedric gesagt, er solle das Ei unter Wasser ffnen? Das war ich. Ich war mir ziemlich sicher, dass er dieses Wissen mit dir teilen wrde. Anstndige Leute sind so einfach hinters Licht zu fhren, Potter. Ich war mir sicher, Cedric wrde sich wegen der Drachen bei dir revanchieren wollen, und das hat er auch getan. Doch selbst dann noch, Potter, selbst dann noch wrst du um Haaresbreite gescheitert. Ich habe dich stndig beobachtet ... all die Stunden, die du in der Bibliothek verbracht hast. Hast du nicht bemerkt, dass das Buch, das du brauchtest, die ganze Zeit ber in deinem Schlafsaal war? Ich hab es frh genug dorthin verpflanzt, ich hab es diesem Longbottom gegeben, erinnerst du dich? Magische Wasserpflanzen des Mittelmeers und ihre Wirkungen. Das htte dir alles Ntige ber das Dian-thuskraut verraten. Ich htte erwartet, dass du die halbe Welt um Hilfe fragst. Longbottom htte es dir sofort sagen knnen. Aber das hast du nicht ... das hast du nicht ... du hast einen stolzen Zug an dir, willst alles allein machen, und httest fast alles ruiniert. Was also konnte ich tun? Dich mit Wissen aus einer anderen unverdchtigen Quelle fttern. Du hast mir beim Weihnachtsball gesagt, ein Hauselfnamens Dobby htte dir etwas geschenkt. Ich rief den Elfen ins Lehrerzimmer, er solle ein paar Umhnge zum Waschen abholen. Als er da war, begann ich ein lautes Gesprch mit Professor McGonagall ber die Geiseln und ob Potter wohl darauf kommen wrde, Dianthuskraut zu benutzen. Und dein kleiner Elfenfreund ist schnurstracks zu Snapes Vorratsschrank gelaufen und dann eilends zu dir ... Moodys Zauberstab war immer noch drohend auf Harrys Herz gerichtet. ber seiner Schulter bewegten sich nebel-hafte Gestalten im Feindglas an der Wand. Du warst so lange in diesem See, Potter, dass ich schon dachte, du wrst ertrunken. Doch zum Glck hat Dumbledore deine Dummheit mit Edelmut verwechselt und dir viele Punkte dafr verpasst. Da konnte ich wieder aufatmen. In diesem Irrgarten heute Abend hast du es natrlich viel einfacher gehabt als vorgesehen, fuhr Moody fort. Ich ging auen herum Wache und beobachtete euch durch die ueren Hecken. So konnte ich dir viele Hindernisse aus dem Weg fluchen. Als dann Fleur Delacour vorbeikam, verpasste ich ihr einen Schocker. Krum jagte ich den Imperius-Fluch auf den Hals, damit er Diggory erledigt und dir den Weg zum Pokal freirumt. Harry starrte Moody ins Gesicht. Er begriff einfach nicht, wie das mglich war ... Dumbledores Freund, der berhmte Auror ... der Mann, der so viele Todesser gefangen hatte ... es ergab keinen Sinn ... berhaupt keinen Sinn ... Die nebelhaften Gestalten im Feindglas nahmen schrfere Umrisse an und waren nun deutlicher zu unterscheiden. ber Moo-dys Schulter blickend konnte Harry drei Personen ausmachen, die immer nher kamen. Doch Moody achtete nicht auf sie. Sein magisches Auge ruhte auf Harry. Der dunkle Lord hat es nicht geschafft, dich zu tten, Potter, und er hat sich so sehr danach gesehnt, flsterte Moody. Stell dir vor, wie er mich belohnen wird, wenn er erfhrt, dass ich es fr ihn getan habe. Zuerst liefere ich ihm Harry Potter aus - du warst es nmlich, den er unbedingt brauchte, um wieder zu Krften zu kommen - und dann tte ich ihn auch noch fr ihn. Er wird mich ehren, hher als alle anderen Todesser. Von all seinen Gefolgsleuten wird er mich am hchsten schtzen ... ich werde ihm nher sein als ein Sohn ... Moodys normales Auge quoll hervor, das magische Auge blieb auf Harry ruhen. Die Tr war verriegelt, und Harrywusste, dass er niemals schnell genug an seinen Zauberstab herankommen wrde ... Der dunkle Lord und ich, sagte Moody, und wie er ber Harry aufragte und schrg grinsend auf ihn hinabstarrte, nahm sein Gesicht die Zge abgrundtiefen Wahnsinns an, der dunkle Lord und ich haben viel miteinander gemein. So hatten wir beide sehr enttuschende Vter ... wirklich sehr enttuschend. Wir beide litten unter der Schmach, nach diesen Vtern benannt zu werden. Und wir beide hatten auch das Vergngen ... das ungeheure Vergngen ... unsere Vter zu tten, um den weiteren Aufstieg des Schwarzen Ordens zu sichern! Sie sind wahnsinnig, sagte Harry - und es brach aus ihm hervor - Sie sind wahnsinnig! Wahnsinnig bin ich?, sagte Moody mit jhzornig lauter Stimme. Wir werden ja sehen! Wir werden sehen, wer wahnsinnig ist, nun, da der dunkle Lord zurckgekehrt ist, mit mir an seiner Seite! Er ist zurck, Harry Potter, du hast ihn nicht besiegt - und nun - besiege ich dich! Moody hob den Zauberstab, ffnete den Mund, Harry schob rasch die Hand in den Umhang - Stupor! Ein blendend roter Lichtblitz flammte durchs Zimmer und unter lautem Splittern und Krachen zerbarst die Tr von Moodys Bro - Moody schmetterte es rcklings auf den Fuboden. Harry, der immer noch auf die Stelle starrte, wo Moodys Gesicht gewesen war, sah jetzt, dass ihm aus dem Feindglas heraus Albus Dumbledore, Professor Snape und Professor McGonagall entgegenblickten. Er wandte sich um und sah die drei im Trrahmen stehen, Dumbledore mit ausgestrecktem Zauberstab an der Spitze. In diesem Augenblick verstand Harry zum ersten Mal wirklich, warum es hie, Dumbledore sei der einzige Zau-berer, den Voldemort je gefrchtet habe. Der Ausdruck auf Dumbledores Gesicht, als er auf die bewusstlose Gestalt Mad-Eye Moodys hinabblickte, war schrecklicher, als Harry es sich je htte vorstellen knnen. Kein gtiges Lcheln war zu sehen, kein Funkeln in den Augen hinter der Brille. In jeder Furche seines alten Gesichts stand die kalte Wut geschrieben; die Macht, die von Dumbledore ausging, war krperlich zu spren, als strahlte er sengende Hitze ab. Er trat ins Bro, schob einen Fu unter den wie leblos daliegenden Moody und stie ihn auf den Rcken, so dass sein Gesicht zu sehen war. Snape folgte ihm und blickte in das Feindglas, wo er sein eigenes Antlitz sehen konnte, das finster ins Zimmer sphte. Professor McGonagall ging geradewegs auf Harry zu. Kommen Sie mit, Potter, flsterte sie. Die schmale Linie ihres Mundes zuckte, als wrde sie gleich losweinen. Kommen Sie mit ... Krankenflgel ... Nein, sagte Dumbledore scharf. Dumbledore, er sollte - schauen Sie ihn doch an - er hat heute Abend genug durchgemacht - Er bleibt hier, Minerva, weil er verstehen muss, sagte Dumbledore knapp. Verstehen ist der erste Schritt, um etwas anzunehmen, und nur wenn er es angenommen hat, kann er sich erholen. Er muss wissen, wer ihm diese Qualen auferlegt hat, die er heute durchlitten hat, und warum. Moody, sagte Harry. Noch immer konnte er es nicht glauben. Wie kann es denn Moody gewesen sein? Dies ist nicht Alastor Moody, sagte Dumbledore leise. Du hast Alastor Moody nie kennen gelernt. Der wahre Moody htte dich nicht aus meiner Nhe verschleppt, nach allem, was heute Abend geschehen ist. In dem Moment, da er dich mitnahm, ging mir ein Licht auf - und ich bin ihm gefolgt. Dumbledore beugte sich ber den erschlafft daliegenden Moody und schob die Hand in seinen Umhang. Er zog Moodys Flachmann und ein Schlsselbund hervor. Dann wandte er sich an Professor McGonagall und Snape. Severus, bitte besorgen Sie mir das strkste Wahrheitselixier, das Sie haben, und dann gehen Sie hinunter in die Kche und bringen eine Hauselfe namens Winky hier hoch. Minerva, seien Sie so freundlich und gehen Sie hinunter zu Hagrids Haus, wo Sie einen groen schwarzen Hund im Krbisbeet sitzen sehen werden. Bringen Sie den Hund hoch in mein Bro, sagen Sie ihm, ich werde in Krze bei ihm sein, und dann kommen Sie zurck. Snape oder McGonagall mochten diese Anweisungen merkwrdig finden, sie verbargen ihre Verwunderung jedenfalls gut. Sie wandten sich unverzglich um und verlieen das Bro. Dumbledore ging hinber zu dem groen Koffer mit den sieben Schlssern, steckte den ersten Schlssel in eines der Schlssellcher und ffnete den Deckel. Der Koffer enthielt einen Haufen Zauberbcher. Dumbledore schloss den Deckel, steckte den zweiten Schlssel ins zweite Loch und ffnete den Koffer erneut. Die Zauberbcher waren verschwunden; diesmal kamen eine Reihe kaputter Spickoskope zum Vorschein, ein paar Pergamentbltter und Federkiele und etwas, das ganz nach einem silbrig schimmernden Tarnurnhang aussah. Harry sah verdutzt zu, wie Dumbledore den dritten, vierten, fnften und sechsten Schlssel in die zugehrigen Schlsser steckte, den Koffer jedes Mal erneut ffnete und immer etwas anderes zum Vorschein brachte. Dann steckte er den siebten Schlssel ins Schloss, schlug den Deckel auf, und Harry schrie vor Entsetzen. Er sah hinunter in eine Art Grube, einen unterirdischen Raum, und dort, drei Meter tief unten, offenbar tief schlafend, drr und ausgemergelt, lag der wahre Mad-Eye Moody. SeinHolzbein war verschwunden, die Augenhhle, in der sich das magische Auge htte befinden sollen, wirkte leer unter dem eingefallenen Lid, und ganze Bschel seines grauweien Haars waren abgeschnitten. Halb gelhmt vor Schreck musterte Harry abwechselnd den schlafenden Moody im Koffer und den ohnmchtigen Moody auf dem Fuboden. Dumbledore kletterte in den Koffer, lie sich in die Grube hinabfallen und landete leichtfig auf dem Boden neben dem schlafenden Moody. Er beugte sich ber ihn. Unter Schock - und in der Gewalt des Imperius-Fluchs -sehr schwach, sagte er. Natrlich musste er ihn am Leben halten. Harry, wirf mir den Mantel dieses Doppelgngers herunter, Alastor fhlt sich eiskalt an. Madam Pomfrey wird sich um ihn kmmern mssen, aber er scheint nicht unmittelbar in Gefahr zu sein. Harry tat, wie ihm geheien; Dumbledore deckte Moody mit dem Mantel zu und kletterte aus dem Koffer. Dann griff er nach dem Flachmann, schraubte den Deckel auf und kippte die Flasche um. Eine dicke, klebrige Flssigkeit ergoss sich auf den Fuboden. Vielsaft-Trank, Harry, sagte Dumbledore. Du siehst, wie einfach es war, und zugleich genial. Denn Moody trinkt tatschlich immer nur aus seinem Flachmann, dafr ist er bekannt. Der Doppelgnger musste den echten Moody natrlich in der Nhe behalten, damit er den Trank nachbrauen konnte. Du siehst ja sein Haar ... Dumbledore blickte hinunter auf den Moody im Koffer. Der Doppelgnger hat das ganze Jahr ber immer wieder etwas davon abgeschnitten, du siehst, wo die Bschel fehlen. Aber ich wrde vermuten, bei all der Aufregung heute Abend hat unser falscher Moody womglich vergessen, den Trank so regelmig wie ntig zu schlucken ... stndlich ... und zur vollen Stunde ... wir werden sehen. Dumbledore zog den Stuhl unter dem Schreibtisch hervor und setzte sich, die Augen auf den bewusstlosen Moody auf dem Boden gerichtet. Auch Harry starrte ihn an. Minutenlang sprachen sie kein Wort ... Dann begann sich das Gesicht des Mannes auf dem Boden vor Harrys Augen zu verndern. Die Narben verschwanden, die Haut glttete sich; die verstmmelte Nase heilte aus und begann zu schrumpfen. Die lange Mhne weigrauen Haares zog sich in die Kopfhaut zurck und nahm die Farbe von Stroh an. Pltzlich und mit einem lauten Klonk fiel das Holzbein vom Krper ab und an seiner Stelle wuchs ein normales Bein unter dem Umhang hervor; und schon war auch der magische Augapfel aus dem Gesicht des Mannes gehpft und ein echtes Auge war an seine Stelle getreten; das magische Auge kullerte wild kreiselnd ber den Fuboden davon. Harry sah einen Mann vor sich liegen, mit bleicher Haut, einigen Sommersprossen und einem Schpf hellen Haares. Er wusste, wer dies war. Er hatte den Mann in Dumbledores Denkarium gesehen, hatte beobachtet, wie die Dementoren ihn aus dem Gerichtssaal gefhrt hatten, whrend er sich noch verzweifelt bemht hatte, Mr Crouch davon zu berzeugen, dass er unschuldig sei ... jetzt lagen dunkle Schatten um seine Augen und er sah viel lter aus ... Drauen auf dem Korridor ertnten hastige Schritte. Snape kam zurck, mit Winky auf den Fersen. Professor McGonagall folgte ihm einen Augenblick spter. Crouch!, sagte Snape und blieb wie angewurzelt im Trrahmen stehen. Barty Crouch! Du meine Gte, sagte Professor McGonagall, und auch sie erstarrte und sah hinunter zu dem Mann auf dem Fuboden. Winky, schmutzig und zerzaust, lugte hinter Snapes Beinen hervor. Ihr Mund ffnete sich weit und sie stie einenspitzen Schrei aus. Meister Barty, Meister Barty, was machen Sie denn hier? Sie strzte vor und warf sich auf die Brust des jungen Mannes. Ihr habt ihn totgemacht! Ihr habt ihn totgemacht. Ihr habt den Sohn vom Meister totgemacht! Er ist nur geschockt, Winky, sagte Dumbledore. Bitte tritt zur Seite. Severus, haben Sie das Elixier? Snape reichte Dumbledore ein Glasflschchen mit einer vollkommen klaren Flssigkeit: das Veritaserum, mit dem er Harry im Unterricht gedroht hatte. Dumbledore stand auf, beugte sich ber den Mann auf dem Boden, schleifte ihn hinber zur Wand unter dem Feindglas, aus dem heraus die Spiegelbilder von Dumbledore, Snape und McGonagall immer noch finster auf sie alle herabsahen, und lehnte ihn mit dem Rcken aufrecht an die Mauer. Winky blieb zitternd, das Gesicht in den Hnden, auf ihren Knien sitzen. Dumbledore zwngte den Mund des Mannes auf und trufelte ihm drei Tropfen ein. Dann richtete er den Zauberstab auf die Brust des Mannes und sagte: Enervate. Crouchs Sohn ffnete die Augen. Sein Gesicht war schlaff und er schielte. Dumbledore kniete sich vor ihm nieder, so dass ihre Gesichter auf gleicher Hhe waren. Knnen Sie mich hren?, fragte Dumbledore ruhig. Die Lider des Mannes zuckten. Ja, murmelte er. Ich mchte, dass Sie uns erzhlen, wie Sie hierher gekommen sind, sagte Dumbledore leise. Wie sind Sie aus Askaban entkommen? Crouch holte tief und bebend Luft, dann begann er mit matter, ausdrucksloser Stimme zu sprechen. Meine Mutter hat mich gerettet. Sie wusste, dass sie todkrank war. Sie hat meinen Vater berredet, ihr einen letzten Wunsch zu erfllen und mich zu retten. Er liebte sie, wie er mich nie geliebthatte. Er willigte ein. Sie kamen mich besuchen. Sie gaben mir einen Schluck Vielsaft-Trank, der ein Haar meiner Mutter enthielt. Sie nahm einen Schluck Vielsaft-Trank mit einem Haar von mir. Und so nahmen wir die Gestalt des jeweils anderen an. Die zitternde Winky schttelte den Kopf. Reden Sie nicht weiter, Meister Barty, reden Sie nicht weiter, Sie machen Ihrem Vater noch rger! Doch Crouch holte erneut tief Luft und fuhr mit derselben matten Stimme fort: Die Dementoren sind blind. Sie sprten, wie ein gesunder und ein sterbender Mensch in die Mauern von Askaban kamen. Und sie sprten, dass ein gesunder und ein sterbender Mensch Askaban wieder verlieen. Mein Vater schmuggelte mich hinaus, ich hatte die Gestalt meiner Mutter angenommen fr den Fall, dass uns ein Gefangener durch die Gitter seiner Zellentr beobachtete. Meine Mutter starb kurz danach in Askaban. Sie achtete sorgfltig darauf, bis zum Ende regelmig den Vielsaft-Trank einzunehmen. Sie wurde unter meinem Namen und in meiner Gestalt begraben. Alle glaubten, sie sei ich. Die Lider des Mannes zuckten. Und was tat Ihr Vater mit Ihnen, als er Sie bei sich zu Hause hatte?, fragte Dumbledore leise. Er tat so, als wre meine Mutter gestorben. Ein stilles Begrbnis im kleinsten Kreis. Das Grab ist leer. Die Hauselfe hatte mich wieder aufgepppelt. Dann musste mein Vater mich verstecken. Er musste mich berwachen. Er musste mich mit einigen Flchen belegen, um mich gefgig zu machen. Als ich meine Krfte wiedergewonnen hatte, dachte ich nur noch daran, meinen Herrn zu suchen ... und wieder in seine Dienste zu treten. Wie hat Ihr Vater Sie gefgig gemacht?, fragte Dumbledore weiter. Mit dem Imperius-Fluch, sagte Crouch. Ich stand unter der Herrschaft meines Vaters. Er zwang mich, Tag und Nacht den Tarnurnhang zu tragen. Ich war immer mit der Hauselfe zusammen. Sie war meine Wrterin und meine Pflegerin. Sie hatte Mitleid mit mir. Sie berredete meinen Vater, mir hin und wieder etwas Gutes zu tun. Als Belohnung fr mein gutes Betragen. Meister Barty, Meister Barty, schluchzte die Hauselfe durch ihre Hnde. Sie drfen es denen nie nicht sagen, wir kriegen rger ... Hat irgendjemand einmal entdeckt, dass Sie noch am Leben waren?, fragte Dumbledore leise. Wusste es jemand, auer Ihrem Vater und der Hauselfe? Ja, sagte Crouch und wieder zuckten seine Augenlider. Eine Hexe im Bro meines Vaters. Bertha Jorkins. Sie kam eines Tages mit Papieren zu uns, die mein Vater unterschreiben sollte. Er war noch nicht zu Hause. Winky lie sie eintreten und kam dann zu mir in die Kche zurck. Aber Bertha Jorkins hrte, dass Winky mit mir redete. Sie lauschte an der Tr und hrte genug, um zu erraten, wer sich unter dem Tarnurnhang verbarg. Dann kam mein Vater heim. Sie sagte ihm freimtig, was sie entdeckt hatte. Er belegte sie mit einem sehr starken Gedchtniszauber, damit sie es verga. Der Zauber war zu stark. Mein Vater glaubte, er habe ihr Gedchtnis auf Dauer geschdigt. Warum kommt sie auch und schnffelt bei meinem Meister rum?, schluchzte Winky. Warum lsst sie uns nicht in Ruhe? Erzhlen Sie mir, was sich bei der Quidditch-Weltmeister-schaft abgespielt hat, sagte Dumbledore. Winky hatte meinen Vater dazu berredet, sagte Crouch, weiterhin mit gleichfrmiger Stimme. Dazu hatte sie Monate gebraucht. Ich hatte das Haus jahrelang nicht verlassen.Quidditch hatte ich immer geliebt. >Lassen Sie ihn gehen<, sagte sie. >Er ist ja unter dem Tarnurnhang. Er kann doch zusehen. Lassen Sie ihn doch einmal frische Luft schnappen.< Sie sagte, meine Mutter htte es so gewollt. Meine Mutter sei gestorben, um mir die Freiheit zu schenken. Sie habe mich nicht gerettet, damit ich fr den Rest meines Lebens eingesperrt bleiben msste. Schlielich sagte er ja. Alles war sorgfltig geplant. Mein Vater fhrte mich und Winky schon frh am Morgen nach oben in die Ehrenloge. Winky sollte sagen, sie wrde einen Platz fr meinen Vater besetzen. Ich sollte neben ihr sitzen, unsichtbar. Wir sollten warten, bis alle fort waren, und dann das Stadion verlassen. Keiner wrde es je erfahren. Aber Winky wusste nicht, dass ich allmhlich strker wurde. Ich begann gegen den Imperius-Fluch meines Vaters anzukmpfen. Es gab Zeiten, in denen ich fast wieder der Alte war. Manchmal sprte ich, dass ich mich seiner Herrschaft vollkommen entzogen hatte. Und so war es auch dort, in der Ehrenloge. Es war, als wrde ich aus einem tiefen Schlaf erwachen. Ich fand mich drauen in der ffentlichkeit, es war mitten im Spiel, und ich sah einen Zauberstab aus der Tasche eines Jungen vor mir ragen. Seit der Zeit vor Askaban hatte ich keinen Zauberstab mehr in die Hand nehmen drfen. Ich stahl ihn. Winky hat es nicht mitbekommen. Winky hat Hhenangst. Sie hatte ihr Gesicht verborgen. Meister Barty, bser Junge!, wisperte Winky, und Trnen sickerten durch ihre Finger. Sie haben also den Zauberstab genommen, sagte Dumbledore, und was haben Sie damit gemacht? Wir gingen zurck in unser Zelt, sagte Crouch. Dann hrten wir sie. Wir hrten die Todesser. Jene, die nie in Askaban saen. Jene, die nie fr meinen Herrn gelitten haben. Sie hatten sich von ihm abgewandt. Sie waren nicht versklavt,wie ich es war. Sie waren frei, ihn zu suchen, doch sie taten es nicht. Sie trieben nur ihre Spae mit den Muggeln. Ihr Geschrei weckte mich. Mein Kopf war seit Jahren nicht mehr so klar gewesen. Ich war zornig. Ich hatte den Zauberstab. Ich wollte sie angreifen, weil sie meinem Herrn untreu waren. Mein Vater war aus dem Zelt gegangen, um die Muggel zu befreien. Winky bekam Angst, als sie mich so zornig sah. Sie benutzte ihre eigene Art von Zauber, um mich an sie zu fesseln. Sie zog mich aus dem Zelt, hinein in den Wald, weg von den Todessern. Ich versuchte sie aufzuhalten. Ich wollte zurck zum Zeltplatz. Ich wollte diesen Todessern zeigen, was Treue zum dunklen Lord bedeutet, und sie fr ihre Treulosigkeit bestrafen. Ich nahm den gestohlenen Zauberstab und brannte das Dunkle Mal an den Himmel. Dann kamen die Ministeriumszauberer. Sie schossen durch den Wald. Einer der Schockzauber kam durch die Bume geflogen, unter denen Winky und ich standen. Das Band, das uns verknpfte, zerriss. Wir beide wurden geschockt. Als sie Winky entdeckt hatten, wusste mein Vater, dass ich in der Nhe sein musste. Er durchstberte das Gebsch, in dem man Winky gefunden hatte, und ertastete mich, der ich dort lag. Er wartete, bis die anderen Ministeriumsleute den Wald verlassen hatten. Dann belegte er mich erneut mit dem Imperius-Fluch und nahm mich mit nach Hause. Er verstie Winky. Sie hatte ihn enttuscht. Sie hatte es zugelassen, dass ich mir einen Zauberstab verschaffte. Sie hatte mich beinahe entkommen lassen. Winky stie einen verzweifelten Klageschrei aus. Nun waren nur noch Vater und ich da, allein in unserem Haus. Und dann ... und dann ... Crouch wiegte seinen Kopf hin und her und das Grinsen eines Irren breitete sich auf seinem Gesicht aus. Dann kam mein Meister, um mich zu holen. Er kam eines Nachts, sehr spt, in unser Haus, in den Armen seines Dieners Wurmschwanz. Mein Meister hatte herausgefunden, dass ich noch am Leben war. Er hatte Bertha Jorkins in Albanien entfhrt. Er hatte sie gefoltert. Sie berichtete ihm eine Menge. Sie erzhlte ihm vom Trimagischen Turnier. Sie sagte ihm, der alte Auror Moody werde bald in Hogwarts unterrichten. Er folterte sie, bis er durch den Gedchtniszauber brach, mit dem mein Vater sie belegt hatte. Sie sagte ihm, ich sei aus Askaban entkommen. Mein Vater halte mich gefangen, damit ich mich nicht auf die Suche nach meinem Herrn machen knne. Und so erfuhr mein Herr, dass ich immer noch sein treuer Diener war - vielleicht der treueste von allen. Mein Herr entwarf einen Plan, der auf dem Wissen beruhte, das er Bertha abgepresst hatte. Er brauchte mich. Er kam gegen Mitternacht zu unserem Haus. Mein Vater ffnete die Tr. Das Lcheln auf Crouchs Gesicht wurde noch breiter, als wrde er sich an die schnste Begebenheit seines Lebens erinnern. Winkys angsterfllte braune Augen lugten zwischen ihren Fingern hindurch. Sie schien zu entsetzt, um sprechen zu knnen. Es ging sehr schnell. Mein Herr unterwarf meinen Vater mit dem Imperius-Fluch. Nun war es mein Vater, der gefangen war und gehorchen musste. Mein Herr zwang ihn, wie blich seiner Arbeit nachzugehen, so zu tun, als wre nichts geschehen. Und ich wurde befreit. Ich erwachte. Ich war wieder ich selbst, ich lebte, wie ich seit Jahren nicht mehr gelebt hatte. Und was hat Lord Voldemort von Ihnen verlangt?, wollte Dumbledore wissen. Er fragte mich, ob ich bereit sei, alles fr ihn aufs Spiel zu setzen. Ich war bereit. Es war mein Traum, mein hchstes Ziel, ihm zu dienen, mich ihm zu beweisen. Er sagte, ermsse einen treuen Diener nach Hogwarts einschleusen. Einen Diener, der Harry Potter ganz unauffllig durch das Trimagische Turnier geleiten sollte. Einen Diener, der Harry Potter bewachen sollte. Der dafr sorgen msse, dass er den Trimagischen Pokal erreicht. Der den Pokal in einen Portschlssel verwandelt, welcher den Ersten, der ihn berhrt, zu meinem Herrn bringen wrde. Doch zuerst - Brauchten Sie Alastor Moody, unterbrach ihn Dumbledore. In seinen blauen Augen loderte es, doch seine Stimme blieb ruhig. Das waren Wurmschwanz und ich. Wir hatten den Vielsaft-Trank schon vorbereitet. Wir reisten zu seinem Haus. Moody wehrte sich mit Zhnen und Klauen. Es gab ein Durcheinander. Wir schafften es gerade noch rechtzeitig, ihn zu bndigen. Wir zwngten ihn in ein Fach seines eigenen magischen Koffers. Nahmen ein paar von seinen Haaren und fgten sie dem Gebru hinzu. Ich trank davon und wurde Moodys Doppelgnger. Ich nahm ihm das Bein und das Auge. Ich war bereit, Arthur Weasley entgegenzutreten, als er kam, um das Gedchtnis der Muggel zu bearbeiten, die Lrm gehrt hatten. Ich lie die Mlleimer im ganzen Hof herumrollen. Ich sagte Arthur Weasley, ich htte Eindringlinge auf meinem Hof gehrt, und ihretwegen seien auch die Mlleimer losgegangen. Dann packte ich Moodys Kleider zusammen und machte mich auf den Weg nach Hogwarts. Ich hielt ihn am Leben, dem Imperius-Fluch unterworfen. Ich wollte ihn noch ausfragen. Wollte von seiner Vergangenheit erfahren, seine Gewohnheiten erlernen, damit ich sogar Dumbledore tuschen konnte. Ich brauchte auch sein Haar, um den Vielsaft-Trank zu brauen. Die anderen Zutaten waren einfach zu beschaffen. Die Baumschlangenhaut stahl ich aus dem Kerker. Als der Lehrer fr Zaubertrnke mich in seinem Bro ertappte, sagte ich, ich htte Anweisung, es zu durchsuchen. Und was wurde aus Wurmschwanz, nachdem Sie Moody angegriffen hatten?, fragte Dumbledore. Wurmschwanz kehrte ins Haus meines Vaters zurck, um fr meinen Herrn zu sorgen und meinen Vater zu bewachen. Aber Ihr Vater ist entkommen, sagte Dumbledore. Ja. Nach einer Weile begann er gegen den Imperius-Fluch anzukmpfen, genau wie ich es getan hatte. Es gab Zeiten, in denen er wusste, was vor sich ging. Mein Herr befand, es wre nicht mehr sicher, wenn mein Vater das Haus verliee. Stattdessen zwang er ihn, Briefe an das Ministerium zu schreiben. Er gebot ihm zu schreiben, er sei krank. Aber Wurmschwanz vernachlssigte seine Pflichten. Er war nicht wachsam genug. Mein Vater entkam. Mein Herr vermutete, dass er sich nach Hogwarts durchschlagen wrde. Mein Vater wrde Dumbledore alles sagen, ihm alles gestehen. Er wrde zugeben, dass er mich aus Askaban herausgeschmuggelt hatte. Mein Herr benachrichtigte mich von der Flucht meines Vaters. Er wies mich an, ihn um jeden Preis aufzuhalten. So wartete ich und hielt Ausschau. Ich benutzte die Karte, die ich Harry Potter abgenommen hatte. Die Karte, die fast alles ruiniert htte. Karte?, warf Dumbledore ein. Welche Karte denn? Potters Karte von Hogwarts. Potter hatte mich daraufgesehen. Er sah mich, als ich eines Nachts weitere Zutaten aus Snapes Bro stahl. Er dachte, ich wre mein Vater, da wir denselben Vornamen tragen. Noch in dieser Nacht nahm ich Potter die Karte ab. Ich sagte ihm, mein Vater hasse schwarze Magier. Potter glaubte, mein Vater sei hinter Snape her. Eine Woche lang wartete ich darauf, dass mein Vater in Hogwarts ankam. Endlich, eines Abends, zeigte mir die Karte, dass er das Gelnde betreten hatte. Ich warf mir den Tarnumhang ber und ging hinunter, um ihn zu stellen. Er lief amWaldrand entlang. Dann kamen Potter und Krum. Ich wartete. Ich konnte Potter nichts antun, mein Herr brauchte ihn. Potter rannte davon, um Dumbledore zu holen. Ich schockte Krum. Ich ttete meinen Vater. Neeiiiin!, jammerte Winky. Meister Barty, Meister Barty, was sagen Sie da? Sie tteten Ihren Vater, sagte Dumbledore immer noch mit ruhiger Stimme. Was haben Sie mit der Leiche getan? Ich trug sie in den Wald. Bedeckte sie mit dem Tarnurnhang. Ich hatte die Karte bei mir. Ich verfolgte, wie Potter ins Schloss rannte. Er traf auf Snape. Dumbledore kam hinzu. Ich sah, dass Potter Dumbledore aus dem Schloss mitbrachte. Ich verlie den Wald, schlug einen Bogen und lie sie vorbeigehen, dann kam ich hinzu. Ich sagte Dumbledore, Snape htte mir gesagt, wohin ich gehen solle. Dumbledore gab mir den Auftrag, nach meinem Vater zu suchen. Ich ging zurck zur Leiche meines Vaters. Beobachtete die Karte. Als alle fort waren, verwandelte ich die Leiche meines Vaters. Er wurde ein Knochen ... ich zog den Tarnurnhang ber und begrub den Knochen in der frisch umgegrabenen Erde vor Hagrids Htte. Vollkommene Stille trat ein, durchbrochen nur von Win-kys Schluchzern. Dann sagte Dumbledore: Und heute Abend ... Vor dem Abendessen erbot ich mich, den Trimagischen Pokal in den Irrgarten zu tragen, wisperte Barty Crouch. Verwandelte ihn in einen Portschlssel. Der Plan meines Meisters gelang. Er ist wieder an die Macht gekommen und er wird mich ehren, wie es ein Zauberer nie zu trumen wagte. Das irrsinnige Lcheln erhellte noch einmal seine Zge, dann sank ihm unter dem Wehklagen und Schluchzen Win-kys der Kopf auf die Schulter. ~Die Wege trennen sich Dumbledore stand auf. Einen Moment lang sah er mit angewidertem Gesicht auf Barty Crouch hinunter. Dann hob er den Zauberstab. Seile flogen aus der Spitze des Stabs hervor, schlangen sich um Barty Crouch und fesselten ihn straff. Er wandte sich an Professor McGonagall. Minerva, wrden Sie bitte Crouch bewachen, whrend ich Harry nach oben bringe? Natrlich, sagte Professor McGonagall. Ihr schien ein wenig bel zu sein, als htte sie gerade gesehen, wie sich jemand erbrach. Doch als sie den Zauberstab herauszog und ihn auf Barty Crouch richtete, war ihre Hand vollkommen ruhig. Severus, sagte Dumbledore zu Snape gewandt, weisen Sie bitte Madam Pomfrey an, nach oben zu kommen. Wir mssen Alastor Moody in den Krankenflgel schaffen. Dann gehen Sie hinunter aufs Gelnde, suchen Cornelius Fudge und bringen ihn ebenfalls hoch in dieses Bro. Zweifellos wird er Crouch persnlich verhren wollen. Sagen Sie ihm, er kann mich in einer halben Stunde im Krankenflgel finden, falls er mich braucht. Snape nickte stumm und rauschte hinaus. Harry?, sagte Dumbledore freundlich. Harry stand auf und geriet erneut ins Wanken; der Schmerz in seinem Bein, den er, whrend er Crouch zugehrt hatte, berhaupt nicht mehr wahrgenommen hatte, kehrte jetzt mit aller Macht zurck. Er merkte auch, dass eram ganzen Leib zitterte. Dumbledore nahm ihn am Armund half ihm hinaus auf den dunklen Korridor. Ich mchte, dass du zunchst einmal mit in mein Bro kommst, flsterte er, whrend sie ber den Gang liefen.Sirius erwartet uns dort. Harry nickte. Eine Art Benommenheit und das Gefhl, dies alles sei ganz unwirklich, hatten von ihm Besitz ergriffen, doch es kmmerte ihn nicht; er war sogar froh darber. Er wollte nicht ber irgendetwas nachdenken mssen, das passiert war, seit er den Trimagischen Pokal zum ersten Mal berhrt hatte. Er wollte sich nicht in die Erinnerungen vertiefen, die frisch und scharf wie Fotos stndig an seinem geistigen Auge vorbeizogen. Mad-Eye Moody in diesem groen Koffer. Wurmschwanz, auf der Erde kauernd, schtzend ber seinen Armstumpf gebeugt. Voldemort, der dem dampfenden Kessel entstieg. Cedric ... tot ... Cedric, der ihn bat, ihn zu seinen Eltern zurckzubringen ... Professor, murmelte Harry, wo sind Mr und Mrs Diggory? Sie sind bei Professor Sprout, sagte Dumbledore. Seine Stimme, die whrend der Befragung von Barty Crouch so ruhig gewesen war, zitterte jetzt erstmals ein wenig. Sie ist die Leiterin von Cedrics Haus und sie kannte ihn am besten. Sie hatten den steinernen Wasserspeier erreicht. Dumbledore nannte das Passwort, der Wasserspeier sprang beiseite, und Harry folgte Dumbledore die Wendeltreppe hoch bis vor die Eichentr. Dumbledore stie sie auf. Drinnen stand Sirius. Sein Gesicht war wei und ausgemergelt, wie damals, als er Askaban entkommen war. Er brauchte nur einen Moment, um das Zimmer zu durchqueren. Harry, wie geht es dir? Ich wusste es - ich wusste, so etwas wrde - was ist geschehen? Mit zitternden Hnden half er Harry auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch. Was ist geschehen?, fragt er nun drngender. Dumbledore begann ihm alles zu berichten, was Barty Crouch gesagt hatte. Harry hrte nur mit halbem Ohr zu. Er war so mde und jeder Knochen im Leib tat ihm weh, dass er nichts weiter wollte, als hier zu sitzen, ungestrt, Stunde um Stunde, bis er einschlief und nicht mehr denken und fhlen musste. Er hrte ein leises Flgelschlagen. Fawkes, der Phnix, hatte seine Vogelstange verlassen, war durchs Bro geflogen und hatte sich auf Harrys Knie niedergelassen. 'lo, Fawkes, sagte Harry leise. Er streichelte das wunderschne scharlachrote und goldene Federkleid des Phnix. Fawkes blinzelte ihn freundlich an. Etwas Trstliches ging von diesem warmen Vogelleib aus. Dumbledore hatte aufgehrt zu sprechen. Er sa hinter seinem Schreibtisch, Harry gegenber. Er sah Harry an, doch Harry mied seinen Blick. Dumbledore wrde ihn befragen. Dann wrde er alles noch einmal durchleben mssen. Ich muss wissen, was geschehen ist, nachdem du den Portschlssel im Irrgarten berhrt hattest, Harry, sagte Dumbledore. Knnen wir das nicht auf morgen verschieben, Dumbledore?, fragte Sirius schroff. Er hatte eine Hand auf Harrys Schulter gelegt. Lass ihn die Nacht darber schlafen. Lass ihn ausruhen. Harry sprte eine jhe Anwandlung von Dankbarkeit fr Sirius, doch Dumbledore achtete nicht auf dessen Worte. Er beugte sich zu Harry vor. Widerwillig hob Harry den Kopf und sah in diese blauen Augen. Wenn ich glaubte, ich knnte dir helfen, sagte Dumble-dore sanft, indem ich dich in einen Zauberschlaf versetze und es dir erlaube, den Zeitpunkt zu verschieben, an dem du daran denken musst, was heute Abend geschehen ist - dann wrde ich es tun. Aber ich wei, es hilft nicht. Den Schmerz fr eine Weile zu betuben, heit nur, dass er noch schlimmer ist, wenn du ihn schlielich doch sprst. Du hast mehr Tapferkeit bewiesen, als ich je von dir htte erwarten knnen. Ich bitte dich, deinen Mut noch einmal zu beweisen. Ich bitte dich, uns zu schildern, was geschehen ist. Der Phnix gab einen leisen, tremolierenden Ton von sich. Der Ton schwebte durch die Luft, und Harry hatte das Gefhl, ein Tropfen heier Flssigkeit wre ihm die Kehle hinunter in den Magen geflossen und wrmte und krftigte ihn. Er holte tief Luft und begann zu erzhlen. Beim Sprechen stiegen Bilder all dessen, was an diesem Abend geschehen war, vor seinen Augen auf; er sah die funkelnde Oberflche des Elixiers, das Voldemort wieder belebt hatte; er sah die Todesser zwischen den Grbern im Umkreis apparieren; und er sah Cedrics Leiche auf der Erde neben dem Pokal liegen. Das eine oder andere Mal machte Sirius, dessen Hand immer noch auf Harrys Schulter ruhte, ein Gerusch, als wolle er etwas sagen, doch Dumbledore hob die Hand und lie ihn verstummen, und Harry war froh darber, denn nun, da er einmal angefangen hatte, war es einfacher, ohne Unterbrechung weiterzuerzhlen. Er fhlte sich sogar erleichtert; fast war es, als wrde etwas Giftiges aus ihm herausgesogen; es kostete ihn alle Willensstrke weiterzureden, doch er sprte, am Ende wrde er sich besser fhlen. Als Harry jedoch berichtete, wie Wurmschwanz ihm den Arm mit einem Dolch aufgeritzt hatte, stie Sirius einen entsetzten Schrei aus, und Dumbledore sprang so schnellauf, dass Harry zusammenzuckte. Er kam um den Schreibtisch herum und bat Harry, den Arm auszustrecken. Harry zeigte den beiden die Stelle, an der sein Umhang aufgeschlitzt war, und den Schnitt in der Haut darunter. Er sagte, mein Blut wrde ihn strker machen als das Blut irgendeines anderen, berichtete Harry. Er sagte, der Schutz, den - den meine Mutter mir hinterlassen hat - er wrde ihn nun auch besitzen. Und er hatte Recht - er konnte mich anfassen, ohne sich zu verletzen, er hat mein Gesicht berhrt. Einen flchtigen Moment lang glaubte Harry, etwas wie Triumph in Dumbledores Augen aufglimmen zu sehen. Doch im nchsten Augenblick war er sich gewiss, dass er sich das nur eingebildet hatte, denn als Dumbledore zu seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch zurckgekehrt war, wirkte er erneut ungewohnt alt und mde. Nun denn, sagte er und setzte sich. Voldemort hat dieses eigentmliche Hindernis berwunden. Fahr bitte fort, Harry. Harry erzhlte weiter; er schilderte, wie Voldemort dem Kessel entstiegen war, und alles, was er von Voldemorts Rede an die Todesser noch im Kopf hatte. Dann berichtete er, dass Wurmschwanz ihm die Fesseln gelst und den Zauberstab zurckgegeben und Voldemort ihn zum Duell aufgefordert hatte. Doch als es dann daranging zu erzhlen, wie der goldene Lichtstrahl die beiden Zauberstbe verbunden hatte, schnrte es ihm die Kehle zu. Er versuchte weiterzureden, doch die Erinnerungen an das, was aus Voldemorts Zauberstab gedrungen war, berfluteten sein Denken. Ganz deutlich sah er vor sich, wie Cedric erschien, der alte Mann, Bertha Jorkins ... seine Mutter ... sein Vater ... Er war froh, dass Sirius die Stille durchbrach. Die Zauberstbe verbanden sich miteinander?, sagte erund lie den Blick von Harry zu Dumbledore wandern. Warum? Harry sah zu Dumbledore auf, dessen Gesichtszge starr geworden waren. Priori Incantatem, murmelte er. Seine Augen blickten unverwandt in die Harrys, und fast war es, als verbnden sie sich pltzlich durch einen unsichtbaren Strahl des Verstehens. Der Fluchumkehr-Effekt?, fragte Sirius scharf. Genau, sagte Dumbledore. Harrys und Voldemorts Zauberstbe sind im Kern gleich. Jeder enthlt eine Feder vom Schweif desselben Phnix. Von diesem Phnix, um es klar zu sagen, fgte er hinzu und deutete auf den rotgoldenen Vogel, der friedlich in Harrys Scho kauerte. Die Feder meines Zauberstabs stammt von Fawkes?, fragte Harry verblfft. Ja, sagte Dumbledore. Sobald du vor vier Jahren den Laden verlassen hattest, schrieb mir Mr Ollivander, du httest den zweiten Zauberstab gekauft. Und was geschieht, wenn ein Zauberstab auf seinen Bruder trifft?, fragte Sirius. Gegeneinander wirken sie nicht wie sonst, sagte Dumbledore. Wenn die Besitzer jedoch ihre Zauberstbe zwingen, gegeneinander zu kmpfen ... dann kommt es zu einer sehr seltenen Erscheinung. Einer der Zauberstbe zwingt den anderen, die Flche, die er ausgebt hat, noch einmal gleichsam auszuspeien -. und zwar in umgekehrter Reihenfolge. Den letzten Fluch zuerst ... und dann die anderen, die ihm vorausgingen ... Er sah Harry fragend an und Harry nickte. Das heit, fuhr Dumbledore langsam und mit unverwandtem Blick auf Harry fort, Cedric muss in irgendeiner Gestalt wieder erschienen sein. Harry nickte erneut. Diggory ist also ins Leben zurckgekehrt?, sagte Sirius scharf. Kein Zauber kann die Toten wieder erwecken, sagte Dumbledore mit belegter Stimme. Alles, was geschehen konnte, war eine Art Echo des Vergangenen. Ein Schatten des lebenden Cedric muss aus dem Zauberstab ausgetreten sein ... stimmt das, Harry? Er hat zu mir gesprochen, sagte Harry. Pltzlich zitterte er wieder. Der ... der Geist von Cedric oder was es war, hat gesprochen. Ein Echo, sagte Dumbledore, das Cedrics Erscheinung und Wesen in sich barg. Ich vermute, es sind noch mehr derartige Gestalten erschienen ... frhere Opfer von Voldemorts Zauberstab ... Ein alter Mann, sagte Harry, und immer noch war ihm die Kehle wie zugeschnrt. Bertha Jorkins. Und ... Deine Eltern?, sagte Dumbledore leise. Ja, sagte Harry. Sirius' Finger klammerten sich in diesem Moment so fest in Harrys Schulter, dass es wehtat. Die letzten Morde des Zauberstabs, sagte Dumbledore kopfnickend. In umgekehrter Reihenfolge. Natrlich wren noch mehr erschienen, wenn du die Verbindung gehalten httest. Nun gut, Harry, diese Echos, diese Schatten ... was taten sie? Harry erzhlte, dass die Gestalten aus dem Zauberstab am Rand des goldenen Netzes entlang Wache gegangen waren, dass Voldemort offensichtlich Angst vor ihnen gehabt hatte, dass der Schatten seines Vaters ihm gesagt hatte, was er tun solle, und Cedric seine letzte Bitte ausgesprochen hatte. An diesem Punkt angelangt, konnte Harry nicht mehr weitersprechen. Er wandte sich zu Sirius um, der das Gesichtin den Hnden verborgen hatte. Dann bemerkte Harry pltzlich, dass Fawkes nicht mehr auf seinem Scho sa. Der Phnix war zu Boden geflattert. Er schmiegte seinen schnen Kopf an Harrys verletztes Bein, und dicke, perlene Trnen fielen aus seinen Augen auf die Wunde vom Kampf mit der Spinne. Der Schmerz lie nach. Die Haut heilte zu. Sein Bein war wieder gesund. Ich muss es noch einmal wiederholen, sagte Dumbledore, whrend der Phnix in die Luft stieg und sich wieder auf der Stange neben der Tr niederlie. Du hast heute Abend mehr Tapferkeit bewiesen, als ich je von dir htte erwarten knnen, Harry. Du hast die gleiche Tapferkeit bewiesen wie jene, die im Kampf gegen Voldemort auf dem Hhepunkt seiner Macht gestorben sind. Du hast die Last eines erwachsenen Zauberers geschultert und bewiesen, dass du sie tragen kannst - und nun hast du uns auch alles gegeben, was wir zu Recht von dir erwarten konnten. Wir gehen jetzt zusammen in den Krankenflgel. Ich mchte nicht, dass du heute Nacht in den Schlafsaal gehst. Ein Schlaftrunk, ein wenig Ruhe ... Sirius, wrdest du gerne bei ihm bleiben? Sirius nickte und stand auf. Er verwandelte sich in den groen schwarzen Hund zurck, verlie mit Harry und Dumbledore das Bro und begleitete sie eine Treppenflucht hinunter in den Krankenflgel. Als Dumbledore die Tr aufstie, sah Harry, dass sich Mrs Weasley, Bill, Ron und Hermine um die zermrbt wirkende Madam Pomfrey geschart hatten. Offenbar bestrmten sie sie mit Fragen, wo Harry stecke und was ihm passiert sei. Sie alle wirbelten herum, als Harry, Dumbledore und der schwarze Hund eintraten, und Mrs Weasley stie einen erstickten Schrei aus. Harry! O Harry! Sie wollte schon auf ihn loshasten, doch Dumbledore trat zwischen die beiden. Molly, sagte er und hob die Hand, bitte hren Sie mir einen Augenblick zu. Harry hat heute Abend Schreckliches durchlitten. Und er musste es eben fr mich noch einmal in allen Einzelheiten schildern. Was er jetzt braucht, ist Schlaf, Ruhe und Frieden. Wenn er mchte, dass ihr alle bei ihm bleibt, fgte er mit Blick auf Ron, Hermine und Bill hinzu, dann tut es. Aber ich will, dass ihr ihm erst Fragen stellt, wenn er bereit ist zu reden, und gewiss nicht mehr heute Abend. Mrs Weasley nickte. Sie war schneewei. Sie wandte sich Ron, Hermine und Bill zu und zischte, als wrden sie einen Hllenlrm machen: Habt ihr nicht gehrt? Er braucht Ruhe! Direktor, sagte Madam Pomfrey mit starrem Blick auf den groen schwarzen Hund, darf ich fragen, was -? Dieser Hund wird eine Weile bei Harry bleiben, sagte Dumbledore knapp. Ich versichere Ihnen, er ist sehr gut erzogen. Harry - ich warte so lange, bis du im Bett bist. Harry empfand Dumbledore gegenber ein unaussprechliches Gefhl der Dankbarkeit, weil er die anderen gebeten hatte, ihm keine Fragen zu stellen. Gewiss, er wollte sie um sich haben, doch die Vorstellung, alles noch einmal erklren, alles noch einmal durchleben zu mssen, war einfach unertrglich. Ich komme noch einmal zurck, Harry, sobald ich mit Fudge gesprochen habe, sagte Dumbledore. Morgen werde ich ein Wort an alle Schler von Hogwarts richten, und bis dahin mchte ich, dass du hier bleibst. Er ging hinaus. Madam Pomfrey fhrte Harry zu einem in der Nhe stehenden Bett, und dabei erhaschte er einen Blick auf den wahren Moody, der reglos in einem Bett am anderen Ende des Saals lag. Sein Holzbein und sein magisches Auge lagen auf dem Nachttisch. Wie geht es ihm?, fragte Harry. Er wird schon wieder zu Krften kommen, sagte Madam Pomfrey, reichte Harry einen Pyjama und zog einen Wandschirm um sein Bett. Er entkleidete sich, zog den Pyjama an und legte sich hin. Ron, Hermine, Bill, Mrs Weasley und der schwarze Hund kamen um den Wandschirm herum und setzten sich auf Sthle zu beiden Seiten seines Bettes. Ron und Hermine sahen ihn fast argwhnisch an, als htten sie Angst vor ihm. Mir geht's schon besser, sagte er. Bin nur mde. Mrs Weasley strich vllig berflssigerweise die Bettdecke glatt und ihre Augen fllten sich mit Trnen. Madam Pomfrey, die hinber in ihr Bro gewackelt war, kam mit einer Schale und einer kleinen Flasche mit einem purpurnen Trank zurck. Das musst du ganz austrinken, Harry, sagte sie. Es ist ein Trank fr einen traumlosen Schlaf. Harry ergriff die Schale und nahm ein paar Schlucke. Sofort wurde ihm schlfrig zumute. Alles um ihn her versank in Nebel; die Lampen im Krankensaal schienen ihm durch den Wandschirm um sein Bett freundlich zuzublinken; ihm war, als wrde er immer tiefer in die Wrme des Federbettes sinken. Bevor er das Elixier ganz ausgetrunken hatte, bevor er noch ein Wort sagen konnte, hatte ihn die Erschpfung in den Schlaf gleiten lassen. Harry wachte auf, und ihm war so behaglich, er war so schlaftrunken, dass er die Augen nicht ffnete und lieber in den Schlaf zurcksinken wollte. Der Saal war immer noch schwach beleuchtet; er war sich sicher, dass es noch Nacht war, und hatte den Eindruck, nicht lange geschlafen zu haben. Dann hrte er Geflster um sich her. Die wecken ihn noch auf, wenn sie nicht endlich still sind! Was gibt es denn da zu schreien? Es kann doch nicht schon wieder was passiert sein! Schlaftrunken ffnete Harry die Augen. Jemand hatte ihm die Brille abgenommen. Er konnte die verschwommenen Gestalten von Mrs Weasley und Bill neben sich erkennen. Mrs Weasley hatte sich erhoben. Das ist die Stimme von Fudge, wisperte sie. Und das ist Minerva McGonagall, nicht wahr? Aber worber streiten die sich? Jetzt konnte auch Harry es hren: aufgebrachte Stimmen und das Gerusch von Schritten, die sich dem Krankensaal nherten. Bedauerlich zwar, gleichwohl, Minerva -, sagte Cornelius Fudge laut. Sie htten es niemals ins Schloss bringen drfen!, rief Professor McGonagall. Wenn Dumbledore das erfhrt - Harry hrte, wie die Tr zum Krankensaal aufschlug. Bill hatte den Wandschirm beiseite geschoben, und alle, die um Harrys Bett saen, starrten jetzt zur Tr. Harry setzte sich unbemerkt auf und nahm seine Brille vom Nachttisch. Fudge kam zgig durch den Saal geschritten. Die Professoren McGonagall und Snape folgten ihm auf den Fersen. Wo ist Dumbledore?, fragte Fudge Mrs Weasley. Er ist nicht hier, antwortete Mrs Weasley erzrnt. Dies ist ein Krankensaal, Minister, denken Sie nicht, es wre besser - Doch jetzt ging die Tr auf und Dumbledore kam hereingerauscht. Was ist passiert?, fragte er in scharfem Ton und blickte abwechselnd Fudge und Professor McGonagall an. Warum stren Sie die Ruhe? Minerva, ich bin berrascht, Siehier zu sehen - ich hatte Sie gebeten, Barty Crouch zu bewachen - Es ist nicht mehr ntig, ihn zu bewachen, Dumbledore!, entgegnete sie schrill. Dafr hat der Minister gesorgt! Harry hatte Professor McGonagall noch nie so auer sich gesehen. Flammend rote Flecken traten auf ihre Wangen, sie ballte die Hnde zu Fusten und bebte vor Zorn. Als wir Mr Fudge mitteilten, wir htten den Todesser gefangen, der fr die Geschehnisse dieser Nacht verantwortlich war, sagte Snape in gedmpftem Ton, da glaubte er offenbar, seine eigene Sicherheit sei gefhrdet. Er bestand darauf, einen Dementor zu rufen, der ihn zum Schloss begleitete. Er brachte ihn mit in das Bro, in dem Barty Crouch - Ich hatte ihm laut und deutlich gesagt, dass Sie nicht damit einverstanden seien, Dumbledore!, brauste Professor McGonagall auf. Ich hatte ihm gesagt, Sie wrden es niemals erlauben, dass Dementoren das Schloss betreten, aber - Meine Verehrteste!, drhnte Fudge, der ebenfalls zorniger wirkte, als Harry ihn je erlebt hatte. Als Zaubereiminister steht mir allein die Entscheidung zu, ob ich jemanden zu meinem Schutz mitbringe, wenn ich einen mglicherweise gefhrlichen - Doch Professor McGonagalls Stimme lie die von Fudge untergehen. Kaum hatte dieses - dieses Etwas das Bro betreten, schrie sie und deutete am ganzen Leib bebend auf Fudge, da strzte es sich auf Crouch und - und - Harry sprte, wie ihm die Eingeweide gefroren, whrend Professor McGonagall nach Worten rang, um zu beschreiben, was geschehen war. Seinetwegen brauchte sie ihren Satz jedenfalls nicht zu beenden. Ihm war klar, was der Dementor getan haben musste. Er hatte Barty Crouch einen tdlichen Kuss gegeben. Er hatte ihm die Seele durch den Mundausgesogen. Crouch erging es jetzt schlimmer, als wenn er gestorben wre. Nach allem, was wir wissen, ist er sicher kein groer Verlust!, polterte Fudge. Offenbar war er fr mehrere Morde verantwortlich! Aber jetzt kann er nicht mehr aussagen, Cornelius, sagte Dumbledore. Er sah Fudge scharf an, als knne er ihn zum ersten Mal klar erkennen. Er kann uns jetzt nicht mehr sagen, warum er diese Menschen gettet hat. Warum er sie gettet hat? Da braucht man doch nicht lange zu rtseln!, polterte Fudge. Er war ein durchgeknallter Irrer! Laut Minerva und Severus glaubte er offenbar, er htte das alles auf Anweisung von Du-weit-schon-wem getan! Lord Voldemort hat ihm tatschlich Anweisungen erteilt, Cornelius, sagte Dumbledore. All diese Morde geschahen im Zuge eines Plans, Voldemort seine alten Krfte zurckzugeben. Dieses Vorhaben ist gelungen. Voldemort hat seinen Krper wieder. Fudge sah aus, als htte ihm soeben jemand einen Faustschlag verpasst. Benommen und mit glasigem Blick stierte er Dumbledore an, als knne er einfach nicht glauben, was er gerade gehrt hatte. Du-wei-schon-wer ... ist zurck?, stammelte er schlielich und starrte Dumbledore unverwandt an. Lcherlich. Nun hren Sie, Dumbledore ... Wie Minerva und Severus Ihnen zweifellos gesagt haben, entgegnete Dumbledore, hat Crouch vor uns ein Gestndnis abgelegt. Unter dem Einfluss von Veritaserum schilderte er uns, wie er aus Askaban herausgeschmuggelt wurde und wie Voldemort - der ber Bertha Jorkins von Crouchs Fortleben erfahren hatte - kam, um ihn aus den Hnden seines Vaters zu befreien, und ihn dann einsetzte, um Harry in dieFnge zu bekommen. Und dieser Plan ist gelungen, muss ich Ihnen sagen. Crouch hat Voldemort geholfen zurckzukehren. Hren Sie, Dumbledore, sagte Fudge, und zu Harrys Erstaunen regte sich ein mildes Lcheln auf seinem Gesicht, Sie - Sie knnen das doch nicht im Ernst glauben. Du-weit-schon-wer - ist zurck? Kommen Sie, kommen Sie ... gewiss, Crouch selbst hat womglich geglaubt, er wrde auf Befehl des Unnennbaren handeln - aber das Wort eines solchen Verrckten auch fr bare Mnze zu nehmen, Dumbledore ... Als Harry vor einigen Stunden den Trimagischen Pokal berhrte, hat er ihn direkt zu Voldemort transportiert, fuhr Dumbledore unbeeindruckt fort. Er hat die Wiedergeburt Lord Voldemorts mit eigenen Augen gesehen. Ich erklre Ihnen alles, wenn Sie in mein Bro hochkommen. Dumbledore wandte sich Harry zu und sah, dass er wach war, doch dann schttelte er den Kopf und sagte: Ich frchte, ich kann es Ihnen nicht gestatten, Harry heute Nacht noch zu befragen. Fudges eigenartiges Lcheln blieb auf seinem Gesicht haften. Auch er warf einen Blick zu Harry hinber, dann wandte er sich wieder an Dumbledore: Sie sind - hm - bereit, Harrys Wort in dieser Sache zu glauben, nicht wahr, Dumbledore? Fr kurze Zeit trat Stille ein, doch dann meldete sich Sirius. Zhnefletschend und mit gestrubten Rckenhaaren begann er Fudge anzuknurren. Natrlich glaube ich Harry, sagte Dumbledore. In seinen Augen loderte es. Ich habe Crouchs Gestndnis gehrt und Harrys Schilderung dessen, was geschah, nachdem er den Trimagischen Pokal berhrt hatte; die beiden Geschich-ten passen zusammen und erklren alles, was seit Bertha Jorkins' Verschwinden letzten Sommer passiert ist. Das merkwrdige Lcheln auf Fudges Gesicht wollte nicht verschwinden. Erneut versetzte er Harry einen Blick, bevor er antwortete: Sie sind bereit zu glauben, dass Lord Voldemort zurckgekehrt ist, aufgrund der Aussage eines irren Mrders und eines Jungen, der ... nun ... Wieder blickte Fudge zu Harry hinber und pltzlich begriff Harry. Sie haben Rita Kimmkorn gelesen, Mr Fudge, sagte er leise. Ron, Hermine, Mrs Weasley und Bill zuckten zusammen. Keiner von ihnen hatte bemerkt, dass Harry wach war. Fudge errtete leicht, doch ein sturer, widerwilliger Zug trat nun auf sein Gesicht. Und wenn schon, sagte er mit Blick auf Dumbledore. Was, wenn ich herausgefunden habe, dass Sie gewisse Tatsachen ber den Jungen unter der Decke halten? Ein Parselmund, ja? Und stndig irgendwelche merkwrdigen Anflle - Ich nehme an, Sie meinen die Narbenschmerzen Harrys?, entgegnete Dumbledore khl. Sie geben also zu, dass er Schmerzen hat?, sagte Fudge rasch. Kopfschmerzen? Alptrume? Womglich auch - Halluzinationen? Hren Sie, Cornelius, sagte. Dumbledore und tat einen Schritt auf Fudge zu; wieder schien er jene unbestimmbare Aura der Macht auszustrahlen, die Harry gesprt hatte, nachdem Dumbledore den jungen Crouch in den Schockschlaf versetzt hatte. Harry ist so gesund wie Sie und ich. Diese Narbe auf seiner Stirn hat ihm nicht den Verstand verwirrt. Ich vermute, sie schmerzt, wenn Lord Voldemort in der Nhe ist oder sich besonders mordlustig fhlt. Fudge war einen halben Schritt vor Dumbledore zurck-gewichen, doch er wirkte nicht minder stur. Sie werden mir verzeihen, Dumbledore, auch ich habe schon von Fllen gehrt, bei denen eine Fluchnarbe als Alarmglocke gewirkt hat ... Hren Sie doch, ich habe gesehen, dass Voldemort zurckkam!, rief Harry. Wieder versuchte er aus dem Bett zu steigen, doch Mrs Weasley hielt ihn mit sanfter Gewalt zurck. Ich habe die Todesser gesehen! Ich kann Ihnen die Namen nennen! Lucius Malfoy - Snape machte eine jhe Bewegung, doch als Harry ihn ansah, huschten Snapes Augen zurck zu Fudge. Malfoy wurde entlastet!, sagte Fudge sichtlich entrstet. Eine hoch angesehene Familie - Spenden fr wohlttige Zwecke - Mcnair!, fuhr Harry fort. Ebenfalls entlastet! Arbeitet jetzt fr das Ministerium! Avery - Nott - Crabbe - Goyle - Du wiederholst nur die Namen jener, die vor vierzehn Jahren von der Anklage, Todesser zu sein, freigesprochen wurden!, sagte Fudge zornig. Du httest diese Namen in alten Berichten ber die Prozesse finden knnen! Um Himmels willen, Dumbledore - Ende letzten Jahres hat der Junge auch stndig irgendeine wahnwitzige Geschichte zum Besten gegeben - seine Fabeln werden allmhlich immer dreister, und Sie schlucken sie immer noch - der Junge kann mit Schlangen sprechen, Dumbledore, und Sie halten ihn dennoch fr glaubwrdig? Sie Dummkopf!, schrie Professor McGonagall. Cedric Diggory! Mr Crouch! Diese Morde sind nicht die zuflligen Taten eines Verrckten! Ich sehe keinen Beweis fr das Gegenteil!, rief Fudge nicht weniger zornig und mit scharlachrot angelaufenem Gesicht. Mir scheint, als wren Sie alle entschlossen, einePanik auszulsen, die all das ins Wanken bringen soll, was wir in den letzten vierzehn Jahren aufgebaut haben! Harry konnte nicht glauben, was er da hrte. Er hatte Fudge immer fr einen liebenswrdigen Kerl gehalten, ein wenig aufbrausend, ein bisschen wichtigtuerisch, doch im Grunde gutmtig. Doch nun stand ein kleiner zorniger Zauberer vor ihm, der sich schlichtweg weigerte, dem drohenden Zusammenbruch seiner gemtlichen und wohl geordneten Welt ins Auge zu sehen - der nicht glauben wollte, dass Voldemort wieder zu Krften gekommen war. Voldemort ist zurck, wiederholte Dumbledore. Wenn Sie diese Tatsache unverzglich zur Kenntnis nhmen, Fudge, und die notwendigen Schritte einleiteten, knnten wir die Lage immer noch meistern. Der erste und wichtigste Schritt ist, Askaban der Kontrolle der Dementoren zu entziehen - Lcherlich!, rief Fudge erneut. Die Dementoren abziehen! Man wrde mich aus dem Amt werfen, wenn ich so etwas vorschlagen wrde! Viele von uns knnen nachts doch nur deshalb ruhig schlafen, weil sie wissen, dass die Dementoren in Askaban Wache halten! Wir anderen schlafen nicht so ruhig, Cornelius, entgeg-nete Dumbledore, denn wir wissen, dass Sie die gefhrlichsten Anhnger Lord Voldemorts unter die Obhut von Kreaturen gestellt haben, die sich ihm anschlieen werden, sobald er sie dazu auffordert! Die Dementoren werden Ihnen nicht treu bleiben, Fudge! Voldemort kann diesen Kreaturen mehr Bewegungsfreiheit fr ihre Krfte und Gelste bieten als Sie! Sobald er die Dementoren fr sich gewonnen und seine alten Anhnger um sich geschart hat, werden Sie die grte Mhe haben, ihn auf seinem Eroberungsfeldzug zurck zu eben-jener Macht aufzuhalten, die er zuletzt vor vierzehn Jahren innegehabt hat! Fudge ffnete und schloss den Mund, als gbe es keine Worte, die seinem Zorn Ausdruck verleihen knnten. Der zweite Schritt, den Sie tun mssten - und zwar sofort, drngte Dumbledore weiter, bestnde darin, Gesandte zu den Riesen zu schicken. Gesandte zu den Riesen?, kreischte Fudge, der nun offenbar seine Sprache wiedergefunden hatte. Was soll dieser Irrsinn? Bieten Sie ihnen die Hand der Freundschaft an, und zwar jetzt, bevor es zu spt ist, sagte Dumbledore, oder Voldemort wird ihnen wie damals einreden, er sei der einzige Zauberer, der ihnen ihre Rechte und Freiheiten geben wrde! Sie - Sie knnen das doch nicht ernst meinen?, keuchte Fudge kopfschttelnd und wich ein paar Schritte weiter vor Dumbledore zurck. Wenn die magische Gemeinschaft davon Wind bekommt, dass ich auf die Riesen zugehe - die Leute hassen sie, Dumbledore - Ende meiner Karriere - Sie sind mit Blindheit geschlagen, sagte Dumbledore mit erhobener Stimme und glhenden Augen, und die Aura der Macht, die ihn umgab, war nun fast greifbar. Geblendet durch Ihren Ehrgeiz, Cornelius! Wie immer legen Sie zu viel Wert auf die so genannte Reinheit des Blutes! Sie sehen einfach nicht, dass es nicht darauf ankommt, als was jemand geboren ist, sondern darauf, was aus ihm wird! Ihr Dementor hat soeben den letzten Spross einer unserer ltesten reinbltigen Familien zerstrt - und sehen Sie doch, was er willentlich aus seinem Leben gemacht hat! Ich sage es Ihnen noch einmal - tun Sie, was ich Ihnen vorgeschlagen habe, und in Ihrem Ministerium und drauen in der Zaubererwelt wird man Sie als einen unserer khnsten und grten Zaubereiminister in Erinnerung behalten. Legen Sie die Hnde in den Scho - dann werden Sie in die Geschichte eingehenals der Mann, der beiseite trat und Voldemort eine zweite Mglichkeit bot, die Welt zu vernichten, die wir wieder aufzubauen versuchten! Verrckt, flsterte Fudge und wich zurck. Wahnsinnig ... Und dann trat Stille ein. Madam Pomfrey stand erstarrt, die Hnde auf den Mund gepresst, am Fuende von Harrys Bett. Mrs Weasley war immer noch ber Harry gebeugt und hatte die Hnde auf seine Schultern gelegt, um ihn zu be-schwichtigen. Bill, Ron und Hermine starrten Fudge an. Wenn Ihr Wille, die Augen zu verschlieen, Sie so weit bringt, Cornelius, sagte Dumbledore, dann trennen sich nun unsere Wege. Sie mssen tun, was Sie fr richtig halten. Und ich - ich werde tun, was ich fr richtig halte. In Dumbledores Stimme lag nicht die Spur einer Drohung; was er sagte, klang eher wie eine Feststellung, doch Fudge brauste auf, als wre Dumbledore mit dem Zauberstab auf ihn losgegangen. Jetzt reicht es aber, Dumbledore, sagte er und fuchtelte drohend mit dem Zeigefinger, ich habe Ihnen immer freie Hand gelassen. Ich hatte eine Menge Hochachtung vor Ihnen. Ich war vielleicht mit einigen Ihrer Entscheidungen nicht einverstanden, doch ich habe den Mund gehalten. So ohne weiteres htte kein anderer Ihnen erlaubt, Werwlfe einzustellen oder Hagrid zu behalten oder selbst zu entscheiden, was Sie Ihren Schlern beibringen, ohne Rcksprache mit dem Ministerium. Doch wenn Sie jetzt gegen mich arbeiten wollen - Der Einzige, gegen den ich zu arbeiten gedenke, ent-gegnete Dumbledore, ist Lord Voldemort. Wenn Sie gegen ihn sind, Cornelius, dann bleiben wir auf derselben Seite. Offenbar fiel Fudge darauf keine Antwort ein. Er wippteeine Weile auf seinen kleinen Fen und drehte den Bowler in den Hnden. Als er schlielich den Mund aufmachte, lag etwas Flehendes in seiner Stimme: Er kann nicht zurck sein, Dumbledore, das ist unmglich ... Snape trat vor, ging an Dumbledore vorbei und krempelte seinen rechten rmel hoch. Er streckte seinen Unterarm aus und zeigte ihn dem zurckschreckenden Fudge. Hier, sehen Sie, sagte Snape barsch. Hier. Das Dunkle Mal. Es ist nicht mehr so deutlich, wie es vor gut einer Stunde war, als es dunkelrot glhte, aber Sie knnen es noch immer sehen. Der dunkle Lord hatte jedem Todesser dieses Zeichen eingebrannt. Es diente uns als Erkennungszeichen und er benutzte es auch, um uns zu sich zu rufen. Wenn er das Mal irgendeines Todessers berhrte, mussten wir sofort an seiner Seite apparieren. Dieses Zeichen hier ist das ganze Jahr ber deutlicher geworden. Wie auch das von Karkaroff. Warum, glauben Sie, ist Karkaroff heute Nacht geflohen? Wir beide sprten das Mal brennen. Wir beide wussten, dass er zurckgekehrt war. Karkaroff frchtet die Rache des dunklen Lords. Er hat zu viele seiner Gefolgsleute verraten und wei, dass sie ihn nicht mit offenen Armen empfangen werden. Fudge wich jetzt auch vor Snape zurck. Er schttelte den Kopf. Offenbar hatte er kein Wort dessen, was Snape gesagt hatte, wirklich aufgenommen. Er starrte sichtlich angewidert das hssliche Mal auf Snapes Arm an, dann sah er zu Dumbledore hoch und flsterte: Ich wei nicht, worauf Sie und Ihre Lehrer es angelegt haben, Dumbledore, aber ich habe genug gehrt. Meinen Worten habe ich nichts mehr hinzuzufgen. Morgen werde ich Verbindung mit Ihnen aufnehmen, Dumbledore, und mit Ihnen ber die knftige Fhrung dieser Schule sprechen. Ich muss zurck ins Ministerium. Er war schon fast an der Tr, als er innehielt. Er wandtesich um, kam wieder durch den Saal geschritten und blieb vor Harrys Bett stehen. Dein Gewinn, sagte er knapp, zog einen groen Goldbeutel aus der Tasche und lie ihn auf Harrys Nachttisch fallen. Eintausend Galleonen. Eine feierliche Preisverleihung war vorgesehen, aber unter diesen Umstnden ... Er drckte sich den Bowler auf den Kopf, marschierte hinaus und schlug die Tr hinter sich zu. Sobald er verschwunden war, wandte sich Dumbledore der Gruppe um Harrys Bett zu. Es gibt einiges zu tun, sagte er. Molly ... ich glaube wohl zu Recht, dass ich auf Sie und Arthur zhlen kann? Natrlich knnen Sie das, sagte Mrs Weasley. Sie war kreidebleich, wirkte jedoch entschlossen. Er wei, was Fudge fr einer ist. Weil Arthur so viel fr die Muggel brig hat, legen sie ihm im Ministerium seit Jahren schon Steine in den Weg. Fudge meint, es fehle ihm an Zaubererstolz. Dann muss ich Arthur eine Botschaft schicken, sagte Dumbledore. Alle, die wir von der Wahrheit berzeugen knnen, mssen sofort benachrichtigt werden, und Arthur hat den richtigen Posten, um mit den Leuten im Ministerium Verbindung aufzunehmen, die nicht so kurzsichtig sind wie Cornelius. Ich gehe zu Dad, sagte Bill und stand auf. Und zwar sofort. Bestens, sagte Dumbledore. Sagen Sie ihm, was geschehen ist. Sagen Sie, ich werde bald direkt mit ihm Kontakt aufnehmen. Wir mssen allerdings verschwiegen sein. Wenn Fudge denkt, ich wrde mich im Ministerium einmischen - berlassen Sie das mir, sagte Bill. Er gab Harry einen Klaps auf die Schulter, ksste seine Mutter auf die Wange, zog den Umhang ber und ging mit raschen Schritten hinaus. Minerva, sagte Dumbledore und wandte sich an Professor McGonagall, ich mchte, dass Hagrid so schnell wie mglich in meinem Bro erscheint. Und auch - sofern sie einverstanden ist - Madame Maxime. Professor McGonagall nickte und ging ohne ein Wort zu verlieren hinaus. Poppy, sagte er zu Madam Pomfrey, seien Sie so nett und gehen Sie hinunter in Professor Moodys Bro, wo Sie, wie ich vermute, eine recht aufgelste Hauselfe namens Winky finden. Tun Sie fr die Elfe, was in Ihren Krften steht, und geleiten Sie sie dann zurck in die Kche. Ich denke, Dobby wird uns den Gefallen tun und sich um sie kmmern. Ja - natrlich, sagte Madam Pomfrey verdutzt, und auch sie ging hinaus. Dumbledore vergewisserte sich, dass die Tr geschlossen war und Madam Pomfreys Schritte sich entfernt hatten, dann erst hob er erneut die Stimme. Und nun, sagte er, ist es an der Zeit, dass zwei der hier Anwesenden erfahren, wer der jeweils andere ist. Sirius ... bitte nimm deine gewhnliche Gestalt an. Der groe schwarze Hund sah zu Dumbledore auf, dann verwandelte er sich in Sekundenschnelle in einen ausgewachsenen Mann. Mrs Weasley schrie auf und sprang vom Bett zurck. Sirius Black!, kreischte sie und deutete mit dem Finger auf ihn. Mum, beruhige dich!, rief Ron. Es ist alles in Ordnung! Snape hatte nicht geschrien und war auch nicht zurckgewichen, aber auf seinem Gesicht war eine Mischung aus Zorn und Entsetzen zu sehen. Der!, raunzte er und starrte Sirius an, dem nicht weniger Abscheu im Gesicht geschrieben stand. Was tut der hier! Er ist meiner Einladung gefolgt, sagte Dumbledore und sah die beiden abwechselnd an, wie auch Sie, Severus. Ich vertraue euch beiden. Es ist an der Zeit, dass ihr die alten Streitigkeiten begrabt und euch gegenseitig vertraut. Harry fand, dass Dumbledore fast ein Wunder verlangte. Sirius und Snape beugten sich mit allergrtem Abscheu. Frs Erste, sagte Dumbledore mit einer Spur Ungeduld in der Stimme, gebe ich mich auch mit dem Verzicht auf offene Feindseligkeiten zufrieden. Ihr werdet euch jetzt die Hnde reichen. Ihr seid jetzt auf derselben Seite. Die Zeit ist knapp, und wenn die wenigen von uns, die die Wahrheit kennen, nicht zusammenhalten, gibt es fr keinen von uns Hoffnung. Ganz langsam - doch immer noch mit bsen Blicken, als ob jeder dem anderen das Schlimmste an den Hals wnschte - bewegten Sirius und Snape die Hnde aufeinander zu und berwanden sich zu einem Hndedruck. Wie von der Tarantel gestochen lieen sie gleich wieder los. Das wird frs Erste gengen, sagte Dumbledore und trat erneut zwischen sie. Nun habe ich Auftrge fr euch beide. Fudges Haltung, wiewohl nicht unerwartet, ndert alles. Sirius, ich muss dich bitten, sofort abzureisen. Du musst Remus Lupin, Arabella Figg und Mundungus Fletcher alarmieren - die alten Kmpfer. Tauch eine Weile bei Lupin unter, ich werde dort Verbindung mit dir aufnehmen. Aber -, sagte Harry. Er wollte nicht, dass Sirius ging. Er mochte sich nicht schon wieder so schnell von ihm trennen. Wir werden uns sehr bald wieder sehen, sagte Sirius zu Harry gewandt. Das versprech ich dir. Aber ich muss tun, was in meinen Krften steht, das verstehst du doch? Jaah, sagte Harry. Jaah ... natrlich. Sirius nahm kurz seine Hand, nickte Dumbledore zu, verwandelte sich wieder in den schwarzen Hund und ranntedurch den Saal zur Tr, deren Klinke er mit der Pfote hinunterdrckte. Dann war er verschwunden. Severus, sagte Dumbledore an Snape gewandt, Sie wissen, was ich von Ihnen verlangen muss. Wenn Sie willens sind ... wenn Sie bereit sind ... Das bin ich, sagte Snape. Er sah ein wenig bleicher aus als sonst und seine kalten schwarzen Augen glitzerten eigenartig. Viel Glck, sagte Dumbledore. Mit einem Anflug von Besorgnis auf dem Gesicht sah er Snape nach, der ohne ein weiteres Wort Sirius hinaus zur Tr folgte. Es vergingen einige Minuten, bis Dumbledore wieder sprach. Ich muss nach unten, sagte er endlich. Ich muss mit den Diggorys reden. Harry - nimm den Rest deines Schlaftranks. Wir treffen uns alle spter. Dumbledore verschwand und Harry lie sich in die Kissen zurcksinken. Hermine, Ron und Mrs Weasley sahen ihn an. Lange Zeit sprach niemand ein Wort. Du musst den Rest deines Tranks nehmen, Harry, sagte Mrs Weasley schlielich. Als sie nach der Flasche und der Trinkschale langte, stie sie mit der Hand an den Goldbeutel auf dem Nachttisch. Du brauchst jetzt einen schnen langen Schlaf. Versuch mal eine Zeit lang an etwas anderes zu denken ... denk daran, was du dir mit deinem Gewinn kaufen kannst! Ich will dieses Gold nicht, sagte Harry mit ausdrucksloser Stimme. Nehmen Sie es. Oder irgendwer. Ich htte es nicht gewinnen drfen. Es stand eigentlich Cedric zu. Das, wogegen er immer wieder angekmpft hatte, seit er aus dem Irrgarten aufgetaucht war, drohte ihn nun zu berwltigen. An seinen inneren Augenwinkeln sprte er ein Stechen und Brennen. Blinzelnd starrte er zur Decke hoch. Es war nicht deine Schuld, Harry, flsterte Mrs Weasley sanft. Ich wollte, dass wir den Pokal zusammen gewinnen, sagte Harry. Nun war das Brennen auch in seiner Kehle. Er wnschte sich, Ron wrde wegsehen. Mrs Weasley stellte den Trank zurck auf den Nachttisch, beugte sich ber Harry und nahm ihn in die Arme. Er konnte sich nicht erinnern, jemals so umarmt worden zu sein, umarmt wie von einer Mutter. Nun, da ihn Mrs Weasley so fest hielt, schien all das, was er gesehen hatte, mit Macht auf ihn einzudringen. Das Gesicht seiner Mutter, die Stimme seines Vaters, der Anblick Cedrics, tot auf der Erde liegend, all das begann nun in seinem Kopf zu wirbeln, bis er es kaum noch ertragen konnte und sein Gesicht verzerrte wider den Verzweiflungsschrei, der sich aus ihm herauskmpfte. Es tat einen lauten Schlag und Mrs Weasley richtete sich erschrocken auf. Hermine stand am Fenster. Sie hielt etwas in der geschlossenen Hand. Verzeihung, flsterte sie. Dein Trank, Harry, sagte Mrs Weasley rasch und wischte sich mit dem Handrcken ber die Augen. Harry nahm ihn in einem Zug. Die Wirkung trat augenblicklich ein. Schwere, mchtige Wellen traumlosen Schlafes brachen sich ber ihm, er fiel zurck in die Kissen und dachte an nichts mehr. ~Der Anfang Im Rckblick stellte Harry fest, dass er sich auch einen Monat spter kaum an die Tage erinnern konnte, die auf diese Nacht folgten. Vielleicht hatte er nach allem, was er durchgemacht hatte, einfach nichts mehr aufnehmen knnen. Und die wenigen Erinnerungen, die er hatte, waren sehr bittere. Das Schlimmste war wohl das Treffen mit den Diggorys am nchsten Morgen gewesen. Sie gaben ihm keine Schuld fr das, was geschehen war; im Gegenteil, beide dankten ihm, dass er ihren toten Sohn zurckgebracht hatte. Mr Diggory schluchzte whrend des Gesprchs immer wieder auf, whrend Mrs Diggory ihrer Trauer offenbar nicht einmal mehr mit Trnen Ausdruck verleihen konnte. Dann hat er nicht lange gelitten, sagte sie, nachdem Harry geschildert hatte, wie Cedric gestorben war. Und berleg mal, Amos, er starb in dem Moment, als er das Turnier gewonnen hatte. Er muss glcklich gewesen sein. Als die beiden sich schon erhoben hatten, wandte sich Mrs Diggory noch einmal Harry zu. Pass jetzt gut auf dich auf, sagte sie. Harry nahm den Beutel mit Gold vom Nachttisch. Nehmen Sie das, murmelte er. Cedric htte es verdient, er war vor mir da, nehmen Sie es - Doch Mrs Diggory wich hastig zurck. O nein, es ist deins, mein Junge, wir knnten es nicht ... behalt du es. Am Abend noch kehrte Harry in den Gryffindor-Turmzurck. Hermine und Ron hatten ihm erzhlt, dass Dumbledore beim Frhstck ein paar Worte an alle Schler gerichtet hatte. Er hatte sie nur um eines gebeten, nmlich Harry in Ruhe zu lassen und ihn nicht mit Fragen darber zu lchern, was im Irrgarten geschehen war. Auf den Korridoren, so fiel ihm auf, gingen ihm die meisten seiner Mitschler aus dem Weg und mieden seinen Blick. Manche flsterten hinter vorgehaltener Hand miteinander, wenn er vorbeiging. Sicher schenkten viele von ihnen Rita Kimmkorns Behauptungen Glauben, er sei gestrt und womglich auch gefhrlich. Vielleicht stoppelten sie sich auch ihre eigenen Vermutungen ber den Tod Cedrics zusammen. Harry scherte sich wenig darum. Ohnehin war er am liebsten mit Ron und Hermine zusammen, und dann redeten sie ber andere Dinge, oder die beiden lieen ihn schweigend dabeisitzen, whrend sie Schach spielten. Er hatte das Gefhl, sie alle drei waren zu einem stillschweigenden Einverstndnis gelangt; sie warteten jeder fr sich auf einen Hinweis, ein Wort darber, was auerhalb von Hogwarts vor sich ging - und es war sinnlos, lange hin und her zu berlegen, was in nchster Zeit geschehen wrde, solange sie nichts Genaues erfuhren. Nur einmal streiften sie das Thema, als Ron Harry von einem Treffen Mrs Weasleys mit Dumbledore vor ihrer Heimreise erzhlte. Sie wollte ihn fragen, ob du diesen Sommer gleich zu uns kommen knntest, erklrte Ron. Aber Dumbledore mchte, dass du zu den Dursleys zurckgehst, wenigstens fr die erste Zeit. Warum?, fragte Harry. Sie meinte, Dumbledore htte seine Grnde, sagte Ron und schttelte mit dsterer Miene den Kopf. Bleibt uns wohl nichts anderes brig, als ihm zu vertrauen. Der Einzige auer Ron und Hermine, mit dem Harry, sich berhaupt in der Lage fhlte zu sprechen, war Hagrid. Da eskeinen Lehrer fr Verteidigung gegen die dunklen Knste mehr gab, hatten sie in diesen Stunden frei. Am Donnerstagnachmittag nutzten sie die Gelegenheit und gingen hinunter, um ihn in seiner Htte zu besuchen. Es war ein heller, sonniger Tag; Fang kam aus der offenen Tr gejagt und nahm sie bellend und wie verrckt mit dem Schwanz wedelnd in Empfang. Wer da?, rief Hagrid und kam zur Tr. Harry! Mit groen Schritten kam er ihnen entgegen, drckte Harry mit einem Arm an sich, zerzauste sich mit der anderen Hand das Haar noch mehr und sagte: Lsst dich endlich wieder blicken, Kumpel. Schn dich zu sehn. Sie betraten die Htte. Auf dem Holztisch vor dem Kamin standen ein paar eimergroe Tassen und Teller. Hab mit Olympe 'n Tsschen Tee getrunken, sagte Hagrid. Ist eben gegangen. Mit wem?, fragte Ron verwundert. Madame Maxime natrlich!, sagte Hagrid. Habt euch wohl wieder vershnt, ihr beiden?, sagte Ron. Keine Ahnung, was du meinst, sagte Hagrid lssig und holte frische Tassen aus dem Geschirrschrank. Als er Tee gekocht und ihnen einen Teller teigiger Kekse angeboten hatte, lehnte er sich in seinem Stuhl zurck und nahm Harry mit seinen kferschwarzen Augen scharf unter die Lupe. Alles in Ordnung mit dir?, fragte er ruppig. Jaah, sagte Harry. Nein, ist es nicht, sagte Hagrid. Natrlich nicht. Aber wird schon. Harry schwieg. Wusste, dass er eines Tages zurckkommt, sagte Hagrid, und alle drei sahen erschrocken zu ihm auf. Wusste es seit Jahren, Harry. Wusste, dass er irgendwo da drauen war und gewartet hat, bis seine Zeit kam. Musste passieren. Und jetztist es passiert, und wir mssen damit klarkommen. Wir werden kmpfen. Vielleicht knnen wir ihn stoppen, bevor er richtig Fu fasst. Das jedenfalls hat Dumbledore vor. Groartiger Mann, Dumbledore. Solange wir ihn haben, mach ich mir nicht allzu viel Sorgen. Hagrid sah die unglubigen Mienen der drei und hob seine buschigen Augenbrauen. Hat kein Zweck, dazuhocken und sich Sorgen zu machen, sagte er. Was kommen muss, wird kommen, und wenn es da ist, nehmen wir den Kampf auf. Dumbledore hat mir gesagt, was du getan hast, Harry. Hagrid schwoll die Brust, whrend er Harry ansah. Du hast so viel getan, wie dein Vater getan htte, und das ist das grte Lob, das ich fr dich hab. Harry lchelte. Es war das erste Mal seit Tagen, dass er lchelte. Worum hat dich Dumbledore gebeten, Hagrid?, fragte er. Er hat Professor McGonagall geschickt, um dich und Madame Maxime zu sich zu holen ... noch in der Nacht. Hatte 'nen kleinen Auftrag fr mich bern Sommer, sagte Hagrid. Ist aber geheim. Darf nich drber reden, nich mal mit euch Rasselbande. Olympe - fr euch Madame Maxime - kommt vielleicht mit. Denk eigentlich schon. Glaub, ich hab sie berredet. Hat es mit Voldemort zu tun? Hagrid zuckte beim Klang dieses Namens zusammen. Knnt sein, wich er aus. Aber ... wie war's, wenn wir zusammen den letzten Krter besuchen? War nur 'n Witz - nur 'n Witz!, setzte er beim Anblick ihrer Gesichter hastig hinzu. Am Abend vor der Rckreise in den Ligusterweg packte Harry oben im Schlafsaal schweren Herzens seinen Koffer. Ihm graute vor dem Abschiedsessen, das sonst immer einrichtiges Fest war, bei dem der Sieger des Hauswettbewerbs ausgerufen wurde. Seit er aus dem Krankenflgel entlassen war, hatte er, um den neugierigen Blicken seiner Mitschler zu entgehen, einen Bogen um die Groe Halle gemacht, wenn sie voll besetzt war, und lieber dann gegessen, wenn kaum noch jemand da war. Als sie die Halle betraten, fiel den dreien als Erstes auf, dass sie nicht wie sonst festlich geschmckt war. Normalerweise prangte die Halle beim Abschiedsessen in den Farben des siegreichen Hauses. Heute Abend jedoch hingen schwarze Tcher an der Wand hinter dem Lehrertisch. Harry wusste, dass dies zu Ehren Cedrics geschehen war. Der wirkliche Mad-Eye Moody sa am Lehrertisch, mitsamt Holzbein und magischem Auge. uerst schreckhaft zuckte er jedes Mal zusammen, wenn ihn jemand ansprach. Harry konnte es ihm nicht verdenken; Moodys Angst vor Angriffen war nach der zehnmonatigen Gefangenschaft in seinem eigenen Koffer natrlich noch gewachsen. Professor Karkaroffs Stuhl war leer. Als Harry sich zu den anderen Gryffindors setzte, fragte er sich, wo Karkaroff jetzt wohl steckte; hatte ihn Voldemort vielleicht schon aufgesprt? Madame Maxime war noch da. Sie sa neben Hagrid und unterhielt sich leise mit ihm. Ein paar Pltze weiter, neben Professor McGonagall, sa Snape. Ihre Blicke trafen sich kurz. Snapes Miene war schwer zu entziffern. Er wirkte so verbittert und abweisend wie eh und je. Harry beobachtete ihn noch lange, nachdem Snape wieder weggeschaut hatte. Was genau hatte Snape auf Dumbledores Anweisung hin in der Nacht getan, als Voldemort zurckkam? Und warum ... warum ... war Dumbledore so berzeugt, dass Snape auf seiner Seite war? Er war ihr Spion gewesen, Dumbledore hatte es im Denkarium gesagt. Snape hatte sich als Spion gegen Voldemort gewandt, unter grter Gefahr fr sein eigenesLeben. Hatte er erneut einen solchen Auftrag bernommen? Hatte er vielleicht schon Verbindung mit den Todessern aufgenommen? Hatte er so getan, als wre er nie wirklich zu Dumbledore bergelaufen und htte wie Voldemort selbst nur den richtigen Augenblick abgewartet? Am Lehrertisch erhob sich Professor Dumbledore und beendete Harrys Grbeleien. In der Groen Halle, wo es ohnehin schon viel leiser war als sonst beim Abschiedsessen, wurde es sehr still. Wieder einmal, sagte Dumbledore und sah in die Gesichter rundum, wieder einmal geht ein Jahr zu Ende. Er hielt inne und sein Blick fiel auf den Tisch der Hufflepuffs. Bevor er aufgestanden war, hatte dort die gedrckteste Stimmung geherrscht, und dort sah man auch die blassesten und traurigsten Gesichter in der Halle. Es gibt viel, was ich euch heute Abend sagen mchte, fuhr Dumbledore fort, doch will ich zuerst daran erinnern, dass wir einen groartigen Menschen verloren haben, der hier unter uns sitzen und das Essen mit uns genieen sollte. Er wies zu den Hufflepuffs hinber. Ich mchte euch bitten, aufzustehen und die Glser zu Ehren Cedric Diggorys zu erheben. Sie taten es, ohne Ausnahme; Stuhlbeine kratzten ber den Boden, dann hatten sich alle erhoben, und eine Stimme, laut und tief wie fernes Donnerrollen, erklang in der Halle: Cedric Diggory. Durch eine Lcke in der Menge erhaschte Harry einen Blick auf Cho. Stumme Trnen rannen ihr bers Gesicht. Sie setzten sich wieder und Harry senkte den Blick. Cedric war ein Mensch, der viele der Tugenden, welche das Haus Hufflepuff auszeichnen, in sich vereinte, fuhr Dumbledore fort. Er war ein guter und treuer Freund, ein fleiiger Schler, ein Mensch, der das Fairplay schtzte. SeinTod hat euch alle berhrt, ob ihr ihn gut kanntet oder nicht. Deshalb glaube ich, dass ihr das Recht habt, genau zu erfahren, wie es dazu kam. Harry hob den Kopf und starrte Dumbledore an. Cedric Diggory wurde von Lord Voldemort ermordet. Ein panisches Flstern erhob sich in der Groen Halle. Viele starrten Dumbledore unglubig, ja entsetzt an. Er schien jedoch vollkommen ruhig und wartete geduldig, bis sich das Gemurmel wieder gelegt hatte. Das Zaubereiministerium wnscht nicht, erklrte Dumbledore, dass ich euch dies sage. Vielleicht werden manche eurer Eltern entsetzt darber sein - entweder weil sie nicht glauben wollen, dass Lord Voldemort zurckgekehrt ist, oder weil sie meinen, ich sollte es euch nicht sagen, weil ihr noch zu jung seid. Es ist jedoch meine berzeugung, dass die Wahrheit immer der Lge vorzuziehen ist und dass jeder Versuch, so zu tun, als wre Cedric durch einen Unfall gestorben oder durch einen eigenen Fehler, eine Beleidigung seines Andenkens ist. Bestrzt und verngstigt war nun jedes Gesicht in der Halle Dumbledore zugewandt ... fast jedes. Drben am Slytherin-Tisch sah Harry Draco Malfoy mit Crabbe und Goyle flstern. Ein heier, Brechreiz erregender Wutschwall stieg ihm die Kehle hoch. Er zwang sich, den Blick erneut auf Dumbledore zu richten. Und noch jemand muss im Zusammenhang mit Cedrics Tod erwhnt werden, sagte Dumbledore. Ich spreche natrlich von Harry Potter. Eine Welle durchlief die Halle, es waren die Kpfe, die sich zu Harry umdrehten, um sich dann rasch wieder Dumbledore zuzuwenden. Harry Potter ist es gelungen, Lord Voldemort zu entkommen, sagte Dumbledore. Er hat sein Leben aufs Spielgesetzt, um den toten Cedric nach Hogwarts zurckzubringen. Er hat Tapferkeit in jeder Hinsicht bewiesen, wie sie bislang nur wenige Zauberer im Angesicht von Lord Voldemort gezeigt haben, und dafr ehre ich ihn. Dumbledore wandte sich mit ernstem Gesicht Harry zu und hob erneut seinen Trinkkelch. Fast alle taten es ihm nach. Sie murmelten seinen Namen, wie zuvor den Cedrics, und tranken auf sein Wohl. Durch eine Lcke in der Menge sah Harry jedoch, dass Malfoy, Crabbe, Goyle und viele andere Slytherins trotzig sitzen geblieben waren und ihre Kelche nicht angerhrt hatten. Dumbledore, der schlielich kein magisches Auge hatte, konnte sie nicht sehen. Sie nahmen ihre Pltze wieder ein und Dumbledore fuhr fort: Ziel des Trimagischen Turniers war es, das gegenseitige Verstndnis unter den Magiern verschiedener Lnder zu frdern. Im Lichte dessen, was geschehen ist - der Rckkehr Lord Voldemorts -, sind partnerschaftliche Bande wichtiger denn je. Dumbledore sah zu Madame Maxime und Hagrid hinber, zu Fleur Delacour und ihren Mitschlern aus Beaux-batons, und zu Viktor Krum und den Durmstrangs am Tisch der Slytherins. Krum, so stellte Harry fest, wirkte argwhnisch, fast verngstigt, als frchtete er, Dumbledore wrde gleich etwas sehr Harsches sagen. Jeder Gast in der Halle, sagte Dumbledore, und sein Blick verweilte auf den Durmstrang-Schlern, sollte er oder sie uns wieder einmal besuchen wollen, ist hier jederzeit willkommen. Ich sage es euch noch einmal - angesichts der Rckkehr Lord Voldemorts sind wir so stark, wie wir einig, und so schwach, wie wir gespalten sind. Lord Voldemort besitzt ein groes Talent, Zwietracht und Feindseligkeit zu verbreiten. Dem knnen wir nur entgegentreten, wenn wir ein nicht minder starkes Band derFreundschaft und des Vertrauens knpfen. Unterschiede in Lebensweise und Sprache werden uns nicht im Geringsten stren, wenn unsere Ziele die gleichen sind und wir den anderen mit offenen Herzen begegnen. Es ist meine berzeugung - und noch nie habe ich so sehr gehofft, mich zu irren -, dass auf uns alle dunkle und schwere Zeiten zukommen. Manche von euch hier haben bereits sprbar unter der Hand Lord Voldemorts gelitten. Viele eurer Familien wurden entzweigerissen. Vor einer Woche wurde ein Schler aus unserer Mitte genommen. Denkt an Cedric. Erinnert euch an ihn, wenn einmal die Zeit kommt, da ihr euch entscheiden msst zwischen dem, was richtig ist, und dem, was bequem ist. Denkt daran, was einem Jungen, der gut und freundlich und mutig war, geschah, nur weil er Lord Voldemort in die Quere kam. Erinnert euch an Cedric Diggory. Harrys Koffer war gepackt, obenauf thronte Hedwig in ihrem Kfig. Zusammen mit den anderen Viertklsslern warteten Harry, Ron und Hermine in der berfllten Eingangshalle auf die Kutschen, die sie zum Bahnhof Hogsmeade bringen sollten. Wieder war es ein herrlicher Sommertag. Wenn er am Abend ankam, berlegte Harry, wrde es hei sein im Ligusterweg, die Grten ppig grn, die Blumenbeete ein Rausch von Farben. Doch der Gedanke machte ihm berhaupt keine Freude. 'Arry! Er wandte sich um. Fleur Delacour kam die Steintreppe zum Schloss hochgerannt. Hinter ihr, in weiter Entfernung, konnte er erkennen, wie Hagrid Madame Maxime behilflich war, zwei ihrer Riesenpferde anzuschirren. Die Beaux-batons-Kutsche wrde bald in die Lfte steigen. Wir se'en uns wieder, 'offe isch, sagte Fleur, als sie vor ihm stand und ihm die Hand darbot. Isch 'offe, isch bekomme einen Job 'ier, damit isch mein Englisch aufbessern kann. Es ist doch schon sehr gut, sagte Ron mit merkwrdig erstickter Stimme. Fleur schenkte ihm ein Lcheln; Hermine blickte finster drein. Auf Wiedersehen, 'Arry, sagte Fleur und wandte sich zum Gehen. Es war mir ein Vergngen, disch kennen zu lernen! Harrys Laune konnte einfach nicht anders, als sich ein wenig zu bessern; er sah Fleur nach, wie sie mit wehendem Haar ins Sonnenlicht tauchte und zu Madame Maxime hinbereilte. Wie kommen eigentlich die Durmstrangs zurck?, fragte Ron. Glaubst du, die knnen dieses Schiff ohne Karkaroff steuern? Karkaroff hat nicht gesteuert, sagte eine ruppige Stimme. Er lag die ganze Zeit in seine Kabine und hat uns die Arbeit mache lasse. Krum war gekommen, um sich von Hermine zu verabschieden. Kann ich kurz mit dir sprecke?, fragte er. Oh ... ja ... natrlich, sagte Hermine, offensichtlich ein wenig geschmeichelt, und verschwand mit Krum in der Menge. Beeil dich aber!, rief ihr Ron nach. Die Kutschen sind bestimmt gleich da! Allerdings lie er Harry nach den Kutschen Ausschau halten und reckte minutenlang den Kopf ber die Menge, um zu sehen, was Krum und Hermine wohl miteinander trieben. Sie kehrten jedoch bald zurck. Ron starrte Hermine an, doch ihre Miene blieb unbewegt. Ich mochte Diggory, sagte Krum unvermittelt zu Harry. Er war immer hflich zu mir. Immer. Obwohl ich aus Durmstrang kam - mit Karkaroff, fgte er mit finsterem Blick hinzu. Habt ihr schon einen neuen Schulleiter?, fragte Harry. Krum zuckte die Achseln. Wie schon Fleur bot er ihnen die Hand an und verabschiedete sich erst von Harry, dann von Ron. Ron sah ganz danach aus, als wrde er unter Qualen mit sich selbst ringen. Schon hatte sich Krum ein paar Schritte entfernt, als es aus ihm herausplatzte: Kann ich ein Autogramm von dir haben? Hermine wandte sich ab und sah mit einem Lcheln zu, wie die pferdelosen Kutschen die Zufahrt heraufrollten, whrend Krum, berrascht zwar, doch nicht ohne Genugtuung, fr Ron seinen Namen auf einen Fetzen Pergament schrieb. Das Wetter auf ihrer Rckreise nach King's Cross war um Welten besser als bei ihrer Fahrt nach Hogwarts im vorigen September. Keine einzige Wolke war am Himmel zu sehen. Harry, Ron und Hermine hatten es geschafft, ein Abteil fr sich zu ergattern. Pigwidgeon war wieder einmal unter Rons Festumhang verborgen, damit er nicht endlos schu-huhte; Hedwig hatte den Kopf unter einen Flgel gesteckt und war am Dsen, und Krummbein hatte sich auf einem freien Sitz eingekringelt und sah wie ein groes, rtlich gelbes Pelzkissen aus. Whrend der Zug sie schnell nach Sden trug, unterhielten sich die drei so ausgiebig und freimtig wie seit einer Woche nicht mehr. Harry hatte das Gefhl, Dumbledores Worte beim Abschiedsessen htten etwas in ihm gelst. Es war keine solche Qual mehr, darber zu reden, was geschehen war. Sie berlegten hin und her,was Dumbledore wohl gerade unternahm, um Voldemorts Marsch aufzuhalten, und verstummten erst, als der Imbisswagen kam. Als Hermine mit ihrem Essen ins Abteil zurckkehrte und ihren Geldbeutel wieder in die Schultasche steckte, zog sie eine Ausgabe des Tagespropheten heraus, die sie mitgenommen hatte. Harry warf einen Blick darauf, nicht sicher, ob er wirklich wissen wollte, was sie wohl geschrieben hatten, doch Hermine folgte seinem Blick und sagte leise: Da steht nichts drin. Du kannst selber nachsehen, aber sie bringen berhaupt nichts. Ich hab jeden Tag geschaut. Nur eine kleine Meldung am Tag nach der dritten Runde, dass du das Turnier gewonnen httest. Cedric haben sie nicht einmal erwhnt. Nichts von der ganzen Geschichte. Wenn du mich fragst, zwingt Fudge sie dazu, Stillschweigen zu bewahren. Der wird doch Rita nie zum Schweigen bringen, sagte Harry. Nicht, wenn es um eine solche Geschichte geht. Oh, Rita hat seit der dritten Runde nichts mehr geschrieben, sagte Hermine in merkwrdig verhaltenem Ton. Es ist nmlich so, fgte sie mit leisem Zittern in der Stimme hinzu, dass Rita Kimmkorn eine ganze Weile lang gar nichts mehr schreiben wird. Auer sie will, dass ich ber sie auspacke. Wovon redest du berhaupt?, sagte Ron. Ich hab rausgefunden, wie sie unsere privaten Gesprche belauscht hat, obwohl sie eigentlich nicht aufs Schlossgelnde durfte, kam es hastig aus Hermines Mund. Harry hatte den Eindruck, dass Hermine ihnen das schon tagelang unbedingt hatte erzhlen wollen, es sich aber wegen all der anderen Geschehnisse verkniffen hatte. Und wie hat sie es angestellt?, fragte Harry rasch. Wie hast du es rausgefunden?, setzte Ron hinzu und starrte sie an. Na ja, eigentlich warst du es, der mich auf die Idee gebracht hat, Harry, sagte sie. Tatschlich?, entgegnete Harry verdutzt. Wie denn? Wanzen, sagte Hermine ausgelassen. Aber du hast doch gesagt, sie funktionieren nicht - O nein, keine elektronischen Wanzen, sagte Hermine. Nein, wisst ihr ... Rita Kimmkorn - in Hermines Stimme zitterte verhaltener Triumph - ist ein nicht gemeldeter Animagus. Sie kann sich -, Hermine zog ein kleines versiegeltes Einmachglas aus ihrer Tasche, - in einen Kfer verwandeln. Du machst Witze, sagte Ron. Du hast doch nicht ... sie ist nicht etwa ... O doch, genau das ist sie, juchzte Hermine und fuchtelte mit dem Glas vor ihren Augen herum. Drin waren ein paar Zweige und Bltter und ein groer, fetter Kfer. Das ist doch nie und nimmer - du willst uns auf den Arm nehmen -, flsterte Ron und hob das Glas an die Augen. Nein, will ich nicht, strahlte Hermine. Ich hab sie auf der Fensterbank im Krankensaal gefangen. Schaut euch den Kfer genau an, dann seht ihr, die Muster auf ihrem Fhler sind genau die gleichen wie auf dieser bescheuerten Brille, die sie immer trgt. Harry nahm den Kfer unter die Lupe und stellte fest, dass sie vollkommen Recht hatte. Und jetzt fiel ihm auch etwas ein. An dem Abend, als wir hrten, wie Hagrid Madame Maxime von seiner Mutter erzhlte - da war ein Kfer auf dieser Statue! Genau, sagte Hermine. Und Viktor hat einen Kfer aus meinen Haaren gezogen, nachdem wir am See miteinander gesprochen hatten. Und wenn ich mich nicht gewaltig irre, hockte Rita Kimmkorn genau an dem Tag bei Wahr-sagen auf dem Fenstersims, als deine Narbe geschmerzt hat. Das ganze Jahr ber ist sie auf der Suche nach irgendwelchen Geschichten herumgeschwirrt. Als wir Malfoy unter diesem Baum gesehen haben ..., sagte Ron langsam. Er hat mit ihr gesprochen, sie war auf seiner Hand, sagte Hermine. Natrlich hat er es gewusst. So hat sie all diese netten kleinen Interviews mit den Slytherins bekommen. Denen war egal, dass sie etwas Ungesetzliches tat, solange sie ihr diese frchterlichen Geschichten ber uns und Hagrid verbraten konnten. Hermine nahm das Glas aus Rons Hand und sah lchelnd zu, wie der Kfer zornig gegen das Glas brummte. Ich hab ihr gesagt, ich lass sie raus, wenn wir in London sind, sagte sie. Das Glas hab ich unzerbrechlich gehext, deshalb kann sie sich nicht verwandeln. Und ich hab ihr gesagt, sie solle ihre flotte Feder ein Jahr lang stecken lassen. Mal sehen, ob sie von dieser Gewohnheit runterkommt, schreckliche Lgen ber die Leute zu verbreiten. Erhaben lchelnd steckte Hermine das Glas zurck in ihre Schultasche. Die Abteiltr glitt auf. Oberschlau, Granger, sagte Draco Malfoy. Crabbe und Goyle standen hinter ihm. Alle drei sahen selbstzufriedener, arroganter und bedrohlicher aus, als Harry sie je erlebt hatte. Schn, sagte Malfoy langsam, tat einen Schritt ins Abteil und sah sie mit hmisch gekruselten Lippen an. Ihr habt eine erbrmliche Reporterin gefangen, und Potter ist wieder mal Dumbledores Liebling. Ganz toll. Sein Grinsen verbreiterte sich. Crabbe und Goyle standen da und schielten. Wollt euch ein wenig ablenken, oder?, sagte Malfoyleise und sah alle drei abwechselnd an. Versucht so zu tun, als ob es nicht passiert wre? Raus hier, sagte Harry. Er war nicht mehr in Malfoys Nhe gewesen, seit er beobachtet hatte, wie er whrend Dumbledores Rede mit Crabbe und Goyle getuschelt hatte. Ihm war, als klingelte ihm etwas in den Ohren. Unter dem Umhang packte er seinen Zauberstab. Du hast dich fr die Verlierer entschieden, Potter! Ich hab dich gewarnt! Ich hab dir gesagt, du solltest besser darauf achten, mit wem du dich abgibst. Erinnerst du dich? Als wir uns im Zug trafen, auf der ersten Fahrt nach Hogwarts? Ich hab dir gesagt, du sollst dich nicht mit so einem Pack abgeben! Sein Kopf zuckte in Richtung Ron und Hermine. Zu spt, Potter! Die sind die Ersten, die verschwinden, jetzt, wo der dunkle Lord zurck ist! Schlammblter und Muggelfreunde zuerst! Und - zweitens - Diggory war der ver- Es war, als wrde eine Kiste Feuerwerkskracher im Abteil explodieren. Geblendet von gleienden Flchen aus allen Richtungen, betubt von einer Serie lauter Schlge, sah Harry blinzelnd zu Boden. Malfoy, Crabbe und Goyle lagen bewusstlos da, halb auf dem Gang, halb im Abteil. Harry, Ron und Hermine waren aufgesprungen, und alle drei hatten sie verschiedene Flche losgelassen. Und sie waren nicht die Einzigen. Dachten, wir schauen mal nach, was diese drei so vorhaben, sagte Fred lssig und stieg ber Goyle hinweg ins Abteil. Er hatte den Zauberstab gezckt, wie auch George, der mit groer Umsicht auf Malfoy trat, als er Fred folgte. Interessante Wirkung, sagte George und sah auf Crabbe hinunter. Wer hat den Furunkulus-Fluch genommen? Ich, sagte Harry. Seltsam, schmunzelte George. Ich hab Wabbelbein ge-nommen. Sieht aus, als sollte man die beiden nicht mischen. Dem sprieenja kleine Tentakel aus dem Gesicht. Und hrt mal, wir wollen sie nicht hier drilllassen, die passen doch nicht zum Ambiente. Ron, Harry und George kickten, schoben und wlzten Malfoy, Crabbe und Goyle - der Fluchwirrwarr hatte ihrem Teint gar nicht gut getan - hinaus auf den Gang, kehrten zurck ins Abteil und schoben die Tr zu. Jemand Lust auf Snape explodiert?, fragte Fred und zog einen Packen Spielkarten aus der Tasche. Sie waren mitten im fnften Spiel, als Harry beschloss, die beiden zu fragen. Wie steht's, George, rckst du endlich mit der Sprache raus?, sagte er. Wen habt ihr erpresst? Ooh, murmelte George. Das. Vergiss es, sagte Fred und schttelte ungeduldig den Kopf. Es war nichts Wichtiges. Vielleicht spter mal. Wir haben's ohnehin aufgegeben, sagte George achselzuckend. Doch Harry, Ron und Hermine lieen nicht locker und endlich meinte Fred: Schon gut, schon gut, wenn ihr's unbedingt wissen wollt ... es war Ludo Bagman. Bagman?, sagte Harry berrascht. Willst du sagen, er hatte mit - Nh, sagte George mit umwlkter Miene. Damit hatte er nichts zu tun. Ist 'n Dummbeutel. Htte nicht den Grips dazu gehabt. Na und, um was ging's dann?, fragte Ron. Fred zgerte, dann sagte er: Ihr wisst doch noch, dass wir bei ihm eine Wette platziert ltten, bei der Quidditch-Weltmeisterschaft? Dass Irland gewinnen, aber Krum den Schnatz fangen wrde? Jaah, sagten Harry und Ron langsam. Na ja, der Schlaumeier hat uns mit dem Leprechan-Gold bezahlt, das diese irischen Maskottchen vor dem Spiel runterregnen lieen. Und? Und?, sagte Fred ungeduldig. Es hat sich natrlich aufgelst! Am nchsten Morgen war es weg! Aber - das muss doch ein Versehen gewesen sein?, warf Hermine ein. George lachte bitter. Ja, das haben wir zuerst auch geglaubt. Wir dachten, wenn wir ihm einfach schreiben, dass er einen Fehler gemacht hat, wrde er die Kohle rausrcken. Aber denkste. Hat unseren Brief einfach ignoriert. In Hogwarts dann haben wir andauernd versucht mit ihm zu reden, aber er hat immer irgendeine Ausrede gefunden, um uns zu entwischen. Schlielich ist er ziemlich fies geworden, sagte Fred. Meinte, wir seien zu jung zum Spielen, und er wrde uns berhaupt nichts geben. Also haben wir unser Geld eben zurckverlangt, sagte George mit finsterem Blick. Er hat doch nicht etwa abgelehnt!, keuchte Hermine. Volltreffer, sagte Fred. Aber das waren eure ganzen Ersparnisse!, rief Ron. Wem sagst du das, erwiderte George. Natrlich haben wir irgendwann rausgefunden, was eigentlich los war. Auch Lee Jordans Vater hatte einige Schwierigkeiten, sein Geld von Bagman zu kriegen. Wie sich rausgestellt hat, hat er groen rger mit den Kobolden. Hat sich Unmengen Gold von ihnen geliehen. Eine Bande von denen ist ihm nach der Weltmeisterschaft im Wald auf die Pelle gerckt und hat ihm alles Gold abgenommen, das er bei sich hatte, und es war immer noch nicht genug, um die Schulden zu beglei-chen. Dann sind sie ihm bis nach Hogwarts gefolgt, um ihn im Auge zu behalten. Er hat alles beim Glcksspiel verloren. Kann sich nicht mal mehr 'ne Tasse Tee leisten. Und wisst ihr, wie der Idiot die Kobolde bezahlen wollte? Wie?, sagte Harry. Er hat auf dich gewettet, Alter, sagte Fred. Hat 'nen groen Betrag darauf gesetzt, dass du das Turnier gewinnst. Und die Kobolde haben dagegengehalten. Darum also wollte er mir stndig gewinnen helfen!, sagte Harry. Aber - ich hab doch gewonnen. Also kann er euch das Gold zurckzahlen! Von wegen, sagte George kopfschttelnd. Die Kobolde spielen genauso 'n dreckiges Spiel wie er. Die sagen jetzt, du httest dir den ersten Platz mit Diggory geteilt, und Bagman hat ja gewettet, dass du allein gewinnst. Also musste Bagman abhauen. Und das hat er gleich nach der dritten Runde getan. George seufzte tief und begann die Karten neu auszuteilen. Die restliche Reise war ein wahres Vergngen; Harry wnschte sich sogar, sie wrde den ganzen Sommer dauern, ohne dass sie je in King's Cross ankmen ... doch wie er dieses Jahr auf die harte Tour hatte lernen mssen, verlangsamt sich der Lauf der Zeit nicht, wenn etwas Unangenehmes auf einen zukommt, und allzu schnell war es so weit und der Hogwarts-Express lief auf Gleis neundreiviertel ein. Wie blich machte sich beim Aussteigen ein lrmiges Durcheinander auf den Gngen breit. Ron und Hermine kmpften sich mit ihren schweren Koffern an Malfoy, Crabbe und Goyle vorbei. Harry jedoch blieb sitzen. Fred - George - einen Moment noch. Die Zwillinge kamen zurck. Harry ffnete den Koffer und holte seinen Trimagischen Gewinn hervor. Fr euch, sagte er und drckte George den Goldbeutel in die Hand. Wie bitte? Fred war vllig perplex. Fr euch, wiederholte Harry bestimmt. Ich will es nicht. Du bist verrckt geworden, sagte George und versuchte den Beutel Harry wieder aufzudrngen. Nein, bin ich nicht, sagte Harry. Nehmt das Gold und macht euch ans Erfinden. Es ist fr den Scherzladen. Er ist tatschlich verrckt geworden, sagte Fred mit beinahe furchtsamer Stimme. Hrt zu, sagte Harry entschlossen. Wenn ihr's nicht nehmt, werf ich's in den Gully. Ich will es nicht und ich brauch es nicht. Aber ich knnte ein paar Lacher vertragen. Wir alle knnten ein paar Lacher vertragen. Und ich hab da so 'ne Ahnung, dass wir sie bald mehr als sonst brauchen werden. Harry, sagte George matt und wog den Geldsack in den Hnden, dadrin mssen mindestens tausend Galleonen sein. Jaah, grinste Harry. berlegt mal, wie viel Kanarien-krem das gibt. Die Zwillinge starrten ihn an. Aber sagt eurer Mum nicht, woher ihr es habt ... obwohl, wenn man's bedenkt, sie ist jetzt sicher nicht mehr so scharf darauf, dass ihr im Ministerium anfangt ... Harry, setzte Fred an, doch Harry zckte seinen Zauberstab. Passt auf, sagte er kurz angebunden, nehmt es oder ich jag euch einen Fluch auf den Hals. Ich kenn inzwischen ein paar gute. Aber tut mir einen Gefallen, ja? Kauft Ron einen anderen Festumhang und sagt, er sei von euch. Er verlie das Abteil, bevor sie den Mund aufmachenkonnten, und stieg ber Malfoy, Crabbe und Goyle hinweg, die immer noch mit Fluchmalen berwuchert auf dem Gang lagen. Onkel Vernon wartete auf der anderen Seite der Absperrung. Mrs Weasley stand ganz in seiner Nhe. Sie kam Harry entgegen, umarmte ihn herzlich und flsterte ihm ins Ohr: Ich glaube, Dumbledore lsst dich spter im Sommer zu uns kommen. Lass was von dir hren, Harry. Bis dann, Harry, sagte Ron und gab ihm einen Klaps auf den Rcken. Ciao, Harry!, sagte Hermine und tat etwas, das sie noch nie getan hatte: Sie ksste ihn auf die Wange. Harry - danke, murmelte George, und Fred an seiner Seite nickte eifrig. Harry zwinkerte ihnen zu, wandte sich zu Onkel Vernon um und folgte ihm schweigend aus dem Bahnhof. Noch hat es keinen Sinn, sich Sorgen zu machen, dachte er, als er hinten in den Wagen der Dursleys stieg. Wie Hagrid gesagt hatte, was kommen musste, wrde kommen ... und wenn es da war, wrde er den Kampf aufnehmen mssen. ~Ende von Harry Potter und der Feuerkelch